Archiv des Autor: Franz-Karl

Josef Bürckel Gauleiter und Reichsstatthalter

 

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Am 30. März 1895 wurde Josef Bürckel in Lingenfeld als Sohn des Bäckermeisters Michael Bürckel und dessen Ehefrau Magdalena geboren. Er war das jüngste von vier Kindern. In Lingenfeld

besuchte er die Volksschule. Danach ging er auf die Realschule in Karlsruhe. Von 1909 bis 1914 war er in Speyer an der Lehrerbildungsanstalt. Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajevo der österreichische

Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau seine Frau Sophie Chotek ermordet. Das führte zur Julikrise und mündete in den 1. Weltkrieg, der am 28. Juli begann. In Deutschland befahl Kaiser Wilhelm am 1. August

die Mobilmachung. Am 3. August 1914 rief der Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Speyer seine Schüler auf, freiwillig in die Truppe einzutreten. Die Schule würde dem keine Hindernisse

in den Weg legen, sondern die Anstalt würde sich als Ehre anrechnen, wenn auch ihre Schüler nicht hinter den Gymnasien und Hochschulen zurückstünden. Josef Bürckel war im wehrfähigen Alter und meldete

sich bereits am Mobilmachungstag beim 17b Infanterieregiment freiwillig. Am 3. November 1914 rückte er als Rekrut beim Feldartillerieregiment 12b  ein. Eine erste Not-Abschlussprüfung konnte er wegen seines Heeresdienstes

nicht ablegen. Er legte sie gegen Ende des Jahres 1915 ab. Er bestand mit Erfolg. Wegen eines Herzleidens wurde er am 12. August 1915 in das Kriegslazarett in Péronne (Département Somme) eingeliefert.

Am 4. Dezember 1915 wurde er zum Unteroffizier befördert. Am 17. Mai 1916 wurde er für den Schuldienst zurückgestellt. Er begann seinen Praxisdienst als Schuldienstanwärter an der katholischen Volksschule in Lingenfeld.

Er wurde dann weiter nach Bellheim und dann nach Minfeld versetzt, wo er bis zum Ende des Schulanwärterdienst am 28. Juli 1919 blieb. Danach fand die Prüfung zur Lehreranstellung auf Lebenszeit statt.

Nach seiner Anstellung als Hilfslehrer unterrichtete er bis zum 31. Januar 1920 in Bobenheim – Roxheim. Dann wurde er nach Rodalben versetzt und dort am 1. April 1921 zum Lehrer auf Lebenszeit ernannt.

Er hatte schon am 11. Juni 1920 in Lingenfeld Hilde Spies geheiratet. Zum Zeitpunkt der Eheschließung war sie noch nicht 21.  Am 21. August 1921 kam Josef Artur zur Welt. Josef Artur war während des Krieges Mitglied der Leibstandarde Adolf Hiltler.

Er fiel am 01. August 1944.

Durch Bürckels Anstellung auf Lebenszeit war die materielle Basis für die Familie des Lehrers gesichert. Am 10. März 1925 bekam die Familie nochmals Nachwuchs. Der zweite Sohn Hermann Jakob wurde geboren.

Über Bürckels Familienleben ist sonst nichts bekannt.

Auch zu seinen außerschulischen Aktivitäten, Kontakte zu Kollegen usw. gibt es kaum Informationen. Aber er war Chorleiter im Gesangverein in Rodalben und das lässt darauf schließen, dass er doch einiges Ansehen in Rodalben genoss.

Vermutlich schon 1921 trat er in die NSDAP ein. Es lässt sich nicht nachweisen, ob er in Rodalben schon parteipolitisch tätig war. Er hatte sich aber einseitig positioniert in seiner antiseparatistischen Tätigkeit und war sowohl von deutschen als

auch französischen Behörden verfolgt.

Die separatistische Bewegung setzte in der Pfalz unmittelbar nach Kriegsende ein. Am 11. November 1918 war das  Waffenstillstandsabkommen von Compiègne abgeschlossen worden und ab dem 1. Dezember 1918 besetzte

die französische 8. Armee unter General Augustin Grégoire Arthur Gérard (1857-1926) die Pfalz. Bis zum Ende des Ruhrkampfs unter Reichskanzler Gustav Stresemann waren rund 60.000 Mann in der Pfalz stationiert.

In der Pfalz regten sich nun separatistische Bestrebungen. Sie gingen von bürgerlichen Kräften bis weit in die Zentrumspartei hinein aus. Man hatte Angst vor einer ungewissen Zukunft in einem womöglich bald sozialistischen

Deutschland. auch versprach man sich durch eine Anlehnung an die Sieger bei der Reparationsfrage glimpflicher davon zu kommen. 1919 war in München der bayrische und sozialistische Ministerpräsident ermordet worden.

Ab 1920 rückte Bayern nach rechts und entwickelte sich unter dem Ministerpräsidenten Gustav von Kahr zur nationalistischen “Ordnungszelle” Deutschlands. In München sammelten sich militante Rechtsradikale.

Der innenpolitische Kampf zwischen Bayern und dem Reich erfuhr in dieser Zeit eine scharfe Zuspitzung. Die Pfalz als Teil Bayerns wurde so in die Auseinandersetzung hineingezogen. Auch das ein Grund für die starke separatistische Bewegung.

Das Ende des Ruhrkampfes und die Einführung der Rentenmark und damit  das Stoppen der Inflation entzogen der separatistischen Bewegung schließlich den Boden. Es gab noch zwei gewalttätige Aktionen. Am 5. November 1923 hatte Franz-Josef Heinz in  Speyer die “Autonome Pfalz” ausgerufen und eine Regierung gebildet. Das war wenige Tage vor dem Hitlerputsch in München.Heinz und zwei seiner Mitarbeiter wurden am 9. Januar 1924 in Speyer erschossen. Die Kommandomitglieder stammten aus den rechtsradikalen Kampfbünden in München (Bund Wiking, Bund Oberland, SA). Das Attentat wurde mit Billigung und Geldern der bayrischen Staatsregierung ausgeführt.

Am 17. Oktober fand in Pirmasens der Sturm auf das bayrische Bezirksamt statt. Das Gebäude war in Brand gesteckt worden. 12 Separatisten, die sich in dem Gebäude befunden hatten, kamen ums Leben. Von den Angreifern starben 6 und es gab

zwölf Schwerverletzte. Bei diesem Sturm war Bürckel beteiligt. In Münchweiler und Rodalben war er so etwas wie der geistige Führer des Abwehrkampfes. Am 7. Januar 1924 musste er nach Heidelberg fliehen. Er ging dann weiter nach Niederbayern

Die Regierung von Niederbayern übertrug ihm am 24. März 1924 eine erledigte Hilfslehrerstellung. Mittlerweile war die Separatistenbewegung zusammen gebrochen und Bürckel kehrte am 9. Mai 1924 in die Pfalz zurück und nahm am nächsten Tag seinen Schuldienst in Rodalben wieder auf.

Im März und April war die selbständige Partei NSDAP der Pfalz wiedergegründet worden, nachdem die NSDAP im Juli 1923 von der interalliierten Rheinkommission (IARK) verboten worden war. Man hatte eine eigene Satzung und eigene Mitgliedskarten.

Diese Taktik der Distanzierung von München hatte Erfolg. Am 27. März 1925 erfolgte die Aufhebung des Parteienverbots für die pfälzische NSDAP durch die IARK. Am 13. März 1926 fand der erste Gautag des Jahres in Kaiserslautern statt. Unter der Leitung des Ortsgruppenleiters Richard Mann wurde Bürckel in “demokratischer Versammlung” zum Gauleiter gewählt. Er hatte sich durch ”bahnbrechende Vorarbeit die Anwartschaft” verdient. (zitiert nach Josef Bürckel: Gauleiter Reichsstatthalter Krisenmanager Adolf Hitlers , von Lothar Wettstein S. 68) Am 26. März informierte Bürckel die Reichsleitung von seiner Wahl. Allerdings war Bürckel nicht in den amtlichen Parteiunterlagen als Mitglied geführt. Deshalb forderte die Parteileitung umgehend zur Anmeldung auf. Bürckel meldete sich am 9. April 1926 an und erhielt die Mitgliedsnummer 33979. In einem von der Parteikanzlei verfassten Lebenslauf Bürckels heißt es “Der Aktivist Josef Bürckel entschied sich bereits im Jahre 1921 für den “Aktivisten” Adolf Hitler” (Wettstein S. 69)

Ein publikumswirksames Ereignis hatte Bürckel für den September 1926 geplant.  Es sollte der erste Gauparteitag mit Adolf Hitler als Hauptredner werden. Der bayrische Ministerpräsident Heinrich Held hatte dies aber wegen der zu erwartenden

Auseinandersetzungen verboten. Die Besorgnis war durchaus berechtigt. Bei einer Kundgebung mit Gregor Strasser am 7. September 1926 in Kaiserslautern verhinderte nur beherztes Einschreiten der Polizei ein Blutvergießen. Strasser war in dieser Zeit bis 1928

als Reichspropagandaleiter der NSDAP tätig. Die Auseinandersetzungen mit den politischen Gegner veranlassten Bürckel den Aufbau der pfälzischen SA-Formationen voranzutreiben. Er beauftragte Fritz Schwitzgebel damit, vor allem weil dieser absolut

loyal war. Er war 1926 in die NSDAP eingetreten und wie Bürckel auch Lehrer, allerdings an der Oberrealschule (in Zweibrücken).Das zahlte sich auch für ihn  aus, 1929 war er bereits SA-Standardenführer, das entspricht einem Oberst. Ab 1935 war er Führer der SA-Brigade 51 Saar-Pfalz und wurde schließlich bis zum General befördert. Bürckel hatte in seiner gesamten Laufzeit alle Parteigenossen, die irgendwie Einfluss ausüben konnten, bewusst nach seinen eigenen Kriterien ausgewählt und so sich in seinem

Umfeld eine “Hausmacht” geschaffen.

1926 hatte Bürckel auch “Der Eisenhammer” gegründet und war dessen Herausgeber. Hauptschriftleiter war zunächst Fritz Hess. Es war eine nationalsozialistische Kampfzeitung, die wohl den Stürmer von Julius Streicher zum Vorbild hatte und diesem Pamphlet in nichts nachstand. Populistische Hetze,  Verleumdungen und pauschale Diskriminierungen gehörten zum Instrumentarium des Blattes.Vom 5.5. 1926-30.11. 1932 war Heinrich Förster Schriftleiter. Sowohl Hess, als auch Bürckel und Förster hatten  mehrere Verurteilungen sowohl von deutschen als auch französischen Militärgerichten, meist wegen Verleumdung oder übler Nachrede, Hess auch wegen Angriffen gegen separatistisch eingestellte Beamte und jüdische Richter. Allerdings bereiteten die Prozesse vor allem die von Förster Bürckel allmählich Probleme. Führende Mitglieder aus der pfälzischen NSDAP hatten Förster vorgeworfen, dass sein allzu rüder Ton in den Artikeln immer wieder zu Prozessen führten, die sehr wohl zu vermeiden gewesen wären

und meist verloren gingen. Das verursachte immer höhere Kosten. Der Angriff richtete sich auch direkt gegen Bürckel, da dieser Förster gewähren lasse und nicht einschreite, obwohl dieser seiner Aufgabe als Redakteur nicht gewachsen sei. Damit sei

Bürckel letztlich für das finanzielle Desaster verantwortlich. Nun erklärte Förster um den Monatswechsel Februar/März herum, dass er mit sofortiger Wirkung aus seinem Amt als verantwortlicher Redakteur ausgeschieden sei. Bürckel ernannte Hess als

Stellvertreter in seinem Amt als Gauleiter und erklärte, er lege seinen Posten bis zur Klärung der Vorwürfe nieder. Das war aber kein Rücktritt sondern lediglich ein “Ruhenlassen”. Es blieb so ohne Wirkung. Bürckel fuhr unvermindert mit seiner populistischen

Parteiarbeit fort. In Pirmasens und Neustadt sollten am 20. April pompöse Feiern zu Hitlers Geburtstag stattfinden. Für den 30. April berief er den Gauparteitag nach Landau. Eingeladen waren Hans Dietrich, der für die Nationalsozialistische Freiheitspartei

den Wahlkreis 26 Franken vertrat. Die NSDAP war ja nach dem Hitlerputsch verboten worden war. Dietrich hatte 1928 auch am Eisenhammer mitgearbeitet. Dann Gottfried Feder, der sich ab 1927 zum Wortführer  der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik gemacht hatte. Der dritte geladene Reichstagsabgeordnete war Georg Strasser. Er hatte den revolutionären Sozialismus geprägt, den ja auch Bürckel vertrat. Strasser vertrat allerdings demokratische Grundsätze, die Bürckel radikal ablehnte.

Auch drei bayrische Landtagsabgeordnete waren eingeladen. Auch Hitler sollte an diesem Gauparteitag teilnehmen. Ob das aber nur ein geschickter Werbetrick war, lässt sich nicht feststellen. Denn die ganze Veranstaltung fand gar nicht statt. Der Stadtrat von Landau lehnte es nämlich ab, den Großen Festhallensaal zur Verfügung zu stellen. Das Reichsbanner, die 1924 gegründete “überparteiliche Schutzorganisation der Republik und der Demokratie im Kampf gegen Hakenkreuz und Sowjetstern” wie der SPD-Politiker Otto Hörsing, der sie ins Leben gerufen hatte, sie 1931 charakterisierte kündigte für 1927 ebenfalls eine Maifeier in Landau an. Da waren Zusammenstöße zu erwarten. Bürckel hatte zwar persönlich beim Stadtrat vorgesprochen, hatte aber keinen Erfolg.

Diese Schlappe war aber wohl einkalkuliert. Er schlachtete das auch sofort aus. Vor allem jüdische Stadträte hatten sich gegen die Überlassung der Stadthalle aus. Natürlich setzte Bürckel seine antijüdischen Hasstiraden fort und im Eisenhammer orakelte

er “Auch für Landauer Juden wird kommen der Tag”.

Er forcierte nun die Parteiorganisation. Er Bezirksgruppen, zuerst in Zweibrücken, Neustadt und Kusel und Ludwigshafen, danach in Landau und Frankenthal. Unabhängige propagandistischen Eigeninitiativen wurden von der Gauleitung nicht mehr geduldet.

Jede geplante Aktion und Tätigkeit musste von ihm gebilligt werden. Natürlich führte er den wachsenden Erfolg auf seine straffe Parteiführung zurück

Im Jahr 1927 hatte die NSDAP in der Pfalz ein deutliches Wachstum und auch einen Machtzuwachs verzeichnet.

Am 1. Juli 1927 wurde die Gauleitung von Lambrecht nach Neustadt verlegt. Ein ehrenamtlicher Geschäftsführer wurde eingestellt, der Bürckel entlasten sollte. Ein Untersuchungs-und Schlichtungsausschuss wurde als Parteigericht eingesetzt.

Er ließ sich zwar beraten. Aber die letzte Entscheidung behielt sich Bürckel immer vor. In seinem Gau galt das Führerprinzip auf Gauebene uneingeschränkt. Gehorsam und Unterordnung waren für Bürckel wichtiger als Eigeninitiative.

Die Querelen mit Förster gingen aber auch 1927 weiter. Er hatte sich mit der französischen Besatzungsmacht angelegt. Er wurde mehrfach zu Freiheitsstrafen verurteilt , vor allem aber drohte die Interalliierte Rheinkommission ein

Verbot des Eisenhammer an. Nun musste Bürckel einschreiten. Er schränkte den redaktionellen Verantwortungsbereich Försters stark ein und nahm die propagandistische Leitung des Verlags selbst in die Hand. Als seinen Stellvertreter

setzte er Ernst Ludwig Leyser ein. Dieser hatte NSDAP-Ortsgruppe in Neustadt  und der SA-Sturm-Ortsgruppe Neustadt gegründet. Leyser stand Bürckel, wie alle, die von ihm auf irgendwelche Posten gesetzt wurden, loyal zur Seite.

Das  Jahr 1928 war ein wichtiges Jahr für die NSDAP in der Pfalz. Am 28. Mai 1928 fand die Reichstagswahl statt und bei dieser Wahl trat die pfälzische NSDAP erstmals mit einer eigenen Liste an.

Mit enormem Aufwand startete die Partei. Zahlreiche öffentliche Veranstaltungen, Flugblätter und Tausende von Plakaten brachten aber einen kaum nennenswerten Mitgliederzuwachs. Bürckel erkannte,dass es taktisch falsch

war, sich mit der Propaganda auf die städtische Mittelschicht zu konzentrieren, die ländliche Bevölkerung, auch als Wählerschicht, aber zu vernachlässigen. Das ländlichen Gebiete der Nordpfalz wurden nun in verstärkte Werbeaktionen einbezogen

und diese waren erfolgreich. Bürckel sah sich bestätigt. In den Städten hatte die Partei bereits Fuss gefasst. Sie war in allen Städten vertreten nur in der Kreishauptstadt Speyer noch nicht. Am 10. März 1928 veranstalte Bürckel eine große Veranstaltung in Speyer mit dem

Reichstagsabgeordneten Friedrich. Nur wenige Tage später wurde die Speyrer Ortsgruppe sowie ein SA-Sturm gegründet. Die Ortsgruppe hatte Rudolf Trampler gegründet, der von Joseph Goebbels später am 21. August 1933 zum Landeskulturwart

der Reichspropagandastelle Rheinpfalz ernannt wurde. In den letzten beiden Kriegsjahren bekleideter er das Amt des Oberbürgermeisters von Speyer.

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Am 28. Mai 1928 fand die Reichstagswahl statt. Für die NSDAP verlief sie enttäuschend. Sie hatte 2,6 % der Stimmen erzielt, 0,4  weniger als bei den letzten Wahlen. Sie verlor auch 2 Abgeordnete und hatte im Reichstag jetzt 12 Sitze.

Zugewonnen hatte dagegen die SPD mit 3,8 % Zuwachs und 22 Mandaten mehr. Auch die KPD verzeichnete Gewinne und zwar 1,7 % und 9 Mandate mehr. Noch etwas mehr konnte die Reichspartei des deutschen Mittelstandes dazu gewinnen,

nämlich 2,2% Stimmenzuwachs und 11 Mandate mehr.  Es war eigentlich ein gefährliches Ergebnis, denn die bürgerlichen Parteien schlossen daraus, die NSDAP habe ihren Zenit bereits überschritten. Bürckel konnte aber mit “seinem”

Ergebnis mehr als zufrieden sein. Die NSDAP hatte in der Pfalz 5,7 % der Stimmen geholt, mehr als doppelt soviel wie auf Reichsebene und das Ergebnis der Wahlen von 1924 hatte er verdreifacht. 1924 entfielen auf die NSDAP 1,9 % der Stimmen.

Das machte natürlich Bürckel innerhalb der NSDAP stark. Bei Hitler stand er ohnehin in hohem Ansehen. Die NSDAP erhöhte ihre Werbeanstrengungen in den Bezirken Landau und Bergzabern. Das zahlte sich bereits ein Jahr später bei den Kommunalwahlen aus.

Zwei Monate nach den Wahlen fand auch der erste Gauparteitag in Pirmasens statt. Auch ein publikumswirksamer Marsch von 300 SA-Leuten durch Pirmasens wurde durchgeführt. Die bürgerliche Presse berichtete darüber nichts.

Sie hatte sich ohnehin für “Totschweigen” entschieden. Die weitere Entwicklung zeigt, dass da nicht unbedingt der richtige Weg war.

Bürckel schliff weiter an seiner Parteiorganisation. In seinem Führungskader sorgte er für rhetorisch besonders geschulte Parteiredner. Damit konnte er die Zahl seiner Veranstaltungen steigern. Der Zustrom potentieller Wähler nahm zu.

Er suchte die Auseinandersetzung mit den anderen Parteien auf seine Art. Öffentliche Kundgebungen ließ er oft -und zeitgleich mit Veranstaltungen der anderen Parteien abhalten. Er hoffte so, die Zuhörer für sich zu gewinnen.

Für das Jahr 1929 verlangte er von seinen Parteigenossen bedingungslosen und rücksichtslosen persönlichen Einsatz. Angst vor Straßenkämpfen oder Saalschlachten durfte es nicht geben. Nur dabei sein,

war nicht genug. Nur die KPD postulierte eine ähnliche Hingabe. Logische Folge war, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen hauptsächlich zwischen dem Roten Frontkämpferbund der KPD und der SA stattfanden.

1929  ließ er wieder prominente NS-Parteiführer auftreten. Goebbels sprach am 6. März 1929 erst in Zweibrücken und einige Stunden später in Pirmasens. Gottfried Feder trat drei Tage später in Speyer auf. Der Erfolg zeigte sich rasch.

In der Nordpfalz entstanden neue Ortsgruppen, in Frankenthal erhöhte sich die Mitgliederzahl um 40 %.

Nach den Kommunalwahlen war die Partei fast in allen Gemeinden vertreten. In Landau hatte die Partei erstmals kandidiert und hatte bei ihrer ersten Wahl sofort mit der SPD gleichgezogen.

1930 scheiterte die letzte parlamentarische Regierung der Weimarer Republik im März 1930. Hindenburg ernannte nun den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning, der zunächst mit der Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen

regierte. Als auf Antrag der SPD diese gemäß Artikel 48 in der Weimarer Verfassung das Parlament von seinem Recht Gebrauch machte, die Notverordnung wieder aufzuheben, bat Brüning Hindenburg den Reichstag aufzulösen.

Die Neuwahlen wurden für den 14. September 1930 festgelegt. Bei der NSDAP gab es eine Premiere. Erstmals organisierte Joseph Goebbels den Wahlkampf der Nationalsozialisten zentral. Man verzichtete weitgehend auf antisemitistische Parolen.

Man prangerte den Verfall Deutschlands im “System Weimar” an, beschwor die Volksgemeinschaft. Wichtiges Thema war natürlich die Weltwirtschaftskrise, die als Komplott gegen Deutschland dargestellt wurde. Hitler engagierte sich in diesem Wahlkampf enorm. Zwischen dem 3. August und dem 13.September trat er in mehr als 20 Großveranstaltungen als Hauptredner auf. Für Bürckel war diese Wahl in doppelter Hinsicht bedeutsam. Erstens  wollte er natürlich ein beeindruckendes Ergebnis erzielen. Vor allem aber kandidierte er erstmals in einer Listenverbindung mit dem Wahlkreis Franken erstmals als Abgeordneter für die pfälzische NSDAP, und das mit ausdrücklicher Billigung Hitlers. Hitler unterstützte Bürckel auch persönlich. Auf einer der Großveranstaltungen

trat er am 26. August 1930 in der Eberthalle in Ludwigshafen auf. Das war das erste offizielle Auftreten Hitlers in der Pfalz. Am 30. Juni 1930 war Frankreich aus Mainz und der Pfalz abgezogen, nachdem Deutschland am 21. August 1929 den Youngplan angenommen

hatte, der die deutschen Reparationsverpflichtungen neuregelte. Darin war auch der Abzug Frankreichs festgelegt worden.

Es war ein blutiger Wahlkampf mit Zusammenstößen, Straßenschlachten und auch mit Toten. Am 14. September wurde gewählt, mit einer Wahlbeteiligung von 82,0 %, man vergleiche das mal mit der Wahlbeteiligung von heute!

Die NSDAP erzielte erdrutschartige Erfolge. Sie bekam 18, 3 % der Stimmen, was gegenüber der letzten Wahl einen Zuwachs von 15,7 % der Stimmen bedeutete. Mandate erhielt sie 107, also 95 mehr als 1928 und war hinter der SPD zweitstärkste

Kraft. Die SPD hatte 10 Sitze verloren, war aber mit 143 Sitzen immer noch stärkste Kraft. Nur die KPD (+ 2,5 %) und die Christlich-Nationale Bauern-und Landvolkpartei (+ 1,3 %) konnten Zugewinne erzielen.

Die pfälzische NSDAP lag auch bei dieser Wahl mit 22, 8 % der Stimmen deutlich über dem Reichsschnitt und auch über Bayern, wo die Nationalsozialisten 17,9 % errangen. In der Pfalz hatte die NSDAP sogar die SPD mit 0,4 % hinter sich gelassen

und war die stärkste Kraft geworden. Sie hatte 2, die SPD dagegen nur 1 Mandat errungen. Das 4. Pfälzer Mandat erhielt die Bayrische Volkspartei, die mit 12,8 % knapp vor dem Zentrum  (12,1 %)

Eine Sonderstellung nahm das Dorf Darstein ein. Es war die erste Gemeinde deutschlandweit mit 100 % Stimmen für die NSADAP. Das Dorf hatte bei 156 Einwohnern  106 Wähler. Natürlich bejubelte die nationalsozialistische Presse dieses Ergebnis.

Der Eisenhammer schrieb in seinem Artikel “Ein rein nationalsozialistisches Dorf” Darstein sei Vorbild für das ganze Reich. Als die Nazis an der Macht waren, wurde es zum Ehrendorf der NSDAP ernannt,. 1936 wurde in Köpenick sogar eine Straße nach Darstein benannt. Den “Darsteiner Weg” gibt es heute noch, er überdauerte sogar den Sozialismus. Darstein war übrigens protestantisch, die Konfessionsgrenzen waren damals sehr scharf. In katholischen Gemeinden waren meist halb so hoch wie in protestantischen Gemeinden. Auch die Gemeindegröße spielte eine Rolle. Je kleiner der Ort, desto größer die Chance für die Nationalsozialisten. So hatte sich die Strategie, in ländlichen Gegenden zu agitieren,  als richtig erwiesen.

Neben Bürckel kam Wilhelm Frick für die Pfalz in den Reichstag. Er war 1930 Innenminister in Thüringen und damit der erste nationalsozialistische Minister überhaupt in Deutschland. Er hatte am Hitlerputsch teilgenommen und Hitler

schätzte ihn als “durchgekochten Nationalsozialisten”.

Für Bürckel war die Wahl voll aufgegangen. Seine parteiinternen Gegner verstummten.  Nun war er plötzlich über seinen Gau hinaus bekannt geworden. Er wurde öffentlich wahrgenommen.

Ab 1930 hatte Bürckel außer dem Eisenhammer auch die NSZ-Rheinfront herausgegeben. Sehr schnell wandelte er diese in eine GmbH um, die finanziellen Schwierigkeiten des Eisenhammers, die er ja erlebt hatte, hatten ihn zu diesem Schritt gebracht.

Mit Billigung Hitlers hatte er diese Mitte der 30-iger Jahre in die “Josef-Bürckel-Stiftung “ eingebracht. Sie umfasste ein großes Verlagssystem. Seine Pfälzer Parteigenossen trieb er zur ständigen Abonnentenwerbung an. Außerdem erhielten alle Parteigenossen

die Anweisung, nur in der NSZ-Rheinfront zu inserieren. Außerdem wurden alle Parteigenossen mit Parteiausschluss bedroht, wenn sie eine nicht nationalsozialistische oder neben der NSZ-Rheinfront noch eine Nicht-NS-Zeitung abonniert hatten.

Außerdem war es ihnen verboten, in anderen Zeitungen zu inserieren. Gegen die anderen Pfälzer Presseorgane wurde recht hemdsärmelig vorgegangen. Amtliche Bekanntmachungen oder Anzeigen wurden ohne Rücksicht auf bestehende

Verträge entzogen.Dann wurden oft polemisch-verleumderische Vorwürfe gegen Redakteure und Verlagsleitungen erhoben. Man machte den Zeitungen also das Leben schwer, wo es nur ging. Bald war die NSZ-Rheinfront das auflagenstärkste

Presseorgan der Pfalz. Erstaunlich aber ist, dass sich Bürckel mit seinem Verlag, dessen Reichweite sich weit über die Pfalz hinaus erstreckte, über Metz, Nancy,Riga, Kiew, Athen bis nach Tromsoe, der Zentralisierung der regionalen Parteizeitungen

durch die Parteileitung widersetzen konnte. Max Amann war seit 1933 Präsident der Reichspressekammer, einer Unterabteilung der von Goebbels geleiteten Reichskulturkammer. Er kontrollierte praktisch die gesamte deutsche Presse. In diesem Dreigestirn

um die Macht im Pressewesen war noch Dr. Otto Dietrich, der am 30.April 1933 zum Vorsitzenden des Reichsverbandes der Deutschen Presse gewählt wurde. Goebbels setzte sich erst Ende März 1945, kurz vor seinem Selbstmord endgültig durch.

Bürckel hatte aber die Stellung seines Presseimperiums wahren können.

1927 hatte sich in Berliner Großbetrieben so etwas wie eine nationalsozialistische Arbeitnehmervertretung gebildet, die sich an der betriebsbezogenen Organisationstruktur der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition der KPD orientierte.

1928 wurde daraus die NSBO, die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation. Die sich verschärfende Weltwirtschaftskrise hatte auch die NSBO mehr und mehr in ein sozialistisches Fahrwasser gleiten lassen. Die Reichsleitung der NSDAP

konnte sich daher mit der NSBO zunächst nicht anfreunden. Die Reichstagswahlen vom September 1930 hatten aber gezeigt, dass die NSDAP auch bei Arbeitern immer mehr Anklang fand. Bürckel, der ja ohnehin für die sozialistische Ausrichtung

seiner Partei ähnlich wie Georg Strasser stand, erkannte sofort die Chancen, die sich daraus ergaben. Und wie er einige Jahre zuvor dafür gesorgt hatte, dass sich die NSDAP mit ihrer Werbung auf ländliche Bereiche konzentriert hatte, nahm er nun

die Arbeiterschaft ins Visier.

Ende Januar wurde in Kaiserslautern die “NSBO-Pfaff” gegründet. Pfaff war damals die zweitgrößte Nähmaschinenfabrik in Europa.Die Arbeit übernahm für ihn vor allem Claus Selzer. Er war seit 1930 in Ludwigshafen und dort Ortsgruppen und Kreisleiter

der NSDAP. Ab 1932 war er Reichstagsabgeordneter und 1934 war er Stellvertretender Leiter der NSBO. Seine Karriere beendete er als Generalkommissar von Dnjepropetrowsk, wo er 1944 angeblich an einer Fischvergiftung starb.

Bis Mitte 1931 hatte Selzer bereits 11 NSBO gegründet und mit großem Tempo ging es weiter. Im September gab es bereits 31 Betriebszellen, unter anderem in Ludwigshafen bei der IG Farben, der heutigen BASF.

Organisatorisch vereinfacht wurde die Arbeit durch die Umsiedlung de Gaubetriebszelle nach Neustadt in die Räume der Gauleitung, mit Erfolg wie die Zahlen belegen. Zum Jahresende gab es 48 Zellen mit über 1000 organisierten Mitgliedern.

Ein halbes Jahr später gab es 320 Zellen mit 6.698 organisierten Mitgliedern. Eine wichtige Etappe dahin waren die Betriebsratswahlen im März 1931. Diese wurden von der Gauleitung so konzentriert angegangen, als ob es sich um eine Reichstagswahl handelte.

Öffentliche Großveranstaltungen wurden abgehalten. Die Redner waren eigens für die Auseinandersetzung mit den gewerkschaftlichen Gegnern geschult worden. Die NSBO Kandidaten sollten über Kenntnisse verfügen, die es ihnen ermöglichte,

die Aufgabe eines Betriebsrates für alle Arbeitnehmer erfüllen zu können. Er selbst hielt sich bei diesen Veranstaltungen völlig zurück. Es gelang, der breiten Öffentlichkeit den Eindruck zu vermitteln, die NSBO sei eine von der NSDAP unabhängige

und nicht von ihr gesteuerte Organisation. Wieder hatte Bürckel sein politisches Gespür bewiesen, der Partei schon vor 1933 eine neue Zielgruppe zugeführt und sich selbst als fähigen Gauleiter gezeigt und sein persönliches Ansehen beim Führer gesteigert.

Die erste Amtszeit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg endete am 25. April 1932. Brüning hatte vorher versucht, die Amtszeit Hindenburgs verlängern zu lassen. Das aber hätte eine Verfassungsänderung bedurft, zu der eine Zweidrittelmehrheit

notwendig war. Um diese Mehrheit zu bekommen, brauchte Brüning aber die Stimmen der Rechten. DNVP und NSDAP lehnten Brünings Vorschläge ab, obwohl er vor allem Hitler weitreichende Zugeständnisse gemacht hatte. Hitler schlachtete dies sofort aus

und spielte sogar  den Hüter der Verfassung. Eine vom Gesetz vorgesehene Volkswahl musste also abgehalten werden. Ein “Hindenburgausschuss” wurde ins Leben gerufen, der den bisherigen Präsidenten zur erneuten Kandidatur bewegen sollte.

Schließlich erklärte sich Hindenburg bereit, noch einmal zur Wahl anzutreten. Die Harzburger Front war auseinander gebrochen. DNVP und Stahlhelm. Sie wollten Hitler nicht den Sprung ins Präsidentenamt ermöglichen. Sie stellten mit Theodor Duesterberg einen

eigenen Kandidaten auf. Hitler hatte seinen Hut schon in den Ring geworfen. Göring hatte das schon in einer Rede im Sportpalast angekündigt. Allerdings war Hitler zu der Zeit staatenlos, konnte also gar nicht kandidieren. Ein Kunstkniff machte es

möglich. Im Freistaat Braunschweig regierte eine NSDAP-DNVP-Koalition. Der Freistaat ernannte ihn zum Schein zum Gesandten bei der Landesvertretung in Berlin.Das war ein Staatsbeamter und damit war automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft

verbunden. Für die KPD stand Ernst Thälmann zur Wahl. Außerdem trat noch Gustav A.Winter für die Inflationsgeschädigten an.

Die Wahlbeteiligung war mit 86,2 % hoch. im ersten Wahlgang erreichte aber keiner der Kandidaten die notwendige absolute Mehrheit, so dass ein zweiter Wahlgang erforderlich war.

Jetzt genügte die einfache Mehrheit. Hindenburg gewann mit 53,1 %. Hitler kam auf 36,7 % der Stimmen. Das war zwar ein deutlicher Zuwachs gegenüber der Reichstagswahl, 5 Millionen Stimmen mehr. Aber mit der eigenen Propaganda hatte man die Erwartungen so hoch geschraubt, dass das Ergebnis als Niederlage empfunden wurde. In der Pfalz hatte man gegenüber der Reichstagswahl 90.000 stimmen dazu gewonnen. Man war zwar enttäuscht aber doch stolz auf den Zugewinn. Bürckel erklärte seinen Anhängern “Die Schlacht ist aus, der Krieg geht weiter”

Hindenburg hatte seinen Sieg hauptsächlich den Sozialdemokraten und Katholiken zu verdanken, was er als Schmach empfand. Sein Groll richtete sich aber gegen Brüning, der sich im Wahlkampf wie kein anderer für ihn eingesetzt hatte.

Das Reparationsproblem stand kurz vor seiner endgültigen Lösung. In der vom 16. Juni bis 9. Juli tagenden Konferenz  aller betroffenen Staaten hatte man sich auf völlige Streichung der Reparationsschuld Deutschlands geeinigt. Zuvor aber hatte sich Brüning

die Sympathie der Präsidentenberater verscherzt, vor allem, weil er sich nicht als Marionette benutzen lassen wollte. Das war einmal Otto Meissner, der sowohl Mitarbeiter von Friedrich Ebert als auch von Hindenburg war. Er war engster Mitarbeiter

der Präsidenten Ebert und Hindenburg und arbeitete als Staatssekretär im Büro des Reichspräsidenten. Er war aber auch Chef der Präsidialkanzlei des Führers und das von 1933-1945. Dann ist Hindenburgs Sohn Oskar der  in dieser Zeit als Adjutant seines Vaters gearbeitet hat. Tucholsky sagt über ihn. Es sei der “in der Verfassung nicht vorgesehene Sohn des Reichspräsidenten”. Der Stuttgarter Historiker Wolfram Pyta schreibt in seiner umfassenden Hindenburgbiographie allerdings, dass Hindenburg sehr wohl gewusst habe, was er tue und nicht von “einer Kamarilla” gesteuert gewesen sei.

Brüning hatte auf Wunsch vieler Länder, auch Bayerns und Preussens beim Reichspräsidenten ein Verbot der SA und SS erwirkt, die er als Hauptursache der politischen Gewalt sah. Das war der Hauptgrund, der Brüning zu Fall brachte.

Brüning wollte den ostelbischen Gütern im Mai 1932 eine kräftige Finanzspritze zukommen lassen. Allerdings sollte der Staat nicht mehr sanierungsfähige Güter aufkaufen bzw. ersteigern und diese in Bauernstellen für Arbeitslose aufteilen.

Das wurde beim Präsidenten als “Agrarbolschewismus” denunziert. Der Entlassgrund war gefunden. Hindenburg entzog am 29. Mai dem Kanzler das Recht  auf die Anwendung der Notverordnung (Artikel 48 der Weimarer Verfassung).

Brüning musste zurücktreten “hundert Meter vor dem Ziel”, wie er das selbst empfand. Im Vorfeld hatte es Geheimverhandlungen zwischen Schleicher und Hitler gegeben. Hitler hatte zugesagt, eine neue Regierung parlamentarisch zu tolerieren,

wenn das SA-Verbot aufgehoben würde und Neuwahlen durchgeführt wurden. Brüning wurde also entlassen. Am 31. Juli wurden die Wahlen zum 6. Reichstag festgelegt.

Die Zeit für den Wahlkampf war nun äußerst knapp.

Die NSDAP hatte schon gleich nach der Wahl des Reichspräsidenten ihre Taktik geändert. Sie hielt ihre Versammlungen oft in von Linken bevorzugte Kneipen und nahm bewusst gewalttätige Auseinandersetzungen in Kauf. Außerdem spulte sie ein enormes

Auftrittspensum in der Öffentlichkeit ab. Täglich wurden Kundgebungen, Aufmärsche und öffentliche Versammlungen abgehalten. Das vermittelte den Eindruck großer Tatkraft und man konnte daraus den Schluss ziehen, dass die NSDAP in der Lage sein

werde, die großen Probleme, die anstanden, zum Wohle aller lösen zu können. Auch Anlässe, die nicht mit den Wahlen zusammenhingen, wurden benutzt, Aufmerksamkeit zu erregen.

1932 jährte sich zum Beispiel das Hambacher Fest zum 100. Mal. Reichsinnenminister Dr. Josef Wirth plante zum Jubiläum eine große gesamtdeutsche Feier. Die pfälzische Presse organisierte das Fest und wollte es frei von parteipolitischen

Aspekten halten. Festredner war Theodor Heuss, Mitglied des Reichstages von 1924 bis 1928 und 1930-1933. Bürckel sprach von einem demokratischen Rummel. Er erklärte, es sei das Fest eines ersterbenden Systems. Die 1832 beteiligten

Juden, z.B. Ludwig Börne überschüttete er mit antisemitischen Hasstiraden. Verstärkt wurde das durch Berichte in der nationalsozialistischen Presse, die sich gegen die Demokratie überhaupt wandte. Gleichzeitig wurden die Veranstalter des Festes von 1832 zu

Vorkämpfern für ein Drittes Deutschen Reichs hochstilisiert.

Zu schaffen machte der NSDAP das SA und SS-Uniformverbot, das ja Brüning durchgesetzt hatte. Zwar hatte von Papen gemäß den zwischen Schleicher und Hitler abgemachte Aufhebung des Verbotes am 16. Juni 1932 aufgehoben. Nun setzte der Straßenterror wieder ein. Die bayrische Regierung hatte aber gestützt auf ihre Polizeihoheit das Verbot bis  30. September 1932 verlängert. Für die NSDAP wirkte sich das noch verschärfend aus, da die bayrische Regierung alle Aufmärsche und Versammlungen  unter freiem

Himmel verboten hatte und bei Zuwiderhandlung mit Gefängnisstrafe gedroht hatte. Daraufhin erschienen die bayrischen nationalsozialistischen Abgeordneten in Uniform im Landtag. Trotz mehrfacher Aufforderung verließen sie den Saal nicht.

Daraufhin ließ der Landtagspräsident den Saal von der Polizei räumen. Von Papen war nun gezwungen, das Verbot aufzuheben. Bürckel wurde von der Aufhebung des Verbots noch vor der öffentlichen Verkündigung informiert und organisierte sofort

einen Demonstrationszug von mehr als 300 uniformierten SA und SS Männer.Da die Aufhebung noch nicht bekannt war, wurde in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, diese Männer seien bereit, für ihre politische Überzeugung auch ins Gefängnis

zu gehen. Punktsieg für Bürckel.

Am 31. Juli wurde schließlich gewählt. Die Wahlbeteiligung war mit 84,1 %  wieder sehr hoch. Klarer Sieger war die NSDAP. Sie hatte 37,2 % der Stimmen errungen, gegenüber 1930 also nochmals ein Zuwachs von 19 % und auch die Zahl ihrer Abgeordneten

hatte sie mehr als verdoppelt. Statt 107 Sitze erhielt sie nun 230, also 123 Mandate mehr als 1930. In der Pfalz aber hatte die NSDAP ein geradezu triumphales Ergebnis erzielt. Sie erzielte 43, 7 % der Stimmen. Sie war stärkste Partei in der Pfalz, lag aber auch in ganz Süddeutschland an der Spitze. Nur Hessen-Nassau kam mit 43,6% ganz knapp an das Pfälzer Ergebnis. Württemberg erzielte 30,3 %, Baden 36,9 % Franken 39,9 %. Nur im Osten hatten einige Wahlkreise noch besser abgeschnitten. Reichsweit das beste Ergebnis für die NSDAP holte Schleswig-Holstein mit 51,0 %. Bürckel hatte mit diesem Resultat die Gunst Hitlers voll erworben und konnte sich nun ständig der Rückendeckung des Führers sicher sein.

Trotz dieses beeindruckenden Wahlergebnisses reichte es nicht zur Übernahme der Regierungsgewalt. Zur absoluten Mehrheit hatte es für die NSDAP nicht gereicht. Hitler beendete nun die Tolerierung von Papens. Von Schleicher bot Hitler eine Regierungsbeteiligung an. Das lehnte dieser aber ab und forderte eine Neubildung der Regierung unter seiner Führung. Aber nur mit BVP und Zentrum  zusammen hätte Hitler genug Sitze für eine Regierungsbildung gehabt. Einen Reichstagspräsidenten

Hermann Göring trug das Zentrum mit, mehr aber nicht. Auf eine Regierung Hitler ließ sich Hindenburg nicht ein. Das hielt er für nicht verantwortbar. Also ernannte er  nun Franz von Papen zum Reichskanzler. In der einzigen regulären Sitzung des  Reichstags erlitt von Papen zwar eine schwere Niederlage, blieb aber zunächst im Amt. Der Reichstag wurde aufgelöst und Neuwahlen für den 6. November 1932 angesetzt.

In den vorausgegangenen  Wahlkämpfen  hatte sich die NSDAP völlig verausgabt und auch kräftemäßig war man bis an die Grenzen gegangen.

Für den nun folgenden Wahlkampf setzte die Pfälzer NSDAP  eigens hergestellte Tonfilme über Auftritte von Hitler, Göring und Straßer und anderen Parteigrößen ein. Das war ein völlig neues Werbemittel.

Am 6. November 1932 wurde gewählt. Die Wahlbeteiligung lag mit 80,6 % deutlich niedriger als noch im Juli. Die Nationalsozialisten mussten Verluste hinnehmen. Sie verlor 4,2 und erhielt 33,1% was auch einen Verlust von 34 Sitzen gegenüber

den Juliwahlen bedeutete. In der Pfalz hatte es immerhin noch für 42,5 % gereicht. Sie lag also mit nur 1,2 % Verlust deutlich unter dem Reichsschnitt. Nur die KPD und die DNVP konnte Zugewinne erzielen. Bemerkenswert sind die Zugewinne der DNVP . Sie hatte nämlich die Regierung von Papen unterstützt. Man kann das also durchaus auch für eine Zustimmung der Regierung von Papen werten. Allerdings hatte die Wahl keine rechnerisch mehr mögliche Mehrheit von NSDAP, BVP und Zentrum mehr ermöglicht. Nur die klar antiparlamentarischen Parteien NSDAP, KPD und DNVP verfügten zusammen über eine Mehrheit.

Von Schleicher hoffte, den gemäßigten Flügel der NSDAP um Gregor Strasser für eine Regierungsbeteiligung zu gewinnen, was der NSDAP auch innerparteiliche Schwierigkeiten bereitet hätte, zumal da ja der Machtkampf zwischen Strasser und Hitler stattfand.

Auch glaubte er, die freien Gewerkschaften ins Boot holen zu können. So hätte er eine Regierung quer durch alle Lager mit parlamentarischer Mehrheit zustande gebracht. Das Konzept überzeugte von Hindenburg. Er entließ von Papen und beauftragte von

Schleicher mit der Regierungsbildung. Die Gewerkschaften zögerten aber. Von Schleicher hatte Strasser die Vizekanzlerschaft und den Posten des preussischen Ministerpräsidenten. Strasser aber fühlte sich Hitler immer noch verbunden und informierte ihn über

die Gespräche mit von Schleicher. Gleichzeitig beschwor er ihn, von der “Alles oder Nichts” Politik abzugehen und die Vizekanzlerschaft anzunehmen. Dazu fühlte sich aber Hitler zu stark und lehnte ab. Enttäuschte legte Strasser am 8. Dezember alle

Parteiämter nieder und reiste nach Italien ab. Hitler übernahm die meisten Ämter selbst, den Rest teilte er unter Goebbels, Darré und Hess auf. Er rief alle Reichstagsabgeordneten der NSDAP ins Palais des Reichspräsidenten und ließ sich dort ein “Gelöbnis

unwandelbarer Treue zum Führer und Schöpfer der Bewegung” geben. Auch die Gauleiter und Landesinspektoren gaben eine öffentliche Treueerklärung ab. Ein möglicher Putschversuch war so im Vorfeld abgeblockt. Von Schleichers Plan war der zweite wichtige Baustein weggefallen. Strasser zog sich nach dem 30. Januar 1933 ins Privatleben zurück und übernahm bei der Firma Schering Kahlbaum mit Hitlers Genehmigung eine Direktionsstelle in Berlin. Im Zuge des Röhmputsches wurde er aber am 30. Juni 1934

von der Gestapo verschleppt und ermordet.

Im gesamten Reich wurden insgesamt 18 Gautagungen durchgeführt, bei denen die Parteigenossen über die Ereignisse informiert wurden. Die Pfälzer Gautagung fand am 11. Dezember 1932 in Neustadt statt. Hauptredner war Dr. Robert Ley, der am

8. Dezember von Hitler zum Reichsorganisationsleiter der NSDAP ernannt worden war. Für die Pfälzer NSDAP sprachen Willy Schmelcher, der bis 1934 Fraktionsvorsitzender der NSDAP im Stadtrat von Neustadt war, dann Schwitzgebel, der ja schon mit dem Aufbau der SA-Formationen von Bürckel betraut worden war. Dann sprach natürlich auch Bürckel, der sich aber immer wieder auf die Gedanken von Gregor Strasser berief.

Nachdem von Schleicher mit seiner Kabinettsbildung nicht vorwärts kam, hatte von Papen sich zwei Mal mit Hitler getroffen und zwar am 4. und 10.Januar, ohne dass das von Schleicher wusste. Am 15. Januar war die NSDAP in Lippe bei der

Landtagswahl stärkste Kraft geworden. Am 18. Januar sprach von Papen nun mit einem größeren Kreis. Auch Himmler und Röhm waren dabei. Am 28. Januar trat von Schleicher zurück, da seine Verhandlungen zur  Unterstützung seiner Regierung  erfolglos geblieben waren.

Von Hindenburg aber lehnte von Schleichers  Staatsnotstandplan ab. Am 29. Januar einigten sich von Papen und Hitler. Von Papen legte  Hindenburg eine Kabinettsliste vor. Am 30. Januar ernannte der Reichspräsident Hitler zum Reichskanzler.

Unbenannt

Die NSDAP und Hitler waren am Ziel. Zunächst waren nur zwei Nationalsozialisten im Kabinett. Wilhelm Frick war Innenminister und Hermann Göring war Minister ohne Geschäftsbereich. Am 10. Februar hielt Hitler seine erste große öffentliche

Rede, nachdem er zum Reichskanzler ernannt worden war.

“Deutsches Volk! Gib uns vier Jahre Zeit, dann richte und urteile über uns. Deutsches Volk, gib uns vier Jahre, und ich schwöre dir: So wie wir, und so wie ich in dieses Amt eintrat, so will ich dann gehen. Ich tat es nicht um Gehalt und nicht um Lohn, ich tat es um deiner selbst wegen.“

Nach  der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war der Reichstag am 1. Februar aufgelöst worden. Deshalb waren Neuwahlen notwendig geworden, die am 5. März 1933 abgehalten wurden.

Die veränderte Lage hatte auch die Parteikassen wieder prall gefüllt, vor allem die Industrie hatte jetzt finanziert. Bürckel setzte bei seinem jetzigen Wahlkampf auch den Rundfunk als neues wirksames Medium ein. Auch neu in der Gaugeschichte,

er band jetzt die Frauen der Parteigenossen aktiv in den Wahlkampf ein.

Vom 27. auf den 28. Februar brannte der Reichstag. Schon am 4. Februar war Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes des Deutschen Volkes erlassen worden. Sie schränkte die Pressefreiheit und die Versammlungsfreiheit

stark ein und wurde vor allem genutzt, den politischen Gegner der NSDAP zu bekämpfen. Am Tag nach dem Reichstagsbrand wurde die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat erlassen, fast gleichlautend wie die Verordnung

vom 4. Februar. Sie setzte die Bürgerrechte der Weimarer Republik weitgehend außer Kraft. Sie war auch als Reichstagsbrandverordnung bezeichnet worden. Die Strukturen der KPD wurden praktisch zerschlagen. Trotz des rigorosen Einetzens dieses Instrumentes

schaffte die NSDAP die absolute Mehrheit nicht. Die Wahlbeteiligung war mit 88,74 % enorm hoch. Die NSDAP legte nochmals enorm zu, kam aber “nur” auf 43,9 %. Die KPD hatte  4,6 % verloren und kam auf 12,3 %. Wenn man aber bedenkt, welch enormem Terror die KPD ausgesetzt war, ist das gerade unter diesen irregulären Bedingungen ein ganz starkes Ergebnis. In der Pfalz wählten 46,5 % die NSDAP. Einen Sitz gewann man wieder dazu und hatte damit wie bei der Wahl vom Juli 1932 wieder 4 Mandate.

Bürckel hatte wieder mehr Stimmen als im Reichsdurchschnitt eingefahren. In 11 pfälzischen Amtsbezirken war die absolute Mehrheit geschafft worden.Ein total aus dem Rahmen fallendes Ergebnis sei aber auch noch erwähnt. War Darstein bei der Wahl von 1930

“ein rein nationalsozialistisches Dorf” geworden, so wählte das nur wenige Kilometer entfernt gelegene Hauenstein im März 1993 mit 92,6 % aller Stimmen die gemeinsame Liste von BVP und Zentrum. Es war damit reichsweit das höchste Ergebnis einer nicht nationalsozialistischen  Partei. Die NSDAP kam in Hauenstein nur auf 4,8 %.

In Ludwigshafen, der “marxistischen Hochburg” wurden 34,3 % erreicht. Das waren zwar gut 10 % unter dem Reichsdurchschnitt. Aber  Bürckel ließ das natürlich von einem Fackelzug durch Ludwigshafen feiern. Dem aus Parteiorganisation bestehende

Demonstrationszug schlossen sich Beamtenorganisationen, Militärvereine und berittene Landespolizei an (Wettstein S. 141). Auch forderte er “die Auflösung des bayrischen Landtages und sämtlicher Selbstverwaltungskörper und unverzügliche Ausschreibung von

Neuwahlen” (Wettstein ebda). Schließlich entsprächen sie nicht mehr der Mehrheit des bayrischen Volkes. In Bayern ging das sehr schnell, wobei Bayern das letzte Land war, in dem die Landesregierung abgesetzt wurde.

Den Anfang machte Hamburg noch am Abend der Reichstagswahl. Am nächsten Tag folgten  Lübeck Bremen und Hessen. Am 8. Mai waren Württemberg, Baden, Sachsen und Schaumburg-Lippe dran.Am 9. März 1933 übertrug Innenminister Frick die vollziehende Gewalt in Bayern auf Franz Ritter von Epp. Sein Freikorps war schon 1920 an der blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Noch am 9. Mai kamen Adolf Wagner, der Gauleiter von München, Ernst Röhm, Heinrich Himmler und Ritter von Epp den bayrischen Ministerpräsidenten Heinrich Held auf und erklärten ihn für abgesetzt. Am 10. März wurde Ritter von Epp zum Reichskommissar ernannt. Am 15. März legte Held sein Amt nieder und zog sich nach Regensburg ins Privatleben zurück.

Der legislative Teil der “Gleichschaltung der Länder” war mit den beiden Gesetzen vom 31. März und 7. April 1933 abgeschlossen. Nachdem die Länder praktisch ausgeschaltet waren begann die Nazifizierung. In Städten und Dörfern wurden Nationalsozialisten eingesetzt.  Kaiserslautern setzte Bürckel persönlich den ständigen Stellvertreter des Vorstandes der Polizeidirektion Kaiserslautern Dr. Johannes Beck (Personalangabe nach Joachim Lilla: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945) ab. Vermutlich wurde er kurzzeitig in Schutzhaft genommen. Was hatte Bürckel erzürnt? Dr. Beck  hatte bei einer Wahlversammlung am 20. Februar den Gastredner und ehemaligen Reichskanzler Brüning eigenhändig in seinem Dienstwagen

zum Versammlungsort in Kaiserslautern gefahren, was Bürckel zu Rachedrohungen veranlasst hatte, die er nun nur ein paar Wochen später in die Tat umsetzen konnte. Am 10. März wurde auch schon das ein so genanntes Schutzhaft- und Arbeitslager in Neustadt in der ehemaligen Turennekaserne eingerichtet. Es war eines der ersten Lager dieser Art in Deutschland. In Neustadt wird am 10. März Dr. Forthuber seines Amtes als Oberbürgermeister enthoben und in Schutzhaft genommen. Er wurde durch RA Rudolf Hamann ersetzt. Dieser war seit 1927 niedergelassener Rechtsanwalt in Kaiserslautern. Am 1. 3. 1932 war er in die NSDAP eingetreten. Er war dann als Gauredner und Schulungsredner tätig. Von 1932-1935 war er SA-Rechtsberater bei der Brigade 151.

Mit Dr. Forthuber hatte sich Bürckel eine regelrechte Prozessfehde geliefert, die im Jahr 1926 anfing und die sich über Jahre erstreckte (s.o. den Streit um Förster, Redakteur des Eisenhammer.)

Am 17. März ordnete er Säuberungen an. Gleichzeitig forderte er alle jüdischen Bürgermeister und Stadträte auf, ihre Ämter niederzulegen.Und als Drohung schob er nach, dass wer sich weigere, in Schutzhaft und ins Arbeitslager Neustadt gebracht würde.

Natürlich gab es auch in der Pfalz Bücherverbrennungen, schon am 26. März in Kaiserslautern, dann  am 10. Mai 1933 in Landau, am 13. Mai in Oppau, am 14. Mai in Neustadt.Gaukulturwart war Kurt Kölsch.Er hatte seine Lehrerausbildung an der Lehrerbildungsanstalt in Kaiserslautern gemacht. Er hatte Bürckel kennengelernt, war von diesem 1930 in die NSDAP –Rheinpfalz und in den Nationalsozialistischen Lehrerbund eingeführt worden. Schon im Dezember wurde er von Bürckel zum Leiter der Abteilung Rasse und Kultur ernannt. Dann war er Gaukulturwart der Westmark.

Am 21. März wurde das Parlament feierlich eröffnet. Der Tag ist als “Tag von Potsdam” in die Geschichte eingegangen. Die Abgeordneten mit Ausnahme der SPD und KPD nahmen an einem Festakt teil an dem auch der Reichspräsident anwesend war.

Hitler – in Cut und Zylinder !- verneigte sich vor von Hindenburg und gab ihm die Hand. “Der Gefreite und der Feldmarschall”. Goebbels hatte das alles sehr publikumswirksam inszeniert. Selbst das Datum war mit Bedacht gewählt worden.

Am 21. März 1871 hatte sich nämlich der erste deutsche Reichstag konstituiert. Auch der Ort war mit Potsdam sehr bewusst gewählt worden. Potsdam, die Residenzstadt Friedrichs des Großen. Man versuchte also eine Linie zu ziehen von Friedrich

über Bismarck und dann zu Hitler. Am nächsten Tag fand die konstituierende Sitzung des Reichstages in der Krolloper statt, die Ausweichquartier war, weil der Reichstag wegen des Brandes nicht benützt werden konnte.

Am 22. März wurde das erste Konzentrationslager in Dachau in Betrieb genommen. Der nächste Tag aber ebnete den Weg in die Diktatur. Am 23. März wurde nämlich über das “Ermächtigungsgesetz” abgestimmt,

das “Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich”. Hitler wurde ermächtigt, Gesetze zu erlassen ohne Mitwirkung der Legislative. Das galt auch für Verträge mit dem Ausland. Die so beschlossenen Gesetze konnten von der Verfassung

abweichen. Weder ein Reichstagsausschuss noch der Reichsrat konnten Kontrolle ausüben oder nachträglich die Aufhebung beantragen. Das Gesetz sollte 4 Jahre gelten. Die Abgeordneten der KPD waren bereits alle inhaftiert oder wie Innenminister Frick das süffisant kommentierte “durch nützliche Arbeiten in den Konzentrationslagern” am Erscheinen gehindert. Alle 81 Abgeordneten waren entweder inhaftiert, geflohen oder untergetaucht. Auch von den 120 SPD Abgeordneten konnten nur noch 94 an der Abstimmung teilnehmen. Von der SPD waren 26 Abgeordnete entweder in Haft oder geflohen. Während der Abstimmung waren illegal bewaffnete SA und SS Angehörige im Reichstag anwesend. Otto Wels, Reichstagsabgeordneter und SPD-Vorsitzender,

wandte sich in seiner Rede gegen die Annahme des Gesetzes. Es war praktisch die letzte freie Rede im Parlament. Wels stand dann auch im August 1993 prompt auf der ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reiches und erhielt die deutsche Staatsangehörigkeit

aberkannt. Zentrum und BVP hatten für ihre Partei Fraktionszwang für die Abstimmung durchgesetzt und stimmte, wenn auch nach langen innerparteilichen Debatten dem Gesetz zu. Der Reichstag hatte sich damit selbst entmachtet.

Der Terror hatte schon seit dem 10. März in Bayern und der Pfalz eingesetzt. Bis zum 13. März waren schon 2000 Menschen in “Schutzhaft” genommen worden. Im April waren es 5000. (Zahlen nach Matthias Becker in Geschichte von unten.de)

Die Gewalt um den 10. März war auch Bürckel aus dem Ruder gelaufen, so stark dass sich der Münchner Gauleiter Adolf Wagner und bayrische Innenminister gezwungen sieht, einen Funkbefehl absenden zu lassen, der besagt “Eigentum und Freiheit der Person

gegen ungesetzliche Eingriffe durch Dritte zu schützen (bei Wettstein S. 145). Mit der Errichtung des KZ Dachau wurde Heinrich Himmler, der Reichsführer SS zum politischen Polizeikommissar in Bayern ernannt.Das beendete die willkürlichen Verhaftungen von

Regimegegner und solche, sie man dafür ansah nicht, sondern brachte sie lediglich in geordnete Bahnen. Bürckel ordnete nach Rundfunkansprachen von Hitler an, dass die gesamte SA und SS, soweit sie nicht in die Hilfspolizei eingegliedert sind, ihrer gewohnten Tätigkeit wieder nachzugehen hätten. auch sollten wachen vor Bezirksämtern eingezogen werden, Gewerkschaftshäusern wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden und Zeitungsgebäude geräumt werden.

Damit die geplanten Säuberungsmassnahmen im Sinne de Nazis laufen konnten, hatte Reichskommissar Ritter von Epp angeordnet, dass jedem der bayrischen Regierungspräsidenten ein Sonderkommissar der SA beigeordnet wurde. Die ernannte

SA-Chef Ernst Röhm. Für die Pfalz war das Fritz Schwitzgebel, ein wie oben schon gezeigt ein Bürckel loyal ergebener SA-Führer, der natürlich sein volles Vertrauen besass. Bürckel hatte es immer verstanden, alle wichtigen Schaltstellen mit seinen Gefolgsleuten zu

besetzen, was ihm half, seine Macht innerhalb des Apparates zu sichern. An ihm ging nichts vorbei und er behielt sich immer die letzte Entscheidung vor, obwohl laut Röhm der Sonderkommissar der “Herr in seinem Bezirk sein soll, dem sich alles unterordnen soll”

(nach Wettstein S. 150)

Ein weiterer Schritt auf dem Weg in die Gleichschaltung war das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, das Wilhelm Frick gedeckt durch das Ermächtigungsgesetz am 7. April 1933 erließ. Das Gesetz legte fest, dass “Beamte nach Maßgabe

der folgenden Bestimmungen aus dem Amt entlassen werden (können), auch wenn die nach dem geltenden Recht hierfür erforderlichen Voraussetzungen nicht vorliegen.” §1. § 3 sagte, “Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen. Nur Frontkämpfer aus den Jahren 1914-1918 waren davon ausgenommen. Dieses “Frontkämpferprivileg” hatte der Reichspräsident von Hindenburg von Hitler eingefordert. Zum Erstaunen er Nazis erfüllten diese Bedingung eine erstaunliche hohe Zahl

von Beamten so dass noch gut die Hälfte der rund 5000 jüdischen Beamten im Amt bleiben konnten. Erst die Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 schuf die Voraussetzung alle jüdischen Beamten zu entlassen, da sie den Beamtenstatus von

einer neugeschaffenen Reichsbürgerschaft knüpfte. Es gab nun eine gesetzliche Grundlage und bürgerliche Kreise begrüßten, dass die Judenfrage geregelt war, zumal es eine durchaus herrschende Meinung war, dass  ein “übermächtiger Einfluss der jüdischen Fremdkultur” herrsche, und dass es durchaus in Ordnung war, wenn dieser beschnitten wird. Auf Druck der NSDAP wurde der “Arierparagraph” schnell  auf nahezu alle Organisationen, berufsständische Vereinigungen und Verbände ausgedehnt.

Ebenfalls am 7. April wurde das Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft erlassen, allerdings auch mit der Einschränkung des Frontkämpferprivilegs.

Das Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ vom 25. April 1933 begrenzte die Neuzulassung jüdischer Schüler entsprechend dem jüdischen Bevölkerungsanteil auf 1 1/2 % Im September wurde

die Reichskulturkammer gegründet, das bedeutete dass Juden aus der Presse sowie aus künstlerischen und freien Berufen ausgeschlossen wurden.

Am 29. September 1933 folgte das Erbhofgesetz. Der Besitz eines vererbbaren Hofes war nun an arische Abstammung gebunden. In  einem Dreivierteljahr nach der Machtergreifung waren die Juden aus allen beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen

per Gesetz verdrängt worden.

Beim Kampf gegen Warenhäuser in “jüdischem Besitz” war man in der Pfalz schneller als bei der Ausgrenzung der Juden per Gesetz aus dem öffentlichen Leben. Der reichsweite “Judenboykott” ab 1. April 1933 begann in Ludwigshafen schon am 13. März.

die 4 (jüdischen) Kaufhäuser Wronker, Rothschild, Brandt und Tietz mussten ihre Erfrischungsräume, also heute die Restaurants  schließen. Der Ludwigshafener Oberbürgermeister Fritz Ecarius schildert das in einem Brief so

„Die Schließung der Erfrischungsräume der hiesigen Warenhäuser erfolgte nicht auf amtliche Anordnung. Es bestand die Gefahr, dass die Geschäfte dazu durch die erregten Volksmassen gezwungen worden wären. Die Geschäftsinhaber haben dann auf eigenen Antrieb die Erfrischungsräume geschlossen.“ (zitiert bei Matthias Becker in Geschichte von unten.de) Der Ludwigshafener OB war zwar kein Parteigenosse. Er galt als unpolitischer Technokrat und zeigte sich in der Öffentlichkeit immer als loyal gegenüber dem nationalsozialistischen Staat. er wurde erst 1937 in den Ruhestand versetzt, nachdem er sich mit Gauleiter Bürckel über die Einführung der Gasfernversorgung von Ludwigshafen überworfen hatte. Der Boykott wurde in Ludwigshafen nicht nur begonnen, er dauerte auch am längsten. Die Warenhäuser wurden schon 1934 “arisiert” und schon Ende März 1933 durften Hermann und Max Wronker die Geschäftsräume ihres Unternehmens nicht mehr betreten. Der Gründer der Kette wurde Ende 1942 zusammen mit seiner Frau in

Auschwitz ermordet, nachdem sie vom französischen Internierungslager in Gurs nach Auschwitz deportiert worden waren.

Natürlich gab es auch Reibereien mit der katholischen Kirche. Anders als sein Württemberger Kollege Gauleiter Murr (siehe diesen Blog) ging Bürckel den pfälzischen Klerus nicht so direkt an. Murr ließ den Rottenburger Bischof Johannes Baptista Sproll

und mehrere Pfarrer des Landes verweisen. Bürckel bestritt im Jahr 1933 das katholische Priester verhaftet worden seien. Auch Misshandlungen hätten nicht stattgefunden. “Wir greifen keine Religion und keine Priester an , sondern nur Parteimenschen in Uniform”

(zitiert bei Wettstein S. 167) In der Nacht vom 26 auf 27. Juli 1933 war in Rheingönnheim der katholische Priester Wilhelm Caroli überfallen und schwer verletzt worden.  Caroli war von 1928-1933 Schriftleiter des „Katholischen Kirchenblattes“ in Ludwigshafen

und hatte schon seit 1930 sehr kritisch zum Nationalsozialismus Stellung bezogen. Er verstarb übrigens 1942 nach einer halbjährigen Lagerhaft im KZ Dachau. Geradezu zynisch hört es sich an, wenn nach dem Überfall die Gauleitung zur Ergreifung der

Täter eine Belohnung von 500 Reichsmark aussetzte. Als Täter wurden übrigens 3 SA-Männer ermittelt. Diese wurden dann parteiintern gemaßregelt. Die staatsanwaltlichen Ermittlungen wurden aber nach der Verordnung vom 7. August 1933 eingestellt,

weil es sich um ein Vergehen zur Durchsetzung des NS-Staates aus politischer Überzeugung gehandelt habe. (zitiert bei Wettstein S. 167).

Die gespannten Beziehungen der katholischen Kirche hatten sich nach dem Ermächtigungsgesetz etwas entspannt. Zentrum und katholische Kirche waren eng verflochten. Nach dem Ermächtigungsgesetz gab Kardinal Adolf Bertram, der seit 1919 Vorsitzender

der Fuldaer Bischofskonferenz war, seelsorgerliche Anweisungen an die Mitglieder der Bischofskonferenz. Die ablehnende Haltung der kath. Kirche gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung sollte nach der Erklärung Hitlers  korrigiert werden. So hob die Kirche das Verbot von Katholiken in die NSDAP einzutreten stillschweigend auf. Auch der Ausschluss von den Sakramenten und das Uniformverbot bei Gottesdiensten wurde revidiert.

Im Gemeinsamen Hirtenbrief vom 8. Juni 1933 heißt es unter anderem :”daß kein Gemeinwesen ohne Obrigkeit gedeiht,und nur die willige Einfügung in das Volk und die gehorsame Unterordnung unter die rechtmäßige Volksleitung die Wiedererstarkung der

Volkskraft und Volksgröße gewährleisten.” (zitiert bei Hans Müller: Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Dokumente, S. 163)

Schon vorher hatte Adolf Hitler erklärt, wie seine “ nationale Regierung” die Rolle der Konfessionen sah. In seiner Regierungserklärung vom 23.03 1933 sagte er: “Die nationale Regierung sieht in den beiden christlichen Konfessionen wichtigste Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums. Sie wird die zwischen ihnen und den Ländern abgeschlossenen Verträge respektieren; ihre Rechte sollen nicht angetastet werden. Sie erwartet aber und hofft, daß die Arbeit an der nationalen und sittlichen Erhebung unseres Volkes, die sich die Regierung zur Aufgabe gestellt hat, umgekehrt die gleiche Würdigung erfährt. Sie wird allen anderen Konfessionen in objektiver Gerechtigkeit gegenübertreten. “ Etwas überraschend  schloss der Vatikan dann am 22.Juli 1933 das Konkordat

mit der neuen Reichsregierung ab. Die katholische Kirche hoffte damit, die deutschen Bischöfe, ihre Bistümer und die Strukturen und die katholischen Verbände vor dem Zugriff des Regimes bewahren zu können. Der Schutz der Verbände schien dringend erforderlich, zumal der Straßenterror gegen die Verbände zunahm. So musste zum Beispiel der Gesellentag des Kolpingswerkes am 11. Juni 1933 in München nach tätlichen Übergriffen der SA abgebrochen werden.

Die Verhandlungen kamen auf Wunsch der Reichsregierung wieder in Gang. Franz von Papen betont, der in dieser Regierung Vizekanzler war, dass das vor allem seiner Initiative zu verdanken war. Hitler wollte vor allem den Klerus von parteipolitischer

Tätigkeit fernhalten. Am 22.6.1933 hatte Innenminister Frick die SPD mit der Begründung, sie sei “volks-und-staatsfeindlich”, aufgelöst. Am 4. Juli gaben die BVP und am 7. Juli das Zentrum auf Druck ihre Selbstauflösung bekannt. Nun musste der Heilige Stuhl

keine Rücksicht mehr auf den politischen Katholizismus nehmen.Am 8. Juli erfolgte die Paraphierung durch Regierungsvertreter und Vertreter der katholischen Kirche.

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Das Konkordat umfasste 34 Artikel. Es regelte die wechselseitigen Rechte und Pflichten des Deutschen Reiches und der katholischen Kirche im Reichsgebiet und wird noch heute für die Bundesrepublik Deutschland als gültig betrachtet.

“Art. 1 Das Deutsche Reich gewährleistet die Freiheit des Bekenntnisses und der öffentlichen Ausübung der katholischen Religion. Es anerkennt das Recht der katholischen Kirche, innerhalb der Grenzen des für alle geltenden Gesetzes, ihre Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten und im Rahmen ihrer Zuständigkeit für ihre Mitglieder bindende Gesetze und Anordnungen zu erlassen.

Art. 5 Geistliche erhalten den gleichen Schutz des Staates wie Staatsbeamte

Art. 21 Der katholische Religionsunterricht in den Volksschulen, Berufsschulen, Mittelschulen und höheren Lehranstalten ist ordentliches Lehrfach und wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der katholischen Kirche erteilt. … “

(zit. nach: Das Zeitalter der Weltkriege und Revolutionen, herausgegeben von Martin Greschat und Hans-Walter Krumwiede (Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen; V), Neukirchen-Vluyn 1999, 75])

Damit waren für die Kirche wichtige Punkte festgeschrieben. Noch am selben Tag hob Adolf Hitler mit einer Verordnung Zwangsmaßnahmen gegen Geistliche und katholische Organisationen auf und bestätigte so die Hoffnungen, die die katholische

Kirche in den Vertrag gelegt hatte.

Nach der Reichstagswahl vom März hatte auf allen Feldern die “Nazifizierung” begonnen. Schnell richtete sich der Terror gegen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Am 13. März waren dem Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes

aus über 20 Orten gewaltsame Übergriffe und Besetzungen von Gewerkschaftshäusern gemeldet worden. Im März waren noch Betriebswahlen angesetzt worden. Es zeichnete sich eine Niederlage der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation ab.

sie kam nur auf 11,7 % der Stimmen, die freigewerkschaftlichen Listen erzielten 73,4 %. so wurden die Wahlen einfach ausgesetzt.

Der 1. Mai war erstmals zum gesetzlichen Feiertag mit Lohnfortzahlung worden erklärt worden. Am 2. Mai begann die Zerschlagung der Gewerkschaften. Um zehn Uhr wurden reichsweit alle Häuser des ADGB und des  Allgemeinen freien Angestelltenbundes AfA

und ihrer Mitgliedgewerkschaften besetzt. Führende Funktionäre wurden in Schutzhaft genommen. Das Vermögen der Gewerkschaften wurde eingezogen. Die Gewerkschaften waren zerschlagen.

Zurück zu Bürckel. Ludwig Siebert war am 12. April 1933 von Ritter von Epp zum bayrischen Ministerpräsidenten ernannt worden.Beide wollten die bayrischen Gauleiter, vor allem aber Bürckel in die Verwaltungshierarchie einbinden und so eine Einheit zwischen Regierung und Partei herstellen. Ludwig Osthelder hatte erst im September 1932 das Amt des Regierungspräsidenten übernommen. Nach Angriffen aus der NSDAP Bezirkstagsfraktion im Juli 1933 verzichtete er auf eine weitere Geschäftsführung und ließ

am 1. Oktober 1933 in den Einstweiligen Ruhestand versetzen. Siebert bot  nach dem Verzicht Ostfelders Bürckel das Amt des Regierungspräsidenten an. Bürckel lehnte dies umgehend ab, hätte es doch für ihn bedeutet sich den beiden Gauleitern

Adolf Wagner, München zugleich bayrischer Innenminister und Hans Schemm, Oberfranken und zugleich bayrischer Kultusminister unterzuordnen und Weisungen entgegen zu nehmen. Das deckte sich nicht mit seinem Machtbewusstsein, gestärkt durch das

Ansehen, das er bei Hitler genoss. Obwohl ihn auch Ritter von Epp inständig bat, ein Regierungsamt in Bayern anzunehmen. Er konnte sich nur eine eigenverantwortliche Staatsführung im Regierungsbezirk Pfalz vorstellen und war nur bereit, sich dem

Führer unterzuordnen. Am 8. Februar 1934 fand in München eine Gauleitertagung statt, bei der alle Gauleiter aufgefordert wurden, ein Ministeramt zu übernehmen.Nach langen Verhandlungen kam am 10. April das Ergebnis zustande, dass alle Gauleiter

als Sonderbeauftragte der Staatsregierung ernannt wurden, ohne Beamtenstatus und ohne jegliche Verwaltungstätigkeit aber mit Sitz und Stimme. Dem stimmte auch Bürckel zu. Am 24. April 1934 wurden die Gauleiter vereidigt, was Bürckel zunächst nicht

wollte-er habe bereits dem Führer den Treueid geleistet- musste aber dann doch nachgeben. Am 1. Mai übernahm Bürckel dann sein Amt als Sonderbeauftragter in Speyer. Auch hier testete er die Grenzen seiner Macht voll aus. Er schlug dem bayrischen Ministerpräsidenten Siebert Richard Imbt, den Kreisleiter und Bürgermeister von Kaiserlautern als kommissarischen Regierungspräsidenten für die Pfalz vor und ernannte ihn kraft seiner Amtsvollmacht auch gleich. Als er Imbt dann auch zu seinem

Stellvertreter als Sonderbeauftragten ernannte, wurde es dem Innenminister Frick zu viel. Er wies Siebert an, Bürckel sofort Imbt von diesem Posten abzuberufen zu lassen. Und Frick forderte Bürckel ultimativ auf, entweder das Amt des Regierungspräsidenten anzunehmen

oder das des Sonderbeauftragten niederzulegen. Bürckel verzichtete. Er hatte aber doch gewonnen. Das Amt des Regierungspräsidenten wurde nicht mehr besetzt. Stellvertretender Leiter der Kreisregierung wurde Oberregierungsrat Wemmer im Innenministerium. Die Zeit der Interimsverwaltung nutzte er, die Kreisbehörde in eine Parteibehörde umzuwandeln und mit ihm ergebenen Mitarbeitern zu besetzen. Er war dort der unangefochtene Chef. Seinen Weisungen wurde bedingungslos Folge geleistet.

Am 14. Oktober folgte ein Paukenschlag Hitlers. Der Deutsche Reichsrundfunk meldete, dass die deutschen Vertreter die in Genf tagende Abrüstungskonferenz verlassen hatten. Delegationsleiter war Rudolf Nadolny.Deutschland war auch aus dem Völkerbund

ausgetreten. Am Tag zuvor hatte Hitler in einer Kabinettssitzung erklärt, das Kabinett aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben und diese mit einem Volksentscheid zu seiner Friedenspolitik zu verbinden.Wahlen ist eigentlich nicht richtig ausgedrückt, denn seit

dem 14. Juli 1933 gab es in Deutschland keine Parteien mehr außer der NSDAP. An diesem Tag wurde nämlich das “Gesetz gegen die Neubildung von Parteien” erlassen.

“§ 1. In Deutschland besteht als einzige politische Partei die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.” war der erste Paragraph. (Quelle: Reichsgesetzblatt 1933 I S. 479)

Ein enormer Wahlfeldzug wurde trotzdem gestartet mit dem üblichen Szenario, Massenaufmärsche, Apelle, Plakatkrieg. Auch Intellektuelle warben für das “Ja”, so der Philosoph Martin Heidegger, der ohnehin nicht durch Distanz zum Nationalsozialismus aufgefallen ist, aber auch Gerhart Hauptmann, Ferdinand Sauerbruch. Auch die deutschen Bischöfe forderten zum Ja auf.Kardinal hatte in einer Wahlstellungnahme gesagt:”Reichskanzler Adolf Hitler hat das deutsche
Volk zu einer Abstimmung am 12. November aufgerufen,um vor der ganzen Welt den Friedenswillen des deutschen Volkes und seine Zustimmung zu den Friedensreden des Reichskanzlers
zu bekunden. Die deutschen Bischöfe, die von jeher in ihren Predigten und Hirtenbriefen für den Völkerfriedeneingetreten sind, begrüßen dieses öffentliche Bekenntnis zum
Frieden. Darum werden die Katholiken aus vaterländischem und christlichem Geist ihre Stimme für den Völkerfrieden, für die Ehre und Gleichberechtigung des deutschen Volkes erheben.
[…] Die Katholiken bekennen damit aufs neue ihre Treue zu Volk und Vaterland und ihren Dank für die weitschauenden und kraftvollen Bemühungen des Führers, dem deutschen
Volk die Schrecken eines Krieges und die Greuel des Bolschewismus
zu ersparen, die öffentliche Ordnung zu sichern und den Arbeitslosen Arbeit zu beschaffen.“ (in Entwurf III Faulhabers, 6.11.1933, in: Volk, Akten Faulhabers 1, S. 800.)

Bürckel forderte auf zur Abstimmung zu gehen und drohte, wer nicht zur Wahl ginge, würde als Separatist betrachtet. Auf den Einsatz einer großen Zahl von Rednern verzichtete er. Er setzte auf “private Gespräche”. Vor Ort

und in den Betrieben sollten die notwendigen Stimmen gesammelt werden. Auch setzte er auf die “Volksgemeinschaft”, diese beschwor er immer wieder. Am 8. November gab er eine Bekanntmachung heraus, die so nur im Gau Pfalz, nicht

aber in anderen Gauen zu finden war. “sämtlichen Bürgermeistern wird nach der Wahl eine Urkunde, unterzeichnet vom Kreiswahlleiter, ausgehändigt, aus welcher ersichtlich ist, wie die Bürger Gemeinde oder Stadt sich am 12. November zu

Deutschland und seinem Führer bekannten und wieviele sich dem Vaterland versagten” Außerdem hatte er ein Belohnungsangebot als Ansporn ausgearbeitet. “Die prozentuale Leistung am 12. November wird zur Grundlage genommen für die künftige

Nummerierung der Kreise, sodass der beste Kreis die Nummer 1 erhält, der zweitbeste die Nummer 2 usw. Die gleiche Nummerierung wird durchgeführt für die Ortsgruppen und Zellen innerhalb der Kreise.” (zitiert bei Wettstein S. 181)

Natürlich spornte das die Parteigenossen zu höchster Leistung an, den keiner wollte nach der Wahl als Versager gebrandmarkt werden. Damit hatte Bürckel auch über die Grenzen der Pfalz Aufsehen erregt.

Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps unterhielt den ganzen Tag eine Fahrbereitschaft, um Alte, Gebrechliche und Kranke zur Wahl zu bringen. Außerdem wurde auf perfide Art ein Grund gegeben, auf jeden Fall zur Wahl zu gehen.

Es wurde die Anordnung erlassen, dass die Wähler gleich nach der Stimmabgabe ein Wahlabzeichen offen zu tragen hatte. Das wurde ihnen aber erst im Wahllokal zum sofortigen Anstecken ausgehändigt.

Das Ergebnis war dann auch sehr eindeutig. 95,1 % billigten die Außenpolitik mit ihrer Zustimmung und in der gleichzeitigen Reichstagswahl erreichte die allein zur Wahl stehende NSDAP 92,2 %. Bürckel konnte mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Der Gau Pfalz hatte wieder die Spitzenposition eingenommen. In der Pfalz hatten 97,0 % bei der Volksabstimmung mit Ja gestimmt und 96,87 % bei der gleichzeitigen Reichstagswahl für die NSDAP. Neinstimmen wurden keine verzeichnet.

Natürlich war das Ergebnis auch für Adolf Hitler wichtig. Zeigte es doch dem In-und dem Ausland, dass Hitler die große Mehrheit des deutschen Volkes hinter sich wusste.

Ein gravierendes Problem stand aber an. Es war die Rolle, die die SA im Reich spielen sollte. 1921 hatte Adolf Hitler die Gründung eines Wehrverbandes der NSDAP angeordnet. Die Sturmabteilung war eine auf Hitler eingeschworene

Kampforganisation der Partei. 1922 hatte er Hermann Göring, der auch 1922 in die NSDAP eingetreten war, mit der Führung  der im Aufbau befindlichen SA beauftragt. Sie beteiligte sich am gescheiterten Hitlerputsch.

Nach dem Putsch verbot der Chef der Reichswehr Hans von Seeckt die NSDAP aber auch rechtsextreme Wehrverbände. Als Auffangorganisation gründete Ernst Röhm den Frontbann im Mai 1924. schon im September soll er 30.000 Mitglieder

gehabt haben. Hitler wurde Ende 1924 aus der Haft entlassen. Im Februar 1925 wurde die NSDAP neugegründet. Auch die SA wurde wieder aufgestellt, diesmal in die Partei eingegliedert. Nach der Wiedergründung der Partei

war Hitler mit Röhm über die Rolle der SA in Streit geraten. Hitler vertrat jetzt die “Legalitätstaktik”. Da passte die Zusammenarbeit mit paramilitärischen Verbänden nicht mehr ins Konzept. Hitler brauchte keinen Wehrverband mehr,

sondern lediglich einen Saalschutz. Franz Pfeffer von Salomon übernahm auf Wunsch von Hitler den Posten des Obersten SA-Führers (OSAF). Er war Jurist und war am Ende des 1.Weltkrieg  Hauptmann und Bataillonskommandeur. Er entwickelte die bis zum Ende des „Dritten Reichs“ gültige organisatorische und regionale Gliederung der SA und schuf mit vormilitärischer Ausbildung, einheitlichen Uniformen und militärischer Disziplin eine schlagkräftige Parteimiliz. Außerdem unterstanden ihm auch die HJ und der NS-Studentenbund. Provozierende Aufmärsche, zur Schau gestellte Stärke sollte die nationalsozialistische Geschlossenheit zeigen und waren auch ein Instrument der NS-Propaganda. Gewalttätige Übergriffe auf den politischen Gegner, also vor allem Mitglieder

der KPD und SPD zählten zu ihrem Repertoire, aber auch Juden und christliche Gruppen wurden Ziel von Angriffen. Eine weitere Krise zeichnete sich im Vorfeld der Reichstagswahlen von 1930 ab. Aus der SA war die Forderung laut geworden, führenden Mitgliedern einen sicheren Listenplatz bei der Wahl zu  garantieren. Hitler lehnte das ab. Auch Pfeffer von Salomon bejahte die Trennung von SA-Führerschaft und Mandat. Die Berliner SA trat daraufhin in Streik. SA Männer besetzen am von 30. auf 31. August 1930 sogar die Gaugeschäftsstelle und die Redaktionsräume der Gauzeitung der Berliner NSDAP “Der Angriff” unter dem stellvertretenden OSAF Ost Walter Stennes. Es kam zu einer wilden Prügelei zwischen SA und SS-Männern, erst die herbeigerufenen Polizei konnte die Ordnung wieder herstellen. Pfeffer von Salomon trat zurück. Hitler eilte nach Berlin und übernahm selbst den Posten des OSAF .Zum Ausgleich wurde Pfeffer von Salomon bei der Septemberwahl 1932 als Reichstagskandidat aufgestellt. Für die tägliche Arbeit wurde der Posten des Stabschef neu eingerichtet. Hitler besetzt ihn mit seinem alten Kampfgefährten Ernst Röhm, der schon beim Putsch am 9. November 1923 dabei war. Röhm war nach Südamerika gegangen, hatte 1928 als Militärinstruktor  in Bolivien gearbeitet.

Er war 1930 aus Südamerika zurückgekehrt und trat wieder in die NSDAP ein.  Im Januar 1931 trat er den Posten des Staatschef der SA an. Der Konflikt zwischen Stennes und der SA-Führung war aber nicht ausgestanden. Zum einen lehnte er die unter Röhm gerade begonnene Umorganisation der SA ab. Hauptgrund der Ablehnung durch die NSDAP-Spitze war aber die aktionistische Ausrichtung von Stennes und seiner Leute. Mit der Notverordnung vom 28. März 1931 zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen ,

deutete die Regierung an, dass sie in Zukunft energischer gegen politische Gewalt vorgehen wolle. Das gefährdete die Erfolge, die die NSDAP mit der Reichstagswahl von 1930 errungen hatte. Der Umkreis um Stennes warf der “Hitler-Fraktion” vor, sich von den

alten Idealen des Nationalsozialismus abgewandt zu haben. Die SA weigere sich, sich “auf dem Altar der Legalität opfern” zu lassen. (Flugblatt »Pg., S.A.-Kameraden! Nationalsozialisten!«, 8.4.1931, BArch Bln, NS26) Hitler setzt Stennes schließlich ab, worauf es zum

zweiten “Stennes-Putsch” kam. Mehrere hundert SA-Leute besetzten das NSDAP Parteigebäude in der Berliner Hedemannstraße. Stennes wurde dann aus der Partei ausgeschlossen.

 

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Er und seine Gefolgsleute bemühten sich die Nationalsozialistische Kampfbewegung Deutschlands (NSKD)auf zubauen. Aber schon im Dezember hatten Geldnot und schwindende Mitgliederzahlen für das aus der NSKD gesorgt.Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam Stennes im Mai 1933 zunächst in Haft. Aber Göring, der ihn noch aus gemeinsamen Kadettenzeiten in Berlin  kannte,unterstützte ihn. Auf Rat Görings wurde Stennes in China als Mitglied einer deutschen Militärmission Berater Tschiang Kai-scheks . Er befehligte dort die Leibgarde des Nationalistenführers und schulte Polizeioffiziere. (zur weiteren Geschichte von Stennes siehe siehe Spiegel online Eines Tages SA-Führer Stennes Von Hitlers Haudrauf zu Stalins Spion).

Unabhängig von diesen inneren Auseinandersetzungen wuchs die SA beständig und rasch an. Weltwirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP trugen ihren Teil dazu bei. Der Straßenterror nahm zu  und führte 1932 zu und führte 1932 zum SA und Uniformverbot.

(s.o.) Im Vorfeld der Reichstagswahl von 1932 kam es zu 300 Toten und über 1000 Verletzten. Bis Ende 1932 waren  92 SA-Leute bei Saal- und Straßenschlachten ums Leben gekommen.  Am 14. Januar 1930 wurde Horst Wessel, ein SA-Führer, angeschossen.

Am 23. Februar starb er im Krankenhaus. Eigentlich war es um eine private Auseinandersetzung gegangen. Es ging um Streit mit Mietzahlungen in einer Wohnung wo Wessel zur Untermiete wohnte. Goebbels, damals Berliner Gauleiter, griff das unter anderen Vorzeichen auf und nutzte den Tod Wessels zur hemmungslosen Agitation. Er stilisierte ihn zum “Märtyrer” der Bewegung. Er nannte ihn einen “Christussozialisten”, einen, der durch Taten rufe: »Kommt her zu mir, ich will Euch erlösen “
Zitiert nach R. G. Reuth, Goebbels  S. 162. Goebbels gestaltete ein pompöse Trauerfeier, bei der auch Göring, der SA-Führer von Pfeffer sowie Prinz August Wilhelm von Preußen anwesend waren. Nach der Machtübernahme gab es Horst Wessel Plätze.

Das Krankenhaus, in dem er gestorben war, wurde in “Horst Wessel Krankenhaus” umgetauft. Horst Wessel hatte irgendwann zwischen 1927 und 1929 einen Liedtext gedichtet, der zur offiziellen Parteihymne der NSDAP wurde. Nach der Machtübernahme

wurde es auf Anordnung von Innenminister Frick immer im Anschluss an die erste Strophe der Nationalhymne gesungen.

Nach der Machtübernahme war Göring Minister ohne Geschäftsbereich. Außerdem trat er am 30. Januar in die Kommissariatsregierung von Preussen als Innenminister ein. De jure regierte in Preussen zwar immer noch die Regierung Braun.

Von Papen hatte im Juli 1932 nach dem “Preussenschlag” die Regierung Braun abgesetzt. Doch das war vom Staatsgerichtshof für ungültig erklärt worden. Die Notverordnung „Zur Herstellung geordneter Regierungsverhältnisse in Preußen“ vom 6. Februar 1933

übertrug kurzerhand alle der Regierung Braun noch verbliebenen Befugnisse auf die Kommissariatsregierung von Papens. Es gab keine Neuwahlen. Das war ein zweiter Staatsstreich in Preussen. Per Erlass vom 23. Februar 1933 gründete

Göring die “Hilfspolizei”. Sie war 50.000 Mann stark und setzte sich überwiegend aus SA und SS- Einheiten zusammen. In Preussen galt ein Verteilerschlüssel, nach dem jeder 5. Hilfspolizist noch aus den Reihen des Stahlhelms kommen musste.

Die Gründung einer Hilfspolizei empfahl Göring auch für andere Länder. Das preussische Beispiel machte schnell Schule. Braunschweig richtete ihre HiPo schon am 1. März ein, Bayern stellte am 9./10. März eine HiPo auf, Württemberg am 10. März und Hamburg am 15. März. So wurde der Straßenterror gegen politisch Andersdenkende mit staatlichen Vollmachten durchgeführt. Hitler zog zweifachen nutzen aus der SA  in der Zeit unmittelbar nach der Machtübernahme. Seine Gegner konnte er einschüchtern und terrorisieren.

Bei den Konservativen konnte er sich als die Person geben, die als einzige in der Lage war, die SA zu bändigen.Hitlers Macht war im Lauf des Jahres 1933 vor allem dank der SA gesichert. Der Konflikt zwischen SA und Parteiführung, der ja schon von 1930 bis 1932

ausgetragen wurde (s.o.), war ja durch die Machtübernahme nur aufgeschoben, nicht aber gelöst worden. Röhm hatte-wie schon 1925 einmal- eine andere Vorstellung von der Rolle der SA. Ihm schwebte ein “NS-Volksheer” vor. Die Einheiten der Reichswehr sollten

in denen der SA aufgehen und so das NS-Volksheer bilden. Hitler aber brauchte die Reichswehr für seine zukünftigen Kriegspläne. Röhm hatte aber auch innerparteiliche Rivalen, nämlich Göring und Himmler. Es wurde nun der Eindruck erweckt, Röhm wolle zu einem Aufstand anstiften. Gerüchte wurden geschürt, Zitate bewusst gefälscht.

Am 30. Juni 1934 war Röhm zur Kur in Bad Wiessee, begleitet von mehreren SA-Führern. Der SS-Sturmbann Dachau, am 29. November 1934 in SS-Sturmbann Oberbayern umbenannt und Heinrich Himmler zur ausschließlichen Verfügung unterstellt-

verhaftete die SA-Führung am  30. Juni 1934 in Bad Wiessee. Zwischen 150 und 200 Menschen kommen in der “Nacht der langen Messer” ums Leben. Die in Bad Wiessee verhaftete SA-Führung wurde nach München-Stadelheim gebracht und dort erschossen.

Man hatte aber SA-Führer aus allen Teilen nach München zu einer Konferenz beordert. Die meisten kamen mit Nachtschnellzügen in München an, wurden sofort auf dem Bahnhof verhaftet, auch nach Stadelheim gebracht und erschossen. Nur bei Ernst Röhm, immerhin Hitlers Weggefährte zeigte der Führer noch Skrupel. Er sollte einen “ehrenvollen” Abgang erhalten. Er  wurde aufgefordert, Selbstmord zu begehen. Als er das nicht tat, wurde er auch erschossen. Goebbels war während dieser Aktionen auch in München und gab auf ein Zeichen Hitlers aus dem Braunen Haus das Stichwort “Kolibri” telefonisch nach Berlin durch. Daraufhin setzte auch dort die Mordaktion ein. Aber nicht nur die SA-Führung wurde liquidiert. Alte Gegner, Kritiker und Mitwisser wurden ebenfalls aus dem Weg geräumt. auch alte Rechnungen wurden beglichen. So starb Ritter von Kahr, der als bayerischer Generalstaatskommissar Hitler bei seinem Putsch 1923 die Unterstützung versagt hatte. Der ehemalige NSDAP-Organisationsleiter  Georg Strasser wurde am 30. Juni 1934 in Berlin von der Gestapo verhaftet, in das Gestapo-Hauptquartier in Berlin  in der Prinz-Albrecht-Straße  gebracht und dort liquidiert.Sein Tod wurde zunächst als Suizid deklariert. Gut möglich, dass sich Himmler und Göring eines potentiellen Konkurrenten entledigte, bevor diesem ein Come-Back gelang. Getötet wurden auch Regimegegner aus der katholischen Kirche wie Erich Klausener, der den Vorsitz der Katholischen Aktion in Berlin innehatte. Er war Beamter im preussischen Innenministerium.

