Archiv des Autor: Franz-Karl

Benediktinerabtei Banz

                                                                 Die wohl früheste Darstellung des Kloster Banz vor dem barocken Umbau aus: Monasteriologia des Carolus Stengel von 1638; Stich von Christoph Greuter nach Johann Matthias Kager

 

 

Schon im frühen Mittelalter war eine Ringwallanlage auf dem Banzer Berg. Im 10. Jahrhundert errichteten dort die  Grafen von Schweinfurt eine Burg.

Die Tochter des Grafen Otto von Schweinfurt (* um 995; † 28. September 1057), Albderada  erbte vor 1057 von ihrem Vater Güter um Banz.Gunther – RIplus Regg. Bamberg n. 286

Um 1058 errichtete sie das Kloster Banz und besetzte es mit Mönchen aus Kloster Fulda.

Nach Placidus Sprenger (Diplomatische Geschichte der Benedictinner Abtey Banz, Nürnberg 1805, S. 72) haben weder Abdera noch der Fuldaer Abt Egbert von Münsterschwarzach(1047–1058 ),

der kurz auch Abt in Banz war, beim eigentlich zuständigen Diözesanbischof Adalbero (1045 –1085) aus Würzburg die Zustimmung für die Klostergründung eingeholt

Egbert war zunächst in Gorze. Egbert wurde 1047 vom Würzburger Bischof Adalbero nach Münsterschwarzach gerufen, dort zum Abt eingesetzt und reformierte das Kloster.

Er reformierte dann auch das Kloster  auf dem Michaelsberg in Bamberg und die Abtei Peter und Paul in Würzburg und das gleichnamige Kloster in Merseburg.

Die erste Gründung von Banz kam nicht richtig voran. Um 1070  gründete sie mit ihrem Mann, dem Grafen Hermann von Habsberg-Kastl (+ nach 1071) auf der Burgstelle der ehemaligen Burg Banz das Kloster Banz.Die Urkunde ist auch in den Regestae Imperii

abgedruckt. “Es wird kund getan, daß Frau Albraht eine Abtei aus ihren Erbgütern errichtete, der sie den ganzen ‚Panzgowe‚ und ‚Mukeburhc‚ [Mupperg LK. Sonneberg, Thür.] mit seinen Zugehörungen, alles was zwischen ‚Itisa‚ [Itz] und ‚Moin‚ gelegen ist, schenkte und diese Abtei durch die Hand ihres Vormundes (tutoris) und Ehegatten, des Markgrafen Hermann [von Habsberg, Opf.] an den Altar des hl. Petrus im Dom (maioris monasterii) in Bamberg übertrug in Anwesenheit, auf Betreiben, mit Übernahme und Bestätigung Hermanns, des 6. Bischofs der Bamberger Kirche.

Hermann I. – RIplus Regg. Bamberg n. 418

Der Banzgau war die Gegend um das Dorf Banz und war das Erbe von Gräfin Albderada.

Abt Konrad I. kam wie von Gräfin Albderada gewünscht aus Kloster Fulda

1114 weihte Bischof Otto von Bamberg (um 1060-1139) die Klosterkirche von Banz.

1121 reorganisierte Otto die Abtei und besetzte sie mit Mönchen aus Prüfening.

Er setzte Balduin aus Kloster Prüfening als Abt ein. Dieser baute die neue Kirche.

Er brachte das Kloster vorwärts und bei seinem Tod 1128 zählte Banz schon 40 Mönche.

Johann Baptist Roppelt Stift und Klosteramt Banz, Nürnberg 1801, S. 184) Dieser gibt 1128 als Todesjahr von Balduin an, währen wikipedia  als Daten 1114-1139 angibt.

Sein Nachfolger Abt Berthold(-1149).Er verschaffte der Abtei viele Güter. Teils holte er alte zurück, teils erwarb er neue.

Er musste sie gegen Anfälle der Nachbarn schützen und erhielt von Papst Eugen III. ((1145-1153) am 03.04. 1148 eine Urkunde, in der er Kloster Banz in seinen Schutz nahm.

(München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv,Hochstift Bamberg F. 166)

Abt Berthold verstarb um das Jahr 1154. Es war die Zeit des Investiturstreits.Die Zeiten waren schlecht.

Wikipedia führt folgende Äbte auf, über die aber kaum etwas bekannt ist.

Willcher (1149–) , Marquard ,Wittegowe (zwischen 1182–1217) ,Adelbero oder Albert I.,Dittmar (1217–1225)

Im Februar 1163 bestätigte Kaiser Friedrich I. (1152-1190)  die Rechtmäßigkeit des Besitzanspruchs von Kloster Banz in Schönbrunn und Friesendorf.

Friedrich I. – RI IV,2,2 n. D1185

1180 wurden die Herzöge von Meranien Vögte des Kloster Banz.

Abt  Hermann (1227–†1239) war Abt unter dem Würzburger Bischof Bischof Otto von Lobdeburg (1207-1223),das Recht bischöfliche Insignien zu tragen.

Da Otto päpstlicher Legat des Papstes Innozenz III. (1198-1216) war, war er durchaus berechtigt, solche Privilegien zu verleihen. (Roppelt S. 185)

Abt Hermann erhielt auch den Zehnten um den Banzberg.

Abt Hermann ließ sich 1229 vom päpstlichen Legaten auch alle Besitzungen von Kloster Banz, und namentlich die Burg Steglitz bestätigen

und mit dem Großen Kirchenbann versichern (Placidus Sprenger, Diplomatische Geschichte der Benedictiner Abtey Banz in Franken: von 1050 bis 1251. Nürnberg 1803, S. 164)

(Urkunde abgedruckt in Oesterreicher, Paul: Geschichte der Herrschaft Banz. 2, Enthaltend Urkunden, die Darstellung der Aebte des vormaligen Klosters, Nachträge und Anmerkungen, S.56)

Sein Nachfolger wurde Abt Otto I. von Ratzenburg (1240–†1252), der von Papst Innozenz IV. (1243-1254) “ansehnliche “Privilegien erhielt (Roppelt),

aber auch Aufträge für ihn durchführen musste. So sollte er dem Kloster Michelsberg in Bamberg, diesem Kloster entfremdete Güter zurückführen.

Papst Innozenz erteilte Kloster Banz auch Zollfreiheit und die Freiheit, seine Pfründen selbst zu vergeben.( J. S. Ersch undJ. G. Gruber , Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge,

Halle Leipzig 1821,Seite 335)

Abt Otto erhielt für das Kloster auch viele Schenkungen von Herzog Otto von Meranien.

1248 starben die Meranier aus. Damit erlosch auch ihre Vogtei für Kloster Banz.

Neue Landesherrn wurden im Coburger Land wurden die sächsischen Wettiner.

Dies versuchten natürlich Einfluß auf das Kloster zu nehmen.

Diese äußeren Einflüsse wirkten in den Konvent hinein. Es bildeten sich Parteiungen, was die Atmospähre belastete.

Es folgten die Äbte Konrad II. (1253–†1272) und Albert II. (1272–†1288)

Abt Konrad  hatte Finanzprobleme und verkaufte deshalb die Klostermühle mit dem Recht aus Wiederkauf. (Johann Looshorn, Die Geschichte des Bistums Bamberg , S. 728)

Abt Heinreich I. von Sternberg (1288–1295) Er hat die Entstehungsgeschichte des Klosters geschrieben und die alten Nachrichten über das Kloster gesammelt.

“Aus Liebe zur Einsamkeit “ hat er die Abtswürde niedergelegt, (Roppelt S. 185)

Unter Abt Konrad III. von Redwitz oder Sternberg (–†1337) blühte das Kloster. Er errichtete viele Klostergebäude neu. Er erwarb den Zehnten von Ebensfeld, Heute Markt Ebensfeld im Kreis Lichtenfels.

Er verschaffte dem Kloster dauerhafte Einkünfte

Abt Konrad verstarb 1337.

Sein Nachfolger war Abt Lambert (1338–†1348) Über ihn ist kaum etwas bekannt.

Auf ihn folgte Karl von Lichtenstein (1348–†1361) Nach Jaeck, Heinrich Joachim: Banz die ehemalige Benediktiner-Abtey und jetzige Herrschaft Sr. K. Hoheit des Herrn Herzogs Wilhelm von Baiern, S. 10)

hatte dieser Abt einen heftigen Streit mit dem Prior als Sprecher des Konvents, der nur durch Schiedsrichter von außen gelöst werden konnte. Allerdings reichten ihre Bestimmungen nicht, das ökonomische Wohl der Abtei zu sichern.

Auf ihn folgte Abt Eberhard I. (1361–†1375). Er weist zwar eine lange Regierungszeit auf, doch ist wenig über ihn bekannt.

Das gilt genauso für seine Nachfolger Abt Heinrich II. von Sternberg (1375–†1378)

Ulrich von Plinzard (1379–1385) war kein guter Wirtschafter. Er verschuldete das Kloster und musste Güter abtreten.Unter seiner Regierung wurde die Zahl der Konventualen

auf 20 beschränkt. Er musste nach sechs Regierungsjahren zurücktreten,

Auch sein Nachfolger Konrad IV. von Redwitz (1385–†1393) war zur Schuldenaufnahme gezwungen.

Die nächsten Äbte regierten alle sehr kurz.

Abt Heinrich III. (1397–†1398) erneuerte 1397 eine schon bestehende Gebetsbrüderschaft Gebetsbrüderschaft mit Kloster Michelfeld.

Es wurde auch vereinbart, dass sich die Konventualen von einem Kloster ins andere versetzen lassen konnte

Johann II. (1398–†1403) Eberhard II. von Schaumberg(1403–†1404) Johann III. von Wallenfels (1404–†1410) Von diesen Äbte ist wieder sehr wenig bekannt.

Unter Abt Johann III. erhob der Heilige Stuhl erstmals Annaten, das war die Gebühr, die für eine kirchliches Amt zu entrichten war.

In der Regel war das der Jahresertrag (daher “Annaten”) des zu vergebenden Kirchamtes, der an die Kurie zu entrichten war.

Auf diese drei Äbte folgte Eberhard III. von Schaumberg (1411–†1434). Er ist um  1335 geboren. Ab 1336 war er Chorherr von St Burkhard in Würzburg.

Der Konvent konnte sich nach  Österreicher (S. 180) nicht auf einen Nachfolger einigen. Papst Gregor XII. (1406-1415) ernannte daraufhin Eberhard III. zum Abt von Kloster Banz.

Er nahm am Konzil von Konstanz (1414-1418) teil. Dort unterzeichnete er für sich, sein Kloster und alle Benediktineräbte des Bistums Würzburg.

Nach Oesterreicher genoss  er in Konstanz großes Ansehen und man nannte ihn den “ehrwürdigen und geistvollen Fürsten des Banzer Kollegiums”(S. 84).

Er und andere Autoren scheiben auch vom Provinzialkapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg  und geben an, dass dieses 1418 in Mainz stattgefunden hat.

Ich gehe davon aus, dass es sich um das erste Provinzialkapitel handelt. Dieses fand1417  im Kloster Peterhausen  in Konstanz statt, angestoßen durch die kirchlich-konziliare Reformbewegung

und wurde auch von den Konzilsvätern einberufen. Dort wurde  beschlossen, dass das Provinzialkapitel alle zwei Jahre stattfinden sollte.

Abt Eberhard nahm an diesem Kapitel nicht teil. Er sandte aber seinen Prior Johannes, seinen Kustor Johannes Blessing, seinen Kantor Georg Kammerer und zwei weitere Mönche auf das

Provinzialkapitel. Neben seinem glanzvollen Auftreten auf dem Konstanzer Konzil hatte er sich aber ständiger Bedrängungen durch Beamte des Landgrafen von Thüringen und des Markgrafen von Meissen, die ihren

Amtssitz in Coburg hatten, zu wehren. Zwar einigte man sich auf einen Vergleich.  Aber die Übergriffe gingen weiter. Klosteruntertanen wurden verhaftet, verhängte Geldstrafen, raubte ihr

Vieh, auch Schafe des Klosters. Den Befehl des Markgrafen zur Rückgabe befolgten sie nicht.

Der Abt erbat zwar Hilfe von den Bischöfen von Würzburg und Bamberg aber wohl vergeblich. Abt Eberhard nahm auch am Konzil von Basel (1431-1449) teil und brachte die Schädigung seines Klosters auch vor die Kirchenversammlung

von Basel. Die Entscheidung erlebte er nicht mehr. Er verstarb am 31. März 1434.

Sein Nachfolger wurde Abt Eberhard IV. von Lichtenstein (1434–1473). Vor seiner Wahl war er nach Oesterreicher Prior in Kloster Banz (S. 87).

Er wurde am 2. Mai 1434 zum Abt von Kloster Banz gewählt.

Am  25. Mai 1434 wurde er durch Bischof  Johann II. von Brunn (1411 –1440) von Würzburg in Hassfurth bestätigt.

1435 erwirkte er eine Bulle vom Konzil von

Basel gegen diejenigen, welche das Kloster angriffen und es schädigten. Den Äbten von St. Burkard in Würzburg Eberhard Lesch von Hilgartshausen (1425-1436)

und Ortwin Körbel (1424–1437) von St. Peter in Erfurt sowie dem Nikolaus Henlin, Dekan von St. Jakob in Bamberg, der auch auf dem Konzil von Basel anwesend war und dort Urkunden ausgestellt hat,

z. B. Stift Neumünster Würzburg Urkunden 1437 September 14, wurde aufgetragen, Kloster Banz zu schützen.

Nach der Bulle scheint wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt zu sein. Mit  dem Landgrafen und Markgrafen, die seinem Vorgänger große Schwierigkeiten bereitet haben, hat er sich wohl verglichen.

Nach fast 40-jähriger Amtszeit wollte er zurücktreten. Der Würzburger Bischof Rudolf II. von Scherenberg (1466 –1495 ) setzte den Mönch Erhard von Schaumburg vom Kloster Komburg als Abteiverweser ein.

Er erhielt genaue Vorschriften, wie er sein Amt zu verwalten habe. Die beiden bischöflichen Abgeordneten, die Domherren Kilian von Bibra (um 1425-1494) und Heinrich von Lichtenstein gaben Erhard noch genauere Anweisungen.

So trugen sie ihm unter anderem auf, einen Siechenhaus zu errichten und einen gemeinsamen Küchenmeister einzusetzen. Gegen die Ernennung des Abteiverwesers legten einige Mönche, darunter Prior Johann Wolf und der spätere

Abt Tristram von Zuffras das Rechtsmittel der Berufung am päpstlichen Hof ein, weil ein Ordensgeistlicher von einem anderen Kloster zum Abteiverweser bestimmt worden sei. Sie gaben aber bald nach und erkannten die Ernennung des

Bischofs an. Die Querelen hatten aber beide, Abteiverweser und Abt veranlasst, ihr Amt niederzulegen. Erhard von Schaumburg schloss mit dem Kloster einen Vertrag ab, nach dem er jährlich 200 fl., das sind  etwa 78.698,00 €, jährlich

mit 50 fl an den vier Quatembertagen zu zahlen, außerdem jährlich ein Fuder Wein, das sind etwa 1324 Liter sowie ein Fuder Bier bekomme.

Abt Eberhard trat auch zurück. Er lebte nicht mehr lange. Er verstarb am 9. Dezember 1474.

Der neue Abt Tristram von Zuffras (1473–†1483) wurde im Juni 1473 gewählt und am 3. Juli 1473 vom Würzburger Bischof Rudolf bestätigt.

Die weltliche Belehnung nahm der Bamberger Bischof Georg I. von Schaumberg (1459–1475) am 30. Juni 1474 vor.

Dieser verstarb bald. Der neugewählte Bischof von Bamberg Philipp Graf von Henneberg (1475–1487) nahm die weltliche Belehnung am 18. Oktober 1474 wieder vor.

Abt Tristram regierte 10 Jahre.Nach Oestreicher  hat er die 10- jährige Verwaltung seines Amtes “ruhmwürdig” ( S. 195)geführt.

Er verstarb am 18. Ok70mer 1483.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich IV. Groß von Trockau (1483–†1505). Er stammte aus dem Geschlecht der Groß von Trockau, das dem fränkischen Uradel angehörte.

Er wurde als Sohn des Rudolph Groß von Trockau auf Reizendorf und dessen Gemahlin Margaretha von Giech geboren. 

Sein Bruder war zu gleicher Zeit als Heinrich III. Fürstbischof von Bamberg. (1487-1501)

Abt Heinrich wurde einstimmig zum Abt gewählt. Er wollte die alte Klosterzucht wieder herstellen, was allerdings auf Widerstand stieß.

Es gab mehrere Beschwerden gegen den Abt und im Konvent herrschte Unruhe. Man warf ihm vor, dass er die Freiheiten und Privilegien zu untergraben suche.

Der Fürstbischof von Bamberg sollte als Schiedsrichter die Streitigkeiten zwischen Abt und Konvent schlichten.

Am 3. Oktober 1488 erging sein Spruch. Die Freiheiten des Klosters wurden bestätigt. Dem Abt wurde das Recht eingeräumt, die Schuldigen (in dieser Auseinandersetzung) zu bestrafen,

selbst wenn der Konvent nicht zustimmte.

Die Unstimmigkeiten waren aber noch nicht ausgeräumt. Es kam zu einem weiteren 2. Spruch am 22. September 1490. Der besagte, dass die Mönche ihre Nachreden und Schmähungen gegen den Abt unterlasen sollten

und falls sie etwas zu beklagen hätten,dieses vor dem Fürstbischof von Bamberg vorbringen sollten, der Schiedsrichter in dieser Sache sei und seinen Entscheid abwarten sollten.

Außerdem befahl er, dass die Mönche die Schenkhäuser nicht aufsuchen sollten wegen Zechen, Spielens und anderer Gesellschaft.

Das wirft ein Bild auf die tatsächlichen Zustände im Kloster. Den Verfall der Klosterzucht hielt das Eingreifen des Bischofs nicht auf.

Wirtschaftlich war er durchaus erfolgreich. Er brachte Güter an das Kloster, unter anderem den Zehnten von Redensdorf. 1493 übernahm Abt Heinrich den Lohhof bei Kaltenbrunn, heute Landkreis Coburg,

dessen Lehensherr das Kloster schon war, zusammen mit der Gült, das ist die an den Grundherren zu zahlende Steuer von 100 Simmer Getreide, das sind etwa 20,5 hl.

Abt Heinrich verstarb 1505.

Auf ihn folgte Abt Johann IV. (Schütz von Hagenbach), (1505–†1529).

Er wurde 1505 gewählt. Johann Schott, Archidiakon in Würzburg und Generalvikar des Würzburger Bischofs Lorenz von Bibra (1495-1519), erteilte ihm am 19. Juni 1505 die Bestätigung im Namen des Bischofs.
Am 18. März 1506 erfolgte die Belehnung in temporalibus durch den Bamberger Fürstbischof Georg III. Schenk von Limpurg (1505-1522 ).

Schon im ersten Jahr seiner Regierungszeit brannte das Kloster, die Klosterkirche und alle Klostergebäude vollständig ab.

Ein Hausdiener hatte das Feuer nicht gut gehütet und da die Nacht sehr stürmisch war, griff das Feuer schnell auf die Dächer über und innerhalb von zwei Stunden lag alles in Schutt und Asche.

Dabei sind wohl auch Urkunden und Akten vernichtet worden.

Da das Kloster stark verschuldet war, konnten Kirche und Kloster nicht sofort wieder aufgebaut werden.

Die Michaelskapelle, die an die Hauptkirche angebaut war, wurde wieder hergerichtet.

Der Abt war angesichts der misslichen Lage nicht einmal in der Lage, die Gebühren für die Bamberger Belehnung zu entrichten.

Es mussten neue Schulden gemacht werden. Die Kirche blieb unausgebaut. Die Gebäude wurden allmählich wieder errichtet.

Kaum waren die Schäden behoben, brach der Bauernkrieg aus, der schnell auch auf Franken übergriff.

Am 14.05. begannen die Bauern mit dem Angriff auf die Würzburger Burg, der aber abgewiesen wurde.

Der Abt von Kloster Banz hatte Hakenbüchsen auf die Mauern bringen lassen und sie laden lassen.

Als von überall her die Nachricht kam, dass in Franken keine Sicherheit mehr herrsche, ließ er das Kostbarste an Geräten, Schriften und der Bibliothek nach Staffelstein in Sicherheit bringen.

Er selbst flüchtete sich mit den Klostergeistlichen nach Forchheim. Er hielt sich bei seinem Schwager Josef Haller auf. Die Klostergeistlichen zogen weltliche Gewänder an und

suchten bei ihren Verwandten oder Bekannten Zuflucht.

Das Kloster wurde einigen Adligen anvertraut.

Bürger von Lichtenfels schickten einen Haufen Bewaffneter unter Führung des Stadtschreibers Jakob Burchard, der sonst ein Vertrauter des Abtes war,  nach Banz. Sie warfen die Adligen aus dem Kloster,

verjagten die Dienerschaft, raubten Geräte, Getreide und Vieh, leerten Küche und Keller, raubten die Glocken und schleppten alles weg.

Nachdem sie abgezogen waren brannte das Kloster wieder ab und alles, was in den letzten 20 Jahren wieder aufgebaut worden war, wurde aufs Neue zerstört.

Danach folgten die Einwohner von Staffelstein und raubten, was nicht verbrannt oder den Lichtenfelsern mitgenommen worden war.

Da ihnen das  nicht genügte, zogen sie nach Neuhof weiter, raubten dort die Schafe und verwüsteten den größten Teil des Klosterwaldes.

Der Aufstand wurde niedergeschlagen, Schuldige entweder hingerichtet oder mit Gefängnis oder Geld bestraft.

Vor allem der Würzburger Fürstbischof Konrad II. von Thüngen (1519 –1540) hielt ein fürchterliches Blutgericht ab, dass er sich wegen seiner Härte an Rom wenden musste

und dort um Absolution bitten. (Alfred Wendehorst, Das Bistum Würzburg 3: Die Bischofsreihe von 1455 bis 1617 (Germania Sacra N. F. 13), Berlin/New York 1978. S 86)

Die Bischöfe von Würzburg Konrad und von Bamberg Weigand von Redwitz (1522 –1556) ermunterten Abt Johann das Ruder in Banz wieder zu übernehmen und dort für die

Wiedererrichtung der Klostergebäude Sorge zu tragen. An Rat und Beistand solle es nicht mangeln.

Er kehrte nach Banz zurück, wo sich auch Prior Wolfgang Groß und weitere Mönche einfanden. Es waren insgesamt noch sieben übrig. Die anderen waren abtrünnig

geworden und hatten sich Martin Luther zugewandt.

Der Abt verlangte, was er nach Staffelstein geflüchtet hatte und das Geraubte zurück. Die Staffelsteiner waren sofort bereit dazu.

Die Lichtenfelser gaben erst nach, als der Abt beim Gericht des Fürstbischofs in Würzburg Klage erhob. Da dessen Härte inzwischen  bekannt war, gaben sie das Geraubte zurück

oder lösten mit Geld ab, was kaputt gegangen war oder verzehrt worden war. Außerdem erklärten sie sich bereit, einen jährlichen Zins zu zahlen.

1526 begann Abt Johann, das Abteigebäude größtenteils und die Viehstallungen wieder ganz herstellen. Beides ließ er vorerst mit Schindeln decken, bis sich die Finanzlage des Klosters wieder gebessert hatte.

Nun wollte er auch die Klosterzucht wieder herstellen. Er ging deshalb zum Bischof nach Würzburg, um sich dort Rückendeckung zu holen

Prior Wolfgang Groß, Albrecht Groß und Christoph Ulfring, waren daran nicht interessiert. Sie warteten die Rückkehr des Abtes nicht ab, nahmen die Klosterprivilegien und das Klostersiegel mit

und begaben sich nach Coburg. Der Abt forderte sie auf, zurück zu kommen. Sie zeigten kein Interesse mehr am Klosterleben und kehrten nicht zurück.

Das führte dazu, dass die letzten verbliebenen drei Mönche sich ebenfalls davon machten. Der Abt blieb zunächst allein im Kloster.Sie kehrten aber bald wieder zurück.

Der Abt, der sehr viel durchgemacht hatte, wurde krank und verstarb am 24. Juli 1529.

Auf ihn folgte Abt Alexander von Rottenhan (1529–†1554).

Er stammte aus einer Familie des fränkischen Uradels, die ihren Namen von ihrem Stammsitz, der Burg Rottenhan bei Eyrichshof hatten. Sie waren Dienstmannen des Bistums Bamberg.

Er wurde von den beiden verbliebenen Mönchen in Anwesenheit des Abtes Heinrich II. von Mengersdorf (1532–1545) vom Kloster Theres, der die Wahl leitete, zum neuen Abt gewählt.

Die Bestätigung von Fürstbischof Konrad II. von Würzburg erfolgte am 13. August 1529. Auch die weltliche Belehnung durch Fürstbischof Weigand erfolgte bald.

Er bemühte sich mit den andren drei Mönchen, die das Kloster verlassen hatten, ein Abkommen zu treffen. Sie hatten sich der Klostergüter vor dem Wald bemächtigt und lebten von deren Einkommen.

Es wurde nun vereinbart, dass die drei  die Einkommen der Güter vor dem Wald einziehen sollten. Dafür erhielten sie Getreide, Käse sowie 10 fl. , das sind etwa 3.996,00 €,an Bargeld.

Das bedeutete  praktisch, dass die gesamten Einkünfte aus den Gütern vor dem Wald für den Lebensunterhalt der drei ehemaligen Mönche auf zu wenden waren Außerdem hegte der Abt die Besorgnis,

dass die Einkünfte und Güter dem sächsischen Hause zugespielt würden, das dort Landesherr war.

Gleich nach seinem Amtsantritt liess er Kirche, Turm und die Klostergebäude wieder völlig herzustellen, die ja nur notdürftig repariert worden waren.

Alles wurde nun mit Schiefer gedeckt. Die Bauten mit Glas versehen. Altäre wieder aufgerichtet, eine Orgel eingebaut.

Ob es dem Kloster finanziell so gut ging, oder Abt sein eigenes Vermögen vorgestreckt hatte, ist nicht klar.

Abt Alexander scheint vermögend gewesen zu sein. Er lieh nämlich Kloster Michaelsberg 1000 fl., das sind etwa 399.575,00 €.

Dafür erhielt er sämtliche in den Diözesen Würzburg und Bamberg gelegenen Michaelsberger Klostergüter als Pfand. Sollte diese Schuld

nicht innerhalb von drei Jahren abgetragen werden, sollten ihm die Güter zufallen.

1530 fand die feierliche Weihe des Rohbaus  unter Anwesenheit  von Gästen wie z. B. Abt Heinrich von Kloster Theres und Abt Martin (+ 1539)von Kloster Michaelsberg aus Bamberg statt.

1531 wurde die Kirche geweiht.

Er bemühte sich intensiv um den Wiederaufbau.

1531 herrschte im Banzgau eine große Hungersnot. Der Abt ließ die Klosterspeicher öffnen , um die Not seiner Untergebenen zu lindern.

Er hatte aber auch gegen viel Widrigkeiten von außen zu kämpfen.

Er bekam den Kurfürsten Johann den Beständigen (1525-1532), der die die Pflege Coburg innehatte, zum Feind.

Die drei nach Coburg entwichenen Mönche wollten sich möglicherweise des Klosters Banz bemächtigen.

Er ließ mit Genehmigung des Bamberger Bischofs den vorhandenen Turm befestigen.

In das Kloster legte er eine Besatzung.

Am Kloster führte er wieder wissenschaftlichen Unterricht ein.

Begabte Schüler schickte er an die Universitäten nach Leipzig und Dillingen. Er nahm Schüler in den Orden und das Kloster auf.

Er ließ eine Bibliothek errichten.

Er hatte sich  gegen Raubgesindel zu wehren.

Kloster Banz hatte auch unter Krieg zu leiden.

1546 brach der Schmalkaldische Krieg aus, den Kaiser Karl V.  1546/47 gegen den Schmalkaldischen Bund führte. Das ist das 1531 in Schmalkalden geschlossene Verteidigungsbündnis

protestantischer Fürsten unter Führung von Kursachsen und Hessen gegen die Religionspolitik von Kaiser Karl.

Der sächsische Kurfürst Johann Friedrich I (1532-1547) wollte Kloster Banz in seine Gewalt bekommen.

Es war aber von bamberger und würzburger Kriegsleuten besetzt, so dass er unverrichteter Dinge wieder abziehen musste.

Er suchte dann die Grenzen der beiden Fürstentümer heim und forderte viele tausend Gulden Brandschatzung.

Abt Alexander schoss dem Fürstbischof von Bamberg 2000 fl., das sind etwa 799.150,00 €, vor und auch dem Würzburger Fürstbischof konnte er mit einer

beträchtlichen Summe aushelfen, auch ein Beleg,  wie gut Abt Alexander wirtschaftete.

Sehr zu leiden hatte das Kloster unter den kaiserlichen und spanischen Truppen. Diese verlangten zwar keine Brandschatzung, plünderten, mordeten und

brandschatzten aber in klösterlichen Orten.

1547 erhielt Abt Alexander von Kaiser Karl die Bestätigung der Rechte und Freiheiten von Kloster Banz und einen Verbotsbrief der Beeinträchtigung dieser Rechte. (Oesterreicher S.187)

1549 verstarben die drei abtrünnigen Mönche. Nun konnte Abt Alexander die Einkünfte aus den Gütern vor dem Wald wieder dem Kloster zukommen lassen.

Vom Reichskammergericht bekam er verschiedene Aufträge darunter einen in Sachen der Fürstbischöfe von Bamberg und Würzburg gegeneinander.

Da das seine beiden Obrigkeiten waren, lehnte er das zunächst ab, musste aber dann doch die Zeugenvernehmungen vornehmen.

1550 erlaubte der Würzburger Bischof Melchior Zobel von Giebelstadt (1544 –1558) Abt Alexander Nichtadlige in Kloster Banz aufzunehmen.

Abt Alexander hatte den Bischof darum gebeten, nachdem das Kloster nur noch drei Klostergeistliche hatte. Einer davon entlief dem Kloster zum zweiten Mal.

Bischof Melchior genehmigte die Bitte am 7. Juli 1550.

Abt Alexander machte umgehend davon Gebrauch. In der Folge traten äußerst wenige und bald gar keine Adlige mehr ins Kloster ein

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Abt Alexander zunehmend krank.

Er verstarb am 5. April 1554.

Sein Nachfolger wurde Abt Georg I. Truchseß von Henneberg (1554–1568)

Nach dem Tod von Abt Alexander kehrten einige Mönche ins Kloster Banz zurück, unter ihnen Georg Truchsess von Henneberg .

Dieser wurde nun unter Zustimmung aller zum Abt gewählt. Bischof Melchior bestätigte ihn 1554. Der Bamberger Bischof Wiegand  nahm ebenfalls 1554 die weltliche Belehnung vor.

1566  hatte das Hochstift Würzburg in einem Vergleich die Oberhoheit des Hochstiftes Bamberg über Kloster Banz anerkannt.

die Es kam zu Auseinandersetzungen wegen der Erbschutzgerechtigkeit über Kloster Banz.

1568 kaufte sich Kloster Banz mit seinen 27 Ortschaften aus dem Coburger Schutz frei.

Das Kloster war von bambergischen und  würzburger Truppen besetzt.

1567 rief Fürstbischof  Friedrich von Wirsberg (1558-1573) den jungen Abt Johannes IV.von Münsterschwarzach als Visitator nach Banz.

Während dieses Besuches besetzten am 2. März 1567 protestantische Coburger Bürger Kloster Banz und verjagten den Visitator und seine Begleiter.

Diese mussten zu Fuß nach Münsterschwarzach zurück.

Abt und Konvent verließen das Kloster und traten zum Protestantismus über.

Abt Georg begab sich nach Schloss Wildenheid bei Neustadt Coburg. Er heiratete und hatte eine Tochter. Er starb 1598.

Kloster Banz hatte nun weltliche Verwalter und wurde auf Wunsch vom Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573 –1617) wieder besiedelt.

Er berief Johannes IV. Burckhardt (1575–†1598) als Abt nach Kloster Banz.

Dieser ist 1538 in Wettelsheim, heute ein Ortsteil von Treuchtlingen,  geboren.

1548 wurde er als Zehnjähriger in das Kloster Münsterschwarzach gegeben.

1555 wurde er dort zum Priester geweiht.

Am 24. Mai 1563 wurde er dort einstimmig zum Abt gewählt.

Im Jahr 1573 war der Münsterschwarzacher Abt Johannes IV.als Wahlkommissar bei der Wahl von Bischof Julius Echter tätig.

Der neue Bischof schätzte Abt Johannes sehr und drängte ihn, die Abtei Banz als Vorsteher und Erneuerer zu übernehmen.

Um den Verdacht der Ämterhäufung zu vermeiden, sollte er den Titel Abt zu Banz und Administrator zu Münsterschwarzach tragen. Da Kloster Banz noch

immer umkämpft war, erfolgte die Anreise von Johannes IV. unter militärischem Schutz.

Am 20. Juni 1575 wurde Johannes zum Abt von Banz  gewählt. Die weltliche Belehnung durch den Bamberger Fürstbischof Veit von Würtzburg (1561-1577)

erfolgte am 9. Juli 1575.

Die Bestimmung, dass nur Adlige in Kloster Banz aufgenommen wurden, war ja schon 1550 aufgehoben worden. Nun wurde sie praktisch ins Gegenteil verkehrt.

Abt Johannes begann nun mit Der Aufstockung des Konvents.

Am 12. März 1576 bestellte er mit  Dr. Johann Brenzlein, Advokat und Prokurator beim Reichskammergericht, zum Prozessbevollmächtigten des Klosters

StABa, Kloster Banz (B 93) 1422

Dann  begann er  mit der Restaurierung der zerstörten Gebäude.

1578 legte er den Grundriss der neuen Kirche vor. Sie wurde 1580 fertiggestellt.

Dann nahm er die Konventsgebäude in Angriff.

Für die beiden Klöster führte er die Gebräuche der Bursfelder Kongregation ein, ohne dieser beizutreten.

1582 bat er Bischof Julius Echter um Resignation in Kloster Banz, da er verstärkt gesundheitliche Probleme hatte.

Doch der Bischof gab diesem  nicht statt. Er versuchte ihn mehrmals von seiner Abberufung zu überzeugen.

Aber dieser übertrug ihm mit St. Stephan in Würzburg noch eine weitere Abtei, die er als Administrator leiten sollte.

Er litt inzwischen an Wundrose und hatte ein Lungenödem.

Er verstarb am 26. Januar 1598 in Banz und wurde in Münsterschwarzach beigesetzt.

Sein Nachfolger wurde Abt Thomas Bach (1598–†1624).

Er wurde am 5. März 1598 gewählt.

Vor seiner Wahl war er Prior.

Bischof Julius von Würzburg bestätigte ihn schon am 11. März 1598.

Die weltliche Belehnung durch den Bamberger Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel (1599 –1609) verzögerte sich, da sein Vorgänger

Neidhardt von Thüngen (1591 –1598) verstorben war.

Abt Thomas wurde am 6. April 1599 belehnt.

Er hatte Rechtsstreitigkeiten mit dem Fürstbischof von Bamberg  wegen der Jagden, zu dem er kein gutes Verhältnis hatte.

Ebenfalls Streitigkeiten wegen Jagden gab es mit der Familie von Rotenhan von Rentweinsdorf . Diese wurden von Bamberg unterstützt .

Der Fürstbischof lud den Abt nach Bamberg, belegte ihn mit einer Strafe von 2000 Talern, das sind etwa 793.703,00 € und gab ihm Stadtarrest.

Erst als er auf die vorgegebenen Bedingungen einging, wurde das erlassen.

Er war sehr freigiebig und unterstützte Geschädigte bei Bränden.

1611 brannte es in Buch und Stetten. Den Einwohnern half er finanziell beim Wiederaufbau ihrer Häuser und Scheunen.

Als 1616 das Städtchen Teuschnitz völlig abbrannte, versorgte er die Hungernden mit Mehl und Getreide.

1621 wurde Bayreuth samt Rathaus zur Hälfte vernichtet. Über 270 Häuser brannten ab.

Markgraf Christian von Bayreuth(1603-1655)  bat Abt Thomas um Hilfe. Dieser gab 120 fl., das sind etwa 47.924,00 €,  zum Teil aus seinem eigenen Vermögen.

Er war nicht nur freigiebig. Er baute auch viel.

Im Kloster errichtete er 1612 die Abteikapelle zu Ehren der Heiligen Apostel Peter und Paul.

Die Klosterkirche, das Krankenzimmer und die Kapelle des heiligen Ägidius stattete er mit Altären aus.

In der Kirche ließ er eine neue Orgel bauen. Den Abteiturm, der bei einem Sturm am 28. Dezember 1613 eingestürzt war, ließ er wieder herstellen.

In den großen Turm ließ er eine Glocke von 72 Zentner hängen.

Auch außerhalb ließ er bauen.

Begabte Mönche schickte er an die Universitäten in Mainz, Bamberg, Würzburg und Dillingen.

Das Kloster erwarb sich einen guten Ruf wegen seiner Gelehrsamkeit aber auch wegen Beachtung der Ordensregeln.

Banzer Mönche wurden in andere Klöster berufen, um dort die Klosterzucht wieder herzustellen.

1618 begann der Dreißigjährige Krieg. Als Auslöser gilt der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618. Er begann mit dem Aufstand der protestantischen und böhmischen Stände in Prag.

Banz hatte bald unter Truppendurchzügen zu leiden.

Graf Peter Ernst von Mansfeld (1580-1626) zog 1618 zur Unterstützung der evangelischen Stände nach Böhmen.

In Franken hauste er aber schon so übel, dass Abt Thomas Wertgegenstände des Klosters nach Coburg in Sicherheit bringen ließ.

Die Truppen des Herzog Bernhard von Weimar (1604-1639) zogen nach den Mansfeldern nach Prag herrschten besonders grausam.

Sie plünderten und erpressten mit gezogenen Gewehren von den Einwohnern Geld.

Dann folgten die Truppen von Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz (1596-1632), des “Winterkönigs”.

Diese verhielten sich ruhig.

1620 hielten die Truppen von General Tilly (1559-1632) im Banzgau Winterquartier.

Abt Thomas machte sich auch um den Orden verdient. Dieser hatte keine gleichförmigen Gesetze und Gewohnheiten.

Abt Thomas regte beim Bamberger Fürstbischof Johann Gottfried I. von Aschhausen (1609 –1622), der von 1617-1622 auch Bischof von Würzburg war,

eine Gleichförmigkeit anzustreben.

Dieser berief 1618 eine Versammlung der Äbte,Prioren und Älteste der fränkischen Benediktinerklöster ins Kloster St. Stephan in Würzburg.

Dort wurden Satzungen entworfen, von allen gut geheißen und vom Fürstbischof genehmigt.

Abt Thomas brachte viele alte Weinberge wieder in Stand und ließ neue anlegen.

Aber während des Dreißigjährigen Krieges blieben viel Weinberge öd.

Diese stellte Abt Eucharius Weiner wieder her.

Abt Thomas erlitt am 19. Januar 1624 einen Schlaganfall.

Er verstarb am 24. Januar 1624.

Sein Nachfolger wurde Abt Kaspar Förkel (1624–†1635)

Er ist in Eltmann geboren.

vor seiner Wahl war er 20 Jahre Prior.

Er wurde am 3. Februar 1624 zum Abt gewählt. Er hatte  zwei Mitbewerber.

Die Bestätigung des Würzburger Bischofs Philipp Adolf von Ehrenberg (1623 –163) dauerte, auch weil er versuchte, auch die weltliche Gewalt über das Kloster zu erlangen, die Bamberg innehatte.

Der Bischof von Bamberg Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623 –1633 )erteilte die weltliche Belehnung am 10. April 1624 ohne Rücksicht auf die ausstehende Würzburger

geistliche Bestätigung.

Er erneuerte die Vorschriften, die sein Vorgänger nach der Versammlung in St. Stephan erlassen  hatte.

1626 ließ er die baufällige Kirche von Neufang und 1628 die von Altenbanz wieder herstellen.

Er leistete Bischof Philipp Adolf, der einen unerbittlichen Kurs der Rekatholisierung verfolgte, bei der Wiedererlangung der von Protestanten besetzten Pfarreien treuen Beistand.

Er beschrieb alle Pfarreien mit Angaben ihrer Einkünfte.

Die Ankunft der Schweden in Deutschland und deren Eindringen in Franken stoppte diese Bemühungen.

Am 11. Februar 1632 besetzten schwedische Truppen unter General Gustaf Horn ( 1592-1657) Bamberg.

Nun war auch Banz bedroht.

Abt Kaspar  hatte die kostbareren Sachen des Klosters nach Forchheim in Sicherheit gebracht.

Er selbst flüchtete zu spät. Er wurde verraten und von den Schweden gefangen genommen.

Er wurde nach Königshofen verschleppt.

Die Schweden erpressten 4500 fl , das sind etwa 1.797.132,00 €, Lösegeld.

Aber obwohl das Lösegeld gezahlt war, wurde der Abt nicht freigelassen.

Er starb am 12. November 1635 in Königshofen.  Er wurde dort von Abt Georg Kihn (1618–1639) von Kloster Bildhausen in der Pfarrkirche von Königshofen bestattet.

Abt Georg hielt sich ebenfalls in Königshofen auf, da Kloster Bildhausen ebenfalls von den Schweden besetzt war.

Der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna (1612-1654), der nach dem Tod von König Gustav Adolf die Regierungsgeschäfte führte, schenkte nach Oesterreicher (S. 174) und Jäck (S.12)

Kloster Banz  dem Markgrafen Georg von Brandenburg. Dieser nahm das Kloster gleich in seinen Besitz.

Der Konvent zerstreute sich . Die Mitglieder gingen in andere Klöster, zum Teil sogar in andere Länder. Einige gingen ins Kloster Michaelsberg in Bamberg.

Georg II. Heusler hielt sich in der Nähe des Klosters auf.  Nach dem Tod von Abt Kaspar  wählten ihn die wenigen Mönche, die sich in der Nähe von Banz befanden, am 19. Januar 1636  zum Abt.

Er konnte aber weder bestätigt noch belehnt werden, denn er starb zuvor am 14. April 1637.

Das Kloster blieb zwei Jahre ohneAbt.  Auf ihn folgte Abt Jodok Weith (1638–†1647).

Er war gerade aus dem Exil zurückgekehrt

Er stammte aus Markelsheim im Taubertal. Nach dem Schwedeneinfall war er mit einem Teil des Konvents nach Garstel in Oberösterreich geflüchtet.

Er wurde am 11. Januar 1638 zum Abt gewählt. Am 6. Februar 1638 belehnte ihn der Würzburger Fürstbischof Franz von Hatzfeld (1631 –1642) Da er gleichzeitig Fürstbischof von Bamberg war, nahm er am

19. Juni 1638 auch die weltliche Belehnung vor.

Abt Jodok führte die Abtei durch die Kriegswirren. In Banz hielten sich nur noch zwei Konventuale und ein Novize auf.

Abt Jodok musste sich zeitweilig in den Schutz der Festung Coburg begeben.

Abt Jodok verstarb am 12. Mai 1647 “durch Mühe und Ungemach geschwächt” wie Oesterreicher bemerkt (S. 177)

Noch vor Kriegsende wird Michael Stürzel als Administrator eingesetzt. Er wurde 1648 zum Abt gewählt regierte bis 1664.

Im Auftrag von Fürstbischof Melchior Otto Voit wurde er vom  Ebracher Abt Petrus II. Scherenberger (1646–1658 ) geweiht.

Der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp I. von Schönborn (1642 –1673) bestätigte ihn am 17. August 1648.

Die weltliche  Belehnung erfolgte am 5. September 1649 durch den Bamberger Fürstbischof Melchior Otto Voit von Salzburg (1642 –1653)

Im Herrschaftsgebiet von Kloster Banz lebte nur noch die Hälfte der Bevölkerung.

Die Einnahmen waren zusammengebrochen. Diese mussten für die notwendigsten Wiederaufbauen und Neueinrichtungen verwendet werden.

Der Abt schaffte aber mit Neuaufnahmen eine Vergrößerung des Konvents.

Erst seine Aufbauarbeit ermöglichte die spätere Blüte im Barock von Kloster Banz.

Abt Michael verstarb am 20. Februar 1664.

Sein Nachfolger wurde Abt Otto de la Bourde (1664–1677)

Er wurde am 8. Juni 1630 in Coburg  als Sohn des Johann Christoph de la Bourde, eines österreichischen Oberleutnants geboren, und der Catharina Barseuterin,

einer Patriziertochter aus Eger , geboren. Er studierte die Schönen Wissenschaften in Bamberg und Philosophie in Prag.

1656 trat er ins  Kloster Banz   ein.  Am 24. März 1664 wurde er einstimmig zum Abt von Kloster Banz gewählt.

Am 29. Mai 1664 bestätigte ihn der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp I. von Schönborn.

Der Bamberger Fürstbischof Melchior Otto Voit belehnte ihn am 14. Juli 1665 mit den Temporalien.

Er reiste persönlich zu Kaiser Leopold I. (1658-1705) nach Wien, um sich die Freiheiten von Kloster Banz bestätigen zu lassen.

Er machte besten Eindruck auf den Kaiser, der ihn am 4. April 1672 zum wirklichen Kaiserlichen Rat ernannte. Er trug ihm eine Gesandtschaft an den kursächsischen Hof auf.

Abt Otto war schon als Konventuale in die Reichspolitik eingebunden. So übertrug ihm der Regensburger Fürstbischof und Kardinal von Wartenberg(1649-1661)  als Dank für geleistete diplomatische Missionen, noch vor seiner Wahl eine Pfründe in Roding.

Von 1672-1681 ist er kaiserlicher Resident am kursächsischen Hof in Dresden  mit Missionen in norddeutsche Residenzstädte.

Beim sächsischen Kurfürste Johann Georg II. (1656-1680) war er ebenfalls wohl gelitten.

Ottos Sekretär und Beichtvater war Kilian Düring, der unter Abt Michael in Kloster Banz eingetreten ist und dort 1659 seine Profess abgelegt hatte.

Er wurde von Abt Otto 1671 mit seiner Vertretung in Banz beauftragt.

1677 kehrte Abt Otto kurz nach Banz zurück, um dort als Abt wegen seiner Dauerabwesenheit zu resignieren. Er machte dies

gegenüber Peter Philipp von Dernbach, der von 1672-1683 Fürstbischof von Bamberg und von 1675 – 1683 gleichzeitig Fürstbischof von Würzburg war.

Eine geregelte Neuwahl gab es nicht. Der Fürstbischof postulierte Eucharius Weiner (1677–†1701) zum neuen Abt von Kloster Banz.

1679 stellte Kaiser Leopold folgende Urkunde aus: “Kaiser Leopold I. zeigt Abt Otto des Klosters Banz (Gde. Weingarten, Lk Staffelstein) an, dass er ihn aus Gnaden mit der Leitung des Bistums Gurk oder eines anderen freiwerdenden Bistums beauftragen wolle. “

Kloster Banz (B 93) 1400 Staatsarchiv Bamberg.

1697 wurde Otto de la Bourde zum Fürstbischof von Gurk erhoben, was er bis zu seinem Tod am 24. Dezember 1708 war.

Ob Kilian Düring Otto als Beichtvater folgte und ob er auch in diplomatischen Missionen für ihn tätig war, ist nicht klar.

Aber 1687  wird Kilian von Abt Eucharius als Prior in Banz eingesetzt.

Eucharius Weiner war von 1677 bis 1701 auch Abt in Banz.

Er ist am 24.2. 1634 in Kissingen geboren. Dort besuchte er das Gymnasium.

1651 studierte er an der Universität Würzburg.

1653 trat er in das Würzburger Benediktinerstift St. Stephan ein.

1658 wurde er zum Priester geweiht.

Er wurde Novizenmeister in St. Stephan.

1665 war er dort Prior.

1667 wurde er Abt in St. Stephan. StAWü, Kloster St. Stephan Würzburg Urkunden 947

1668, 1674 und 1685 war er auch Rektor der Universität Würzburg. So wunderte es nicht, dass ihm auch als Abt die besonderen Förderung der Wissenschaften am Herzen lag.

Als Abt von St. Stephan verschönerte er Kirche und Kloster St. Stephan.

Er baute auch die Bibliothek aus.

Offenbar fand sich im Konvent von Kloster Banz nach dem Rücktritt von Abt Otto kein dem Fürstbischof Peter Philipp kein diesem genehmer Nachfolger, so dass er Eucharius zum Abt in Banz postulierte.

Die bischöfliche Bestätigung erfolgte am 2. März 1677.

Die Belehnung mit den Temporalien am 28. Mai 1678, beides durch Fürstbischof Peter Philipp, der ja in Bamberg und Würzburg Bischof war.

Das war er dann von 1677 bis zu seinem Tod 1701.

1700 setzte ihn der Würzburger Fürstabt Johann Philipp II. von Greiffenclau zu Vollraths (1699 –1719) zum Administrator des Schottenklosters in Würzburg ein.

In Kloster Banz war er haushälterisch. Er stellte die verödeten Weinberge wieder her.

Er errichtete eine Bibliothek und baute ein Krankenhaus.

Er beauftragte Baumeister Leonhard Dientzenhofer (1660–1707) mit dem Wiederaufbau von Kloster Banz.

Leonhard Dientzenhofer ist Mitglied der Baumeisterfamilie Dientzenhofer. Das waren die fünf Brüder Georg (1643–1689), Wolfgang (1648–1706),

Christoph (1655–1722) und dessen Sohn Kilian Ignaz (1689–1751), Leonhard (1660–1707) und Johann  (1663–1726) und dessen Sohn Justus Heinrich (1702–1744)

Zusammen sollen sie über 250 Bauwerke (Kirchen, Klöster, Schlösser, Palais, Treppenanlagen, Brücken, Brunnen u. a.) erstellt haben.

Johann Dientzenhofer baute die Domkirche in Fulda.

Leonhard arbeite zunächst als Palier bei seinem Bruder Georg beim Bau des Klosters Waldassen, dessen Bauleitung Georg innehatte.

Seit 1687 war er in Bamberg ansässig, wo er Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn(1693-1729) Hofbaumeister wurde.

Zu seinen Werken u.a.  zählen Kloster Ebrach (ab 1688), Kloster Langheim (Gesamtplan ab 1690), Kloster Banz (Klostergebäude einschließlich Hauptstiege 1695–1704)

sowie Kloster Schöntal (Klostergebäude und Kirche 1694–1707)

Abt Eucharius erlebte nur den Baubeginn.

Er verstarb am 11. April 1701 in Kloster Stephan in Würzburg.

Sein Nachfolger wurde Abt Kilian Düring (1701–†1720)

Er wurde am 8. September 1641 als Sohn des fürstbischöflich-bambergischen Kammerschreibers Alexander Düring  in Bamberg geboren.

Sein Taufname war Cornelius.

1657 begann er sein Studium an der Academia Ottoniana in Bamberg.

1658 trat er als Novize in das Kloster Banz ein.

1665 wurde er zum Priester geweiht.

Als Otto Abt in Banz wurde, wurde er bald dessen Sekretär und Beichtvater.

1687 war er Prior unter Abt Eucharius.

Als Abt Eucharius verstarb, wurde Kilian auf Empfehlung von Fürstbischof  Otto von Gurk am 9. Mai 1701 zum Abt von Kloster Banz gewählt.

Otto blieb auch weiterhin Kilians Förderer und unterstützte Kloster Banz finanziell

In seinem Testament vermachte er Kloster Banz 43400 Rheinische Gulden, das sind etwa 17.711.499,00 €. So konnte die Kirche größer und prachtvoller gebaut werden, als ursprünglich geplant.

Abt Kilian wurde am 1. Oktober 1701 durch den Würzburger Fürstbischof Johann Philipp bestätigt.

Die weltliche Belehnung erfolgte am 10. Januar 1702 durch den Bamberger Fürstbischof  Lothar Franz.

Abt Kilian war damals schon 60.

Cellerar war Marian Lützelberger (1654–1723) aus Bamberg. Dieser überwachte als Bauherrenvertreter die Baustelle und begleitete sie.

Als Prior setzte Kilian Maurus Büchner (1670–1732) ein. Diesen setzte er 1709 “Wegen Missachtung der Klausur ab. Maurus verließ das Kloster, trat zum Protestantismus über, heiratete und war Pastor in Gräfenthal.

Kilian setzte dann Joseph Heerdegen (um 1654–1725) als Prior ein. Er hatte dieses Amt schon unter Abt Eucharius inne.

Peter Witzel war von 1714-1716 Prior, dann folgte  der spätere Abt Benedikt Lurz von 1716-1720.

1707 verstarb Leonhard Dientzenhofer. Dessen jüngster Bruder Johann übernahm die Baustelle.

Dank der Erbschaft von Fürstbischof Otto konnte Kilian großzügiger planen.

Für die Stuck-, Fresken- und Bildhauerausstattung konnte er nun mit den besten der zur Verfügung stehenden Meistern Verträge ab schließen.

1710 wurde der Grundstein zur neuen Kirche gelegt.

Der Würzburger Bildhauer Balthasar Esterbauer (1672–1728)übernahm die Bildhauerarbeiten am Doppelturm

Die Stukkaturen besorgte der Wessobrunner Stukkateur Johann Jakob Vogel (1661-1727).

Die Kirche war 1718 fertiggestellt und wurde am 15. Oktober 1719 eingeweiht.

Unter Abt Kilian gab es 12 Neueintritte.

Bei der Einweihung 1719 werden 21 Konventualen erwähnt, darunter 18 Patres.

Abt Kilian verstarb am 6. Februar 1720. Er wurde in der neuen Gruft der Kirche bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Benedict Lurz (1720–†1731)

Er wurde am 16. September in Sesslach im Landkreis Coburg als Johann Jacob Lurz geboren.

Sein Vater Lorenz war Stadtrat in Sesslach.

1690 begann er das Studium der Rhetorik an der Academia Ottaniana in Bamberg. Schon ein Jahr später wechselte er an die Universität Würzburg.

1694 trat er in das Kloster Banz ein, wo er 1696 seine Profess ablegte und den Klosternamen Benedict annahm. 1700 wurde er zum Priester geweiht.

Unter Abt Kilian wurde er 1707 Novizenmeister.

1716 ernennt ihn Abt Kilian zum Prior. Er war auch Kanzleidirektor.

Nach dem Tod von Abt Kilian wurde Benedict am 12. März  1720 mit Mehrheit zum neuen Abt von Banz gewählt.

Am 17. April 1721 bestätigte ihn der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn (1719 – 1724)

Die Belehnung durch den Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn (1693 –1729) erfolgte am 19. Februar 1721.

Er zeigte sich durchaus als Barockabt.  Er schaffte eine neue Kutsche an und stellte dafür fünfköpfiges Begleitpersonal zu Pferd und Fuß ein.

Er scheint finanziell sehr gewieft gewesen zu sein und ein richtiges Verhandlungstalent.

Die vier Nischenaltäre für das Langhaus hatte Balthasar Esterbauer für 200 fränkische Gulden, das sind etwa 81.202,00 €  je Altar errichtet.

Die beiden wesentlich größeren Seitenaltäre baute Johann Thomas Wagner (1691-1769) für 100 Gulden je Altar, also halb so teuer.

Johann Thomas Wagner hatte als Geselle von Balthasar Esterbauer begonnen.

Abt Benedict stellte das Klostergeviert fertig. Die alte noch stehende Klosterkirche musste abgebaut werden.

Mit Baumeister Simon Weber (1695–1735)  schloss er einen  Akkord über den langen talseitigen Konventflügel, der dann aber erst 1732 begonnen wurde.

Den Südwestflügel, den sogenannten Bischofsbau konnte er vollenden.

Außerhalb von Banz baute er in Buch am Forst ließ er bei dem dortigen klösterlichen Gutshof ein Herrenhaus, das wohl als Sommersitz dienen sollte, errichten

Es hat ein heutiges  Aussehen und wird heute Schloss Buch genannt.

In Gnellenroth, heute Ortsteil von Lichtenfels im Landkreis Lichtenfels ließ er an Stelle einer einsamen Hofstatt

ein Herrenhaus “in einer anmuthigen Gegend, eine halbe Stunde vom Kloster, zur Belustigung seiner Geistlichen erbauen” (Roppelt).

Er vergrößerte den Bücherbestand der Bibliothek und brachte dies provisorisch im neuen “Bischofsbau” unter.

In seiner Regierungszeit von 11 Jahren sind 8 Neueintritte zu verzeichnen.

Am 18. Januar 1731 verstarb er an einem chirurgischen Eingriff in Kloster Banz.

Sein Nachfolger wurde Abt Gregor Stumm (1731–†1768)

Er stammte wie sein Vorgänger ebenfalls aus Sesslach.

Er wurde dort am 30. März 1693 als siebtes Kind des Küfers  Johann Stumm und seiner Ehefrau Margaretha Schwerdt geboren. Er wurde auf den Namen Johann Joseph getauft.

Seine Mutter starb im Jahr 1703, da war er zehn Jahre alt.

Ende 1708 schrieb er sich an der Academia Ottoniana in Bamberg ein.

1714 trat er in das Kloster Banz ein. Seine Profess legte er 1715 ab und nahm den Klosternamen Gregor an.

Ende 1719 wurde er zum Priester geweiht.

Er wirkte als Klosterpfarrer.

Unter Abt Benedict war er von 1724-1726 Prior.

Am 27. Januar 1731 wurde er mit knapper Mehrheit zum neuen Abt gewählt.

Am 9. März 1731 bestätigte ihn der Würzburger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn-Buchheim( 1729 –1746), der auch Bischof von Bamberg war.

Die weltliche Belehnung erfolgte am 12. Oktober 1731.

1738 verständigte er sich mit  Fürstbischof Friedrich Karl auf dessen Landeshoheit.

1743 nahm er an der Einweihung der Hofkirche in Würzburg und der Stiftskirche von Münsterschwarzach teil.

Abt Gregor begann mit einer umfassenden internen Reform .

Die süddeutschen Benediktinerabteien hatten ihre Konventualen in der Regel nach ihrer Profess auf Universitäten geschickt.

Abt Gregor verlangte, dass  jeder Neuaufgenommene unabhängig von seinen Vorstudien einen klosterinternen 6 jährigen

Studiengang zu absolvieren hatte.  Das waren zwei Jahre Philosophie, zwei Jahre Theologie, sowie zwei Jahre kanonisches und bürgerliches Recht.

Damit schaffte er die Grundlage für die geistige Blüte, für die Kloster Banz in den Jahren vor der Säkularisation bekannt wurde.

Diese geistige Förderung zog offensichtlich viele Klostereintritte nach sich. In Abt Gregors Regierungszeit sind 33 Neueintritte zu verzeichnen,

so viele wie bei keinem seiner Vorgänger.

Unterstützt wurde diese Bildungsinitiative durch  den Bau der Bibliothek und deren großzügige Ausstattung.

Dazu ließ er das von Dientzenhofer geschaffene Dormitorium ließ er 1736-1738 zu einer zweigeschossigen Bibliothek umbauen.

In der Bibliothek wurden gelehrte Zeitungen aus Deutschland und Italien gehalten.

Er förderte gezielt das Studium der neueren Sprachen. Es wurden Prüfungen abgehalten, denen er oft selbst beiwohnte.

Außerdem gab es eine naturkundliche Sammlung. In seiner Zeit wurden wohl auch die beiden Globen angeschafft, bestehend aus einer Holzkugel von immerhin 1,20 m

Durchmesser.

Er förderte auch die Musikpflege im Kloster. Er schaffte die große Emporenorgel von 1737 an, da zu zwei weitere im Mönchschor und im Oratorium über der Sakristei.

Anstelle der Ökonomiebauten des 16. und 17. Jahrhunderts ließ er einen ehrenhofartigen, dreiflügeligen Vorhof nach Vorschlag von Balthasar Neumann, der zu der Zeit

die benachbarte Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen baute, errichten. Dieser wurde erst nach Gregors Tod fertiggestellt.

1745 ließ er in Hausen  bei Staffelstein die grosse Klostermühle am Main zu einem herrschaftlichen zweigeschossigen Walmdachbau  umbauen. Diese Klostermühle ist mit zwei Wasserrädern und vier Mahlgängen ausgestattet.

Abt Gregor verstarb am 7. Oktober 1768

Er ist in der Klostergruft unter der neuen Stiftskirche begraben.

Auf ihn folgte Abt Valerius Molitor (1768–†1792)

Die Regierungszeit von Abt Gregor war auch der Höhepunkt der “katholischen Aufklärung in Kloster Banz”.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts fanden heftige Kontroversen über die Aufklärung und Reformen in der katholischen Kirche statt.

Dabei ging es darum. Grundsätze der katholischen Religion zu prüfen und Neuansätze zu schaffen.

Für die katholische Aufklärung in Banz war die Regierungszeit von Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1755-1779) von Würzburg und 1757- 1779 auch von Bamberg wichtig.

1724 studierte er Philosophie an der Universität Salzburg,von 1725-1727 Theologie am Collegium Germanicum in Rom und danach Rechtswissenschaften an den Universitäten von

Würzburg und Leiden.

Schon kurz nachdem er Fürstbischof wurde, begann er mit der Reform des Bildungswesen in seinen Bistümern.

1762 führte er die allgemeine Schulpflicht ein.

1770 gründete er ein Lehrerseminar in Bamberg.

1773 erhob er die Academia Ottonia in Bamberg zur Universität.

Wegen dieser Reformen im Bildungswesen gilt er als musterhafter Vertreter der katholischen Aufklärung in Deutschland.

In Banz begann die neue geistige Blüte schon mit Eucharius und Kilian.

Abt Kilian berief 1707 Johann Valentin Rathgeber (1682–1750), der 1704 als Schulmeister und Organist am Juliusspital eingestellt worden war, wegen seiner

musikalischen Fähigkeiten als Kammerdiener nach Kloster Banz. Dort  trat er 1707 ins Noviziat ein.

Danach war er als Organist, Chorleiter und Prediger in Kloster Banz tätig.

Zur feierlichen Einweihung der Klosterkirche entstand seine musikalische Komposition.

Seine ersten Kompositionen, acht Messen wurden 1721 unter dem Titel “Octava Musica” in Augsburg publiziert.

Von 1729 bis 1738 war er wohl im Einverständnis mit Abt Kilian in Deutschland, sowie in Ungarn, Österreich , der Slowakei und der Schweiz unterwegs.

Insgesamt veröffentlichte er 468 weltliche  und geistliche Kompositionen.

Mit ihm ist der Ruf von Kloster Banz verbunden.

Kloster Banz hatte in dieser Zeit eine Reihe von Theologieprofessoren vorzuweisen, die zunächst am Kloster selbst unterrichteten, dann aber auch an  Universitäten berufen worden sind und dort lehrten.

Öfters wurden Banzer Theologieprofessoren als Mitglieder der Prüfungskommissionen auch nach Bamberg zu verschiedenen Disputationen eingeladen.

Dominicus Schramm war einer der bekanntesten Theologen seiner Zeit. Er trat 1742 in das Kloster Banz ein. Seine Profess legte er 1743 ab.

Nach der Priesterweihe 1748 unterrichtete er an der Klosterschule  Mathematik, Kirchenrecht, Philosophie und Theologie .

Auf Einladung lehrte er auch an den Universitäten Erlangen und Ingolstadt.

Seine wichtigsten Werke sind:

Compendium Theologiae dogmaticae, scholasticae, et moralis Methodo scientifica propositum (3 Bände; Augsburg 1768)

Dieses erschien noch 1837 in Turin, 1848 in Lüttich und 1868 in Paris.

Institutiones theologiae mysticae (2 Bände; 1771) Epitome canonum ecclesiasticorum ex conciliis Germaniae et aliis fontibus (3 Bände; Augsburg 1774)

Analysis Operum S.S.Patrum, et Scriptorum ecclesiasticorum (15 Bände, Augsburg 1780–1792)

Von 1782 bis 1787 war Dominicus Schramm Prior im Kloster Michelsberg in Bamberg und kehrte dann nach Banz zurück.

Nach seinen Büchern wurde in mehreren Klöstern, Gymnasien und an den katholischen Universitäten in Deutschland, Italien, Frankreich und Belgien gelegt.

Er legte den Grundstein zur katholischen Aufklärung in Banz.

Ein weiterer Vertreter der katholischen Aufklärung in Banz war Jakob Gregorius Herzog.

Er wurde 1743 in Bamberg geboren. Er trat 1760 in Kloster Banz ein.

Seit 1772 war er Vorsteher der moralischen Disputationen für junge Benediktinermönche.

Er war durch wissenschaftliche Publikationen nicht nur im katholischen Deutschland, sondern auch im protestantischen Norden bekannt.

Zu seinen bekanntesten Schriften zählen

Ueber die wichtigste Pflicht der Aeltern in der Erziehung ihrer Kinder (1778)

Versuche einer charakteristischen Moral oder Sittenlehre aus biblischen Schilderungen für alle Stände (1785)

Ein weiterer wichtiger Vertreter war Pater Kolumban Rösser (1736-1780).

Er wurde 1736 geboren.

Er studierte an den Universitäten Würzburg und Bamberg.

1760  trat er  in das Kloster Banz ein.

1764 wurde er dort zum Priester geweiht.

Im Kloster lehrte er Philosophie.

1772 kehrte er nah Würzburg zurück 

Dort war er Professor der Logik und Metaphysik. Zudem wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert. Die Akademie nützlicher Wissenschaften in Erfurt nahm ihn als

korrespondierendes Mitglied auf.

Einige seiner Werke waren

Theses ex institutionibus logicae idealis, Bamberg 1760.

Encyclopaedia positionum philosophicarum ac mathematicarum, Coburg 1772.

Institutiones logicae, Stahel, Würzburg 1775.

Lectiones Physicas Avspicatvrvs Pavca De Praeivdicio Antiqvitatis Et Novitatis, Würzburg 1775

Institvtiones Metaphysicae, Stahel, Würzburg 1776.

Anthropologiae primae lineae, Stahel, Würzburg 1776.

Institvtiones philosophicae de homine et deo: in vsvm avditovm adornatae, Stahel, Würzburg 1780.

Placidus Sprenger erhöhte ebenfalls den Ruf von Banz als Gelehrtenakademie.

Er ist am 27. Oktober 1735 in Würzburg geboren.

Er studierte in Würzburg Rechtswissenschaften.

Am 15. August 1763 legte er in Banz seine Profess ab.

Im März 1766 wurde er zum Priester geweiht.

In Banz war er Professor für Zivilrecht und auch Theologie.

1778 bis 1788 war er Kanzleidirektor .

Er war dann in St. Stephan in Würzburg und dort 1292 Prior.

Nach Banz zurückgekehrt war er dort Bibliothekar und Director Clericorum.

1799 war er zum zweiten Mal Prior. In dieser eigenschaft werweiterte er den Klostergarten.

Nach der Säkularisation ging er nach staffelstein, wo er 1806 verstarb.

In Banz gab er die Zeitschrift  Literatur des katholischen Deutschlands heraus, die  er 1792 in

“Literarisches Magazin für Katholiken und der Freunde “ umbenannte.

Außerdem stammt von ihm der “Thesaurus rei patristicae” (3 Bände  1784-1792).

Ein weiterer Theologe und Philosoph  aus Banz war Ildephons Schwarz (1752-1794)

Er wurde 1752 in Bamberg geboren.

Ab seinem 16. Lebensjahr besuchte er das Gymnasium in Kloster Banz. 1769 trat er dort ins Kloster ein.

Dort studierte er Philosophie und Theologie unter Leitung von Kolumban Rösser und Placidus Sprenger (1735-1806)

1779 wurde er Professor der Philosophie, Mathematik, später der Theologie in Banz und Bibliothekar der Klosterschule.

Sein wichtigstes Werk ist

Handbuch der christlichen Religion. Bamberg und Würzburg 1793–1794, 3 Bände.

Im Rahmen der Katholischen Aufklärung ist auch die rege Übersetzertätigkeit im Kloster Banz zu erwähnen.

Übersetzt wurden philosophische und theologische Schriften aus dem Französischen, Englischen, Italienischen  und Latein.

Zu erwähnen sind Joseph Bauer (1745-1803) und Franz Regel (1749-1803)

In Kloster Banz wurden auch Zeitschriften veröffentlicht. Die “Fränkischen Zuschauer” erschienen 1772/73 in 4  Bänden.

Man wollte sich auf Rezensionen schöngeistiger, mathematischer, theologischer und philosophischer Literatur katholischer Verfasser konzentrieren.

Einer der Mitorganisatoren war Kolumban Rösser.

1775 bis 1798 gab Abt Stumm die Zeitschrift” Die Litteratur des katholischen Deutschlands “

Nach diesem Blick auf die katholische Aufklärung in Kloster Banz zurück zu Abt Valerius Molitor.

Er ist am 28. Mai 1728 in Kronach geboren.

Er studierte bei den Jesuiten in Bamberg und Würzburg.

Er hatte Philosophie studiert und trat in das Kloster Banz ein, wo er am 1. Januar 1750 die Profess ablegte.

Dort war er Cellerar und dann Prior.

Am 24. Oktober 1768 wurde er zum Abt gewählt.

Die weltliche Belehnung erteilte der Bamberger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1757 –1779) von 1775-79 auch Fürstbischof von Würzburg

am 27. Juni 1769, die geistliche Bestätigung erfolgte am 5.Dezember 1769.

1772 ließ er den Torbau zwischen dem Gasthausbau und Sammlungsbau nach Plänen von Johann Sebastian Weber (1735–1784)  errichten.

Damit war der  barocke Ausbau von Kloster Banz abgeschlossen.

Er legte zum “Vergnügen und zum Nutzen” Gärten an (Oesterreicher S.182).

Er kaufte Güter und Zehnte.

Er war sehr erfahren in der Diplomatik, das ist die Urkundenlehre. Es geht dabei um den Nachweis er Echtheit von Schriftstücken.

Außerdem war er in der Münzkunde sehr bewandert und bereicherte das Münzkabinett von Banz.

Er ordnete das Archiv und legte Kataloge an. Er unterstützte die Wissenschaften und hielt das Kloster auf dem hohen Stand, den es erreicht hatte.

Er war sehr wohltätig und ließ in den Teuerungsjahren 1770/71 einen Bau erstellen, der “Hungerbau” hieß, um den Notleidenden Brot und Arbeit zu verschaffen.

Er verstarb am 1. Mai 1792 in Kloster Banz.

Auf ihn folgte Abt Otto Roppelt (1792–†1800)

Er wurde am 13. September 1743 in Bamberg geboren.

Er trat in das Kloster Banz ein und legte am 13. November 1765 seine Profess ab.

Am 15. Oktober 1769 wurde er zum Priester geweiht.

Er war Vorsteher der moralischen Disputationen .

Mehrere Jahre war er Kanzleiassessor.