Schon vor der Machtergreifung war er überzeugter Gegner linker wie rechter Kampforganisationen und hatte eben auch die SA mit den Mitteln der preussischen Polizei entschieden bekämpft. Auch der Münchner Journalist und Archivar Fritz Gerlich zählte zu den Opfern. Gerlich war von 1920-1928 Chefredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten, einer Vorgängerzeitung der Süddeutschen Zeitung. Ab 1930 gab er die Zeitschrift “Illustierter Sonntag’” heraus, die ab 1932 als “Der Gerade Weg” erschien. Verleger war

Erich August Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, der am Rande erwähnt mit dieser Zeitung eine Menge Geld verlor. Gerlich schrieb in der Ausgabe vom 31.Juli 1932 “Nationalsozialismus heißt: Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not”

(Digitalisat der Bayerischen Landesbibliothek)In derselben Ausgabe wird eine Zuschrift veröffentlicht, die sich wie eine Vorwegnahme des weiteren Schicksals von Gerlich liest “Sie erbärmlicher Schmutzfink.Seien sie überzeugt, daß die Stunde bald schlägt,

wo Deutschland von Ihnen und Ihresgleichen befreit wird. Wir werden an Ihnen und Ihrer schwarzen Sippe ein besonderes Exempel statuieren…” Gerlich wurde  am 9. März 1933 von einem SA-Trupp misshandelt, in Schutzhaft genommen und verblieb dort

bis zur Nacht vom 30. Juli, wo er in Dachau erschossen wurde. Von Papen konnte seine Mitarbeiter auch nicht mehr schützen, was seine Machtlosigkeit im Kabinett Hitler illustriert. Edgar Julius Jung wurde wohl in Oranienburg ermordet. Er war

politischer Berater und Redenschreiber von Papens und entwarf die Marburger Rede, die von Papen am 17.Juni 1934 vor Marburger Studenten hielt. Carl Fedor Eduard Herbert von Bose war Oberregierungsrat und Referent von von Papen. Er wurde erschossen, weil ja auch die “Papencique” zerschlagen werden sollte. Auch die Reichswehr hatte tote zu beklagen. So wurde Kurt von Schleicher, der ehemalige Reichskanzler und Ferdinand von Bredow, enger Mitarbeiter und Vertrauter Kurt von Schleichers ermordet.

Hitler hatte allerdings behauptet, von Schleicher und von Bredow hätten Landesverrat betrieben. Das empörte zwar die gesamte Generalität und sie beschwerte sich beim Reichwehrminister von Blomberg. Dieser versprach eine Dokumentation zu den Vorfällen zu liefern. es blieb aber bei dem Versprechen. Der einzige, der Konsequenzen daraus zog, war Generalleutnant Wolfgang Fleck, der seinen Abschied einreichte. Die angespannte Stimmung im Offizierskorps blieb aber und sie veranlasste Hitler zu der

Aussage in einer geschlossenen Versammlung, Untersuchungen hätten ergeben, dass die Generäle von Schleicher und von Bredow irrtümlich erschossen worden seien. Hitler hatte der Reichswehr auch zugesichert, dass sie das militärische Monopol behalten solle.

Trotzdem erhielt die SS schon wenige Monate später die Erlaubnis, eigene bewaffnete Verbände aufzustellen. Am 20. Juli 1934 löste Hitler die SS aus der SA und erhob sie zu einer selbstständigen Organisation im Rahmen der NSDAP. 1934 wurden solche Mordaktionen noch juristisch bemäntelt. Am 3. Juli 1934 erließ die Regierung das Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr. Im einzigen Artikel darin heißt es: “ Die zur Niederschlagung hoch- und landesverräterischer Angriffe am 30. Juni, 1. und 2. Juli 1934 vollzogenen Maßnahmen sind als Staatsnotwehr rechtens.”

Und was war mit Bürckel während des Röhmputsches?  Am Tag der Verhaftung Röhms hatte Bürckel die pfälzischen Bauern  zu einer Versammlung auf dem  “Thingplatz” am Königstuhl auf dem Donnersberg eingeladen.Bei dieser Veranstaltung griff er den landwirtschaftlichen Gaufachberater der NSDAP Ludwig Schickert scharf an. Die beiden hatten wohl schon seit 1932 Probleme miteinander.

Auch Walther Darré war anwesend. Er war am 28. Mai 1934 zum Reichsbauernführer und am 29. Juni, also am Vortag zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft ernannt worden. Dessen agrarpolitische Vorstellungen empfand er als unsozial. Die Politik

Darrés missachtete nach Bürckels Einschätzung die dringenden Belange der Bauern. Bürckel nahm kein Blatt vor den Mund. In einer im Protokoll nicht vorgesehenen Schlussrede wandte er sich direkt an den neuernannten Minister und bat ihn jede unsoziale, die dringenden Bedürfnisse der pfälzischen Bauern missachtende Politik zu unterlassen. Darré war über dieses unprogrammäßige Schlusswort erzürnt und ließ ihm, nachdem er nach Berlin zurückgekehrt war, ausrichten, sein Schlusswort auf dem Donnersberg

habe ihm so gut gefallen, dass er nicht umhin könnte “Gauleiter Bürckel mitzuteilen, dass gerade Georg Strasser erschossen worden ist.” (Wettstein S. 211). Bürckel hatte aus der Säuberung für sich den Schluss gezogen, dass sie sich gegen den Machtanspruch einer

der Sittenlosigkeit und Korruption verfallenen SA-Führung gerichtet hat. In diesem Sinn fiel auch sein Telegramm aus, das er am nächsten Tag an Hitler schickte. “Die Haltung des Gaus Pfalz ist ganz selbstverständlich. Für die durchgeführte Säuberung dankt das ganze pfälzische Volk, aber auch aufrichtig die SA des Gaues Pfalz.Ihr getreuer Bürckel”. Flankiert wurde das in einem Aufruf, der in allen pfälzischen Tageszeitungen veröffentlicht wurde. “Der Führer hat aufgeräumt und uns damit erlöst…” (Wettstein S. 212).

Hindenburg hatte das Vorgehen gegen die SA durchaus forciert. Als Hitler den kranken Präsidenten auf seinem Gut Neudeck besuchte, forderte Hindenburg Hitler auf, endlich “endlich etwas gegen die revolutionären Unruhestifter zu unternehmen”  und er überlegte wohl, das Kriegsrecht zu verhängen. Am 2. August 1934 starb der Reichspräsident Paul von Hindenburg. Der verstorbene Präsident sollte eigentlich auf seinen  ausdrücklichen Wunsch auf Gut Neudeck bestattet werden. Doch die Nazis ließen sich nicht nehmen, daraus eine perfekte Inszenierung nationalsozialistischer Machtausübung zu machen. Der Leichnam war am 7. August zum Tannenberg überführt worden. Am Tag darauf wurde er in einem pompösen Staatsakt beigesetzt von Hitler mit

“Toter Feldherr, geh‘ nun ein in Walhall!“  Schon am am 1. August Gesetz über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs erlassen.

Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:

§ 1

  Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem des Reichskanzlers vereinigt. Infolgedessen gehen die bisherigen Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler über. Er bestimmt seinen Stellvertreter.

§ 2

  Dieses Gesetz tritt mit Wirkung von dem Zeitpunkt des Ablebens des Reichspräsidenten von Hindenburg in Kraft.

Noch am Todestag von Hindenburg lässt Reichswehrminister General von Blomberg alle Soldaten einen Eid auf Hitler ableisten. Der Eid lautete nun “Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“ Dabei hatte der Reichswehrminister gar keine rechtliche Befugnis den Text des Eides zu ändern.

Er lautete bis dahin so: “Ich schwöre der Reichsverfassung und gelobe, daß ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will.“

Von Blomberg erhoffte sich von dieser Änderung der Reichswehr eine starke Position zu sichern. De facto stärkte er aber die Position Hitlers. Auch hatte dies Spätfolgen, die damals natürlich nicht abzusehen waren. Als es um den Widerstand gegen Hitler,

fühlten sich viele Offiziere auch durch den Eid auf Hitler gebunden und das machte den Widerstand für einzelne durchaus auch zu einer Gewissensentscheidung. Die deutsche Bevölkerung sollte die Zusammenlegung der Ämter des Reichspräsidenten und Reichskanzlers in einer Volksabstimmung absegnen, die für den 19. August 1934 angesetzt war. Bürckel war seit 7. August 1934 offizieller Sonderbevollmächtigter der Reichsregierung für die Saarabstimmung im Januar 1935. Schon am 18. Juli hatte Joseph Goebbels

den Pfälzer Gauleiter mit der Durchführung der Saarpropaganda beauftragt. Zwar ging es bei der Volksbefragung am 19. August eigentlich um nichts. Sie diente lediglich der Akklamation. Bürckel aber musste sich beweisen. In allen Wahlen hatte er ja immer

Spitzenergebnisse eingefahren. Und auch jetzt brachte er sein erprobtes Erfolgsrezept. Aufmärsche, Fahnen, Marschmusik und aus den Lautsprechern tönten reden Hitlers oder sonstiger Parteigrößen. Am 14. August fand in Speyer eine Massenkundgebung mit

mehr als 10.000 Teilnehmern statt. Seine Rede ließ er gleichzeitig über Lautsprecher in sämtliche Gemeinden des Kreises übertragen. Er schloss pathetisch “Ich sage, dass ich am Abend des 19. Augusts vor den Führer treten werde mit der Meldung: Mein Führer,

die Kompanie Pfalz steht geschlossen hinter dir! “ (Wettstein S. 214) Seine Prophezeiung  traf ein. Die Pfalz meldete 99,9 %. (Zahl nach Landesgeschichtliches Informationssystem  Hessen).

Das Saargebiet kam nach der Niederlage von 1918 unter die Regierung des Völkerbundes. 1920 wurde es für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt. Für 1935 war vertragsgemäß eine Volksabstimmung vorgesehen, die den künftigen Status des Gebiets festlegen sollte Im Jahr 1931 hatte Bürckel eine Art Patenschaft für die saarländische NSDAP übernommen. Er ordnete Parteiredner für die Partei, aber auch Saalschutz durch SA und SS-Leute aus der Pfalz ab. Er versorgte sie mit Uniformen. Er gab saarländischen Parteigenossen die Möglichkeit, in der Pfalz zu hospitieren. Er kannte die saarländische NSDAP also genau. So war es nur folgerichtig, dass Hitler Bürckel nach der Machtergreifung zum Gauleiter des Gaus Saar ernannte,

ohne aber den amtierenden Gauleiter Karl Brück seines Amtes zu entheben. Er löste den Gau Saar auf und unterstellte die NSDAP seiner Gauleitung mit der Zentrale in Neustadt. Die Regierungskommission, das war die Behörde, die das Saargebiet im

Auftrag des Völkerbundes verwaltete, verabschiedete kurz darauf ein Gesetz, das die Parteien an der Saar zur rechtlichen Eigenständigkeit gegenüber dem Deutschen Reich verpflichtete. Somit konnte Bürckel nicht Gauleiter für die Saar bleiben. Als Strohmann

für Bürckel wurde Alois Spaniol, 1904 im saarländischen Lisdorf geboren, eingesetzt. Die bürgerlich-liberalen Parteien und das katholische Zentrum schlossen sich unter  auf eine Initiative des VölkIinger Industriellen Herrmann Röchling zur ,,Deutschen Front (DF)“ zusammen. Sie trat für den Anschluss des Saargebiets an das Reich ein. Bürgerliche Politiker und Pfarrer dienten als Aushängeschilder. Nach außen wirkte sie wie eine überparteiliche Bewegung. Tatsächlich aber stand sie vollständig unter der Kontrolle

der NSDAP und die Fäden hielt Bürckel in der Hand. Der DF gehörte als Nationalsozialist Jakob Pirro  an. Die Saar-NSDAP wurde am 26. Februar 1934 aufgelöst Neuer Leiter wurde Pirro. Er gilt als Vertrauter Bürckels, der also seine Strategie bei der Personalauswahl, alle Posten mit seinen Vertrauten zu besetzen fortführte.

Bürckel hatte mit der Saarpropaganda zwei Aspekte abzudecken. Zum einen musste er natürlich die Saarländer für die Rückgliederung begeistern. Er musste aber auch die Reichsbevölkerung für die innen-und außenpolitische Bedeutung sensibilisieren.

Für den Kampf um saarländische Stimmen griff er auf seine bewährten Propagandainstrumente zurück. Presse und Film und natürlich wie immer öffentliche Kundgebungen und Versammlungen wurden genutzt. Wichtigstes Propagandamittel wurde aber mehr und mehr der Reichsrundfunk. Für die Reichsdeutschen kreierte er Saarveranstaltungen und Saarausstellungen. In Zweibrücken fand am ersten Aprilwochenende die wohl erste offizielle Saarlandkundgebung statt. Über 70.000 Menschen waren gekommen.

Auch in Mannheim, Mainz und Ludwigshafen fanden große Kundgebungen statt. Sternfahrten zur saarländischen Grenze von Parteiorganisationen wurden organisiert. Aber auch der Sängerbund Westmark oder die NS-Frauenschaft waren eingebunden.

Der Sängerbund hielt in Zweibrücken eine Kundgebung ab und das Gautreffen der NS-Frauenschaft, auch in der Grenzstadt Zweibrücken hatte 10.000 Teilnehmer/Innen.

Bürckel sah aber auch, dass es außer diesem propagandistischen Trommelfeuer wichtig war, auch die katholische Kirche zu gewinnen. Immerhin waren 73 % der saarländischen Bevölkerung Katholiken. Wichtig war ihm eine offizielle Zustimmung der beiden für das Saarland zuständigen Oberhirten Franz Rudolf Bornewasser in Trier und Ludwig Sebastian in Speyer.

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Zwar waren beide Bischöfe national eingestellt und waren deshalb für die Rückgliederung des Saargebiets ins Reich, doch ganz so glatt lief es nicht, wie Bürckel sich das erhofft hatte. Sebastian hatte sich schon 1933 geweigert, einen von Bürckel vorbereiteten Wahlaufruf zu unterschreiben. Er hatte im März 1933 demonstrativ katholische Schutzhäftlinge in Neustadt besucht. Angesichts der ständig zunehmenden Repressalien gegen den Klerus und Ordensleute hatte er sich auch geweigert nach dem Abschluss des Reichskonkordats einen Dankgottesdienst zu feiern. Auch waren die Ausschreitungen in der Pfalz während der Gleichschaltung, die Schutzhaft für pfälzische Geistliche

und die Verfolgung von Mitgliedern des Zentrums und der BVP im Saarland durchaus registriert worden. Bürckel fuhr nun einen geschmeidigeren Kurs. So wies er die pfälzische Kreisregierung im Juni 1934 an, kein Uniformverbot für die katholischen Jugendverbände zu erlassen. Er verbot die Verbreitung des “Mythus des 20. Jahrhunderts” von Rosenberg, der bei der katholischen Kirche seit Anfang 1934 auf dem Index stand. Am 21. Juni 1934 ordnete er für Fronleichnam  für die Pfalz eine allgemeine Arbeitsruhe an.

Fronleichnam war seit dem Feiertagsgesetz vom 27. Februar 1934 kein Feiertag mehr. Außerdem ordnete im “Interesse des Religionsfriedens” behördlichen Schutz für Fronleichnamsprozessionen an. Auch untersagte er , dass in der Pfälzer und saarländischen

Presse antireligiöse und die Kirche verunglimpfenden Artikel veröffentlicht wurden. Gleichzeitig machte er Druck. Er intervenierte sogar beim Vatikan, um die beiden Kirchenfürsten zu veranlassen, ihre bisherige Neutralität aufzugeben.

Am 6. Januar 1935 wurde im Reich und auf Anordnung der fürs Saargebiet zuständigen Bischöfe von Trier und Speyer ein Hirtenbrief verlesen “Am Sonntag, den 13. Januar 1935, wird im Saargebiet die Volksabstimmung stattfinden über die Frage,

ob dieses deutsche Land seine Bewohner in der durch den Versailler Gewaltfrieden aufgezwungenen Trennung vom deutschen Reich verbleiben sollen (zitiert bei Wettstein S. 264)Bei Bischof Sebastian unterblieb die Formulierung vom “Versailler Gewaltfrieden”.

Aber natürlich hat dieser Hirtenbrief das Abstimmungsergebnis beeinflusst. Das Ergebnis war überzeugend. 90,8 % der Wähler entschied sich für das Rückkehr ins Reich. Für den Status quo stimmten 8,8 % und nur 0,4 % votierten für Frankreich.

Bürckel hatte seine Fähigkeit wieder voll unter Beweis gestellt. Hitler gratulierte zu dem Erfolg persönlich am Telefon und einem persönlich an ihn gerichteten Telegramm “Aufrichtigen Dank für Ihre vorbildliche Arbeit” (Wettstein S. 267)

Auch Goebbels, der sich oft über Bürckels “sozialistische Alleingänge” ärgerte oder Dr. Frey, den er mit seiner Personal-und Verwaltungspolitik in der Pfalz oft brüskierte, gratulierten.

Am 30. Januar wurde “Gesetz über die vorläufige Verwaltung des Saarlandes” erlassen. § 1 lautete: “An der Spitze der Verwaltung des Saarlandes steht bis zur Eingliederung in einen Reichsgau der Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes mit dem Amtssitz in Saarbrücken. Der Reichskommissar wird vom Führer und Reichskanzler ernannt”. Bürckel wurde am 11. Februar  zum Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes  ernannt und am 1. März 1935 in Saarbrücken von Dr. Frick in einem Festakt

in das Amt eingesetzt. Fast alle Parteigrößen waren dabei: Hitler, Heß, Goebbels, Himmler, Rosenberg, Darré, Ley. Auch die beiden Bischöfe Bornewasser und Sebastian waren anwesend. In seiner Antrittsrede versprach Bürckel den Bau von 2000 Häusern und

Siedlungen. Zur Rückgliederung des Saarlandes sagte er klar “diese sei keine bayrische,preußische Angelegenheit, sondern allein (eine)deutsche Angelegenheit (Wettstein S.270)Tatsächlich war das Saargebiet  das erste von den Nationalsozialisten geschaffene „führerunmittelbare Territorium“, in dem der Reichskommissar neben seiner Position als oberster Präsentant der Reichsaufsicht zugleich die Funktion eines Regierungschefs ausübte.Für seine Kirchenpolitik anerkannte er die Aufgabe der Kirche. Doch sagte er auch, dass der Nationalsozialismus als Träger des Staates ungehindert seine Aufgaben erfüllen werde. Jeder sollte auf seine Arbeit beschränkt werden.

Wie er das auch in der Pfalz gemacht hatte, besetzte er die führenden Posten mit ihm loyal ergebenen Parteigenossen. Durch Führererlass vom 17. Juni 1936 wurde Bürckel zum Reichskommissar für das Saarland ernannt. Im selben Jahr wurde er

auch Obergruppenführer der SA, das entspricht dem Rang eines Generals.

Noch ein Blick auf das gesamte Reichsgebiet und die weitere Entwicklung des nationalsozialistischen Herrschaftssystem.

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Auf dem Gebiet der Innenpolitik geschah auch Wichtiges

Mit dem “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” vom 7. April 1933 hatte die Ausgrenzung der Juden begonnen.

Die “Nürnberger Gesetze”, die am Abend des 15. September 1935 anlässlich des 7. Reichsparteitag der NSDAP, des “Reichsparteitags der Freiheit”, einstimmig angenommen wurden, schlossen die Juden praktisch aus dem deutschen Volk aus.

Die beiden Gesetze, das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (RGBl. I S. 1146) und das “das Reichsbürgergesetz” (RGBl.I S. 1146) gaben der nationalsozialistischen Rassenideologie ihre juristische Grundlage.

An der Erarbeitung von Vorlagen und Gesetzesentwürfen maßgeblich beteiligt- auch für die “Nürnberger Gesetze” war als Referent im Innenministerium Hans Globke. Er gab auch zusammen mit seinem Vorgesetzten dem Staatssekretär

Wilhelm Stuckart den ersten Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen und deren Ausführungsverordnungen heraus. Er verfasste auch das Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938 , das Juden zur Führung

des zusätzlichen Vornamens Israel für Männer und Sara für Frauen verpflichtete. Er konzipierte auch das J, das Juden in ihre Pässe eingeprägt bekamen, mit.

Hans Globke brachte es trotz dieser Vorgeschichte zum Zeugen der Anklage im Nürnberger Prozess. Unter Adenauer wurde er Ministerialdirigent. Am Schluss brachte er es sogar zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Er war die Schaltstelle im Kanzleramt

und Adenauers engster Vertrauter. Auch über Ordensverleihungen konnte er sich nicht beklagen. Er erhielt das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Auch eine Karriere!

Mit dem Blutschutzgesetz wurde die Eheschließung sowie der außereheliche Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden verboten. Das Reichsbürgergesetz legte fest, dass nur “Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes“ Reichsbürger

sein konnten. Das hatte zur Folge,dass kein Jude mehr ein öffentliches Amt innehaben durften. Jüdische Beamte, die 1933 wegen des “Frontkämpferprivilegs” noch einmal davon gekommen waren, mussten nun bis zum 31. Dezember 1935 ihren Dienst quittieren.

Juden verloren das politische Wahlrecht und durch weitere Verordnungen zum Reichsbürgergesetz wurde jüdischen Ärzten und Rechtsanwälten auch ihre Zulassung entzogen.

Zu Gauleiter Bürckel. Gleich nach 1933 waren Juden aus ihren Geschäften gedrängt worden. Der Weinhandel war traditionell überwiegend von jüdischen Händlern betrieben und die waren planmässig aus dem Geschäft gedrängt worden, oft mit fadenscheinigen Vorwürfen von Weinbetrug und Weinpanscherei. Im Mainzer Karnevalszug von 1936 fuhr sogar ein Motivwagen mit, der den Vorwurf, dass Juden minderwertige Weine als Spitzenweine verkaufe. Dazu kam ein Weinjahrgang, dessen Mengen

das 2 1/2 fache eines normalen Jahrgangs ausmachte. Die Winzer fürchteten einen Preisverfall. Also proklamierte Bürckel “Die Deutsche Weinstrasse”. Sie verlief von Schweigen nach Bockenheim und sollte die schönsten Winzerdörfer der Pfalz verbinden.

Man musste lediglich neu ausschildern. Orte die an der Route lagen durften den Zusatz “an der Weinstraße” sowie Neustadt- bisher an der Haardt nun an der Weinstraße. Am 19.  Oktober 1935 wurde in Bad Dürkheim die Deutsche Weinstraße feierlich eröffnet.

Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden wurden nur zehn Tage vorher in Kenntnis gesetzt. Ursprünglich war geplant mit einer Pfälzerwald Hochstrasse vom Donnersberg bis zum Hohen Derst, der ist oberhalb von Dörrenbach für den Fremdenverkehr

und damit auch für den Wein zu werben. Bürckel war im Juli 1935mit seinem Gefolge in der Schweigener Gaststätte “Zum Bayerischen Jäger”eingekehrt. Dabei kam man auf die Änderung der Pläne. Am Anfang der Weinstraße steht das Deutsche Weintor,

das die provisorische Holzattrappe, die bei der Eröffnung stand, ersetzt hatte. Es gab einen Architektenwettbewerb, den die Architekten August Josef Peter und Karl Mittel aus Landau gewonnen hatten. Die Grundsteinlegung fand am 27. August 1936 statt, der Abschluss der Bauarbeiten wurde nicht einmal zwei Monate später, am 18. Oktober, gefeiert.

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Entlang der Weinstraße sollten 6 Bauwerke entstehen, die zum einen als Kelterstation, zum anderen als Gaststätte mit Ausflugszielcharakter dienen sollten. Gebaut wurde

aber noch 1936 nur der “Saarhof”. Er sollte so heißen, weil die Stadt Saarbrücken die Trägerschaft übernommen hatte. Der Rohbau wurde bei Kriegsbeginn vollendet. dann nahm ihn die Wehrmacht in Beschlag. 1944/45 kaufte die Gemeinde Leinsweiler das Anwesen von der Stadt Saarbrücken. 1951 übernahm es der Landkreis Landau.Heute ist der “Leinsweiler Hof” in Privatbesitz. Parallel zur Errichtung der Weinstraße begründete Bürckel Partnerschaften Pfälzer Winzergemeinschaften mit deutschen Städten. Natürlich überschritt Bürckel damit seinen Kompetenzrahmen, denn Weinbau und Weinwerbung lagen eigentlich im Zuständigkeitsbereich von Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Darré. Aber um Kompetenzen hat Bürckel sich nie gekümmert, zumal wenn er vom Zuständigen keine hohe Meinung hatte. Für die Weinstraße regelte er vieles mit einer Reihe von Erlassen. Aus Vorgärten mussten Reklameschilder, Leuchtstofftransparente, nicht für die Pfalz typische Pflanzen, selbst Gartenzwerge entfernt werden.

Modische Bauweisen, Edelputz und Mosaiken an den Hauswänden waren verboten. Alte Fachwerkhäuser, alte Wirtshausschilder und alte Zäune waren zu erhalten. Bürckel liess die postalische Bezeichnung “an der Weinstrasse” an die Ortsnamen anhängen-

werbewirksam bis heute.

Das Verhältnis des Nationalsozialismus zur Kirche, vor allem zur katholischen, war von Anfang an ziemlich gespannt. Und wie oben gezeigt gab es gleich zu Beginn massive Übergriffe auf Geistliche und vor allem heftige Verfolgung von Zentrumsmitgliedern.

Das Verhältnis entspannte sich nach dem Konkordat ein wenig und unter Gauleiter Bürckel in der Pfalz als es um die Saarabstimmung ging und Bürckel einfach auch die massive Unterstützung der Bischöfe brauchte, um ein möglichst gutes Stimmergebnis im Saarland zu erreichen. Der Speyrer Bischof Sebastian war von Anfang an nicht auf Konfrontation aus.Wie oben gezeigt wurde, verlief die Zeit kurz vor dem Ermächtigungsgesetz sehr turbulent. Auch in der Pfalz waren sehr viele katholische Geistliche in Schutzhaft genommen worden oder wie der Pfarrer von Rheingönnheim Caroli misshandelt worden. Bischof Sebastian willigte in ein Abkommen mit der Gauleitung ein, das katholischen Priestern strengste Zurückhaltung in politischen Fragen auferlegte. Getragen war dies von der

Hoffnung, die Haftentlassung der Pfarrer zu erreichen. Das Hauptziel des Bischofs lag darin, eine geregelte Seelsorge aufrecht zu erhalten. Nach dem für das Regime günstigen Ausgang der Saarabstimmung war man nicht mehr auf Rücksichtnahme auf die Kirche angewiesen. Eine Atempause verschafften nochmals die Olympischen spiel 1936 in Deutschland. Man wollte sich im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit natürlich gut zeigen. Es kam dann Ende 1936/Anfang 1937 zum Frankenholzer Schulstreik. Es ging hier um den Rang von Schulkreuzen und Hitlerbildern. Als der nationalsozialistische Schulleiter Philipp Klein Kreuze durch Hitlerbilder ersetzen ließ, behielten Eltern ihre Kinder daheim. Als die Gestapo gegen die Rädelsführer ermittelte, schlossen sich Bergleute dem Protest mit

einem Bummelstreik an. Darauf wurden 15 Grubenarbeiter fristlos entlassen, 5 Eltern in U-Haft genommen. Gauleiter Bürckel gab nach, ließ die Geldstrafen für die Schulverweigerung aufheben,

veranlasste, dass die Verhafteten entlassen wurden und machte den Platztausch von Hitlerbild und Kreuz rückgängig.  Bischof Sebastian hatte den Vorfall in seiner ganzen Diözese publik gemacht und mit klaren Worten darauf hingewiesen,dass Frankenholz kein Einzelfall sei sondern symptomatisch für die Gesamtentwicklung im Deutschen Reich war. Die Stellungnahme des Bischofs belegte, dass Bürckels Fiktion vom Religionsfrieden in seinem Gau nicht stimmte.Fast gleichzeitig ließ Bürckel eine Abstimmung über die Einführung einer Gemeinschaftsschule im Gau Saarpfalz durchführen und erhielt ein klares Votum für die Gemeinschaftsschulen. Das wieder zeigte, dass die Bereitschaft vieler Katholiken, sich den Forderungen des Nationalsozialismus zu widersetzen, sehr rasch an ihre Grenzern stieß, wenn konkrete Nachteile drohten. Die Abstimmung war am 19. März angesetzt worden und schon am 20. März abgehalten worden. So wurde den Pfarrern die Möglichkeit genommen, dagegen Stellung zu beziehen, z. b. in Predigten.

Der 20. März war der Samstag vor Palmsonntag. Am 21. März aber wurde in allen katholischen Kirchen die päpstliche Enzyklika “Mit brennender Sorge” verlesen. Schon im Januar 1937 hatte Papst Pius XI. die Kardinäle Faulhaber (München und Freising), Bertram (Breslau zugleich Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz),und Schulte(Köln) sowie die Bischöfe Galen (Münster) und Preysing (Berlin) nach Rom gerufen, um mit ihnen zu beraten, wie man der immer feindseliger werdenden Kirchenpolitik in Deutschland begegnen sollte. Ein Brief des Papstes an Adolf Hitler oder eine öffentliche Kundgebung des Papstes gegen den Nationalsozialismus in Form einer Enzyklika wurde besprochen. Der Brief wurde verworfen, die Enzyklika beschlossen.

Kardinalstaatssekretär Pacelli bat Kardinal Faulhaber einen ersten Entwurf zu verfassen. Er arbeitete nur nachts und ohne fremde Hilfe, um die geringste Gefahr oder Indiskretion auszuschließen. Gleichzeitig bereite der Vatikan eine gleichzeitig geplante

Enzyklika gegen den Kommunismus („Divini Redemptoris“) so auffällig vor, daß die NS-Diplomaten nur auf dieses Dokument warteten. Beim Korrekturerlesen kam Faulhaber zu der Meinung, dass sich sein Entwurf vielleicht für einen deutschen Hirtenbrief,keinesfalls aber für ein päpstliches Rundschreiben eigne. Papst Pius XI. und sein Staatssekretär entschieden anders. Pacelli brachte noch geringfügige Änderungen an. Das überarbeitete Manuskript wurde in der Druckerei des Vatikans gedruckt und ging

mit einem diplomatischen Sonderboten an die Nuntiatur nach Berlin. Über Kuriere wurde es direkt an die deutschen Bischöfe übergeben. Der Postweg wurde gemieden.Vertrauenswürdiger Kirchenmitarbeiter transportierten das Papier per Fahrrad und Motorrad in die Pfarrhäuser. Man nutzte Wald- und Feldwege, um kein Aufsehen zu erregen. Die Kopien des geheimen Textes wurden in Beichtstühlen übergeben. Zwar gelangte ein Tag vor der geplanten Verlesung ein Exemplar in die Hände der Gestapo. Aber da war die Zeit zu Beschlagnahme natürlich zu knapp. Der Coup war geglückt. In den 11.500 Gemeinden Deutschlands wurde das Rundschreiben verlesen und 300.000 Kopien verteilt. Es ist diese die einzige päpstliche Enzyklika in deutscher Sprache.

Hitler soll getobt haben, als er am Vorabend der Verlesung von der Enzyklika erfuhr. In der Enzyklika steht zwar weder “Adolf Hitler” noch Nationalsozialismus aber es ist eine klare Lagebeschreibung der katholischen Kirche in Deutschland, wie es in der Überschrift heißt. Nach Abschluss des Konkordats hatten sich die Verstöße gegen die Vereinbarung gehäuft. Kardinalsstaatssekretär Eugenio Pacelli hatte dem Botschafter des Deutschen Reiches am Heiligen Stuhl über 50 diplomatische Protestnoten übergeben-

nun erklärte der Papst “daß in diesen schweren und ereignisvollen Jahren der Nachkonkordatszeit jedes Unserer Worte und jede Unserer Handlungen unter dem Gesetz der Vereinbarungstreue standen.” Und fährt dann fort ”wie von der anderen Seite die Vertragsumdeutung, die Vertragsumgehung, die Vertragsaushöhlung, schließlich die mehr oder minder öffentliche Vertragsverletzung zum ungeschriebenen Gesetz des Handelns gemacht wurden.” Auch zum  zur Rasselehre wird klar Stellung bezogen:

“Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben “ Auch zum Führerkult gibt es deutliche Worte: “Wer in sakrilegischer Verkennung der zwischen Gott und Geschöpf, zwischen dem Gottmenschen und den Menschenkindern klaffenden Wesensunterschiede irgend einen Sterblichen, und wäre er der Größte aller Zeiten, neben Christus zu stellen wagt, oder gar über Ihn und gegen Ihn, der muß sich sagen lassen, daß er ein Wahnprophet ist, auf den das Schriftwort erschütternde Anwendung findet: „Der im Himmel wohnt, lachet ihrer“ (Originaltext auf der Internetseite des Vatikans) Natürlich schlug der NS-Staat sofort zurück. Man antwortete mit Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.Bistumszeitungen, die den Text gedruckt hatten, wurden beschlagnahmt und für drei Monate verboten. Zwölf der an der Vervielfältigung beteiligte Druckereien wurden entschädigungslos enteignet. Katholische Schulen und Klöster wurden geschlossen. Gegen Priester und Ordensleute wurden Prozesse wegen Unterschlagung und Sittlichkeitsprozesse geführt und publizistisch ausgeschlachtet.

Bürckel griff Bischof Sebastian scharf an. Er bezeichnete ihn als Landesverräter und Staatsfeind. Die Gestapo hatte einen Brief des Bischofs an Pacelli abgefangen, geöffnet und fotografiert in dem er über die Bedrückungen der Kirche berichtet hatte..

Am 15. August 1937 sollte in Speyer das goldene Priesterjubiläum des Bischofs gefeiert werden. 25.000 Frauen wollten zu einer “Jubelmesse” nach Speyer kommen. Sonderzüge waren bei der Reichsbahn angefordert und bereits zugesagt worden.

Nun legte Bürckel eine Großkundgebung von Parteiformationen in Speyer auf den 15. August. Die Reichsbahn zog ihre Zusage für die Sonderzüge zurück. Autobusse, die eigentlich den Frauen zur Verfügung stehen sollten, wurden von der Gauleitung

beansprucht. Bischof Sebastian entschied sich deshalb, seinen Ehrentag im Stift Neuburg gemeinsam mit dem Erzbischof von Bamberg und den Bischöfen von Würzburg und Eichstätt in einer stillen Feier zu begehen. Bürckels

Aktion hatte die die Feier des Bischofs zwar verhindert, war aber doch ins Leere gelaufen.

Auf internationaler Ebene war in der Zeit bedeutsam. Im Februar 1936 hatte die Volksfront in Spanien die Wahlen gewonnen. Daraufhin planten Offiziere nahezu öffentlich einen Putsch. Ihre Aktivitäten wurden von der Regierung praktisch ignoriert.

Als am 13. Juli 1936 der monarchistische Oppositionsführer José Calvo Sotelo ermordet wurde, mischten sich immer mehr Gruppen ein. aus dem Putsch war ein Bürgerkrieg geworden. Zwar gab es unter der Ägide des Völkerbundes ein Nichteinmischungskomitee.

Aber die faschistischen Mächte Italien und Deutschland unterstützten die Putschisten offen.Die Sowjetunion unterstütze die Regierung mit Waffen und Beratern. So wurde Spanien zum Übungsfeld für den Systemkonflikt in Europa. Ab November 1936 kämpfte

die Legion Condor mit 12000 Mann, offiziell nur Freiwillige, in Spanien. Ab Frühjahr 1937 waren auch deutsche Seestreitkräfte beteiligt. Am 26. April 1937 wurde die religiöse Hauptstadt des Baskenlandes Gernika unter massgeblicher Beteiligung der

Legion Condor fast vollständig zerstört.

Im November 1937 hatte Hitler die militärische Führungsspitze und Außenminister von Neurath zu einer Konferenz nach Berlin eingeladen. Dabei ging es zunächst um Versorgungsprobleme der Rüstungswirtschaft insbesondere mit Stahl. Doch Hitler wich von der

Tagesordnung ab und gab in einem mehrstündigen Monolog Einblick in seine außenpolitischen Ziele. Hitlers Wehrmachtsadjutant Oberst Friedrich Hoßbach fasste diese Gedankengänge Hitlers stichwortartig in einer Niederschrift zusammen. Diese wurde später als

“Hoßbachprotokoll” bezeichnet und diente später der Anlagevertretung beim Nürnberger Prozess als Beweismittel, dass die Beschuldigten einen Angriffskrieg geführt hätten. Man kannte schon Hitlers Idee vom “Lebensraum”. Nun gab es aber einen konkreten zeitlichen Rahmen. Da wurde auch klar, dass die Tschechoslowakei und Österreich auf der Agenda standen.

Im Juli 1934 putschten in Österreich Nationalsozialisten. Am 25. Juli ermordete der österreichische Nationalsozialist Otto Planetta den österreichischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Im Anschluss an den missglückten Putsch wurden viele Todesurteile verhängt, von denen 13 auch vollstreckt wurden, unter anderem wurde Otto Planetta durch den Strang hingerichtet. Nachfolger von Dollfuß wurde Kurt Schuschnigg, der bisher Justizminister im Kabinett Dollfuß war.

Für Adolf Hitler bedeutete der Putsch eine enorme außenpolitische Belastung, zumal angenommen wurde, dass Deutschland zu mindestens die Finger im Spiel hatte. Am Grenzübergang Zollerschlag wurde ein Kurier festgenommen, der Dokumente bei sich hatte, das”Kollerschlager Dokument” legt den Verdacht nahe. für die österreichische Regierung war es der Beleg, dass der Juliputsch auf reichsdeutschem Boden geplant und von dort aus geleitet wurde. Hitler ging auf völlige Distanz zu den österreichischen Nationalsozialisten. Die österreichische Landesleitung der NSDAP wurde aufgelöst, der Landesinspekteur Theodor Habicht seiner Ämter enthoben. In Berlin hatte zu der Zeit die Saarabstimmung, dann die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und

die Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes Priorität am 7. März 1936. Weitere personelle Konsequenz war, dass Kurt Heinrich Rieth, der deutsche Botschafter in Wien, in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde.Für ihn wurde von Papen als

Außerordentliche Gesandter nach Wien berufen. Die deutsch-österreichische Vereinigung sollte aus den Schlagzeilen verdrängt werden. Die Beziehungen sollten scheinnormalisiert werden.

Das faschistische Italien hatte sich als Schutzmacht Österreichs gesehen und  die wichtigste außenpolitische Stütze Österreichs. Das faschistische Italien war aber bisher die wichtigste außenpolitische Stütze Österreichs. Österreich war für

Italien ein Puffer, der dem Land die gemeinsame Grenze mit Deutschland ersparte.

Das Eingreifen Deutschlands im spanischen Bürgerkrieg hatte auch zu einer Annäherung an Italien geführt, das General Franco ja ebenfalls unterstützte. Am 2. Oktober 1935 begann Italien den Abesinnienkrieg. Der Völkerverbund verhängte Wirtschaftssanktionen.

Berlin unterstütze nun Italien.

Eine Reaktion auf diese Annäherung der beiden faschistischen Mächte war das Abkommen vom 11.Juli 1936 zwischen Österreich und dem Deutschen Reich. Es bestand aus zwei Teilen, dem offiziellen Kommuniqué. Darin anerkannte die deutsche Regierung “die volle Souveränität des Bundesstaates Österreich”.Jede der beiden Regierungen “betrachtet die in dem anderen Land bestehende innenpolitische Gestaltung… als eine innere Angelegenheit des anderen Landes, auf die sie weder mittelbar noch unmittelbar Einfluss nehmen wird.”. Dann wurde noch vereinbart, dass Österreich ihre Politik auf einer Linie halten wird, die der Tatsache entspricht, dass Österreich sich als deutscher Staat bekennt. (Quellensammlung zur österreichischen und deutschen Rechtsgeschichte ,2683)In dem nichtoffiziellen Teil, als Gentlemen Agreement bezeichnet, verpflichtete sich Österreich die seit dem Juliputsch inhaftierten Angehörigen der NSDAP zu amnestieren, einzelne deutsche Zeitungen, den Völkischen Beobachter aber allerdings nicht, wieder zu zu lassen und außerdem “Vertreter der bisherigen sogenannten “nationalen Opposition in Österreich”zur Mitwirkung an der politischen Verantwortung heranzuziehen” (Quellensammlung 2864). Dafür hob Deutschland die “Tausend-Mark-Sperre” auf. Diese wurde am 1.6. 1933 durch die deutsche Reichsregierung als Reaktion auf die Ausweisung des bayrischen Justizministers Hanns Frank erlassen worden. Demnach musste jeder deutsche Staatsbürger, der nach Österreich reisen wollte, vor eine Reise nach Österreich 1000 Reichsmark bezahlen. Der Anteil deutscher Touristen nach Österreich betrug 1932 40 % und dieses Gesetz belastete den österreichischen Fremdenverkehr spürbar.

Edmund Glaisé-Horstenau wurde zum Minister ohne Portefeuille ernannt. Guido Schmidt wurde Staatssekretär des Außenministeriums.

Bei der Tagung im November 1937 war Hitler bei der Skizzierung seiner Außenpolitik auf massive Kritik von Blomberg, Fritsch und Neurath gestoßen. Anfang 1938 tauchten Polizeiakten auf, in denen die Gattin Blombergs als Prostituierte geführt wurde und Fritsch wurde als Homosexueller denunziert. Beide Offiziere wurden daraufhin zum Rücktritt gezwungen. Außenminister von Neurath wurde zum Präsidenten eines nie zusammengetreten Kabinettsrates ernannt und in seinem Amt durch Ribbentrop ersetzt. Das war ein Zeichen, dass Hitler nun gewillt war, die Entwicklung in Österreich nach seinen Vorstellungen voranzutreiben. Auf “Einladung” Hitlers kamen der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 12. Februar 1938 in Begleitung des Staatssekretärs für Äußeres, Guido Schmidt auf den Obersalzberg bei Berchtesgaden. Nach einem zweistündigen Gespräch ohne Zeugen legte ihnen Hitler den Entwurf eines Abkommens vor. Die NSDAP sollte in Österreich wieder zugelassen werden.Arthur Seyss-Inquart sollte Innenminister mit absoluter Polizeigewalt werden. Verhandelt wurde nicht. Es war ein Diktat.Hitler: “ich ändere keinen Beistrich. Sie haben zu unterschreiben, oder alles andere ist zwecklos,…” (AdR, BKA/AA, Staatsurkunden, Deutsches Reich 1938 Februar 12)

Schuschnigg erreichte lediglich eine Gnadenfrist von 3 Tagen, da Ministerernennungen verfassungsrechtlich erst vom Bundespräsidenten gebilligt werden müssten. Er unterschrieb. Aber er setzte eine Volksabstimmung für den 13. März an.

Genau in diesen Tagen war Glaisé-Horstenau auf einer Vortragsreise in Stuttgart. Am 9. März fuhr er zu einem Verwandtenbesuch nach Landau. Dort erfuhr er aus Wien telefonisch von der geplanten Volksbefragung. Bürckel hatte von einem Korrespondenten von

der Anwesenheit von Glaisé-Horstenau erfahren. Bürckel lud ihn zu einem Umtrunk nach schweigen und dann zu einem geselligen Abendessen nach Neustadt ein. Dabei hörten beide eine Rundfunkübertragung von Schuschniggs Rede zu der beabsichtigten Volksbefragung. Bürckel rief umgehend in Berlin an. Dort erreichte er den persönlichen Adjutanten Hitlers in der Reichskanzlei und teilte ihm mit, dass sich Glaisé-Horstenau  gerade bei ihm befand. Beide wurden sofort nach Berlin beordert.

Auf Druck Berlins wurde die Volksabstimmung abgesagt. Schuschnigg trat am 11. März zurück. Seyss-Inquart  wurde vom Bundespräsidenten Miklas zum Bundeskanzler ernannt. Am 12. März marschierte die Wehrmacht ohne Widerstand des Bundesheeres in Österreich ein. “Der Anschluss” war vollzogen. Seyss-Inquart legte dem Präsidenten das Anschlussgesetz zur Unterzeichnung vor. Miklas legte aber seine Amtsgeschäfte nieder. Seine Funktionen gingen der Verfassung gemäß auf den Kanzler über und dieser unterzeichnete.Hitler legte eine Volksbefragung für den 10. April fest, um den Anschluss im nachhinein legitimieren zu lassen. Bürckel war ja in diesen Tagen in unmittelbarer Nähe Hitlers. Er stand beim Führer ja in hohem Ansehen. Zuverlässig hatte er immer hervorragende Wahlergebnisse geliefert und auch die Saarabstimmung problemlos und mit einem Wunschergebnis abgeschlossen. Er wurde von Hitler zum Beauftragten für die Volksabstimmung und für die Reorganisation der NSDAP ernannt.

In der Wiener Zeitung vom 14. März wurde veröffentlicht, dass Hitler Gauleiter Bürckel damit beauftragt hat und “Ich habe Gauleiter Bürckel mit der Vollmacht ausgestattet, alle Maßnahmen zu ergreifen oder anzuordnen, die zur verantwortungsvollen Erfüllung des erteilten Auftrags erforderlich (online in anno.onbc.ac.at) sind.”Schon gleich nach dem Amtsantritt von Ribbentrop hatte dieser den aus Heidelberg stammenden Wilhelm Keppler als Staatssekretär für besondere Aufgaben ins Auswärtige Amt übernommen. Ab 1936 war er Berater Hermann Görings für die Durchführung des Vierjahresplan. Am 16. März wurde im Reichsinnenministerium die “Zentralstelle für die Durchführung der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich” eingerichtet. Innenminister Frick und Göring wollten, dass Keppler dieser Stelle vorstand.

Sie ernannten deshalb Keppler zum “Reichsbeauftragten für Österreich”. Hitler hatte Bürckel ja schon am 13. März mit seiner Aufgabe persönlich beauftragt. Zwar überschnitten sich die Aufgabengebiete der beiden grundsätzlich nicht. Keppler war

für die wirtschaftlichen und politischen Belange zuständig, Bürckel sollte sich mit der Partei und der Vorbereitung der Volksabstimmung befassen.Da sich beide nicht um Zuständigkeitsbereiche kümmerten und beide ehrgeizig waren, waren Interessenkonflikte vorprogrammiert. Bürckel hatte aber schnell die besseren Karten. Er wurde am 23. April von Hitler zum “Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich” ernannt. Die Dienststelle des

Reichsbeauftragten für Österreich wurde dem Reichskommissar untergeordnet. Von Göring und Frick erhielt Keppler nun wenig Rückhalt, da sie beide Hitler mit offener Unterstützung Kepplers nicht brüskieren wollten.

Bürckel war schon am 13. März nach Wien gereist, um dort den Einzug Hitlers vorzubereiten und gleichzeitig erste organisatorische und personelle Maßnahmen für die Volksabstimmung zu treffen. Rund 200.000 Menschen waren am 15. März auf den Heldenplatz gekommen, um Hitler begeistert zu feiern als dieser “den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich” meldete.

Bürckel ging seine Aufgabe mit Elan und von keinerlei Selbstzweifel geplagt an. Es galt zwar 90,8 % aus der Saarabstimmung zu übertreffen, denn in der Heimat des Führers sollte natürlich noch ein weitaus deutlicheres Ergebnis erzielt werden.

Bürckel sah seine Aufgabe als Vertrauensbeweis des Führers, vor allem aber als Chance, sich Gunst und Dankbarkeit Hitlers zu erhalten. Anders als an der Saar hatte er diesmal keine diplomatischen Rücksichten zu nehmen, da dieses Mal kein misstrauischer

Völkerbundsrat zuschaute. Als Dienstsitz wählt er das Parlamentsgebäude aus und ließ es beschlagnahmen, da mit “Der Beschlagnahme des Hauses kein lebenswichtiger Betrieb gestört wird” (zitiert nach Wettstein, S. 379)Politisch gewieft setzte er gleich zu Anfang durch, dass er zwischen Innenminister Frick und ihm ein Abkommen zustande kam,in dem er ausdrücklich als Hitlers politischer Beauftragter anerkannt wurde. In der Praxis bedeutete dies,dass er in Österreich zum obersten Dienstherr geworden war und bis auf

auf Wehrmacht und Polizei über alle staatlichen Stellen und Parteiorganisationen die Kompetenzhoheit besaß und somit die Geschicke Österreichs und vor allem der Stadt Wien beeinflussen konnte.

Am 10. April nun wurde die Volksabstimmung abgehalten. Im “Altreich” stimmten 99,01 Prozent der Deutschen und in Österreich 99,73 Prozent der Österreicher  für den “Anschluss”.

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Vor der Abstimmung lief die nationalsozialistische Propaganda auf Hochtouren. Auch waren rund 8 % der eigentlich Wahl-und Stimmberechtigten schon ausgeschlossen worden. Juden (200.000) und “Mischlinge” (170.000) durften nicht abstimmen. Es herrschte

ein Klima der Angst und viele wagten es gar nicht mehr, anonym in der Wahlkabine abzustimmen sondern machten ihr Kreuz öffentlich vor dem Wahlhelfer, um ja nicht in den Verdacht geraten, mit Nein gestimmt zu haben.

Wie schon in der Pfalz und dem Saarland hatte Bürckel auch in Österreich wichtige Schlüsselstellungen mit ihm loyal ergebenen Mitarbeiter aus der Pfalz besetzt. Parteibeauftragter der Stadt Wien wurde Karl Kleemann, Lehrer wie Bürckel und schon 1926

in die NSDAP eingetreten. Ab 1936 war er Kreisleiter der Stadt Ludwigshafen. Claus Selzner, der in Ludwigshafen bei der IG Farben (heute BASF) die NS-Betriebszelle gegründet hatte und dann Leiter der NSBO der Pfalz war, übernahm die Organisation der DAF in Österreich.Rudolf Röhrig, Stellvertreter  des OSAF für die Pfalz, Fritz Schwitzgebel und ab 1936 Gauschulungsleiter für den Gau Saarpfalz wurde. Carl Caspary wurde über Bürckel hauptamtlich für die SA tätig. Nach der Vereinigung des Saargebiets war er für die

Neuorganisation der SA im Saarland zuständig. dann war er Brigadeführer der SA-Brigade 151 in Saarbrücken. Nach dem Anschluss holte Bürckel ihn nach Wien. Dort leitete er die neugeschaffene SA-Reichsschule. Natürlich kam das bei den Einheimischen Nazis schlecht an, die sich um die Früchte ihrer Mitgliedschaft in der “Kampfzeit” gebracht sahen. An den Kritiken und Unmutsäußerungen störte er sich nicht. Wie schon im Saarland hatte er auch in Österreich nach dem Anschluss eine Aufnahmesperre. Denn wie in der Pfalz nach der Machtergreifung und an der Saar nach der Vereinigung mit dem Reich hatte auch in Österreich ein Zustrom opportunistischer Mitläufer eingesetzt. Bürckels enger Vertrauter und Berater Karl Barth war von 1938 bis 1940 zu ihm abgeordnet worden.

Er hatte ein Memorandum erarbeitet zu einer Neugliederung Österreichs. Nach den Vorstellungen Bürckels sollte eine reichseinheitliche Lösung angestrebt werden. Partikularistische Interessenwahrung der österreichischen Länder sollte vermeiden werden.

Oberstes Zentrum aller staatlichen und kommunalen Amtsgewalt sollte die Partei sein. Die Länder sollten aufgelöst und in Gaue umgewandelt werden. An der Spitze sollte der Gauleiter stehen, der gleichzeitig Reichsstatthalter war und somit als Reichsorgan

die Befehlsgewalt über jede Landesregierung innehatte. Einheimische Parteifunktionäre sollten ins Reich versetzt werden und somit die immer wieder aufflammenden inneren Streitigkeiten in den NS-Klüngeln ausgeschaltet werden. Bürckel hatte die österreichischen Parteigrößen Kaltenbrunner, Globocnic und Klausner in seine Planungen mit einbezogen um ihre Unterstützung zu bekommen.Bürckel gliederte die “Ostmark”, wie Österreich jetzt genannt wurde, in sieben Gaue.

Salzburg, Oberdonau mit der Hauptstadt Linz, Niederdonau mit der Hauptstadt Krems, Wien, Steiermark mit der Hauptstadt Graz, Kärnten mit der Hauptstadt Klagenfurt und Tirol mit der Hauptstadt Innsbruck. Dabei ging Osttirol im Gau Kärnten auf, Vorarlberg

im Gau Tirol. Das Burgenland wurde zwischen Steiermark und Unterdonau aufgeteilt. Bad Aussee wurde Oberdonau zugeteilt. Großwien wurde in einen eigenen Stadtgau umgewandelt. 97 Gemeinden waren eingemeindet worden und Wien war nun fast fünf mal so groß wie vor dem Anschluss. Am 22. Mai 1938 wurden per Führererlass die Gauleiter ernannt. Wenig Begeisterung fand bei Bürckel die Ernennung Globocnics zum Gauleiter von Wien. Die wichtigsten stellen hatte er ohnehin schon mit ihm ergebenen Leuten aus der Pfalz besetzt. Er wurde nur ein halbes Jahr später aus dem Amt entfernt, wo er ein finanzielles und organisatorisches Chaos hinterlassen hatte. In Wien war er maßgeblich für die Enteignung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung verantwortlich.

In Kärnten wurde Hubert Klausner Gauleiter. Er starb am 12. Februar 1939 ganz plötzlich in Wien. Sein Tod gab Anlass zu Gerüchten und Spekulationen, bis hin zu  von einem von Bürckel veranlassten Giftmord durch die SS, wie sein ehemaliger Adjutant

Erwin Aichinger schrieb (siehe dazu Alfred Elste: Kärntens braune Elite, S. 71f ) In Salzburg wurde Friedrich Rainer Gauleiter, der eng mit Globocnic befreundet war. In Oberdonau wurde August Eigruber Gauleiter und in Niederdonau wurde Hugo Jury Gauleiter, was er bis zu Kriegsende blieb. In der Steiermark wurde der junge promovierte Jurist Siegfried Uiberreither Gauleiter. Den Gau Tirol schließlich leitete Franz Hofer. Er schlug 1944 Hitler vor, ein Kerngebiet in den Alpen als letzte Bastion des Reiches zur

Alpenfestung auszubauen. Sämtliche Gauleiter waren Österreicher und unter ihren Stellvertretern nur ein Reichsdeutscher. Bürckels Vorschlag jedem Gauleiter einen reichsdeutschen Stellvertreter beizuordnen, war Hitler nicht gefolgt. Allerdings gab er dem

telegrafischen Ersuchen Bürckels statt, 26 der besten reichsdeutschen Kreisleiter zu Aufsichtszwecken in den Kreis-und Bezirksverbänden auszuleihen. Die Neugliederung Österreichs war weitgehend nach Bürckels Vorstellungen gelaufen, zumal er sich immer

auf den “Führerwillen” berief und somit jeglicher Kritik den Boden entzog.

Am 28. August 1938 richtete Bürckel in Wien die Zentralstelle für jüdische Auswanderung ein. Formell unterstand sie Franz Walter Stahlecker. Aufgebaut und organisiert wurde sie aber von Adolf Eichmann. In Berlin hatte er seit 1935 beim SD in der Abteilung II (Juden) gearbeitet. Nach dem Anschluss wurde er nach Österreich versetzt.Die Zentralstelle war geschaffen worden, um  Auswanderungswilligen die nötigen Papiere auszustellen. Die Dokumente wurden praktisch im Fließbandverfahren erstellt, nicht ohne die Ausreisenden praktisch bis zum völligen Vermögensverlust auszuplündern. Die Behörde arbeitete so effizient, dass sie schnell zum Vorbild für weitere Auswanderungsstellen wurde, so die Reichszentrale in Berlin oder später die Auswanderungsstellen in Prag oder Amsterdam. Heydrich brüstete sich bei einer Konferenz im Reichsluftfahrtministerium kurz nach der Reichskristallnacht, die Zentralstelle in Wien habe in kurzer Zeit immerhin 50 000 Juden aus Österreich herausgebracht, während es im Altreich nur 19 000 Juden waren.

Am 7. November 1938 hatte Herschel Grynszpan in Paris den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath bei einem Attentat getötet. Zu der Zeit war die Führungsspitze der NSDAP in München versammelt, um den 15. Jahrestag des Hitlerputsches zu begehen.

Von München aus erging nun die Weisung zu den seit der Machtübernahme heftigsten antisemitischen Ausschreitungen, die als Reichskristallnacht in die Geschichte eingegangen sind. 91 Tote, 267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte – das war die “offizielle” Bilanz der “berechtigten und verständlichen Empörung des deutschen Volkes“, wie das NS-Regime dazu erklärte. Tatsächlich starben mehr als 1300 Menschen. Über 1400 Synagogen oder Gebetshäuser, das war mehr als die

Hälfte in Deutschland und Österreich wurde stark beschädigt oder ganz zerstört. Am nächsten Tag wurden mehr als 30 000 männliche Juden in Konzentrationslager verschleppt. Das einzige was Göring daran zu kritisieren hatte war, die “volkswirtschaftlich unsinnige Zerstörung von Sachwerten”.

Wie Hitler schon bei der Tagung ausgeführt hatte, die im Hossbachprotokoll beschrieben wurde, stand jetzt die Tschechoslowakei auf seiner Tagesordnung. Schon vor dem Einmarsch in Österreich hatte er in der Reichstagsrede vom 20. Februar 1938 erklärt “

so wird auch das heutige Deutschland seine wenn auch um soviel begrenzteren Interessen zu vertreten und zu wahren wissen. Und zu diesen Interessen des Deutschen Reiches gehört auch der Schutz jener deutschen Volksgenossen, die aus eigenem nicht in der Lage sind, sich an unseren Grenzen das Recht einer allgemeinen menschlichen, politischen und weltanschaulichen Freiheit zu sichern.” Als Hebel in der Tschechoslowakei sollte Konrad Henlein mit seiner Sudetendeutschen Partei SdP (seit 1935, vorher Sudetendeutsche Heimatfront) Am 24. April 1938 stellte Henlein in Karlsbad ein acht-Punkte-Programm vor, ganz im Sinne Hitlers “immer so viel (zu)fordern, dass wir nicht zufrieden gestellt werden können.“

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Henlein forderte die volle Gleichberechtigung der deutschen Minderheit als Volksgruppe, die Feststellung und Anerkennung des deutschen Siedlungsgebiets innerhalb der Tschechoslowakei,den Aufbau einer deutschen Selbstverwaltung mit ausschließlich deutschen Beamten, die Wiedergutmachung der ab 1918 erlittenen wirtschaftlichen Schäden der deutschsprachigen Bewohner und endlich die „volle Freiheit des Bekenntnisses zum deutschen Volkstums und zur deutschen Weltanschauung”.

Der tschechische Premierminister Milan Hodza war bereit dieser Forderung mit dem Entwurf einer neuen Verfassung entgegenzukommen. Der tschechische Präsident Edvard Benes lehnte dies aber ab. Am 21. Mai nahm die Tschechoslowakei

eine Teilmobilmachung vor, die von Großbritannien und Frankreich gebilligt wurde.

Hinter den Kulissen gab es wegen der Sudetenkrise, die ja die Gefahr eines zunächst nur europäischen Krieges befürchten ließ, hektische diplomatische Aktivitäten. Auch Bürckel hatte sich da eingeschaltet. Er hatte geheime Kontakte zur böhmischen Hocharistokratie geknüpft, vor allem zu Max Egon von Hohenlohe-Langenburg. Dieser hatte sich schon vor der Sudetenkrise für eine Gleichstellung der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei eingesetzt. Er hatte hervorragende kontakte

nach allen Seiten. Er bewegte sich ganz ohne offizielle Funktion in den unterschiedlichsten Kreisen, beim britischen Foreign office, beim tschechischen Präsidenten und Ministerpräsidenten aber auch beim Staatsekretär in Berlin. Auch der Wiener Bürgermeister

Neubacher hatte Kontakte nach England und zwar zu dem böhmischen Grafen Alfred Dubsky, der über enge Verbindungen zu Londoner Regierungskreisen verfügte. Über ihn erfuhr Neubacher von deren diplomatischen Schritten zur Lösung der Sudetenkrise.

Neubacher gab seine Informationen dann an Bürckel weiter. Diese deutsch-böhmische Adelsgruppe stand aber auch mit der konservativen, vor allem militärischen Opposition in Kontakt. So blieben dieser die Kontakte Bürckels natürlich nicht verborgen.

Sie hofften, Bürckel für ihre Pläne zur Vermeidung des Krieges zu gewinnen. Es ist alles nichts Näheres bekannt, ob es Kontaktversuche der Militäropposition zu Bürckel gegeben hat. Bürckel hatte in seinen Reden zur Volksabstimmung immer wieder den ehrlichen Friedenswillen des deutschen Reiches betont. Auch als die Sudetenkrise ihrem Höhepunkt zustrebte, betonte Bürckel die feste Entschlossenheit gegen jeden, der den Frieden stören wolle.

In England war Neville Chamberlain seit 1937 Premierminister. Schon sein Vorgänger Ramsay MacDonald begegnete Hitler mit der “Appeasement”-Politik, also einer Beschwichtigungspolitik. Dieses Konzept ein Nachgeben innerhalb bestimmter, als „vernünftig“ geltender Regeln vor und tat gleichzeitig Hitlers Attacken als bloß rhetorisch ab. Auch Edouard Daladier mehrfacher französischer Ministerpräsident, zuletzt wieder von 1938-1940 folgte den Briten mit dieser Politik. Die Tschechoslowakei musste einsehen,

dass sie keinen Bündnispartner mehr hatte, der bereit war, für sie zu kämpfen. Dafür hatte sie einen Nachbarn, der täglich zielstrebig das Feuer weiter schürte. Außerdem schlug Hermann Göring am 1. August dem ungarischen Botschafter vor, Ungarn solle ebenfalls Gebietsforderungen an die Tschechoslowakei stellen und auch Polen wurde ermuntert, dies zu tun.

Am 12. September sagte Hitler in seiner Abschlussrede zum Reichsparteitag. “wenn diese gequälten Kreaturen kein Recht und keine Hilfe selbst finden können, sie beides von uns bekommen können. Die Rechtlosmachung dieser Menschen muss ein Ende nehmen.”

(bezogen auf die Sudetendeutschen)(Aus Max Domarus (Hg)Hitler.Reden und Proklamationen 1932-1942 2 Bde. Neustadt an der Aisch, Bd I, S. 897-906, bes. S. 901). Diese Rede stieß im Sudetenland auf begeisterte Zustimmung, löste aber auch Unruhen aus,

bei denen es Tote gab. Daraufhin erklärte sich Chamberlain bereit, unverzüglich mit Hitler zusammenzutreffen. Obwohl Hitler Chamberlain mehrfach brüskiert. Schon die Tatsache, den Gast nicht an einem Ort in der Mitte zwischen Berchtesgaden und London zu treffen, sondern ihn zwingt, auf den Berghof zu reisen, war eine Zumutung. Dort empfängt er ihn  so, dass er bei der Begrüßung auf der Freitreppe zwei Stufenüber ihm steht, war ein diplomatischer Affront. Als Hitler vorbringt, Benes  wende Gewalt gegen

seine Landsleute im Sudetenland an, er lasse sich das nicht länger bieten und werde diese Frage in kürzester Zeit aus eigener Initiative lösen “so oder so”. Auf diese unverhohlene Drohung von Gewaltanwendung, droht der Gast seinerseits mit der Abreise.

Hitler muss nachgeben und wenigstens grundsätzlich in offenen Verhandlungen einwilligen. Damit war Hitlers Eskalationsstrategie zunächst mal gescheitert. Der geplante Angriff auf die Tschechoslowakei sollte als Reaktion auf vermeintliche antideutsche

Maßnahmen der Prager Regierung kaschiert werden. Lord Walter Runciman  war schon am 8. August als Sonderbotschafter nach Prag geschickt worden um dort den Stand der sudetisch-tschechischen Differenzen zu ermitteln und gegebenenfalls auch zu vermitteln.

Sein Bericht, den er am 21. September abgab, war für die Tschechen nicht sehr gut  “Mein Eindruck ist, dass die tschechische Verwaltung im Sudetengebiet, wenn sie auch in den letzten 20 Jahren nicht aktiv unterdrückend und gewiß nicht “terroristisch” war, dennoch einen solchen Mangel an Takt und Verständnis und so viel kleinliche Intoleranz und Diskriminierung an den Tag legte, dass sich die Unzufriedenheit der deutschen Bevölkerung unvermeidlich zu einem Aufstand fortentwickeln mußte”

Er gibt die Empfehlung ab,die Grenzbezirke mit überwiegend deutscher Bevölkerung unverzüglich von der Tschechoslowakei zu trennen und Deutschland anzugliedern.

Chamberlain hatte Hitler nach dem treffen auf dem Berghof zugesagt, die Frage des Selbstbestimmungsrechts für die Sudetendeutschen sofort mit seinem Kabinett in London zu beraten und dann zu einem zweiten Gespräch nach Deutschland zurückzukommen.

Chamberlain hatte ja kein Mandat der Tschechoslowakei. Er hatte auch noch keine Zustimmung der Tschechen für die Anschlussforderungen Henleins und Hitlers. Hitler sicherte aber zu, die Wehrmacht nicht marschieren zu lassen, so lange die deutsch-britischen Gespräche laufen. Am 19. September forderte die englische und französische Regierung nun auf, Gebiete mit mehr als 50% sudetendeutscher Bevölkerung an das Deutsche Reich zu übergeben. Das lehnte die Tschechoslowakei aber ab. Zwei Stunden später

erklärt Hodza aber, dass die Tschechoslowakei im Falle eines Krieges ohne britische Unterstützung zum nachgeben bereit wäre. Da England und Frankreich klarstellen, den Tschechen beizustehen, falls Deutschland angreift, hat die Tschechoslowakei keine Wahl

und muss nachgeben. Der englisch-französische Plan zur Abtretung der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Gebiete wird akzeptiert, wenn auch “unter Schmerzen”. Der tschechische Staatspräsident Beneš hatte Frankreich noch einen

anderen Vorschlag gemacht, nämlich böhmische Landesteile mit 800-900.000 Sudetendeutschen an Deutschland abzutreten. Im Gegenzug sollten 1,5 bis 2 Millionen Sudetendeutsche aus der Tschechoslowakei nach Deutschland ausgesiedelt werden. Das findet

aber keine Zustimmung. Beneš  sucht nun Hilfe von der Sowjetunion. Da aber Polen und Rumänien keine Durchmarscherlaubnis für die Rote Armee in die Tschechoslowakei geben, ist auch von da keine Hilfe zu erwarten.Dass die Tschechoslowakei am 21. September die Abtretung des Sudetenlands akzeptiert hatte, machte den Weg frei für das zweite Treffen von Chamberlain und Hitler, diesmal in Bad Godesberg vom 22.-24.September. Chamberlain erklärt dass der französisch-britische Plan nur unter großen

Mühen und Druck zustande gekommen ist. Aber statt von Hitler Dank zu ernten sieht sich der englische Premierminister neue Forderungen Hitlers gegenüber. Er verlangt die gleichen Regelungen für die ungarische und die polnische Minderheit sowie die sofortige Besetzung der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Zonen durch die Wehrmacht innerhalb von nur vier Tagen. In die Gespräche hinein wurde, die Nachricht bekannt, die Tschechoslowakei habe mobil gemacht. Chamberlain erklärte dies als tschechische Defensivmassnahme. Hitler interpretierte dies als aggressiven Akt der tschechoslowakischen Staatsführung. Auf deutscher Seite stehen nun sieben Divisionen. Hitler beharrt darauf, dass seine Forderungen bis zum1. Oktober erfüllt werden. Andernfalls so droht er, werde er die Sudetengebiete mit Gewalt besetzen. Dann gibt es plötzlich ein Vermittlungsangebot des italienischen Diktators Mussolini, das Hitler überhaupt nicht zu Pass kommt.Hitler lädt die Staats- und Regierungschefs aus Rom, Paris und London nach München ein.  Hitler sorgt dafür, dass die Tschechoslowakei, um die es ja geht, von den Verhandlungen ausgeschlossen bleibt. Es kommt zum “Münchner Abkommen “von 1938. Es ist keine Vereinbarung zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei sondern der drei Siegermächte des Ersten Weltkriegs. Diese  vereinbaren die Räumung der Sudetenlande mit der Tschechoslowakei. Sie haben ja auch in Saint-Germain-en-Laye die Auflösung der österreichischen Reichshälfte mi dem dort geschlossenen Staatsvertrag nach dem Ende des 1. Weltkriegs die Tschechoslowakei gegründet. Mit dem Abkommen gaben die damaligen Siegermächte ihre Zustimmung zum Anschluss des gesamten Sudetenlandes an das Deutsche Reich.

Teile der Wehrmacht standen zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft Hitler und seinen Kriegsplänen durch aus kritisch gegenüber. Im Laufe der Sudetenkrise bildete sich ein Widerstandskreis an dem Militärs aus dem Heer aber auch Beamte aus dem auswärtigen Amt beteiligt waren. Einer der wichtigsten Planer war der Abwehroffizier Hans Oster. Er hatte schon 1935 begonnen ein Netzwerk von Opponenten des NS-Regimes in Staat, Verwaltung und Sicherheitsorganen zu knüpfen. Auch sein Chef Wilhelm Canaris war an den Plänen für den Umsturz beteiligt. Ranghöchster Militär war Ludwig Beck, Generalstabschef des Heeres. Er hatte nach dem Hossbachprotokoll die Absicht des Führers kritisiert, die Tschechoslowakei so schnell wie möglich anzugreifen. Im August 1938 bat er um Enthebung von seiner Stellung und übergab am 27. August die Dienstgeschäfte an Franz Halder. Alle drei wurden später im Zuge des Attentates vom 20.Juli 1944 getötet, Beck direkt nach dem Attentat, als die ihm zugestandene Selbsttötung nicht glückte, Oster und Canaris kurz vor Kriegsende in Flossenbürg. Bei der “Septemberverschwörung” wurde geplant, dass Hitler am 28. September 1938 gefangen genommen und vor Gericht gestellt werden. Der Plan wurde dann noch so abgeändert, dass Hitler getötet werden sollte. Am 28. September kam aber die überraschende Nachricht von der Münchner Konferenz. Hitler hatte teilgenommen und der friedlichen Lösung der Sudetenfrage zugestimmt. Nicht nur, dass er alle seine Ziele erreicht hatte. Er stand nun auch noch als Wahrer des Friedens da. Die Verschwörer hatten ihre Waffe  Hitlers militärisches Abenteurertum verloren. Die Popularität des Führers hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Verschwörer erholten sich von dieser Wende lange nicht. Nur ein kleiner Kern blieb zusammen. Erst mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg gelang es wieder Staatsstreichpläne zu schmieden, die über ein blosses Attentat hinausgingen. Der Gestapo wurden die Umsturzpläne vom September 1938 erst bekannt, als nach dem 20. Juli

Akten in einer Außenstelle des Amtes Abwehr in Zossen gefunden wurden.

Was hatte Hitler erreicht? Er hatte einen großen Gebietsgewinn erzielt. Er hatte  der Tschechoslowakei das Befestigungssystem abgenommen, neue Industrien gewonnen und Benes ins Exil gezwungen. aber er hatte mehr gewollt. Das Ziel war Prag.

Zwar hatte er in seiner Rede im Sportpalast am 26. September 1938 zwei Tage vor der Münchner Konferenz vollmundig erklärt, was er Chamberlain gesagt habe: “Ich habe ihm weiter versichert und wiederhole es hier, daß es – wenn dieses Problem gelöst ist ist — (gemeint ist das Problem “Sudetenland”)für Deutschland in Europa kein territoriales Problem mehr gibt! “(online in www.ns-archiv.de/krieg/1938 )

Aber  nur drei Wochen später gibt er den Geheimbefehl zur Erledigung der “Resttschechei” Am 1. Oktober besetzen deutsche Truppen das Sudetenland. Vom 2.bis 10. Oktober besetzten polnische Truppen das Olsagebiet. Das ist in etwa das Gebiet des Herzogtums

Teschen im Habsburger Reich. Die Polen leiteten ihren Anspruch aus dem Zusatzabkommen zum Münchner Abkommen ab. “Sobald die Frage der polnischen und ungarischen Minderheiten in der Tschechoslowakei geregelt ist, werden Deutschland und Italien ihrerseits der Tschechoslowakei eine Garantie geben. “ Auch Ungarn machte daraus seine Ansprüche geltend und erhielt durch den Ersten Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938 den die Außenminister des Deutschen Reichs Ribbentrop und Italiens Ciano beschlossen hatten, in der Südslowakei und in der Karpatoukraine, wo eine ungarische Bevölkerungsmehrheit lebte, Gebiete zugesprochen.Berlin arbeitete weiter gezielt an der Destabilisierung der Tschechoslowakei. In der folge der Abtretungen musste die

Regierung den Provinzen Slowakei und Ruthenien eine umfassende Autonomie mit eigenem Parlament und eigener Regierung zugestehen. In der Slowakei war man damit aber nicht zufrieden. Slowakische Extremisten strebten eine Loslösung von der Tschechoslowakei mit totaler Selbstständigkeit an, voll unterstützt von Berlin. In einem Gespräch mit Ďurčanský, 1939-1940 Innen-und Außenminister des Slowakischen Staates sagte Hermann Göring: “Eine Tschechei ohne Slowakei ist uns, noch mehr, restlos

ausgeliefert.”(IMG Internationaler Militärgerichtshof Bd. III S. 171)

Seyss-Inquart schaltete sich ein. Er genoss bei den slowakischen Politikern Sidor, Tiso und Hlinka ein gewisses vertrauen, da er sich bei den Verhandlungen zum Wiener Schiedsspruch erfolgreich für die slowakischen Interessen eingesetzt hatte. Für ihn sprach auch, dass er wie  die slowakischen Politiker  eine katholische, konservative Herkunft hatte. Für Seyss-Inquart war es die Gelegenheit, verlorenen Boden gutzumachen.Aber auch Bürckel  mischte mit.

Am 9. März ließ Hacha, der seit dem Rücktritt von Benes Präsident der Tschechoslowakei war, die Slowakei besetzen. Die Zentralregierung setzte Tiso ab. Neuer slowakischer Regierungschef wurde Sidor. Berlin betrachtete auch nach seiner Absetzung Tiso noch als

legitimen Vertreter. Außerdem lehnte Sidor die Ausrufung der Selbstständigkeit der Slowakei ab.  Nun sollte Tiso den Slowakischen Staat ausrufen. Agenten des SD luden Tiso offiziell ein nach Berlin zu kommen. Auch ein Gespräch mit Hitler wurde in Aussicht gestellt. In Begleitung von Ďurčanský und Keppler traf er am 13. März in Berlin ein. Er hatte sich vorher von der neuen slowakischen Regierung die Zustimmung zur Reise nach Berlin geben lassen. Ribbentrop und Hitler verlangen von Tiso eine unverzügliche Entscheidung ob die Slowakei selbstständig werden wolle. Gleichzeitig informieren sie ihn über den ungarischen Truppenaufmarsch an der Slowakei. Doch auch Tiso will die Selbstständigkeit der Slowokei auf legalem Weg erreichen.

Er hatte schon vor seinem Abflug nach Berlin den slowakischen Landtag für den nächsten Tag einberufen. Tiso ist am nächsten Tag in Pressburg zurück. In einer kurzen Rede informiert er den Landtag über sein Gespräch in Berlin. Die Regierung Sidor tritt zurück.

Tiso erklärt “Kraft des Selbstbestimmungsrecht der Völker erkläre ich hiermit die Unabhängigkeit der Slowokei (nach Benoist-Méchin, Histoire de l’armée allemande Bd. 6, S. 65) Alle Abgeordneten erheben sich zum Zeichen der Zustimmung.

Am 18. März wurde zwischen der Slowakei und dem Deutschen Reich ein “Schutzvertrag” abgeschlossen.

Die Erledigung der  Resttschechei war nun auch rasch über die Bühne gegangen. Schon am 14. März überschreiten deutsche Soldaten die tschechische Grenze und besetzen Mährisch-Ostrau. Hácha war nach Berlin gebeten worden, wobei es so arrangiert worden war,

als ob der Gesprächswunsch von den Tschechen ausgegangen wäre. Es war nun keine Verhandlung die folgte, sondern ein Diktat. Hitler erklärt dem tschechischen Präsidenten, dass er den Befehl gegeben habe, in die Rest-Tschechoslowakei einzurücken und das es nur zwei Möglichkeiten gebe, entweder die tschechische Armee leiste keinen Widerstand, dann würde er der Tschechoslowakei die größtmögliche Autonomie gewähren, mehr als sie im Habsburger Reich gehabt hätte. Falls die Armee widerstand leiste, werde sie mit allen zur Verfügung stehenden Mittel vernichtet werden.Der aus dem Urlaub herbeigerufene Generalfeldmarschall setzt mit der Drohung nach, Prag bombardieren zu lassen. Hácha gibt nach und unterschreibt am frühen morgen eine Erklärung, dass er” das Schicksal des tschechischen Volkes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches legt” (ADAP, Serie D, Bd.IV, Dokument 229)

Bis zum Abend hat die Wehrmacht die Landesteile Böhmen und Mähren besetzt. Am Abend traf Hitler in Prag ein. aus der Tschechoslowakei war das Protektorat Böhmen und Mähren geworden. Zum Reichsprotektor wird Konstantin Freiherr von Neurath bestellt.

Bürckel wurde Chef der Zivilverwaltung in Mähren mit Sitz in Brünn.

Die Zerschlagung der Tschechoslowakei wird international als Bruch des Münchner Abkommens angesehen. England, Frankreich, Polen, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion erkennen die faktische Annexion nicht an. Die USA verhängten ab dem 17. März

1939 einen Strafzoll in Höhe von 25 % auf alle deutschen Importe. Folgenreichste Entscheidung wie sich bald zeigen sollte, war eine Garantieerklärung, die England und Frankreich dem polnischen Staat am 31. März gaben.

Die Angliederung Böhmens und Mährens ohne Krieg, die Untätigkeit der Regierungen in London, Paris und Moskau sieht Hitler als Schwächezeichen und zieht den falschen Schluss, dass sie nicht in der Lage seien, sich zu einer Abwehr durchzuringen. Bestärkt wird er

in seiner Annahme dass die Botschafter Francois-Poncet und Henderson wiederholt militärisches Eingreifen angedroht hatte. Passiert war aber nichts.

Noch einmal fällt ein weiteres Gebiet ans Reich zurück. 1920 war das Memelland abgetrennt worden. Es wurde als Völkerbundsmandat unter französische Verwaltung gestellt. 1923 drangen litauische Soldaten und Freischärler in das Memelgebiet ein und vertrieben 200 französische Soldaten. Die Ständige Botschafterkonferenz der Siegermächte legt Protest ein. Litauen weigerte sich jedoch, das Memelland herauszugeben. Die Siegerstaaten gaben nach und übertrugen am 16. Februar 1923 die Souveränität über das Memelgebiet an Litauen. Der Völkerbund schloss aber nun mit dem Land Litauen die Memelkonvention .Als Anhang gehörte dazu das Memelstatut. Die litauische Regierung ist durch einem Gouverneur im Memelland vertreten. Ohne dass sie befragt wurden, werden die Memelländer Litauer. Ständige Reibereien sind an der Tagesordnung. Nach dem Österreich und das Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen worden waren, wollen auch die Memelländer “heim ins Reich”.

Litauen will sich  nun seinen Anspruch auf das Memelland von Frankreich und England garantieren lassen, erhält die Garantie aber nicht.  Am 31. Oktober 1938 will Litauen die deutsch-litauischen Beziehungen neu zu gestalten und bittet um eine

Erklärung  Deutschlands  zur Unverletzbarkeit des litauischen Staatsgebiets. Da dies praktisch einen Verzicht auf das Memelland bedeutet, kommt diese Erklärung natürlich nicht. Vor weiteren Gesprächen verlangt Deutschland aber erst einmal die

völlige Einhaltung der Autonomie für das Memelland. Am 1. Dezember erklärt Litauen die Bereitschaft, dem Memelgebiet die volle Autonomie zu geben. Im Außenministerium werden zwei Vertragsentwürfe entworfen. Im Entwurf I steht

die Rückkehr des Memellands zu Deutschland  als Gegenleistung einen litauischen Freihafen und Wirtschaftsprivilegien in Memel. Entwurf II sieht nur die volle Autonomie für das Memelland vor. Am 11. Dezember 1938 finden wieder Wahlen statt.

die deutsche Liste erhält 87 % der Stimmen, was man auch als Votum der Bevölkerung für den Anschluss an das reich werten könnte. Am 20. März 19139 reist der litauische Außenminister Urbšys  nach Berlin. Dort wird er von Ribbentrop vor die Wahl

gestellt die Streitfrage gütlich zu lösen. Litauen gibt das Memelland zurück, dafür erhält es einen Freihafen. Falls nicht, haben die Militärs das Wort. Am Tag darauf berät das litauische Kabinett darüber. Am 22. März 1939 schließen Litauen und das Deutsche

Reich darüber einen Vertrag ab.

Heimkehr Memel

 

Danach ging es zielstrebig der nächsten militärischen Auseinandersetzung entgegen. Am 11. April gibt Hitler die “Weisung für die einheitliche Kriegsvorbereitung der Wehrmacht für 1939/40”. Darin ist der Fall Weiss, der die Planung für einen Angriff auf Polen enthielt.

Die englisch-französische Garantieerklärung für Polen, sowie die Weigerung Polens Zugeständnisse in der Korridor- Frage zu machen, nahm Hitler zum Anlass, am 28. April sowohl das englisch-deutsche Flottenabkommen als auch den Nichtangriffspakt mit Polen zu kündigen.

Am 23. Mai 1939 berief er die Oberbefehlshaber der Wehrmacht auf dem Oberberghof ein. Dort erklärte er den versammelten Kommandeuren, dass eine Auseinandersetzung mit Polen unvermeidlich sei und auch worum es vor allem gehe.

“Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie der Lösung des Baltikum- Problems. Lebensmittelversorgung ist nur von dort möglich, wo geringe Besiedelung herrscht. Neben der Fruchtbarkeit wird die deutsche, gründliche Bewirtschaftung die Überschüsse gewaltig steigern. “ (NS-Archiv, 23.05.1939).

Am 23. August 1939 unterzeichneten Ribbentrop und Molotow in Moskau in Anwesenheit Stalins den Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt. Er stand zwar im Widerspruch zu Hitlers bisherigen antibolschewistischen Haltung. Aber er vereitelte

die britisch-französischen Bestrebungen die Sowjetunion in eine Allianz gegen das nationalsozialistische Deutschland einzubinden. Vor allem hielt er ihm den Rücken frei zu einem Überfall auf Polen.

Im Geheimen Zusatzprotokoll wird auch die Aufteilung, Ausbeutung und Unterdrückung Europas durch das nationalsozialistische Deutschland und die stalinistische Sowjetunion aktenkundig gemacht.

“Aus Anlass der Unterzeichnung des Nichtangriffsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken haben die unterzeichneten Bevollmächtigten der beiden Teile in streng vertraulicher Aussprache die Frage der Abgrenzung der beiderseitigen Interessenssphären in Osteuropa erörtert. Diese Aussprache hat zu folgendem Ergebnis geführt:

  1. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung in den zu den baltischen Staaten (Finnland, Estland, Lettland, Litauen) gehörenden Gebieten bildet die nördliche Grenze Litauens zugleich die Grenze der Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR. Hierbei wird das Interesse Litauens am Wilnaer Gebiet beiderseits anerkannt.
  2. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung der zum polnischen Staate gehörenden Gebiete werden die Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR ungefähr durch die Linie der Flüsse Narew, Weichsel und San abgegrenzt.
    Die Frage, ob die beiderseitigen Interessen die Erhaltung eines unabhängigen polnischen Staates erwünscht erscheinen lassen und wie dieser Staat abzugrenzen wäre, kann endgültig erst im Laufe der weiteren politischen Entwicklung geklärt werden.
    In jedem Falle werden beide Regierungen diese Frage im Wege einer freundschaftlichen Verständigung lösen.
  3. Hinsichtlich des Südostens Europas wird von sowjetischer Seite das Interesse an Bessarabien betont. Von deutscher Seite wird das völlige politische Desinteressement an diesen Gebieten erklärt.
  4. Dieses Protokoll wird von beiden Seiten streng geheim behandelt werden.

Moskau, den 23. August 1939.” (NS-Archiv, 23.8.1939)

Ab Ende August inszenieren SS-angehörige als polnische Freischärler getarnt immer wieder Grenzzwischenfälle. Die bekannteste war der angebliche Überfall auf den Sender Gleiwitz. Am 1. September erfolgt der Angriff auf Polen.

Im Reichstag hält Hitler die berühmte Rede:”Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft. Wer selbst sich von den Regeln einer humanen Kriegsführung entfernt, kann von uns nichts anderes erwarten, als dass wir den gleichen Schritt tun. Ich werde diesen Kampf, ganz gleich, gegen wen, so lange führen, bis die Sicherheit des Reiches und bis seine Rechte gewährleistet sind” Er hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass

England und Frankreich “nur mit dem Säbel rasseln” würden. Umso mehr war er erschüttert, als ihm die beiden Westmächte noch am Abend des 1. September eindeutige Ultimaten überreichen ließen und am 3. September den Krieg erklärten.

Allerdings griffen sie noch nicht aktiv in den Krieg ein. An Kopfstärke gemessen Angreifer waren der polnischen Armee gleich. Rüstungstechnisch und an Beweglichkeit war die Wehrmacht aber weit überlegen. Das taktische Konzept war von dem Zusammenspiel von Luftwaffe und Heer bestimmt. Vom ersten Tag an führte die Wehrmacht den Krieg mit grausamer Härte. Schon am 6. Oktober kapitulierten die letzten Truppenteile. Die Sowjetunion und Deutschland teilten Polen unter sich auf, wie sie es in ihrer Zusatzvereinbarung zum Nichtangriffspakt abgemacht hatten. Die deutsch besetzten Gebiete wurden als Danzig-Westpreussen und Wartheland als Reichsgaue in das Deutsche Reich inkorporiert. Was nicht in der sowjetischen Interessensphäre lag, wurde

“Restpolen” in einem Generalgouvernement okkupiert und ausgebeutet.

Im Westen kam es zunächst zum Sitzkrieg oder französisch drôle de guerre. Frankreich startete am 9. September die Saaroffensive und überschritt im Saarland die Grenze. Die Wehrmacht zog sich hinter den Westwall zurück. Frankreich war nicht auf einen

Offensivkrieg vorbereitet und auf deutscher Seite gab es einen Führerbefehl, der untersagte, die Grenze ohne ausdrückliche Genehmigung Hitlers zu überschreiten. Man wollte auf jeden fall einen Zweifrontenkrieg vermeiden.

Am 9. April 1940 begann das Unternehmen “Weserübung”. Das war die Besetzung Norwegens und Dänemarks zum einen um sich die Häfen Norwegens zu sichern, zum andern um eine Seeblockade zu verhindern. Außerdem sollte die Kontrolle der Ostseezugänge

und vor allem die Eisenerzversorgung aus Schweden gesichert werden. Am 10. April 1940 begann der insgesamt 29 mal verschobene Westfeldzug. Am 10. Januar gelangten die Belgier und damit auch die Engländer und Franzosen in Besitz des Plans für einen wichtigen Teil des deutschen Einfalls in Frankreich und der Niederlande. Ein Kurier sollte die Unterlagen zu einer Stabsbesprechung nach Köln bringen. Dort wurde er aufgehalten. Er erhielt ein Angebot in einer Kuriermaschine der Luftwaffe mitzufliegen.

Er nahm es an trotz strengen Verbotes, Geheimsachen auf dem Luftweg zu befördern. Der Pilot verflog sich bei dichtem Nebel und landete in Belgien. Bevor die Akten vernichtet werden konnten, trafen belgische Gendarmen ein. Daraufhin wurde ein völlig

neuer Angriffsplan ausgearbeitet. Erich von Manstein erarbeitete den “Sichelschnittplan” . Statt wie leicht vorauszuberechnen ähnlich wie im Schlieffenplan im 1. Weltkrieg in einer Umfassungsbewegung durch Belgien nach Frankreich vorzustoßen,

änderte er die Angriffsrichtung. Der Angriffsschwerpunkt sollte nun in den Ardennen liegen. Diese bewaldete Bergland schien Frankreich nicht für einen Panzerangriff geeignet zu sein. Entsprechend schwach waren die dort postierten Einheiten.

Das Überraschungsmoment war voll auf deutscher Seite. Zwar gelang es den Belgiern fast alle Brücken zu sprengen. Obwohl das Marschtempo so erheblich eingeschränkt wurde, erreichten die Spitzen der Panzertruppe General Guderians bereits am 12. Mai die Maas. Am 18. Mai war bereits die Kanalküste erreicht. Am 24. Mai wurde Dünkirchen erreicht. Dort war das britische Expeditionskorps. Es konnte aber entkommen, nicht zuletzt wegen des Haltebefehls, den Rundstedt gegeben hatte. 338.000 Mann konnten übergesetzt werden. In Frankreich hinterließ die Evakuierung aber auch ein Gefühl des Im Stich gelassen seins. Der Krieg in Frankreich war rasch zu Ende. Am 14. Juni marschierte die Wehrmacht in Paris ein. Am 22. Juni wurde in Compiegne der Waffenstillstand geschlossen. Hitler machte daraus seinen persönlichen Triumph. Schon der Ort war mit Bedacht ausgewählt. Dort hatte 22 Jahre zuvor Matthias Erzberger die deutsche Kapitulation unterschreiben müssen. Sogar den Waggon in dem das stattgefunden hatte,

hatte Hitler aus dem Museum holen lassen und auf die Gleise stellen lassen. Die “Vorrede” zum Waffenstillstandsabkommen drückt genau dieses aus.

“Wenn zur Entgegennahme dieser Bedingungen der historisch Wald von Compiègne bestimmt wurde,  dann geschah es, um durch diesen Akt einer
wiedergutmachenden Gerechtigkeit — einmal für- immer – eine Erinnerung zu löschen, die für Frankreich kein Ruhmesblatt seiner Geschichte war, vom
deutschen Volke aber als tiefste Schande aller Zeiten, empfunden wurde. (online unter www.zaoerv.de)

Der Sieg über Frankreich wurde vom Nationalsozialismus als dreifacher Triumph empfunden. Einmal war es das Ende eines Ringens über drei Jahrhunderte hinweg. Und Deutschland war schließlich siegreich geblieben. Ludwig XIV. hatte den Kampf

um die Rheinlinie begonnen. Stück um Stück ging in dessen Verlauf für das Deutsche Reich verloren. Dann war es der Sieg “über die abgelegten Ideale” von 1789, über die “Untermenschenrevolution” (Zitat aus Das Schwarze Korps, vom 22.08. 1940)

mit Postulaten der Menschenrechte, der parlamentarischen Regierungsform, der Demokratie, “den sanften Idealen und der brutalen Wirklichkeit” (Eugen Mündler im “Reich” vom 21.7. 1940). Auch über die Urheber und Hüter der Versailler Ordnung wurde triumphiert. Frankreich und England hatten ja den Völkerbund dominiert und dabei die kleinstaatliche Klientel bedient. Im kleinen Kreis wurden nun die Pläne für die Aufteilung Frankreichs erörtert. Burgund stand im Blickpunkt der publizistischen Vordenker.

Gehörte es ihrer Meinung nach zum  “germanischen Kreis” wie die Champagne und Elsass-Lothringen. Himmler hatte in Burgund die deutschen Südtiroler ansiedeln wollen. In Elsass-Lothringen wurde eine Politik der Rückgliederung schon in den ersten

Anordnungen der Militärverwaltung im Jahre 1940 erkennbar. Das Vorgehen wurde gleichermaßen bestimmt durch das Verlangen nach Wiedergutmachung der Inbesitznahme von 1681 und 1918 wie auch dem germanischen Blut-und Rassemythos.

Man führte den Begriff des volksdeutschen Elsass-Lothringer ein, um die alteingesessene Bevölkerung von der 1918 zugewanderten französischen Bevölkerung zu unterscheiden. (zu diesem kurzen Abschnitt der Aufsatz “Nationalsozialistische Europaideologie”

von Paul Kluke in Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte online www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1955_3_2_kluke.pdf)

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Am 2. 8. 1940 unterzeichnete Hitler einen Geheimerlass. Damit ernannte er die Gauleiter Bürckel Westmark und Wagner Baden als Chefs der Zivilverwaltung CdZ in Lothringen bzw. im Elsass.(Institut für Zeitgeschichte Fb 91 Fotokopie) Wie das schon bei Bürckel in Österreich geschehen war, wurden sie einerseits Hitler unmittelbar unterstellt andererseits waren sie an die fachlichen Weisungen der obersten Reichsbehörden gebunden. Dies zeigte, dass Hitler gewillt war, Elsass-Lothringen dem Deutschen Reich einzuverleiben. In einer Besprechung mit den beiden Gauleitern erläuterte Hitler seine Zielvorstellung, dass Elsass-Lothringen in 10 Jahren völlig deutsche Gebiete würden.

Am 2. August 1940 wurde Bürckel in seinen Funktionen als Gauleiter und Reichsstatthalter durch Baldur von Schirach abgelöst. Dieser war vorher Reichsjugendführer. Nach seiner Ernennung zum Gauleiter von Wien wird er Beauftragter der für die Inspektion der

gesamten HJ. Außerdem wird er ab September mit der Kinderlandverschickung beauftragt. Während des Zweiten Weltkriegs waren rund 5 Millionen Kinder und Jugendliche aus den durch Luftangriffen bedrohten Städten evakuiert worden.

In Wien wurde Bürckel keine Träne nach geweint, weder von den Wienern noch von vielen Parteifunktionären. Wie schon öfters gezeigt stieß er öfters auch mit Ministern zusammen, da er von niemanden einen Kompetenzrahmen respektierte,

wenn es um die Durchsetzung seiner Vorstellungen ging. Er konnte sich das leisten, da er bei Hitler in höchstem Ansehen stand und von dort praktisch immer Rückendeckung erhielt. In Wien kam seine joviale Pfälzer Art nicht an. Hinter vorgehaltener

Hand sprach man vom “Bierleiter Gauckel”, womit auch auf seine Affinität zum Alkohol angespielt wurde. Am 10. August wurde er offiziell verabschiedet. Von Heß bekam er ein persönliches Schreiben von Hitler überreicht. Er erhielt zahllose Geschenke.

Der Dr.Ignaz-Seipel-Ring wurde in Josef-Bürckel-Ring umbenannt. Allerdings erhielt er am 27. April 1945 seinen alten Namen zurück.

 

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Ein weiteres Kapitel bleibt mit dem Namen der beiden Gauleiter verbunden, nämlich die Deportation von rund 6500 badischer und pfälzer Juden nach Gurs.  In der Nacht vom 20. auf 21. Oktober 1940 zum Abschluss des Laubhüttenfestes musste sich die

jüdische Bevölkerung reisefertig machen. Sie hatte dazu nur rund 2 Stunden Zeit. Nur 50 Kilo Gepäck und eine Barschaft von 100 Reichsmark durfte mitgenommen werden. In sieben Eisenbahnzügen aus Baden und zwei aus der Pfalz wurden die Deportierten nach

Gurs am Fuß der Pyrenäen deportiert. Organisiert hatte die Züge Adolf Eichmann. Gurs war ursprünglich als Internierungslager für politische Flüchtlinge und Kämpfer im Spanischen Bürgerkrieg eingerichtet worden. Für so viele Menschen war

das Lager ursprünglich natürlich nicht vorgesehen. Entsprechend katastrophal waren die hygienischen Bedingungen. Im Schnitt starben täglich sieben Menschen. Die beiden Gauleiter aber konnten am Abend der Deportation stolz nach Berlin

melden “Mein Gau ist judenfrei”. Ab September 1941 wurde mit den ersten Vergasungen in Auschwitz begonnen. Ab August 1942 wurden die Insassen, die bisher in Gurs überlebt hatten, in die Vernichtunsglager im Osten weiter transportiert und

dort umgebracht.

Vor den letzten Lebensjahren von Bürckel nochmal ein Blick auf das Gesamtgeschehen.

Nachdem Frankreich kapituliert hatte, ging der Krieg trotzdem weiter, weil  Großbritannien das sogenannte Friedensangebot vom 19. Juli 1940 nicht annahm. Mit der Weisung 16 vom 16.Juli 1940 hatte Hitler die Vorbereitung zu einer Landungsoperation

gegen England vorzubereiten, die dann unter dem Namen Unternehmen Seelöwe lief. Die Vorbereitung sollte Mitte August abgeschlossen sein. “Die englische Luftwaffe muss moralisch und tatsaechlich so weit niedergekaempft sein, dass sie keine nennenswerte Angriffskraft dem deutschen Uebergang gegenueber mehr zeigt. “ hieß es in der Weisung. Am 2. Juli begann nun Göring die “Luftschlacht um England”. Zunächst erfolgte eine begrenzte Offensive gegen die Schifffahrt im Ärmelkanal. Ziel war auch, die

RAF durch die Vernichtung ihrer Flugzeuge in der Luft zu schlagen.Aber die deutsche Luftwaffe erlitt  sehr schnell große Verluste. Zwar konnte die Luftwaffe die Luftwaffe die Infrastruktur der britischen Armee schädigen, aber sie schaffte es weder die Lufthoheit zu erringen, noch dauerhaft das britische Potential an Flugzeugen und Piloten dauerhaft auszuschalten.Göring und Hitler hatten sich entschieden, London anzugreifen. Auch die Industriestädte Coventry und Birmingham waren Ziel der Angriffe.

Aber man schaffte es nicht, die Industrie entscheidend zu treffen oder die Bevölkerung zu demoralisieren. Die RAF und ihre Stützpunkte blieben durch die Zielverlagerung aber verschont. Die ohnehin bescheidenen Ressourcen an Menschen und Material wurden weiter zersplittert. Die Luftwaffe war so an keiner Front schlagkräftig genug, um den englischen Widerstand zu brechen. Eine weitere Folge war, dass die ins Auge gefasste Landungsoperation auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste.

Erstmals war es Hitler nicht gelungen, einem Land seinen willen aufzuzwingen.

Dafür dachte er an einen Angriff auf die Sowjetunion. “Lebensraum im Osten”. Schon in “Mein Kampf” hatte er geschrieben: “Damit ziehen wir Nationalsozialisten bewußt einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft. Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Rußland und die ihm untertanen Randstaaten denken” (Adolf Hitler: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band. S. 742.)

So gab er am 18. November 1940 die Weisung Nr. 21 “Fall Barbarossa” heraus

“Die deutsche Wehrmacht muss darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa).

Das Heer wird hierzu alle verfügbaren Verbände einzusetzen haben mit der Einschränkung, dass die besetzten Gebiete gegen Überraschungen gesichert sein müssen.” (online www.1000dokumente.de). Das war er konkrete Angriffsplan.

Italien seit dem Dreimächtepakt, der am 27. September 1940 in Berlin zwischen Italien, Japan und Deutschland geschlossen worden war, Deutschlands Kriegsverbündeter führte seit September 1940 einen Parallelkrieg in Nordafrika und im Mittelmeerraum.

Mit Verspätung startete am 9. September eine italienische Offensive gegen das von Großbritannien besetzte Ägypten. Ziel war es, den Suezkanal unter Kontrolle zu bringen. Nach Anfangserfolgen kam die Offensive ins Stocken und blieb weit hinter den

Erwartungen zurück. Am 28. Oktober begann Italien mit der Invasion in Griechenland. Das verbesserte die Lage in Ägypten natürlich nicht, sondern lenkte lediglich die Aufmerksamkeit ab. Mussolini glaubte an einen raschen Sieg. der Einmarsch entwickelte

sich aber zu einem Fiasko für den Duce. Die griechischen Truppen waren gut organisiert und kannten sich in dem schwierigen Gelände natürlich bestens aus. Die Italiener wurden in nur 14 Tagen über die Grenzen Albaniens zurückgedrängt.

In Nordafrika hatte Großbritannien einen erfolgreichen Gegenangriff zur Rückeroberung gestartet. Dieser verlief so erfolgreich, dass die italienische 10. Armee in Nordafrika fast vollständig aufgerieben wurde. Hitler zögerte lange, weil es natürlich den

geplanten Feldzug gegen Russland beeinträchtigte. Am 11. Januar gab er  mit der Weisung Nr. 22 schließlich den Einsatzbefehl für das Afrikakorps unter General Erwin Rommel. Rommels Meinung stand in krassem Gegensatz zu der des italienischen

Generals Gariboldi, der auf Defensive setzte. Rommel begann am 31. März eigenmächtig den Vormarsch und warf mit seiner Taktik des mobilen Wüstenkriegs die englischen Truppen rasch 800 Kilometer zurück und kam erst bei Tobruk zum Stehen.

Rommels Truppen waren allerdings zu schwach, um Tobruk einzunehmen. Nach schweren Verlusten befahl Rommel, die Eroberung dieser Hafenstadt zunächst zurückzustellen. Da das Afrikakorps mit schweren Versorgungsengpässen zu kämpfen hatte,

konnte man keine weiteren Vorstöße in Richtung Osten machen. Es kam zum Stellungskrieg bei Tobruk/Sollum. Im November begann Großbritannien mit der Operation Crusader. Die Besatzung von Tobruk konnte ausbrechen und es gelang den Engländer,

die deutschen Truppen fast auf ihre Ausgangsstellungen in der Cyrenaika zurückzuwerfen. Von Malta aus hatten britische U-Boote und Flieger die italienischen und deutschen Nachschubwege nach Nordafrika massiv gestört.

Anfang Januar flog nun die Luftflotte 2 Angriffe auf wichtige Knotenpunkte in Malta. Nun lief der Nachschub für eine Zeit wieder störungsfrei und Rommel konnte wieder die Initiative zurückgewinnen. Frisch herangeführte Verstärkungen und die Luftunterstützung ermöglichten ihm den Gegenangriff. Am 26. Mai startete eine neue Offensive mit dem Ziel Tobruk zu erobern. Das gelang am 20. Juni 1942. Die NS-Propaganda feierte diesen Handstreich und Rommel wurde zum Generalfeldmarschall befördert.

Die Panzertruppen kamen bis El Alamein. das ist 100 Kilometer vor Alexandria.Die Stadt sollte genommen werden und der Suezkanal besetzt werden. Hitler plante bereits, nach der Einnahme des Suezkanals weiter nach Vorderasien und bis nach Indien

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vorzustoßen und von dort die englischen Kolonien zu bedrohen. Soweit kam es aber nicht. die Engländer hatten vor El Alamein einen Verteidigungsgürtel aufgebaut. Südlich davor war sumpfiges Gelände, so dass der Gürtel nicht umgangen werden konnte.

Versorgungsengpässe waren aufgetreten. Die Offensive blieb stecken. Rommel wollte nun im August die Entscheidung erzwingen. Aber entgegen der Erwartungen war die Nachschubversorgung wesentlich schlechter geworden, da britische U-Boote immer mehr Schiffe versenken konnten. Außerdem war es dem britischen Nachrichtendienst gelungen, wichtige Erkenntnisse aus der Entschlüsselung des verschlüsselten geheimen deutschen Nachrichtenverkehrs zu gewinnen. So kannte die britische Armee bereits

vor dem Angriff der Deutschen die Angriffsschwerpunkte. So war der Widerstand wesentlich stärker. die angestrebten Ziele wurden nicht erreicht und der gewonnene Boden musste wieder aufgegeben werden.

Am 13. August 1942 übernahm Bernhard Montgomery den Oberbefehl über die 8. Armee, die in Nordafrika kämpfte. Am 23. Oktober startete er bei El Alamein den Gegenangriff gegen die Achsenmächte. Die kräftemäßig unterlegenen deutschen und Italiener wurden zum Rückzug nach Libyen gezwungen. Am 8. November 1942 landeten in Marokko und Algerien 100.000 Mann frische Kräfte aus Amerika und Großbritannien. Nun wurde ein Zweifrontenkrieg gegen das Afrikakorps eröffnet. Tobruk fiel am

13. November wieder an die Briten zurück. An der Ostfront (dazu später) war die Lage ebenfalls kritisch geworden das Desaster von Stalingrad bahnte sich an. Das Oberkommando der Wehrmacht konnte deshalb dem Afrikakorps kaum Verstärkung anbieten.

Das Kräfteverhältnis hatte sich inzwischen total verändert. Den Truppen der Achsenmächte standen 500.000 alliierte Soldaten gegenüber. Das waren doppelt soviel. Dazu verfügten die Alliierten über die vierfache Zahl an Panzern und die totale Luftüberlegenheit.

Ende Januar musste Libyen aufgegeben worden. Im März und April wurden die Soldaten der Achsenmächte eingeschlossen. Rommel flog nach Deutschland und schlug Hitler vor, das Afrikakorps nach Europa zurückzuziehen. Hitler blieb stur und verweigerte das wütend.Die Folge 230.000 Mann gerieten in Kriegsgefangenschaft. Die alliierten hatten nun die Kontrolle über den Mittelmeerraum und damit gute Voraussetzungen für die Landung auf Sizilien.

Auch auf dem Balkan hatte das militärische Vorgehen Italiens Hitler zum Eingreifen gezwungen, obwohl seit November 1940 Russland das Ziel war. Im Herbst hatten Italien und Deutschland die Balkanländer umworben. Schon vor dem Krieg waren sie wichtige

Rohstoff-und Nahrungsmittellieferanten. Am 27. Mai 1940 wurde der Öl-Waffen Pakt abgeschlossen. Er sah rumänisches Öl gegen deutsche Waffen vor. Es war vor allem für die deutsche Seite ein profitables Geschäft. Der Pakt legte eine feste Preisrelation für die von  Rumänien zu liefernden Mineralölerzeugnissen und den Waffen, die es dafür bekam fest und zwar unabhängig von den jeweiligen Tagespreisen am Markt. Am 23. November schließlich trat Rumänien dem Dreimächtepakt bei, um sich vor einer sowjetischen

aber auch vor einer deutschen Aggression zu schützen. Bulgarien hatte unter Zar Boris der Deutschen Wehrmacht zunächst ein Durchmarschrecht nach Griechenland eingeräumt. Am 1. März 1941 trat es dem Pakt bei. Am 25. März 1941 trat schließlich

noch das Königreich Jugoslawien bei unter Prinz Paul ein. Allerdings kam es zwei Tage später zu einem probritischen Militärputsch. Hitler akzeptierte den Versuch der neuen Regierung unter General Simovic nicht, zu einer neutralen Politik zurückzukehren und

begann am 6. April 1941 mit dem Angriff auf Jugoslawien. In der Weisung 25 vom 27.3.1941 hört sich das so an “Der Militärputsch in Jugoslawien hat die politische Lage auf dem Balkan geändert. Jugoslawien muss auch dann, wenn es zunächst Loyalitätserklärungen abgibt, als Feind betrachtet und daher so rasch als möglich zerschlagen werden.” Der Angriff auf Griechenland begann zur selben Zeit. Beide Staaten waren ohne Kriegserklärung oder vorheriges Ultimatum angegriffen worden. Insgesamt kämpften 33 Divisionen mit

680.000 Mann auf deutscher Seite. Belgrad wurde schon am 12. April eingenommen. Am 17. April kapitulierten die jugoslawischen Streitkräfte. Jugoslawien wurde in 10 Teile mit unterschiedlichem staatsrechtlichen Status aufgeteilt. Kroatien erklärte sich am 15. April zum unabhängigen Staat Kroatien.Dort etablierte sich ein Vasallenstaat unter Führung der Ustascha, auf Deutsch “Der Aufständische-Kroatische revolutionäre Organisation”. Serbien wurde stark verkleinert und umfasste nur noch ein  viertel der

Gesamtfläche des ehemaligen Jugoslawiens. Etwa 180.000 Serben wurden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland verschleppt.

In Griechenland marschierten die deutschen Truppen unter Generalfeldmarschall List über Bulgarien ein.Auch hier kamen die Truppen rasch vorwärts. Am 20. April ordneten die Briten die Evakuierung ihrer Truppen zunächst nach Kreta und dann nach Ägypten an. Über 50.000 Mann konnten entkommen. Die griechische Armee kapitulierte am 20. April vor dem SS Obergruppenführer Sepp Dietrich und dann nochmals zwei Tage späte, weil die italienische Armee ihre kämpferische Leistung nicht genügend gewürdigt sah,

offiziell gegenüber Deutschland und Italien. Am 27. April wurde Athen eingenommen. Der Feldzug endete am 29. April mit der Einnahme von Kalamata im Süden der Peloponnes. Kreta wurde in der Zeit vom 21. Mai bis 1. Juni in einer äußerst verlustreichen

Luftlandeoperation eingenommen.

Beide Länder waren besiegt. Doch es folgte ein Partisanenkrieg, der von deutscher Seite aus mit unerbittlicher Härte geführt wurde. In Jugoslawien, in Griechenland und auf Kreta beging die Wehrmacht schwere Kriegsverbrechen.

So wurden in Kalvrita im Aroania-Bergmassiv im Dezember über 800 Jungen und Männer in einer 5 Stunden dauernden Massenhinrichtung erschossen. In dieser gesamten Bergregion wurden in den Dezembertagen über 1300 Griechen umgebracht,

28 Dörfer und Klöster wurden niedergebrannt. In Kommeno in Epirus wurden über 300 Dorfbewohner brutal ermordet. In Distomo am Fuße des Parnass-Gebirges kamen über 200 Menschen ums Leben. Obwohl die Einheitsführer, die die Aktionen

angeordnet hatten, bekannt sind, kam es zu keiner Verurteilung. Zwar wurde bei dem Distomo Massakers ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes eingeleitet, dieses aber nach drei Jahren wegen Verjährung wieder eingestellt.

Der Balkanfeldzug verschob den Angriff auf die Sowjetunion um 4 Wochen. Am 22. Juni 1941 übergibt der deutsche Botschafter Friedrich Werner Graf von der Schulenburg dem sowjetischen Außenminister Molotow ein “Memorandum”.

Darin steht, die Sowjetunion habe den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt durch den Aufmarsch der roten Armee an der Grenze  sowie durch die Annexion Ostpolens und der baltischen Staaten gebrochen. Dieser Bedrohung müsse die Wehrmacht mit allen Machtmitteln entgegentreten. Das Wort “Kriegserklärung” durfte auf Hitlers Befehl nicht verwendet werden. Zu dem Zeitpunkt der Übergabe des Memorandum bombardierte die Luftwaffe sowjetische Städte schon seit drei Stunden.

Juristisch war das Feld schon ab März vorbereitet worden. Am 13. Mai kam der “Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet „Barbarossa“und über besondere Massnahmen der Truppe” heraus. Darin wird festgelegt, dass Straftaten

feindlicher Zivilpersonen der Zuständigkeit von Kriegsgerichten und Standgerichten bis auf weiteres entzogen und dass Freischärler “durch die Truppe im Kampf oder auf der Flucht schonungslos zu erledigen” sind. Gegen Ortschaften

“aus denen die Wehrmacht hinterlistig oder heimtückisch angegriffen wurde” werden unverzüglich kollektive Gewaltmassnahmen durchgeführt, falls ein Täter nicht rasch festgestellt werden kann oder  die Umstände dies nicht zulassen.

Zum Freibrief für Verbrechen wird die durch die Bestimmung “Für Handlungen, die Angehörige der Wehrmacht und des Gefolges gegen feindliche Zivilpersonen begehen, besteht kein Verfolgungszwang, auch dann nicht, wenn die Tat zugleich ein militärisches Verbrechen oder Vergehen ist.”

Die “Aktennotiz über Ergebnis der heutigen Besprechung mit den Staatssekretären über Barbarossa, 2. Mai 1941” lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und wurde  am 26. November 1945 im Nürnberger Prozess von dem amerikanischen Anklagevertreter Sidney S. Alderman verlesen.Er sagte dazu: „Noch niemals ist wohl ein unheilvollerer Satz niedergeschrieben worden, als der Satz in dieser Urkunde” Es geht um die ersten beiden Punkte in diesem Dokument.

“1.) Der Krieg ist nur weiter zu führen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Rußland ernährt wir.

2.) Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.”

Komplettiert wurden diese Bestimmungen mit dem sogenannten Kommissarbefehl vom 6. Juni 1941: “Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare. Im Kampf gegen den Bolschewismus ist mit einem Verhalten des Feindes nach den Grundsätzen der Menschlichkeit oder des Völkerrechts nicht zu rechnen. Insbesondere ist von den politischen Kommissaren aller Art als den eigentlichen Trägern des Widerstandes eine hasserfüllte, grausame und unmenschliche Behandlung unserer Gefangenen zu erwarten. Die Truppe muß sich bewußt sein: 1. In diesem Kampf ist Schonung und völkerrechtliche Rücksichtnahme diesen Elementen gegenüber falsch. Sie sind eine Gefahr für die eigene Sicherheit und die schnelle Befriedung der eroberten Gebiete. 2. Die Urheber barbarisch asiatischer Kampfmethoden sind die politischen Kommissare. Gegen diese muß daher sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe vorgegangen werden. Sie sind daher, wenn im Kampf oder Widerstand ergriffen, grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen. “

(NS-Archiv Dokumente zum Nationalsozialismus –online)

121 Divisionen mit 3 Millionen deutscher Soldaten und weiterer 600.000 aus Italien, Ungarn, Finnland, Rumänien und der Slowakei waren beteiligt. (Zahlen unter anderem bei David Glantz Stumbling Colossus. The Red Army on the Eve of World War. University of Kansas Press, Lawrence 1998, S. 295.) Die Front war 2130 Kilometer lang. Die Heeresgruppe Mitte unter  Generalfeldmarschall von Bock war die stärkste der drei Heeresgruppen. Sie kam auch sehr rasch voran. Am 30. Juni wurde die Grenzstadt Brest-Litowsk eingenommen. Die Kesselschlacht bei Bialystok- Minsk war die erste große Kesselschlacht des Rußlandfeldzugs. An der sowjetischen Westfront standen 46 Divisionen. Elf konnten  ausbrechen.28 Divisionen und 7 Panzerdivisionen mit 325.000 Mann, 1.809 Geschützen und 3.332 Panzern  wurden geschlagen, die Soldaten größtenteils gefangen genommen. Den Kommandanten der Westfront Pawlow machte Stalin für die Niederlage verantwortlich und ließ ihn nach Moskau kommen. dort wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. In der Gegend um Smolensk hatte die Rote Armee eine neue Verteidigungslinie aufgebaut. Smolensk ist etwa 330 Kilometer von Minsk entfernt. Auch hier gelang es der Wehrmacht starke Kräfte einzukesseln.

Über 300.000 Rotarmisten und etwa 3000 Panzer waren eingeschlossen. Zeitweise konnte die Rote Armee den Kessel aufbrechen und zahlreiche Truppen verlegen. Auch in der Schlacht bei Smolensk hatte die Rote Armee enorme Verluste

zu verzeichnen. Vom 10. Juli bis 10. September waren das 760.000 Mann, davon 468.000 gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft geraten, 274.000 verwundet. Aber auch die Wehrmacht hatte enorme Verluste. Und sie hatte auf dem Weg nach

Moskau viel Zeit verloren, denn die rote Armee hatte rund zwei Monate standgehalten. Das bot Zeit und Gelegenheit die Verteidigung von Moskau auszubauen. Die Wehrmacht war jetzt nur noch 400 Kilometer von Moskau entfernt.

Die Heeresgruppe Süd unter Generalfeldmarschall von Rundstedt konnte am 29. Juni bei der Panzerschlacht von Dubno-Luzk-Riwne fast das gesamte Mechanisierte Korps der Roten Armee vernichten. Darauf folgte die Kesselschlacht bei Uman.

Dabei eroberte sie über 300 Panzer und 850 Geschütze unzerstört. 103.000 Mann kapitulierten. Die Einschließungskräfte für den Kessel waren aber relativ schwach, so dass zehntausende Rotarmisten entkommen konnten. Ihre schweren Waffen und

Ausrüstung mussten sie allerdings zurücklassen. Die Heeresgruppe Süd beherrschte nun den Dnepr-Bogen. Das Hinterland der Ukraine war nun offen. Die verlorene Schlacht war der erste Schritt zur Eroberung der Ukraine.

Die deutsche Generalität sah das vorrangige Ziel nun in einer sofortigen Einnahme Moskaus. Es hatte eine wichtige geographische Bedeutung, war Verkehrs und Nachrichtenzentrale und ein wichtiges Industriegebiet und natürlich

politischer Mittelpunkt. Hitler dagegen wollte die für den Ostseeraum, die Ukraine und den Süden lebenswichtigen Resourcen zerstören oder unter deutsche Kontrolle bringen. Hitler lehnte die Vorschläge des Generalstabs rundheraus ab

Er bestand darauf, nach Leningrad im Norden und Kiew im Süden vorzustoßen, setzte sich durch. – und hatte Erfolg. Am 26. September endete die Kesselschlacht von Kiew. Nochmals waren 600.000 Rotarmisten in Gefangenschaft geraten. Über 800

Panzer waren erbeutet worden,über 400 Pak und über 3000 Geschütze. Die Einnahme bereitete allerdings nachträglich noch große Probleme. Es waren viele durch Funk auszulösende Sprengungen vorbereitet worden. Ein solcher Sprengsatz löste am 25. September

einen Großbrand aus, der erst am 29. September unter Kontrolle gebracht werden konnte und für große Verluste der deutschen Verbände in der Stadt sorgte.

Die frappierend schnellen siege, die enorme zahl an Kriegsgefangenen blendete die deutsche Führung. Schon im Juli hielt General Halder den Feldzug für gewonnen.

Die Zeit war aber knapp geworden. Der russische Winter war nicht mehr allzu fern und erfahrungsgemäß kam vor dem ersten Frost eine mehrwöchige Schlammperiode. Am 30. September startete die Offensive unter dem Decknamen Taifun.

Hitler wollte mit diesem Unternehmen vor Einbruch des Winters die russischen Truppen vor Moskau “entscheidend” schlagen.Seine Soldaten sollten “zu dem letzten gewaltigen Hieb, der noch vor dem Einbruch des Winters diesen Gegner zerschmettern soll“

ansetzen und auch die historische Dimension lieferte Hitler in seinem Tagesbefehl am 2. Oktober 1941 verlesen ließ. Sie sollten nicht nur das deutsche Reich sondern ganz Europa vor einer Gefahr schützen„wie sie seit den Zeiten der Hunnen und später der Mongolenstämme entsetzlicher nicht mehr über dem Kontinent schwebte“ und weiter „Dieser Feind besteht nicht aus Soldaten, sondern zum großen Teil nur aus Bestien.“  (zitiert in Die Zeit vom 13. Dezember 1991)

Zwar warnten auch diesmal die Generale eindringlich, dass weder die Ausrüstung ausreichend noch der Nachschub gewährleistet sei. Aber sie beugten sich auch dieses Mal. Und wieder schien der Führer recht zu behalten in den Kesselschlachten von Wjasma und Brjansk wurden nochmals 673.000 sowjetische Soldaten gefangen genommen und über 1300 Panzer erbeutet.

Die Wehrmacht war nun bis an den äußeren Verteidigungsring Moskaus gelangt. Aber nun setzte die Schlammperiode ein. Der Angriff blieb buchstäblich im Schlamm  stecken.

Unbenannt

Der Nachschub war wegen der aufgeweichten Wege und Straßen kaum mehr zu bewältigen und sank von 900 Tonnen täglich auf 20 Tonnen. Erst als im November leichter Frost einsetzte, waren die Straßen wieder befahrbarer. Aber es dauerte dann fast noch

zwei Wochen, bis genug Treibstoff und Munition angeliefert war, um die Offensive fortzusetzen. Nun setzte strenger Frost ein. Die Temperaturen sanken auf – 35 °, aber die deutschen Soldaten hatten immer noch keine Winterkleidung, was hohe Ausfälle

durch Erfrierungen zur Folge hatte. Die schützende Winterkleidung lagerte irgendwo auf polnischen Bahnhöfen. Die Loks, sofern sie überhaupt noch fahren können, müssen Munition, Treibstoff und Proviant an die Front bringen.

Was erstaunlicherweise aber immer noch funktioniert: jeden zweiten Tag ein Güterzug der Deutschen Reichsbahn jüdische Deportierte ins Ghetto nach Minsk!

Die Rote Armee dagegen war seit November vollständig mit warmer Kleidung ausgerüstet. Die Deutschen waren Ende November noch 18 Kilometer von der Stadtgrenze Moskaus entfernt.

Gleichzeitig hatte die Rote Armee aber auch mit den Planungen für eine Gegenoffensive begonnen.Die Planungen wurden durch einen Funkspruch Richard Sorges erleichtert. Sorge hatte am 1. Juni 1941 Stalin vor einem Angriff Deutschlands

gewarnt  “Der Überfall wird am 22. Juni in aller Frühe auf breiter Front erfolgen” (in  Julius Mader Dr. Sorge Report). Stalin glaubte dies aber nicht. Im September informierte Sorge Moskau, dass Japan nicht Russland angreifen würde, sondern

Indochina. Diesmal wurde ihm geglaubt. Daraufhin ließ Stalin 32 ausgeruhte Divisionen aus dem Fernen Osten in den Westen verlegen. Zwar hatte die deutsche Luftabwehr im November Truppenausladungen erkannt.  Die deutsche Führung hatte dies

aber als Gespenstereien betrachtet. Am 16. November startete der erneute Angriff. Aber er traf auf erbitterten russischen Widerstand. Größere Teile der Luftflotte 2 unter Kesselring waren in den Mittelmeerraum verlegt worden, da dort Libyen verloren zu gehen

drohte. Das ermöglichte aber den sowjetischen Luftstreitkräften in wichtigen Abschnitten die Lufthoheit zu erringen.  Die Generale von Bock und Guderian meldeten dem Oberkommando die bedrohliche Lage und auch, dass die Trupp erschöpft war.

Sie wurden aufgefordert, die Offensive mit einem letzten Kraftaufgebot fortzusetzen, zumal man annahm, dass auch auf russischer Seite mit den “letzten Bataillonen” gekämpft wurde. Halder sah die Entscheidung über Sieg oder Niederlage

immer noch als eine Willensfrage. Er war“durchdrungen von dem Gedanken, daß es bei beiden Gegnern um die letzte Kraftanstrengung geht und der härtere Wille recht behält“. (zitiert nach Der Spiegel ).

Im Divisionsbericht der 7. Infanteriedivision heißt es “Die völlige Verausgabung der Truppe und die Notwendigkeit von Ablösungen “ (Zitat in Die Welt vom 22.06.11)Fedor von Bock konstatierte, dass der Zeitpunkt sehr nahe sei,

„in dem die Kraft der Truppe völlig erschöpft ist“ (Zitat ebd.) Eigentlich hätte die Offensive abgebrochen werden müssen, die Truppe in Winterquartiere überführt werden. Stattdessen befahlen Hitler und die Wehrmachtsführung die weitere Offensive.

Diese kam Anfang Dezember zum völligen Erliegen.

Mit der Verteidigung Moskaus war Marschall Schukow betraut worden.Er und Stalin hatten die Nervenstärke, abzuwarten, bis die deutsche Offensive versiegte. Am 5. Dezember begann der Gegenangriff. Eine Million Mann und 700 Panzer

waren angetreten. Die deutsche Führung war völlig überrascht. Die deutschen Linien werden fast überall durchstoßen. Manche Divisionen entkommen nur mit Mühe der Umzingelung. Die deutsche Führung hatte dies zunächst nicht als Großangriff

der Roten Armee erkannt und befahl erst abends, den Angriff auf Moskau abzubrechen und in den Ausgangsstellungen auf Verteidigung überzugehen.

Am 7. Dezember 1941 überfielen aber auch die Japaner den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii. Am 11. Dezember erklären Italien und Deutschland den USA den Krieg. In seiner Rede vor dem Reichstag am 11. Dezember 1941

spricht er zunächst ausschweifend von den militärischen erfolgen Deutschlands. Dann zählt er eine Reihe “Völkerrechtsverletzungen der USA auf, um “Deutschland endlich zum Kriege zu zwingen”. Und dann bringt er es schließlich

auf den Punkt, was tatsächlich zum Krieg führt. “Wir wissen, welche Kraft hinter Roosevelt steht. Es ist jener ewige Jude, der seine Zeit als gekommen erachtet, um das auch an uns zu vollstrecken, was wir in Sowjetrußland alle schaudernd sehen und erleben mußten. Wir haben das jüdische Paradies auf Erden nunmehr kennengelernt. Millionen deutscher Soldaten haben den persönlichen Einblick gewinnen können in ein Land, in dem dieser internationale Jude Mensch und Gut zerstörte und vernichtete. Der Präsident der Vereinigten Staaten mag das vielleicht selbst nicht begreifen. Dann spricht das nur für seine geistige Beschränktheit.” (in Internet Archive Full text of „Adolf Hitler Krieg gegen die USA und Kriegsbericht 1941)

Am 19. Dezember entließ Hitler von Brauchitsch. Er übernahm selbst das Oberbefehl über das Heer. Am Tag zuvor hatte er Haltebefehle erteilt und die Truppen gezwungen “fanatisch” in ihren Stellungen auszuharren. Als Guderian Ende

Dezember entgegen der Haltebefehle seine Truppen eigenmächtig zurücknahm, wurde er seines Kommandos enthoben und zur Führerreserve versetzt, was praktisch einer vorübergehenden Versetzung in den Ruhestand gleichkam.

Am 8. Januar 1942 musste Generaloberst Hoepner seine Truppen zurücknehmen. Sie wären sonst eingekesselt worden. Hitler enthob ihn nicht nur seines Kommandos. Er wurde wegen „Feigheit und Ungehorsam“ unehrenhaft aus der  Wehrmacht ausgestoßen.

Hoepner meinte dazu “ich habe Pflichten, die höher stehen als die Pflichten Ihnen gegenüber und die Pflichten gegenüber dem Führer. Das sind die Pflichten gegenüber der mir anvertrauten Truppe.” (zitiert bei Janusz Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg. Teilband II, Seite 570). Hitler hätte den General eigentlich nicht so einfach entlassen können. Er hätte formaljuristische und beamtenrechtliche Vorschriften einhalten müssen. Am 26. April 1942 erließ der Großdeutsche Reichstag einen Beschluss der den Führer praktisch

von solchen Vorschriften befreit. “Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Führer in der gegenwärtigen Zeit des Krieges, in der das deutsche Volk in einem Kampf um Sein oder Nichtsein steht, das von ihm in Anspruch genommene Recht besitzen muß, alles zu tun, was zur Erringung des Sieges dient oder dazu beiträgt. Der Führer muß daher – ohne an bestehende Rechtsvorschriften gebunden zu sein – in seiner Eigenschaft als Führer der Nation, als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht, als Regierungschef und oberster Inhaber der vollziehenden Gewalt, als oberster Gerichtsherr und als Führer der Partei jederzeit in der Lage sein, nötigenfalls jeden Deutschen – sei er einfacher Soldat oder Offizier, niedriger oder hoher Beamter oder Richter, leitender oder dienender Funktionär der Partei, Arbeiter oder Angestellter – mit allen ihm geeignet erscheinenden Mitteln zur Erfüllung seiner Pflichten anzuhalten und bei Verletzung dieser Pflichten nach gewissenhafter Prüfung ohne Rücksicht auf sogenannte wohlerworbene Rechte mit der ihm gebührenden Sühne zu belegen, ihn im besonderen ohne Einleitung vorgeschriebener Verfahren aus seinem Amte, aus seinem Rang und seiner Stellung zu entfernen.“ (Reichsgesetzblatt 1942 I S.247, )

Hoepner wurde im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 am 21. Juli verhaftet und am 8. August unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und am selben Tag hingerichtet.

Im Russlandfeldzug hatte die Wehrmacht bis dahin 500.000 Mann an Toten und Verwundeten verloren. Dazu kamen weitere 100.000 Mann die durch Erfrierungen ausfielen.1300 Panzer, 2500 Geschütze und über 15.000 Kfz gingen an Material verloren.

Die Wehrmacht konnte aber bis Ende Januar 1942 eine neue Verteidigungslinie aufbauen. Aber die Blitzkriegsstrategie war gescheitert, der Gegner nicht entscheidend geschwächt.

Zurück zu Bürkels letzten Jahren

Bürckel war so etwas wie Hitlers Fachmann für Anschlüsse geworden. Lothringen war die dritte Rückgliederung, die er durchzuführen hatte und auch hier hatte er wieder weitreichende Vollmachten. Aber in Lothringen wurde nicht gleichgeschaltet.

Es ging um die Liquidierung staatsrechtlicher und administrativer Strukturen eines eroberten Landes. Dazu kam die ideologische Umerziehung unter rassistischen Gesichtspunkten.

Die CdZ sollten die gesamte Verwaltung im zivilen Bereich führen. Die unklare Kompetenzdefinition führte wie auch in Österreich rasch zu heftigen Auseinandersetzungen. In einer Besprechung in der Reichskanzlei am 29. September 1940 bekamen die beiden CdZ weitgehend grünes Licht von Hitler. Er legte fest, dass für die gesamte Neuordnung in Elsass und Lothringen allein die beiden Reichsstatthalter Wagner und Bürkel zuständig und verantwortlich seien und dass die Reichsressorts den CdZ keinerlei Weisungen erteilen könnten. Bürckel begann nun in Lothringen eine rücksichtslose Germanisierungspolitik. “Deutschfeindliche Elemente” ließ er ausweisen.So wurden bis November 1940 aus dem Elsass 105.000 Menschen deportiert, aus Lothringen etwa 50.000, darunter alle lothringischen Juden. (Zahlen nach bpb Krieg und Besatzung in Ost- und Westeuropa)Die Transporte erfolgten unter chaotischen Verhältnissen. Die Ausgewiesenen hatten nur ihr Handgepäck dabei. Das unbewegliche Gut, Höfe, Geschäfte und handwerkerbetriebe mussten zurückgelassen werden und worden sofort entschädigungslos eingezogen. Am 21. November 1940 erklärte Bürckel die Ausweisungsaktion offiziell für beendet. Am 9.10 1941 wurde die Gültigkeit des RAD-Gesetzes für Elsass und Lothringen erklärt.

Allerdings entzogen sich viele Lothringer durch Flucht ihrer “Aufbaupflicht”. Daraufhin arbeitete Bürckel mit dem Mittel der Sippenhaft. Noch härter reagierte Bürckel, als Lothringer nach der Einführung der Wehrpflicht desertierten. Deren Angehörige nahm Bürckel

sofort in Sippenhaft, ließ sie umgehend ins Altreich aussiedeln und ihr Vermögen beschlagnahmen. Eine letzte große Aussiedlungsaktion betraf 8000 Menschen. Sie übertraf an Härte und Brutalität alle bisherigen Massnahmen.

Im August 1942 verlieh Bürckel den Lothringern die deutsche Staatsangehörigkeit.

Die Ausweisungspolitik Bürckels war in Regierungs-und Militärkreisen ihrer innen-und auch außenpolitischen Auswirkungen stark umstritten. So meldete sich der Chef der Präsidialkanzlei Otto Meissner, selbst gebürtiger Elsässer kritisch zu Wort.

Heftigster Kritiker war Dr. Best, der vor er Chef der Abteilung Verwaltung im Verwaltungsstab des Militärbefehlshabers Frankreich wurde, Karriere bei der Gestapo gemacht hatte. Er sah in den Ausweisungen eine Belastung des deutsch-französischen Verhältnisses,

die die notwendige Zusammenarbeit nur unnötig erschwerten. Bürckel war von dieser Kritik allerdings total unbeeindruckt. Allerdings mussten sowohl Bürckel als auch Wagner entscheidende Kompetenzen an den Reichsführer SS, der zugleich

Reichskommissar für die Festigung deutschen  Volkstums (RKF) war. Der durchbürokratisierte Apparat Himmlers beschränkte auf dem Gebiet der Volkstumspolitik die autonome Regionalherrschaft der Gauleiter.

Der Gau Westmark war 1940 gebildet worden. Er sollte den Gau Saarpfalz, also das Saarland und die bayrische Pfalz,

sowie das im Frankreichfeldzug eroberte lothringische Departement Moselle umfassen, das als Lothringen ins Reich eingegliedert werden sollte. Der Plan wurde während des 2. Weltkrieges aber nicht umgesetzt.

Es blieb nach außen hin beim alten Namen und bei der zugehörigen Bezeichnung „CdZ“ (Chef der Zivilverwaltung).

Im März 1941 wurde Bürckel von Hitler offiziell zum Reichsstatthalter ernannt.

Ihm un­ter­stand  nun ein 14.000 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßes Ter­ri­to­ri­um mit 2,6 Mil­lio­nen Ein­woh­nern. Das war der Höhepunkt seiner politischen Karriere

Im November 1942 wurde Bürckel zum Reichsverteidigungskommissar der „Westmark“ ernannt.

An dieser Aufgabe scheiterte er spätestens mit der Invasion und dem Vordringen der amerikanischen Truppen.

Dazu kamen Kompetenzschwierigkeiten mit Heinrich Himmler, die sich nach dessen   Er­nen­nung zum In­nen­mi­nis­ter erheblich verschärften.

Während der Schlacht um Lothringen Anfang September 1944 kam es in der Debatte um das militärische Vorgehen zum entscheidenden Zer­würf­nis mit Hit­ler.

Auf Veranlassung von Mar­tin Bor­mann (1900-1945) wur­den Bürck­el dar­auf­hin am 8.9.1944 weit rei­chen­de Kom­pe­ten­zen ent­zo­gen

Die Entsendung des Dienstleiters der Berliner Parteikanzlei Willi Stöhr (1903–1994) als „Bevollmächtigten des Reichsverteidigungskommissars für den Stellungsbau im Gau Westmark“ Anfang September 1944 bedeutete den Beginn der Entmachtung Bürckels.

Josef Bürckel verstarb wenig später am am 28.9.1944  in seinem Haus in Neustadt.

Die offizielle Todesursache war ein „Ver­sa­gen des Kreis­lau­fes“ als Fol­ge ei­ner Darm­er­kran­kung und ei­ner Lun­gen­ent­zün­dung dia­gnos­ti­ziert.

Der plötzliche Tod gab Anlass zu Spekulationen.

Ein Nach­weis für den Ver­dacht, Bürck­el sei von der SS er­mor­det oder zum Selbst­mord ge­zwun­gen wor­den, konn­te je­doch nicht er­bracht wer­den.

11 Nov. 2025

Kloster Kastl

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Das Kloster Sankt Petrus in Kastl in der Oberpfalz wurde wahrscheinlich 1103 nach der Klostertradition schon 1098 durch durch Markgraf Diepold III. von Vohburg ((* 1075- 1146) und

Graf Berengar von Sulzbach (vor *1080-1125) und  Graf Friedrich von Habsberg-Kastl (+11.11.1103) sowie sein Sohn Graf Otto von Habsberg-Kastl (um 1080-  wohl 1125), der Stiftung von Kastl vollendete.

Markgraf Diepold stammte aus dem Haus der  Diepoldinger-Rapotonen und Markgraf im Nordgau. Er gründete 1188 auch das Benediktinerkloster Reichenbach am Regen im Landkreis Cham und

1133 das Zisterzienserkloster Waldsassen.

Graf Berengar  entstammte dem Adelsgeschlecht der Grafen von Sulzbach . Er war Teil der Führungsgruppe des kirchlichen Reformkreises, die sich im 11. Jahrhundert bildete, die sich direkt

an die Cluniazensische Klosterreform anschloss.

Er gründete die Stifte Berchtesgaden ( 1102 erstmals urkundlich erwähnt) , zwischen 1107-1109 das Augustinerchorherrenstift St. Margareth in Baumburg und eben Kastl.

Graf Berengar und Graf Otto waren auch verwandtschaftlich miteinander verbunden und auch Otto gehörten zu diesem Reformkreis.

An der Klostergründung war auch Bischof  Gebhard III. (1084-1110)  von Konstanz beteiligt. Er war der Bruder von Gräfin Luitgard, der Gemahlin von Markgraf Diepold III.

Er war ein entschiedener Gegner von Kaiser Heinrich IV. (König von 1056-1084, dann Kaiser bis 1105)

Gebhard war  1086 im Investiturstreit abgesetzt worden.

Papst Urban II.(1088-1099) ernannte Gebhard 1089 zum päpstlichen Legaten für Deutschland.

Schon 1086 hatte er sich an das Reformkloster Hirsau und dessen Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1o91) gewandt, weil sich auch im Kloster Petershausen der Verfall

des Ordensgeistes zeigte. Abt Wilhelm  war der Vater der Hirsauer Reform.

Gebhard reformierte Kloster Peterhausen und setzte dabei zwei Äbte ab.

Wilhelm von Hirsau sandte seinen Prior Theoderich nach Petershausen.

Dort war er Abt von 1086 bis 1100.

In Peterhausen war er die ideale Besetzung für den Abtstuhl.

Er war auch ein vertrauter Freund von Bischof Gebhard.

Von 1104-1108 war er auch Abt in Kloster Kastl

Theoderich war der Sohn des Grafen Kuno von Wülfingen und einer Leibeigenen namens Berta

Er war erst Mönch in St. Ulrich und Afra in Augsburg, dann Prior in Hirsau

Wegen des Investiturstreites musste er aber von 1103 bis 1105 Peterhausen verlassen  und suchte mit einem Teil seiner Mönche Zuflucht in dem neu

gegründeten Kloster Kastl und bildete so den Gründungskonvent des Klosters.

Die erste Urkunde für das Kloster stellte Papst Paschalis II. (1099-1118) am 12. Mai 1102 aus.

“Papst Paschalis II gestattet den Grafen Peringer, Friedrich und dessen Sohn Otto sowie der Gräfin Leukarda, auf ihrem Eigengut „apud Castellum“ zu Ehren des hl. Apostels Petrus ein Kloster zu errichten und nimmt dieses Kloster in Eigentum und Schutz des hl. Petrus. Er bestätigt alle gegenwärtigen und zukünftigen Besitzungen des Klosters und gewährt freie Abt- und Vogtwahl sowie Besetzungsrecht für die Eigenkirchen.” STAAM, Kloster Kastl Urkunden 2

Die Urkunde enthielt  vor allem die freie Abt-und Vogtwahl, die den Klöstern der Hirsauer Reform wichtig waren.  Papst Paschalis nahm das Kloster in seinen Schutz und als Eigentum St. Peters.

Es war also praktisch päpstliches Eigenkloster. Dafür musste das Kloster alle drei Jahre drei Goldbyzantiner, das sind nach heutigem Goldwert (23.09.2025) 1.375 €, zahlen

Auch die Wahl des Stiftpatrons Sankt Peter war in Hirsauer Klöstern üblich.

Vor allem Otto und dessen Vater Friedrich beschenkten das Kloster reich.

Das führte dazu, dass das Kloster gleich einen großen Zulauf hatte.

Abt Theoderich begann mit dem Bau der Basilika.

Nach der Thronbesteigung von Heinrich V. (1106-1125) konnte Theoderich in sein Heimatkloster Peterhausen zurückkehren

Er ernannte Altmann (ca. 1108–1128) zum Abt von Kastl.

Schon 1118 wurde von Kastl aus das Kloster Reichenbach am Ragen gegründet.

Auch hier waren Markgraf Diepold III. von Vohburg und seiner Mutter Liutgard die Stifter.

Der erste Abt Witigo, (1118–1119,)kam mit Mönchen aus dem Kloster Kastl.

Auch Plankstetten, das 1129 gegründet wurde, wurde wohl von Mönchen aus Kastl besiedelt.

Kloster Auhausen, das schon 1136 in einer Privilegienurkunde von Papst Innozenz II. (1130-1143) erwähnt wird,

hatte als erste Mönche solche aus Kastl.

1129 wurde der  Chor  der Klosterkirche. von Kastl fertiggestellt.

Die Weihe vollzog der Eichstätter Bischof  Gebhard II. von Grögling (1126-1149).

Auf Abt Altmann folgte Abt Ortwin (ca. 1128–1137). Er wurde möglicherweise schon 1123 Abt von Kastl Er verstarb am  13.September 1137.

Seit 1139 tritt Graf Gebhard von Kreglingen( als Vogt von Kloster Kastl auf Er starb vor 1188.  Er schenkte dem Kloster einen Hof oder Gut Eppenhofen.

Der Ort ist nicht zu ermitteln. Die Schenkung muss zwischen 1157 und 1188 erfolgt sein.

Auf ihn folgte Abt Otto (1138–1160).

Er war persönlich in Rom.

Am 11. April 1139 stellte dort Papst Innozenz II.l auf Bitten Ottos eine Schutzurkunde aus, in der auch die Urkunde von Papst Paschalis bestätigte.

Er bestätigte auch den Klosterbesitz, der einzeln aufgezählt wurde.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 4

Am 29. März 1159  schenkte Heinrich II. von Österreich genannt Jasomirgott  (1156-1177)  Kloster Kastl eine Reihe von Gütern.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 5

Da es eine Reihe von Gütern war, sorgte diese Schenkung auch für einen wirtschaftlichen Aufschwung des Klosters

In der Urkunde steht “das  von seinen Voreltern ererbte Gut Habechsperch (Habsberg)” – (oder lateinisch parentes übersetzt mit Voreltern)

Das ist wohl einfacher als Verwandt zu sehen. Herzog Heinrich war ein Onkel des Hauptstifters Friedrich von Habsberg-Kastl.

Nach Dr. Karl Bosl war Abt Otto zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde bereits tot. (Bosl Das Nordgau Kloster Kastl, Regensburg 1939, S.64)

Nachfolger Ottos wurde Abt Gebold (1160–1172)

Lange konnte sich das Stit der Schenkung  nicht freuen. Ehemalige Habsbergische Ministerialen missgönnten dem Kloster die reichen Schenkungen.

Auf Bitten von Abt Gebold stellte Heinrich II.  am 2. April 1162 einen Schutzbrief aus, in dem er sich sehr energisch für den Schutz der Schenkung einsetzt.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 6

Am 2. Juni 1165 nahm Kaiser Friedrich I. (1155-1190) Kloster Kastl in seinen Schutz. Diese Urkunde wurde wohl ebenfalls  durch das Einwirken Herzog Heinrichs,

der auch Onkel von Friedrich Barbarossa war, ausgestellt. Besonder betont werden die Schenkungen Heinrichs.

“Kaiser Friedrich (I) nimmt zu seinem und seiner Voreltern Seelenheil Abt Gebold von Castell, seine Kirche, Brüder, Familie und sämtlichen Güter, besonders die Güter, die sein Onkel väterlicherseits, Herzog Heinrich von Oesterreich, dem Kloster schenkte, namentlich die Güter, die Alersbach(1) genannt werden, in seinen besonderen kaiserlichen Schutz und verbietet bei einer Strafe von 20 Pfund Gold, je zur Hälfte an seinen Fiskus und das Kloster zahlbar, jedem Bischof und weltlichen Grossen, das Kloster irgendwie zu bedrücken”

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 7

Nachfolger von Abt Gepold wurde Abt Konrad I. von Kösching (1172–1189)

Das Patronat der Kirche von Geroldsee lag seit 1175 beim Kloster Kastl.

Darüber entbrannte ein Streit zwischen 1216 und 122, der erst 121 durch vom Papst bestimmte Schiedsrichter zu Gunsten von Kastl entschieden wurde.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 12

Die Kirche von Kloster Kastl wurde zwischen 1182 und 1195 fertiggestellt.

Die Grafen von Hirschberg hatten 1188 mit der Grafschaft Sulzbach auch die Kastl’sche Erbvogtei übernommen .

Der Hauptsitz der Vogtei lag in der Bischofstadt Eichstätt.

Die oft notwendigen Verhandlungen mit den Bischöfen und auch die Rechtsgeschäfte mit den Vögten machten immer wieder Aufenthalte in Eichstätt nötig.

Das Kloster erhielt 1189 die Schenkung eines Hauses in Eichstätt.

Der Domherr Folkmar schenkte dem Kloster sein Haus über der Brücke in Eichstätt unter der Bedingung , dass an seinem Jahrtag jedem Domherrn ein schönes Weizenbrot sowie zur Verteilung an alle Domherrn 2 Urnen Wein geben müssen.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 10

Nachfolger von Abt Konrad wurde Abt Rupert (1189–1205)

Auch in Regensbrg besaß das Kloster ein Haus. Seit 1245 überließ  der Regensburger Domdekan Heinrich Seman das Kastlerhaus in der Pruckstraße . (Bosl, S. 69)

Abt Gebhard von Rieden (1205–1222) weigerte sich nach einer Sulzbacher Chronik einem Familienmitglied der Scharfenberger , der wohl in Italien gestorben war,

auf Kosten des Klosters nach Kastl zu bringen und ihn dort auf Grund einer Freiheit zu bestatteten.

Die Scharfenberger hatten ihren Stammsitz auf der Burg Scharfenberg. Sie ist abgegangen und von ihr existiert nur noch

der Burgstall Schaufenberg in in der Gemeinde Ursensollen im Oberpfälzer Landkreis Amberg-Sulzbach

Auf die Weigerung hin überfielen die Scharfenberger das Kloster und beschädigten es schwer.

Die Folge war auch, dass sich der Abt um königlichen Schutz bemühte. Gebhard erhielt von Kaiser Friedrich II. (1212-1250) am 24. Mai 1219 in Würzburg

folgende Urkundeausgestellt: “König Friedrich II. nimmt auf Bitte des Abtes Gebehard das Kloster Castell mit allen Besitzungen und Unfreien in seinen und des Reiches besonderen Schutz und verspricht die Vogtei über dieses Kloster allezeit in den Händen des Reiches zu behalten und sie weder teilweise noch ganz zu verleihen, zu verpfänden noch sonst irgendwie zu entfremden, wie dies im Privileg des Papstes Innozenz II. näher ausgeführt ist. Als seinen Stellvertreter wird er einen Vogt bestimmen, den er allerdings auf Wunsch des Abtes wieder absetzen würde.”

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 14. Abt Gebhard war vermutlich persönlich in Würzburg, um die Urkunde zu erhalten.

Sein Nachfolger Abt  Wernhard (1222–1238) schenkte dem Kloster Güter, die er selbst erworben hatte.Dafür sollte

Dafür sollte an Allerheiligen eine Festmesse für ihn gehalten werden. Die Einkünfte aus den Gütern sollten zum

Teil den Konventualen zukommen, zum Teil für die Lichter in der ‘Kirche und ein weiterer Teil an den Almosenmeister zur Verteilung an Arme. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 16

Wichtiger aber war, er ließ durch Papst Gregor IX. (1227- 12141) die päpstlichen Schutzurkunden Kastls erneuern. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 17

Die Urkunde wurde am 22. Mai 1235 in Perugia ausgestellt.

Burg Scharfenberg wurde durch die Schutzvögte des Klosters, die Markgrafen von Vohnburg zerstört. Die Trümmer der Burg wurden zur Reparatur des Kloster verwendet.

Der Eichstätter Bischof Hartwig von Grögling-Dollnstein (1196-1223) weihte die wiederaufgebaute Kirche.

1244 entstand ein heftiger Streit zwischen den Grafen von Hirschberg und den Grafen von Hohenfels um die Vogtei von Kloster Kastl.

Das Gebiet von Kastl war Kriegsgebiet geworden. Zahlreicher Kastler Klosterbesitz war im Zuge dieser Auseinandersetzung zerstört worden.

Diese Auseinandersetzungen war darüber hinaus eingebunden, in den Konflikt zwischen Kaiser Friedrich II. und Papst Gregor VII.

Das Kloster versuchte in diesem Streit neutral zu bleiben, wurde aber oft gebrandschatzt und musste zur Befriedigung seiner Peiniger Schulden machen.

Beinahe wurde es auch in den finanziellen Ruin des letzten Hirchberger Grafen Gebhard VII. (um 1261-1305) hineingezogen.

Er hatte viel Geld bei Regensburger Juden aufgenommen.

Von 1275-1291 war Friedrich II. von Haintal Abt von Kloster Kastl.

In seiner Zeit fand die Erhebung der Gebeine der Klostergründer sowie von Abt Altmann statt.

Abt Friedrich dankte 1291 ab.

!293 war das Kloster nicht in der Lage, selbst einen Abt zu finden.Vermutlich auf Empfehlung und Veranlassung des Bischofs von Eichstätt Reinboto von Meilenhart (1279 –1297 ) wurde

Albert (1293–1306) zum Abt von Kastl gewählt. Er war von 1286–1293 Abt in Plankstetten, einem bischöflichen Eigenkloster.

Die Grafen von Hirschberg waren auch dort Vögte.

Abt Albert sollte das Kloster reformieren. Die Mönche wehrten sich gegen ihn und verjagten ihn. Anführer scheint der Prior Karl gewesen sein.

Er tritt i einer Urkunde vom 9. Oktober 1295 auf. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 24

Es ist übrigens die erste eigentliche Verleihungsurkunde des Klosters.

Ein Rüdiger erhält ein gut in Neumarkt in Erbpacht und einen Naturalzins.

Bischof Reinboto scheint wohl die weltliche Macht gegen die revoltierenden Mönche in Anspruch genommen zu haben und damit Erfolg gehabt zum haben.

Denn am 25. Februar 1797 urkundet Abt Albert wieder. es geht um eine Gebetsverbrüderung mit Kloster Heidenheim. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 24

Diese Geschehnisse zeigen aber auch, dass die Klosterzucht stark gesunken war.

Prior und Konvent hatten dabei die Zustimmung des Klostervogtes Gebhard und setzten sich über Exkommunikation und Interdikt des Bischofs hinweg.

Gebhard war mit Gräfin Sophie von Öttingen verheiratet.

Die Mutter Gebhards war  Herzogin Sophie von Bayern. Als sich abzeichnete, dass Gebhard VII. ohne männliche Nachkommen bleiben würde,

machte Herzog Ludwig von Bayern (1274-1319) Ansprüche auf Gebharsds Erbe geltend wegen einer engen Verwandtschaft mit.

Dieser hatte aber bereits in zwei Testamenten das Bistum Eichstätt als Erben seiner Grafschaft Hirschberg eingesetzt.

In einem letzten Testament von 1304 setzte er ausdrücklich Bischof Konrad II. von Pfeffenhausen (1297 –1305) als Erben ein.

Nach dem Tod Gebhards am am 4. März 1305 entbrannte der Kampf ums Erbe zwischen Bayern und dem Bischof von Eichstätt.

Er wurde am 19. Oktober 1305, durch einen in Gaimersheim geschlossenen Vergleich beendet.

Da es auch um Vogteirechte ging, war Kloster Kastl davon auch betroffen.

Schon 1301 hatte Kloster Kastl von Gebhard  seine Kirchensätze in Dietkirchen und die dortige Vogtei und die Vogtei Eschenfelden, seinen Besitz in Lauterhofen mit Gericht und Vogtei,

seinen  Besitz in Mühlhausen und Umelsdorf, außerdem eine Mühle und einen Meierhof geschenkt.

Außerdem befreite Gebhard das Kloster von der Vogtei und aller Gewalt, die er dort hatte.

Das Testament wurde 1305 rechtskräftig.

Albrecht I. (1298-1308) bestätigte am 9.März 1305 dem persönlich in Nürnberg erschienen  erschienen Abtes Albert die Urkunden Friedrichs I. und des II.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 34

Als wirtschaftliches Teilunternehmen von Kloster Kastl wurde das domus hospitalis,der Spital in den Blickpunkt. Abt Albert  förderte den Ausbau und er fand Spender.

Ritter Marquard, der in der Urkunde 24 erscheint,übergab dieses Gut als Grundstück und gab dazu  90 Pfund Heller, das sind etwa 12.516,00 €.

Er  bestellte  Marquard zum Spitalverwalter auf Lebenszeit. In dieser Urkunde wird auch festgelegt, dass der Abt einen neuen Spitalverwalter nur mit Zustimmung des Konvents bestimmen kann.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 31

Albert musste 1306 resignieren. Das belegt, dass sich das klösterliche Leben noch nicht erholt hatte.

Auf ihn folgte Abt Syboto (1306–1322)

Dieser scheint seine besondere Fürsorge dem Spital gewidmet haben.1316 schenkte Konrad der Vierling Güter an das Spital und gab Anweisungen, wie diese zu verwenden waren.

Er war Konventuale in Kastl, hatte aber Eigengüter. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 51

Am 4. April 1318 übergab Abt Syboto dem Spital ein Gut in Pettenhofen, heute Bezirk Neumarkt. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 55

Am 16. Oktober 1320 erhielt das Spital von Friedrich dem Truchsess ein Gut  in Gebertshofen, auch Bezirk Neumarkt. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 56

Auch Gebetsverbrüderungen mit anderen Klöstern gab es unter Abt Syboto, so 1310 mit Kloster Prüll, heute im Stadtgebiet von Regensburg STAAM, Kloster Kastl Urkunden 41

und 1311 mit Kloster Wülzburg. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 43

1314 wurde Ludwig IV. (der Bayer) zum König gewählt. 1328 (-1347) war er Kaiser.

Er wurde zu einem der bedeutendsten Förderer von Kloster Kastl.

Am 29. Mai 1315 bestätigte er dem persönlich erschienen Abt Syboto in Nürnberg den Schutzbrief von König Albert vom.  09.03.1305 STAAM, Kloster Kastl Urkunden 50

Am 20. Dezember 1315 verzichtetet er auf alle Rechte an den Gütern zu Oberndorf, die dem Kloster gehören und die er ohne Recht seinem Vitztum (Statthalter) verliehen hatte.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 50/a*

Am 19. März m13 22 dankte Abt Syboto ab.

Auf ihn folgte Abt Hermann (1323–1356)

Die bayrischen Herzöge hatten eine rücksichtslos Territorialpolitik betrieben. Aber auch Kloster Kastl hatte einen wirtschaftlichen und politischen Ausdehnungsdrang.

Der neue Abt musste nun mit den Wittelsbachern ein freundschaftliches, nachbarliches Verhältnis zu finden.

Abt Hermann fand gute äußere Bedingungen.  Mit der Wahl Ludwigs war es ja auch zum Thronstreit zwischen Ludwig und dem Habsburger Friedrich dem Schönen(1314-1325) gekommen.

Ludwig war in dieser Zeit auf Bundesgenossen angewiesen. Die norgauische Ritterschaft wäre sicher ein solcher wertvoller Partner gewesen.

Auf diese hatte der Abt von Kastl einen großen Einfluss.

Ludwig gestaltete nun Kloster Kastl als Stützpunkt seiner Königsmacht aus und versuchte, den Abt als Parteigenossen zu gewinnen.

In der Schlacht bei Gammelsdorf 1313 tat sich der Feldhauptmann der Reichstadt  Nürnberg hervor. er hatte auch sehr enge Beziehungen zu Kastl und ist dort bestattet.

Den wichtigsten Sieg errang Ludwig am 28. September 1322 bei Mühldorf.

Am 8. Januar 1323 ließ Abt Hermann ein Dankfest für den Sieg in der Klosterkirche von Kastl feiern.

Ludwigs Dank ließ nicht lange auf sich warten.

Er gewährte Kloster Kastl das Recht, im Markt Kastl einen Wochenmarkt nach Amberger Recht abzuhalten. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 62

Hermann ging auch viele Verbrüderungen ein.

Am 27.Januar 1324 besiegelte er mit Abt Bohuslaw von Kloster Kladrau in Böhmen in in der Stadt Kladruby im Westen Tschechiens.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 65

Gebetsbrüderschaften hatte er auch mit dem Frauenkloster Niederaltaich,, ebenso 1326 mit dem Zisterzienserinnenklostr Seligenpforten unter der 1315 erwählten Äbtissin Anna von Uttenhofen 

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 72, 1327 mit der Benediktinerabtei  Metten unter Abt Albert II. der Egker ( 1319–1348) STAAM, Kloster Kastl Urkunden 73

und 1334 mit  dem Prämonstratenserkloster Speinshart unter Propst Propst Volquinus II.( 1332–1349). STAAM, Kloster Kastl Urkunden 114

Es gab sogar eine Gebetsverbrüderung direkt mit dem Orden der Prämonstratenser. 1333 nahm   Jean III. de Châtillon (1333-1339), Generalabt der Prämonstratenser in Premontre

Kloster Kastl in die Gebetsverbrüderung des Ordens  auf. “Johannes, Abt der Prämonstratenser, und das Generalkapitel der Äbte dieses Ordens nehmen Abt und Konvent zu Kastel in ihre Gebetsverbrüderung auf wegen der besonderen Zuneigung,

welche diese dem Orden und besonders dem Kloster Spainsh(art) zeigten”. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 83

Abt Hermann war auch ein wichtiger Wirtschaftsorganisator. Schon zu Beginn seiner Amtszeit um 1325 ließ er das liber Testamentarum erstellen, das ist das älteste Kastler Urbar.

Das gesamte Besitztum wurde erfasst und schriftlich aufgezeichnet. Damit waren zur Kontrolle seiner Grundherrschaft alle Abgaben und Dienste der Hintersassen des Klosters erfasst.

Er beauftragte auch einen seiner Mönche, die bereits vorhandene lateinische Chronik in deutsche Verse zu übertragen,  die „Kastler Reimchronik“ genannt.

Sie stellt weniger das Kloster und seine Geschichte in den Vordergrund sondern die Verdienste der Stifter und ihrer erlauchten Verwandten. Damit beabsichtigte der Abt vielleicht auch

die lebhafteste Anteilnahme des Kaisers an den Geschicken des Klosters zu erwecken.

Abt Hermann entwickelte sich immer mehr zum politischen Ratgeber des Kaisers.

1330 empfahl er seinen Vettern den Pfalzgrafen Rudolf (+1353)und Ruprecht (1325-1398) Kloster Kastl zu  besonderem Schutz. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 75/a

Das war nach dem Ausvertrag von Pavia am 4. August 1329. Durch diesen Vertrag kam Kloster Kastl zum pfälzischen Kuranteil. Die obige Ukrunde kannn auch als Sorge um Kloster Kastl gesehen werden,

da Ludwig  den Pfalzgrafen das Kloster ihrem ausdrücklichen Schutz anempfahl.

Zwischen Kaiser und Abt bestand wohl eine richtige Freundschaft, was sich z. B. auch darin zeigt, dass Abt Hermann Ludwig nach Italien begleitete und er dabei war, als Ludwig am 31. Mai 1327 in Mailand

die lombardische Königskrone erhielt und am 27. Januar 1328 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde.

In seiner Regierungszeit kümmerte sich Hermann auch um das Siechenhaus..

Am 16. Oktober 1323  bestimmte der Eichstätter Bischof Marquard I. von Hagel (1322-1324), dass das Siechenhaus  vom Fuß des Berges, wohin es Marquard verlegt hatte, mit Zustimmung des Abtes

wegen Kriegsgefahr wieder an seinen Gründungsort zurückverlegt wurde. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 64

Am 3. November tauschte Abt Hermann  Güter in Lengenthal und die Vogtei in Albertshofen gegen eine Mühle und einen Hof “in dem Tal” für das Siechhaus. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 75

Am 4. April 1347 bekam das Kloster den Frankenhof im Bezirk Sulzbach für das Siechenhaus. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 118

Kaiser Ludwig verstarb am 11.Oktober 1347 in Puch.

Der Übergang zu seinem Nachfolger Karl IV. 1346-1355 König, dann Kaiser-1378) verlief nicht reibungslos. Vor allem die Wittelsbacher versuchten Karls Anerkennung als König zu verhindern.

Am 23. November1354 bestätigte Pfalzgraf Ruprecht der Älter (1329-1390) Abt Hermann und dem Konvent alle Freiheiten, die sie von seinem Onkel, dem Grafen von Hirschberg, seinem Vater

Pfalzgraf Rudolf (+ 1319) und seinem Vetter Kaiser Ludwig erhalten hatte.STAAM, Kloster Kastl Urkunden 137

Abt Hermann verstarb am 27. Januar 1356. Auf ihn folgte Abt Konrad IV. Lotterbeck (1356–1378)

Wie sein Vorgänger betrieb Abt  Konrad eine Politik der Besitzsicherung und Besitzerweiterung.

1372 eignete ihm Pfalzgraf Ruprecht der Ältere (1353-1390) einen Hof bei Winzenhofen an, den Konrad von Wernher der Chegelhaymer, der ihn von Ruprecht als Lehen hatte, gekauft hat. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 194

Er trieb die Erweiterung des Kastler Wirtschaftsraumes mit einem Kostenaufwand von 1433 Pfund Heller, das sind etwa 205.557,00 €  voran.

Diese Summe bereithalten konnte er nur, weil wie bei seinem Vorgänger ein genauer Wirtschaftsplan im Urbar der Wirtschaftspolitik zu Grunde lag.

Der wirtschaftliche Erfolg schlug sich auch im Ansehen des Klosters nieder.

Papst Gregor XI, (1370-1378) am 16. Dezember 1374 dem jeweiligen Abt von Kastl das Recht, die Pontifikalien zu tragen, was interessanter Weise mit dem Einkommen des Klosters verbunden war.

3000 Dukaten, das sind etwa 1.129.329,00 €., Jahreseinkommen waren Voraussetzung. Abt Konrad hatte das Recht auf Lebenszeit erhalten. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 203

Konrad war Abt bis 1378.

Otto II. Nortweiner (1378–1399)

Er ist 1368 und 1370 als Prior in Kastl nachgewiesen, und 1374-1376 als Spitalmeister . 1378 wurde er Abt in Kastl.

Unter ihm begann die Kastler Klosterreform. Es war die älteste  der benediktinischen Reformbewegungen im Spätmittelalter.

Melk folgte ab 1418 und dann Bursfelde ab 1430.

Papst Benedikt XII. (1334-1342) reformierte die kirchliche Ämterbesetzung, die Verwaltung der Kirche und vor allem das Mönchtum.

Für die einzelnen Orden erließ er Reformbullen. für die Zisterzienser 1335 Fulgens sicut stella, 1336 für die Benediktiner Summa Magistri.

Kloster Kastl, wirtschaftlich gesund, hatte sich Mitte des 14. Jahrhunderts vorbildlich entwickelt.

Man war offen für Reformideen, die vor allem in Böhmen Fuß fassten.

Die Augustinerchorherren im böhmischen Raudnitz entwickelte

n sich zu einem Reformzentrum und strahlten auch auf die Benediktiner aus.

Das 992 gegründete Benediktinerkloster Brevnov hatte bei den Benediktinern eine Vorreiterrolle.

Aber auch Kladrov wurde wichtig. Die Gründer von Kladrov waren mit den Gründern von Kastl verwandt und seit 1324 bestand eine Gebetsbrüderschaft zwischen Kastl und Kladrov (s.o.)

Die Mönche Franz „aus Böhmen“ und Johannes von Kastl (gest. nach 1426),hatten  beide  enge Beziehungen zur Universität in Prag.

Johannes  1388 den Grad eines Baccalaureus.

Er verfasste eine Reihe von Schriften. Er verstand sich als Sammler und Kompilator überlieferter Werke.

Seine wichtigste Schrift war De adhaerendo Deo.

Nach seinem Studium war er wohl 199 Prior in Kastl.

1417 war er mit der Einführung der Kastler Reform in Kloster Weihenstephan bei Freising beauftragt.

1390 war Franz von Kastl nach Rom und von dort zum italienischen Reformkloster Subiaco , wo schon Benedikt drei Jahre als Eremit gelebt hatte.

Er klärte dort monastische Fragen. Sein dortiger Aufenthalt hatte

hatte höchstwahrscheinlich auch besondere Bedeutung für die Entstehung der grundlegenden Texte der Kastler Reformbewegung.

Unter Abt Otto wurden die grundlegenden Dokumente für die Umsetzung der Kastler Reform zusammengestellt.

Er wurde unterstützt von dem Vogt von Kloster Kastl Rupprecht von der Pfalz (1398-1400)

Die erste Fassung der Consetudines entstand 1390/91. Wichtigster Mitarbeiter war neben Franz von Kastl Johannes von Kastl.

Sie betonte die Regeltreue und die Eigenverantwortung und sie verwies auf die päpstlichen

Reformgesetze.

1394 wurde Kloster Reichenbach als erstes Kloster reformiert. Aus Kloster Kastl wurde Johannes I. Strelnvelser(1394–1417 ) als Reformabt eingesetzt. Reichenbach wurde ein weiteres Reformzentrum, von dem aus viel, Klöster reformiert wurden.

Abt Johannes baute Kloster Reichenbach im gotischen Stil um. Außrdem wurden Befestigungsanlagen errichtet, die 1428 und 1433 die Eroberung durch die Hussiten verhinderten

Unter Abt Georg I. Sandauer (1397-1410 wurde Kloster Sankt Mang in Füssen reformiert.

1417 war Johannes von Kastl mit der Einführung der Reform in Kloster Weihenstephan betraut.

1440 berief Abt Eglolf Blarer in St. Gallen Reformmönche aus Kastl in sein Kloster.

Vorher waren Reformmönche aus Hersfeld, das der Bursfelder Kongregation angehörte.

Da diese aber auch den Abt auch den Abt zu ihrer strengen Ordnung zu verpflichten suchten, ersetzte er sie durch Mönche aus Kloster Kastl.

1452 wurde die Reform in Kloster St. Emmeran eingeführt. Zunächst waren dort wohl Reichenbacher Mönche. Sie scheinen aber keinen Erfolg gehabt zu haben, denn 1452 wurde die Reform von Mönchen aus Kastl durchgeführt.

1451 hatte Nikolaus von Kues eine Visititationdurch den Prior des Stiftes Melk in St. Emmeran durchführen lassen. Die Melker Reform ließ sich in St. Emmeran nicht durchführen.

Der neu eingesetzte Abt Johannes Tegernpeck (1452 ‒ 1458), der aus dem Kloster Michelsberg bei Bamberg stammte, führte die Kastler Reform durch. (monasterium net Fond Kloster St. Emmeram Regensburg Urkunden (0794-1800)

Die Mitglieder der Kastler Reform waren nicht in eine straffe Organisation übernommen. Sie übernahmen die Reformgrundsätze.

Veranlasst wurde die Reform durch weltliche und geistliche Territorialherren, Vögte, Diözesanbischöfe und reformoffene Äbte

Das Konstanzer Konzil 1414-1418, sowie das Provinzialkapitel der benediktinischen Ordensprovinz Mainz-Bamberg in der Abtei Petershausen gab den Benediktinerklöster einen starken Reformimpuls

Für Kastl bedeutete es einen zweiten Schritt in der Entwicklung der Kastler Reformtexte (Einschübe kleinerer Textabschnitte).

1395 saß Otto auch im Landesrat der Oberen Pfalz des Pfalzgrafen Ruprecht.

1389 suchte er sich ein Nutzungsrecht zur Fischzucht auf einem Weiher zu sichern.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 264. Das war für ein reformiertes Kloster wichtig, denn der Fleichgenuss sollte ja zurückgedrängt werden.

Unterstützung fand Otto auch bei Pfalzgraf Ruprecht. Dieser gab ihm zum Tausch einen Weiher an der Laber, dazu noch zwei Höfe. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 312

1390 scheint das Kloster auch in der Erzverarbeitung tätig gewesen zu sein. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 267

Abt Otto resignierte 1399 und verstarb 1400.

Auf ihn folgte Abt Georg Kemnather (1399–1434).

Otto war der Wegbereiter der Kastler Reform. Abt Georg setzte diese fort.

Er suchte auch die Territorialpolitik seiner Vorgänger durch Güterkauf zu vervollständigen.

Abt Georg soll Mitglied der Prager Akademie gewesen sein. ,

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ließ Abt Georg  das gotische Gewölbe in der Klosterkirche einziehen

Als Pfalzgraf verlieh König Ruprecht Kloster Kastl  Rechte für den Umgang mit Eigenleuten des Klosters. Sollte einer der Eigenleute auf pfälzischem Boden eine Untat begehen, mit der er den Hals verwirkt, so dürfen die pfälzischen Amtleute den Täter gefangen nehmen.

Über deren Habe hatte aber Abt zu entscheiden. Die pfälzischen Amtleute dürfen Klosterleute mit Fron und Scharwerk nur dann behelligen, wenn die obersten Amtleute (Vitztum und Landschreiber) dessen bedürfen. Schreibt der Pfalzgraf für sein Land eine „gemain gewalt

steur” aus, so kann das Kloster die angesetzte Summe durch seine eigenen Amtleute erheben und abliefern.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 326

1407 gab Ruprecht,inzwischen König, Kloster Kastl das Fischrecht in der Laber von der Stelle, wo sie in den Weiher zu Weikenhofen fließt bis nach Allershofen. (Bosl S. 120)

1410 gab Pfalzgraf Johann (1410-1453), der Sohn König Ruprechts, die Laber von dem Weiher zu Weikenhofen bis zu der Furt unterhalb von Dietkirchen Kloster Kastl zu eigen. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 367

1405 zerstörte ein Sturm den Damm des Weihers, so das der ganze Weiher auslief. Der untere Weiher überschwemmte das Dorf Frickenhofen und andere Dörfer und Mühlen.

Für die Ausbesserung und Wiederherstellung mussten insgesamt 2088 Gulden, das sind etwa 816.366,00 € , aufgebracht werden. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 370

  1422 dehnte Abt Georg seine Aktivitäten auch auf die Diözese Würzburg aus.

Er kaufte von der Äbtissin Anna II. von Bickenbach (erwähnt genannt 1422-1435) vom Benediktinerinnen Kloster Kitzingen den Wein-und Getreidezehnten von Rötelsee für 1831 für 1831 Gulden, das sind etwa 719.705,00 € . STAAM, Kloster Kastl Urkunden 406/*

Rötelsee, heute Rödelsee ist eine vom Weinbau geprägte Gemeinde im Landkreis Kitzingen

Möglicherweise hat der Ertrag der Kastler Weinberge auf dem Kager an der Donau nicht mehr ausgereicht.

Warum Kitzingen verkauft hat, ist ziemlich klar. Kitzingen war hochverschuldet. Es musste Teile seiner Erwerbungen an den Bischof von Würzburg abtreten.

1431 kaufte er von Anton von Rotenhan (1425 bis zu seiner Wahl zum Bischof von Würzburg) Dompropst von Würzburg  und vom Domkapitel von Würzburg

ihren Getreide- und Weinzehnten zu Ipfhofen, Fröschstockheim und Rotelsee, dann Heu- und anderen kleinen Zehnten zu Fröschstockheim und Rotelsee, dann einen Hof mit Kelter in Iphofen

dann ein Achtel der “Vestenberger” Kelter (heute Vestenbergsgreuth) für 5.400 Gulden, das sind etwa 2.122.561,00 €.   STAAM, Kloster Kastl Urkunden 432/*

Der Kauf wurde am 16.Dezember 1431 getätigt. Am 2. Januar 1432 gab der Würzburger Bischof Johann II. von Brunn (1411 –1440 ) seine Zustimmung .   STAAM, Kloster Kastl Urkunden 433/*

Das zeugt von der Finanzkraft des Klosters.

1429 konnte Kloster Kastl für den Regensburger Bischof Konrad VII. von Soest (1428 –1437 ) für eine Schuld von 1000 ungarischen Gulden bürgen. Der Wert des ungarischen Guldens lag über dem Florentiner Gulden.

(Bosl S. 124)

Eine Geldverlegenheit des Pfalzgrafen  Johann konnte er ausnützen um sich im Einverständnis mit dessen Ehefrau Beatrix von Bayern-München (1403-1447) für 6000 Rheinische Gulden, das sind etwa 2.044.594,00 €,

Schloss Pfaffenhofen, den Markt Lauterhofen und die hohe Gerichtsbarkeit in den beiden Bezirken sowie in den Gerichten Litzlohe und Utzenhofen verpfänden zu lassen. (Bosl S. 124)

Am 9. September 1433  verkaufte Pfalzgraf Johann  die verpfändeten Güter. Sein Sohn Christoph von der Pfalz (1416 –1448) sowie die Ehefrau Beatrix gaben dazu ihre Zustimmung. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 439

Da Pfalzgraf Johann aber bereits am 14. März 1433 starb, ging es bei dieser Urkunde wohl eher um die Zustimmung der beiden Erben.

König Ruprecht von der Pfalz starb am 18. Mai 1410. Sein Nachfolger war König Sigismund (1411-1433, dann Kaiser bis 1437) Er setzt sich bei der Königswahl zunächst mit 3: 4 Stimmen gegen seinen Cousin

Jobst von Mähren durch.

Am 1. Oktober 1410 stellten die übrigen Kurfürsten jedoch fest, dass die brandenburgische Stimme Jobst von Mähren zustehe, da Sigismund ihm die Markgrafschaft Brandenburg 1387 mit allen Rechten – einschließlich der Kurstimme – verpfändet hatte. Dadurch kehrte sich das Stimmenverhältnis um, und die Krone ging an Jobst. Er starb aber   schon am 18. Januar 1411 aus ungeklärter Ursache . Sigismund wurde nun am 21. Juli 1411 zum deutschen König gewählt.

Nach dem Tod Ruprechts erfolgte die dritte Landesteilung der Pfalz waren die Veste Tresswitz und Kloster Kastl vergessen worden.

Am 29 Februar 1413 bestätigte König Sigmund “dem Abt Georg und dem Konvent des Klosters Castel, das zum Reich gehört, alle Rechte und Freiheiten, besonders das Gericht in dem Markt und Burggeding des Klosters, und nimmt alle Güter und Leute des Klosters in des Reiches Schutz.

  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 375/b*

Man könnte aus dem Urkundentext schließen, dass sich Kastl als Reichsabtei betrachten durfte.

Eine Woche später, am 5. Dezember setzte er Pfalzgraf Ludwig als Vogt von Kloster Kastl ein. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 375/c*

Abt Georg hatte seine Prior  Konrad Schechs, der von 1413-1424 Abt in Kloster Ensdorf war, um dort die Kastler Reform durchzusetzen,mit den Privilegien des Stifts nach

Heidelberg geschickt. Dort wurde er sehr verächtlich behandelt und erfuhr nur, dass Ludwig der Vogt von Kastl sei.

Nach dem Tod Ruprechts erfolgte die dritte Landesteilung der Pfalz waren die Veste Tresswitz und Kloster Kastl vergessen worden.

Die beiden Brüder Pfalzgraf Ludwig und  versuchten nun ihre Herrschaftsrechte in Kastl auszuüben. Als sie sich nicht einigen konnte, ritt Abt Georg kurzentschlossen

nach Lodi, wo sich König Sigismund aufhielt und  erhielt obige Urkunden.

1417 einigten sich die beiden Brüder schließlich.

Am 8. Juni 1431 bestätigte Sigismund die Urkunde vom 29. Februar 1413,. Er erklärte die Teilung der Vogtei für ungültig und übergab die Vogtei an Pfalzgraf Ludwig.

Sigmund – RI XI,2 n. 8610

Am 9. Juli 1434 stellte Sigismund 3 Urkunden für Kloster Kastl aus. In der ersten Sigmund – RI XI,2 n. 10572 bestätigte er alle rechte des Klosters, mit  der zweiten 10573 bestätigte er seine Urkunde vom 8.6. 1431

In der dritten Sigmund – RI XI,2 n. 10574 gestattete er den Blutbann der Halsgerichte von Kastl und Pfaffenhofen.

Sein Privileg von 1431 erneuerte er nochmals 1437 in Eger. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 443

Dass Kloster Kastl sich drei Bestätigungen in nur 6 Jahren ausstellen ließ, zeigt wie hart das Kloster gwgewn die Landesherren kämpfte.

Auch päpstlichen Schutz nahm das Kloster in Anspruch. Papst Martin V. (1417-1435) beauftragte kurz nach seiner Wahl die Domdekane von Bamberg, Würzburg und Augsburg

die Benediktinerklöster im Bistum Eichstätt, namentlich genannt Kloster Kastl gegen “gegen ungerechte Bedrückung, vor allem durch Abgaben, zu schützen”. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 391/a*

Abt Georg verstarb am  Lambertitag ( 17. Septewmber) 1344. Er war sicher einer der bedeutendsten Äbte von Kloster Kastl.

Er hat die von seinem Vorgänger begonnene Reform fortgeführt und praktisch beendet. Am Ende waren über 20 Klöster der Reform gefolgt.

 

Reichenbach
1394-ca. 1500

Sankt Mang in Füssen
1397/1410-1630

Abdinghof b. Paderborn
1410 ?

Ensdorf
1413-ca. 1500

Weihenstephan
1418-?

Michelsberg bei Bamberg
1420/30 u. 1450-1452

Prüll bei Regensburg
1425-?

Michelfeld
1436-1500 ?

Sankt Gallen
1439-1442

Prüfening
1442-1468

Weltenburg
1441-?

Veilsdorf
1446-1477
1452-1520
Weltenburg
1410/12-?

Mallersdorf
1413-1476

Sankt Emmeram in Regensburg
1417 ?

Sankt Ägidius in Nürnberg
1418-1521

Prüfening
1423-? und 1486-?

Frauenzell
1424-1529

Metten
1492-1519 ?

Biburg
1505-1510

Heilig Kreuz in Donauwörth
1439/40-1521

Mönchröden
1446-1485

Münsterschwarzach
1450/60 ?

Neresheim
1481/1496 ?

Niederaltaich
1485 ?
Ottobeuren
1447 ?

Sankt Mang in Füssen
1458-1630

Plankstetten
1458-
Weißenohe
1438- ?

Michelsberg

Reformzentren waren Reichenbach, das auch das erste Kloster war, in dem die Reform eingeführt wurde, Sankt Ägidius in Nürnberg und Heilig Kreuz in Donauwörth.

Am längsten hatte die Reform in Donauwörth (bis 1521)und St. Mang(bis 1630) Bestand

Der Reformkreis von Kastl kannte keine Verbandsstruktur mit Generalkapitel und Visitationen.

Über die Zugehörigkeit zum Reformkreis entschied allein der jeweilige Abt und seine Klostergemeinschaft..

Man bildete keine Kongregation. Das trug zu einem raschen Verfall der Reformbewegung bei.

Es gab drei Versuche, die Reformbewegungen von Kastl, Melk und Bursfelde zu vereinigen. In einem ersten Versuch war Abt Jakob von #Idstein vom Mainzer Kloster St. Jakob zusammen mit Adria de Brielis, der die liturgischen Texte der Bursfelder Kongregation

verfasst hatte, Unterhändler für Bursfelde. Aber die Verhandlungen zwischen Kastl, Melk und Bursfelde scheiterten.

Einen zweiten Versuch unternahm der Eichstätter Bischof  Wilhelm von Reichenau (1464-1496) unternahm im Auftrag von Papst Innozenz VIII: (1484-1492) 1491 einen weiteren Versuch.

Dass auch dieser Versuch scheiterte, lag wohl auch daran, dass Bursfelde eine Kongregation war, in der die Äbte der Mitgliedsklöster wohl viele ihrer Kompetenzen hätten abgeben müssen.

Kastl und Melk empfanden die obsrevantia Bursfeldensium als zu hart , Bursfelde wiederum ist nicht bereit gewesen, zu den schlafferen, weniger strengen Gewohnheiten von Kloster Kastl und Melk zurück zu gehen.

Auch ein letzter Einigungsversuch scheiterte.

.Das Kastler Territorium war frei von allen weltlichen und geistlichen Gerichten. Innerhalb des Kastler Territoriums hatte der Abt das jus collectandi, also das Besteuerungsrecht.

Kastl nahm an Reichstagen teil und wurde in den Reichsmatrikeln von 1431,1467,1471 und 1481 veranlagt.

Seit 1480 war es ein landständisches Stift und in den letzten Jahren vor seiner Auflösung stand es ganz unter landesherrlicher Administration.

Auch die finanzielle Bilanz von Abt Georg war hervorragend. Bis zu seinem Tod hatte er mit dem Kloster einen Wertzuwachs von 30000 fl, das sind etwa 12.119.884,00 € erreicht.

An Barmitteln waren 1000 rheinische Gulden, das sind etwa 350.241,00 €, vorhanden

Nachfolger wurde Abt Jakob Pflugler (1434–1455)

Er war Priester in Niederkastl.

Zu Beginn seiner Regierungszeit  wütete um Kastl die Pest und raffte einen großen Teil der Bevölkerung hinweg.

1436 forderte das Konzil von Basel (1431-1449) die Äbte von St. Stephan in Würzburg und St. Jacob in Ensdorf sowie den Offizial von Eichstätt auf, Kloster Kastl aus Anfordern

gegen Entfremdung von Gütern und Rechten des Klosters mit Strafgewalt zu schützen. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 449/a*

1436 übte Kloster Kastl das Hochgericht von Pfaffenhofen aus. Abt Jakob setzte dort Ulrich Liebenecker zu Zant als Pfleger ein. Dieser machte seine Ansprüche aus dieser Tätigkeit

gegenüber Abt Jakob geltend.STAAM, Kloster Kastl Urkunden 448S

Am 9. Juli 1437 setzte Kaiser Sigismund den Pfalzgrafen und Kurfürst Ludwig zum Vogt von Kastl ein.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 451/a*

Eine wichtige Erwerbung konnte Kloster Kastl mit dem Landsassengut Enzenried machen. Es bekam das Gut als Schenkung des Heinrich Syger gegen eine ewige Messe,  eine Herrenpfründe,

das ist eine durch Vermögenseinbringung in eine klösterliche Stiftung oder ein Spital erkaufte Altersversorgung, im Kloster, und das Begräbnis sowie einen Jahrtag für sich, seine Frau und seinen Sohn.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 457

Allerdings ging die Schenkung nicht reibungslos vor sich,. Sein Onkel Ulrich Draswitzer gab an, Heinrich Syger ihm das Gut versprochen habe.

Abt Jakob ließ sich die Schenkung vom päpstlichen Legaten Nikolaus von Kues bestätigen.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 460

Am 3. Februar 1439 erklärt Pfalzgraf Johann, dass die Ansprüche des Ulrich Draswitzer auf die Güter des Heinrich Syger abgewiesen sind.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 463

Auch den Besitz der Propstei Hedingen musste Abt Jakob verteidigen. Der Propst von Berchtesgaden Johann II. Praun (1432 –1446) war der Ansicht, dass die Propstei Berchtesgaden Wiederkaufsrecht

bei der Propstei Hedingen habe. Schon  1423 gab  der Offizial der Diözese Eichstätt Johannes Prochssel seine Zustimmung zum Verkauf der Propstei Hebingen und gab gleichzeitig allen Geistlichen der Bistümer Salzburg, Regensburg und Eichstätt

und besonders den Bischöfen dieser Diözesen (alle namentlich genannt) den Auftrag, das Kloster Castell im Besitz dieser Güter zu schützen. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 411

Es war zum Streit zwischen  Propst johann und Abt Jakob gekommen, der am 23. September 1443 durch den Eichstätter Bischof Albrecht II. von Hohenrechberg (1429 –1445) wie folgt entschieden wurde.

Der Verkauf von 1423 wurde für unwiderruflich erklärt. Kloster Kastl hatte zu den bereits bezahlten 4600 f., das sind etwa 1.869.771,00 €, noch eine Zahlung von 1270 fl, das sind etwa 516.219,00 € zu

leisten und für diese Zahlung auch eine Sicherheit zu stellen. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 484/a*

Erzbischof Friedrich IV. Truchsess von Emmerberg (1441–1452 ) gab am  21.ö Januar 1443 seine Zustimmung zum Vergleich zwischen Kloster Kastl und der Propstei Berchtesgaden.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 485/a* Damit war der Rechtsstreit abgeschlossen.

1446 übertrug Abt Jakob die Vogtei über seine Güter in zu Hochdorf, Seifridshof, Enczenreuth und Heumaden. an den Landgrafen Leopold von Leuchtenberg (1382-1463).

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 495

Dasa Konzil von Basel verlieh Abt Jakob am 30. August 1440  das Recht, Altartücher und Bischofsgewänder zu weihen sowie die niederen Weihen zu erteilen.

In der Urkunde wird erwähnt, dass das Kloster über 40 Mönche zählt. Die Begründung für die erteilte Gnade ist auch sehr interessant.

Es wird hervorgehoben, dass das Kloster “seit über 60 Jahren die Ordensregel strenger als sonst üblich befolgt”   STAAM, Kloster Kastl Urkunden 473

Unter Abt Jakob  brach im Siechhaus der Konventualen eine Feuersbrunst aus,  der viele Bücher und Altertümer zum Opfer fielen.

Abt  Jabob regierte bis 1455. Auf ihn folgte Abt Christoph von Berngau (1455–1459), der nur kurz regierte.

Sein Nachfolger war Leonhard I. Beching gen. Krapp (1459–1490), nach Bosl der letzte bedeutende Abt von Kloster Kastl (S.132)

Bei seinem Amtsantritt ließ er eine Bestandsaufnahme im Kloster vornehmen, was seinen wirtschaftlichen Sinn belegt.

Es waren 15 Priester, 4 Diakone, ein Subdiakon und 4 Konversen im Kloster. Das war gegenüber der Basler Urkunde (s.o.) schon ein deutlicher Rückgang in rund 20

Jahren, Denn dort wurden über 40 Mönche angegeben.

Es waren 3080 Gulden , das sind etwa 1.265.333,00 €, Bargeld vorhanden.

An Bier waren 11 Fuder, das sind etwa 10.350 Liter, vorhanden, Wein 9 Fuder , das sind etwa 8470 Liter vorhanden. Schmalz wurde mit 13 Zentnern angegeben.

(Bosl S. 132)

Abt Leonhard scheint sehr gut gewirtschaftet zu haben. So konnte er 1464 bei der Stadt Nürnberg 6000 Gulden, das sind etwa 2.464.935,00 €.a  , in “Ewiggeldbriefen”anlegen.

Diese entsprechen unseren heutigen Renten-oder Pfandbriefen, bei denen es aber kein Kündigungsrecht gab,anlegen.

1472 bürgte Kloster Kastl  für den Pfalzgrafen Friedrich I. (1451-1476) für eine Summe von 1500 Gulden, das sind etwa 616.234,00 €.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 546

Noch 1519 lieh das Kloster unter Abt Johannes I. dem Pfalzgrafen Ludwig  V.(1508-1544) 3000 Gulden, das sind etwa 1.232.468,00 € (Bosl S.133)

Das zeigt zum einen dass das Kloster immer noch finanzkräftig war, zum andern aber auch, dass es sehr abhängig von seinen Landesherren war, weil es sich solchem Ersuchen nicht entziehen konnte..

1464 brachte Abt Leonhard ein Haus in Amberg, das der Pfleger zu Hersbruck Konrad Pollinger von Kloster Kastl übernommen hatte, wieder in Klosterbesitz

Abt Leonhard war auch Landrat und brauchte deshalb am Sitz der Regierung in Amberg ein Absteigequartier. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 533

Abt Leonhard war in Amberg auch gelegentlich Patient bei Dr. Hartmann Schedel, der 1477 Stadtarzt in Amberg war. Bekannt ist Schedel weniger wegen seiner Tätigkeit als Arzt.

Er war führendes Mitglied des Nürnberger Humanistenkreises. Sein bekanntes Werk ist die nach ihm benannte Weltchronik.

Am 18. August1481 verlieh Pfalzgraf Phlipp (1476-1508) auf Widerruf das Fischrecht in der Laber. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 570

1484 gab es in Kastl eine große Feuersbrunst, bei der 53 Wohnhäuser, eine große Zahl von Getreidestadel und Stallungen dem Feuer zum Opfer fielen.

Die Häuser waren alle mit Stroh gedeckt und so war Funkenflug immer eine große Gefahr.

Abt Leonhard besaß wohl ein besonderes Vertrauen der Amberger Regierung,

Abt Leonhard verstarb 1490.

Auf ihn folgte Abt Ulrich Prethaler (1490–1493/94)

1492  nahm Papst Alexander VI. (1492-1503) Kloster Kastl  mit allen Gütern, Rechten und Untertanen in den Schutz des hl. Petrus und bestätigte alle Privilegien.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 593

1494 weigerte sich Abt Ulrich  wegen seines geistlichen Standes vor den Landrichter in Amberg zitieren zu lassen. Der Fall gehöre vor ein geistliches Gericht.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 597Es war einfach der Versuch, die Reichsunmittelbarkeit des Kloster zu wahren.

Abt Ulrich war wohl ein sehr schlechter Haushälter.

Aber das Kloster war inzwischen vollends zum Landstand herabgesunken.Abt Ulrich regierte nur drei Jahre.

Auf ihn folgte Abt Johannes I. Lang (1493/94–1524)

Der Niedergang des Klosters hatte unter Abt Jakob Pflügler begonnen. Beschleunigt wurde er aber durch äußere Einflüsse.

Vor allem der Landshuter Erbfolgekrieg traf das Kloster schwer.

Herzog Georg der Reiche (1479-1503) und seine Frau  Hedwig (1479-1502), Tochter des polnischen Königs Kasimir  (1440-1492) hatten keine männlichen Nachkommen.