Seit 1785 war er Kanzleidirektor.

Er lehrte als Professor beider Rechte in Banz.

Am 19. Juni 1792 wurde er als Kandidat der “Reformer” zum vorletzten Abt von Kloster Banz gewählt.

Diese hatten eine neue Verfassung für das Kloster durchgesetzt, die der Mönchsgemeinschaft in Zukunft ein Mitspracherecht in Personal- und Finanzfragen zubilligte.

Prior unter Abt Otto war Burkard Vollert.

Der Würzburger Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal (1779 –1795), gleichzeitig Fürstbischof von Bamberg, bestätigte ihn am 2. Oktober 1793. Die weltliche Belehnung

war schon am 7. Februar 1793 erfolgt

1795 belehnte ihn der neugewählte Bamberger Fürstbischof Christoph Franz von Buseck (1795 –1805) noch einmal weltlich.

Im 1. Koalitionskrieg (1792-1797) war der französische General Jean Baptiste Jourdan (1762-1833)1796 in die Oberpfalzeingedrungen, wo er allerdings am 24. August 1796 vor Amberg und am 1.-3. September 1796

bei Würzburg durch Erzherzog Karl von Österreich (1796 Kommandeur der österreichischen Rheinarmee) Niederlagen erlitt  und sich nach Düsseldorf zurückzog.

Vorher aber wurde Abt Otto von Banz nach Bamberg verschleppt. Der Bamberger französische Stadtkommandant Jean Augustin Hernoulf (1753-1827) entließ Abt Otto wegen dessen kränklichen Zustandes und auf

Verwendung angesehener Personen gegen ein Lösegeld. Auch waren Kriegskontributionen erpresst worden.

Im Konvent hatte Abt Otto durchaus Schwierigkeiten.

Der Würzburger Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach (1795 –1808 ) ordnete 1798 eine Visitation an, die eine Restrukturierung der Abtei bewirkte.

Im 2. Koalitionskrieg fielen die Franzosen im Juni 1800 wieder in Bayern ein.

Seine Erfahrungen aus dem 1. Franzoseneinfall hatten Abt Otto aber bewogen, dieses Maln ach Coburg zu flüchten.

Dort verstarb er am 17. Dezember 1800 infolge eines Schlaganfalls.

Als letzter Abt folgte Gallus Dennerlein (1801–1803).

Abt Gallus Dennerlein wurde am 20. Januar 1742 in Gunzendorf, heute Ortsteil des Marktes Buttenheim, Landkreis Bamberg als Johannes Dennerlein geboren.

Sein Vater war Schullehrer in Buttenheim. Dieser brachte ihm auch Orgelspielen bei.

Er besuchte die Lateinschule in Bamberg.

1760 trat er in das Kloster Banz ein.

Seine Profess legte er am 8. Dezember 1761 ab.

Im Kloster studierte er daraufhin Philosophie und Theologie sowie Rechtswissenschaft und Kirchengeschichte.

1767 wurde er Adjunkt, also Beigeordneter des Bibliothekars und Waldmeisters

1777 wurde Kanzleiassessor, Cellerar und Ökonom .

1785 und 1789 war er Administrator der Herrschaft Gleusdorf, das ein Vogteiamt von Kloster Banz war.

1798 wurde er auf Betreiben einer bischöflichen Kommission wurde er von dort zurückbeordert und übernahm wieder die Wirtschaftsverwaltung des Klosters.

Beim Tode von Abt Otto war Kloster Banz von französischen Truppen besetzt.

Deswegen fand die Wahl zum neuen Abt erst am 4. Mai 1801

Abt Gallus Dennerlein (1801–1803) wurde der letzte Abt von Kloster Banz.

Am 9 Juli 1800 erteilte ihm der Würzburger Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach die Bestätigung. Die weltliche Belehnung durch den

Bamberger Fürstbischof Christoph Franz von Buseck erfolgte am 11. November 1801.

Er konnte die an das Fürstbistum abgetretene wirtschaftliche Selbstständigkeit wieder erlangen

Augustin Andres Geyer trat am 11. Juli 1793 in das Kloster Benz ein.

1801 wurde er Sakristeidirektor sowie Kustos und 1802 Kanzleiassessor und Sakristan.

Gemeinsam mit Carl von Theodori, einem bayrischen Verwaltungsjuristen und Paläontologen konzipierte er  in Kloster Banz eine

Petrefaktensammlung, das ist eine Fossiliensammlung,  einer in der Gegend von Kloster Banz gefunden Fossilien.

Diese wurde 1828 der Familie von Herzog Wilhelm in Bayern (1752-1837) mit der Bestimmung übergeben, dass sich die Sammlung ausschließlich aus Fossilien der direkten Region um Kloster Banz zusammensetzt und die Sammlung der wissenschaftlichen Forschung zugänglich ist.

Abt Gallus hatte den Plan , das Kloster zu einer Schul- und Studienanstalt auszubauen

Die Säkularisation des Kloster konnte er damit nicht verhindern.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 wurde den Territorialherren, die  Gebietsverluste durch die Verschiebung der französischen Ostgrenze erlitten hatte, wurden ihnen als Entschädigung

die kirchlichen Reichsstände, das sind die geistlichen Fürstentümer zugesprochen.

1803 übernahm das Kurfürstentum Bayern die Klosterverwaltung von Banz.

Da Kloster Banz ein schuldenfreies Vermögen von mehr als anderthalb Millionen Gulden, das sind  etwa 620.042.517,00 € hatte, bekam Abt Gallus

eine großzügige Pension, nämlich jährlich 6000 Gulden, das sind etwa 60.000,00 €.

Die  Konventualen bekamen zwischen 400 und 600 Gulden, das sind zwischen 4000 und 6000 €. Sie erhielten aber neue Stellen als Professoren oder Pfarrer.

83 Bedienstete wurden entlassen und gerieten nicht selten in Not und Armiut.

Außerdem konnte er im Schloss Buch am Forst wohnen.

Er gab sein Einkommen überwiegen für wohltätige Zwecke aus.

Er hatte mehrere Schlaganfälle und verstarb am 22. Oktober 1820.

Die das Kloster kam an das Kurfürstentum Bayern.

Die Gebäude wurden Sitz eines Landgerichts und Rentamts. Die Pfarrei Banz wurde gegründet.

Die Bibliothek, das Naturalienkabinett und die  Münzsammlung kamen  in die staatlichen Sammlungen nach Bamberg und München.

Die Fossiliensammlung ist heute im Museum Banz.

1814 erwarb Herzog Wilhelm die ehemalige Klosteranlage.

Sie wurde als Schloss Banz bezeichnet und war Sommerresidenz.

Am 5. Mai 1933 verkaufte Herzog Wilhelm das ehemalige Kloster ohne den Großteil des dazugehörigen Wald- und Grundbesitzes an Bischof Xaver Geyer, den Gründer und Leiter der „Gemeinschaft von den Heiligen Engeln“,

ein  nicht approbierter Orden zur Betreuung der Auslandsdeutschen.

Von Ende 1940 bis September 1941wurde es als Durchgangslager für ca. 350 Bessarabiendeutsche, die nach Polen (Warthegau) umgesiedelt werden sollen, genutzt. Nach dem Umbau dienten die Gebäude ab Juni 1942 der Wehrmacht als Reservelazarett, das bis August 1945, auch nach dem Einmarsch der Amerikaner am 11. April, geführt wurde. Gegen Kriegsende  waren  Flüchtlinge, Evakuierte und Ausgebombte in den Gebäuden, so dass nicht nur im Lazarett mit 380 Patienten, sondern auch in allen anderen Räumen inkl. der Klostergaststätte drangvolle Enge herrschte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges richtete die Caritas unter der Trägerschaft der Schulschwestern von Unserer Lieben Frau (Böhmen) in einem großen Teil des Klosters ein Altersheim für Flüchtlinge und Vertriebene ein. 1964 schloss sie das Altenheim.

1978 übernahm die Hanns-Seidel-Stiftung die Klosteranlage mit Ausnahme der Klosterkirche und des Gärtnerhauses.

Die Hans Seidel Stiftung ist eine parteinahe Stiftung der CSU mit dem satzungsgemäßen Ziel, die „demokratische und staatsbürgerliche Bildung des deutschen Volkes auf christlicher Grundlage“ zu fördern.

                                                                                                                                                                                   

01 Dez. 2025

Josef Bürckel Gauleiter und Reichsstatthalter

 

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Am 30. März 1895 wurde Josef Bürckel in Lingenfeld als Sohn des Bäckermeisters Michael Bürckel und dessen Ehefrau Magdalena geboren. Er war das jüngste von vier Kindern. In Lingenfeld

besuchte er die Volksschule. Danach ging er auf die Realschule in Karlsruhe. Von 1909 bis 1914 war er in Speyer an der Lehrerbildungsanstalt. Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajevo der österreichische

Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau seine Frau Sophie Chotek ermordet. Das führte zur Julikrise und mündete in den 1. Weltkrieg, der am 28. Juli begann. In Deutschland befahl Kaiser Wilhelm am 1. August

die Mobilmachung. Am 3. August 1914 rief der Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Speyer seine Schüler auf, freiwillig in die Truppe einzutreten. Die Schule würde dem keine Hindernisse

in den Weg legen, sondern die Anstalt würde sich als Ehre anrechnen, wenn auch ihre Schüler nicht hinter den Gymnasien und Hochschulen zurückstünden. Josef Bürckel war im wehrfähigen Alter und meldete

sich bereits am Mobilmachungstag beim 17b Infanterieregiment freiwillig. Am 3. November 1914 rückte er als Rekrut beim Feldartillerieregiment 12b  ein. Eine erste Not-Abschlussprüfung konnte er wegen seines Heeresdienstes

nicht ablegen. Er legte sie gegen Ende des Jahres 1915 ab. Er bestand mit Erfolg. Wegen eines Herzleidens wurde er am 12. August 1915 in das Kriegslazarett in Péronne (Département Somme) eingeliefert.

Am 4. Dezember 1915 wurde er zum Unteroffizier befördert. Am 17. Mai 1916 wurde er für den Schuldienst zurückgestellt. Er begann seinen Praxisdienst als Schuldienstanwärter an der katholischen Volksschule in Lingenfeld.

Er wurde dann weiter nach Bellheim und dann nach Minfeld versetzt, wo er bis zum Ende des Schulanwärterdienst am 28. Juli 1919 blieb. Danach fand die Prüfung zur Lehreranstellung auf Lebenszeit statt.

Nach seiner Anstellung als Hilfslehrer unterrichtete er bis zum 31. Januar 1920 in Bobenheim – Roxheim. Dann wurde er nach Rodalben versetzt und dort am 1. April 1921 zum Lehrer auf Lebenszeit ernannt.

Er hatte schon am 11. Juni 1920 in Lingenfeld Hilde Spies geheiratet. Zum Zeitpunkt der Eheschließung war sie noch nicht 21.  Am 21. August 1921 kam Josef Artur zur Welt. Josef Artur war während des Krieges Mitglied der Leibstandarde Adolf Hiltler.

Er fiel am 01. August 1944.

Durch Bürckels Anstellung auf Lebenszeit war die materielle Basis für die Familie des Lehrers gesichert. Am 10. März 1925 bekam die Familie nochmals Nachwuchs. Der zweite Sohn Hermann Jakob wurde geboren.

Über Bürckels Familienleben ist sonst nichts bekannt.

Auch zu seinen außerschulischen Aktivitäten, Kontakte zu Kollegen usw. gibt es kaum Informationen. Aber er war Chorleiter im Gesangverein in Rodalben und das lässt darauf schließen, dass er doch einiges Ansehen in Rodalben genoss.

Vermutlich schon 1921 trat er in die NSDAP ein. Es lässt sich nicht nachweisen, ob er in Rodalben schon parteipolitisch tätig war. Er hatte sich aber einseitig positioniert in seiner antiseparatistischen Tätigkeit und war sowohl von deutschen als

auch französischen Behörden verfolgt.

Die separatistische Bewegung setzte in der Pfalz unmittelbar nach Kriegsende ein. Am 11. November 1918 war das  Waffenstillstandsabkommen von Compiègne abgeschlossen worden und ab dem 1. Dezember 1918 besetzte

die französische 8. Armee unter General Augustin Grégoire Arthur Gérard (1857-1926) die Pfalz. Bis zum Ende des Ruhrkampfs unter Reichskanzler Gustav Stresemann waren rund 60.000 Mann in der Pfalz stationiert.

In der Pfalz regten sich nun separatistische Bestrebungen. Sie gingen von bürgerlichen Kräften bis weit in die Zentrumspartei hinein aus. Man hatte Angst vor einer ungewissen Zukunft in einem womöglich bald sozialistischen

Deutschland. auch versprach man sich durch eine Anlehnung an die Sieger bei der Reparationsfrage glimpflicher davon zu kommen. 1919 war in München der bayrische und sozialistische Ministerpräsident ermordet worden.

Ab 1920 rückte Bayern nach rechts und entwickelte sich unter dem Ministerpräsidenten Gustav von Kahr zur nationalistischen “Ordnungszelle” Deutschlands. In München sammelten sich militante Rechtsradikale.

Der innenpolitische Kampf zwischen Bayern und dem Reich erfuhr in dieser Zeit eine scharfe Zuspitzung. Die Pfalz als Teil Bayerns wurde so in die Auseinandersetzung hineingezogen. Auch das ein Grund für die starke separatistische Bewegung.

Das Ende des Ruhrkampfes und die Einführung der Rentenmark und damit  das Stoppen der Inflation entzogen der separatistischen Bewegung schließlich den Boden. Es gab noch zwei gewalttätige Aktionen. Am 5. November 1923 hatte Franz-Josef Heinz in  Speyer die “Autonome Pfalz” ausgerufen und eine Regierung gebildet. Das war wenige Tage vor dem Hitlerputsch in München.Heinz und zwei seiner Mitarbeiter wurden am 9. Januar 1924 in Speyer erschossen. Die Kommandomitglieder stammten aus den rechtsradikalen Kampfbünden in München (Bund Wiking, Bund Oberland, SA). Das Attentat wurde mit Billigung und Geldern der bayrischen Staatsregierung ausgeführt.

Am 17. Oktober fand in Pirmasens der Sturm auf das bayrische Bezirksamt statt. Das Gebäude war in Brand gesteckt worden. 12 Separatisten, die sich in dem Gebäude befunden hatten, kamen ums Leben. Von den Angreifern starben 6 und es gab

zwölf Schwerverletzte. Bei diesem Sturm war Bürckel beteiligt. In Münchweiler und Rodalben war er so etwas wie der geistige Führer des Abwehrkampfes. Am 7. Januar 1924 musste er nach Heidelberg fliehen. Er ging dann weiter nach Niederbayern

Die Regierung von Niederbayern übertrug ihm am 24. März 1924 eine erledigte Hilfslehrerstellung. Mittlerweile war die Separatistenbewegung zusammen gebrochen und Bürckel kehrte am 9. Mai 1924 in die Pfalz zurück und nahm am nächsten Tag seinen Schuldienst in Rodalben wieder auf.

Im März und April war die selbständige Partei NSDAP der Pfalz wiedergegründet worden, nachdem die NSDAP im Juli 1923 von der interalliierten Rheinkommission (IARK) verboten worden war. Man hatte eine eigene Satzung und eigene Mitgliedskarten.

Diese Taktik der Distanzierung von München hatte Erfolg. Am 27. März 1925 erfolgte die Aufhebung des Parteienverbots für die pfälzische NSDAP durch die IARK. Am 13. März 1926 fand der erste Gautag des Jahres in Kaiserslautern statt. Unter der Leitung des Ortsgruppenleiters Richard Mann wurde Bürckel in “demokratischer Versammlung” zum Gauleiter gewählt. Er hatte sich durch ”bahnbrechende Vorarbeit die Anwartschaft” verdient. (zitiert nach Josef Bürckel: Gauleiter Reichsstatthalter Krisenmanager Adolf Hitlers , von Lothar Wettstein S. 68) Am 26. März informierte Bürckel die Reichsleitung von seiner Wahl. Allerdings war Bürckel nicht in den amtlichen Parteiunterlagen als Mitglied geführt. Deshalb forderte die Parteileitung umgehend zur Anmeldung auf. Bürckel meldete sich am 9. April 1926 an und erhielt die Mitgliedsnummer 33979. In einem von der Parteikanzlei verfassten Lebenslauf Bürckels heißt es “Der Aktivist Josef Bürckel entschied sich bereits im Jahre 1921 für den “Aktivisten” Adolf Hitler” (Wettstein S. 69)

Ein publikumswirksames Ereignis hatte Bürckel für den September 1926 geplant.  Es sollte der erste Gauparteitag mit Adolf Hitler als Hauptredner werden. Der bayrische Ministerpräsident Heinrich Held hatte dies aber wegen der zu erwartenden

Auseinandersetzungen verboten. Die Besorgnis war durchaus berechtigt. Bei einer Kundgebung mit Gregor Strasser am 7. September 1926 in Kaiserslautern verhinderte nur beherztes Einschreiten der Polizei ein Blutvergießen. Strasser war in dieser Zeit bis 1928

als Reichspropagandaleiter der NSDAP tätig. Die Auseinandersetzungen mit den politischen Gegner veranlassten Bürckel den Aufbau der pfälzischen SA-Formationen voranzutreiben. Er beauftragte Fritz Schwitzgebel damit, vor allem weil dieser absolut

loyal war. Er war 1926 in die NSDAP eingetreten und wie Bürckel auch Lehrer, allerdings an der Oberrealschule (in Zweibrücken).Das zahlte sich auch für ihn  aus, 1929 war er bereits SA-Standardenführer, das entspricht einem Oberst. Ab 1935 war er Führer der SA-Brigade 51 Saar-Pfalz und wurde schließlich bis zum General befördert. Bürckel hatte in seiner gesamten Laufzeit alle Parteigenossen, die irgendwie Einfluss ausüben konnten, bewusst nach seinen eigenen Kriterien ausgewählt und so sich in seinem

Umfeld eine “Hausmacht” geschaffen.

1926 hatte Bürckel auch “Der Eisenhammer” gegründet und war dessen Herausgeber. Hauptschriftleiter war zunächst Fritz Hess. Es war eine nationalsozialistische Kampfzeitung, die wohl den Stürmer von Julius Streicher zum Vorbild hatte und diesem Pamphlet in nichts nachstand. Populistische Hetze,  Verleumdungen und pauschale Diskriminierungen gehörten zum Instrumentarium des Blattes.Vom 5.5. 1926-30.11. 1932 war Heinrich Förster Schriftleiter. Sowohl Hess, als auch Bürckel und Förster hatten  mehrere Verurteilungen sowohl von deutschen als auch französischen Militärgerichten, meist wegen Verleumdung oder übler Nachrede, Hess auch wegen Angriffen gegen separatistisch eingestellte Beamte und jüdische Richter. Allerdings bereiteten die Prozesse vor allem die von Förster Bürckel allmählich Probleme. Führende Mitglieder aus der pfälzischen NSDAP hatten Förster vorgeworfen, dass sein allzu rüder Ton in den Artikeln immer wieder zu Prozessen führten, die sehr wohl zu vermeiden gewesen wären

und meist verloren gingen. Das verursachte immer höhere Kosten. Der Angriff richtete sich auch direkt gegen Bürckel, da dieser Förster gewähren lasse und nicht einschreite, obwohl dieser seiner Aufgabe als Redakteur nicht gewachsen sei. Damit sei

Bürckel letztlich für das finanzielle Desaster verantwortlich. Nun erklärte Förster um den Monatswechsel Februar/März herum, dass er mit sofortiger Wirkung aus seinem Amt als verantwortlicher Redakteur ausgeschieden sei. Bürckel ernannte Hess als

Stellvertreter in seinem Amt als Gauleiter und erklärte, er lege seinen Posten bis zur Klärung der Vorwürfe nieder. Das war aber kein Rücktritt sondern lediglich ein “Ruhenlassen”. Es blieb so ohne Wirkung. Bürckel fuhr unvermindert mit seiner populistischen

Parteiarbeit fort. In Pirmasens und Neustadt sollten am 20. April pompöse Feiern zu Hitlers Geburtstag stattfinden. Für den 30. April berief er den Gauparteitag nach Landau. Eingeladen waren Hans Dietrich, der für die Nationalsozialistische Freiheitspartei

den Wahlkreis 26 Franken vertrat. Die NSDAP war ja nach dem Hitlerputsch verboten worden war. Dietrich hatte 1928 auch am Eisenhammer mitgearbeitet. Dann Gottfried Feder, der sich ab 1927 zum Wortführer  der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik gemacht hatte. Der dritte geladene Reichstagsabgeordnete war Georg Strasser. Er hatte den revolutionären Sozialismus geprägt, den ja auch Bürckel vertrat. Strasser vertrat allerdings demokratische Grundsätze, die Bürckel radikal ablehnte.

Auch drei bayrische Landtagsabgeordnete waren eingeladen. Auch Hitler sollte an diesem Gauparteitag teilnehmen. Ob das aber nur ein geschickter Werbetrick war, lässt sich nicht feststellen. Denn die ganze Veranstaltung fand gar nicht statt. Der Stadtrat von Landau lehnte es nämlich ab, den Großen Festhallensaal zur Verfügung zu stellen. Das Reichsbanner, die 1924 gegründete “überparteiliche Schutzorganisation der Republik und der Demokratie im Kampf gegen Hakenkreuz und Sowjetstern” wie der SPD-Politiker Otto Hörsing, der sie ins Leben gerufen hatte, sie 1931 charakterisierte kündigte für 1927 ebenfalls eine Maifeier in Landau an. Da waren Zusammenstöße zu erwarten. Bürckel hatte zwar persönlich beim Stadtrat vorgesprochen, hatte aber keinen Erfolg.

Diese Schlappe war aber wohl einkalkuliert. Er schlachtete das auch sofort aus. Vor allem jüdische Stadträte hatten sich gegen die Überlassung der Stadthalle aus. Natürlich setzte Bürckel seine antijüdischen Hasstiraden fort und im Eisenhammer orakelte

er “Auch für Landauer Juden wird kommen der Tag”.

Er forcierte nun die Parteiorganisation. Er Bezirksgruppen, zuerst in Zweibrücken, Neustadt und Kusel und Ludwigshafen, danach in Landau und Frankenthal. Unabhängige propagandistischen Eigeninitiativen wurden von der Gauleitung nicht mehr geduldet.

Jede geplante Aktion und Tätigkeit musste von ihm gebilligt werden. Natürlich führte er den wachsenden Erfolg auf seine straffe Parteiführung zurück

Im Jahr 1927 hatte die NSDAP in der Pfalz ein deutliches Wachstum und auch einen Machtzuwachs verzeichnet.

Am 1. Juli 1927 wurde die Gauleitung von Lambrecht nach Neustadt verlegt. Ein ehrenamtlicher Geschäftsführer wurde eingestellt, der Bürckel entlasten sollte. Ein Untersuchungs-und Schlichtungsausschuss wurde als Parteigericht eingesetzt.

Er ließ sich zwar beraten. Aber die letzte Entscheidung behielt sich Bürckel immer vor. In seinem Gau galt das Führerprinzip auf Gauebene uneingeschränkt. Gehorsam und Unterordnung waren für Bürckel wichtiger als Eigeninitiative.

Die Querelen mit Förster gingen aber auch 1927 weiter. Er hatte sich mit der französischen Besatzungsmacht angelegt. Er wurde mehrfach zu Freiheitsstrafen verurteilt , vor allem aber drohte die Interalliierte Rheinkommission ein

Verbot des Eisenhammer an. Nun musste Bürckel einschreiten. Er schränkte den redaktionellen Verantwortungsbereich Försters stark ein und nahm die propagandistische Leitung des Verlags selbst in die Hand. Als seinen Stellvertreter

setzte er Ernst Ludwig Leyser ein. Dieser hatte NSDAP-Ortsgruppe in Neustadt  und der SA-Sturm-Ortsgruppe Neustadt gegründet. Leyser stand Bürckel, wie alle, die von ihm auf irgendwelche Posten gesetzt wurden, loyal zur Seite.

Das  Jahr 1928 war ein wichtiges Jahr für die NSDAP in der Pfalz. Am 28. Mai 1928 fand die Reichstagswahl statt und bei dieser Wahl trat die pfälzische NSDAP erstmals mit einer eigenen Liste an.

Mit enormem Aufwand startete die Partei. Zahlreiche öffentliche Veranstaltungen, Flugblätter und Tausende von Plakaten brachten aber einen kaum nennenswerten Mitgliederzuwachs. Bürckel erkannte,dass es taktisch falsch

war, sich mit der Propaganda auf die städtische Mittelschicht zu konzentrieren, die ländliche Bevölkerung, auch als Wählerschicht, aber zu vernachlässigen. Das ländlichen Gebiete der Nordpfalz wurden nun in verstärkte Werbeaktionen einbezogen

und diese waren erfolgreich. Bürckel sah sich bestätigt. In den Städten hatte die Partei bereits Fuss gefasst. Sie war in allen Städten vertreten nur in der Kreishauptstadt Speyer noch nicht. Am 10. März 1928 veranstalte Bürckel eine große Veranstaltung in Speyer mit dem

Reichstagsabgeordneten Friedrich. Nur wenige Tage später wurde die Speyrer Ortsgruppe sowie ein SA-Sturm gegründet. Die Ortsgruppe hatte Rudolf Trampler gegründet, der von Joseph Goebbels später am 21. August 1933 zum Landeskulturwart

der Reichspropagandastelle Rheinpfalz ernannt wurde. In den letzten beiden Kriegsjahren bekleideter er das Amt des Oberbürgermeisters von Speyer.

8709-Rudolf Trampler

Am 28. Mai 1928 fand die Reichstagswahl statt. Für die NSDAP verlief sie enttäuschend. Sie hatte 2,6 % der Stimmen erzielt, 0,4  weniger als bei den letzten Wahlen. Sie verlor auch 2 Abgeordnete und hatte im Reichstag jetzt 12 Sitze.

Zugewonnen hatte dagegen die SPD mit 3,8 % Zuwachs und 22 Mandaten mehr. Auch die KPD verzeichnete Gewinne und zwar 1,7 % und 9 Mandate mehr. Noch etwas mehr konnte die Reichspartei des deutschen Mittelstandes dazu gewinnen,

nämlich 2,2% Stimmenzuwachs und 11 Mandate mehr.  Es war eigentlich ein gefährliches Ergebnis, denn die bürgerlichen Parteien schlossen daraus, die NSDAP habe ihren Zenit bereits überschritten. Bürckel konnte aber mit “seinem”

Ergebnis mehr als zufrieden sein. Die NSDAP hatte in der Pfalz 5,7 % der Stimmen geholt, mehr als doppelt soviel wie auf Reichsebene und das Ergebnis der Wahlen von 1924 hatte er verdreifacht. 1924 entfielen auf die NSDAP 1,9 % der Stimmen.

Das machte natürlich Bürckel innerhalb der NSDAP stark. Bei Hitler stand er ohnehin in hohem Ansehen. Die NSDAP erhöhte ihre Werbeanstrengungen in den Bezirken Landau und Bergzabern. Das zahlte sich bereits ein Jahr später bei den Kommunalwahlen aus.

Zwei Monate nach den Wahlen fand auch der erste Gauparteitag in Pirmasens statt. Auch ein publikumswirksamer Marsch von 300 SA-Leuten durch Pirmasens wurde durchgeführt. Die bürgerliche Presse berichtete darüber nichts.

Sie hatte sich ohnehin für “Totschweigen” entschieden. Die weitere Entwicklung zeigt, dass da nicht unbedingt der richtige Weg war.

Bürckel schliff weiter an seiner Parteiorganisation. In seinem Führungskader sorgte er für rhetorisch besonders geschulte Parteiredner. Damit konnte er die Zahl seiner Veranstaltungen steigern. Der Zustrom potentieller Wähler nahm zu.

Er suchte die Auseinandersetzung mit den anderen Parteien auf seine Art. Öffentliche Kundgebungen ließ er oft -und zeitgleich mit Veranstaltungen der anderen Parteien abhalten. Er hoffte so, die Zuhörer für sich zu gewinnen.

Für das Jahr 1929 verlangte er von seinen Parteigenossen bedingungslosen und rücksichtslosen persönlichen Einsatz. Angst vor Straßenkämpfen oder Saalschlachten durfte es nicht geben. Nur dabei sein,

war nicht genug. Nur die KPD postulierte eine ähnliche Hingabe. Logische Folge war, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen hauptsächlich zwischen dem Roten Frontkämpferbund der KPD und der SA stattfanden.

1929  ließ er wieder prominente NS-Parteiführer auftreten. Goebbels sprach am 6. März 1929 erst in Zweibrücken und einige Stunden später in Pirmasens. Gottfried Feder trat drei Tage später in Speyer auf. Der Erfolg zeigte sich rasch.

In der Nordpfalz entstanden neue Ortsgruppen, in Frankenthal erhöhte sich die Mitgliederzahl um 40 %.

Nach den Kommunalwahlen war die Partei fast in allen Gemeinden vertreten. In Landau hatte die Partei erstmals kandidiert und hatte bei ihrer ersten Wahl sofort mit der SPD gleichgezogen.

1930 scheiterte die letzte parlamentarische Regierung der Weimarer Republik im März 1930. Hindenburg ernannte nun den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning, der zunächst mit der Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen

regierte. Als auf Antrag der SPD diese gemäß Artikel 48 in der Weimarer Verfassung das Parlament von seinem Recht Gebrauch machte, die Notverordnung wieder aufzuheben, bat Brüning Hindenburg den Reichstag aufzulösen.

Die Neuwahlen wurden für den 14. September 1930 festgelegt. Bei der NSDAP gab es eine Premiere. Erstmals organisierte Joseph Goebbels den Wahlkampf der Nationalsozialisten zentral. Man verzichtete weitgehend auf antisemitistische Parolen.

Man prangerte den Verfall Deutschlands im “System Weimar” an, beschwor die Volksgemeinschaft. Wichtiges Thema war natürlich die Weltwirtschaftskrise, die als Komplott gegen Deutschland dargestellt wurde. Hitler engagierte sich in diesem Wahlkampf enorm. Zwischen dem 3. August und dem 13.September trat er in mehr als 20 Großveranstaltungen als Hauptredner auf. Für Bürckel war diese Wahl in doppelter Hinsicht bedeutsam. Erstens  wollte er natürlich ein beeindruckendes Ergebnis erzielen. Vor allem aber kandidierte er erstmals in einer Listenverbindung mit dem Wahlkreis Franken erstmals als Abgeordneter für die pfälzische NSDAP, und das mit ausdrücklicher Billigung Hitlers. Hitler unterstützte Bürckel auch persönlich. Auf einer der Großveranstaltungen

trat er am 26. August 1930 in der Eberthalle in Ludwigshafen auf. Das war das erste offizielle Auftreten Hitlers in der Pfalz. Am 30. Juni 1930 war Frankreich aus Mainz und der Pfalz abgezogen, nachdem Deutschland am 21. August 1929 den Youngplan angenommen

hatte, der die deutschen Reparationsverpflichtungen neuregelte. Darin war auch der Abzug Frankreichs festgelegt worden.

Es war ein blutiger Wahlkampf mit Zusammenstößen, Straßenschlachten und auch mit Toten. Am 14. September wurde gewählt, mit einer Wahlbeteiligung von 82,0 %, man vergleiche das mal mit der Wahlbeteiligung von heute!

Die NSDAP erzielte erdrutschartige Erfolge. Sie bekam 18, 3 % der Stimmen, was gegenüber der letzten Wahl einen Zuwachs von 15,7 % der Stimmen bedeutete. Mandate erhielt sie 107, also 95 mehr als 1928 und war hinter der SPD zweitstärkste

Kraft. Die SPD hatte 10 Sitze verloren, war aber mit 143 Sitzen immer noch stärkste Kraft. Nur die KPD (+ 2,5 %) und die Christlich-Nationale Bauern-und Landvolkpartei (+ 1,3 %) konnten Zugewinne erzielen.

Die pfälzische NSDAP lag auch bei dieser Wahl mit 22, 8 % der Stimmen deutlich über dem Reichsschnitt und auch über Bayern, wo die Nationalsozialisten 17,9 % errangen. In der Pfalz hatte die NSDAP sogar die SPD mit 0,4 % hinter sich gelassen

und war die stärkste Kraft geworden. Sie hatte 2, die SPD dagegen nur 1 Mandat errungen. Das 4. Pfälzer Mandat erhielt die Bayrische Volkspartei, die mit 12,8 % knapp vor dem Zentrum  (12,1 %)

Eine Sonderstellung nahm das Dorf Darstein ein. Es war die erste Gemeinde deutschlandweit mit 100 % Stimmen für die NSADAP. Das Dorf hatte bei 156 Einwohnern  106 Wähler. Natürlich bejubelte die nationalsozialistische Presse dieses Ergebnis.

Der Eisenhammer schrieb in seinem Artikel “Ein rein nationalsozialistisches Dorf” Darstein sei Vorbild für das ganze Reich. Als die Nazis an der Macht waren, wurde es zum Ehrendorf der NSDAP ernannt,. 1936 wurde in Köpenick sogar eine Straße nach Darstein benannt. Den “Darsteiner Weg” gibt es heute noch, er überdauerte sogar den Sozialismus. Darstein war übrigens protestantisch, die Konfessionsgrenzen waren damals sehr scharf. In katholischen Gemeinden waren meist halb so hoch wie in protestantischen Gemeinden. Auch die Gemeindegröße spielte eine Rolle. Je kleiner der Ort, desto größer die Chance für die Nationalsozialisten. So hatte sich die Strategie, in ländlichen Gegenden zu agitieren,  als richtig erwiesen.

Neben Bürckel kam Wilhelm Frick für die Pfalz in den Reichstag. Er war 1930 Innenminister in Thüringen und damit der erste nationalsozialistische Minister überhaupt in Deutschland. Er hatte am Hitlerputsch teilgenommen und Hitler

schätzte ihn als “durchgekochten Nationalsozialisten”.

Für Bürckel war die Wahl voll aufgegangen. Seine parteiinternen Gegner verstummten.  Nun war er plötzlich über seinen Gau hinaus bekannt geworden. Er wurde öffentlich wahrgenommen.

Ab 1930 hatte Bürckel außer dem Eisenhammer auch die NSZ-Rheinfront herausgegeben. Sehr schnell wandelte er diese in eine GmbH um, die finanziellen Schwierigkeiten des Eisenhammers, die er ja erlebt hatte, hatten ihn zu diesem Schritt gebracht.

Mit Billigung Hitlers hatte er diese Mitte der 30-iger Jahre in die “Josef-Bürckel-Stiftung “ eingebracht. Sie umfasste ein großes Verlagssystem. Seine Pfälzer Parteigenossen trieb er zur ständigen Abonnentenwerbung an. Außerdem erhielten alle Parteigenossen

die Anweisung, nur in der NSZ-Rheinfront zu inserieren. Außerdem wurden alle Parteigenossen mit Parteiausschluss bedroht, wenn sie eine nicht nationalsozialistische oder neben der NSZ-Rheinfront noch eine Nicht-NS-Zeitung abonniert hatten.

Außerdem war es ihnen verboten, in anderen Zeitungen zu inserieren. Gegen die anderen Pfälzer Presseorgane wurde recht hemdsärmelig vorgegangen. Amtliche Bekanntmachungen oder Anzeigen wurden ohne Rücksicht auf bestehende

Verträge entzogen.Dann wurden oft polemisch-verleumderische Vorwürfe gegen Redakteure und Verlagsleitungen erhoben. Man machte den Zeitungen also das Leben schwer, wo es nur ging. Bald war die NSZ-Rheinfront das auflagenstärkste

Presseorgan der Pfalz. Erstaunlich aber ist, dass sich Bürckel mit seinem Verlag, dessen Reichweite sich weit über die Pfalz hinaus erstreckte, über Metz, Nancy,Riga, Kiew, Athen bis nach Tromsoe, der Zentralisierung der regionalen Parteizeitungen

durch die Parteileitung widersetzen konnte. Max Amann war seit 1933 Präsident der Reichspressekammer, einer Unterabteilung der von Goebbels geleiteten Reichskulturkammer. Er kontrollierte praktisch die gesamte deutsche Presse. In diesem Dreigestirn

um die Macht im Pressewesen war noch Dr. Otto Dietrich, der am 30.April 1933 zum Vorsitzenden des Reichsverbandes der Deutschen Presse gewählt wurde. Goebbels setzte sich erst Ende März 1945, kurz vor seinem Selbstmord endgültig durch.

Bürckel hatte aber die Stellung seines Presseimperiums wahren können.

1927 hatte sich in Berliner Großbetrieben so etwas wie eine nationalsozialistische Arbeitnehmervertretung gebildet, die sich an der betriebsbezogenen Organisationstruktur der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition der KPD orientierte.

1928 wurde daraus die NSBO, die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation. Die sich verschärfende Weltwirtschaftskrise hatte auch die NSBO mehr und mehr in ein sozialistisches Fahrwasser gleiten lassen. Die Reichsleitung der NSDAP

konnte sich daher mit der NSBO zunächst nicht anfreunden. Die Reichstagswahlen vom September 1930 hatten aber gezeigt, dass die NSDAP auch bei Arbeitern immer mehr Anklang fand. Bürckel, der ja ohnehin für die sozialistische Ausrichtung

seiner Partei ähnlich wie Georg Strasser stand, erkannte sofort die Chancen, die sich daraus ergaben. Und wie er einige Jahre zuvor dafür gesorgt hatte, dass sich die NSDAP mit ihrer Werbung auf ländliche Bereiche konzentriert hatte, nahm er nun

die Arbeiterschaft ins Visier.

Ende Januar wurde in Kaiserslautern die “NSBO-Pfaff” gegründet. Pfaff war damals die zweitgrößte Nähmaschinenfabrik in Europa.Die Arbeit übernahm für ihn vor allem Claus Selzer. Er war seit 1930 in Ludwigshafen und dort Ortsgruppen und Kreisleiter

der NSDAP. Ab 1932 war er Reichstagsabgeordneter und 1934 war er Stellvertretender Leiter der NSBO. Seine Karriere beendete er als Generalkommissar von Dnjepropetrowsk, wo er 1944 angeblich an einer Fischvergiftung starb.

Bis Mitte 1931 hatte Selzer bereits 11 NSBO gegründet und mit großem Tempo ging es weiter. Im September gab es bereits 31 Betriebszellen, unter anderem in Ludwigshafen bei der IG Farben, der heutigen BASF.

Organisatorisch vereinfacht wurde die Arbeit durch die Umsiedlung de Gaubetriebszelle nach Neustadt in die Räume der Gauleitung, mit Erfolg wie die Zahlen belegen. Zum Jahresende gab es 48 Zellen mit über 1000 organisierten Mitgliedern.

Ein halbes Jahr später gab es 320 Zellen mit 6.698 organisierten Mitgliedern. Eine wichtige Etappe dahin waren die Betriebsratswahlen im März 1931. Diese wurden von der Gauleitung so konzentriert angegangen, als ob es sich um eine Reichstagswahl handelte.

Öffentliche Großveranstaltungen wurden abgehalten. Die Redner waren eigens für die Auseinandersetzung mit den gewerkschaftlichen Gegnern geschult worden. Die NSBO Kandidaten sollten über Kenntnisse verfügen, die es ihnen ermöglichte,

die Aufgabe eines Betriebsrates für alle Arbeitnehmer erfüllen zu können. Er selbst hielt sich bei diesen Veranstaltungen völlig zurück. Es gelang, der breiten Öffentlichkeit den Eindruck zu vermitteln, die NSBO sei eine von der NSDAP unabhängige

und nicht von ihr gesteuerte Organisation. Wieder hatte Bürckel sein politisches Gespür bewiesen, der Partei schon vor 1933 eine neue Zielgruppe zugeführt und sich selbst als fähigen Gauleiter gezeigt und sein persönliches Ansehen beim Führer gesteigert.

Die erste Amtszeit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg endete am 25. April 1932. Brüning hatte vorher versucht, die Amtszeit Hindenburgs verlängern zu lassen. Das aber hätte eine Verfassungsänderung bedurft, zu der eine Zweidrittelmehrheit

notwendig war. Um diese Mehrheit zu bekommen, brauchte Brüning aber die Stimmen der Rechten. DNVP und NSDAP lehnten Brünings Vorschläge ab, obwohl er vor allem Hitler weitreichende Zugeständnisse gemacht hatte. Hitler schlachtete dies sofort aus

und spielte sogar  den Hüter der Verfassung. Eine vom Gesetz vorgesehene Volkswahl musste also abgehalten werden. Ein “Hindenburgausschuss” wurde ins Leben gerufen, der den bisherigen Präsidenten zur erneuten Kandidatur bewegen sollte.

Schließlich erklärte sich Hindenburg bereit, noch einmal zur Wahl anzutreten. Die Harzburger Front war auseinander gebrochen. DNVP und Stahlhelm. Sie wollten Hitler nicht den Sprung ins Präsidentenamt ermöglichen. Sie stellten mit Theodor Duesterberg einen

eigenen Kandidaten auf. Hitler hatte seinen Hut schon in den Ring geworfen. Göring hatte das schon in einer Rede im Sportpalast angekündigt. Allerdings war Hitler zu der Zeit staatenlos, konnte also gar nicht kandidieren. Ein Kunstkniff machte es

möglich. Im Freistaat Braunschweig regierte eine NSDAP-DNVP-Koalition. Der Freistaat ernannte ihn zum Schein zum Gesandten bei der Landesvertretung in Berlin.Das war ein Staatsbeamter und damit war automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft

verbunden. Für die KPD stand Ernst Thälmann zur Wahl. Außerdem trat noch Gustav A.Winter für die Inflationsgeschädigten an.

Die Wahlbeteiligung war mit 86,2 % hoch. im ersten Wahlgang erreichte aber keiner der Kandidaten die notwendige absolute Mehrheit, so dass ein zweiter Wahlgang erforderlich war.

Jetzt genügte die einfache Mehrheit. Hindenburg gewann mit 53,1 %. Hitler kam auf 36,7 % der Stimmen. Das war zwar ein deutlicher Zuwachs gegenüber der Reichstagswahl, 5 Millionen Stimmen mehr. Aber mit der eigenen Propaganda hatte man die Erwartungen so hoch geschraubt, dass das Ergebnis als Niederlage empfunden wurde. In der Pfalz hatte man gegenüber der Reichstagswahl 90.000 stimmen dazu gewonnen. Man war zwar enttäuscht aber doch stolz auf den Zugewinn. Bürckel erklärte seinen Anhängern “Die Schlacht ist aus, der Krieg geht weiter”

Hindenburg hatte seinen Sieg hauptsächlich den Sozialdemokraten und Katholiken zu verdanken, was er als Schmach empfand. Sein Groll richtete sich aber gegen Brüning, der sich im Wahlkampf wie kein anderer für ihn eingesetzt hatte.

Das Reparationsproblem stand kurz vor seiner endgültigen Lösung. In der vom 16. Juni bis 9. Juli tagenden Konferenz  aller betroffenen Staaten hatte man sich auf völlige Streichung der Reparationsschuld Deutschlands geeinigt. Zuvor aber hatte sich Brüning

die Sympathie der Präsidentenberater verscherzt, vor allem, weil er sich nicht als Marionette benutzen lassen wollte. Das war einmal Otto Meissner, der sowohl Mitarbeiter von Friedrich Ebert als auch von Hindenburg war. Er war engster Mitarbeiter

der Präsidenten Ebert und Hindenburg und arbeitete als Staatssekretär im Büro des Reichspräsidenten. Er war aber auch Chef der Präsidialkanzlei des Führers und das von 1933-1945. Dann ist Hindenburgs Sohn Oskar der  in dieser Zeit als Adjutant seines Vaters gearbeitet hat. Tucholsky sagt über ihn. Es sei der “in der Verfassung nicht vorgesehene Sohn des Reichspräsidenten”. Der Stuttgarter Historiker Wolfram Pyta schreibt in seiner umfassenden Hindenburgbiographie allerdings, dass Hindenburg sehr wohl gewusst habe, was er tue und nicht von “einer Kamarilla” gesteuert gewesen sei.

Brüning hatte auf Wunsch vieler Länder, auch Bayerns und Preussens beim Reichspräsidenten ein Verbot der SA und SS erwirkt, die er als Hauptursache der politischen Gewalt sah. Das war der Hauptgrund, der Brüning zu Fall brachte.

Brüning wollte den ostelbischen Gütern im Mai 1932 eine kräftige Finanzspritze zukommen lassen. Allerdings sollte der Staat nicht mehr sanierungsfähige Güter aufkaufen bzw. ersteigern und diese in Bauernstellen für Arbeitslose aufteilen.

Das wurde beim Präsidenten als “Agrarbolschewismus” denunziert. Der Entlassgrund war gefunden. Hindenburg entzog am 29. Mai dem Kanzler das Recht  auf die Anwendung der Notverordnung (Artikel 48 der Weimarer Verfassung).

Brüning musste zurücktreten “hundert Meter vor dem Ziel”, wie er das selbst empfand. Im Vorfeld hatte es Geheimverhandlungen zwischen Schleicher und Hitler gegeben. Hitler hatte zugesagt, eine neue Regierung parlamentarisch zu tolerieren,

wenn das SA-Verbot aufgehoben würde und Neuwahlen durchgeführt wurden. Brüning wurde also entlassen. Am 31. Juli wurden die Wahlen zum 6. Reichstag festgelegt.

Die Zeit für den Wahlkampf war nun äußerst knapp.

Die NSDAP hatte schon gleich nach der Wahl des Reichspräsidenten ihre Taktik geändert. Sie hielt ihre Versammlungen oft in von Linken bevorzugte Kneipen und nahm bewusst gewalttätige Auseinandersetzungen in Kauf. Außerdem spulte sie ein enormes

Auftrittspensum in der Öffentlichkeit ab. Täglich wurden Kundgebungen, Aufmärsche und öffentliche Versammlungen abgehalten. Das vermittelte den Eindruck großer Tatkraft und man konnte daraus den Schluss ziehen, dass die NSDAP in der Lage sein

werde, die großen Probleme, die anstanden, zum Wohle aller lösen zu können. Auch Anlässe, die nicht mit den Wahlen zusammenhingen, wurden benutzt, Aufmerksamkeit zu erregen.

1932 jährte sich zum Beispiel das Hambacher Fest zum 100. Mal. Reichsinnenminister Dr. Josef Wirth plante zum Jubiläum eine große gesamtdeutsche Feier. Die pfälzische Presse organisierte das Fest und wollte es frei von parteipolitischen

Aspekten halten. Festredner war Theodor Heuss, Mitglied des Reichstages von 1924 bis 1928 und 1930-1933. Bürckel sprach von einem demokratischen Rummel. Er erklärte, es sei das Fest eines ersterbenden Systems. Die 1832 beteiligten

Juden, z.B. Ludwig Börne überschüttete er mit antisemitischen Hasstiraden. Verstärkt wurde das durch Berichte in der nationalsozialistischen Presse, die sich gegen die Demokratie überhaupt wandte. Gleichzeitig wurden die Veranstalter des Festes von 1832 zu

Vorkämpfern für ein Drittes Deutschen Reichs hochstilisiert.

Zu schaffen machte der NSDAP das SA und SS-Uniformverbot, das ja Brüning durchgesetzt hatte. Zwar hatte von Papen gemäß den zwischen Schleicher und Hitler abgemachte Aufhebung des Verbotes am 16. Juni 1932 aufgehoben. Nun setzte der Straßenterror wieder ein. Die bayrische Regierung hatte aber gestützt auf ihre Polizeihoheit das Verbot bis  30. September 1932 verlängert. Für die NSDAP wirkte sich das noch verschärfend aus, da die bayrische Regierung alle Aufmärsche und Versammlungen  unter freiem

Himmel verboten hatte und bei Zuwiderhandlung mit Gefängnisstrafe gedroht hatte. Daraufhin erschienen die bayrischen nationalsozialistischen Abgeordneten in Uniform im Landtag. Trotz mehrfacher Aufforderung verließen sie den Saal nicht.

Daraufhin ließ der Landtagspräsident den Saal von der Polizei räumen. Von Papen war nun gezwungen, das Verbot aufzuheben. Bürckel wurde von der Aufhebung des Verbots noch vor der öffentlichen Verkündigung informiert und organisierte sofort

einen Demonstrationszug von mehr als 300 uniformierten SA und SS Männer.Da die Aufhebung noch nicht bekannt war, wurde in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, diese Männer seien bereit, für ihre politische Überzeugung auch ins Gefängnis

zu gehen. Punktsieg für Bürckel.

Am 31. Juli wurde schließlich gewählt. Die Wahlbeteiligung war mit 84,1 %  wieder sehr hoch. Klarer Sieger war die NSDAP. Sie hatte 37,2 % der Stimmen errungen, gegenüber 1930 also nochmals ein Zuwachs von 19 % und auch die Zahl ihrer Abgeordneten

hatte sie mehr als verdoppelt. Statt 107 Sitze erhielt sie nun 230, also 123 Mandate mehr als 1930. In der Pfalz aber hatte die NSDAP ein geradezu triumphales Ergebnis erzielt. Sie erzielte 43, 7 % der Stimmen. Sie war stärkste Partei in der Pfalz, lag aber auch in ganz Süddeutschland an der Spitze. Nur Hessen-Nassau kam mit 43,6% ganz knapp an das Pfälzer Ergebnis. Württemberg erzielte 30,3 %, Baden 36,9 % Franken 39,9 %. Nur im Osten hatten einige Wahlkreise noch besser abgeschnitten. Reichsweit das beste Ergebnis für die NSDAP holte Schleswig-Holstein mit 51,0 %. Bürckel hatte mit diesem Resultat die Gunst Hitlers voll erworben und konnte sich nun ständig der Rückendeckung des Führers sicher sein.

Trotz dieses beeindruckenden Wahlergebnisses reichte es nicht zur Übernahme der Regierungsgewalt. Zur absoluten Mehrheit hatte es für die NSDAP nicht gereicht. Hitler beendete nun die Tolerierung von Papens. Von Schleicher bot Hitler eine Regierungsbeteiligung an. Das lehnte dieser aber ab und forderte eine Neubildung der Regierung unter seiner Führung. Aber nur mit BVP und Zentrum  zusammen hätte Hitler genug Sitze für eine Regierungsbildung gehabt. Einen Reichstagspräsidenten

Hermann Göring trug das Zentrum mit, mehr aber nicht. Auf eine Regierung Hitler ließ sich Hindenburg nicht ein. Das hielt er für nicht verantwortbar. Also ernannte er  nun Franz von Papen zum Reichskanzler. In der einzigen regulären Sitzung des  Reichstags erlitt von Papen zwar eine schwere Niederlage, blieb aber zunächst im Amt. Der Reichstag wurde aufgelöst und Neuwahlen für den 6. November 1932 angesetzt.

In den vorausgegangenen  Wahlkämpfen  hatte sich die NSDAP völlig verausgabt und auch kräftemäßig war man bis an die Grenzen gegangen.

Für den nun folgenden Wahlkampf setzte die Pfälzer NSDAP  eigens hergestellte Tonfilme über Auftritte von Hitler, Göring und Straßer und anderen Parteigrößen ein. Das war ein völlig neues Werbemittel.

Am 6. November 1932 wurde gewählt. Die Wahlbeteiligung lag mit 80,6 % deutlich niedriger als noch im Juli. Die Nationalsozialisten mussten Verluste hinnehmen. Sie verlor 4,2 und erhielt 33,1% was auch einen Verlust von 34 Sitzen gegenüber

den Juliwahlen bedeutete. In der Pfalz hatte es immerhin noch für 42,5 % gereicht. Sie lag also mit nur 1,2 % Verlust deutlich unter dem Reichsschnitt. Nur die KPD und die DNVP konnte Zugewinne erzielen. Bemerkenswert sind die Zugewinne der DNVP . Sie hatte nämlich die Regierung von Papen unterstützt. Man kann das also durchaus auch für eine Zustimmung der Regierung von Papen werten. Allerdings hatte die Wahl keine rechnerisch mehr mögliche Mehrheit von NSDAP, BVP und Zentrum mehr ermöglicht. Nur die klar antiparlamentarischen Parteien NSDAP, KPD und DNVP verfügten zusammen über eine Mehrheit.

Von Schleicher hoffte, den gemäßigten Flügel der NSDAP um Gregor Strasser für eine Regierungsbeteiligung zu gewinnen, was der NSDAP auch innerparteiliche Schwierigkeiten bereitet hätte, zumal da ja der Machtkampf zwischen Strasser und Hitler stattfand.

Auch glaubte er, die freien Gewerkschaften ins Boot holen zu können. So hätte er eine Regierung quer durch alle Lager mit parlamentarischer Mehrheit zustande gebracht. Das Konzept überzeugte von Hindenburg. Er entließ von Papen und beauftragte von

Schleicher mit der Regierungsbildung. Die Gewerkschaften zögerten aber. Von Schleicher hatte Strasser die Vizekanzlerschaft und den Posten des preussischen Ministerpräsidenten. Strasser aber fühlte sich Hitler immer noch verbunden und informierte ihn über

die Gespräche mit von Schleicher. Gleichzeitig beschwor er ihn, von der “Alles oder Nichts” Politik abzugehen und die Vizekanzlerschaft anzunehmen. Dazu fühlte sich aber Hitler zu stark und lehnte ab. Enttäuschte legte Strasser am 8. Dezember alle

Parteiämter nieder und reiste nach Italien ab. Hitler übernahm die meisten Ämter selbst, den Rest teilte er unter Goebbels, Darré und Hess auf. Er rief alle Reichstagsabgeordneten der NSDAP ins Palais des Reichspräsidenten und ließ sich dort ein “Gelöbnis

unwandelbarer Treue zum Führer und Schöpfer der Bewegung” geben. Auch die Gauleiter und Landesinspektoren gaben eine öffentliche Treueerklärung ab. Ein möglicher Putschversuch war so im Vorfeld abgeblockt. Von Schleichers Plan war der zweite wichtige Baustein weggefallen. Strasser zog sich nach dem 30. Januar 1933 ins Privatleben zurück und übernahm bei der Firma Schering Kahlbaum mit Hitlers Genehmigung eine Direktionsstelle in Berlin. Im Zuge des Röhmputsches wurde er aber am 30. Juni 1934

von der Gestapo verschleppt und ermordet.

Im gesamten Reich wurden insgesamt 18 Gautagungen durchgeführt, bei denen die Parteigenossen über die Ereignisse informiert wurden. Die Pfälzer Gautagung fand am 11. Dezember 1932 in Neustadt statt. Hauptredner war Dr. Robert Ley, der am

8. Dezember von Hitler zum Reichsorganisationsleiter der NSDAP ernannt worden war. Für die Pfälzer NSDAP sprachen Willy Schmelcher, der bis 1934 Fraktionsvorsitzender der NSDAP im Stadtrat von Neustadt war, dann Schwitzgebel, der ja schon mit dem Aufbau der SA-Formationen von Bürckel betraut worden war. Dann sprach natürlich auch Bürckel, der sich aber immer wieder auf die Gedanken von Gregor Strasser berief.

Nachdem von Schleicher mit seiner Kabinettsbildung nicht vorwärts kam, hatte von Papen sich zwei Mal mit Hitler getroffen und zwar am 4. und 10.Januar, ohne dass das von Schleicher wusste. Am 15. Januar war die NSDAP in Lippe bei der

Landtagswahl stärkste Kraft geworden. Am 18. Januar sprach von Papen nun mit einem größeren Kreis. Auch Himmler und Röhm waren dabei. Am 28. Januar trat von Schleicher zurück, da seine Verhandlungen zur  Unterstützung seiner Regierung  erfolglos geblieben waren.

Von Hindenburg aber lehnte von Schleichers  Staatsnotstandplan ab. Am 29. Januar einigten sich von Papen und Hitler. Von Papen legte  Hindenburg eine Kabinettsliste vor. Am 30. Januar ernannte der Reichspräsident Hitler zum Reichskanzler.

Unbenannt

Die NSDAP und Hitler waren am Ziel. Zunächst waren nur zwei Nationalsozialisten im Kabinett. Wilhelm Frick war Innenminister und Hermann Göring war Minister ohne Geschäftsbereich. Am 10. Februar hielt Hitler seine erste große öffentliche

Rede, nachdem er zum Reichskanzler ernannt worden war.

“Deutsches Volk! Gib uns vier Jahre Zeit, dann richte und urteile über uns. Deutsches Volk, gib uns vier Jahre, und ich schwöre dir: So wie wir, und so wie ich in dieses Amt eintrat, so will ich dann gehen. Ich tat es nicht um Gehalt und nicht um Lohn, ich tat es um deiner selbst wegen.“

Nach  der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war der Reichstag am 1. Februar aufgelöst worden. Deshalb waren Neuwahlen notwendig geworden, die am 5. März 1933 abgehalten wurden.

Die veränderte Lage hatte auch die Parteikassen wieder prall gefüllt, vor allem die Industrie hatte jetzt finanziert. Bürckel setzte bei seinem jetzigen Wahlkampf auch den Rundfunk als neues wirksames Medium ein. Auch neu in der Gaugeschichte,

er band jetzt die Frauen der Parteigenossen aktiv in den Wahlkampf ein.

Vom 27. auf den 28. Februar brannte der Reichstag. Schon am 4. Februar war Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes des Deutschen Volkes erlassen worden. Sie schränkte die Pressefreiheit und die Versammlungsfreiheit

stark ein und wurde vor allem genutzt, den politischen Gegner der NSDAP zu bekämpfen. Am Tag nach dem Reichstagsbrand wurde die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat erlassen, fast gleichlautend wie die Verordnung

vom 4. Februar. Sie setzte die Bürgerrechte der Weimarer Republik weitgehend außer Kraft. Sie war auch als Reichstagsbrandverordnung bezeichnet worden. Die Strukturen der KPD wurden praktisch zerschlagen. Trotz des rigorosen Einetzens dieses Instrumentes

schaffte die NSDAP die absolute Mehrheit nicht. Die Wahlbeteiligung war mit 88,74 % enorm hoch. Die NSDAP legte nochmals enorm zu, kam aber “nur” auf 43,9 %. Die KPD hatte  4,6 % verloren und kam auf 12,3 %. Wenn man aber bedenkt, welch enormem Terror die KPD ausgesetzt war, ist das gerade unter diesen irregulären Bedingungen ein ganz starkes Ergebnis. In der Pfalz wählten 46,5 % die NSDAP. Einen Sitz gewann man wieder dazu und hatte damit wie bei der Wahl vom Juli 1932 wieder 4 Mandate.

Bürckel hatte wieder mehr Stimmen als im Reichsdurchschnitt eingefahren. In 11 pfälzischen Amtsbezirken war die absolute Mehrheit geschafft worden.Ein total aus dem Rahmen fallendes Ergebnis sei aber auch noch erwähnt. War Darstein bei der Wahl von 1930

“ein rein nationalsozialistisches Dorf” geworden, so wählte das nur wenige Kilometer entfernt gelegene Hauenstein im März 1993 mit 92,6 % aller Stimmen die gemeinsame Liste von BVP und Zentrum. Es war damit reichsweit das höchste Ergebnis einer nicht nationalsozialistischen  Partei. Die NSDAP kam in Hauenstein nur auf 4,8 %.

In Ludwigshafen, der “marxistischen Hochburg” wurden 34,3 % erreicht. Das waren zwar gut 10 % unter dem Reichsdurchschnitt. Aber  Bürckel ließ das natürlich von einem Fackelzug durch Ludwigshafen feiern. Dem aus Parteiorganisation bestehende

Demonstrationszug schlossen sich Beamtenorganisationen, Militärvereine und berittene Landespolizei an (Wettstein S. 141). Auch forderte er “die Auflösung des bayrischen Landtages und sämtlicher Selbstverwaltungskörper und unverzügliche Ausschreibung von

Neuwahlen” (Wettstein ebda). Schließlich entsprächen sie nicht mehr der Mehrheit des bayrischen Volkes. In Bayern ging das sehr schnell, wobei Bayern das letzte Land war, in dem die Landesregierung abgesetzt wurde.

Den Anfang machte Hamburg noch am Abend der Reichstagswahl. Am nächsten Tag folgten  Lübeck Bremen und Hessen. Am 8. Mai waren Württemberg, Baden, Sachsen und Schaumburg-Lippe dran.Am 9. März 1933 übertrug Innenminister Frick die vollziehende Gewalt in Bayern auf Franz Ritter von Epp. Sein Freikorps war schon 1920 an der blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Noch am 9. Mai kamen Adolf Wagner, der Gauleiter von München, Ernst Röhm, Heinrich Himmler und Ritter von Epp den bayrischen Ministerpräsidenten Heinrich Held auf und erklärten ihn für abgesetzt. Am 10. März wurde Ritter von Epp zum Reichskommissar ernannt. Am 15. März legte Held sein Amt nieder und zog sich nach Regensburg ins Privatleben zurück.

Der legislative Teil der “Gleichschaltung der Länder” war mit den beiden Gesetzen vom 31. März und 7. April 1933 abgeschlossen. Nachdem die Länder praktisch ausgeschaltet waren begann die Nazifizierung. In Städten und Dörfern wurden Nationalsozialisten eingesetzt.  Kaiserslautern setzte Bürckel persönlich den ständigen Stellvertreter des Vorstandes der Polizeidirektion Kaiserslautern Dr. Johannes Beck (Personalangabe nach Joachim Lilla: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945) ab. Vermutlich wurde er kurzzeitig in Schutzhaft genommen. Was hatte Bürckel erzürnt? Dr. Beck  hatte bei einer Wahlversammlung am 20. Februar den Gastredner und ehemaligen Reichskanzler Brüning eigenhändig in seinem Dienstwagen

zum Versammlungsort in Kaiserslautern gefahren, was Bürckel zu Rachedrohungen veranlasst hatte, die er nun nur ein paar Wochen später in die Tat umsetzen konnte. Am 10. März wurde auch schon das ein so genanntes Schutzhaft- und Arbeitslager in Neustadt in der ehemaligen Turennekaserne eingerichtet. Es war eines der ersten Lager dieser Art in Deutschland. In Neustadt wird am 10. März Dr. Forthuber seines Amtes als Oberbürgermeister enthoben und in Schutzhaft genommen. Er wurde durch RA Rudolf Hamann ersetzt. Dieser war seit 1927 niedergelassener Rechtsanwalt in Kaiserslautern. Am 1. 3. 1932 war er in die NSDAP eingetreten. Er war dann als Gauredner und Schulungsredner tätig. Von 1932-1935 war er SA-Rechtsberater bei der Brigade 151.

Mit Dr. Forthuber hatte sich Bürckel eine regelrechte Prozessfehde geliefert, die im Jahr 1926 anfing und die sich über Jahre erstreckte (s.o. den Streit um Förster, Redakteur des Eisenhammer.)

Am 17. März ordnete er Säuberungen an. Gleichzeitig forderte er alle jüdischen Bürgermeister und Stadträte auf, ihre Ämter niederzulegen.Und als Drohung schob er nach, dass wer sich weigere, in Schutzhaft und ins Arbeitslager Neustadt gebracht würde.

Natürlich gab es auch in der Pfalz Bücherverbrennungen, schon am 26. März in Kaiserslautern, dann  am 10. Mai 1933 in Landau, am 13. Mai in Oppau, am 14. Mai in Neustadt.Gaukulturwart war Kurt Kölsch.Er hatte seine Lehrerausbildung an der Lehrerbildungsanstalt in Kaiserslautern gemacht. Er hatte Bürckel kennengelernt, war von diesem 1930 in die NSDAP –Rheinpfalz und in den Nationalsozialistischen Lehrerbund eingeführt worden. Schon im Dezember wurde er von Bürckel zum Leiter der Abteilung Rasse und Kultur ernannt. Dann war er Gaukulturwart der Westmark.

Am 21. März wurde das Parlament feierlich eröffnet. Der Tag ist als “Tag von Potsdam” in die Geschichte eingegangen. Die Abgeordneten mit Ausnahme der SPD und KPD nahmen an einem Festakt teil an dem auch der Reichspräsident anwesend war.

Hitler – in Cut und Zylinder !- verneigte sich vor von Hindenburg und gab ihm die Hand. “Der Gefreite und der Feldmarschall”. Goebbels hatte das alles sehr publikumswirksam inszeniert. Selbst das Datum war mit Bedacht gewählt worden.

Am 21. März 1871 hatte sich nämlich der erste deutsche Reichstag konstituiert. Auch der Ort war mit Potsdam sehr bewusst gewählt worden. Potsdam, die Residenzstadt Friedrichs des Großen. Man versuchte also eine Linie zu ziehen von Friedrich

über Bismarck und dann zu Hitler. Am nächsten Tag fand die konstituierende Sitzung des Reichstages in der Krolloper statt, die Ausweichquartier war, weil der Reichstag wegen des Brandes nicht benützt werden konnte.

Am 22. März wurde das erste Konzentrationslager in Dachau in Betrieb genommen. Der nächste Tag aber ebnete den Weg in die Diktatur. Am 23. März wurde nämlich über das “Ermächtigungsgesetz” abgestimmt,

das “Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich”. Hitler wurde ermächtigt, Gesetze zu erlassen ohne Mitwirkung der Legislative. Das galt auch für Verträge mit dem Ausland. Die so beschlossenen Gesetze konnten von der Verfassung

abweichen. Weder ein Reichstagsausschuss noch der Reichsrat konnten Kontrolle ausüben oder nachträglich die Aufhebung beantragen. Das Gesetz sollte 4 Jahre gelten. Die Abgeordneten der KPD waren bereits alle inhaftiert oder wie Innenminister Frick das süffisant kommentierte “durch nützliche Arbeiten in den Konzentrationslagern” am Erscheinen gehindert. Alle 81 Abgeordneten waren entweder inhaftiert, geflohen oder untergetaucht. Auch von den 120 SPD Abgeordneten konnten nur noch 94 an der Abstimmung teilnehmen. Von der SPD waren 26 Abgeordnete entweder in Haft oder geflohen. Während der Abstimmung waren illegal bewaffnete SA und SS Angehörige im Reichstag anwesend. Otto Wels, Reichstagsabgeordneter und SPD-Vorsitzender,

wandte sich in seiner Rede gegen die Annahme des Gesetzes. Es war praktisch die letzte freie Rede im Parlament. Wels stand dann auch im August 1993 prompt auf der ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reiches und erhielt die deutsche Staatsangehörigkeit

aberkannt. Zentrum und BVP hatten für ihre Partei Fraktionszwang für die Abstimmung durchgesetzt und stimmte, wenn auch nach langen innerparteilichen Debatten dem Gesetz zu. Der Reichstag hatte sich damit selbst entmachtet.

Der Terror hatte schon seit dem 10. März in Bayern und der Pfalz eingesetzt. Bis zum 13. März waren schon 2000 Menschen in “Schutzhaft” genommen worden. Im April waren es 5000. (Zahlen nach Matthias Becker in Geschichte von unten.de)

Die Gewalt um den 10. März war auch Bürckel aus dem Ruder gelaufen, so stark dass sich der Münchner Gauleiter Adolf Wagner und bayrische Innenminister gezwungen sieht, einen Funkbefehl absenden zu lassen, der besagt “Eigentum und Freiheit der Person

gegen ungesetzliche Eingriffe durch Dritte zu schützen (bei Wettstein S. 145). Mit der Errichtung des KZ Dachau wurde Heinrich Himmler, der Reichsführer SS zum politischen Polizeikommissar in Bayern ernannt.Das beendete die willkürlichen Verhaftungen von

Regimegegner und solche, sie man dafür ansah nicht, sondern brachte sie lediglich in geordnete Bahnen. Bürckel ordnete nach Rundfunkansprachen von Hitler an, dass die gesamte SA und SS, soweit sie nicht in die Hilfspolizei eingegliedert sind, ihrer gewohnten Tätigkeit wieder nachzugehen hätten. auch sollten wachen vor Bezirksämtern eingezogen werden, Gewerkschaftshäusern wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden und Zeitungsgebäude geräumt werden.

Damit die geplanten Säuberungsmassnahmen im Sinne de Nazis laufen konnten, hatte Reichskommissar Ritter von Epp angeordnet, dass jedem der bayrischen Regierungspräsidenten ein Sonderkommissar der SA beigeordnet wurde. Die ernannte

SA-Chef Ernst Röhm. Für die Pfalz war das Fritz Schwitzgebel, ein wie oben schon gezeigt ein Bürckel loyal ergebener SA-Führer, der natürlich sein volles Vertrauen besass. Bürckel hatte es immer verstanden, alle wichtigen Schaltstellen mit seinen Gefolgsleuten zu

besetzen, was ihm half, seine Macht innerhalb des Apparates zu sichern. An ihm ging nichts vorbei und er behielt sich immer die letzte Entscheidung vor, obwohl laut Röhm der Sonderkommissar der “Herr in seinem Bezirk sein soll, dem sich alles unterordnen soll”

(nach Wettstein S. 150)

Ein weiterer Schritt auf dem Weg in die Gleichschaltung war das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, das Wilhelm Frick gedeckt durch das Ermächtigungsgesetz am 7. April 1933 erließ. Das Gesetz legte fest, dass “Beamte nach Maßgabe

der folgenden Bestimmungen aus dem Amt entlassen werden (können), auch wenn die nach dem geltenden Recht hierfür erforderlichen Voraussetzungen nicht vorliegen.” §1. § 3 sagte, “Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen. Nur Frontkämpfer aus den Jahren 1914-1918 waren davon ausgenommen. Dieses “Frontkämpferprivileg” hatte der Reichspräsident von Hindenburg von Hitler eingefordert. Zum Erstaunen er Nazis erfüllten diese Bedingung eine erstaunliche hohe Zahl

von Beamten so dass noch gut die Hälfte der rund 5000 jüdischen Beamten im Amt bleiben konnten. Erst die Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 schuf die Voraussetzung alle jüdischen Beamten zu entlassen, da sie den Beamtenstatus von

einer neugeschaffenen Reichsbürgerschaft knüpfte. Es gab nun eine gesetzliche Grundlage und bürgerliche Kreise begrüßten, dass die Judenfrage geregelt war, zumal es eine durchaus herrschende Meinung war, dass  ein “übermächtiger Einfluss der jüdischen Fremdkultur” herrsche, und dass es durchaus in Ordnung war, wenn dieser beschnitten wird. Auf Druck der NSDAP wurde der “Arierparagraph” schnell  auf nahezu alle Organisationen, berufsständische Vereinigungen und Verbände ausgedehnt.

Ebenfalls am 7. April wurde das Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft erlassen, allerdings auch mit der Einschränkung des Frontkämpferprivilegs.

Das Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ vom 25. April 1933 begrenzte die Neuzulassung jüdischer Schüler entsprechend dem jüdischen Bevölkerungsanteil auf 1 1/2 % Im September wurde

die Reichskulturkammer gegründet, das bedeutete dass Juden aus der Presse sowie aus künstlerischen und freien Berufen ausgeschlossen wurden.