Entgegen den Wittelsbacher Hausverträgen, die eine gegenseitige Erbfolge beim Fehlen von männlichen Nachkommen vorsahen,  vererbte er am m19. September 1496

sein Herzogtum testamentarisch an seine Tochter Elisabeth. Dies wurde kurz danach an  Ruprecht von der Pfalz (1481-1504) verheiratet.

Georgs Münchner Cousin Albrecht erfuhr von diesem Vertragsbruch.

Er brachte mit seinem Verhallten nicht  nur seinen Cousin, sondern auch die meisten Reichsfürsten  und König Maximilian (1486-1519) gegen sich auf.

Beide Seiten trafen nun Kriegsvorbereitungen.

Auf dem Totenbett setzte er 1503 seinen Schwiegersohn Ruprecht zum Statthalter ein.

Da dieser und seine Ehefrau Elisabeth Georg Kurs fortsetzte, kam es 1504 zum Krieg.

Ruprecht hatte gegen die Herzöge Albrecht und Wolfgang von Bayern mehrere Tausend Mann aus Böhmen zu Hilfe gerufen.

Die Reichsstadt Nürnberg stand auf der Seite der Herzöge Albrecht und Wolfgang.

Eine Abteilung der kaiserlichen Partei unternahm einen Überfall auf Markt und Kloster Kastl.

Der Markt wurde halb abgebrannt.

Abt Johannes musste 200 Gulden, das sind etwa 82.165,00 € Brandschatzung bezahlen.

Verwüstet wurde auch Schloss und Amt Pfaffenhofen.

1508 nahm Kurfürst Ludwig V. (!508-1544) Kloster Kastl nach dem Vorbild seiner Vorgänger in seinen Schutz und bestätigt alle Freiheiten, Güter und Rechte des Klosters.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 622

1518  bestätigte Karl V. (1519-1556) die Privilegien von Kloster Kastl. Gleichzeitig verlangte er für jemanden aus seinem Umfeld ein Herrenpfründe.

Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz  (1482-1556 konnte dieses Verlangen  in einem Schreiben an den Vitztum in Amberg mit der Begründung ablehnen,

dass dieser Brauch in der Pfalz nicht auf Fürstenklöster, das sind landständische Klöster, sondern nur auf Reichsabteien zutreffe.

Eine klare Einordnung des Landesherren den Status von Kloster Kastl betreffend also. (Bosl S. 137)

Der Bauernkrieg scheint Kloster Kastl verschont zu haben.

1519 begannen die Bauarbeiten zur Marktkirche von Kastl. Bauherr war Abt Johannes.

Abt Johannes regierte bis 1524.

Sein Nachfolger war Abt Johannes II. Winter (1524–1539).

Mit ihm lag der Konvent im Streit und beschwerte sich bei der Regierung in Amberg.

Der Konvent warf dem Abt Mätressenwirtschaft vor.

Auch sonst scheint es mit der Klosterzucht nicht mehr gut bestellt gewesen zu sein. Die jungen Mönche führten kein geistliches Leben mehr und nahmen nicht am Chorgebet teil

Stattdessen gaben sie sich lieber der Jagd hin.Abt Johannes dankte 1539 ab.

Die Regierung setzte zwei Verwalter ein,  Johann Sailer aus Sulzbach und Leonhard Winkler aus Amberg. (Bosl S. 144)

Bei der Abdankung von Abt Johannes II. hatte Kloster Kastl 4650 Gulden, das sind etwa 1.927.430,00 €.

Sein Nachfolger wurde Abt Leonhard II. Münzer von Hegling (1530–1538/39)

Die beiden Äbte Johannes II und Leonhard scheinen sehr schlechte Verwalter gewesen zu sein.

Nach dem Tod Abt Leonhards weigerten sich Prior und Konvent in einem Schreiben an Kurfürst Ludwig und  Pfalzgraf Friedrich für die Schulden Abt Leonhards

einzustehen. (Bosl S.146)

Nach dem Tod dieser beiden Äbte war Kloster Kastl nicht mehr in der Lage,  die für die Abtbenediktion in Eichstätt notwendige Summe aufzubringen.

Die Geldeinnahmen des Klosters waren beträchtlich gesunken 1530 betrugen sie z. B. nur noch  im Großen Amt 318 Gulden, das sind etwa 133.960,00 €

und im Kleinen Amt 212 Gulden, das sind etwa 89.306,00 €. An Zinsen wurden 24 Gulden das sind etwa 10.110,00 €, eingenommen.

Nach dem Tod von Abt Leonhard setzte die Amberger Regierung wieder zwei Verwalter ein, Philipp Kemnather aus Hohenkemnath und

Prior Johannes Menger, der dann zum Abt gewählt wurde. Er dann Abt von 1539 bis  1554.

Am 20.07.1542 brannte Kloster Kastl 1542 völlig nieder.

1550 schlug der Blitz in den Klosterkirchturm.

Der 2. Markgräflerkrieg zog auch Kloster Kastl in Mitleidenschaft.

Markgraf Albrrecht Alcibiades von Brandenburg –Kulmbach (1541-1554) kämpfte im 2. Markgräflerkrieg vor allem gegen seine fränkischen Nachbarn sowie gegen die fränkischen

Hochstifte Würzburg und Bamberg.

1552 erschien Jobst von Dalbeck vor Kloster Kastl, nachdem er zuvor Amberg und Sulzbach gebrandschatzt hatte.

Von Abt Johannes verlangte er 2000 Gulden , das sind etwa 829.002,00 €

1552 wurde auf Kosten des Klosters das Rathaus in Kastl gebaut.

Durch den Kölner Spruch von Kaiser Maximilian vom 30.07. 1505  war der Landshuter Erbfolgekrieg beendet worden.

Für die Söhne des verstorbenen Pfalzgrafen Ruprecht Ottheinrich (1522-1559) und Philipp (1522-1548) war das Herzogtum Pfalz- Neuburg gegründet worden.

Bei der Teilung von 1535 kam Sulzbach an Herzog Philipp, der es an seinen Bruder Ottheinrich abtrat.

1542 trat Ottheinrich zum lutherischen Glauben über und befahl dessen Einführung am 23.06. 1542 in seinen Landen.

1554 endete die Regierung von Abt Johann.

Sein Nachfolger und letzter Abt von Kloster Kastl wurde Abt Michael Hanauer (1554–1560)

Am 29. 1546 erschien eine kurpfälzische Kommission in Kastl, um dort Ott-Heinrichs luthersiche Kirchenordnung einzuführen.Abt Michael hatte zwar Einspruch erhoben aber erfolglos.

Außerdem hatte die Kommission eine Bestandsaufnahme der Bibliothek und des Kirchengeschmeides durchzuführen. Bargeld war keines vorhanden, stattdessen war von den großen

Schulden des Klosters die Rede. Allerdings hatten die Pfalzgrafen auch ihren Teil zum Schuldenstand beigetragen.

An Gold und Silber wurden 1051 Gulden, das sind etwa 431.496,00 €, beschlagnahmt.

Der Grundbesitz des Klosters umfasste 93 ganze Höfe, 26 halbe Höfe und Huben, 2 Höflein, 214 Güter, 51 Güti, 1 1 Mühlen und 156 Häuser ( mit denen im Markt ).

Im Kloster waren noch 6 Konventualen unter ihnen, der spätere Verwalter Kaspar Euvelstetter.

1557 zog Abt Michael seinen Habit aus. Das Kloster hatte aufgehört zu existieren.

Mit einer letzten Urkunde am 5.2. 1560 befreite Abt Michael Bürger von Kastl vom Lehensgeld, das bei Kaus und Verkauf von Häusern und Gütern beim Abt hinterlegt werden musste.

Er wollte damit Fremde anregen, sich im Markt Kastl niederzulassen. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 718

Abt Michael verstarb am 15. August 1560 im Alter von 60 Jahren.

Die eigentliche Auflösung von Kastl erfolgte 1563 durch die Auflösung der Haus-und Hofhaltung,

Am 22. 10. 1625 wurde in Pfaffenhofen und zugleich im Markt Kastl mit Georg Schwaiger, wieder ein katholischer Pfarrer eingesetzt., Die calvinistischen Geistlichen werden vertrieben.

1628 wurde das “Fürstentum Obere Pfalz” wieder dem bayrischen Staatsverband eingegliedert. Landesherr war Maximilian I (1597-1651)

Der schwedische Oberst Wilhelm von Kratzenstein fiel 1632 in Kastl und Pfaffenhofen ein  und belagerte beide Orte mit zwei Kompanien Kroaten.

Dies plünderten und brannten alles nieder. In Kastl  wurden die Altäre größtenteils zerstört oder mitgenommen. Die Burg Pfaffenhofen wurde fast völlig zerstört.

1633 brachte der schwedische Kommandant _Haßfeld in Neumarkt Lauterhofen, Pfaffenhofen, Kastl und Velburg in seine Gewalt.

1638 wurde in der Oberpfalz die katholische Religion wieder eingeführt.

1627 wurde den Jesuiten in Kastl die Seelsorge übertragen

1629 wurde der Pfarrsitz von Pfaffenhofe nach Kastl verlegt, da der Pfarrhof in Pfaffenhofen abgebrannt war.

Am 20 September 1631 befahl Papst Urban VIII. (1623-1634) auf Bitten Maximilians dem Offizial zu Regensburg, das ehemalige Benediktinerkloster Kastl dem von Maximilian zu errichtenden Jesuitenkolleg und Seminar zu Amberg zu inkorporieren..

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 792

Am 9. Januar 1636  wies Kurfürst Maximilian das ´den Jesuiten das aufgehobene Kloster Kastl als Residenz an.

Reibungslos verlief der Übergang zu den neuen Herren nicht.

Als Maximilian die Oberpfalz “zum Eigentum” überwiesen worden war, stellte er die dortige Bevölkerung vor die Wahl Bekehrung oder Auswanderung-

Beraten durch Jesuiten errichtete er das “Kirchliche Polizeiregiment Bayern”

Mit der Regierung der Jesuiten warn Bürgermeister und Rat vom Markt Kastl nicht einverstanden. Sie nahmen dem Magistrat seine vom Landesherren verliehenen Privilegien.

Das passte aber ohnehin  Maximilian verwässerte das Mitbestimmungsrecht der Bairischen Landstände.

Nach den Landtagen von 1605 und 1612 gab es keine allgemeinen Landtage mehr. Es gab nur noch einen Ausschuss zur Steuerbewilligung.

Die Rechte der Bürger wurden zu Gunsten des Staates beschnitten.

Die Handlungsweise der Jesuiten wurde als die eine morgenländischen Despoten gegenüber seinem Sklaven empfunden.

Der Magistrat sah sich zu einer Klage gegen die kurfürstliche Regierung in Amberg gezwungen. Dieser wurde erst 1682 entschieden und gab dem Magistrat seine Rechte wieder.

Obwohl den Jesuiten nachgesagt wird, dass sie keine Kirchen renovieren, erfolgte eine Renovierung der Kastler Kirche und eine barocke Neuausstattung der Klosterkirche.

Am 21. Juli 1773 hatte Papst Clemens XIV. (1769-1774) mit Bulle den Jesuitenorden aufgehoben. Damit hörte natürlich die Herrschaft der Jesuiten in Amberg und Kastl auf.

Kastl fiel bis 1781 wieder unter landesherrliche Verwaltung.

Kurfürst Karl Theodor (1742-1799) übergab im März 1782 die Jesuitengüter in der Oberpfalz an den Johanniter und Malteserorden. Dem Markt Kastl wurde zwar versprochen, m dass alles beim Alten bliebe.

Aber auch die Malteserbeamten griffen, wie schon die Jesuiten in die magistralen Belange Kastl ein. Allerdings wehrte sich der Rat nicht mehr dagegen.

Die Malteser errichteten in der Klosterkirche den frühklassizistischen Hochaltar .

1808 wurde Kloster Kastl säkularisiert. Das Vermögen des Klosters  und der Grundbesitz  ging an das Königreich Baiern über. Die Klosterkirche wurde Pfarrkirche.

Das Landgericht Pfaffenhofen, der Vorläufer der heutigen Landratsämter wurde nach umfangreichen Reparaturen der ehemaligen Klostergebäude nach Kastl verlegt.

1958 wurde ein ungarisches Gymnasium mit etwa 200 Schülern in Kastl eingerichtet.

21 Okt. 2025

Zisterzienserkloster Heisterbach

                                                                 

                           Abteikirche Heisterbach (Stahlstich von 1844)

 

Ein junger Mönch im Kloster Heisterbach
Lustwandelt an des Gartens fernstem Ort;
Der Ewigkeit sinnt still und tief er nach
Und forscht dabei in Gottes heil’gem Wort.
     Er liest, was Petrus, der Apostel, sprach:
„Dem Herren ist ein Tag wie tausend Jahr’,
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag,“ –
Doch wie er sinnt, es wird ihm nimmer klar.

[240]

     Und er verliert sich zweifelnd in den Wald;
Was um ihn vorgeht, hört und sieht er nicht; –
Erst wie die fromme Vesperglocke schallt,
Gemahnt es ihn der ernsten Klosterpflicht.
     Im Lauf erreichet er den Garten schnell;
Ein Unbekannter öffnet ihm das Thor.
Er stutzt, – doch sieh, schon glänzt die Kirche hell,
Und draus ertönt der Brüder heil’ger Chor.
     Nach seinem Stuhle eilend, tritt er ein, –
Doch wunderbar – ein Andrer sitzet dort;
Er überblickt der Mönche lange Reih’n –,
Nur Unbekannte findet er am Ort.
     Der Staunende wird angestaunt ringsum;
Man fragt nach Namen, fragt nach dem Begehr;
Er sagt’s – dann murmelt man durch’s Heiligthum:
Dreihundert Jahre hieß so Niemand mehr.“
     „Der Letzte dieses Namens,“ tönt es dann,
„Er war ein Zweifler und verschwand im Wald;
Man gab den Namen Keinem mehr fortan!“
Er hört das Wort; es überläuft ihn kalt.
     Er nennet nun den Abt und nennt das Jahr;
Man nimmt das alte Klosterbuch zur Hand;
Da wird ein großes Gotteswunder klar:
Er ist’s, der drei Jahrhunderte verschwand.
     Ha, welche Lösung! Plötzlich graut sein Haar;
Er sinkt dahin und ist dem Tod geweiht,
Und sterbend mahnt er seiner Brüder Schaar:
„Gott ist erhaben über Ort und Zeit.
     Was er verhüllt, macht nur ein Wunder klar –
Drum grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach!
Ich weiß: ihm ist ein Tag wie tausend Jahr,
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag.“

Wolfgang Müller von Königswinter.

Das ist wohl das Bekannteste zu Kloster Heisterbach. Kommen wir aber zur Geschichte von Kloster Heisterbach

Der Kölner Erzbischof Philipp I. von Heinsberg (1167 –1191 ) veranlasste den Abt von Kloster Himmerod Hermann I. (1188–1196 )einen Gründungskonvent zu entsenden.

  Am 22. März 1189 kamen zwölf  Mönche  mit ihrem Abt Hermann auf den Petersberg im Siebengebirge. Dort war noch Liegenschaften eines eingegangenen Augustiner-Chorherren-Stiftes.

Erzbischof Philipp hatte diese dem Zisterzienserordens zur Gründung eines Klosters angeboten.

Der erste Abt Hermann von Marienstatt ist 1150 im Rheinland geboren.

Er war Kanoniker am Stift St. Cassius und Florentius in Bonn.

Vermutlich 1175 trat er in die Zisterzienserabtei Himmerod ein.

Am 22. März 1189 übernahmen die Zisterziensermönche aus Himmerod  das ehemalige Augustinerchorherrenstift.

Wegen der ungünstigen Lage begann der Konvent das Kloster schon 1192 in das Tal unterhalb des Petersberg zu verlegen und gründeten dort das Kloster Heisterbach.

1193 erfolgte schon die erste päpstliche Schutzurkunde. Papst Coelstin III. (1191-1198) nahm am 10. Juni 1193 Abt Hermann und den Konvent in päpstlichen Schutz und bestätigte seinen Besitz in Meckenheim und Bonn. Cölestin III. – RI IV,4,4,5 n. 844

1202 war der Umzug abgeschlossen.

Schon 1196 kehrte der Gründerabt Hermann in sein Mutterkloster Himmerod zurück und wurde dort Abt. Er plante die Gründung der Abtei Marienstatt, die 1212 in Neunkirchen im Westerwald erfolgte. Eine Stiftung des

Kölner  Burggrafen Eberhard von Aremberg  und seiner Gemahlin Adelheid von Molsberg machte dies möglich.

In Heisterbach übernahm Gevard den Abtstuhl. Er war zusammen mit Abt Hermann im Gründungskonvent dabei.

Er war Kanoniker im Stift Mariengraden in Köln. In Himmerod trat er in den Zisterzienserorden ein.

In seiner Regierungszeit wurde mit dem Bau der Abteikirche in Heisterbach begonnen.

In kirchlichen Kreisen genoss er hohes Ansehen. Papst Innozenz III. (1198-1216) schaltete ihn  1199 im Streit um die Kölner Dompropstei als Vermittler ein.

1201 traf er mit dem päpstlichen  Legaten Guido von Praeneste (+ 1206) zusammen, der die Anerkennung Ottos IV(1198-1218) zum deutschen König betreiben sollte.

1203 vermittelte er in Päpstlichen Auftrag zwischen den Grafen von Sayn und denen von Landsberg.

1198 war Gevard mit Caesarius von Heisterbach unterwegs nach Köln. Diese Begegnung war ausschlaggebend dafür, dass Caesarius in das Kloster Heisterbach eintrat.

1197 gab es eine große Hungersnot und Gevard tat alles, was in seinen Kräften stand, zu helfen. An einem Tag wurden an der Klosterpforte 1500 Essensrationen ausgegeben

Abt Gevard verstarb am 15. Feb. 1208 .

Sein Nachfolger wurde Heinrich I. von Heisterbach (1208-1244)

Er ist zwischen 1175 und  1180 in Walberberg, einem Stadtteil von Bornheim am Rhein geboren.

Er stammte aus einem Rittergeschlecht im Köln-Bonner  Raum.

Seine erst Ausbildung erhielt er in der Schule des Bonner Casiusstiftes. Dort wurde er auch Kanoniker.

Nach Caesarius soll er eine Zeit lang in Paris studiert haben.

Sein Eintritt in das Kloster Heisterbach wurde zunächst von seinen Angehörigen verhindert.

Abt Gevard ernannte ihn zum Prior. 1208 wurde er Gevards Nachfolger.

Der Trierer Erzbischof Johann I. (1189 bis 1212 ) weihte ihn zum Abt. Der eigentlich zuständige Kölner Erzbischof  Bruno IV. (1205-1208) war am 26. August 1206 von Philipp von Schwaben (1198-1208)

gefangen genommen und über ein Jahr bis 1207 auf dem Trifels und in Alt-Ems in Vorarlberg festgesetzt gewesen. Nach seiner Freilassung war er noch nicht in Köln eingetroffen.

Die Kölner Prioren gaben deshalb das Einverständnis , dass der Trierer Erzbischof die Weihe vornahm.

Geistig selbst sehr rege und interessiert förderte er das geistige Niveau seines Klosters nach Kräften.Auch Caesarius von Heisterbach, der inzwischen Mönch in Heisterbach war, wurde  von ihm

gefördert.  Caesarius hatte ein Talent mit Menschen umzugehen und wurde deshalb von Abt Heinrich zum Novizenmeister ernannt. Außerdem begleitete er ihn auf vielen Reisen.

Auch sein schriftstellerisches Talent förderte der Abt nach Kräften.

Caesarius ist um 1180 in oder bei Köln geboren. Er besuchte die Stiftsschule St. Andreas und der Domschule in Köln.

1198 oder 99 trat er in das Kloster Heisterbach ein.

Er schrieb Legenden und Wundergeschichten. Er verfasste zwischen 1226 und 1237 eine Biographie des ermordeten Erzbischofs  Engelbert von Köln.

Sie gilt wegen der dramatischen aber zuverlässigen Schilderung der Ermordung des Kölner Erzbischofs  als eine der hervorragendsten Biographien des Mittelalters.

1236/37 entstand die Vita S. Elisabethae, die Biographie der Heiligen Elisabeth, eine Lebensbeschreibung mit eher erbaulichem Charakter.

Sein Hauptwerk ist eine für die Novizen bestimmte geistliche  Anekdotensammlung. Sie ist  eine wertvolle Quelle für die Sitten- und Kulturgeschichte seiner Zeit.

Die Libri VIII miraculorum sind vom Inhalt ähnlich aber nicht in Dialogform wie der Dialogus miraculorum geschrieben.

In der Klosterhierarche stieg Caesarius zum Prior auf.

Auch ein weiterer Mönch war in Heisterbach schriftstellerisch tätig. Das war Caesarius von Milendonk.

Er war von 1212–1216 Abt von Kloster Prüm, legte dort seine Abtwürde nieder und trat als einfacher Mönch in das Kloster Heisterbach ein.

Dort verfasste er eine kommentierte Abschrift des Prümer Urbars, also des Güterverzeichnisses der Abtei Prüm aus dem 9. Jahrhundert Er widmete sie seinem Nachfolger Abt Friedrich I. von Fels (1220–1245)

Diese Abschrift ist ein guter Beleg für die Schreibkultur in Heisterbach zur Zeit des Abtes Heinrich.

Diese Abschrift befindet sich heute im Landeshauptarchiv Koblenz, das Original ist verschollen.

Abt Heinrich hatte gute Beziehungen zu den Päpsten Päpste Innozenz III., Honorius III. (1216-1217) und Gregor IX (1227-1241) und Kaiser Friedrich II.(1212-1250)

Eine erster Urkunde stellte Friedrich 1217aus Da benachrichtigte er seine Burgmannen in  Werd, heute Kaiserswerth, Stadteil von Düsseldorf  und seit 1174 Zollstelle für den Rheinzoll,

dass er dass “er dem kloster Heisterbach gestattet habe mit seinem schiff belastet mit wein oder andern producten und bedürfnissen des klosters zollfrei bei Werd vorbei zu fahren”  Friedrich II. – RI V,1,1 n. 914

Papst Honorius beauftragte Abt Heinrich  1223 an der Wahl des Köllner Domscholaster Thomas Olivier zum Bischof von Paderborn (1225-1227) mitzuwirken.

1224 erhielt er den Auftrag zusammen mit dem Bonner Domscholasters Gerung  als Vorbereitung des Kreuzzuges von Friedrich II. Kreuzzugspredigten zu halten.

1225 hielt er in Limburg eine solche Predigt.

1225 erschien er auf dem Hoftag n Frankfurt, wohin er zusammen mit Abt Gottfried von Altenberg (1225–1238 (?)  die Leiche des ermordeten Kölner Erzbischofs Engelbert (+1225) brachte und Anklage gegen die Mörder erhob.

1234 war er wieder auf dem Hoftag in Köln und trat als Bürge in einem Prozess auf, in dem Graf Heinrich III, von Sayn (1185-1247) der Ketzerei verdächtigt wurde.

1236 war Abt Heinrich wieder in Kontakt mit Kaiser Friedrich und bat um eine Schutzurkunde für Kloster Heisterbach.

In Wiesbaden stellte  er dem Kloster eine Urkunde aus “nimmt abt und convent des klosters Heisterbach auf deren bitten in seinen besondern schutz.”

Friedrich II. – RI V,1,1 n. 2165

1212 kam Hermann von Marienstatt, der schon 1189 als Grünungsabt nach Heisterbach gekommen war.

1196 ging er in sein Mutterkloster Himmerod zurück und wurde dort  bis ca. 1198 Abt.

Der Gründungskonvent für Marienstatt wurde von Abt  Heinrich nach Marienstatt geschickt.

Dieses war also ein Tochterkloster von Heisterbach.

Heisterbach waren außerdem die Frauenklöster  Burbach(zu mindestens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts . 1241 wird Abt Heinrich als Visitator genannt)

Burtscheid (vor 1000 als Benediktinerinnenkloster gegründet, 1220 aufgelöst und dann von Zisterzienserinnen besiedelt, erst Kloster Heisterbach unterstellt, ab dem 14. Jahrhundert Himmerod)

Kloster Marienborn in Zülpich-Hoven (1188 gegründet erst Heisterbach unterstellt,später Altenberg)

Kloster Schweinheim wurde 1238 gegründet und war Heisterbach unterstellt.

Kloster Walberberg wurde 1197 von Kloster Hoven aus gegründet und war Clairvaux unterstellt. Wegen der räumlichen Entfernung nahm der Abt von Heisterbach in der Regel die Visitationen vor.

In den Niederlanden hatte das Kloster Yesse einen ähnlichen Status wie Walberberg. Es wurde 1215 gegründet und war Clairvaux unterstellt. Die Visitationen nahm der Abt von Heisterbach vor.

Das Kloster Nazareth in den Niederlanden wurde ebenfalls von Heisterbach visitiert. Beide Klöster wurden 1215 gegründet und 1580 zerstört.

In Heinrichs Abbatiat wurden Kloster-und Kirchenbau fortgesetzt. Die Klosterkirche wurde 1237 geweiht

Sie war 88 Meter lang und 44 Meter breit und wurde in ihren Ausmaßen nur vom Kölner Dom übertroffen.

Unter Abt Heinrich erlebte Kloster Heisterbach seinem größte Blüte seiner ganzen Geschichte.

Er verstarb am 11. Nov. 1244 in Heisterbach.

Auch Caesarius von Heisterbach verstarb um 1244.

4. Abt von Heisterbach wurde Gerhard (1244–1261 )

In seinem Beisein und dem des Abtes von Marienstatt hatte Graf Heinrich III. von Sayn (+1. Januar 1247) sein Testament aufsetzen lassen.

Seine Witwe Mechthild von Sayn (um 1203-1291  beauftragte 1247 gemäß dem Testament den Kardinallegaten Petrus von St. Georg zum goldenen Vließ   , das von der Gräfin von Sayn gestiftete Augustinerinnenkloster Pax Dei dem Zisterzienserorden einzuverleiben.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0568 / Zissendorf, Urkunden AA 0568, Nr. 1

Das Kloster Zissendorf wurde 1247 gegründet.

1248 nahm der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden (1238 –1261 ) das Kloster in seinen Schutz.

Graf Heinrich von Sayn wollte in seinem Testament, dass in Blankenburg  ein Hospital zum Unterhalt von 13 Armen errichtet werden sollte.

Seine Witwe ordnete 1253 an, dass dieses bei dem schon bestehenden  Hospital in Heisterbach errichtet wurde.

Sie schenkte dazu die Kirche in Neustadt, eine Mühle, bei Linz und einen Weingarten in Linz. H. Höfer, Regesten zur Geschichte der Abtei Heisterbach, S.23)

Das um 1230 gegründete Zisterzienserinnenkloster Grau-Rheindorf unterstand 1256 Kloster Heisterbach (H. Höfer S. 24)

Auf Abt Gerhard folgte Abt Christian I. (1261–1266)

Er tritt erstmals in einer Verkaufsurkunde auf, in der er und der Konvent von Heisterbach dem Deutschen Orden ein Haus in Köln verkaufen H. Höfer S. 24)

Der Abtei ging es nicht mehr so gut.

Im Auftrag des Abtes brachte ein Mönch eine Bibel und mehrere theologische Werke  dem Magister Andreas, Scholaster in St.Severin in Köln um diese für   27 3/4 Kölner Mark, das sind etwa 7.473,00 €, zu versetzen.

Sein Bruder  Magister  Johannes, Kanoniker an St.Gereon in Köln als Testamentsvollstrecker  gab die Bücher an Heisterbach zurück und stiftete außerdem einen Weinberg bei Honnef, der jährlich 3 Ohm, das sind etwa 430 Liter Ertrag brachte

Daraus sollte für ihn und seinen Bruder ein Jahresgedächtnis finanziert werden.

AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1 Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Am 5. August 1266 beauftragte der Kölner Erzbischof Engelbert II., von Falkenburg (1261 –1274 ) den Abt von Heisterbach in Kloster Herchen die Seelsorge zu übernehmen.

AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1 Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Auf Abt Christian folgte Abt Heinrich II. von Willich (1267–1269 ) Er war möglicherweise Mönch in Himmerod vor er in Heisterbach Abt wurde.

Ob er sein Amt niederlegte oder ob er abgewählt wurde ist nicht bekannt. Er erscheint später wieder in Himmerod und wird dort als ehemaliger Abt von Heisterbach als Zeuge  erwähnt.

Der nächste Abt Alexander regiert auch nur ein Jahr. Das lässt darauf schließen, dass es dem Kloster nicht mehr gut ging.

Dann folgte Abt Ekbert I. (1273–1278)

1270 verhängte das Generalkapitel  das Interdikt über Heisterbach.Abt und Geschäftsträger wurden suspendiert.

Das Generalkapitel beauftragte die Äbte  von Himmerod und von Marienstatt, mit den Gläubigern zu verhandeln. Erst wenn eine Lösung erreicht sei, sollen Abt und Geschäftsträger wieder eingesetzt werden.

Der Verfall von Klosterzucht und Ordnung zeigte sich bald auch an den unterstellten Zisterzienserinnenklöstern.

1273 untersagte das Generalkapitel Abt Ekbert, bei seiner Aufsicht unterstellten Nonnen Visitationen vorzunehmen.

Die Abtei stand nicht mehr in gutem Ruf. In den Niederlanden stand sie in dem Verdacht, sich auf Schmuggel zu verstehen und Zollstätten zu umgehen wisse.

Auf der anderen Seite trugen vor allem die unteren Schichten zum Erhalt der Abtei bei.

Die Witwe des Burggrafen von Wolkenburg erließ Kloster Heisterbach die Schuldforderungen.

Abt Nikolaus II. (1303)  hatte mit Zustimmung des Abtes  Johannes III. (1290–1310 ) die Besitzungen seines Hauses in Sinzig, Haus, Hof und Ackerland für 449 Kölner Mark, das sind etwa 119.827,00 € ,

zur Deckung der angehäuften Schulden verkauft. (Dr. Schmitz, die Abtei Heisterbach S. 154 ff)

Ein weiteres Mittel zur Gesundung war die Wallfahrt verbunden mit Ablässen. Die Heisterbacher Kirmes war war ein Ereignis, das Scharen von Pilgern  anzog.

Der Kölner Weihbischof  Johann von Konstanz (1308-1321) in Vertretung des Kölner Erzbischofs Heinrich II., von Virneburg (1304 –1332) genehmigte aus Bitten des Konvents die Vorverlegung der Kirmes vom

18. Oktober, das war die Zeit der Weinlese, auf den Sonntag nach Johanni. Wer die Klosterkirche besuchte, erhielt zudem einen Ablass von 50 Tagen.

Außerdem war eine alte Kapelle abgerissen worden. 1312 war der Rohbau fertig. Eine Reihe von Bischöfen   verliehen allen Gläubigen, die dorthin wallfahrteten

und Geld für Unterhalt , Ausbau, Licht und Schmuck für die Abtei spendeten eine Ablass von 40 Tagen.

Gerardus, der Sakristan von Citeaux war 1316 als Vertreter des Generalabtes zur Visitation min Heisterbach. Er berichtete von der Wallfahrt ans Generalkapitel und Heisterbach

erhielt die Erlaubnis, am Kirchweifest auch Frauen n die Kirche zu lassen, wobei die Klausur natürlich eingehalten werden musste.

Regest: Der Generalabt Gwilhermus von Citeaux bestätigt dem Abt und der Abtei Heisterbach im Auftrag des Generalkapitels für immer die früher erteilte Erlaubnis, am Kirchweihfest von Non zu Non Frauen den Eintritt in die Kirche zu gestatten, damit nicht, wie es früher geschehen ist, adelige und mächtige Frauen gewaltsam die Kirche betreten; jedoch bleibt das frühere Verbot, die Wohnung des Konvents: Schlafsaal, Umgang, Speisesaal und Küche zu betreten, bestehen. Er gestattet der Abtei, zur größeren Sicherheit die Bestätigung dieser Vergünstigung beim apostolischen Stuhl nachzusuchen.

AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1

Da nun auch keine Mißstände mehr gemeldet wurden. erhielt Heisterbach die Erlaubnis, die päpstliche Bestätigung für die Wallfahrt zu erbitten.

Das Kloster hatte nun 100 Wallfahrtstage im Jahr.

Aber nicht nur ein Strom von Wallfahrern kam nun ins Kloster. Auch die Zahl der Vermächtnisse steigerte sich.

Abt Anselm (1332–1357 ) zahlte 1336 die letzten Schulden des Klosters

Auch der Reliquienschatz des Klosters mehrte sich wieder.

1305 schenkte der Schneider Heinrich von Druishayn seine Güter an Kloster Heisterbach und trat als Konverse in das Kloster ein.

Abt Johannes I.  (1305–1316 ) übertrug 1305 diesem Konversen den Hof Rott zur Bebauung.AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1

1310 ließ der Abt die Zinsen aus einem längst verkauften Hof Molenberg ab jetzt auf ihren Hof in Walberberg zahlen. AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1

Nachdem Kloster Heiserbach sich wieder erholt hatte,

erbrachte das Kloster auch  freiwillige Leistungen.

Abt Anselm baute dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich (132-1349)

auf eigene Kosten ein 16 Fuß langes Stück der Stadtmauer von Rheinbach,

obwohl Heisterbach in dieser Zeit noch keinerlei Güter in der Stadt hatte.

Er stellte dem Kloster dafür diese Urkunde aus

„Der Kölner Erzbischof Walram von Jülich bekundet, dass Abt und Konvent von Heisterbach zur Befestigung seiner Stadt und Burg Rheinbach freiwillig auf eigene Kosten eine 16 Ruten lange Mauer haben bauen lassen, obwohl sie noch keine Güter in der Stadt besitzen. Für die Zukunft sollen sie deshalb von Schatz und Bede, sowie von allen Leistungen zur Befestigung der Stadt befreit sein. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 79

Auch der Heilige Stuhl bemühte sich, das Kloster krisenfest zu machen.

Papst Benedikt XII. (1334-1342) bestätigte am 28. Januar 1338 Abt und Konvent alle

Privilegien und Freiheiten, de seine Vorgänger der Abtei verliehen hatten

und ebenso die Privilegien, die ihr von Königen, Fürsten und anderen Gläubigen verliehen worden sind. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 73

Das war in der Regierungszeit von Abt Anselm.

Am 24.November 1389 half Papst Bonifaz IX. (1389-1404) Kloster Heisterbach entfremdete Güter wieder zu erlangen.

„Papst Bonifaz IX. beauftragt auf Bitten der Abtei Heisterbach den Dekan von St. Maria ad Gradus in Köln die der Abtei widerrechtlich entzogenen Güter auf gesetzmäßigem Wege wieder in deren Besitz zu bringen und die Widersacher, sowie diejenigen, die ihr Zeugnis verweigern, mit kirchlichen Strafen zu belegen. „

AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 113

Abt war zu der Zeit Rüdiger von Plittersdorf (1377-1411)

Abt Rüdiger  nahm am 3. März 1402 von Abt Johann von Hanenberg (1382-1420) vom Kloster Altenberg  den Hof Kackenest bei Königswinter am Fuße des Petersberg für 100 Mark, das sind  etwa 26.219,00 €, jährlichen Zins in Erbpacht. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 125

Am 7. September 1465  gestattete Abt Johannes Schlebusch (1462–1467 ) von Kloster Altenberg Kloster Heisterbach unter Abt Heinrich IV. (1459-1475)  diesen Zins durch eine Einmalzahlung von 450rheinischen

Goldgulden, das sind etwa 135.793,00 €, abzulösen. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 186

Im Jahr 1357 setzte Abt Johannes V. (1356/57–1366/67 ) von Kloster Himmerod als Vaterabt und Visitator unter Berufung auf die Vorschrift von Papst Benedikt XII. (1334-1342)und legte die Zahl der Geistlichen und Konversen den Mitteln des Klosters entsprechend fest. Für Heisterbach durften das nicht mehr als 39 Mönche und 15 Konversen sein.

AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 100 Urkunde vom 7. November 1357

Abt war Johannes III. (1357-1364)

Allerdings folgte Kloster Heisterbach dem Beispiel der benachbarten Benediktinerabtei Siegburg.

Diese hatte 90 Konventualen. Davon waren aber 40 in anderen Klöstern untergebracht.

Heisterbach brachte seine überschüssigen Konventualen zwar nicht in anderen Klöstern unter

Seine überzähligen Konventualen wurden in rheinische vornehmlich Kölner Pfarrer-und

Kaplanstellen untergebracht.

Auch Kloster Kamp und Altenberg handhabten dies so.

1393 war Abt Konrad von Morimond in Heisterbach. (Er erscheint nicht auf der Liste

der Äbte von Morimond in der Biographia Cisterciensis. Aber auf einer 1393 in Wien ausgestellten Urkunde,in der Abt Konrad als Vorsitzender genannt wird. Sächsisches Staatsarchiv 10001 Ältere Urkunden, Nr. 04840 )

Er stellte diesen den Ordensregeln widersprechenden Missstand ab und gebot allen Äbten der entsprechenden Klöstern, vor allem aber Abt Rüdiger, das sofortige Zurückziehen der auswärtigen Mönche.

Außerdem befahl er renitente Mönche zu ergreifen und einsperren zu lassen.

Es war wohl auch so, dass Mönche anderer Orden in Heisterbach lebten. So war Peter vom Deutschen Haus vom Oberkloster in Neuss in Heisterbach.

Der Kölner Erzbischof Friedrich III., von Saarwerden (1370 –1414 ) hatte Peter, der in Neuss Propst war, die Umgestaltung des reformbedürftigen Oberklosters empfohlen.

In Deventer hatte Geert Groote (1340-1384) Eine Bruderschaft gegründet. Die Mitglieder sollten nach der Augustinerregel wie die Augustinerchorherren leben.

Erzbischof Friedrich hatte Peter vom Oberkloster den Anschluss  Geert Grotes Brüder vom Gemeinsamen ‘Leben empfohlen.

Peter vom Deutschen Haus resigniertem im Oberkloster m1401 und ging nach Heisterbach. Dort starb er 1414.
Heisterbach wurden neue Klöster unterstellt.Das war Kloster Schweinheim heute ein Stadtteil von Euskirchen und St. Jöri in Kinzweiler.

In Zeiten des Schismas hielt sich Heisterbach zurück. Es war keine ‘Freundin der Päpste und der der Politik der Kurie.

Vom Konzile von Basel erhielt es 1437 die große Schutzurkunde. (Dr. Ferdinand Schmitz, ‘Die Abtei Heisterbach in Beiträge zur Geschichte des Niederrheins

Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins 14-16, S. 167)

Die Abtei erlangte weiteren Wohlstand. so konnte sie es sich auch leisten, dem Kölner Erzbischof Dietrich von Mörs (1414-1463), der ständig unter Geldnot litt, immer wieder in finanzieller Verlegenheit zu helfen.

Am 23. April 1415 kaufte Abt Christian II. (1412–1448) für 1000 Gulden, das sind etwa 301.761,00 €, den Hof in Flerzheim und den halben Grevenhof in Oberdollendorf. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 133

Am 3. April 1440 befreite sich Abt Christian II.  für 605 Gulden, das sind etwa 182.566,00 €., von allen Diensten, die auf dem Hof zu Plittersdorf zu leisten waren. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 158

Am 16 August 1445 löste Abt Christian II.   sämtliche Fuhr-und Spanndienste, die die Abtei auf dem Cruffterhof bei Godesberg und auf dem Hof in Oedorf zu leisten hatte für 1700 Rheinische Gulden,

das sind etwa 512.995,00 €  , ab. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 164

Innerhalb von 40 Jahren hatte die Abtei den Klosterbesitz um  8 große Höfe vermehrt.

Das Kloster besaß jetzt nahezu 50 Höfe.

Die Kehrseite war aber, dass am Niederrhein kaum eine Fehde ausbrechen konnte, ohne dass irgendwo ein Abteigut geschädigt wurde.

Der “Neusser Krieg” (1474/75) zog vor allem die auf der rechten Rheinseite gelegenen Güter der Abtei in Mitleidenschaft.

Der Kölner Erzbischof Ruprecht von der Pfalz (1463 –1478 ), Nachfolger von Dietrich von Mörs, hatte in seiner Auseinandersetzung mit seinen Landständen

Beim Herzog von Burgund Karl dem Kühnen (1465-1477) Unterstützung gesucht.

Karl der kühne nahm das zum Anlass , seinen Machtbereich zu Lasten des Erzstiftes auszuweiten.Kaiser Friedrich III. (1440-1493) hatte den Reichskrieg ausgerufen.

Für die Güter der Abtei bedeutete das Schanzarbeiten und Einquartierungen des kaiserlichen Heeres.Das war in der Regierungszeit der Äbte Heinrich IV. (1459–1475 ) und Wilhelm II. (1475–1511 )

Die Stadt Köln hatte nach dem Neusser Krieg von Kaiser Friedrich III. um sie für ihre im Dienste des Reiches gebrachten Opfer zu entschädigen, einen Rheinzoll erhalten aber mit der Bestimmung “Der Abt von Heisterbach fährt frei”.

(Schmitz S. 170 f.) Es scheint ohnehin, dass die Abtei wenn irgend möglich Zollstellen weitgehend vermieden hat. Obwohl si eine der größten Weinproduzenten am Mittelrhein war, hat sie kaum Zoll für Wein entrichtet.

Abt Wilhelm II. hat mit dem Rat der Stadt Köln einen Vertrag über die Lieferung von Hausteinen aus dem Heisterbacher Steinbruch am  Stenzelberg geschlossen.

Auch um die Kriegsfolgen für Heisterbach zu mildern inkorporierte Papst Sixtus IV. (1471-1484) Kloster Heisterbach die Pfarrkirche in Flerzheim.

Auf Abt Wilhelm folgte Abt Peter Heidermann von Drolshagen (1511–1535 )

1514 führte Abt Peter den Vorsitz bei der Wahl der Äbtissin von Kloster Burtscheid Maria van Gulpen-Bernau (1514–1540 )

Zwar hatte Martin Luther 1517 mit seinem Thesenanschlag in Wittenberg 1517 die Reformation ausgelöst.

Kloster Heisterbach blieb davon unberührt. Auch als der Kölner Erzbischof Hermann von Wied (1515-1547) sich an den Straßburger Reformator Martin Bucer (1491-1551) annäherte und in Köln eine Reform durchführen wollte,

hatte das in Heisterbach keine Auswirkung. Auch unter Abt Peters Nachfolger Abt Johann von der Leyen (1535–1558?/1560? ) ändert sich nichts.

Doch erstmals wird auch Heisterbach von den Wirren der Reformationszeit erfasst.

Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1541-1541 befehdete im 2.Markgrafenkrieg (1552-55) die rheinischen Kurfürst-Erzbischöfe Sebastian von Heusenstamm(1545-1555) von Mainz und Johann V. von Isenburg (1547-1556) von Trier.

Bei seinem Einfall ins Trierische flüchteten die Mönche von Kloster Himmerod mit ihrem Abt Matthias II. Morsch (1542–1558 ) nach Heisterbach und fanden dort Aufnahme.

Kurz zuvor hatte sich Kloster Heisterbach von Abt Wilhelm Stoploch von Hittorf (1538–1560) von Kloster Altenberg und Subkonservator des Zisterzienserordens seine alte Immunität gegen Exkommunikation bestätigen lassen.

Von 1560-1566 war Johannes Krechen  Abt von Heisterbach. Er hatte aber eine nachlässige Amtsführung ebenso wie sein Cellerar, was dazu führte, dass das Kloster so verschuldet war, dass das Generalkapitel einschritt.

Auf Wunsch des Mutterabtes von Himmerod Johann VIII. von Briedel (1558-1571) wurde 1566 Johannes von St. Vith (Johann Vitensis)(1566–1597 ) zum Abt von Heisterbach gewählt. Er war Cellerar in Himmerod.

Nach DR.  Schmitz war er erfahren und hochgebildet.(S. 175)

1577 war in Köln Georg Truchsess von Waldburg (1577-1583) zum Kölner Erzbischof gewählt worden. Am 19. Dezember 1582 sagte er sich öffentlich von der katholischen Kirche los,wollte aber seinen Titel als Erzbischof behalten.

Am 1. April 1583 exkommunizierte ihn Papst Gregor XIII. (1572-1585)

Das Domkapitel wählte seinen früheren Gegenkandidaten Ernst von Bayern zum Gegen-Erzbischof von Köln. Damit sicherte sich das Domkapitel bayrisch-spanische Truppenunterstützung.

Georg Truchsess mobilisierte seine Truppen. Es kam zum Truchsessenkrieg. (1583-1588)

Am 11. Juli 1583 drangen Truppen in das Kloster Heisterbach ein. Sie verschleppten zwei Mönche und  Abt Johannes. Was aus den Mönchen geworden ist, ist unbekannt. Abt Johannes wurde

auf das Schloss Godesberg gebracht und dort monatelang gefangengehalten. Das Kloster wurde geplündert.

Abt Johannes wurde  durch Herzog Ferdinand von Bayern (1550-1608), dem Bruder des Kölner Erzbischofs Ernst von Bayern (1583 –1612 ) im Dezember 1583 befreit.

Die Abtei verpfändete ihren ganzen Besitz in der Kölner Witsch-und Follengasse.

Martin Schenk von Nideggen (um 1540–1589), ein Heerführer verdingte sich dort wo er am besten bezahlt wurde.

1585 schloss er mit Truchsess Georg von Waldburg einen Vertrag . Er wurde von dem abgesetzten Kölner Erzbischof zum kurkölnischen  Feldmarschall bestellt.

Vom 22. auf 23 . Dezember nahm er Bonn ein und ließ es plündern. Seine Requisitionen in den umliegenden Dörfern verschonten auch die Klosterhöfe

in Oberkassel, Plittersdorf, Crucht, Dottendorf, Meckenheim, Walberberg und auch die Herrschaften Flerzheim und Neunkirchen nicht.

Kael von Croy, Herzog von Chimay (1560-1602) stand seit 1584 auf spanischer Seite und diente in ihrem Heer.

1588 wurde er dem Kurfürsten von Köln Ernst von Bayern zu Hilfe gesandt. Er entsetzte Bonn.

Am 22. Mai 1588 kam eine Schar von Chimays Söldnern vor Kloster Heisterbach an.

Der Abt hatte Karl von Croy zwar Wein und Hafer geschickt.

Die zuchtlosen Soldaten plünderten und schleppten weg, was fortzubringen war. Von Kirche,, Abtei, Konventshaus und Refektorium wurden die Dächer herabgerissen und dann das Kloster in Brand gesteckt.

Der Schaden wurde auf 100.000 Taler geschätzt.

Die Schäden konnten erst unter Abt Johann Buschmann (1597–1628)

beseitigt werden. Die  Instandsetzung der Kirche zog sich bis 1659 hin.

Der Zisterziensermönch und Historiker Caspar Jongelinus († 1669) schreibt in seinem Werk Notitiae abbatiarum Ordinis Cisterciensis per orbem universum über die Zerstörung von Kloster Heisterbach.

Abt Johannes starb am 24. August 1597

Sein Nachfolger wurde Abt Johann Buschmann (1597-1628)

Er stammte aus Düren . Er wurde 1597 zum Abt von Kloster Heisterbach gewählt.

Bei seiner Wahl waren Kommissare des Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg anwesend

Er hatte die Gebäude als Ruine übernommen und stellte sie wieder her.

Abt Claude I. Masson (1591–1620 ) von Kloster Morimond  besuchte als General der deutschen Ordensprovinz der Zisterzienser das zerstörte Kloster Heisterbach.

Die Wiederherstellung der zerstörten Abtei hatte wahrscheinlich schon begonnen.

1602  wandelte er in Dottendorf die Kurmut, das war eine Abgabe, die mit Pferden oder Rindern zu bezahlen war, in feste Geldsätze um.

AA 0147 / Bonn, St. Cassius, Urkunden AA 0147, Nr. 605 Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Abt Johannes unterzeichnete auch das Protokoll des Altenberger Abtes Bartholomäus Anstel (1591–1614), der den Vorsitz bei der Ahl des Abtes  Carolus Reineri (1612–1622)

Auch die Wahl des  Abtes von Kamp Laurentius Bever (1622-1636) anstelle des resignierten Abtes  Carolous Reineri, die Abt Peter Rodenkirchen (1614-16267) von Kloster Altenberg leitete , nahm er teil.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland  AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 994

Er tilgte die drückende Schuldenlast. Auch stellte er die Klosterzucht wieder her.

1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus. Zunächst hatte er keine Auswirkungen auf Kloster Heisterbach

Abt Johannes starb am  4. Mai 1628 im Kloster Burbach, wo er auch begraben wurde.Die Auf ihn folgte Abt Franz Schaeffer (1628–1661 )

Er ist 1582 in Kessenich bei Bonn geboren.

Er legte  1606 seine Profess in Heisterbach ab.

1609 wurde er zum Priester geweiht.

Im Mai 1628 wurde er zum 35. Abt von Heisterbach gewählt.

Er hatte während des 30-jährigen Krieges die umliegenden Pfarrstellen immer mit Heisterbacher Mönchen besetzt.

Wolf Heinrich von Baudissin (1579-1646) war 1528 in schwedische Dienste getreten. Unter Gustav Adolf (1549-1632) befehligte4

er die schwedische Kavallerie. Nach Gustav Adolfs Tod führte er eine Armee von 8000 Fußsoldaten und 2800 Reitern von Frankfurt über den Westerwald ins Rheinland.

Er sollte die neutralen rheinischen Fürstentümer vom Kriegseintritt auf katholischer Seite abschrecken. Darüber hinaus bot das bis dahin vom Krieg verschonte Rheinland gute Aussichten für die Erhebung von Kontributionen,

die für die Finanzierung der Söldnertruppen benötigt wurden.

Die schwedischen Truppen plünderten  Andernach, Linz, Remagen, Apollinarisberg r Oberwinter, Nonnenwert, Vilich und Schwarz-Rheindorf r besetzten alles Land bis hinter Sieg.

Nachdem sie Bis Mülheim gekommen waren, kehrten sie zurück.

Das Rheingebiet hatte nun Kontributionen zu zahlen und ständige Einquartierungen zu erdulden.

Die Heisterbacher Drittelsbauern in Linz hießen so, weil sie ein Drittel des Wachstums  als Pachtzins zu zahlen hatten. Sie wandten sich an den Abt, um Ersatz für die Zahlungen  erhalten

und als sie dort abgewiesen wurden an den Kölner Kurfürst Ferdinand von Bayern (1612 –1650 ). Dieser entschied, dass die Bauern welche Weinberge in Erbpacht anbauten, die Kontributionen zu zahlen

hatten, da sie ja die Landessteuern auf diese Weinberge entrichteten Außerdem wurde entschieden, dass sie die Rückstände bis 1635 zahlen mussten.

1647 verkaufte Abt Franz dem Kölner Generalvikar Dr. Dr. Laurentius Pellionis  Obligation von 25 Reichstalern jährlich und erhielt dafür 300 Reichstaler, das sind etwa 733.204,00 €.

Mit dem erhaltenen Kapital sollten “allerhand Kriegstributionen und Lasten” (Dr Schmitz S.183) gedeckt werden.

Am 24. Oktober 1648 wurde in Münster und Osnabrück der Westfälische Friede geschlossen.

Für den kirchlichen Bereich wurde das Jahr 1624 zum Normaljahr erklärt.

Der evangelische und katholische Besitzstand so bleiben oder wiederhergestellt werden sollte, wie er am 1. Januar 1624 gewesen war.

Der Friede trat aber nicht augenblicklich ein. Die Umsetzung der Friedensbestimmungen dauerte fast 2 Jahre.

Der Abt von Heisterbach war aus seiner Verbannung zurückgekehrt.

1649 plünderten weimarische und lothringische Truppen Kloster Himmerod.

Abt Friedrich Brandt (1647–1654 ) und seine Konventualen mussten  auf einige Zeit nach Heisterbach und andere Klöster.

In Thüringen fiel 1650 das Kloster Georgstal, das schon vorher zerstört worden war, an die Protestanten.

Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) von Citeaux Kloster Georgental mit Kloster Heisterbach und übertrug alle Rechte und Privilegien auf das Kloster Heisterbach.

Di Äbte von Kloster Heisterbach hatten ab jetzt die Pontifikalien.

1655 legten die Mönche von Himmerod und Heisterbach ihre schwarze Cuculle ab und trugen ab jetzt weiße Ordenskleidung-

In Himmerod und Heisterbach wurden Lehrstühle für Philosophie und Theologie eingerichtet.

Auch der Weltklerus unterstützte die junge Blüte der Wissenschaft in Klöstern.

Der Kanoniker Bartholomäus Wasserfass in Köln  sowie Johannes Frauenburg, Pfarrer in Niederdollendorf  vermachten ihr Bibliothek dem Kloster Heisterbach, Pfarrer Frauenberg auch seine Möbel

und 600 Reichstaler, das sind etwa 1.466.409,00 €,, an Bargeld.

Abt Franz resignierte am 2. September 1661. Er verstarb am 4. Dezember 1666 mit 84 Jahren.

1654 hatte Kloster Heisterbach 42 Mönche. Ihre Zahl wuchs bis 1672 auf 52.

Auf Abt Franz folgte Abt Gottfried Broichhausen (1661–1688 )

Er ist am 17. Februar 1650 in Grevenbroichn geboren.

1667 legte er in Heisterbach seine Profess ab.

Seine Priesterweihe war 1641.

Er wurde  am 2. September 1661 zum 36. Abt des Klosters Heisterbach gewählt.

Vor seiner Wahl war er Pfarrer in Flerzheim.

1664 assistierte er bei der Wahl des Abtes Johannes VII Hoen  (1664–1672) von Kloster Kamp,

die unter Vorsitz des Abtes Gottfried Gammersbach (1662-1679) von Kloster Altenberg stattfand.

Kloster Heisterbach war seit  1246 in Bonn vom Rheinzoll befreit. Das Kloster hatte den Zollbeamten jährlich ein Essen gegeben und dazu den Zöllnern noch einen Goldgulden, das sind etwa 306,00 €.

Im Januar 1666 loste Abt Gottfried das Essen durch die Zahlung eines Goldguldens ab. Die Zöllner erhielten jetzt also 2 Goldgulden, die am Feste Mariae Reinigung (2.Februar ) ausbezahlt wurden.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 298

Der Friede währte nicht lange. 1672 erklärte der französische König Ludwig XIV. (1643-1715) Holland den Krieg und der Holländische Krieg (1672-1678) begann.

1672 wurde Wilhelm III. von Oranien (1650-1702) Statthalter der Niederlande. Dieser verbündete sich sofort mit Spanien und dem deutschen  Kaiser Leopold I.  (1658-1705)

1673 erklärten Spanien und Deutschland Frankreich den Krieg.

Da der Kölner Kurfürst Maximilian Heinrich von Bayern (1650 –1688 ) mit Ludwig XIV. verbündet war wurde das Rheinland  vom  Krieg betroffen.

1688 starb Kurfürst Maximilian. Wilhelm Egon von Fürstenberg (1688) wurde  erwählter Koadjutor.

Auch Joseph Clemens von Bayern (1688 –1723) wollte Kölner Erzbischof werden. Es kam zum Kölner Bistumsstreit.

Ludwig XIV. unterstützte Wilhelm Egon von Fürstenberg.

Schon 1689 hatte Karl von Lothringen als kaiserlicher Feldherr Mainz zurück erobert. Er zog weiter nach Bonn und eroberte dieses auch 1689, was den bayrischen Konkurrenten um den

Kölner Bischofsitz natürlich stärkte.

1672 zog der Marschall von Frankreich Turenne (1611-1675) von Essen kommend rheinaufwäts. Er nahm sein Quartier in Erpel, heute Landkreis Neuwied.

In Königswinter, Honnef, Unkel und Erpel wurde den Bauern das Vieh aus den Scheunen getrieben, die Weinberge zerstört.

Die Truppen leerten ihre Weinkeller und zerstörten die Fässer.

Die kaiserlichen Truppen bezogen ihr Winterquartier in der Nähe von Bonn. Der kaiserliche Generalstab war in Godesberg. Hohe Militärs hatten ihr Quartier in der Umgebung. Auch in Heisterbach waren Militärs einquartiert.

In der ganzen Eifel waren die Dörfer mit Truppen gefüllt.  Die Bevölkerung musste die Truppen ernähren und für das Pferdefutter sorgen.

Die Drittelbauern  von Heisterbach bedankten sich bei der Abtei, dass sie freiwillig ein Viertel der fälligen Kontributionen übernommen hatte.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 305

1679 wurde der Friede von Nijmwegen geschlossen der den Holländischen Krieg beendete.

Heisterbach hatte der Stadt einen einmaligen Zuschuss von 80 Reichstalern, das sind etwa 195.521,00 € geschenkt. Dafür bedankte sich der  Kölner Kommissar Bernhard Schülgen.

As dieser Zeit schuldete Kloster Heisterbach noch einige Hundert Reichstaler an Kontributionen.

Kloster Heisterbach musste sich erheblich verschulden.

Abt Gottfried resignierte 1688 und starb am 17. Februar 1694, im Alter von 78 Jahren

In seiner Amtszeit legten nur drei Mönche ihre Profess ab.

Nachfolger Gottfrieds wurde Abt Robert Küpper (1688–1692 )

Er stammte aus Bonn und wurde 1678, 1685 und 1688 urkundlich als Pfarrer in Flerzheim erwähnt.

Am 29. Juli 1688 wurde er zum Abt von Heisterbach gewählt.

Während des Pfälzer Erbfolgekriegs  gingen einige Dörfer in der Nähe von Heisterbach in Flammen auf und mit ihnen viel Klostergut.

1689 wurden die Archivalien von Heisterbach nach Bonn gebracht. Bei der Beschießung der Stadt erlitten diese aber große Verluste.

1692 wurde er zum Kanonikus gewählt  Er trat am 25. August 1692 als Abt zurück.

Er war als Lektor in Himmerod tätig.

Er starb am  21. Januar 1701 und starb infolge Asthmas. Er wurde in Himmerod begraben.

Nach dem Rücktritt von Abt Robert wurde Nivard Wirotte (1692–1704 ) zum 38. Abt von Heisterbach gewählt.

Er ist 1647 in Köln geboren.

Er trat 1666 in das Kloster Heisterbach ein. Unter Abt Broichhausen legte er seine Profess ab und wurde 1672 zum Priester geweiht.

Er war Beichtvater im Kloster Gnadental.

Noch am Tag des Rücktritts seines Vorgängers wurde er am 25. August 1692 zum neuen Abt gewählt.

Am 3. Juni 1695 assistierte er Abt Johann Jakob Lohe (1686–1707) Abt von Altenberg bei der Wahl des Abtes von Kamp Edmund a Richterich (1695–1705)

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1011

1701 hatte Kurfürst Joseph Clemens von Bayern (1688 –1723) mit dem Wiederaufbau der Stadt begonnen.

Abt Nivard trat dazu  ein Grundstück zur Anlegung der Neugasse ab. Der Kurfürst zahlte dafür 800 Reichstaler, das sind 1.955.212,00 €.

Außerdem wurde die Freiheit  von bürgerlichen Lasten für den übrigen Teil der abteilichen Gütern gewährt, soweit sie von Konventualen bewohnt waren.

(Dr.Schmitz S. 189)

1703 wurde Bonn noch einmal belagert und beschossen. Dabei wurde auch die Abtei Heisterbach geplündert.

Abt Nivard  begann noch mit einer Reform des Klosters. Er konnte sie aber nicht mehr abschließen.

Er verstarb am 29. August 1704, nachdem er einen Schlaganfall erlitten hatte.

Sein Nachfolger wurde Abt Ferdinand Hartmann (1704–1728 )

Er wurde 1654 in Mehlem, heute ein  von Bonn, geboren.

1674 legte er in Heisterbach unter Abt Broichhausen seine Profess ab.

1677 wurde er zum Priester geweiht.

Er war dann nacheinander Sakristan, Novizenmeister, Küchenmeister, Prior und Kellermeister.

Am 10. September 1704 wurde er zum 39. Abt gewählt.

Unter Assistenz des Marienstatter Abtes Benedikt Bach (1688-1720) wurde er benediziert.

Mit der Verwirklichung der ‘Reform, die sein Vorgänger begonnen hatte, zögerter lange.

Auch der Generalabt Nicolas III. Larcher (1692– 1712 ) von Citeaux, der dem Vorhaben günstig gesinnt war, riet ihm zu klugem Vorgehen.

1708 erlebte er bei der Einführung des Abtes Jean-Chrysostome Mintard (1708-1734) in Düsseltal die Regel des Benedikt in ihrer ursprünglichen Form.

Alle Fäden des klösterlichen Betriebes liefen in der Hand des Abtes zusammen.

Sie umfasste strenge Regeln für den Verkehr der Mönche mit der Außenwelt, die Erziehung und das Studium der Novizen, die Krankenfürsorge u.a.

Die Heisterbacher Mönche wehrten sich, verlangten beim Generalkapitel und beim Heiligen Stuhl die Absetzung von Abt Ferdinand.

1710 befasste sich die Kongregation für die Bischöfe und Ordensleute mit der Angelegenheit.

Der Apostolische Legat Giovanni Battista Bussi (1706-1712) bestätigte die neue Observanz , die für alle Mönche für verbindlich erklärt wurde außer für die,

die nicht ausdrücklich ihre Profess auf die alte Observanz abgelegt hatten.

Die Auseinandersetzung um die Reform hatte sechs Jahre gedauert. Aber der Abt hatte sich durchgesetzt.

Das wirkte sich sehr segensreich aus.

Die Abtei erholte sich auch wirtschaftlich. Es wurden nicht nur die Schäden  der letzten Kriege behoben, die Schulden getilgt.

Abt  Ferdinand machte Neuerwerbungen und  was zunächst nur notdürftig repariert worden war, wurde jetzt von Grund auf erneuert.

Die Ökomiegebäude des Küchenhofes wurden 1723  gebaut.

1717 kaufte Abt Ferdinand  die Hälfte der Burg Leubsdorf von  Wolfgang Wilhelm Freiherrn von Bolandt  für 1300 Reichsthaler, das sind etwa 3.204.609,00 €.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 338

5 Jahre später erwarb er die andere Hälfte der Burg von den Erben des Freiherren von Cortenbach für 1400 Reichstaler, das sind etwa 3.451.117,00 €.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 344

1726 kaufte er den Hof zu Widdig von   Graf Maximilian Heinrich zu Velbrück für  6000 Reichstaler, das sind etwa 14.790.501,00 €,.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 348

Zu Jahresbeginn 1728 wurde Abt Ferdinand zum Kanoniker gewählt. Er trat von seinem Amt als Abt zurück.

Er starb am 18. Mai 1731 und wurde in Heisterbach bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Adam Pangh (1728 )

Er ist  1679 in Aachen geboren.

Seine Profess legte er 1699 in Heisterbach ab.

1704 wurde er zum Priester geweiht.

Von 1708 bis 1728 war er Pfarrer in Neustadt Wied.

Im März 1728 wurde er zum Abt gewählt, verstarb aber vor seiner Benediktion.

Sein Nachfolger wurde Abt Engelbert Schmitz (1728–1747 )

Er ist 1682 in Oberdrees Rheinbach geboren.

Seine Profess legte er 1706 in Heisterbach ab. 1710 wurde er zum Priester geweiht.

Im April 1728 wurde er zum 41. Abt von Heisterbach gewählt.

Seine Weihe nahm der Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf (1724-1752)  unter Assistenz des Abtes Michael Rütgers (170-1738) aus Deutz

und Abt Alberich Bergh (1720–1735 ) von Kloster Marienstatt am 4. Juli 1728 vor.

1731 wurde er Generalvikar der sächsischen, westfälischen und rheinischen Ordensprovinz.

Er baute 1733 die Kapelle auf dem Petersberg, die 1764 eingeweiht wurde.

1743 kaufte er den Hof Frankenforst bei Stieldorf von Freiherrn von Martial für 4000 Reichstaler, das sind etwa 9.860.334,00 €.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, anstelle eines älteren Vorgängerbaus auf dem Petersberg die heutige barocke Wallfahrtskapelle

Er starb am 27. Dezember 1747.

Sein Nachfolger wurde Abt Augustin Mengelberg (1748–1763 )

Er ist am 10. November1710  in Linz am Rhein geboren.

Er trat in das Kloster Heisterbach ein und legte dort 1730 seine Profess ab.

1734 wurde er zum Priester geweiht.

Er war Lektor der Theologie am Kloster Heisterbach.

Am 8. Januar 1748 wurde er und von Weibischof zum Abt gewählt und vom Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf am 25. März 1748 benediziert.

Es assistierten der Abt von Altenberg Johannes Hoerdt (1739–1779 ) und dem Abt von Marienstatt Petrus Emons (1735–1751)

1750 ließ er 1750 das barocke Torhaus des Klosters errichten. Darin befand sich auch di9e Wohnung des Pförtners.

Es ist das einzige noch erhaltene Klostergebäude Heisterbachs. Wahrscheinlich ließ er auch das Klosterbebiet ummauern.

Am 12. März 1751 führte er den Vorsitz bei der  Wahl des Marienstatter Abtes Bernhard II. Colonia (1751-1777)

1751 ließ er den Lettner zwischen Mönchschor und Laienraum erneuern Das reichverzierte schmiedeiserne Gitter befindet sich  heute im Museum Schnütgen in Köln.

Am 7. Oktober 1755 ließ  Abt Augustin vom Kloster Marienstatt 3000 Reichstaler, das sind etwa 7.268.836,00 €. und stellte darüber einen Schuldschein aus.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 352

Nicht nur die Erwerbungen, die getätigt worden waren und  die Bauten im Kloster, auch das Luxusleben einzelner Äbte, auch die Pracht mit denen sie sich umgaben,

hatte die Klosterfinanzen geschwächt.

Am 23. Juni 1764 schlug Ferdinand von Braunschweig – Wolfenbüttel (1721—1792)  die Franzosen bei Krefeld im Sieben jährigen Krieg (1756-176e)

Die nachfolgenden hannoverschen Truppen plünderten Heisterbach und nahmen  Prior Weber als Geisel mit und wollten eine Kontribution

von 20.000 Reichstalern, das sind etwa 47.616.143,00 €, erpressen. Der Prior kam erst nach dem Friedensscluß 1763 wieder frei.

1760 übernahm die Abte das Haus “Zur Totenlade” in der Brudergasse in Bonn des verstorbenen  Johann Otten und schloss einen Vertrag mit der Witwe zur Auszahlung der

lebenslangen Nutzung und verpflichtete sich zur Zahlung eines Reichstalers, das sind etwa 2.423,00 € wöchentlich sowie eines Malters Korn

Landesarchiv NRW Abteilung RheinlandAA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 353

1763 ließ er auf dem Petersberg anstelle eines älteren Vorgängerbaus die heutige barocke Wallfahrtskapelle bauen

Abt Augustin starb am 8. September 1763.

Auf ihn folgte Abt Hermann Kneusgen (1763–1767 )

Er ist am 26.6.1712(Datum nach homepage Uedorf) geboren. Er stammte aus Hersel, heute ein Teilort von Bornheim

Sein Vater Thomas Kneusgen war dort Pächter.

1754 wird Hermann als Pfarrer in Neukirchen an der Sürst erwähnt.

Am 26. September 1763  wurde er zum 43. Heisterbacher Abt gewählt.

Er wurde von Vaterabt Robert Hentges (1752-1782) von Kloster Himmerod bestätigt.

Unter Assistenz der Äbte Martin Fabritius (1757–1773 ) von Kloster Kamp und Johannes Hoerdt von Kloster Altenberg wurde er

am 4. Dezember 1763 durch Weibischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf benediziert.

Zwischen 1763 und 1763 ließ er in Königswinter den Heisterbacher Hof errichten.

Er war das Gästehaus der Abtei und auch die Äbte wohnten zeitweilig darin.

Am 21. April 1764 weihte er die Wallfahrtskapelle auf dem Petersberg.

Abt Hermann reiste einmal zu,m Generalkapitel nach Citeaux,

Ein Zeitgenosse schildert Abt Hermann  als großen, starken Mann, der aber durch seine Leidenschaften, durch Jähzorn und Trunksucht seinen Tod beschleunigt habe (Urkundenbuch 32).

Er starb nach drei Monaten Krankheit am 22. Dezember 1767.

Auf ihn folgte Abt Andreas Kruchen (1768–1796 )

Er ist am 27. März 1731 in Giesenkirchen  im Herzogtum Jülich geboren.

Am 26. Mai 1754 die Profess ab und wurde im selben Monat zum Priester geweiht.

Vor seiner Wahl zum Abt war er Pfarrer und Prior des Zisterzienserinnenklosters Graurheindorf.

Am 25. Januar 1768 wurde er um vorletzten  Heisterbcher Abt gewählt.

Der Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf benedizierte ihn in Köln unter Assistenz der Äbte Johannes Hoerdt von Altenberg und Bernhard Colonia (1751–1770 ) von Marienstatt

Am 14. Juli 1470 war er bei der Wahl von Edmund Leser (1770-1768) in Marienstatt zum Coadjutor von Abt Bernhard Colonia mit  dem Recht zur Nachfolge anwesend.

1770 herrschte beständig Unwetter. Ein furchtbarer Hagelschlag vernichte die ganze Ernte, was zu einer großen Hungersnot führte.  Viel Menschen starben.

Abt Andreas ließ an der Klosterpforte Brot verteilen. Bis zu 5000 Hungernde sollen täglich gespeist worden sein.

Am 5. September 1773 assistierte er mit Abt Johannes Hoerdt im Kloster Kamp bei der Benediktion des Abtes Dionysius Genger (1773–1778)

1766 grassierte eine Rinderpest, die auch den klösterlichen Viehbestand dezimierte.

Am 21. April 1776 besuchte der Kölner  Kurfürst Maximilian Friedrich(1761 –1784 ) von Königsegg-Rotenfels mit seinem Hofstaat Kloster Heisterbach.

1782 leitete er in Kloster Himmerod die Wahl des Abtes Anselm von Pidoll (1782-1802.)

Mit dem Sturm auf die Bastille begann am 14.Juli 1789 die französische Revolution aus.

1792 begann der erste Koalitionskrieg 1792-1797, der schnell auch auf Deutschland Auswirkungen hatte.

1790 wurde in Frankreich eine Zivilverfassung des Klerus erlassen. Der kirchliche Besitz wurde verstaatlicht.1791wurde Kloster Citeaux aufgelöst enteignet und an Spekulanten verkauft.

Der letzte Abt von Citeaux und damit Generalbt des Ordens Francois Trouvé begab sich zu Verwandten nach vosne in der Nähe von Dijon, wo er am 25. April 1797 starb.

und an Spekulanten verkauft. Auch die Klostergeschichte von Morimond endete 1791

Der letzte Abt von Kloster Morimond Antoine Remy Chautan de Vercly (1778-1790) begab sich 1791 ins Exil nach Deutschland.

Er war erst im Kloster Marienfeld und dann im Kloster Reifenstein im Landkreis Eichsfeld in Thüringen.

Nach 8 Jahren im Exil kehrte er 1799mnjach Frankreich zurück.

Er starb am 16. Januar 1823 in Borny

Ende 1793 kontrollierte die französische Rhein-Moselarmee die linksrheinische pfälzische Rheinseite bis auf die Festung Mainz.

Damit verlor Kloster Heisterbach seine linksrheinischen Besitzungen.

1794 rückten die französischen Truppen über den Rhein ins Trierische ein. Die Mönche von Himmerod flüchteten und fanden Aufnahme in Heisterbach.

Der österreichischer Generalfeldmarschall Karl von Clerfayt kämpfte im Bergischen.

1795 plünderten die Franzosen Kloster Heisterbach.

Abt Andreas starb 1796. Sein genaues Todesdatum ist nicht überliefert.

Auf ihn folgte als letzter Abt Edmund Verhoven (1796–1803 ).

Er ist am 26. April 1740   in Perl an der Mosel geboren.

1759 trat er in das Kloster Heisterbach ein.

1766 war er Sakristan.

1696 wurde er zum Abt des hochverschuldeten Kloster Heisterbach gewählt.

Infuliert wurde er am 25. März 1800 in der Kölner Hauskapelle durch Weihbischof Clemens August von Merle (1797 –1810 )

Es assistierten der Abt von Groß St. Martin Melchior Syberti OSB (1794-1802 u8nd Abt Josef Greef (1796-1803)von Altenberg infuliert.

Am 9. Februar 1801 wurde der Friede von Lunéville geschlossen.  Er regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet. 63.000 km2 Land.

Den Fürstentümern wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss, der am 29. Februar 1803 in Regensburg gefasst wurde, setzte fest, dass die weltlichen Fürsten für ihre linksrheinischen Gebietsverluste an Frankreich abgefunden werden sollten. Die Abfindungen sollten geschehen durch die Säkularisation kirchlicher Herrschaftsgebiete.  Das hatte zur folge, dass insgesamt 2 Kurfürstentümer, 9 Hochstifte,  44 Reichsabteien und 45 Reichsstädte aufgelöst wurden.

Die Regierung von Berg verbot allen Klöstern ihres Landes die Aufnahme von Novizen.

Abt Edmund hatte die Verhandlungen von Kloster Heisterbach zu führen. Er musste auf Anforderung des Richters des Amtes Löwenburg ein genaues Verzeichnis der in der Abtei befindlichen Personen, deren Unterhaltsmittel und Tätigkeit aufstellen.

Brustkreuz und Ring durfte er behalten. Der Wert wurde ihm aber von der Pension abgezogen.

Bei der Bestandsaufnahme von Einnahmen und Ausgaben ergab sich für Kloster Heisterbach, dass dieses nur noch  über 2012 Reichstaler, das sind etwa 5.002.139,00 €, an jährlichen Einnahmen verfügte.

Zwei Landesdirektoren waren mit der Klosterreform betraut. Nach ihrem Vorschlag vom 29. März 1803 sollten die 4 Bergischen Abteien Siegburg, Altenberg, Heisterbach und Düsselthal aufgehoben werden.

Die 4 Äbte und die Mönche sollten in den Pensionstand versetzt werden. Sämtliche Konventualen sollten min die Abtei Altenberg gebracht werden.

Man wählte Altenberg, weil sich dort die Gräber der ehemaligen Landesherren befanden.

Der bisherige Abt von Kloster Düsselthal Joseph Protsch (1777-1803) als Oberhaupt vorgesetzt.Joseph Protzsch deshalb  „weil er streng sei und geeignet, Ausschweifungen zu verhuten“. (Dr. Schmitz S. 19)

Für Abt Edmund wurde eine Pensio0n von 450 Reichstaler, das sind 1.118.769,00 €, ausgesetzt, für die  beiden Senioren Ludwig Haag und Aegidius Weimer  je 150, das sind etwa 372.923,00 €. für die übrigen Mönche 140

Reichstaler,  das sind etwa 348.061,00  €.

Es sollte den Mönchen aber frei gestellt sein, ob sie nach Altenberg gingen. Falls sie aber außerhalb von Altwnberg leben wollten, wurde ihnen von der Pension 40 Reichstaler, das sind etwa 99.446,00 €, abgezogen.

Am 12. September 1803 wurde Kloster Heisterbach durch kurfürstliche Verordnung aufgehoben. Im November verließen die letzten 13 Mönche und ihr Abt das Kloster.

Die Alte Abtei wurde 1805 an Adam Käufer aus Niederollenbach verkauft, die Klosterkirche am 30. Januar 1809 an den Unternehmer Piautaz auf Abbruch  für 3870 Reichstaler, das sind 9.621.411,00 €.

Das Material sollte für den Bau des Nordkanals verwendet werden.

Am 4. Dezember 1810 ersteigerten  die Kölner Baumeister Sylvester Hockeshoven und Joseph Reiner Baudevin die restlichen Klostergebäude.

Im Frühjahr 1810 begann der Abbruch der Kirche durch Sprengung.

Die Niederlage Napoleons und sein Ende beendete auch das Kanalbauprojekt. Es kam nicht zustande.

Von der Kirche steht nur noch der Chor und vom Kloster ist nur das Torgebäude erhalten.

 

 

                                                                                        

21 Sep. 2025

Zisterzienserkloster Altenberg

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Graf Adolf II. von Berg (* in den Jahren nach 1090,urkundlich 1115–1160.+ zwischen 1160-1170) war der Bauherr von Schloss Burg an der Wupper. Die alte Stammburg der Grafen von Berg, die Burg Berge

beim heutigen Odenthal-Altenberg, schenkte er dem Orden der Zisterzienser. Er hatte zwei Brüder, Everhard (* spätestens um 1100- † zwischen 1145 und 1152) und  Bruno II. von Berg (*um 1100-1137),

der von 1131-1137 Erzbischof von Köln war.

Everhard war 1129 Mönch im Kloster Morimond in Burgund.  Er war 1143 Abt im Kloster Georgenthal bei Gotha. Er hatte wohl einen großen Einfluss auf seinen Bruder bei der Schenkung von Burg Berge an die Zisterzienser.

Am 25. August 1133 kam der Gründungskonvent  mit 12 Mönchen angeführt von Berno, dem ersten Abt aus Kloster Morimond. Es wurde nur 10 Jahre nach der Gründung von Kloster Kamp, das ebenfalls von Morimond aus gegründet wurde  Zu Kloster Kamp hatte Altenberg zeit seines Bestehens immer beste Beziehungen.Die Äbte vertraten sich im Bedarfsfall gegenseitig. In Notlagen und Konflikten halfen sich die Abteien gegenseitig.

Nach Vincenz Jacob von Zuccalmaglio, Das Kloster Altenberg im Dhünthale, Elberfeld 1851,S.9 stammte aus einem berühmten französischen Adelsgeschlecht und war, wie einige behaupten mit Bernard von Clairvaux verwandt, auf jeden Fall von diesem hochgeschätzt.

Die eigentliche Stiftungsurkunde von 1133 ist verloren gegangen. Aegidius Müller  hat die Beiträge zur Geschichte der Cisterzienserabtei Altenberg, Bensberg 1882 nach den Urkunden verfasst. Im Anhang ab Seite 65. sind eine Reihe von Urkunden abgedruckt.

Die erste Urkunde von Altenberg stammt aus dem Jahre 1139 (Müller S. 9.) Darauf gibt es eine Notiz, die auf die Stiftungsurkunde verweist.

Das neue Kloster wurde bald von der Burg ins Tal  direkt an die Dhün verlegt. Das war damals nicht ungewöhnlich. Es bot einfach bessere Bedingungen für die zisterziensische Lebensweise. Außerdem ließ sich am neuen Ort der Klosterbau einfacher nach dem zisterziensischen

Idealplan errichten.

Sie begannen mit dem neuen Bau, legten Fischteiche an. Fische waren wichtig für die Ernährung, da gesunden Mönchen Fleischgenuss verboten war. Es wurden Äcker errichtet, eine Kornmühle gebaut.

Das Kloster war nun autark und konnte sich selbst versorgen.

Kloster Altenberg florierte, was man auch an der Zahl der Tochtergründungen sehen kann. Fünf Klöster wurden von Altenberg aus errichtet.

Die erste Tochter war Mariental bei Helmstedt. Das Kloster wurde 1138, also nur 5 Jahre nach der eigenen Gründung durch durch Pfalzgraf Friedrich II. von Sommerschenburg (um 1100-1162) gegründet.

Der Gründungsabt Bodo kam aus Kloster Amelungsborn im Landkreis Holzminden, das eine Gründung von Kloster Kamp war. Wahrscheinlich kam Abt Bodo von Kamp nach Amelungsborn.

Der Gründungskonvent kam aus Altenberg. Um ein Tochterkloster gründen zu können,musste das Mutterkloster ja über 12 Mönche verfügen, die es in die neue Gründung schicken konnte.

Eine dreischiffige romanische  Pfeilerbasilika wurde schon 1145 erbaut.

Die Abtei muss also schon gut ausgestattet gewesen sein.

Erzbischof Arnold I. von Köln (1137-1151)bestätigte, dass sein Vorgänger Bruno II.dem Kloster einen Weinberg bei Bacharach und einen Hof in Buchheim, heute ein Ortsteil von Köln geschenkt habe.

Er selbst habe einen Weinberg bei Rhens genannt Petersberg geschenkt, sowie Ländereien bei Blatzheim, heute ein Stadtteil von Kerpen .  Auch einen Hof in Westfalen schenkte er. Papst Innozenz II.

die Schenkung Arnolds am 26. Februar 1139. Er bestätigte in dieser Urkunde außerdem einen Weinberg bei Würzburg und einen in Dransdorf, heute ein Stadtteil von Bonn.

Auf der Rückseite dieser Urkunde ist noch vermerkt, dass Erzbischof Arnold die Kirche von Altenberg am 7. November 1145 weihte.

Urkundlich ist auch belegt, dass Berno zwei Häuser in Köln erwarb.

Noch zu Lebzeiten von Abt Berno wurde 1143 die zweite Tochter gegründet.

In Lekno in Polen in der Landgemeinde Wągrowiec gründete der polnische Edle Zbilut das Kloster.

Es war ein sogenanntes kölnisches Kloster, d.h. es wurden nur Kölner in den Konvent aufgenommen.

Abt Berno verstarb am 12. April 1151.

Sein Nachfolger wurde Abt Dudelin (1151-1155). Dudelin war ebenfalls mit dem Eröffnungskonvent von Kloster Morimond gekommen.  Er war ein Cousin von Abt Berno.

Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior von Kloster Altenberg.

Er sorgte dafür, dass die Besitzungen und Rechte des Klosters rechtlich abgesichert waren.

Er erwirkte eine Bestätigungsurkunde von Papst Eugen III. (1145-1153) mit Datum 1. Oktober 1151. Die Besitzungen wurden einzeln aufgeführt. Die Güter des Klosters urden als geschützt bezeichnet . Niemand dürfe diese wegnehmen, zurückhalten oder mindern.

Der Abt dürfe nur bei großer und offenbarer Notwendigkeit vor Gericht geladen werden. Müller S. 65 ff.

Sein Nachfolger wurde Abt Hermann.(1155-1162) 1158 nahm der Kölner Erzbischof Friedrich II. von Berg (1156 –1158 ) Kloster Altenberg in seinen Schutz und bestätigte dessen Besitzungen.Müller S.61.

Am 26. Februar 1139 nimmt Papst Innozenz II. (1130-1143 Kloster Altenberg in seinen Schutz und bestätigte seine Besitzungen. (D.J. Becker, Das Kloster Altenberg und der St. Petersackerhof bei Niederheimbach in

Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Köln 1910,S.141) Bestätigt wurde auch das Weinberg bei Bacharach, das den Grundstock es Altenberger Hofes in Niederheimbach darstellte.

1160 teilte Graf Adolf II seine Grafschaft und übergab sie seinen Söhnen Everhard (* um 1130-1180) und Engelbert I. (* unbekannt + 1189). Er selbst trat als Konverse in das von ihm gestiftete Kloster ein.

Er verstarb  wahrscheinlich am 12. Oktober 1170

Auf Abt Hermann folgte Abt Rixo (1162-1173),der urkundlich nicht belegt ist.

Vincenz Jacob von Zuccalmaglio sagt von ihm, dass Adolf II von Berg als Mönch in Altenberg starb und dass dieser neben seiner Gemahlin Adelheid in Altenberg bestattet wurde.

1171 wurde mit Zinna das vierte Tochterkloster gegründet. Kloster Altenberg hatte in dieser Zeit einen enormen Zustrom an Novizen und war auch deshalb in der Lage in einem kurzen Zeitraum so viele Töchterklöster zu gründen.

Damit ein Kloster eine Tochter gründen durfte, musste es mindestens 60 Mönche haben.

Gründer war Bischof Wichmann von Seeburg-Querfurt (* vor   1116-1192). Er war von 1149-1154 Bischof von Naumburg und von 1154-1192 Erzbischof von Magdeburg .

Der erste Abt von Zinna hieß Ritzo. Er ist wohl identisch mit dem obigen Abt Rixo.  Er wurde von Altenberg ausgesandt und kam wohl beim Wendeneinfall 1179 ums Leben.

Bischof Wichmann hatte mit Absicht ‘Zisterziensermönche für seine Gründung gerufen, da diese einen hervorragenden Ruf als Kolonisatoren hatten.

Das Kloster entwickelte sich zunächst nicht so wie gewünscht.

Hinter der Klostergründung steckte wohl die politische Absicht Bischof Wichmanns die  Südausdehnung der Herrschaft der Askanier einen Riegel vorzuschieben.

Auf ihn folgte  Abt Benno 1173 (Wikipedia nennt einen Abt Bodo) Vincenz Jacob vermerkt, dass in seiner Regierungszeit das Kloster durch den “raublustigen Adel” (S.11) geschädigt wurde.

Vor allem die Grafen von Arnsberg sollen immer wieder Meierhöfe des Klosters verheert worden sein.  Aber durch reiche Schenkungen anderer Gönner hielt sich der Schaden in Grenzen.

1175 gründete Herzog  Miezko III. (1173–1177) das Kloster Lad. Das war das dritte Tochterkloster von Altenberg und wie Kloster Lekno ein “kölnisches” Kloster

Schon 1140 gründete  Graf Poppo I. von Reichenbach (+ 1156) auf der Aulesburg im Kellerwald beim ‘Dorf  Löhlbach ein Benediktinerkloster.. Er und sein Schwiegersohn  Volkwin II. von Schwalenberg (1125-1177/78)

übergaben das Kloster 1150 an die Zisterzienserabtei Kamp. Aber drei Konvente von Kamp versuchten vergeblich, das  Kloster an dieser Stelle auf eine tragfähige Basis zu stellen.

Nach Klärung aller rechtlichen  Fragen gründete Kloster Altenburg das Kloster 1188 als vierte Tochter neu.

Im Jahr 1201 erwarb der Konvent durch Kauf- und Tauschverträge den gesamten Haus- und Grundbesitz des Dorfs Haina

. Das Dorf wurde aufgelöst und von den Mönchen in ein bewirtschaftetes Klostergut umgewandelt.1215 wurde das Kloster Aulesburg nach Haina verlegt.

Der erste Abt war Gottschalk (1196–1201) Er kam aus Kloster Altenberg.

Nachfolger von Abt Benno wurde Abt Goswin (1179-1202)s

Die erste Urkunde, die Abt Goswin erhielt, ist von dem Würzburger Bischof Reginhard von Abenberg (1171 –1186 ) ausgestellt und betrifft das Gut Lützelnfeld im Bistum Würzburg.

Der Würzburger Dompropst  Gottfried II. (1192 –1196) behauptete, dass das Gut ihm zehntpflichtig sei. Reginhard beurkundete nun, dass Abt Goswin den Propst abgefunden habe, um allen zukünftigen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen.

1183 zog Graf Poppo I. von Wertheim (1147-1212) ins Gelobte Land und kam in Altenberg vorbei. Bei dieser Gelegenheit gewährte er der Abtei Zollfreiheit in seiner Grafschaft.(Müller S. 6)

Papst Lucius III. (1181-1185) bestätigte die Schenkung eines Hofes Isenkroidt heute im Kreis Jülich. Lucius III. – RI IV,4,4,2 n. 1881

Graf Otto I. von Geldern (*um 1150-1207) und seine Gemahlin Richardis waren 1188 in eine geistliche Verbrüderung der Abtei aufgenommen worden und verliehen der Abtei Zollfreiheit auf ihrem Gebiet.

Am 26.Juli 1192 nahm Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) wie schon sein Vater Friedrich Barbarossa das Kloster mit all seinem Besitz in seinen Schutz und bestimmt, dass es außer ihm keinen Vogt haben  soll.

Heinrich VI. – RI IV,3 n. 236 Die Urkunde Friedrichs ist allerdings verloren.

Am 18.Oktober 1195 befreite Kaiser Heinrich VI. Kloster Altenberg von allen Zöllen für ihre Erzeugnisse zu Lande und zu Wasser. Heinrich VI. – RI IV,3 n. 475

Der Mainzer Erzbischof Konrad I. von Wittelsbach (1183- 1200 ) erteilte dem Kloster ebenfalls Zollfreiheit für sein Gebiet(Müller S.  6 f.)

Abt Goswin erwarb auch bedeutende Reliquien von Gefährtinnen der Heiligen Ursula von Köln. (4. Jahrhundert n.C.)

Abt Goswin soll am 28. November  1202 gestorben sein.

Seine Nachfolger waren  Arnold (1202–1203) und  Richolf / Richolt (1203–1216 ) Möglicherweise wurde er zwischen 205 und 1207 vom Generalkapitel abgesetzt.

Sein Todesdatum ist nicht bekannt.

Am 17. Okober1202  nahm König Philipp (1198+1208) den Abt von Altenberg und all seine Mönche und Konversen mit allen Gütern in seinen Schutz .

Außerdem gewährte er Zollfreiheit für die Zufuhr von Lebensmitteln auf dem Rhein. Philipp – RI V,1,1 n. 71

1203 bestätigte der Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein (1200-1230) der Abtei Zollfreiheit auf dem Rhein und den besondere Schutz für all ihre jetzigen und zukünftigen Güter auf dem Gebiet seiner Diözese.

Zu Altenberg hatte Erzbischof Siegfried ein besonderes Verhältnis. Am Anfang seiner Regierung gab es ein Schisma und Siegfried musste nach Köln fliehen , weil er von Philipp von Schwaben vertrieben worden war.

In Kloster Altenberg fand er Zuflucht und musste dann nach Rom weiter. Während seiner Zeit in Rom nahm ihn der Altenberger Abt beim Papst wärmstens in Schutz. Nach dem König Philipp in Bamberg ermordet worden war, konnte

Erzbischof wieder auf seinen Mainzer Stuhl zurückkehren. (Müller S. 9) Kloster Altenberg hatte sich im Thronstreit zwischen Philipp und Otto eindeutig auf die Seite Ottos gestellt.

Auf Abt Richolt folgte Abt Hermann (1216–1225 (?)  Er muss allerdings schon früher im Amt gewesen sein, denn

  am 29. März 1207 bestätigte Papst Innozent III. (1198-1216) Zehntfreiheit für alle Güter, die die Mönche selbst bebauten. (Müller S. 8). Diese Bulle erwirkte aber Abt Hermann.

Bei Graf Adolf III. von Berg (* spätestens 1175-1218)  erlangte er die Steuerfreiheit für die Abtei Altenberg.

Am 9. März 1213 bestätigte Kaiser Otto IV. (1208-1211 König und bis 1218 Kaiser) in Kaiserswerth alle Privilegien der Abtei sowie die Zollfreiheit, (Müller S.10)

Am  2. August 1215 nahm König Friedrich II. (1212-1220 König, dann Kaiser bis 1250)in Neuss  die Abtei Altenberg in seinen besonderen Schutz und verlieh ihr “ihr wegen der ehrbarkeit zucht und strenge durch welche sie sich auszeichnet, zollfreiheit für alle güter welche deren mönche auf Rhein und Main verführen” Friedrich II. – RI V,1,1 n. 823

Abt Hermann soll am 7. November 1226 gestorben sein.

Sein Nachfolger wurde Abt Gottfried (1225–1238 (?)

Er war vorher Prior in Altenberg.Von ihm ist zu vermerken, dass er die Leiche des  1225 auf der Rückreise von Soest ermordeten Kölner Erzbischof Engelbert I. (1218-1225) aus dem Hause Berg

Zusammen mit dem Abt von Heisterbach Heinrich I. (1208–1244) über Altenberg nach Köln begleitete. Der Leichnam wurde in Kloster Altenberg auf die Bestattung vorbereitet und dann nach Köln gebracht. Das Herz Engelhards aber wurde im Altenberger Dom bestattet.

Im September 1235 bestätigte Kaiser Friedrich II. die Zollfreiheit von Kloster Altenberg, die schon König Heinrich VI. gewährt hatte. (s.o.) Friedrich II. – RI V,1,1 n. 2115

Am 30. Januar 1237 bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) Kloster Altenberg seinen Besitz,wobei alle Besitzungen im Einzelnen aufgezählt wurden.

Am 8. November 1237 forderte er den Erzbischof von Trier Balduin von Luxemburg (1307 bis 1354 )die Besitzungen der Abtei Altenberg in seiner Diözese zu schützen.

Am 20. November 1237 forderte er alle Bischöfe und Erzbischöfe auf, in deren Diözesen die Abtei Altenberg Besitzungen hatte, diese dort gelegenen Besitzungen zu schützen. (Müller S. 12)

Der Todestag Abt Gottfrieds ist nach Müller der 25. Dezember 1238.

Nachfolger war nach wikipedia Abt Philipp, der in der Äbteliste nicht aufgeführt ist, aber  posthum in einer Urkunde von Abt Bruno erwähnt ist.

Die Biographia Cisterciensis führt nach Abt Gottfried Abt Bruno-1250.

Am 25. August 1245 forderte Papst Innozenz IV. (1243-1254) die Erzbischöfe von Köln Konrad I., von Hochstaden (1238 –1261) und Trier Balduin auf, die Mönche von Altenberg und ihre Besitzungen zu schützen. (Müller S.17)

Auch im Jahr 1245, am 30. November 1245 bestätigte König Konrad IV. (1237-1254)Abt Bruno und dem Konvent von Altenberg die früheren Zollprivilegien. Conrad IV. – RI V,1,2 n. 4502

Die Äbtelisten von wikipedia und der Biographia Cisterciensis weichen nun voneinander ab.

Bei wikipedia folgt auf Bruno ein Abt  Everhard ? (1242–1250 (?), der urkundlich nicht nachzuweisen ist und dessen Existenz bezweifelt wird.

Müller führt Abt Eberhard auch auf (S.18) In der Biographia erscheint Eberhard gar nicht.

Von 1250-1264 regierte Abt Giselher. Er war vorher Cellerar in Kloster Hardehausen. In seine Regierungszeit fällt die Grundsteinlegung vom Altenberger Dom.

Am 21 November 1252 bestätigte König Wilhelm von Holland (1248-1254 römisch deutscher Gegenkönig und von 154-1256 König) die Privilegien von Kloster Altenberg. (Müller S. 18)

Am 3. Mai 1259 (oder 1255) legten  Graf Adolf IV. von Berg  (1220-1259) und Sein Bruder  Walram von Limburg (1247-1279) den Grundstein zum Dom  in Anwesenheit

des Kölner Erzbischofs Konrad I., von Hochstaden (1238 –1261 ). Dieser legte auch den Grundstein zum Kölner Dom am 15. August 1248.

Ende des 12. Jahrhunderts zählte die Abtei  107  Priestermönche und 138 Laienbrüder.

Zwar war 1149 die erste Kirche gebaut worden. Aber eine größere Kirche war wohl erforderlich geworden.

1287 wurde der Chor geweiht. es dauerte allerdings bis 1347, bis die Gesamtweihe stattfinden konnte.

Auch Richard von Cornwall hatte sich nach dem Tod Wilhelms von Holland1258  zum deutschen König wählen lassen. Er konnte sich aber nicht durchsetzen.

Nach einem zweiten Zug nach Deutschland 1260 kehrte er wieder nach England zurück.

Am 8. Januar 1260 bestätigte er die Zollprivilegien von Kloster Altenberg. (Müller S. 20)

Nachfolger von Abt Giselher wurde Abt  Dietrich (1265–1276) Sein Todesdatum ist nicht bekannt. Möglicherweise hatte er resigniert.

Er versuchte vor allem, die im Bau befindliche Klosterkirche zu vollenden.

Er erwirkte am 21. November 1267 vom Kölner Domkapitel eine Aufforderung an alle Klostervorstände  und Pfarrgeistliche der Erzdiözese eine Aufforderung zum Einsammeln von Geld für die Altenberger Kirche (Müller S.21)

Kloster Altenberg betrieb auch eine Rheinfähre bei Mülheim . Das belegt eine Urkunde vom Dezember 1268, die Graf Adolf V. von Berg (1262-1296) ausstellte und in der er die Fähre von allen Lasten und Steuern befreite.

In dieser Zeit erhielt das Kloster auch eine Zollfreiheit bestätigt. Graf Eberhard I. von Katzenellbogen (+ 1311) verlieh der Abtei die Rheinzollfreiheit für alle Güter, die die Abtei beim Schloss Rheinfels flussauf-oder abwärts transportierte, (Müller S. 22)

Schon kurz nach seiner Wahl nahm  König Rudolf von Habsburg (1273-1291)am 2. November 1273 in Köln  die Abtei Altenberg in seinen Schutz, bestätigte alle von Kaiser Friedrich und dessen Vorgängern gemachte Verleihungen  und

gewährte ihr Zollfreiheit zu Boppard, Kaiserswerth und sonst auf dem Rhein. Rudolf – RI VI,1 n. 27

Auf Abt Dietrich folgte Abt Otto von Höningen (1276–1280) Vor seiner Wahl war er Prior und Cellerar.

Am 9. April 1277 genehmigte der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (1275 –1297 )die Umwandlung von Kloster Mechtern im heutigen Köln-Ehrenfeld in ein Zisterzienserinnenkloster.

Das Kloster  wurde wegen “Zuchtlosigkeit und Verschwendung“  aufgelöst und in ein Zisterienserinnenkloster  umgewandelt. Die geistliche Leitung wurde dem jeweiligen Abt von Kloster Altenberg übertragen.

Am  April 1277 zogen dreizehn Zisterzienserinnen und eine Äbtissin aus  Kloster Benden, das eine unmittelbare Tochter von Kloster Altenberg war und 1266 Kloster Altenberg inkorporiert wurde.

In Altenberg regierte zu dieser Zeit Abt Otto.Abt Otto verstarb 1280.

Sein Nachfolger wurde Abt Marsilius (1280–1289 )

Am  1. März 1280 bestätigte Papst Nikolaus III. (1277-1280) die Privilegien der Abtei und nahm Altenberg unter seinen besonderen Schutz. (Müller S. 24.f. Müller schreibt zwar Nikolaus IV,, dieser regierte aber von1288 1291

Ich unterstelle einfach einen Schreibfehler, denn Nikolauss III. regierte bis 1280)

Unter Abt Marsilius  wurde der Chorbau der neuen Kirche vollendet und 1287 durch Bischof Hermann von Samland (1275-1276) geweiht.

Abt Masilius soll 1289 gestorben sein.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich (de Libra?) (1289–1302)

Am 23. August 1292 bestätigte König Adolf von Nassau (1292-1298) Abt und Konvent von Kloster Altenberg die Urkunde König Rudolfs vom 2. November 1273 und bestätigte damit die Privilegien Altenbergs sowie die Zollfreiheit auf dem Rhein.

Adolf – RI VI,2 n. 66
Der Bau der Kirche war ja noch nicht beendet. Das Kloster erhielt aber viele Ablassverleihungen und Ablässe waren ja immer mit Spenden verbunden, eine gute Einnahmequelle also.

Am 13. Mai 1281 erließen die Bischöfe von Minden Wittekind II. (1369 –1383 ), Münster Everhard von Diest (1275-1301) und Hildesheim Siegfried II. von Querfurt (1279 –1310 ) Ablassbriefe für diejenigen, die die Kirche besuchten und ein Almosen zur Vollendung der Kirche hinterließen.

Auch Bischof Heinrich von Samland hatte bei der ‘Weihe Ablassbriefe ausgestellt.

Abt Heinrich erlangte in Rom Ablassverleihungen von 45 Bischöfen  zum Bau der Kirche.

Am 26. August 1298 bestätigte König Albrecht I. (1298-1308) die Privilegien von Kloster Altenberg. (Müller S. 27)

Abt Heinrich soll am 27. August 1303 gestorben sein.

Auf ihn folgte Abt Jakob I. (1303–1312 ). Er versuchte, wie alle seine Vorgänger, die  Verhältnisse der Abtei zu verbessern. Von Graf Wilhelm I von Berg  und seiner Gemahlin Irmgard von Kleve (+ 1319) erreichte er die Befreiung von der Herbstbede. Das war eine Steuer, die im

Herbstmonat an den Grundherrn zu entrichten war. (Müller S. 28)

Am 31. Dezember 1309 bestätigte König Heinrich VII. (1308-1313, ab Juli1312 Kaiser) die Urkunde König Adolfs von Nassau, die wiederum eine Bestätigung der Urkunde König Rudolfs vom 2. November 1273 war.

Heinrich VII. – RI VI,4,2 n. 359

Am 9. August befreite der Kölner Erzbischof Heinrich II., von Virneburg (1304 –1332  )die Abtei von allen Zöllen in Bonn und Andernach für alle Materialien um Bau des  Kloster. (Müller S. 28)

Abt Jakob verstarb 1312.

Auf ihn folgte Abt Johannes, der aber nur zwei Jahre regierte und möglicherweise vorzeitig resignierte.

Sein Nachfolger Abt Dietrich regierte von 1314.1320.

Graf Adolf VI. von Berg (1308-1348) wiederholte am 7.November 1316 die Befreiung von der Herbstbede durch seinen Vorgänger Graf Wilhelm. )Müller S. 29)

In der Regierungszeit des Grafen Adolf gab es viele Überschwemmungen, Missernten und auch Pestepidemien.

Außerdem litt die Bevölkerung und auch das Land  durch die Auseinandersetzungen zwischen dem Habsburger Friedrich dem Schönen (1314-1322) und dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern (1314-1341)

nach der Doppelwahl im Jahre 1314. Die Auseinandersetzungen wurden erst nach der Schlacht bei Mühldorf von 1322 beendet, in der Ludwig besiegte und Friedrich gefangennahm. Graf Adolf war ein

Parteigänger Ludwigs.

Nach Müller soll Abt Dietrich 1328 gestorben sein.

Sein Nachfolger Abt  Reinhard (von Höningen?) (1320–1330 ) regierte aber wohl schon seit 1320.

Am 23. Mai 1324 war ein heftiges Unwetter, in dessen Folge das Dhünntal überschwemmt wurde. Auch die Kirche und das Kloster standen unter Wasser. Zehn Klosterinsassen kamen ums Leben.

Abt Reinhard verstarb am  30. April 1325.

Sein Nachfolger wurde Abt Philipp vom Spiegel (1330–1335 )An Palmsonntag 1326 wurde der Dreikönigsaltar in Kloster Altenberg sowie zwei Glocken geweiht.

Die Weihe vollzog Kuno., Bischof von Megara. Er 1324 Weihbischof von Hildesheim, 1326 von Köln, 1329 wieder in Hildesheim und 1337 in Lüttich.

Am 6. Juni 1339 widmete er Kloster Altenberg. Seinen Lebensabend verbrachte er dort und verstarb  in Altenberg, wo er auch bestattet ist.

1334 erwarb Abt Philipp zwei Häuser in Köln in der Goldgasse. Da Altenberg in unmittelbarer Nähe in der Johannisstraße Besitztum hatte, wurde dieser zusammengelegt.

(Müller S. 30, wikipedia schreibt den Erwerb allerdings Abt Johann von Schrenberg zu)

So entstand der Altenberger Hof in Köln.

Schon 1268 hatte Kloster Altenberg das Recht erhalten, zwischen Mülheim und der kurkölnischen Uferseite eine Fährverbindung zu betreiben.

Graf Adolf von Berg V. befreite die Fähre im Dezember 1268 von allen Lasten und Steuern (Müller S.22)

Die Mönche konnten mit der Fähre ihren Hof in Köln einfacher erreichen und das Kloster hatte eine zusätzliche Einnahmequelle.

Der Altenberger Hof wurde als Handelsniederlassung und Organisationsmittelpunkt der wichtigste Stadthof für Kloster Altenberg.

Bis zum 15. Jahrhundert diente er auch dem Hause Berg als Residenz und Verhandlungsort.

Der Hof hatte  im Laufe der Zeit hochherrschaftliches Format.

So fand hier die Eheschließung von Herzog Wilhelm III. von Berg (1475-1511) und seiner zweiten Gemahlin Sybille von Brandenburg (+ 1524) statt.Die Trauung vollzog Abt

Arnold von Monnickendam (1467–1490 )

Altenberg besaß Häuser in 17 Städten.Stadthöfe hatte es neben dem größten in Köln, in Bonn, Poppelsdorf, Koblenz, Boppart, Kaiserswerth und Neuss

1210 betrieb es 12 Grangien in Lützelfeld,Bacharach, Rhens, Horchheim, Sürth, Forsterhof, Bochheim, Schönrath, Isenkroidt, Widdauen, Brück
und Mickel. Diese hatten eine durchschnittliche Größe von 150 Hektar, was für damalige Verhältnisse außerordentlich groß war.

Die Grangien in Bacharach, Rhens, Horchheim waren Weingüter.

Abt Philipp verstarb im Frühjahr 1339.

Abt Hermann von Horchheim (1338–1346)wird von wikipedia und Müller geführt.

Am 25. September 1345 befreite Graf Eberhard IV. von Katzenellenbogen (+1354) die Abtei Altenberg vom Zoll zu Boppard. Die Mönche schlossen ihn dafür in ihr Gebet ein.

Graf Adolf VI. von Berg (1308-1348) die Abgaben für die Fischerei im Rhein.

Abt Hermann verstarb am 13. Dezember 1346.

Auf ihn folgte Abt Ludwig (von Esch?) (1346–1362) und dann

Abt  Pilgrim von Syberg (1362–1367) . Er stammte aus der Kölner Patrizierfamilie von Syberg.

Er kaufte 1363 den Solinger Fronhof. Dazu gehörten das Haupthaus, eine Backstube, eine Scheune, ein Schuppen und ein Malzhaus sowie insgesamt 61 Morgen Land.

Der Fronhof gilt als früheste Form eines örtlichen Verwaltungs- und Machtzentrums in der Stadt Solingen.

Am 10. August 1349 bestätigte Karl IV. (1346-1355 König dann Kaiser.1378) der Abtei die Zollfreiheiten auf dem Rhein bei Boppard und Kaiserswerth. Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 1355]

1342 erwarb die Abtei ein Haus in Neuss.

Am 3. Januar 1354 bestätigte der Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau (1346-1353 (1346–1353 )  die Befreiung der Abtei von Zöllen in seinem Gebiet und am 19. Juli 1354 befreite der Trierer Erzbischof

Boemund II. von Saarbrücken (1354 bis 1362) die Weine von Altenberg von Zöllen in Boppard und Koblenz. 1364 verstarb in Kloster Altenberg Daniel von Wichtrich.. Er wurde  1342 von Papst Benedikt XII (1334-1342) zum Bischof von Verden ernannt-

Er wurde in Kloster Altenberg bestattet.

Auf Abt  Pilgrim  folgte Abt Wilhelm (1366–1370 ) Er ist urkundlich nicht nachzuweisen.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann von Schalverenberg (1370–1380). Er erwarb drei Höfe in der Nähe von Altenberg.

In seiner Regierungszeit hielt sich Bischof Wikbold von Kulm im Altenberger Hof in Köln auf. Von 1363-1381 war er Bischof von Kulm.

1375 wurde er von dem kulmischen Ritter Hans von Kruschin in Kulmsee überfallen und nach Dobrin entführt. Vermutlich deshalb

die Verwaltung seiner Diözese dem Domkapitel und begab sich nach Köln.  Er hielt sich im Altenberger Hof auf. Durch seine Stiftungen ermöglichte er die Fertigstellung des Altenberger Domes.

Er stiftete 4070 Rheinische Dukaten, das sind etwa 1.337.350,00 €.  Im Auftrag des Kölner Erzbischofs Friedrich III., von Saarwerden (1370 –1414 ) weihte er den Altenberger Dom.

Bischof Wikbold verstarb am 21. Juli 1398 oder 1400 und wurde im Altenberger Dom beigesetzt.

Nachfolger von Abt Johannes wurde Abt Andreas von Monheim (1380–1382 (?) Er  stammte aus Köln

Am 25. März 1381 bestätigte der Mainzer Erzbischof Adolf I. von Nassau (1381 –1390) die Zollprivilegien von Altenberg.

Unter Abt Andreas wurde auch das Westfenster des Domes vollendet das Bischof Wikbold mit 400 Rheinischen Gulden, das sind etwa 131.435,00 €,  finanziert hatte.

Nach Müller verstarb Abt Andreas am 5. Dezember 1382 (S. 37)

Auf ihn folgte Abt Johann von Hanenberg  (1382–1420) Er vertauschte  mehrfach Güter, die nicht so günstig lagen bzw. weiter entfernt gegen nahe der Abtei gelegene Güter.

Unter ihm wurde auch die päpstlich gebotene Gottestracht eingeführt. Das ist eine Prozession, ähnlich der Fronleichnamsprozession, in der das Allerheiligste unter einem Baldachin  getragen wird.

Unter ihm scheint es Probleme mit der Verwaltung der Klostergüter gegeben zu haben. Papst Innozenz VII. (1404-1406) beauftragte am 3. Dezember 1404 den Kölner Dompropst Johann von Straubing-Holland (1389 -1418? )

die Abtei Altenberg, die wegen Nichtzahlung von Schulden ins Interdikt geraten war, zu absolvieren und die Vermögensverhältnisse der Abtei zu ordnen.

Angeblich waren an den Schwierigkeiten ständige Fehden und auch die hohen Steuern, die  der junge Herzog Adolf von Berg (1408-1437) in der Auseinandersetzung mit seinem Vater Wilhelm von Berg (1380-1408) von der Abtei erhob.

1407 verpfändete sie einen teil ihres Hofes in Köln an Herzog Adolf.

Abt Johann verstarb 1420. Dass das Kloster sich wieder hocharbeiten konnte, hatte es vor allem seinem Bursar und späteren Abt  Johannes Rente (1430–1440) zu verdanken.

Er zeichnete sich durch kluge Wirtschaftsführung aus, setzte aber auch  sein erhebliches Privatvermögen für die Belange der Abtei ein.

Er soll 8000 Gulden , das sind immerhin etwa 2.649.072,00 €.  aufgewendet haben.

Auf Abt Johann folgte folgte Abt Heinrich von (Kaisers-)Wert (1420–1430 ). Abt Johann verstarb im Jahre 1420.

Abt Heinrich verstarb am 24. August 1430. (Müller S.42)

Als Abt folgte nun Johannes Rente. Die Äbtechronik lobt ihn wegen seiner „Vorsorge und ausgezeichnete Erfahrung im Bereich der weltlichen Güter“.

Er ließ eine Steinbrücke über die Dhünn und einen Schutzdeich bauen.

Er ließ die Friedhofsmauer bis zur Kalkpforte errichten.

Im Brauhaus ließ er eine Bierpfanne anlegen.

Die Kirche stattete er mit einer Orgel aus und ließ dort eine Uhr anbringen.

Abt Johannes war der letzte der Äbte, denen noch eine Erweiterung des klösterlichen Grundbesitzes in größerem Umfang gelang.

1432 kaufte er Güter in Mauenheim, heute der kleinste Stadtteil von Köln im Kölner Stadtbezirk Nippes.

1433 kaufte er das Gut Kalenberg in Mechenich im Kreis Euskirchen.

Am 10.August 1434  bestätigte der Mainzer Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach (1434 –1459)  die Zollbefreiung Altenbergs in seinem Gebiet.

1437 erwarb er die Herrlichkeit Riehl, heute ein Stadtteil von Köln.  Die Altenberger Äbte nannten sich nun Herren von Riehl.

Diese Bezeichnung nahmen sie auch in ihr Siegel auf,

Abt Johannes Rente resignierte 1440.

Auch als Altabt war er noch gelegentlich für das Kloster tätig.

Er verstarb am 5. Januar 1447.

Nachfolger von Abt Johannes wurde  Johann von Küdinghoven (1440–1462 )Urkundlich ist er nur vom 02 Mai 1440 bis 7. September 1458 bezeugt.

Er war sehr gelehrt. Seine sorge galt der Bibliothek. Er schickte 5 Altenberger Mönche an die Universität Heidelberg.

Er ließ das bronzene Evangelienpult gießen. Dieses zählt zu wertvollsten Kunstschätzen der Klosterkirche.

Zu mindestens während seiner letzten Abtsjahre  leitete der Bursar Wilhelm von Körrenzig für Abt Johannes die Geschäfte der Abtei

Unter seiner Wirtschaftsführung geriet Altenberg in große Schwierigkeiten.

!458 legte er aber ein sehr sorgfältiges Heberegister der Abteigüter an.

Auf Abt Johann von Küdinghofen folgte Abt Johannes Schlebusch (1462–1467 )

Er studierte in Heidelberg.. Sein Lehrer dort war Dr. theol Arnold von Monnickendam, sein Nachfolger in Altenberg.

Die  Wahl von Abt Johannes erfolgte unter dem Vorsitz von Vaterabt Thomas de Luxembourg (1462–1466 ) von Kloster Morimond.

Sie wurde erst 1463 urkundlich bestätigt, dem neuen Brauch zufolge vom Generalkapitel.

Gemeinsam mit seinem Prior Peter de Haga beteiligte er sich am vom Generalkapitel ausdrücklich verbotenen Reliquienhandel nach den Niederlanden.

1466 brachte er solche seines eigenen Klosters in die Abtei Egmond, dem ältesten Kloster der Niederlande.

Abt Johannes stand völlig unter dem Einfluss seines Bursars Wilhelm von Körrenzig.Sein Heidelberger Lehrer, jetzt Abt von Kloster Lehnin  (etwa t1456-1467)

machte ihm deshalb schwerste Vorwürfe.

Wegen seiner Wirtschaftsführung leitete Vaterabt Guillaume II. de Mège(1466–1471 ) 1467 ein Amtsenthebungsverfahren gegen Johannes ein. Das geschah sicher nicht ohne Zutun

des Herzogs von Jülich-Berg  Gerhard (1437-1475). Abt Guillaume zog auch die Äbte von Kloster Kamp  Heinrich IV. (1452–1483), von Kloster Marienfeld Arnold von Bevern (1452–1483) und von Kloster Eberbach

Abt Richwin, von Lorch (1456-1471). Abt Johannes wurde abgesetzt. Er prozessierte zwei Jahre dagegen, aber erfolglos. Er erhielt eine Jahrespension von 50 Gulden, das sind etwa 16.597,00 €.

Er wurde Beichtvater im Kloster Fröndenberg, dessen Äbtissin ihm vom gemeinsamen Reliquienhandel verbunden war.

Auch Bursar Wilhelm verlor seine Stellung.Um 1470 erscheint er als Domherr zu Werden (Kaiserswerth. Er war wohl aus dem Zisterzienserorden ausgetreten.

Zur Reform der gesunkenen Klosterzucht wurden zwei Mönche aus Kamp für einige Zeit nach Altenberg geschickt.

Nachfolger von Abt Johannes Schlebusch wurde Abt Arnold von Monnickendam (1467–1490)

Er ist nicht vor 1401 geboren.

Er trat in das Kloster Neuenkamp in der heutigen Stadt Franzburg in Mecklenburg-Vorpommern ein und legte dort auch seine Profess ab.

1434 wurde er in Rostock immatrikuliert  Dort wurde er Baccalaureus an der Artistenfakultät.

Zwei Jahre später ging er an die Universität Köln und machte dort seinen Magister. Später als Angehöriger der Abtei Heisterbach machte er in Köln den Dr. theol.

1454 kam er als Professor der Theologie an das Ordensseminar St. Jakob in Heidelberg. Er war auch als Dozent an der Universität Heidelberg tätig.

Er geriet in den Streit zwischen den damals Heidelberg beherrschenden Nominalisten und den Realisten. Die Universitätsversammlung wollte ihn sogar von allen Handlungen

als Mitglied des Lehrkörpers suspendieren und nur der Vermittlung hochgestellter Persönlichkeiten verdankte er die Rehabitilierung.

1454 beauftragt ihn das Zentralkomitee zusammen mit dem Äbten von Kloster Himmerod Peter II. Hund (1449–1468 ) und Kloster Heisterbach Dietrich III. (1448–1457 ) mit

der Vorbereitung eines Ordenskolleg an der Universität Köln. Dies kam aber nicht zustande.

1456 wurde er Abt in Kloster Lehnin und war das bis 1467. Wegen seiner Wirtschaftsführung geriet er in Streit mit seinem Konvent und führte diesen so leidenschaftlich, dass sich auch die Äbte

der benachbarten Klöster Zinna , Chorin und Himmelspforte Moritz II. (1452 –1468), Tobias (1454-1464) (Äbte von Himmelspforte habe ich online nicht gefunden)

Auch Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg (1440-1470) schaltete sich ein und wandte sich an die Äbte von Heilsbronn Ulrich Kötzler (1433–1462 ) und Ebrach Burkard II. Scheel (1455–1474) als Kommissare für Deutschland.

Das Generalkapitel gab daraufhin den Äbten von Altzelle Anton Schröter(1448-1471) und Walkenried

den Auftrag, die Angelegenheit, zu untersuchen und zu entscheiden.Abt Arnold verließ Kloster Lehnin, vielleicht weil seine Lage dort unhaltbar geworden war, vielleicht auch weil  Gräfin Sophia von Jülich-Berg (1456-1473),

die für ihren erkrankten Gemahl Herzog Gerhard VIII. von Jülich-Berg , der um 1456 in geistige Umnachtung fiel, die Regierungsgeschäfte für ihren erstgeborenen Sohn Wilhelm VIII. (+1511) führte, in Erwägung für den Abtstuhl von Altenberg

zu ziehen. Er war ihr von ihrer Schwägerin Dorothea, einer Schwägerin des Kurfürsten Friedrich II von Brandenburg, empfohlen worden.

Er wurde am  6. August 1467 unter Vorsitz des Vaterabtes Guillaume zum Abt von Altenberg gewählt.

EAs dauerte allerdings bis 1479, bis er vom Generalkapitel bestätigt wurde, da sein abgesetzter Vorgänger Abt Johannes gegen seine Absetzung gerichtlich vorgegangen war.

Anders als in Lehnin fand  er in Altenberg gleich Gehorsam. Seine Maßnahmen kamen dem aber auch entgegen.

Er baute das Winterrefektorium aus, das beheizbar war.

Unter ihm hörte die Selbstbewirtschaftung der Klosterhöfe auf. Die Mönche sollten sich jetzt verstärkt um die Wissenschaft kümmern. Deshalb wurde auch die Bibliothek ausgebaut.

Im Orden schätzte man seine Aktivität und seien Gelehrsamkeit sehr schnell. Schon 1471 erhielt er als principalis executor den Auftrag,die in Köln sich ohne Erlaubnis ihrer Oberen herumtreibende Mönche,

nötigenfalls unter Zuhilfenahme der weltlichen Obrigkeit festzunehmen und in ihre Klöster zurückzuschaffen.

Von 1473 bis 1475war er als Vertreter der deutschen Zisterzienserklöster in Rom bei Papst Sixtus IV. (1471-1484) wo die Ordensgesandtschaft über die Aufrechterhaltung der Ordensfreiheiten verhandelte.

Seine Abhandlung über das Unwesen der Kommende, die auch im Druck erschienen ist, überreichte er dem Papst persönlich.

Über viele Jahre hinweg war er Kommissar des Ordens für ganz Deutschland und visitierte viele Klöster.

Am 31. Mai 1478 visitierte er Kloster Kamp. Dabei untersagte er jegliche Veräußerung von Reliquien.+1524)

Ein sehr gutes Verhältnis hatte zum herzoglichen Hof in Düsseldorf. Er nahm die  Trauung von  Wilhelm  III. von Jülich-Berg (1475-1511) mit Sybilla von Brandenburg (+ 1524), der Nichte seines früheren Landesherren Kurfürst Friedrich II. vor

Die Hochzeit fand in Köln statt. Es war ein großes gesellschaftliches Ereignis. Geladen waren zahlreiche Erzbischöfe, Bischöfe und Prälaten, der Erzherzog von Österreich, der Herzog von Burgund, der Kurfürst von Brandenburg, der Markgraf von Baden, mehr als 50 Grafen und zahllose Edelleute.

Er baute das Sakramentenhäuschen an der linken Seite des Hochaltars. Außerdem ließ er das Refektorium erbauen.

Er verstarb am 7. März 1490 und wurde als erster Abt im Altenberger Dom beigesetzt.

Auf ihn folgte Abt Bartholomäus Frinck  (1490–1496) Er wurde unter Vorsitz des Abtes Heinrich V. (1483–1499) von Kloster Kamp gewählt.

Vor seiner Wahl war er Bursar. Unter seiner Wirtschaftsführung ging die finanzielle Gesundung des Klosters weiter. Das zeigt sich auch, dass er in seiner kurzen Regierungszeit  eine beachtliche

Bautätigkeit zeigte.Er baute ein neues Krankenhaus neben dem Dormitorium mit Badestube für Kranke.

Am 31 August bestätigte Landgraf Wilhelm I. von Hessen (1471-1493 die Zollfreiheit der Abtei bei Boppard und St. Goar.

Der hessische Landgraf bat ihn auch im Altenberger Tochterkloster Hayna , die Reform durchzuführen.

Abt und Konvent beschwerten sich bei Papst Alexander VI. (1492-1503), dass die Stadt Köln ihren Hof in Riehl zerstört und dort alle ihre vernichtet hätte. Der Papst beauftragte die Dekane der Domkirche

und der Marienkirche in Utrecht, sowie den Dekan der Florinskirche in Koblenz für de Wiedererstattung zu sorgen.

Abt Frinck verstarb im Jahr 1496.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich Rouffer (1496–1517)

Er trat sein Amt 1496 an. Über seine Wahl ist nichts bekannt.

1472 war er Kaplan des Abtes Arnold.

1480 war er Verwalter auf dem Petersackerhof

Später war er Siechenmeister im Kloster und später Pfarrer in Solingen und zwar der erste aus dem Zisterzienserorden.

Von den Mainzer Erzbischöfen bekam er 1506 und 1509 die Zollfreiheit Altenbergs bestätigt.

Wegen seines Reformeifers war er bei Herzog Wilhelm von Jülich-Berg sehr gut angeschrieben. Was für das Kloster wichtig war, er fasste alle von ihm und seinen Vorgängern verliehenen Vergünstigungen

in einem Sammelprivileg zusammen und bestätigte sie erneut. (Müller s. 47, hier sind die Privilegien auch im einzelnen aufgelistet)

Das geschah am 4. Mai 1511. Der Herzog verstarb am 6. September 1511.

Herzogin Sybilla übergab der Abteinach dem Tod Herzog Wilhelms 1100 Mark, das sind ungefähr 803.435,00 €., für eine tägliche Seelenmesse.

Abt Heinrichs wichtigste Leistung war die Schuldentilgung.

Er vollendete den Umbau des Kreuzgangs, schmückte die Kirche aus und sorgte für eine angemessene Aufbewahrung der Reliquien des Klosters.

1514 ernannte ihn Generalabt Jacques III. (1501-1516) von Citeaux zum Generalkommissar des Ordens für Niederdeutschland.
Abt  Heinrich verstarb am 26. August 1517.

Auf ihn folgte Abt Gerhard von Nuwenburg  (1517–1524)

Er wurde 1517 unter Vorsitz des Abtes von Kloster Kamp Johannes IV Middels (1504–1524)zum neuen Altenburger Abt gewählt.

Seine Kandidatur war von Herzog Johann von Jülich-Kleve-Berg (1511-1539) empfohlen worden.

1493 war er Prior in Haina

Gerhard wurde 1497 an der theologischen Fakultät der Universitäöt Köln immatrikuliert.Dort schloss er mit dem Doktor theol. ab.

Sei 1501 war er Prior in Altenberg und dort seit 1512 Bursar

Am15. September 1520 ernannte ihn Generalabt Guillaume V. du Boissey (1517-1521

zum Generalkommissar des Orden für Niederdeutschland.

1521 wurde er Dekan seiner Fakultät

Abt Gebhard starb am 2.April 1524

Martin Luther hat mit seinem Thesenanschlag 1517 die Reformation ausgelöst.

Kloster Altenberg blieb katholisch und wurde ein Stützte des alten Glaubens

Allerdings wurden drei Tochterklöster protestantisch.

In Hessen setzte Landgraf Philipp (15181567) begann 1526 mit der Einführung der

Reformation in Hessen. 1533 löste er die Abtei auf. Er stiftete dort eines der vier Hohen

Hospitäler für die arme Landbevölkerung. Haina war eines der beiden Männerhospitäler

Das Tochterkloster Zinna, das 1170 gegründet worden war, lag nur etwa 45 Kilometer von Wittenberg entfernt. Durch die Nähe zu Wittenberg  wirkte sich die Reformation natürlich sehr früh auf Kloster

Zinna aus. Die vorletzten beiden Äbte Heinrich Greve  (1539 –1540 ) und Mattheus Kagel (1540 –1548 ) wurden wegen ihrer Nähe zur Lutherschen Lehre abgesetzt.

Mit dem letzten Abt Valerian (1548 –1553 ) endete das mönchische Leben in Zinna. Die Besitzungen des Klosters fielen als  Amt Rüdersdorf an das Kurfürstentum Brandenburg.

Das Kloster Mariental, das 1138 bei Helmstedt gegründet worden war, beendete seine zisterziensische Klostergeschichte 1569. Schon  seit 1542 war dort bis 1773

eine evangelische Klosterschule und ein Lehrerseminar. Beides wurde 1775 nach Helmstedt verlegt.

Probleme hatte Altenberg auch in Solingen. Dort hatte das Kloster die Seelsorge inne.

1560 gestattete Herzog  Wilhelm V.(1539–1592)in der Solinger Pfarrkirche das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu reichen Abt Wilhelm Stoploch protestierte zwar dagegen. Aber Solingen war evangelisch geworden.

Nachfolger von Abt Gebhard wurde Abt Andreas Boelgen (1524-1536)

Seine Wahl fand vor dem 23. April 1534 statt. Vor seiner Wahl war er Bursar und Hofmeister des Petersackerhofes. Dann war er 27 Jahre lang Pfarrer in Solingen.

1529 führte er den Vorsitz  bei der Wahl des Abtes Johannes V. (1529–1563) in Kloster Kamp. Im selben Jahr ernannte ihn Generalabt Guillaume VI. Le Fauconnier (1521-1540) zum Generalvikar.

Von Abt Andreas stammt auch die zweite Fassung des   Altenberger Reliquienverzeichnis.

Er war ein großer Marienverehrer.Er ließ die baufällige Marienkapelle weitgehend aus eigen Mittel restaurieren. Er stiftete den Marienleuchter im Chor, die Madonna von Altenberg.

Er verstarb am 4. April 1536.

Auf ihn folgte Abt Matthias Gleen  (1536–1538).

Er wurde bei seiner Wahl von den anwesenden Äbten gezwungen die Wahl anzunehmen. Vor seiner Wahl war er Cellerar. Er regierte nur kurz und verstarb am 11. Juni 1538.

Sein Nachfolger wurde Abt Wilhelm Stoploch von Hittorf (1538–1560 )

Seine Wahl fand am 18.Juni 1538 statt.Er wurde als erster und nach ihm alle Äbte nur noch vom Vaterabt und nicht mehr vom Generalkapitel bestätigt.

Vor seiner Wahl war er Hofverwalter in Horchheim,dann Küchenmeister und zuletzt Prior.

Er sorgte sich um die wissenschaftliche Hebung seines Konventes. So schickte er vier Mönche zum Studium nach Köln.

Er war ein umsichtiger Verwalter.

1543 griff Kaiser Karl V. die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg  im Dritten Geldrischen Erbfolgekrieg an. Ein Hintergrund war das Interesse aus den Niederlanden am Herzogtum Geldern das durch Erbe an Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg gefallen war.

Eine Heeresabteilung des Kaisers lag im Kloster Altenberg im Quartier und nahm beim Abzug 20 Pferde,mehrere Rinder und Schafe und raubte eine Menge Wein und Früchte.

Die folgenden Jahre waren Hungerjahre und das Land wurde von Räuberbanden überschwemmt. Die Mönche mussten sich bewaffnen und gegen die Räuber vorgehen

1548 erhielt er gemeinsam mit dem Abt von Kamp Johannes V. den Auftrag  durch Verhandlungen mit Kaiser Karl V. (1520-1555),  bestimmte Klöster des Ordens den Lutheranern wieder zu entreißen.

1551 wurde er zum Subkonservator des Ordens bestellt.

Er war bemüht, die alte Ordnung wieder herzustellen, wie er auch in Solingen (s.o.) bewies.

Er verstarb am 1. Juni 1560.

Auf ihn folgte Abt Winand Dutzmann (1560–1568)

Er stammte aus  Rommerskirchen, Kreis Grevenbroich.

Er trat in das Kloster Haina ein und legte dort seine Profess ab.Nach der Aufhebung Hainas wurde er 1538 in Altenberg übernommen und war hier Kantor.

1542 wurde er als Priestermönch an der Universität Köln immatrikuliert.

1558/59 war er Präfekt und Pastor im Nonnenkloster Hoven, Ortsteil von Zülpich.

1565 bestellte ihn das Generalkapitel zum Syndikus für alle Prozesse ihn Germanien. Außerdem wurde er zusammen mit dem Abt von Himmerod Johann von Briedei(1558–1571 ) mit der Visitation der Klöster  im Rheingebiet.

Einen Konflikt mit seinem Konvent wegen der Rechnungslegung entschied das Generalkapitel 1567 zu seinen Gunsten.

Er gehörte zu den besonders ausgewählten Vertretern der Geistlichkeit, mit den Herzog Wilhelm am 26. Oktober 1566 über seine Steuerforderungen verhandeln wollte.

Abt Winand starb Anfang 1568.

Auf ihn folgte Abt Gottfried (Schnavel) von Sundorf (1568–1581 )

Seine Eltern waren die Kölner Eheleute Jürgen Schnavel und Agnes zum Falken.

Er war bereits 1553 im Konvent.

Vor seiner Wahl war er Beichtvater im Nonnenkloster Kentorp in Hamm.

Wahrscheinlich war er als Abt von Herzog Wilhelm V. empfohlen worden, bei dem er auch später in hohem Ansehen stand. Viele Adlige, die beim Herzog in Ungnade gefallen waren, baten den Abt um seine Vermittlung.

Seine Wahl fand am 22. Februar 1568 statt. Er wurde ausnahmsweise von Generalabt Jérôme de la Souchière (1564– 1571 ) von Citeaux  am 17. Juli 1568 bestätigt, da dieser anlässlich einer Visitation in Altenberg war.

In zahlreichen Fällen erfreute er sich landesherrlicher Unterstützung.

1576 verbürgten sich 27 Herren aus den vier herzoglichen Ländern bei der Postulation des Münsteraner Bischofs Johann Wilhelm von Jülich-Kleve (1574 –1585) für die Einhaltung der Wahlkapitulation.

Abt Gottfrid erscheint an zweiter Stelle hinter dem Werdener Abt Heinrich Duden (1573–1601 )

In Koblenz stieß er den Altenberger Besitz und seine dortigen linksrheinischen  Güter aus nüchternen Erwägungen ab.

1577 wütete in Köln die Pest. Kloster Altenberg beherbergte in dieser Zeit den päpstlichen Nunius in Köln Bartolomeo Portia ( 1576 – 1578 ).  Dieser zeigte seien Dankbarkeit für die gewährte Gastfreundschaft.

Im August 1577 war Herzog Wilhelm samt seinem Hoflager zu Gast in Kloster Altenberg

Abt Gotfried verstarb am 8. Juli 1581.

Sein Nachfolger wurde Abt Peter Neuenar (Neuwenhar) (1581–1591 )

Er war der Sohn des vermögenden Weinhändlers Peter Neuenar, Sein Vater war im Kirchspiel St. Jakob Zugleich mit Hermann Weinsberg Kirchmeister .

Dieser war ein Kölner Ratsherr und Chronist, Dieser berichtet auch von der Wahl Peter Neuenars (Hans Moser, Die Zisterzienserabtei Altenberg, Berlin 1965, S. 168) Demnach hatte er seine Wahl hauptsächlich der Empfehlung des Herzogs zu verdanken,

denn nach Weinsberg hatte Peter Neuenar weniger Stimmen erhalten als sein Gegenkandidat Gerlach Kattenbach. Abt Peter wurde jung ins Kloster Altenberg gegeben. Er war dort 1577 Kaplan des Abts., danach Cellerar.

Nach seiner Wahl nahm er im Kloster selbstherrlich Veränderungen vor. Wegen seiner Strenge bei der Handhabung der Klosterzucht lebte er mit seinem Konvent in Unfrieden und hielt sich die meiste Zeit am

Altenberger Hof in Köln auf.

Auf die Bibliothek verwandte er viel Sorgfalt. Er soll dort den großen Christopherus sowie die hölzernen Apostel anfertigen lassen haben.

1585 erhielt er  von Generalabt Edmond I. de la Croix (1584–1604 ) zusammen mit dem Prior von  Bottenbroich Wilhelm Paggius (1561–1598,), #das hochverschuldete

Kloster Sion  in Köln –Altstadt-Süd zu sanieren.

1577 wurde in Köln Georg Truchsess von Waldburg –Trauchburg  zum Nachfolger  von Salentin von Isenburg .

Am 19, Dezember 1582 sagte er sich öffentlich von der katholischen Kirche los und trat zu reformierten Kirche über. Kurz danach heiratete er. Er wollte aber Erzbischof bleiben.

Das löste den Truchsessenkrieg (oder Kölner Krieg ) 1583-1588 aus, der auch Kloster Altenberg schwer traf.

Söldner des Pfalzgrafen Kasimir (1583-1592)plünderten im  Kloster. Sie griffen sich junge Mönche und gaben sie nur gegen hohes  Lösegeld frei.

Die Güter der Abtei wurden von Freund und Feind in gleicher Weise heimgesucht. Die Abtei  musste zur Beseitigung der Schäden Darlehen aufnehmen, die die Abtei noch lange Zeit belasteten.

Dort verstarb er am 23. April 1591.

Er starb wohl im Unfrieden, denn nach seinem Tod soll man  nicht ein mal ein Vaterunser  für ihn  auf der  Kanzel für ihn  beten lassen haben.

Sein Nachfolger ließ ihn aber mit großem Gepränge nach Altenberg überführen.

Er hinterließ dem Kloster Weinberge in Niederkassel. Er stiftete sein Jahresgedächtnis, das im Kloster abgehalten werden sollte.

Auf ihn folgte Abt Bartholomäus (von) Anstel (1591–1614).

Er bäuerlicher Herkunft und stammte aus dem Dorf Anstel im Kreis Grevenbroich.

1579 war er Subdiakon und dann Kaplan in Solingen und Küchenmeister.

!589 war er Pater in Kentrup

Vor seiner Wahl war er Prior.

Bei seiner Wahl am  8. Mai 1591 waren landesherrliche Kommissare anwesend.

Seine Bestätigung erfolgte am 30. Oktober 1581 durch den apostolischen Nuntius Ottavio Mirto Frangipani (1587-1596) in Köln.

Da die Gefahren auf der Landstraße eine Reise zum Generalkapitel nach Citeaux unmöglich machte, nahm der Nuntius die Bestätigung vor.

Er hatte immer noch mit den Belastungen aus dem Köllner Krieg zu kämpfen und war mehrfach  gezwungen, Darlehen aufzunehmen.

Gegenüber den Reformierten in Solingen war er sehr nachgiebig und machte ihnen in der Handhabung des Gottesdienstes erhebliche Zugeständnisse.

Zwei mal übertrug er auf Druck des Düsseldorfer Hofes die Solinger Pfarrkirche nichtkatholischen Predigern.

Um das Kloster vor räuberischen Rotten zu schützen ließ er sich 1599 von Herzog Johann Wilhelm  von Jülich-Berg (1592-1609) eine Salvaguardia, das ist ein Schutzbrief,

ausstellen. Aus Dankbarkeit stiftete er zu dessen zweiter Hochzeit am 20. Juni 1599 mit  Herzogin Antonie von Lothringen (1568-1610) ein Fuder, das sind etwa 890 Liter, Wein

vom Petersacker.

Als Herzog Johann Wilhelm am 25. März 1609 ohne männliche Nachkommen starb, kam es zum Erbfolgestreit.

Abt Bartholomäus versuchte zwischen den Parteien zu lavieren,konnte es aber keiner der beiden Parteien recht machen.

In Solingen brach sogar ein Aufstand gegen ihn aus. Das Generalkapitel erteilte ihm eine Rüge.

1613 schloss er einen Vergleich mit der Gemeinde, der für ihn aber eine Niederlage war.

Vom Vaterabt von Morimond und vom Generalabt von Citeaux erhielt er mehrfach Aufträge, die die Sanierung der Frauenklöster betrafen.

Besonders kümmerte er sich um Sion und  Als Verwalter war er umsichtig und ordnungsliebend.

In seiner Amtszeit erhielt das Kloster erhebliche Geldstiftungen.

Er ließ ein neues Siechenhaus bauen. Die baufällig gewordenen Zellen des Dormitoriums ließ er mit festem Mauerwerk wieder herstellen. Dazu steuerte er erhebliche Eigenmittel auf.

Mit seinem Konvent lebte er in gutem Einvernehmen.

Er verstarb am 26. April 1614.

Sein Nachfolger wurde Abt Peter Rodenkirchen (1614–1627 )

Er stammte aus Köln. 1598 war er Pfarrer in Solingen.

Von 1600-1614 war er Prior in Altenberg.

Am 3. Mai 1614 wurde er einstimmig zum Abt von Altenberg gewählt. Es war die letzte Wahl, bei der landesherrliche Kommissare anwesend waren.

Gerühmt wird seine Klugheit und auch seine Leutseligkeit. An seiner Gesellschaft fanden geistliche und weltliche Vornehme Gefallen. Er genoss sogar

“ bei Häretikern Verehrung” (Moser S.171). Er war sehr wohltätig und verteilte zwei mal in der Woche eigenhändig Almosen an Arme.

In kirchlicher H9insicht war er weit entschiedener als sein Vorgänger. Ein bisschen einfacher war es für ihn, denn der Landesherr  Wolfgang Wilhelm von Pfalz –Neuburg (1614-1653)

war 1613 zum Katholizismus übergetreten..

Er stellte sich aber auch gut mit Adam Graf von Schwarzenberg, dem Statthalter der brandenburgischen Herrschaft und damit der anderen Partei im Erbstreit.

Von ihm erwirkte er sich gleich zu Beginn seiner Regierungszeit einen Schutzbrief für ‘Kloster Altenberg.

1618 erteilte das Generalkapitel ihm und dem Abt von Heisterbach Johann Buschmann (1597–1628) den Auftrag, die wirtschaftlichen Verhältnisse von Kloster Kamp zu überprüfen und dem Kloster, falls nötig zu gestatten.

Güter zu veräußern.

Das nach dem Tod des Kamper Altabtes Gotfrids II Draek (1584–1612) Angebot Abt in Kamp zu werden, lehnte er hartnäckig ab.

1618 war der 30-jährige Krieg ausgebrochen. Das Kloster selbst blieb weitgehend verschont.

Einige Besitzungen hatten allerdings zu leiden. Auch wurden mehrere Mönche gefangen genommen.

Beeinträchtigungen erlitt das Kloster erst in der Regierungszeit des nächsten Abtes.

Abt Peter verstarb am 10. Juni 1627.

Auf ihn folgte Abt Melchior von Mondorf (1627–1643)

Er war ein Neffe seines Vorgängers.

Am 27. Oktober 1594 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert.

Seine Profess legte er erst 1603 in Kloster Altenberg ab.

In Altenberg war er Lektor und Küchenmeister.

Dann war er Beichtvater bei den Nonnen in Kentrup und Hoven (hier elf Jahre lang. Dort stellte ihm die Äbtissin zum Abschied 1621 1in sehr lobendes Zeugnis aus.

Vor seiner Wahl war er dann Cellerar und Küchenmeister.

Am 12. Juli  1627 fand die Neuwahl des Abtes in größter Hast statt, um die Teilnahme eines landesherrlichen Kommissars zu vermeiden.

Am 12. Juli 1627 wurde er bestätigt und am 12. Oktober 1627  von  Antonio Albergati, der von 1610-1621 Apostolischer Nuntius in Köln war,geweiht.

1628 nahm er am Generalkapitel teil

1629 wurde die Abtei von einem holländischen Streifkorps geplündert.

Sie drohten das Kloster in Brand zu stecken, falls nicht 1170 Reichstaler, das sind etwa 1.305.231 €. bezahlt würden.

Abt Melchior hatte schon vorher die wertvollsten Sachen nach Köln bringen lassen.

Die Kriegsfolgen zeigten sich. Gutshöfe gingen in Flammen auf.

Um Geld zu beschaffen,musste das Kloster zahlreiche Häuser in Köln verkaufen. Darlehen mussten aufgenommen werden.

Aus Angst vor einem Überfall der Schweden fand ihm Jahre 1634  die Visitation des Klosters im Klosterhof in Köln stat.

1636 bestellte ihn der päpstliche Nuntius in Köln Martino Alfieri  (1634-1639) zum Visitator aller Zisterzienserklöster in Niederdeutschland.

1637 erhielt Abt Melchior von Papst Urban VIII. (1628-1644) für sich persönlich die Pontifikalien verliehen.

1638 übertrug ihm Abt  Claude Largentier vom Kloster Clairvaux seine Befugnisse über die Klöster seiner Filiationskette in Niederdeutschland.

1639  machte Abt Claude II. Briffault (1620–1662 ) von Kloster Morimond für die Klöster seiner Filiationskette dasselbe.

Da Abt Melchior bereits hinfällig war, beauftragten beide, Johannes Blanckenberg, der als Abt von Kloster Amelungsborn postuliert war,

Abt Melchior zu unterstützen.

1637 lebte auch Gaspar Jongelinus in Kloster Altenberg. Dort war er zu Studien. Durch das Restitutionsedikt von 1629 wurden einige Abteien wieder hergestellt. Gaspar war zunächst1640  Abt des restituierten Kloster Disibodenberg

und dann von Kloster Eußerthal unterhalb vom Trifels in Rheinland-Pfalz. Wichtig war er aber als Historiker des Zisterzienserordens. Er schrieb  das zehnbändige Werk

Notitiae abbatiarum Ordinis Cisterciensis per orbem universum, das 1640 in Köln verlegt wurde. In diesem Werk werden Ursprung und Entwicklung einiger Zisterzienserklöster dargestellt.

Abt Melchior starb am 20. April 1643 in Köln im Altenberger Hof angeblich im Alter von 93 Jahren.

Bei seinem Tod war die Klosterkasse leer, das Kloster vor allem  wegen der Kriegsfolgen mit Schulden belastet.

Nachfolger Abt Melchiors wurde Abt Johannes Blanckenberg (1643–1662)

Er ist 1605 in Köln als Sohn des  Dr.jur.Walram Blankenburg, der erster Schöffe am Kurfürstliches Hofgericht.

Johann trat in das Kloster Altenberg ein und legte dort 1628 seine Profess ab. Mit dem späteren Generalabt Jean XII. Petit (1670-1692’)

Sein Hauptstudienplatz aber war Köln. Dort promovierte er am 8. Februar 1639 zum Dr. theol..

1641 wurde er vom Orden zum Abt von Kloster Amelungsborn im Landkreis Holzminden postuliert und im gleichen Jahr geweiht.

Er erhielt auch persönlich die Pontifikalien. die dann seit 1648 als Kloster Haina dem Kloster Altenberg einverleibt wurde, den Altenberger Äbten grundsätzlich zustanden.

Schon 1642 vertrat er Abt Melchior in dessen Funktion als Generalvikar.

Nach dem Tod Abt Melchiors wurde Johannes am 23. April 1643 unter Vorsitz des Heisterbacher Abtes  Franz Schaeffer (1628–1661 ) zum Abt von Altenberg gewählt.

Vaterabt Claude II. Briffaultvon Kloster Morimond bestätigte ihn am 23. Juni 1643.

Die ersten Regierungsjahre von Johannes waren noch überschattet durch den Dreißigjährigen Krieg.

Er legte 1643 unter dem Titel “Notatenbuch” Aufzeichnungen an,  die über Begebenheiten und das Leben in der Abtei berichten.

Diese persönlichen Notizen des Abtes zeigten, wie es den Mönchen ging, welche Kosten auf das Kloster zukamen.

1647 ließ er die große Orgel aus dem Spätmittelalter auf eigene Kosten reparieren. Sie erhielt sicher auch einen mbarocken Prospekt.

Auch kurz nach dem Frieden war die Lage sehr unsicher und er wagte es 1651 noch nicht, zum Generalkapitel zu reisen.

Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit ließ er im Chor Umbauten vornehmen, bei denen  längst verschollene Reliquien zu Tage traten.

Viele verschenkte er, um seinem Kloster Freunde zu erhalten oder zu gewinnen.

Eine persönliche Freundschaft verband ihn mit dem Apostolischen Nuntius in Köln. Fabius Chigi (1639-1651, der auch Vertreter des Papstes bei den Friedensverhandlungen

in Münster war.Von 1655-1667 war er als Alexander VII. Papst.

1654 und 1656 war er Rektor der Universität Köln.

Er war bis zu seinem Tod Generalvikar in Niederdeutschland.

In dieser Eigenschaften verlieh er 1651 den Äbten von Bredelar Absalon Heuck (1640-1669), Marienfeld Jodocus Caesem (1646-1661) und von Hardehausen Johannes X. Scherenbeck (1635-1657)

das Recht, die Mitra zu tragen.

Er konsolidierte die finanzielle Lage des Klosters, weil es ihm gelang,viele Güter und Gerechtsame des Klosters wieder zu erhalten.

Sein wichtigster Erfolg war , dass er den Orden  in Niedersachsen und Mitteldeutschland wieder zum Leben erwecken konnte, wo viele Gebietge an die Lutheraner verloren gegangen waren.

Auf vielen Reisen  knüpfte er wieder Fäden, wo die Klöster dort die Verbindung zum Orden verloren hatten.

Auf einer dritten Visitationsreise starb er in Derneburg am 8. Juli 1662.

Sein Nachfolger wurde Abt Gottfried Gummersbach (1662–1679)

Er ist um 1600 in Köln geboren.

1626 war er Vicecustos, 1633 war er Cellererar.

In dieser Eigenschaft wurde er 1650 von einer niederländischen Streifschar von der Klosterpforte weg nach Orsoy am Niederrhein verschleppt.

Am 27. Juni 1662 wurde er unter Vorsitz des Heisterbacher Abtes Gottfried Broichhausen (1661–1688) mit Stimmenmehrheit zukm neuen Abt gewählt.

An der Wahl nahmen 32 oder 34 Mönche teil. vier Novizen und vier Konversen. Bei der Wahl von Abt Johannes waren es 28 oder 29 Mönche und  zwei Konversen.

Das zeigt, dass Kloser sich wieder etwas erholt hatte. 1626 waren 26 Mönche,  7Novizen und 3 Konversen gemeldet.

Abt Gottfried wurde am 10. September 1662 bestätigt und am  29. Oktober 1662 geweiht.

Bis zu seinem Tod war er Progeneral des Ordens für Niederdeutschland.

Die friedlichen Zeiten waren 1672 für das Kloster schon wieder zu Ende.

Der französischen König Ludwig XIV. (1643-1715) ließ mit  120.000 Mann  die Grenzen zu den Vereinigten Niederlanden überschreiten.

Henri de Turenne, Marschall von Frankreich, (1611-1679) befehligte die französische Armee

gegen die kaiserlichen und die Brandenburger am Niederrhein

Zwar kaufte sich die Abtei von vielen lästigen Einquartierungen los.

Die Soldaten plünderten und misshandelten nicht nur auf den Maierhöfen, sondern auch in der Abtei.

Die Durchmärsche dauerten bis 1679.

1674 und 1675 musste sich Altenberg auch an den von den Österreichern ausgeschriebenen Kontributionen beteiligen.

1666 und 1667 wütete am Niederrhein eine Infektionskrankheit, der viele Menschen zum Opfer fielen.

Sein Bericht über den Stand der Ordensklöster in Niederdeutschland wird 1672 beim Generalkapitel verlesen, da er wie alle Äbte dieses Gebietes wegen des Krieges nicht nach Citeaux reisen konnte.

In den Zisterzienserinnenklöstern Hoven und Benninghausen musste er als Progeneral einschreiten, da es dort mit der Klosterzucht nicht zum besten stand. Allerdings verschweigt er das in seinen Aufzeichnungen, die er, wie sein Vorgänger auch führte.

In der Verwaltung von Kloster Altenberg war er glücklich und umsichtig.

Abt Gottfried verstarb am 30. Oktober 1679 im Altenberger Hof in Köln.

Sein Nachfolger wurde Abt Aegidius Siepen (1679-1686)

Er war Kölner und trat 1655 in das Kloster Altenberg ein.

Am 16. Mai 1653 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert.

Dort erwarb er den Grad eines Licentiatenj der Theologie.

Im Kloster war er Lektor und zuletzt Prior.

Am 4. November 1679 wurde er zum neuen Abt gewählt. Die Bestätigung erfolgte am 1. Dezember.

Am 28. Januar 1680 weihte ihn der Apostolische Nuntius in Köln Fabio Guinigi (1676 – 1680)

1683 und wieder 1686 wurde ihm das Generalvikariat für Niederdeutschland übertragen.

Darin sah er wohl seine Hauptaufgabe.

Auf dem Generalkapitel von 1683 war er ein besonders aktiver Teilnehmer.

Er gehörte auch zu den aus der Linie Morimond genommenen Definitoren.

Er berichtete persönlich über den Stand der Ordenshäuser in seiner Provinz.

Er beantragte, darin ein Kloster mit der besonderen Vorbereitung von Novizen und Professen zu beauftragen. Das Generalkapitel wies ihn an, selbst ein solches zu bestimmen.

Auf dem Generalkapitel trat er für eine straffe Geschäftsordnung ein, um zeitraubende Streitigkeiten und Proteste zu vermeiden

Er bekam den Auftrag, wegen Verletzung der Ordensfreiheit bei den Klöstern Eberbach und Schönthal durch den Erzbischof von Mainz  Anselm Franz von Ingelheim (1679 –1695 )

mit diesem zu verhandeln.

In dem völlig zerrütteten Zisterzienserinnenkloster Fürstenberg in Xanten sollte er für Ordnung sorgen.

Auf seine Veranlassung intervenierte der Päpstliche Nsconti (1680-1687) beim Erzbischof von Bamberg Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683-1693), damit dieser

Kloster Langheim nicht mit Steuern belästige.

Gemeinsam mit dem Abt des belgischen Zisterzienserkloster Aulne Emmanuel de Noville (1682-1708) erhielt er den Auftrag, alle zisterziensischen Ordenshäuser der Diözese
Lüttich und der Länder zwischen Rhein und Maas zu visitieren und in den Nonnenklöstern auf eine strengere Beachtung der Klausur zu drängen.

1685 war er bei Kardinal d’Estrees (!671-1714), um den Zwist zwischen Generalabt Jean XII. Petit und den Äbten der vier Primarabteien  Morimond, Abt Benoît-Henri Duchesne (1683–1703 ),

La Ferté Abt Claude III Petit  (1677-1710), Pontigny Abt Jacques Le Bourgeois de La Varende (1671–1687) und Clairvaux Abt Pierre IV. Bouchu (1676-1718)  beizulegen.

1686 gab ihm das Generalkapitel zusammen mit dem Abt von Kloster Himmerod Robert Bootz (1685–1730 en Aiuftrag, das in seinemm geistlichen und weltlichen Stand in Unordnung geratene Kloster

Heisterbach und seine Töchterklöster binnen Monatsfrist zu visitieren und zu reformieren.

Abt Aegidius verstarb am 17. Dezember 1686 im Alter von nur 50 Jahren.

Die Abtei hinterließ er schuldenfrei.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann Jakob Lohe (1686–1707)

Er stammte aus Mülheim. Sein Vater war Zollerheber.

Unter den Altenberger Mönchen waren zwei seiner Verwandten. Anton Lobe starb 1669 als Abt von Kloster Marienrode und Heinrich Lobe, der 1691 verstarb.

Am 26. Mai 1653 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert und 1653 in das Kloster Altenberg aufgenommen.

1683 war er Weinmeister

1684 war er Kaplan im Kloster Kentrup

Er wurde am  23. Dezember 1686 zum Abt gewählt und am 15. Januar 1687 bestätigt.

Schon 1683 hatte Johann Jakob beim amtierenden Abt Aegidius beantragt, die baulichen Alters-und Kriegsschäden an der Klosterkirche reparieren zu lassen.

Er entfaltete eine reiche Bautätigkeit. Er setzte die Klostergebäudewieder in Stand und  besonders eine neue Prälatur im Barockstil errichten und setzte ebenso die Gutshöfe wieder in Stand.

Sein Vorgänger konzentrierte sich auf den gesamten Orden und das Generalkapitel. Abt Johann Jakob konzentrierte sich auf Kloster Altenberg und dessen Tochterklöster.

16 89 beauftragte Abt Johann Jakob  den Konventualen Johannes Henning, seinen späteren Nachfolger, mit der Ordnung des Alltenberger Archivs.

Er sollte im Zuge seiner Arbeit  nicht nur eine neue Systematik einführen, sondern auch mehrere Kopiate anlegen.

1693 ließ er aus Angst vor einer Gefangennahme durch die Franzosen, die im Kloster Hoven nötige Wahl der Äbtissin im Altenberger Hof in
Köln durchführen. Die vorgesehen Visitation im Folgejahr nahm ein Stellvertreter vor.

1699 kaufte er den kurkölnischen Rittersitzes Dirmerzheim, heute ein Stadtteil von Erftstadt. So konnte er den Titel eines Herrn zu Dirmerzheim führen. Außerdem erwarb er

Sitz und Stimme beim Kölner Landtag.

Am Generalkapitel von 1699 nahm er nicht persönlich teil. Er wollte dort die Paternität über die Klöster Derneburg und Marienrode.

Das wurde aber abgelehnt.

Im gleichen Jahr entzog ihm Generalabt Nicolas III. Larcher (1692-1712) die Jurisdiktion über Wölingerode und St. Agnes, teilte dies aber dem Abt gar nicht mit.

Abt Johann Jakob verstarb am 25. März 1707 im Altenberger Hof in Köln.

Auf ihn folgte Abt Johannes Henning (1707–1729)

Er  stammte aus Köln und war noch unter Abt Gottfried in das Kloster Altenberg eingetreten.

Am 5. Mai 1673 ließ er sich in Köln immatrikulieren und erwarb dort den Baccalaureus der Theologie.

Dann war er längere Zeit Beichtvater im Kloster Benden, im heutigen Ortsteil Heide  von Brühl.

Abt Johann Jakob machte ihn zum Archivar der Abtei.  Er gab ihm in jahrelanger Arbeit die Form, die das Archiv bei der Säkularisation hatte.

Von 1699 ab war er bis zu seiner Wahl Prior in Altenberg.

Am 31. März 1707 wurde er zum Abt von Altenberg gewählt und am  29. April 1707 von

Vaterabt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan (1703–1729 ) von Kloster Morimond bestätigt.

Die Weihe erfolgte durch den Kölner Weihbischof Johann Werner von Veyder (1703 –1723 ).

Um seine Wahl entstand ein Konflikt mit Kurfürst Johann Wilhelm (Jan Wellem)(1690-1716)

Aber trotz der vom Kurfürsten angeordneten Zwangsmaßnahmen ließ er sich nicht zur Preisgabe der Ordensfreiheiten bewegen.

Auch gegenüber Generalabt Nicolas III. Larcher blieb er hart und verfocht erfolgreich das Recht seines Klosters auf die Paternität von  Woltingerode.

Er erhielt persönlich die Befugnise des Vaterabts für Kloster  Graurheindorf, das ist ein Ortsteil von Bonn Altenbergs für Wein in Boppard und Engers und für Schiefer auf der Mosel.

Am 23. November  1718 bestätigte dies der Trier Erzbischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1716 bis 1729 ) wieder.Abt Johannes war ein guter Wirtschafter.

So konnte er seinem Landesvater ein Darlehen von  4000 Reichstalern, das sind 10.019.523,00 € geben und konnte si9ch damit die Dienstfreiheit  des

Hofes  Isenkroidt auf 30 Jahre erkaufen.

Abt Johannes verstarb 18. August 1720 in Altenberg .

Sein Nachfolger war Abt Paul Eiskirchen (1720–1723)

Er stammte aus Köln

Am 22.April 1679 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert.

Am 30. Mai 1680 trat er in das Kloster Altenberg ein. Dort legte er am  15. Juni 1681 seine Profess ab.

Er war Pfarrer in Hoven, Beichtvater in St.Apern und Küchenmeister in Altenberg.

Am 27. August 1720 wurde er zum Abt gewählt und am 30. Oktober 1720 von Vaterabt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan bestätigt.

Am 3. November 1720 wurde er in der Jesuitenkirche in Köln vom Apostolischen Nuntius Girolamo Archinto (1712-1720) geweiht.

Er war schon alt, als er die Abtswürde annahm. Gelobt wurde seine Frömmigkeit.

Er regierte nur kurz und war während seiner ganzen Amtszeit leidend.

Er verstarb 5. März 1723 im Altenberger Hof .

Auf ihn folgte Abt Johann Gottfried Engels (1723–1739)

Er stammte aus einer Kölner Patrizierfamilie  war der Sohn des Dr. med. Nicolaus Engels.

Am 13. Mai 1589 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert

1691 trat er in das Kloster Altenberg ein und erhielt am 5. Juni 1691 von Abt Johann Jakob die vier niederen Weihen.

1702 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Priors Quentell nach Kentrup geschickt. Dort war er bis mindestens 1704.

Später war er Präfekt des Altenberger Hofes in Köln und dann 15 Jahre lang Cellerar.

Das bereitete in bestens auf die Verwaltung des Klosters vor.

Er wurde am 11. März 1723 einstimmig zum Altenberger Abt gewählt.

Am 23 März 1723 bestätigte ihn Vaterabt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan von Kloster Morimond.

Der Kölner Weihbischof Johann Werner von Veyder  weihte ihn in seiner Hauskapelle.

Die Regierungszeit von    Abt Johann Gottfried war glücklich und von keinen Kriegsereignissen getrübt.

Dem Kloster ging es wirtschaftlich sehr gut  Das Kloster erzielte stattliche Einkünfte In Naturalien und darüber hinaus

einen finanziellen Gewinn von 150.000 Goldmark, das sind

Abt Johann Gottfried konnte interessante Immobilien erwerben, so Rittersitz Stamshof bei Glensch .

Die Altenberger Äbte nannten sich nun Herren in Riehl, Dirzheim und Glesch.Die Weinberge in Oberkassel stieß er ab.

Das Kloster war jetzt so reich, dass es Kapital an andere Klöster verleihen konnte, so allein an die Abtei Siegburg 25.000 Reichstaler.

Es erzielte stattliche Einkünfte an Naturalien. Außerdem erzielte es einen finanziellen Gewinn von 150.000 Goldmark, das sind etwa 3.295.907.979,00 €.

Grundbesitz zu erweitern war seit dem 16. Jahrhundert durch landesherrliche Verfügung untersagt.

Kurfürst  Clemens August I. (1723-1761) führte das 1728/29 für Köln ein. Das Geld musste also gut angelegt werden.

Man kaufte daher Wertpapiere oder Schuldverschreibungen oder vergab Kredite.

Unter den Äbten Johannes Henning und Hoerdt liehen sich die Landesherren oder der Kurfürst Geld in Altenberg.

Abt Johann Gottfried verstarb am 9. September 1739   im Alter von 68 Jahren.

Sein Nachfolger wurde Abt  Johannes Hoerdt (1739–1779 )

Er ist am  20. September 1704 mit dem Taufnamen Johann Matthias Hürt in Köln geboren.

Seine Eltern waren Eberhard Hürt und  Margaretha Rangelrath . Seine Schwester Agnes war († 29. Nov. 1769)

Äbtissin im Altenberger Tochterkloster Benden.

Er trat in Kloster Altenberg ein und legte dort am 16. Juli 1722 seine Profess ab.

Am 27. Dezember 1722 erhielt er die niederen Weihen.

9 Jahre war er Lektor in Altenberg.

Am 14. Juni 1730  wurde er zur Approbation als Beichtvater angemeldet.

Dann war er einige Monate Kaplan in Kentrup.

Nach dem plötzlichen Tod des Abtes Johann Gottfried wurde er mit seinem Prior nach Altenberg berufen.

Am 14. September 1739 wurde er mit m35 Jahren zum Abt gewählt.

Es nahmen wohl 38 Mönche an der Wahl teil.

Beim der Wahl hatte er eine Wahlkapitulation zu unterzeichnen.

So musste er sich verpflichten, für ein hinreichende Ausstattung der Mönche zu sorgen, eine angemessene Versorgung der Kranken gewährleisten,

zusichern, das Abtsiegel unter Verschluss zu halten  und drei Schlüssel dem Konvent zu überlassen,  damit der Abt das Siegel nicht ohne Zustimmung des Konvents gebrauchen konnte.

Am 22. September 1739 wurde der neue Abt bestätigt.

Am 25 Oktober 1739 weihte ihn der Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf (1723-1770) in der Altenberger Klosterkirche.

Er sehr jung zum Abt gewählt worden. Seine Amtsführung bewies aber, dass das in ihn gesetzte Vertrauen berechtigt war.

Zwar fand von 1756 bis 1763 der Siebenjährige Krieg statt. Aber Kloster Altenberg wurde wenig in Mitleidenschaft gezogen.

Nur 1760, da fand in der Nähe die Schlacht von Kamp statt, wurde Abt Johannes von Truppen der Alliierten aus dem Kloster geholt und nach Hagen gebracht.

Er sollte wohl mit seiner Person für Kontributionszahlungen bürgen.

Das Kloster erlebte eine glückliche Zeit.

Abt Johannes im Kloster und auf den abteilichen Höfen wurde sehr viel gebaut.

Südöstlich des Dormitoriums wurde ein größeres Gebäude errichtet, das das  Priorat und das Krankenhaus aufnehmen sollte.

Beauftragt wurden der Maurermeister Simon Sprenger und der Zimmermeister Johann Lüdgen,

die den Bau zwischen 1775 und 1777 ausführten.

Finanziell ging es dem Kloster gut. Es konnte anderen ‘Klöstern erhebliche Darlehen geben.

Aus seinem Privatvermögen machte er eine Stiftung

Er hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Generalabt François Trouvé (1748-1797), der ihn schätzte und viel auf seine Meinung gab.

Großes Ansehen genoss er auch beim Apostolischen Nuntius Carlo Antonio Giuseppe Bellisomi (1775-1785)

Abt Johannes verstarb 6. Februar 1779 im Altenberger Hof in Köln.

 Auf ihn folgte Abt Franz Cramer (1779–1796)

Er stammte aus Burg an der Wupper.. Sein Onkel Christian Cremer verstarb 1788 als Mönch im Kloster Altenberg

Er hatte wohl für seine Aufnahme in das Kloster Altenberg gesorgt.

Am 7. Juli 1754 lebte Franz in Kloster Altenberg seine Profess ab.

1758 wurde er zum Subdiakonat und 159 zum Diakonat angemeldet.

Am 18. Dezember 1759 rurde er zum Priester geweiht, 10 Monate vorher als er das legitime Alter erreicht hatte.

Am 1. Juni 1780 ernannte ihn der Kölner Erzbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (16761-1784) zum Wirklichen Geheimrat.

Er war zehn Jahre Priester am adligen Frauenstift Hoven. Dort herrschte kein vorbildliches Klosterleben. Immer wieder wurde in den Visitationsberichten die Klosterzucht angemahnt.

1793 wurde die Äbtissin Gertrudis von Brackel wegen Verfehlungen gegen die Klosterzucht für 12 Jahre von ihrem Amt suspendiert.

Franz wurde am 13. Februar 1779  zum Abt gewählt,  am 27. Februar 1779 von Vaterabt Antoine Chautan (1778–1791 ) von Morimond   und am 11. März nochmals von Generalabt François Trouvé.

Am 11. April 1179 weihte ihn der Kölner Weihbischof Karl Aloys von Königsegg-Aulendorf (1770 –1796 ) zum Abt.

Gegenüber dem Landesherren und dem Generalabt wahrt er die Freiheit seines Klosters.

Im Innern lockerte er die Klosterzucht . Beim Generalabt erreichte er die Dispens vom Fleischverzicht im Advent.

Beim ‘Nuntius erreichte er Erleichterungen in der Fastenzeit.

Er neigte zu persönlicher Prachtentfaltung. Er hielt sich meist am Altenberger Hof in Köln  auf.

Dort standen 17 Pferde und sieben Kutschen für ihn bereit. Er hielt sich 8 Lakaien.

Er  hatte eine Tabatierensammlung, das sind Schnupftabakdosen aus Porzellan, die sehr teuer war.

Seine Mönche beklagten sich, dass er ihnen nicht das Nötigste zukommen lasse. Er sorge nicht für die Kranken

und kümmere sich nicht um die Studien der Jüngeren. Für die Bibliothek habe er keinerlei Aufwendungen gemacht

und niemals  eine ordnungsgemäße Rechnung abgelegt.

Es kam zu regelrechtem Aufstand gegen ihn.

Der Konvent  wandte sich an den Nuntius.

Papst Pius VI. (1775-1799) dispensierte ihn mit Breve vom 28. August 1795 von seinen Aufgaben als Abt.

Er erreichte aber, dass ihm die Abtswürde und die Pontifikalien erlassen wurden. Außerdem wurden ihm 2000 Reichstaler Jahrespension

gewährt.  Der Konvent war mit dieser Regelung nicht einverstanden. Abt Franz wagte aber nicht  auf dieser Regelung zu bestehen.

Er dankte am 30. März 1796 ab. Er begnügte sich mit einer Pension von 1500 Reichstalern und erhielt eine Wohnung in einem abteilichen _Haus in Köln zugewiesen.

Als dieses im Zuge der Beschlagnahme geistlichen Vermögens in Köln durch die französische Verwaltung eingezogen wurde,

Siedelte er in das Haus Feldbrücken bei Neuss über.

Dort verstarb er  am 1. Juli 1799

Sein Nachfolger und letzter Abt von Altenberg wurde  Joseph Greef (1796–1803)

Er ist am 30. November 1744 in Köln geboren. Mit 10 Jahren war er schon verwaist und kam in die Obhut seines Onkels.

Er besuchte das Jesuitengymnasium in Köln.

1762 trat er in das Kloster Altenberg ein. Am 29.  September 1763 legte er dort seine Profess ab.

Am 1. März 1766 wurde er zum Subdiakonat angemeldet, am  31.März 1767 zum Diakonat und am  14. Dezember 1767 zur Priesterweihe angemeldet.

Im Jahr 1767 erfolgte seine Approbation zum Beichtvater.

Er war dann Pfarrer in Hoven und Kentrup.

1780 wurde er als Prior zu den Schwestern nach Apern versetzt.

Seine Wahl zum Abt fand am 16. April 1796 statt. Die Zisterzienseräbte von Düsseltal  Josef Portsch, (1777–1803 ), Kamp Bernardus Wiegels  (1785–1802) und

Heisterbach Edmund Verhoven (1796–1803 )hatten wegen der Kriegswirren die Reise zur Wahl nach Altenberg abgelehnt.

Abt Abt Gottfried Schwingeler (1786-1804) vom Kloster Deutz in Köln leitete die Wahl schließlich. Im 2. Wahlgang wurde  Joseph zum letzten Abt von Altenberg gewählt.

Bestätigt wurde er von Freiherr Robertz als Kommissär des päpstlichen Nuntius schon am 18. April 1796.

Der Osnabrücker Weihbischof Karl Klemens von Gruben (1795 –1824 )  weihte in in aller Stille in der Klosterkirche von Apern.

Abt Joseph war auf äußerste Sparsamkeit bedacht. Er beseitigte sofort den Dienertross seines Vorgängers, genauso die Kuchen und die Pferde.Er behielt nur eine Chaise für sich.

Er speiste an der Konventstafel

Er hatte auch eine Wahlkapitulation unterschrieben, die aber mit den Ordensstatuten und den Abtsrechten nicht vereinbar waren.

Es kam zum Streit und der Kölner Erzbischof und der päpstliche Nuntius erklärten die Kapitulation für nichtig.In den weiteren Verhandlungen setzte

sich der Konvent aber weitgehend durch.

Der Schwere seiner Aufgabe war er nicht gewachsen. Er war viel zu nachgiebig.

Auch gegen handgreifliche Ungerechtigkeit setzte er sich nicht zur Wehr.

Als die Franzosen dem Herzogtum eine Kontribution auferlegte,

Die Regierung legte diese auf alle Stände um. Durch die Anwendung eines falschen Schlüssels musste Altenberg mehr als ein Drittel der Summe zahlen, die eigentlich der gesamte Klerus von Berg zu tragen hatte.

Abt Joseph nahm das hin.

Das ging so bis zur Aufhebung der Abtei. Die Beamten, die mit der Aufhebung der Abtei beschäftigt waren, hatten in ihm einen willfährigen und entgegenkommenden Verhandlungspartner.

1803 wurde die Abtei  infolge des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.02.1803 aufgehoben.

Die verbliebenen 22 Mönch e verließen das Kloster am 30. November 1803. Abt Joseph folgte am 01.12.

Die Mönche erhielten eine Pension. 13 der Mönche gingen in die Pfarrseelsorge.

Abt Joseph erhielt eine Pension von 650 Reichstalern, das sind  etwa 14.365 €

Er ging zunächst nach Düsseldorf, dann nach Mülheim, kehrte aber bald in seine Heimatstadt Köln zurück.

Dort verstarb er am 26. März 1814 und wurde auf dem Friedhof Moraten bestattet.

Kirche und Klosteranlage fielen zunächst an den bayrischen König Maximilian Joseph I (1806- 1825)

Dieser verkaufte sie an an den Kölner Weinhändler Johann Heinrich Pleunissen für 26.415 Reichstaler.

Die Chemiker Johann Gottfried Wöllner und Friedrich Mannes pachteten das Gelände und richteten dort eine Chemiefabrik ein.

Es kam dort zu einer Explosion und anschließendem Brand. Klosterkirche und Klostergebäude wurden schwer beschädigt und verfielen schließlich.

1834 wurden erste Sicherungsmaßnahmen ergriffen.

Durch eine Schenkung ging die Kirchenruine an den preussischen Staat über.

Der preußische König Friedrich Wilhelm III.(1796-1840) unterstützte die Restaurierung maßgeblich mit der Auflage, dass die Kirche als Simultankirche genutzt wird.

Ab 1922 wurde das Gelände der früheren Abtei vom Katholischen Jungmännerverband gepachtet und mit dem Dom zum Zentrum für kirchliche Jugendarbeit.

 

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31 Aug. 2025

Benediktiner Kloster Bursfelde

 

                                                                                                                                                                                         

Graf Heinrich der Fette bzw. der Reiche (sein lateinischer Beiname Crassus hat diese doppelte Bedeutung) ((* um 1055; † vor dem 10. April 1101) gründete 1093 Bursfelde als

Grablege der Northeimer Grafenfamilie. Unterstütz wurde er dabei durch den Mainzer Erzbischof Ruthard (1088 –1109)

Heinrich war der älteste Sohn des Herzogs Otto von Bayern (um 1020-11.1.1083) und der Richenza von Schwaben (um 1025- März vor 1083)

Bursfelde wurde mit Mönchen aus Corvey besiedelt- In Corvey hatten die Grafen von Northeim wie auch in Bursfelde die Vogtei inne.

Ruthard bestätigte am 15. Juli 1093 das Eigentum des neuen Klosters.

“Erzbischof Ruthard von Mainz bestätigt das auf dem Grundeigentum des Magdeburger Domherrn Liudolf von Werder durch den Grafen Heinrich, den Sohn des Herzogs Otto (von Northeim), gegründete Kloster in Miminde an der Weser (Bursfelde) mit allen Rechten und Besitzungen auf der Synode von Heiligenstadt. “  NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 1

Die Urkunde ist allerdings wohl eine Fälschung

Kloster Bursfelde liegt an der Einmündung der Nieme in die Weser. Nicht weit davon liegt die Bramburg, erstmals 1224 erwähnt.

Sie wurde sehr wahrscheinlich vom Corveyer  Abt Widukind von Spiegel (1189-1205) zum Schutz der Corveyer Besitzungen rund um Hemel gegründet und konnte auch den Schutz von Kloster Bursfelde übernehmen.

Kloster Corvey war bereits an den Erneuerungsbestrebungen von Cluny und Hirsau orientiert .

So verband die Gründung von Bursfelde durch Graf Heinrich neben dynastischen Interessen auch Reformbestrebungen.

Durch Unterstützung Erzbischofs Ruthard , der ebenfalls von der Hirsauer Reform beeinflusst war und auch Klöster nach den Hirsauer Reformvorschriften gründete, erhielt Bursfelde die freie Abtswahl zugestanden.

Die freie Vogtswahl behielten sich die Gründer aber vor.

Heinrich verlieh Bursfelde Münz-und Marktrecht. Das zeigt, dass die Klostergründung auch dem Ausbau der Territorialmacht Heinrichs von Northeim diente.

Heinrich wurde 1101 in Friesland erschlagen und am 10. 04. in Bursfelde bestattet.

Die Gemahlin Graf Heinrichs Gertrud die Jüngere von Braunschweig (* um 1060 – 1117)stiftetet 1115 das Kloster St. Aegidien in Braunschweig, das dem Abt von Bursfelde unterstellt wurde.

Der erste Abt in Bursfelde war Heinrich (um 1117)

Heinrichs Tochter Richenza  ((* um 1087-89 –1141), die 1100 Lothar von Supplinburg(1125 König und von 1133-1137 Kaiser) geheiratet hatte und so zur deutschen Kaiserin aufstieg. ließ nach 1135 den großen Ostchor in Bursfelde errichten.

1144 ging die Abtei Bursfelde in den Besitz Heinrichs des Löwen (1142-1180 Herzog von Sachsen) über, nachdem Siegfried IV.  von Boyneburg ((* um 1095 – 1144). ein Enkel des Klostergründers, ohne männliche Erben gestorben war.

Heinrich der Löwe beschränkte seine Herrschaft über Kloster Bursfelde auf die Schutzherrschaft und die Gerichtsbarkeit.

Er bestätigte am 23.07. 1144  die von seinem Urgroßvater Heinrich verliehenen Rechte. NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 6.

Mit Datum vom 09.01.1152  ist im Niederländischen Landesarchiv die Urkunde von Papst Eugen III. (1145-1153) , in der dieser Abt Nithard dem Kloster Bursfelde alle jetzigen und künftigen Besitzungen bestätigt.

NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 7 . Allerdings hat sich auch diese Urkunde als Fälschung erwiesen.

Um 1200 hatte Kloster Bursfelde großen Grundbesitz. Es hatte vierzehn Höfe, die allerdings weit verstreut waren.. Der Besitzschwerpunkt lag aber um Bursfelde.

Eigen bewirtschaftet war aber nur das Gut Bursfelde. Der Rest  wurde durch Fronhofverbände bewirtschaftet.

In der Zeit von 1150-1420 ist die Überlieferung sehr gering. Auch wikipedia und wikiwand führt nur zwei Äbte auf, eben Heinrich als ersten Abt und Nithard um 1150 als 2.

Wilhelm Görges  führt in Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten der Vorzeit, Braunschweig 1843, in seinem Artikel über Bursfelde S.138 ff aber einen Abt Almericus als ersten Abt und dann erst Heinrich als zweiten auf.

Almericus eröffnete in Bursfelde eine Schule, die bald einen guten Ruf genoss..

Er führt Heinrich als 2. Abt, der das Aegidienkloster in Braunschweig weihte und dann auch die Aufsicht über das Kloster erhielt.

Laut Görges wurde Heinrich später Abt in St. Mauritius  in Minden und dann Bischof von Minden (1140-1153). In der Bischofsliste von Minden wird er als Mönch, nicht als Abt von Kloster Bursfelde geführt.

Er führt weiter einen Abt Marquardus auf, der zu Zeiten des Herzogs Otto dem Kind (1204-1252)regierte. Görges vermerkt dazu, dass Otto 1233 die Vogteigüter von Bursfelde an das Erzstift Mainz übergab.

Im NLA ist in dieser Zeit eine Güterübertragung an Bursfelde durch Erzbischof Siegfried II. (1200-1230) beurkundet. NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 14

Görges erwähnt dann wieder Abt Heinrich II. (+ 1344) Von ihm vermerkt er, dass er der Trunksucht und sonstigen Lastern ergeben war. (S.456).

Die Zustände auch in Bursfelde waren haarsträubend: Die Mönche teilten den Klosterbesitz unter sich auf und sollen sich sogar  Mätressen gehalten haben. Die Klosterkirche diente zeitweise als Warenlager für durchziehende Händler.

Sein Nachfolger Johann II. (+1339) hatte  wenig Geschick in der Bewirtschaftung des Klosters.

Der wirtschaftliche Niedergang ging weiter. Abt Albert von Bodenstein gab sein Amt 1430 altershalber auf. Das Kloster war so verarmt, dass die Mönche das Kloster verließen und am Schluss nur noch einer mit einer Kuh im Kloster lebte.

Eine Änderung erfolgte mit Johannes von Münden , wie er nach seiner Vaterstadt auch genannt wurde oder Johannes Dederot. 1413 war er an der Universität Erfurt immatrikuliert.

Er trat in das Benediktinerkloster Noirtheim ein. Dort wurde er Novizenmeister. In Streitigkeiten seines  Konvent musste  er nach Rom reisen. Dort kam er mit der italienischen Klosterreform, vielleicht Abt Barbo von Justina in Padua, in Kontakt.

Dieser schuf eine reformierte Observanz, die rasch von anderen Klöstern adaptiert wurde. Bald erfolgte der Zusammenschluss zu einer neuen Kongregation, der Cassinensischen Kongregation.  Barbo wurde ihr erster Präses. Die Kongregation wurde

von Papst Martin V.(1417-1431) anerkannt.

Abt Barbo wurde ihr erster Abtpräses.

Johannes Dederot wurde am  21. Juli 1430 zum Abt von Kloster Klus gewählt. Dort begann er seine Reformideen zu verwirklichen.

1433 wählte man ihn zum Abt von Kloster Bursfelde. Er behielt beide Abteien in Personalunion.

1434 begab er sich zu Abt Johannes Rode von Kloster St. Matthias in Trier, der dort mit der Klosterreform begonnen hatte.

Eckpfeiler seiner Reform war der Verzicht auf jegliches Privateigentum und die Konzentration auf den feierlichen Gottesdienst und das gemeinsame Zusammenleben.

Auf Bitten Abt Dederots schickte ihm Abt Johannes Rode vier Reformmönche, zwei für Kloster Klus und zwei für Kloster Bursfelde.

Abt Johannes Dederto verstarb  am  6.2.1439 in Kloster Bursfelde an der Pest.

Er hatte Kloster Bursfelde praktisch reanimiert. Er hatte dem Kloster neues moralisches Leben gegeben, es aber auch wieder zu wirtschaftlichem Erfolg geführt.

Er hatte die Neuordnung der monastischen Lebensweise in seinen Klöstern eingeführt und diese in den Statuten festgelegt.

Der Verfall der Klöster hatte schon während des Abendländischen Schismas (1378–1417) und verstärkt durch die Pest begonnen.

Die Reformkonzile von Konstanz (1414.-1418) und Basel 1431-1449) setzten auf Neue Frömmigkeit (devotio moderna)

Dem schlossen sic auch die Benediktiner an.

Schon Papst Benedikt XII. (1334-1342) hatte mit seinen Reformbullen, für die Benediktiner Summi magistri (1336) Anstöße zur Reform gegeben.

Die Konzilsväter  des Konstanzer Konzils beriefen  1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Im deutschen Sprachraum bildeten sich drei Reformzentren der Benediktiner, Kloster Melk an der Donau, Kastl in der Oberpfalz und dann Kloster Bursfelde.

Nachdem Johannes Dederot gestorben war, wurde Johannes  von Hagen sein Nachfolger.

Er war Kanoniker am Magdalenstift in Hildesheim. Er trat wohl 1438 in Kloster Bursfelde ein.

Im Kloster sorgte er um 1450 für die Ausmalung der Westkirche.Die Ostkirche erhielt gotische Maßwerkfenster.

Er baute die Bursfelder Kongregation tatkräftig aus. Unter ihm traten die Klöster Reinhausen(1442 od. 1443) und Huysburg (1444) als 3. und 4. Kloster der Reform bei.

Zu der von seinem Vorgänger in den Statuten festgelegte Reform der monasitischen Lebensweise trat  nun eine Vereinheitlichung der Liturgie. Diese genehmigte das Konzil von Basel 1445.

1446  gestattete Konzilslegat  Louis  Aleman (1423-1450 Erzbischof von Arles, und 1449 Legat in Deutschland von Papst Nikolaus V. ) der Kongregation die  Abhaltung jährlicher Generalkapitel.

Das erste fand im Mai 1446 in Bursfelde statt.

1451 bestätigte Kardinal Nikolaus von Kues (1401-1464) die Privilkegien der Kongregation. Nikolaus war 1450 zum päpstlichen
Legaten für Deutschland ernannt worden und mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen-und Klosterreform in Deutschland ausgestattet worden.

Von 1450 bis 1452 unternahm er eine Legationsreise in Deutschland. Dabei nahm er im Mai 1451 am Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg in Würzburg teil.

Bei diesem Kapitel waren 53 Äbte anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen.

Nikolaus hatte eher allgemeine Reformziele im Auge. Auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten, die sich in Kastl, Melk und Bursfelde herausgebildet hatten, legte er sich nicht fest.

Der Klosterreform schlossen sich rasch weitere Klöster an.

1468 wurde das   letzte von Johannes von Hagen  geleitete Generalkapitel in Erfurt abgehalten. Da waren schon 26 Klöster dabei, 19 durch ihre Äbte und 7 durch Prokuratoren  vertreten.

Neun weiter Klöster baten um Aufnahme.

Die Generalkapitel hatten einen sehr segensreichen Einfluss auf die Mitgliedklöster.  Die Rezesse sind ab 1458 erhalten. NLA WO, 11 Alt Gand, Fb. 2 Nr. 233

Johann von Hagen verstarb am11. 8.1468.

Die Reformzentren Melk und Bursfelde  unterschieden sich deutlich in der Observanz . Melk strebte Uniformität  um jeden Preis nicht an.

Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordneten Kontrollorgane.

Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wussten.

In Bursfelde verpflichtete sich der Abt jedes Mitgliedskloster, die Bursfelder Auslegung der Benediktsregel für den Klosteralltag (Consuetudo) in seinem Kloster umzusetzen und also die Liturgie und Lebensgewohnheiten Bursfeldes zu übernehmen.

Das bedeutete, dass der Abt viele seiner Rechte an die Kongregation abgab. Er konnte nicht mehr vollkommen eigenmächtig im Kloster walten.

Im finanziellen Bereich hatte das Kapitel der Kongregation ein Einspruchsrecht bei Verkäufen.

Die Vorteile waren für die Klöster, dass sie, wenn sie in finanzielle oder rechtliche Schwierigkeiten gerieten,  vom Generalkapitel Unterstützung erhielten.

Auch dass  die Abhängigkeit vom Bischof oder Landesherrn, unter der die Benediktinerklöster jahrhundertelang standen, deutlich reduziert werden konnte.

In jedem Kloster wurden jährliche Visitationen durch Äbte anderer Klöster sollten sicher stellen, dass der Geist der Reform nicht verfehlt wurde.

Jährlich fand das Generalkapitel statt. Teilnahme war für alle Äbte Pflicht.

Die Beschlüsse des Generalkapitels  mussten von den Mitgliedern der Kongregation strikt befolgt werden.

Präsident der Kongregation war immer der Abt von Bursfelde und dies auf Lebenszeit.

Das sorgte aber schon für ein Überforderung der Bursfelder Äbte durch die große Zahl ihrer Verpflichtungen.

Die Kongregation wuchs rasch. 1455 zählte sie 12 Mitglieder, 1460 schon 23 Klöster.

Es schossen sich nun zunehmend bedeutende Klöster an.  1458 St. Matthias in Trier, dessen Abt Johannes Rode Abt Johannes Dederot  1434 im Anfang seiner Reform unterstützt hatte.Ebenfalls 1458 kam Kloster Hirsau

unter Abt Wolfram Maiser von Berg, (1428–1460) dazu.

1469 sandte der Trier Erzbischof Johann I. von Baden(1456-1503)  den Prior der Trierer Reichsabtei St. Maximin (nach anderen Quellen aus dem Trierer Kloster St. Maria ad Martyres) nach Maria Laach. Dieser wurde dort Abt, reformierte das Kloster

und trat der Bursfelder Kongregation bei.

1505 folgte Kloster Corvey.(siehe dazu Mei Büchle Kloster Corvey)

1510 waren alle 10 Benediktinerklöster Westfalens Mitglieder der Bursfelder Kongregation.

Bis zur Reformation umfasste die Kongregation 95 Klöster.

1459 bestätigte Papst Pius II. (1458-1504)(vor seiner Wahl zum Papst Aeneas Silvio Piccolomini) die Anerkennung der Kongregation durch das Konzil von Basel und gewährte ihr weitere Privilegien.

1461 beauftragte er die Kongregation formell mit der Reformierung aller Benediktinerklöster in Deutschland.

Auf Abt Johannes von Hagen folgte in Bursfelde Abt Theoderich von Homborch (1469–1485)

Von ihm gibt es ein Exercitienbuch, das “Exercitium novicorum”

Die Reform hatte auch eine soziale Umschichtung zur Folge. Klöster dienten bisher oft als Versorgungsinstitute  für nachgeborene Adelskinder.

Ein auf Armut und Sparsamkeit ausgerichtetes Kloster erfüllte diesen Zweck natürlich nicht mehr. Das schlägt sich auch in den Mönchslisten nieder.

Um 1500 finden sich fast ausnahmslos bürgerliche Namen in den Listen der Kongregation.

Ein weiterer Aspekt  ist die Art der Verbreitung der Reformideen. Seit 1435 wurden ausgewählte Mönche einzeln oder in kleinen Gruppen in Klöster gesandt, die sich der Reform anschlossen.

Die ausgesandten Mönche sollten durch Vorleben und Anschauung  in ihren Gastklöstern dien Neuerungen den dortigen Mönchen exemplarisch vor Augen führen.

Kloster Bursfelde vergrößerte sich kaum, obwohl es großen Zulauf hatte, was eben an diesen Entsendungen in kleine Klöster lag.

Darin lag auch der Schwerpunkt des Wirkens von Kloster Bursfelde.

Von 1485 bis 1502 war Johannes Westphal, auch Johannes Bursfeldensis genannt, Abt von Kloster Bursfelde.

Er stammte aus Bremen. Er war ein frommer, gelehrter, beredter Mann.

Im Auftrag von Abt Johannes hatte Abt Johannes Trithemius (1493-.1506 Abt von Kloster Sponheim) das Werk  „De triplici regione claustralium“ , das eine Zusammenstellung der geistlichen Überzeugungen der Bursfelder Union darstellte überarbeitet und 1497 dem Generalkapitel der

Union vorgestellt.  Er verpflichtete seinen Hausdrucker Peter Friedberg(Drucker in Mainz von  1494-1498)  für den Druck.

1000 Exemplare wurden an die Klöster der Union verteilt. Das Generalkapitel hatte festgelegt, dass jeweils zehn Exemplare zum Preis von einem Gulden, das sind etwa 287,00 €. , vertrieben werden sollten.

Abt Johannes hatte an dem Buch mitgeschrieben.

Als Johannes Trithemius  im Auftrag des Hirsauer Abtes Johannes II. Hanssmann ( 1503–1524 )

eine Chronik so wie Jahrbücher des Klosters Hrsau verfasste, bedauerte er, dass die Unionsverhandlungen zwischen Kastl, Melk und Bursfekde gescheitertz waren.

Die Kongregation ernannte zusammen mit Abt  Jakob von Idstein vom Kloster St. Jakob in Mainz   Adrian de Brielis, der schon die liturgischen Texte für die Kongregation erarbeitet hatte

zu Unterhändlern, die mit den Klöstern Kastl und Melk Gespräche führen sollten, um eine Vereinigung der drei benediktinischen Observanzen zu erreichen.

Es wurde noch zwei mal versucht.

Der Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau (1464-1496) hatte diese 1491

im Auftrag von Papst Innozenz VIII: (1484-1492) versucht. Die Einigung  scheiterte. Trithemius sah den Grund dass eine

Einheit der Gebräuche nicht erreicht wurde, dass Kastl und Melk die obsrevantia Bursfeldensium als zu hart empfanden. Bursfelde wiederum sei nicht bereit gewesen, zu den schlafferen, weniger strengen Gewohnheiten von Kloster Kastl und Melk zurück zu gehen.

Die Bursfelder Reformideale duldeten keine Kompromisse, weil sie nach der in Bursfelde vertretenen Meinung mit der Regel Benedikts weit mehr übereinstimmten, als die Gebräuche von Kastl und Melk. Trithemius sah sich auch durch seine tägliche Erfahrung bestätigt.