Am 29. September 1933 folgte das Erbhofgesetz. Der Besitz eines vererbbaren Hofes war nun an arische Abstammung gebunden. In  einem Dreivierteljahr nach der Machtergreifung waren die Juden aus allen beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen

per Gesetz verdrängt worden.

Beim Kampf gegen Warenhäuser in “jüdischem Besitz” war man in der Pfalz schneller als bei der Ausgrenzung der Juden per Gesetz aus dem öffentlichen Leben. Der reichsweite “Judenboykott” ab 1. April 1933 begann in Ludwigshafen schon am 13. März.

die 4 (jüdischen) Kaufhäuser Wronker, Rothschild, Brandt und Tietz mussten ihre Erfrischungsräume, also heute die Restaurants  schließen. Der Ludwigshafener Oberbürgermeister Fritz Ecarius schildert das in einem Brief so

„Die Schließung der Erfrischungsräume der hiesigen Warenhäuser erfolgte nicht auf amtliche Anordnung. Es bestand die Gefahr, dass die Geschäfte dazu durch die erregten Volksmassen gezwungen worden wären. Die Geschäftsinhaber haben dann auf eigenen Antrieb die Erfrischungsräume geschlossen.“ (zitiert bei Matthias Becker in Geschichte von unten.de) Der Ludwigshafener OB war zwar kein Parteigenosse. Er galt als unpolitischer Technokrat und zeigte sich in der Öffentlichkeit immer als loyal gegenüber dem nationalsozialistischen Staat. er wurde erst 1937 in den Ruhestand versetzt, nachdem er sich mit Gauleiter Bürckel über die Einführung der Gasfernversorgung von Ludwigshafen überworfen hatte. Der Boykott wurde in Ludwigshafen nicht nur begonnen, er dauerte auch am längsten. Die Warenhäuser wurden schon 1934 “arisiert” und schon Ende März 1933 durften Hermann und Max Wronker die Geschäftsräume ihres Unternehmens nicht mehr betreten. Der Gründer der Kette wurde Ende 1942 zusammen mit seiner Frau in

Auschwitz ermordet, nachdem sie vom französischen Internierungslager in Gurs nach Auschwitz deportiert worden waren.

Natürlich gab es auch Reibereien mit der katholischen Kirche. Anders als sein Württemberger Kollege Gauleiter Murr (siehe diesen Blog) ging Bürckel den pfälzischen Klerus nicht so direkt an. Murr ließ den Rottenburger Bischof Johannes Baptista Sproll

und mehrere Pfarrer des Landes verweisen. Bürckel bestritt im Jahr 1933 das katholische Priester verhaftet worden seien. Auch Misshandlungen hätten nicht stattgefunden. “Wir greifen keine Religion und keine Priester an , sondern nur Parteimenschen in Uniform”

(zitiert bei Wettstein S. 167) In der Nacht vom 26 auf 27. Juli 1933 war in Rheingönnheim der katholische Priester Wilhelm Caroli überfallen und schwer verletzt worden.  Caroli war von 1928-1933 Schriftleiter des „Katholischen Kirchenblattes“ in Ludwigshafen

und hatte schon seit 1930 sehr kritisch zum Nationalsozialismus Stellung bezogen. Er verstarb übrigens 1942 nach einer halbjährigen Lagerhaft im KZ Dachau. Geradezu zynisch hört es sich an, wenn nach dem Überfall die Gauleitung zur Ergreifung der

Täter eine Belohnung von 500 Reichsmark aussetzte. Als Täter wurden übrigens 3 SA-Männer ermittelt. Diese wurden dann parteiintern gemaßregelt. Die staatsanwaltlichen Ermittlungen wurden aber nach der Verordnung vom 7. August 1933 eingestellt,

weil es sich um ein Vergehen zur Durchsetzung des NS-Staates aus politischer Überzeugung gehandelt habe. (zitiert bei Wettstein S. 167).

Die gespannten Beziehungen der katholischen Kirche hatten sich nach dem Ermächtigungsgesetz etwas entspannt. Zentrum und katholische Kirche waren eng verflochten. Nach dem Ermächtigungsgesetz gab Kardinal Adolf Bertram, der seit 1919 Vorsitzender

der Fuldaer Bischofskonferenz war, seelsorgerliche Anweisungen an die Mitglieder der Bischofskonferenz. Die ablehnende Haltung der kath. Kirche gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung sollte nach der Erklärung Hitlers  korrigiert werden. So hob die Kirche das Verbot von Katholiken in die NSDAP einzutreten stillschweigend auf. Auch der Ausschluss von den Sakramenten und das Uniformverbot bei Gottesdiensten wurde revidiert.

Im Gemeinsamen Hirtenbrief vom 8. Juni 1933 heißt es unter anderem :”daß kein Gemeinwesen ohne Obrigkeit gedeiht,und nur die willige Einfügung in das Volk und die gehorsame Unterordnung unter die rechtmäßige Volksleitung die Wiedererstarkung der

Volkskraft und Volksgröße gewährleisten.” (zitiert bei Hans Müller: Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Dokumente, S. 163)

Schon vorher hatte Adolf Hitler erklärt, wie seine “ nationale Regierung” die Rolle der Konfessionen sah. In seiner Regierungserklärung vom 23.03 1933 sagte er: “Die nationale Regierung sieht in den beiden christlichen Konfessionen wichtigste Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums. Sie wird die zwischen ihnen und den Ländern abgeschlossenen Verträge respektieren; ihre Rechte sollen nicht angetastet werden. Sie erwartet aber und hofft, daß die Arbeit an der nationalen und sittlichen Erhebung unseres Volkes, die sich die Regierung zur Aufgabe gestellt hat, umgekehrt die gleiche Würdigung erfährt. Sie wird allen anderen Konfessionen in objektiver Gerechtigkeit gegenübertreten. “ Etwas überraschend  schloss der Vatikan dann am 22.Juli 1933 das Konkordat

mit der neuen Reichsregierung ab. Die katholische Kirche hoffte damit, die deutschen Bischöfe, ihre Bistümer und die Strukturen und die katholischen Verbände vor dem Zugriff des Regimes bewahren zu können. Der Schutz der Verbände schien dringend erforderlich, zumal der Straßenterror gegen die Verbände zunahm. So musste zum Beispiel der Gesellentag des Kolpingswerkes am 11. Juni 1933 in München nach tätlichen Übergriffen der SA abgebrochen werden.

Die Verhandlungen kamen auf Wunsch der Reichsregierung wieder in Gang. Franz von Papen betont, der in dieser Regierung Vizekanzler war, dass das vor allem seiner Initiative zu verdanken war. Hitler wollte vor allem den Klerus von parteipolitischer

Tätigkeit fernhalten. Am 22.6.1933 hatte Innenminister Frick die SPD mit der Begründung, sie sei “volks-und-staatsfeindlich”, aufgelöst. Am 4. Juli gaben die BVP und am 7. Juli das Zentrum auf Druck ihre Selbstauflösung bekannt. Nun musste der Heilige Stuhl

keine Rücksicht mehr auf den politischen Katholizismus nehmen.Am 8. Juli erfolgte die Paraphierung durch Regierungsvertreter und Vertreter der katholischen Kirche.

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Das Konkordat umfasste 34 Artikel. Es regelte die wechselseitigen Rechte und Pflichten des Deutschen Reiches und der katholischen Kirche im Reichsgebiet und wird noch heute für die Bundesrepublik Deutschland als gültig betrachtet.

“Art. 1 Das Deutsche Reich gewährleistet die Freiheit des Bekenntnisses und der öffentlichen Ausübung der katholischen Religion. Es anerkennt das Recht der katholischen Kirche, innerhalb der Grenzen des für alle geltenden Gesetzes, ihre Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten und im Rahmen ihrer Zuständigkeit für ihre Mitglieder bindende Gesetze und Anordnungen zu erlassen.

Art. 5 Geistliche erhalten den gleichen Schutz des Staates wie Staatsbeamte

Art. 21 Der katholische Religionsunterricht in den Volksschulen, Berufsschulen, Mittelschulen und höheren Lehranstalten ist ordentliches Lehrfach und wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der katholischen Kirche erteilt. … “

(zit. nach: Das Zeitalter der Weltkriege und Revolutionen, herausgegeben von Martin Greschat und Hans-Walter Krumwiede (Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen; V), Neukirchen-Vluyn 1999, 75])

Damit waren für die Kirche wichtige Punkte festgeschrieben. Noch am selben Tag hob Adolf Hitler mit einer Verordnung Zwangsmaßnahmen gegen Geistliche und katholische Organisationen auf und bestätigte so die Hoffnungen, die die katholische

Kirche in den Vertrag gelegt hatte.

Nach der Reichstagswahl vom März hatte auf allen Feldern die “Nazifizierung” begonnen. Schnell richtete sich der Terror gegen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Am 13. März waren dem Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes

aus über 20 Orten gewaltsame Übergriffe und Besetzungen von Gewerkschaftshäusern gemeldet worden. Im März waren noch Betriebswahlen angesetzt worden. Es zeichnete sich eine Niederlage der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation ab.

sie kam nur auf 11,7 % der Stimmen, die freigewerkschaftlichen Listen erzielten 73,4 %. so wurden die Wahlen einfach ausgesetzt.

Der 1. Mai war erstmals zum gesetzlichen Feiertag mit Lohnfortzahlung worden erklärt worden. Am 2. Mai begann die Zerschlagung der Gewerkschaften. Um zehn Uhr wurden reichsweit alle Häuser des ADGB und des  Allgemeinen freien Angestelltenbundes AfA

und ihrer Mitgliedgewerkschaften besetzt. Führende Funktionäre wurden in Schutzhaft genommen. Das Vermögen der Gewerkschaften wurde eingezogen. Die Gewerkschaften waren zerschlagen.

Zurück zu Bürckel. Ludwig Siebert war am 12. April 1933 von Ritter von Epp zum bayrischen Ministerpräsidenten ernannt worden.Beide wollten die bayrischen Gauleiter, vor allem aber Bürckel in die Verwaltungshierarchie einbinden und so eine Einheit zwischen Regierung und Partei herstellen. Ludwig Osthelder hatte erst im September 1932 das Amt des Regierungspräsidenten übernommen. Nach Angriffen aus der NSDAP Bezirkstagsfraktion im Juli 1933 verzichtete er auf eine weitere Geschäftsführung und ließ

am 1. Oktober 1933 in den Einstweiligen Ruhestand versetzen. Siebert bot  nach dem Verzicht Ostfelders Bürckel das Amt des Regierungspräsidenten an. Bürckel lehnte dies umgehend ab, hätte es doch für ihn bedeutet sich den beiden Gauleitern

Adolf Wagner, München zugleich bayrischer Innenminister und Hans Schemm, Oberfranken und zugleich bayrischer Kultusminister unterzuordnen und Weisungen entgegen zu nehmen. Das deckte sich nicht mit seinem Machtbewusstsein, gestärkt durch das

Ansehen, das er bei Hitler genoss. Obwohl ihn auch Ritter von Epp inständig bat, ein Regierungsamt in Bayern anzunehmen. Er konnte sich nur eine eigenverantwortliche Staatsführung im Regierungsbezirk Pfalz vorstellen und war nur bereit, sich dem

Führer unterzuordnen. Am 8. Februar 1934 fand in München eine Gauleitertagung statt, bei der alle Gauleiter aufgefordert wurden, ein Ministeramt zu übernehmen.Nach langen Verhandlungen kam am 10. April das Ergebnis zustande, dass alle Gauleiter

als Sonderbeauftragte der Staatsregierung ernannt wurden, ohne Beamtenstatus und ohne jegliche Verwaltungstätigkeit aber mit Sitz und Stimme. Dem stimmte auch Bürckel zu. Am 24. April 1934 wurden die Gauleiter vereidigt, was Bürckel zunächst nicht

wollte-er habe bereits dem Führer den Treueid geleistet- musste aber dann doch nachgeben. Am 1. Mai übernahm Bürckel dann sein Amt als Sonderbeauftragter in Speyer. Auch hier testete er die Grenzen seiner Macht voll aus. Er schlug dem bayrischen Ministerpräsidenten Siebert Richard Imbt, den Kreisleiter und Bürgermeister von Kaiserlautern als kommissarischen Regierungspräsidenten für die Pfalz vor und ernannte ihn kraft seiner Amtsvollmacht auch gleich. Als er Imbt dann auch zu seinem

Stellvertreter als Sonderbeauftragten ernannte, wurde es dem Innenminister Frick zu viel. Er wies Siebert an, Bürckel sofort Imbt von diesem Posten abzuberufen zu lassen. Und Frick forderte Bürckel ultimativ auf, entweder das Amt des Regierungspräsidenten anzunehmen

oder das des Sonderbeauftragten niederzulegen. Bürckel verzichtete. Er hatte aber doch gewonnen. Das Amt des Regierungspräsidenten wurde nicht mehr besetzt. Stellvertretender Leiter der Kreisregierung wurde Oberregierungsrat Wemmer im Innenministerium. Die Zeit der Interimsverwaltung nutzte er, die Kreisbehörde in eine Parteibehörde umzuwandeln und mit ihm ergebenen Mitarbeitern zu besetzen. Er war dort der unangefochtene Chef. Seinen Weisungen wurde bedingungslos Folge geleistet.

Am 14. Oktober folgte ein Paukenschlag Hitlers. Der Deutsche Reichsrundfunk meldete, dass die deutschen Vertreter die in Genf tagende Abrüstungskonferenz verlassen hatten. Delegationsleiter war Rudolf Nadolny.Deutschland war auch aus dem Völkerbund

ausgetreten. Am Tag zuvor hatte Hitler in einer Kabinettssitzung erklärt, das Kabinett aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben und diese mit einem Volksentscheid zu seiner Friedenspolitik zu verbinden.Wahlen ist eigentlich nicht richtig ausgedrückt, denn seit

dem 14. Juli 1933 gab es in Deutschland keine Parteien mehr außer der NSDAP. An diesem Tag wurde nämlich das “Gesetz gegen die Neubildung von Parteien” erlassen.

“§ 1. In Deutschland besteht als einzige politische Partei die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.” war der erste Paragraph. (Quelle: Reichsgesetzblatt 1933 I S. 479)

Ein enormer Wahlfeldzug wurde trotzdem gestartet mit dem üblichen Szenario, Massenaufmärsche, Apelle, Plakatkrieg. Auch Intellektuelle warben für das “Ja”, so der Philosoph Martin Heidegger, der ohnehin nicht durch Distanz zum Nationalsozialismus aufgefallen ist, aber auch Gerhart Hauptmann, Ferdinand Sauerbruch. Auch die deutschen Bischöfe forderten zum Ja auf.Kardinal hatte in einer Wahlstellungnahme gesagt:”Reichskanzler Adolf Hitler hat das deutsche
Volk zu einer Abstimmung am 12. November aufgerufen,um vor der ganzen Welt den Friedenswillen des deutschen Volkes und seine Zustimmung zu den Friedensreden des Reichskanzlers
zu bekunden. Die deutschen Bischöfe, die von jeher in ihren Predigten und Hirtenbriefen für den Völkerfriedeneingetreten sind, begrüßen dieses öffentliche Bekenntnis zum
Frieden. Darum werden die Katholiken aus vaterländischem und christlichem Geist ihre Stimme für den Völkerfrieden, für die Ehre und Gleichberechtigung des deutschen Volkes erheben.
[…] Die Katholiken bekennen damit aufs neue ihre Treue zu Volk und Vaterland und ihren Dank für die weitschauenden und kraftvollen Bemühungen des Führers, dem deutschen
Volk die Schrecken eines Krieges und die Greuel des Bolschewismus
zu ersparen, die öffentliche Ordnung zu sichern und den Arbeitslosen Arbeit zu beschaffen.“ (in Entwurf III Faulhabers, 6.11.1933, in: Volk, Akten Faulhabers 1, S. 800.)

Bürckel forderte auf zur Abstimmung zu gehen und drohte, wer nicht zur Wahl ginge, würde als Separatist betrachtet. Auf den Einsatz einer großen Zahl von Rednern verzichtete er. Er setzte auf “private Gespräche”. Vor Ort

und in den Betrieben sollten die notwendigen Stimmen gesammelt werden. Auch setzte er auf die “Volksgemeinschaft”, diese beschwor er immer wieder. Am 8. November gab er eine Bekanntmachung heraus, die so nur im Gau Pfalz, nicht

aber in anderen Gauen zu finden war. “sämtlichen Bürgermeistern wird nach der Wahl eine Urkunde, unterzeichnet vom Kreiswahlleiter, ausgehändigt, aus welcher ersichtlich ist, wie die Bürger Gemeinde oder Stadt sich am 12. November zu

Deutschland und seinem Führer bekannten und wieviele sich dem Vaterland versagten” Außerdem hatte er ein Belohnungsangebot als Ansporn ausgearbeitet. “Die prozentuale Leistung am 12. November wird zur Grundlage genommen für die künftige

Nummerierung der Kreise, sodass der beste Kreis die Nummer 1 erhält, der zweitbeste die Nummer 2 usw. Die gleiche Nummerierung wird durchgeführt für die Ortsgruppen und Zellen innerhalb der Kreise.” (zitiert bei Wettstein S. 181)

Natürlich spornte das die Parteigenossen zu höchster Leistung an, den keiner wollte nach der Wahl als Versager gebrandmarkt werden. Damit hatte Bürckel auch über die Grenzen der Pfalz Aufsehen erregt.

Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps unterhielt den ganzen Tag eine Fahrbereitschaft, um Alte, Gebrechliche und Kranke zur Wahl zu bringen. Außerdem wurde auf perfide Art ein Grund gegeben, auf jeden Fall zur Wahl zu gehen.

Es wurde die Anordnung erlassen, dass die Wähler gleich nach der Stimmabgabe ein Wahlabzeichen offen zu tragen hatte. Das wurde ihnen aber erst im Wahllokal zum sofortigen Anstecken ausgehändigt.

Das Ergebnis war dann auch sehr eindeutig. 95,1 % billigten die Außenpolitik mit ihrer Zustimmung und in der gleichzeitigen Reichstagswahl erreichte die allein zur Wahl stehende NSDAP 92,2 %. Bürckel konnte mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Der Gau Pfalz hatte wieder die Spitzenposition eingenommen. In der Pfalz hatten 97,0 % bei der Volksabstimmung mit Ja gestimmt und 96,87 % bei der gleichzeitigen Reichstagswahl für die NSDAP. Neinstimmen wurden keine verzeichnet.

Natürlich war das Ergebnis auch für Adolf Hitler wichtig. Zeigte es doch dem In-und dem Ausland, dass Hitler die große Mehrheit des deutschen Volkes hinter sich wusste.

Ein gravierendes Problem stand aber an. Es war die Rolle, die die SA im Reich spielen sollte. 1921 hatte Adolf Hitler die Gründung eines Wehrverbandes der NSDAP angeordnet. Die Sturmabteilung war eine auf Hitler eingeschworene

Kampforganisation der Partei. 1922 hatte er Hermann Göring, der auch 1922 in die NSDAP eingetreten war, mit der Führung  der im Aufbau befindlichen SA beauftragt. Sie beteiligte sich am gescheiterten Hitlerputsch.

Nach dem Putsch verbot der Chef der Reichswehr Hans von Seeckt die NSDAP aber auch rechtsextreme Wehrverbände. Als Auffangorganisation gründete Ernst Röhm den Frontbann im Mai 1924. schon im September soll er 30.000 Mitglieder

gehabt haben. Hitler wurde Ende 1924 aus der Haft entlassen. Im Februar 1925 wurde die NSDAP neugegründet. Auch die SA wurde wieder aufgestellt, diesmal in die Partei eingegliedert. Nach der Wiedergründung der Partei

war Hitler mit Röhm über die Rolle der SA in Streit geraten. Hitler vertrat jetzt die “Legalitätstaktik”. Da passte die Zusammenarbeit mit paramilitärischen Verbänden nicht mehr ins Konzept. Hitler brauchte keinen Wehrverband mehr,

sondern lediglich einen Saalschutz. Franz Pfeffer von Salomon übernahm auf Wunsch von Hitler den Posten des Obersten SA-Führers (OSAF). Er war Jurist und war am Ende des 1.Weltkrieg  Hauptmann und Bataillonskommandeur. Er entwickelte die bis zum Ende des „Dritten Reichs“ gültige organisatorische und regionale Gliederung der SA und schuf mit vormilitärischer Ausbildung, einheitlichen Uniformen und militärischer Disziplin eine schlagkräftige Parteimiliz. Außerdem unterstanden ihm auch die HJ und der NS-Studentenbund. Provozierende Aufmärsche, zur Schau gestellte Stärke sollte die nationalsozialistische Geschlossenheit zeigen und waren auch ein Instrument der NS-Propaganda. Gewalttätige Übergriffe auf den politischen Gegner, also vor allem Mitglieder

der KPD und SPD zählten zu ihrem Repertoire, aber auch Juden und christliche Gruppen wurden Ziel von Angriffen. Eine weitere Krise zeichnete sich im Vorfeld der Reichstagswahlen von 1930 ab. Aus der SA war die Forderung laut geworden, führenden Mitgliedern einen sicheren Listenplatz bei der Wahl zu  garantieren. Hitler lehnte das ab. Auch Pfeffer von Salomon bejahte die Trennung von SA-Führerschaft und Mandat. Die Berliner SA trat daraufhin in Streik. SA Männer besetzen am von 30. auf 31. August 1930 sogar die Gaugeschäftsstelle und die Redaktionsräume der Gauzeitung der Berliner NSDAP “Der Angriff” unter dem stellvertretenden OSAF Ost Walter Stennes. Es kam zu einer wilden Prügelei zwischen SA und SS-Männern, erst die herbeigerufenen Polizei konnte die Ordnung wieder herstellen. Pfeffer von Salomon trat zurück. Hitler eilte nach Berlin und übernahm selbst den Posten des OSAF .Zum Ausgleich wurde Pfeffer von Salomon bei der Septemberwahl 1932 als Reichstagskandidat aufgestellt. Für die tägliche Arbeit wurde der Posten des Stabschef neu eingerichtet. Hitler besetzt ihn mit seinem alten Kampfgefährten Ernst Röhm, der schon beim Putsch am 9. November 1923 dabei war. Röhm war nach Südamerika gegangen, hatte 1928 als Militärinstruktor  in Bolivien gearbeitet.

Er war 1930 aus Südamerika zurückgekehrt und trat wieder in die NSDAP ein.  Im Januar 1931 trat er den Posten des Staatschef der SA an. Der Konflikt zwischen Stennes und der SA-Führung war aber nicht ausgestanden. Zum einen lehnte er die unter Röhm gerade begonnene Umorganisation der SA ab. Hauptgrund der Ablehnung durch die NSDAP-Spitze war aber die aktionistische Ausrichtung von Stennes und seiner Leute. Mit der Notverordnung vom 28. März 1931 zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen ,

deutete die Regierung an, dass sie in Zukunft energischer gegen politische Gewalt vorgehen wolle. Das gefährdete die Erfolge, die die NSDAP mit der Reichstagswahl von 1930 errungen hatte. Der Umkreis um Stennes warf der “Hitler-Fraktion” vor, sich von den

alten Idealen des Nationalsozialismus abgewandt zu haben. Die SA weigere sich, sich “auf dem Altar der Legalität opfern” zu lassen. (Flugblatt »Pg., S.A.-Kameraden! Nationalsozialisten!«, 8.4.1931, BArch Bln, NS26) Hitler setzt Stennes schließlich ab, worauf es zum

zweiten “Stennes-Putsch” kam. Mehrere hundert SA-Leute besetzten das NSDAP Parteigebäude in der Berliner Hedemannstraße. Stennes wurde dann aus der Partei ausgeschlossen.

 

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Er und seine Gefolgsleute bemühten sich die Nationalsozialistische Kampfbewegung Deutschlands (NSKD)auf zubauen. Aber schon im Dezember hatten Geldnot und schwindende Mitgliederzahlen für das aus der NSKD gesorgt.Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam Stennes im Mai 1933 zunächst in Haft. Aber Göring, der ihn noch aus gemeinsamen Kadettenzeiten in Berlin  kannte,unterstützte ihn. Auf Rat Görings wurde Stennes in China als Mitglied einer deutschen Militärmission Berater Tschiang Kai-scheks . Er befehligte dort die Leibgarde des Nationalistenführers und schulte Polizeioffiziere. (zur weiteren Geschichte von Stennes siehe siehe Spiegel online Eines Tages SA-Führer Stennes Von Hitlers Haudrauf zu Stalins Spion).

Unabhängig von diesen inneren Auseinandersetzungen wuchs die SA beständig und rasch an. Weltwirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP trugen ihren Teil dazu bei. Der Straßenterror nahm zu  und führte 1932 zu und führte 1932 zum SA und Uniformverbot.

(s.o.) Im Vorfeld der Reichstagswahl von 1932 kam es zu 300 Toten und über 1000 Verletzten. Bis Ende 1932 waren  92 SA-Leute bei Saal- und Straßenschlachten ums Leben gekommen.  Am 14. Januar 1930 wurde Horst Wessel, ein SA-Führer, angeschossen.

Am 23. Februar starb er im Krankenhaus. Eigentlich war es um eine private Auseinandersetzung gegangen. Es ging um Streit mit Mietzahlungen in einer Wohnung wo Wessel zur Untermiete wohnte. Goebbels, damals Berliner Gauleiter, griff das unter anderen Vorzeichen auf und nutzte den Tod Wessels zur hemmungslosen Agitation. Er stilisierte ihn zum “Märtyrer” der Bewegung. Er nannte ihn einen “Christussozialisten”, einen, der durch Taten rufe: »Kommt her zu mir, ich will Euch erlösen “
Zitiert nach R. G. Reuth, Goebbels  S. 162. Goebbels gestaltete ein pompöse Trauerfeier, bei der auch Göring, der SA-Führer von Pfeffer sowie Prinz August Wilhelm von Preußen anwesend waren. Nach der Machtübernahme gab es Horst Wessel Plätze.

Das Krankenhaus, in dem er gestorben war, wurde in “Horst Wessel Krankenhaus” umgetauft. Horst Wessel hatte irgendwann zwischen 1927 und 1929 einen Liedtext gedichtet, der zur offiziellen Parteihymne der NSDAP wurde. Nach der Machtübernahme

wurde es auf Anordnung von Innenminister Frick immer im Anschluss an die erste Strophe der Nationalhymne gesungen.

Nach der Machtübernahme war Göring Minister ohne Geschäftsbereich. Außerdem trat er am 30. Januar in die Kommissariatsregierung von Preussen als Innenminister ein. De jure regierte in Preussen zwar immer noch die Regierung Braun.

Von Papen hatte im Juli 1932 nach dem “Preussenschlag” die Regierung Braun abgesetzt. Doch das war vom Staatsgerichtshof für ungültig erklärt worden. Die Notverordnung „Zur Herstellung geordneter Regierungsverhältnisse in Preußen“ vom 6. Februar 1933

übertrug kurzerhand alle der Regierung Braun noch verbliebenen Befugnisse auf die Kommissariatsregierung von Papens. Es gab keine Neuwahlen. Das war ein zweiter Staatsstreich in Preussen. Per Erlass vom 23. Februar 1933 gründete

Göring die “Hilfspolizei”. Sie war 50.000 Mann stark und setzte sich überwiegend aus SA und SS- Einheiten zusammen. In Preussen galt ein Verteilerschlüssel, nach dem jeder 5. Hilfspolizist noch aus den Reihen des Stahlhelms kommen musste.

Die Gründung einer Hilfspolizei empfahl Göring auch für andere Länder. Das preussische Beispiel machte schnell Schule. Braunschweig richtete ihre HiPo schon am 1. März ein, Bayern stellte am 9./10. März eine HiPo auf, Württemberg am 10. März und Hamburg am 15. März. So wurde der Straßenterror gegen politisch Andersdenkende mit staatlichen Vollmachten durchgeführt. Hitler zog zweifachen nutzen aus der SA  in der Zeit unmittelbar nach der Machtübernahme. Seine Gegner konnte er einschüchtern und terrorisieren.

Bei den Konservativen konnte er sich als die Person geben, die als einzige in der Lage war, die SA zu bändigen.Hitlers Macht war im Lauf des Jahres 1933 vor allem dank der SA gesichert. Der Konflikt zwischen SA und Parteiführung, der ja schon von 1930 bis 1932

ausgetragen wurde (s.o.), war ja durch die Machtübernahme nur aufgeschoben, nicht aber gelöst worden. Röhm hatte-wie schon 1925 einmal- eine andere Vorstellung von der Rolle der SA. Ihm schwebte ein “NS-Volksheer” vor. Die Einheiten der Reichswehr sollten

in denen der SA aufgehen und so das NS-Volksheer bilden. Hitler aber brauchte die Reichswehr für seine zukünftigen Kriegspläne. Röhm hatte aber auch innerparteiliche Rivalen, nämlich Göring und Himmler. Es wurde nun der Eindruck erweckt, Röhm wolle zu einem Aufstand anstiften. Gerüchte wurden geschürt, Zitate bewusst gefälscht.

Am 30. Juni 1934 war Röhm zur Kur in Bad Wiessee, begleitet von mehreren SA-Führern. Der SS-Sturmbann Dachau, am 29. November 1934 in SS-Sturmbann Oberbayern umbenannt und Heinrich Himmler zur ausschließlichen Verfügung unterstellt-

verhaftete die SA-Führung am  30. Juni 1934 in Bad Wiessee. Zwischen 150 und 200 Menschen kommen in der “Nacht der langen Messer” ums Leben. Die in Bad Wiessee verhaftete SA-Führung wurde nach München-Stadelheim gebracht und dort erschossen.

Man hatte aber SA-Führer aus allen Teilen nach München zu einer Konferenz beordert. Die meisten kamen mit Nachtschnellzügen in München an, wurden sofort auf dem Bahnhof verhaftet, auch nach Stadelheim gebracht und erschossen. Nur bei Ernst Röhm, immerhin Hitlers Weggefährte zeigte der Führer noch Skrupel. Er sollte einen “ehrenvollen” Abgang erhalten. Er  wurde aufgefordert, Selbstmord zu begehen. Als er das nicht tat, wurde er auch erschossen. Goebbels war während dieser Aktionen auch in München und gab auf ein Zeichen Hitlers aus dem Braunen Haus das Stichwort “Kolibri” telefonisch nach Berlin durch. Daraufhin setzte auch dort die Mordaktion ein. Aber nicht nur die SA-Führung wurde liquidiert. Alte Gegner, Kritiker und Mitwisser wurden ebenfalls aus dem Weg geräumt. auch alte Rechnungen wurden beglichen. So starb Ritter von Kahr, der als bayerischer Generalstaatskommissar Hitler bei seinem Putsch 1923 die Unterstützung versagt hatte. Der ehemalige NSDAP-Organisationsleiter  Georg Strasser wurde am 30. Juni 1934 in Berlin von der Gestapo verhaftet, in das Gestapo-Hauptquartier in Berlin  in der Prinz-Albrecht-Straße  gebracht und dort liquidiert.Sein Tod wurde zunächst als Suizid deklariert. Gut möglich, dass sich Himmler und Göring eines potentiellen Konkurrenten entledigte, bevor diesem ein Come-Back gelang. Getötet wurden auch Regimegegner aus der katholischen Kirche wie Erich Klausener, der den Vorsitz der Katholischen Aktion in Berlin innehatte. Er war Beamter im preussischen Innenministerium.

Schon vor der Machtergreifung war er überzeugter Gegner linker wie rechter Kampforganisationen und hatte eben auch die SA mit den Mitteln der preussischen Polizei entschieden bekämpft. Auch der Münchner Journalist und Archivar Fritz Gerlich zählte zu den Opfern. Gerlich war von 1920-1928 Chefredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten, einer Vorgängerzeitung der Süddeutschen Zeitung. Ab 1930 gab er die Zeitschrift “Illustierter Sonntag’” heraus, die ab 1932 als “Der Gerade Weg” erschien. Verleger war

Erich August Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, der am Rande erwähnt mit dieser Zeitung eine Menge Geld verlor. Gerlich schrieb in der Ausgabe vom 31.Juli 1932 “Nationalsozialismus heißt: Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not”

(Digitalisat der Bayerischen Landesbibliothek)In derselben Ausgabe wird eine Zuschrift veröffentlicht, die sich wie eine Vorwegnahme des weiteren Schicksals von Gerlich liest “Sie erbärmlicher Schmutzfink.Seien sie überzeugt, daß die Stunde bald schlägt,

wo Deutschland von Ihnen und Ihresgleichen befreit wird. Wir werden an Ihnen und Ihrer schwarzen Sippe ein besonderes Exempel statuieren…” Gerlich wurde  am 9. März 1933 von einem SA-Trupp misshandelt, in Schutzhaft genommen und verblieb dort

bis zur Nacht vom 30. Juli, wo er in Dachau erschossen wurde. Von Papen konnte seine Mitarbeiter auch nicht mehr schützen, was seine Machtlosigkeit im Kabinett Hitler illustriert. Edgar Julius Jung wurde wohl in Oranienburg ermordet. Er war

politischer Berater und Redenschreiber von Papens und entwarf die Marburger Rede, die von Papen am 17.Juni 1934 vor Marburger Studenten hielt. Carl Fedor Eduard Herbert von Bose war Oberregierungsrat und Referent von von Papen. Er wurde erschossen, weil ja auch die “Papencique” zerschlagen werden sollte. Auch die Reichswehr hatte tote zu beklagen. So wurde Kurt von Schleicher, der ehemalige Reichskanzler und Ferdinand von Bredow, enger Mitarbeiter und Vertrauter Kurt von Schleichers ermordet.

Hitler hatte allerdings behauptet, von Schleicher und von Bredow hätten Landesverrat betrieben. Das empörte zwar die gesamte Generalität und sie beschwerte sich beim Reichwehrminister von Blomberg. Dieser versprach eine Dokumentation zu den Vorfällen zu liefern. es blieb aber bei dem Versprechen. Der einzige, der Konsequenzen daraus zog, war Generalleutnant Wolfgang Fleck, der seinen Abschied einreichte. Die angespannte Stimmung im Offizierskorps blieb aber und sie veranlasste Hitler zu der

Aussage in einer geschlossenen Versammlung, Untersuchungen hätten ergeben, dass die Generäle von Schleicher und von Bredow irrtümlich erschossen worden seien. Hitler hatte der Reichswehr auch zugesichert, dass sie das militärische Monopol behalten solle.

Trotzdem erhielt die SS schon wenige Monate später die Erlaubnis, eigene bewaffnete Verbände aufzustellen. Am 20. Juli 1934 löste Hitler die SS aus der SA und erhob sie zu einer selbstständigen Organisation im Rahmen der NSDAP. 1934 wurden solche Mordaktionen noch juristisch bemäntelt. Am 3. Juli 1934 erließ die Regierung das Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr. Im einzigen Artikel darin heißt es: “ Die zur Niederschlagung hoch- und landesverräterischer Angriffe am 30. Juni, 1. und 2. Juli 1934 vollzogenen Maßnahmen sind als Staatsnotwehr rechtens.”

Und was war mit Bürckel während des Röhmputsches?  Am Tag der Verhaftung Röhms hatte Bürckel die pfälzischen Bauern  zu einer Versammlung auf dem  “Thingplatz” am Königstuhl auf dem Donnersberg eingeladen.Bei dieser Veranstaltung griff er den landwirtschaftlichen Gaufachberater der NSDAP Ludwig Schickert scharf an. Die beiden hatten wohl schon seit 1932 Probleme miteinander.

Auch Walther Darré war anwesend. Er war am 28. Mai 1934 zum Reichsbauernführer und am 29. Juni, also am Vortag zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft ernannt worden. Dessen agrarpolitische Vorstellungen empfand er als unsozial. Die Politik

Darrés missachtete nach Bürckels Einschätzung die dringenden Belange der Bauern. Bürckel nahm kein Blatt vor den Mund. In einer im Protokoll nicht vorgesehenen Schlussrede wandte er sich direkt an den neuernannten Minister und bat ihn jede unsoziale, die dringenden Bedürfnisse der pfälzischen Bauern missachtende Politik zu unterlassen. Darré war über dieses unprogrammäßige Schlusswort erzürnt und ließ ihm, nachdem er nach Berlin zurückgekehrt war, ausrichten, sein Schlusswort auf dem Donnersberg

habe ihm so gut gefallen, dass er nicht umhin könnte “Gauleiter Bürckel mitzuteilen, dass gerade Georg Strasser erschossen worden ist.” (Wettstein S. 211). Bürckel hatte aus der Säuberung für sich den Schluss gezogen, dass sie sich gegen den Machtanspruch einer

der Sittenlosigkeit und Korruption verfallenen SA-Führung gerichtet hat. In diesem Sinn fiel auch sein Telegramm aus, das er am nächsten Tag an Hitler schickte. “Die Haltung des Gaus Pfalz ist ganz selbstverständlich. Für die durchgeführte Säuberung dankt das ganze pfälzische Volk, aber auch aufrichtig die SA des Gaues Pfalz.Ihr getreuer Bürckel”. Flankiert wurde das in einem Aufruf, der in allen pfälzischen Tageszeitungen veröffentlicht wurde. “Der Führer hat aufgeräumt und uns damit erlöst…” (Wettstein S. 212).

Hindenburg hatte das Vorgehen gegen die SA durchaus forciert. Als Hitler den kranken Präsidenten auf seinem Gut Neudeck besuchte, forderte Hindenburg Hitler auf, endlich “endlich etwas gegen die revolutionären Unruhestifter zu unternehmen”  und er überlegte wohl, das Kriegsrecht zu verhängen. Am 2. August 1934 starb der Reichspräsident Paul von Hindenburg. Der verstorbene Präsident sollte eigentlich auf seinen  ausdrücklichen Wunsch auf Gut Neudeck bestattet werden. Doch die Nazis ließen sich nicht nehmen, daraus eine perfekte Inszenierung nationalsozialistischer Machtausübung zu machen. Der Leichnam war am 7. August zum Tannenberg überführt worden. Am Tag darauf wurde er in einem pompösen Staatsakt beigesetzt von Hitler mit

“Toter Feldherr, geh‘ nun ein in Walhall!“  Schon am am 1. August Gesetz über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs erlassen.

Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:

§ 1

  Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem des Reichskanzlers vereinigt. Infolgedessen gehen die bisherigen Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler über. Er bestimmt seinen Stellvertreter.

§ 2

  Dieses Gesetz tritt mit Wirkung von dem Zeitpunkt des Ablebens des Reichspräsidenten von Hindenburg in Kraft.

Noch am Todestag von Hindenburg lässt Reichswehrminister General von Blomberg alle Soldaten einen Eid auf Hitler ableisten. Der Eid lautete nun “Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“ Dabei hatte der Reichswehrminister gar keine rechtliche Befugnis den Text des Eides zu ändern.

Er lautete bis dahin so: “Ich schwöre der Reichsverfassung und gelobe, daß ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will.“

Von Blomberg erhoffte sich von dieser Änderung der Reichswehr eine starke Position zu sichern. De facto stärkte er aber die Position Hitlers. Auch hatte dies Spätfolgen, die damals natürlich nicht abzusehen waren. Als es um den Widerstand gegen Hitler,

fühlten sich viele Offiziere auch durch den Eid auf Hitler gebunden und das machte den Widerstand für einzelne durchaus auch zu einer Gewissensentscheidung. Die deutsche Bevölkerung sollte die Zusammenlegung der Ämter des Reichspräsidenten und Reichskanzlers in einer Volksabstimmung absegnen, die für den 19. August 1934 angesetzt war. Bürckel war seit 7. August 1934 offizieller Sonderbevollmächtigter der Reichsregierung für die Saarabstimmung im Januar 1935. Schon am 18. Juli hatte Joseph Goebbels

den Pfälzer Gauleiter mit der Durchführung der Saarpropaganda beauftragt. Zwar ging es bei der Volksbefragung am 19. August eigentlich um nichts. Sie diente lediglich der Akklamation. Bürckel aber musste sich beweisen. In allen Wahlen hatte er ja immer

Spitzenergebnisse eingefahren. Und auch jetzt brachte er sein erprobtes Erfolgsrezept. Aufmärsche, Fahnen, Marschmusik und aus den Lautsprechern tönten reden Hitlers oder sonstiger Parteigrößen. Am 14. August fand in Speyer eine Massenkundgebung mit

mehr als 10.000 Teilnehmern statt. Seine Rede ließ er gleichzeitig über Lautsprecher in sämtliche Gemeinden des Kreises übertragen. Er schloss pathetisch “Ich sage, dass ich am Abend des 19. Augusts vor den Führer treten werde mit der Meldung: Mein Führer,

die Kompanie Pfalz steht geschlossen hinter dir! “ (Wettstein S. 214) Seine Prophezeiung  traf ein. Die Pfalz meldete 99,9 %. (Zahl nach Landesgeschichtliches Informationssystem  Hessen).

Das Saargebiet kam nach der Niederlage von 1918 unter die Regierung des Völkerbundes. 1920 wurde es für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt. Für 1935 war vertragsgemäß eine Volksabstimmung vorgesehen, die den künftigen Status des Gebiets festlegen sollte Im Jahr 1931 hatte Bürckel eine Art Patenschaft für die saarländische NSDAP übernommen. Er ordnete Parteiredner für die Partei, aber auch Saalschutz durch SA und SS-Leute aus der Pfalz ab. Er versorgte sie mit Uniformen. Er gab saarländischen Parteigenossen die Möglichkeit, in der Pfalz zu hospitieren. Er kannte die saarländische NSDAP also genau. So war es nur folgerichtig, dass Hitler Bürckel nach der Machtergreifung zum Gauleiter des Gaus Saar ernannte,

ohne aber den amtierenden Gauleiter Karl Brück seines Amtes zu entheben. Er löste den Gau Saar auf und unterstellte die NSDAP seiner Gauleitung mit der Zentrale in Neustadt. Die Regierungskommission, das war die Behörde, die das Saargebiet im

Auftrag des Völkerbundes verwaltete, verabschiedete kurz darauf ein Gesetz, das die Parteien an der Saar zur rechtlichen Eigenständigkeit gegenüber dem Deutschen Reich verpflichtete. Somit konnte Bürckel nicht Gauleiter für die Saar bleiben. Als Strohmann

für Bürckel wurde Alois Spaniol, 1904 im saarländischen Lisdorf geboren, eingesetzt. Die bürgerlich-liberalen Parteien und das katholische Zentrum schlossen sich unter  auf eine Initiative des VölkIinger Industriellen Herrmann Röchling zur ,,Deutschen Front (DF)“ zusammen. Sie trat für den Anschluss des Saargebiets an das Reich ein. Bürgerliche Politiker und Pfarrer dienten als Aushängeschilder. Nach außen wirkte sie wie eine überparteiliche Bewegung. Tatsächlich aber stand sie vollständig unter der Kontrolle

der NSDAP und die Fäden hielt Bürckel in der Hand. Der DF gehörte als Nationalsozialist Jakob Pirro  an. Die Saar-NSDAP wurde am 26. Februar 1934 aufgelöst Neuer Leiter wurde Pirro. Er gilt als Vertrauter Bürckels, der also seine Strategie bei der Personalauswahl, alle Posten mit seinen Vertrauten zu besetzen fortführte.

Bürckel hatte mit der Saarpropaganda zwei Aspekte abzudecken. Zum einen musste er natürlich die Saarländer für die Rückgliederung begeistern. Er musste aber auch die Reichsbevölkerung für die innen-und außenpolitische Bedeutung sensibilisieren.

Für den Kampf um saarländische Stimmen griff er auf seine bewährten Propagandainstrumente zurück. Presse und Film und natürlich wie immer öffentliche Kundgebungen und Versammlungen wurden genutzt. Wichtigstes Propagandamittel wurde aber mehr und mehr der Reichsrundfunk. Für die Reichsdeutschen kreierte er Saarveranstaltungen und Saarausstellungen. In Zweibrücken fand am ersten Aprilwochenende die wohl erste offizielle Saarlandkundgebung statt. Über 70.000 Menschen waren gekommen.

Auch in Mannheim, Mainz und Ludwigshafen fanden große Kundgebungen statt. Sternfahrten zur saarländischen Grenze von Parteiorganisationen wurden organisiert. Aber auch der Sängerbund Westmark oder die NS-Frauenschaft waren eingebunden.

Der Sängerbund hielt in Zweibrücken eine Kundgebung ab und das Gautreffen der NS-Frauenschaft, auch in der Grenzstadt Zweibrücken hatte 10.000 Teilnehmer/Innen.

Bürckel sah aber auch, dass es außer diesem propagandistischen Trommelfeuer wichtig war, auch die katholische Kirche zu gewinnen. Immerhin waren 73 % der saarländischen Bevölkerung Katholiken. Wichtig war ihm eine offizielle Zustimmung der beiden für das Saarland zuständigen Oberhirten Franz Rudolf Bornewasser in Trier und Ludwig Sebastian in Speyer.

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Zwar waren beide Bischöfe national eingestellt und waren deshalb für die Rückgliederung des Saargebiets ins Reich, doch ganz so glatt lief es nicht, wie Bürckel sich das erhofft hatte. Sebastian hatte sich schon 1933 geweigert, einen von Bürckel vorbereiteten Wahlaufruf zu unterschreiben. Er hatte im März 1933 demonstrativ katholische Schutzhäftlinge in Neustadt besucht. Angesichts der ständig zunehmenden Repressalien gegen den Klerus und Ordensleute hatte er sich auch geweigert nach dem Abschluss des Reichskonkordats einen Dankgottesdienst zu feiern. Auch waren die Ausschreitungen in der Pfalz während der Gleichschaltung, die Schutzhaft für pfälzische Geistliche

und die Verfolgung von Mitgliedern des Zentrums und der BVP im Saarland durchaus registriert worden. Bürckel fuhr nun einen geschmeidigeren Kurs. So wies er die pfälzische Kreisregierung im Juni 1934 an, kein Uniformverbot für die katholischen Jugendverbände zu erlassen. Er verbot die Verbreitung des “Mythus des 20. Jahrhunderts” von Rosenberg, der bei der katholischen Kirche seit Anfang 1934 auf dem Index stand. Am 21. Juni 1934 ordnete er für Fronleichnam  für die Pfalz eine allgemeine Arbeitsruhe an.

Fronleichnam war seit dem Feiertagsgesetz vom 27. Februar 1934 kein Feiertag mehr. Außerdem ordnete im “Interesse des Religionsfriedens” behördlichen Schutz für Fronleichnamsprozessionen an. Auch untersagte er , dass in der Pfälzer und saarländischen

Presse antireligiöse und die Kirche verunglimpfenden Artikel veröffentlicht wurden. Gleichzeitig machte er Druck. Er intervenierte sogar beim Vatikan, um die beiden Kirchenfürsten zu veranlassen, ihre bisherige Neutralität aufzugeben.

Am 6. Januar 1935 wurde im Reich und auf Anordnung der fürs Saargebiet zuständigen Bischöfe von Trier und Speyer ein Hirtenbrief verlesen “Am Sonntag, den 13. Januar 1935, wird im Saargebiet die Volksabstimmung stattfinden über die Frage,

ob dieses deutsche Land seine Bewohner in der durch den Versailler Gewaltfrieden aufgezwungenen Trennung vom deutschen Reich verbleiben sollen (zitiert bei Wettstein S. 264)Bei Bischof Sebastian unterblieb die Formulierung vom “Versailler Gewaltfrieden”.

Aber natürlich hat dieser Hirtenbrief das Abstimmungsergebnis beeinflusst. Das Ergebnis war überzeugend. 90,8 % der Wähler entschied sich für das Rückkehr ins Reich. Für den Status quo stimmten 8,8 % und nur 0,4 % votierten für Frankreich.

Bürckel hatte seine Fähigkeit wieder voll unter Beweis gestellt. Hitler gratulierte zu dem Erfolg persönlich am Telefon und einem persönlich an ihn gerichteten Telegramm “Aufrichtigen Dank für Ihre vorbildliche Arbeit” (Wettstein S. 267)

Auch Goebbels, der sich oft über Bürckels “sozialistische Alleingänge” ärgerte oder Dr. Frey, den er mit seiner Personal-und Verwaltungspolitik in der Pfalz oft brüskierte, gratulierten.

Am 30. Januar wurde “Gesetz über die vorläufige Verwaltung des Saarlandes” erlassen. § 1 lautete: “An der Spitze der Verwaltung des Saarlandes steht bis zur Eingliederung in einen Reichsgau der Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes mit dem Amtssitz in Saarbrücken. Der Reichskommissar wird vom Führer und Reichskanzler ernannt”. Bürckel wurde am 11. Februar  zum Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes  ernannt und am 1. März 1935 in Saarbrücken von Dr. Frick in einem Festakt

in das Amt eingesetzt. Fast alle Parteigrößen waren dabei: Hitler, Heß, Goebbels, Himmler, Rosenberg, Darré, Ley. Auch die beiden Bischöfe Bornewasser und Sebastian waren anwesend. In seiner Antrittsrede versprach Bürckel den Bau von 2000 Häusern und

Siedlungen. Zur Rückgliederung des Saarlandes sagte er klar “diese sei keine bayrische,preußische Angelegenheit, sondern allein (eine)deutsche Angelegenheit (Wettstein S.270)Tatsächlich war das Saargebiet  das erste von den Nationalsozialisten geschaffene „führerunmittelbare Territorium“, in dem der Reichskommissar neben seiner Position als oberster Präsentant der Reichsaufsicht zugleich die Funktion eines Regierungschefs ausübte.Für seine Kirchenpolitik anerkannte er die Aufgabe der Kirche. Doch sagte er auch, dass der Nationalsozialismus als Träger des Staates ungehindert seine Aufgaben erfüllen werde. Jeder sollte auf seine Arbeit beschränkt werden.

Wie er das auch in der Pfalz gemacht hatte, besetzte er die führenden Posten mit ihm loyal ergebenen Parteigenossen. Durch Führererlass vom 17. Juni 1936 wurde Bürckel zum Reichskommissar für das Saarland ernannt. Im selben Jahr wurde er

auch Obergruppenführer der SA, das entspricht dem Rang eines Generals.

Noch ein Blick auf das gesamte Reichsgebiet und die weitere Entwicklung des nationalsozialistischen Herrschaftssystem.

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Auf dem Gebiet der Innenpolitik geschah auch Wichtiges

Mit dem “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” vom 7. April 1933 hatte die Ausgrenzung der Juden begonnen.

Die “Nürnberger Gesetze”, die am Abend des 15. September 1935 anlässlich des 7. Reichsparteitag der NSDAP, des “Reichsparteitags der Freiheit”, einstimmig angenommen wurden, schlossen die Juden praktisch aus dem deutschen Volk aus.

Die beiden Gesetze, das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (RGBl. I S. 1146) und das “das Reichsbürgergesetz” (RGBl.I S. 1146) gaben der nationalsozialistischen Rassenideologie ihre juristische Grundlage.

An der Erarbeitung von Vorlagen und Gesetzesentwürfen maßgeblich beteiligt- auch für die “Nürnberger Gesetze” war als Referent im Innenministerium Hans Globke. Er gab auch zusammen mit seinem Vorgesetzten dem Staatssekretär

Wilhelm Stuckart den ersten Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen und deren Ausführungsverordnungen heraus. Er verfasste auch das Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938 , das Juden zur Führung

des zusätzlichen Vornamens Israel für Männer und Sara für Frauen verpflichtete. Er konzipierte auch das J, das Juden in ihre Pässe eingeprägt bekamen, mit.

Hans Globke brachte es trotz dieser Vorgeschichte zum Zeugen der Anklage im Nürnberger Prozess. Unter Adenauer wurde er Ministerialdirigent. Am Schluss brachte er es sogar zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Er war die Schaltstelle im Kanzleramt

und Adenauers engster Vertrauter. Auch über Ordensverleihungen konnte er sich nicht beklagen. Er erhielt das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Auch eine Karriere!

Mit dem Blutschutzgesetz wurde die Eheschließung sowie der außereheliche Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden verboten. Das Reichsbürgergesetz legte fest, dass nur “Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes“ Reichsbürger

sein konnten. Das hatte zur Folge,dass kein Jude mehr ein öffentliches Amt innehaben durften. Jüdische Beamte, die 1933 wegen des “Frontkämpferprivilegs” noch einmal davon gekommen waren, mussten nun bis zum 31. Dezember 1935 ihren Dienst quittieren.

Juden verloren das politische Wahlrecht und durch weitere Verordnungen zum Reichsbürgergesetz wurde jüdischen Ärzten und Rechtsanwälten auch ihre Zulassung entzogen.

Zu Gauleiter Bürckel. Gleich nach 1933 waren Juden aus ihren Geschäften gedrängt worden. Der Weinhandel war traditionell überwiegend von jüdischen Händlern betrieben und die waren planmässig aus dem Geschäft gedrängt worden, oft mit fadenscheinigen Vorwürfen von Weinbetrug und Weinpanscherei. Im Mainzer Karnevalszug von 1936 fuhr sogar ein Motivwagen mit, der den Vorwurf, dass Juden minderwertige Weine als Spitzenweine verkaufe. Dazu kam ein Weinjahrgang, dessen Mengen

das 2 1/2 fache eines normalen Jahrgangs ausmachte. Die Winzer fürchteten einen Preisverfall. Also proklamierte Bürckel “Die Deutsche Weinstrasse”. Sie verlief von Schweigen nach Bockenheim und sollte die schönsten Winzerdörfer der Pfalz verbinden.

Man musste lediglich neu ausschildern. Orte die an der Route lagen durften den Zusatz “an der Weinstraße” sowie Neustadt- bisher an der Haardt nun an der Weinstraße. Am 19.  Oktober 1935 wurde in Bad Dürkheim die Deutsche Weinstraße feierlich eröffnet.

Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden wurden nur zehn Tage vorher in Kenntnis gesetzt. Ursprünglich war geplant mit einer Pfälzerwald Hochstrasse vom Donnersberg bis zum Hohen Derst, der ist oberhalb von Dörrenbach für den Fremdenverkehr

und damit auch für den Wein zu werben. Bürckel war im Juli 1935mit seinem Gefolge in der Schweigener Gaststätte “Zum Bayerischen Jäger”eingekehrt. Dabei kam man auf die Änderung der Pläne. Am Anfang der Weinstraße steht das Deutsche Weintor,

das die provisorische Holzattrappe, die bei der Eröffnung stand, ersetzt hatte. Es gab einen Architektenwettbewerb, den die Architekten August Josef Peter und Karl Mittel aus Landau gewonnen hatten. Die Grundsteinlegung fand am 27. August 1936 statt, der Abschluss der Bauarbeiten wurde nicht einmal zwei Monate später, am 18. Oktober, gefeiert.

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Entlang der Weinstraße sollten 6 Bauwerke entstehen, die zum einen als Kelterstation, zum anderen als Gaststätte mit Ausflugszielcharakter dienen sollten. Gebaut wurde

aber noch 1936 nur der “Saarhof”. Er sollte so heißen, weil die Stadt Saarbrücken die Trägerschaft übernommen hatte. Der Rohbau wurde bei Kriegsbeginn vollendet. dann nahm ihn die Wehrmacht in Beschlag. 1944/45 kaufte die Gemeinde Leinsweiler das Anwesen von der Stadt Saarbrücken. 1951 übernahm es der Landkreis Landau.Heute ist der “Leinsweiler Hof” in Privatbesitz. Parallel zur Errichtung der Weinstraße begründete Bürckel Partnerschaften Pfälzer Winzergemeinschaften mit deutschen Städten. Natürlich überschritt Bürckel damit seinen Kompetenzrahmen, denn Weinbau und Weinwerbung lagen eigentlich im Zuständigkeitsbereich von Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Darré. Aber um Kompetenzen hat Bürckel sich nie gekümmert, zumal wenn er vom Zuständigen keine hohe Meinung hatte. Für die Weinstraße regelte er vieles mit einer Reihe von Erlassen. Aus Vorgärten mussten Reklameschilder, Leuchtstofftransparente, nicht für die Pfalz typische Pflanzen, selbst Gartenzwerge entfernt werden.

Modische Bauweisen, Edelputz und Mosaiken an den Hauswänden waren verboten. Alte Fachwerkhäuser, alte Wirtshausschilder und alte Zäune waren zu erhalten. Bürckel liess die postalische Bezeichnung “an der Weinstrasse” an die Ortsnamen anhängen-

werbewirksam bis heute.

Das Verhältnis des Nationalsozialismus zur Kirche, vor allem zur katholischen, war von Anfang an ziemlich gespannt. Und wie oben gezeigt gab es gleich zu Beginn massive Übergriffe auf Geistliche und vor allem heftige Verfolgung von Zentrumsmitgliedern.

Das Verhältnis entspannte sich nach dem Konkordat ein wenig und unter Gauleiter Bürckel in der Pfalz als es um die Saarabstimmung ging und Bürckel einfach auch die massive Unterstützung der Bischöfe brauchte, um ein möglichst gutes Stimmergebnis im Saarland zu erreichen. Der Speyrer Bischof Sebastian war von Anfang an nicht auf Konfrontation aus.Wie oben gezeigt wurde, verlief die Zeit kurz vor dem Ermächtigungsgesetz sehr turbulent. Auch in der Pfalz waren sehr viele katholische Geistliche in Schutzhaft genommen worden oder wie der Pfarrer von Rheingönnheim Caroli misshandelt worden. Bischof Sebastian willigte in ein Abkommen mit der Gauleitung ein, das katholischen Priestern strengste Zurückhaltung in politischen Fragen auferlegte. Getragen war dies von der

Hoffnung, die Haftentlassung der Pfarrer zu erreichen. Das Hauptziel des Bischofs lag darin, eine geregelte Seelsorge aufrecht zu erhalten. Nach dem für das Regime günstigen Ausgang der Saarabstimmung war man nicht mehr auf Rücksichtnahme auf die Kirche angewiesen. Eine Atempause verschafften nochmals die Olympischen spiel 1936 in Deutschland. Man wollte sich im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit natürlich gut zeigen. Es kam dann Ende 1936/Anfang 1937 zum Frankenholzer Schulstreik. Es ging hier um den Rang von Schulkreuzen und Hitlerbildern. Als der nationalsozialistische Schulleiter Philipp Klein Kreuze durch Hitlerbilder ersetzen ließ, behielten Eltern ihre Kinder daheim. Als die Gestapo gegen die Rädelsführer ermittelte, schlossen sich Bergleute dem Protest mit

einem Bummelstreik an. Darauf wurden 15 Grubenarbeiter fristlos entlassen, 5 Eltern in U-Haft genommen. Gauleiter Bürckel gab nach, ließ die Geldstrafen für die Schulverweigerung aufheben,

veranlasste, dass die Verhafteten entlassen wurden und machte den Platztausch von Hitlerbild und Kreuz rückgängig.  Bischof Sebastian hatte den Vorfall in seiner ganzen Diözese publik gemacht und mit klaren Worten darauf hingewiesen,dass Frankenholz kein Einzelfall sei sondern symptomatisch für die Gesamtentwicklung im Deutschen Reich war. Die Stellungnahme des Bischofs belegte, dass Bürckels Fiktion vom Religionsfrieden in seinem Gau nicht stimmte.Fast gleichzeitig ließ Bürckel eine Abstimmung über die Einführung einer Gemeinschaftsschule im Gau Saarpfalz durchführen und erhielt ein klares Votum für die Gemeinschaftsschulen. Das wieder zeigte, dass die Bereitschaft vieler Katholiken, sich den Forderungen des Nationalsozialismus zu widersetzen, sehr rasch an ihre Grenzern stieß, wenn konkrete Nachteile drohten. Die Abstimmung war am 19. März angesetzt worden und schon am 20. März abgehalten worden. So wurde den Pfarrern die Möglichkeit genommen, dagegen Stellung zu beziehen, z. b. in Predigten.

Der 20. März war der Samstag vor Palmsonntag. Am 21. März aber wurde in allen katholischen Kirchen die päpstliche Enzyklika “Mit brennender Sorge” verlesen. Schon im Januar 1937 hatte Papst Pius XI. die Kardinäle Faulhaber (München und Freising), Bertram (Breslau zugleich Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz),und Schulte(Köln) sowie die Bischöfe Galen (Münster) und Preysing (Berlin) nach Rom gerufen, um mit ihnen zu beraten, wie man der immer feindseliger werdenden Kirchenpolitik in Deutschland begegnen sollte. Ein Brief des Papstes an Adolf Hitler oder eine öffentliche Kundgebung des Papstes gegen den Nationalsozialismus in Form einer Enzyklika wurde besprochen. Der Brief wurde verworfen, die Enzyklika beschlossen.

Kardinalstaatssekretär Pacelli bat Kardinal Faulhaber einen ersten Entwurf zu verfassen. Er arbeitete nur nachts und ohne fremde Hilfe, um die geringste Gefahr oder Indiskretion auszuschließen. Gleichzeitig bereite der Vatikan eine gleichzeitig geplante

Enzyklika gegen den Kommunismus („Divini Redemptoris“) so auffällig vor, daß die NS-Diplomaten nur auf dieses Dokument warteten. Beim Korrekturerlesen kam Faulhaber zu der Meinung, dass sich sein Entwurf vielleicht für einen deutschen Hirtenbrief,keinesfalls aber für ein päpstliches Rundschreiben eigne. Papst Pius XI. und sein Staatssekretär entschieden anders. Pacelli brachte noch geringfügige Änderungen an. Das überarbeitete Manuskript wurde in der Druckerei des Vatikans gedruckt und ging

mit einem diplomatischen Sonderboten an die Nuntiatur nach Berlin. Über Kuriere wurde es direkt an die deutschen Bischöfe übergeben. Der Postweg wurde gemieden.Vertrauenswürdiger Kirchenmitarbeiter transportierten das Papier per Fahrrad und Motorrad in die Pfarrhäuser. Man nutzte Wald- und Feldwege, um kein Aufsehen zu erregen. Die Kopien des geheimen Textes wurden in Beichtstühlen übergeben. Zwar gelangte ein Tag vor der geplanten Verlesung ein Exemplar in die Hände der Gestapo. Aber da war die Zeit zu Beschlagnahme natürlich zu knapp. Der Coup war geglückt. In den 11.500 Gemeinden Deutschlands wurde das Rundschreiben verlesen und 300.000 Kopien verteilt. Es ist diese die einzige päpstliche Enzyklika in deutscher Sprache.

Hitler soll getobt haben, als er am Vorabend der Verlesung von der Enzyklika erfuhr. In der Enzyklika steht zwar weder “Adolf Hitler” noch Nationalsozialismus aber es ist eine klare Lagebeschreibung der katholischen Kirche in Deutschland, wie es in der Überschrift heißt. Nach Abschluss des Konkordats hatten sich die Verstöße gegen die Vereinbarung gehäuft. Kardinalsstaatssekretär Eugenio Pacelli hatte dem Botschafter des Deutschen Reiches am Heiligen Stuhl über 50 diplomatische Protestnoten übergeben-

nun erklärte der Papst “daß in diesen schweren und ereignisvollen Jahren der Nachkonkordatszeit jedes Unserer Worte und jede Unserer Handlungen unter dem Gesetz der Vereinbarungstreue standen.” Und fährt dann fort ”wie von der anderen Seite die Vertragsumdeutung, die Vertragsumgehung, die Vertragsaushöhlung, schließlich die mehr oder minder öffentliche Vertragsverletzung zum ungeschriebenen Gesetz des Handelns gemacht wurden.” Auch zum  zur Rasselehre wird klar Stellung bezogen:

“Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben “ Auch zum Führerkult gibt es deutliche Worte: “Wer in sakrilegischer Verkennung der zwischen Gott und Geschöpf, zwischen dem Gottmenschen und den Menschenkindern klaffenden Wesensunterschiede irgend einen Sterblichen, und wäre er der Größte aller Zeiten, neben Christus zu stellen wagt, oder gar über Ihn und gegen Ihn, der muß sich sagen lassen, daß er ein Wahnprophet ist, auf den das Schriftwort erschütternde Anwendung findet: „Der im Himmel wohnt, lachet ihrer“ (Originaltext auf der Internetseite des Vatikans) Natürlich schlug der NS-Staat sofort zurück. Man antwortete mit Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.Bistumszeitungen, die den Text gedruckt hatten, wurden beschlagnahmt und für drei Monate verboten. Zwölf der an der Vervielfältigung beteiligte Druckereien wurden entschädigungslos enteignet. Katholische Schulen und Klöster wurden geschlossen. Gegen Priester und Ordensleute wurden Prozesse wegen Unterschlagung und Sittlichkeitsprozesse geführt und publizistisch ausgeschlachtet.

Bürckel griff Bischof Sebastian scharf an. Er bezeichnete ihn als Landesverräter und Staatsfeind. Die Gestapo hatte einen Brief des Bischofs an Pacelli abgefangen, geöffnet und fotografiert in dem er über die Bedrückungen der Kirche berichtet hatte..

Am 15. August 1937 sollte in Speyer das goldene Priesterjubiläum des Bischofs gefeiert werden. 25.000 Frauen wollten zu einer “Jubelmesse” nach Speyer kommen. Sonderzüge waren bei der Reichsbahn angefordert und bereits zugesagt worden.

Nun legte Bürckel eine Großkundgebung von Parteiformationen in Speyer auf den 15. August. Die Reichsbahn zog ihre Zusage für die Sonderzüge zurück. Autobusse, die eigentlich den Frauen zur Verfügung stehen sollten, wurden von der Gauleitung

beansprucht. Bischof Sebastian entschied sich deshalb, seinen Ehrentag im Stift Neuburg gemeinsam mit dem Erzbischof von Bamberg und den Bischöfen von Würzburg und Eichstätt in einer stillen Feier zu begehen. Bürckels

Aktion hatte die die Feier des Bischofs zwar verhindert, war aber doch ins Leere gelaufen.

Auf internationaler Ebene war in der Zeit bedeutsam. Im Februar 1936 hatte die Volksfront in Spanien die Wahlen gewonnen. Daraufhin planten Offiziere nahezu öffentlich einen Putsch. Ihre Aktivitäten wurden von der Regierung praktisch ignoriert.

Als am 13. Juli 1936 der monarchistische Oppositionsführer José Calvo Sotelo ermordet wurde, mischten sich immer mehr Gruppen ein. aus dem Putsch war ein Bürgerkrieg geworden. Zwar gab es unter der Ägide des Völkerbundes ein Nichteinmischungskomitee.

Aber die faschistischen Mächte Italien und Deutschland unterstützten die Putschisten offen.Die Sowjetunion unterstütze die Regierung mit Waffen und Beratern. So wurde Spanien zum Übungsfeld für den Systemkonflikt in Europa. Ab November 1936 kämpfte

die Legion Condor mit 12000 Mann, offiziell nur Freiwillige, in Spanien. Ab Frühjahr 1937 waren auch deutsche Seestreitkräfte beteiligt. Am 26. April 1937 wurde die religiöse Hauptstadt des Baskenlandes Gernika unter massgeblicher Beteiligung der

Legion Condor fast vollständig zerstört.

Im November 1937 hatte Hitler die militärische Führungsspitze und Außenminister von Neurath zu einer Konferenz nach Berlin eingeladen. Dabei ging es zunächst um Versorgungsprobleme der Rüstungswirtschaft insbesondere mit Stahl. Doch Hitler wich von der

Tagesordnung ab und gab in einem mehrstündigen Monolog Einblick in seine außenpolitischen Ziele. Hitlers Wehrmachtsadjutant Oberst Friedrich Hoßbach fasste diese Gedankengänge Hitlers stichwortartig in einer Niederschrift zusammen. Diese wurde später als

“Hoßbachprotokoll” bezeichnet und diente später der Anlagevertretung beim Nürnberger Prozess als Beweismittel, dass die Beschuldigten einen Angriffskrieg geführt hätten. Man kannte schon Hitlers Idee vom “Lebensraum”. Nun gab es aber einen konkreten zeitlichen Rahmen. Da wurde auch klar, dass die Tschechoslowakei und Österreich auf der Agenda standen.

Im Juli 1934 putschten in Österreich Nationalsozialisten. Am 25. Juli ermordete der österreichische Nationalsozialist Otto Planetta den österreichischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Im Anschluss an den missglückten Putsch wurden viele Todesurteile verhängt, von denen 13 auch vollstreckt wurden, unter anderem wurde Otto Planetta durch den Strang hingerichtet. Nachfolger von Dollfuß wurde Kurt Schuschnigg, der bisher Justizminister im Kabinett Dollfuß war.

Für Adolf Hitler bedeutete der Putsch eine enorme außenpolitische Belastung, zumal angenommen wurde, dass Deutschland zu mindestens die Finger im Spiel hatte. Am Grenzübergang Zollerschlag wurde ein Kurier festgenommen, der Dokumente bei sich hatte, das”Kollerschlager Dokument” legt den Verdacht nahe. für die österreichische Regierung war es der Beleg, dass der Juliputsch auf reichsdeutschem Boden geplant und von dort aus geleitet wurde. Hitler ging auf völlige Distanz zu den österreichischen Nationalsozialisten. Die österreichische Landesleitung der NSDAP wurde aufgelöst, der Landesinspekteur Theodor Habicht seiner Ämter enthoben. In Berlin hatte zu der Zeit die Saarabstimmung, dann die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und

die Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes Priorität am 7. März 1936. Weitere personelle Konsequenz war, dass Kurt Heinrich Rieth, der deutsche Botschafter in Wien, in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde.Für ihn wurde von Papen als

Außerordentliche Gesandter nach Wien berufen. Die deutsch-österreichische Vereinigung sollte aus den Schlagzeilen verdrängt werden. Die Beziehungen sollten scheinnormalisiert werden.

Das faschistische Italien hatte sich als Schutzmacht Österreichs gesehen und  die wichtigste außenpolitische Stütze Österreichs. Das faschistische Italien war aber bisher die wichtigste außenpolitische Stütze Österreichs. Österreich war für

Italien ein Puffer, der dem Land die gemeinsame Grenze mit Deutschland ersparte.

Das Eingreifen Deutschlands im spanischen Bürgerkrieg hatte auch zu einer Annäherung an Italien geführt, das General Franco ja ebenfalls unterstützte. Am 2. Oktober 1935 begann Italien den Abesinnienkrieg. Der Völkerverbund verhängte Wirtschaftssanktionen.

Berlin unterstütze nun Italien.