Die Bursfelder Observanz wachse von Tag zu Tag, während die Kaslter und Melker Observanz äglich abnehme. Er sah in Bursfelde ein höheres Maß an Regeltreue.

Ein weiterer Unionsversuch wurde 1502 in Nürnberg unternommen. Doch auch dieser war erfolglos.

Siehe dazu Gemeinsam Leben, Spiritualität , Lebens-und Verfassungsformen klösterlicher Gemeinschaften in Kirche und Gesellschaft des Mittelalters, Münster 2013.S. 572

Abt Johann Westphal  verstarb am 21. Mai 1502.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich Ohm (1502–1534)

Er und sein Nachfolger bauten Bursfelde zum Mittelpunkt der Kongregation aus.

1517  hatte Martin Luther mit seinem Thesenanschlag in Wittenberg die Reformation ausgelöst.

Die Bursfelder Kongregation zeigte sich gegenüber der neuen Lehre verschlossen,

Schon 1518 gab es erste Forderungen nach Zurückweisung der Anhänger der reformatorischen Bewegung durch das Generalkapitel.

1525 entfiel das Generalkapitel wegen des Bauernkrieges.

1529 wurde die neue Lehre abgelehnt.

Abt  Heinrich Ohm stammte aus Ascha bei Hardegsen.

Er versuchte, das Vordringen der Reformation im Bereich der Bursfelder Kongregation zu verhindern.

Eine wichtige Rolle spielte dabei vor allem der Abt von Clus  Konrad Hissing (1505-1541). Er war viermal Mitpräsident der Kongregation.

Allerdings machte die vordringende Reformation den drei Calenbergischen Klöstern Reinhausen, Noirtheim und Bursfelde schwer zu schaffen. Die Messgelder und die Solgebühren, das sind Gebühren für Taufen,

kirchliche Eheschließungen und Beerdigungen gingen zurück. Zudem verweigerten in den Klosterherrschaften Zahlungspflichtige immer öfters ihre Abgaben oder fällige Zinszahlungen auf ausgeliehenes Geld.

Landesherren legten erdrückende Steuern auf. In Bursfelde kam erschwerend hinzu,, dass der Landgraf von Hessen die dortigen Besitzungen von Kloster Bursfelde alle eingezogen hatte.

Am meisten zu schaffen machte allen Klöstern das sogenannte “Auslaufen” der Mönche. Viele Mönche verließen ihre Klöster aus religiöser Überzeugung, manchmal auch aus dem Entschluss

sich von einer verlorenen  Sache zu verabschieden. Nachwuchs gab es kaum noch. Die drei Calenberger Benediktinerklöster hatten in den dreißiger Jahren nur noch fünf bis ach Mönche,

Abt Heinrich Ohm verstarb 1534.

Von Kloster Reinhausen wechselte Reiner, der dort von 1526 bis 1534 Abt war, nach Bursfelde und übernahm dort die Nachfolge von Abt Heinrich.

Er wurde auch Präsident der Bursfelder Kongregation.

Abt Reiner verstarb 1539

Von den wenigen Mönchen, die noch in Bursfelde waren, wurde Johann Rappe zum Nachfolger gewählt.

Die Kongregation wählte ihn aber nicht zu ihrem Präsidenten sondern den Abt von  Clus Konrad Hissing, (1505-1541),, der schon vier mal als Mitpräsident amtiert hatte.

Möglicherweise spielte bei dieser Abkehr von Bursfelde  der sich schon abzeichnende Umschwung der konfessionellen Verhältnisse eine Rolle.

Ein Wendepunk wurde erreicht , als Herzogin Elisabeth von Calenberg-Göttingen (1510-1558) die Herrschaft für ihren unmündigen Sohn Erich II übernahm.

Elisabeth war 1534 Martin Luther erstmals persönlich begegnet und stand ab jetzt in regelmäßigem Briefkontakt mit ihm.

1538 bekannte sie sich öffentlich zum lutherischen Glauben. Sie informierte auch den hessischen Landgrafen Philipp (1518-1567) von diesem Schritt.

Dieser schickte ihr den evangelischen Pfarrer und Reformator Antonius Corvinus (1501-1551) nach Münden, wo sie residierte.

Diesen ernannte sie zum Superintendenten  des Herzogtums Braunschweig-Calenberg.

1542 wurde die Calenberger Kirchenordnung erlassen. Dann fand eine gründliche Kirchenvisitation statt.

Abt  Johann  kooperierte bei diesen Visitationen und erreichte damit zu mindestens, dass die Mönche in Bursfelde in ihrem Kloster bleiben konnten,ihre Stundengebete verrichten konnten,

vielleicht auch Messen lesen.

Das Kloster musste auf eigene Kosten  die New Deutsche Biblia, locos communes philippi , das ist die erste Dogmatik der evangelischen Kirche von Philipp Melanchthon , das ist die evangelische Verteidigungsschrift gegen die

die Confutatio Augustana, also eine Gegenschrift zu der Confessio Augustan,als die katholischen Argumente, kaufen.

Am 2. November 1542 wurde die evangelische Umgestaltung der Klöster geregelt.  Kurz vor dieser Visitation war Abt Johann doch zum Präsidenten der

Kongregation gewählt worden. Er stand damit also einer unbeugsamen altgläubischen Institution vor.

Abt Johann Rappe (1539-1562), der 1539 Nachfolger von Abt Reiner  geworden war. Er blieb ab 1542 nur noch unter Vorbehalt der Bursfelder Kongregation.

Dem Kloster war die Aufnahme von Novizen jetzt untersagt.

1546 übernahm Elisabeths Sohn die Regierung im Herzogtum Braunschweig-Calenberg.

1547 wendete  er sich dem katholischen Glauben zu, auch weil er sich dadurch Chancen am (Katholischen) Kaiserhof versprach.

1548 schloss er sich dem Augsburger Interim  1548. 1555 wurde es durch den Augsburger Religionsfrieden aufgehoben.

Herzog Erich  ließ 1548 sogar den Reformator Corvinus verhaften.

Abt Rappe, der dem Kloster immer noch vorstand, machte die Reformation in Bursfelde  wieder rückgängig.

Trotz seiner Hinwendung zum katholischen Glauben trug Herzog Eugen  zur Schwächung des Klosterlebens bei. Er besteuerte klösterliches Vermögen,

belastete es mit Schulden , verpfändete Klostergüter und Domänen. Heimfallende Präbenden verlieh er an weltliche Diener und deren Familien.

Es fehlten jegliche reformkatholischen Impulse. Dazu kam die häufige Abwesenheit Erichs.

Das alles verhalf dem evangelischen Bekenntnis im Fürstentum entscheidend  zur Durchsetzung.

1553 endete Kloster Reinhausen  durch einen fürstlichen Gewaltakt. Der Abt war verhaftet worden. Von den zwei noch verbliebenen Mönchen begab sich einer nach Bursfelde. Der letzte

Reinhäuser Mönch soll das Kloster 1574 verlassen haben.

Die Bursfelder Kongregation gab ihren Anspruch auf Reinhausen nicht auf, hatte aber keine Möglichkeit, diesen durch zu setzten.

Beim Generalkapitel in Werden an der Ruhr  wurde der 1553 in Reinhausen verhaftete Abt, der nach seiner Freilassung nicht mehr nach Reinhausen zurückgekehrt war, in die Union aufgenommen.

Dieser schwor auch seinen Gehorsamseid auf die Union.

Abt Johannes Rappe  verstarb 1562.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Johannes Frencken (oder  Frenkin) (1568-1578) gewählt.

Sein Mutterkloster war das westfälische Kloster Liesborn, das seit 1464/65 Mitglied der Bursfelder Kongregatioin war.

Die Finanzlage des Klosters war katastrophal.  Abt Johannes fand bei seiner Wahl 3000 fl, das sind etwa 953.186,00 €. , an Schulden vor.

Seinen Verpflichtungen in der Union konnte er nur mit der finanziellen Hilfe seines Mutterklosters nachkommen.

Er war sehr viel in Geschäften der Union unterwegs, was die Bursfelder Mönche beklagten.

1566 wurde das Bursfelder Vorwerk Imbse, heute Ortsteil der Gemeinde Niemetal, verkauft.

In diesem Jahr wollte er auch die Präsidentschaft der Union aus Gesundheitsgründen aber auch wegen der materiellen Nöte niederlegen.

Die anderen Äbte baten ihn aber, auszuharren und bewilligten finanzielle Hilfe,

1574 wurde Bursfelde von einer Brandkatastrophe betroffen. Der Schaden betrug 2000 fl., das sind etwa 635.457,00 €. .

Im Jahre 1576, zwei Jahre vor seinem Tod beklagte Abt Johannes zwei Jahre mit Missernten.

Beim Tod von Abt Johannes lebten noch 5 Mönche in Bursfelde.

Gemäß den Statuten der Bursfelder Kongregation hatten die benachbarten Benediktinerklöster den neuen Bursfelder Abt bestimmt. Sie hatten sich für

Andreas von Lüderitz, der Prior im Peterskloster in Erfurt war, ausgesprochen. E war auch maßgeblich an der Hilfe für Bursfelde unter Abt Johannes Frencken beteiligt.

Für Abt Andreas sprach, dass er ökonomisch versiert war.

Er wurde am 5. Dezember 1578 vom Mainzer Erzbischof Daniel Brendel von Homburg (1555 – 1582 ) bestätigt.

Die finanzielle Lage des Klosters war desolat. Er wandte sich an die Mündener Regierung. Er wurde hingehalten und seine Bemühungen blieben letztlich erfolglos.Sein frustrierender Briefwechsel mit der Mündener

Regierung brachten ihn wohl zu dem Schluss , Bursfelde zu verlassen. 1580 hatte er  wichtige Papiere des Klosters und das Archiv wohl nach Hilwartshausen gebracht, einem damals noch strikt katholischen Frauenstift.

Ende 1581 resignierte er und ließ sich nicht mehr umstimmen und kehrte nach Erfurt zurück. E1584 wurde er in Erfurt Abt. Er verstarb 1598.

Die Krise in Bursfelde brachte das Ende der Vorort-Rolle in der Bursfelder Kongregation.

1584 verstarb der Calenberger Landesherr Erich II.

Das Herzogtum Calenberg-Göttingen ging an an Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1528-1589). Er war einer der bedeutendsten evangelischen Fürsten Niedersachsens.

Die landesherrlichen Visitationen wurde von den bedeutenden lutherischen Theologen, die sie durchführten, brachten für die verbliebenen Mönchen einige tiefgreifende Änderungen,

“ceremonias idolatrias”, also götzendienstliche Zeremonien, sollten abgeschafft Werden (Hans Otte, Evangelisches Klosterleben, Hannover 2015, S.119ff), dieses Zitat S. 147)

Den Mönchen wurde das Ave Maria und die Anrufung der Heiligen verboten. Der Abt musste sein Skapulier ablegen.

Das Kloster sollte noch nicht aufgehoben werden. Dabei haben wohl auch finanztaktische Gründe eine Rolle gespielt.

Die Ablösung der Schuldenlast wäre ein Minusgeschäft geworden. Auch war das Problem der von  der Landgrafschaft sequestierten bursfeldischen Besitzungen ja nicht gelöst.

Auf Abt Andreas folgte Abt Melchior Böddeker (1581/1585–1601)

1572 verließ der seit 1572  amtierende und letzter Abt von Kloster St. Blasius in Northeim das Kloster und begab sich ins Exil nach Hildesheim. Er war der letzte Northeimer Professmönch.

Er verstarb in Hildesheim..

1591 bekam die Regierung in Wolfenbüttel die Urkunden des Klosters ausgehändigt.Das markierte das faktische Ende des Klosters.

Natürlich hatte das Geschehen die Bursfelder Union stark tangiert. Viele Mitgliedsklöster waren evangelisch geworden oder ganz aufgehoben.

Von 1582 bis 1596 fanden keine Kapitel mehr statt. Dann trafen sich  Äbte der Union in St. Jakob in Mainz.

Den Vorsitz der Union hatte Abt Georg Röder (1575-1601) von Kloster Marienmünster.Der Union war wohl nicht ganz klar, wie sie sich zu  Abt Melchior Bodekker stellen sollte.

Dieser hatte sich 1588 für lutherisch konform erklärt, die Beziehungen zur Union aber nie abreißen lassen.

Er nahm an der Tagung von 1599 nicht teil schickte aber 5 Goldstücke nach Mainz

Die versammelten Äbte beauftragten den Präsidenten Abt Georg mit Abt Melchior zu kommunizieren, “damit jeden schwache Stimme aus Bursfelde gehört werde”.(Hans Otto S. 149).

1600 stellte die Union fest, dass die administrative Präsidentschaft für Bursfelde nicht mehr möglich sei,

Abt Melchior verstarb 1601, ob als Katholik ist unklar. Eine Totenehrung gestand ihm die Union auf jeden Fall nicht zu.

Zur Vorbereitung der Neuwahl sandte die Wolfenbütteler Regierung die mittlerweile evangelischen Äbte von Kloster Ringelheim Heinrich Wirsche (1570- 1613) und Clus.

In Bursfelde lebten noch drei Katholiken. Wie Wolfenbüttler Kommission schlug  Johann Pumme (1602–1611),  da er Landekind sei und außerdem evangelisch.

Der neue Abt wurde auf eine auf den 3. Januar 1602 datierte Wahlkapitulation verpflichtet worden. Er musste ein Treuegelöbnis auf den Fürsten abgeben und war auf die

Wolfenbütteler Kirchenordnung verpflichtet worden. Außerdem solle er niemanden ins Kloster einschleichen lassen, der mit Papsttum, Calvinismus oder anderen irrigen Lehren vergiftet sei.

Danach wurden nur noch Geistliche oder Persönlichkeiten aus der Landeskirche aufgestellt.

Damit hatte das katholische Leben in Bursfelde aufgehört.

Die Union sah aber Kloster Bursfelde weiterhin als Eigentum an, was in der Restitutionszeit 1629-1631 nochmals wichtig wurde.

Kloster Bursfelde war kein katholisches Kloster mehr. Die Kongregation lebte aber weiter.

Die Klöster waren alle in die in die Einteilung  der an den Kirchenprovinzen Provinzialkapitel Mainz-Bamberg, Magdeburg-Bremen und Köln –Trier

zusammen geschlossen worden, um die Ausbreitung einer stärker an der Benediktinerregel orientierten Observanz zu unterstützen.

Die ersten Bursfelder Mitgliedsklöster gehörten dem Provinzialkapitel Mainz-Bamberg an.

Cismar im Herzogtum Hostein war das erste Kloster aus dem Provinzkapitel  Magdeburg-Bremen.

1455 gehörten bereits 12 Klöster der Burfelder Kongregation an.Mit dem Beitritt 1455 von Kloster Groß St. Martin in Köln, St. Marien bei Trier und Kloster St. Matthias in Trier.

Die Kongregation suchte nun auch den Weg zur liturgischen Einheit.

Der herausragende Liturgiker war der oben erwähnte Adrian de Brielies.war  von 1458-1478 Beauftragter der Bursfelder Kongregation für die Reform der liturgischen Bücher .

Schon als Konventuale der Abtei St. Jakob bei Mainz beschäftigte er sich intensiv mit der Verbesserung von liturgischen Texten und setzte dies auch als Abt von Schönau bei Nassau fort.

Die Kongregation hatte zwar im Abt von Bursfelde einen Präsidenten.

Sie hatte aber  keinen konstanten  Sitz ihres obersten Gesetzgebungs- und Verwaltungsogans und keinen verfassungsgemäßen Hauptort.

Die Zahl der Mitglieder nahm ständig zu.  1498 waren es 68 und 1500 schon 79 Klöster.

Das Wachstum setzte sich fort bis zum Beginn der Reformation, wo man knapp 100 Klöster zählte.

Die Abtei St. Peter in Erfurt trat als Hauptaustragungsort der Kapitel immer mehr in den Vordergrund. Bursfelde war doch etwas abgelegen und schwer zu erreichen,

so dass hier immer weniger Kapitel stattfanden.

In Erfurt fanden zwischen 1463 und 1499 19 von 35 Kapitel statt.

Auch die Rechtsdokumente wie Privilegien und Ablässe des Verbandes wurden nicht in Bursfelde sondern in Erfurt gelagert.

Ab den 1460-iger Jahren fand eine Regionalisierung der Kongregation statt.

Das wurde aus verwaltungstechnischen und logistischen Gründen einfach notwendig.

Die Klöster hatten weinen jährlichen Beitrag zu entrichten.Da Abt  Melchior 1599 5 Goldgulden nach Mainz schickte, kann man annehemen, dass Bursfelde 5 Gulden zu zahlen hatte.

1525 zählte die Kongregation 95 Mitgliedsklöster.

Dann aber zeigten sich die Auswirkungen der Reformation. Viele Klöster vor allem in  Kursachsen und in Hessen waren verwüstet oder zerstört oder die Landesherren hatten sie zur Annahme der neuen Lehrebewegt.

Zu vielen Klöstern hatte der Verband den Kontakt verloren.

Zwischen 1520 und 1530 verlor die Kongregation 34 Klöster.

Dazu kam noch ein intensiv geführter Streit wegen des Fleischverzehr, den die Benediktregel untersagt. Dieser Streit schwächte den Verband und er verlor seine innere Geschlossenheit.

Zwischen 1534 und 1543 gingen 13 weitere Klöster verloren, darunter die Gründungsabteien Bursfelde und Reinhausen.

Das zeigte sich auch an dem Kapitelstagungen. 1544 – 1546  versammelten sich in Groß St. Martin 18 Äbte. Vier kamen aus Sachsen.

1544 wurde Heinrich von Vreden (um 15479 Abt von Kloster Deutz zum Präsidenten gewählt.

Das war bei der Kapitelstagung in Groß St. Martin..

Sein Nachfolger wurde Hermann III von Laer, von 1532-1567 Abt von Kloster Brauweiler.

Zwei Jahre später waren keine sächsischen Klöster mehr vertreten.

Der Verband hatte eine Ost-Westverlagerung erfahren. Die Versammlungen wurden zunehmend von Äbten der Kirchenprovinzen Köln und Trier dominiert.

Nur noch etwa 30 Klöster nahmen am Leben der Kongregation teil. Der Besuch der weiterhin stattfindenden Kapitel schwankte zwischen 6 und 19 Teilnehmern

Ein Hauptproblem traf alle Klöster im gleichen Maße – Geld und Personalmangel.

1600 beschloss das Kapitel dass das Amt des Präsidenten auf Lebenszeit gelten soll und übertrug es Abt Georg (1575-16501)von Marienmünster, der schon auf den Kapiteln von 1596-99 den Vorsitz innehatte.

Er verstarb am w2. Oktober 1602.

Auf ihn folgte Abt Leonhard Ruben (1596-1609) von Kloster Abdinghof

Unter ihm nahm die Kongregation wieder einen Aufschwung.

1507 wurde das Bursfelder Brevier  verfasst. Papst Paul V. (1605–1621) approbierte es zwar nicht, Das Brevier war aber bis 1649 in Gebrauch.

Abt Leonhard verstarb am 15. Oktober 1609 an einem Schlaganfall.

Ich denke, dass Heinrich Spichernagel, Abt von St. Pantoleon in Köln sein Nachfolger wurde..

Er wurde in St. Pantaleon Abt. wie aus der Urkunde Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0001 / Kurköln, Urkunden AA 0001, Nr. 4933 hervor geht.

An der Universität Köln hatte die Bursfelder Kongregation ein Seminar eingerichtet, für das der Kölner Nuntius Antonio Albergati, der dort seit 1610 Nuntius des Papstes Paul V. war, am

18. Juni 1616 Statuten erließ.Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0546 / Werden, Akten AA 0546, Nr. 3 – 11.

Zeitweiliger Subregens des Seminars war der spätere Präsident der Bursfelder Kongregation (1654-1667) Heinrich Dücker.

Abt Heinrich hatte wohl einen guten Draht zu Papst Paul V. aber auch zu Kaiser Ferdinand II.

Auch war er nach  Paulus Volk (Historisches Jahrbuch, Bd 57 Köln 1937, dort  Abt Leonard Co1chon von Seligenstadt (1625-1653)
und sein BriefwechseL S. 367) ein Verwaltungsgenie.

>Am 23. Mai 1618 gab der zweiten Prager Fenstersturz den Anlass zum 30 – jährigen Krieg.

1620 wurde in der Kurpfalz gekämpft. Im Frühjahr 15622 kämpften die protestantischen Heerführer Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599-1626), Ernst von Mansfeld (1580-1626) und

Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach (1573-1638) und erlitten nacheinander vernichtende Niederlagen.

Der Sieg Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) über die protestantischen Fürsten markierte den Höhepunkt der kaiserlichen Macht im Reich.

Er konnte es sich sogar leisten, 1629 das Restitutionsedikt zu erlassen.

Dieses sah die Rückerstattung aller seit 1555 von protestantischen Fürsten eingezogenen geistlichen Besitztümer vor.

Natürlich versuchte Präsident Heinrich die verloren gegangenen Klöster zu restituieren, zumal die Kongregation ihre Besitzansprüche  in keinem Kloster aufgegeben hatte. Aber weder er noch sein Nachfolger hatten Erfolg.

1629 fand außerdem in Regensburg ein Reichstag statt. Heinrich Spichernagel reiste nicht nach Regensburg , da er schon alt war und die Reise doch weit. Aber er schickte zwei Vertreter. Es war wieder einmal geplant, die drei Obervanzen zusammen zu fassen.

Die Kongregation hatte sich bestens vorbereitet und Abt Heinrich hatte seine Vertreter bestens instruiert. 1631 wurde zwar der Beschluss gefasst, die Observanzen zu vereinigen.

Gegner dieser Reform schafften es aber, dies so abzublocken, dass es zwar beschlossen aber nicht realisiert wurde.

Am 6. 0kt0ber 1629 erreichte er, dass Papst Urban VIII. (1623-1644) folgende Bulle ausstellte “Papst Urban VIII. macht bekannt, daß der derzeitige Präsident der Bursfelder Kongregation, Abt Heinrich, erklärt hat, zum Gedeihen der Kongregation sei es notwendig, mit apostolischer Autorität die Abhaltung eines jährlichen Generalkapitels zu verfügen. Der Papst gewährt diese Bitte und bedroht alle Äbte, die zu dem jährlichen Kapitel nicht erscheinen, mit kirchlichen Zensuren “

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0544 / Werden, Urkunden AA 0544, Nr. 2789

Am 8.04. 1636 stellte Kaiser Ferdinand II. den Klöster der Bursfelder Kongregation eine Schutzurkunde aus. “Kaiser Ferdinand II. nimmt auf Bitte von Heinrich Spichernagel, Abt von St. Pantaleon in Köln und Präsident der Bursfelder Kongregation, alle Klöster dieser Kongregation, namentlich aber die Klöster Corvey, Marienmünster, Minden und St. Michaelis in Hildesheim in seinen und des Reichs Schutz.”  Charter A VIII 32/1 in monasterium net.

Allerdings hatte die natürlich so gut wie keine Wirkung.

Nachdem Abt Heinrich verstorben war, wurde Abt Leonhard Colchon sein Nachfolger als Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er stammte aus Lüttich.

Er trat 1610 in das belgische Kloster Saint Trond (Sint-Truidewn) ein, das erst 1603 der Bursfeldr Kongregation beigetreten war.

Er studierte dort Philosophie und Theologie und wurde 1616 zum Priester geweiht.

1617 wurde er an der  Kölner Universität immatrikuliert und lebte im Studienhaus der Bursfelder Kongregation. Dort wurde er bald Subregens.

Der Seligenstadter Abt Martin Krays(+03.11. 1625) erbat ihn 1622 als Lektor für seinen Mönchnachwuchs in Philosophie und Theologie.

In Seligenstadt wurde er bald zum Prior gewählt.

Nach dem Tod von Abt Martin Krays wurde er am 21.11.1625 einstimmig zum Abt von Seligenstadt gewählt.

Nach dem Restitutionsedikt wurde er Restitutionskommissar der Bursfelder Kongregation.

Er arbeitete nun rastlos am Rückerwerb protestantisch gewordener Klöster.

Mehrmals  musste er Kloster Seligenstadt wegen der Kriegswirren verlassen. Das belegt, wie wenig hilfreich z. B. die Inschutznahme durch Kaiser Ferdinand war. Meist fand er Zuflucht in seinem Professkloster in Lüttich.

Seinen Bemühungen verdankte auch Kloster Fulda den Anschluss an die Bursfelder Kongregation.

1631 trat Kloster Fulda unter Abt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632) der Bursfelder Kongregation bei)

Als Heinrich Spichernagel verstarb,  wurde er beim Generalkapitel in Maria Laach zum Präsidenten der Biursfelder Kongregation als Nachfolger von Abt Heinrich gewählt.

Das kann durchaus auch als Anerkennung seiner Tätigkeit als Restitutionskommissar gewertet werden.

Aus seiner Präsidentschaft ist seine Korrespondenz  mit über 4200 Briefen erhalten.

1648 kehrte endlich Frieden ein

Bei den Friedensverhandlungen war Prior Adam Adami, Prior  von Kloster Murrhardt.

Er ist 1610 in Mülheim geboren. In Köln studierte er Humaniora, das galt in der Antike als die Grundlage der Bildung und war Lehr-und Prüfungsfach und Philosophie.

1627 machte er seinen Baccalaureus. Mit 18 wurde er Benediktiner in der Abtei Brauweiler.

Dort verfertigte er eine vollständige Geschichte der Bursfelder Kongregation.

1633 wurde er zum Priester geweiht und zum Präses des Benediktinerseminars in Köln ernannt.

1637 wurde er Prior in St.Jakob in Mainz und dann in Murrhardt in der restituierten  Abtei St. Januarius. Ich vermute, dass er von Heinrich Spichernagel, dem damaligen Präsidenten der Bursfelder Union von Mainz nach Murrhard

transferiert wurde, denn Spichernagel hatte dort auch Emmerich Fünkler, vorher von 1628 bis 1635 Abt in St. Marien in Stade, als Abt in Murrhard eingesetzt.

Adam Adami wurde am 15.September 1645 als  Beauftragter und Sachwalter aller restituierten Äbte, Äbtissin und Pröpste  zu den Verhandlungen nach Münster geschickt.

Er galt als geschickter Diplomat. Nach Münster war er nicht nur von den schwäbischen Klöstern, sondern auch als Gesandter des Corveyer Reichsabtes Arnold IV. von Waldois (1638 – 1661 )

geschickt worden. Seine Bemühungen für die 17 schwäbischen Klöster und 5 Stifte blieben allerdings ohne Erfolg. Sie wurden alle Herzog Eugen III. von Württemberg  (1633-1674) zugeschlagen.

Dieser hatte die Unterstützung Schwedens, Frankreichs und der protestantischen Reichsstände

Adamis Karriere als Diplomat war nicht zu Ende. Von 1650 bis 1651 war er Gesandter des Kölner Erzbischofs Maximilian Heinrich von Bayern(1650-1688) in Rom. 1652 wurde er dessen Weihbischof in Hildesheim.

Er starb am 19. Februar 1663 in Hildesheim.

Zurück zu Leonhard Colchon.

Kloster Seligenstadt  hatte im Dreißigjährigen Krieg schwer gelitten. Obwohl die Bürger von Seligenstadt Kontributionszahlungen  an die Schweden  geleistet hatten, plünderten abziehende Soldaten _Stadt und Abtei.

Zwischen 1637 und 1641 waren die Schweden nochmals in Seligenstadt. Das Kloster wurde aufgehoben, die Mönche interniert.

Nach dem Krieg kümmerte sich Abt Leonhard unter großen Opfern um neue Bücher in der Bibliothek, die praktisch ausgeraubt worden war.

Er holte wohl auch Siedler aus seiner wallonischen Heimat nach Seligenstadt, um die während des Krieges stark dezimierte Bevölkerung wieder zu mehren.

Leonhard Colchon starb am 30. November 1653 an einem Schlaganfall.

1654 fand in Werden das erste Generalkapitel der Bursfelder Kongregation nach dem Dreißigjährigen Krieg statt.

Dort wurde auch mit Abt mit Heinrich Dücker der Nachfolger von Abt Leonhard Colcon gewählt.

Heinrich Dücker ist 1597 in Werden geboren

Er studierte in Köln Theologie und war dort auch Subregens des Seminars der Bursfelder Kongregation in Köln.

Er wurde Priester und 1629 Pfarrer der St. Luciuskirche in Werden.

Dann wurde er Prior der Abtei Werden. 1646 wurde er zum Abt von Kloster Werden gewählt.

Der Kölner Weibischof  Georg Pauli-Stravius (1640 –1661 ) weihte ihn  zum Abt und Kaiser   Ferdinand III. (1636-1657) belehnte ihn mit den Regalien.

Er muss ein sehr guter und umsichtiger Wirtschafter gewesen sein Er konsolidierte die Abtei wirtschaftlich. Er kaufte kurz nach dem Krieg  verloren gegangene oder verpfändete Besitzungen des

Kloster zurück. Er kaufte Weinberge in Rheinbrohl.

Der Kurfürst von Brandenburg  Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1640–1688 ), der “Große Kurfürst”, verpfändete ihm 1649 Mühlen für 5500 Reichstaler, das sind  etwa 928.887 €

und am 3.Juli 1649 die Gerichtsbarkeit für 8000 Reichstaler, das sind etwa 1.351.097 €, auf 20 Jahre

Die Zahl der Klostereintritte stieg an

Seit 1649 war er Definitor in der Bursfelder Kongregation.

Auch nach Kriegsende bestanden weiter Gefahren. Aber Abt Heinrich nahm trotzdem an allen Kapiteln teil und wurde deshalb als Vorbild für andere Äbte gesehen.

Am 1.September 1649 wurde er in den Coetus der Äbte, das ist die Abtsversammlung, aufgenommen.

Ab 16z53 war bis zu seinem Tod auch der erste Direktor der erste Direktor des Rheinischen Reichsprälatenkollegs auf dem Reichstag.

Am 30. August 1654 fand das Generalkapitel in Werden statt. Dabei wurde Abt Heinrich als Nachfolger von Leonhard Colchon zum Präsidenten der Kongregation gewählt.

Er gilt als einer der bedeutendsten Präsidenten der Kongregation.

Er förderte Studierende. Ebenso machte er sich als Förderer der Wissenschaften und das nicht nur an seinem Heimatkloster, sondern auch für die Kongregation

Am 19. Juni 1667 starb er an den Folgen eines Schlaganfalls.

Von 1685 bis 1703 War Abt Ambrosius Steingens von St. Vitus in Gladbach Präsident der Bursfelder Kongregation.

Am 18. Juni 1696 wurde Florenz von dem Velde  Abt von Kloster Corvey gewählt Von Kaiser Leopold I. (1658-1705) erhielt er 1696 die Regalien und war damit offiziell Reichsfürst.

Papst Innozenz  XII. (1691-.1700) bestätigte ihn 1697.

Er wurde zum bedeutendsten Abt der Barockzeit von Kloster Corvey.

Er pflegte ein enges Verhältnis zu  Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg zu Wolfenbüttel(1704-17134). 1709i konvertierte er heimlich und 1710 öffentlich zum katholischen Glauben.Das hat wohl kaum was mit der guten

Beziehung zu einem katholischen Abt zu tun. Er machte sich Hoffnungen auf das Kurfürstentum Köln und das Hochstift Hildesheim, deren Landesherr Erzbischof Joseph Clemens von Bayern (1688-1723)

sich zu diesem Zeitpunkt in der Reichsacht befand.

Von 1704-1714 war Florenz  Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er starb am  4. Februar 1714 in Corvey.

Sein Nachfolger im Präsidentenamt wurde Coelestin von Geismar Er war1706–1718 Abt von  Kloster Werden

und von 1714.´-1718 Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er stammte aus Warburg. Er ist am 1. November 1666 geboren,

1682 trat er ins Kloster Werden ein. Am 22. Februar 1684 legte er seine Profess ab.

1691 wurde er zum Priester geweiht. Er durchlief verschieden Klosterämter, war erst Kellner, 1692 Lektor der Philosophie,

1694 Novizenmeister und auch Subprior. 1703 wurde er Prior und am 11. Januar 1706 wurde er zum Abt von Werden gewählt.

Seine Regierungszeit als Abt wurde stark erschwert durch Friedrich I. von Preussen (Kurfürst 1688-1701, dann König bis 1713).

Dieser wollte die Abtei Werden  dem Königreich einverleiben. 1712 besetzte er sie 16 Monate lang militärisch.

Der Abt wurde verjagt.

König Friedrich verstarb am 25. Februar 1713.

Durch einen Beschluss des Reichsrat in Wien wurde vom 14. Januar 1714 wurde Abr Coelestin Kloster und die Stadt Werden

zurückgegeben.

Am 17. Juni 1714 wurde in Kloster Groß St. Martin das Jahreskapitel der Bursfelder Kongregation abgehalten.

Bei diesem Kapitel wurde Coelestin zum Präsidenten der Bursfelder Kongregation gewählt.

Er blieb das bis zu seinem Tod. Er starb am 30. Dezember 1718 an der Wassersucht.

  Sein Nachfolger als Präsident wurde Maximilian von Horrich, der von 1719–1721 Präsident der Bursfelder Kongregation war.

Er ist 1662 in Pesch geboren. Er war seit  1714 bis 1721 Abt in Kloster Corvey nd wurde am 20.08. 1714 von Papst Clemens XI. (1700-1721) bestätigt.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1292

In Corvey war im Dreißigjährigen Krieg die Bibliothek schwer geschädigt und fast völlig ausgeraubt worden.

Abt Maximilian baute die Bibliothek völlig neu auf und schaffte Bücher aus aller Welt an.

Auf einer Auktion in Bremen konnte er viele Bände der von den Schweden in Kloster Strahov in Prag geraubten Bibliothek für Kloster Corvey erwerben.

In Corvey ließ er die Allee von Höxter nach Corvey anlegen.

1719 folgte er Abt Coelestin als Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er verstarb 1721.

Sein Nachfolger wurde Pantaleon II. Bruns

!709 wurde er Abt von Kloster Abdinghof und blieb das bis zu seinem Tod 1727.

1721 wurde Pantaleon Bruns von Papst Clemens XI. zum Titularbischof von Thyatira und Paderborner Weihbischof ernann

Am 14. Juni 1722 wurde er zum Präsidenjten der Bursfelder Kongregation gewählt und blieb das ebenfalls bis zu seinem Tod.

Bis 1725  amtierte er als Apostolischer Administrator für den  noch nicht ordinierten Fürstbischofs von Paderborn, Clemens August I. von Bayern (1725-1761)

Pantaleon Bruns verstarb am 15. Dezember 1727 in Paderborn.

Servatius van den Berg, war von1725 – 1750 Abt von Kloster St. Vitus in Gladbach 1749 ließ er dort die Klosterkirche mit einer barocken Haube versehen.

Von 1728-1750 folgte er auf Pantaleon Bruns als Präsident der Bursfelder Kongregation.

Bernhard Bierbaum wurde 1780 Abt von  Kloster Werden .letzter Präsident und im selben Jahr  letzter Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er war am 22. Oktober 1747  in das Kloster Werden eingetreten. Am 3. November 1748 die Profeß ab 

Im   November 1753 wurde er zum Priester geweiht.

1757 wurde er in das Werdener Schwesterkloster St. Ludger in Helmstedt gesant. dort wurde er am 19. März 1775 zum Propst ernannt.

Am  16. April 1780 wurde er zum Abt von Werder gewählt. Im selben Jahr wurde er zum Präsident der Bursfelder Kongregaiion erwählt.

In Werden und auch Helmstedt führte er viele Bauprojekte durch.

Für das Kloster erwarb er  3000 Bände des Richters Weise aus Moers, die sogenannte Weisesche Bibliothek

Im Juli 1789 brach in Frankreich die Revolution aus. In deren Folge kam es zu den Revolutionskriegen.

Die französischen Revolutionsarmeen besetzten  im Spätherbst 1794 das linke Rheinufer.

Kaiser Franz II. (1792-1806) hatte im Rastatter Kongress (1797-1799) in einer Zusatzvereinbarung versprochen, sich für die Abtretung des linken Rheinufers einzusetzen.

Das hatte Auswirkungen auf Kloster Werden.

1797 erschien sechzig französische Kavalleristen vor dem Kloster und verlangte 400.000 Francs Brandschatzung. Das Kloster gab, was es hatte, um Plünderung und Brandschatzung zu vermeiden.

Außerdem wurden 6 Konventuale als Geißeln nach Düsseldorf gebracht Ein halbes Jahr später wurden 50 Kürassiere ins Kloster einquartiert, bis die Forderung erfüllt war.

Weiter Konventuale waren als Geiseln verschleppt worden. Abt Bernhard hatte sich nach Helmstadt geflüchtet. Er hatte einen Unterhändler zum Kongress nach Rastatt geschickt.

Das scheint wohl gut ausgegangen zu sein. Abt Bernhard wurde auch so benachrichtigt. Aber er verstarb am 16. März 1798. Bernhard war der letzte Präsident der Bursfelder Kongregation.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 gingen der Kongregation die letzten Klöster verloren und  sie stellte ihre Existenz endgültig ein.

  

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19 Juli 2025

Stift Freckenhorst

 

Sie ist am

                                                                                                                                                                                                  

Freckenhorst ist ein Stadtteil von Warendorf. YEs wird 851 erstmals urkundlich erwähnt. Die sogenannte Gründungsurkunde von Stift Freckenhorst. wurde allerdings schon von

dem Historiker Wilhelm Diekamp in Die Gründungslegende und die angebliche Stiftungsurkunde des Klosters Freckenhorst 1884 als Fälschung erkannt.

In der Urkunde heißt es “Das Ehepaar Everword und Geva widmet das Schloss Freckenhorst mit Wald und Gütern zu Otomar (Hoetmar), Fharendorpe (Warendorf), Husen, Foberg (Vohren b. Warendorf) und den Zehnten in der Region Ravenspurg teils für eine Priesterkongregation unter Luitold, teils für ein Nonnenkloster, welches unter Geva und nach ihrem Tode unter Thiatilda stehen soll.” Sie ist im Landesarchiv NRW unter

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 1 abgedruckt und auch dort als Fälschung deklariert. Der in der Urkunde genannte Stifter Everword ist aber eine historische Persönlichkeit.

Der Gründungslegende nach trat er nach Vollzug der Stiftung in das Kloster Fulda ein. Er erscheint in den Fuldaer Traditionsnotizen als Fridewart.

Die Schenkung des Everwards, wie er in dieser Urkunde heißt ist auch in MGH Diplomata auf Seite 113 unter Urkunde 78 abgedruckt. Ludwig der Deutsche (817-876) bestätigte die Schenkung.

Die Urkunde wird in MGH allerdings als verunechtet bezeichnet. Der Inhalt wird aber als stimmend betrachtet.

In der Gründungslegende wird von einem Everward, der edler Herkunft war, und seiner Frau Geva, erzählt, die sich durch Schönheit und Wohltätigkeit auszeichnete

.

Sie waren beide sehr begütert, hatten aber keine Kinder.

Everwards Schweinehirt Freckyo, der dem Ort Freckenhorst den Namen gab, bemerkte eines Nachts ein großes.Licht, was ihn sehr erschreckte. Er traute sich erst am Tage die Stelle zu untersuchen, fand aber nichts.

In der folgenden  Nacht kam das Licht noch heller wieder. Er berichtete dies dem Vogt und dem Maier des Edelherren Der Vogt trug die Sache  nun seinem Herren vor.

Daraufhin begab sich Everward mit seinen Rittern und Knappen selbst an diese Stelle. Auch er hatte eine Lichterscheinung.

Sie hatte die  Gestalt eines Hauses und er konnte einen Mann erkennen, der den Grundriss mit einer Schnur ausmaß.

Er betete die folgende Nacht und schlief sehr spät ein. Da erschien ihm der heilige Petrus und offenbarte ihm, dass er es war und den Grundriss einer Kirche vermessen habe.

Er trug ihm nun auf, die Kirche zu bauen.

Everward beriet sich mit dem Bischof von Münster Liutbert (849-870). Dieser beauftragte Everward, den Wald zu roden, wo die Lichterscheinung war und ließ dort die Fundamente einer Kirche bauen.

Everward teilte sein Vermögen drei Teile, zwei erhielt das neue Kloster Freckenhorst, einen Kloster Fulda, in das er selbst eintrat.

Das neue Kloster Freckenhorst wurde auf den in Westfalen relativ unbekannten Bonifatius geweiht, hatte also denselben Patron wie Kloster Fulda.

Die Legende erklärt das so, dass Bonifatius die Urgroßeltern Everwards bekehrt und getauft habe.

Auch Geva trat ins Kloster ein und erhielt von Bischof Luitbert im neuen

Kloster Freckenhorst den Schleier, wo sie dann lebt.

Von der Legende zur gesicherten historischem Realität.

Die Quellenlage  zur frühen Geschichte Freckenhorsts ist sehr schlecht. Alle urkundlichen Belege für die Zeit bis 1161 sind verloren gegangen. Auch die Reihenfolge der Äbtissinnen steht nicht fest.

Meine wichtigste Quelle ist Wilhelm Kohl, Das Bistum Münster 3: Das (freiweltliche) Damenstift Freckenhorst (Germania Sacra N. F. 10), Berlin/New York 1975.

Archäologische Befunde belegen, dass das Kloster im 9. oder 10.Jahrhundert  wiederholt durch Brand vernichtet worden ist.

Möglicherweise steht das in Verbindung mit den Einfällen der Normannen und der Hunnen.

So wurde 926 das nicht allzu weit entfernte Kloster Herford beim Hunneneinfall zerstört und  König Otto I. (936-973)stellte 940 eine Urkunde für Herford aus, in der er die beim Hunneneinfall vernichteten

Privilegien Herfords erneuerte.  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 101u / Fürstabtei Herford, Landesarchiv / Urkunden, Nr. 9

Das wichtigste Ereignis der Gründungsjahre war die Reliquientranslation durch Bischof Liutbert, die nach den Xantener Annalen 860 oder 861 stattgefunden haben.

Bischof Liutbert stattete Kloster Freckenhorst mit Reliquien aus. Dabei war auch eine Reliquie des Kirchenpatrons von Freckenhorst,des heiligen Bonifatius.

Die nächste greifbare Nachricht er scheint dann  1085.

Bischof Erpho von Münster (1085-1097) bestimmte die Rechte der Freckenhorster Dienstmannschaft nach dem Vorbild der Rechte der bischöflichen Ministerialen.

(Wilhelm Kohl  S.72)

Dies geschah wohl im Rahmen einer umfassenden Reform von Kloster Freckenhorst.

1116 gab es wieder eine Feuerbrunst in Kloster Freckenhorst.Diese ist archäologisch nachgewiesen.

Auch die Corveyer Annalen berichten von diesem Brand.

Es ist unklar, ob der Brand in Zusammenhang mit den Kämpfen der kaiserlichen Partei und der sächsischen Partei stehen.

Der Bischof von Münster  Burchard von Holte (auch der Rote) (1098-1118) hatte wegen seiner engen Bindung zu Heinrich V. (1106-1125) auch das Stift Münster in Mitleidenschaft gezogen.

So hatte der sächsische Herzog Lothar (1106-1125, dann als Lothar von Supplinburg bis 1137 deutscher König)  1116 die Burg Bentheim erobert und niedergebrannt.

Der Wiederaufbau des abgebrannten Klosters Freckenhorst und seiner Kirche geschah innerhalb der nächsten 12 Jahre.

Die Kirche steht größtenteils noch heute. Sie soll die Vorgängerin an Pracht und Größe weit übertroffen haben.

1169 wird Widukind von Rheda (* vor 1154-1189) erstmals als Vogt von Freckenhorst erwähnt. Seine Schwest Gertrud war um 1107 Äbtissin von Freckenhorst.

Nach dem Tod von Widukind auf em Kreuzzug von Friedrich Barbarossa geriet sie mit dessen Nachfolger als Vogt von Freckenhorst Bernhard von Lippe.mit dem Widukund befreundet war, in Streit.

Die Auseinandersetzung brachte Dem Kloster schweren Schaden und konnte erst 1193 durch den Bischof Hermann II. (1174-1203) beigelegt werden. (Wilhelm Kohl S.74)

Im Landesarchiv NRW fijndet sich eine Urkunde, in der Bischof Hermann einen Vertrag zwischen der Äbtissin Gertrud und Bernhard zur Lippe bestätigt-

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 4. Dies Urkunde ist 1193 ausgestellt und könnte sich darauf beziehen.

Um das Jahr 1226 verstarb in Freckenhorst Abt Meinrich (1185–1226) von Kloster Rastede bei Oldenburg. Er ist in Freckenhorst bestattet.

Vor 1240 wurde das Kloster der Augustinerregel unterworfen. Die genaueren Umstände sind unbekannt.

In der Bischofliste von Münster wird Bischof Ludolf von Holte (1226 –1247) gesagt, dass er 1240 in Freckenhorst die Augustinerregel eingeführt hat, was sein Interesse an der Reform der Frauenklöster belegt.

Zwischen 1450 und 1457 ereignete sich in Münster die Stiftsfehde. Das war ein Streit um die Besetzung des Bischofsstuhl in Münster. Als Kandidaten standen sich Walram von Moers und Erich II. von Hoya gegenüber-

Walram hatte sich 1423 um das Amt des Bischofs von Utrecht beworben, war dort aber knapp unterlegen.

Die Äbtissin von Freckenhorst Anna von Plesse (1433-1456) unterstützte die Familie Hoya-

Am 16. August 1451 belegte Walram die Äbtissin mit dem Interdikt

Im August 1452 griffen moersische Truppen Warendorf und Freckenhorst an und verursachten dort großen Schaden. Auch im Folgejahr suchte Walram Freckenhorst wieder heim.

Am 14. Juni 1495 bestätigte Papst Alexander VI. (14992-1503) die Umwandlung von Freckenhorst in ein freiweltliches Stift. (Wilhelm Kohl S. 75)

Die Bulle betreffend die Kleidung der dortigen Stiftsdamen durch Papst Alexander dürfte auch damit in Zusammenhang stehen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 321 Sie ist am 19.Juni 1495 ausgestellt.

Äbtissin war in dieser Zeit Maria Gräfin zu Tecklenburg. (1473-1527) Sie trieb den Bau einer neuen Abtei voran.

Als Maria 1527 starb, schloss sich die Familie von Tecklenburg als erste westfälische Grafenfamilie der

lutherischen Lehre an.

Nur wenige Jahre  nach der Umwandlung Freckenhorsts in ein freiweltliches Damenstift wurde wurde wie im ganzen Westfalen die Unruhe der Reformation auch in Freckenhorst spürbar.

Die lutherische Lehre fand im Stift viele Anhänger.

Münster war zwischen 1525 und 1533 zum Schauplatz des Täuferreichs geworden. Jan van Leiden (1509-1536) wurde 1534 zum alleinigen Führer der Täufer in Münster.

Der reformatorisch gesinnte Bischof Franz von Waldeck (1532 zum Bischof von Münster ausgerufen) nahm mit Unterstützung hessischer Truppen am 25. Juni 1535 die Stadt Münster wieder ein.

Die meisten Täufer mit Ausnahme der verbliebenen Oberhäupter Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling ,wurden hingerichtet

Die drei Oberhäupter wurden 1536 hingerichtet und zur Abschreckung in eisernen Käfigen an der Lambertikirche aufgehängt und zur Schau gestellt.

Nachfolgerin von  Maria Gräfin zu Tecklenburg wurde in Freckenhorst Agnes von Limburg-Styrum (1527-1570). In Freckenhorst genossen  vertriebene Wiedertäufer Wohlwollen und Schutz.

Am 24. Juni 1538 forderte Bischof Franz von Waldeck die Äbtissin auf, im Kloster verborgene Wiedertäufer auszuliefern. Diesem Befehl kam sie nicht nach.

Ob sich Agnes auch wiedertäuferischem Gedankengut geöffnet hatte, ist nicht klar. Sicher ist aber,dass sie eine Anhängerin der Reformation wittenbergischer Prägung war.

Die Prozessionen mit dem Heiligen Kreuz ließ  Agnes regelmäßig abhalten, bis sie 1556 eingestellt wurden. Ob dies auf Anordnung der Äbtissin geschah, ist nicht eindeutig.

1553 unternahm Herzog Philipp Magnus von Braunschweig (*1527-+ 1553) eine militärische Operation gegen die Stifte Osnabrück, Münster und Minden.

Das Stift Freckenhorst erlitt dabei empfindliche materielle Schäden.

Agnes verstarb am 6. Mai 1570.

Auf sie folgte Äbtissin Margaretha von der Lippe (1570–1578)

Ihr protestantisches Bekenntnis steht außer Zweifel, was nicht verwundert. Nach dem Tod ihres Vaters Simon V. von der Lippe am 17.September 1536 übernahm der hessische Landgraf Philipp (1518-1567)

die Vormundschaft für Margarethe. Nach dem Tod ihrer Mutter Gräfin Magdalene von Mansfeld 1542 kam sie zur Erziehung an den hessischen Hof.

1565 wurde sie zur Äbtissin im Stift Herford gewählt.

Als Anna von Limburg in Freckenhorst gestorben war, verhandelte eine Abordnung aus Herford über die Bedingungen einer Amtsübernahme in Freckenhorst.

Margarethe verpflichtete sich, die katholische Religion einzuhalten und an den katholischen Zeremonien in Freckenhorst teilzunehmen, wobei jedem Beteiligten klar war, dass sie dies als Protestantin nicht machen  würde.

Sie behielt sich das Recht vor, bei Bedarf von Regelungen nach Herford zu reisen.

Als am 30. April 1572 eine Abordnung des Fürstbischofs Von Münster Johann II (1566-1575) zur Visitation anreiste, machte sie von dieser Klausel Gebrauch.

Die Visitation konnte wegen Abwesenheit der Äbtissin nicht stattfinden  und wurde auch nie nachgeholt.

Kurz zuvor war Margarethe  zur Äbtissin des protestantischen Konvents von Borghorst gewählt worden.

In Freckenhorst hat sie nur wenige Spuren hinterlassen, was auch der Vielzahl ihrer Ämter geschuldet ist.

Die Kirchturmspitze in ihrer heutigen Gestalt stammt wohl aus ihrer Amtszeit.

Sie verstarb am 7. Juni 1578.

Auf sie folgte Metta von Limburg-Styrum (1578–1591)

Sie die Tochter des Grafen Hermann Georg von Limburg-Styrum (1540–1574)  und seiner Gattin Maria von Hoya-Bruchhausen (1534–1612)

In ihrer Wahlkapitulation vom 30. August 1578 versprach sie, keine Neuerungen in den geistlichen Gebräuchen einzuführen. Außerdem versprach sie,

sich für keine weiteren Abteien zu bewerben oder solche anzunehmen.

Kurz nach ihrem Amtsantritt ließ sie die Willkommenssteuer ausschreiben. Das war eine von den Landständen zugestanden einmalige Steuer für neugewählte Landesherren.

Aus diesen Einnahmen sollte in Freckenhorst der Schuldenabbau getätigt werden.

Am 27. Juli 1591 erklärte sie mit einem Schriftstück ihren Verzicht als Äbtissin von Freckenhorst. Dieser wurde unter Freistellung von Forderungen an die Äbtissin von den

Kapitularherren angenommen.

Metta heiratete  am  4. August 1592 heiratete Metta den protestantischen Grafen Heinrich V. von Holstein-Schaumburg-Sterneberg (1566–1597). Nach dem Tode ihres Mannes übernahm sie die Regierung der reichsfreien Herrschaft Gemen eine während der Zeit des niederländischen Freiheitskampfes  recht schwierige Aufgabe. Diese erfüllte sie fast bis zu ihrem Tode und hinterließ den Sohn Jobst Hermann, der unverheiratet verstarb. Nach seinem Tode fiel die Herrschaft Gemen an die Familie von Limburg-Styrum-

Auf Metta folgte Margaretha Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein (1591–1604)

Sie wuchs als Tochter des Grafen Johann Gerhard von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein (1536–1611) und seiner Gattin Margarethe von Daun-Neuweiler (1540–1600) in einer protestantischen Adelsfamilie auf.

In ihrer Wahlkapitulation hatte sie sich verpflichtet, die bisher aufgetretenen Unordnungen in den Gottesdiensten und alle übrigen Versäumnisse abzuschaffen .Sie versprach außerdem, keine weiteren Abteien zu übernehmen.

Sie verpflichtete sich auch, die auf  6250 Goldgulden angewachsene Schuld des Stiftes, das sind etwa 1.823.340,00 €, allmählich abzutragen.

Am 21. Mai 1592 wurde das Stift visitiert. Ziel war, die alten Zeremonien und die ursprüngliche katholische Religion wiederherzustellen.

Der Bischof von Münster Ernst von Bayern (1585 –1612 )bestätigte die Wahl am 2. Oktober 1592  obwohl sie den Glaubenseid wegen ihres protestantischen Bekenntnisses nicht abgelegt hatte.

Zwar hatte sie sich in ihrer Wahlkapitulation verpflichtet, keine weitern Abteien zu übernehmen. Trotzdem wurde sie 1598 zur Äbtissin des Reichstiftes Essen gewählt.

Als sie sich zur Beisetzung ihres Schwagers Ludwig Günther von Nassau in Arnheim aufhielt, verstarb sie dort am

28. November 1604 verstarb und am 30. November. Sie ist  in der Eusebiuskerk in Arnheim beigesetzt.

Zu ihrer Nachfolgerin wurde Elisabeth von der Lippe (* 9. Juli1592 † 19.Juni i1646) gewählt. Wegen der widrigen Verhältnisse übte sie ihr Amt aber nicht aus.

Sie heiratete 1612 und wurde zur  Gräfin von Holstein-Schaumburg.

Für sie nahm Elisabeth van Bergh-s’Heerenberg (1605-1614) das Amt wahr. Sie war auch Nachfolgerin von Margaretha Elisabeth  in Essen. Außerdem war sie Äbtissin in Nottuln und eben Freckenhorst.

Sie war die Speerspitze der Gegenreformation in Essen.

1605 und 1613 wurde Freckenhorst visitiert. Die Akten ergeben kein gutes Bild. Sitten und das religiöse Leben waren im Verfall.

Elisabeth  verstarb plötzlich  am 12. Januar 1614 im Alter von 33 Jahren in Essen.

Zu ihrer Nachfolgerin wurde Agnes von Limburg-Bronkhorst-Styrum (* 18. September 1563  2. Januar 1645 )am 1.März 1614 vom Kapitel zur Äbtissin von Freckenhorst gewählt

Bei der Wahl war sie schon  50 und Äbtissin der Abteien Elten, Vreden und Borghorst.

Am 13. März 1614 unterzeichnete sie die Wahlkapitulation.

Am 19 März 1614 wurde sie von Fürstbischof Ferdinand von Bayern(1612 –1650 ) von Münster konfirmiert.

Auf Grund ihrer familiären Verbindungen hatte sie Beziehungen sowohl im protestantischen als auch im katholischen Lager.

Dies kam ihr vor allem im Dreißigjährigen ‘Krieg zu Gute. Sie konnte immer wieder Raubzüge in ihrem Einflussbereich verhindern.

Obwohl sie in ihrer Wahlkapitulation zugesagt hatte, so viel Zeit wie möglich in Freckenhorst zu verbringen, wurde das vor allem durch den Krieg verhindert.

Sie residierte überwiegend in Vreden.

Sie erkor  ihre 1603 geborene  Nichte Elisabeth Juliana von Limburg zur Coadjutorin mit dem Recht zur Nachfolge. 1619 legte sie diese ihre Wahl  Papst Paul V. (1605-1621)

zur Bestätigung vor. Dieser beauftragte am  28. Juli 1619 Fürstbischof Ferdinand die Angelegenheit zu prüfen Er verwies auf die verwandtschaftlichen Beziehungen der Beiden in die Generalstaaten

und das dieser Draht zur Protestantischen Seite der katholischen Sache in Elten und Vreden möglicherweise nützlich sein könne.

Gräfin Juliana wurde dann als Coadjutorin  und Nachfolgerin bestimmt.

1630 erfolgte dies auch für Freckenhorst. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209 / Stift Freckenhorst / Akten, Nr. 0 – I 1d

Sie verstarb aber schon vor  Äbtissin Agnes am 19. November 1641.

Agnes stiftete 1619 das Vredener Hungertuch. Laut Widmungsinschrift hatte sie das persönlich „zu Ehren der Passion unseres Herrn angefertigt“.

Agnes verstarb am 2.ö Januar 1645 in Vreden und ist dort in der Stiftkirche bestattet.

Agnes Maria von Limburg-Styrum (1645–1646) war eine Großnichte der verstorbenen Äbtissin. Bei der Wahl erhielt sie zehn  Stimmen ,

ihre Konkurrentin Claudia Seraphica von Wolkenstein-Rodeneck neun Stimmen.

Die Familie Wolkenstein-Rodeneck war eine Südtiroler Grafenfamilie, die 1564 in den Freiherrenstand und 1628 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.

Es war eine Seitenlinie der Wolkenstein-Trostburg und geht auf den Dichter Oswald von Wolkenstein (um 1377–1445) zurück.

Sie ist am 14. September 1627 ist sie in Innsbruck als Tochter von Fortunat Graf von Wolkenstein-Rodeneck und Johanna Gräfin von Königsegg-Rothenfels geboren.

Der Wahlleiter, Domdechant Bernhard von Mallinckrodt (1591-1664)

, weigerte sich, ein Wahlprotokoll zu veröffentlichen. Er ließ auch keinen Notar zur Beurkundung der Wahl zu.

Er ersuchte Fürstbischof Ferdinand, die unterlegene Claudia Seraphica als gewählte Äbtissin zu bestätigen. Die Gründe dafür lagen wohl im jugendlichen Altar von Agnes Maria.

Sie war erst 13. Ein weiterer Grund war ihre lutherische Konfession.

Drei Tage nach der Wahl “besetzte”  Claudia Seraphica  die Abtei, um die bischöfliche Bestätigung zu erzwingen.Tatsächlich unterzeichnete Fürstbischof Ferdinand die Provision,. Dagegen legte Agnes Maria Widerspruch ein. Sie verstarb im Frühjahr 1646 mit 15 Jahren.

Papst Innozenz X. (1644-1655) ernannte mit seiner Bulle vom 30.September 1645 Fabio Chigli (1639-1649 päpstlicher Nuntius in Deutschland und von 1655-1667 als Alexander  VII.Papst) und die Domdechanten von Münster und Köln zu senen Kommissaren,

um Claudia Seraphica in Besitz der Abtei Freckenhorst zu bringen. Fabio Chigli war Förderer von Claudia Seraphica.

Fabio Chigi hielt sich zu den Friedensverhandlungen in Münster auf, ebenso wie Claudias Cousin Georg Ulrich von Wolkenstein-Rodeneck, der als Gesandter Österreichs in Münster war.

Claudia legte den Glaubenseid gegenüber dem Paps ab. Am 24. März 1646 unterschrieb sie die Wahlkapitulation und war damit auch formal Äbtissin von Freckenhorst.

Ihr Hauptwohnsitz war Freckenhorst. Sie war Pröpstin in Vreden und 1648 wurde sie auch zur Äbtissin von Stift Heerse ernannt.

Sie war auch Küsterin im Reichsstift Essen. und hatte Präbenden in St. Ursula in Köln und in Vreden.

Unter Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen hatte die Festigung des katholischen Glauben im Bistum Münster begonnen. Er setzte die Beschlüsse des Konzils von Trient durch.

Auch Äbtissin Claudia Seraphica setzte sich deutlich für die Verbesserung des Kirchenwesens ein-

Fürstbischof von Galen war am 10. Oktober 1660 in Freckenhorst  zu Gast und hielt eine Firmung ab.

Claudia sorgte für die Erhaltung der Bausubstanz in Freckenhorst und die Ausstattung der Abtei.

Die Petrikapelle wurde restauriert und ein neuer Marienaltar errichtet.

Im März 1688 erkrankte Claudia Seraphica schwer und verstarb am 21. Juli 1688 in Vreden, wo sie auch bestattet ist.

Sie war die letzte Äbtissin mit gräflicher Abstammung in Freckenhorst.

Am 16. September 1688 wurde Hedwig Christina Gertrud von Korff zu Sutthausen zu ihrer Nachfolgerin gewählt.

Sie war die Tochter des Rudolf Dietrich von Korff zu Sutthausen und Anna Rotgera Sophia von Eickel.

Sie wurde wurde zum ersten Mal am 16. September 1670 urkundlich erwähnt . Bis zu ihretr Wahl als Äbtissin war sie als Amtsjungfer, das  ist ein Klosteramt, tätig.

Nach ihrer Wahl leistete sie am 18. November 1688. Am Tag darauf unterzeichnete sie die Wahlkapitulation.

1691 ließ Hedwig Christina die Petrikapelle restaurieren.

1695 stiftete sie silberne Altargarnitur aus sechs hohen  Kerzenkandelabern. Auch  ein 125 cm großes Kreuz wurde von ihr gestiftet.

1694 gründete sie die Todesangst Brüderschaft.  Die Todesangstbrüderschaften wurden von den Jesuiten gegründet und hatten im 18. Jahrhundert ihre Blütezeit. Ihr Ziel war es,

für einen gnädigen Tod für sich und seine Mitbrüder (Schwestern) für einen gnädigen Tod zu beten.

Schon zu ihren Lebzeiten ließ die Äbtissin ein Epitaph errichten, das sich in der Freckenhorster Stiftskirche befindet.

Hedwig Christina verstarb  am 22. September 1721.

Ihre Nachfolgerin wurde Clara Francisca Antonetta von Westerholt zu Lembeck.

Sie ist 1694 geboren und war die Tochter des Dietrich Konrad von Westerholt zu Lembeck (1658–1702) und seiner Gattin Maria Theodora von Waldbott zu Bassenheim.Das war eine westfälische Adelsfamilie.

Sie war schon seit dem 19. März 1719 Äbtissin von Langenhorst, einem Stadtteil von Ochtrup.

Am 9. Dezember 1721 vom Konvent zur Äbtissin in Freckenhorst gewählt. Die Wahl erfolgte einstimmig- Es fehlte nur die Stimme der suspendierten Kapitularin Johanna Katharina von Winkelhausen,

die seit 1713 (-1738)Äbtissin von Heerse war.Diese leitete einen Prozess ein, der viel Geld kostete und bis 1726 ging.

Am 20. Dezember 1721 unterzeichnete die neue Äbtissin am 8. Januar 1722  die Wahlkapitulation, die unter anderem eine jährliche Residenzpflicht in Freckenhorst von mindestens  Monaten auferlegte.

Der Ordinarius erteilte seine Bestätigung  am 8. Januar 1722 .

Der feierliche Einzug fand allerdings erheblich später statt, nämlich erst am 5. November 1743.

Der Hauptgrund für die Verzögerung lag wohl in der Baufälligkeit lag wohl in der Baufälligkeit, des Gebäudes, das Äbtissin Maria von Tecklenburg um 1500 errichten lassen hatte.

Der kurfürstlich-kölnische Architekt und Hofbaumeister C.F. Nagel (1699-1764) erstellte en Gutachten, aus dem hervorging, dass das Gebäude so baufällig war, dass man darin seines Lebens nicht mehr sicher sei.

Er veranschlagte Kosten von 6000 Reichstalern, das sind  etwa 6.031.260,00 €, für den Neubau eines Hauses unter möglichster Verwendung der Grundmauern und Fundamente.

Das hätte eine Kapitalaufnahme in dieser Höhe bedeutet, die das Kapitel aber verweigerte.

Nun wandte sich die Äbtissin an Fürstbischof Clemens August von Bayern (1719—1761) mit der Bitte um Genehmigung. Sie begründete ihren Antrag damit, dass die Reparatur bisher 4000 Reichstaler verschlungen habe, das

Gebäude aber trotzdem baufällig sei. Der Fürstbischof drängte das Kapitel auf Zustimmung, die das Kapitel am 18. Juni1738 schließlich erteilte, mit der Auflage, dass die Verbindlichkeiten innerhalb von 12 Jahren zu tilgen seien.

Es gelang aber nicht, die Schulden vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) zu tilgen.

Nun mussten auch noch die Kriegskosten aufgebracht werden.Da nicht klar war, ob die Äbtissin oder der Konvent die Kriegskosten zu tragen hatte, kam es zu einem Prozess, den die Äbtissin verlor.

Dem Konvent wurden eine Reihe von Abteigütern zugesprochen, was die die finanzielle Lage der Abtei weiter verschlechterte.Es kam zu einem weiteren Prozess, bei dem ein Vergleich geschlossen wurden

Der Äbtissin wurden jährliche Einnahmen von 700 Reichtalern zugebilligt, das sind etwa 703.647,00 €. Die Kriegskontributionen übernahm der Konvent statt wie bisher die Abtei.

Die Unstimmigkeiten hatten dazu geführt, dass die Äbtissin häufiger von Freckenhorst weg war, als es ihr die Wahlkapitulation erlaubte.

Sie verstarb am 18. September 1763 in Langenhorst im Alter von 69 Jahren.

Sie hinterließ eine erhebliche Schuldenlast.

Ihre Nachfolgerin wurde Francisca Lucia von Korff zu Harkotten und Störmede (1763–1799). Sie ist 1722  geboren und wuchs

als Tochter des Wilhelm Friedrich Anton von Korff zu Harkotten (* 1688, † 1727) und seiner Gattin Katharina Bernhardina Francisca von Westphalen auf.

Die Familie Korff ist ein altes westfälisches Adelsgeschlecht und gehört zu den ältesten landsässigen Adelsfamilien im Münsterland

Am 5. März 1729 in den Besitz einer Präbende in Freckenhorst.

Am 18. Oktober 1763 wurde sie einstimmig zur Äbtissin gewählt. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 706

Die Bestätigung durch Bischof .Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1762 – 1784) kam zehn Tage später.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 707

Sie unterzeichnete die Wahlkapitulation, die gegenüber den vorherigen einige Neuerungen beinhaltete.

Es wurde geregelt, an wen die dimittierenden Präbenden fallen sollte.

Wegen der hohen Schulden der Abtei sollte Francisca Lucia prüfen, ob der Freckenhorster Hof in Münster verkauft werden sollte, der zudem baufällig war.Mit Rücksicht auf die zerrütteten Finanzen verzichte die Äbtissin

zunächst vorläufig und schließlich endgültig auf die feierliche Einfahrt

Die Äbtissin bemühte sich, die drückende Schuldenlast zu verringern. Sie besetzte nicht mehr alle frei werdenden Präbenden und hatte so am Schluss ihrer Amtszeit 4 Pfründe eingespart.

Auch die Bautätigkeit hielt sich wegen der Finanzlage in engen Grenzen.

1793 nahm sie 22 vor der Revolution in Frankreich geflüchtete französische Priester auf und übernahm die Kosten für den Messwein.

vor der Konsekration, am 29. März 1847.

Bis 1793 war Therese-Louise von Haxthausen, Mutter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1843) Stiftsdame in Freckenhorst.

Francisca Lucia machte eine Reihe von Stiftungen zu gottesdienstlichen Zwecken.

1795 rettetete sie das Stiftsarchiv vor dem heranrückenden französischen Heer.

Sie verstarb am 4. Februar 1799 nach dreitägiger Krankheit im Alter von 77 Jahren.

Ihre Nachfolgerin wurde als letzte Äbtissin von Freckenhorst Anna Franziska von Ketteler.

Sie wurde am 18. April 1755 als Tochter des Goswin Lubbert von Ketteler zu Harkotten (* 1719, † 1775) und seiner Gemahlin Bernhardina Dorothea von Korff, einer Schwester der vorhergehenden Äbtissin des Stifts Freckenhorst geboren.

Sie wurde am 2. April 1799 zur Äbtissin gewählt. Die Bestätigung durch Bischof Maximilian Franz von Österreich (1784 –1801) erfolgte am 15. Mai 1799.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 753

Nach nur drei Amtsjahren zeichnete sich das Ende von Stift Freckenhorst ab.

Am  3. August 1802 nahm der König von Preussen Friedrich Wilhelm III. (1797-1840) das Oberstift Münster, zu dem auch Freckenhorst gehörte, in Besitz.

Am 23. Februar 1803 wurde das Hochstift Münster aufgehoben und die Einziehung der Klöster und Stifte dem neuen Landesherren anheimgestellt.

Das Stift Freckenhorst gehörte seit 1808 dem Großherzogtum Berg. Das Stift Freckenhorst wurde als Versorgungsanstalt für bedürftige adlige Damen aller Konfessionen beibehalten. Am 11.August 1811verfügte die Regierung des Großherzogtums Berg die endgültige Aufhebung des Damenstiftes.

Die Einkünfte der Äbtissin hatten bis dahin jährlich 21.260 fr. belaufen. Sie  erhielt eine Pension und zog sich nach Münster zurück.

Dort starb sie am 14. April 1835 im 80. Lebensjahr und ist auf dem Lambertikirchof beerdigt.

Noch erhalten ist die Stiftskirche und der Taufstein aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Auch das Grab der Geva ist noch erhalten mit der ältesten niederdeutschen Inschrift.

Das Geläut der Stiftskirche ist  der vier vollständig erhaltenen alten Stiftsgeläute Westfalens.

                                                                                                       

13 Juni 2025

Kloster Kemnade

 

 

 

                                                                                                                                                                       

 

Kloster Kemnade wurde um 960 von zwei Töchtern des Billungergrafen Wichmann dem Jüngeren († 22. September 967) als Kanonissenstift  gegründet.Es iiegt an der Weser und ist heute Ortsteil von Bodenwerder, dem Dorf aus dem  der “Lügenbaron” Freiherr Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen

stammt.Sein Grab ist in der Klosterkirche von Kemnade.

Namengebend war der beheizbare Teil des Frauengemachs. Auch der Name des Dorfes leitet sich davon ab.

Nach dem Zeugnis des Annalista Saxo (a. 967) wurde von Otto dem Großen das Erbe Wichmanns des Jüngeren an Kemnade und Lüneburg überwiesen. Daher wird in der Forschung die Meinung vertreten, bei Friderun und ihrer Schwester Imma handle es sich um Töchter des  Wichmann des Älteren ohne dass es direkte Quellenbelege hierfür gibt.

König Heinrich II. (1004-1024 stellte )am 2. November 1004 zwei Urkunden aus, in denen er bekundet, dass die Äbtissin Frederuna und ihre Schwester Imma mit Hilfe des Grafen Gero das Kloster Kemnade gegründet haben. In dieser Urkunde wird der umfangreiche Besitz aufgeführt, den die

beiden dem Kloster Kemnade geschenkt haben.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 37

In einer zweiten Urkunde auch vom 2.11. wird vor allem auf Rechtsgrundlagen des Klosters eingegangen. Zum einen steht die Inschutznahme durch den König, dann auch die Exemtion des Gerichts und vor allem die freie Wahl der Äbtissin.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen

W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 64

Kloster Kemnade  hatte mit der Schenkung umfangreichen Grundbesitz nämlich Dölme, Grave Hehlen, Heyen, Hohe, Linse, Halle, Lüerdissen, Rühle, Forst, Börry, Tündern, Ohr Esperde. Latferde, Grohnde, Hajen, Pegestorf und Bodenwerde bekommen.

Kaiser Otto II.(973-983) hatte  der Schenkung zugestimmt.

Friederuna verstarb 1025.

Auch König  Heinrich III. (1039-1056) bestätigte 1039 das Kloster und die Schenkung. Heinrich III. – [RIplus] Regg. Heinrich III. n. 7

Die Weihe der Klosterkirche fand am 15. Juli 1046  durch den Mindener Bischof Bruno von Waldeck (1037-1055) statt.

Unter Äbtissin Judith erfuhr das Kloster einen Niedergang. Sie war die Schwester von Siegfried IV. von Boyneburg (um 1095- 1144). Dieser war Vogt von Kloster Corvey  und hat dem Konvent von Corvey seinen Bruder Heinrich als Abt aufgezwungen.

Es war wohl auch dem Einfluss Siegfrieds zu verdanken, dass sie Äbtissin von Kemnade wurde. Abt Heinrich wurde 1146 in Corvey wegen Unfähigkeit abgesetzt und durch Abt Wibalds von Stablo (1146-1158), ersetzt.

In seiner Briefsammlung schreibt dieser auch über Judith. Sie führte ein ausschweifendes Leben und verteilte die Güter des Klosters an ihre Getreuen und Liebhaber. Wie ihr Bruder wurde sie 1146 abgesetzt.

In einer am  19. März 1147 bezeichnete König Konrad Kemnade als “ einen gemeinsamen Sündenpfuhl für alle des Weges Ziehenden” ( Hans Pfeifer, Kloster Kemnade und seine Kirche in Zeitschridft für Bauwesen, Bd.  49, 1899 S.351)

Sie wurde durch den päpstlichen Legaten Kardinalpriester Thomas von S. Vitale(1145-1146) am 15. Juli 1146 abgesetzt und durch Klostervogt Dieter von Richlingen aus Kemnade vertrieben.Dieser hoffte, dass er seine Tochter, die ebenfalls Judith hieß, auf den Abtsstuhl von Kemnade  bringen konnte .

Der Konvent wählte aber die bisherige Pröpstin Helmbugis zur Äbtissin. Dies wies aber die Wahl zurück. Dann wurde Judith von Eberstein gewählt.

Der päpstliche Legat  befahl dem Bischof von Minden Heinrich I. ( 1140-1153), Judith aus Kemnade zu vertreiben

Dieter von Richlingen verärgert über die Nichtberückschtigung seiner Tochter wandte sich wieder Judith zu, der vertriebenen Äbtissin von Kemnade , um diese mit Gewalt in Beitz von Kemnade zu bringen.

Die neugewählte Äbtissin, die Pröpstin Helmburgis und die Dechantin mussten m das Schloss Lohra fliehen

Ende Januar 1147 unterstellte König Konrad das Kloster Kemnade dem Abt Wibald von Stablo und Corvey mit dem Auftrag zu dessen Reform.Konrad III. – RI IV,1,2 n. *433

Kemnade sollte wieder ein Männerkloster werden  Kloster Corvey setzte  einen von Corvey abhängigen Propst in Kemnade ein.

Da man durchaus Ursache hatte, die vertrieben Judith und ihren Anhang zu fürchten, wurde der Klosterschatz nach Corvey gebracht.

Judith  erhob Einspruch gegen die Einsetzung der Mönche.

Der frühere Klostervogt Dieter von Richlingen  zog mit bewaffneter Macht vor Kloster Kemnade, um es wieder in die Hände Judiths zu bringen.

Auch die nach Lohra geflüchtete Äbtissin legte gegen die Neuordnung des Konvents Widerspruch ein.Zwar war Dieter von Richlingen von bewaffneten Kräften aus Corvey zurück gedrängt worden.

Judith konnte mit Unterstützung ihrer Günstlinge Kloster Kemnade einnehmen. Der Propst wurde kurzerhand in die Weser geworfen.

Konrad befahl dem Herzog von Sachsen , dem Unwesen in Kloster Kemnade eine Ende zu bereiten und Dieter von Richlingen und seien Söhne zur Rechenschaft zu ziehen.

Papst Eugen III. (1145-1153) befahl dem Bischof von Minden Heinrich I.(1140-1153), der auch zu den Unterstützern Judihs zählte, diese mit kirchlichem Bann zu belegen, falls sie nicht innerhalb von 30 Tagen das Kloster zurückgab. Auch die Bischöfe

Bremen Adalbero (1124-1148) und Verden Dietmar II (1116-1148) wurden aufgefordert, Abt Wibald bei der Wiedererlangung der verschleuderten Klostergüter behilflich zu sein.

Judtih wurde wohl Äbtissin von Geseke im Kreis Soest wo sie zwischen 1145 und 1147 nachzuweisen ist.

1149 fanden größere Instandsetzungsarbeiten in der Klosterkirche statt.Die Neuweihe der Kirche verzögerte sich aber, weil der Mindener Bischof sich hartnäckig  weigerte, die Kirche zu weihen.

Erst als sich Papst Eugen III. einschaltete, nahm der Bischof die Weihe vor.

Das Klosterleben in Kemnade kam aber nicht in Gang.  1168 zog Kloster Corvey die Mönche wieder aus Kemnade ab.

Das Kloster stand nun bis 1194 leer.Dann erst wurde es wieder besiedelt und zwar mit Nonnen aus Kloster aus dem Kloster Gehrden

Dem Konvent stanfd eine Priorin vor. Das Kloster blieb unter der Aufsicht des Abtes von Corvey.

Erste Priorin war eine Judith oder Jutta.

Das Kloster hatte das Patronatsrecht an der örtlichen Pfarrkirche St. Dionysius . Das war die Kirche für die Dorfbevölkerung,die zur Klosterkirche keinen Zutritt hatte.

Das Kloster nahm das Pfarrecht durch en Propst von Kemnade wahr.

1245 kam die St. Nikolaus-Kapelle in Bodenwerder (1245) und später die St. Gertrudskapelle in die Obhut des Klosters.
Eine enge Beziehung hatte Kloster Kemnade vor allem zu den Herren von Homburg.

Sie waren auf der Grundlage Corveyischer Lehen im 13. Jahrhundert Landesherren in Kemnade.

Diese enge Beziehung wirkte sich positiv auf Kloster Kemnade aus. Es war neben Kloster Amelungsborn das Hauskloster der Herren von Homburg.

Das Kloster konnte seinen Besitz ständig erweitern.

Besonder wichtig war der Besitz unmittelbar um Kemnade.

1354 belegte der Mindener Bischof Dietrich III. Kagelwit(1353 –1361 ) Kloster Kemnade mit einem Interdikt, weil es eine von ihm präsentierte Dame nicht in das Kloster aufnehmen wollte.

Abt Dietrich I. von Dalwigk (1336-13549) von Kloster Corvey wandte sich an den Kölner Erzbischof Wilhelm von Gennep (1349-1362) und erreichte die Rücknahme des Interdikts.

Das Verhältnis besserte sich aber.  So gewährte der Mindener Bischof Wittekind II.(1369 –1383) all denen , die dem Kloster Kemnade und dem Bild des Kreuzes Zuwendungen machten, einen 40- tägigen Ablass.

Ein Beleg, dass die Einkünfte des Klosters zur Deckung seiner Ausgaben nicht mehr ausreichten.

Mit Heinrich VIII. von Homburg starb das Geschlecht der Edelherren von Homburg aus.

Schon vorher hatte er am 2. Februar 1407 einen seiner Lehenshöfe der Kirche zu Bodenwerder vermacht, um in Bodenwerder eine Kapelle zu errichten und einen Friedhof anzulegen.

Den Hof befreite er von aller weltlichen Gerichtsgewalt und stellte ihn unter geistliches Recht.

Der Einfluß der Grafen von Pyrmont auf das Kloster nahm zu.

Gebetsverbprderungen mit dem Stift Fischbeck und dem Zisterzienserkloster Walkenried wurde abgeschlossen.

Das Kloster verarmte aber merklich.

1460  verkauften die Priorin Antonia und ihr Konvent den Lenekmapmit Hof, um die Lichter für den Johannes-Altar zu beschaffen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen F 008u / Kloster Kemnade / Urkunden, Nr. 109

Das Kloster war bettelarm geworden.

1504 trat Kloster Kemnade der Bursfelder Kongregation bei.

1538 hatte Hermann von Malsberg Kloster Kemnade in Besitz genommen, nachdem der Propst, Domina und Nonnen vertrieben worden waren-

Domina müsste Anna von Nyhusen gewesen sein, Priorin Elisabeth Hake, denn dies stellten am 7.4.1539 eine Urkunde aus, in der es um eine Geldleihe von

150 rheinischen Gulden ging.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen F 008u / Kloster Kemnade / Urkunden, Nr. 126

Pattensenj, eine Kleinstadt bei Hannover , war der Versammlungsort vieler wichtiger Landtage.  1541 beschloss ein Landtag dort die Einführung der Reformation und die Aufhebung der im

Kalenbergischen  befindlichen Klöster.

Der Konvent in Kemnade blieb aber zunächst bestehen. Er konnte sich zunächst einer protestantischen Visitation entziehen.

Die finanzielle Lage des Klosters blieb aber prekär. Es musste weiteren Besitz verkaufen.

Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1568-1589) erließ am 1. Januar 1569 eine neue Kirchenordnung für sein Land und begann die Reformation durch zu setzen.

1579 verkündete er die lutherische Reform von Kloster Kemnade. Er setzte den Ortspfarrer von Kemnade als neuen Propst ein und setzte lutherische Nonnen im Kloster ein.

Pfeifer setzt die Reform von Kloster bereits auf 1549 an. Da aber Julis von Braunschweig erst 1568 auf seinen katholischen Vater folgte, scheint mir die Reformation nach 1569 schlüssiger.

Der Abt von Kloster Corvey, das ja immer noch die Aufsicht über Kemnade hatte, das war Abt Reiner II. von Bocholtz (1555-1585), klagte beim Reichskammergericht gegen die Reformation von Kemnade.

Im Reichskammergericht liegt unter AR 1-A/520 Prozessakte eine Prozessakte vor.

Die Restitution  des vertriebenen Prälaten und der Nonnen wurde angeordnet. Auch die Rückgabe von Kloster Kemnade an Kloster Corvey.

1584 wurde der lutherische Konvent aufgelöst. 1593 kam das Kloster wieder unter die Verwaltung Corveys. Dieses siedelte aber keine Klostergemeinschaft mehr in Kemnade an.

Corvey zog alles, was sich in Kemnade befand, ab –Messgewänder, Antependien,Kruzifixe und Leinwand.

Ein Herr von Ersleben wurde Propst in Kemnade.1620 entsagte er dem geistlichen Stand und heiratete und blieb Ritter in Kemnade. Dieses beanspruchte er für sich als Ausgleich für die für Kemnade ausgegebenen Gelder.

Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig(1613ö-1634) erkannte ihn als rechtmäßigen Gläubiger von Kemnade an.Natürlich beschwerte sich der Abt von Corvey Heinrich V. von Aschenbrock (1616-1624) sofort beim Reichskammergericht.Zwar wurde Herzog Friedrich Ulrich mit seinen Ansprüchen auf Kemnade zurückgewiesen, aber Ritter  Christoph  von Ersleben (1580-1646)  blieb im Besitz von Kemnade. Er hatte sich   1633 in einem Vergleich mit Kloster Corvey geeinigt. Danach durfte er bis zu seinem Tod den Besitz behalten.

Der Besitz war auch Gegenstand bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. Nach seinem Tod blieb er als Pachtgut im Besitz seiner Witwe. Nach ihrem Tod 1656 fiel es an Braunschweig zurück, auch wenn Corvey diesen Besitz weiter beanspruchte.

Ritter Christoph und seine Frau wurden im Querhaus der  Klosterkirche bestattet.

Das Grabgewölbe ging 1724 an die Familie von Münchhausen über.

Deswegen ist dort auch Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720-1797), der “Lügenbaron” bestattet.

1678 und 1697 kamen Rezesse zwischen Kloster Corvey und dem Hause Braunschweig zustande.

1699 bekam Abt Florenz von dem Felde (1696-1714) von Kaiser Leopold I (1658-1705) Kloster Kemnade als Lehen.

Der Abt setzte in Kemnade wieder Pröpste und Äbtissinen ein und auch Amtsleute. Kloster Kemnade erhielt seine alte Selbstständigkeit nicht wieder.

Das Haus Braunschweig gab seiene Ansprüche auf Kloster Kemnade nicht auf. Erst 1777 einigten sich Corvey unter Abt Johann Karl Theodor von Brabeck (1776-1792) und  Herzog Karl I von  Braunschweig-Bevern (Braunschweig Wolfenbüttel war im Jahr  1735 ausgestorben)

(1735-1780). Kloster Corvey erhielt den Amelungbornischen Hof in Höxter und den Zehnten von Beverungen und verzichtete dafür auf Kemnade.

Kloster Kemnade kam an die Domäne Wickensen, die dann den Unterhalt der Kirche  erbringen musste und den Pfarrer zu besolden hatte.

Der Klosterhof wurde 1842 für 49.700 Taler an den Grafen von der Schulenburg verkauft.

Von Kloster Kemnade ist heute nur noch die romanische Pfeilerbasilika erhalten und es besteht noch ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Konvents.

 

 

 

05 Mai 2025

Der Bussen

 

 

Der Bussen, der “heilige Berg Oberschwabens” liegt in der Nähe Riedlingens.  Er ist 767 m über dem Meeresspiegel und bietet vor allem bei Föhn eine wunderbare Aussicht. Die Alpenkette von Füssen bis zum Säntis ist zu sehen, aber auch die Waldburg oder das Ulmer Münster. Gekrönt wird der Berg von einer Wallfahrtskirche220px-Bussen-Wallfahrtskirche02, die schon zur Zeit

Der Bussen war schon früh besiedelt. Erste Lesefunde stammen aus der Mittelbronzezeit, In Europa war das so etwa ab 1600-v.C. bis 1300 v.C. Auch aus der Urnenfelderkultur die von 1300 v. C. bis 800 v.C. dauerte liegen Funde vor.

Seit 2014 führten Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege  Ausgrabungen im weiteren Umland der herausragenden frühkeltischen Stadt „Heuneburg“ bei Herbertingen-Hundersingen durch, Zwischen 2019 und 2021 führte

das Landesamt für Denkmalpflege Grabungen  auf dem Bussen durch unter Leitung von Prof. Dr. Dirk Krausse, der dem Vorstand der Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern angehört, durch. Diese wurden 2021 abgeschlossen.

Das Fundmaterial besteht aus 460 kg Ziegeln, Ofenkacheln, Keramik, Tierknochen, Glas, Stein, Eisen und, in kleinerem Umfang, Buntmetall- und Beinartefakte. Diese werden zur Zeit ausgewertet und stammen aus der Jungsteinzeit bis zum

Spätmittelalter. Die datierbaren Funde ergeben für die keltische Zeit ein interessantes Wechselspiel zwischen dem Bussen und der nur 13 Kilometer entfernten Heuneburg.Etwa 1600 bis 1100 v. Chr. fungierte die Heuneburg  als überregionales Zentrum

Danach verlagerte sich der  Machtsitz auf den Bussen Dann wechselte er bis etwa 450 v.C. wieder auf die Heuneburg.

Der Busen spielte in der Region zwischen Alb und Bodensee in vor- und frühgeschichtlicher Zeit wohl  eine bedeutende Rolle.

Schon die Kelten brachten auf dem Bussen Fruchtbarkeitsopfer dar Auch in modernerer Zeit wurde auf dem Bussen um “Bussakindle” gebeten Es ist durchaus denkbar, dass  “Bussakindle”  in einer sehr langen Tradition stehen.

Auch in römischer Zeit hatte der Bussen Bedeutung. Dort stand wohl ein römischer Wachturm, an den späte reine Burg angebaut wurde.

Auf dem südlichen Abstieg des Bussen verlief  im 1. nachchristlichen Jahrhundert wichtige römische, west-östliche Fernstraßenverbindung von Straßburg (Argentorate) nach Augsburg (Augusta Vindelicorum)

Von Historikern wird sie auch Donausüdstraße genannt Einige Historiker vermuten ein noch unbekanntes Römerkastell, weil die Entfernung zwischen den bekannten Garnisonen Mengen und Emerkingen für einen Tagesmarsch zu weit i

Die älteste Urkunde, die dessen betrifft, stammt aus dem Jahre 805. Chadaloh und Wago, die Söhne des Grafen Berthold I. (+ zwischen 804und  813-815) ihren Besitz unter anderem die Kirche auf dem Bussen

“ Similiter et in Pussone illam basilicam “ Die Urkunde wurde am 23-  Oktober 805 ausgestellt, Sie ist im Urkundenbuch der Abtei St. Gallen Teil 1, hsg von Hermann Wartmann, Zürich 1863,  auf Seite 175 abgedruckt..

Patrozinium des Heiligen Leodegar , des fränkischen Bischofs von Autun genannt. (online-Archiv Katalog des Stiftsarchiv St. Gallen)

Das Patrozinium wechselte wohl. Sei t 1432 ist Johannes der Täufer als Patron belegt.(Ferdinand Kramer: Der Bussen, heiliger Berg Oberschwabens, mit seiner Kirche und Geschichte, S. 15

und schon jetzt ist Wallfahrtstätte, durchaus möglichdass diese  in ungebrochener Tradition schon auf die Kelten zurückgeht.Christliche Missionare bauten ihre Kirchen gerne an heiligen Plätzen der Heiden, um diese sozusagen umzuwidmen.

Schon kurz vor 800 gab es wohl eine Burg auf dem Bussen.Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Nähe der Kirche auf dem Bussen zur Burg.. Kirchen suchten in dieser Zeit oft den Schutz von nahe gelegenen Befestigungsanlagen

Der älteste bekannte Besitzer soll Graf Gerold i. (+ 799)gewesen sein. Gerold war einer der bedeutendsten Heerführer, Ratgeber und persönlichen Vertrauten Karls des Großen.

Gerold war nach einigen Quellen auch der Schwager von Karl dem Großen. Gerolds Schwester Hildegard war mit Karl dem Großen verheiratet.

Die Burg auf dem Bussen wurde schon im Frühmittelalter erbaut, war zunächst wohl eine Fliehburg.Dann wurde sie ausgebaut und befand sich im Besitz der Bertholde(oder Agilolfinger), einer Hochadelssippe.

Mitte des 13. Jahrhunderts war Burg Bussen eine staufische Reichsburg, und kam über die Veringer um 1280 an die Habsburger.

Die Habsburger bauten die Burg auf dem Bussen aus,ließen sie von einem Vogt verwalten und von Burgmannen bewachen.

1314 verpfändeten sie die Burg an die Grafen von Hohenberg, die enge Beziehungen zu den Habsburgern hatten

Albert II. von Hohenberg-Rotenburg (+17.4. 12198) war  war enger Berater von Rudolf von Habsburg,, der mit seiner Schwester Gertrud Anna von Hohenberg (+ 1281) verheiratet, die 1273 als Anna von Habsburg deutsche Königin wurde.

Albert war Landvogt in Niederschwaben

1387 wurde die Burg an die Truchsessen von Waldburg verpfändet.Sie gehörte zur Herrschaft Bussen des Hauses Waldburg, blieb aber Habsburger Lehen

Im 30- jährigen Krieg wurde die Burg durch schwedische Truppen zerstört. Burg und Berg hatten ihre militärische Bedeutung und damit ihre politische Rolle eingebüßt. Die Burg wurde nicht mehr aufgeba1733-1805ut

Sie zerfiel und wurde als Steinbruch genutzt.

Das Haus Waldburg verkaufte 1786 Burg und Berg an den Reichsfürsten Karl Anselm von Thurn und Taxis (1783-1805) Um 1870 sicherte das Haus Thurn und Taxis die zerfallene Anlage und richtete die gut erhaltenen Reste des Bergfrieds als Aussichtspunkt her.

im Zuge der politischen Neuordnung durch Napoleon fiel der Bussen 1806 an das Königreich Württemberg.

1997 kaufte der Landkreis Biberach die Burgruine  und sicherte sie mit  umfangreichen Instandsetzungsarbeiten

Die Wallfahrtskirche St. Johann Baptist stammt aus dem Jahre 1516 und wurde in den Jahren 1960-1963 restauriert.

Ihr Vorläufer war die  805 oben erwähnte Kirche.

Der Grundstein wurde Wilhelm den Älteren von Waldburg-Trauchburg (* 1469 –1557) und seine Ehefrau Sybilla von Waldburg-Sonnenberg (1493–1536)    am 1. April 1516 in Anwesenheit des Zwiefalter Abts Georg Fischer (1474–1513) gelegt.Der Grundstein zeigt das Waldburger und das Sonnenberger Wappen.

1791 wurde die Kirche erneuert und das Kirchendach erhöht.

Belegt sind auf dem Bussen seit 1521 Wallfahrten zur Schmerzhaften Muttergottes. Heute finden immer an Pfingsten Männerwallfahrten statt. 1958 wurde auf dem Bussen ein Heimkehrermahnmal errichtet und seither findet immer am 31. August eine Wallfahrt der Treu statt. Auf dem Bussen steht auch eine Gedenktafel für die Gefallenen der Weltkriege. Besonders gedacht wird der oberschwäbischen Gefallenen aus Rommels Afrikakorps.

27 Apr. 2025

Kloster Corvey

                                                                                                                                                                                                                              Thumb

Karl der Große (768-814I) hatte in den Jahren 772-804  die Sachsen besiegt und in das Frankenreich eingegliedert.Mit harter Hand hatte er mit deren Christianisierung begonnen. Damit das dauerhaft gesichert wurde,

sollten einheimische Glaubensboten das Christentum überzeugend vertreten. Deshalb wurden junge Sachsen in Domstifte und Abteien des Frankenreiches um sie dort auszubilden und auf ihre Aufgabe vorzubereiten.

So sollte die personelle Grundlage zur Gründung sächsischer Kirchen und Klöster geschaffen werden. Karl wollte das gewonnene Gebiet durch die Gründung eines Reichsklosters festigen.

Das  fränkischen Kloster Corbie an der Somme, ein Königskloster,hatte eine große Ausstrahlung und spielte eine wichtige politische Rolle.

Dort war Adelhard  (* woh1  752-826) ein Sohn des Karolingers Bernhard, der ein unehelicher Sohn von Karl Martell (* zwischen 688 und 691-741) und einer Fränkin, 7212 Mönch und 781-814 und wieder 821 Abt von Corbie.

Sein Halbbruder Wala (* wohl um 773 –836), ein Cousin Karls des Großen folgte Adalbert 826 als Abt von Corbie nach und war in Personalunion Abt von Corvey.

Wala war auch einer der engsten Berater von Karl dem Großen.

In Corbie wurden viele junge Sachsen erzogen.

Die Umsetzung des Plans, ein Kloster in Sachsen zu gründen, verzögerte sich durch den Tod Karls.

815 gründeten Adalhard und Wala  das Kloster Hethis, das erste Kloster in Sachsen,. Sachsen entspricht dem heutigen Bundesland Niedersachsen und Westfalen.

Der Ort Hethis ist heute nicht mehrgenau  zu lokalisieren, aber er befand sich wohl in unmittelbarer Nähe von Neuhaus im Solling in Niedersachsen. Die Gründung kam wohl auf Initiative des Paderborner Bischofs Hathumar (* um 760 ?-815) zustande.