Eine Reaktion auf diese Annäherung der beiden faschistischen Mächte war das Abkommen vom 11.Juli 1936 zwischen Österreich und dem Deutschen Reich. Es bestand aus zwei Teilen, dem offiziellen Kommuniqué. Darin anerkannte die deutsche Regierung “die volle Souveränität des Bundesstaates Österreich”.Jede der beiden Regierungen “betrachtet die in dem anderen Land bestehende innenpolitische Gestaltung… als eine innere Angelegenheit des anderen Landes, auf die sie weder mittelbar noch unmittelbar Einfluss nehmen wird.”. Dann wurde noch vereinbart, dass Österreich ihre Politik auf einer Linie halten wird, die der Tatsache entspricht, dass Österreich sich als deutscher Staat bekennt. (Quellensammlung zur österreichischen und deutschen Rechtsgeschichte ,2683)In dem nichtoffiziellen Teil, als Gentlemen Agreement bezeichnet, verpflichtete sich Österreich die seit dem Juliputsch inhaftierten Angehörigen der NSDAP zu amnestieren, einzelne deutsche Zeitungen, den Völkischen Beobachter aber allerdings nicht, wieder zu zu lassen und außerdem “Vertreter der bisherigen sogenannten “nationalen Opposition in Österreich”zur Mitwirkung an der politischen Verantwortung heranzuziehen” (Quellensammlung 2864). Dafür hob Deutschland die “Tausend-Mark-Sperre” auf. Diese wurde am 1.6. 1933 durch die deutsche Reichsregierung als Reaktion auf die Ausweisung des bayrischen Justizministers Hanns Frank erlassen worden. Demnach musste jeder deutsche Staatsbürger, der nach Österreich reisen wollte, vor eine Reise nach Österreich 1000 Reichsmark bezahlen. Der Anteil deutscher Touristen nach Österreich betrug 1932 40 % und dieses Gesetz belastete den österreichischen Fremdenverkehr spürbar.

Edmund Glaisé-Horstenau wurde zum Minister ohne Portefeuille ernannt. Guido Schmidt wurde Staatssekretär des Außenministeriums.

Bei der Tagung im November 1937 war Hitler bei der Skizzierung seiner Außenpolitik auf massive Kritik von Blomberg, Fritsch und Neurath gestoßen. Anfang 1938 tauchten Polizeiakten auf, in denen die Gattin Blombergs als Prostituierte geführt wurde und Fritsch wurde als Homosexueller denunziert. Beide Offiziere wurden daraufhin zum Rücktritt gezwungen. Außenminister von Neurath wurde zum Präsidenten eines nie zusammengetreten Kabinettsrates ernannt und in seinem Amt durch Ribbentrop ersetzt. Das war ein Zeichen, dass Hitler nun gewillt war, die Entwicklung in Österreich nach seinen Vorstellungen voranzutreiben. Auf “Einladung” Hitlers kamen der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 12. Februar 1938 in Begleitung des Staatssekretärs für Äußeres, Guido Schmidt auf den Obersalzberg bei Berchtesgaden. Nach einem zweistündigen Gespräch ohne Zeugen legte ihnen Hitler den Entwurf eines Abkommens vor. Die NSDAP sollte in Österreich wieder zugelassen werden.Arthur Seyss-Inquart sollte Innenminister mit absoluter Polizeigewalt werden. Verhandelt wurde nicht. Es war ein Diktat.Hitler: “ich ändere keinen Beistrich. Sie haben zu unterschreiben, oder alles andere ist zwecklos,…” (AdR, BKA/AA, Staatsurkunden, Deutsches Reich 1938 Februar 12)

Schuschnigg erreichte lediglich eine Gnadenfrist von 3 Tagen, da Ministerernennungen verfassungsrechtlich erst vom Bundespräsidenten gebilligt werden müssten. Er unterschrieb. Aber er setzte eine Volksabstimmung für den 13. März an.

Genau in diesen Tagen war Glaisé-Horstenau auf einer Vortragsreise in Stuttgart. Am 9. März fuhr er zu einem Verwandtenbesuch nach Landau. Dort erfuhr er aus Wien telefonisch von der geplanten Volksbefragung. Bürckel hatte von einem Korrespondenten von

der Anwesenheit von Glaisé-Horstenau erfahren. Bürckel lud ihn zu einem Umtrunk nach schweigen und dann zu einem geselligen Abendessen nach Neustadt ein. Dabei hörten beide eine Rundfunkübertragung von Schuschniggs Rede zu der beabsichtigten Volksbefragung. Bürckel rief umgehend in Berlin an. Dort erreichte er den persönlichen Adjutanten Hitlers in der Reichskanzlei und teilte ihm mit, dass sich Glaisé-Horstenau  gerade bei ihm befand. Beide wurden sofort nach Berlin beordert.

Auf Druck Berlins wurde die Volksabstimmung abgesagt. Schuschnigg trat am 11. März zurück. Seyss-Inquart  wurde vom Bundespräsidenten Miklas zum Bundeskanzler ernannt. Am 12. März marschierte die Wehrmacht ohne Widerstand des Bundesheeres in Österreich ein. “Der Anschluss” war vollzogen. Seyss-Inquart legte dem Präsidenten das Anschlussgesetz zur Unterzeichnung vor. Miklas legte aber seine Amtsgeschäfte nieder. Seine Funktionen gingen der Verfassung gemäß auf den Kanzler über und dieser unterzeichnete.Hitler legte eine Volksbefragung für den 10. April fest, um den Anschluss im nachhinein legitimieren zu lassen. Bürckel war ja in diesen Tagen in unmittelbarer Nähe Hitlers. Er stand beim Führer ja in hohem Ansehen. Zuverlässig hatte er immer hervorragende Wahlergebnisse geliefert und auch die Saarabstimmung problemlos und mit einem Wunschergebnis abgeschlossen. Er wurde von Hitler zum Beauftragten für die Volksabstimmung und für die Reorganisation der NSDAP ernannt.

In der Wiener Zeitung vom 14. März wurde veröffentlicht, dass Hitler Gauleiter Bürckel damit beauftragt hat und “Ich habe Gauleiter Bürckel mit der Vollmacht ausgestattet, alle Maßnahmen zu ergreifen oder anzuordnen, die zur verantwortungsvollen Erfüllung des erteilten Auftrags erforderlich (online in anno.onbc.ac.at) sind.”Schon gleich nach dem Amtsantritt von Ribbentrop hatte dieser den aus Heidelberg stammenden Wilhelm Keppler als Staatssekretär für besondere Aufgaben ins Auswärtige Amt übernommen. Ab 1936 war er Berater Hermann Görings für die Durchführung des Vierjahresplan. Am 16. März wurde im Reichsinnenministerium die “Zentralstelle für die Durchführung der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich” eingerichtet. Innenminister Frick und Göring wollten, dass Keppler dieser Stelle vorstand.

Sie ernannten deshalb Keppler zum “Reichsbeauftragten für Österreich”. Hitler hatte Bürckel ja schon am 13. März mit seiner Aufgabe persönlich beauftragt. Zwar überschnitten sich die Aufgabengebiete der beiden grundsätzlich nicht. Keppler war

für die wirtschaftlichen und politischen Belange zuständig, Bürckel sollte sich mit der Partei und der Vorbereitung der Volksabstimmung befassen.Da sich beide nicht um Zuständigkeitsbereiche kümmerten und beide ehrgeizig waren, waren Interessenkonflikte vorprogrammiert. Bürckel hatte aber schnell die besseren Karten. Er wurde am 23. April von Hitler zum “Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich” ernannt. Die Dienststelle des

Reichsbeauftragten für Österreich wurde dem Reichskommissar untergeordnet. Von Göring und Frick erhielt Keppler nun wenig Rückhalt, da sie beide Hitler mit offener Unterstützung Kepplers nicht brüskieren wollten.

Bürckel war schon am 13. März nach Wien gereist, um dort den Einzug Hitlers vorzubereiten und gleichzeitig erste organisatorische und personelle Maßnahmen für die Volksabstimmung zu treffen. Rund 200.000 Menschen waren am 15. März auf den Heldenplatz gekommen, um Hitler begeistert zu feiern als dieser “den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich” meldete.

Bürckel ging seine Aufgabe mit Elan und von keinerlei Selbstzweifel geplagt an. Es galt zwar 90,8 % aus der Saarabstimmung zu übertreffen, denn in der Heimat des Führers sollte natürlich noch ein weitaus deutlicheres Ergebnis erzielt werden.

Bürckel sah seine Aufgabe als Vertrauensbeweis des Führers, vor allem aber als Chance, sich Gunst und Dankbarkeit Hitlers zu erhalten. Anders als an der Saar hatte er diesmal keine diplomatischen Rücksichten zu nehmen, da dieses Mal kein misstrauischer

Völkerbundsrat zuschaute. Als Dienstsitz wählt er das Parlamentsgebäude aus und ließ es beschlagnahmen, da mit “Der Beschlagnahme des Hauses kein lebenswichtiger Betrieb gestört wird” (zitiert nach Wettstein, S. 379)Politisch gewieft setzte er gleich zu Anfang durch, dass er zwischen Innenminister Frick und ihm ein Abkommen zustande kam,in dem er ausdrücklich als Hitlers politischer Beauftragter anerkannt wurde. In der Praxis bedeutete dies,dass er in Österreich zum obersten Dienstherr geworden war und bis auf

auf Wehrmacht und Polizei über alle staatlichen Stellen und Parteiorganisationen die Kompetenzhoheit besaß und somit die Geschicke Österreichs und vor allem der Stadt Wien beeinflussen konnte.

Am 10. April nun wurde die Volksabstimmung abgehalten. Im “Altreich” stimmten 99,01 Prozent der Deutschen und in Österreich 99,73 Prozent der Österreicher  für den “Anschluss”.

220px-Stimmzettel-Anschluss

Vor der Abstimmung lief die nationalsozialistische Propaganda auf Hochtouren. Auch waren rund 8 % der eigentlich Wahl-und Stimmberechtigten schon ausgeschlossen worden. Juden (200.000) und “Mischlinge” (170.000) durften nicht abstimmen. Es herrschte

ein Klima der Angst und viele wagten es gar nicht mehr, anonym in der Wahlkabine abzustimmen sondern machten ihr Kreuz öffentlich vor dem Wahlhelfer, um ja nicht in den Verdacht geraten, mit Nein gestimmt zu haben.

Wie schon in der Pfalz und dem Saarland hatte Bürckel auch in Österreich wichtige Schlüsselstellungen mit ihm loyal ergebenen Mitarbeiter aus der Pfalz besetzt. Parteibeauftragter der Stadt Wien wurde Karl Kleemann, Lehrer wie Bürckel und schon 1926

in die NSDAP eingetreten. Ab 1936 war er Kreisleiter der Stadt Ludwigshafen. Claus Selzner, der in Ludwigshafen bei der IG Farben (heute BASF) die NS-Betriebszelle gegründet hatte und dann Leiter der NSBO der Pfalz war, übernahm die Organisation der DAF in Österreich.Rudolf Röhrig, Stellvertreter  des OSAF für die Pfalz, Fritz Schwitzgebel und ab 1936 Gauschulungsleiter für den Gau Saarpfalz wurde. Carl Caspary wurde über Bürckel hauptamtlich für die SA tätig. Nach der Vereinigung des Saargebiets war er für die

Neuorganisation der SA im Saarland zuständig. dann war er Brigadeführer der SA-Brigade 151 in Saarbrücken. Nach dem Anschluss holte Bürckel ihn nach Wien. Dort leitete er die neugeschaffene SA-Reichsschule. Natürlich kam das bei den Einheimischen Nazis schlecht an, die sich um die Früchte ihrer Mitgliedschaft in der “Kampfzeit” gebracht sahen. An den Kritiken und Unmutsäußerungen störte er sich nicht. Wie schon im Saarland hatte er auch in Österreich nach dem Anschluss eine Aufnahmesperre. Denn wie in der Pfalz nach der Machtergreifung und an der Saar nach der Vereinigung mit dem Reich hatte auch in Österreich ein Zustrom opportunistischer Mitläufer eingesetzt. Bürckels enger Vertrauter und Berater Karl Barth war von 1938 bis 1940 zu ihm abgeordnet worden.

Er hatte ein Memorandum erarbeitet zu einer Neugliederung Österreichs. Nach den Vorstellungen Bürckels sollte eine reichseinheitliche Lösung angestrebt werden. Partikularistische Interessenwahrung der österreichischen Länder sollte vermeiden werden.

Oberstes Zentrum aller staatlichen und kommunalen Amtsgewalt sollte die Partei sein. Die Länder sollten aufgelöst und in Gaue umgewandelt werden. An der Spitze sollte der Gauleiter stehen, der gleichzeitig Reichsstatthalter war und somit als Reichsorgan

die Befehlsgewalt über jede Landesregierung innehatte. Einheimische Parteifunktionäre sollten ins Reich versetzt werden und somit die immer wieder aufflammenden inneren Streitigkeiten in den NS-Klüngeln ausgeschaltet werden. Bürckel hatte die österreichischen Parteigrößen Kaltenbrunner, Globocnic und Klausner in seine Planungen mit einbezogen um ihre Unterstützung zu bekommen.Bürckel gliederte die “Ostmark”, wie Österreich jetzt genannt wurde, in sieben Gaue.

Salzburg, Oberdonau mit der Hauptstadt Linz, Niederdonau mit der Hauptstadt Krems, Wien, Steiermark mit der Hauptstadt Graz, Kärnten mit der Hauptstadt Klagenfurt und Tirol mit der Hauptstadt Innsbruck. Dabei ging Osttirol im Gau Kärnten auf, Vorarlberg

im Gau Tirol. Das Burgenland wurde zwischen Steiermark und Unterdonau aufgeteilt. Bad Aussee wurde Oberdonau zugeteilt. Großwien wurde in einen eigenen Stadtgau umgewandelt. 97 Gemeinden waren eingemeindet worden und Wien war nun fast fünf mal so groß wie vor dem Anschluss. Am 22. Mai 1938 wurden per Führererlass die Gauleiter ernannt. Wenig Begeisterung fand bei Bürckel die Ernennung Globocnics zum Gauleiter von Wien. Die wichtigsten stellen hatte er ohnehin schon mit ihm ergebenen Leuten aus der Pfalz besetzt. Er wurde nur ein halbes Jahr später aus dem Amt entfernt, wo er ein finanzielles und organisatorisches Chaos hinterlassen hatte. In Wien war er maßgeblich für die Enteignung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung verantwortlich.

In Kärnten wurde Hubert Klausner Gauleiter. Er starb am 12. Februar 1939 ganz plötzlich in Wien. Sein Tod gab Anlass zu Gerüchten und Spekulationen, bis hin zu  von einem von Bürckel veranlassten Giftmord durch die SS, wie sein ehemaliger Adjutant

Erwin Aichinger schrieb (siehe dazu Alfred Elste: Kärntens braune Elite, S. 71f ) In Salzburg wurde Friedrich Rainer Gauleiter, der eng mit Globocnic befreundet war. In Oberdonau wurde August Eigruber Gauleiter und in Niederdonau wurde Hugo Jury Gauleiter, was er bis zu Kriegsende blieb. In der Steiermark wurde der junge promovierte Jurist Siegfried Uiberreither Gauleiter. Den Gau Tirol schließlich leitete Franz Hofer. Er schlug 1944 Hitler vor, ein Kerngebiet in den Alpen als letzte Bastion des Reiches zur

Alpenfestung auszubauen. Sämtliche Gauleiter waren Österreicher und unter ihren Stellvertretern nur ein Reichsdeutscher. Bürckels Vorschlag jedem Gauleiter einen reichsdeutschen Stellvertreter beizuordnen, war Hitler nicht gefolgt. Allerdings gab er dem

telegrafischen Ersuchen Bürckels statt, 26 der besten reichsdeutschen Kreisleiter zu Aufsichtszwecken in den Kreis-und Bezirksverbänden auszuleihen. Die Neugliederung Österreichs war weitgehend nach Bürckels Vorstellungen gelaufen, zumal er sich immer

auf den “Führerwillen” berief und somit jeglicher Kritik den Boden entzog.

Am 28. August 1938 richtete Bürckel in Wien die Zentralstelle für jüdische Auswanderung ein. Formell unterstand sie Franz Walter Stahlecker. Aufgebaut und organisiert wurde sie aber von Adolf Eichmann. In Berlin hatte er seit 1935 beim SD in der Abteilung II (Juden) gearbeitet. Nach dem Anschluss wurde er nach Österreich versetzt.Die Zentralstelle war geschaffen worden, um  Auswanderungswilligen die nötigen Papiere auszustellen. Die Dokumente wurden praktisch im Fließbandverfahren erstellt, nicht ohne die Ausreisenden praktisch bis zum völligen Vermögensverlust auszuplündern. Die Behörde arbeitete so effizient, dass sie schnell zum Vorbild für weitere Auswanderungsstellen wurde, so die Reichszentrale in Berlin oder später die Auswanderungsstellen in Prag oder Amsterdam. Heydrich brüstete sich bei einer Konferenz im Reichsluftfahrtministerium kurz nach der Reichskristallnacht, die Zentralstelle in Wien habe in kurzer Zeit immerhin 50 000 Juden aus Österreich herausgebracht, während es im Altreich nur 19 000 Juden waren.

Am 7. November 1938 hatte Herschel Grynszpan in Paris den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath bei einem Attentat getötet. Zu der Zeit war die Führungsspitze der NSDAP in München versammelt, um den 15. Jahrestag des Hitlerputsches zu begehen.

Von München aus erging nun die Weisung zu den seit der Machtübernahme heftigsten antisemitischen Ausschreitungen, die als Reichskristallnacht in die Geschichte eingegangen sind. 91 Tote, 267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte – das war die “offizielle” Bilanz der “berechtigten und verständlichen Empörung des deutschen Volkes“, wie das NS-Regime dazu erklärte. Tatsächlich starben mehr als 1300 Menschen. Über 1400 Synagogen oder Gebetshäuser, das war mehr als die

Hälfte in Deutschland und Österreich wurde stark beschädigt oder ganz zerstört. Am nächsten Tag wurden mehr als 30 000 männliche Juden in Konzentrationslager verschleppt. Das einzige was Göring daran zu kritisieren hatte war, die “volkswirtschaftlich unsinnige Zerstörung von Sachwerten”.

Wie Hitler schon bei der Tagung ausgeführt hatte, die im Hossbachprotokoll beschrieben wurde, stand jetzt die Tschechoslowakei auf seiner Tagesordnung. Schon vor dem Einmarsch in Österreich hatte er in der Reichstagsrede vom 20. Februar 1938 erklärt “

so wird auch das heutige Deutschland seine wenn auch um soviel begrenzteren Interessen zu vertreten und zu wahren wissen. Und zu diesen Interessen des Deutschen Reiches gehört auch der Schutz jener deutschen Volksgenossen, die aus eigenem nicht in der Lage sind, sich an unseren Grenzen das Recht einer allgemeinen menschlichen, politischen und weltanschaulichen Freiheit zu sichern.” Als Hebel in der Tschechoslowakei sollte Konrad Henlein mit seiner Sudetendeutschen Partei SdP (seit 1935, vorher Sudetendeutsche Heimatfront) Am 24. April 1938 stellte Henlein in Karlsbad ein acht-Punkte-Programm vor, ganz im Sinne Hitlers “immer so viel (zu)fordern, dass wir nicht zufrieden gestellt werden können.“

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Henlein forderte die volle Gleichberechtigung der deutschen Minderheit als Volksgruppe, die Feststellung und Anerkennung des deutschen Siedlungsgebiets innerhalb der Tschechoslowakei,den Aufbau einer deutschen Selbstverwaltung mit ausschließlich deutschen Beamten, die Wiedergutmachung der ab 1918 erlittenen wirtschaftlichen Schäden der deutschsprachigen Bewohner und endlich die „volle Freiheit des Bekenntnisses zum deutschen Volkstums und zur deutschen Weltanschauung”.

Der tschechische Premierminister Milan Hodza war bereit dieser Forderung mit dem Entwurf einer neuen Verfassung entgegenzukommen. Der tschechische Präsident Edvard Benes lehnte dies aber ab. Am 21. Mai nahm die Tschechoslowakei

eine Teilmobilmachung vor, die von Großbritannien und Frankreich gebilligt wurde.

Hinter den Kulissen gab es wegen der Sudetenkrise, die ja die Gefahr eines zunächst nur europäischen Krieges befürchten ließ, hektische diplomatische Aktivitäten. Auch Bürckel hatte sich da eingeschaltet. Er hatte geheime Kontakte zur böhmischen Hocharistokratie geknüpft, vor allem zu Max Egon von Hohenlohe-Langenburg. Dieser hatte sich schon vor der Sudetenkrise für eine Gleichstellung der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei eingesetzt. Er hatte hervorragende kontakte

nach allen Seiten. Er bewegte sich ganz ohne offizielle Funktion in den unterschiedlichsten Kreisen, beim britischen Foreign office, beim tschechischen Präsidenten und Ministerpräsidenten aber auch beim Staatsekretär in Berlin. Auch der Wiener Bürgermeister

Neubacher hatte Kontakte nach England und zwar zu dem böhmischen Grafen Alfred Dubsky, der über enge Verbindungen zu Londoner Regierungskreisen verfügte. Über ihn erfuhr Neubacher von deren diplomatischen Schritten zur Lösung der Sudetenkrise.

Neubacher gab seine Informationen dann an Bürckel weiter. Diese deutsch-böhmische Adelsgruppe stand aber auch mit der konservativen, vor allem militärischen Opposition in Kontakt. So blieben dieser die Kontakte Bürckels natürlich nicht verborgen.

Sie hofften, Bürckel für ihre Pläne zur Vermeidung des Krieges zu gewinnen. Es ist alles nichts Näheres bekannt, ob es Kontaktversuche der Militäropposition zu Bürckel gegeben hat. Bürckel hatte in seinen Reden zur Volksabstimmung immer wieder den ehrlichen Friedenswillen des deutschen Reiches betont. Auch als die Sudetenkrise ihrem Höhepunkt zustrebte, betonte Bürckel die feste Entschlossenheit gegen jeden, der den Frieden stören wolle.

In England war Neville Chamberlain seit 1937 Premierminister. Schon sein Vorgänger Ramsay MacDonald begegnete Hitler mit der “Appeasement”-Politik, also einer Beschwichtigungspolitik. Dieses Konzept ein Nachgeben innerhalb bestimmter, als „vernünftig“ geltender Regeln vor und tat gleichzeitig Hitlers Attacken als bloß rhetorisch ab. Auch Edouard Daladier mehrfacher französischer Ministerpräsident, zuletzt wieder von 1938-1940 folgte den Briten mit dieser Politik. Die Tschechoslowakei musste einsehen,

dass sie keinen Bündnispartner mehr hatte, der bereit war, für sie zu kämpfen. Dafür hatte sie einen Nachbarn, der täglich zielstrebig das Feuer weiter schürte. Außerdem schlug Hermann Göring am 1. August dem ungarischen Botschafter vor, Ungarn solle ebenfalls Gebietsforderungen an die Tschechoslowakei stellen und auch Polen wurde ermuntert, dies zu tun.

Am 12. September sagte Hitler in seiner Abschlussrede zum Reichsparteitag. “wenn diese gequälten Kreaturen kein Recht und keine Hilfe selbst finden können, sie beides von uns bekommen können. Die Rechtlosmachung dieser Menschen muss ein Ende nehmen.”

(bezogen auf die Sudetendeutschen)(Aus Max Domarus (Hg)Hitler.Reden und Proklamationen 1932-1942 2 Bde. Neustadt an der Aisch, Bd I, S. 897-906, bes. S. 901). Diese Rede stieß im Sudetenland auf begeisterte Zustimmung, löste aber auch Unruhen aus,

bei denen es Tote gab. Daraufhin erklärte sich Chamberlain bereit, unverzüglich mit Hitler zusammenzutreffen. Obwohl Hitler Chamberlain mehrfach brüskiert. Schon die Tatsache, den Gast nicht an einem Ort in der Mitte zwischen Berchtesgaden und London zu treffen, sondern ihn zwingt, auf den Berghof zu reisen, war eine Zumutung. Dort empfängt er ihn  so, dass er bei der Begrüßung auf der Freitreppe zwei Stufenüber ihm steht, war ein diplomatischer Affront. Als Hitler vorbringt, Benes  wende Gewalt gegen

seine Landsleute im Sudetenland an, er lasse sich das nicht länger bieten und werde diese Frage in kürzester Zeit aus eigener Initiative lösen “so oder so”. Auf diese unverhohlene Drohung von Gewaltanwendung, droht der Gast seinerseits mit der Abreise.

Hitler muss nachgeben und wenigstens grundsätzlich in offenen Verhandlungen einwilligen. Damit war Hitlers Eskalationsstrategie zunächst mal gescheitert. Der geplante Angriff auf die Tschechoslowakei sollte als Reaktion auf vermeintliche antideutsche

Maßnahmen der Prager Regierung kaschiert werden. Lord Walter Runciman  war schon am 8. August als Sonderbotschafter nach Prag geschickt worden um dort den Stand der sudetisch-tschechischen Differenzen zu ermitteln und gegebenenfalls auch zu vermitteln.

Sein Bericht, den er am 21. September abgab, war für die Tschechen nicht sehr gut  “Mein Eindruck ist, dass die tschechische Verwaltung im Sudetengebiet, wenn sie auch in den letzten 20 Jahren nicht aktiv unterdrückend und gewiß nicht “terroristisch” war, dennoch einen solchen Mangel an Takt und Verständnis und so viel kleinliche Intoleranz und Diskriminierung an den Tag legte, dass sich die Unzufriedenheit der deutschen Bevölkerung unvermeidlich zu einem Aufstand fortentwickeln mußte”

Er gibt die Empfehlung ab,die Grenzbezirke mit überwiegend deutscher Bevölkerung unverzüglich von der Tschechoslowakei zu trennen und Deutschland anzugliedern.

Chamberlain hatte Hitler nach dem treffen auf dem Berghof zugesagt, die Frage des Selbstbestimmungsrechts für die Sudetendeutschen sofort mit seinem Kabinett in London zu beraten und dann zu einem zweiten Gespräch nach Deutschland zurückzukommen.

Chamberlain hatte ja kein Mandat der Tschechoslowakei. Er hatte auch noch keine Zustimmung der Tschechen für die Anschlussforderungen Henleins und Hitlers. Hitler sicherte aber zu, die Wehrmacht nicht marschieren zu lassen, so lange die deutsch-britischen Gespräche laufen. Am 19. September forderte die englische und französische Regierung nun auf, Gebiete mit mehr als 50% sudetendeutscher Bevölkerung an das Deutsche Reich zu übergeben. Das lehnte die Tschechoslowakei aber ab. Zwei Stunden später

erklärt Hodza aber, dass die Tschechoslowakei im Falle eines Krieges ohne britische Unterstützung zum nachgeben bereit wäre. Da England und Frankreich klarstellen, den Tschechen beizustehen, falls Deutschland angreift, hat die Tschechoslowakei keine Wahl

und muss nachgeben. Der englisch-französische Plan zur Abtretung der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Gebiete wird akzeptiert, wenn auch “unter Schmerzen”. Der tschechische Staatspräsident Beneš hatte Frankreich noch einen

anderen Vorschlag gemacht, nämlich böhmische Landesteile mit 800-900.000 Sudetendeutschen an Deutschland abzutreten. Im Gegenzug sollten 1,5 bis 2 Millionen Sudetendeutsche aus der Tschechoslowakei nach Deutschland ausgesiedelt werden. Das findet

aber keine Zustimmung. Beneš  sucht nun Hilfe von der Sowjetunion. Da aber Polen und Rumänien keine Durchmarscherlaubnis für die Rote Armee in die Tschechoslowakei geben, ist auch von da keine Hilfe zu erwarten.Dass die Tschechoslowakei am 21. September die Abtretung des Sudetenlands akzeptiert hatte, machte den Weg frei für das zweite Treffen von Chamberlain und Hitler, diesmal in Bad Godesberg vom 22.-24.September. Chamberlain erklärt dass der französisch-britische Plan nur unter großen

Mühen und Druck zustande gekommen ist. Aber statt von Hitler Dank zu ernten sieht sich der englische Premierminister neue Forderungen Hitlers gegenüber. Er verlangt die gleichen Regelungen für die ungarische und die polnische Minderheit sowie die sofortige Besetzung der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Zonen durch die Wehrmacht innerhalb von nur vier Tagen. In die Gespräche hinein wurde, die Nachricht bekannt, die Tschechoslowakei habe mobil gemacht. Chamberlain erklärte dies als tschechische Defensivmassnahme. Hitler interpretierte dies als aggressiven Akt der tschechoslowakischen Staatsführung. Auf deutscher Seite stehen nun sieben Divisionen. Hitler beharrt darauf, dass seine Forderungen bis zum1. Oktober erfüllt werden. Andernfalls so droht er, werde er die Sudetengebiete mit Gewalt besetzen. Dann gibt es plötzlich ein Vermittlungsangebot des italienischen Diktators Mussolini, das Hitler überhaupt nicht zu Pass kommt.Hitler lädt die Staats- und Regierungschefs aus Rom, Paris und London nach München ein.  Hitler sorgt dafür, dass die Tschechoslowakei, um die es ja geht, von den Verhandlungen ausgeschlossen bleibt. Es kommt zum “Münchner Abkommen “von 1938. Es ist keine Vereinbarung zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei sondern der drei Siegermächte des Ersten Weltkriegs. Diese  vereinbaren die Räumung der Sudetenlande mit der Tschechoslowakei. Sie haben ja auch in Saint-Germain-en-Laye die Auflösung der österreichischen Reichshälfte mi dem dort geschlossenen Staatsvertrag nach dem Ende des 1. Weltkriegs die Tschechoslowakei gegründet. Mit dem Abkommen gaben die damaligen Siegermächte ihre Zustimmung zum Anschluss des gesamten Sudetenlandes an das Deutsche Reich.

Teile der Wehrmacht standen zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft Hitler und seinen Kriegsplänen durch aus kritisch gegenüber. Im Laufe der Sudetenkrise bildete sich ein Widerstandskreis an dem Militärs aus dem Heer aber auch Beamte aus dem auswärtigen Amt beteiligt waren. Einer der wichtigsten Planer war der Abwehroffizier Hans Oster. Er hatte schon 1935 begonnen ein Netzwerk von Opponenten des NS-Regimes in Staat, Verwaltung und Sicherheitsorganen zu knüpfen. Auch sein Chef Wilhelm Canaris war an den Plänen für den Umsturz beteiligt. Ranghöchster Militär war Ludwig Beck, Generalstabschef des Heeres. Er hatte nach dem Hossbachprotokoll die Absicht des Führers kritisiert, die Tschechoslowakei so schnell wie möglich anzugreifen. Im August 1938 bat er um Enthebung von seiner Stellung und übergab am 27. August die Dienstgeschäfte an Franz Halder. Alle drei wurden später im Zuge des Attentates vom 20.Juli 1944 getötet, Beck direkt nach dem Attentat, als die ihm zugestandene Selbsttötung nicht glückte, Oster und Canaris kurz vor Kriegsende in Flossenbürg. Bei der “Septemberverschwörung” wurde geplant, dass Hitler am 28. September 1938 gefangen genommen und vor Gericht gestellt werden. Der Plan wurde dann noch so abgeändert, dass Hitler getötet werden sollte. Am 28. September kam aber die überraschende Nachricht von der Münchner Konferenz. Hitler hatte teilgenommen und der friedlichen Lösung der Sudetenfrage zugestimmt. Nicht nur, dass er alle seine Ziele erreicht hatte. Er stand nun auch noch als Wahrer des Friedens da. Die Verschwörer hatten ihre Waffe  Hitlers militärisches Abenteurertum verloren. Die Popularität des Führers hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Verschwörer erholten sich von dieser Wende lange nicht. Nur ein kleiner Kern blieb zusammen. Erst mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg gelang es wieder Staatsstreichpläne zu schmieden, die über ein blosses Attentat hinausgingen. Der Gestapo wurden die Umsturzpläne vom September 1938 erst bekannt, als nach dem 20. Juli

Akten in einer Außenstelle des Amtes Abwehr in Zossen gefunden wurden.

Was hatte Hitler erreicht? Er hatte einen großen Gebietsgewinn erzielt. Er hatte  der Tschechoslowakei das Befestigungssystem abgenommen, neue Industrien gewonnen und Benes ins Exil gezwungen. aber er hatte mehr gewollt. Das Ziel war Prag.

Zwar hatte er in seiner Rede im Sportpalast am 26. September 1938 zwei Tage vor der Münchner Konferenz vollmundig erklärt, was er Chamberlain gesagt habe: “Ich habe ihm weiter versichert und wiederhole es hier, daß es – wenn dieses Problem gelöst ist ist — (gemeint ist das Problem “Sudetenland”)für Deutschland in Europa kein territoriales Problem mehr gibt! “(online in www.ns-archiv.de/krieg/1938 )

Aber  nur drei Wochen später gibt er den Geheimbefehl zur Erledigung der “Resttschechei” Am 1. Oktober besetzen deutsche Truppen das Sudetenland. Vom 2.bis 10. Oktober besetzten polnische Truppen das Olsagebiet. Das ist in etwa das Gebiet des Herzogtums

Teschen im Habsburger Reich. Die Polen leiteten ihren Anspruch aus dem Zusatzabkommen zum Münchner Abkommen ab. “Sobald die Frage der polnischen und ungarischen Minderheiten in der Tschechoslowakei geregelt ist, werden Deutschland und Italien ihrerseits der Tschechoslowakei eine Garantie geben. “ Auch Ungarn machte daraus seine Ansprüche geltend und erhielt durch den Ersten Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938 den die Außenminister des Deutschen Reichs Ribbentrop und Italiens Ciano beschlossen hatten, in der Südslowakei und in der Karpatoukraine, wo eine ungarische Bevölkerungsmehrheit lebte, Gebiete zugesprochen.Berlin arbeitete weiter gezielt an der Destabilisierung der Tschechoslowakei. In der folge der Abtretungen musste die

Regierung den Provinzen Slowakei und Ruthenien eine umfassende Autonomie mit eigenem Parlament und eigener Regierung zugestehen. In der Slowakei war man damit aber nicht zufrieden. Slowakische Extremisten strebten eine Loslösung von der Tschechoslowakei mit totaler Selbstständigkeit an, voll unterstützt von Berlin. In einem Gespräch mit Ďurčanský, 1939-1940 Innen-und Außenminister des Slowakischen Staates sagte Hermann Göring: “Eine Tschechei ohne Slowakei ist uns, noch mehr, restlos

ausgeliefert.”(IMG Internationaler Militärgerichtshof Bd. III S. 171)

Seyss-Inquart schaltete sich ein. Er genoss bei den slowakischen Politikern Sidor, Tiso und Hlinka ein gewisses vertrauen, da er sich bei den Verhandlungen zum Wiener Schiedsspruch erfolgreich für die slowakischen Interessen eingesetzt hatte. Für ihn sprach auch, dass er wie  die slowakischen Politiker  eine katholische, konservative Herkunft hatte. Für Seyss-Inquart war es die Gelegenheit, verlorenen Boden gutzumachen.Aber auch Bürckel  mischte mit.

Am 9. März ließ Hacha, der seit dem Rücktritt von Benes Präsident der Tschechoslowakei war, die Slowakei besetzen. Die Zentralregierung setzte Tiso ab. Neuer slowakischer Regierungschef wurde Sidor. Berlin betrachtete auch nach seiner Absetzung Tiso noch als

legitimen Vertreter. Außerdem lehnte Sidor die Ausrufung der Selbstständigkeit der Slowakei ab.  Nun sollte Tiso den Slowakischen Staat ausrufen. Agenten des SD luden Tiso offiziell ein nach Berlin zu kommen. Auch ein Gespräch mit Hitler wurde in Aussicht gestellt. In Begleitung von Ďurčanský und Keppler traf er am 13. März in Berlin ein. Er hatte sich vorher von der neuen slowakischen Regierung die Zustimmung zur Reise nach Berlin geben lassen. Ribbentrop und Hitler verlangen von Tiso eine unverzügliche Entscheidung ob die Slowakei selbstständig werden wolle. Gleichzeitig informieren sie ihn über den ungarischen Truppenaufmarsch an der Slowakei. Doch auch Tiso will die Selbstständigkeit der Slowokei auf legalem Weg erreichen.

Er hatte schon vor seinem Abflug nach Berlin den slowakischen Landtag für den nächsten Tag einberufen. Tiso ist am nächsten Tag in Pressburg zurück. In einer kurzen Rede informiert er den Landtag über sein Gespräch in Berlin. Die Regierung Sidor tritt zurück.

Tiso erklärt “Kraft des Selbstbestimmungsrecht der Völker erkläre ich hiermit die Unabhängigkeit der Slowokei (nach Benoist-Méchin, Histoire de l’armée allemande Bd. 6, S. 65) Alle Abgeordneten erheben sich zum Zeichen der Zustimmung.

Am 18. März wurde zwischen der Slowakei und dem Deutschen Reich ein “Schutzvertrag” abgeschlossen.

Die Erledigung der  Resttschechei war nun auch rasch über die Bühne gegangen. Schon am 14. März überschreiten deutsche Soldaten die tschechische Grenze und besetzen Mährisch-Ostrau. Hácha war nach Berlin gebeten worden, wobei es so arrangiert worden war,

als ob der Gesprächswunsch von den Tschechen ausgegangen wäre. Es war nun keine Verhandlung die folgte, sondern ein Diktat. Hitler erklärt dem tschechischen Präsidenten, dass er den Befehl gegeben habe, in die Rest-Tschechoslowakei einzurücken und das es nur zwei Möglichkeiten gebe, entweder die tschechische Armee leiste keinen Widerstand, dann würde er der Tschechoslowakei die größtmögliche Autonomie gewähren, mehr als sie im Habsburger Reich gehabt hätte. Falls die Armee widerstand leiste, werde sie mit allen zur Verfügung stehenden Mittel vernichtet werden.Der aus dem Urlaub herbeigerufene Generalfeldmarschall setzt mit der Drohung nach, Prag bombardieren zu lassen. Hácha gibt nach und unterschreibt am frühen morgen eine Erklärung, dass er” das Schicksal des tschechischen Volkes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches legt” (ADAP, Serie D, Bd.IV, Dokument 229)

Bis zum Abend hat die Wehrmacht die Landesteile Böhmen und Mähren besetzt. Am Abend traf Hitler in Prag ein. aus der Tschechoslowakei war das Protektorat Böhmen und Mähren geworden. Zum Reichsprotektor wird Konstantin Freiherr von Neurath bestellt.

Bürckel wurde Chef der Zivilverwaltung in Mähren mit Sitz in Brünn.

Die Zerschlagung der Tschechoslowakei wird international als Bruch des Münchner Abkommens angesehen. England, Frankreich, Polen, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion erkennen die faktische Annexion nicht an. Die USA verhängten ab dem 17. März

1939 einen Strafzoll in Höhe von 25 % auf alle deutschen Importe. Folgenreichste Entscheidung wie sich bald zeigen sollte, war eine Garantieerklärung, die England und Frankreich dem polnischen Staat am 31. März gaben.

Die Angliederung Böhmens und Mährens ohne Krieg, die Untätigkeit der Regierungen in London, Paris und Moskau sieht Hitler als Schwächezeichen und zieht den falschen Schluss, dass sie nicht in der Lage seien, sich zu einer Abwehr durchzuringen. Bestärkt wird er

in seiner Annahme dass die Botschafter Francois-Poncet und Henderson wiederholt militärisches Eingreifen angedroht hatte. Passiert war aber nichts.

Noch einmal fällt ein weiteres Gebiet ans Reich zurück. 1920 war das Memelland abgetrennt worden. Es wurde als Völkerbundsmandat unter französische Verwaltung gestellt. 1923 drangen litauische Soldaten und Freischärler in das Memelgebiet ein und vertrieben 200 französische Soldaten. Die Ständige Botschafterkonferenz der Siegermächte legt Protest ein. Litauen weigerte sich jedoch, das Memelland herauszugeben. Die Siegerstaaten gaben nach und übertrugen am 16. Februar 1923 die Souveränität über das Memelgebiet an Litauen. Der Völkerbund schloss aber nun mit dem Land Litauen die Memelkonvention .Als Anhang gehörte dazu das Memelstatut. Die litauische Regierung ist durch einem Gouverneur im Memelland vertreten. Ohne dass sie befragt wurden, werden die Memelländer Litauer. Ständige Reibereien sind an der Tagesordnung. Nach dem Österreich und das Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen worden waren, wollen auch die Memelländer “heim ins Reich”.

Litauen will sich  nun seinen Anspruch auf das Memelland von Frankreich und England garantieren lassen, erhält die Garantie aber nicht.  Am 31. Oktober 1938 will Litauen die deutsch-litauischen Beziehungen neu zu gestalten und bittet um eine

Erklärung  Deutschlands  zur Unverletzbarkeit des litauischen Staatsgebiets. Da dies praktisch einen Verzicht auf das Memelland bedeutet, kommt diese Erklärung natürlich nicht. Vor weiteren Gesprächen verlangt Deutschland aber erst einmal die

völlige Einhaltung der Autonomie für das Memelland. Am 1. Dezember erklärt Litauen die Bereitschaft, dem Memelgebiet die volle Autonomie zu geben. Im Außenministerium werden zwei Vertragsentwürfe entworfen. Im Entwurf I steht

die Rückkehr des Memellands zu Deutschland  als Gegenleistung einen litauischen Freihafen und Wirtschaftsprivilegien in Memel. Entwurf II sieht nur die volle Autonomie für das Memelland vor. Am 11. Dezember 1938 finden wieder Wahlen statt.

die deutsche Liste erhält 87 % der Stimmen, was man auch als Votum der Bevölkerung für den Anschluss an das reich werten könnte. Am 20. März 19139 reist der litauische Außenminister Urbšys  nach Berlin. Dort wird er von Ribbentrop vor die Wahl

gestellt die Streitfrage gütlich zu lösen. Litauen gibt das Memelland zurück, dafür erhält es einen Freihafen. Falls nicht, haben die Militärs das Wort. Am Tag darauf berät das litauische Kabinett darüber. Am 22. März 1939 schließen Litauen und das Deutsche

Reich darüber einen Vertrag ab.

Heimkehr Memel

 

Danach ging es zielstrebig der nächsten militärischen Auseinandersetzung entgegen. Am 11. April gibt Hitler die “Weisung für die einheitliche Kriegsvorbereitung der Wehrmacht für 1939/40”. Darin ist der Fall Weiss, der die Planung für einen Angriff auf Polen enthielt.

Die englisch-französische Garantieerklärung für Polen, sowie die Weigerung Polens Zugeständnisse in der Korridor- Frage zu machen, nahm Hitler zum Anlass, am 28. April sowohl das englisch-deutsche Flottenabkommen als auch den Nichtangriffspakt mit Polen zu kündigen.

Am 23. Mai 1939 berief er die Oberbefehlshaber der Wehrmacht auf dem Oberberghof ein. Dort erklärte er den versammelten Kommandeuren, dass eine Auseinandersetzung mit Polen unvermeidlich sei und auch worum es vor allem gehe.

“Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie der Lösung des Baltikum- Problems. Lebensmittelversorgung ist nur von dort möglich, wo geringe Besiedelung herrscht. Neben der Fruchtbarkeit wird die deutsche, gründliche Bewirtschaftung die Überschüsse gewaltig steigern. “ (NS-Archiv, 23.05.1939).

Am 23. August 1939 unterzeichneten Ribbentrop und Molotow in Moskau in Anwesenheit Stalins den Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt. Er stand zwar im Widerspruch zu Hitlers bisherigen antibolschewistischen Haltung. Aber er vereitelte

die britisch-französischen Bestrebungen die Sowjetunion in eine Allianz gegen das nationalsozialistische Deutschland einzubinden. Vor allem hielt er ihm den Rücken frei zu einem Überfall auf Polen.

Im Geheimen Zusatzprotokoll wird auch die Aufteilung, Ausbeutung und Unterdrückung Europas durch das nationalsozialistische Deutschland und die stalinistische Sowjetunion aktenkundig gemacht.

“Aus Anlass der Unterzeichnung des Nichtangriffsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken haben die unterzeichneten Bevollmächtigten der beiden Teile in streng vertraulicher Aussprache die Frage der Abgrenzung der beiderseitigen Interessenssphären in Osteuropa erörtert. Diese Aussprache hat zu folgendem Ergebnis geführt:

  1. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung in den zu den baltischen Staaten (Finnland, Estland, Lettland, Litauen) gehörenden Gebieten bildet die nördliche Grenze Litauens zugleich die Grenze der Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR. Hierbei wird das Interesse Litauens am Wilnaer Gebiet beiderseits anerkannt.
  2. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung der zum polnischen Staate gehörenden Gebiete werden die Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR ungefähr durch die Linie der Flüsse Narew, Weichsel und San abgegrenzt.
    Die Frage, ob die beiderseitigen Interessen die Erhaltung eines unabhängigen polnischen Staates erwünscht erscheinen lassen und wie dieser Staat abzugrenzen wäre, kann endgültig erst im Laufe der weiteren politischen Entwicklung geklärt werden.
    In jedem Falle werden beide Regierungen diese Frage im Wege einer freundschaftlichen Verständigung lösen.
  3. Hinsichtlich des Südostens Europas wird von sowjetischer Seite das Interesse an Bessarabien betont. Von deutscher Seite wird das völlige politische Desinteressement an diesen Gebieten erklärt.
  4. Dieses Protokoll wird von beiden Seiten streng geheim behandelt werden.

Moskau, den 23. August 1939.” (NS-Archiv, 23.8.1939)

Ab Ende August inszenieren SS-angehörige als polnische Freischärler getarnt immer wieder Grenzzwischenfälle. Die bekannteste war der angebliche Überfall auf den Sender Gleiwitz. Am 1. September erfolgt der Angriff auf Polen.

Im Reichstag hält Hitler die berühmte Rede:”Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft. Wer selbst sich von den Regeln einer humanen Kriegsführung entfernt, kann von uns nichts anderes erwarten, als dass wir den gleichen Schritt tun. Ich werde diesen Kampf, ganz gleich, gegen wen, so lange führen, bis die Sicherheit des Reiches und bis seine Rechte gewährleistet sind” Er hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass

England und Frankreich “nur mit dem Säbel rasseln” würden. Umso mehr war er erschüttert, als ihm die beiden Westmächte noch am Abend des 1. September eindeutige Ultimaten überreichen ließen und am 3. September den Krieg erklärten.

Allerdings griffen sie noch nicht aktiv in den Krieg ein. An Kopfstärke gemessen Angreifer waren der polnischen Armee gleich. Rüstungstechnisch und an Beweglichkeit war die Wehrmacht aber weit überlegen. Das taktische Konzept war von dem Zusammenspiel von Luftwaffe und Heer bestimmt. Vom ersten Tag an führte die Wehrmacht den Krieg mit grausamer Härte. Schon am 6. Oktober kapitulierten die letzten Truppenteile. Die Sowjetunion und Deutschland teilten Polen unter sich auf, wie sie es in ihrer Zusatzvereinbarung zum Nichtangriffspakt abgemacht hatten. Die deutsch besetzten Gebiete wurden als Danzig-Westpreussen und Wartheland als Reichsgaue in das Deutsche Reich inkorporiert. Was nicht in der sowjetischen Interessensphäre lag, wurde

“Restpolen” in einem Generalgouvernement okkupiert und ausgebeutet.

Im Westen kam es zunächst zum Sitzkrieg oder französisch drôle de guerre. Frankreich startete am 9. September die Saaroffensive und überschritt im Saarland die Grenze. Die Wehrmacht zog sich hinter den Westwall zurück. Frankreich war nicht auf einen

Offensivkrieg vorbereitet und auf deutscher Seite gab es einen Führerbefehl, der untersagte, die Grenze ohne ausdrückliche Genehmigung Hitlers zu überschreiten. Man wollte auf jeden fall einen Zweifrontenkrieg vermeiden.

Am 9. April 1940 begann das Unternehmen “Weserübung”. Das war die Besetzung Norwegens und Dänemarks zum einen um sich die Häfen Norwegens zu sichern, zum andern um eine Seeblockade zu verhindern. Außerdem sollte die Kontrolle der Ostseezugänge

und vor allem die Eisenerzversorgung aus Schweden gesichert werden. Am 10. April 1940 begann der insgesamt 29 mal verschobene Westfeldzug. Am 10. Januar gelangten die Belgier und damit auch die Engländer und Franzosen in Besitz des Plans für einen wichtigen Teil des deutschen Einfalls in Frankreich und der Niederlande. Ein Kurier sollte die Unterlagen zu einer Stabsbesprechung nach Köln bringen. Dort wurde er aufgehalten. Er erhielt ein Angebot in einer Kuriermaschine der Luftwaffe mitzufliegen.

Er nahm es an trotz strengen Verbotes, Geheimsachen auf dem Luftweg zu befördern. Der Pilot verflog sich bei dichtem Nebel und landete in Belgien. Bevor die Akten vernichtet werden konnten, trafen belgische Gendarmen ein. Daraufhin wurde ein völlig

neuer Angriffsplan ausgearbeitet. Erich von Manstein erarbeitete den “Sichelschnittplan” . Statt wie leicht vorauszuberechnen ähnlich wie im Schlieffenplan im 1. Weltkrieg in einer Umfassungsbewegung durch Belgien nach Frankreich vorzustoßen,

änderte er die Angriffsrichtung. Der Angriffsschwerpunkt sollte nun in den Ardennen liegen. Diese bewaldete Bergland schien Frankreich nicht für einen Panzerangriff geeignet zu sein. Entsprechend schwach waren die dort postierten Einheiten.

Das Überraschungsmoment war voll auf deutscher Seite. Zwar gelang es den Belgiern fast alle Brücken zu sprengen. Obwohl das Marschtempo so erheblich eingeschränkt wurde, erreichten die Spitzen der Panzertruppe General Guderians bereits am 12. Mai die Maas. Am 18. Mai war bereits die Kanalküste erreicht. Am 24. Mai wurde Dünkirchen erreicht. Dort war das britische Expeditionskorps. Es konnte aber entkommen, nicht zuletzt wegen des Haltebefehls, den Rundstedt gegeben hatte. 338.000 Mann konnten übergesetzt werden. In Frankreich hinterließ die Evakuierung aber auch ein Gefühl des Im Stich gelassen seins. Der Krieg in Frankreich war rasch zu Ende. Am 14. Juni marschierte die Wehrmacht in Paris ein. Am 22. Juni wurde in Compiegne der Waffenstillstand geschlossen. Hitler machte daraus seinen persönlichen Triumph. Schon der Ort war mit Bedacht ausgewählt. Dort hatte 22 Jahre zuvor Matthias Erzberger die deutsche Kapitulation unterschreiben müssen. Sogar den Waggon in dem das stattgefunden hatte,

hatte Hitler aus dem Museum holen lassen und auf die Gleise stellen lassen. Die “Vorrede” zum Waffenstillstandsabkommen drückt genau dieses aus.

“Wenn zur Entgegennahme dieser Bedingungen der historisch Wald von Compiègne bestimmt wurde,  dann geschah es, um durch diesen Akt einer
wiedergutmachenden Gerechtigkeit — einmal für- immer – eine Erinnerung zu löschen, die für Frankreich kein Ruhmesblatt seiner Geschichte war, vom
deutschen Volke aber als tiefste Schande aller Zeiten, empfunden wurde. (online unter www.zaoerv.de)

Der Sieg über Frankreich wurde vom Nationalsozialismus als dreifacher Triumph empfunden. Einmal war es das Ende eines Ringens über drei Jahrhunderte hinweg. Und Deutschland war schließlich siegreich geblieben. Ludwig XIV. hatte den Kampf

um die Rheinlinie begonnen. Stück um Stück ging in dessen Verlauf für das Deutsche Reich verloren. Dann war es der Sieg “über die abgelegten Ideale” von 1789, über die “Untermenschenrevolution” (Zitat aus Das Schwarze Korps, vom 22.08. 1940)

mit Postulaten der Menschenrechte, der parlamentarischen Regierungsform, der Demokratie, “den sanften Idealen und der brutalen Wirklichkeit” (Eugen Mündler im “Reich” vom 21.7. 1940). Auch über die Urheber und Hüter der Versailler Ordnung wurde triumphiert. Frankreich und England hatten ja den Völkerbund dominiert und dabei die kleinstaatliche Klientel bedient. Im kleinen Kreis wurden nun die Pläne für die Aufteilung Frankreichs erörtert. Burgund stand im Blickpunkt der publizistischen Vordenker.

Gehörte es ihrer Meinung nach zum  “germanischen Kreis” wie die Champagne und Elsass-Lothringen. Himmler hatte in Burgund die deutschen Südtiroler ansiedeln wollen. In Elsass-Lothringen wurde eine Politik der Rückgliederung schon in den ersten

Anordnungen der Militärverwaltung im Jahre 1940 erkennbar. Das Vorgehen wurde gleichermaßen bestimmt durch das Verlangen nach Wiedergutmachung der Inbesitznahme von 1681 und 1918 wie auch dem germanischen Blut-und Rassemythos.

Man führte den Begriff des volksdeutschen Elsass-Lothringer ein, um die alteingesessene Bevölkerung von der 1918 zugewanderten französischen Bevölkerung zu unterscheiden. (zu diesem kurzen Abschnitt der Aufsatz “Nationalsozialistische Europaideologie”

von Paul Kluke in Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte online www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1955_3_2_kluke.pdf)

Zurück zu Bürckel.

Am 2. 8. 1940 unterzeichnete Hitler einen Geheimerlass. Damit ernannte er die Gauleiter Bürckel Westmark und Wagner Baden als Chefs der Zivilverwaltung CdZ in Lothringen bzw. im Elsass.(Institut für Zeitgeschichte Fb 91 Fotokopie) Wie das schon bei Bürckel in Österreich geschehen war, wurden sie einerseits Hitler unmittelbar unterstellt andererseits waren sie an die fachlichen Weisungen der obersten Reichsbehörden gebunden. Dies zeigte, dass Hitler gewillt war, Elsass-Lothringen dem Deutschen Reich einzuverleiben. In einer Besprechung mit den beiden Gauleitern erläuterte Hitler seine Zielvorstellung, dass Elsass-Lothringen in 10 Jahren völlig deutsche Gebiete würden.

Am 2. August 1940 wurde Bürckel in seinen Funktionen als Gauleiter und Reichsstatthalter durch Baldur von Schirach abgelöst. Dieser war vorher Reichsjugendführer. Nach seiner Ernennung zum Gauleiter von Wien wird er Beauftragter der für die Inspektion der

gesamten HJ. Außerdem wird er ab September mit der Kinderlandverschickung beauftragt. Während des Zweiten Weltkriegs waren rund 5 Millionen Kinder und Jugendliche aus den durch Luftangriffen bedrohten Städten evakuiert worden.

In Wien wurde Bürckel keine Träne nach geweint, weder von den Wienern noch von vielen Parteifunktionären. Wie schon öfters gezeigt stieß er öfters auch mit Ministern zusammen, da er von niemanden einen Kompetenzrahmen respektierte,

wenn es um die Durchsetzung seiner Vorstellungen ging. Er konnte sich das leisten, da er bei Hitler in höchstem Ansehen stand und von dort praktisch immer Rückendeckung erhielt. In Wien kam seine joviale Pfälzer Art nicht an. Hinter vorgehaltener

Hand sprach man vom “Bierleiter Gauckel”, womit auch auf seine Affinität zum Alkohol angespielt wurde. Am 10. August wurde er offiziell verabschiedet. Von Heß bekam er ein persönliches Schreiben von Hitler überreicht. Er erhielt zahllose Geschenke.

Der Dr.Ignaz-Seipel-Ring wurde in Josef-Bürckel-Ring umbenannt. Allerdings erhielt er am 27. April 1945 seinen alten Namen zurück.

 

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Ein weiteres Kapitel bleibt mit dem Namen der beiden Gauleiter verbunden, nämlich die Deportation von rund 6500 badischer und pfälzer Juden nach Gurs.  In der Nacht vom 20. auf 21. Oktober 1940 zum Abschluss des Laubhüttenfestes musste sich die

jüdische Bevölkerung reisefertig machen. Sie hatte dazu nur rund 2 Stunden Zeit. Nur 50 Kilo Gepäck und eine Barschaft von 100 Reichsmark durfte mitgenommen werden. In sieben Eisenbahnzügen aus Baden und zwei aus der Pfalz wurden die Deportierten nach

Gurs am Fuß der Pyrenäen deportiert. Organisiert hatte die Züge Adolf Eichmann. Gurs war ursprünglich als Internierungslager für politische Flüchtlinge und Kämpfer im Spanischen Bürgerkrieg eingerichtet worden. Für so viele Menschen war

das Lager ursprünglich natürlich nicht vorgesehen. Entsprechend katastrophal waren die hygienischen Bedingungen. Im Schnitt starben täglich sieben Menschen. Die beiden Gauleiter aber konnten am Abend der Deportation stolz nach Berlin

melden “Mein Gau ist judenfrei”. Ab September 1941 wurde mit den ersten Vergasungen in Auschwitz begonnen. Ab August 1942 wurden die Insassen, die bisher in Gurs überlebt hatten, in die Vernichtunsglager im Osten weiter transportiert und

dort umgebracht.

Vor den letzten Lebensjahren von Bürckel nochmal ein Blick auf das Gesamtgeschehen.

Nachdem Frankreich kapituliert hatte, ging der Krieg trotzdem weiter, weil  Großbritannien das sogenannte Friedensangebot vom 19. Juli 1940 nicht annahm. Mit der Weisung 16 vom 16.Juli 1940 hatte Hitler die Vorbereitung zu einer Landungsoperation

gegen England vorzubereiten, die dann unter dem Namen Unternehmen Seelöwe lief. Die Vorbereitung sollte Mitte August abgeschlossen sein. “Die englische Luftwaffe muss moralisch und tatsaechlich so weit niedergekaempft sein, dass sie keine nennenswerte Angriffskraft dem deutschen Uebergang gegenueber mehr zeigt. “ hieß es in der Weisung. Am 2. Juli begann nun Göring die “Luftschlacht um England”. Zunächst erfolgte eine begrenzte Offensive gegen die Schifffahrt im Ärmelkanal. Ziel war auch, die

RAF durch die Vernichtung ihrer Flugzeuge in der Luft zu schlagen.Aber die deutsche Luftwaffe erlitt  sehr schnell große Verluste. Zwar konnte die Luftwaffe die Luftwaffe die Infrastruktur der britischen Armee schädigen, aber sie schaffte es weder die Lufthoheit zu erringen, noch dauerhaft das britische Potential an Flugzeugen und Piloten dauerhaft auszuschalten.Göring und Hitler hatten sich entschieden, London anzugreifen. Auch die Industriestädte Coventry und Birmingham waren Ziel der Angriffe.

Aber man schaffte es nicht, die Industrie entscheidend zu treffen oder die Bevölkerung zu demoralisieren. Die RAF und ihre Stützpunkte blieben durch die Zielverlagerung aber verschont. Die ohnehin bescheidenen Ressourcen an Menschen und Material wurden weiter zersplittert. Die Luftwaffe war so an keiner Front schlagkräftig genug, um den englischen Widerstand zu brechen. Eine weitere Folge war, dass die ins Auge gefasste Landungsoperation auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste.

Erstmals war es Hitler nicht gelungen, einem Land seinen willen aufzuzwingen.

Dafür dachte er an einen Angriff auf die Sowjetunion. “Lebensraum im Osten”. Schon in “Mein Kampf” hatte er geschrieben: “Damit ziehen wir Nationalsozialisten bewußt einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft. Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Rußland und die ihm untertanen Randstaaten denken” (Adolf Hitler: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band. S. 742.)

So gab er am 18. November 1940 die Weisung Nr. 21 “Fall Barbarossa” heraus

“Die deutsche Wehrmacht muss darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa).

Das Heer wird hierzu alle verfügbaren Verbände einzusetzen haben mit der Einschränkung, dass die besetzten Gebiete gegen Überraschungen gesichert sein müssen.” (online www.1000dokumente.de). Das war er konkrete Angriffsplan.

Italien seit dem Dreimächtepakt, der am 27. September 1940 in Berlin zwischen Italien, Japan und Deutschland geschlossen worden war, Deutschlands Kriegsverbündeter führte seit September 1940 einen Parallelkrieg in Nordafrika und im Mittelmeerraum.

Mit Verspätung startete am 9. September eine italienische Offensive gegen das von Großbritannien besetzte Ägypten. Ziel war es, den Suezkanal unter Kontrolle zu bringen. Nach Anfangserfolgen kam die Offensive ins Stocken und blieb weit hinter den

Erwartungen zurück. Am 28. Oktober begann Italien mit der Invasion in Griechenland. Das verbesserte die Lage in Ägypten natürlich nicht, sondern lenkte lediglich die Aufmerksamkeit ab. Mussolini glaubte an einen raschen Sieg. der Einmarsch entwickelte

sich aber zu einem Fiasko für den Duce. Die griechischen Truppen waren gut organisiert und kannten sich in dem schwierigen Gelände natürlich bestens aus. Die Italiener wurden in nur 14 Tagen über die Grenzen Albaniens zurückgedrängt.

In Nordafrika hatte Großbritannien einen erfolgreichen Gegenangriff zur Rückeroberung gestartet. Dieser verlief so erfolgreich, dass die italienische 10. Armee in Nordafrika fast vollständig aufgerieben wurde. Hitler zögerte lange, weil es natürlich den

geplanten Feldzug gegen Russland beeinträchtigte. Am 11. Januar gab er  mit der Weisung Nr. 22 schließlich den Einsatzbefehl für das Afrikakorps unter General Erwin Rommel. Rommels Meinung stand in krassem Gegensatz zu der des italienischen

Generals Gariboldi, der auf Defensive setzte. Rommel begann am 31. März eigenmächtig den Vormarsch und warf mit seiner Taktik des mobilen Wüstenkriegs die englischen Truppen rasch 800 Kilometer zurück und kam erst bei Tobruk zum Stehen.

Rommels Truppen waren allerdings zu schwach, um Tobruk einzunehmen. Nach schweren Verlusten befahl Rommel, die Eroberung dieser Hafenstadt zunächst zurückzustellen. Da das Afrikakorps mit schweren Versorgungsengpässen zu kämpfen hatte,

konnte man keine weiteren Vorstöße in Richtung Osten machen. Es kam zum Stellungskrieg bei Tobruk/Sollum. Im November begann Großbritannien mit der Operation Crusader. Die Besatzung von Tobruk konnte ausbrechen und es gelang den Engländer,

die deutschen Truppen fast auf ihre Ausgangsstellungen in der Cyrenaika zurückzuwerfen. Von Malta aus hatten britische U-Boote und Flieger die italienischen und deutschen Nachschubwege nach Nordafrika massiv gestört.

Anfang Januar flog nun die Luftflotte 2 Angriffe auf wichtige Knotenpunkte in Malta. Nun lief der Nachschub für eine Zeit wieder störungsfrei und Rommel konnte wieder die Initiative zurückgewinnen. Frisch herangeführte Verstärkungen und die Luftunterstützung ermöglichten ihm den Gegenangriff. Am 26. Mai startete eine neue Offensive mit dem Ziel Tobruk zu erobern. Das gelang am 20. Juni 1942. Die NS-Propaganda feierte diesen Handstreich und Rommel wurde zum Generalfeldmarschall befördert.

Die Panzertruppen kamen bis El Alamein. das ist 100 Kilometer vor Alexandria.Die Stadt sollte genommen werden und der Suezkanal besetzt werden. Hitler plante bereits, nach der Einnahme des Suezkanals weiter nach Vorderasien und bis nach Indien

Bundesarchiv_Bild_101I-786-0327-19,_Nordafrika,_Erwin_Rommel_mit_Offizieren

vorzustoßen und von dort die englischen Kolonien zu bedrohen. Soweit kam es aber nicht. die Engländer hatten vor El Alamein einen Verteidigungsgürtel aufgebaut. Südlich davor war sumpfiges Gelände, so dass der Gürtel nicht umgangen werden konnte.

Versorgungsengpässe waren aufgetreten. Die Offensive blieb stecken. Rommel wollte nun im August die Entscheidung erzwingen. Aber entgegen der Erwartungen war die Nachschubversorgung wesentlich schlechter geworden, da britische U-Boote immer mehr Schiffe versenken konnten. Außerdem war es dem britischen Nachrichtendienst gelungen, wichtige Erkenntnisse aus der Entschlüsselung des verschlüsselten geheimen deutschen Nachrichtenverkehrs zu gewinnen. So kannte die britische Armee bereits

vor dem Angriff der Deutschen die Angriffsschwerpunkte. So war der Widerstand wesentlich stärker. die angestrebten Ziele wurden nicht erreicht und der gewonnene Boden musste wieder aufgegeben werden.

Am 13. August 1942 übernahm Bernhard Montgomery den Oberbefehl über die 8. Armee, die in Nordafrika kämpfte. Am 23. Oktober startete er bei El Alamein den Gegenangriff gegen die Achsenmächte. Die kräftemäßig unterlegenen deutschen und Italiener wurden zum Rückzug nach Libyen gezwungen. Am 8. November 1942 landeten in Marokko und Algerien 100.000 Mann frische Kräfte aus Amerika und Großbritannien. Nun wurde ein Zweifrontenkrieg gegen das Afrikakorps eröffnet. Tobruk fiel am

13. November wieder an die Briten zurück. An der Ostfront (dazu später) war die Lage ebenfalls kritisch geworden das Desaster von Stalingrad bahnte sich an. Das Oberkommando der Wehrmacht konnte deshalb dem Afrikakorps kaum Verstärkung anbieten.

Das Kräfteverhältnis hatte sich inzwischen total verändert. Den Truppen der Achsenmächte standen 500.000 alliierte Soldaten gegenüber. Das waren doppelt soviel. Dazu verfügten die Alliierten über die vierfache Zahl an Panzern und die totale Luftüberlegenheit.

Ende Januar musste Libyen aufgegeben worden. Im März und April wurden die Soldaten der Achsenmächte eingeschlossen. Rommel flog nach Deutschland und schlug Hitler vor, das Afrikakorps nach Europa zurückzuziehen. Hitler blieb stur und verweigerte das wütend.Die Folge 230.000 Mann gerieten in Kriegsgefangenschaft. Die alliierten hatten nun die Kontrolle über den Mittelmeerraum und damit gute Voraussetzungen für die Landung auf Sizilien.

Auch auf dem Balkan hatte das militärische Vorgehen Italiens Hitler zum Eingreifen gezwungen, obwohl seit November 1940 Russland das Ziel war. Im Herbst hatten Italien und Deutschland die Balkanländer umworben. Schon vor dem Krieg waren sie wichtige

Rohstoff-und Nahrungsmittellieferanten. Am 27. Mai 1940 wurde der Öl-Waffen Pakt abgeschlossen. Er sah rumänisches Öl gegen deutsche Waffen vor. Es war vor allem für die deutsche Seite ein profitables Geschäft. Der Pakt legte eine feste Preisrelation für die von  Rumänien zu liefernden Mineralölerzeugnissen und den Waffen, die es dafür bekam fest und zwar unabhängig von den jeweiligen Tagespreisen am Markt. Am 23. November schließlich trat Rumänien dem Dreimächtepakt bei, um sich vor einer sowjetischen

aber auch vor einer deutschen Aggression zu schützen. Bulgarien hatte unter Zar Boris der Deutschen Wehrmacht zunächst ein Durchmarschrecht nach Griechenland eingeräumt. Am 1. März 1941 trat es dem Pakt bei. Am 25. März 1941 trat schließlich

noch das Königreich Jugoslawien bei unter Prinz Paul ein. Allerdings kam es zwei Tage später zu einem probritischen Militärputsch. Hitler akzeptierte den Versuch der neuen Regierung unter General Simovic nicht, zu einer neutralen Politik zurückzukehren und

begann am 6. April 1941 mit dem Angriff auf Jugoslawien. In der Weisung 25 vom 27.3.1941 hört sich das so an “Der Militärputsch in Jugoslawien hat die politische Lage auf dem Balkan geändert. Jugoslawien muss auch dann, wenn es zunächst Loyalitätserklärungen abgibt, als Feind betrachtet und daher so rasch als möglich zerschlagen werden.” Der Angriff auf Griechenland begann zur selben Zeit. Beide Staaten waren ohne Kriegserklärung oder vorheriges Ultimatum angegriffen worden. Insgesamt kämpften 33 Divisionen mit

680.000 Mann auf deutscher Seite. Belgrad wurde schon am 12. April eingenommen. Am 17. April kapitulierten die jugoslawischen Streitkräfte. Jugoslawien wurde in 10 Teile mit unterschiedlichem staatsrechtlichen Status aufgeteilt. Kroatien erklärte sich am 15. April zum unabhängigen Staat Kroatien.Dort etablierte sich ein Vasallenstaat unter Führung der Ustascha, auf Deutsch “Der Aufständische-Kroatische revolutionäre Organisation”. Serbien wurde stark verkleinert und umfasste nur noch ein  viertel der

Gesamtfläche des ehemaligen Jugoslawiens. Etwa 180.000 Serben wurden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland verschleppt.

In Griechenland marschierten die deutschen Truppen unter Generalfeldmarschall List über Bulgarien ein.Auch hier kamen die Truppen rasch vorwärts. Am 20. April ordneten die Briten die Evakuierung ihrer Truppen zunächst nach Kreta und dann nach Ägypten an. Über 50.000 Mann konnten entkommen. Die griechische Armee kapitulierte am 20. April vor dem SS Obergruppenführer Sepp Dietrich und dann nochmals zwei Tage späte, weil die italienische Armee ihre kämpferische Leistung nicht genügend gewürdigt sah,

offiziell gegenüber Deutschland und Italien. Am 27. April wurde Athen eingenommen. Der Feldzug endete am 29. April mit der Einnahme von Kalamata im Süden der Peloponnes. Kreta wurde in der Zeit vom 21. Mai bis 1. Juni in einer äußerst verlustreichen

Luftlandeoperation eingenommen.

Beide Länder waren besiegt. Doch es folgte ein Partisanenkrieg, der von deutscher Seite aus mit unerbittlicher Härte geführt wurde. In Jugoslawien, in Griechenland und auf Kreta beging die Wehrmacht schwere Kriegsverbrechen.

So wurden in Kalvrita im Aroania-Bergmassiv im Dezember über 800 Jungen und Männer in einer 5 Stunden dauernden Massenhinrichtung erschossen. In dieser gesamten Bergregion wurden in den Dezembertagen über 1300 Griechen umgebracht,

28 Dörfer und Klöster wurden niedergebrannt. In Kommeno in Epirus wurden über 300 Dorfbewohner brutal ermordet. In Distomo am Fuße des Parnass-Gebirges kamen über 200 Menschen ums Leben. Obwohl die Einheitsführer, die die Aktionen

angeordnet hatten, bekannt sind, kam es zu keiner Verurteilung. Zwar wurde bei dem Distomo Massakers ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes eingeleitet, dieses aber nach drei Jahren wegen Verjährung wieder eingestellt.

Der Balkanfeldzug verschob den Angriff auf die Sowjetunion um 4 Wochen. Am 22. Juni 1941 übergibt der deutsche Botschafter Friedrich Werner Graf von der Schulenburg dem sowjetischen Außenminister Molotow ein “Memorandum”.

Darin steht, die Sowjetunion habe den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt durch den Aufmarsch der roten Armee an der Grenze  sowie durch die Annexion Ostpolens und der baltischen Staaten gebrochen. Dieser Bedrohung müsse die Wehrmacht mit allen Machtmitteln entgegentreten. Das Wort “Kriegserklärung” durfte auf Hitlers Befehl nicht verwendet werden. Zu dem Zeitpunkt der Übergabe des Memorandum bombardierte die Luftwaffe sowjetische Städte schon seit drei Stunden.

Juristisch war das Feld schon ab März vorbereitet worden. Am 13. Mai kam der “Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet „Barbarossa“und über besondere Massnahmen der Truppe” heraus. Darin wird festgelegt, dass Straftaten

feindlicher Zivilpersonen der Zuständigkeit von Kriegsgerichten und Standgerichten bis auf weiteres entzogen und dass Freischärler “durch die Truppe im Kampf oder auf der Flucht schonungslos zu erledigen” sind. Gegen Ortschaften

“aus denen die Wehrmacht hinterlistig oder heimtückisch angegriffen wurde” werden unverzüglich kollektive Gewaltmassnahmen durchgeführt, falls ein Täter nicht rasch festgestellt werden kann oder  die Umstände dies nicht zulassen.

Zum Freibrief für Verbrechen wird die durch die Bestimmung “Für Handlungen, die Angehörige der Wehrmacht und des Gefolges gegen feindliche Zivilpersonen begehen, besteht kein Verfolgungszwang, auch dann nicht, wenn die Tat zugleich ein militärisches Verbrechen oder Vergehen ist.”

Die “Aktennotiz über Ergebnis der heutigen Besprechung mit den Staatssekretären über Barbarossa, 2. Mai 1941” lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und wurde  am 26. November 1945 im Nürnberger Prozess von dem amerikanischen Anklagevertreter Sidney S. Alderman verlesen.Er sagte dazu: „Noch niemals ist wohl ein unheilvollerer Satz niedergeschrieben worden, als der Satz in dieser Urkunde” Es geht um die ersten beiden Punkte in diesem Dokument.

“1.) Der Krieg ist nur weiter zu führen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Rußland ernährt wir.

2.) Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.”

Komplettiert wurden diese Bestimmungen mit dem sogenannten Kommissarbefehl vom 6. Juni 1941: “Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare. Im Kampf gegen den Bolschewismus ist mit einem Verhalten des Feindes nach den Grundsätzen der Menschlichkeit oder des Völkerrechts nicht zu rechnen. Insbesondere ist von den politischen Kommissaren aller Art als den eigentlichen Trägern des Widerstandes eine hasserfüllte, grausame und unmenschliche Behandlung unserer Gefangenen zu erwarten. Die Truppe muß sich bewußt sein: 1. In diesem Kampf ist Schonung und völkerrechtliche Rücksichtnahme diesen Elementen gegenüber falsch. Sie sind eine Gefahr für die eigene Sicherheit und die schnelle Befriedung der eroberten Gebiete. 2. Die Urheber barbarisch asiatischer Kampfmethoden sind die politischen Kommissare. Gegen diese muß daher sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe vorgegangen werden. Sie sind daher, wenn im Kampf oder Widerstand ergriffen, grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen. “

(NS-Archiv Dokumente zum Nationalsozialismus –online)

121 Divisionen mit 3 Millionen deutscher Soldaten und weiterer 600.000 aus Italien, Ungarn, Finnland, Rumänien und der Slowakei waren beteiligt. (Zahlen unter anderem bei David Glantz Stumbling Colossus. The Red Army on the Eve of World War. University of Kansas Press, Lawrence 1998, S. 295.) Die Front war 2130 Kilometer lang. Die Heeresgruppe Mitte unter  Generalfeldmarschall von Bock war die stärkste der drei Heeresgruppen. Sie kam auch sehr rasch voran. Am 30. Juni wurde die Grenzstadt Brest-Litowsk eingenommen. Die Kesselschlacht bei Bialystok- Minsk war die erste große Kesselschlacht des Rußlandfeldzugs. An der sowjetischen Westfront standen 46 Divisionen. Elf konnten  ausbrechen.28 Divisionen und 7 Panzerdivisionen mit 325.000 Mann, 1.809 Geschützen und 3.332 Panzern  wurden geschlagen, die Soldaten größtenteils gefangen genommen. Den Kommandanten der Westfront Pawlow machte Stalin für die Niederlage verantwortlich und ließ ihn nach Moskau kommen. dort wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. In der Gegend um Smolensk hatte die Rote Armee eine neue Verteidigungslinie aufgebaut. Smolensk ist etwa 330 Kilometer von Minsk entfernt. Auch hier gelang es der Wehrmacht starke Kräfte einzukesseln.

Über 300.000 Rotarmisten und etwa 3000 Panzer waren eingeschlossen. Zeitweise konnte die Rote Armee den Kessel aufbrechen und zahlreiche Truppen verlegen. Auch in der Schlacht bei Smolensk hatte die Rote Armee enorme Verluste

zu verzeichnen. Vom 10. Juli bis 10. September waren das 760.000 Mann, davon 468.000 gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft geraten, 274.000 verwundet. Aber auch die Wehrmacht hatte enorme Verluste. Und sie hatte auf dem Weg nach

Moskau viel Zeit verloren, denn die rote Armee hatte rund zwei Monate standgehalten. Das bot Zeit und Gelegenheit die Verteidigung von Moskau auszubauen. Die Wehrmacht war jetzt nur noch 400 Kilometer von Moskau entfernt.

Die Heeresgruppe Süd unter Generalfeldmarschall von Rundstedt konnte am 29. Juni bei der Panzerschlacht von Dubno-Luzk-Riwne fast das gesamte Mechanisierte Korps der Roten Armee vernichten. Darauf folgte die Kesselschlacht bei Uman.

Dabei eroberte sie über 300 Panzer und 850 Geschütze unzerstört. 103.000 Mann kapitulierten. Die Einschließungskräfte für den Kessel waren aber relativ schwach, so dass zehntausende Rotarmisten entkommen konnten. Ihre schweren Waffen und

Ausrüstung mussten sie allerdings zurücklassen. Die Heeresgruppe Süd beherrschte nun den Dnepr-Bogen. Das Hinterland der Ukraine war nun offen. Die verlorene Schlacht war der erste Schritt zur Eroberung der Ukraine.

Die deutsche Generalität sah das vorrangige Ziel nun in einer sofortigen Einnahme Moskaus. Es hatte eine wichtige geographische Bedeutung, war Verkehrs und Nachrichtenzentrale und ein wichtiges Industriegebiet und natürlich

politischer Mittelpunkt. Hitler dagegen wollte die für den Ostseeraum, die Ukraine und den Süden lebenswichtigen Resourcen zerstören oder unter deutsche Kontrolle bringen. Hitler lehnte die Vorschläge des Generalstabs rundheraus ab

Er bestand darauf, nach Leningrad im Norden und Kiew im Süden vorzustoßen, setzte sich durch. – und hatte Erfolg. Am 26. September endete die Kesselschlacht von Kiew. Nochmals waren 600.000 Rotarmisten in Gefangenschaft geraten. Über 800

Panzer waren erbeutet worden,über 400 Pak und über 3000 Geschütze. Die Einnahme bereitete allerdings nachträglich noch große Probleme. Es waren viele durch Funk auszulösende Sprengungen vorbereitet worden. Ein solcher Sprengsatz löste am 25. September

einen Großbrand aus, der erst am 29. September unter Kontrolle gebracht werden konnte und für große Verluste der deutschen Verbände in der Stadt sorgte.

Die frappierend schnellen siege, die enorme zahl an Kriegsgefangenen blendete die deutsche Führung. Schon im Juli hielt General Halder den Feldzug für gewonnen.

Die Zeit war aber knapp geworden. Der russische Winter war nicht mehr allzu fern und erfahrungsgemäß kam vor dem ersten Frost eine mehrwöchige Schlammperiode. Am 30. September startete die Offensive unter dem Decknamen Taifun.

Hitler wollte mit diesem Unternehmen vor Einbruch des Winters die russischen Truppen vor Moskau “entscheidend” schlagen.Seine Soldaten sollten “zu dem letzten gewaltigen Hieb, der noch vor dem Einbruch des Winters diesen Gegner zerschmettern soll“

ansetzen und auch die historische Dimension lieferte Hitler in seinem Tagesbefehl am 2. Oktober 1941 verlesen ließ. Sie sollten nicht nur das deutsche Reich sondern ganz Europa vor einer Gefahr schützen„wie sie seit den Zeiten der Hunnen und später der Mongolenstämme entsetzlicher nicht mehr über dem Kontinent schwebte“ und weiter „Dieser Feind besteht nicht aus Soldaten, sondern zum großen Teil nur aus Bestien.“  (zitiert in Die Zeit vom 13. Dezember 1991)

Zwar warnten auch diesmal die Generale eindringlich, dass weder die Ausrüstung ausreichend noch der Nachschub gewährleistet sei. Aber sie beugten sich auch dieses Mal. Und wieder schien der Führer recht zu behalten in den Kesselschlachten von Wjasma und Brjansk wurden nochmals 673.000 sowjetische Soldaten gefangen genommen und über 1300 Panzer erbeutet.

Die Wehrmacht war nun bis an den äußeren Verteidigungsring Moskaus gelangt. Aber nun setzte die Schlammperiode ein. Der Angriff blieb buchstäblich im Schlamm  stecken.

Unbenannt

Der Nachschub war wegen der aufgeweichten Wege und Straßen kaum mehr zu bewältigen und sank von 900 Tonnen täglich auf 20 Tonnen. Erst als im November leichter Frost einsetzte, waren die Straßen wieder befahrbarer. Aber es dauerte dann fast noch

zwei Wochen, bis genug Treibstoff und Munition angeliefert war, um die Offensive fortzusetzen. Nun setzte strenger Frost ein. Die Temperaturen sanken auf – 35 °, aber die deutschen Soldaten hatten immer noch keine Winterkleidung, was hohe Ausfälle

durch Erfrierungen zur Folge hatte. Die schützende Winterkleidung lagerte irgendwo auf polnischen Bahnhöfen. Die Loks, sofern sie überhaupt noch fahren können, müssen Munition, Treibstoff und Proviant an die Front bringen.

Was erstaunlicherweise aber immer noch funktioniert: jeden zweiten Tag ein Güterzug der Deutschen Reichsbahn jüdische Deportierte ins Ghetto nach Minsk!

Die Rote Armee dagegen war seit November vollständig mit warmer Kleidung ausgerüstet. Die Deutschen waren Ende November noch 18 Kilometer von der Stadtgrenze Moskaus entfernt.

Gleichzeitig hatte die Rote Armee aber auch mit den Planungen für eine Gegenoffensive begonnen.Die Planungen wurden durch einen Funkspruch Richard Sorges erleichtert. Sorge hatte am 1. Juni 1941 Stalin vor einem Angriff Deutschlands

gewarnt  “Der Überfall wird am 22. Juni in aller Frühe auf breiter Front erfolgen” (in  Julius Mader Dr. Sorge Report). Stalin glaubte dies aber nicht. Im September informierte Sorge Moskau, dass Japan nicht Russland angreifen würde, sondern

Indochina. Diesmal wurde ihm geglaubt. Daraufhin ließ Stalin 32 ausgeruhte Divisionen aus dem Fernen Osten in den Westen verlegen. Zwar hatte die deutsche Luftabwehr im November Truppenausladungen erkannt.  Die deutsche Führung hatte dies

aber als Gespenstereien betrachtet. Am 16. November startete der erneute Angriff. Aber er traf auf erbitterten russischen Widerstand. Größere Teile der Luftflotte 2 unter Kesselring waren in den Mittelmeerraum verlegt worden, da dort Libyen verloren zu gehen

drohte. Das ermöglichte aber den sowjetischen Luftstreitkräften in wichtigen Abschnitten die Lufthoheit zu erringen.  Die Generale von Bock und Guderian meldeten dem Oberkommando die bedrohliche Lage und auch, dass die Trupp erschöpft war.

Sie wurden aufgefordert, die Offensive mit einem letzten Kraftaufgebot fortzusetzen, zumal man annahm, dass auch auf russischer Seite mit den “letzten Bataillonen” gekämpft wurde. Halder sah die Entscheidung über Sieg oder Niederlage

immer noch als eine Willensfrage. Er war“durchdrungen von dem Gedanken, daß es bei beiden Gegnern um die letzte Kraftanstrengung geht und der härtere Wille recht behält“. (zitiert nach Der Spiegel ).

Im Divisionsbericht der 7. Infanteriedivision heißt es “Die völlige Verausgabung der Truppe und die Notwendigkeit von Ablösungen “ (Zitat in Die Welt vom 22.06.11)Fedor von Bock konstatierte, dass der Zeitpunkt sehr nahe sei,

„in dem die Kraft der Truppe völlig erschöpft ist“ (Zitat ebd.) Eigentlich hätte die Offensive abgebrochen werden müssen, die Truppe in Winterquartiere überführt werden. Stattdessen befahlen Hitler und die Wehrmachtsführung die weitere Offensive.

Diese kam Anfang Dezember zum völligen Erliegen.

Mit der Verteidigung Moskaus war Marschall Schukow betraut worden.Er und Stalin hatten die Nervenstärke, abzuwarten, bis die deutsche Offensive versiegte. Am 5. Dezember begann der Gegenangriff. Eine Million Mann und 700 Panzer

waren angetreten. Die deutsche Führung war völlig überrascht. Die deutschen Linien werden fast überall durchstoßen. Manche Divisionen entkommen nur mit Mühe der Umzingelung. Die deutsche Führung hatte dies zunächst nicht als Großangriff

der Roten Armee erkannt und befahl erst abends, den Angriff auf Moskau abzubrechen und in den Ausgangsstellungen auf Verteidigung überzugehen.

Am 7. Dezember 1941 überfielen aber auch die Japaner den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii. Am 11. Dezember erklären Italien und Deutschland den USA den Krieg. In seiner Rede vor dem Reichstag am 11. Dezember 1941

spricht er zunächst ausschweifend von den militärischen erfolgen Deutschlands. Dann zählt er eine Reihe “Völkerrechtsverletzungen der USA auf, um “Deutschland endlich zum Kriege zu zwingen”. Und dann bringt er es schließlich

auf den Punkt, was tatsächlich zum Krieg führt. “Wir wissen, welche Kraft hinter Roosevelt steht. Es ist jener ewige Jude, der seine Zeit als gekommen erachtet, um das auch an uns zu vollstrecken, was wir in Sowjetrußland alle schaudernd sehen und erleben mußten. Wir haben das jüdische Paradies auf Erden nunmehr kennengelernt. Millionen deutscher Soldaten haben den persönlichen Einblick gewinnen können in ein Land, in dem dieser internationale Jude Mensch und Gut zerstörte und vernichtete. Der Präsident der Vereinigten Staaten mag das vielleicht selbst nicht begreifen. Dann spricht das nur für seine geistige Beschränktheit.” (in Internet Archive Full text of „Adolf Hitler Krieg gegen die USA und Kriegsbericht 1941)

Am 19. Dezember entließ Hitler von Brauchitsch. Er übernahm selbst das Oberbefehl über das Heer. Am Tag zuvor hatte er Haltebefehle erteilt und die Truppen gezwungen “fanatisch” in ihren Stellungen auszuharren. Als Guderian Ende

Dezember entgegen der Haltebefehle seine Truppen eigenmächtig zurücknahm, wurde er seines Kommandos enthoben und zur Führerreserve versetzt, was praktisch einer vorübergehenden Versetzung in den Ruhestand gleichkam.

Am 8. Januar 1942 musste Generaloberst Hoepner seine Truppen zurücknehmen. Sie wären sonst eingekesselt worden. Hitler enthob ihn nicht nur seines Kommandos. Er wurde wegen „Feigheit und Ungehorsam“ unehrenhaft aus der  Wehrmacht ausgestoßen.

Hoepner meinte dazu “ich habe Pflichten, die höher stehen als die Pflichten Ihnen gegenüber und die Pflichten gegenüber dem Führer. Das sind die Pflichten gegenüber der mir anvertrauten Truppe.” (zitiert bei Janusz Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg. Teilband II, Seite 570). Hitler hätte den General eigentlich nicht so einfach entlassen können. Er hätte formaljuristische und beamtenrechtliche Vorschriften einhalten müssen. Am 26. April 1942 erließ der Großdeutsche Reichstag einen Beschluss der den Führer praktisch

von solchen Vorschriften befreit. “Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Führer in der gegenwärtigen Zeit des Krieges, in der das deutsche Volk in einem Kampf um Sein oder Nichtsein steht, das von ihm in Anspruch genommene Recht besitzen muß, alles zu tun, was zur Erringung des Sieges dient oder dazu beiträgt. Der Führer muß daher – ohne an bestehende Rechtsvorschriften gebunden zu sein – in seiner Eigenschaft als Führer der Nation, als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht, als Regierungschef und oberster Inhaber der vollziehenden Gewalt, als oberster Gerichtsherr und als Führer der Partei jederzeit in der Lage sein, nötigenfalls jeden Deutschen – sei er einfacher Soldat oder Offizier, niedriger oder hoher Beamter oder Richter, leitender oder dienender Funktionär der Partei, Arbeiter oder Angestellter – mit allen ihm geeignet erscheinenden Mitteln zur Erfüllung seiner Pflichten anzuhalten und bei Verletzung dieser Pflichten nach gewissenhafter Prüfung ohne Rücksicht auf sogenannte wohlerworbene Rechte mit der ihm gebührenden Sühne zu belegen, ihn im besonderen ohne Einleitung vorgeschriebener Verfahren aus seinem Amte, aus seinem Rang und seiner Stellung zu entfernen.“ (Reichsgesetzblatt 1942 I S.247, )

Hoepner wurde im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 am 21. Juli verhaftet und am 8. August unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und am selben Tag hingerichtet.

Im Russlandfeldzug hatte die Wehrmacht bis dahin 500.000 Mann an Toten und Verwundeten verloren. Dazu kamen weitere 100.000 Mann die durch Erfrierungen ausfielen.1300 Panzer, 2500 Geschütze und über 15.000 Kfz gingen an Material verloren.

Die Wehrmacht konnte aber bis Ende Januar 1942 eine neue Verteidigungslinie aufbauen. Aber die Blitzkriegsstrategie war gescheitert, der Gegner nicht entscheidend geschwächt.

Zurück zu Bürkels letzten Jahren

Bürckel war so etwas wie Hitlers Fachmann für Anschlüsse geworden. Lothringen war die dritte Rückgliederung, die er durchzuführen hatte und auch hier hatte er wieder weitreichende Vollmachten. Aber in Lothringen wurde nicht gleichgeschaltet.

Es ging um die Liquidierung staatsrechtlicher und administrativer Strukturen eines eroberten Landes. Dazu kam die ideologische Umerziehung unter rassistischen Gesichtspunkten.

Die CdZ sollten die gesamte Verwaltung im zivilen Bereich führen. Die unklare Kompetenzdefinition führte wie auch in Österreich rasch zu heftigen Auseinandersetzungen. In einer Besprechung in der Reichskanzlei am 29. September 1940 bekamen die beiden CdZ weitgehend grünes Licht von Hitler. Er legte fest, dass für die gesamte Neuordnung in Elsass und Lothringen allein die beiden Reichsstatthalter Wagner und Bürkel zuständig und verantwortlich seien und dass die Reichsressorts den CdZ keinerlei Weisungen erteilen könnten. Bürckel begann nun in Lothringen eine rücksichtslose Germanisierungspolitik. “Deutschfeindliche Elemente” ließ er ausweisen.So wurden bis November 1940 aus dem Elsass 105.000 Menschen deportiert, aus Lothringen etwa 50.000, darunter alle lothringischen Juden. (Zahlen nach bpb Krieg und Besatzung in Ost- und Westeuropa)Die Transporte erfolgten unter chaotischen Verhältnissen. Die Ausgewiesenen hatten nur ihr Handgepäck dabei. Das unbewegliche Gut, Höfe, Geschäfte und handwerkerbetriebe mussten zurückgelassen werden und worden sofort entschädigungslos eingezogen. Am 21. November 1940 erklärte Bürckel die Ausweisungsaktion offiziell für beendet. Am 9.10 1941 wurde die Gültigkeit des RAD-Gesetzes für Elsass und Lothringen erklärt.

Allerdings entzogen sich viele Lothringer durch Flucht ihrer “Aufbaupflicht”. Daraufhin arbeitete Bürckel mit dem Mittel der Sippenhaft. Noch härter reagierte Bürckel, als Lothringer nach der Einführung der Wehrpflicht desertierten. Deren Angehörige nahm Bürckel

sofort in Sippenhaft, ließ sie umgehend ins Altreich aussiedeln und ihr Vermögen beschlagnahmen. Eine letzte große Aussiedlungsaktion betraf 8000 Menschen. Sie übertraf an Härte und Brutalität alle bisherigen Massnahmen.

Im August 1942 verlieh Bürckel den Lothringern die deutsche Staatsangehörigkeit.

Die Ausweisungspolitik Bürckels war in Regierungs-und Militärkreisen ihrer innen-und auch außenpolitischen Auswirkungen stark umstritten. So meldete sich der Chef der Präsidialkanzlei Otto Meissner, selbst gebürtiger Elsässer kritisch zu Wort.

Heftigster Kritiker war Dr. Best, der vor er Chef der Abteilung Verwaltung im Verwaltungsstab des Militärbefehlshabers Frankreich wurde, Karriere bei der Gestapo gemacht hatte. Er sah in den Ausweisungen eine Belastung des deutsch-französischen Verhältnisses,

die die notwendige Zusammenarbeit nur unnötig erschwerten. Bürckel war von dieser Kritik allerdings total unbeeindruckt. Allerdings mussten sowohl Bürckel als auch Wagner entscheidende Kompetenzen an den Reichsführer SS, der zugleich

Reichskommissar für die Festigung deutschen  Volkstums (RKF) war. Der durchbürokratisierte Apparat Himmlers beschränkte auf dem Gebiet der Volkstumspolitik die autonome Regionalherrschaft der Gauleiter.

Der Gau Westmark war 1940 gebildet worden. Er sollte den Gau Saarpfalz, also das Saarland und die bayrische Pfalz,

sowie das im Frankreichfeldzug eroberte lothringische Departement Moselle umfassen, das als Lothringen ins Reich eingegliedert werden sollte. Der Plan wurde während des 2. Weltkrieges aber nicht umgesetzt.

Es blieb nach außen hin beim alten Namen und bei der zugehörigen Bezeichnung „CdZ“ (Chef der Zivilverwaltung).

Im März 1941 wurde Bürckel von Hitler offiziell zum Reichsstatthalter ernannt.

Ihm un­ter­stand  nun ein 14.000 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßes Ter­ri­to­ri­um mit 2,6 Mil­lio­nen Ein­woh­nern. Das war der Höhepunkt seiner politischen Karriere

Im November 1942 wurde Bürckel zum Reichsverteidigungskommissar der „Westmark“ ernannt.

An dieser Aufgabe scheiterte er spätestens mit der Invasion und dem Vordringen der amerikanischen Truppen.

Dazu kamen Kompetenzschwierigkeiten mit Heinrich Himmler, die sich nach dessen   Er­nen­nung zum In­nen­mi­nis­ter erheblich verschärften.

Während der Schlacht um Lothringen Anfang September 1944 kam es in der Debatte um das militärische Vorgehen zum entscheidenden Zer­würf­nis mit Hit­ler.

Auf Veranlassung von Mar­tin Bor­mann (1900-1945) wur­den Bürck­el dar­auf­hin am 8.9.1944 weit rei­chen­de Kom­pe­ten­zen ent­zo­gen

Die Entsendung des Dienstleiters der Berliner Parteikanzlei Willi Stöhr (1903–1994) als „Bevollmächtigten des Reichsverteidigungskommissars für den Stellungsbau im Gau Westmark“ Anfang September 1944 bedeutete den Beginn der Entmachtung Bürckels.

Josef Bürckel verstarb wenig später am am 28.9.1944  in seinem Haus in Neustadt.

Die offizielle Todesursache war ein „Ver­sa­gen des Kreis­lau­fes“ als Fol­ge ei­ner Darm­er­kran­kung und ei­ner Lun­gen­ent­zün­dung dia­gnos­ti­ziert.

Der plötzliche Tod gab Anlass zu Spekulationen.

Ein Nach­weis für den Ver­dacht, Bürck­el sei von der SS er­mor­det oder zum Selbst­mord ge­zwun­gen wor­den, konn­te je­doch nicht er­bracht wer­den.

12 Nov. 2025

Josef Bürckel Gauleiter und Reichsstatthalter

 

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Am 30. März 1895 wurde Josef Bürckel in Lingenfeld als Sohn des Bäckermeisters Michael Bürckel und dessen Ehefrau Magdalena geboren. Er war das jüngste von vier Kindern. In Lingenfeld

besuchte er die Volksschule. Danach ging er auf die Realschule in Karlsruhe. Von 1909 bis 1914 war er in Speyer an der Lehrerbildungsanstalt. Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajevo der österreichische

Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau seine Frau Sophie Chotek ermordet. Das führte zur Julikrise und mündete in den 1. Weltkrieg, der am 28. Juli begann. In Deutschland befahl Kaiser Wilhelm am 1. August

die Mobilmachung. Am 3. August 1914 rief der Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Speyer seine Schüler auf, freiwillig in die Truppe einzutreten. Die Schule würde dem keine Hindernisse

in den Weg legen, sondern die Anstalt würde sich als Ehre anrechnen, wenn auch ihre Schüler nicht hinter den Gymnasien und Hochschulen zurückstünden. Josef Bürckel war im wehrfähigen Alter und meldete

sich bereits am Mobilmachungstag beim 17b Infanterieregiment freiwillig. Am 3. November 1914 rückte er als Rekrut beim Feldartillerieregiment 12b  ein. Eine erste Not-Abschlussprüfung konnte er wegen seines Heeresdienstes

nicht ablegen. Er legte sie gegen Ende des Jahres 1915 ab. Er bestand mit Erfolg. Wegen eines Herzleidens wurde er am 12. August 1915 in das Kriegslazarett in Péronne (Département Somme) eingeliefert.

Am 4. Dezember 1915 wurde er zum Unteroffizier befördert. Am 17. Mai 1916 wurde er für den Schuldienst zurückgestellt. Er begann seinen Praxisdienst als Schuldienstanwärter an der katholischen Volksschule in Lingenfeld.

Er wurde dann weiter nach Bellheim und dann nach Minfeld versetzt, wo er bis zum Ende des Schulanwärterdienst am 28. Juli 1919 blieb. Danach fand die Prüfung zur Lehreranstellung auf Lebenszeit statt.

Nach seiner Anstellung als Hilfslehrer unterrichtete er bis zum 31. Januar 1920 in Bobenheim – Roxheim. Dann wurde er nach Rodalben versetzt und dort am 1. April 1921 zum Lehrer auf Lebenszeit ernannt.

Er hatte schon am 11. Juni 1920 in Lingenfeld Hilde Spies geheiratet. Zum Zeitpunkt der Eheschließung war sie noch nicht 21.  Am 21. August 1921 kam Josef Artur zur Welt. Josef Artur war während des Krieges Mitglied der Leibstandarde Adolf Hiltler.

Er fiel am 01. August 1944.

Durch Bürckels Anstellung auf Lebenszeit war die materielle Basis für die Familie des Lehrers gesichert. Am 10. März 1925 bekam die Familie nochmals Nachwuchs. Der zweite Sohn Hermann Jakob wurde geboren.

Über Bürckels Familienleben ist sonst nichts bekannt.

Auch zu seinen außerschulischen Aktivitäten, Kontakte zu Kollegen usw. gibt es kaum Informationen. Aber er war Chorleiter im Gesangverein in Rodalben und das lässt darauf schließen, dass er doch einiges Ansehen in Rodalben genoss.

Vermutlich schon 1921 trat er in die NSDAP ein. Es lässt sich nicht nachweisen, ob er in Rodalben schon parteipolitisch tätig war. Er hatte sich aber einseitig positioniert in seiner antiseparatistischen Tätigkeit und war sowohl von deutschen als

auch französischen Behörden verfolgt.

Die separatistische Bewegung setzte in der Pfalz unmittelbar nach Kriegsende ein. Am 11. November 1918 war das  Waffenstillstandsabkommen von Compiègne abgeschlossen worden und ab dem 1. Dezember 1918 besetzte

die französische 8. Armee unter General Augustin Grégoire Arthur Gérard (1857-1926) die Pfalz. Bis zum Ende des Ruhrkampfs unter Reichskanzler Gustav Stresemann waren rund 60.000 Mann in der Pfalz stationiert.

In der Pfalz regten sich nun separatistische Bestrebungen. Sie gingen von bürgerlichen Kräften bis weit in die Zentrumspartei hinein aus. Man hatte Angst vor einer ungewissen Zukunft in einem womöglich bald sozialistischen

Deutschland. auch versprach man sich durch eine Anlehnung an die Sieger bei der Reparationsfrage glimpflicher davon zu kommen. 1919 war in München der bayrische und sozialistische Ministerpräsident ermordet worden.

Ab 1920 rückte Bayern nach rechts und entwickelte sich unter dem Ministerpräsidenten Gustav von Kahr zur nationalistischen “Ordnungszelle” Deutschlands. In München sammelten sich militante Rechtsradikale.

Der innenpolitische Kampf zwischen Bayern und dem Reich erfuhr in dieser Zeit eine scharfe Zuspitzung. Die Pfalz als Teil Bayerns wurde so in die Auseinandersetzung hineingezogen. Auch das ein Grund für die starke separatistische Bewegung.

Das Ende des Ruhrkampfes und die Einführung der Rentenmark und damit  das Stoppen der Inflation entzogen der separatistischen Bewegung schließlich den Boden. Es gab noch zwei gewalttätige Aktionen. Am 5. November 1923 hatte Franz-Josef Heinz in  Speyer die “Autonome Pfalz” ausgerufen und eine Regierung gebildet. Das war wenige Tage vor dem Hitlerputsch in München.Heinz und zwei seiner Mitarbeiter wurden am 9. Januar 1924 in Speyer erschossen. Die Kommandomitglieder stammten aus den rechtsradikalen Kampfbünden in München (Bund Wiking, Bund Oberland, SA). Das Attentat wurde mit Billigung und Geldern der bayrischen Staatsregierung ausgeführt.

Am 17. Oktober fand in Pirmasens der Sturm auf das bayrische Bezirksamt statt. Das Gebäude war in Brand gesteckt worden. 12 Separatisten, die sich in dem Gebäude befunden hatten, kamen ums Leben. Von den Angreifern starben 6 und es gab

zwölf Schwerverletzte. Bei diesem Sturm war Bürckel beteiligt. In Münchweiler und Rodalben war er so etwas wie der geistige Führer des Abwehrkampfes. Am 7. Januar 1924 musste er nach Heidelberg fliehen. Er ging dann weiter nach Niederbayern

Die Regierung von Niederbayern übertrug ihm am 24. März 1924 eine erledigte Hilfslehrerstellung. Mittlerweile war die Separatistenbewegung zusammen gebrochen und Bürckel kehrte am 9. Mai 1924 in die Pfalz zurück und nahm am nächsten Tag seinen Schuldienst in Rodalben wieder auf.

Im März und April war die selbständige Partei NSDAP der Pfalz wiedergegründet worden, nachdem die NSDAP im Juli 1923 von der interalliierten Rheinkommission (IARK) verboten worden war. Man hatte eine eigene Satzung und eigene Mitgliedskarten.

Diese Taktik der Distanzierung von München hatte Erfolg. Am 27. März 1925 erfolgte die Aufhebung des Parteienverbots für die pfälzische NSDAP durch die IARK. Am 13. März 1926 fand der erste Gautag des Jahres in Kaiserslautern statt. Unter der Leitung des Ortsgruppenleiters Richard Mann wurde Bürckel in “demokratischer Versammlung” zum Gauleiter gewählt. Er hatte sich durch ”bahnbrechende Vorarbeit die Anwartschaft” verdient. (zitiert nach Josef Bürckel: Gauleiter Reichsstatthalter Krisenmanager Adolf Hitlers , von Lothar Wettstein S. 68) Am 26. März informierte Bürckel die Reichsleitung von seiner Wahl. Allerdings war Bürckel nicht in den amtlichen Parteiunterlagen als Mitglied geführt. Deshalb forderte die Parteileitung umgehend zur Anmeldung auf. Bürckel meldete sich am 9. April 1926 an und erhielt die Mitgliedsnummer 33979. In einem von der Parteikanzlei verfassten Lebenslauf Bürckels heißt es “Der Aktivist Josef Bürckel entschied sich bereits im Jahre 1921 für den “Aktivisten” Adolf Hitler” (Wettstein S. 69)

Ein publikumswirksames Ereignis hatte Bürckel für den September 1926 geplant.  Es sollte der erste Gauparteitag mit Adolf Hitler als Hauptredner werden. Der bayrische Ministerpräsident Heinrich Held hatte dies aber wegen der zu erwartenden

Auseinandersetzungen verboten. Die Besorgnis war durchaus berechtigt. Bei einer Kundgebung mit Gregor Strasser am 7. September 1926 in Kaiserslautern verhinderte nur beherztes Einschreiten der Polizei ein Blutvergießen. Strasser war in dieser Zeit bis 1928

als Reichspropagandaleiter der NSDAP tätig. Die Auseinandersetzungen mit den politischen Gegner veranlassten Bürckel den Aufbau der pfälzischen SA-Formationen voranzutreiben. Er beauftragte Fritz Schwitzgebel damit, vor allem weil dieser absolut

loyal war. Er war 1926 in die NSDAP eingetreten und wie Bürckel auch Lehrer, allerdings an der Oberrealschule (in Zweibrücken).Das zahlte sich auch für ihn  aus, 1929 war er bereits SA-Standardenführer, das entspricht einem Oberst. Ab 1935 war er Führer der SA-Brigade 51 Saar-Pfalz und wurde schließlich bis zum General befördert. Bürckel hatte in seiner gesamten Laufzeit alle Parteigenossen, die irgendwie Einfluss ausüben konnten, bewusst nach seinen eigenen Kriterien ausgewählt und so sich in seinem

Umfeld eine “Hausmacht” geschaffen.

1926 hatte Bürckel auch “Der Eisenhammer” gegründet und war dessen Herausgeber. Hauptschriftleiter war zunächst Fritz Hess. Es war eine nationalsozialistische Kampfzeitung, die wohl den Stürmer von Julius Streicher zum Vorbild hatte und diesem Pamphlet in nichts nachstand. Populistische Hetze,  Verleumdungen und pauschale Diskriminierungen gehörten zum Instrumentarium des Blattes.Vom 5.5. 1926-30.11. 1932 war Heinrich Förster Schriftleiter. Sowohl Hess, als auch Bürckel und Förster hatten  mehrere Verurteilungen sowohl von deutschen als auch französischen Militärgerichten, meist wegen Verleumdung oder übler Nachrede, Hess auch wegen Angriffen gegen separatistisch eingestellte Beamte und jüdische Richter. Allerdings bereiteten die Prozesse vor allem die von Förster Bürckel allmählich Probleme. Führende Mitglieder aus der pfälzischen NSDAP hatten Förster vorgeworfen, dass sein allzu rüder Ton in den Artikeln immer wieder zu Prozessen führten, die sehr wohl zu vermeiden gewesen wären

und meist verloren gingen. Das verursachte immer höhere Kosten. Der Angriff richtete sich auch direkt gegen Bürckel, da dieser Förster gewähren lasse und nicht einschreite, obwohl dieser seiner Aufgabe als Redakteur nicht gewachsen sei. Damit sei

Bürckel letztlich für das finanzielle Desaster verantwortlich. Nun erklärte Förster um den Monatswechsel Februar/März herum, dass er mit sofortiger Wirkung aus seinem Amt als verantwortlicher Redakteur ausgeschieden sei. Bürckel ernannte Hess als

Stellvertreter in seinem Amt als Gauleiter und erklärte, er lege seinen Posten bis zur Klärung der Vorwürfe nieder. Das war aber kein Rücktritt sondern lediglich ein “Ruhenlassen”. Es blieb so ohne Wirkung. Bürckel fuhr unvermindert mit seiner populistischen

Parteiarbeit fort. In Pirmasens und Neustadt sollten am 20. April pompöse Feiern zu Hitlers Geburtstag stattfinden. Für den 30. April berief er den Gauparteitag nach Landau. Eingeladen waren Hans Dietrich, der für die Nationalsozialistische Freiheitspartei

den Wahlkreis 26 Franken vertrat. Die NSDAP war ja nach dem Hitlerputsch verboten worden war. Dietrich hatte 1928 auch am Eisenhammer mitgearbeitet. Dann Gottfried Feder, der sich ab 1927 zum Wortführer  der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik gemacht hatte. Der dritte geladene Reichstagsabgeordnete war Georg Strasser. Er hatte den revolutionären Sozialismus geprägt, den ja auch Bürckel vertrat. Strasser vertrat allerdings demokratische Grundsätze, die Bürckel radikal ablehnte.

Auch drei bayrische Landtagsabgeordnete waren eingeladen. Auch Hitler sollte an diesem Gauparteitag teilnehmen. Ob das aber nur ein geschickter Werbetrick war, lässt sich nicht feststellen. Denn die ganze Veranstaltung fand gar nicht statt. Der Stadtrat von Landau lehnte es nämlich ab, den Großen Festhallensaal zur Verfügung zu stellen. Das Reichsbanner, die 1924 gegründete “überparteiliche Schutzorganisation der Republik und der Demokratie im Kampf gegen Hakenkreuz und Sowjetstern” wie der SPD-Politiker Otto Hörsing, der sie ins Leben gerufen hatte, sie 1931 charakterisierte kündigte für 1927 ebenfalls eine Maifeier in Landau an. Da waren Zusammenstöße zu erwarten. Bürckel hatte zwar persönlich beim Stadtrat vorgesprochen, hatte aber keinen Erfolg.

Diese Schlappe war aber wohl einkalkuliert. Er schlachtete das auch sofort aus. Vor allem jüdische Stadträte hatten sich gegen die Überlassung der Stadthalle aus. Natürlich setzte Bürckel seine antijüdischen Hasstiraden fort und im Eisenhammer orakelte

er “Auch für Landauer Juden wird kommen der Tag”.

Er forcierte nun die Parteiorganisation. Er Bezirksgruppen, zuerst in Zweibrücken, Neustadt und Kusel und Ludwigshafen, danach in Landau und Frankenthal. Unabhängige propagandistischen Eigeninitiativen wurden von der Gauleitung nicht mehr geduldet.

Jede geplante Aktion und Tätigkeit musste von ihm gebilligt werden. Natürlich führte er den wachsenden Erfolg auf seine straffe Parteiführung zurück

Im Jahr 1927 hatte die NSDAP in der Pfalz ein deutliches Wachstum und auch einen Machtzuwachs verzeichnet.

Am 1. Juli 1927 wurde die Gauleitung von Lambrecht nach Neustadt verlegt. Ein ehrenamtlicher Geschäftsführer wurde eingestellt, der Bürckel entlasten sollte. Ein Untersuchungs-und Schlichtungsausschuss wurde als Parteigericht eingesetzt.

Er ließ sich zwar beraten. Aber die letzte Entscheidung behielt sich Bürckel immer vor. In seinem Gau galt das Führerprinzip auf Gauebene uneingeschränkt. Gehorsam und Unterordnung waren für Bürckel wichtiger als Eigeninitiative.

Die Querelen mit Förster gingen aber auch 1927 weiter. Er hatte sich mit der französischen Besatzungsmacht angelegt. Er wurde mehrfach zu Freiheitsstrafen verurteilt , vor allem aber drohte die Interalliierte Rheinkommission ein

Verbot des Eisenhammer an. Nun musste Bürckel einschreiten. Er schränkte den redaktionellen Verantwortungsbereich Försters stark ein und nahm die propagandistische Leitung des Verlags selbst in die Hand. Als seinen Stellvertreter

setzte er Ernst Ludwig Leyser ein. Dieser hatte NSDAP-Ortsgruppe in Neustadt  und der SA-Sturm-Ortsgruppe Neustadt gegründet. Leyser stand Bürckel, wie alle, die von ihm auf irgendwelche Posten gesetzt wurden, loyal zur Seite.

Das  Jahr 1928 war ein wichtiges Jahr für die NSDAP in der Pfalz. Am 28. Mai 1928 fand die Reichstagswahl statt und bei dieser Wahl trat die pfälzische NSDAP erstmals mit einer eigenen Liste an.

Mit enormem Aufwand startete die Partei. Zahlreiche öffentliche Veranstaltungen, Flugblätter und Tausende von Plakaten brachten aber einen kaum nennenswerten Mitgliederzuwachs. Bürckel erkannte,dass es taktisch falsch

war, sich mit der Propaganda auf die städtische Mittelschicht zu konzentrieren, die ländliche Bevölkerung, auch als Wählerschicht, aber zu vernachlässigen. Das ländlichen Gebiete der Nordpfalz wurden nun in verstärkte Werbeaktionen einbezogen

und diese waren erfolgreich. Bürckel sah sich bestätigt. In den Städten hatte die Partei bereits Fuss gefasst. Sie war in allen Städten vertreten nur in der Kreishauptstadt Speyer noch nicht. Am 10. März 1928 veranstalte Bürckel eine große Veranstaltung in Speyer mit dem

Reichstagsabgeordneten Friedrich. Nur wenige Tage später wurde die Speyrer Ortsgruppe sowie ein SA-Sturm gegründet. Die Ortsgruppe hatte Rudolf Trampler gegründet, der von Joseph Goebbels später am 21. August 1933 zum Landeskulturwart

der Reichspropagandastelle Rheinpfalz ernannt wurde. In den letzten beiden Kriegsjahren bekleideter er das Amt des Oberbürgermeisters von Speyer.

8709-Rudolf Trampler

Am 28. Mai 1928 fand die Reichstagswahl statt. Für die NSDAP verlief sie enttäuschend. Sie hatte 2,6 % der Stimmen erzielt, 0,4  weniger als bei den letzten Wahlen. Sie verlor auch 2 Abgeordnete und hatte im Reichstag jetzt 12 Sitze.

Zugewonnen hatte dagegen die SPD mit 3,8 % Zuwachs und 22 Mandaten mehr. Auch die KPD verzeichnete Gewinne und zwar 1,7 % und 9 Mandate mehr. Noch etwas mehr konnte die Reichspartei des deutschen Mittelstandes dazu gewinnen,

nämlich 2,2% Stimmenzuwachs und 11 Mandate mehr.  Es war eigentlich ein gefährliches Ergebnis, denn die bürgerlichen Parteien schlossen daraus, die NSDAP habe ihren Zenit bereits überschritten. Bürckel konnte aber mit “seinem”

Ergebnis mehr als zufrieden sein. Die NSDAP hatte in der Pfalz 5,7 % der Stimmen geholt, mehr als doppelt soviel wie auf Reichsebene und das Ergebnis der Wahlen von 1924 hatte er verdreifacht. 1924 entfielen auf die NSDAP 1,9 % der Stimmen.

Das machte natürlich Bürckel innerhalb der NSDAP stark. Bei Hitler stand er ohnehin in hohem Ansehen. Die NSDAP erhöhte ihre Werbeanstrengungen in den Bezirken Landau und Bergzabern. Das zahlte sich bereits ein Jahr später bei den Kommunalwahlen aus.

Zwei Monate nach den Wahlen fand auch der erste Gauparteitag in Pirmasens statt. Auch ein publikumswirksamer Marsch von 300 SA-Leuten durch Pirmasens wurde durchgeführt. Die bürgerliche Presse berichtete darüber nichts.

Sie hatte sich ohnehin für “Totschweigen” entschieden. Die weitere Entwicklung zeigt, dass da nicht unbedingt der richtige Weg war.

Bürckel schliff weiter an seiner Parteiorganisation. In seinem Führungskader sorgte er für rhetorisch besonders geschulte Parteiredner. Damit konnte er die Zahl seiner Veranstaltungen steigern. Der Zustrom potentieller Wähler nahm zu.

Er suchte die Auseinandersetzung mit den anderen Parteien auf seine Art. Öffentliche Kundgebungen ließ er oft -und zeitgleich mit Veranstaltungen der anderen Parteien abhalten. Er hoffte so, die Zuhörer für sich zu gewinnen.

Für das Jahr 1929 verlangte er von seinen Parteigenossen bedingungslosen und rücksichtslosen persönlichen Einsatz. Angst vor Straßenkämpfen oder Saalschlachten durfte es nicht geben. Nur dabei sein,

war nicht genug. Nur die KPD postulierte eine ähnliche Hingabe. Logische Folge war, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen hauptsächlich zwischen dem Roten Frontkämpferbund der KPD und der SA stattfanden.

1929  ließ er wieder prominente NS-Parteiführer auftreten. Goebbels sprach am 6. März 1929 erst in Zweibrücken und einige Stunden später in Pirmasens. Gottfried Feder trat drei Tage später in Speyer auf. Der Erfolg zeigte sich rasch.

In der Nordpfalz entstanden neue Ortsgruppen, in Frankenthal erhöhte sich die Mitgliederzahl um 40 %.

Nach den Kommunalwahlen war die Partei fast in allen Gemeinden vertreten. In Landau hatte die Partei erstmals kandidiert und hatte bei ihrer ersten Wahl sofort mit der SPD gleichgezogen.

1930 scheiterte die letzte parlamentarische Regierung der Weimarer Republik im März 1930. Hindenburg ernannte nun den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning, der zunächst mit der Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen

regierte. Als auf Antrag der SPD diese gemäß Artikel 48 in der Weimarer Verfassung das Parlament von seinem Recht Gebrauch machte, die Notverordnung wieder aufzuheben, bat Brüning Hindenburg den Reichstag aufzulösen.

Die Neuwahlen wurden für den 14. September 1930 festgelegt. Bei der NSDAP gab es eine Premiere. Erstmals organisierte Joseph Goebbels den Wahlkampf der Nationalsozialisten zentral. Man verzichtete weitgehend auf antisemitistische Parolen.

Man prangerte den Verfall Deutschlands im “System Weimar” an, beschwor die Volksgemeinschaft. Wichtiges Thema war natürlich die Weltwirtschaftskrise, die als Komplott gegen Deutschland dargestellt wurde. Hitler engagierte sich in diesem Wahlkampf enorm. Zwischen dem 3. August und dem 13.September trat er in mehr als 20 Großveranstaltungen als Hauptredner auf. Für Bürckel war diese Wahl in doppelter Hinsicht bedeutsam. Erstens  wollte er natürlich ein beeindruckendes Ergebnis erzielen. Vor allem aber kandidierte er erstmals in einer Listenverbindung mit dem Wahlkreis Franken erstmals als Abgeordneter für die pfälzische NSDAP, und das mit ausdrücklicher Billigung Hitlers. Hitler unterstützte Bürckel auch persönlich. Auf einer der Großveranstaltungen

trat er am 26. August 1930 in der Eberthalle in Ludwigshafen auf. Das war das erste offizielle Auftreten Hitlers in der Pfalz. Am 30. Juni 1930 war Frankreich aus Mainz und der Pfalz abgezogen, nachdem Deutschland am 21. August 1929 den Youngplan angenommen

hatte, der die deutschen Reparationsverpflichtungen neuregelte. Darin war auch der Abzug Frankreichs festgelegt worden.

Es war ein blutiger Wahlkampf mit Zusammenstößen, Straßenschlachten und auch mit Toten. Am 14. September wurde gewählt, mit einer Wahlbeteiligung von 82,0 %, man vergleiche das mal mit der Wahlbeteiligung von heute!

Die NSDAP erzielte erdrutschartige Erfolge. Sie bekam 18, 3 % der Stimmen, was gegenüber der letzten Wahl einen Zuwachs von 15,7 % der Stimmen bedeutete. Mandate erhielt sie 107, also 95 mehr als 1928 und war hinter der SPD zweitstärkste

Kraft. Die SPD hatte 10 Sitze verloren, war aber mit 143 Sitzen immer noch stärkste Kraft. Nur die KPD (+ 2,5 %) und die Christlich-Nationale Bauern-und Landvolkpartei (+ 1,3 %) konnten Zugewinne erzielen.

Die pfälzische NSDAP lag auch bei dieser Wahl mit 22, 8 % der Stimmen deutlich über dem Reichsschnitt und auch über Bayern, wo die Nationalsozialisten 17,9 % errangen. In der Pfalz hatte die NSDAP sogar die SPD mit 0,4 % hinter sich gelassen

und war die stärkste Kraft geworden. Sie hatte 2, die SPD dagegen nur 1 Mandat errungen. Das 4. Pfälzer Mandat erhielt die Bayrische Volkspartei, die mit 12,8 % knapp vor dem Zentrum  (12,1 %)

Eine Sonderstellung nahm das Dorf Darstein ein. Es war die erste Gemeinde deutschlandweit mit 100 % Stimmen für die NSADAP. Das Dorf hatte bei 156 Einwohnern  106 Wähler. Natürlich bejubelte die nationalsozialistische Presse dieses Ergebnis.

Der Eisenhammer schrieb in seinem Artikel “Ein rein nationalsozialistisches Dorf” Darstein sei Vorbild für das ganze Reich. Als die Nazis an der Macht waren, wurde es zum Ehrendorf der NSDAP ernannt,. 1936 wurde in Köpenick sogar eine Straße nach Darstein benannt. Den “Darsteiner Weg” gibt es heute noch, er überdauerte sogar den Sozialismus. Darstein war übrigens protestantisch, die Konfessionsgrenzen waren damals sehr scharf. In katholischen Gemeinden waren meist halb so hoch wie in protestantischen Gemeinden. Auch die Gemeindegröße spielte eine Rolle. Je kleiner der Ort, desto größer die Chance für die Nationalsozialisten. So hatte sich die Strategie, in ländlichen Gegenden zu agitieren,  als richtig erwiesen.

Neben Bürckel kam Wilhelm Frick für die Pfalz in den Reichstag. Er war 1930 Innenminister in Thüringen und damit der erste nationalsozialistische Minister überhaupt in Deutschland. Er hatte am Hitlerputsch teilgenommen und Hitler

schätzte ihn als “durchgekochten Nationalsozialisten”.

Für Bürckel war die Wahl voll aufgegangen. Seine parteiinternen Gegner verstummten.  Nun war er plötzlich über seinen Gau hinaus bekannt geworden. Er wurde öffentlich wahrgenommen.

Ab 1930 hatte Bürckel außer dem Eisenhammer auch die NSZ-Rheinfront herausgegeben. Sehr schnell wandelte er diese in eine GmbH um, die finanziellen Schwierigkeiten des Eisenhammers, die er ja erlebt hatte, hatten ihn zu diesem Schritt gebracht.

Mit Billigung Hitlers hatte er diese Mitte der 30-iger Jahre in die “Josef-Bürckel-Stiftung “ eingebracht. Sie umfasste ein großes Verlagssystem. Seine Pfälzer Parteigenossen trieb er zur ständigen Abonnentenwerbung an. Außerdem erhielten alle Parteigenossen

die Anweisung, nur in der NSZ-Rheinfront zu inserieren. Außerdem wurden alle Parteigenossen mit Parteiausschluss bedroht, wenn sie eine nicht nationalsozialistische oder neben der NSZ-Rheinfront noch eine Nicht-NS-Zeitung abonniert hatten.

Außerdem war es ihnen verboten, in anderen Zeitungen zu inserieren. Gegen die anderen Pfälzer Presseorgane wurde recht hemdsärmelig vorgegangen. Amtliche Bekanntmachungen oder Anzeigen wurden ohne Rücksicht auf bestehende

Verträge entzogen.Dann wurden oft polemisch-verleumderische Vorwürfe gegen Redakteure und Verlagsleitungen erhoben. Man machte den Zeitungen also das Leben schwer, wo es nur ging. Bald war die NSZ-Rheinfront das auflagenstärkste

Presseorgan der Pfalz. Erstaunlich aber ist, dass sich Bürckel mit seinem Verlag, dessen Reichweite sich weit über die Pfalz hinaus erstreckte, über Metz, Nancy,Riga, Kiew, Athen bis nach Tromsoe, der Zentralisierung der regionalen Parteizeitungen

durch die Parteileitung widersetzen konnte. Max Amann war seit 1933 Präsident der Reichspressekammer, einer Unterabteilung der von Goebbels geleiteten Reichskulturkammer. Er kontrollierte praktisch die gesamte deutsche Presse. In diesem Dreigestirn

um die Macht im Pressewesen war noch Dr. Otto Dietrich, der am 30.April 1933 zum Vorsitzenden des Reichsverbandes der Deutschen Presse gewählt wurde. Goebbels setzte sich erst Ende März 1945, kurz vor seinem Selbstmord endgültig durch.

Bürckel hatte aber die Stellung seines Presseimperiums wahren können.

1927 hatte sich in Berliner Großbetrieben so etwas wie eine nationalsozialistische Arbeitnehmervertretung gebildet, die sich an der betriebsbezogenen Organisationstruktur der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition der KPD orientierte.

1928 wurde daraus die NSBO, die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation. Die sich verschärfende Weltwirtschaftskrise hatte auch die NSBO mehr und mehr in ein sozialistisches Fahrwasser gleiten lassen. Die Reichsleitung der NSDAP

konnte sich daher mit der NSBO zunächst nicht anfreunden. Die Reichstagswahlen vom September 1930 hatten aber gezeigt, dass die NSDAP auch bei Arbeitern immer mehr Anklang fand. Bürckel, der ja ohnehin für die sozialistische Ausrichtung

seiner Partei ähnlich wie Georg Strasser stand, erkannte sofort die Chancen, die sich daraus ergaben. Und wie er einige Jahre zuvor dafür gesorgt hatte, dass sich die NSDAP mit ihrer Werbung auf ländliche Bereiche konzentriert hatte, nahm er nun

die Arbeiterschaft ins Visier.

Ende Januar wurde in Kaiserslautern die “NSBO-Pfaff” gegründet. Pfaff war damals die zweitgrößte Nähmaschinenfabrik in Europa.Die Arbeit übernahm für ihn vor allem Claus Selzer. Er war seit 1930 in Ludwigshafen und dort Ortsgruppen und Kreisleiter

der NSDAP. Ab 1932 war er Reichstagsabgeordneter und 1934 war er Stellvertretender Leiter der NSBO. Seine Karriere beendete er als Generalkommissar von Dnjepropetrowsk, wo er 1944 angeblich an einer Fischvergiftung starb.

Bis Mitte 1931 hatte Selzer bereits 11 NSBO gegründet und mit großem Tempo ging es weiter. Im September gab es bereits 31 Betriebszellen, unter anderem in Ludwigshafen bei der IG Farben, der heutigen BASF.

Organisatorisch vereinfacht wurde die Arbeit durch die Umsiedlung de Gaubetriebszelle nach Neustadt in die Räume der Gauleitung, mit Erfolg wie die Zahlen belegen. Zum Jahresende gab es 48 Zellen mit über 1000 organisierten Mitgliedern.

Ein halbes Jahr später gab es 320 Zellen mit 6.698 organisierten Mitgliedern. Eine wichtige Etappe dahin waren die Betriebsratswahlen im März 1931. Diese wurden von der Gauleitung so konzentriert angegangen, als ob es sich um eine Reichstagswahl handelte.

Öffentliche Großveranstaltungen wurden abgehalten. Die Redner waren eigens für die Auseinandersetzung mit den gewerkschaftlichen Gegnern geschult worden. Die NSBO Kandidaten sollten über Kenntnisse verfügen, die es ihnen ermöglichte,

die Aufgabe eines Betriebsrates für alle Arbeitnehmer erfüllen zu können. Er selbst hielt sich bei diesen Veranstaltungen völlig zurück. Es gelang, der breiten Öffentlichkeit den Eindruck zu vermitteln, die NSBO sei eine von der NSDAP unabhängige

und nicht von ihr gesteuerte Organisation. Wieder hatte Bürckel sein politisches Gespür bewiesen, der Partei schon vor 1933 eine neue Zielgruppe zugeführt und sich selbst als fähigen Gauleiter gezeigt und sein persönliches Ansehen beim Führer gesteigert.

Die erste Amtszeit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg endete am 25. April 1932. Brüning hatte vorher versucht, die Amtszeit Hindenburgs verlängern zu lassen. Das aber hätte eine Verfassungsänderung bedurft, zu der eine Zweidrittelmehrheit

notwendig war. Um diese Mehrheit zu bekommen, brauchte Brüning aber die Stimmen der Rechten. DNVP und NSDAP lehnten Brünings Vorschläge ab, obwohl er vor allem Hitler weitreichende Zugeständnisse gemacht hatte. Hitler schlachtete dies sofort aus

und spielte sogar  den Hüter der Verfassung. Eine vom Gesetz vorgesehene Volkswahl musste also abgehalten werden. Ein “Hindenburgausschuss” wurde ins Leben gerufen, der den bisherigen Präsidenten zur erneuten Kandidatur bewegen sollte.

Schließlich erklärte sich Hindenburg bereit, noch einmal zur Wahl anzutreten. Die Harzburger Front war auseinander gebrochen. DNVP und Stahlhelm. Sie wollten Hitler nicht den Sprung ins Präsidentenamt ermöglichen. Sie stellten mit Theodor Duesterberg einen

eigenen Kandidaten auf. Hitler hatte seinen Hut schon in den Ring geworfen. Göring hatte das schon in einer Rede im Sportpalast angekündigt. Allerdings war Hitler zu der Zeit staatenlos, konnte also gar nicht kandidieren. Ein Kunstkniff machte es

möglich. Im Freistaat Braunschweig regierte eine NSDAP-DNVP-Koalition. Der Freistaat ernannte ihn zum Schein zum Gesandten bei der Landesvertretung in Berlin.Das war ein Staatsbeamter und damit war automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft

verbunden. Für die KPD stand Ernst Thälmann zur Wahl. Außerdem trat noch Gustav A.Winter für die Inflationsgeschädigten an.

Die Wahlbeteiligung war mit 86,2 % hoch. im ersten Wahlgang erreichte aber keiner der Kandidaten die notwendige absolute Mehrheit, so dass ein zweiter Wahlgang erforderlich war.

Jetzt genügte die einfache Mehrheit. Hindenburg gewann mit 53,1 %. Hitler kam auf 36,7 % der Stimmen. Das war zwar ein deutlicher Zuwachs gegenüber der Reichstagswahl, 5 Millionen Stimmen mehr. Aber mit der eigenen Propaganda hatte man die Erwartungen so hoch geschraubt, dass das Ergebnis als Niederlage empfunden wurde. In der Pfalz hatte man gegenüber der Reichstagswahl 90.000 stimmen dazu gewonnen. Man war zwar enttäuscht aber doch stolz auf den Zugewinn. Bürckel erklärte seinen Anhängern “Die Schlacht ist aus, der Krieg geht weiter”

Hindenburg hatte seinen Sieg hauptsächlich den Sozialdemokraten und Katholiken zu verdanken, was er als Schmach empfand. Sein Groll richtete sich aber gegen Brüning, der sich im Wahlkampf wie kein anderer für ihn eingesetzt hatte.

Das Reparationsproblem stand kurz vor seiner endgültigen Lösung. In der vom 16. Juni bis 9. Juli tagenden Konferenz  aller betroffenen Staaten hatte man sich auf völlige Streichung der Reparationsschuld Deutschlands geeinigt. Zuvor aber hatte sich Brüning

die Sympathie der Präsidentenberater verscherzt, vor allem, weil er sich nicht als Marionette benutzen lassen wollte. Das war einmal Otto Meissner, der sowohl Mitarbeiter von Friedrich Ebert als auch von Hindenburg war. Er war engster Mitarbeiter

der Präsidenten Ebert und Hindenburg und arbeitete als Staatssekretär im Büro des Reichspräsidenten. Er war aber auch Chef der Präsidialkanzlei des Führers und das von 1933-1945. Dann ist Hindenburgs Sohn Oskar der  in dieser Zeit als Adjutant seines Vaters gearbeitet hat. Tucholsky sagt über ihn. Es sei der “in der Verfassung nicht vorgesehene Sohn des Reichspräsidenten”. Der Stuttgarter Historiker Wolfram Pyta schreibt in seiner umfassenden Hindenburgbiographie allerdings, dass Hindenburg sehr wohl gewusst habe, was er tue und nicht von “einer Kamarilla” gesteuert gewesen sei.

Brüning hatte auf Wunsch vieler Länder, auch Bayerns und Preussens beim Reichspräsidenten ein Verbot der SA und SS erwirkt, die er als Hauptursache der politischen Gewalt sah. Das war der Hauptgrund, der Brüning zu Fall brachte.

Brüning wollte den ostelbischen Gütern im Mai 1932 eine kräftige Finanzspritze zukommen lassen. Allerdings sollte der Staat nicht mehr sanierungsfähige Güter aufkaufen bzw. ersteigern und diese in Bauernstellen für Arbeitslose aufteilen.

Das wurde beim Präsidenten als “Agrarbolschewismus” denunziert. Der Entlassgrund war gefunden. Hindenburg entzog am 29. Mai dem Kanzler das Recht  auf die Anwendung der Notverordnung (Artikel 48 der Weimarer Verfassung).

Brüning musste zurücktreten “hundert Meter vor dem Ziel”, wie er das selbst empfand. Im Vorfeld hatte es Geheimverhandlungen zwischen Schleicher und Hitler gegeben. Hitler hatte zugesagt, eine neue Regierung parlamentarisch zu tolerieren,

wenn das SA-Verbot aufgehoben würde und Neuwahlen durchgeführt wurden. Brüning wurde also entlassen. Am 31. Juli wurden die Wahlen zum 6. Reichstag festgelegt.

Die Zeit für den Wahlkampf war nun äußerst knapp.

Die NSDAP hatte schon gleich nach der Wahl des Reichspräsidenten ihre Taktik geändert. Sie hielt ihre Versammlungen oft in von Linken bevorzugte Kneipen und nahm bewusst gewalttätige Auseinandersetzungen in Kauf. Außerdem spulte sie ein enormes

Auftrittspensum in der Öffentlichkeit ab. Täglich wurden Kundgebungen, Aufmärsche und öffentliche Versammlungen abgehalten. Das vermittelte den Eindruck großer Tatkraft und man konnte daraus den Schluss ziehen, dass die NSDAP in der Lage sein

werde, die großen Probleme, die anstanden, zum Wohle aller lösen zu können. Auch Anlässe, die nicht mit den Wahlen zusammenhingen, wurden benutzt, Aufmerksamkeit zu erregen.

1932 jährte sich zum Beispiel das Hambacher Fest zum 100. Mal. Reichsinnenminister Dr. Josef Wirth plante zum Jubiläum eine große gesamtdeutsche Feier. Die pfälzische Presse organisierte das Fest und wollte es frei von parteipolitischen

Aspekten halten. Festredner war Theodor Heuss, Mitglied des Reichstages von 1924 bis 1928 und 1930-1933. Bürckel sprach von einem demokratischen Rummel. Er erklärte, es sei das Fest eines ersterbenden Systems. Die 1832 beteiligten

Juden, z.B. Ludwig Börne überschüttete er mit antisemitischen Hasstiraden. Verstärkt wurde das durch Berichte in der nationalsozialistischen Presse, die sich gegen die Demokratie überhaupt wandte. Gleichzeitig wurden die Veranstalter des Festes von 1832 zu

Vorkämpfern für ein Drittes Deutschen Reichs hochstilisiert.

Zu schaffen machte der NSDAP das SA und SS-Uniformverbot, das ja Brüning durchgesetzt hatte. Zwar hatte von Papen gemäß den zwischen Schleicher und Hitler abgemachte Aufhebung des Verbotes am 16. Juni 1932 aufgehoben. Nun setzte der Straßenterror wieder ein. Die bayrische Regierung hatte aber gestützt auf ihre Polizeihoheit das Verbot bis  30. September 1932 verlängert. Für die NSDAP wirkte sich das noch verschärfend aus, da die bayrische Regierung alle Aufmärsche und Versammlungen  unter freiem

Himmel verboten hatte und bei Zuwiderhandlung mit Gefängnisstrafe gedroht hatte. Daraufhin erschienen die bayrischen nationalsozialistischen Abgeordneten in Uniform im Landtag. Trotz mehrfacher Aufforderung verließen sie den Saal nicht.

Daraufhin ließ der Landtagspräsident den Saal von der Polizei räumen. Von Papen war nun gezwungen, das Verbot aufzuheben. Bürckel wurde von der Aufhebung des Verbots noch vor der öffentlichen Verkündigung informiert und organisierte sofort

einen Demonstrationszug von mehr als 300 uniformierten SA und SS Männer.Da die Aufhebung noch nicht bekannt war, wurde in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, diese Männer seien bereit, für ihre politische Überzeugung auch ins Gefängnis

zu gehen. Punktsieg für Bürckel.

Am 31. Juli wurde schließlich gewählt. Die Wahlbeteiligung war mit 84,1 %  wieder sehr hoch. Klarer Sieger war die NSDAP. Sie hatte 37,2 % der Stimmen errungen, gegenüber 1930 also nochmals ein Zuwachs von 19 % und auch die Zahl ihrer Abgeordneten

hatte sie mehr als verdoppelt. Statt 107 Sitze erhielt sie nun 230, also 123 Mandate mehr als 1930. In der Pfalz aber hatte die NSDAP ein geradezu triumphales Ergebnis erzielt. Sie erzielte 43, 7 % der Stimmen. Sie war stärkste Partei in der Pfalz, lag aber auch in ganz Süddeutschland an der Spitze. Nur Hessen-Nassau kam mit 43,6% ganz knapp an das Pfälzer Ergebnis. Württemberg erzielte 30,3 %, Baden 36,9 % Franken 39,9 %. Nur im Osten hatten einige Wahlkreise noch besser abgeschnitten. Reichsweit das beste Ergebnis für die NSDAP holte Schleswig-Holstein mit 51,0 %. Bürckel hatte mit diesem Resultat die Gunst Hitlers voll erworben und konnte sich nun ständig der Rückendeckung des Führers sicher sein.

Trotz dieses beeindruckenden Wahlergebnisses reichte es nicht zur Übernahme der Regierungsgewalt. Zur absoluten Mehrheit hatte es für die NSDAP nicht gereicht. Hitler beendete nun die Tolerierung von Papens. Von Schleicher bot Hitler eine Regierungsbeteiligung an. Das lehnte dieser aber ab und forderte eine Neubildung der Regierung unter seiner Führung. Aber nur mit BVP und Zentrum  zusammen hätte Hitler genug Sitze für eine Regierungsbildung gehabt. Einen Reichstagspräsidenten

Hermann Göring trug das Zentrum mit, mehr aber nicht. Auf eine Regierung Hitler ließ sich Hindenburg nicht ein. Das hielt er für nicht verantwortbar. Also ernannte er  nun Franz von Papen zum Reichskanzler. In der einzigen regulären Sitzung des  Reichstags erlitt von Papen zwar eine schwere Niederlage, blieb aber zunächst im Amt. Der Reichstag wurde aufgelöst und Neuwahlen für den 6. November 1932 angesetzt.

In den vorausgegangenen  Wahlkämpfen  hatte sich die NSDAP völlig verausgabt und auch kräftemäßig war man bis an die Grenzen gegangen.

Für den nun folgenden Wahlkampf setzte die Pfälzer NSDAP  eigens hergestellte Tonfilme über Auftritte von Hitler, Göring und Straßer und anderen Parteigrößen ein. Das war ein völlig neues Werbemittel.

Am 6. November 1932 wurde gewählt. Die Wahlbeteiligung lag mit 80,6 % deutlich niedriger als noch im Juli. Die Nationalsozialisten mussten Verluste hinnehmen. Sie verlor 4,2 und erhielt 33,1% was auch einen Verlust von 34 Sitzen gegenüber

den Juliwahlen bedeutete. In der Pfalz hatte es immerhin noch für 42,5 % gereicht. Sie lag also mit nur 1,2 % Verlust deutlich unter dem Reichsschnitt. Nur die KPD und die DNVP konnte Zugewinne erzielen. Bemerkenswert sind die Zugewinne der DNVP . Sie hatte nämlich die Regierung von Papen unterstützt. Man kann das also durchaus auch für eine Zustimmung der Regierung von Papen werten. Allerdings hatte die Wahl keine rechnerisch mehr mögliche Mehrheit von NSDAP, BVP und Zentrum mehr ermöglicht. Nur die klar antiparlamentarischen Parteien NSDAP, KPD und DNVP verfügten zusammen über eine Mehrheit.

Von Schleicher hoffte, den gemäßigten Flügel der NSDAP um Gregor Strasser für eine Regierungsbeteiligung zu gewinnen, was der NSDAP auch innerparteiliche Schwierigkeiten bereitet hätte, zumal da ja der Machtkampf zwischen Strasser und Hitler stattfand.

Auch glaubte er, die freien Gewerkschaften ins Boot holen zu können. So hätte er eine Regierung quer durch alle Lager mit parlamentarischer Mehrheit zustande gebracht. Das Konzept überzeugte von Hindenburg. Er entließ von Papen und beauftragte von

Schleicher mit der Regierungsbildung. Die Gewerkschaften zögerten aber. Von Schleicher hatte Strasser die Vizekanzlerschaft und den Posten des preussischen Ministerpräsidenten. Strasser aber fühlte sich Hitler immer noch verbunden und informierte ihn über

die Gespräche mit von Schleicher. Gleichzeitig beschwor er ihn, von der “Alles oder Nichts” Politik abzugehen und die Vizekanzlerschaft anzunehmen. Dazu fühlte sich aber Hitler zu stark und lehnte ab. Enttäuschte legte Strasser am 8. Dezember alle

Parteiämter nieder und reiste nach Italien ab. Hitler übernahm die meisten Ämter selbst, den Rest teilte er unter Goebbels, Darré und Hess auf. Er rief alle Reichstagsabgeordneten der NSDAP ins Palais des Reichspräsidenten und ließ sich dort ein “Gelöbnis

unwandelbarer Treue zum Führer und Schöpfer der Bewegung” geben. Auch die Gauleiter und Landesinspektoren gaben eine öffentliche Treueerklärung ab. Ein möglicher Putschversuch war so im Vorfeld abgeblockt. Von Schleichers Plan war der zweite wichtige Baustein weggefallen. Strasser zog sich nach dem 30. Januar 1933 ins Privatleben zurück und übernahm bei der Firma Schering Kahlbaum mit Hitlers Genehmigung eine Direktionsstelle in Berlin. Im Zuge des Röhmputsches wurde er aber am 30. Juni 1934

von der Gestapo verschleppt und ermordet.