Es wurde zunächst als Propstei von Kloster Corbie gegründet

Hethis eignete sich aber gemäß der Überlieferung wegen seine Unfruchtbarkeit nicht für ein Klosterleben. Zum Überleben waren die Mönche  auf Hilfslieferungen vom Mutterkloster angewiesen.

Trotz materieller Not begann das Kloster  “Noca Corbeia”, wie die Gründung genannt wurde zu blühen. Eine Klosterschule war eingerichtet worden.

Adalhard und Wala waren 814 nach dem Tod Karls entlassen worden, Adalhard in die Verbannung geschickt

822 wurden die beiden begnadigt und sie konnten an den Hof zurückkehren und ihre Ämter wieder aufnehmen.

Adalhard veranlasste eine große Hilfslieferung aus Corbie und bat König Ludwig, sich nach einem geeigneten Ort für das Kloster umschauen zu dürfen.

822 wurde das Kloster dann an einem Weserübergangs des Hellwegs errichtet. Hellweg bedeute im Mittelalter eine Via Regia oder Heerstraße und war immer eine wichtige Durchgangsstraße für den Fernhandel.

Es lag ganz nah bei dem Königshof , das war ein kleinerer Gutsbesitz, der zum Reichsgut gehörte, Huxori, dem heutigen Höxter.

Am 27. Juli 823 nahm “Kaiser Ludwig der Fromme  das auf seinen Befehl „in provincia Saxonica – super fluvium Wisera [Weser] in villa regia in loco – Hucxori [Höxter]“ erbaute Kloster Corvey (Corbeia) in seinen Schutz, gewährt ihm dieselben Vorrechte, welche alle Kirchen im Frankenreich haben und befreit es von fremder Jurisdiktion und allen fiskalischen Abgaben.”  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 3

Die Urkunde  schloss Immunität und freie Abtswahl ein

Kaiser Ludwig schenkte Kloster Corvey 823 auch den Königshof Höxter sowie die Reliquien  des Heiligen Stephanus.

Das Mutterkloster bestätigte den Besitz aller bisher Kloster Corbie gehörenden Güter in Sachsen.

Kloster Corvey hatte nun formal die Unabhängigkeit vom Mutterkloster erreicht, wurde aber noch bis 826 in Personalunion mit Corbie geleitet.

Abt Adalhard verstarb 826. Die durch ihn gegründete Verbindung mit dem Mutterkloster blieb über Jahrhunderte bestehen.

Nach Adalhardss Tod  übernahm in Corvey Warin die Abtswürde (wikiupedia führt zwar Wala ala 2. Abt. Der  folgte Adalhardus wohl nur in Corbi als Abt nach.)

Warin war der Sohn des sächsischen Grafen Ekbert (* um 756- nach + 811 )Ekbert gilt als Stammvater des sächsischen Adelsgeschlechts der Ekbertiner.

Warin verzichte auf eine Karriere am fränkischen Hof und wurde Mönch in Corbi Er war ein Schüler des Paschasius Radbertus (Abt in Corbi843/44–851)

Radbertus war ein bedeutender Theologe seiner Zeit und Verfasser zahlreicher theologischer Schriften, Biographien, Briefe und Gedichte.

Warin  wechselte 822 in das neu gegründete Tochterkloster Nova Corbeia (Corvey) Dort ist er als Lehrer bezeugt.

823 entsandte das Mutterkloster Corbie Ansgar (Ü* um 801-865), der von 834-865 Bischiof von Hamburg und ab 849 auch von Bremen war, als Lehrer nach Corvey.

Ansgar war einer der vielen Bischöfe, die zunächst Mönche in Corvey waren.

So wurde Cprvey neben dem Stift Herford zu einem Zentrum der frühen Mission in Skandinavien

Am 26. April 826 wurde Warin in Corvey zum Abt gewählt. 833 erkannte Ludwig der Fromme die Wahl an.

Das Kloster nahm unter ihm einen großen Aufschwung, tatkräftig unterstützt von Ludwig.

Am 16. Juni 832 schenkte Ludwig dem Kloster die Fischerei an der Weser in Lüssum, heute ein Ortsteil von Bremen-Blumenthal.

Landesarchiv NRW C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 6. Fischrechte waren für Klöster natürlich wegen der Fastengebote sehr interessant.

833 schenkte Ludwig dem Kloster  auf Bitten Warins das königliche Recht an  der Salzquelle zu Budinisvelt, das ist Bodenfelde im Landkreis Nordheim in Niedersachsen.

Landesarchiv NRW W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 8. Diese Urkunde ist die srste urkundliche Erwähnung von Bodenfelde.

Am 1. Juni 833  errichtete Ludwig der Fromme in dem von ihm gegründeten Kloster einen Markt und verlieh dem Kloster den Geuß des Schlagsatzes der kaiserlichen Münze.

Der Schlagsatz war  der Reingewinn aus der Nutzung des Münzregals für den Münzherrn. Das war der Gewinn , der sich aus der Differenz zwischen Edelmetall- und Fertigungskosten auf der einen und dem Nominalwert der ausgemünzten Menge auf der anderen Seite ergab.

Landesarchiv NRW W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 7

Corvey wurde wichtig für die Christianisierung Nordwestdeutschlands. 

Warin richtete 834 eine Missionsstation in Meppen ein.

Die enge Beziehung zwischen Kloster Corvey zeigt sich z- B. auch in dem Umgang mit Hilduin.  Dieser war von 814 bis zu seiner Amtsenthebung 840 Abt von Kloster St. Denis, der Grablege der französischen Könige seit Hugo Capet.

Von 819-831 war er Erzkaplan Ludwigs des Frommen. Er war auch Hofgelehrter und arbeitete auch an den offiziellen kaiserlichen Annalen ( Annales regni Francorum) mit.

Nach 836 erfolgte die Translaton der Reliquien des Heiligen Vitus aus der Kathedrale von St. Denis nach Corvey.

Da Hilduin sich bei den Auseinandersetzungen zwischen Ludwig dem Frommen und seinem Sohn Lothar sich auf die Seite Lothars gestellt hatte, fiel er bei Ludwig in Ungnade und verlor den Abtstitel in St. Denis.Er wurde in das Kloster Corvey verbannt.

Seine Spur verliert sich, aber möglicherweise ist er identisch mit Bischof Hiluin in Köln. Dieser  wurde 842 von Kaiser Lothar zum Erzbischof von Köln ernannt. Er konnte seine Weihe aber nicht durchsetzen und wurde wohl nur im Machtbereich Lothars anerkannt.

Durch die Translation der Reliquien des Heiligen Vitus nach Corvey wurde dieser Stammesheiligen der Sachsen. Im Umfeld von Corvey  gab es nun viele Kirchen mit dem Vitus-Patroziniums und auch das Vituspatrozinium der Bischofkirche von Prag führte man später auf Kloster Corvey zurück.

Vitus  war auch Reichsheiliger.Das erklärt auch die Nähe der Herrscher zu Kloster Corvey.

Corvey besaß nun die Reliquien zweier im Mittelalter sehr bedeutenden Heiligen. Das führte zu einem großen Zustrom an Pilgern, was dann eine nicht zu verachtende Einnahmequelle darstellte.

Auch die Nachkommen Ludwigs unterstützten und förderten Kloster Corvey.

843 schenkte Kaiser Lothar seinem Getreuen, dem Grafe n Esich (+ nach 059) Güter zu Kessenich, das ist das heutige Bonn-Kessenich, zu freier Verfügung. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 13

Dieser schenkte sie an Kloster Corvey weiter, was Lothar bestätigte. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 14

Der Wein wurde mit Pferdetransport auf dem Hellweg bis Duisburg beefördert und von dort per Schiff auf dem Rhein weiter. So gelangte auch der Wein vom Hofgut Litzig bei Traben Trarbach (s.u.) nach Corvey.

In Visbek hatte Gerbert Castu s(* vor 784; † nach 819 ), ein Schüler des Liudger ((* um 742 † 26. März 809 ), Missionar der Sachsen ein kleines Kloster gegründet.Gerbert entwickelte es zu einer Abtei, von der aus der Lerigau, ein Bezirk im frühmittelalterlichen Sachsen

christianisiert.

Am 20. März 855 vereinigte  König Ludwig der deutsche  (von 843-876 König des Ostfrankenreichs) die königliche Zelle Visbek mit allen ihren Pertinenzien, insbesondere den dazu gehörigen Kirchen und Zehnten.

Landesarchiv NRW C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 16

Nachfolger von Abt Warin wurde  Abt Adalgar (856-877), Bruder des Gleichnamigen später Bischofs von Hamburg und Bremen

873 bestätigte Ludwig Kloster Corvey die Befreiung von abgaben. Er gründete bei Höxter das Stift St. Martin im Felde, ein Stift für Weltgeistliche unter Leitung eines Propstes.

Die Kirche wurde 863 vom Paderborner Bischof Luithard (862 –887) 863 geweiht. Eine Schule wurde dort ebenfalls eingerichtet, die unter Aufsicht von Corvey stand und die ihr Hauptaugenmerk auf die griechische Sprache richtete.

868 berief König Ludwig die Synode von Worms ein,Sie stand im Zeichen des Photios-Schismas, einer Auseinandersetzung zwischen der West-und Oströmischen Kirche. Es drehte sich hauptsächlich um das Recht des byzanthinischen Kaisers,

den Patriarchen von Konstantinopel ohne die Zustimmung des Papstes abzusetzen.

Innenpolitisch sollte durch die Synode erreicht werden, dass alle Bischöfe im Ostfränkischen Reich bei gleichartigen Sachverhalten einheitlich handelten

Abt Adalgar nahm an dieser Synode auch teil

873 bestätigt Ludwg Kloster Corvey die Befreiung von Abgaben.Landesarchiv NRW W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 22

In dieser Urkunde präzisierte er auch die Abgabefreigheit  “von allen an die Bischöfe zu entrichtenden Zehnten einbegriffen, diese vielmehr gesammelt und zur Aufnahme von Gästen und Pilgern verwendet werden sollten. “

Am 25. September 873 schenkte Ludwig Kloster Corvey das königliche Hofgut Litzig an der Mosel bei Traben-Trabach.

Der Gutshof, auf dem weit über hundert Menschen lebten, hatte zu dieser Zeiteinen dorfähnlichen Charakter. Seine Bewohner betrieben Viehzucht und
bewirtschafteten außer Weinbergen auch Äcker und Wiesen. Landesarchiv NRW W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 21

Auf Abt Adalgar folgte Abt Thankmar, der von 877-878 nur sieben Monate regierte und so kaum Spuren hinterließ.

Unter diesen beiden Äbte lebte der Mönch Wigbert in Corvey. Er wurde 880(-908 Bischof von Hildesheim. Er war aber auch ein sehr gesuchter Arzt. (G. Lammert Zur Geschichte des bürgerlichen Lebens und der öffentlichen Gesundheitspflege, Regensburg 1880, S.2533)

Sein Nachfolger wurde Abt Avo (878—879) Auch er regierte nur kurz und erwarb in seiner Regierungszeit einige Güter.

Sein Nachfolger war Abt Bovo I.(880-890).Gestützt mit Urkunden, die die Privilegien Corveys bestätigten stritt er mit dem Bistum Paderborn um seine Unabhängigkeit.

Wichtigste Ergebnis für Corvey war das Mainzer Privileg für Kloster Corvey. Auf der Mainzer Synode von 888, die der Mainzer Erzbischof Liutbert (863 –889) leitete, bestätigte er wie es im Regest heißt

“unter Zustimmung der (auf der Mainzer Synode von 888 versammelten Erzbischöfe und Bischöfe dem Abte Bovo von Korvey die Privilegien der Klöster Korvey und Herfors. (abgedruckt im Mainzer Urkundenbuch Seite 99, Regest 167)

Im lateinischen Text wird ausdrücklich nochmals die Befreiung von allen Abgaben an die Diözesanbischöfe ausgesprochen.Dieses Privileg kann man schon als den Höhepunkt der Corveyer Macht und als wichtiges Instrument all seiner weiteren

Exemtionsbestrebungen sehen.

Auf Abt Bovo folgte Abt Gottschalh (890-900)

Seine Amtseinsetzung ist für das Jahr 890 belegt. Er nahm auch an der Synode von Forchheim 890 teil

Er erwarb auch die Reliquien des heiligen Justin Für Kloster Corvey. Justin war ein Kirchenlehrer des 2. Jahrhunderts und starb unter Kaiser Marc Aurel den Märtyrertod.

Abt Gottschalk resignierte 900 aus Altersgründen und verstarb 913

Unter den Karolingerherrschern erreichte Corvey eine Bedeutung, die nur mit Stellung Fuldas in Franken und der Reichenau in Schwaben zu vergleichen war.

Diese Phase war auch eine kulturelle Blütezeit des Klosters.

Die Anfänge der Klosterbibliothek liegen schon in der Zeit Ludwigs des Frommen.

Noch erhalten sind die sächsischen Gesetze Karls des Großen, die fünf ersten Bücher der Annalen des römischen Historikers Tacitus sowie Schriften des römischen Schriftstellers und Philosophen Cicero.

Auch der Dichter Agius wirkte in dieser Zeit. Er war Mönch in Corvey und schrieb etwa 876 eine Vita der Äbtissin Hathumod (* 840-874) von Gandersheim

Der Poeta Saxo, ein Notname , wirkte Ende des 9. Jahrhunderts in Corvey. Er verfasste zwischen 888 und 891 die Annales de gestis Caroli Magni imperatoris in Form eines historischen Gedichts.

Das Kloster wurde zu einem der wichtigsten Vermittler der westfränkischen Kultur in Sachsen.

Der bau der dreischiffigen Basilika St. Stephanus und St. Vitus wurde 830 begonnen und 844 geweiht. Das Westwerk wurde 873-888 angeschlossen. Es ist nach dem Vorbild der Aachener Pfalzkapelle gebaut

und das zweit älteste erhaltene Westwerk überhaupt.

Kaiser Arnulf 887-890 König es Ostrfrankenreichs und 896-899) Kaiser, besuchte 889 die neue Kirche.

Wohl bei diesem Besuch schenke Arnulf Kloster Corvey Güter im Hwaitagau- Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen

W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 26a

2014 wurde Corvey in das Weltkulturerbe aufgenommen mit dem Titel „Das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey“.. Man kann also annehmen, dass das Westwerk einen wichtigen Teil zur Ernennung beigetragen hat.

911 wurde Konrad I. Nachfolger von Ludwig dem Kind. Sein Vater war Konrad der Ältere, graf

im Hessengau.Konrads Vorfahren hatten eine Machtposition im Reich erstritten. Konrad war zum wichtigsten Berater am Königshof von Ludwig dem Kind aufgestiegen.

Die Familie hatte auch ausgezeichnete Kontakte zu den anderen Mitgliedern des Regentenkreises wie z. B. dem Mainzer Erzbischof Hatto I. (891 –913 ), dem Augsburger Bischof Adalbvero (887–909) und dem

Konstanzer Bischof Salomo II. (890–919)

Konrad wurde am 10. November 911 zum deutschen König gewählt.

Am 3. Februar 913 war König Konrad zu Besuch in Kloster Corvey und “bestätigt bei seinem Besuch in Corvey dem Abt Buobo die von seinen Vorgängern dem Kloster erteilten Privilegien, insbesondere das Recht der Abtswahl, die Befreiung

seiner Grundstücke von bischöflichen Zehnten und Immunität.”  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 29.

Unter Konrad und danach bei den Sachsenkaisern blieb Corvey ein bedeutendes Kloster im sächsischen Raum. Es diente oft als Kaiserpfalz und bis  1203 sind 25 Besuche von Königen nachgewiesen.

Unter Konrad war Bovo II. (900-916) Abt von Kloster Corvey, Er war sehr gelehrt,. Er beherrschte die alten Sprachen  Der Chronist Widukind von Corvey berichtet, dass Bovo König Konrad einen Brief in Griechisch vorgelesen habe,

was diesen sehr  beindruckt habe.

Er hat sich mit Boethius auseinandergesetzt. Zu dessen Trost der Philosophie hat er auch einen Kommentar verfasst.

Das Kloster genoss zwar königlichen Schutz, hatte aber unter den Hunneneinfällen zu leiden. 915 mussten die Mönche sogar in die Wälder fliehen.

Nachfolger von Abt Bovo wurde Abt Volkmar I  (916-942)

Er stellte die beim Ungarneinfall beschädigten Gebäude wieder her, vor allem die Kirche. Diese ließ er auch erweitern.

Beim letzten Hunneneinfall 919 traten aber wieder Schäden auf,

Am 22.April 922 besuchte Abt Volkmar König Heinrich I. (919-936) in Quedlinburg.. Heinrich  “ bestätigte (e) dem Kloster Corvei das Wahlrecht,den Zehntbezug von den eigenen Gütern

und die Immunität.  MGH Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I.(Conradi I., Heinrici I. et Ottonis I. Diplomata) S. 41.

Die Urkunde wurde am 22.April 922 in Quedlinburg ausgestellt. Das ist die erste Erwähnung von Quedlinburg.

Diese Rechte bestätigte Otto I. (936-962, dann Kaiser-973) in einer der ersten Urkunden als deutscher König. (MFGH S.92) am 17. Oktober 936.. Am 2. Juli 936 hatte er den Thron bestiegen,

Am  19. April 940 verlieh Otto  den Königsbann über alle in und um die Stadt Corvey sich ansiedelnden Arbeiter und Handwerker. (MGH S.113) Der Königsbann ist die Regierungsgewalt eines Königs.

Auf Volkmar folgte Abt Bovo III. (942 –948 ) Er hatte den Ruf eines weisen Mannes. Er war ein Verwandter Ottos I und war im Frieden und auf Kriegszügen in der Nähe Ottos.

Der Bremer Kleriker und Chronist  erwähnt einen Autor mit dem Namen Bovo als Verfasser einer Arbeit über die Ereignisse seiner Zeit.

König Otto verlieh am 30. Mai 936 auf Bitten seines Bruders Bruno ,dem Erzbischof von Köln (953-965) den königlich en Gerichtsbann für  Meppen und erteilte Meppen  Münz-und Zollrecht und erlaubte gleichzeitig dort Märkte zu errichten.

Landesarchiv NRW Abteilung WestfalenW 701 / Urkundenselekt, Nr.KU 39

Nachfolger Bovos wurde Gerbern (949 –965 )

959 wurde Volkmar Bischof von Paderborn (-983) Er entstammte einer sächsischen Adelsfamilie und vor seiner Wahl zum Paderborner Bischof war er Mönch in Kloster Corvey,

Er war nicht verwandt mit dem Corveyer Abt Volkmar, trat aber vermutlich in dessen Regierungszeit in das Kloster Corvey ein. Vermutlich spielte bei der Wahl zum Paderborner  Bischof eine wichtige Rolle.

Am 2. April 981 bestätigte Papst Benedikt VII. (974-983) die Unterstellung  von Kloster Corvey unter die päpstliche Jurisdiktion und die Immunität. Volkmar wehrte sich als ehemaliger Mönch aus Ciorvey nicht dagegen.

Corvey war in der Regierungszeit Gerberns berühmt für seine Klosterschulen, die in Blüte standen.

In seiner Regierungszeit wurden die Reliquien des Heiligen Justins vervollständigt. Das Haupt des Märtyrers verschaffte Otto, das sich vorher in der Kirche von Magdeburg befand,

Im Jahre 952 fand die Einweihung des Mindener Domes statt. Abt Gerbern war dabei anwesend.

Auf ihn folgte Abt Ludolf (965 –983 )Ludolf war geprägt von großer, visionärer Frömmigkeit, Askese und Mystik.

Er visitierte Kirchen in seinem Gebiet gewissenhaft.

Zu einer Zeit lebte Widukind von Corvey ( * um 925- nach 973)und andere Gelehrte im Kloster.Widukind war Verfasser der Res gestae Saxonicae, einer „Sachsengeschichte“, die eine der wichtigsten und meistdiskutierten Quellen zur Ottonenzeit ist.

Ludolf ließ das Kloster von einer Mauer umgeben.

Am 28. Mai 974 bestätigte König Otto II. (967-983) Kloster Corvey das Wahlrecht, den Zehntbezug und die Immunität. (MGH S.97)Nach seinem Tod wur Ludolf als Heiliger verehrt.Sein Gedenktag ist der 13. August.

Nachfolger von Abt Ludolf wurde Abt  Ditmar I.(983 –1001 )

In seiner Regierungszeit wurde Thiddag (998–1017) Bischof von Prag. Vorher war er Mönch in Kloster Corvey.

Dietmar stammte aus einer  vornehmen sächsischen Familie. in Dietmars Zeit fällt eine Bulle von Papst Johannes XV. (985 – 996.)

“Papst Johannes XV. verkündet allen Gläubigen daß er auf Intervention des Bischofs Hildebrand von Modena und auf Bitte des Abtes Thietmar von Corvey  diesem Kloster die von Kaisern, Königen und Fürsten sowie von den Päpsten Hadrian (II.) und Stephan (V.) verliehenen Privilegien bestätigt habe;”

Die Bulle wurde am 26. Juni 989 in Rom ausgestellt. Johannes XV. – RI II,5 n. 673

Danach wurde die Unabhängigkeit Kloster Corveys anerkannt.

Abt Dietmar war an der Einweihung des Domes von Halberstadt 982 teil.

987 kam König Otto III. (983-996 König, dann Kaiser-1002). Er bestätigte am 27. Mai 987 Schenkungen König Ludwigs und Otto II. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 55

995 fand in Anwesenheit von König Otto III.  die Synode von Gandersheim statt, an der auch Abt Dietmar teilnahm. Otto bestätigte in Gandersheim auf Bitten der Bischöfe Willigis (975 1011)von Mainz
und Hildebold (978- 998 Von Worms das Wahlrecht, den Zehntbezug und die Immunität von Kloster Corvey. Otto III. – RI II,3 n. 1142

Am 30. Juli 995 bestätigte Otto III. auf Bitten Abt Dietmars die Privilegien von Kloster Corvey. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 57

Dietmar wurde von den Mönchen zeitweilig als Heiliger verehrt und sein Nachfolger Markward  ließ in seiner Amtszeit die Gebeine Dietmars erheben,

Dietmars Nachfolger wurde Abt Hosed (1001 –1010 )

Über sein Leben vor er Abt wurde, ist nichts bekannt.

König Heinrich II. (1002-1024) besuchte Kloster Corvey zusamen mit seiner Frau Kunigunde (* um 980-1033).

Am 24. August 1002 stellte er in Nimwegen folgende Urkunde für Kloster Corvey aus. “Heinrich bestätigt dem Kloster Korvei auf Bitten des Abtes Hosat die Immunität, den Königsschutz sowie den Zehent und bestimmt, daß den Bischöfen auf ihren jährlichen Visitationsreisen Dienste und Herberge zu leisten sind.” Heinrich II. – RI II,4 n. 1499

In der Urkunde Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 62 steht noch, “dass kein Graf oder anderer richterlicher Beamter die Besitzungen des Klosters, in welchen Bistümern, Gauen oder Territorien sie auch liegen mögen, betrete und die Leute des Klosters vor sein Gericht ziehe”.

Heinrich besuchte Corvey  ein zweites Mal im Jahr 1005. Bei diesem Besuch stellte er am 18.Juli 1005 eine Urkunde für Kloster Schildesche, heute ein Ortsteil von Bielefeld, aus, in der er den Königsschutz für das Kloster bestätigte.

Abt Hosed  ließ zur Erinnerung an Widukind ein Denkmal errichten.
In seiner Regierungszeit wurde Corvey vom Blitz getroffen.Der anschließende Brand zerstörte das Kloster zum großen Teil. Das setzte Abt Hosed so zu,dass er das er Corvey verließ und bald darauf in einem anderen Kloster verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Walo (1011-1015). Walo hatte einen Konflikt mit Bischof Meinwerk (1009-1036) von Paderborn. Dieser behauptete, er habe bei einem Besuch von Kloster Corvey die dortige Klosterdisziplin sehr verfallen angetroffen. Belege

für seine Behauptungen legte er aber nicht vor. Auf Grund dieser Beschuldigungen sollte er Corvey visitieren. Abt und Mönche verweigerten dem Bischof mit Hinweis auf päpstliche und kaiserliche Privilegien den Zutritt ins Kloster.

Meinwerk brachte aber Kaiser Heinrich II,zu dem er ein sehre gutes Verhältnis hatte, dazu, Abt Walo abzusetzen. Ob es Meinwerk um den Kampf um die Unabhängigkeit Corveys vom Bistum Paderborn ging, lässt sich nicht belegen.

Abt Walo wurde durch Druthmar, der Mönch in Kloster Lorsch war, ersetzt. Mönche verließen Kloster Corvey,. Sie sahen die Unabhängigkeit des Klosters verletzt.Nur neun  Mönche blieben im Kloster zurück. Walo verstarb 8 Jahre nach seiner Absetzung.

Kloster Lorsch war Anhänger der Klosterreform von Gorze. Erzbischof Bruno von Köln, selbst ein Anhänger der Gorzer  Reformbewegung  hatte 951  den”Ordo Gorziensis” eingeführt.

Der Lehrer Heinrichs II. Bischof Wolfgang von Regensburg (972-994) war ebenfalls  Anhänger der Reformbewegung. Sie dürfte also auch Heinrich vertraut gewesen sein.

Druthmar war bekannt für sein reiches Wissen, seine Frömmigkeit und seine Sorge um das Wohl der Abtei. Er führte die Gorzer Reform in Corvey ein, konte sie allerdings nur gegen harten Widerstand durchsetzen.

Durch sein Wirken konnte er das Misstrauen der Mönche aber abbauen.  Auch Mönche, die das Kloster verlassen hatten, kehrten wieder zurück.

Er gewann alte Besitzungen zurück und hob so das Kloster auch materiell wieder.  Erließ ein Güterverzeichnis der Abtei anlegen.

Er hatte ein gutes Verhältnis zu Kaiser und Kirchenfürsten.

Am 22. Januar 1025 bestätigte Konrad II. (1024-1027, dann Kaiser bis 1039), also kurz nachdem er König geworden war, auf Bitten Druthmars die Privilegien von Kloster Corvey. , insbesondere die freie Abtswahl.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 80

König Heinrich III. (1039-1046, dann Kaiser bis 1056) bestätigte am 3 September 1039 , also im ersten Jahr seiner Regentschaft auch auf Bitten Druthmars die Privilegien von Kloster Corvey.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 91

Druthmar  verstarb am 15, Februar 1046.

Sein Nachfolger wurde Abt Ruthard (1046-1050)

Er war adliger Herkunft, galt als gelehrt und beredt. Er soll ein hervorragender Prediger gewesen  sein.

Er wurde nicht vom König eingesetzt sondern in Anwesenheit König Heinrichs III. ((1039-1046 König dann Kaiser bis 1056) zum Abt gewählt.

Nach seiner Wahl begleitete er Heinrich nach Dortmund.Er erhielt eine Urkunde über die Pflichten der Vasallen und Ministerialen des Stifts. Ruthard war bei der feierlichen Weihe der Marienkirche in Goslar anwesend. 

Heinrich  machte Corvey reiche und wertvolle Geschenke.

Nachdem Ruthard  schwere Verfehlungen vorgeworfen wurden, deren Natur unklar ist, wurde er seines Amtes enthoben. Die Vorwürfe erwiesen sich aber als haltlos und er wurde

in Herford Nachfolger von Abt Meginher (1036-1059) und war dort von 1059-1072 Abt. Er setzte in Herford den Bau der Klosterkirche fort.

Er war maßgeblich an der Förderung der Klosterschule beteiligt.

Er schickte Lampert von Herford, der in Herford als Geschichtsschreiber wirkte , in die Klöster Siegburg und Saalfeld, um dort Reformen zu studieren, die dort kurz zuvor Erzbischof Anno II.(1056-1075) von Köln

durchführen ließ, um die Klosterzucht zu heben.

Sein Nachfolger wurde Arnold von Falkenberg. Seine Klosterkarriere begann er als Propst von Kloster Lorsch,Ab 1038 war er Abt von Kloster Limburg und nach dem Tod von Abt Folkmar (1036-043)von Kloster Weissenburg

sein Nachfolger. Dieses Amt behielt er bis an sein Lebensende 1065.

1051 wurde er Abt von Corvey.Er stand Corvey bis 1053 vor. Er war ein Förderer des Schulwesen in Corvey. 1053 wechselte er nach Lorsch.

1o54 wurde er Bischof von Speyer.

Er starb am 2. Oktober 1055.

Sein Nachfolger wurde Abt Saracho von Rossdorf 1056—1071) .

Er wurde nach dem Tod Arnold wurde Saracho umgehend zum kommissarischen Leiter von Kloster Corvey ernannt.

Seine Bestätigung und Weihe erfolgte aber erst im Frühjahr 1056.

Saracho ließ 1056 bei seinem Amtsantritt  ein Schenkungsregister erstellen, das nach Klosterbesitz und Gerechtsamen, das sind Nutzungsrechte, unterschied.

Als Abt eines Reichsklosters zählte er automatisch zum Beraterkreis der deutschen Könige und Kaiser.

König Heinrich IV. (1056-1084, dann Kaiser biss 1105) war bei seinem und  Abt Sarochos Regierungsantritt ein sechs jähriges Kind und stand unter Vormundschaft seine Mutter Agnes von Poitou (* um 1025-1077)

und der Erzbischöfe Anno II (1056-1075) von Köln und  Adalbert (1043-1075) von Bremen.

Agnes führte auch die Regierungsgeschäfte.

Diese drei besuchten  zusammen mit Heinrich am 30. Juni 1060 Kloster Corvey.

1063 inkorporierte der noch minderjährige  König Heinrich wohl unter Einfluss seines Vormundes Erzbischof Adalbert Kloster Corvey dem Bistum Hamburg.

Abt Saracho wqar damit nicht einverstanden und ehrte sich mit Hilfe seines Verwandten Otto von Northeim (* um 1020, 11.1. 1083. Dieser hatte zu Beginn der Regentschaft Heinrichs IV eine führende  Rolle in der Reichspolitik.

Er ging aber zunehmen d auf Distanz und  1070 kam es zum endgültigen Bruch mit dem König. Otto wurde der führende Kopf der sächsischen Opposition.

Saracho hatte sich auch an Papst Alexander II. (1064-1073) gewandt.1064 erteilte Papst Alexander  Kloster Corvey die päpstliche Unmittelbarkeit. Damit war Corvey der Aufsicht und dem Einfluss des Hamburger Erzbischof entzogen.

1068 wohnte Abt Saracho der Einweihung der Domkirche zu Paderborn durch Bischof Imad (1051-1076)bei. Der Dom war 1058 abgebrannt.. Immad ließ ihn wieder aufbauen und weihte ihn 1068 ein.

Saracho war auch als Bauherr tätig. Im Kloster ließ er umfangreiche Sanierungsmaßnahmen vornehmen.

Der Bau der St. Kilianskirche in Höxter geht auf Saracho zurück. Sie wurde   am 8. Juli 1075 geweiht.

  Abt Saracho starb am 9.  Januar 1071.Sein Nachfolger wurde Abt Warin II.  (1071 –1079) als 21. Abt von Kloster Corvey.

Im Auftrag von Heinrich IV. fand 1073 unter Leitung der Erzbischöfe Anno II. von Köln und Siegfried I. (1060-1084 ) von Mainz und hohen Adeligen vor allem aus Sachsen statt.

Vor allem der Burgenbau in der  Harzregion  und damit die  verstärkte herrschaftliche Durchdringung des ostsächsischen Raumes hatte den Unmut der sächsischen Adligen hervorgerufen.

In Rom war am 22. April 1073 Gregor VII. (-1085) zum Papst gewählt worden. Die Wissenschaft geht mittlerweile davon aus, dass Hildebrand, wie er vor seiner Zeit als Papst hieß, nicht in einem Kloster gelebt hat, das der

Cluniazensischen Reform zuzurechnen war, sondern Kanoniker, also Weltpriester war und ein klosterähnliches Leben in der Klerikergemeinschaft eines Stifts führte.

Die Amtszeit Gregors mündete bald in den Investiturstreit.

1073 war Corvey noch Verhandlungsort zwischen Anhängern  von Heinrich IV. und seinen sächsischen Gegnern Corvey entwickelte sich bald zu einem Zentrum der Gregorianer.

Auch Abt Warin stellte sich auf die Seite Gregors.

Noch in Warins Amtszeit wurde am 15. März 1077 Rudolf von Rheinfelden  (* um 1025 † 15. oder 16. Oktober 108) von der Opposition in Forchheim zum Gegenkönig Heinrichs IV. gewählt.

Am 6.  August 1081 wählten die in Ochsenfurt versammelten Sachsen und Schwaben Hermann von Salm (* um 1035 † 28. September 1088) als Nachfolger des gefallenen Rudolfs zum Gegenkönig von Heinrich IV.

Er starb 1080 in der Schlacht bei Hohenmölsen nach einer schweren Verwundung

Warin ließ 1078 eine Kapelle auf dem Heiligenberg zwischen  Ovenhausen und Lütmarsen errichten. Sie wurde vom Paderborner Bischof  Poppo (1076 –1083 ) geweiht.

Warin war ein sehr froher Mann, was sich auch im Text der Stiftungsurkunde der Kapelle zeigt.

“Abt Warin bekundet, dass er zur Sühne seiner Verbrechen dem Wunsche des corveyischen Mönchs Humbert nachgegeben und auf einem Berg zu Ehren des hl. Michael eine Kirche gebaut habe, welcher der Paderborner Bischof Poppo , nachdem er sie eingeweiht habe, die zum Unterhalt jenes Humberts und des Laienbruders Simon und der anderen Mönche gemachten und künftig zu machenden Schenkungen bestätigt habe. Er selbst, der Abt, habe dieser Kirche 90 Acker aus dem Wald, in dem sie gelegen, und die villula Valahusen [Valhausen bei Höxter, heute wüst], so wie drei Mansen zu Eversen (Averedessun), „Aldenthorp“ [bei Godelheim] und Wehrden (Werethau) geschenkt habe. “ Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen  C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 43

Auf Warin folgte Abt Friedrich von Hoya (1080-1082)

Nach seiner Wahl kamen Zweifel an seiner Eignung zum Abt auf. Diese Zweifel scheinen berechtigt gewesen zu sein. Er sei mehr an seinen Vergnügungen und der Jagd interessiert. Auch verschwende er Klostergut.

Er wurde 1ß82 abgesetzt und die Mönche wählten Erkenbert von Homburg zum Abt.

Auf seinem Zug nach Westfalen setzte Hermann von Salm 1082 Markward (108-1107) von Corvey zum Abt ein. Das war durchaus ein tiefer Eingriff  in die innere Ordnung des Klosters. Zugleich erneuerte er das Recht des Konvents zur freien Abtswahl. Dies entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Markward stammte aus Kloster Münsterschwarzach, nicht aus Hirsau, wie öfters zu lesen ist. Dort war Egbert (1047-1077) Abt. Er war zuvor wohl auch Mönch in Gorze.  Er setzte die Reform von Gorze in Deutschland um.

Markward band Kloster Corvey in das Netzwerk der Hirsauer Reformklöster ein. Das war die wohl einflussreichste monastische Strömung des ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts auf Reichsgebiet.

Zwar ist Kloster Corvey in den Hirsauer Annalen von Thritemius (1462.1516) nicht bei bei den 96 Klöstern gelistet, die von Hirsauer Mönchen neu gegründet oder nach einem Niedergang reformiert wurden.

Dass Corvey der Hirsauer Reform angehörte, lässt sich auch aus einer Handschrift ersehen, die mit den Hirsauer Conseuetudines nach Corvey kam. In diesem Text gibt es auch einen Abschnitt, der auf gemeinsames Totengedenken hinweist.

“Dies ist die Vereinbarung der Gemeinschaft, die zwischen den beiden Klöstern Hirsau und Corvey auf Bitte und Rat der Äbte und der Brüder der Klöster abgeschlossen ist. Wenn einer von unseren Brüdern im Kloster oder außerhalb gestorben ist und die Anzeige von hier nach dort oder von dort nach hier übergekommen ist, soll das Offizium und eine erste Messe gemeinschaftlich gefeiert und eine Praebende, doch nur an dem einen Tage für diesen, wenn zwei oder mehrere gestorben sind, zwei Praebenden, oder was der Abt anordnet, als Almosen gegeben werden”

Im Anschluss an diese Reformströmung  wurden  wichtige Klöster wie Pegau, Bursfelde, St. Michael in Hildesheim, Clus oder Paderborn-Abdinghof  entweder im Geist der Reform von Corvey aus reformiert oder neu gegründet.

Er entsandte Mönche in andere Klöster. Sechs wurden dort Äbte. Auch in Kloster Corvey zeigte sich die Strahlkraft Abt Markwards. In seiner Regierungszeit traten 86 Mönche neu in das Kloster ein. Dagegen waren es in den 25 Jahren zuvor nur 22 neue Mönche.

Marward blieb unter dem Schutz der Northeimer Grafen, er Vögte Corveys ein überzeugter Gregoriaaner Er wurde zum bedeutendsten Reformabt seiner Zeit im Norden und als solcher sogar zum Bischof von Osnabrück gewählt.

Der kaisertreue Erzbischof Sigewin von Are (1078-1089)verhinderte ihn jedoch. In Osnabrück resignierte Markward 1093-

1097 verpflichtete Abt Markward, bei der Gelübdeablegung der Klosterbibliothek ein wertvolles Buch zu schenken

1102 wurde Markward zeitweilig  durch Klostervasallen und kaiserliche Truppen aus Corvey vertrieben 1103 kehrte er ins Kloster zurück .Auf Kosten des Abtsgutes ließ er die entstandenen Schäden beseitigen, den Unterhalt der Mönche und die Armenversorgung sicherstellen.

Er förderte die Klosterschule

Im weltlichen Bereich förderte er die Entwicklung der Stadt Höxter.

Markward starb am 18. Januar 1107 und wurde in Corvey beigesetzt.

Auf ihn folgte Abt  Erkenbert von Homburg (1107-1128)

Errkenbert war der erste namentlich bekannte Propst der Propstei Obermarsberg.

Als  Abt Friedrich abgesetzt wurde, wählten die Mönche Ernbert zum Abt. Er verzichtete aber sofort, als Hermann von Solm Markward zum Abt eingesetzt hatte.

Im Gegensatz zu seien Vorgängern stand er auf kaiserlicher Seite. Er versankte sein Amt auch weitgehend  Kaiser Heinrich V. (1106-1111 König, dann Kaiser bis 1125)

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt besuchte ihn  Heinrich V. in Corvey.

Er erneuerte die Bruderschaft zum Heiligen Vitus. Dazu wurde zwischen 1106 und 1126 eine Urkunde erstellt.

“Abt Erkenbert gründet eine aus den Mönchen seines Klosters und anderen Gläubigen bestehende Bruderschaft zu Ehren des S. Vitus, deren Geldbeiträge zur anständigen Ausschmückung der Kirche verwendet werden.”

Landesarchiv NRW Abteilung WestfalenC 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 44 – a

Er straffte die Verwaltung des Klosters auch um dser Vergrößerung des Konvents durch seinen Vorgänger Rechnung zu tragen.

Das Kloster war nun verstärkt im Königsdienst tätig, was sich auch im Kostenbereich niederschlug.

1108 begleitete er Heinrich mit einem bewaffneten Trupp auf dessen Zug nach Ungarn.

Während seiner Abwesenheit wurde das Kloster von Räubern geplündert.

König Balduin II. (1118-11121 von Jerusalem schenkte dem Kloster auch als Ersatz für den Verlust aus dem Raub Reliquien vom Heiligen Kreuz.

1010/1011 begleitete er Heinrich nach Rom.

1127 reiste Erkenbert nach Jerusalem und besuchte dort das Heilige Grab.

Nach seiner Rückkehr vermehrte er die Klosterbibliothek und reformierte die Schule.

In seine Regierungszeit fiel die Gründung des Zisterzienserklosters Amelungsborn 1120 und des Benediktinerklosters Marienmünster 1127. Beide Klöster wurden mit Mönchen aus Corvey besiedelt.

Abt Erkenbert verstarb am 7.Oktober 1128.Sein Nachfolger wurde Abt Volkmar II. (1129-1138) von Bömeneburg

Aus der Zeit Volkmars gibt es eine Urkunde von Lothar III. (1125-1137), in der dieser die Fischerei Hucwar auf der Weser bestätigt 1133, die Ludwig dem Kloster geschenkt hatte.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 49

Lothar weilte wohl im August 1136, den dort stellt er am 4.8. eine Urkunde aus. Lothar III. – RI IV,1,1 n. 491

Auf Volkmar II. folgte Abt Adalbert von Bayern (1138-1144) Über ihn ist online kaum was zu erfahren.

Das Kloster hatte nach Erkenbert einen wirtschaftlichen Verfall, dem ein geistiger  und moralischer Verfall folgte.

Siegfried IV. von Northeim-Boyneburg   war von 1107–1144 Graf von Northeim-Boyneburg und Klostervogt von  Corvey, Bursfelde und Helmarshausen

Als Vogt setzte er den unwürdigen Abt Heinrich von Boyneburg ein.Unter diesem Abt erreichte der Verfall seinen Höhepunkt.Dieser war der Sohn von Siegfried III. (1083-1107) und Halbbruder von Siegfried IV.

Der Vogt hatte  Heinrich von Boyneburg(1143-1146) gegen den Willen des Konvent durchgesetzt. Der Mainzer Erzbischof Heinrich I. (1142-1153) hatte diese wohl sanktioniert, denn König Konrad III. (1138-152) war bei dem

Wahlakt 1143 anwesend und belehnte Abt Heinrich mit den Regalien.

1145 berief Konrad einen Hoftag in Corvey ein. Hier beschwerten sich die Mönche über Abt Heinrich. Kardinalpriester Thomas (1140-1153) von  Santi Vitale in Rom und 1146 päpstlicher Legat in Deutschland, berief 1146 eine Synode nach Paderborn ein,

um über die Beschwerden über Abt Heinrich von Corvey ein Urteil zu fällen. Er hatte schon in Corvey Untersuchungen angestellt  Dabei wurde dem Beschuldigten Simonie beim Verkauf der Kirche von Leeuwarden nachgewiesen.

Auf der Synode von Paderborn erschien der Abt trotz Vorladung nicht und wurde dann unter Zustimmung des Paderborner Bischofs Bernhard I., von Oesede (1127-1160) und aller Anwesenden seines Amtes enthoben.

Er kam dem nicht nach und versuchte auf dem Hoftag von Kayna König Konrad umzustimmen. Dieser änderte aber das Urteil des Legaten nicht.

“Konrad bestätigt die durch den päpstlichen Legaten Kardinal Thomas ausgesprochene Amtsenthebung Abt Heinrichs (I.) von Corvey, der mit dem Angebot einer Geldsumme seine Wiedereinsetzung betrieben hatte.”

RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) – RI IV,1,2

Am 7. Mai 1146 kam eine Neuwahl zustande, bei der Heinrich II., der Propst in Corvey war, gewählt. Er verstarb aber bald nach der Wahl.

Auf Anraten König Konrads wurde nun Wibald von Stablo zum Abt von Corvey gewählt.Er war  am 16. November 1131 zum Abt der Reichsabtei Stablo-Malmedy gewählt worden.

Er stammte aus einer karolingischen Familie in der Nähe von Stablo.

Schon in jungen Jahren wurde er ins Kloster Stablo zu Erziehung gegeben.

1117 trat er in das Kloster  Waulsort oder Waussor ein.Dort leitete ber die Klosterschule. 1118 trat er in das Kloster Stablo über. Dort wurde er am 16. November 1130 zum Abt gewählt.

Der Lütticher Bischof Friedrich von Namur (1092-1119? ) weihte ihn zum Abt. Die Regalien erhielt er von Lothar III. bei  dessen Aufenthalt 1131 in Stablo.

Mit seiner hervorragenden Begabung erwarb er Lothars Gunst. Er begleitet ihn auf dessen 2. Italienzug-

Dort ernannte ihn Lothar zum Abt von Monte Cassino. Er konnte sich dort aber nicht halten, als Lothar wieder aus Italien abzog. Er musste nach Deutschland fliehen.

Den Mönchen in Monte Cassino zeigte er an, dass er sein dortiges Amt niederlegt.

Bei der Königswahl von 1138 unterstützte er den Staufer Konrad gegen den Welfen Heinrich den Stolzen (1137-1139 Herzog von Bayern. Als Konrad König wurde, war Wibald ab 1139 in der Hofkanzlei tätig.

Er übernahm auch diplomatische Aufgaben. 1146 war er Gesandter des Königs bei Papst Eugen III. (1145-1153) Er war mindestens 4 mal im Auftrag des Königs in Italien.

Er war bestrebt, ein möglichst friedliches Verhältnis zwischen Papst und König herzustellen. Die Interessen der Kirche standen aber für Wibald immer im Vordergrund.

1146 bewirkte Konrad mit seinem Einfluss, das Wibald auch zum Abt von Kloster Coirvey gewählt wurde. Die offizielle Begründung war die Reformbedürftgkeit des Klosters. Aber sicher ging es Konrad auch darum,

dass Konrad seinen Einfluß in Sachsen gegenüber Heinrich dem Löwen (1142-1180) stärkte. Auch wollte er eine territoriale Verbindung zum Erzstift Bremen schaffen.

Am 23. März 1147 schenkte Konrad III. die Frauenklöster Fischbek und Kemnade dem Kloster Corvey, auch wie es in der Urkunde heißt wegen ” der ausgezeichneten Dienste”Abt Wibalda.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 105

Die von Konrad gewünschte Unterordnung unter Corvey verhinderte Heinrich der Löwe mit Hilfe der Bischöfe  von Minden Heinrich I (1140 –1153 ) und Hildesheim Bernhard I.(1130 –1153 )

Fischbek wurde auch unterstütz durch GrafAdolf II. von Schauenburg und Holstein ( * 1128 –1164) und konnte so seine n#Unabhängigkeit wahren.

Kemnade wurde bis 1168 ein Männerkloster. Danach stand es 25 Jahre leer.

Gleichzeitigm mit er Schenkungsurkunde von Kemnade und Fischbek stellte Konrad eine Schutzurkunde für Kloster Corvey aus

“Konrad III. nimmt wegen der ausgezeichneten dem Könige und dem Reiche erwiesenen Treue des Abts Wibald das Kloster Corvey nebst allen dazu gehörigen Besitzungen in den Schutz der Königlichen Majestät, schenkt ihm auf immer die Freiheit und stellt durch seine Autorität und die sämtlicher Fürsten in einem ewig gültigen Gesetz fest, dass Corvey nie der Gewalt, dem Gebiet oder der Untertanenschaft einer anderen geistlichen oder weltlichen Person weder durch Schenkung noch durch Tausch unterworfen werden könne, sondern stets unter der Leitung und dem Schutz der Kaiser und Könige bleibe und sich seiner bisherigen Freiheit erfreue.”

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 103

1147 nahm Abt Wibald am Wendenfeldzug teil

Nach dem Tod von Konrad zog sich Wibald nach Corvey zurück.Dort leitete er umfangreiche Bauarbeiten an der Klosterkirche ein.  Er  baute auch das Westwerk zu seiner heutigen zweitürmigen Form aus.

Das Kloster war so reich, dass es in anderen kostbare Handschiften bestellte, wie z. B. das “Libero vitae”, ein Memorialbuch des Klosters Corvey, das  aus einem Abtskatalog und einer Liste der Mönche für das Kloster

Kloster bestand. Dazu kommen die Namenslisten von 76 mit Corvey in einer Gebetsverbrüderung verbundenen geistlichen Gemeinschaften.

Es ist wohl im Kloster Helmarshausen entstanden, das damals Corvey als führendes Zentrum der Buchproduktion im nördlichen Deutschland im 12. Jahrhundert ablöste

Wibald blieb aber auch für Friedrich I. ein wichtiger Ratgeber. Gelegentlich wurde er als Gesandter vor allem nach Byzanz eingesetzt.

Auch die Wahlanzeige an Papst Eugen III. verfasste er.

1152 gab Friedrich I Abt Wibald eine Gesamtbestätigung der Privilegien für Corvey und Herford.  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 109

Auf er Rückreise einer diplomatischen Mission nach  Byzanz verstarb er am 19. Juli 1258  in dem Ort Bitolia in Mazedonien. Sein Bruder und Nachfolger in Stablo, Erlebald (1158–1193) sorgte dafür, dass sein Leichnam nach Deutschland überführt und in

Stablo bestattet wurde.

Nachfolger Wibalds in Corvey wurde Abt Konrad  (1174 –1189 )

Zum Schutz der Kirche von Kloster Corvey  ließ Konrad  vor 1163 die Wildburg bei Kloster Corvey errichten.

Zwischen 1100 und 1160 hatte Kloster Corvey mit der Eresburg auf dem Obermarsberg die einzige auf er Höhe der Zeit stehende Burg in der Hand des Abtes von Corvey,

Die Wildburg wurde aber 1178 schon wieder zerstört.

Er wird als Zeuge in einigen Urkunden genannt.

1173 trat er als Zeuge in einer Urkunde auf, in der Bischof Evergis (1160-1178) von Paderborn eine Schenkung an das Kloster Gehrden beurkundete. Urkunde 6 vom 14. August 1173, Die Deutschen Königspfalzen Bd. 6, 2022 S. 405

Er übergab Bischof Siegfried (1178 –1188 ) von Paderborn 1185 ein Gut in Ossendorf für einen Zehnten, den das Kloster erhalten hatte. (Zeitschrift des Historischen Verein für Niedersachsen, Jahrgang 1880, Hannover Urkunde Nr. 20 1185, S. 12)

Abt Konrad resignierte angeblich aus Altersgründen.

Sein Nachfolger wurde Abt Witukind von Spiegel zum Desenberg (1189-1205)
Als Konrad resignierte, schaltet e sich bei der Wahl seines Nachfolgers Heinrich VI. (1161-1191, dann Kaiser bis  1192) ein und wählte aus den drei vom Konvent präsentierten Kandidaten Widukind aus.

Vor seiner Wahl war er Propst in Gröningen.

Caesar von Heisterbach schreibt über einen Prälaten Widukind, der wohl identisch ist mit dem Corveyer Abt, dieser sei mehr Krieger als Mönch gewesen.

Dazu passt auch, dass Widukund die Landeburg auf dem Brunsberg errichten ließ

1192 verlieh Kaiser Heinrich Abt Widukind das Bergwerkregal. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 111

Bei der Doppelwahl zum König 1198 Bei der Philipp von Schwaben und Otto IV. gewählt wurden, stellte sich  Witukind auf die Seite der Welfen.

Als Parteigänger Ottos IV. und beteiligte sich auch an dessen Kriegszügen.

Schon 1198 belehnte ihn Otto mit dem Waldgebiet Solling, indem er ihm dort den Wildbann übertrug  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 113

Abt Witukind hat auch den Weinberg in Westfalen den ersten Weinberg anlegen lassen.. Er schenkte den Corveyer Mönchen den von ihm zuvor auf eigene Kosten angelegten Weinberg am Südhang des Bielenbergs  „Er behielt sich für die Zeit seines Lebens die Lieferung von sechs Fudern Wein vor“, zitiert Michael Rindermann, der sich mit dem Weinbau in Corvey befasst hat. (Westfalenblatt vom 30.12 2023)

Auf Abt Witukind folgte Abt Dietmar II. von Stockhausen ( 1206-1216)

Es dauerte allerdings ein Jahr bis er zum Abt gewählt wurde.

Er befasste sich mit sächsischer Geschichte und soll auch Vorarbeiten zu einer sächsischen Geschichte hinterlassen haben.

Am 15. Au8gust 1207 erhielt er von König Philipp die Regalien.

Auf ihn folgte Abt Hugold von Luthardessen (1216-1223). Er stammte aus dem Geschlecht der Herren von Leutholz

Am 26. April 1220 erließ Friedrich II.(1212-1250) in Frankfurt die Confoederatio cum principibus ecclesiasticis , das ist das Bündnis mit den Fürsten der Kirche.

Diese Gesetz war ein zugeständnis an die Kirchenfürstn, also vcor allem die Bischöfe für deren Mitwirkung an der Wahl seines Sohnes Heinrich VII. zum deutschen König.

Mit diesem Gesetz trat Friedrich wichtige Königsrechte an die Bischöfe ab. Im Zuge dieses Gesetze ernannte Friedrich die Abtei Corvey zur Fürstabtei.

Der Corveyer Abt wurde damit Reichsfürst mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat.

Hugold war so der erste Corveyer Fürstabt.

Hugolds Nachfolger wurde Abt Hermann I. von Holte (1223-1254)

Man geht heute davon aus, dass er ein Bruder des Münsteraner Bischofs Ludolf von Holte (1226-1247) war.

1230 ging Abt Hermann ein Schutzverhältnis mit Erzbischof  von Köln Heinrich I., von Müllenark (1225 –1238 ) ein. ein. Dafür überließ er ihm die Hälfte von Marsberg und der Burg Lichtenfels. Die Propstei Marsberg behielt er aber.

(Urkunde 180 vom August 1230,Westfälisches Urkundenbuch Bd 4, Die Urkunden des Bistums Paderborn von J. 1201-1300, Münster 1877-1894, S. 119)

Mit dem erwählten Bischof von Paderborn Simon I., zur Lippe (1247 –1277 ) schloss Hermann einen Vertrag ab zur Regelung des Diösezanrechts im Bereich der Corveyer Propstei Obermarsberg Die Propstei blieb im Corveyer Besitz, während der Abt das Diözesanrecht Paderborns anerkannte.

(Urkunde 383 im Westfälischen Urkundenbuch S. 249)

1234 stiftete er das Zisterzienserinnenkloster Ottbergen. 1236 wurde es nach Brenkhausen bei Höxter verlegt.

In der Nähe von Höxter ließ er die Propstei tom Roden errichten. 1244  wird ein erster Propst erwähnt.

Auf Hermanns Initiative kamen Franziskaner nach Höxter. Sie ließen sich im Osten der Altstadt nieder und gründeten ein Kloster.

Die heutige Marienkirche entstand vor 1261  Sie ist ein frühes Beispiel für die gotische Kirchenarchitektur im Oberweserraum.

Um 1250 übernahm Höxter das Stadtrecht von Dortmund.

Der Niedergang des Stiftes wurde noch durch einen Klosterbrand (wikiwand) verschärft.

Auch die Beziehung zu Rom war durch die antirömische Politik der beiden Äbte Dietmar und Hermann nachhaltig  gestört.

Mit dem Ende der Staufer und der Schwächung der Königsmacht überhaupt verlor Corvey weitgehend den Schutz des jeweiligen Königs.

Abt Hermann verstarb 1254. auf ihn folgte Abt Thimo (1254-1276)

1260  schoss der Erzbischof von Köln  Konrad I. von Hochstaden (1238-1261), Albrecht I.(1252-1266 ) von Braunschweig und Abt Thimo einen Vergleich  ab,, in dem Albrecht auf die Güter

im Herzogtum  Westfalen verzichtete. Im Gegenzug verpflichtete sich Erzbischof Konrad keine Städte, Burgen oder Befestigungen jenseits von Werra und Weser zu errichten oder zu kaufen.

Sie versprachen sich gegenseitige Hilfe.(Urkunde 831 Westfälisches Urkundenbuch S. 435)

1190 wurde erstmals die Stadt in Corvey überliefert. Gründer und Stadtherren waren die Äbte von Corvey.

Von 15. auf 16. Juli 1265 überfielen bewaffnete Verbände des Paderborner Bischofs Simon zur Lippe (1247-1277), sowie ungenannte Corveyer Ministeriale und der höxterschen Bürgerschaft

Stadt und Kloster Corvey und plünderten. Die Stadt Corvey wurde in Brand gesteckt, zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Am 12. Mai  1265 übergaben der Paderborner Dompropst Heinrich und Abt Thimo die Vogtei von Höxter an die Herzöge Albert und Johann von Braunschweig.(1252-1277)

(Urkunde 1032  Westfälisches Urkundenbuch S.519)

Die Regierung Abt Thimos endete 1275. Auf ihn folgte Abt Heinrich III. (1275-1306)

Kurz nach seinem Regierungsbeginn schloss e ein Hilfsbündnis mit dem Kölner Erzbischof Siegfried von Westenberg (1275-1297)

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0001 / Kurköln, Urkunden AA 0001, Nr. 143

Am 9. April 1285 erneuerte König Rudolf I (1273-1291) Abt Heinrich das Diplom über die Schenkung  des Solinger Waldes und die Bestätigung der früheren Privilegien.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 118

Er ließ die Werneborch (Weserburg) innerhalb der Klostermauern Corveys errichten. Ein spätmittelalterliches Äbteverzeichnis nennt das Jahr 1288. Sie diente als Zufluchtsort für Abt und Konvent.

Auf Abt Heinrich folgte Abt Ruprecht von Horhausen (1306-1336)

Auch Abt Ruprecht betätigte sich als Burgenbauer. 1315 ließ er die Tonenburg bei Albaxen, heute ein Ortsteil von Höxter errichten. Sie diente zum Schutz der Besitzungen der Abtei gegen die Expansion der

Herzöge von Braunschweig, der Grafen von Everstein sowie der Edelherren von Homberg. Möglicherweise wurde die Burg aber auch errichtet, weil sich das Raubritterwesen im 14. Jahrhundert zu einer echten Plage entwickelt hatte.

So war die  Tonenburg überlebenswichtig für die gesamte Bevölkerung, da sie die Menschen vor Überfällen durch feindliche Ritter beschützen konnte.

1315 übergab sie Abt Ruprecht einem Ministerialen-

1332 wurden die Beziehungen zwischen der Stadt Höxter und Kloster Corvey auf eine vertragliche Basis gestellt, die sich als bis zur Reformationszeit belastbar erwies. Es wurde bestimmt, dass das Stift zukünftig kein neues Bündnis eingehen durfte und dass kein Vormund ohne Zustimmung von Rat und Bürgerschaft der Stadt Höxter gewählt werden durfte. Im Gegenzug band sich die Stadt unwiderruflich an den Corveyer Landesherrn.

“Die zwei Bürgermeister, die zehn Ratmänner „unde de wisheit“ und die gemeine Stadt Höxter stellen dem Stift Corvey den betreffenden Sühnebrief aus.”

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 161

Abt Ruprechts Regierung endete 1336. Auf ihn folgte Abt Abt Dietrich I. von Dalwigk(1366-1359)

Knapp 30 Jahre nach Errichtung  der Burg  verlieh Karl IV. (1346-1355 König, dann Kaiser-1376), Abt Dietrich I. von Dalwigk das Recht die Tonenburg zu belehnen, nicht ohne auf die schlechte Lage von Kloster Corvey zu verweisen.

“Karl IV. verleiht und bestätigt dem Abt Dietrich von Corvey wegen der Herabgekommenheit seines Klosters und wegen der Zuneigung seines Vaters König Johann von Böhmen, der dessen Abtswahl erwirkte, das Recht in Niedermarsberg (Horhuse) bei der Sadt Obermarsberg, in Twisne, Dorpede und Westheim, bei der Burg Blankenau, der Burg Tonenburg und an anderen Orten des Klosters Corvey Freigrafen zu bestellen und selbst gleich den Bischöfen von Münster und Paderborn Schöffe der westfälischen Gerichte zu sein.”Dietrich I. von Dalwigk
Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 948]  Die Urkunde wurde am 26. Januar 1349 in Bonn ausgestellt.

Das Recht im Klostergebiet Freigrafen einzusetzen,, war eine echte Stärkung der Corveyer Machtposition. So konnten die Äbte die Femegerichtsbarkeit in ihrem Sinne nutzen.

Mit der Verleihung des Rechtes Freigrafen einzusetzen, wurde der Abt den Bischöfen von Paderborn und Münster gleichgestellt.

Unter Abt Bodo von Pyrmont trat Kloster Corvey 1385 einem westfälischen Verteidigungsbündnis bei.

Abt Dietrich regierte bis 1359.1352-1362)1352-1362) genoss aber das voll Vertrauen des Paderborner Bischofs

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich IV. von Spiegel zum Desenberg (1359-1360)

Er entstammte einem angesehenen Paderborner Patriziergeschlecht. Er wurde von seinen Eltern schon früh für das Mönchsleben bestimmt.

Über sein Leben als Mönch ist nicht viel bekannt. Er machte aber rasch Karriere.

Bei seiner Wahl unterzeichnete er eine Wahlkapitulation. Deren Tendenz war, die Mönche, das Kloster und dessen Besitzungen gegen ein Willkürregiment des Abts zu beschützen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 208

Abt Heinrich stand zwar in einer gewissen Opposition zu Papst Innozenz VI. (1352-1362(, genoß aber das volle Vertrauen des Paderborner Bischofs Balduin von Steinfurt (1341-1361). Dieser war seit Jahren sterbenskrank.

Er ernannte Abt Heinrich zum Koadjutor vom Bistum Paderborn. Im Frühjahr resignierte Balduin. Daraufhin ernannte Papst Innozenz ohne Rücksicht  auf des Paderborner Domkapitel Abt Heinrich zum Paderborner Bischof.

Damit musste natürlich in Corvey ein neuer Abt gewählt werden

Heinrichs Nachfolger wurde Abt Reinhard I. von Dalwigk (1360-1369)

Er lehnte sich eng an den Paderborner Bischof Heinrich an.

Am 29. Dezember 1366 nahm“Bischof Heinrich von Paderborn auf Bitten des Abts Reinhard und des Kapitels des Klosters Corvey dasselbe mit seinem ganzen Gebiet in seinen Schutz und behält Höxter, Volkmarsen und Eresburg in seiner Gewalt. Nach dem Tod des Tutors (vormund) soll diese subiectio (huldinghe) aufhören und das Stift Paderborn keinen weiteren Anspruch darauf haben.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 231

Trotzdem sah sich Kloster Corvey immer wieder gezwungen, zur Deckung seiner Ausgaben Land zu verkaufen. Im Landesarchiv  NRW sind eine Reihe von Urkunden, z. B. 233, 234, 237 und 239 in den Verkäufe dokumentiert sind, oft mit der Begründung “aus Geldnot”.

Abt Reinhard verstarb spätestens 1370.

Sein Nachfolger wurde Abt Ernst von Braunschweig-Grubenhagen (1369-1371). Er wurde aber bald wieder abgesetzt, weil er die kirchlichen Weihen nicht empfing und stattdessen Krieg führte.

Er galt als fehdefreudig und verschwendungssüchtig.

Die Brüder Konrad, Bernhard und Reinhard von Dalwigk nahmen  Abt Ernst im Zuge einer Fehde  gefangen und brachten ihn auf die Burg Schauenburg bei Wolfshagen in Nordhessen. Erst nach Schwören der Urfehde und gegen hohes Lösegeld kam er frei.

1371 wurde er abgesetzt

Auf ihn folgte Abt Bodo von Pyrmont (1371-1395) Er hatte ein gutes Verhältnis zur Stadt Höxter

Am  31.12 13t2 stellte Abt Bodo und der Konvent Corvey der Stadt Höxtter eine Schuldanerkenntnis über 15 Mark Silber, das sind etwa 3.512,00 €. , aus.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 242 – a

Am 21. Februar bestätigte Abt Bodo der Stadt Höxter die Rechte und Privilegien der Stadt Höxter.(Chronik der Stadt Höxter,, Höxter  1872, S.48)

Im Dezember bewilligte Abt Boo der Stadt, Graben und Landwehren zu errichten.

137 hatte Karl V. für Westfalen erlassen, der auf Initiative des Erzbischofs von Köln zurück

Am 25. Juli 1372 beschworen diesen der Erzbischof von Köln Friedrich III., von Saarwerden (1370-1410), die Bischöfe von Paderborn Heinrich III., von Spiegel zum Desenberg (1361-1380), Münster Florenz von Wevelinghoven (1364-1378)

und Osnabrück Dietrich von Horne (1376-1402) sowie die Stadt Dortmund.

Abt Bodo verkündete 1380, dass Höxter den Landfrieden beschworen hat. Corvey folgte 1382

1389 verabredeten Abt Bodo, Herzog Otto von Braunschwei, Hermann Graf von Everstein und Heinrich, Herr von Homburg in Holzmminden gemeinschaftlich eine Burg zu bauen. (Chronik von Höxter, S.54)

Graf Hermann und Abt bodo hielten die Einigung über Holzminden ebenfalls in einer Urkunde fest. 

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 277

Ähnlich wie sein Vorgänger Abt Ernst wurde auch Abt Bodo im Jahr 1392 festgenommen und zwar auf der Burg Blankenau. Auch er kam erst nach einer Lösegeldzahlung wieder frei.

Abt Bodo verstarb 1395.

Auf ihn folgte Abt  Abt Dietrich von Runst (1395-96), wobei ich mir nicht sicher bin ob er mit Abt Dietrich III . von Runst identisch ist. Dietrich ii. war auch Abt in Hasungen, Dort wurde er 1403 von Landgraf Hermann II. (1367-1413) von Hessen abgesetzt.

Abt Dietrich erklärt, dass ihm ihm der Landgraf zur Abtswürde in Corvey verholfen habe.(in Hessische Biografie Dietrich Runst)

In wikipedia wird  Abt Arnold II. Wolff von Gudenberg (1396-1398) als Nachfolger geführt. Von ihm sind zwei Urkunden im Landesarchiv NRW zu finden.

Die Urkunde vom 25. Juli 1396 ist ein Revers des nAbts Arnold über die Privilegien und Rechte der Stadt Höxter

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 289

Auf ihn folgte Abt Wilbrand von Hallermund (1398-1406) Er war Laienabt in Corvey.

Am 13. Mai 1400 erklärte er seinen Beitritt zum Bündnis zwischen Landgraf Hermann II. von Hessen, dem Bischof Johann(1399-1424) von Hildesheim, Herzog Otto(1400-1445)  von Braunschweig und Heinrich Herr von Henneberg. Hessisches Samtarchiv 912

Am 14. April 1405 schloß er mit Herzog Otto von Braunschweig einen ewigen  Burgfrieden wegen des Schlosses  Holzminden.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 313

1406 wurde Abt Wilbrand mit Unterstützung Herzog Ottos von Braunschweig zum Bischof von Minden gewählt. Das war er bis zu seinem Tod 1436.

Auf Wilbrad folgte nun Abt Dietrich III. von Runst (1406-1417) (s.o.)

Sein Nachfolger wurde Abt Moritz von Spiegelberg (1417-1435)

Er war der Sohn von Moritz IV.Graf  von Spiegelberg (+ 1434). Der Kölner Erzbischof Dietrich II. von Moers (1414-1463) war sein Onkel.

Moritz ist 1406-1407 geboren. Er wurde schon früh für die geistliche Laufbahn bestimmt. Schon 1416 wurde er Abt von Corvey, also mit zehn Jahren.

1417 trat er in das Kölner Domkapitel ein. 1427 studierte er in Leipzig und bald darauf in Rom.

1431 nahm er am Konzil von Basel teil.

Am 4. April 1434  schloß er sich dem Schutz-und Trutzvertrag zwischen Herzog Otto von Braunschweig mit Propst, Prior und Konvent von Corvey mit demselben Datum  abgeschlossen hatten

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 375

1435 entsetzte ihn der Landgraf Ludwig 1(415-1453) I. von Hessen seines Amtes als Abt von Corvey

Seine Regierungszeitsich so zusammenfassen :Innere Parteiung des Konvents, äußere Bedrängnis, Auflösung der Disziplin, Verschwendung der Güter .

Das Abtszeit  von Moritz war für Kloster Corvey ein weiterer Schritt in den Niedergang.

Er blieb Domherr in Köln, wo er nochmals die Universität besuchte.

1446 wurde er Propst des Kollegiatstiftes St. Martin n Emmerich.i  Einige Zeit musste er dort verbringen, wo er mit dem Humanisten Rudolf Agricola zusammentraf.

Er verstarb 1483.

Auf Abt Moritz folgte 1435 Abt Arnold III. von der Malsburg (1435-1463).Er war von Kloster Hasungen nach Corvey berufen worden.

Abt Arnold bestätigte schon 1436 alle Rechte der Stadt Höxter. Das Verhältnis zur Stadt Höxter scheint nicht allzu gut gewesen sein. In der Stadt war man der Meinung, dass der Abt seine Familie

übermäßig begünstigte und den Mitgliedern derselben wichtige Benefizien gab, wie zum Beispiel die Propstei St. Pauli in Nyenkerken  Er ernannte den Erbschenk, wodurch dieser einen Einfluss auf das Fürstentum bekam. Die finanzielle des

  Lage des Klosters war sehr schlecht. Die Abtei hatte nicht mal das Geld, ein Pferd bar zu bezahlen

Auch Abt Arnold sah sich immer wieder  zu Verpfändungen gezwungen.

Abt Arnold verstarb wie sein Bruder Johannes 1459. (lt.Gothaisches genealogisches taschenbuch der freiherrlichen Häuser,Gotha 1879, S.942) wikipedia führt Abt Arnold bis 1463.

Auf ihn folgte Abt Hermann II. von Stockhausen (1463-1479).

Seine Wahl verlief nicht konfliktlos. Der Paderborner Bischof Simon III. (1463-1498) versuchte nach dem Tod von Arnold die Administration von Kloster Corvey zu übernehmen.

Der Wunschkandidat des hessischen Landgrafen. Heinrich III. (1458-1483) war aber Hermann von Stockhausen. Er stammte aus einem alten hessischen Geschlecht.

Er war Abt  in Kloster Helmershausen.

Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Paderborner Fraktion und den Anhängern von Stockhausens kam, konnte Simon zur Lippe zwar einige Mönche für seine Wahl gewinnen. Die Mehrheit wählte allerdings Stockhausen zum neuen Abt. Der Verlierer war aber die Abtei selbst; ging diese doch merklich geschwächt aus dem Machtkampf heraus.

1467 bestätigte Abt Hermann den Sühnebrief der Stadt Höxter

Der Stand der Abtei war nach wie vor sehr angespannt. Die Glocken waren an Juden verkauft. Dir Urkunden zweigen wieder Verkäufe und Verpfändungen durch Abt Hermann.

Natürlich litt auch die klösterliche Disziplin.Nur zwei oder drei Mönche nahmen an den Gebeten  teil

Nach der Chronik der Stadt Höxter (H. Kampschulte, Höxter 1872, S.74) befand sich Kloster Corvey schon im Todeskampf.

Abt Hermann II. verstarb 1479.

Auf ihn folgte Abt Hermann III. von Bömelberg (1479-1504)

Er wurde von Papst Sixtus IV. (1471-1484) bestätigte ihn am 31- März 1481.

Das Notariatsinstrument liegt als Urkunde im Landesarchiv NRW vor

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 510 – a

Am 14. August 1481 bestätigte der Abt  den Sühnebrief der Stadt Höxter. (Chronik von Höxter S.76)

Am 21.September 1482 schloss Abt Hermann einen Vergleich mit der Stadt Höxter  wegen der Wasserrechte ab. die Stadt verpflichtete sich, über die Schelpe,so der kleine Zufluss genügen Wasser über einen Graben für das Kloster zu leiten.

Das Kloster verpflichtet sich,den Graben zu unterhalten und zu säubern. (ebda)

Papst Sixtus IV. providierte, also übertrug ihm, am 15. Juni 1481 mit der Abtei Corvey. In der Urkunde wird er der Hasunger Abt genannt-

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 513

Er war also Abt in Hasungen, bevor er Abt in Corvey wurde.

Am 29. Januar 1485 wurde Schutzvertrag zwischen Hessen und Corvey bestätigt. Regesten der Landgrafen von Hessen, Regest  Nr. 4734

auch  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 530

1489 ernannte Abt Hermann seinen Bruder Christoph zum Landdrosten des Stiftes Corvey und belehnte in mit dem Rittergut Maygadassen bei Höxter und mehreren Freihöfen und Gütern.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 445. Die Urkunde bezieht sich auf Anna, die Frau seines Bruders.

1499 verkaufte Abt Hermann das alte Grafengerichtunter Vorbehalt eines 2-jährigen Wiederkaufsrecht  an die Stadt Höxter (Chronik von Höxter S.78 f.)

Währen die Stadt Höxter florierte, lag Kloster Corvey immer noch darnieder. Das führte dazu, dass Papst Alexander VI. (149-1503) den Kölner Erzbischof Hermann IV. von Hessen (1480-1508), der ab 1498 auch Bischof von Paderborn war,

als Kommissar ernannte, der Kloster Corvey der Bursfelder Reform zu führen sollte.

Johannes von Hagen (1439-1469) war Abt in Bursfelde und hat dort die von seinem Vorgänger begonnene Reformbewegung fortgesetzt und vollendet, wohl auch mit Unterstützung von Nikolaus von Kues (11401-1464).

Nikolaus von Kues hat von Minden aus als päpstlicher Legat wohl auch Kloster Corvey besucht.

Der Beitritt Corveys scheint (auch finanziell gut vorbereitet gewesen zu sein.. Eine Reformkommission streckte 200 Goldgulden, das sind etwa 55.103,00 €., zur Finanzierung des Vorhabens vor.

Abt und Konvent verpflichtetetn sich, dies mit 8 Goldgulden das sind ungefähr 6.612,00 €. zu verzinsen. Das sind immerhin knapp 12 %.

Im April 1501 trat Bursfelde der Kongregation von Bursfelde bei. Der Zweck war die Besserung der Abtei und eine Vermehrung der Gottesdienste.Die Rechte  der Stadt Höxter sollten nicht beeinträchtigt werden.

Die Bursfelder Kongregation akzeptierte die Eigenständigkeit der Abteien, verpflichtete sie aber, die Bursfelder Consetudines zu übernehmen.

Alle  Äbte mussten an dem jährlich durchgeführten Generalkapielt in Bursfelde teilnehmen und für die Umsetzung der gefassten Beschlüsse sorgen.

Der Propst und Prior von tom Rode und der Propst von Corvey wurden entschädigt. Diese beiden, die auch der Bursfelder Kongregation nicht anschlossen, durften an einer künftigen Abtswahl nicht teilnehmen.

Kaiser Maximilian (1486-1519) initiierte 1495 auf dem Reichstag in Worms eine umfassende Reichsreform.

Was blieb, war der ewige Landfrieden von 1459, die Schaffung des Reichskammergerichtes und die Einrichtung der Reichskreise 1450 und 1512.

Corvey kam 1500 zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis und wurde somit Territorium im Heiligen Römischen Reich. Der Abt von Corvey  hatte persönlich Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat.

Für das Reichsheer musste Kloster Corvey 120 Gulden, das sind  etwa 33.062,00 €. zahlen, Es hatte zwei Reiter und 9 Fußsoldaten zu stellen.

Abt Hermann verstarb 1504.

Auf ihn folgte Abt Franz von Ketteler (1504-1547). Er war der Sohn des Gotthards von Ketteler zu Neuassen (1450-1518) und der Margaretha von Bronckhorst und Batenburg.

Franz trat in das Kloster Liesborn ein. Liesborn wurde 1485 der Bursfelder Reform angeschlossen und galt als das “Bursfelde des Westens”.

Als franz als Abt nach Corvey kam , hatten alle bisherigen Mönche Corvey verlassen und es musste ein völlig neuer Konvent gebildet werden.

Am 2. September 1^507 verkaufte Abt Franz  die Hälfte der Städte Volkmarsen und Marsberg an den Kurfürsten Hermann IV. von Hessen .

Der Verkauf geschah , wie es in der Urkunde heißt “aus Not und um Schaden zuvorzukommen, auch um die angefangene Reform zu unterstützen”

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen A 036u / Amt Kogelnberg-Volkmarsen / Urkunden, Nr. 33.

Der Verkauf brachte immerhin 3500 rheinische Goldgulden, das sind  etwa 964.726,00 €.  in die Corveyer Kasse.

Am 20. Mai 1508 protestierte Abt Franz gegen die Höhe der Reichssteuer.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 690 – a

1512 bestätigte Abt Franz der Stadt Höxter alle ihre Rechte und Privilegien.

Am 14. Februar  1513 erneuerte Abt Franz den Erbschutzvertrag mit dem Landgrafen Philipp I. (1518-1567) von Hessen..(HStAM 4378)

Der Fürstbischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1506-1532) von Paderborn  ließ seine Truppen  während der Hildesheimer Stiftsfehde in das Stiftsgebiet der Abtei Corvey einfallen und plündern.

Am 3. März 1521 bestätigte Karl V. (1520-1555)Abt Franz für das Stift Corvey und die ihm verbunden Klöstern alle von den aufgeführten Kaisern erteilten Privilegien.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 746

Gravierendaste Ereignis in der Regierungszeit von Abt Franz war sicher die Reformation. 

1533  fand in Höxter ein Fürstentag statt, zu dem auch Landgraf Philipp von Hessen erschien. Philipp hatte sich 1524 der Reformation angeschlossen.

1526 führte er die Reformation in Hessen ein. Schon im mFebruar hatte er die Besitztümer der hessischen Klöster inventarisieren lassen

In Höxter hatte er seinen Hofprediger dabei, der jeden Morgen einen religiösen Vortrag hielt

So war der Grund zu einer lutherischen Gemeinde in Höxter gelegt. Philipp mischte sich auch in seiner Eigenschaft als Schutzherr der Stadt in diese Angelegenheit der Stadt ein.

Anhänger der neuen Lehr luden Johann Winningstedt nach Höxter ein. Dieser war im Augustinerchorherrenstift in Erfurt erzogen worden, also in dem Kloster.in dem auch Martin Luther Mönch war.

In Höxter predigte er zuerst in einem Privathaus, dann in der Kilianskirche in Höxter. Er wurde der erste lutherische Pfarrer in Höxter. 1533 arbeitete er eine reformatorische Kirchenordnung aus, die aber vom Rat der

Stadt nicht angenommen wurde.Aber Höxter war evangelisch geworden. Bald folgten die drei zur corveyischen Ritterschaft gehörigen Familien von Amelunxen zu Amelunxen, Kanne zu Bruchhausen und von Stockhausen zu Lütmarsen und in ihren Gerichtsdörfern.

Abt Franz hatte der Reformation keinen Widerstand entgegengesetzt, was vielleicht auch durch ein bisschen bedingt war, dass er zu der Zeit schon sehr krank war.

Er verstarb am 9. Januar 1547.

  Er  hatte aus dem geistig und moralisch verfallenen Kloster wieder ein Kloster mit einem blühenden geistlichen Leben.

Für den literarischen Zeitgeist mit seinen humanistischen Tendenzen hatte er aber kein Gespür.

Sein Nachfolger wurde Kaspar I. von Hörsel  (1547-1555)

Er war aus Kloster Prüm postuliert worden. 

1548 unter Abt Kaspar das Augsburger Interim eingeführt

Kaiser Karl hatte nachdem Kaiser Karl im Laufe des Jahres  1546 .fast alle evangelischen Gebiete in Süddeutschland erobert hatte,unterschrieb Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen !532-1547)

1547 die Wittenberger Kapitulation. Landgraf Philipp ergab sich in Halle. Karl erließ 1548 als Reichsgesetz das Interim.

Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse regeln, bis ein allgemeines Konzil l über die Wiedereingliederung der Protestanten in die katholische Kirche  endgültig entschieden hätte.

^1555 handelte Ferdinand, der Bruder Karls V. war schon 1531 zum deutschen König gewählt worden. Er handelte den Augsburger Religionsfrieden aus, der am 08. August 1555 in Augsburg unterschrieben wurde.

bestätigte die Glaubensspaltung de jure. Das Interim war schon 1552 im Passauer Frieden wieder aufgehoben worden.

Abt Kaspar verstarb an Lichtmess 1555.

Auf ihn folgte Abt Reiner II. von Bocholtz (1555-1585)

Er stammte aus der Linie zu Ingenhoven. Sein Onkel Aegidius war von 1505 bis 1538, Abt des Klosters St. Vitus in Gladbach .

Reiner trat 1548 in das Kloster in Gladbach ein. Das Kloster finanzierte ihm sein Studium in Köln.

1555 wurde er zum Abt in Corvey gewählt.Kloster Corvey befand sich in einer schwierigen Situation

Die Stadt Höxter hatte 1533 die Reformation eingeführt. Die beiden Schutzmächte Corveys, nämlich die Landgrafen von Hessen und die Herzöge von Braunschweig waren ebenfalls reformiert.

1559 ließ sich Abt Reiner  von Kaiser Ferdinand die Privilegien Corvey bestätigen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 932

An den Bursfelder Kapitelversammlungen nahm er fast jedes Jahr an den Kapitelversammlungen teil.

Siebenmal war er Mitpräsident der Versammlungen. Sechs mal war er Definitor.

Mit der zur Abtei gehörenden Propstei Groningen und der Kommune Groningen, die bereits zur Reformation übergegangen war, schloss er einen Vertrag zur Klärung der Verhältnisse ab.

Wohl a​uf seine Initiative siedelten d​ie letzten Mönchen a​us  Gröningen n​ach Corvey über. Sie konnten d​abei die liturgischen Geräte, d​ie Bibliothek, d​as Archiv u​nd verschiedene Kunstwerke mitnehmen.

In Höxter sahen sich 1555 die Minoriten gezwungen, die Stadt zu verlassen, weil sich die Reformation durchgesetzt hatte.

Es kam zum Streit mit den Minoriten, weil Abt Reiner der Stadt  das Klostergebäude überließ., das die Stadt sofort abreißen ließ.

Nach dem Tod des Abtes protestierten die Minoriten bei Kaiser Rudolf II. (1576–1612).

Zwar wurde Abt Reiner nachgesagt, dass er mit den Lehren Luthers zu mindestens sympathysiert haben soll. Aber im Stiftsgebiet versuchte er die Reformation zurückzudrängen.

Dagegen bildete s​ich 1566 e​in Bündnis a​us den Adelsfamilien Amelunxen, Stockhausen, Kannen u​nd der Stadt Höxter Dem Abt wurde vorgeworfen, “die Stadt Höxter und die Landschaft in ihren Rechten zu kränken.

Man wollte Hilfe beim Kaiser suchen. (Chronik Höxter S. 105).

Kaiser Maximilian II. (1564-1576) bestätigte am 18. April 1569 die Privilegien Corveys, den Besitz seiner Rechte und seiner Güter.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 975

Abt Reiner  verstarb 1585.

Auf ihn folgte Abt Dietrich IV. von Beringhausen (1585-1616)

Er wurde am 31. Januar 1589 von Papst Clemens VIII. (1592-1605) bestätigt.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1069

Zwischen 1589 und 1608 erfolgten Umbauten und Restaurierungs arbeiten am Westwerk.

Im Obergeschoss wurde mit drei Altären ausgestattet.

Unter Abt Dietrich erfolgten erste Versuche einer katholischen Erneuerung, allerdings zunächst mit wenig Erfolg.

Das Kloster drohte sich der Reformation zuzuwenden was aber durch die Bursfelder Kongregation verhindert wurde.

Die Rekatholisierung wurde im Stiftsgebiet mit Ausnahme der Stadt Höxter weitgehend abgeschlossen.

Auf Abt Dietrich folgte Abt Heinrich V. von Aschenbrock  (1616-1624)

Er wurde am 1. Oktober 1618 von Papst Paul V.(16o5-1621) als Abt von Kloster Corvey bestätigt.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen  C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1115

Er war gewhlt worden, weil er den Konvent erfolgreich über sein Alter getäuscht hatte.

Dem Kölner Erzbischof  Ernst von Bayern (1583 –1612) gelang es 1619, Abt Heinrich für die bayrisxch-kölnische Partei zu gewinnen.

Das hatte allerdings 1620 die Besetzung des Fürstentums Corvey durch Braunschweig zur Folge.

Abt Heinrich verließ 1622 das Stift Corvey. Er war von seinen Kapitularen wegen seines Lebenswandels angeklagt worden.

Er hatte seine Würde niederlegen müssen und sich auf die ihm zum Unterhalt zugewiesene Propstei Marsberg zurückziehen müssen.

Als Administrator wurde Johann Christoph von Brambach, der bisherige Propst von Marsberg eingesetzt.

Am 20. Juli 1621 bestätigte Kaiser Ferdinand II. (1^619-1632) Die Privilegien von Corvey.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1123

Er erließ 1621 eine katholische Kirchenordnung für Corvey.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1124 – a

1622 fand in Corvey ein Kapitel der Bursfelder Kongregation statt. Dabei wurde auch der bisherige Administrator zum Abt von Corvey gewählt.

Die Anerkennung der Wahl durch Ferdinand II. erfolgte am  16. März 1624.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1127

Aber sowohl bei der Bestätigung Ferdinands als auch bei der Bestätigung  durch Papst Clemens wurde die Administration,, nicht unbedingt die Wahl zum Abt bestätigt.

Der Erzbischof von Köln, Ferdinand von Bayern (1612-1650), der von 1618-1650 auch Fürstbischof von Paderborn war, hatte sich schon 1622 in Corvey eingemischt.

Sein eigentliches ziel war, das Fürstentum Corvey  dem Erzbistum Paderborn mit Gewalt einzuverleiben, was sich aus seinem weiteren Vorgehen erschließen lässt.

1624 verklagte er Abt Johann Christoph  in Rom beim neuen Papst  Urban VIII: (1623-1644)

wegen Ketzerei. Er erlangte ein päpstliches  Breve, das ihn  mit der Verwaltung von Corvey beauftragte.

Er schickte seinen Weihbischof Johannes Pelcking  (1619-1642) nach Corvey, ließ dieses von bayrischen Soldaten, die sich gerade in Höxter befanden, besetzen

und Abt  Johann Christoph  in  Neuhaus festsetzen.

Seine Aufzeichnungen aus der Gefangenschaft liegen im Landesarchiv NRW vor.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001 / Fürstabtei Corvey / Akten, Nr. 45

Mit t Hilfe des Corveyer Landdrosten Burchard von Falkenber(1582-1620) konnte er nach Wien hatte fliehen. Dort erwirkte er in längeren Verhandlungen ,

am kaiserlichen Hofe, in die der große Gegensatz zwischen Bayern und Österreich hineinspielte, seine Anerkennung als Abt durch

ein kaiserliches Mandat vom 5. Februar 1628, dem dann 1629 die endgültige Bestätigung folgte. Der Kölner und Paderborner Erzbischof Ferdinand mußte sich mit dem Titel eines „Conservators“ begnügen. Die Selbständigkeit des Fürstentums war gerettet und Abt Johann Christoph konnte selbst das Werk der Restitution des Katholizismus im Lande fortsetzen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001 / Fürstabtei Corvey / Akten, Nr. 427

Die weitere  Regierungszeit von Abt Johann Christoph war nun weitgehend durch den 30-jährigen Krieg geprägt.

Der schwedische König Gustav Adolf (1611-1632) landete am 6 Juli 1630 auf Usedom und griff in den Krieg ein.

Damit wendete sich  das Blatt für die Protestanten. Auch in Westfalen führte das zu veränderten Kräfteverhältnissen.

König Gustav Adolf sprach dem Landgrafen von Hessen-Kassel Wilhelm V. der Beständige (1627-1637) das Stift Paderborn und die Reichsabtei Corvey zu.

Hessische Truppen marschierten in Corvey und Höxter ein. Abt Johann Christoph  wurde nach Höxter geführt und musste dem Landgrafen huldigen.

1634 nahmen die Truppen des Landkomturs  Gottfried Graf Huyn, Freiherr von Geleen, der Deutsch-Orden Ballei Alden Blesen  die Stadt Höxter ein

und richteten ein Blutbad an, bei dem etwa 1100 Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Dies hat sich im kollektiven Gedächtnis erhalten und ist als

“Blutnacht von Höxter” in Erinnerung. (siehe dazu auch Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten und da Brambach, Johann Christoph von

wo auch ein Augenzeugenbericht dieser Blutnacht zu lesen ist.)

Dort suchte er Zuflucht im Minoritenkloster.Er musste aber weiter ins Exil und lebte zwei Jahre in tünster.

Marodierende protestantische Truppen(Braunschweiger, Brandenburger, Schweden), verursachten den großen Klosterbrand bei dem  der silberne Vitusschrein mit den Reliquien des Heiligen Vitus, Teile des Archivs und der Großteilm der mittelalterlichen Bibliothek beschädigt, weggeschleppt

oder vernichtet wurde.

Abt Johann Christoph  kam 1636 mit den kaiserlichen Truppen nach Corvey zurück.

Er verstarb am 15. Mai 1638 und wurde in der Minoritenkirche in Höxter vor dem Hochaltar bestattet.

Auf ihn folgte Abt Arnold IV. von Waldois (1638 – 1661)

Er ist wohl 1593 auf Burg Overbeck in Breyell geboren. Er trat in das Kloster St. Pantaleon in Köln ein. Dort legte er seine Profess ab.

Er wechselte in das Kloster Corvey. Dort wurde er Prior. 1629 nahm er seinen Cousin Friedrich von Spee in Corvey auf.Dieser war 1629 zur Gegenreformation nach Peine geschickt worden

Bei einem Angriff war er schwer verletzt worden. In Corvey sollte er sich von den Folgen erholen.

1631 wurde er einstimmig zum Abt von Kloster Iburg gewählt. Das Kloster wurde im 30-jährigen Krieg schwer mitgenommen. 1632 eroberten es die Niederländer und 1634. Diese vertrieben die Mönche und hielten es bis 1^650 besetzt.

Die Kriegsbelastungen dauerten an. Es gab militärische Besetzungen und hohe Kontributionen. Abt Arnold begab sich nach Münster. Von dort aus bemühte er sich vergeblich, das Kloster zurückzuerhalten.

1638 wurde er zum Abt von Corvey postuliert. Papst Urban VIII. (1623-1644) bestätigte Arnold am 31. März 1640. Er gestattete gleichzeitig, dass Arnold noch für zwei Jahre die Verwaltung des Kloster Iburg behielt.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1157 – c

Der Krieg verfolgte Abt Arnold auch in Corvey weiter.

Im Herbst 1640 drangen kaiserliche Truppen unter ihrem Feldherrn Herzog Octavio Piccolomini (1599-1656) von Hessen aus in Westfalen ein und wandten sich gegen Höxter. Die Armee von 60.000 Mann bezog ein Lager, das sich von Bruchhausen bis Stahle erstreckte.

1644 zogen die Schweden vor Corvey auf.

Abt Arnold ließ sich von den Schweden gefangen nehmen. Die hessische Landgrafenwitwe Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg (+ 1651) sorgte mit 600 Reichstalern, das sind etwa 1.175.655,00 €., dass der Abt freikam.

Nochmals wurde die Stadt 1646 von dem schwedischen Feldherrn Graf Carl Gustav Wrangel (1613-76) belagert und eingenommen. Abt Arnold zog sich ins Kloster Kemnade zurück.

Beim Überfall der Schweden im darauffolgenden Jahr erreichte er, dass die Soldaten das Innere der Klosterkirche verschonten.

Nach vierjährigen Friedensverhandlungen ging der lange Krieg 1648 mit den Verträgen von Münster und Osnabrück zu Ende.

Abt Arnold verstarb am 3. Oktober 1661.   

Kloster Corvey stand kurz vor dem Untergang. 1665 wurde der Fürstbischof von Münster   Christoph Bernhard von Galen  (1650-1676) zum Administrator der Abtei Corvey gewählt.                                                                                                                                                                                                                                                                    

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 001 / Fürstbistum Münster, Landesarchiv / Akten, Nr. 5454

Er wurde am 12. Oktober 1606 als  Sohn von Dietrich von Galen aus dem Adelsgeschlecht derer von Galen und der Katharina von Hörde geboren,

Beide waren protestantisch.

Dietrich tötete den münsterschen Erbmarschall Gerd von Morrien in einem Degengefecht in einer Streiterei wegen ihrer Jagdhunde.

Er musste deshalb zwölf Jahre auf Burg Bevergern im Arrest verbringen. Seine Frau begleitete  ihn freiwillig. Christoph Bernhard  wurde deshalb

unter die Obhut seines Onkels, des münsterischen Domherrn Heinrich von Galen, gestellt. Dieser ließ ihm eine katholische Erziehung durch münsterische Jesuiten am Paulinum zuteilwerden.

Als er das notwendige alter erreicht hatte,  zog er nach Köln und Mainz um an einem Jesuitengymnasium 1626 seine Studien abzuschließen.

In Löwen und Bordeaux studierte er  Philosophie, Kirchen- und Staatsrecht. Eine abgeschlossene theologische Bildung hatte er wohl nicht.

Am 14.11. 1650 wurde er zum Bischof von Münster gewählt.

Nach dem Tod von Abt Arnold 1661 verzichteten die Mönche auf die Wahl eines Abtes aus ihren eigenen Reihen

Dann wählten sie der Bischof von Münster zum geistigen und weltlichen Herrn in der Fürstabtei.

Schon 1662 gab er den Katholiken in Höxter die Nikolauskirche zurück.

Den Franziskanern gestattete er die Rückkehr in das Marienkloster.

1662 hatte der Magistrat von Höxter den katholischen Geistlichen bei Strafe von 100 Goldgulden, das sind  immerhin etwa 27.312,00 €, verboten hatte, Taufen und Begräbnisse vorzunehmen.

Christoph Bernhard erließ daraufhin eine Verfügung an seine geistlichen Räte in Corvey, dieses wieder zu zu lassen und berief sich dabei der Stadt gegenüber  auf sein Recht das ihm der Westfälische Friedensvertrag

als Kurfürsten- und Reichsstand einräume, in seinem Territorium seine Religion auszuüben. (Chronik der Stadt Höxter S.142)

Die Streitigkeiten wegen der Kirchennutzung waren aber immer noch nicht zu Ende.

Er erließ am 17. März 1674 seinen Gnaden- und Segensrezess. Eine neue Stadtverordnung wurde erlassen, die auf dem Grundsatz der Parität beruhte.

Künftig sollten protestantische und katholische Bürger im Rat vertreten sein unter jeweils einem evangelischen und einem katholischen Bürgermeister.

Der Rezess stärkte die Zentralgewalt des Fürstabtes gegenüber Rat und Stadt.

Die Stadt verlor alle Privilegien und Rechte, die Gerichtsbarkeit fiel an den Landesherrn. Der Rezess bildete die verfassungsrechtliche Grundlage für die Verwaltung der Stadt Höxter und blieb bis zur Säkularisierung des Stifts Corvey gültig.

Christoph Bernhard ließ di baufällige Kirche mit Ausnahme des Westwerks  ab 1677 durch einen neuen gotisierenden Kirchenraum mit barocker Ausstattung ersetzen.