Im gesamten Reich wurden insgesamt 18 Gautagungen durchgeführt, bei denen die Parteigenossen über die Ereignisse informiert wurden. Die Pfälzer Gautagung fand am 11. Dezember 1932 in Neustadt statt. Hauptredner war Dr. Robert Ley, der am

8. Dezember von Hitler zum Reichsorganisationsleiter der NSDAP ernannt worden war. Für die Pfälzer NSDAP sprachen Willy Schmelcher, der bis 1934 Fraktionsvorsitzender der NSDAP im Stadtrat von Neustadt war, dann Schwitzgebel, der ja schon mit dem Aufbau der SA-Formationen von Bürckel betraut worden war. Dann sprach natürlich auch Bürckel, der sich aber immer wieder auf die Gedanken von Gregor Strasser berief.

Nachdem von Schleicher mit seiner Kabinettsbildung nicht vorwärts kam, hatte von Papen sich zwei Mal mit Hitler getroffen und zwar am 4. und 10.Januar, ohne dass das von Schleicher wusste. Am 15. Januar war die NSDAP in Lippe bei der

Landtagswahl stärkste Kraft geworden. Am 18. Januar sprach von Papen nun mit einem größeren Kreis. Auch Himmler und Röhm waren dabei. Am 28. Januar trat von Schleicher zurück, da seine Verhandlungen zur  Unterstützung seiner Regierung  erfolglos geblieben waren.

Von Hindenburg aber lehnte von Schleichers  Staatsnotstandplan ab. Am 29. Januar einigten sich von Papen und Hitler. Von Papen legte  Hindenburg eine Kabinettsliste vor. Am 30. Januar ernannte der Reichspräsident Hitler zum Reichskanzler.

Unbenannt

Die NSDAP und Hitler waren am Ziel. Zunächst waren nur zwei Nationalsozialisten im Kabinett. Wilhelm Frick war Innenminister und Hermann Göring war Minister ohne Geschäftsbereich. Am 10. Februar hielt Hitler seine erste große öffentliche

Rede, nachdem er zum Reichskanzler ernannt worden war.

“Deutsches Volk! Gib uns vier Jahre Zeit, dann richte und urteile über uns. Deutsches Volk, gib uns vier Jahre, und ich schwöre dir: So wie wir, und so wie ich in dieses Amt eintrat, so will ich dann gehen. Ich tat es nicht um Gehalt und nicht um Lohn, ich tat es um deiner selbst wegen.“

Nach  der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war der Reichstag am 1. Februar aufgelöst worden. Deshalb waren Neuwahlen notwendig geworden, die am 5. März 1933 abgehalten wurden.

Die veränderte Lage hatte auch die Parteikassen wieder prall gefüllt, vor allem die Industrie hatte jetzt finanziert. Bürckel setzte bei seinem jetzigen Wahlkampf auch den Rundfunk als neues wirksames Medium ein. Auch neu in der Gaugeschichte,

er band jetzt die Frauen der Parteigenossen aktiv in den Wahlkampf ein.

Vom 27. auf den 28. Februar brannte der Reichstag. Schon am 4. Februar war Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes des Deutschen Volkes erlassen worden. Sie schränkte die Pressefreiheit und die Versammlungsfreiheit

stark ein und wurde vor allem genutzt, den politischen Gegner der NSDAP zu bekämpfen. Am Tag nach dem Reichstagsbrand wurde die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat erlassen, fast gleichlautend wie die Verordnung

vom 4. Februar. Sie setzte die Bürgerrechte der Weimarer Republik weitgehend außer Kraft. Sie war auch als Reichstagsbrandverordnung bezeichnet worden. Die Strukturen der KPD wurden praktisch zerschlagen. Trotz des rigorosen Einetzens dieses Instrumentes

schaffte die NSDAP die absolute Mehrheit nicht. Die Wahlbeteiligung war mit 88,74 % enorm hoch. Die NSDAP legte nochmals enorm zu, kam aber “nur” auf 43,9 %. Die KPD hatte  4,6 % verloren und kam auf 12,3 %. Wenn man aber bedenkt, welch enormem Terror die KPD ausgesetzt war, ist das gerade unter diesen irregulären Bedingungen ein ganz starkes Ergebnis. In der Pfalz wählten 46,5 % die NSDAP. Einen Sitz gewann man wieder dazu und hatte damit wie bei der Wahl vom Juli 1932 wieder 4 Mandate.

Bürckel hatte wieder mehr Stimmen als im Reichsdurchschnitt eingefahren. In 11 pfälzischen Amtsbezirken war die absolute Mehrheit geschafft worden.Ein total aus dem Rahmen fallendes Ergebnis sei aber auch noch erwähnt. War Darstein bei der Wahl von 1930

“ein rein nationalsozialistisches Dorf” geworden, so wählte das nur wenige Kilometer entfernt gelegene Hauenstein im März 1993 mit 92,6 % aller Stimmen die gemeinsame Liste von BVP und Zentrum. Es war damit reichsweit das höchste Ergebnis einer nicht nationalsozialistischen  Partei. Die NSDAP kam in Hauenstein nur auf 4,8 %.

In Ludwigshafen, der “marxistischen Hochburg” wurden 34,3 % erreicht. Das waren zwar gut 10 % unter dem Reichsdurchschnitt. Aber  Bürckel ließ das natürlich von einem Fackelzug durch Ludwigshafen feiern. Dem aus Parteiorganisation bestehende

Demonstrationszug schlossen sich Beamtenorganisationen, Militärvereine und berittene Landespolizei an (Wettstein S. 141). Auch forderte er “die Auflösung des bayrischen Landtages und sämtlicher Selbstverwaltungskörper und unverzügliche Ausschreibung von

Neuwahlen” (Wettstein ebda). Schließlich entsprächen sie nicht mehr der Mehrheit des bayrischen Volkes. In Bayern ging das sehr schnell, wobei Bayern das letzte Land war, in dem die Landesregierung abgesetzt wurde.

Den Anfang machte Hamburg noch am Abend der Reichstagswahl. Am nächsten Tag folgten  Lübeck Bremen und Hessen. Am 8. Mai waren Württemberg, Baden, Sachsen und Schaumburg-Lippe dran.Am 9. März 1933 übertrug Innenminister Frick die vollziehende Gewalt in Bayern auf Franz Ritter von Epp. Sein Freikorps war schon 1920 an der blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Noch am 9. Mai kamen Adolf Wagner, der Gauleiter von München, Ernst Röhm, Heinrich Himmler und Ritter von Epp den bayrischen Ministerpräsidenten Heinrich Held auf und erklärten ihn für abgesetzt. Am 10. März wurde Ritter von Epp zum Reichskommissar ernannt. Am 15. März legte Held sein Amt nieder und zog sich nach Regensburg ins Privatleben zurück.

Der legislative Teil der “Gleichschaltung der Länder” war mit den beiden Gesetzen vom 31. März und 7. April 1933 abgeschlossen. Nachdem die Länder praktisch ausgeschaltet waren begann die Nazifizierung. In Städten und Dörfern wurden Nationalsozialisten eingesetzt.  Kaiserslautern setzte Bürckel persönlich den ständigen Stellvertreter des Vorstandes der Polizeidirektion Kaiserslautern Dr. Johannes Beck (Personalangabe nach Joachim Lilla: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945) ab. Vermutlich wurde er kurzzeitig in Schutzhaft genommen. Was hatte Bürckel erzürnt? Dr. Beck  hatte bei einer Wahlversammlung am 20. Februar den Gastredner und ehemaligen Reichskanzler Brüning eigenhändig in seinem Dienstwagen

zum Versammlungsort in Kaiserslautern gefahren, was Bürckel zu Rachedrohungen veranlasst hatte, die er nun nur ein paar Wochen später in die Tat umsetzen konnte. Am 10. März wurde auch schon das ein so genanntes Schutzhaft- und Arbeitslager in Neustadt in der ehemaligen Turennekaserne eingerichtet. Es war eines der ersten Lager dieser Art in Deutschland. In Neustadt wird am 10. März Dr. Forthuber seines Amtes als Oberbürgermeister enthoben und in Schutzhaft genommen. Er wurde durch RA Rudolf Hamann ersetzt. Dieser war seit 1927 niedergelassener Rechtsanwalt in Kaiserslautern. Am 1. 3. 1932 war er in die NSDAP eingetreten. Er war dann als Gauredner und Schulungsredner tätig. Von 1932-1935 war er SA-Rechtsberater bei der Brigade 151.

Mit Dr. Forthuber hatte sich Bürckel eine regelrechte Prozessfehde geliefert, die im Jahr 1926 anfing und die sich über Jahre erstreckte (s.o. den Streit um Förster, Redakteur des Eisenhammer.)

Am 17. März ordnete er Säuberungen an. Gleichzeitig forderte er alle jüdischen Bürgermeister und Stadträte auf, ihre Ämter niederzulegen.Und als Drohung schob er nach, dass wer sich weigere, in Schutzhaft und ins Arbeitslager Neustadt gebracht würde.

Natürlich gab es auch in der Pfalz Bücherverbrennungen, schon am 26. März in Kaiserslautern, dann  am 10. Mai 1933 in Landau, am 13. Mai in Oppau, am 14. Mai in Neustadt.Gaukulturwart war Kurt Kölsch.Er hatte seine Lehrerausbildung an der Lehrerbildungsanstalt in Kaiserslautern gemacht. Er hatte Bürckel kennengelernt, war von diesem 1930 in die NSDAP –Rheinpfalz und in den Nationalsozialistischen Lehrerbund eingeführt worden. Schon im Dezember wurde er von Bürckel zum Leiter der Abteilung Rasse und Kultur ernannt. Dann war er Gaukulturwart der Westmark.

Am 21. März wurde das Parlament feierlich eröffnet. Der Tag ist als “Tag von Potsdam” in die Geschichte eingegangen. Die Abgeordneten mit Ausnahme der SPD und KPD nahmen an einem Festakt teil an dem auch der Reichspräsident anwesend war.

Hitler – in Cut und Zylinder !- verneigte sich vor von Hindenburg und gab ihm die Hand. “Der Gefreite und der Feldmarschall”. Goebbels hatte das alles sehr publikumswirksam inszeniert. Selbst das Datum war mit Bedacht gewählt worden.

Am 21. März 1871 hatte sich nämlich der erste deutsche Reichstag konstituiert. Auch der Ort war mit Potsdam sehr bewusst gewählt worden. Potsdam, die Residenzstadt Friedrichs des Großen. Man versuchte also eine Linie zu ziehen von Friedrich

über Bismarck und dann zu Hitler. Am nächsten Tag fand die konstituierende Sitzung des Reichstages in der Krolloper statt, die Ausweichquartier war, weil der Reichstag wegen des Brandes nicht benützt werden konnte.

Am 22. März wurde das erste Konzentrationslager in Dachau in Betrieb genommen. Der nächste Tag aber ebnete den Weg in die Diktatur. Am 23. März wurde nämlich über das “Ermächtigungsgesetz” abgestimmt,

das “Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich”. Hitler wurde ermächtigt, Gesetze zu erlassen ohne Mitwirkung der Legislative. Das galt auch für Verträge mit dem Ausland. Die so beschlossenen Gesetze konnten von der Verfassung

abweichen. Weder ein Reichstagsausschuss noch der Reichsrat konnten Kontrolle ausüben oder nachträglich die Aufhebung beantragen. Das Gesetz sollte 4 Jahre gelten. Die Abgeordneten der KPD waren bereits alle inhaftiert oder wie Innenminister Frick das süffisant kommentierte “durch nützliche Arbeiten in den Konzentrationslagern” am Erscheinen gehindert. Alle 81 Abgeordneten waren entweder inhaftiert, geflohen oder untergetaucht. Auch von den 120 SPD Abgeordneten konnten nur noch 94 an der Abstimmung teilnehmen. Von der SPD waren 26 Abgeordnete entweder in Haft oder geflohen. Während der Abstimmung waren illegal bewaffnete SA und SS Angehörige im Reichstag anwesend. Otto Wels, Reichstagsabgeordneter und SPD-Vorsitzender,

wandte sich in seiner Rede gegen die Annahme des Gesetzes. Es war praktisch die letzte freie Rede im Parlament. Wels stand dann auch im August 1993 prompt auf der ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reiches und erhielt die deutsche Staatsangehörigkeit

aberkannt. Zentrum und BVP hatten für ihre Partei Fraktionszwang für die Abstimmung durchgesetzt und stimmte, wenn auch nach langen innerparteilichen Debatten dem Gesetz zu. Der Reichstag hatte sich damit selbst entmachtet.

Der Terror hatte schon seit dem 10. März in Bayern und der Pfalz eingesetzt. Bis zum 13. März waren schon 2000 Menschen in “Schutzhaft” genommen worden. Im April waren es 5000. (Zahlen nach Matthias Becker in Geschichte von unten.de)

Die Gewalt um den 10. März war auch Bürckel aus dem Ruder gelaufen, so stark dass sich der Münchner Gauleiter Adolf Wagner und bayrische Innenminister gezwungen sieht, einen Funkbefehl absenden zu lassen, der besagt “Eigentum und Freiheit der Person

gegen ungesetzliche Eingriffe durch Dritte zu schützen (bei Wettstein S. 145). Mit der Errichtung des KZ Dachau wurde Heinrich Himmler, der Reichsführer SS zum politischen Polizeikommissar in Bayern ernannt.Das beendete die willkürlichen Verhaftungen von

Regimegegner und solche, sie man dafür ansah nicht, sondern brachte sie lediglich in geordnete Bahnen. Bürckel ordnete nach Rundfunkansprachen von Hitler an, dass die gesamte SA und SS, soweit sie nicht in die Hilfspolizei eingegliedert sind, ihrer gewohnten Tätigkeit wieder nachzugehen hätten. auch sollten wachen vor Bezirksämtern eingezogen werden, Gewerkschaftshäusern wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden und Zeitungsgebäude geräumt werden.

Damit die geplanten Säuberungsmassnahmen im Sinne de Nazis laufen konnten, hatte Reichskommissar Ritter von Epp angeordnet, dass jedem der bayrischen Regierungspräsidenten ein Sonderkommissar der SA beigeordnet wurde. Die ernannte

SA-Chef Ernst Röhm. Für die Pfalz war das Fritz Schwitzgebel, ein wie oben schon gezeigt ein Bürckel loyal ergebener SA-Führer, der natürlich sein volles Vertrauen besass. Bürckel hatte es immer verstanden, alle wichtigen Schaltstellen mit seinen Gefolgsleuten zu

besetzen, was ihm half, seine Macht innerhalb des Apparates zu sichern. An ihm ging nichts vorbei und er behielt sich immer die letzte Entscheidung vor, obwohl laut Röhm der Sonderkommissar der “Herr in seinem Bezirk sein soll, dem sich alles unterordnen soll”

(nach Wettstein S. 150)

Ein weiterer Schritt auf dem Weg in die Gleichschaltung war das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, das Wilhelm Frick gedeckt durch das Ermächtigungsgesetz am 7. April 1933 erließ. Das Gesetz legte fest, dass “Beamte nach Maßgabe

der folgenden Bestimmungen aus dem Amt entlassen werden (können), auch wenn die nach dem geltenden Recht hierfür erforderlichen Voraussetzungen nicht vorliegen.” §1. § 3 sagte, “Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen. Nur Frontkämpfer aus den Jahren 1914-1918 waren davon ausgenommen. Dieses “Frontkämpferprivileg” hatte der Reichspräsident von Hindenburg von Hitler eingefordert. Zum Erstaunen er Nazis erfüllten diese Bedingung eine erstaunliche hohe Zahl

von Beamten so dass noch gut die Hälfte der rund 5000 jüdischen Beamten im Amt bleiben konnten. Erst die Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 schuf die Voraussetzung alle jüdischen Beamten zu entlassen, da sie den Beamtenstatus von

einer neugeschaffenen Reichsbürgerschaft knüpfte. Es gab nun eine gesetzliche Grundlage und bürgerliche Kreise begrüßten, dass die Judenfrage geregelt war, zumal es eine durchaus herrschende Meinung war, dass  ein “übermächtiger Einfluss der jüdischen Fremdkultur” herrsche, und dass es durchaus in Ordnung war, wenn dieser beschnitten wird. Auf Druck der NSDAP wurde der “Arierparagraph” schnell  auf nahezu alle Organisationen, berufsständische Vereinigungen und Verbände ausgedehnt.

Ebenfalls am 7. April wurde das Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft erlassen, allerdings auch mit der Einschränkung des Frontkämpferprivilegs.

Das Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ vom 25. April 1933 begrenzte die Neuzulassung jüdischer Schüler entsprechend dem jüdischen Bevölkerungsanteil auf 1 1/2 % Im September wurde

die Reichskulturkammer gegründet, das bedeutete dass Juden aus der Presse sowie aus künstlerischen und freien Berufen ausgeschlossen wurden.

Am 29. September 1933 folgte das Erbhofgesetz. Der Besitz eines vererbbaren Hofes war nun an arische Abstammung gebunden. In  einem Dreivierteljahr nach der Machtergreifung waren die Juden aus allen beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen

per Gesetz verdrängt worden.

Beim Kampf gegen Warenhäuser in “jüdischem Besitz” war man in der Pfalz schneller als bei der Ausgrenzung der Juden per Gesetz aus dem öffentlichen Leben. Der reichsweite “Judenboykott” ab 1. April 1933 begann in Ludwigshafen schon am 13. März.

die 4 (jüdischen) Kaufhäuser Wronker, Rothschild, Brandt und Tietz mussten ihre Erfrischungsräume, also heute die Restaurants  schließen. Der Ludwigshafener Oberbürgermeister Fritz Ecarius schildert das in einem Brief so

„Die Schließung der Erfrischungsräume der hiesigen Warenhäuser erfolgte nicht auf amtliche Anordnung. Es bestand die Gefahr, dass die Geschäfte dazu durch die erregten Volksmassen gezwungen worden wären. Die Geschäftsinhaber haben dann auf eigenen Antrieb die Erfrischungsräume geschlossen.“ (zitiert bei Matthias Becker in Geschichte von unten.de) Der Ludwigshafener OB war zwar kein Parteigenosse. Er galt als unpolitischer Technokrat und zeigte sich in der Öffentlichkeit immer als loyal gegenüber dem nationalsozialistischen Staat. er wurde erst 1937 in den Ruhestand versetzt, nachdem er sich mit Gauleiter Bürckel über die Einführung der Gasfernversorgung von Ludwigshafen überworfen hatte. Der Boykott wurde in Ludwigshafen nicht nur begonnen, er dauerte auch am längsten. Die Warenhäuser wurden schon 1934 “arisiert” und schon Ende März 1933 durften Hermann und Max Wronker die Geschäftsräume ihres Unternehmens nicht mehr betreten. Der Gründer der Kette wurde Ende 1942 zusammen mit seiner Frau in

Auschwitz ermordet, nachdem sie vom französischen Internierungslager in Gurs nach Auschwitz deportiert worden waren.

Natürlich gab es auch Reibereien mit der katholischen Kirche. Anders als sein Württemberger Kollege Gauleiter Murr (siehe diesen Blog) ging Bürckel den pfälzischen Klerus nicht so direkt an. Murr ließ den Rottenburger Bischof Johannes Baptista Sproll

und mehrere Pfarrer des Landes verweisen. Bürckel bestritt im Jahr 1933 das katholische Priester verhaftet worden seien. Auch Misshandlungen hätten nicht stattgefunden. “Wir greifen keine Religion und keine Priester an , sondern nur Parteimenschen in Uniform”

(zitiert bei Wettstein S. 167) In der Nacht vom 26 auf 27. Juli 1933 war in Rheingönnheim der katholische Priester Wilhelm Caroli überfallen und schwer verletzt worden.  Caroli war von 1928-1933 Schriftleiter des „Katholischen Kirchenblattes“ in Ludwigshafen

und hatte schon seit 1930 sehr kritisch zum Nationalsozialismus Stellung bezogen. Er verstarb übrigens 1942 nach einer halbjährigen Lagerhaft im KZ Dachau. Geradezu zynisch hört es sich an, wenn nach dem Überfall die Gauleitung zur Ergreifung der

Täter eine Belohnung von 500 Reichsmark aussetzte. Als Täter wurden übrigens 3 SA-Männer ermittelt. Diese wurden dann parteiintern gemaßregelt. Die staatsanwaltlichen Ermittlungen wurden aber nach der Verordnung vom 7. August 1933 eingestellt,

weil es sich um ein Vergehen zur Durchsetzung des NS-Staates aus politischer Überzeugung gehandelt habe. (zitiert bei Wettstein S. 167).

Die gespannten Beziehungen der katholischen Kirche hatten sich nach dem Ermächtigungsgesetz etwas entspannt. Zentrum und katholische Kirche waren eng verflochten. Nach dem Ermächtigungsgesetz gab Kardinal Adolf Bertram, der seit 1919 Vorsitzender

der Fuldaer Bischofskonferenz war, seelsorgerliche Anweisungen an die Mitglieder der Bischofskonferenz. Die ablehnende Haltung der kath. Kirche gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung sollte nach der Erklärung Hitlers  korrigiert werden. So hob die Kirche das Verbot von Katholiken in die NSDAP einzutreten stillschweigend auf. Auch der Ausschluss von den Sakramenten und das Uniformverbot bei Gottesdiensten wurde revidiert.

Im Gemeinsamen Hirtenbrief vom 8. Juni 1933 heißt es unter anderem :”daß kein Gemeinwesen ohne Obrigkeit gedeiht,und nur die willige Einfügung in das Volk und die gehorsame Unterordnung unter die rechtmäßige Volksleitung die Wiedererstarkung der

Volkskraft und Volksgröße gewährleisten.” (zitiert bei Hans Müller: Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Dokumente, S. 163)

Schon vorher hatte Adolf Hitler erklärt, wie seine “ nationale Regierung” die Rolle der Konfessionen sah. In seiner Regierungserklärung vom 23.03 1933 sagte er: “Die nationale Regierung sieht in den beiden christlichen Konfessionen wichtigste Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums. Sie wird die zwischen ihnen und den Ländern abgeschlossenen Verträge respektieren; ihre Rechte sollen nicht angetastet werden. Sie erwartet aber und hofft, daß die Arbeit an der nationalen und sittlichen Erhebung unseres Volkes, die sich die Regierung zur Aufgabe gestellt hat, umgekehrt die gleiche Würdigung erfährt. Sie wird allen anderen Konfessionen in objektiver Gerechtigkeit gegenübertreten. “ Etwas überraschend  schloss der Vatikan dann am 22.Juli 1933 das Konkordat

mit der neuen Reichsregierung ab. Die katholische Kirche hoffte damit, die deutschen Bischöfe, ihre Bistümer und die Strukturen und die katholischen Verbände vor dem Zugriff des Regimes bewahren zu können. Der Schutz der Verbände schien dringend erforderlich, zumal der Straßenterror gegen die Verbände zunahm. So musste zum Beispiel der Gesellentag des Kolpingswerkes am 11. Juni 1933 in München nach tätlichen Übergriffen der SA abgebrochen werden.

Die Verhandlungen kamen auf Wunsch der Reichsregierung wieder in Gang. Franz von Papen betont, der in dieser Regierung Vizekanzler war, dass das vor allem seiner Initiative zu verdanken war. Hitler wollte vor allem den Klerus von parteipolitischer

Tätigkeit fernhalten. Am 22.6.1933 hatte Innenminister Frick die SPD mit der Begründung, sie sei “volks-und-staatsfeindlich”, aufgelöst. Am 4. Juli gaben die BVP und am 7. Juli das Zentrum auf Druck ihre Selbstauflösung bekannt. Nun musste der Heilige Stuhl

keine Rücksicht mehr auf den politischen Katholizismus nehmen.Am 8. Juli erfolgte die Paraphierung durch Regierungsvertreter und Vertreter der katholischen Kirche.

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Das Konkordat umfasste 34 Artikel. Es regelte die wechselseitigen Rechte und Pflichten des Deutschen Reiches und der katholischen Kirche im Reichsgebiet und wird noch heute für die Bundesrepublik Deutschland als gültig betrachtet.

“Art. 1 Das Deutsche Reich gewährleistet die Freiheit des Bekenntnisses und der öffentlichen Ausübung der katholischen Religion. Es anerkennt das Recht der katholischen Kirche, innerhalb der Grenzen des für alle geltenden Gesetzes, ihre Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten und im Rahmen ihrer Zuständigkeit für ihre Mitglieder bindende Gesetze und Anordnungen zu erlassen.

Art. 5 Geistliche erhalten den gleichen Schutz des Staates wie Staatsbeamte

Art. 21 Der katholische Religionsunterricht in den Volksschulen, Berufsschulen, Mittelschulen und höheren Lehranstalten ist ordentliches Lehrfach und wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der katholischen Kirche erteilt. … “

(zit. nach: Das Zeitalter der Weltkriege und Revolutionen, herausgegeben von Martin Greschat und Hans-Walter Krumwiede (Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen; V), Neukirchen-Vluyn 1999, 75])

Damit waren für die Kirche wichtige Punkte festgeschrieben. Noch am selben Tag hob Adolf Hitler mit einer Verordnung Zwangsmaßnahmen gegen Geistliche und katholische Organisationen auf und bestätigte so die Hoffnungen, die die katholische

Kirche in den Vertrag gelegt hatte.

Nach der Reichstagswahl vom März hatte auf allen Feldern die “Nazifizierung” begonnen. Schnell richtete sich der Terror gegen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Am 13. März waren dem Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes

aus über 20 Orten gewaltsame Übergriffe und Besetzungen von Gewerkschaftshäusern gemeldet worden. Im März waren noch Betriebswahlen angesetzt worden. Es zeichnete sich eine Niederlage der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation ab.

sie kam nur auf 11,7 % der Stimmen, die freigewerkschaftlichen Listen erzielten 73,4 %. so wurden die Wahlen einfach ausgesetzt.

Der 1. Mai war erstmals zum gesetzlichen Feiertag mit Lohnfortzahlung worden erklärt worden. Am 2. Mai begann die Zerschlagung der Gewerkschaften. Um zehn Uhr wurden reichsweit alle Häuser des ADGB und des  Allgemeinen freien Angestelltenbundes AfA

und ihrer Mitgliedgewerkschaften besetzt. Führende Funktionäre wurden in Schutzhaft genommen. Das Vermögen der Gewerkschaften wurde eingezogen. Die Gewerkschaften waren zerschlagen.

Zurück zu Bürckel. Ludwig Siebert war am 12. April 1933 von Ritter von Epp zum bayrischen Ministerpräsidenten ernannt worden.Beide wollten die bayrischen Gauleiter, vor allem aber Bürckel in die Verwaltungshierarchie einbinden und so eine Einheit zwischen Regierung und Partei herstellen. Ludwig Osthelder hatte erst im September 1932 das Amt des Regierungspräsidenten übernommen. Nach Angriffen aus der NSDAP Bezirkstagsfraktion im Juli 1933 verzichtete er auf eine weitere Geschäftsführung und ließ

am 1. Oktober 1933 in den Einstweiligen Ruhestand versetzen. Siebert bot  nach dem Verzicht Ostfelders Bürckel das Amt des Regierungspräsidenten an. Bürckel lehnte dies umgehend ab, hätte es doch für ihn bedeutet sich den beiden Gauleitern

Adolf Wagner, München zugleich bayrischer Innenminister und Hans Schemm, Oberfranken und zugleich bayrischer Kultusminister unterzuordnen und Weisungen entgegen zu nehmen. Das deckte sich nicht mit seinem Machtbewusstsein, gestärkt durch das

Ansehen, das er bei Hitler genoss. Obwohl ihn auch Ritter von Epp inständig bat, ein Regierungsamt in Bayern anzunehmen. Er konnte sich nur eine eigenverantwortliche Staatsführung im Regierungsbezirk Pfalz vorstellen und war nur bereit, sich dem

Führer unterzuordnen. Am 8. Februar 1934 fand in München eine Gauleitertagung statt, bei der alle Gauleiter aufgefordert wurden, ein Ministeramt zu übernehmen.Nach langen Verhandlungen kam am 10. April das Ergebnis zustande, dass alle Gauleiter

als Sonderbeauftragte der Staatsregierung ernannt wurden, ohne Beamtenstatus und ohne jegliche Verwaltungstätigkeit aber mit Sitz und Stimme. Dem stimmte auch Bürckel zu. Am 24. April 1934 wurden die Gauleiter vereidigt, was Bürckel zunächst nicht

wollte-er habe bereits dem Führer den Treueid geleistet- musste aber dann doch nachgeben. Am 1. Mai übernahm Bürckel dann sein Amt als Sonderbeauftragter in Speyer. Auch hier testete er die Grenzen seiner Macht voll aus. Er schlug dem bayrischen Ministerpräsidenten Siebert Richard Imbt, den Kreisleiter und Bürgermeister von Kaiserlautern als kommissarischen Regierungspräsidenten für die Pfalz vor und ernannte ihn kraft seiner Amtsvollmacht auch gleich. Als er Imbt dann auch zu seinem

Stellvertreter als Sonderbeauftragten ernannte, wurde es dem Innenminister Frick zu viel. Er wies Siebert an, Bürckel sofort Imbt von diesem Posten abzuberufen zu lassen. Und Frick forderte Bürckel ultimativ auf, entweder das Amt des Regierungspräsidenten anzunehmen

oder das des Sonderbeauftragten niederzulegen. Bürckel verzichtete. Er hatte aber doch gewonnen. Das Amt des Regierungspräsidenten wurde nicht mehr besetzt. Stellvertretender Leiter der Kreisregierung wurde Oberregierungsrat Wemmer im Innenministerium. Die Zeit der Interimsverwaltung nutzte er, die Kreisbehörde in eine Parteibehörde umzuwandeln und mit ihm ergebenen Mitarbeitern zu besetzen. Er war dort der unangefochtene Chef. Seinen Weisungen wurde bedingungslos Folge geleistet.

Am 14. Oktober folgte ein Paukenschlag Hitlers. Der Deutsche Reichsrundfunk meldete, dass die deutschen Vertreter die in Genf tagende Abrüstungskonferenz verlassen hatten. Delegationsleiter war Rudolf Nadolny.Deutschland war auch aus dem Völkerbund

ausgetreten. Am Tag zuvor hatte Hitler in einer Kabinettssitzung erklärt, das Kabinett aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben und diese mit einem Volksentscheid zu seiner Friedenspolitik zu verbinden.Wahlen ist eigentlich nicht richtig ausgedrückt, denn seit

dem 14. Juli 1933 gab es in Deutschland keine Parteien mehr außer der NSDAP. An diesem Tag wurde nämlich das “Gesetz gegen die Neubildung von Parteien” erlassen.

“§ 1. In Deutschland besteht als einzige politische Partei die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.” war der erste Paragraph. (Quelle: Reichsgesetzblatt 1933 I S. 479)

Ein enormer Wahlfeldzug wurde trotzdem gestartet mit dem üblichen Szenario, Massenaufmärsche, Apelle, Plakatkrieg. Auch Intellektuelle warben für das “Ja”, so der Philosoph Martin Heidegger, der ohnehin nicht durch Distanz zum Nationalsozialismus aufgefallen ist, aber auch Gerhart Hauptmann, Ferdinand Sauerbruch. Auch die deutschen Bischöfe forderten zum Ja auf.Kardinal hatte in einer Wahlstellungnahme gesagt:”Reichskanzler Adolf Hitler hat das deutsche
Volk zu einer Abstimmung am 12. November aufgerufen,um vor der ganzen Welt den Friedenswillen des deutschen Volkes und seine Zustimmung zu den Friedensreden des Reichskanzlers
zu bekunden. Die deutschen Bischöfe, die von jeher in ihren Predigten und Hirtenbriefen für den Völkerfriedeneingetreten sind, begrüßen dieses öffentliche Bekenntnis zum
Frieden. Darum werden die Katholiken aus vaterländischem und christlichem Geist ihre Stimme für den Völkerfrieden, für die Ehre und Gleichberechtigung des deutschen Volkes erheben.
[…] Die Katholiken bekennen damit aufs neue ihre Treue zu Volk und Vaterland und ihren Dank für die weitschauenden und kraftvollen Bemühungen des Führers, dem deutschen
Volk die Schrecken eines Krieges und die Greuel des Bolschewismus
zu ersparen, die öffentliche Ordnung zu sichern und den Arbeitslosen Arbeit zu beschaffen.“ (in Entwurf III Faulhabers, 6.11.1933, in: Volk, Akten Faulhabers 1, S. 800.)

Bürckel forderte auf zur Abstimmung zu gehen und drohte, wer nicht zur Wahl ginge, würde als Separatist betrachtet. Auf den Einsatz einer großen Zahl von Rednern verzichtete er. Er setzte auf “private Gespräche”. Vor Ort

und in den Betrieben sollten die notwendigen Stimmen gesammelt werden. Auch setzte er auf die “Volksgemeinschaft”, diese beschwor er immer wieder. Am 8. November gab er eine Bekanntmachung heraus, die so nur im Gau Pfalz, nicht

aber in anderen Gauen zu finden war. “sämtlichen Bürgermeistern wird nach der Wahl eine Urkunde, unterzeichnet vom Kreiswahlleiter, ausgehändigt, aus welcher ersichtlich ist, wie die Bürger Gemeinde oder Stadt sich am 12. November zu

Deutschland und seinem Führer bekannten und wieviele sich dem Vaterland versagten” Außerdem hatte er ein Belohnungsangebot als Ansporn ausgearbeitet. “Die prozentuale Leistung am 12. November wird zur Grundlage genommen für die künftige

Nummerierung der Kreise, sodass der beste Kreis die Nummer 1 erhält, der zweitbeste die Nummer 2 usw. Die gleiche Nummerierung wird durchgeführt für die Ortsgruppen und Zellen innerhalb der Kreise.” (zitiert bei Wettstein S. 181)

Natürlich spornte das die Parteigenossen zu höchster Leistung an, den keiner wollte nach der Wahl als Versager gebrandmarkt werden. Damit hatte Bürckel auch über die Grenzen der Pfalz Aufsehen erregt.

Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps unterhielt den ganzen Tag eine Fahrbereitschaft, um Alte, Gebrechliche und Kranke zur Wahl zu bringen. Außerdem wurde auf perfide Art ein Grund gegeben, auf jeden Fall zur Wahl zu gehen.

Es wurde die Anordnung erlassen, dass die Wähler gleich nach der Stimmabgabe ein Wahlabzeichen offen zu tragen hatte. Das wurde ihnen aber erst im Wahllokal zum sofortigen Anstecken ausgehändigt.

Das Ergebnis war dann auch sehr eindeutig. 95,1 % billigten die Außenpolitik mit ihrer Zustimmung und in der gleichzeitigen Reichstagswahl erreichte die allein zur Wahl stehende NSDAP 92,2 %. Bürckel konnte mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Der Gau Pfalz hatte wieder die Spitzenposition eingenommen. In der Pfalz hatten 97,0 % bei der Volksabstimmung mit Ja gestimmt und 96,87 % bei der gleichzeitigen Reichstagswahl für die NSDAP. Neinstimmen wurden keine verzeichnet.

Natürlich war das Ergebnis auch für Adolf Hitler wichtig. Zeigte es doch dem In-und dem Ausland, dass Hitler die große Mehrheit des deutschen Volkes hinter sich wusste.

Ein gravierendes Problem stand aber an. Es war die Rolle, die die SA im Reich spielen sollte. 1921 hatte Adolf Hitler die Gründung eines Wehrverbandes der NSDAP angeordnet. Die Sturmabteilung war eine auf Hitler eingeschworene

Kampforganisation der Partei. 1922 hatte er Hermann Göring, der auch 1922 in die NSDAP eingetreten war, mit der Führung  der im Aufbau befindlichen SA beauftragt. Sie beteiligte sich am gescheiterten Hitlerputsch.

Nach dem Putsch verbot der Chef der Reichswehr Hans von Seeckt die NSDAP aber auch rechtsextreme Wehrverbände. Als Auffangorganisation gründete Ernst Röhm den Frontbann im Mai 1924. schon im September soll er 30.000 Mitglieder

gehabt haben. Hitler wurde Ende 1924 aus der Haft entlassen. Im Februar 1925 wurde die NSDAP neugegründet. Auch die SA wurde wieder aufgestellt, diesmal in die Partei eingegliedert. Nach der Wiedergründung der Partei

war Hitler mit Röhm über die Rolle der SA in Streit geraten. Hitler vertrat jetzt die “Legalitätstaktik”. Da passte die Zusammenarbeit mit paramilitärischen Verbänden nicht mehr ins Konzept. Hitler brauchte keinen Wehrverband mehr,

sondern lediglich einen Saalschutz. Franz Pfeffer von Salomon übernahm auf Wunsch von Hitler den Posten des Obersten SA-Führers (OSAF). Er war Jurist und war am Ende des 1.Weltkrieg  Hauptmann und Bataillonskommandeur. Er entwickelte die bis zum Ende des „Dritten Reichs“ gültige organisatorische und regionale Gliederung der SA und schuf mit vormilitärischer Ausbildung, einheitlichen Uniformen und militärischer Disziplin eine schlagkräftige Parteimiliz. Außerdem unterstanden ihm auch die HJ und der NS-Studentenbund. Provozierende Aufmärsche, zur Schau gestellte Stärke sollte die nationalsozialistische Geschlossenheit zeigen und waren auch ein Instrument der NS-Propaganda. Gewalttätige Übergriffe auf den politischen Gegner, also vor allem Mitglieder

der KPD und SPD zählten zu ihrem Repertoire, aber auch Juden und christliche Gruppen wurden Ziel von Angriffen. Eine weitere Krise zeichnete sich im Vorfeld der Reichstagswahlen von 1930 ab. Aus der SA war die Forderung laut geworden, führenden Mitgliedern einen sicheren Listenplatz bei der Wahl zu  garantieren. Hitler lehnte das ab. Auch Pfeffer von Salomon bejahte die Trennung von SA-Führerschaft und Mandat. Die Berliner SA trat daraufhin in Streik. SA Männer besetzen am von 30. auf 31. August 1930 sogar die Gaugeschäftsstelle und die Redaktionsräume der Gauzeitung der Berliner NSDAP “Der Angriff” unter dem stellvertretenden OSAF Ost Walter Stennes. Es kam zu einer wilden Prügelei zwischen SA und SS-Männern, erst die herbeigerufenen Polizei konnte die Ordnung wieder herstellen. Pfeffer von Salomon trat zurück. Hitler eilte nach Berlin und übernahm selbst den Posten des OSAF .Zum Ausgleich wurde Pfeffer von Salomon bei der Septemberwahl 1932 als Reichstagskandidat aufgestellt. Für die tägliche Arbeit wurde der Posten des Stabschef neu eingerichtet. Hitler besetzt ihn mit seinem alten Kampfgefährten Ernst Röhm, der schon beim Putsch am 9. November 1923 dabei war. Röhm war nach Südamerika gegangen, hatte 1928 als Militärinstruktor  in Bolivien gearbeitet.

Er war 1930 aus Südamerika zurückgekehrt und trat wieder in die NSDAP ein.  Im Januar 1931 trat er den Posten des Staatschef der SA an. Der Konflikt zwischen Stennes und der SA-Führung war aber nicht ausgestanden. Zum einen lehnte er die unter Röhm gerade begonnene Umorganisation der SA ab. Hauptgrund der Ablehnung durch die NSDAP-Spitze war aber die aktionistische Ausrichtung von Stennes und seiner Leute. Mit der Notverordnung vom 28. März 1931 zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen ,

deutete die Regierung an, dass sie in Zukunft energischer gegen politische Gewalt vorgehen wolle. Das gefährdete die Erfolge, die die NSDAP mit der Reichstagswahl von 1930 errungen hatte. Der Umkreis um Stennes warf der “Hitler-Fraktion” vor, sich von den

alten Idealen des Nationalsozialismus abgewandt zu haben. Die SA weigere sich, sich “auf dem Altar der Legalität opfern” zu lassen. (Flugblatt »Pg., S.A.-Kameraden! Nationalsozialisten!«, 8.4.1931, BArch Bln, NS26) Hitler setzt Stennes schließlich ab, worauf es zum

zweiten “Stennes-Putsch” kam. Mehrere hundert SA-Leute besetzten das NSDAP Parteigebäude in der Berliner Hedemannstraße. Stennes wurde dann aus der Partei ausgeschlossen.

 

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Er und seine Gefolgsleute bemühten sich die Nationalsozialistische Kampfbewegung Deutschlands (NSKD)auf zubauen. Aber schon im Dezember hatten Geldnot und schwindende Mitgliederzahlen für das aus der NSKD gesorgt.Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam Stennes im Mai 1933 zunächst in Haft. Aber Göring, der ihn noch aus gemeinsamen Kadettenzeiten in Berlin  kannte,unterstützte ihn. Auf Rat Görings wurde Stennes in China als Mitglied einer deutschen Militärmission Berater Tschiang Kai-scheks . Er befehligte dort die Leibgarde des Nationalistenführers und schulte Polizeioffiziere. (zur weiteren Geschichte von Stennes siehe siehe Spiegel online Eines Tages SA-Führer Stennes Von Hitlers Haudrauf zu Stalins Spion).

Unabhängig von diesen inneren Auseinandersetzungen wuchs die SA beständig und rasch an. Weltwirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP trugen ihren Teil dazu bei. Der Straßenterror nahm zu  und führte 1932 zu und führte 1932 zum SA und Uniformverbot.

(s.o.) Im Vorfeld der Reichstagswahl von 1932 kam es zu 300 Toten und über 1000 Verletzten. Bis Ende 1932 waren  92 SA-Leute bei Saal- und Straßenschlachten ums Leben gekommen.  Am 14. Januar 1930 wurde Horst Wessel, ein SA-Führer, angeschossen.

Am 23. Februar starb er im Krankenhaus. Eigentlich war es um eine private Auseinandersetzung gegangen. Es ging um Streit mit Mietzahlungen in einer Wohnung wo Wessel zur Untermiete wohnte. Goebbels, damals Berliner Gauleiter, griff das unter anderen Vorzeichen auf und nutzte den Tod Wessels zur hemmungslosen Agitation. Er stilisierte ihn zum “Märtyrer” der Bewegung. Er nannte ihn einen “Christussozialisten”, einen, der durch Taten rufe: »Kommt her zu mir, ich will Euch erlösen “
Zitiert nach R. G. Reuth, Goebbels  S. 162. Goebbels gestaltete ein pompöse Trauerfeier, bei der auch Göring, der SA-Führer von Pfeffer sowie Prinz August Wilhelm von Preußen anwesend waren. Nach der Machtübernahme gab es Horst Wessel Plätze.

Das Krankenhaus, in dem er gestorben war, wurde in “Horst Wessel Krankenhaus” umgetauft. Horst Wessel hatte irgendwann zwischen 1927 und 1929 einen Liedtext gedichtet, der zur offiziellen Parteihymne der NSDAP wurde. Nach der Machtübernahme

wurde es auf Anordnung von Innenminister Frick immer im Anschluss an die erste Strophe der Nationalhymne gesungen.

Nach der Machtübernahme war Göring Minister ohne Geschäftsbereich. Außerdem trat er am 30. Januar in die Kommissariatsregierung von Preussen als Innenminister ein. De jure regierte in Preussen zwar immer noch die Regierung Braun.

Von Papen hatte im Juli 1932 nach dem “Preussenschlag” die Regierung Braun abgesetzt. Doch das war vom Staatsgerichtshof für ungültig erklärt worden. Die Notverordnung „Zur Herstellung geordneter Regierungsverhältnisse in Preußen“ vom 6. Februar 1933

übertrug kurzerhand alle der Regierung Braun noch verbliebenen Befugnisse auf die Kommissariatsregierung von Papens. Es gab keine Neuwahlen. Das war ein zweiter Staatsstreich in Preussen. Per Erlass vom 23. Februar 1933 gründete

Göring die “Hilfspolizei”. Sie war 50.000 Mann stark und setzte sich überwiegend aus SA und SS- Einheiten zusammen. In Preussen galt ein Verteilerschlüssel, nach dem jeder 5. Hilfspolizist noch aus den Reihen des Stahlhelms kommen musste.

Die Gründung einer Hilfspolizei empfahl Göring auch für andere Länder. Das preussische Beispiel machte schnell Schule. Braunschweig richtete ihre HiPo schon am 1. März ein, Bayern stellte am 9./10. März eine HiPo auf, Württemberg am 10. März und Hamburg am 15. März. So wurde der Straßenterror gegen politisch Andersdenkende mit staatlichen Vollmachten durchgeführt. Hitler zog zweifachen nutzen aus der SA  in der Zeit unmittelbar nach der Machtübernahme. Seine Gegner konnte er einschüchtern und terrorisieren.

Bei den Konservativen konnte er sich als die Person geben, die als einzige in der Lage war, die SA zu bändigen.Hitlers Macht war im Lauf des Jahres 1933 vor allem dank der SA gesichert. Der Konflikt zwischen SA und Parteiführung, der ja schon von 1930 bis 1932

ausgetragen wurde (s.o.), war ja durch die Machtübernahme nur aufgeschoben, nicht aber gelöst worden. Röhm hatte-wie schon 1925 einmal- eine andere Vorstellung von der Rolle der SA. Ihm schwebte ein “NS-Volksheer” vor. Die Einheiten der Reichswehr sollten

in denen der SA aufgehen und so das NS-Volksheer bilden. Hitler aber brauchte die Reichswehr für seine zukünftigen Kriegspläne. Röhm hatte aber auch innerparteiliche Rivalen, nämlich Göring und Himmler. Es wurde nun der Eindruck erweckt, Röhm wolle zu einem Aufstand anstiften. Gerüchte wurden geschürt, Zitate bewusst gefälscht.

Am 30. Juni 1934 war Röhm zur Kur in Bad Wiessee, begleitet von mehreren SA-Führern. Der SS-Sturmbann Dachau, am 29. November 1934 in SS-Sturmbann Oberbayern umbenannt und Heinrich Himmler zur ausschließlichen Verfügung unterstellt-

verhaftete die SA-Führung am  30. Juni 1934 in Bad Wiessee. Zwischen 150 und 200 Menschen kommen in der “Nacht der langen Messer” ums Leben. Die in Bad Wiessee verhaftete SA-Führung wurde nach München-Stadelheim gebracht und dort erschossen.

Man hatte aber SA-Führer aus allen Teilen nach München zu einer Konferenz beordert. Die meisten kamen mit Nachtschnellzügen in München an, wurden sofort auf dem Bahnhof verhaftet, auch nach Stadelheim gebracht und erschossen. Nur bei Ernst Röhm, immerhin Hitlers Weggefährte zeigte der Führer noch Skrupel. Er sollte einen “ehrenvollen” Abgang erhalten. Er  wurde aufgefordert, Selbstmord zu begehen. Als er das nicht tat, wurde er auch erschossen. Goebbels war während dieser Aktionen auch in München und gab auf ein Zeichen Hitlers aus dem Braunen Haus das Stichwort “Kolibri” telefonisch nach Berlin durch. Daraufhin setzte auch dort die Mordaktion ein. Aber nicht nur die SA-Führung wurde liquidiert. Alte Gegner, Kritiker und Mitwisser wurden ebenfalls aus dem Weg geräumt. auch alte Rechnungen wurden beglichen. So starb Ritter von Kahr, der als bayerischer Generalstaatskommissar Hitler bei seinem Putsch 1923 die Unterstützung versagt hatte. Der ehemalige NSDAP-Organisationsleiter  Georg Strasser wurde am 30. Juni 1934 in Berlin von der Gestapo verhaftet, in das Gestapo-Hauptquartier in Berlin  in der Prinz-Albrecht-Straße  gebracht und dort liquidiert.Sein Tod wurde zunächst als Suizid deklariert. Gut möglich, dass sich Himmler und Göring eines potentiellen Konkurrenten entledigte, bevor diesem ein Come-Back gelang. Getötet wurden auch Regimegegner aus der katholischen Kirche wie Erich Klausener, der den Vorsitz der Katholischen Aktion in Berlin innehatte. Er war Beamter im preussischen Innenministerium.

Schon vor der Machtergreifung war er überzeugter Gegner linker wie rechter Kampforganisationen und hatte eben auch die SA mit den Mitteln der preussischen Polizei entschieden bekämpft. Auch der Münchner Journalist und Archivar Fritz Gerlich zählte zu den Opfern. Gerlich war von 1920-1928 Chefredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten, einer Vorgängerzeitung der Süddeutschen Zeitung. Ab 1930 gab er die Zeitschrift “Illustierter Sonntag’” heraus, die ab 1932 als “Der Gerade Weg” erschien. Verleger war

Erich August Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, der am Rande erwähnt mit dieser Zeitung eine Menge Geld verlor. Gerlich schrieb in der Ausgabe vom 31.Juli 1932 “Nationalsozialismus heißt: Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not”

(Digitalisat der Bayerischen Landesbibliothek)In derselben Ausgabe wird eine Zuschrift veröffentlicht, die sich wie eine Vorwegnahme des weiteren Schicksals von Gerlich liest “Sie erbärmlicher Schmutzfink.Seien sie überzeugt, daß die Stunde bald schlägt,

wo Deutschland von Ihnen und Ihresgleichen befreit wird. Wir werden an Ihnen und Ihrer schwarzen Sippe ein besonderes Exempel statuieren…” Gerlich wurde  am 9. März 1933 von einem SA-Trupp misshandelt, in Schutzhaft genommen und verblieb dort

bis zur Nacht vom 30. Juli, wo er in Dachau erschossen wurde. Von Papen konnte seine Mitarbeiter auch nicht mehr schützen, was seine Machtlosigkeit im Kabinett Hitler illustriert. Edgar Julius Jung wurde wohl in Oranienburg ermordet. Er war

politischer Berater und Redenschreiber von Papens und entwarf die Marburger Rede, die von Papen am 17.Juni 1934 vor Marburger Studenten hielt. Carl Fedor Eduard Herbert von Bose war Oberregierungsrat und Referent von von Papen. Er wurde erschossen, weil ja auch die “Papencique” zerschlagen werden sollte. Auch die Reichswehr hatte tote zu beklagen. So wurde Kurt von Schleicher, der ehemalige Reichskanzler und Ferdinand von Bredow, enger Mitarbeiter und Vertrauter Kurt von Schleichers ermordet.

Hitler hatte allerdings behauptet, von Schleicher und von Bredow hätten Landesverrat betrieben. Das empörte zwar die gesamte Generalität und sie beschwerte sich beim Reichwehrminister von Blomberg. Dieser versprach eine Dokumentation zu den Vorfällen zu liefern. es blieb aber bei dem Versprechen. Der einzige, der Konsequenzen daraus zog, war Generalleutnant Wolfgang Fleck, der seinen Abschied einreichte. Die angespannte Stimmung im Offizierskorps blieb aber und sie veranlasste Hitler zu der

Aussage in einer geschlossenen Versammlung, Untersuchungen hätten ergeben, dass die Generäle von Schleicher und von Bredow irrtümlich erschossen worden seien. Hitler hatte der Reichswehr auch zugesichert, dass sie das militärische Monopol behalten solle.

Trotzdem erhielt die SS schon wenige Monate später die Erlaubnis, eigene bewaffnete Verbände aufzustellen. Am 20. Juli 1934 löste Hitler die SS aus der SA und erhob sie zu einer selbstständigen Organisation im Rahmen der NSDAP. 1934 wurden solche Mordaktionen noch juristisch bemäntelt. Am 3. Juli 1934 erließ die Regierung das Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr. Im einzigen Artikel darin heißt es: “ Die zur Niederschlagung hoch- und landesverräterischer Angriffe am 30. Juni, 1. und 2. Juli 1934 vollzogenen Maßnahmen sind als Staatsnotwehr rechtens.”

Und was war mit Bürckel während des Röhmputsches?  Am Tag der Verhaftung Röhms hatte Bürckel die pfälzischen Bauern  zu einer Versammlung auf dem  “Thingplatz” am Königstuhl auf dem Donnersberg eingeladen.Bei dieser Veranstaltung griff er den landwirtschaftlichen Gaufachberater der NSDAP Ludwig Schickert scharf an. Die beiden hatten wohl schon seit 1932 Probleme miteinander.

Auch Walther Darré war anwesend. Er war am 28. Mai 1934 zum Reichsbauernführer und am 29. Juni, also am Vortag zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft ernannt worden. Dessen agrarpolitische Vorstellungen empfand er als unsozial. Die Politik

Darrés missachtete nach Bürckels Einschätzung die dringenden Belange der Bauern. Bürckel nahm kein Blatt vor den Mund. In einer im Protokoll nicht vorgesehenen Schlussrede wandte er sich direkt an den neuernannten Minister und bat ihn jede unsoziale, die dringenden Bedürfnisse der pfälzischen Bauern missachtende Politik zu unterlassen. Darré war über dieses unprogrammäßige Schlusswort erzürnt und ließ ihm, nachdem er nach Berlin zurückgekehrt war, ausrichten, sein Schlusswort auf dem Donnersberg

habe ihm so gut gefallen, dass er nicht umhin könnte “Gauleiter Bürckel mitzuteilen, dass gerade Georg Strasser erschossen worden ist.” (Wettstein S. 211). Bürckel hatte aus der Säuberung für sich den Schluss gezogen, dass sie sich gegen den Machtanspruch einer

der Sittenlosigkeit und Korruption verfallenen SA-Führung gerichtet hat. In diesem Sinn fiel auch sein Telegramm aus, das er am nächsten Tag an Hitler schickte. “Die Haltung des Gaus Pfalz ist ganz selbstverständlich. Für die durchgeführte Säuberung dankt das ganze pfälzische Volk, aber auch aufrichtig die SA des Gaues Pfalz.Ihr getreuer Bürckel”. Flankiert wurde das in einem Aufruf, der in allen pfälzischen Tageszeitungen veröffentlicht wurde. “Der Führer hat aufgeräumt und uns damit erlöst…” (Wettstein S. 212).

Hindenburg hatte das Vorgehen gegen die SA durchaus forciert. Als Hitler den kranken Präsidenten auf seinem Gut Neudeck besuchte, forderte Hindenburg Hitler auf, endlich “endlich etwas gegen die revolutionären Unruhestifter zu unternehmen”  und er überlegte wohl, das Kriegsrecht zu verhängen. Am 2. August 1934 starb der Reichspräsident Paul von Hindenburg. Der verstorbene Präsident sollte eigentlich auf seinen  ausdrücklichen Wunsch auf Gut Neudeck bestattet werden. Doch die Nazis ließen sich nicht nehmen, daraus eine perfekte Inszenierung nationalsozialistischer Machtausübung zu machen. Der Leichnam war am 7. August zum Tannenberg überführt worden. Am Tag darauf wurde er in einem pompösen Staatsakt beigesetzt von Hitler mit

“Toter Feldherr, geh‘ nun ein in Walhall!“  Schon am am 1. August Gesetz über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs erlassen.

Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:

§ 1

  Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem des Reichskanzlers vereinigt. Infolgedessen gehen die bisherigen Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler über. Er bestimmt seinen Stellvertreter.

§ 2

  Dieses Gesetz tritt mit Wirkung von dem Zeitpunkt des Ablebens des Reichspräsidenten von Hindenburg in Kraft.

Noch am Todestag von Hindenburg lässt Reichswehrminister General von Blomberg alle Soldaten einen Eid auf Hitler ableisten. Der Eid lautete nun “Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“ Dabei hatte der Reichswehrminister gar keine rechtliche Befugnis den Text des Eides zu ändern.

Er lautete bis dahin so: “Ich schwöre der Reichsverfassung und gelobe, daß ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will.“

Von Blomberg erhoffte sich von dieser Änderung der Reichswehr eine starke Position zu sichern. De facto stärkte er aber die Position Hitlers. Auch hatte dies Spätfolgen, die damals natürlich nicht abzusehen waren. Als es um den Widerstand gegen Hitler,

fühlten sich viele Offiziere auch durch den Eid auf Hitler gebunden und das machte den Widerstand für einzelne durchaus auch zu einer Gewissensentscheidung. Die deutsche Bevölkerung sollte die Zusammenlegung der Ämter des Reichspräsidenten und Reichskanzlers in einer Volksabstimmung absegnen, die für den 19. August 1934 angesetzt war. Bürckel war seit 7. August 1934 offizieller Sonderbevollmächtigter der Reichsregierung für die Saarabstimmung im Januar 1935. Schon am 18. Juli hatte Joseph Goebbels

den Pfälzer Gauleiter mit der Durchführung der Saarpropaganda beauftragt. Zwar ging es bei der Volksbefragung am 19. August eigentlich um nichts. Sie diente lediglich der Akklamation. Bürckel aber musste sich beweisen. In allen Wahlen hatte er ja immer

Spitzenergebnisse eingefahren. Und auch jetzt brachte er sein erprobtes Erfolgsrezept. Aufmärsche, Fahnen, Marschmusik und aus den Lautsprechern tönten reden Hitlers oder sonstiger Parteigrößen. Am 14. August fand in Speyer eine Massenkundgebung mit

mehr als 10.000 Teilnehmern statt. Seine Rede ließ er gleichzeitig über Lautsprecher in sämtliche Gemeinden des Kreises übertragen. Er schloss pathetisch “Ich sage, dass ich am Abend des 19. Augusts vor den Führer treten werde mit der Meldung: Mein Führer,

die Kompanie Pfalz steht geschlossen hinter dir! “ (Wettstein S. 214) Seine Prophezeiung  traf ein. Die Pfalz meldete 99,9 %. (Zahl nach Landesgeschichtliches Informationssystem  Hessen).

Das Saargebiet kam nach der Niederlage von 1918 unter die Regierung des Völkerbundes. 1920 wurde es für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt. Für 1935 war vertragsgemäß eine Volksabstimmung vorgesehen, die den künftigen Status des Gebiets festlegen sollte Im Jahr 1931 hatte Bürckel eine Art Patenschaft für die saarländische NSDAP übernommen. Er ordnete Parteiredner für die Partei, aber auch Saalschutz durch SA und SS-Leute aus der Pfalz ab. Er versorgte sie mit Uniformen. Er gab saarländischen Parteigenossen die Möglichkeit, in der Pfalz zu hospitieren. Er kannte die saarländische NSDAP also genau. So war es nur folgerichtig, dass Hitler Bürckel nach der Machtergreifung zum Gauleiter des Gaus Saar ernannte,

ohne aber den amtierenden Gauleiter Karl Brück seines Amtes zu entheben. Er löste den Gau Saar auf und unterstellte die NSDAP seiner Gauleitung mit der Zentrale in Neustadt. Die Regierungskommission, das war die Behörde, die das Saargebiet im

Auftrag des Völkerbundes verwaltete, verabschiedete kurz darauf ein Gesetz, das die Parteien an der Saar zur rechtlichen Eigenständigkeit gegenüber dem Deutschen Reich verpflichtete. Somit konnte Bürckel nicht Gauleiter für die Saar bleiben. Als Strohmann

für Bürckel wurde Alois Spaniol, 1904 im saarländischen Lisdorf geboren, eingesetzt. Die bürgerlich-liberalen Parteien und das katholische Zentrum schlossen sich unter  auf eine Initiative des VölkIinger Industriellen Herrmann Röchling zur ,,Deutschen Front (DF)“ zusammen. Sie trat für den Anschluss des Saargebiets an das Reich ein. Bürgerliche Politiker und Pfarrer dienten als Aushängeschilder. Nach außen wirkte sie wie eine überparteiliche Bewegung. Tatsächlich aber stand sie vollständig unter der Kontrolle

der NSDAP und die Fäden hielt Bürckel in der Hand. Der DF gehörte als Nationalsozialist Jakob Pirro  an. Die Saar-NSDAP wurde am 26. Februar 1934 aufgelöst Neuer Leiter wurde Pirro. Er gilt als Vertrauter Bürckels, der also seine Strategie bei der Personalauswahl, alle Posten mit seinen Vertrauten zu besetzen fortführte.

Bürckel hatte mit der Saarpropaganda zwei Aspekte abzudecken. Zum einen musste er natürlich die Saarländer für die Rückgliederung begeistern. Er musste aber auch die Reichsbevölkerung für die innen-und außenpolitische Bedeutung sensibilisieren.

Für den Kampf um saarländische Stimmen griff er auf seine bewährten Propagandainstrumente zurück. Presse und Film und natürlich wie immer öffentliche Kundgebungen und Versammlungen wurden genutzt. Wichtigstes Propagandamittel wurde aber mehr und mehr der Reichsrundfunk. Für die Reichsdeutschen kreierte er Saarveranstaltungen und Saarausstellungen. In Zweibrücken fand am ersten Aprilwochenende die wohl erste offizielle Saarlandkundgebung statt. Über 70.000 Menschen waren gekommen.

Auch in Mannheim, Mainz und Ludwigshafen fanden große Kundgebungen statt. Sternfahrten zur saarländischen Grenze von Parteiorganisationen wurden organisiert. Aber auch der Sängerbund Westmark oder die NS-Frauenschaft waren eingebunden.

Der Sängerbund hielt in Zweibrücken eine Kundgebung ab und das Gautreffen der NS-Frauenschaft, auch in der Grenzstadt Zweibrücken hatte 10.000 Teilnehmer/Innen.

Bürckel sah aber auch, dass es außer diesem propagandistischen Trommelfeuer wichtig war, auch die katholische Kirche zu gewinnen. Immerhin waren 73 % der saarländischen Bevölkerung Katholiken. Wichtig war ihm eine offizielle Zustimmung der beiden für das Saarland zuständigen Oberhirten Franz Rudolf Bornewasser in Trier und Ludwig Sebastian in Speyer.

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Zwar waren beide Bischöfe national eingestellt und waren deshalb für die Rückgliederung des Saargebiets ins Reich, doch ganz so glatt lief es nicht, wie Bürckel sich das erhofft hatte. Sebastian hatte sich schon 1933 geweigert, einen von Bürckel vorbereiteten Wahlaufruf zu unterschreiben. Er hatte im März 1933 demonstrativ katholische Schutzhäftlinge in Neustadt besucht. Angesichts der ständig zunehmenden Repressalien gegen den Klerus und Ordensleute hatte er sich auch geweigert nach dem Abschluss des Reichskonkordats einen Dankgottesdienst zu feiern. Auch waren die Ausschreitungen in der Pfalz während der Gleichschaltung, die Schutzhaft für pfälzische Geistliche

und die Verfolgung von Mitgliedern des Zentrums und der BVP im Saarland durchaus registriert worden. Bürckel fuhr nun einen geschmeidigeren Kurs. So wies er die pfälzische Kreisregierung im Juni 1934 an, kein Uniformverbot für die katholischen Jugendverbände zu erlassen. Er verbot die Verbreitung des “Mythus des 20. Jahrhunderts” von Rosenberg, der bei der katholischen Kirche seit Anfang 1934 auf dem Index stand. Am 21. Juni 1934 ordnete er für Fronleichnam  für die Pfalz eine allgemeine Arbeitsruhe an.

Fronleichnam war seit dem Feiertagsgesetz vom 27. Februar 1934 kein Feiertag mehr. Außerdem ordnete im “Interesse des Religionsfriedens” behördlichen Schutz für Fronleichnamsprozessionen an. Auch untersagte er , dass in der Pfälzer und saarländischen

Presse antireligiöse und die Kirche verunglimpfenden Artikel veröffentlicht wurden. Gleichzeitig machte er Druck. Er intervenierte sogar beim Vatikan, um die beiden Kirchenfürsten zu veranlassen, ihre bisherige Neutralität aufzugeben.

Am 6. Januar 1935 wurde im Reich und auf Anordnung der fürs Saargebiet zuständigen Bischöfe von Trier und Speyer ein Hirtenbrief verlesen “Am Sonntag, den 13. Januar 1935, wird im Saargebiet die Volksabstimmung stattfinden über die Frage,

ob dieses deutsche Land seine Bewohner in der durch den Versailler Gewaltfrieden aufgezwungenen Trennung vom deutschen Reich verbleiben sollen (zitiert bei Wettstein S. 264)Bei Bischof Sebastian unterblieb die Formulierung vom “Versailler Gewaltfrieden”.

Aber natürlich hat dieser Hirtenbrief das Abstimmungsergebnis beeinflusst. Das Ergebnis war überzeugend. 90,8 % der Wähler entschied sich für das Rückkehr ins Reich. Für den Status quo stimmten 8,8 % und nur 0,4 % votierten für Frankreich.

Bürckel hatte seine Fähigkeit wieder voll unter Beweis gestellt. Hitler gratulierte zu dem Erfolg persönlich am Telefon und einem persönlich an ihn gerichteten Telegramm “Aufrichtigen Dank für Ihre vorbildliche Arbeit” (Wettstein S. 267)

Auch Goebbels, der sich oft über Bürckels “sozialistische Alleingänge” ärgerte oder Dr. Frey, den er mit seiner Personal-und Verwaltungspolitik in der Pfalz oft brüskierte, gratulierten.

Am 30. Januar wurde “Gesetz über die vorläufige Verwaltung des Saarlandes” erlassen. § 1 lautete: “An der Spitze der Verwaltung des Saarlandes steht bis zur Eingliederung in einen Reichsgau der Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes mit dem Amtssitz in Saarbrücken. Der Reichskommissar wird vom Führer und Reichskanzler ernannt”. Bürckel wurde am 11. Februar  zum Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes  ernannt und am 1. März 1935 in Saarbrücken von Dr. Frick in einem Festakt

in das Amt eingesetzt. Fast alle Parteigrößen waren dabei: Hitler, Heß, Goebbels, Himmler, Rosenberg, Darré, Ley. Auch die beiden Bischöfe Bornewasser und Sebastian waren anwesend. In seiner Antrittsrede versprach Bürckel den Bau von 2000 Häusern und

Siedlungen. Zur Rückgliederung des Saarlandes sagte er klar “diese sei keine bayrische,preußische Angelegenheit, sondern allein (eine)deutsche Angelegenheit (Wettstein S.270)Tatsächlich war das Saargebiet  das erste von den Nationalsozialisten geschaffene „führerunmittelbare Territorium“, in dem der Reichskommissar neben seiner Position als oberster Präsentant der Reichsaufsicht zugleich die Funktion eines Regierungschefs ausübte.Für seine Kirchenpolitik anerkannte er die Aufgabe der Kirche. Doch sagte er auch, dass der Nationalsozialismus als Träger des Staates ungehindert seine Aufgaben erfüllen werde. Jeder sollte auf seine Arbeit beschränkt werden.

Wie er das auch in der Pfalz gemacht hatte, besetzte er die führenden Posten mit ihm loyal ergebenen Parteigenossen. Durch Führererlass vom 17. Juni 1936 wurde Bürckel zum Reichskommissar für das Saarland ernannt. Im selben Jahr wurde er

auch Obergruppenführer der SA, das entspricht dem Rang eines Generals.

Noch ein Blick auf das gesamte Reichsgebiet und die weitere Entwicklung des nationalsozialistischen Herrschaftssystem.

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Auf dem Gebiet der Innenpolitik geschah auch Wichtiges

Mit dem “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” vom 7. April 1933 hatte die Ausgrenzung der Juden begonnen.

Die “Nürnberger Gesetze”, die am Abend des 15. September 1935 anlässlich des 7. Reichsparteitag der NSDAP, des “Reichsparteitags der Freiheit”, einstimmig angenommen wurden, schlossen die Juden praktisch aus dem deutschen Volk aus.

Die beiden Gesetze, das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (RGBl. I S. 1146) und das “das Reichsbürgergesetz” (RGBl.I S. 1146) gaben der nationalsozialistischen Rassenideologie ihre juristische Grundlage.

An der Erarbeitung von Vorlagen und Gesetzesentwürfen maßgeblich beteiligt- auch für die “Nürnberger Gesetze” war als Referent im Innenministerium Hans Globke. Er gab auch zusammen mit seinem Vorgesetzten dem Staatssekretär

Wilhelm Stuckart den ersten Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen und deren Ausführungsverordnungen heraus. Er verfasste auch das Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938 , das Juden zur Führung

des zusätzlichen Vornamens Israel für Männer und Sara für Frauen verpflichtete. Er konzipierte auch das J, das Juden in ihre Pässe eingeprägt bekamen, mit.

Hans Globke brachte es trotz dieser Vorgeschichte zum Zeugen der Anklage im Nürnberger Prozess. Unter Adenauer wurde er Ministerialdirigent. Am Schluss brachte er es sogar zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Er war die Schaltstelle im Kanzleramt

und Adenauers engster Vertrauter. Auch über Ordensverleihungen konnte er sich nicht beklagen. Er erhielt das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Auch eine Karriere!

Mit dem Blutschutzgesetz wurde die Eheschließung sowie der außereheliche Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden verboten. Das Reichsbürgergesetz legte fest, dass nur “Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes“ Reichsbürger

sein konnten. Das hatte zur Folge,dass kein Jude mehr ein öffentliches Amt innehaben durften. Jüdische Beamte, die 1933 wegen des “Frontkämpferprivilegs” noch einmal davon gekommen waren, mussten nun bis zum 31. Dezember 1935 ihren Dienst quittieren.

Juden verloren das politische Wahlrecht und durch weitere Verordnungen zum Reichsbürgergesetz wurde jüdischen Ärzten und Rechtsanwälten auch ihre Zulassung entzogen.

Zu Gauleiter Bürckel. Gleich nach 1933 waren Juden aus ihren Geschäften gedrängt worden. Der Weinhandel war traditionell überwiegend von jüdischen Händlern betrieben und die waren planmässig aus dem Geschäft gedrängt worden, oft mit fadenscheinigen Vorwürfen von Weinbetrug und Weinpanscherei. Im Mainzer Karnevalszug von 1936 fuhr sogar ein Motivwagen mit, der den Vorwurf, dass Juden minderwertige Weine als Spitzenweine verkaufe. Dazu kam ein Weinjahrgang, dessen Mengen

das 2 1/2 fache eines normalen Jahrgangs ausmachte. Die Winzer fürchteten einen Preisverfall. Also proklamierte Bürckel “Die Deutsche Weinstrasse”. Sie verlief von Schweigen nach Bockenheim und sollte die schönsten Winzerdörfer der Pfalz verbinden.

Man musste lediglich neu ausschildern. Orte die an der Route lagen durften den Zusatz “an der Weinstraße” sowie Neustadt- bisher an der Haardt nun an der Weinstraße. Am 19.  Oktober 1935 wurde in Bad Dürkheim die Deutsche Weinstraße feierlich eröffnet.

Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden wurden nur zehn Tage vorher in Kenntnis gesetzt. Ursprünglich war geplant mit einer Pfälzerwald Hochstrasse vom Donnersberg bis zum Hohen Derst, der ist oberhalb von Dörrenbach für den Fremdenverkehr

und damit auch für den Wein zu werben. Bürckel war im Juli 1935mit seinem Gefolge in der Schweigener Gaststätte “Zum Bayerischen Jäger”eingekehrt. Dabei kam man auf die Änderung der Pläne. Am Anfang der Weinstraße steht das Deutsche Weintor,

das die provisorische Holzattrappe, die bei der Eröffnung stand, ersetzt hatte. Es gab einen Architektenwettbewerb, den die Architekten August Josef Peter und Karl Mittel aus Landau gewonnen hatten. Die Grundsteinlegung fand am 27. August 1936 statt, der Abschluss der Bauarbeiten wurde nicht einmal zwei Monate später, am 18. Oktober, gefeiert.