Er verstarb am 19. September1678in Ahaus

Auf ihn folgte Abt Christoph von Bellinghausen (1678-1696)

Er ist 1651 in Altenbernsau geboren und war der Sohn von Johann Georg von Bellinghausen. Mit sechzehn Jahren trat er ins  Kloster Corvey ein. Im Jahr 1659 legte er die Profess ab.  1666 wurde er  zum Priester

geweiht.

Wegen seiner Gelehrsamkeit wurde er für zwei Jahre ins Mutterkloster Corbeia Aurea nach Frankreich geschickt. So lernte er Frankreich kennen, das unter der Herrschaft des Sonnenkönigs Ludwig XIV. (1643-1571) die

Vormachtstellung eingenommen hatte.  Er weilte einige Zeit in Paris.

Er konnte auch eine Italienreise unternehmen und war in Assisi, Venedig und Rom. Dort konnte er die bedeutendsten Theologen seiner Zeit kennenlernen. Er war auch in Monte Cassino, der Keimzelle des Benediktinerordens, was ihn tief beeindruckte.

Seine Rückreise führte über Österreich und Böhmen.

Auf seinen Reisen lernte er Niels Stensen  kennen. Dieser hatte in den Universitäten Amsterdam und Leyden Medizin studiert. Als kaum 25 – jähriger hatte er wichtige Entdeckungen der Anatomie gemacht. Er genoß bald großen Ruhm und wurde deshalb

als Leibarzt des  Großherzog Ferdinand II. von Toskana (+1670) angestellt. Er weilte mehrere Jahre in Florenz und wurde auch Erzieher der Söhne Cosimos III. de‘ Medici

1667 konvertierte er und studierte Theologie. 1675 wurde er zum Priester geweiht und  1677 zum Bischof geweiht. Er wurde  zum Titularbischof von Titiopolis, einem Suffraganbistum von Seleucia in Isaurien (Griechenland), ernannt.

1660- bis 1683 war er Weihbischof in Münster und von 1677-1686 von Paderborn.

Mit Christoph von Bellinghausen war er seit dessen Italienreise befreundet..

Dieser förderte seinen Freund seit dessen Abtswahl.

  Am 22. Oktober 1678 fand die Wahl zum neuen Abt von Corvey statt. Er wurde mit Stimmenmehrheit zum neuen Abt gewählt.

Von der Bursfelder Kongregation waren die Äbte  Ambrosius Langen (ab 1661)von Hloster Marienmünster und Abt Maurus Rost (1666-1706) von Kloster Iburg anwesend,

Wilhelm Rütger von Bellinghausen,

der Prior von Corvey, und Ernestus von Hugenpott, Kapitular von Corvey, wurden sofort nach zum päpstlichen Nuntius Optimus Pallavicini (dort seit 1672) geschickt, um ihn zu bitten, die päpstliche Bestätigung

in Rom zu befürworten und die Geldfrage zu klären. Bisher waren 300 Gulden,das sind  etwa 80.869,00 €., erhoben worden. Für Christoph Bernhards Bestätigung musste wesentlich mehr bezahlt werden,

da er weder Ordensmann noch Stiftsmitglied war. Rom wollte diesen Satz nun zur Regel machen.

Am 31. Oktober 1678 erteilte der Nuntius die Facultas administrandi Abbatiam auf sechs Monate .Christoph das durch Papst Pius V. vorgeschriebene Versprechen in die Hände des Benediktiner-Abtes Ambrosius Langen von Marienmünster ablegen.

Der Paderborner Fürstbischof Ferdinand II., von Fürstenberg (1661-1683) versuchte die päpstliche Bestätigung zu mindestens zu verzögern. Er wies hatte Das Stift Corvey zwei Kompanien als Winterquartier angewiesen.

Er  legte nun wiederholt Soldaten in das Abteigebiet, in der Hoffnunhg, die Stadt Höxter, verweigere dem neuen Abt den Gehorsam vor die päpstliche Bestätigung eintraf.

Außerdem versuchte er zu erreichen, dass Rom ihm Kloster Corvey als Kommende zu sprach, die ja auch der vormalige Administrator Christoph Bernhard als Bischof von Münster zugesprochen bekommen hatte.Nun setzte sich sein Freund Steno,

mittlerweile apostolischer Vikar für die nordischen Bistümer, für Abt Christoph ein. Er schrieb an Cosimo von Medici, der das Schreiben einem befreundeten Kardinal weiterleitete.

Das Schreiben zeigte Wirkung. Steno erhielt die Vollmacht Abt Christoph zu benedizieren, obwohl Corvey nicht zum Vikariat der Nordischen Bistümer gehörte,

was am 29. Oktober 1679 erfolgte.

Er erhielt dann auch die päpstliche Konfirmationsbulle, in der Papst Innozenz XI. (1676-1689)

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1227

Die kaiserliche Bestätigung erfolgte 1681 durch Kaiser Leolold I. (1654-1705)

Dieser bestätigte am 5. März 1681 auch die Privilegien der Abtei Corvey.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1231 – II

Durch die ständige Abwesenheit seines Vorgängers hatte die Klosterzucht in Corvey sehr gelitten. Auch das Chorgebet wurde kaum mehr gepflegt.

Abt Christoph versuchte zunächst durch eigenes Beispiel und durch väterliche Ermahnung, die eingeschlichenen Mißstände wieder zu beheben.,

allerdings praktisch ohne Erfolg. Er musste nun zu strengeren Mitteln greifen, Einige Kleriker wurden ihrer Ämter enthoben.

Am 30. Oktober 1690 gab er eine “erneuerte”Kirchenordnung heraus, deren Durchführung der Corveyer Archidiakon zu überwachen hatte.

Dieser reformierte nun das Kloster mit starker Hand.

Christoph Bernhard hatte mit dem Neubau der Kirche begonnen. Dies weihte Abt Christoph am 13. November 1683.

Er ließ  das Pfarrhaus und das Krankenhaus erneuern.

Abt Christoph startete auch den Weinanbau im Kloster Cprvey wieder, nachdem dieser durch zunehmende Verweltlichung des Klosters, und dem Dreißoigjährigen Krieg zum Erliegen kam.

Die Anlagen wurden aufgegeben und stattdessen Hopfen angebaut.

Christoph ließ am 25. Mai 1680 am Südhang des Rauschenberg einen Weinberg anlegen. Er ließ einen Winzer aus der Wetterau, Johann Rupen, kommen. Dieser kannte sich nicht n ur mit Wein aus sondern auch mit Kräutern.

Er brachte den Abt dazu, auch eine Hofapotheke einzurichten.

Unten am Berg ließ er ein Haus mit der Kelter bauen, n dem auch der Weingärtner mit seiner Familie wohnte. Er hatte das Recht, Wein, Bier und Branntwein auszuschenken. Richtfest soll am 26. Juni 1686 gewesen sein..

Wohnhaus mit Küche, Kellern, vielen Zimmern, einem überaus großen Saal und einer Hofkapelle. Zuvor, 1689/90, hatte Abt Christoph mitten im Berg die bis heute erhaltene Josephskapelle erbauen lassen.

Sein Nachfolger, Abt Florenz, schätzte die Kosten des Weinbaus auf 15-16.000 Taler, das sind zwischen 4.410.000 und 4.704.000 €

Der Bursfelder Kongregation waren dies Kosten zu hoch. Abt Emmerich Qinken (1682-1707)von Kloster Grafschaft ordnete bei ein Visitation 1690 an, das herrschaftliche Weinberghau abzureißen und den Weinbau nicht mehr weiter zu betreiben.

Im Abteigebiet wurden mehrere Kirchen  neu gebaut  z.B. in Albaxen und Bödexen .

Abt Christoph verstarb nach über einjähriger Krankheit am 12. Mai 1696.

Auf ihn folgte Abt Florenz von dem Felde (1696-1714)

Er ist am 18. Februar 1643 in Kasteel Haselholt in Ohe en Laak geboren.

Er hatte mehrere Brüder. Brüder Franz Heinrich von dem Velde  war Offizier in bischöflich-münsterschen Diensten. Er starb 1680 und wurde in der Stiftskirche von Corvey bestattet.

Ein weitere Bruder wurde 1693 Präsident der der weltlichen Regierung Corveys

Er besuchte das Gymnasium in Roermond in der niederländischen Provinz Limburg. Zusammen mit einem Mitschüler trat er in das Kloster Corvey ein.

1667 wurde er zum Priester geweiht.

1668 beendete er sein Theologiestudium. In diesem Jahr wurde er auch Novizenmeister. Außerdem lehrte er Philosophie und Theologie am Kloster.

1672 wurde er Subprior und  1677 Prior.

Bei der Wahl von Christoph von Bellinghausen war er einer der Gegenkandidaten. auf ihn entfielen 5timmen. Christoph wurde mit 14 Stimmen zum Abt gewählt.

Florenz versah auch außerhalb der Abtei Ämter. Von 1860-1683 war er Propst von Metten

Von 1683 bis 1691 war er Propst von Kloster Brenkhausen, seit 1608 ein Benediktinerinnenkloster.. Propst  Florenz  beendete die Ausstattung der Kirche in barockem Stil. Unter ihm blühte das Kloster wieder auf.

Nach dem Tod von Abt Christoph wurde Abt Florenz am 18. Juni 1696 zum 60 Abt von Corvey gewählt.

Noch im selben Jahr erhielt er von Kaiser Leopold I. die Regalien verliehen. Damit war er auch offiziell Reichsfürst.

Leopold bestätigte auch die Privilegien der Abtei.

Landesarchiv NRW Abteilung WestfalenC 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1258

Papst Innozent XII. (1691-1700) bestätigte Abt Florenz am 3. Dezember 1696.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen  C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1251

Am 28. April 1697wurde er  durch den Paderborner Fürstbischof Hermann Werner von Wolff-Metternich zur Gracht (1683-1704) benediziert.

Von 1704-1714 war er Präsident der Bursfelder Kongregation.

1699 begann Florenz mit dem Neubau der Abtei, der bei seinem Tod fast fertig war  und  den sein Nachfolger 1714 beendete.

Er baute auch zahlreiche Kirchen auf Corveyer Gebiet.

Eine sehr enge Beziehung hatte er zu Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel

Abt Florenz führte Tagebuch, das im Landesarchiv NRW erhalten ist.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001 / Fürstabtei Corvey / Akten, Nr. 1235

1713 hatte er sein fünfzigjähiges Professjubiläum und feierte dies mit einem großen Fest. Außerdem gab er eine Gedenkmünze heraus.

Er verstarb am 4. Februar 1714.

Er war der bedeutendste Abt Corveys zu Barockzeiten.

Auf ihn folgte Abt Maximilian von Horrich (1714-1721)

Er ist 1662 in Pesch geboren und entstammte einer rheinischen Adelsfamilie..

Nach seinem Eintritt in Kloster Corvey war er in der Propstei Marsberg.AfD in Thüringen: Schlinge zieht sich zu! „Kneipen-Stadtrat“ unter Druck

Zurück in Corvey wurde er dort Cellerar. Als solcher war er der Verwalter des materiellen Klosterguts, d.h. der wirtschaftliche Leiter eines Klosters. Er entspricht etwa dem Finanz- und Personalvorstand eines Wirtschaftsunternehmens.

Nach dem Tod von Abt Florenz wurde er 4. Februar 1714 zu dessen Nachfolger gewählt.

Papst Clemens XI. (1700-1721) bestätigte ihn am 20. August 1714.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1293

Am 20. August 1714 bestätigte ihn  Kaiser Karl VI. ( 1711-1740) und verlieh ihm die Regalien.

Am 26. Oktober 1714 bestätigte er die Privilegien der Abtei.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1297 – I

Am 14.Oktober 1714 wurde er in der Stiftskirche zum Abt geweiht.

Im September 1715 legte er vor den Landständen des Corveyer Landes seinen Amtseid ab. Somit wurde sein Amt als Abt des freien Stiftes Corvey sowie als Landesherr des Fürstentums Corvey und als Fürst des Heiligen Römischen

Reiches rechtskräftig.

1715 beendete er den Bau der von seinem Vorgänger.

Er legte eine Allee von Corvey nach Höxter an. Anfangs-und Endpunkt war die von ihm errichtetet Toranlage in Corvey und das Corveyer Tor in Höxter.

Die wichtigste Leistung Abt Maximilians war der Neuaufbau der barocken Bibliothek. Im Dreißigjährigen Krieg war die berühmte mittelalterliche Bibliothek verloren gegangen.

Er erwarb Werke für den täglichen Bedarf eines Klosters aber auch Werke, die für die Erziehung des westfälischen und europäischen Adels gedacht waren.

Die größte Erwerbung konnte er auf einer Auktion 1721 in Bremen tätigen.

Er konnte eine erhebliche Anzahl von Büchern erstehen, die zum Teil aus Prager Bibliotheken stammten und zwar aus dem Prämonstratenserkloster Mons Sion (Strahow-Kloster) und aus dem dortigen Jesuitenkolleg. Auch die Jesuiten in Heiligenstadt hatten

Bücher für diese Versteigerung geliefert. Die Bücher wurden in weißes Leder oder Pergament gebunden.

Im Corveyer Land hat er zahlreiche Kirchen erbaut und ausgestattet.Von 1719 bis 1721 war er Präsident der Bursfelder Kongregation.

Abt Maximilian verstarb am 4. Dezember 1721.

Auf ihn folgte Abt Karl von Plittersdorf (1722- 1737)

Er wurde 1722  zum 62 Abt von Corvey gewählt. Am 1. Juni 1722 bestätigte Papst Innozenz XIII (1721-1724)die Wahl des Abtes Karl von Plittersdorf.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1315

A 7.August 1722 bestätigte Kaiser Karl VI. die Privilegien der Abtei.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1319

Die Farrkirche St. Nikolaus in Höxter war baufällig geworden. 1732 erteilte Abt Karl dem Caplan Caspar Lages den Auftrag, Geld zum Bau und zur Reparatur der Kirche zu sammelon.

(Chronik der Stadt Höxter S.162)

Abt Karl verstarb 1737,

Auf  ihn folgte Abt Kaspar II. von Böselager-Honeburg (1737-1758)

Er wurde am 3. Juli 1687 auf Gut Honeburg bei Osnabrück geboren. Er war der Sohn  von Joachim von Böselager, ein Angehöriger des Stiftsadels von Corvey.

Er zeigte gute geistige Begabung und sollte nach Corvey gegeben werden.

Caspar wurde  dem Fürstabt Florenz von dem Felde und dem Konvent vorgestellt. Er machte auf die Corveyer Herren den besten Eindruck, und man hatte nach einem Bericht vom 14. Januar 1703 „ob dessen gute Conduit und übrige Qualiteten ein ratsames Contentement“.

Im April 1704 begann er sein Noviziat in Corvey.

Am 29. Juni 1705 legte er seine Profess ab.

Am 8. September 1708 wurde er  Subdiakonsweihe, am 1. August 1709  Diakon und am 6. Juli 1711 zum Priester geweiht.

1715 wurde er mit der Pfarrseelsorge in der Propstei Obermarsberg betraut.

1721 übernahm er das Pfarramt in Meppen.

Er galt als uneigennützig, persönlich makellos, gut gebildet, kirchlich eifrig und wirtschaftlich begabt.

Nach dem Tod von Abt Karl  fand am  17. März 1737 die Wahl seines Nachfolgers statt.

Nebne Kaspar standen zwei zwei weitere Kandidaten zu Wahl, ein weiterer Konventuale aus Corvey und der Paderborner Dompropst und kurkölnische Minister Friedrich Christian Freiherr von Fürstenberg (1700-1742).

Dieser trat schon zu Lebzeiten von Abt Karl als Kandidat für dessen Nachfolge auf. Er versprach jedem, der ihn wählen würde 20 Taler, also der Paderborner Dompropst und kurkölnische Minister Friedrich Christian Freiherr von Fürstenberg. Dieser trat etwa 6.140.—€

und falls er gewählt würde, eine lebenslange Zuwendung von 100 Talern, also etwa 30.700—€

Auch prominente Unterstützer hatte er, den Kaiser und auch den Erzbischof und Kurfürsten Clemens August (1723 – 1761) von Köln .Dieser Versuch der Einflußnahme spaltete auch den Konvent von Corvey.

Unter dem Vorsitz der Äbte Bernward Peumann (1713–1746) von Kloster Ringelheim und Marienmünster wurde Kaspr mit einer Stimme Mehrheit gewählt,

Am 8. Juli 1737 er mahnte Papst  Clemens XII. (1730-1740) denn Konvent von Corvey zum Gehorsam gegenüber dem neuen Abt Kaspar.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen  C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1342

Am 9. Juli 1737 wies der Papst Abt Kaspar an, sich von einem Bischof weihen zu lassen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1343

Vor dem 5. August 1737 bat Abt Kaspar den Kaiser um die Bestätigung der Privilegien der Abtei Corvey.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1343 – e

Am m4. März 1738 erfolgte die Bestätigung der Privilegien.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1345

1737 wurde er Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er führte die Triere Agenda in Corvey ein.

Er ließ die Heilquellen, den “Gesundbrunnen”  in Godelheim erschließen. Dort ließ er durch Franz Christoph  Nagel (1699-1764), einen deutschen Barockbaumeister, ein Herrenhaus mit Gartenanlage errichten,  das den Äbten

als Sommerresidenz diente. Über der Quelle ließ er ein Brunnenhaus bauen.

In Corvey ließ er 1741 von Franz Christoph  Nagel ein Orangeriegebäude mit einem dazu gehörigen Garten errichten.

Die Benediktuskapelle und das Turmzimmer, das heute als Bibliothek dient wurde im Rokokostil umgestaltet.

In Fürstenau wurde 1756 mit dem Bau des Fürstenhofes begonnen.

In Höxter wurde eine neue Apotheke errichtet.

Von dem Marsberger Bildhauer Joseph Pöllmann  ließ er 1746 die Bildnisse der Heiligen Stephanus und Vitus mit seinem Wappen anfertigen. Vor der Brücke von Corvey wurde 1749 eine Kreuzigungsgruppe aufgestellt.

Abt Caspar verstarb am 22. Januar 1758.

Auf ihn folgte Abt Philipp von Spiegel zum Desenberg  (1758-1776)

Er stammte aus einem ostwestfälischen Adelsgeschlecht aus dem Hochstift Paderborn.

Er ist am 21. August 1715 geboren.

Seine Wahl zum Abt von Corvey fand am 6. März 1758 statt.

Seine Bestätigung durch Papst Clemens XIII. (1758-1769) erfolgte am 11. September 1758

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1367

Papst Clemens XIII. erlaubte Abt Philipp am 12.September 1758, sich von einem Bischof weihen zu lassen.

Landesarchiv NRW Abteilung WestfalenC 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1370

Am  1. Mai 1766 legte Abt Philipp dem Grundstein für die neue Kirche in Höxter, die die baufällige Nikolaikirche ersetzte.

Sie wurde im spätbarocken Stil gebaut.

Am 6- Dezember 1770 wurde sie nach einfacher Weihe erstmals benutzt.

Am 17. November 1771 weihte sie Abt Philipp mit spezieller päpstlicher Vollmacht feierlich-

Abt Philipp verstarb am 26. Mai 1776

Auf ihn folgte Abt Johann Karl Theodor von Brabeck (1776-1794).

Er wurde am 19. Juli 1738 auf Haus Lohausen bei Hamm als Sohn des Peter Franz Walter von Brabeck und der Maria Ottilia Schenck von Niddeg geboren

Die Familie Brabeck war eine Adelsfamilie aus Kirchbellen im Münsterland.

Er trat in Kloster Corvey ein.

1762 wurde er in Hildesheim um Priester geweiht

Am 18. Juli 1776 wurde er zum Abt gewählt.

1782 wurde Abt Johann Karl Theodor über die Reformpläne des  Kaisers Josef II. (1765-1790)

“Unnütze” Abteien sollten aufgehoben werden. Das waren Abteien, die keine Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betrieben, wurden . Ihr Besitz sollte verstaatlicht werden. Das hätte auch Corvey betroffen.

Corvey litt schon lange unter Nachwuchsmangel. Corvey nahm zu dieser Zeit nur Novizen an, die 16 adelige Vorfahren nachweisen konnten.

Der Konvent verringerte sich ständig, dazu kam naturgemäß eine üÜeralterung der Mönche, so daß die Zeit abzusehen war, in der der Chordienst ebenso wie die Funktionen in der Verwaltung nicht mehr ordnungsgemäß versehen werden konnten

1786 wurde ein Seminar für Weltpriester gegründet. Man hatte jetzt also eine Schule.

Weiter überlegten r Abt Theodor von Brabeck und der  Konvent  eine Säkularisierung2 derart, daß eine Umwandlung in ein Bistum erfolgte.

Nach schwierigen und langwieriegen  Verhandlungen mit  Kaiser Joseph II. und Papst Pius VI. (1775-1799)  wurde Corvey zu einem Bistum umgewandeltAbt  Theodor wurde am

18. Juni 1792 zum Bischof von Corvey ernannt und am 1. Juni 1794 zum Bischof geweiht.

Nachdem Corvey ein Bistum geworden war, wurde Abt Johann Karl Theodor zum Bischof ernannt. die bisherigen Mönche bildeten jetzt das Domkapitel und wurden Domkapitulare.

Eine Neuverteilung des Vermögens zwischen dem Bischof und dem Domkapitel nötig, ebenso musste der bisher klösterliche Haushalt den neuen Verhältnissen angepasst werden. Der Bischof und die zwölf Domkapitulare bezogen jetzt ihre Einkünfte größtenteils in barem Gelde, und das konnte nur beschafft werden, wenn man möglichst viele Vermögenswerte zinsbar anlegte.

Die Landwirtschaft Corveys, die dem Vermögen des Bischofs zugerechnet war, wurde 179 an zwei Landwirte aus dem Hildesheimischen für eine jährliche Pachtsumme von 6500 Talern, das sind etwa 1.571.544,00 €.

Die sehr hohe Pachtsumme erklärt sich einmal daraus, daß Corvey sehr guten Boden hatte, zum anderen liegt das an dem landesherrlichen Branntweinmonopol; die Domäne Corvey versorgte einen großen Teil des Landes mit Branntwein.

Bischof Theodor war sehr kränklich und verstarb wenige Monate nach seiner Bischofsweihe am  15. Oktober 1794 im Alter von 56 Jahren.Zu seinem Nachfolger wurde  Domkapitular Ferdinand von Lüninck am 16. Dezember 1794 gewählt.

Er ist 15. Februar 1755 in Gleuel, heute ein Stadtteil von Hürth,geboren. Die Familie von Lüninck ist ein altes niederrheinisches Adelsgeschlecht.

Er war der Sohn des Johann Wilhelm von Lüninck (1716–1784) und dessen Gemahlin Maria–Odilia von Gaugreben (1724–1817).

Er besuchte das Jesuitenkolleg in Köln und lebte am Kurkölnischen Hof, wo er seine Erziehung erhalten hatte.

Er studierte in Göttingen Rechte und war danach am Reichskammergericht in Wetzlar tätig.

1779 wurde er im Kurfürstentum Köln wirklicher Hof- und Regierungsrat in Bonn.

Nachdem ein weiterer Aufstieg ausblieb, wandte er sich dem geistlichen Stand zu und wurde 1785 Kleriker.Er bEr

Seit 1791 hatte er einen Sitz im Domkapitel von Münster. Er absolvierte dafür ein zweijähriges Biennium , das ist ein allgemein bildendesdrei Monaten seine d

zweijähriges Vorbereitungsstudium für alle Fächer der Philosophischen Fakultäten.

Dort kümmerte er sich auch im Auftrag seines Cousins, des Corveyer Abtes Theodors um die Umwandlung von Corvey in ein Bistum.

1792 hatte er Erfolg damit. Er erhielt dann eine Stelle am neu zu errichtenden Domkapitel von Corvey

 

Nachdem Bischof  Theodor 1794 verstarb, wurde Ferdinand von Lüninck am 16. Dezember 1794 zum zweiten Bischof von Corvey gewählt und am 1. Juni 1795 durch den Papst bestätigt.

Dann wurde er  am 6. August 1795 in Hildesheim zum Priester geweiht.

Am 6. September 1795 weihte ihn der Erzbischof von Köln, Maximilian Franz von Österreich  (1784-1801) in Münster zum Bischof von Corvey.

Am 25. Februar 1803 wurde in Regensburg der Reichsdeputationshauptschluß erlassen.

Damit wurden alle geistlichen n geistlichen Fürstentümer aufgehoben und ihre Territorien an diejenigen weltlichen Fürsten verteilt wurden, die ihre Gebiete auf dem linken Rheinufer, das an Frankreich abgetreten werden mußte, verloren hatten.

Das Fürstwntum Corvey wurde am am 21. Oktober 1802 durch eine preußische Militärabteilung für den Fürsten von Nassau-Oranien besetzt.

Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschluuses war der neue  Landesherr verpflichtet, dem Bischof und seinen Domkapitularen  eine Pension zu bezahlen.

Erbprinz  Wilhelm Friedrich, Prinz von Oranien-Nassau (1772-1843) schloss mit Bischof Ferdinand von Lüninck  am 1. Juli 1803 einen Vertrag ab. Damit warwn die Verhältnisse geregelt.

Der Bischof erhielt eine jährliche Pension von 20.000 Gulden, das sind etwa 5.773.361,00 €.

Der ganze Schlossgarten blieb ihm überlassen.

Der Bischof behielt Wohnrecht in Corvey.Er durfte Möbel und andere Effekten im Wert von 1600 Talern behalten. Er erhielt die Privat jagd (gegen Pacht) und bekam jährlich 300 Malter Brennholz gegen Zahlung der Forstzinsen und Anweisegebühren. Außerdem trat der Erbprinz eine einmalige Summe von 11 000 Talern an den Bischof ab, der dagegen auf alle sich etwa noch ergebenden Ansprüche verzichtete.

  1806 besetzte Generalleutnant  Gerhard Heinrich von Heldring (1751-1835) Corvey im vierten Koalitionskrieg 1805-1807  das Corveyer Land und nahm es für das Königreich Holland in Besitz. Die Koaltion bestand aus Preußen und Russland, die dann noch um Großbritannien und Schweden erweitert wurde. gegen Napoleon

Nach dem  Frieden von Tilsit am 7. Juli 1807 schuf Napoleon für seinen jüngeren Bruder Jer8me (1784-1860) das Königreich Westfalen, das bis 1813 bestand.

König Jer8me hatte am 4. September 1812 Höxter und Corvey besucht. Kurz danach wurde Bischof von Lensinck zum Großalmosenier mit 40.000 Francs Gehalt.

An Neujahr 1813 ernannte ihn Jer8me zum Großkomtur des von ihm gestifteten Ordens der Westfälischen Krone.

Nach der Eingliederung in die preußische Provinz Westfalen wurde er vom preußischen Oberpräsidenten . Friedrich Ludwig Wilhelm Philippvon Vincke  zum Bischof von Münster vorgeschlagen, auch

um den amtierenden Kapitularvikar Clemens August v. Droste-Vischering (1773-1845, ab 1836 Erzbischof von Köln), mit dem es ständig zu Konflikten kam, auszuschalten.

Den preußischen Vorschlag  für das Bischofsamt von Münster bezog die Kurie in ihre  beginnenden Konkordatsverhandlungen ein.

Am 28.  8. 1820 wurde er nach Münster transferiert. Am7.7. 1821 wurde er in Münster inthronisiert. Er bemühte sich, die Konflikte mit dem preußischen Staat abzubauen, musste aber schon nach drei Monaten seine Amtsgeschäfte niederlegen,

da er durch Überanstrengung geistig zerrüttet wurde. Er zog sich  nach Corvey zurück, wo er am 18.3.1825 verstarb.

Mit ihm war die Reihe von 65 Abten und  2 Bischöfen, die Corvey seit seiner Gründung im Jahr 822 gehabt hat, abgeschlossen.

Der entschädigungsberechtigte Landgraf Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg (1779-1834) erhielt 1820 als Standesherr vom König von Preußen Friedrich Wilhelm III. ( 1797-1840) als Landesherr das Mediatfürstentum Corvey als Ausgleich, zusammen mit dem Mediatfürstentum Ratibor.

Dieser vererbte es seinem Neffen, dem Erbprinzen Victor zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1818-1893), der den ererbten Besitz bis 1893 als Victor I.Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey den ererbten Besitz verwaltete.

Wenn von Corvey die Rede ist, muss natürlich auch an August Heinrich Hoffmann von Fallersleben gedacht werden.

Dieser ist am 2. April 1798 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg  geboren.

Er begann 1816 in Göttingen ein Theologiestudium. Sein Interesse galt aber der der Geschichte des klassischen Altertums. Sein Vorbild war Johann Joachim Winckelman.

In Kassel lernte er Jacob Grimm kennen. Auf seinen Rat hin studierte er dann deutsche Sprache und Literatur , also die heutige Germanistik.

1821 ging er nach Berlin, um mit Hilfe seines Bruders Bibliothekar zu werden.Dieser brachte ihn mit dem Freiherren Gregor von Meusebach zusammen, dessen Privatbibliothek in ganz Preußen bekannt war.

1823 wurde er Kustos der Universitätsbibliothek Breslau.

1830 wurde er dort außerordentlicher Professor. 1836 wurde er zum ordentlichen  Professor ernannt.

1841 verfasste er am 26. August das Lied der Deutschen das am 5. Oktober desselben Jahres erstmals öffentlich in Hamburg gesungen wurde.

Wegen seines Eintretens für ein einheitliches Deutschland und seiner liberalen Haltung wurde er  1842 pensionslos von der preußischen Regierung seiner Professur in Breslau enthoben

Ein Jahr später entzog man ihm die preußische Staatsbürgerschaft und verwies ihn des Landes.

An der Märzrevolution von 1848 nahm er nicht teil Er wurde aber 1848 dank eines Amnestiegesetzes rehabilitiert .

Durch Vermittlung von Liszt bekam er eine Anstellung als Bibliothekar an der Fürstlichen Bibliothek Corvey bei Herzog Victor I. Herzog von Ratibor

August Heinrich Hoffmann starb 1874 im Alter von 75 Jahren im Schloss Corvey an einem Schlaganfall. Er ist auf dem Friedhof von Corvey nahe der Abteikirche beigesetzt,

Auf dem Corveyer Friedhof steht auch sein Denkmal.

Auf dem Friedhof in Corvey sind auch zwei Gräber von von zwei Patres, die im Nationalsozialismus starben.

Der Pallotinerpater Franz Reinisch hat als einziger katholischer Priester den Fahneneid auf Hitler verweigert. Dafür wurde er am 7. Juli 1942 zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 durch das Fallbeil hingerichtet.

Neben ihm ruht Franz Riepe. Er war Steyler Missionar. Er war bis 1939 in Corvey tätig .

Im Rahmen seiner von der Gestapo überwachten Vortragstätigkeit verlas er am 12. Februar 1941 das Hirtenschreiben der holländischen Bischöfe vom 26. Januar 1941, in dem sie die Priester anwiesen, Unterstützern des Nationalsozialismus die Sakramente zu verweigern. Daraufhin wurde er am 20. Februar 1941 festgenommen und in das Konzentrationslager Dachau (Pfarrerblock) eingeliefert, wo er am 13. August 1942 vor Hunger und Erschöpfung starb.

Am 21. Juni 2014 wurde Corvey mit dem offiziellen Titel „Das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey“. in das Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen.

Die wichtigsten Begründungen waren

Kriterium (ii): Corvey besitzt das einzige nahezu vollständig erhaltene karolingische Westwerk. Der zentrale, dreiseitig von Emporen umgebene Hauptraum im Ober-
geschoss greift in seiner Form und ursprünglichen künstlerischen Ausstattung aufantike Vorbilder für weltliche Repräsentationsräume zurück; auch für das Gewölbe
der Eingangshalle wurden antike Konstruktionstechniken angewandt. Insgesamt lieferte das Westwerk die Grundlage für weitere technische und bautypologische
Entwicklungen in der romanischen und gotischen Sakralarchitektur, die im Barock neu interpretiert wurden

 

Kriterium (iii): Der Hauptraum im Obergeschoss diente liturgischen Zwecken und privilegierten Nutzungen. Der Bezirk um das Kloster mit Schule und Bibliothek, der
spätestens 940 befestigt wurde und als religiöses, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum diente, entstand schon in der Karolingerzeit und umfasste ein Pilgerhospiz,
Unterkünfte für Gäste und Bedienstete, Wirtschaftsgebäude und Werkstätten. Hier wurde der politische und kulturelle Aufschwung unter den Karolingern am Rande des
fränkischen Reiches sichtbar.

Kriterium (iv): Das Westwerk der Abtei Corvey ist ein herausragendes Zeugnis der karolingischen Bau- und Klosterkultur, die nicht nur Ausdruck geistlicher Inhalte und
kirchlicher Ziele war, sondern auch Instrument der Herrschaftssicherung und des Landesausbaus. Der ehemals befestigte Klosterbezirk und die aus karolingischen
Siedlungskernen um ihn herum gewachsene hochmittelalterliche Stadt sind archäologische Denkmäler und herausragende Zeugnisse des politischen, kulturellen
und wirtschaftlichen Lebens im Mittelalter.
Integrität

Das in seiner baulichen Gestalt erhaltene Westwerk und der als Bodendenkmal geschützte, ehemals befestigte Klosterbezirk sind mit Blick auf ihre Lage und den
Gesamtzusammenhang nachvollziehbar. Die Klosteranlage ist in ihrer ursprünglichen Größe erhalten und ihre naturräumliche Einbettung ungestört

21 Apr. 2025

Zisterzienserkloster Kamp

                                                                                                                                                                                                                                                          Blick auf den Terrassengarten und die Abteikirche                                                                                                                  
Friedrich I. von Schwarzenbreg (1100-1131), Erzbischof von Köln, stiftete 1122 das Zisterzienserkloster Kamp bei Rheinberg.

Die Stiftungsurkunde wurde am 23. Januar 11123 ausgestellt.

“F(ridericus), Erzbischof von Köln, siedelt eine Kolonie von Zisterzienser-Mönchen, welche Abt Arnulf von Morimund ihm auf seine Bitte aus seiner Kongregation überlassen hat, an einem einsamen Orte namens Camp (in loco solitario, qui Campus vulgo dicitur) an, befreit diesen ihnen verliehenen Ort samt Zubehör von der Abhängigkeit von seiner Hofstatt in Rheinberg (curia in Berke) und deren Einwohnern, überlässt ihnen auch die Benutzung des umliegenden bischöflichen Waldes zur Schweinetrift und Herstellung ihrer Wirtschaftsgebäude (ad instaurationem officinarum suarum). Desgleichen nimmt er die künftig ihnen etwa zufließenden Schenkungen unter seinen Schutz, und befreit sie nicht allein von der Obergewalt des Dechanten und Archidiakonus, sondern auch von aller weltlichen Untertänigkeit und weiteren bischöflichen Ansprüchen.” Die Urkunde ist im   Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland unter AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1 abgedruckt

Es war das erste Zisterzienserkloster in Deutschland.

Friedrich hatte zwei Brüder, Arnold  und Heinrich

Arnold (1115-11216 War der 1.. Abt von Kloster Morimond, Heinrich dort einfacher Mönch.

Friedrich bat seinen  Bruder , Mönche in seine Gründung zu schicken. Dieser sandte einen Gründungskonvent von 12 Mönchen,

das war bei den Zisterziensern üblich und einem Abt, Das war sein Bruder Heinrich.

Die Mönche brachten Reliquien mit unter anderem die Schädeldecke der Heiligen Agatha, die noch heute in der Klosterkirche aufbewahrt wird.

Heinrich war Abt von  1122-1137.

Das Land musste gerodet, die Sümpfe trocken gelegt werden. Da die niederrheinische Sumpflandschaft nicht besonders geeignet war für ein en Klosterbau. So legte wohl schon Abt Heinrich

wegen der Hitze und der Mücken die Gebäude auf den Südhang des Kamper Berges.

Das Kloster erhielt schon von Beginn an viele Stiftungen und hatte einen solchen Zulauf, dass bereits 1129 das erste Tochterkloster in Walkenried im Westharz gegründet werden konnte.

Stifterin war Adelheid von Klettenberg, (+ um 1135), Gemahlin des Grafen Volkmar von Klettenberg Der erste Abt war Heinrich I, Auch Kloster Walkenried entwickelte sich sehr gut und gründete  schon

1132 das erste Tochterkloster Pforta bei Naumburg. 1141 folgte Kloster Sittichenbach bei Eisleben.

1132 gründete Kloster Kamp seine zweite Tochter, nämlich Kloster Volkenroda in Thüringen. Gestiftet wurde das Kloster von Helin von Lohra (, (* um 1080; † nach 1133) Sie war die Schwester des Grafen Berengar I von Lohra.

Volkenroda war von Beginn an sehr gut ausgestattet und gründete  die Tochterklöster  Waldsassen  (1133),  Reifenstein (1162), Kloster Loccum (1163) und das in der Niederlausitz gelegene Kloster Dobrilugk (1165).

Schon 1135 wurde  das dritte Tochterkloster Kamps gegründet, nämlich Amelungsborn am Solling.. Auch Amelungsborn  gründete sehr schnell Tochterklöster. Schon drei  Jahre nach der eigenen Gründung wurde Abt Bodo

nach Mariental bei Helmstedt geschickt. Der Gründungskonvent kam allerdings aus Kloster Altenberg

Weitere Töchter waren Ridagshausen bei Braunschweig und Doberan bei Rostock.

Auf Abt Heinrich folgte Abt Theodoricus I.(1137–1177)

Unter ihm entstanden die ersten Grangien in – in Götterswick bei Voerde, Hönnepel bei Kalkar, sowie Auenheim und Gommershoven bei Bedburg.

Zu den ersten wichtigen Gönnern zählt der Kölner Erzbischof und  die Familien der Grafen von Geldern und Kleve.

Erzbischof Arnold I. von Köln (1137-1151) bestätigte auf Bitten Abts Theoderichs die Stiftung des Hofes in Götterswick. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, (1177 – 1184)Nr. 3 AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 3

1139 erhielt Abt Theodericus auf seine Bitte   von Papst Innozenz II. (1130-43) folgende Urkunde ausgestellt.

“Papst Innozenz II. bestätigt, auf Bitten des Abtes Teodoricus von Kamp, diesem Kloster alle seine Besitzungen und Güter, insbesondere den Hof Gommershoven (Gumbreteseym), Hönnepel (Honepoul) und Götterswick (Goterswigk) mit ihrem Zubehör. Ferner bestätigt der Papst ihre Zisterzienser-Regel sowie die Freiheit ihres Orts von aller weltlichen Dienstbarkeit und Leistung und die Wald-, Weide- und Wassergerechtigkeit, welche weiland Erzbischof Friederich I. (Fredericus) ihnen gewährt hat. Auch soll der Bischof die Äbtei nur zu Synoden bescheiden dürfen und ein allgemeines Interdikt über die Parochie den Gottesdienst im Kloster nicht hindern. Endlich soll keiner der Brüder nach einmal am Orte getaner Profess das Kloster verlassen, und von dem unbebauten Lande und den Viehmasten desselben durch niemanden ein Zehnten erhoben werden. “

AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr.5Landesarchiv NRW. Die Urkunde wurde am 16. April 1139 ausgestellt. Sie enthielt alles, was den Zisterziensern wichtig war,, also die Bestätigung der Zisterzienser-Regel für das Kloster, die Bestätigung der Freiheiten des Klosters sowie den Besitz.

Abt Theoderich verkehrte wie kaum einer seiner Nachfolger am erzbischöflichen Hof. Er begleitet auch Bernhard von Clairvaux im Januar 11347 auf seiner Reise von Köln nach Aachen.Er war auch bei ,

den  Abgesandten dabei, die Kölner  Kirche 1151 nach Rom schickte. Diese Gelegenheit benutzte er, um sich einen Freibrief für Kloster Kamp zu verschaffen.

(Ludwig van Laak,Kloster Kamp seine Entwicklung bis zum Anfang des XIV. Jahrhunderts, Rheinberg 1904, S. 20 f.)

1140 wurde Kloster Hardehausen in Warburg/Westfalen gegründet.Gründungsabt war Daniel. Hardehausen gründete drei Tochterklöster, nämlich 1185 das Kloster Marienfel im Münsterland, 1196 das Kloster Bredelar bei Marsberg und 1243 das Kloster Scharnebeck in Marienfliess

1146 wurde das Kloster Michaelstein in Blankenburg im Harz gegründet. Der erste Abt war Roger (1146–1167)

Das Kloster Neuzelle südlich von Frankfurt/Oder wurde 1268 gegründet.Dieses hatte vor allem für den Osten große Bedeutung

Kloster Kamp hatte 15 Direktgründungen.Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung standen in der Filiation Kamp 60 Männerklöster und 24 Nonnenklöster unter der Aufsicht des Abtes von Kloster Kamp.

Abt Gierard  (1184–1204) begann  wohl mit dem Bau der Klosteranlage  auf dem Kamper Berg. Zwar bevorzugten die Zisterzienser Täler für ihre Klöster.Aber da der erste Standort eine Sumpflandschaft war, war der Bau auf den Kamper  Berg verlegt worden.

Somit wurde Kamp das einzige Zisterzienserkloster, das auf einer Anhöhe  errichtet worden ist.

Am 2. Mai 1215 verlieh Kaiser Friedrich II. (1212-1250) dem Kloster Zollfreiheit zu Kaiserswerth. (Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 25)

1243 kauften die Äbte von Kamp Arnold (1223–1235)(Wobei sich hier die Lebensadten aus der Biographia citerciensis und der Urkunde nicht decken) und Bruno von Altenberg (?–1250 ) ein Haus in Morimond.

Entsprechend des Kaufpreises hielt Kamp die Hälfte des Hauses, Altenberg ein Drittel. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 88

1183 überließ Abt J.von Citeaux (laut Urkunde) für eine Geldsumme seinem Mitabt in Kamp “einen Stall mit dabei gelegener Kammer bei dem Turm, wo die Pferde geschwemmt werden”

(Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 213) Somit hatte der Abt ein Absteigequartier, wenn er nach Morimond oder Citeaux musste, und war nicht gezwungen, im Kloster Wohnung zu nehmen .

König Adolf von Nassau (1292-1298) erteilte Kloster Kamp am 17. August 1292 ebenfalls Zollfreiheit in Kaiserswerth. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 240

Im 13. und Anfang 14. Jahrhunderts erhielt Kloster Kamp päpstliche Schutzurkunden. 

Papst Gregor X. (1271-1276) bestätigte Kloster Kamp am 1. Mai 1274   alle Freiheiten, die es von seinen Vorgängern und Kaisern und Königen erhalten Hatte. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 183

Eine fast gleichlautende Urkunde stellte Papst Martin (1281-1285) am 20. April 1282  aus.Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 207

Papst Clemens V. (1305-1314) weist den Scholaster von Xanten an, Kloster Kamp Güter, die es durch  betrügerische Akte verloren hat, wieder zu verschaffen.Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 299

Papst Johannes XXII. (1316-1334) befiehlt am 27. April 1320 dem Dechanten von Rees, das ist eine Stadt am Niederrhein, die Güter der Abtei Kamp entfremdet worden sind , wieder an diese zurückzubringen.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 358

Papst Johannes XXII. nimmt am 26. Juni 1320 Personen und Güter der Abtei in seinen Schutz und bestätigt gleichzeitig ihren Besitz. Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 359

1352 sollten die Pfarrkirche von Lore,Nederassel und Harendem Kloster Kamp inkorporiert werden. Deswegen befahl der Kölner  Erzbischof Wilhelm von Gennep (1349-1362 ) zwei Klerikern die Einkünfte der betreffenden

Kirchen zu Überprüfen. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 503. Inkorporationen wurden eine immer wichtigere Einnahmequlle für Klöster, da die Einnahmen der Kirchen dem Kloster zu gute kamen.

Schon am 4. November 1350 hatte Erzbischof Wilhelm  die Inkorporierung dieser und anderer Kirchen bestätigt (Urkunde 495) In dieser  Urkunde wird auch klar gesagt,”um dem durch Krieg, Brand seiner Höfe, Plünderung usw. heruntergekommenen Kloster Kamp wieder aufzuhelfen “

Laut Satzung musste jedes Zisterzienserkloster einen Weinberg besitzen. Kamp hatte ein Weingut in Moselweiss bei Koblenz. Als das Kloster in finanzielle Schwierigkeiten geriet, musste es diesen 1335 verkaufen.

Eine Transsumtion der  Verkaufsurkunde ist am 20. Dezember 1355 ausgestellt. Transsumiert wurde die Urkunde vom 17. September 1354, die von Generalabt  Jean IV. de Chaudenay (1337–1359 ) gesiegelt war.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 522

Kloster Kamp bekam dafür 3.200 Goldschilde, das entspricht Goldgulden, das sind etwa 829.735,00 €.Verkäufer war Abt Wilhelm.

Kloster Kamp hatte das Gut schon 1204 in Besitz, denn am 10.Juli 1204 befreite Erzbischof Johann I. (1189 bis 1212) von Trier auf Bitten von Abt Theodoricus den Hof in Moselweiss von allen Abgaben.Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 17

Nicht verkauft  wurde das “besessene Haus, belegen innerhalb der Mauern der Stadt Koblenz in vico wiszegasse,”

Die Mönche legten dann ihren Weinberg in Kamp im Süden der Kamper Kirche an. Allerdings genoß er keinen guten Ruf.

Unter Abt Giselbert (1271 – 1298),das war der 14. Abt von  Kamp,hatte das Kloster seine größte Ausdehnung erreicht.

Stadthöfe hatte das Kloster in Köln,Koblenz, Neuss, Uerdingen, Rheinberg.

Der Kamper Hof in Köln  diente auch als Unterkunft für Mönche aus Kamp,die in Köln Theologie studierten,als Unterkunft. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 220

Im übrigen wurden von hier aus die um Köln herum gelegenen Klostergüter verwaltet.. Außerdem war es wie der Kamper Hof in Neuss ein Lagerraum für Wein, der auf den Kölner Markt gebracht wurde.

Den Kamper Hof in Neuss besaß das Kloster schon seit 1128. Der Kamper Hof in Rheinberg am Niederrhein ist urkundlich 1295 erwähnt. Der Kamper Hof in Uerdingen war von allen Lasten und Angaben befreit.

An der Spitze der Höfe standen Mönche oder Laienbrüder als Grangiarii

Die Urkunde für Rheinberg ist vom Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (1275 –1297 ) ausgestellt.Auf Bitten der Einwohner von Rheinberg erlaubte er Abt und Konvent

n Kamp in ihrem Haus und Hospiz eine Kapelle zu bauen und darin Gottesdienste zu halten

wie in den Häusern in Köln und Neuss. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 251.

Im Jahre 1256 verkaufte die Deutzer Abtei das Hofgut Strommoers mit allen Appertinentien (Liegenschaften) und Hörigen gegen eine jährliche Rente von 9 Mark und 6 Schilling kölnisch an das Zisterzienser-Kloster Kamp. Der Verkauf wurde

vom Erzbischof von Köln Konrad von Hochstaden (1238-1261) bestätigt. In einem besonderen Gebäude, von dem noch Reste übrig sind, war die Abtswohnung, in der die Kmper Äbte übernachteten

1382 verstarb dort Abt Adam aus Löwenich (1379–1382)

Der Klosterbesitz erstreckte sich in einer Kette von von Koblenz nach Bedburg – Neuss – Willich – Uerdingen – Moers – Eversael – Rheinberg – Kamp – Alpen – Xanten bis nach Utrecht in Holland. Hinzu kamen Besitzungen in Aachen, Duisburg, Roermond und Nimwegen.

Nicht nur Besitz hatte das Kloster. Es verfügte sogar über eigene Schiffe,, wie z.B. eine Urkunde des Utrechter Bischofs  Otto III. von Holland ( 1233–1249 ) belegt.

In dieser Urkunde Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 70 verständigt der Bischof seine Zollbeamten dass “die Schiffe des Klosters doch unbehindert den Rhein hinauf- und hinunterpassieren dürfen und ihnen kein Zoll, Brot, Wein oder sonst etwas abgefordert werden. “

Nicht nur eigene Schiffe hatte das Kloster. Es hatte auch viele Zollbefreiungen, die ihm den Handel erweiterten.

1298 hatte Kloster Kamp 72 Mönche und 72 Konversen. Das Kloster hatte bis dahin ja schon eine Reihe Neugründungen  gemacht, bei denen ja immer ein Gründungskonvent mit Abt und zwölf Mönchen gestellt wurde.

Insgesamt gingen von Kloster Kamp 15 Neugründungen direkt aus. Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung standen 60 Männer-und 24 Nonnenklöster unter der Aufsicht der Kamper Äbte.

Natürlich wirkte sich die Zeit wirtschaftlicher Blüte auch auf die Kunst im Kloster aus. Kamp hatte seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderets ein eigenes Skriptorium. Es erreichte um 1200 seinen künstlerischen Höhepunkt.

Aus dieser Zeit stammt das sogenannte Kamper Graduale sowie eine Evangelistar , der katholischen Pfarrei Kamp, das heute im Ordensmuseum in Kamp-Lintfort aufbewahrt wird.

Das ist die Kamper Bibel, heute im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin auch online einsehbar unter

http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000663900000000

Der Schreiber war Rutger von Berka. Er hat den 1. Band signiert und mit 1312 datiert, Er war Konventsmitglied von Kloster Kamp.

Die folgenden Jahrhunderte wurden für Kloster Kamp sehr schwierig.Die Lebensverhältnisse waren Anfang des 14. Jahrhunderts problematisch.  Die Wirtschaft war instabil.

Es gab Unruhen in der näheren Umgebung. Auch richteten Naturkatastrophen beträchtliche Schäden an Die Wirren Anfang des 14. Jahrhunderts dauerten über sieben Jahre,

Das Kloster versuchte vergeblich, sich mit großen Geldzahlungen vor den raubenden und sengenden Horden zu schützen. 22 Gebäude mit über  100 Baulichkeiten wurden niedergebrannt,

Vieh im Wert von 15.000 Gulden, das sind etwa 4.515.511,00 €  wurde geraubt., noch nicht haubare Wälder wurden abgeholzt. Der Gesamtschaden betrug etwa 40.000 Gulden, das sind etwa 12.041.363,00 €.

Das wirkte sich natürlich auf den Konvent aus von 72 Mönchen und Konversen blieben nur 28 Mönche und  wenige Konversen zurück. Die Mönche fanden zum Teil in anderen Klöstern Unterkunft.

Der Konvent musste sich verschulden und nahm ein Darlehen von  2400 Goldgulden, das sind etwa 626.349,00 € auf.  (Van Laak, Kloster Kamp… S.37 ff,)

Eine wichtige Finanzquelle für das Kloster wurden nkorporationewn. Zum einen linderten die Inkorporationen des Klosters die Finanznot etwas. Auch schrieben bischöfliche Gönner immer wieder Ablässe aus. Das sorgte für Besucher und damit Einnahmen. Auch griff der Papst immer wieder ein und befahl

Dechanten z. B. von Rees oder Xanten, Kloster Kamp behilflich zu sein, verlorenen oder veruntreuten Klosterbesitz wieder zu erlangen .

Zwischen 1447 und 1431 entstanden eine Gebetsverbrüderung mit Kamp sowie eine Laienbruderschaft St.Servaas, denen Personen aller Stände angehörten.

Anfang des1 5. Jahrhunderts hatte sich das Kloster wieder soweit erholt, dass s viele Gebäude renovieren konnte oder auch neu errichten.

Unter Abt Johannes II aus Bottenbroich (1402–1423)erfolgte von 1410 bis 1415 ein Neubau der Kirche unter Wiederverwendung des Vorgängerbaus.
Abt Johannes III aus Goch (1423–1438) ließ 1430  den Keller unter dem Refektorium in Stand setzen  und auf der gesamten Länge vertiefen.
Er diente als Lagerraum für Wein und andere Getränke.

Nach Abschluss der Bauarbeiten an der Kirche wurden ab 1438 unter Abt Heinrich III. von Niephausen (1438-1452) eine neue Sakristei sowie mehrere Kapellen auf der Nordseite des Langhauses angefügt, die 1440 geweiht werden konnten. Im Jahr 1440 begannen die Umbauarbeiten an der Klausur. Im Kreuzgang nahe dem Eingang zur Kirche wurde eine Bibliothek eingerichtet und mit zusätzlich angeschafften Büchern bestückt

Über dem Brunnen wurde ein neues Brunnenhaus errichtet. Weitere in ruinösem Zustand befindliche Gebäude, darunter die Schusterwerkstatt, wurden erneuert. Im Dormitorium wurden Zellen eingebaut und die Gewölbe in Klausur und Infirmatarium mit Gemälden ausgeschmückt. 1451 wurde ein neues Mönchsinfirmarium,also ein Krankenhaus , gebaut. Außerdem wurde das Kelterhaus, das am Eingang zum Weinberg lag, neu errichtet.

Gefährlich wurde es auch wieder für Kloster Kamp als die Kölner Stiftsfehde ausbrach. Das war  die 1473 beginnende Auseinandersetzung zwischen Erzbischof Ruprecht von der Pfalz (1463-1480) und den Landständen des Erzstifts  und der Burgunderkriege(1474-1477) unter dem

burgundischen Herrscher Karl dem Kühnen (1433-1477), die Krieg in der Nähe des Klosters brachte. 1474-1475 belagerte Karl der Kühne die Stadt Neuss, also fast vor der Haustüre von Kloster Kamp.

Mit dem Thesenanschlag von Martin Luther am 31.10. 1517 an die Schlosskirche in Wittenberg begann die Reformation.

In Kamp war zu der Zeit Johannes IV Middels aus Hüls (15404-1525) Abt. Es scheint so, dass die Reformation in Kamp keine Anhänger fand.

Veränderungen gab es aber mit der Zeit bei den Kölner Erzbischöfen. Hermann V., von Wied (1515 –1547 ) war zu Beginn der Reformation Erzbischof in Köln.  1521 stimmte er auf dem Reichstag von Speyer

für die Ächtung Luthers. 1536 rief er ein Provinzialkonzil für die Kirchenprovinz Köln ein.

Mit Hilfe des des strengkatholischen Johannes Gropper (1503-1569), Kanoniker zu St. Gereon in Köln , startete er ein Reformvorhaben in Köln, das aber keinen Erfolg hatte.

1540/41 fanden Religionsgespräche in Hagenau, Worms und Regensburg statt, auf die Hermann große Hoffnungen setzte, die aber auch keinen Fortschritt erzielten,

Dabei lernte er den Straßburger Reformator Martin Bucer (1491-1551) kennen und schätzen.Auch Philipp Melanchthon(1497-1560) sollte  bei der Neuordnung der Kölner Verhältnisse helfen.

Die Landstände des Kölner Erzstiftes unterstützen das Reformvorhaben. Diese war aber im Einvernehmen mit dem Kölner Domkapitel nicht durchzusetzen.

Am 2. Januar 1546 wurde Hermann durch den päpstlichen Legaten Erzbischof Girolamo Verallo (1497–1555) das suspendiert und am 16. April 1546 durch Papst Paul III.(1534-1549) exkommuniziert und

am 3. Juli schließlich für abgesetzt erklärt.

Salentin von Isenburg  war von 1567-1577 Erzbischof und Kurfürst von Köln. In Kamp regierten in dieser Zeit die Äbte Johannes V  aus Hüls (1529–1564) Richardus aus Xanten (1563–1572)Johannes VI Langenrai aus Wachtendonk (1572–1584)

Abt Johannes wurde  am 24.9 1529 unter Vorsitz des Abtes Andreas (1524–1536 ) von Altenberg  und unter Assistenz der Prioren  Wilhelm von Kloster Bottenbroich und Heinrich von Kloster Burlo gewählt AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 952

Vor seiner Wahl war er Bursar.

Abt Johannes erhielt am 15. September 1545 von Kaiser Karl V. (1519-1555) aller Rechte und Privilegien für Kloster Kamp. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 961

Am 23. Dezember 1567 wurde Salentin vom Domkapitel zum Erzbischof und Kurfürsten von Köln gewählt. Er war Nachfolger von Erzbischof Friedrich IV. von Wied (1562-1567).Dieser hatte es abgelehnt,den vom Konzil von Trient gegorderten

Eid auf die erneuerte katholische Kirche, die sogenannte “ Professio fidei Tridentinae” zu leisten und hatte deshalb keine päpstliche Bestätigung seiner Wahl erhalten.

Er trat am 7. August 1567 als Erzbischof zurück.Sein Nachfolger wurde Salentin von Isenburg am23. Dezember 1567 .Er empfing keine priesterlichen Weihen und betonte schon bei seiner Wahl, dass er zu gegebener Zeit ins weltliche Leben zur Fortführung seines Hauses zurückkehren werde.

Das Domkapitel und Kaiser Maximilian II.(1562-1576) nahmen seine Bedingung an, nicht aber Papst Pius IV.(1559-1565) Papst Gregor XIII. ( 1572-1585) bestätigte ihn dann, als er versprochen hatte,

die geistlichen Verpflichtungen an einen Weihbischof zu übertragen. Er resignierte  1577 und heiratete Antonia Wilhelma (um 1532-1610) de Ligne und von  Arenberg. Mit ihr

hatte er zwei Söhne.In seiner Zeit als Erzbischof hatte er es geschafft,die Schulden weitgehend zu tilgen. Er nutzte aber auch konsequent die  Vorteile, die ihm das Amt als Erzbischof bot,  für seine eigene Grafschaft Isenburg-Grenzau.

Abt von Kamp war in dieser Zeit Johannes VI Langenrai aus Wachtendonk (1572–1584)

Im Juli 1574 wurde Kloster Kamp von Generalabt Nicolas I. Boucherat ( 1571–1583 ) visitiert.AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 979

Im Auftrag des Zisterziensergeneral-Kapitels sämtliche, von den früheren Äbten und Konventen des Klosters geschlossenen Verkaufs-Erbpachts und Pachtverträge gekündigt, um so dem Kloster die veräußerten Gerechtsamen, Privilegien und so weiter zurückzugewinnen
Nachfolger von Salentin  als Kölner Erzbischof wurde  Gebhard I., von Waldburg (1577 –1582 ) Salentin wusste von engen Kontakten, die Gebhard zu einflussreichen Protestanten hatte und begegnete ihm deshalb mit sehr großer Skepsis.

Gebhards Vater war Wilhelm der Jüngere von Waldburg zu Friedberg, Scheer und Trauchburg. Er war kaiserlicher Rat und Gesandte.

Am 5. Dezember 1577 wurde er knapp mit 12/10 zum Nachfolger von Salentin gewählt. Sein unterlegener Gegenkandidat war Ernst von Bayern (1554-1612) Gebhard tendierte zum Protestantismus, zumal es durchaus Vorbilder gab.

So  hatte sich der Magdeburger Erzbischof Sigismund von Brandenburg (1552-1566)  1561  zur Reformation bekannt, ohne sein Amt zu verlieren

1566 war der Protestant Heinrich von Sachsen-Lauenburg  zum Erzbischof von  Bremen gewählt worden

Gebhard verliebte sich in die protestantischen Gräfin Agnes von Mansfeld (1551-1637) Sie war Stiftsdame im Stift zu Gerresheim. Sein Freund Adolf von Neuenahr (1545-1589) stellte ihm sein Schloss in Moers zur Verfügung, wo sich die

beiden treffen konnten. Das Haus Mansfeld, dem Adolf angehörte wollte nicht, dass Agnes eine bloße Mätresse wäre.

1582 sagte sich Gebhard offiziell von der katholischen Kirche los und bekannte sich zur reformierten Religion, die von Zwingli

und Calvin bestimmt waren. Seinen Untertanen stellte er die Konfessionswahl frei. Die Mehrheit es Domkapitels bekannte sich weiter zum Katholizismus.

1580 musste dein Teil des Konvents von Kamp und Abt Johannes VI Langenrai aus Wachtendonk (1572–1584) das Kloster verlassen und sich in den Kamper Hof in Neuss zurückziehen.

Gebhard heiratete Agnes  am 2. Februar 1583 in Bonn.

Gebhard wollte nicht auf das Kurfürstentum verzichten, was in vielfacher Hinsicht gegen geltendes Recht verstieß. Er beachtete nicht den”Geistlichen Vorbehalt”, eine Klausel aus dem Augsburger Religionsfrieden von 1555,

nach der ein katholischer, geistlicher Territorialherr, also zum Beispiel ein Fürstbischof oder Erzbischof,beim Konfessionswechsel auch gleichzeitig seine weltliche Herrschaft abgeben musste  und ein neuer katholischer Territorialherr einzusetzen war.

Die Goldene Bulle legte fest, dass der Kölner Erzbischof den König zu krönen hatte

Im Erblandesvertrag wurde  1550 erneuert und legte unteranderem fest,  dass der Landesherr ohne Zustimmung der Stände keine Veränderung in Religionsdingen vornehmen darf., was ja mit dem Konfessionswechsel geschehen war.

Der  tridentische Eid, den er auch geleistet hatte , bedeutete, das im Konzil von Trient festgelegte Glaubensbekenntnis anzuerkennen.

Die politischen Folgen wären auch nicht abzusehen gewesen.  Eine Säkularisation Kurkölns hätte eine massive Schwächung des Katholizismus und möglicherweise dessen Zusammenbruch in ganz Nordwestdeutschland bedeutet. Es drohte eine Verschiebung des Kräftegewichts im Kurfürstenkollegium zu Gunsten der Protestanten.

Am 1. April 1583 exkommunizierte Papst Gregor XIII. den Kölner Erzbischof. Am 23. Mai 1583 wählte das Domkapitel den früheren Gegenkandidaten Gebhards Ernst von Bayern zum Gegen-Erzbischof von Köln.

Damit sicherte sich das Domkapitel bayerisch-spanische Truppenunterstützung sowie die katholische Mehrheit im Kurfürstenkollegium.

Es kam nun zum Kölnischen  oder Truchsessenkrieg 1583-1588.

Nach dem Ausbruch des Truchsessenkriegs 1583 sah sich der Rest des Konvents von Kamp gezwungen, in den Kamper Hof in Rheinberg zu fliehen.

Zum Nachfolger von Abt Johannes VI. wurde am 06. April 1584 unter Vorsitz des Abtes Peter Neuenar (Neuwenhar) (1581–1591) von Kloster Altenberg  in Köln – “wegen der kämpferischen Unruhen” nicht in Kamp, wie in der Urkunde ausdrücklich erwähnt wird,

der Mönch Gottfried Dräck (1584-1612) zum neuen Abt von Kamp gewählt. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 984

Gebhards wichtigster Unterstützer Graf Adolf von Moers und Neuenahr (1545-1589) eroberte Rheinsberg, überfiel und plünderte 1585 Kloster Kamp.

1586 zerstörte Graf Adolf die Gebäude auf dem Kamper Berg.Die Kirche ließ er abbrechen. Das Dachblei und die Glocken ließ er einschmelzen.

Fast 70 Jahre lebten dann keine Mönche mehr in Kamp.

Am 3. Oktober 1593 fand ein Provinzialkapitel der Zisterzienserklöster von Niederdeutschland statt, zu dem Generalabt Edmond I. de la Croix (1584– 1604 ) eingeladen hatte.

Abt Gottfried wurde am 22. Oktober 1593 von Generalabt Edmund zum Schiedsrichter in einer Streitsache  zwischen den Zisterzienserinnenklöster  Roermond und Maastricht bestellt AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 986

Von Abt Claude I. Masson (1591–1620 ) wurde Abt Gottfried am  5. Dezember 1602 als Visitator des Zisterzienserinnenklosters Dalheim bestimmt.AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 987

Die beiden Urkunden zeigen, dass Kloster Kamp gut im Orden integriert war, obwohl das Kloster ja zerstört war und die Mönche in Rheinsberg lebten.

Abt Gottfried resignierte 1612. Zu seinem Nachfolger wurde der bisherige Kellner Carolus Horstanus lt. Urkunde,( in der Biographia Cisterciensis Reineri) (1612-1622) gewählt.

Den Vorsitz führte Abt Bartholomäus (von) Anstel (1591–1614 ) von Kloster Altenberg AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 989

1618 brach der 30-jährige Krieg aus. Der Kölner Raum blieb aber verschont. Das lag auch daran, dass Köln sich standhaft weigerte, der Katholischen Liga beizutreten.

Ein starres Festhalten am katholischen Glauben half Köln ebenso. Während des 3ß-jährigen Kriegs war  Köln eine neutrale“ Insel für die Waffenproduktion für alle Seiten.

Seit dem Mittelalter war Köln für sein Metallgewerbe bekannt. Die Waffenherstellung hatte entscheidenden Anteil am erfolgreichen Exportgewerbe. Im 17. Jahrhundert erreichte der europaweite Handel mit Waffen und die Produktion von Waffen und Rüstungen ihren Höhepunkt. Das neutrale Köln wurde von allen Kriegsparteien als Nachschubbasis genutzt. Die Kölner verdienten sich eine “goldene Nase”-

Zwischen 1618 und 1648  wurde Köln das katholische Druckereizentrum für Mitteleuropa

ein zentraler Ort der Nachrichtenkommunikation, des katholischen Buchdrucks und des Zeitungswesens. Es war ein zentraler Ort der Nachrichtenkommunikation, des katholischen Buchdrucks und des Zeitungswesens.

Kloster Kamp war betroffen durch den Bau der “Fossa Eugenia”, ein Kanalprojekt zwischen Rhein und Maas. Der Kanal war dazu gedacht, die damals zu Spanien gehörigen, aber abtrünnigen niederländischen Provinzen vom gewinnbringenden Handel auf dem Rhein abzuschneiden. Es sollte kein weiteres Geld in deren Kriegskassen gebracht werden.

Er wurde in Kamp am Südhang des Kamper Berges vorangetrieben. Dabei kam es zu Plünderungen und auch zu Zerstörungen bei den Kämpfen spanischer und niederländischer Verbände während des Baus der Fossa Eugeniana 1626

Der Kanalbau  bescherte dem Kloster angeblich einen Schaden von 100.000  Rheischen Talern das sind twa 247.082,00 €.  verursacht.( Die Heimat, Wochenblatt für Kunde der niederrheinischen Geschichte, Nr. 52 vom 30. Dezember 1877,

darin auch Angaben zu den Äbten Crollus,  Peter, Johannes VI)

Die Gegend um Kamp  blieb zwar vom 30-jährigen  Krieg verschont, nicht aber von Seuchen und Epidemien. 1635 kam es zu einer großen Pestwelle, Ganze Dörfer waren anschließend ausgestorben.

Crollus Reineri war bis 1622 Abt von Kamp. Er resignierte und unter Leitung der Äbte Petrus Rodenkirchen (1614–1627 ) von Kloster Altenberg und  Johann Buschmann  (1597-1628) von Kloster Heisterbach

wurde Laurentius  Bever aus Kleve (1622–1636) in Rheinberg zum Kamper Abt gewählt. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 994

Kurz nach seiner Wahl beschloss er die Übersiedlung von Kloster Kamp nach Neuss. Man nahm einen Bauplatz in Aussicht. Der Bau scheiterte aber Forderungen der Grundstückseigentümer, die die Preise in gerade.zu unverschämte Höhen getrieben 

hatten.Außerdem zogen hessische Truppen in die Stadt ein und erhoben hohe Kriegsabgaben, was auf lange Sicht harte Bedrückungen erwarten ließ.

1624 verkaufte Kloster Kamp einige Güter zwischen Maas und Waal, was Generalabt Pierre Nivel (1625-1635) zur “Hebung des durch Krieg und Misswachs zerrütteten Vermögensverhältnisse des Klosters” genehmigte. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 998

Er führte den Vorsitz bei der Wahl des  Matthias Glabus am 12. Juni 1231 in Kloster Himmerod. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 999 – a Er machte dies in seiner Eigenschaft als Vikar des Zisterzienserordens in Niederdeutschland.

Unter Vorsitz von Abt  Melchior von Mondorf (1627–1643 ) von Kloster Altenberg und der Assistenz des Abtes Franz Schaeffer (1628–1661 ) von Kloster Heisterbach wurde am 8. Juni 1636 Petrus Polenius aus Wachtendonk (1636–1664)

zum Abt von Kloster Kamp gewählt. Abt Melchior bestätigte Peter im Auftrag von Vaterabt Claude II. Briffault (1620–1662 ) von Kloster Morimond am 25. August 1636.  AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1003

Er war der Sohn des Bürgermeisters Gerhard Polonius von Wachtendonk

Er nahm drei Mal zehn Novizen auf.

Kurz nach seiner Wahl gestattete ihm Papst Urban VIII. (1623-1644) den Gebrauch des bischöflichen Stabes. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1002

Abt Peter hatte die Umsiedlung von Kloster Kamp nach Neuss nicht fortgeführt. Ein Teil der Mönche kehrte nun nach Kamp zurück.

Der Versuch mit dem Wiederaufbau ab 1640 zu beginnen,  musste aber abgebrochen werde

Abt Peter resignierte aus Altersgründen 1664 und starb 1667 in Köln.

Sein Nachfolger Johannes VII Hoen aus Neuß (1664–1672) wurde unter Vorsitz von Gottfried Gammersbach ( 1662–1679), Abt von Kloster  Altenberg und unter Assistenz des Abtes von Heisterbach

Gottfried Broichhausen (1661–1688).AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1004

Generalabt Claude Vaussin ( 1643-1670) von Citeaux bestätigte Abt Johannes anstelle des Mutterabtes von Morimond, der dafür eigentlich zuständig war. Aber die Abtsstelle von Morimond war zu der Zeit vakant. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1005

Abt  Johannes VI. war seit 1633 im Zisterzienserorden und 24 Jahre lang Pfarrer in Aldekerk .Als Priester war er dort hoch angesehen.

Dann wurde er Abt in Kamp.

Er schaffte es mit Hilfe  des Kölner Erzbischofs Maximilian Heinrich von Bayern(1650 –1688) Kloster Kamp  von der Verpflichtung zu befreien, dem protestantischen Prediger von Rheinsberg jährlich 200 Reichtaler, das sind etwa 5.115,00 €. zu zahlen,

sowie ebenfalls jährlich 60 Karren Holz zu liefern.

Er verstarb 1672 an einem Steinleiden.

Sein Nachfolger wurde Abt  Andreas Holtmann aus Geldern (1672–1695) Vor seiner Wahl war er Küchenmeister und Subprior.

Abt wurde er mit 30.

Kurz nach seiner Wahl hatte der Französisch-Holländische Krieg begonnen. Ludwig XIV.(1643-1715) stand gegen die Tripel-Allianz, das war ein Bündnis zwischen den –Niederlanden, England und Schweden.

Vor er einen Krieg gegen die Biederlande beginnen konnte, musste er dieses Bündnis sprengen und auch sonst diplomatisch aktiv werden. Neben England konnte er auch das Erzbistum Köln und das Bistum Münster für seine anti-niederländische Allianz gewinnen.

Am 22. Mai 1672 überschritten die französischen Truppen die Maas und am 12. Juni 1672 den Rhein.

Abt Andreas war gezwungen, mit seinem Konvent Kloster Kamp zu verlassen.

Zurückgekehrt begann er mit dem Wiederaufbau von Kloster Kamp. 1883 legte er den Grundstein.. Zu den wichtigsten Bauteilen gehört die in nachgotischen Formen erneuerte Klosterkirche, die allerdings Form und Dimension des Vorgängerbaus aufnahm.

Fertigstellen konnte er den Baum  nicht. Er verstarb am 17. Juni 1695 im  53. Lebensjahr.

Zu seinem Nachfolger wurde Edmundus von Richterich aus Jülich (1695–1705) unter Vorsitz des Abtes Aegidius Siepen (1679–1686 ) von Kloster Altenberg und Assistent von Abt Gottfried Broichhausen von Kloster Heisterbach gewählt. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1011

Er setzte  den von Abt Andreas begonnenen Klosterneubau soweit, fort,  dass ihn der Konvent am 17. November 1700 feierlich beziehen konnte.

Er beendete den teuren Streit zwischen dem Grafen Grafen von Salm-Reifferscheid durch einen Vergleich mit Grafen Franz Wilhelm von Salm Reifferscheid (1672–1734) AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1012

Abt Edmund resignierte am 14. Januar 1705. Er starb am 22. August 1727 in Köln, wo er auch bestattet ist.

Sein Nachfolger Abt Wilhelmus Norf aus Rheinberg ( 1705–1726) am  15. Januar 1705 gewählt. Er war Priester und vor seiner Wahl Beichtvater in Sterkrath.

In Bedburg und Stromörs erbaute er Landhäuser. Im Kloster

baute die frei stehende Sakristei  und die Klostermauer.. Die Kirche erhielt eine neue Orgel. Auch ließ er eine neue Uhr mit Schlagwerk anbringen. Für den Kirchenschmuck ließ er eine Monstranz anfertigen.

Auch die sechseckige Marienkapelle im Norden der Kirche wurde zu dieser Zeit errichtet, In der Kapelle befinden sich Gemälde, die alle aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammen. Sie werden der Schule des Bartholomäus de Bruyn (*1493 in Wesel / +1555 in Köln) zugesprochen:
Die Geburt Christi (1547), Maria mit Kind, Die Beweinung Christi (1540) und Die Auferstehung Jesu.

Er tilgte die Schulden und kaufte neue Güter. so den Fuickershof bei Kempen,einen Hof in Hellmich und in Horst, einen bei Rheinberg und mehrere andere.

Am 15.Juli 1714 besuchte Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1688-1740)  die Abtei. Er war auch Herzog von Kleve. Auf Bitten des Priors erließ er dem Kloster die  Akzisen, das sind indirekte Steuern  und auch Binnenzölle.

Abt Wilhelm verstarb am 18. Juli 1726 an einem Schlaganfall.

Sein Nachfolger wurde Abt Stephanus Broichhausen aus dem Bergischen (1726–1733)

Vor seiner Wahl war er 22 Jahre Pfarrer in Rheinberg,

In Rheinberg errichtete er 1729  das katholische Pfarrhaus, einen 2-geschossigen klassizistischen Backsteinbau mit Walmdach .

Auf Stephanus folgte Abt Franciscus Daniels aus Grevenbroich (1733–1749)

Vor seiner Wahl war er sieben Jahre Pfarrer in Rheinberg.

Er wurde am am 22. März 1733 unter Vorsitz des Abtes Johann Gottfried Engels (1723–1739 ) von Kloster Altenberg und unter Assistenz des Kamper Priors Antonius Welcker zum Abt gewählt

Er wurde am 3. Mai 1733 durch den Kölner  Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf (1723 –1770 ) benediziert.

Bei seiner Wahl hatte er eine Kapitulation unterschrieben, die ihn aber in seinen Rechten sehr einschränkte. Er wandte sich daher an Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727–1748 ),

der die Differenzen von Abt und Konvent schlichtete.

Abt Stephanus zeichnete sich durch Tatkraft und Energie aus. Er hatte eine große Rednergabe.

Er war auch ein Freund von Pomp und Prachtentfaltung. Diesem Hang verdankt Kloster Kamp die Terrassengärten in italienischem Stil.

1740 ließ Abt Franciscus das Kloster durch den Anbau der Prälatur, die als Abtswohnung genutzt wurde, erweitern,. Er beauftragte den Mönch  Benedictus Bücken einen  Terrassengarten anzulegen.Der Mönch war sowohl in Mathematik als auch Baukunst bewandert.

Der Platz wurde vorher als Weinberg genutzt.

Er wurde gemäß der Ideen des Barocks den Terrassengarten neu  gestaltet.

Ein geplanter Wechsel von Standort und Licht waren die wichtigsten Gestaltungsgrundlagen. Architektur, Treppen, Beete, Wege, Figuren und Wasserspiele sollten ein Gesamtkunstwerk bilden

Sie sollen Friedrich den Großen (1740-17686) zu seinen Gärten im Schloss Sanssouci in Potsdam inspiriert haben.

Es muss eine Wasserleitung von mehreren  Kilometern gegeben haben, um den Barockgarten mit seinen Fontänen und Brunnen mit Wasser zu versorgen.

Als Kloster Kamp nach der Säkularisation enteignet wurden, verfielen die Terrassen zusehends. Der Garten wurde als Viehweide genutzt

1986 begann die Stadt Kamp-Lintfort – nach dem Vorbild des Kupferstichs von 1747 von A. Querfurth und E.L. Ceite – den Terrassengarten neu aufzubauen. Nach fast 5-jähriger Bauzeit wurde der neue Terrassengarten 1990 mit einem Festakt in der Kamper Abteikirche eröffnet und zieht seitdem viele Besucher an.

Schon 1739 kaufte er von Kurfürst Clemens August (1723 1761 )von Köln die hohe Gerichtsbarkeit in Zivil- und Kriminalfällen. Außer Reputation brachte das aber dem Kloster vor allem Kosten, denn es musste ein neuer Gerichtshof außerhalb des Kloster erbaut

und ein Schultheiß unterhalten werden.

Vom preussischen König erhielt er am 5. September 1747 auf Lebenszeit Sitz und Stimme auf dem Landtag in Moers.

Am 14. September 1739 leitete er die Wahl von Abt Johannes Hoerdt (1739–1779)

Generalabt Francois Trouvé (1749-1790)übertrug ihm anstelle des wegen seines hohen Alters dazu nicht mehr fähigen Abtes Hermann Hungrichhausen( 1737–1750 )von Eberbach die Vollmacht zur Visitation der niederdeutschen Zisterzen

Abt Franciscus starb drei Monate später am 17. November 1749, im Alter von 57 Jahren.

Sein Nachfolger wurde Abt  Friedrich Brandt (1749–1756)

Er ist 1698 in Bonn geboren. Vor seinem Eintritt in Kloster Kamp war er Lehrer am Collegium Thomäum in Kempen, einer Schule, die dort seit 1659 bestand.

1733 wurde er Beichtvater im Kloster Schledenhort, einem  Zisterzienserinnenkloster bei Haldern, heute auf dem Gebiet der Stadt Rees.

Nach 1749 war er Prior in Kamp. Am 4. Dezember 1749 zum Abt gewählt, wurde er am 26. April 1750 von Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf unter Assistenz der Äbte Cölestin Hansen (1736-1758) OSB von Kloster  Deutz und Johannes Hoerdt von Altenberg in der Abteikirche benediziert.

Für die wissenschaftliche Fortbildung seiner Mönche ließ Abt Friedrich den Prämonstratenserchorherren Ignatius Groven aus Kloster Steinfeld in der Eifelkommen, der 9 Jahre in Kamp lehrte und wissenschaftliche Vorlesungen hielt.

1753 erwarb er den Weidekomplex Pottdeckel für das Kloster Kamp. König Friedrich hatte den Ankauf erlaubt.

Abt Friedrich Brandt starb am 19. Dezember 1756 im Alter von 58 Jahren

Sein Nachfolger wurde Abt Martin Fabritius (1757–1773 ) Er stammte aus einer angesehenen Familie in Uerdingen. Dort wurde er 1713 geboren.

Er trat 1734 mit 21 Jahren in das Kloster Kamp ein. Dort war er seit 1749 Kellner.

Nach dem Tod von Abt Friedrich wurde er am 18. Januar 1757 unter dem Vorsitz des Abtes Johannes Hoerdt von Altenberg zum Nachfolger gewählt.

1758 war der Siebenjährige Krieg (bis 1763) ausgebrochen.

Österreichs Kriegsziel war die Zerschlagung Preussens, während es Preussen um Expansion nach Norden, Süden und Osten ging.

1763 kam es zu einem Friedensabschluss.

Kloster Kamp litt in diesem Krieg. Es gab Einquartierungen und Schäden durch in der Umgebung kampierende und umherziehende Soldaten. Am 15. Oktober 1760 wurde in der Nähe zwischen französischen und britisch-alliierten Truppen (Preußen und Hannoveraner) die blutige Schlacht bei Kloster Kamp geschlagen.  Das war eigentlich eher ein Gefecht. Es  war ein taktischer Sieg der französischen über britisch-alliierte Truppen . Die Alliierten erlitten zwar nur relativ geringe Verluste, mussten aber ihre Angriffspläne aufgeben und sich wieder über den Rhein zurückziehen.

Am 4. Dezember 1763 assistierte Abt Maretin  in Köln bei der Benediktion des Abtes Hermann Kneusgen (1763–1767 )von Kloster Heisterbach.

Martin Fabritius starb 1773. Sein Nachfolger wurde Dionysius Genger.

Er wurde 1710 in Königswinter geboren.

1729 trat er in das Kloster Kamp ein. 1733 wurde er Sakristan.

1735 wurde er zum Priester geweiht. Vor seiner Wahl zum Abt war er Rentmeister  in Köln. Damit war er Leiter der klösterlichen Finanzverwaltung und hauptsächlich für die Einkünfte aus Domänen zuständig.

Am 21. Juni 1773 unter dem Vorsitz des Abtes Johannes Hoerdt von Kloster  Altenberg zum Abt gewählt und durch den Vaterabt Pierre Thirion  (1753–1778 )von Morimond und den Generalabt François Trouvé von Cîteaux bestätigt.

Am 5. September 1773 wurde er  von Weihbischof Karl Alois von Königsegg-Aulendorf (1770 –1796 ) in der Abteikirche benediziert.

Assistenten waren die Äbte Johannes Hoerdt und Andreas Kruchen (1768–1796) von Kloster Heisterbach.

Schon in jungen Jahren hatte er eine Übersetzung der Nachfolge Christi des Thomas von Kempen (1379–1471) mit einem Anhang von Gebeten verfasst und herausgegeben. Er widmete sie Kurfürst Clemens August gewidmet.

Abt Dionysius war umfassend und vielseitig gebildet. Er war ein großer Freund der schönen Künste, was sich auch darin zeigte, dass er eine Gemäldegalerie anlegen ließ und damit die Säle der Prälatur schmückte.ini

Den Rokokosaal ließ er zum Musikzimmer herrichten und ausschmücken.Für den musikalischen Unterricht seine Mönche ließ er Instrumente und Noten anschaffen.

Kloster Kamp entwickelte sich zu einem musikalischen Zentrum, in dem die Ordensbrüder selbst aber auch auswärtige Künstler Konzerte gaben.
Im Interesse eines anderes Klosters hatte er eine Reise nach Rom unternommen. Auf dieser Reise besuchte er mehrere bedeutende Städte Italiens und lernte dabei ihre Kunstwerke kennen.

Mit bischöflicher Vollmacht weihte er am  26. Juli 1774 den Neubau  der im spanisch-niederländischen Krieg zerstörten St.-Anna-Kapelle in Rheinberg.

Mit Genehmigung von Generalabt François Trouvé und von Kurfürst Clemens August verkaufte er das in Verfall geratene Priorat Bottenbroich bei Kerpen mit seinen Wirtschaftshöfen und dem Patronatsrecht über die Pfarrkirche Kierdorf (Erftstadt) an die Abtei Marienstatt im Westerwald, deren Abt Edmund Leser( 1770–1784 ) die Paternität übernahm.

Abt Dionysius verstarb am 17. Mai 1778 im Alter von 68 Jahren. Er hatte fünf Jahre regiert.Seinem Nachfolger  Eugenius Reinartz hinterließ er aber ein verschuldetes Kloster.

Eugenius Reinartz aus Heerdt (1778–1785) stammte vom Heerdter Hof, heute ein Stadtteil von Düsseldorf.

Nach seiner Priesterweihe wurde er Kurat und Pfarrer in Kamp-

1777 wurde er Prior und Beichtvater der Zisterzienserinnen in Burbach.

Am 2. Juni 1778 unter dem Vorsitz des Altenberger Abtes Johannes Hoerdt zum Abt gewählt und vom Vaterabt Pierre Thirion von Kloster Morimond bestätigt.

Er wurde er am 20. September 1778 von Weihbischof Karl Aloys von Königsegg-Aulendorf unter Assistenz der Äbte Johannes Hoerdt und Andreas Kruchen in der Marienkapelle in Köln benediziert.

Am 28. Januar 1779  konsekrierte er als Vaterabt den Altar in der Klosterkirche von Gnadental bei Goch.

Abt Eugenius ließ in der Klosterkirche Renovierungsarbeiten vornehmen, wahrscheinlich am Gewölbe. Auch vollendete er den von seinem Vorgänger beendeten Rokokosaal.

2022 wurde der Saal wieder farblich de originalen Zustands der Rokoko-Zeit angepasst, nachdem Handwerker 4 Jahre zuvor im Saal den Originalton wieder gefunden hatten.

1782 visitierte Abt Eugenius im Auftrag von Kaiser Joseph II- (1765-1790) zusammen mit Kurfürsten Max Friedrich von Köln (1761 –1784 )und Abt Edmund Leser (vom Kloster Marienstatt die Reichsabtei Burtscheid.

1783 verpflichtete die preussische Regierung Kloster Kamp, jährlich 30 Rheintaler , das sind etwa 21.069,00 €., in den Schulfond einzuzahlen.

Im Februar 1784 gab es  am Rhein das bis dahin schlimmste verzeichnete Hochwasser. Es gab Dammbrüche und mehrere Abteigüter wurden  in Mitleidenschaft gezogen.

Abt Eugenius starb am 15. März 1785, nach siebenjähriger Amtszeit,

Sein Nachfolger wurde Abt Bernhard Wiegels (1785–1802 ) als letzter Abt von Kloster Kamp.

Er wurde am 16. Juli 1738 in Uerdingen geboren.

1760 trat er in das Kloster Kamp ein  und legte  am 3. Mai 1761 die Profess ab.   Er wurde 1763 zum Priester geweiht. 1773 wurde er Pfarrer in Kamp und 1778 Prior und Beichtvater im Zisterzienserinnenkloster Burbach.

Am 18. April 1785 wurde er unter dem Vorsitz Abtes Franz Cramer (1779–1796 ) von Kloster Altenberg als Kommissar des Vaterabtes Antoine Chautan de Vercly  von Kloster  Morimond zum Abt gewählt.Die nach den Ordensregeln vollzogene Wahl führte zu heftigen Differenzen mit dem Kölner Kurfürsten Maximilian Franz (1784 –1801),der – wie schon bei der Wahl des verstorbenen Abtes Eugenius Reinartz– versucht hatte, einen kurfürstlichen Kommissar zur Wahlhandlung zu schicken.

.Die Benediktion erteilte Weihbischof Karl Alois von Königsegg-Aulendorf, in Gegenwart des hierzu vom Erzbischof bestellten Kommissars de Frantz, am 28. August 1785 in der Abteikirche. Assistenten waren

die Äbte Anselm Aldenhoven (1778–1802)von Kloster Brauweiler (OSB) und Franz Cramer von Altenberg.

Abt Bernhard vertraute Männern au seiner engsten Umgebung, so dem sogenannten Küchenmeister Johann Josef Kreitz und Syndikus der Abtei, der gelehrte Jurist Andreas Stündeck(*um 1750-´+1810)

Stündeck hatte in Bonn und Göttingen studiert. Als Syndikus der Abtei  unterrichtete  er Mönche der Abtei in  Grundlagen der Rechtswissenschaften , bevor sie zum weiteren Studium nach Bonn geschickt wurden.

Zur Vorbereitung der Mönche aufs Studium stellte er auch im Kloster einen Professor für Philosophie und Mathematik an.

Das Archiv wurde neu geordnet und die Bibliothek zu wissenschaftlichen Studien mit den neuesten Werken ausgestattet, 1789 die naturwissenschaftliche und medizinische Bibliothek des Bonner Arztes Dejean und dessen Sammlung von physikalischen, optischen und mechanischen Instrumenten gekauft, deren Handhabung Dejean den Mönchen persönlich demonstrierte.

17899 begann mit dem Sturm auf die Bastille die Französische Revolution.

1790 wurden die Klöster aufgehoben und säkularisiert.

Kloster Citeaux hörte ebenso auf zu existieren wie die Mutterabtei von Kamp Kloster Morimond.

1794 besetzte die französische Revolutionsarmee den linken Niederrhein

Am 4. Oktober 1794, nachdem der Sieg in der Schlacht bei Fleurus am 26. Juni 1794 den Franzosen den Weg an den linken Niederrhein eröffnet hatte, flüchtete Abt Wiegels mit den meisten Konventualen – fünf blieben in Kamp zurück – an das rechte Rheinufer, wo man in Wesel Paramente und Kirchensilber verkaufte. Das ebenfalls in Sicherheit gebrachte physikalische Kabinett und die Gemäldegalerie wurden später zu einem Drittel ihres Wertes in Amsterdam verkauft, die Bibliothek in Duisburg versteigert.

Abt Bernhard floh mit einigen Mönchen  über das Zisterzienserkloster Mariagarden Groß-Burlo bei Borken auf, andere wiederum auf dem dortigen Schloß Gemen, das man im Verein mit den vertriebenen Chorherren aus dem Stift Averbode in Brabant angemietet hatte. Wie einem 19. Juni 1795 datierten Dokument zu entnehmen ist, war Bernhard scheinbar ziellos weiter nach Münster und Paderborn, zum Kloster Hardehausen im Kreis Warburg sowie nach Kassel und von dort nach dem Kloster Marienfeld bei Harsewinkel gereist. Nach Kamp kehrte Bernhard nie mehr zurück. Bereits am 10. November 1797 war daher der Küchenmeister Nivardus Classen zum Plenipotentiär und Administrator der abteilichen Güter gewählt worden.

Bernhard erhielt keine staatliche Pension. Seinen Lebensunterhalt zumindest während der ersten Zeit seiner Flucht wird er auch von dem Erlös aus dem Verkauf von Kamper Kircheninventar bestritten haben. Schon bald zog er in das Zisterzienserinnenkloster Welver bei Soest ein, wo man ihm bis September 1799 gratis Kost und Logis gewährte. Wegen der in den Folgejahren entstandenen Beherbergungskosten jedoch ließ die Äbtissin schließlich seine persönliche Habe in Beschlag nehmen. Wiegels mußte ausziehen und ging zu seinem Bruder nach Uerdingen. Dort lebte „in stiller Zurückgezogenheit“, klagte gelegentlich über „Mangel an Subsistenzmitteln“ und verstarb schließlich 75jährig als „Exreligieux“ am 21. Juli 1812 „sanft an den Folgen einer während fünf Monate mit musterhafter Geduld überstandenen Abnehmungs-Krankheit“.

Am 6. August 1802 wurde von den Kommissaren Lépine und Thibault die Säkularisation des Klosters verkündet, alle beweglichen und unbeweglichen Güter wurden konfisziert. Allein die Kirche und die für den Gottesdienst benötigten Gegenstände waren davon ausgenommen. Die letzten 27 Mönche verließen mit Abt Bernhard Wiegels das Kloster bereits am 10. August 1802. 1807 wurde das Kloster nach einer Versteigerung in Aachen  von sechs Kaufleuten erworben. Die Gebäude wurden abgerissen oder umgebaut, das Land des Ordens ging durch die Abschaffung der Feudalrechte durch Frankreich an die Bauern über, die es bisher nur erblich nutzen durften.

Auf dem Wiener Kongress von 1814 wurde Kamp Teil der preußischen Provinz Rheinland. Zwischen 1802 und 1954 wurde die ehemalige Klosterkirche von der Gemeinde als Pfarrkirche genutzt. Am 27. Mai 1954 zog ein Konvent der Karmeliter in das Kloster ein; diese waren als Seelsorger und Lehrer an den Schulen der Stadt tätig. 2002 wurde aber auch dieser Konvent aufgelöst und die Ordensleute zogen bis auf einen in die Niederlande zurück.

2003 wurde in Kamp ein Geistliches und Kulturelles Zentrum eingerichtet.

WEs finden kulturelle Veranstaltungen, Lesungen und Konzerte statt.

Es gibt ein Café und ein Museum zur Geschichte von Kloster Kamp

Äbteliste Kloster Kamp (Biographia Cisterciensis)

01 Henricus I 1122–1137
02 Theodoricus I 1137–1177
03 Eberhardus 1177–1184
04 Gerhardus I 1184–1204
05 Theodorus 1204–1206
06 Gerlatus 1206–1218
07 Johannes I 1218–1223
08 Arnoldus I 1223–1235
09 Haclevus 1235–1245
10 Henricus II 1245–1247
11 Hermannus I 1247–1252
12 Gerhardus II 1252–1265
13 Albertus 1265–1274
14 Giselbertus 274–1298
15 Arnoldus II aus Sittard 1298–1320
16 Hermannus II aus Wachtendonk 1320–1326
17 Godefridus I aus Neuß 1326–1341
18 Arnoldus III Beyert aus Rheinberg 1341–1349
19 Guilhelmus aus Zwalm 1349
20 Vellingus aus Rees 1360–1379
21 Adamus aus Löwenich 1379–1382
22 Gmlhelmus II aus Köln 1382–1462
23 Johannes II aus Bottenbroich 1402–1423
24 Johannes III aus Goch 1423–1438
25 Henricus III vom Niephuser Hof, Gemeinde Repelen 1438–1452
26 Henricus IV de Ray 1452–1483
27 Henricus V aus Kalkar 1483–1499
28 Theodoricus II Venucken aus Wesel 1499–1503
29 Engelbertus Bischop aus Köln 1503 1504 
30 Antonius Bemmel aus Nymwegen 1504–1504
31 Johannes IV Middels aus Hüls 1504–1524
32 Henricus VI aus Orsoi 1524–1529
33 Johannes V in gen rai aus Hüls 1529–1563
34 Richardus aus Xanten 1563–1572
35 Johannes VI Langenrai aus Wachtendonk 1572–1584
36 Godefridus II Draek aus Lobberich 1584–1612
37 Carlus Reinéri 1612–1622
38 Laurentius â Bever aus Kleve 1622–1636
39 Petrus Polenius aus Wachtendonk 1636–1664
40 Johannes VII Hoen aus Neuß 1664–1672
41 Andreas Holtmann aus Geldern 1672–1695
42 Edmundus â Richterich aus Jülich 1695–1705
43 Wilhelmus Norf aus Rheinberg 1705–1726
44 Stephanus Broichhausen aus dem Bergischen 1726–1733
45 Franciscus Daniel aus Grevenbroich 1733–1749
46 Brandt, Friedrich 1749–1756
47 Martinus Fabricis aus Ürdingen 1757–1773
48 Dionysius Genger aus Königswinter 1773–1773
49 Eugenius Reinartz aus Heerdt 1778–1785
50 Bernardus Wiegels aus Ürdingen 1785–1802

 

 

 

                                                                                                                                                              

06 Feb. 2025