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Entlang der Weinstraße sollten 6 Bauwerke entstehen, die zum einen als Kelterstation, zum anderen als Gaststätte mit Ausflugszielcharakter dienen sollten. Gebaut wurde

aber noch 1936 nur der “Saarhof”. Er sollte so heißen, weil die Stadt Saarbrücken die Trägerschaft übernommen hatte. Der Rohbau wurde bei Kriegsbeginn vollendet. dann nahm ihn die Wehrmacht in Beschlag. 1944/45 kaufte die Gemeinde Leinsweiler das Anwesen von der Stadt Saarbrücken. 1951 übernahm es der Landkreis Landau.Heute ist der “Leinsweiler Hof” in Privatbesitz. Parallel zur Errichtung der Weinstraße begründete Bürckel Partnerschaften Pfälzer Winzergemeinschaften mit deutschen Städten. Natürlich überschritt Bürckel damit seinen Kompetenzrahmen, denn Weinbau und Weinwerbung lagen eigentlich im Zuständigkeitsbereich von Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Darré. Aber um Kompetenzen hat Bürckel sich nie gekümmert, zumal wenn er vom Zuständigen keine hohe Meinung hatte. Für die Weinstraße regelte er vieles mit einer Reihe von Erlassen. Aus Vorgärten mussten Reklameschilder, Leuchtstofftransparente, nicht für die Pfalz typische Pflanzen, selbst Gartenzwerge entfernt werden.

Modische Bauweisen, Edelputz und Mosaiken an den Hauswänden waren verboten. Alte Fachwerkhäuser, alte Wirtshausschilder und alte Zäune waren zu erhalten. Bürckel liess die postalische Bezeichnung “an der Weinstrasse” an die Ortsnamen anhängen-

werbewirksam bis heute.

Das Verhältnis des Nationalsozialismus zur Kirche, vor allem zur katholischen, war von Anfang an ziemlich gespannt. Und wie oben gezeigt gab es gleich zu Beginn massive Übergriffe auf Geistliche und vor allem heftige Verfolgung von Zentrumsmitgliedern.

Das Verhältnis entspannte sich nach dem Konkordat ein wenig und unter Gauleiter Bürckel in der Pfalz als es um die Saarabstimmung ging und Bürckel einfach auch die massive Unterstützung der Bischöfe brauchte, um ein möglichst gutes Stimmergebnis im Saarland zu erreichen. Der Speyrer Bischof Sebastian war von Anfang an nicht auf Konfrontation aus.Wie oben gezeigt wurde, verlief die Zeit kurz vor dem Ermächtigungsgesetz sehr turbulent. Auch in der Pfalz waren sehr viele katholische Geistliche in Schutzhaft genommen worden oder wie der Pfarrer von Rheingönnheim Caroli misshandelt worden. Bischof Sebastian willigte in ein Abkommen mit der Gauleitung ein, das katholischen Priestern strengste Zurückhaltung in politischen Fragen auferlegte. Getragen war dies von der

Hoffnung, die Haftentlassung der Pfarrer zu erreichen. Das Hauptziel des Bischofs lag darin, eine geregelte Seelsorge aufrecht zu erhalten. Nach dem für das Regime günstigen Ausgang der Saarabstimmung war man nicht mehr auf Rücksichtnahme auf die Kirche angewiesen. Eine Atempause verschafften nochmals die Olympischen spiel 1936 in Deutschland. Man wollte sich im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit natürlich gut zeigen. Es kam dann Ende 1936/Anfang 1937 zum Frankenholzer Schulstreik. Es ging hier um den Rang von Schulkreuzen und Hitlerbildern. Als der nationalsozialistische Schulleiter Philipp Klein Kreuze durch Hitlerbilder ersetzen ließ, behielten Eltern ihre Kinder daheim. Als die Gestapo gegen die Rädelsführer ermittelte, schlossen sich Bergleute dem Protest mit

einem Bummelstreik an. Darauf wurden 15 Grubenarbeiter fristlos entlassen, 5 Eltern in U-Haft genommen. Gauleiter Bürckel gab nach, ließ die Geldstrafen für die Schulverweigerung aufheben,

veranlasste, dass die Verhafteten entlassen wurden und machte den Platztausch von Hitlerbild und Kreuz rückgängig.  Bischof Sebastian hatte den Vorfall in seiner ganzen Diözese publik gemacht und mit klaren Worten darauf hingewiesen,dass Frankenholz kein Einzelfall sei sondern symptomatisch für die Gesamtentwicklung im Deutschen Reich war. Die Stellungnahme des Bischofs belegte, dass Bürckels Fiktion vom Religionsfrieden in seinem Gau nicht stimmte.Fast gleichzeitig ließ Bürckel eine Abstimmung über die Einführung einer Gemeinschaftsschule im Gau Saarpfalz durchführen und erhielt ein klares Votum für die Gemeinschaftsschulen. Das wieder zeigte, dass die Bereitschaft vieler Katholiken, sich den Forderungen des Nationalsozialismus zu widersetzen, sehr rasch an ihre Grenzern stieß, wenn konkrete Nachteile drohten. Die Abstimmung war am 19. März angesetzt worden und schon am 20. März abgehalten worden. So wurde den Pfarrern die Möglichkeit genommen, dagegen Stellung zu beziehen, z. b. in Predigten.

Der 20. März war der Samstag vor Palmsonntag. Am 21. März aber wurde in allen katholischen Kirchen die päpstliche Enzyklika “Mit brennender Sorge” verlesen. Schon im Januar 1937 hatte Papst Pius XI. die Kardinäle Faulhaber (München und Freising), Bertram (Breslau zugleich Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz),und Schulte(Köln) sowie die Bischöfe Galen (Münster) und Preysing (Berlin) nach Rom gerufen, um mit ihnen zu beraten, wie man der immer feindseliger werdenden Kirchenpolitik in Deutschland begegnen sollte. Ein Brief des Papstes an Adolf Hitler oder eine öffentliche Kundgebung des Papstes gegen den Nationalsozialismus in Form einer Enzyklika wurde besprochen. Der Brief wurde verworfen, die Enzyklika beschlossen.

Kardinalstaatssekretär Pacelli bat Kardinal Faulhaber einen ersten Entwurf zu verfassen. Er arbeitete nur nachts und ohne fremde Hilfe, um die geringste Gefahr oder Indiskretion auszuschließen. Gleichzeitig bereite der Vatikan eine gleichzeitig geplante

Enzyklika gegen den Kommunismus („Divini Redemptoris“) so auffällig vor, daß die NS-Diplomaten nur auf dieses Dokument warteten. Beim Korrekturerlesen kam Faulhaber zu der Meinung, dass sich sein Entwurf vielleicht für einen deutschen Hirtenbrief,keinesfalls aber für ein päpstliches Rundschreiben eigne. Papst Pius XI. und sein Staatssekretär entschieden anders. Pacelli brachte noch geringfügige Änderungen an. Das überarbeitete Manuskript wurde in der Druckerei des Vatikans gedruckt und ging

mit einem diplomatischen Sonderboten an die Nuntiatur nach Berlin. Über Kuriere wurde es direkt an die deutschen Bischöfe übergeben. Der Postweg wurde gemieden.Vertrauenswürdiger Kirchenmitarbeiter transportierten das Papier per Fahrrad und Motorrad in die Pfarrhäuser. Man nutzte Wald- und Feldwege, um kein Aufsehen zu erregen. Die Kopien des geheimen Textes wurden in Beichtstühlen übergeben. Zwar gelangte ein Tag vor der geplanten Verlesung ein Exemplar in die Hände der Gestapo. Aber da war die Zeit zu Beschlagnahme natürlich zu knapp. Der Coup war geglückt. In den 11.500 Gemeinden Deutschlands wurde das Rundschreiben verlesen und 300.000 Kopien verteilt. Es ist diese die einzige päpstliche Enzyklika in deutscher Sprache.

Hitler soll getobt haben, als er am Vorabend der Verlesung von der Enzyklika erfuhr. In der Enzyklika steht zwar weder “Adolf Hitler” noch Nationalsozialismus aber es ist eine klare Lagebeschreibung der katholischen Kirche in Deutschland, wie es in der Überschrift heißt. Nach Abschluss des Konkordats hatten sich die Verstöße gegen die Vereinbarung gehäuft. Kardinalsstaatssekretär Eugenio Pacelli hatte dem Botschafter des Deutschen Reiches am Heiligen Stuhl über 50 diplomatische Protestnoten übergeben-

nun erklärte der Papst “daß in diesen schweren und ereignisvollen Jahren der Nachkonkordatszeit jedes Unserer Worte und jede Unserer Handlungen unter dem Gesetz der Vereinbarungstreue standen.” Und fährt dann fort ”wie von der anderen Seite die Vertragsumdeutung, die Vertragsumgehung, die Vertragsaushöhlung, schließlich die mehr oder minder öffentliche Vertragsverletzung zum ungeschriebenen Gesetz des Handelns gemacht wurden.” Auch zum  zur Rasselehre wird klar Stellung bezogen:

“Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben “ Auch zum Führerkult gibt es deutliche Worte: “Wer in sakrilegischer Verkennung der zwischen Gott und Geschöpf, zwischen dem Gottmenschen und den Menschenkindern klaffenden Wesensunterschiede irgend einen Sterblichen, und wäre er der Größte aller Zeiten, neben Christus zu stellen wagt, oder gar über Ihn und gegen Ihn, der muß sich sagen lassen, daß er ein Wahnprophet ist, auf den das Schriftwort erschütternde Anwendung findet: „Der im Himmel wohnt, lachet ihrer“ (Originaltext auf der Internetseite des Vatikans) Natürlich schlug der NS-Staat sofort zurück. Man antwortete mit Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.Bistumszeitungen, die den Text gedruckt hatten, wurden beschlagnahmt und für drei Monate verboten. Zwölf der an der Vervielfältigung beteiligte Druckereien wurden entschädigungslos enteignet. Katholische Schulen und Klöster wurden geschlossen. Gegen Priester und Ordensleute wurden Prozesse wegen Unterschlagung und Sittlichkeitsprozesse geführt und publizistisch ausgeschlachtet.

Bürckel griff Bischof Sebastian scharf an. Er bezeichnete ihn als Landesverräter und Staatsfeind. Die Gestapo hatte einen Brief des Bischofs an Pacelli abgefangen, geöffnet und fotografiert in dem er über die Bedrückungen der Kirche berichtet hatte..

Am 15. August 1937 sollte in Speyer das goldene Priesterjubiläum des Bischofs gefeiert werden. 25.000 Frauen wollten zu einer “Jubelmesse” nach Speyer kommen. Sonderzüge waren bei der Reichsbahn angefordert und bereits zugesagt worden.

Nun legte Bürckel eine Großkundgebung von Parteiformationen in Speyer auf den 15. August. Die Reichsbahn zog ihre Zusage für die Sonderzüge zurück. Autobusse, die eigentlich den Frauen zur Verfügung stehen sollten, wurden von der Gauleitung

beansprucht. Bischof Sebastian entschied sich deshalb, seinen Ehrentag im Stift Neuburg gemeinsam mit dem Erzbischof von Bamberg und den Bischöfen von Würzburg und Eichstätt in einer stillen Feier zu begehen. Bürckels

Aktion hatte die die Feier des Bischofs zwar verhindert, war aber doch ins Leere gelaufen.

Auf internationaler Ebene war in der Zeit bedeutsam. Im Februar 1936 hatte die Volksfront in Spanien die Wahlen gewonnen. Daraufhin planten Offiziere nahezu öffentlich einen Putsch. Ihre Aktivitäten wurden von der Regierung praktisch ignoriert.

Als am 13. Juli 1936 der monarchistische Oppositionsführer José Calvo Sotelo ermordet wurde, mischten sich immer mehr Gruppen ein. aus dem Putsch war ein Bürgerkrieg geworden. Zwar gab es unter der Ägide des Völkerbundes ein Nichteinmischungskomitee.

Aber die faschistischen Mächte Italien und Deutschland unterstützten die Putschisten offen.Die Sowjetunion unterstütze die Regierung mit Waffen und Beratern. So wurde Spanien zum Übungsfeld für den Systemkonflikt in Europa. Ab November 1936 kämpfte

die Legion Condor mit 12000 Mann, offiziell nur Freiwillige, in Spanien. Ab Frühjahr 1937 waren auch deutsche Seestreitkräfte beteiligt. Am 26. April 1937 wurde die religiöse Hauptstadt des Baskenlandes Gernika unter massgeblicher Beteiligung der

Legion Condor fast vollständig zerstört.

Im November 1937 hatte Hitler die militärische Führungsspitze und Außenminister von Neurath zu einer Konferenz nach Berlin eingeladen. Dabei ging es zunächst um Versorgungsprobleme der Rüstungswirtschaft insbesondere mit Stahl. Doch Hitler wich von der

Tagesordnung ab und gab in einem mehrstündigen Monolog Einblick in seine außenpolitischen Ziele. Hitlers Wehrmachtsadjutant Oberst Friedrich Hoßbach fasste diese Gedankengänge Hitlers stichwortartig in einer Niederschrift zusammen. Diese wurde später als

“Hoßbachprotokoll” bezeichnet und diente später der Anlagevertretung beim Nürnberger Prozess als Beweismittel, dass die Beschuldigten einen Angriffskrieg geführt hätten. Man kannte schon Hitlers Idee vom “Lebensraum”. Nun gab es aber einen konkreten zeitlichen Rahmen. Da wurde auch klar, dass die Tschechoslowakei und Österreich auf der Agenda standen.

Im Juli 1934 putschten in Österreich Nationalsozialisten. Am 25. Juli ermordete der österreichische Nationalsozialist Otto Planetta den österreichischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Im Anschluss an den missglückten Putsch wurden viele Todesurteile verhängt, von denen 13 auch vollstreckt wurden, unter anderem wurde Otto Planetta durch den Strang hingerichtet. Nachfolger von Dollfuß wurde Kurt Schuschnigg, der bisher Justizminister im Kabinett Dollfuß war.

Für Adolf Hitler bedeutete der Putsch eine enorme außenpolitische Belastung, zumal angenommen wurde, dass Deutschland zu mindestens die Finger im Spiel hatte. Am Grenzübergang Zollerschlag wurde ein Kurier festgenommen, der Dokumente bei sich hatte, das”Kollerschlager Dokument” legt den Verdacht nahe. für die österreichische Regierung war es der Beleg, dass der Juliputsch auf reichsdeutschem Boden geplant und von dort aus geleitet wurde. Hitler ging auf völlige Distanz zu den österreichischen Nationalsozialisten. Die österreichische Landesleitung der NSDAP wurde aufgelöst, der Landesinspekteur Theodor Habicht seiner Ämter enthoben. In Berlin hatte zu der Zeit die Saarabstimmung, dann die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und

die Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes Priorität am 7. März 1936. Weitere personelle Konsequenz war, dass Kurt Heinrich Rieth, der deutsche Botschafter in Wien, in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde.Für ihn wurde von Papen als

Außerordentliche Gesandter nach Wien berufen. Die deutsch-österreichische Vereinigung sollte aus den Schlagzeilen verdrängt werden. Die Beziehungen sollten scheinnormalisiert werden.

Das faschistische Italien hatte sich als Schutzmacht Österreichs gesehen und  die wichtigste außenpolitische Stütze Österreichs. Das faschistische Italien war aber bisher die wichtigste außenpolitische Stütze Österreichs. Österreich war für

Italien ein Puffer, der dem Land die gemeinsame Grenze mit Deutschland ersparte.

Das Eingreifen Deutschlands im spanischen Bürgerkrieg hatte auch zu einer Annäherung an Italien geführt, das General Franco ja ebenfalls unterstützte. Am 2. Oktober 1935 begann Italien den Abesinnienkrieg. Der Völkerverbund verhängte Wirtschaftssanktionen.

Berlin unterstütze nun Italien.

Eine Reaktion auf diese Annäherung der beiden faschistischen Mächte war das Abkommen vom 11.Juli 1936 zwischen Österreich und dem Deutschen Reich. Es bestand aus zwei Teilen, dem offiziellen Kommuniqué. Darin anerkannte die deutsche Regierung “die volle Souveränität des Bundesstaates Österreich”.Jede der beiden Regierungen “betrachtet die in dem anderen Land bestehende innenpolitische Gestaltung… als eine innere Angelegenheit des anderen Landes, auf die sie weder mittelbar noch unmittelbar Einfluss nehmen wird.”. Dann wurde noch vereinbart, dass Österreich ihre Politik auf einer Linie halten wird, die der Tatsache entspricht, dass Österreich sich als deutscher Staat bekennt. (Quellensammlung zur österreichischen und deutschen Rechtsgeschichte ,2683)In dem nichtoffiziellen Teil, als Gentlemen Agreement bezeichnet, verpflichtete sich Österreich die seit dem Juliputsch inhaftierten Angehörigen der NSDAP zu amnestieren, einzelne deutsche Zeitungen, den Völkischen Beobachter aber allerdings nicht, wieder zu zu lassen und außerdem “Vertreter der bisherigen sogenannten “nationalen Opposition in Österreich”zur Mitwirkung an der politischen Verantwortung heranzuziehen” (Quellensammlung 2864). Dafür hob Deutschland die “Tausend-Mark-Sperre” auf. Diese wurde am 1.6. 1933 durch die deutsche Reichsregierung als Reaktion auf die Ausweisung des bayrischen Justizministers Hanns Frank erlassen worden. Demnach musste jeder deutsche Staatsbürger, der nach Österreich reisen wollte, vor eine Reise nach Österreich 1000 Reichsmark bezahlen. Der Anteil deutscher Touristen nach Österreich betrug 1932 40 % und dieses Gesetz belastete den österreichischen Fremdenverkehr spürbar.

Edmund Glaisé-Horstenau wurde zum Minister ohne Portefeuille ernannt. Guido Schmidt wurde Staatssekretär des Außenministeriums.

Bei der Tagung im November 1937 war Hitler bei der Skizzierung seiner Außenpolitik auf massive Kritik von Blomberg, Fritsch und Neurath gestoßen. Anfang 1938 tauchten Polizeiakten auf, in denen die Gattin Blombergs als Prostituierte geführt wurde und Fritsch wurde als Homosexueller denunziert. Beide Offiziere wurden daraufhin zum Rücktritt gezwungen. Außenminister von Neurath wurde zum Präsidenten eines nie zusammengetreten Kabinettsrates ernannt und in seinem Amt durch Ribbentrop ersetzt. Das war ein Zeichen, dass Hitler nun gewillt war, die Entwicklung in Österreich nach seinen Vorstellungen voranzutreiben. Auf “Einladung” Hitlers kamen der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 12. Februar 1938 in Begleitung des Staatssekretärs für Äußeres, Guido Schmidt auf den Obersalzberg bei Berchtesgaden. Nach einem zweistündigen Gespräch ohne Zeugen legte ihnen Hitler den Entwurf eines Abkommens vor. Die NSDAP sollte in Österreich wieder zugelassen werden.Arthur Seyss-Inquart sollte Innenminister mit absoluter Polizeigewalt werden. Verhandelt wurde nicht. Es war ein Diktat.Hitler: “ich ändere keinen Beistrich. Sie haben zu unterschreiben, oder alles andere ist zwecklos,…” (AdR, BKA/AA, Staatsurkunden, Deutsches Reich 1938 Februar 12)

Schuschnigg erreichte lediglich eine Gnadenfrist von 3 Tagen, da Ministerernennungen verfassungsrechtlich erst vom Bundespräsidenten gebilligt werden müssten. Er unterschrieb. Aber er setzte eine Volksabstimmung für den 13. März an.

Genau in diesen Tagen war Glaisé-Horstenau auf einer Vortragsreise in Stuttgart. Am 9. März fuhr er zu einem Verwandtenbesuch nach Landau. Dort erfuhr er aus Wien telefonisch von der geplanten Volksbefragung. Bürckel hatte von einem Korrespondenten von

der Anwesenheit von Glaisé-Horstenau erfahren. Bürckel lud ihn zu einem Umtrunk nach schweigen und dann zu einem geselligen Abendessen nach Neustadt ein. Dabei hörten beide eine Rundfunkübertragung von Schuschniggs Rede zu der beabsichtigten Volksbefragung. Bürckel rief umgehend in Berlin an. Dort erreichte er den persönlichen Adjutanten Hitlers in der Reichskanzlei und teilte ihm mit, dass sich Glaisé-Horstenau  gerade bei ihm befand. Beide wurden sofort nach Berlin beordert.

Auf Druck Berlins wurde die Volksabstimmung abgesagt. Schuschnigg trat am 11. März zurück. Seyss-Inquart  wurde vom Bundespräsidenten Miklas zum Bundeskanzler ernannt. Am 12. März marschierte die Wehrmacht ohne Widerstand des Bundesheeres in Österreich ein. “Der Anschluss” war vollzogen. Seyss-Inquart legte dem Präsidenten das Anschlussgesetz zur Unterzeichnung vor. Miklas legte aber seine Amtsgeschäfte nieder. Seine Funktionen gingen der Verfassung gemäß auf den Kanzler über und dieser unterzeichnete.Hitler legte eine Volksbefragung für den 10. April fest, um den Anschluss im nachhinein legitimieren zu lassen. Bürckel war ja in diesen Tagen in unmittelbarer Nähe Hitlers. Er stand beim Führer ja in hohem Ansehen. Zuverlässig hatte er immer hervorragende Wahlergebnisse geliefert und auch die Saarabstimmung problemlos und mit einem Wunschergebnis abgeschlossen. Er wurde von Hitler zum Beauftragten für die Volksabstimmung und für die Reorganisation der NSDAP ernannt.

In der Wiener Zeitung vom 14. März wurde veröffentlicht, dass Hitler Gauleiter Bürckel damit beauftragt hat und “Ich habe Gauleiter Bürckel mit der Vollmacht ausgestattet, alle Maßnahmen zu ergreifen oder anzuordnen, die zur verantwortungsvollen Erfüllung des erteilten Auftrags erforderlich (online in anno.onbc.ac.at) sind.”Schon gleich nach dem Amtsantritt von Ribbentrop hatte dieser den aus Heidelberg stammenden Wilhelm Keppler als Staatssekretär für besondere Aufgaben ins Auswärtige Amt übernommen. Ab 1936 war er Berater Hermann Görings für die Durchführung des Vierjahresplan. Am 16. März wurde im Reichsinnenministerium die “Zentralstelle für die Durchführung der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich” eingerichtet. Innenminister Frick und Göring wollten, dass Keppler dieser Stelle vorstand.

Sie ernannten deshalb Keppler zum “Reichsbeauftragten für Österreich”. Hitler hatte Bürckel ja schon am 13. März mit seiner Aufgabe persönlich beauftragt. Zwar überschnitten sich die Aufgabengebiete der beiden grundsätzlich nicht. Keppler war

für die wirtschaftlichen und politischen Belange zuständig, Bürckel sollte sich mit der Partei und der Vorbereitung der Volksabstimmung befassen.Da sich beide nicht um Zuständigkeitsbereiche kümmerten und beide ehrgeizig waren, waren Interessenkonflikte vorprogrammiert. Bürckel hatte aber schnell die besseren Karten. Er wurde am 23. April von Hitler zum “Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich” ernannt. Die Dienststelle des

Reichsbeauftragten für Österreich wurde dem Reichskommissar untergeordnet. Von Göring und Frick erhielt Keppler nun wenig Rückhalt, da sie beide Hitler mit offener Unterstützung Kepplers nicht brüskieren wollten.

Bürckel war schon am 13. März nach Wien gereist, um dort den Einzug Hitlers vorzubereiten und gleichzeitig erste organisatorische und personelle Maßnahmen für die Volksabstimmung zu treffen. Rund 200.000 Menschen waren am 15. März auf den Heldenplatz gekommen, um Hitler begeistert zu feiern als dieser “den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich” meldete.

Bürckel ging seine Aufgabe mit Elan und von keinerlei Selbstzweifel geplagt an. Es galt zwar 90,8 % aus der Saarabstimmung zu übertreffen, denn in der Heimat des Führers sollte natürlich noch ein weitaus deutlicheres Ergebnis erzielt werden.

Bürckel sah seine Aufgabe als Vertrauensbeweis des Führers, vor allem aber als Chance, sich Gunst und Dankbarkeit Hitlers zu erhalten. Anders als an der Saar hatte er diesmal keine diplomatischen Rücksichten zu nehmen, da dieses Mal kein misstrauischer

Völkerbundsrat zuschaute. Als Dienstsitz wählt er das Parlamentsgebäude aus und ließ es beschlagnahmen, da mit “Der Beschlagnahme des Hauses kein lebenswichtiger Betrieb gestört wird” (zitiert nach Wettstein, S. 379)Politisch gewieft setzte er gleich zu Anfang durch, dass er zwischen Innenminister Frick und ihm ein Abkommen zustande kam,in dem er ausdrücklich als Hitlers politischer Beauftragter anerkannt wurde. In der Praxis bedeutete dies,dass er in Österreich zum obersten Dienstherr geworden war und bis auf

auf Wehrmacht und Polizei über alle staatlichen Stellen und Parteiorganisationen die Kompetenzhoheit besaß und somit die Geschicke Österreichs und vor allem der Stadt Wien beeinflussen konnte.

Am 10. April nun wurde die Volksabstimmung abgehalten. Im “Altreich” stimmten 99,01 Prozent der Deutschen und in Österreich 99,73 Prozent der Österreicher  für den “Anschluss”.

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Vor der Abstimmung lief die nationalsozialistische Propaganda auf Hochtouren. Auch waren rund 8 % der eigentlich Wahl-und Stimmberechtigten schon ausgeschlossen worden. Juden (200.000) und “Mischlinge” (170.000) durften nicht abstimmen. Es herrschte

ein Klima der Angst und viele wagten es gar nicht mehr, anonym in der Wahlkabine abzustimmen sondern machten ihr Kreuz öffentlich vor dem Wahlhelfer, um ja nicht in den Verdacht geraten, mit Nein gestimmt zu haben.

Wie schon in der Pfalz und dem Saarland hatte Bürckel auch in Österreich wichtige Schlüsselstellungen mit ihm loyal ergebenen Mitarbeiter aus der Pfalz besetzt. Parteibeauftragter der Stadt Wien wurde Karl Kleemann, Lehrer wie Bürckel und schon 1926

in die NSDAP eingetreten. Ab 1936 war er Kreisleiter der Stadt Ludwigshafen. Claus Selzner, der in Ludwigshafen bei der IG Farben (heute BASF) die NS-Betriebszelle gegründet hatte und dann Leiter der NSBO der Pfalz war, übernahm die Organisation der DAF in Österreich.Rudolf Röhrig, Stellvertreter  des OSAF für die Pfalz, Fritz Schwitzgebel und ab 1936 Gauschulungsleiter für den Gau Saarpfalz wurde. Carl Caspary wurde über Bürckel hauptamtlich für die SA tätig. Nach der Vereinigung des Saargebiets war er für die

Neuorganisation der SA im Saarland zuständig. dann war er Brigadeführer der SA-Brigade 151 in Saarbrücken. Nach dem Anschluss holte Bürckel ihn nach Wien. Dort leitete er die neugeschaffene SA-Reichsschule. Natürlich kam das bei den Einheimischen Nazis schlecht an, die sich um die Früchte ihrer Mitgliedschaft in der “Kampfzeit” gebracht sahen. An den Kritiken und Unmutsäußerungen störte er sich nicht. Wie schon im Saarland hatte er auch in Österreich nach dem Anschluss eine Aufnahmesperre. Denn wie in der Pfalz nach der Machtergreifung und an der Saar nach der Vereinigung mit dem Reich hatte auch in Österreich ein Zustrom opportunistischer Mitläufer eingesetzt. Bürckels enger Vertrauter und Berater Karl Barth war von 1938 bis 1940 zu ihm abgeordnet worden.

Er hatte ein Memorandum erarbeitet zu einer Neugliederung Österreichs. Nach den Vorstellungen Bürckels sollte eine reichseinheitliche Lösung angestrebt werden. Partikularistische Interessenwahrung der österreichischen Länder sollte vermeiden werden.

Oberstes Zentrum aller staatlichen und kommunalen Amtsgewalt sollte die Partei sein. Die Länder sollten aufgelöst und in Gaue umgewandelt werden. An der Spitze sollte der Gauleiter stehen, der gleichzeitig Reichsstatthalter war und somit als Reichsorgan

die Befehlsgewalt über jede Landesregierung innehatte. Einheimische Parteifunktionäre sollten ins Reich versetzt werden und somit die immer wieder aufflammenden inneren Streitigkeiten in den NS-Klüngeln ausgeschaltet werden. Bürckel hatte die österreichischen Parteigrößen Kaltenbrunner, Globocnic und Klausner in seine Planungen mit einbezogen um ihre Unterstützung zu bekommen.Bürckel gliederte die “Ostmark”, wie Österreich jetzt genannt wurde, in sieben Gaue.

Salzburg, Oberdonau mit der Hauptstadt Linz, Niederdonau mit der Hauptstadt Krems, Wien, Steiermark mit der Hauptstadt Graz, Kärnten mit der Hauptstadt Klagenfurt und Tirol mit der Hauptstadt Innsbruck. Dabei ging Osttirol im Gau Kärnten auf, Vorarlberg

im Gau Tirol. Das Burgenland wurde zwischen Steiermark und Unterdonau aufgeteilt. Bad Aussee wurde Oberdonau zugeteilt. Großwien wurde in einen eigenen Stadtgau umgewandelt. 97 Gemeinden waren eingemeindet worden und Wien war nun fast fünf mal so groß wie vor dem Anschluss. Am 22. Mai 1938 wurden per Führererlass die Gauleiter ernannt. Wenig Begeisterung fand bei Bürckel die Ernennung Globocnics zum Gauleiter von Wien. Die wichtigsten stellen hatte er ohnehin schon mit ihm ergebenen Leuten aus der Pfalz besetzt. Er wurde nur ein halbes Jahr später aus dem Amt entfernt, wo er ein finanzielles und organisatorisches Chaos hinterlassen hatte. In Wien war er maßgeblich für die Enteignung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung verantwortlich.

In Kärnten wurde Hubert Klausner Gauleiter. Er starb am 12. Februar 1939 ganz plötzlich in Wien. Sein Tod gab Anlass zu Gerüchten und Spekulationen, bis hin zu  von einem von Bürckel veranlassten Giftmord durch die SS, wie sein ehemaliger Adjutant

Erwin Aichinger schrieb (siehe dazu Alfred Elste: Kärntens braune Elite, S. 71f ) In Salzburg wurde Friedrich Rainer Gauleiter, der eng mit Globocnic befreundet war. In Oberdonau wurde August Eigruber Gauleiter und in Niederdonau wurde Hugo Jury Gauleiter, was er bis zu Kriegsende blieb. In der Steiermark wurde der junge promovierte Jurist Siegfried Uiberreither Gauleiter. Den Gau Tirol schließlich leitete Franz Hofer. Er schlug 1944 Hitler vor, ein Kerngebiet in den Alpen als letzte Bastion des Reiches zur

Alpenfestung auszubauen. Sämtliche Gauleiter waren Österreicher und unter ihren Stellvertretern nur ein Reichsdeutscher. Bürckels Vorschlag jedem Gauleiter einen reichsdeutschen Stellvertreter beizuordnen, war Hitler nicht gefolgt. Allerdings gab er dem

telegrafischen Ersuchen Bürckels statt, 26 der besten reichsdeutschen Kreisleiter zu Aufsichtszwecken in den Kreis-und Bezirksverbänden auszuleihen. Die Neugliederung Österreichs war weitgehend nach Bürckels Vorstellungen gelaufen, zumal er sich immer

auf den “Führerwillen” berief und somit jeglicher Kritik den Boden entzog.

Am 28. August 1938 richtete Bürckel in Wien die Zentralstelle für jüdische Auswanderung ein. Formell unterstand sie Franz Walter Stahlecker. Aufgebaut und organisiert wurde sie aber von Adolf Eichmann. In Berlin hatte er seit 1935 beim SD in der Abteilung II (Juden) gearbeitet. Nach dem Anschluss wurde er nach Österreich versetzt.Die Zentralstelle war geschaffen worden, um  Auswanderungswilligen die nötigen Papiere auszustellen. Die Dokumente wurden praktisch im Fließbandverfahren erstellt, nicht ohne die Ausreisenden praktisch bis zum völligen Vermögensverlust auszuplündern. Die Behörde arbeitete so effizient, dass sie schnell zum Vorbild für weitere Auswanderungsstellen wurde, so die Reichszentrale in Berlin oder später die Auswanderungsstellen in Prag oder Amsterdam. Heydrich brüstete sich bei einer Konferenz im Reichsluftfahrtministerium kurz nach der Reichskristallnacht, die Zentralstelle in Wien habe in kurzer Zeit immerhin 50 000 Juden aus Österreich herausgebracht, während es im Altreich nur 19 000 Juden waren.

Am 7. November 1938 hatte Herschel Grynszpan in Paris den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath bei einem Attentat getötet. Zu der Zeit war die Führungsspitze der NSDAP in München versammelt, um den 15. Jahrestag des Hitlerputsches zu begehen.

Von München aus erging nun die Weisung zu den seit der Machtübernahme heftigsten antisemitischen Ausschreitungen, die als Reichskristallnacht in die Geschichte eingegangen sind. 91 Tote, 267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte – das war die “offizielle” Bilanz der “berechtigten und verständlichen Empörung des deutschen Volkes“, wie das NS-Regime dazu erklärte. Tatsächlich starben mehr als 1300 Menschen. Über 1400 Synagogen oder Gebetshäuser, das war mehr als die

Hälfte in Deutschland und Österreich wurde stark beschädigt oder ganz zerstört. Am nächsten Tag wurden mehr als 30 000 männliche Juden in Konzentrationslager verschleppt. Das einzige was Göring daran zu kritisieren hatte war, die “volkswirtschaftlich unsinnige Zerstörung von Sachwerten”.

Wie Hitler schon bei der Tagung ausgeführt hatte, die im Hossbachprotokoll beschrieben wurde, stand jetzt die Tschechoslowakei auf seiner Tagesordnung. Schon vor dem Einmarsch in Österreich hatte er in der Reichstagsrede vom 20. Februar 1938 erklärt “

so wird auch das heutige Deutschland seine wenn auch um soviel begrenzteren Interessen zu vertreten und zu wahren wissen. Und zu diesen Interessen des Deutschen Reiches gehört auch der Schutz jener deutschen Volksgenossen, die aus eigenem nicht in der Lage sind, sich an unseren Grenzen das Recht einer allgemeinen menschlichen, politischen und weltanschaulichen Freiheit zu sichern.” Als Hebel in der Tschechoslowakei sollte Konrad Henlein mit seiner Sudetendeutschen Partei SdP (seit 1935, vorher Sudetendeutsche Heimatfront) Am 24. April 1938 stellte Henlein in Karlsbad ein acht-Punkte-Programm vor, ganz im Sinne Hitlers “immer so viel (zu)fordern, dass wir nicht zufrieden gestellt werden können.“

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Henlein forderte die volle Gleichberechtigung der deutschen Minderheit als Volksgruppe, die Feststellung und Anerkennung des deutschen Siedlungsgebiets innerhalb der Tschechoslowakei,den Aufbau einer deutschen Selbstverwaltung mit ausschließlich deutschen Beamten, die Wiedergutmachung der ab 1918 erlittenen wirtschaftlichen Schäden der deutschsprachigen Bewohner und endlich die „volle Freiheit des Bekenntnisses zum deutschen Volkstums und zur deutschen Weltanschauung”.

Der tschechische Premierminister Milan Hodza war bereit dieser Forderung mit dem Entwurf einer neuen Verfassung entgegenzukommen. Der tschechische Präsident Edvard Benes lehnte dies aber ab. Am 21. Mai nahm die Tschechoslowakei

eine Teilmobilmachung vor, die von Großbritannien und Frankreich gebilligt wurde.

Hinter den Kulissen gab es wegen der Sudetenkrise, die ja die Gefahr eines zunächst nur europäischen Krieges befürchten ließ, hektische diplomatische Aktivitäten. Auch Bürckel hatte sich da eingeschaltet. Er hatte geheime Kontakte zur böhmischen Hocharistokratie geknüpft, vor allem zu Max Egon von Hohenlohe-Langenburg. Dieser hatte sich schon vor der Sudetenkrise für eine Gleichstellung der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei eingesetzt. Er hatte hervorragende kontakte

nach allen Seiten. Er bewegte sich ganz ohne offizielle Funktion in den unterschiedlichsten Kreisen, beim britischen Foreign office, beim tschechischen Präsidenten und Ministerpräsidenten aber auch beim Staatsekretär in Berlin. Auch der Wiener Bürgermeister

Neubacher hatte Kontakte nach England und zwar zu dem böhmischen Grafen Alfred Dubsky, der über enge Verbindungen zu Londoner Regierungskreisen verfügte. Über ihn erfuhr Neubacher von deren diplomatischen Schritten zur Lösung der Sudetenkrise.

Neubacher gab seine Informationen dann an Bürckel weiter. Diese deutsch-böhmische Adelsgruppe stand aber auch mit der konservativen, vor allem militärischen Opposition in Kontakt. So blieben dieser die Kontakte Bürckels natürlich nicht verborgen.

Sie hofften, Bürckel für ihre Pläne zur Vermeidung des Krieges zu gewinnen. Es ist alles nichts Näheres bekannt, ob es Kontaktversuche der Militäropposition zu Bürckel gegeben hat. Bürckel hatte in seinen Reden zur Volksabstimmung immer wieder den ehrlichen Friedenswillen des deutschen Reiches betont. Auch als die Sudetenkrise ihrem Höhepunkt zustrebte, betonte Bürckel die feste Entschlossenheit gegen jeden, der den Frieden stören wolle.

In England war Neville Chamberlain seit 1937 Premierminister. Schon sein Vorgänger Ramsay MacDonald begegnete Hitler mit der “Appeasement”-Politik, also einer Beschwichtigungspolitik. Dieses Konzept ein Nachgeben innerhalb bestimmter, als „vernünftig“ geltender Regeln vor und tat gleichzeitig Hitlers Attacken als bloß rhetorisch ab. Auch Edouard Daladier mehrfacher französischer Ministerpräsident, zuletzt wieder von 1938-1940 folgte den Briten mit dieser Politik. Die Tschechoslowakei musste einsehen,

dass sie keinen Bündnispartner mehr hatte, der bereit war, für sie zu kämpfen. Dafür hatte sie einen Nachbarn, der täglich zielstrebig das Feuer weiter schürte. Außerdem schlug Hermann Göring am 1. August dem ungarischen Botschafter vor, Ungarn solle ebenfalls Gebietsforderungen an die Tschechoslowakei stellen und auch Polen wurde ermuntert, dies zu tun.

Am 12. September sagte Hitler in seiner Abschlussrede zum Reichsparteitag. “wenn diese gequälten Kreaturen kein Recht und keine Hilfe selbst finden können, sie beides von uns bekommen können. Die Rechtlosmachung dieser Menschen muss ein Ende nehmen.”

(bezogen auf die Sudetendeutschen)(Aus Max Domarus (Hg)Hitler.Reden und Proklamationen 1932-1942 2 Bde. Neustadt an der Aisch, Bd I, S. 897-906, bes. S. 901). Diese Rede stieß im Sudetenland auf begeisterte Zustimmung, löste aber auch Unruhen aus,

bei denen es Tote gab. Daraufhin erklärte sich Chamberlain bereit, unverzüglich mit Hitler zusammenzutreffen. Obwohl Hitler Chamberlain mehrfach brüskiert. Schon die Tatsache, den Gast nicht an einem Ort in der Mitte zwischen Berchtesgaden und London zu treffen, sondern ihn zwingt, auf den Berghof zu reisen, war eine Zumutung. Dort empfängt er ihn  so, dass er bei der Begrüßung auf der Freitreppe zwei Stufenüber ihm steht, war ein diplomatischer Affront. Als Hitler vorbringt, Benes  wende Gewalt gegen

seine Landsleute im Sudetenland an, er lasse sich das nicht länger bieten und werde diese Frage in kürzester Zeit aus eigener Initiative lösen “so oder so”. Auf diese unverhohlene Drohung von Gewaltanwendung, droht der Gast seinerseits mit der Abreise.

Hitler muss nachgeben und wenigstens grundsätzlich in offenen Verhandlungen einwilligen. Damit war Hitlers Eskalationsstrategie zunächst mal gescheitert. Der geplante Angriff auf die Tschechoslowakei sollte als Reaktion auf vermeintliche antideutsche

Maßnahmen der Prager Regierung kaschiert werden. Lord Walter Runciman  war schon am 8. August als Sonderbotschafter nach Prag geschickt worden um dort den Stand der sudetisch-tschechischen Differenzen zu ermitteln und gegebenenfalls auch zu vermitteln.

Sein Bericht, den er am 21. September abgab, war für die Tschechen nicht sehr gut  “Mein Eindruck ist, dass die tschechische Verwaltung im Sudetengebiet, wenn sie auch in den letzten 20 Jahren nicht aktiv unterdrückend und gewiß nicht “terroristisch” war, dennoch einen solchen Mangel an Takt und Verständnis und so viel kleinliche Intoleranz und Diskriminierung an den Tag legte, dass sich die Unzufriedenheit der deutschen Bevölkerung unvermeidlich zu einem Aufstand fortentwickeln mußte”

Er gibt die Empfehlung ab,die Grenzbezirke mit überwiegend deutscher Bevölkerung unverzüglich von der Tschechoslowakei zu trennen und Deutschland anzugliedern.

Chamberlain hatte Hitler nach dem treffen auf dem Berghof zugesagt, die Frage des Selbstbestimmungsrechts für die Sudetendeutschen sofort mit seinem Kabinett in London zu beraten und dann zu einem zweiten Gespräch nach Deutschland zurückzukommen.

Chamberlain hatte ja kein Mandat der Tschechoslowakei. Er hatte auch noch keine Zustimmung der Tschechen für die Anschlussforderungen Henleins und Hitlers. Hitler sicherte aber zu, die Wehrmacht nicht marschieren zu lassen, so lange die deutsch-britischen Gespräche laufen. Am 19. September forderte die englische und französische Regierung nun auf, Gebiete mit mehr als 50% sudetendeutscher Bevölkerung an das Deutsche Reich zu übergeben. Das lehnte die Tschechoslowakei aber ab. Zwei Stunden später

erklärt Hodza aber, dass die Tschechoslowakei im Falle eines Krieges ohne britische Unterstützung zum nachgeben bereit wäre. Da England und Frankreich klarstellen, den Tschechen beizustehen, falls Deutschland angreift, hat die Tschechoslowakei keine Wahl

und muss nachgeben. Der englisch-französische Plan zur Abtretung der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Gebiete wird akzeptiert, wenn auch “unter Schmerzen”. Der tschechische Staatspräsident Beneš hatte Frankreich noch einen

anderen Vorschlag gemacht, nämlich böhmische Landesteile mit 800-900.000 Sudetendeutschen an Deutschland abzutreten. Im Gegenzug sollten 1,5 bis 2 Millionen Sudetendeutsche aus der Tschechoslowakei nach Deutschland ausgesiedelt werden. Das findet

aber keine Zustimmung. Beneš  sucht nun Hilfe von der Sowjetunion. Da aber Polen und Rumänien keine Durchmarscherlaubnis für die Rote Armee in die Tschechoslowakei geben, ist auch von da keine Hilfe zu erwarten.Dass die Tschechoslowakei am 21. September die Abtretung des Sudetenlands akzeptiert hatte, machte den Weg frei für das zweite Treffen von Chamberlain und Hitler, diesmal in Bad Godesberg vom 22.-24.September. Chamberlain erklärt dass der französisch-britische Plan nur unter großen

Mühen und Druck zustande gekommen ist. Aber statt von Hitler Dank zu ernten sieht sich der englische Premierminister neue Forderungen Hitlers gegenüber. Er verlangt die gleichen Regelungen für die ungarische und die polnische Minderheit sowie die sofortige Besetzung der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Zonen durch die Wehrmacht innerhalb von nur vier Tagen. In die Gespräche hinein wurde, die Nachricht bekannt, die Tschechoslowakei habe mobil gemacht. Chamberlain erklärte dies als tschechische Defensivmassnahme. Hitler interpretierte dies als aggressiven Akt der tschechoslowakischen Staatsführung. Auf deutscher Seite stehen nun sieben Divisionen. Hitler beharrt darauf, dass seine Forderungen bis zum1. Oktober erfüllt werden. Andernfalls so droht er, werde er die Sudetengebiete mit Gewalt besetzen. Dann gibt es plötzlich ein Vermittlungsangebot des italienischen Diktators Mussolini, das Hitler überhaupt nicht zu Pass kommt.Hitler lädt die Staats- und Regierungschefs aus Rom, Paris und London nach München ein.  Hitler sorgt dafür, dass die Tschechoslowakei, um die es ja geht, von den Verhandlungen ausgeschlossen bleibt. Es kommt zum “Münchner Abkommen “von 1938. Es ist keine Vereinbarung zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei sondern der drei Siegermächte des Ersten Weltkriegs. Diese  vereinbaren die Räumung der Sudetenlande mit der Tschechoslowakei. Sie haben ja auch in Saint-Germain-en-Laye die Auflösung der österreichischen Reichshälfte mi dem dort geschlossenen Staatsvertrag nach dem Ende des 1. Weltkriegs die Tschechoslowakei gegründet. Mit dem Abkommen gaben die damaligen Siegermächte ihre Zustimmung zum Anschluss des gesamten Sudetenlandes an das Deutsche Reich.

Teile der Wehrmacht standen zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft Hitler und seinen Kriegsplänen durch aus kritisch gegenüber. Im Laufe der Sudetenkrise bildete sich ein Widerstandskreis an dem Militärs aus dem Heer aber auch Beamte aus dem auswärtigen Amt beteiligt waren. Einer der wichtigsten Planer war der Abwehroffizier Hans Oster. Er hatte schon 1935 begonnen ein Netzwerk von Opponenten des NS-Regimes in Staat, Verwaltung und Sicherheitsorganen zu knüpfen. Auch sein Chef Wilhelm Canaris war an den Plänen für den Umsturz beteiligt. Ranghöchster Militär war Ludwig Beck, Generalstabschef des Heeres. Er hatte nach dem Hossbachprotokoll die Absicht des Führers kritisiert, die Tschechoslowakei so schnell wie möglich anzugreifen. Im August 1938 bat er um Enthebung von seiner Stellung und übergab am 27. August die Dienstgeschäfte an Franz Halder. Alle drei wurden später im Zuge des Attentates vom 20.Juli 1944 getötet, Beck direkt nach dem Attentat, als die ihm zugestandene Selbsttötung nicht glückte, Oster und Canaris kurz vor Kriegsende in Flossenbürg. Bei der “Septemberverschwörung” wurde geplant, dass Hitler am 28. September 1938 gefangen genommen und vor Gericht gestellt werden. Der Plan wurde dann noch so abgeändert, dass Hitler getötet werden sollte. Am 28. September kam aber die überraschende Nachricht von der Münchner Konferenz. Hitler hatte teilgenommen und der friedlichen Lösung der Sudetenfrage zugestimmt. Nicht nur, dass er alle seine Ziele erreicht hatte. Er stand nun auch noch als Wahrer des Friedens da. Die Verschwörer hatten ihre Waffe  Hitlers militärisches Abenteurertum verloren. Die Popularität des Führers hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Verschwörer erholten sich von dieser Wende lange nicht. Nur ein kleiner Kern blieb zusammen. Erst mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg gelang es wieder Staatsstreichpläne zu schmieden, die über ein blosses Attentat hinausgingen. Der Gestapo wurden die Umsturzpläne vom September 1938 erst bekannt, als nach dem 20. Juli

Akten in einer Außenstelle des Amtes Abwehr in Zossen gefunden wurden.

Was hatte Hitler erreicht? Er hatte einen großen Gebietsgewinn erzielt. Er hatte  der Tschechoslowakei das Befestigungssystem abgenommen, neue Industrien gewonnen und Benes ins Exil gezwungen. aber er hatte mehr gewollt. Das Ziel war Prag.

Zwar hatte er in seiner Rede im Sportpalast am 26. September 1938 zwei Tage vor der Münchner Konferenz vollmundig erklärt, was er Chamberlain gesagt habe: “Ich habe ihm weiter versichert und wiederhole es hier, daß es – wenn dieses Problem gelöst ist ist — (gemeint ist das Problem “Sudetenland”)für Deutschland in Europa kein territoriales Problem mehr gibt! “(online in www.ns-archiv.de/krieg/1938 )

Aber  nur drei Wochen später gibt er den Geheimbefehl zur Erledigung der “Resttschechei” Am 1. Oktober besetzen deutsche Truppen das Sudetenland. Vom 2.bis 10. Oktober besetzten polnische Truppen das Olsagebiet. Das ist in etwa das Gebiet des Herzogtums

Teschen im Habsburger Reich. Die Polen leiteten ihren Anspruch aus dem Zusatzabkommen zum Münchner Abkommen ab. “Sobald die Frage der polnischen und ungarischen Minderheiten in der Tschechoslowakei geregelt ist, werden Deutschland und Italien ihrerseits der Tschechoslowakei eine Garantie geben. “ Auch Ungarn machte daraus seine Ansprüche geltend und erhielt durch den Ersten Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938 den die Außenminister des Deutschen Reichs Ribbentrop und Italiens Ciano beschlossen hatten, in der Südslowakei und in der Karpatoukraine, wo eine ungarische Bevölkerungsmehrheit lebte, Gebiete zugesprochen.Berlin arbeitete weiter gezielt an der Destabilisierung der Tschechoslowakei. In der folge der Abtretungen musste die

Regierung den Provinzen Slowakei und Ruthenien eine umfassende Autonomie mit eigenem Parlament und eigener Regierung zugestehen. In der Slowakei war man damit aber nicht zufrieden. Slowakische Extremisten strebten eine Loslösung von der Tschechoslowakei mit totaler Selbstständigkeit an, voll unterstützt von Berlin. In einem Gespräch mit Ďurčanský, 1939-1940 Innen-und Außenminister des Slowakischen Staates sagte Hermann Göring: “Eine Tschechei ohne Slowakei ist uns, noch mehr, restlos

ausgeliefert.”(IMG Internationaler Militärgerichtshof Bd. III S. 171)

Seyss-Inquart schaltete sich ein. Er genoss bei den slowakischen Politikern Sidor, Tiso und Hlinka ein gewisses vertrauen, da er sich bei den Verhandlungen zum Wiener Schiedsspruch erfolgreich für die slowakischen Interessen eingesetzt hatte. Für ihn sprach auch, dass er wie  die slowakischen Politiker  eine katholische, konservative Herkunft hatte. Für Seyss-Inquart war es die Gelegenheit, verlorenen Boden gutzumachen.Aber auch Bürckel  mischte mit.

Am 9. März ließ Hacha, der seit dem Rücktritt von Benes Präsident der Tschechoslowakei war, die Slowakei besetzen. Die Zentralregierung setzte Tiso ab. Neuer slowakischer Regierungschef wurde Sidor. Berlin betrachtete auch nach seiner Absetzung Tiso noch als

legitimen Vertreter. Außerdem lehnte Sidor die Ausrufung der Selbstständigkeit der Slowakei ab.  Nun sollte Tiso den Slowakischen Staat ausrufen. Agenten des SD luden Tiso offiziell ein nach Berlin zu kommen. Auch ein Gespräch mit Hitler wurde in Aussicht gestellt. In Begleitung von Ďurčanský und Keppler traf er am 13. März in Berlin ein. Er hatte sich vorher von der neuen slowakischen Regierung die Zustimmung zur Reise nach Berlin geben lassen. Ribbentrop und Hitler verlangen von Tiso eine unverzügliche Entscheidung ob die Slowakei selbstständig werden wolle. Gleichzeitig informieren sie ihn über den ungarischen Truppenaufmarsch an der Slowakei. Doch auch Tiso will die Selbstständigkeit der Slowokei auf legalem Weg erreichen.

Er hatte schon vor seinem Abflug nach Berlin den slowakischen Landtag für den nächsten Tag einberufen. Tiso ist am nächsten Tag in Pressburg zurück. In einer kurzen Rede informiert er den Landtag über sein Gespräch in Berlin. Die Regierung Sidor tritt zurück.

Tiso erklärt “Kraft des Selbstbestimmungsrecht der Völker erkläre ich hiermit die Unabhängigkeit der Slowokei (nach Benoist-Méchin, Histoire de l’armée allemande Bd. 6, S. 65) Alle Abgeordneten erheben sich zum Zeichen der Zustimmung.

Am 18. März wurde zwischen der Slowakei und dem Deutschen Reich ein “Schutzvertrag” abgeschlossen.

Die Erledigung der  Resttschechei war nun auch rasch über die Bühne gegangen. Schon am 14. März überschreiten deutsche Soldaten die tschechische Grenze und besetzen Mährisch-Ostrau. Hácha war nach Berlin gebeten worden, wobei es so arrangiert worden war,

als ob der Gesprächswunsch von den Tschechen ausgegangen wäre. Es war nun keine Verhandlung die folgte, sondern ein Diktat. Hitler erklärt dem tschechischen Präsidenten, dass er den Befehl gegeben habe, in die Rest-Tschechoslowakei einzurücken und das es nur zwei Möglichkeiten gebe, entweder die tschechische Armee leiste keinen Widerstand, dann würde er der Tschechoslowakei die größtmögliche Autonomie gewähren, mehr als sie im Habsburger Reich gehabt hätte. Falls die Armee widerstand leiste, werde sie mit allen zur Verfügung stehenden Mittel vernichtet werden.Der aus dem Urlaub herbeigerufene Generalfeldmarschall setzt mit der Drohung nach, Prag bombardieren zu lassen. Hácha gibt nach und unterschreibt am frühen morgen eine Erklärung, dass er” das Schicksal des tschechischen Volkes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches legt” (ADAP, Serie D, Bd.IV, Dokument 229)

Bis zum Abend hat die Wehrmacht die Landesteile Böhmen und Mähren besetzt. Am Abend traf Hitler in Prag ein. aus der Tschechoslowakei war das Protektorat Böhmen und Mähren geworden. Zum Reichsprotektor wird Konstantin Freiherr von Neurath bestellt.

Bürckel wurde Chef der Zivilverwaltung in Mähren mit Sitz in Brünn.

Die Zerschlagung der Tschechoslowakei wird international als Bruch des Münchner Abkommens angesehen. England, Frankreich, Polen, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion erkennen die faktische Annexion nicht an. Die USA verhängten ab dem 17. März

1939 einen Strafzoll in Höhe von 25 % auf alle deutschen Importe. Folgenreichste Entscheidung wie sich bald zeigen sollte, war eine Garantieerklärung, die England und Frankreich dem polnischen Staat am 31. März gaben.

Die Angliederung Böhmens und Mährens ohne Krieg, die Untätigkeit der Regierungen in London, Paris und Moskau sieht Hitler als Schwächezeichen und zieht den falschen Schluss, dass sie nicht in der Lage seien, sich zu einer Abwehr durchzuringen. Bestärkt wird er

in seiner Annahme dass die Botschafter Francois-Poncet und Henderson wiederholt militärisches Eingreifen angedroht hatte. Passiert war aber nichts.

Noch einmal fällt ein weiteres Gebiet ans Reich zurück. 1920 war das Memelland abgetrennt worden. Es wurde als Völkerbundsmandat unter französische Verwaltung gestellt. 1923 drangen litauische Soldaten und Freischärler in das Memelgebiet ein und vertrieben 200 französische Soldaten. Die Ständige Botschafterkonferenz der Siegermächte legt Protest ein. Litauen weigerte sich jedoch, das Memelland herauszugeben. Die Siegerstaaten gaben nach und übertrugen am 16. Februar 1923 die Souveränität über das Memelgebiet an Litauen. Der Völkerbund schloss aber nun mit dem Land Litauen die Memelkonvention .Als Anhang gehörte dazu das Memelstatut. Die litauische Regierung ist durch einem Gouverneur im Memelland vertreten. Ohne dass sie befragt wurden, werden die Memelländer Litauer. Ständige Reibereien sind an der Tagesordnung. Nach dem Österreich und das Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen worden waren, wollen auch die Memelländer “heim ins Reich”.

Litauen will sich  nun seinen Anspruch auf das Memelland von Frankreich und England garantieren lassen, erhält die Garantie aber nicht.  Am 31. Oktober 1938 will Litauen die deutsch-litauischen Beziehungen neu zu gestalten und bittet um eine

Erklärung  Deutschlands  zur Unverletzbarkeit des litauischen Staatsgebiets. Da dies praktisch einen Verzicht auf das Memelland bedeutet, kommt diese Erklärung natürlich nicht. Vor weiteren Gesprächen verlangt Deutschland aber erst einmal die

völlige Einhaltung der Autonomie für das Memelland. Am 1. Dezember erklärt Litauen die Bereitschaft, dem Memelgebiet die volle Autonomie zu geben. Im Außenministerium werden zwei Vertragsentwürfe entworfen. Im Entwurf I steht

die Rückkehr des Memellands zu Deutschland  als Gegenleistung einen litauischen Freihafen und Wirtschaftsprivilegien in Memel. Entwurf II sieht nur die volle Autonomie für das Memelland vor. Am 11. Dezember 1938 finden wieder Wahlen statt.

die deutsche Liste erhält 87 % der Stimmen, was man auch als Votum der Bevölkerung für den Anschluss an das reich werten könnte. Am 20. März 19139 reist der litauische Außenminister Urbšys  nach Berlin. Dort wird er von Ribbentrop vor die Wahl

gestellt die Streitfrage gütlich zu lösen. Litauen gibt das Memelland zurück, dafür erhält es einen Freihafen. Falls nicht, haben die Militärs das Wort. Am Tag darauf berät das litauische Kabinett darüber. Am 22. März 1939 schließen Litauen und das Deutsche

Reich darüber einen Vertrag ab.

Heimkehr Memel

 

Danach ging es zielstrebig der nächsten militärischen Auseinandersetzung entgegen. Am 11. April gibt Hitler die “Weisung für die einheitliche Kriegsvorbereitung der Wehrmacht für 1939/40”. Darin ist der Fall Weiss, der die Planung für einen Angriff auf Polen enthielt.

Die englisch-französische Garantieerklärung für Polen, sowie die Weigerung Polens Zugeständnisse in der Korridor- Frage zu machen, nahm Hitler zum Anlass, am 28. April sowohl das englisch-deutsche Flottenabkommen als auch den Nichtangriffspakt mit Polen zu kündigen.

Am 23. Mai 1939 berief er die Oberbefehlshaber der Wehrmacht auf dem Oberberghof ein. Dort erklärte er den versammelten Kommandeuren, dass eine Auseinandersetzung mit Polen unvermeidlich sei und auch worum es vor allem gehe.

“Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie der Lösung des Baltikum- Problems. Lebensmittelversorgung ist nur von dort möglich, wo geringe Besiedelung herrscht. Neben der Fruchtbarkeit wird die deutsche, gründliche Bewirtschaftung die Überschüsse gewaltig steigern. “ (NS-Archiv, 23.05.1939).

Am 23. August 1939 unterzeichneten Ribbentrop und Molotow in Moskau in Anwesenheit Stalins den Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt. Er stand zwar im Widerspruch zu Hitlers bisherigen antibolschewistischen Haltung. Aber er vereitelte

die britisch-französischen Bestrebungen die Sowjetunion in eine Allianz gegen das nationalsozialistische Deutschland einzubinden. Vor allem hielt er ihm den Rücken frei zu einem Überfall auf Polen.

Im Geheimen Zusatzprotokoll wird auch die Aufteilung, Ausbeutung und Unterdrückung Europas durch das nationalsozialistische Deutschland und die stalinistische Sowjetunion aktenkundig gemacht.

“Aus Anlass der Unterzeichnung des Nichtangriffsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken haben die unterzeichneten Bevollmächtigten der beiden Teile in streng vertraulicher Aussprache die Frage der Abgrenzung der beiderseitigen Interessenssphären in Osteuropa erörtert. Diese Aussprache hat zu folgendem Ergebnis geführt:

  1. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung in den zu den baltischen Staaten (Finnland, Estland, Lettland, Litauen) gehörenden Gebieten bildet die nördliche Grenze Litauens zugleich die Grenze der Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR. Hierbei wird das Interesse Litauens am Wilnaer Gebiet beiderseits anerkannt.
  2. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung der zum polnischen Staate gehörenden Gebiete werden die Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR ungefähr durch die Linie der Flüsse Narew, Weichsel und San abgegrenzt.
    Die Frage, ob die beiderseitigen Interessen die Erhaltung eines unabhängigen polnischen Staates erwünscht erscheinen lassen und wie dieser Staat abzugrenzen wäre, kann endgültig erst im Laufe der weiteren politischen Entwicklung geklärt werden.
    In jedem Falle werden beide Regierungen diese Frage im Wege einer freundschaftlichen Verständigung lösen.
  3. Hinsichtlich des Südostens Europas wird von sowjetischer Seite das Interesse an Bessarabien betont. Von deutscher Seite wird das völlige politische Desinteressement an diesen Gebieten erklärt.
  4. Dieses Protokoll wird von beiden Seiten streng geheim behandelt werden.

Moskau, den 23. August 1939.” (NS-Archiv, 23.8.1939)

Ab Ende August inszenieren SS-angehörige als polnische Freischärler getarnt immer wieder Grenzzwischenfälle. Die bekannteste war der angebliche Überfall auf den Sender Gleiwitz. Am 1. September erfolgt der Angriff auf Polen.

Im Reichstag hält Hitler die berühmte Rede:”Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft. Wer selbst sich von den Regeln einer humanen Kriegsführung entfernt, kann von uns nichts anderes erwarten, als dass wir den gleichen Schritt tun. Ich werde diesen Kampf, ganz gleich, gegen wen, so lange führen, bis die Sicherheit des Reiches und bis seine Rechte gewährleistet sind” Er hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass

England und Frankreich “nur mit dem Säbel rasseln” würden. Umso mehr war er erschüttert, als ihm die beiden Westmächte noch am Abend des 1. September eindeutige Ultimaten überreichen ließen und am 3. September den Krieg erklärten.

Allerdings griffen sie noch nicht aktiv in den Krieg ein. An Kopfstärke gemessen Angreifer waren der polnischen Armee gleich. Rüstungstechnisch und an Beweglichkeit war die Wehrmacht aber weit überlegen. Das taktische Konzept war von dem Zusammenspiel von Luftwaffe und Heer bestimmt. Vom ersten Tag an führte die Wehrmacht den Krieg mit grausamer Härte. Schon am 6. Oktober kapitulierten die letzten Truppenteile. Die Sowjetunion und Deutschland teilten Polen unter sich auf, wie sie es in ihrer Zusatzvereinbarung zum Nichtangriffspakt abgemacht hatten. Die deutsch besetzten Gebiete wurden als Danzig-Westpreussen und Wartheland als Reichsgaue in das Deutsche Reich inkorporiert. Was nicht in der sowjetischen Interessensphäre lag, wurde

“Restpolen” in einem Generalgouvernement okkupiert und ausgebeutet.

Im Westen kam es zunächst zum Sitzkrieg oder französisch drôle de guerre. Frankreich startete am 9. September die Saaroffensive und überschritt im Saarland die Grenze. Die Wehrmacht zog sich hinter den Westwall zurück. Frankreich war nicht auf einen

Offensivkrieg vorbereitet und auf deutscher Seite gab es einen Führerbefehl, der untersagte, die Grenze ohne ausdrückliche Genehmigung Hitlers zu überschreiten. Man wollte auf jeden fall einen Zweifrontenkrieg vermeiden.

Am 9. April 1940 begann das Unternehmen “Weserübung”. Das war die Besetzung Norwegens und Dänemarks zum einen um sich die Häfen Norwegens zu sichern, zum andern um eine Seeblockade zu verhindern. Außerdem sollte die Kontrolle der Ostseezugänge

und vor allem die Eisenerzversorgung aus Schweden gesichert werden. Am 10. April 1940 begann der insgesamt 29 mal verschobene Westfeldzug. Am 10. Januar gelangten die Belgier und damit auch die Engländer und Franzosen in Besitz des Plans für einen wichtigen Teil des deutschen Einfalls in Frankreich und der Niederlande. Ein Kurier sollte die Unterlagen zu einer Stabsbesprechung nach Köln bringen. Dort wurde er aufgehalten. Er erhielt ein Angebot in einer Kuriermaschine der Luftwaffe mitzufliegen.

Er nahm es an trotz strengen Verbotes, Geheimsachen auf dem Luftweg zu befördern. Der Pilot verflog sich bei dichtem Nebel und landete in Belgien. Bevor die Akten vernichtet werden konnten, trafen belgische Gendarmen ein. Daraufhin wurde ein völlig

neuer Angriffsplan ausgearbeitet. Erich von Manstein erarbeitete den “Sichelschnittplan” . Statt wie leicht vorauszuberechnen ähnlich wie im Schlieffenplan im 1. Weltkrieg in einer Umfassungsbewegung durch Belgien nach Frankreich vorzustoßen,

änderte er die Angriffsrichtung. Der Angriffsschwerpunkt sollte nun in den Ardennen liegen. Diese bewaldete Bergland schien Frankreich nicht für einen Panzerangriff geeignet zu sein. Entsprechend schwach waren die dort postierten Einheiten.

Das Überraschungsmoment war voll auf deutscher Seite. Zwar gelang es den Belgiern fast alle Brücken zu sprengen. Obwohl das Marschtempo so erheblich eingeschränkt wurde, erreichten die Spitzen der Panzertruppe General Guderians bereits am 12. Mai die Maas. Am 18. Mai war bereits die Kanalküste erreicht. Am 24. Mai wurde Dünkirchen erreicht. Dort war das britische Expeditionskorps. Es konnte aber entkommen, nicht zuletzt wegen des Haltebefehls, den Rundstedt gegeben hatte. 338.000 Mann konnten übergesetzt werden. In Frankreich hinterließ die Evakuierung aber auch ein Gefühl des Im Stich gelassen seins. Der Krieg in Frankreich war rasch zu Ende. Am 14. Juni marschierte die Wehrmacht in Paris ein. Am 22. Juni wurde in Compiegne der Waffenstillstand geschlossen. Hitler machte daraus seinen persönlichen Triumph. Schon der Ort war mit Bedacht ausgewählt. Dort hatte 22 Jahre zuvor Matthias Erzberger die deutsche Kapitulation unterschreiben müssen. Sogar den Waggon in dem das stattgefunden hatte,

hatte Hitler aus dem Museum holen lassen und auf die Gleise stellen lassen. Die “Vorrede” zum Waffenstillstandsabkommen drückt genau dieses aus.

“Wenn zur Entgegennahme dieser Bedingungen der historisch Wald von Compiègne bestimmt wurde,  dann geschah es, um durch diesen Akt einer
wiedergutmachenden Gerechtigkeit — einmal für- immer – eine Erinnerung zu löschen, die für Frankreich kein Ruhmesblatt seiner Geschichte war, vom
deutschen Volke aber als tiefste Schande aller Zeiten, empfunden wurde. (online unter www.zaoerv.de)

Der Sieg über Frankreich wurde vom Nationalsozialismus als dreifacher Triumph empfunden. Einmal war es das Ende eines Ringens über drei Jahrhunderte hinweg. Und Deutschland war schließlich siegreich geblieben. Ludwig XIV. hatte den Kampf

um die Rheinlinie begonnen. Stück um Stück ging in dessen Verlauf für das Deutsche Reich verloren. Dann war es der Sieg “über die abgelegten Ideale” von 1789, über die “Untermenschenrevolution” (Zitat aus Das Schwarze Korps, vom 22.08. 1940)

mit Postulaten der Menschenrechte, der parlamentarischen Regierungsform, der Demokratie, “den sanften Idealen und der brutalen Wirklichkeit” (Eugen Mündler im “Reich” vom 21.7. 1940). Auch über die Urheber und Hüter der Versailler Ordnung wurde triumphiert. Frankreich und England hatten ja den Völkerbund dominiert und dabei die kleinstaatliche Klientel bedient. Im kleinen Kreis wurden nun die Pläne für die Aufteilung Frankreichs erörtert. Burgund stand im Blickpunkt der publizistischen Vordenker.

Gehörte es ihrer Meinung nach zum  “germanischen Kreis” wie die Champagne und Elsass-Lothringen. Himmler hatte in Burgund die deutschen Südtiroler ansiedeln wollen. In Elsass-Lothringen wurde eine Politik der Rückgliederung schon in den ersten

Anordnungen der Militärverwaltung im Jahre 1940 erkennbar. Das Vorgehen wurde gleichermaßen bestimmt durch das Verlangen nach Wiedergutmachung der Inbesitznahme von 1681 und 1918 wie auch dem germanischen Blut-und Rassemythos.

Man führte den Begriff des volksdeutschen Elsass-Lothringer ein, um die alteingesessene Bevölkerung von der 1918 zugewanderten französischen Bevölkerung zu unterscheiden. (zu diesem kurzen Abschnitt der Aufsatz “Nationalsozialistische Europaideologie”

von Paul Kluke in Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte online www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1955_3_2_kluke.pdf)

Zurück zu Bürckel.

Am 2. 8. 1940 unterzeichnete Hitler einen Geheimerlass. Damit ernannte er die Gauleiter Bürckel Westmark und Wagner Baden als Chefs der Zivilverwaltung CdZ in Lothringen bzw. im Elsass.(Institut für Zeitgeschichte Fb 91 Fotokopie) Wie das schon bei Bürckel in Österreich geschehen war, wurden sie einerseits Hitler unmittelbar unterstellt andererseits waren sie an die fachlichen Weisungen der obersten Reichsbehörden gebunden. Dies zeigte, dass Hitler gewillt war, Elsass-Lothringen dem Deutschen Reich einzuverleiben. In einer Besprechung mit den beiden Gauleitern erläuterte Hitler seine Zielvorstellung, dass Elsass-Lothringen in 10 Jahren völlig deutsche Gebiete würden.

Am 2. August 1940 wurde Bürckel in seinen Funktionen als Gauleiter und Reichsstatthalter durch Baldur von Schirach abgelöst. Dieser war vorher Reichsjugendführer. Nach seiner Ernennung zum Gauleiter von Wien wird er Beauftragter der für die Inspektion der

gesamten HJ. Außerdem wird er ab September mit der Kinderlandverschickung beauftragt. Während des Zweiten Weltkriegs waren rund 5 Millionen Kinder und Jugendliche aus den durch Luftangriffen bedrohten Städten evakuiert worden.

In Wien wurde Bürckel keine Träne nach geweint, weder von den Wienern noch von vielen Parteifunktionären. Wie schon öfters gezeigt stieß er öfters auch mit Ministern zusammen, da er von niemanden einen Kompetenzrahmen respektierte,

wenn es um die Durchsetzung seiner Vorstellungen ging. Er konnte sich das leisten, da er bei Hitler in höchstem Ansehen stand und von dort praktisch immer Rückendeckung erhielt. In Wien kam seine joviale Pfälzer Art nicht an. Hinter vorgehaltener

Hand sprach man vom “Bierleiter Gauckel”, womit auch auf seine Affinität zum Alkohol angespielt wurde. Am 10. August wurde er offiziell verabschiedet. Von Heß bekam er ein persönliches Schreiben von Hitler überreicht. Er erhielt zahllose Geschenke.

Der Dr.Ignaz-Seipel-Ring wurde in Josef-Bürckel-Ring umbenannt. Allerdings erhielt er am 27. April 1945 seinen alten Namen zurück.

 

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Ein weiteres Kapitel bleibt mit dem Namen der beiden Gauleiter verbunden, nämlich die Deportation von rund 6500 badischer und pfälzer Juden nach Gurs.  In der Nacht vom 20. auf 21. Oktober 1940 zum Abschluss des Laubhüttenfestes musste sich die

jüdische Bevölkerung reisefertig machen. Sie hatte dazu nur rund 2 Stunden Zeit. Nur 50 Kilo Gepäck und eine Barschaft von 100 Reichsmark durfte mitgenommen werden. In sieben Eisenbahnzügen aus Baden und zwei aus der Pfalz wurden die Deportierten nach

Gurs am Fuß der Pyrenäen deportiert. Organisiert hatte die Züge Adolf Eichmann. Gurs war ursprünglich als Internierungslager für politische Flüchtlinge und Kämpfer im Spanischen Bürgerkrieg eingerichtet worden. Für so viele Menschen war

das Lager ursprünglich natürlich nicht vorgesehen. Entsprechend katastrophal waren die hygienischen Bedingungen. Im Schnitt starben täglich sieben Menschen. Die beiden Gauleiter aber konnten am Abend der Deportation stolz nach Berlin

melden “Mein Gau ist judenfrei”. Ab September 1941 wurde mit den ersten Vergasungen in Auschwitz begonnen. Ab August 1942 wurden die Insassen, die bisher in Gurs überlebt hatten, in die Vernichtunsglager im Osten weiter transportiert und

dort umgebracht.

Vor den letzten Lebensjahren von Bürckel nochmal ein Blick auf das Gesamtgeschehen.

Nachdem Frankreich kapituliert hatte, ging der Krieg trotzdem weiter, weil  Großbritannien das sogenannte Friedensangebot vom 19. Juli 1940 nicht annahm. Mit der Weisung 16 vom 16.Juli 1940 hatte Hitler die Vorbereitung zu einer Landungsoperation

gegen England vorzubereiten, die dann unter dem Namen Unternehmen Seelöwe lief. Die Vorbereitung sollte Mitte August abgeschlossen sein. “Die englische Luftwaffe muss moralisch und tatsaechlich so weit niedergekaempft sein, dass sie keine nennenswerte Angriffskraft dem deutschen Uebergang gegenueber mehr zeigt. “ hieß es in der Weisung. Am 2. Juli begann nun Göring die “Luftschlacht um England”. Zunächst erfolgte eine begrenzte Offensive gegen die Schifffahrt im Ärmelkanal. Ziel war auch, die

RAF durch die Vernichtung ihrer Flugzeuge in der Luft zu schlagen.Aber die deutsche Luftwaffe erlitt  sehr schnell große Verluste. Zwar konnte die Luftwaffe die Luftwaffe die Infrastruktur der britischen Armee schädigen, aber sie schaffte es weder die Lufthoheit zu erringen, noch dauerhaft das britische Potential an Flugzeugen und Piloten dauerhaft auszuschalten.Göring und Hitler hatten sich entschieden, London anzugreifen. Auch die Industriestädte Coventry und Birmingham waren Ziel der Angriffe.

Aber man schaffte es nicht, die Industrie entscheidend zu treffen oder die Bevölkerung zu demoralisieren. Die RAF und ihre Stützpunkte blieben durch die Zielverlagerung aber verschont. Die ohnehin bescheidenen Ressourcen an Menschen und Material wurden weiter zersplittert. Die Luftwaffe war so an keiner Front schlagkräftig genug, um den englischen Widerstand zu brechen. Eine weitere Folge war, dass die ins Auge gefasste Landungsoperation auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste.

Erstmals war es Hitler nicht gelungen, einem Land seinen willen aufzuzwingen.

Dafür dachte er an einen Angriff auf die Sowjetunion. “Lebensraum im Osten”. Schon in “Mein Kampf” hatte er geschrieben: “Damit ziehen wir Nationalsozialisten bewußt einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft. Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Rußland und die ihm untertanen Randstaaten denken” (Adolf Hitler: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band. S. 742.)

So gab er am 18. November 1940 die Weisung Nr. 21 “Fall Barbarossa” heraus

“Die deutsche Wehrmacht muss darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa).

Das Heer wird hierzu alle verfügbaren Verbände einzusetzen haben mit der Einschränkung, dass die besetzten Gebiete gegen Überraschungen gesichert sein müssen.” (online www.1000dokumente.de). Das war er konkrete Angriffsplan.

Italien seit dem Dreimächtepakt, der am 27. September 1940 in Berlin zwischen Italien, Japan und Deutschland geschlossen worden war, Deutschlands Kriegsverbündeter führte seit September 1940 einen Parallelkrieg in Nordafrika und im Mittelmeerraum.

Mit Verspätung startete am 9. September eine italienische Offensive gegen das von Großbritannien besetzte Ägypten. Ziel war es, den Suezkanal unter Kontrolle zu bringen. Nach Anfangserfolgen kam die Offensive ins Stocken und blieb weit hinter den

Erwartungen zurück. Am 28. Oktober begann Italien mit der Invasion in Griechenland. Das verbesserte die Lage in Ägypten natürlich nicht, sondern lenkte lediglich die Aufmerksamkeit ab. Mussolini glaubte an einen raschen Sieg. der Einmarsch entwickelte

sich aber zu einem Fiasko für den Duce. Die griechischen Truppen waren gut organisiert und kannten sich in dem schwierigen Gelände natürlich bestens aus. Die Italiener wurden in nur 14 Tagen über die Grenzen Albaniens zurückgedrängt.

In Nordafrika hatte Großbritannien einen erfolgreichen Gegenangriff zur Rückeroberung gestartet. Dieser verlief so erfolgreich, dass die italienische 10. Armee in Nordafrika fast vollständig aufgerieben wurde. Hitler zögerte lange, weil es natürlich den

geplanten Feldzug gegen Russland beeinträchtigte. Am 11. Januar gab er  mit der Weisung Nr. 22 schließlich den Einsatzbefehl für das Afrikakorps unter General Erwin Rommel. Rommels Meinung stand in krassem Gegensatz zu der des italienischen

Generals Gariboldi, der auf Defensive setzte. Rommel begann am 31. März eigenmächtig den Vormarsch und warf mit seiner Taktik des mobilen Wüstenkriegs die englischen Truppen rasch 800 Kilometer zurück und kam erst bei Tobruk zum Stehen.

Rommels Truppen waren allerdings zu schwach, um Tobruk einzunehmen. Nach schweren Verlusten befahl Rommel, die Eroberung dieser Hafenstadt zunächst zurückzustellen. Da das Afrikakorps mit schweren Versorgungsengpässen zu kämpfen hatte,

konnte man keine weiteren Vorstöße in Richtung Osten machen. Es kam zum Stellungskrieg bei Tobruk/Sollum. Im November begann Großbritannien mit der Operation Crusader. Die Besatzung von Tobruk konnte ausbrechen und es gelang den Engländer,

die deutschen Truppen fast auf ihre Ausgangsstellungen in der Cyrenaika zurückzuwerfen. Von Malta aus hatten britische U-Boote und Flieger die italienischen und deutschen Nachschubwege nach Nordafrika massiv gestört.

Anfang Januar flog nun die Luftflotte 2 Angriffe auf wichtige Knotenpunkte in Malta. Nun lief der Nachschub für eine Zeit wieder störungsfrei und Rommel konnte wieder die Initiative zurückgewinnen. Frisch herangeführte Verstärkungen und die Luftunterstützung ermöglichten ihm den Gegenangriff. Am 26. Mai startete eine neue Offensive mit dem Ziel Tobruk zu erobern. Das gelang am 20. Juni 1942. Die NS-Propaganda feierte diesen Handstreich und Rommel wurde zum Generalfeldmarschall befördert.

Die Panzertruppen kamen bis El Alamein. das ist 100 Kilometer vor Alexandria.Die Stadt sollte genommen werden und der Suezkanal besetzt werden. Hitler plante bereits, nach der Einnahme des Suezkanals weiter nach Vorderasien und bis nach Indien

Bundesarchiv_Bild_101I-786-0327-19,_Nordafrika,_Erwin_Rommel_mit_Offizieren

vorzustoßen und von dort die englischen Kolonien zu bedrohen. Soweit kam es aber nicht. die Engländer hatten vor El Alamein einen Verteidigungsgürtel aufgebaut. Südlich davor war sumpfiges Gelände, so dass der Gürtel nicht umgangen werden konnte.

Versorgungsengpässe waren aufgetreten. Die Offensive blieb stecken. Rommel wollte nun im August die Entscheidung erzwingen. Aber entgegen der Erwartungen war die Nachschubversorgung wesentlich schlechter geworden, da britische U-Boote immer mehr Schiffe versenken konnten. Außerdem war es dem britischen Nachrichtendienst gelungen, wichtige Erkenntnisse aus der Entschlüsselung des verschlüsselten geheimen deutschen Nachrichtenverkehrs zu gewinnen. So kannte die britische Armee bereits

vor dem Angriff der Deutschen die Angriffsschwerpunkte. So war der Widerstand wesentlich stärker. die angestrebten Ziele wurden nicht erreicht und der gewonnene Boden musste wieder aufgegeben werden.

Am 13. August 1942 übernahm Bernhard Montgomery den Oberbefehl über die 8. Armee, die in Nordafrika kämpfte. Am 23. Oktober startete er bei El Alamein den Gegenangriff gegen die Achsenmächte. Die kräftemäßig unterlegenen deutschen und Italiener wurden zum Rückzug nach Libyen gezwungen. Am 8. November 1942 landeten in Marokko und Algerien 100.000 Mann frische Kräfte aus Amerika und Großbritannien. Nun wurde ein Zweifrontenkrieg gegen das Afrikakorps eröffnet. Tobruk fiel am

13. November wieder an die Briten zurück. An der Ostfront (dazu später) war die Lage ebenfalls kritisch geworden das Desaster von Stalingrad bahnte sich an. Das Oberkommando der Wehrmacht konnte deshalb dem Afrikakorps kaum Verstärkung anbieten.

Das Kräfteverhältnis hatte sich inzwischen total verändert. Den Truppen der Achsenmächte standen 500.000 alliierte Soldaten gegenüber. Das waren doppelt soviel. Dazu verfügten die Alliierten über die vierfache Zahl an Panzern und die totale Luftüberlegenheit.

Ende Januar musste Libyen aufgegeben worden. Im März und April wurden die Soldaten der Achsenmächte eingeschlossen. Rommel flog nach Deutschland und schlug Hitler vor, das Afrikakorps nach Europa zurückzuziehen. Hitler blieb stur und verweigerte das wütend.Die Folge 230.000 Mann gerieten in Kriegsgefangenschaft. Die alliierten hatten nun die Kontrolle über den Mittelmeerraum und damit gute Voraussetzungen für die Landung auf Sizilien.

Auch auf dem Balkan hatte das militärische Vorgehen Italiens Hitler zum Eingreifen gezwungen, obwohl seit November 1940 Russland das Ziel war. Im Herbst hatten Italien und Deutschland die Balkanländer umworben. Schon vor dem Krieg waren sie wichtige

Rohstoff-und Nahrungsmittellieferanten. Am 27. Mai 1940 wurde der Öl-Waffen Pakt abgeschlossen. Er sah rumänisches Öl gegen deutsche Waffen vor. Es war vor allem für die deutsche Seite ein profitables Geschäft. Der Pakt legte eine feste Preisrelation für die von  Rumänien zu liefernden Mineralölerzeugnissen und den Waffen, die es dafür bekam fest und zwar unabhängig von den jeweiligen Tagespreisen am Markt. Am 23. November schließlich trat Rumänien dem Dreimächtepakt bei, um sich vor einer sowjetischen

aber auch vor einer deutschen Aggression zu schützen. Bulgarien hatte unter Zar Boris der Deutschen Wehrmacht zunächst ein Durchmarschrecht nach Griechenland eingeräumt. Am 1. März 1941 trat es dem Pakt bei. Am 25. März 1941 trat schließlich

noch das Königreich Jugoslawien bei unter Prinz Paul ein. Allerdings kam es zwei Tage später zu einem probritischen Militärputsch. Hitler akzeptierte den Versuch der neuen Regierung unter General Simovic nicht, zu einer neutralen Politik zurückzukehren und

begann am 6. April 1941 mit dem Angriff auf Jugoslawien. In der Weisung 25 vom 27.3.1941 hört sich das so an “Der Militärputsch in Jugoslawien hat die politische Lage auf dem Balkan geändert. Jugoslawien muss auch dann, wenn es zunächst Loyalitätserklärungen abgibt, als Feind betrachtet und daher so rasch als möglich zerschlagen werden.” Der Angriff auf Griechenland begann zur selben Zeit. Beide Staaten waren ohne Kriegserklärung oder vorheriges Ultimatum angegriffen worden. Insgesamt kämpften 33 Divisionen mit

680.000 Mann auf deutscher Seite. Belgrad wurde schon am 12. April eingenommen. Am 17. April kapitulierten die jugoslawischen Streitkräfte. Jugoslawien wurde in 10 Teile mit unterschiedlichem staatsrechtlichen Status aufgeteilt. Kroatien erklärte sich am 15. April zum unabhängigen Staat Kroatien.Dort etablierte sich ein Vasallenstaat unter Führung der Ustascha, auf Deutsch “Der Aufständische-Kroatische revolutionäre Organisation”. Serbien wurde stark verkleinert und umfasste nur noch ein  viertel der

Gesamtfläche des ehemaligen Jugoslawiens. Etwa 180.000 Serben wurden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland verschleppt.

In Griechenland marschierten die deutschen Truppen unter Generalfeldmarschall List über Bulgarien ein.Auch hier kamen die Truppen rasch vorwärts. Am 20. April ordneten die Briten die Evakuierung ihrer Truppen zunächst nach Kreta und dann nach Ägypten an. Über 50.000 Mann konnten entkommen. Die griechische Armee kapitulierte am 20. April vor dem SS Obergruppenführer Sepp Dietrich und dann nochmals zwei Tage späte, weil die italienische Armee ihre kämpferische Leistung nicht genügend gewürdigt sah,

offiziell gegenüber Deutschland und Italien. Am 27. April wurde Athen eingenommen. Der Feldzug endete am 29. April mit der Einnahme von Kalamata im Süden der Peloponnes. Kreta wurde in der Zeit vom 21. Mai bis 1. Juni in einer äußerst verlustreichen

Luftlandeoperation eingenommen.

Beide Länder waren besiegt. Doch es folgte ein Partisanenkrieg, der von deutscher Seite aus mit unerbittlicher Härte geführt wurde. In Jugoslawien, in Griechenland und auf Kreta beging die Wehrmacht schwere Kriegsverbrechen.

So wurden in Kalvrita im Aroania-Bergmassiv im Dezember über 800 Jungen und Männer in einer 5 Stunden dauernden Massenhinrichtung erschossen. In dieser gesamten Bergregion wurden in den Dezembertagen über 1300 Griechen umgebracht,

28 Dörfer und Klöster wurden niedergebrannt. In Kommeno in Epirus wurden über 300 Dorfbewohner brutal ermordet. In Distomo am Fuße des Parnass-Gebirges kamen über 200 Menschen ums Leben. Obwohl die Einheitsführer, die die Aktionen

angeordnet hatten, bekannt sind, kam es zu keiner Verurteilung. Zwar wurde bei dem Distomo Massakers ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes eingeleitet, dieses aber nach drei Jahren wegen Verjährung wieder eingestellt.

Der Balkanfeldzug verschob den Angriff auf die Sowjetunion um 4 Wochen. Am 22. Juni 1941 übergibt der deutsche Botschafter Friedrich Werner Graf von der Schulenburg dem sowjetischen Außenminister Molotow ein “Memorandum”.

Darin steht, die Sowjetunion habe den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt durch den Aufmarsch der roten Armee an der Grenze  sowie durch die Annexion Ostpolens und der baltischen Staaten gebrochen. Dieser Bedrohung müsse die Wehrmacht mit allen Machtmitteln entgegentreten. Das Wort “Kriegserklärung” durfte auf Hitlers Befehl nicht verwendet werden. Zu dem Zeitpunkt der Übergabe des Memorandum bombardierte die Luftwaffe sowjetische Städte schon seit drei Stunden.

Juristisch war das Feld schon ab März vorbereitet worden. Am 13. Mai kam der “Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet „Barbarossa“und über besondere Massnahmen der Truppe” heraus. Darin wird festgelegt, dass Straftaten

feindlicher Zivilpersonen der Zuständigkeit von Kriegsgerichten und Standgerichten bis auf weiteres entzogen und dass Freischärler “durch die Truppe im Kampf oder auf der Flucht schonungslos zu erledigen” sind. Gegen Ortschaften

“aus denen die Wehrmacht hinterlistig oder heimtückisch angegriffen wurde” werden unverzüglich kollektive Gewaltmassnahmen durchgeführt, falls ein Täter nicht rasch festgestellt werden kann oder  die Umstände dies nicht zulassen.

Zum Freibrief für Verbrechen wird die durch die Bestimmung “Für Handlungen, die Angehörige der Wehrmacht und des Gefolges gegen feindliche Zivilpersonen begehen, besteht kein Verfolgungszwang, auch dann nicht, wenn die Tat zugleich ein militärisches Verbrechen oder Vergehen ist.”

Die “Aktennotiz über Ergebnis der heutigen Besprechung mit den Staatssekretären über Barbarossa, 2. Mai 1941” lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und wurde  am 26. November 1945 im Nürnberger Prozess von dem amerikanischen Anklagevertreter Sidney S. Alderman verlesen.Er sagte dazu: „Noch niemals ist wohl ein unheilvollerer Satz niedergeschrieben worden, als der Satz in dieser Urkunde” Es geht um die ersten beiden Punkte in diesem Dokument.

“1.) Der Krieg ist nur weiter zu führen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Rußland ernährt wir.

2.) Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.”

Komplettiert wurden diese Bestimmungen mit dem sogenannten Kommissarbefehl vom 6. Juni 1941: “Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare. Im Kampf gegen den Bolschewismus ist mit einem Verhalten des Feindes nach den Grundsätzen der Menschlichkeit oder des Völkerrechts nicht zu rechnen. Insbesondere ist von den politischen Kommissaren aller Art als den eigentlichen Trägern des Widerstandes eine hasserfüllte, grausame und unmenschliche Behandlung unserer Gefangenen zu erwarten. Die Truppe muß sich bewußt sein: 1. In diesem Kampf ist Schonung und völkerrechtliche Rücksichtnahme diesen Elementen gegenüber falsch. Sie sind eine Gefahr für die eigene Sicherheit und die schnelle Befriedung der eroberten Gebiete. 2. Die Urheber barbarisch asiatischer Kampfmethoden sind die politischen Kommissare. Gegen diese muß daher sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe vorgegangen werden. Sie sind daher, wenn im Kampf oder Widerstand ergriffen, grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen. “

(NS-Archiv Dokumente zum Nationalsozialismus –online)

121 Divisionen mit 3 Millionen deutscher Soldaten und weiterer 600.000 aus Italien, Ungarn, Finnland, Rumänien und der Slowakei waren beteiligt. (Zahlen unter anderem bei David Glantz Stumbling Colossus. The Red Army on the Eve of World War. University of Kansas Press, Lawrence 1998, S. 295.) Die Front war 2130 Kilometer lang. Die Heeresgruppe Mitte unter  Generalfeldmarschall von Bock war die stärkste der drei Heeresgruppen. Sie kam auch sehr rasch voran. Am 30. Juni wurde die Grenzstadt Brest-Litowsk eingenommen. Die Kesselschlacht bei Bialystok- Minsk war die erste große Kesselschlacht des Rußlandfeldzugs. An der sowjetischen Westfront standen 46 Divisionen. Elf konnten  ausbrechen.28 Divisionen und 7 Panzerdivisionen mit 325.000 Mann, 1.809 Geschützen und 3.332 Panzern  wurden geschlagen, die Soldaten größtenteils gefangen genommen. Den Kommandanten der Westfront Pawlow machte Stalin für die Niederlage verantwortlich und ließ ihn nach Moskau kommen. dort wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. In der Gegend um Smolensk hatte die Rote Armee eine neue Verteidigungslinie aufgebaut. Smolensk ist etwa 330 Kilometer von Minsk entfernt. Auch hier gelang es der Wehrmacht starke Kräfte einzukesseln.

Über 300.000 Rotarmisten und etwa 3000 Panzer waren eingeschlossen. Zeitweise konnte die Rote Armee den Kessel aufbrechen und zahlreiche Truppen verlegen. Auch in der Schlacht bei Smolensk hatte die Rote Armee enorme Verluste

zu verzeichnen. Vom 10. Juli bis 10. September waren das 760.000 Mann, davon 468.000 gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft geraten, 274.000 verwundet. Aber auch die Wehrmacht hatte enorme Verluste. Und sie hatte auf dem Weg nach

Moskau viel Zeit verloren, denn die rote Armee hatte rund zwei Monate standgehalten. Das bot Zeit und Gelegenheit die Verteidigung von Moskau auszubauen. Die Wehrmacht war jetzt nur noch 400 Kilometer von Moskau entfernt.

Die Heeresgruppe Süd unter Generalfeldmarschall von Rundstedt konnte am 29. Juni bei der Panzerschlacht von Dubno-Luzk-Riwne fast das gesamte Mechanisierte Korps der Roten Armee vernichten. Darauf folgte die Kesselschlacht bei Uman.

Dabei eroberte sie über 300 Panzer und 850 Geschütze unzerstört. 103.000 Mann kapitulierten. Die Einschließungskräfte für den Kessel waren aber relativ schwach, so dass zehntausende Rotarmisten entkommen konnten. Ihre schweren Waffen und

Ausrüstung mussten sie allerdings zurücklassen. Die Heeresgruppe Süd beherrschte nun den Dnepr-Bogen. Das Hinterland der Ukraine war nun offen. Die verlorene Schlacht war der erste Schritt zur Eroberung der Ukraine.

Die deutsche Generalität sah das vorrangige Ziel nun in einer sofortigen Einnahme Moskaus. Es hatte eine wichtige geographische Bedeutung, war Verkehrs und Nachrichtenzentrale und ein wichtiges Industriegebiet und natürlich

politischer Mittelpunkt. Hitler dagegen wollte die für den Ostseeraum, die Ukraine und den Süden lebenswichtigen Resourcen zerstören oder unter deutsche Kontrolle bringen. Hitler lehnte die Vorschläge des Generalstabs rundheraus ab

Er bestand darauf, nach Leningrad im Norden und Kiew im Süden vorzustoßen, setzte sich durch. – und hatte Erfolg. Am 26. September endete die Kesselschlacht von Kiew. Nochmals waren 600.000 Rotarmisten in Gefangenschaft geraten. Über 800

Panzer waren erbeutet worden,über 400 Pak und über 3000 Geschütze. Die Einnahme bereitete allerdings nachträglich noch große Probleme. Es waren viele durch Funk auszulösende Sprengungen vorbereitet worden. Ein solcher Sprengsatz löste am 25. September

einen Großbrand aus, der erst am 29. September unter Kontrolle gebracht werden konnte und für große Verluste der deutschen Verbände in der Stadt sorgte.

Die frappierend schnellen siege, die enorme zahl an Kriegsgefangenen blendete die deutsche Führung. Schon im Juli hielt General Halder den Feldzug für gewonnen.

Die Zeit war aber knapp geworden. Der russische Winter war nicht mehr allzu fern und erfahrungsgemäß kam vor dem ersten Frost eine mehrwöchige Schlammperiode. Am 30. September startete die Offensive unter dem Decknamen Taifun.

Hitler wollte mit diesem Unternehmen vor Einbruch des Winters die russischen Truppen vor Moskau “entscheidend” schlagen.Seine Soldaten sollten “zu dem letzten gewaltigen Hieb, der noch vor dem Einbruch des Winters diesen Gegner zerschmettern soll“

ansetzen und auch die historische Dimension lieferte Hitler in seinem Tagesbefehl am 2. Oktober 1941 verlesen ließ. Sie sollten nicht nur das deutsche Reich sondern ganz Europa vor einer Gefahr schützen„wie sie seit den Zeiten der Hunnen und später der Mongolenstämme entsetzlicher nicht mehr über dem Kontinent schwebte“ und weiter „Dieser Feind besteht nicht aus Soldaten, sondern zum großen Teil nur aus Bestien.“  (zitiert in Die Zeit vom 13. Dezember 1991)

Zwar warnten auch diesmal die Generale eindringlich, dass weder die Ausrüstung ausreichend noch der Nachschub gewährleistet sei. Aber sie beugten sich auch dieses Mal. Und wieder schien der Führer recht zu behalten in den Kesselschlachten von Wjasma und Brjansk wurden nochmals 673.000 sowjetische Soldaten gefangen genommen und über 1300 Panzer erbeutet.

Die Wehrmacht war nun bis an den äußeren Verteidigungsring Moskaus gelangt. Aber nun setzte die Schlammperiode ein. Der Angriff blieb buchstäblich im Schlamm  stecken.

Unbenannt

Der Nachschub war wegen der aufgeweichten Wege und Straßen kaum mehr zu bewältigen und sank von 900 Tonnen täglich auf 20 Tonnen. Erst als im November leichter Frost einsetzte, waren die Straßen wieder befahrbarer. Aber es dauerte dann fast noch

zwei Wochen, bis genug Treibstoff und Munition angeliefert war, um die Offensive fortzusetzen. Nun setzte strenger Frost ein. Die Temperaturen sanken auf – 35 °, aber die deutschen Soldaten hatten immer noch keine Winterkleidung, was hohe Ausfälle

durch Erfrierungen zur Folge hatte. Die schützende Winterkleidung lagerte irgendwo auf polnischen Bahnhöfen. Die Loks, sofern sie überhaupt noch fahren können, müssen Munition, Treibstoff und Proviant an die Front bringen.

Was erstaunlicherweise aber immer noch funktioniert: jeden zweiten Tag ein Güterzug der Deutschen Reichsbahn jüdische Deportierte ins Ghetto nach Minsk!

Die Rote Armee dagegen war seit November vollständig mit warmer Kleidung ausgerüstet. Die Deutschen waren Ende November noch 18 Kilometer von der Stadtgrenze Moskaus entfernt.

Gleichzeitig hatte die Rote Armee aber auch mit den Planungen für eine Gegenoffensive begonnen.Die Planungen wurden durch einen Funkspruch Richard Sorges erleichtert. Sorge hatte am 1. Juni 1941 Stalin vor einem Angriff Deutschlands

gewarnt  “Der Überfall wird am 22. Juni in aller Frühe auf breiter Front erfolgen” (in  Julius Mader Dr. Sorge Report). Stalin glaubte dies aber nicht. Im September informierte Sorge Moskau, dass Japan nicht Russland angreifen würde, sondern

Indochina. Diesmal wurde ihm geglaubt. Daraufhin ließ Stalin 32 ausgeruhte Divisionen aus dem Fernen Osten in den Westen verlegen. Zwar hatte die deutsche Luftabwehr im November Truppenausladungen erkannt.  Die deutsche Führung hatte dies

aber als Gespenstereien betrachtet. Am 16. November startete der erneute Angriff. Aber er traf auf erbitterten russischen Widerstand. Größere Teile der Luftflotte 2 unter Kesselring waren in den Mittelmeerraum verlegt worden, da dort Libyen verloren zu gehen

drohte. Das ermöglichte aber den sowjetischen Luftstreitkräften in wichtigen Abschnitten die Lufthoheit zu erringen.  Die Generale von Bock und Guderian meldeten dem Oberkommando die bedrohliche Lage und auch, dass die Trupp erschöpft war.

Sie wurden aufgefordert, die Offensive mit einem letzten Kraftaufgebot fortzusetzen, zumal man annahm, dass auch auf russischer Seite mit den “letzten Bataillonen” gekämpft wurde. Halder sah die Entscheidung über Sieg oder Niederlage

immer noch als eine Willensfrage. Er war“durchdrungen von dem Gedanken, daß es bei beiden Gegnern um die letzte Kraftanstrengung geht und der härtere Wille recht behält“. (zitiert nach Der Spiegel ).

Im Divisionsbericht der 7. Infanteriedivision heißt es “Die völlige Verausgabung der Truppe und die Notwendigkeit von Ablösungen “ (Zitat in Die Welt vom 22.06.11)Fedor von Bock konstatierte, dass der Zeitpunkt sehr nahe sei,

„in dem die Kraft der Truppe völlig erschöpft ist“ (Zitat ebd.) Eigentlich hätte die Offensive abgebrochen werden müssen, die Truppe in Winterquartiere überführt werden. Stattdessen befahlen Hitler und die Wehrmachtsführung die weitere Offensive.

Diese kam Anfang Dezember zum völligen Erliegen.

Mit der Verteidigung Moskaus war Marschall Schukow betraut worden.Er und Stalin hatten die Nervenstärke, abzuwarten, bis die deutsche Offensive versiegte. Am 5. Dezember begann der Gegenangriff. Eine Million Mann und 700 Panzer

waren angetreten. Die deutsche Führung war völlig überrascht. Die deutschen Linien werden fast überall durchstoßen. Manche Divisionen entkommen nur mit Mühe der Umzingelung. Die deutsche Führung hatte dies zunächst nicht als Großangriff

der Roten Armee erkannt und befahl erst abends, den Angriff auf Moskau abzubrechen und in den Ausgangsstellungen auf Verteidigung überzugehen.

Am 7. Dezember 1941 überfielen aber auch die Japaner den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii. Am 11. Dezember erklären Italien und Deutschland den USA den Krieg. In seiner Rede vor dem Reichstag am 11. Dezember 1941

spricht er zunächst ausschweifend von den militärischen erfolgen Deutschlands. Dann zählt er eine Reihe “Völkerrechtsverletzungen der USA auf, um “Deutschland endlich zum Kriege zu zwingen”. Und dann bringt er es schließlich

auf den Punkt, was tatsächlich zum Krieg führt. “Wir wissen, welche Kraft hinter Roosevelt steht. Es ist jener ewige Jude, der seine Zeit als gekommen erachtet, um das auch an uns zu vollstrecken, was wir in Sowjetrußland alle schaudernd sehen und erleben mußten. Wir haben das jüdische Paradies auf Erden nunmehr kennengelernt. Millionen deutscher Soldaten haben den persönlichen Einblick gewinnen können in ein Land, in dem dieser internationale Jude Mensch und Gut zerstörte und vernichtete. Der Präsident der Vereinigten Staaten mag das vielleicht selbst nicht begreifen. Dann spricht das nur für seine geistige Beschränktheit.” (in Internet Archive Full text of „Adolf Hitler Krieg gegen die USA und Kriegsbericht 1941)

Am 19. Dezember entließ Hitler von Brauchitsch. Er übernahm selbst das Oberbefehl über das Heer. Am Tag zuvor hatte er Haltebefehle erteilt und die Truppen gezwungen “fanatisch” in ihren Stellungen auszuharren. Als Guderian Ende

Dezember entgegen der Haltebefehle seine Truppen eigenmächtig zurücknahm, wurde er seines Kommandos enthoben und zur Führerreserve versetzt, was praktisch einer vorübergehenden Versetzung in den Ruhestand gleichkam.

Am 8. Januar 1942 musste Generaloberst Hoepner seine Truppen zurücknehmen. Sie wären sonst eingekesselt worden. Hitler enthob ihn nicht nur seines Kommandos. Er wurde wegen „Feigheit und Ungehorsam“ unehrenhaft aus der  Wehrmacht ausgestoßen.

Hoepner meinte dazu “ich habe Pflichten, die höher stehen als die Pflichten Ihnen gegenüber und die Pflichten gegenüber dem Führer. Das sind die Pflichten gegenüber der mir anvertrauten Truppe.” (zitiert bei Janusz Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg. Teilband II, Seite 570). Hitler hätte den General eigentlich nicht so einfach entlassen können. Er hätte formaljuristische und beamtenrechtliche Vorschriften einhalten müssen. Am 26. April 1942 erließ der Großdeutsche Reichstag einen Beschluss der den Führer praktisch

von solchen Vorschriften befreit. “Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Führer in der gegenwärtigen Zeit des Krieges, in der das deutsche Volk in einem Kampf um Sein oder Nichtsein steht, das von ihm in Anspruch genommene Recht besitzen muß, alles zu tun, was zur Erringung des Sieges dient oder dazu beiträgt. Der Führer muß daher – ohne an bestehende Rechtsvorschriften gebunden zu sein – in seiner Eigenschaft als Führer der Nation, als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht, als Regierungschef und oberster Inhaber der vollziehenden Gewalt, als oberster Gerichtsherr und als Führer der Partei jederzeit in der Lage sein, nötigenfalls jeden Deutschen – sei er einfacher Soldat oder Offizier, niedriger oder hoher Beamter oder Richter, leitender oder dienender Funktionär der Partei, Arbeiter oder Angestellter – mit allen ihm geeignet erscheinenden Mitteln zur Erfüllung seiner Pflichten anzuhalten und bei Verletzung dieser Pflichten nach gewissenhafter Prüfung ohne Rücksicht auf sogenannte wohlerworbene Rechte mit der ihm gebührenden Sühne zu belegen, ihn im besonderen ohne Einleitung vorgeschriebener Verfahren aus seinem Amte, aus seinem Rang und seiner Stellung zu entfernen.“ (Reichsgesetzblatt 1942 I S.247, )

Hoepner wurde im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 am 21. Juli verhaftet und am 8. August unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und am selben Tag hingerichtet.

Im Russlandfeldzug hatte die Wehrmacht bis dahin 500.000 Mann an Toten und Verwundeten verloren. Dazu kamen weitere 100.000 Mann die durch Erfrierungen ausfielen.1300 Panzer, 2500 Geschütze und über 15.000 Kfz gingen an Material verloren.

Die Wehrmacht konnte aber bis Ende Januar 1942 eine neue Verteidigungslinie aufbauen. Aber die Blitzkriegsstrategie war gescheitert, der Gegner nicht entscheidend geschwächt.

Zurück zu Bürkels letzten Jahren

Bürckel war so etwas wie Hitlers Fachmann für Anschlüsse geworden. Lothringen war die dritte Rückgliederung, die er durchzuführen hatte und auch hier hatte er wieder weitreichende Vollmachten. Aber in Lothringen wurde nicht gleichgeschaltet.

Es ging um die Liquidierung staatsrechtlicher und administrativer Strukturen eines eroberten Landes. Dazu kam die ideologische Umerziehung unter rassistischen Gesichtspunkten.

Die CdZ sollten die gesamte Verwaltung im zivilen Bereich führen. Die unklare Kompetenzdefinition führte wie auch in Österreich rasch zu heftigen Auseinandersetzungen. In einer Besprechung in der Reichskanzlei am 29. September 1940 bekamen die beiden CdZ weitgehend grünes Licht von Hitler. Er legte fest, dass für die gesamte Neuordnung in Elsass und Lothringen allein die beiden Reichsstatthalter Wagner und Bürkel zuständig und verantwortlich seien und dass die Reichsressorts den CdZ keinerlei Weisungen erteilen könnten. Bürckel begann nun in Lothringen eine rücksichtslose Germanisierungspolitik. “Deutschfeindliche Elemente” ließ er ausweisen.So wurden bis November 1940 aus dem Elsass 105.000 Menschen deportiert, aus Lothringen etwa 50.000, darunter alle lothringischen Juden. (Zahlen nach bpb Krieg und Besatzung in Ost- und Westeuropa)Die Transporte erfolgten unter chaotischen Verhältnissen. Die Ausgewiesenen hatten nur ihr Handgepäck dabei. Das unbewegliche Gut, Höfe, Geschäfte und handwerkerbetriebe mussten zurückgelassen werden und worden sofort entschädigungslos eingezogen. Am 21. November 1940 erklärte Bürckel die Ausweisungsaktion offiziell für beendet. Am 9.10 1941 wurde die Gültigkeit des RAD-Gesetzes für Elsass und Lothringen erklärt.

Allerdings entzogen sich viele Lothringer durch Flucht ihrer “Aufbaupflicht”. Daraufhin arbeitete Bürckel mit dem Mittel der Sippenhaft. Noch härter reagierte Bürckel, als Lothringer nach der Einführung der Wehrpflicht desertierten. Deren Angehörige nahm Bürckel

sofort in Sippenhaft, ließ sie umgehend ins Altreich aussiedeln und ihr Vermögen beschlagnahmen. Eine letzte große Aussiedlungsaktion betraf 8000 Menschen. Sie übertraf an Härte und Brutalität alle bisherigen Massnahmen.

Im August 1942 verlieh Bürckel den Lothringern die deutsche Staatsangehörigkeit.

Die Ausweisungspolitik Bürckels war in Regierungs-und Militärkreisen ihrer innen-und auch außenpolitischen Auswirkungen stark umstritten. So meldete sich der Chef der Präsidialkanzlei Otto Meissner, selbst gebürtiger Elsässer kritisch zu Wort.

Heftigster Kritiker war Dr. Best, der vor er Chef der Abteilung Verwaltung im Verwaltungsstab des Militärbefehlshabers Frankreich wurde, Karriere bei der Gestapo gemacht hatte. Er sah in den Ausweisungen eine Belastung des deutsch-französischen Verhältnisses,

die die notwendige Zusammenarbeit nur unnötig erschwerten. Bürckel war von dieser Kritik allerdings total unbeeindruckt. Allerdings mussten sowohl Bürckel als auch Wagner entscheidende Kompetenzen an den Reichsführer SS, der zugleich

Reichskommissar für die Festigung deutschen  Volkstums (RKF) war. Der durchbürokratisierte Apparat Himmlers beschränkte auf dem Gebiet der Volkstumspolitik die autonome Regionalherrschaft der Gauleiter.

Der Gau Westmark war 1940 gebildet worden. Er sollte den Gau Saarpfalz, also das Saarland und die bayrische Pfalz,

sowie das im Frankreichfeldzug eroberte lothringische Departement Moselle umfassen, das als Lothringen ins Reich eingegliedert werden sollte. Der Plan wurde während des 2. Weltkrieges aber nicht umgesetzt.

Es blieb nach außen hin beim alten Namen und bei der zugehörigen Bezeichnung „CdZ“ (Chef der Zivilverwaltung).

Im März 1941 wurde Bürckel von Hitler offiziell zum Reichsstatthalter ernannt.

Ihm un­ter­stand  nun ein 14.000 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßes Ter­ri­to­ri­um mit 2,6 Mil­lio­nen Ein­woh­nern. Das war der Höhepunkt seiner politischen Karriere

Im November 1942 wurde Bürckel zum Reichsverteidigungskommissar der „Westmark“ ernannt.

An dieser Aufgabe scheiterte er spätestens mit der Invasion und dem Vordringen der amerikanischen Truppen.

Dazu kamen Kompetenzschwierigkeiten mit Heinrich Himmler, die sich nach dessen   Er­nen­nung zum In­nen­mi­nis­ter erheblich verschärften.

Während der Schlacht um Lothringen Anfang September 1944 kam es in der Debatte um das militärische Vorgehen zum entscheidenden Zer­würf­nis mit Hit­ler.

Auf Veranlassung von Mar­tin Bor­mann (1900-1945) wur­den Bürck­el dar­auf­hin am 8.9.1944 weit rei­chen­de Kom­pe­ten­zen ent­zo­gen

Die Entsendung des Dienstleiters der Berliner Parteikanzlei Willi Stöhr (1903–1994) als „Bevollmächtigten des Reichsverteidigungskommissars für den Stellungsbau im Gau Westmark“ Anfang September 1944 bedeutete den Beginn der Entmachtung Bürckels.

Josef Bürckel verstarb wenig später am am 28.9.1944  in seinem Haus in Neustadt.

Die offizielle Todesursache war ein „Ver­sa­gen des Kreis­lau­fes“ als Fol­ge ei­ner Darm­er­kran­kung und ei­ner Lun­gen­ent­zün­dung dia­gnos­ti­ziert.

Der plötzliche Tod gab Anlass zu Spekulationen.

Ein Nach­weis für den Ver­dacht, Bürck­el sei von der SS er­mor­det oder zum Selbst­mord ge­zwun­gen wor­den, konn­te je­doch nicht er­bracht wer­den.

12 Nov. 2025

Josef Bürckel Gauleiter und Reichsstatthalter

 

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Am 30. März 1895 wurde Josef Bürckel in Lingenfeld als Sohn des Bäckermeisters Michael Bürckel und dessen Ehefrau Magdalena geboren. Er war das jüngste von vier Kindern. In Lingenfeld

besuchte er die Volksschule. Danach ging er auf die Realschule in Karlsruhe. Von 1909 bis 1914 war er in Speyer an der Lehrerbildungsanstalt. Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajevo der österreichische

Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau seine Frau Sophie Chotek ermordet. Das führte zur Julikrise und mündete in den 1. Weltkrieg, der am 28. Juli begann. In Deutschland befahl Kaiser Wilhelm am 1. August

die Mobilmachung. Am 3. August 1914 rief der Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Speyer seine Schüler auf, freiwillig in die Truppe einzutreten. Die Schule würde dem keine Hindernisse

in den Weg legen, sondern die Anstalt würde sich als Ehre anrechnen, wenn auch ihre Schüler nicht hinter den Gymnasien und Hochschulen zurückstünden. Josef Bürckel war im wehrfähigen Alter und meldete

sich bereits am Mobilmachungstag beim 17b Infanterieregiment freiwillig. Am 3. November 1914 rückte er als Rekrut beim Feldartillerieregiment 12b  ein. Eine erste Not-Abschlussprüfung konnte er wegen seines Heeresdienstes

nicht ablegen. Er legte sie gegen Ende des Jahres 1915 ab. Er bestand mit Erfolg. Wegen eines Herzleidens wurde er am 12. August 1915 in das Kriegslazarett in Péronne (Département Somme) eingeliefert.

Am 4. Dezember 1915 wurde er zum Unteroffizier befördert. Am 17. Mai 1916 wurde er für den Schuldienst zurückgestellt. Er begann seinen Praxisdienst als Schuldienstanwärter an der katholischen Volksschule in Lingenfeld.

Er wurde dann weiter nach Bellheim und dann nach Minfeld versetzt, wo er bis zum Ende des Schulanwärterdienst am 28. Juli 1919 blieb. Danach fand die Prüfung zur Lehreranstellung auf Lebenszeit statt.

Nach seiner Anstellung als Hilfslehrer unterrichtete er bis zum 31. Januar 1920 in Bobenheim – Roxheim. Dann wurde er nach Rodalben versetzt und dort am 1. April 1921 zum Lehrer auf Lebenszeit ernannt.

Er hatte schon am 11. Juni 1920 in Lingenfeld Hilde Spies geheiratet. Zum Zeitpunkt der Eheschließung war sie noch nicht 21.  Am 21. August 1921 kam Josef Artur zur Welt. Josef Artur war während des Krieges Mitglied der Leibstandarde Adolf Hiltler.

Er fiel am 01. August 1944.

Durch Bürckels Anstellung auf Lebenszeit war die materielle Basis für die Familie des Lehrers gesichert. Am 10. März 1925 bekam die Familie nochmals Nachwuchs. Der zweite Sohn Hermann Jakob wurde geboren.

Über Bürckels Familienleben ist sonst nichts bekannt.

Auch zu seinen außerschulischen Aktivitäten, Kontakte zu Kollegen usw. gibt es kaum Informationen. Aber er war Chorleiter im Gesangverein in Rodalben und das lässt darauf schließen, dass er doch einiges Ansehen in Rodalben genoss.

Vermutlich schon 1921 trat er in die NSDAP ein. Es lässt sich nicht nachweisen, ob er in Rodalben schon parteipolitisch tätig war. Er hatte sich aber einseitig positioniert in seiner antiseparatistischen Tätigkeit und war sowohl von deutschen als

auch französischen Behörden verfolgt.

Die separatistische Bewegung setzte in der Pfalz unmittelbar nach Kriegsende ein. Am 11. November 1918 war das  Waffenstillstandsabkommen von Compiègne abgeschlossen worden und ab dem 1. Dezember 1918 besetzte

die französische 8. Armee unter General Augustin Grégoire Arthur Gérard (1857-1926) die Pfalz. Bis zum Ende des Ruhrkampfs unter Reichskanzler Gustav Stresemann waren rund 60.000 Mann in der Pfalz stationiert.

In der Pfalz regten sich nun separatistische Bestrebungen. Sie gingen von bürgerlichen Kräften bis weit in die Zentrumspartei hinein aus. Man hatte Angst vor einer ungewissen Zukunft in einem womöglich bald sozialistischen

Deutschland. auch versprach man sich durch eine Anlehnung an die Sieger bei der Reparationsfrage glimpflicher davon zu kommen. 1919 war in München der bayrische und sozialistische Ministerpräsident ermordet worden.

Ab 1920 rückte Bayern nach rechts und entwickelte sich unter dem Ministerpräsidenten Gustav von Kahr zur nationalistischen “Ordnungszelle” Deutschlands. In München sammelten sich militante Rechtsradikale.

Der innenpolitische Kampf zwischen Bayern und dem Reich erfuhr in dieser Zeit eine scharfe Zuspitzung. Die Pfalz als Teil Bayerns wurde so in die Auseinandersetzung hineingezogen. Auch das ein Grund für die starke separatistische Bewegung.

Das Ende des Ruhrkampfes und die Einführung der Rentenmark und damit  das Stoppen der Inflation entzogen der separatistischen Bewegung schließlich den Boden. Es gab noch zwei gewalttätige Aktionen. Am 5. November 1923 hatte Franz-Josef Heinz in  Speyer die “Autonome Pfalz” ausgerufen und eine Regierung gebildet. Das war wenige Tage vor dem Hitlerputsch in München.Heinz und zwei seiner Mitarbeiter wurden am 9. Januar 1924 in Speyer erschossen. Die Kommandomitglieder stammten aus den rechtsradikalen Kampfbünden in München (Bund Wiking, Bund Oberland, SA). Das Attentat wurde mit Billigung und Geldern der bayrischen Staatsregierung ausgeführt.

Am 17. Oktober fand in Pirmasens der Sturm auf das bayrische Bezirksamt statt. Das Gebäude war in Brand gesteckt worden. 12 Separatisten, die sich in dem Gebäude befunden hatten, kamen ums Leben. Von den Angreifern starben 6 und es gab

zwölf Schwerverletzte. Bei diesem Sturm war Bürckel beteiligt. In Münchweiler und Rodalben war er so etwas wie der geistige Führer des Abwehrkampfes. Am 7. Januar 1924 musste er nach Heidelberg fliehen. Er ging dann weiter nach Niederbayern

Die Regierung von Niederbayern übertrug ihm am 24. März 1924 eine erledigte Hilfslehrerstellung. Mittlerweile war die Separatistenbewegung zusammen gebrochen und Bürckel kehrte am 9. Mai 1924 in die Pfalz zurück und nahm am nächsten Tag seinen Schuldienst in Rodalben wieder auf.

Im März und April war die selbständige Partei NSDAP der Pfalz wiedergegründet worden, nachdem die NSDAP im Juli 1923 von der interalliierten Rheinkommission (IARK) verboten worden war. Man hatte eine eigene Satzung und eigene Mitgliedskarten.

Diese Taktik der Distanzierung von München hatte Erfolg. Am 27. März 1925 erfolgte die Aufhebung des Parteienverbots für die pfälzische NSDAP durch die IARK. Am 13. März 1926 fand der erste Gautag des Jahres in Kaiserslautern statt. Unter der Leitung des Ortsgruppenleiters Richard Mann wurde Bürckel in “demokratischer Versammlung” zum Gauleiter gewählt. Er hatte sich durch ”bahnbrechende Vorarbeit die Anwartschaft” verdient. (zitiert nach Josef Bürckel: Gauleiter Reichsstatthalter Krisenmanager Adolf Hitlers , von Lothar Wettstein S. 68) Am 26. März informierte Bürckel die Reichsleitung von seiner Wahl. Allerdings war Bürckel nicht in den amtlichen Parteiunterlagen als Mitglied geführt. Deshalb forderte die Parteileitung umgehend zur Anmeldung auf. Bürckel meldete sich am 9. April 1926 an und erhielt die Mitgliedsnummer 33979. In einem von der Parteikanzlei verfassten Lebenslauf Bürckels heißt es “Der Aktivist Josef Bürckel entschied sich bereits im Jahre 1921 für den “Aktivisten” Adolf Hitler” (Wettstein S. 69)

Ein publikumswirksames Ereignis hatte Bürckel für den September 1926 geplant.  Es sollte der erste Gauparteitag mit Adolf Hitler als Hauptredner werden. Der bayrische Ministerpräsident Heinrich Held hatte dies aber wegen der zu erwartenden

Auseinandersetzungen verboten. Die Besorgnis war durchaus berechtigt. Bei einer Kundgebung mit Gregor Strasser am 7. September 1926 in Kaiserslautern verhinderte nur beherztes Einschreiten der Polizei ein Blutvergießen. Strasser war in dieser Zeit bis 1928

als Reichspropagandaleiter der NSDAP tätig. Die Auseinandersetzungen mit den politischen Gegner veranlassten Bürckel den Aufbau der pfälzischen SA-Formationen voranzutreiben. Er beauftragte Fritz Schwitzgebel damit, vor allem weil dieser absolut

loyal war. Er war 1926 in die NSDAP eingetreten und wie Bürckel auch Lehrer, allerdings an der Oberrealschule (in Zweibrücken).Das zahlte sich auch für ihn  aus, 1929 war er bereits SA-Standardenführer, das entspricht einem Oberst. Ab 1935 war er Führer der SA-Brigade 51 Saar-Pfalz und wurde schließlich bis zum General befördert. Bürckel hatte in seiner gesamten Laufzeit alle Parteigenossen, die irgendwie Einfluss ausüben konnten, bewusst nach seinen eigenen Kriterien ausgewählt und so sich in seinem

Umfeld eine “Hausmacht” geschaffen.

1926 hatte Bürckel auch “Der Eisenhammer” gegründet und war dessen Herausgeber. Hauptschriftleiter war zunächst Fritz Hess. Es war eine nationalsozialistische Kampfzeitung, die wohl den Stürmer von Julius Streicher zum Vorbild hatte und diesem Pamphlet in nichts nachstand. Populistische Hetze,  Verleumdungen und pauschale Diskriminierungen gehörten zum Instrumentarium des Blattes.Vom 5.5. 1926-30.11. 1932 war Heinrich Förster Schriftleiter. Sowohl Hess, als auch Bürckel und Förster hatten  mehrere Verurteilungen sowohl von deutschen als auch französischen Militärgerichten, meist wegen Verleumdung oder übler Nachrede, Hess auch wegen Angriffen gegen separatistisch eingestellte Beamte und jüdische Richter. Allerdings bereiteten die Prozesse vor allem die von Förster Bürckel allmählich Probleme. Führende Mitglieder aus der pfälzischen NSDAP hatten Förster vorgeworfen, dass sein allzu rüder Ton in den Artikeln immer wieder zu Prozessen führten, die sehr wohl zu vermeiden gewesen wären

und meist verloren gingen. Das verursachte immer höhere Kosten. Der Angriff richtete sich auch direkt gegen Bürckel, da dieser Förster gewähren lasse und nicht einschreite, obwohl dieser seiner Aufgabe als Redakteur nicht gewachsen sei. Damit sei

Bürckel letztlich für das finanzielle Desaster verantwortlich. Nun erklärte Förster um den Monatswechsel Februar/März herum, dass er mit sofortiger Wirkung aus seinem Amt als verantwortlicher Redakteur ausgeschieden sei. Bürckel ernannte Hess als

Stellvertreter in seinem Amt als Gauleiter und erklärte, er lege seinen Posten bis zur Klärung der Vorwürfe nieder. Das war aber kein Rücktritt sondern lediglich ein “Ruhenlassen”. Es blieb so ohne Wirkung. Bürckel fuhr unvermindert mit seiner populistischen

Parteiarbeit fort. In Pirmasens und Neustadt sollten am 20. April pompöse Feiern zu Hitlers Geburtstag stattfinden. Für den 30. April berief er den Gauparteitag nach Landau. Eingeladen waren Hans Dietrich, der für die Nationalsozialistische Freiheitspartei

den Wahlkreis 26 Franken vertrat. Die NSDAP war ja nach dem Hitlerputsch verboten worden war. Dietrich hatte 1928 auch am Eisenhammer mitgearbeitet. Dann Gottfried Feder, der sich ab 1927 zum Wortführer  der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik gemacht hatte. Der dritte geladene Reichstagsabgeordnete war Georg Strasser. Er hatte den revolutionären Sozialismus geprägt, den ja auch Bürckel vertrat. Strasser vertrat allerdings demokratische Grundsätze, die Bürckel radikal ablehnte.

Auch drei bayrische Landtagsabgeordnete waren eingeladen. Auch Hitler sollte an diesem Gauparteitag teilnehmen. Ob das aber nur ein geschickter Werbetrick war, lässt sich nicht feststellen. Denn die ganze Veranstaltung fand gar nicht statt. Der Stadtrat von Landau lehnte es nämlich ab, den Großen Festhallensaal zur Verfügung zu stellen. Das Reichsbanner, die 1924 gegründete “überparteiliche Schutzorganisation der Republik und der Demokratie im Kampf gegen Hakenkreuz und Sowjetstern” wie der SPD-Politiker Otto Hörsing, der sie ins Leben gerufen hatte, sie 1931 charakterisierte kündigte für 1927 ebenfalls eine Maifeier in Landau an. Da waren Zusammenstöße zu erwarten. Bürckel hatte zwar persönlich beim Stadtrat vorgesprochen, hatte aber keinen Erfolg.

Diese Schlappe war aber wohl einkalkuliert. Er schlachtete das auch sofort aus. Vor allem jüdische Stadträte hatten sich gegen die Überlassung der Stadthalle aus. Natürlich setzte Bürckel seine antijüdischen Hasstiraden fort und im Eisenhammer orakelte

er “Auch für Landauer Juden wird kommen der Tag”.

Er forcierte nun die Parteiorganisation. Er Bezirksgruppen, zuerst in Zweibrücken, Neustadt und Kusel und Ludwigshafen, danach in Landau und Frankenthal. Unabhängige propagandistischen Eigeninitiativen wurden von der Gauleitung nicht mehr geduldet.

Jede geplante Aktion und Tätigkeit musste von ihm gebilligt werden. Natürlich führte er den wachsenden Erfolg auf seine straffe Parteiführung zurück

Im Jahr 1927 hatte die NSDAP in der Pfalz ein deutliches Wachstum und auch einen Machtzuwachs verzeichnet.

Am 1. Juli 1927 wurde die Gauleitung von Lambrecht nach Neustadt verlegt. Ein ehrenamtlicher Geschäftsführer wurde eingestellt, der Bürckel entlasten sollte. Ein Untersuchungs-und Schlichtungsausschuss wurde als Parteigericht eingesetzt.

Er ließ sich zwar beraten. Aber die letzte Entscheidung behielt sich Bürckel immer vor. In seinem Gau galt das Führerprinzip auf Gauebene uneingeschränkt. Gehorsam und Unterordnung waren für Bürckel wichtiger als Eigeninitiative.

Die Querelen mit Förster gingen aber auch 1927 weiter. Er hatte sich mit der französischen Besatzungsmacht angelegt. Er wurde mehrfach zu Freiheitsstrafen verurteilt , vor allem aber drohte die Interalliierte Rheinkommission ein

Verbot des Eisenhammer an. Nun musste Bürckel einschreiten. Er schränkte den redaktionellen Verantwortungsbereich Försters stark ein und nahm die propagandistische Leitung des Verlags selbst in die Hand. Als seinen Stellvertreter

setzte er Ernst Ludwig Leyser ein. Dieser hatte NSDAP-Ortsgruppe in Neustadt  und der SA-Sturm-Ortsgruppe Neustadt gegründet. Leyser stand Bürckel, wie alle, die von ihm auf irgendwelche Posten gesetzt wurden, loyal zur Seite.

Das  Jahr 1928 war ein wichtiges Jahr für die NSDAP in der Pfalz. Am 28. Mai 1928 fand die Reichstagswahl statt und bei dieser Wahl trat die pfälzische NSDAP erstmals mit einer eigenen Liste an.

Mit enormem Aufwand startete die Partei. Zahlreiche öffentliche Veranstaltungen, Flugblätter und Tausende von Plakaten brachten aber einen kaum nennenswerten Mitgliederzuwachs. Bürckel erkannte,dass es taktisch falsch

war, sich mit der Propaganda auf die städtische Mittelschicht zu konzentrieren, die ländliche Bevölkerung, auch als Wählerschicht, aber zu vernachlässigen. Das ländlichen Gebiete der Nordpfalz wurden nun in verstärkte Werbeaktionen einbezogen

und diese waren erfolgreich. Bürckel sah sich bestätigt. In den Städten hatte die Partei bereits Fuss gefasst. Sie war in allen Städten vertreten nur in der Kreishauptstadt Speyer noch nicht. Am 10. März 1928 veranstalte Bürckel eine große Veranstaltung in Speyer mit dem

Reichstagsabgeordneten Friedrich. Nur wenige Tage später wurde die Speyrer Ortsgruppe sowie ein SA-Sturm gegründet. Die Ortsgruppe hatte Rudolf Trampler gegründet, der von Joseph Goebbels später am 21. August 1933 zum Landeskulturwart

der Reichspropagandastelle Rheinpfalz ernannt wurde. In den letzten beiden Kriegsjahren bekleideter er das Amt des Oberbürgermeisters von Speyer.

8709-Rudolf Trampler

Am 28. Mai 1928 fand die Reichstagswahl statt. Für die NSDAP verlief sie enttäuschend. Sie hatte 2,6 % der Stimmen erzielt, 0,4  weniger als bei den letzten Wahlen. Sie verlor auch 2 Abgeordnete und hatte im Reichstag jetzt 12 Sitze.

Zugewonnen hatte dagegen die SPD mit 3,8 % Zuwachs und 22 Mandaten mehr. Auch die KPD verzeichnete Gewinne und zwar 1,7 % und 9 Mandate mehr. Noch etwas mehr konnte die Reichspartei des deutschen Mittelstandes dazu gewinnen,

nämlich 2,2% Stimmenzuwachs und 11 Mandate mehr.  Es war eigentlich ein gefährliches Ergebnis, denn die bürgerlichen Parteien schlossen daraus, die NSDAP habe ihren Zenit bereits überschritten. Bürckel konnte aber mit “seinem”

Ergebnis mehr als zufrieden sein. Die NSDAP hatte in der Pfalz 5,7 % der Stimmen geholt, mehr als doppelt soviel wie auf Reichsebene und das Ergebnis der Wahlen von 1924 hatte er verdreifacht. 1924 entfielen auf die NSDAP 1,9 % der Stimmen.

Das machte natürlich Bürckel innerhalb der NSDAP stark. Bei Hitler stand er ohnehin in hohem Ansehen. Die NSDAP erhöhte ihre Werbeanstrengungen in den Bezirken Landau und Bergzabern. Das zahlte sich bereits ein Jahr später bei den Kommunalwahlen aus.

Zwei Monate nach den Wahlen fand auch der erste Gauparteitag in Pirmasens statt. Auch ein publikumswirksamer Marsch von 300 SA-Leuten durch Pirmasens wurde durchgeführt. Die bürgerliche Presse berichtete darüber nichts.

Sie hatte sich ohnehin für “Totschweigen” entschieden. Die weitere Entwicklung zeigt, dass da nicht unbedingt der richtige Weg war.

Bürckel schliff weiter an seiner Parteiorganisation. In seinem Führungskader sorgte er für rhetorisch besonders geschulte Parteiredner. Damit konnte er die Zahl seiner Veranstaltungen steigern. Der Zustrom potentieller Wähler nahm zu.

Er suchte die Auseinandersetzung mit den anderen Parteien auf seine Art. Öffentliche Kundgebungen ließ er oft -und zeitgleich mit Veranstaltungen der anderen Parteien abhalten. Er hoffte so, die Zuhörer für sich zu gewinnen.

Für das Jahr 1929 verlangte er von seinen Parteigenossen bedingungslosen und rücksichtslosen persönlichen Einsatz. Angst vor Straßenkämpfen oder Saalschlachten durfte es nicht geben. Nur dabei sein,

war nicht genug. Nur die KPD postulierte eine ähnliche Hingabe. Logische Folge war, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen hauptsächlich zwischen dem Roten Frontkämpferbund der KPD und der SA stattfanden.

1929  ließ er wieder prominente NS-Parteiführer auftreten. Goebbels sprach am 6. März 1929 erst in Zweibrücken und einige Stunden später in Pirmasens. Gottfried Feder trat drei Tage später in Speyer auf. Der Erfolg zeigte sich rasch.

In der Nordpfalz entstanden neue Ortsgruppen, in Frankenthal erhöhte sich die Mitgliederzahl um 40 %.

Nach den Kommunalwahlen war die Partei fast in allen Gemeinden vertreten. In Landau hatte die Partei erstmals kandidiert und hatte bei ihrer ersten Wahl sofort mit der SPD gleichgezogen.

1930 scheiterte die letzte parlamentarische Regierung der Weimarer Republik im März 1930. Hindenburg ernannte nun den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning, der zunächst mit der Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen

regierte. Als auf Antrag der SPD diese gemäß Artikel 48 in der Weimarer Verfassung das Parlament von seinem Recht Gebrauch machte, die Notverordnung wieder aufzuheben, bat Brüning Hindenburg den Reichstag aufzulösen.

Die Neuwahlen wurden für den 14. September 1930 festgelegt. Bei der NSDAP gab es eine Premiere. Erstmals organisierte Joseph Goebbels den Wahlkampf der Nationalsozialisten zentral. Man verzichtete weitgehend auf antisemitistische Parolen.

Man prangerte den Verfall Deutschlands im “System Weimar” an, beschwor die Volksgemeinschaft. Wichtiges Thema war natürlich die Weltwirtschaftskrise, die als Komplott gegen Deutschland dargestellt wurde. Hitler engagierte sich in diesem Wahlkampf enorm. Zwischen dem 3. August und dem 13.September trat er in mehr als 20 Großveranstaltungen als Hauptredner auf. Für Bürckel war diese Wahl in doppelter Hinsicht bedeutsam. Erstens  wollte er natürlich ein beeindruckendes Ergebnis erzielen. Vor allem aber kandidierte er erstmals in einer Listenverbindung mit dem Wahlkreis Franken erstmals als Abgeordneter für die pfälzische NSDAP, und das mit ausdrücklicher Billigung Hitlers. Hitler unterstützte Bürckel auch persönlich. Auf einer der Großveranstaltungen

trat er am 26. August 1930 in der Eberthalle in Ludwigshafen auf. Das war das erste offizielle Auftreten Hitlers in der Pfalz. Am 30. Juni 1930 war Frankreich aus Mainz und der Pfalz abgezogen, nachdem Deutschland am 21. August 1929 den Youngplan angenommen

hatte, der die deutschen Reparationsverpflichtungen neuregelte. Darin war auch der Abzug Frankreichs festgelegt worden.

Es war ein blutiger Wahlkampf mit Zusammenstößen, Straßenschlachten und auch mit Toten. Am 14. September wurde gewählt, mit einer Wahlbeteiligung von 82,0 %, man vergleiche das mal mit der Wahlbeteiligung von heute!

Die NSDAP erzielte erdrutschartige Erfolge. Sie bekam 18, 3 % der Stimmen, was gegenüber der letzten Wahl einen Zuwachs von 15,7 % der Stimmen bedeutete. Mandate erhielt sie 107, also 95 mehr als 1928 und war hinter der SPD zweitstärkste

Kraft. Die SPD hatte 10 Sitze verloren, war aber mit 143 Sitzen immer noch stärkste Kraft. Nur die KPD (+ 2,5 %) und die Christlich-Nationale Bauern-und Landvolkpartei (+ 1,3 %) konnten Zugewinne erzielen.

Die pfälzische NSDAP lag auch bei dieser Wahl mit 22, 8 % der Stimmen deutlich über dem Reichsschnitt und auch über Bayern, wo die Nationalsozialisten 17,9 % errangen. In der Pfalz hatte die NSDAP sogar die SPD mit 0,4 % hinter sich gelassen

und war die stärkste Kraft geworden. Sie hatte 2, die SPD dagegen nur 1 Mandat errungen. Das 4. Pfälzer Mandat erhielt die Bayrische Volkspartei, die mit 12,8 % knapp vor dem Zentrum  (12,1 %)

Eine Sonderstellung nahm das Dorf Darstein ein. Es war die erste Gemeinde deutschlandweit mit 100 % Stimmen für die NSADAP. Das Dorf hatte bei 156 Einwohnern  106 Wähler. Natürlich bejubelte die nationalsozialistische Presse dieses Ergebnis.

Der Eisenhammer schrieb in seinem Artikel “Ein rein nationalsozialistisches Dorf” Darstein sei Vorbild für das ganze Reich. Als die Nazis an der Macht waren, wurde es zum Ehrendorf der NSDAP ernannt,. 1936 wurde in Köpenick sogar eine Straße nach Darstein benannt. Den “Darsteiner Weg” gibt es heute noch, er überdauerte sogar den Sozialismus. Darstein war übrigens protestantisch, die Konfessionsgrenzen waren damals sehr scharf. In katholischen Gemeinden waren meist halb so hoch wie in protestantischen Gemeinden. Auch die Gemeindegröße spielte eine Rolle. Je kleiner der Ort, desto größer die Chance für die Nationalsozialisten. So hatte sich die Strategie, in ländlichen Gegenden zu agitieren,  als richtig erwiesen.

Neben Bürckel kam Wilhelm Frick für die Pfalz in den Reichstag. Er war 1930 Innenminister in Thüringen und damit der erste nationalsozialistische Minister überhaupt in Deutschland. Er hatte am Hitlerputsch teilgenommen und Hitler

schätzte ihn als “durchgekochten Nationalsozialisten”.

Für Bürckel war die Wahl voll aufgegangen. Seine parteiinternen Gegner verstummten.  Nun war er plötzlich über seinen Gau hinaus bekannt geworden. Er wurde öffentlich wahrgenommen.

Ab 1930 hatte Bürckel außer dem Eisenhammer auch die NSZ-Rheinfront herausgegeben. Sehr schnell wandelte er diese in eine GmbH um, die finanziellen Schwierigkeiten des Eisenhammers, die er ja erlebt hatte, hatten ihn zu diesem Schritt gebracht.

Mit Billigung Hitlers hatte er diese Mitte der 30-iger Jahre in die “Josef-Bürckel-Stiftung “ eingebracht. Sie umfasste ein großes Verlagssystem. Seine Pfälzer Parteigenossen trieb er zur ständigen Abonnentenwerbung an. Außerdem erhielten alle Parteigenossen

die Anweisung, nur in der NSZ-Rheinfront zu inserieren. Außerdem wurden alle Parteigenossen mit Parteiausschluss bedroht, wenn sie eine nicht nationalsozialistische oder neben der NSZ-Rheinfront noch eine Nicht-NS-Zeitung abonniert hatten.

Außerdem war es ihnen verboten, in anderen Zeitungen zu inserieren. Gegen die anderen Pfälzer Presseorgane wurde recht hemdsärmelig vorgegangen. Amtliche Bekanntmachungen oder Anzeigen wurden ohne Rücksicht auf bestehende

Verträge entzogen.Dann wurden oft polemisch-verleumderische Vorwürfe gegen Redakteure und Verlagsleitungen erhoben. Man machte den Zeitungen also das Leben schwer, wo es nur ging. Bald war die NSZ-Rheinfront das auflagenstärkste

Presseorgan der Pfalz. Erstaunlich aber ist, dass sich Bürckel mit seinem Verlag, dessen Reichweite sich weit über die Pfalz hinaus erstreckte, über Metz, Nancy,Riga, Kiew, Athen bis nach Tromsoe, der Zentralisierung der regionalen Parteizeitungen

durch die Parteileitung widersetzen konnte. Max Amann war seit 1933 Präsident der Reichspressekammer, einer Unterabteilung der von Goebbels geleiteten Reichskulturkammer. Er kontrollierte praktisch die gesamte deutsche Presse. In diesem Dreigestirn

um die Macht im Pressewesen war noch Dr. Otto Dietrich, der am 30.April 1933 zum Vorsitzenden des Reichsverbandes der Deutschen Presse gewählt wurde. Goebbels setzte sich erst Ende März 1945, kurz vor seinem Selbstmord endgültig durch.

Bürckel hatte aber die Stellung seines Presseimperiums wahren können.

1927 hatte sich in Berliner Großbetrieben so etwas wie eine nationalsozialistische Arbeitnehmervertretung gebildet, die sich an der betriebsbezogenen Organisationstruktur der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition der KPD orientierte.

1928 wurde daraus die NSBO, die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation. Die sich verschärfende Weltwirtschaftskrise hatte auch die NSBO mehr und mehr in ein sozialistisches Fahrwasser gleiten lassen. Die Reichsleitung der NSDAP

konnte sich daher mit der NSBO zunächst nicht anfreunden. Die Reichstagswahlen vom September 1930 hatten aber gezeigt, dass die NSDAP auch bei Arbeitern immer mehr Anklang fand. Bürckel, der ja ohnehin für die sozialistische Ausrichtung

seiner Partei ähnlich wie Georg Strasser stand, erkannte sofort die Chancen, die sich daraus ergaben. Und wie er einige Jahre zuvor dafür gesorgt hatte, dass sich die NSDAP mit ihrer Werbung auf ländliche Bereiche konzentriert hatte, nahm er nun

die Arbeiterschaft ins Visier.

Ende Januar wurde in Kaiserslautern die “NSBO-Pfaff” gegründet. Pfaff war damals die zweitgrößte Nähmaschinenfabrik in Europa.Die Arbeit übernahm für ihn vor allem Claus Selzer. Er war seit 1930 in Ludwigshafen und dort Ortsgruppen und Kreisleiter

der NSDAP. Ab 1932 war er Reichstagsabgeordneter und 1934 war er Stellvertretender Leiter der NSBO. Seine Karriere beendete er als Generalkommissar von Dnjepropetrowsk, wo er 1944 angeblich an einer Fischvergiftung starb.

Bis Mitte 1931 hatte Selzer bereits 11 NSBO gegründet und mit großem Tempo ging es weiter. Im September gab es bereits 31 Betriebszellen, unter anderem in Ludwigshafen bei der IG Farben, der heutigen BASF.

Organisatorisch vereinfacht wurde die Arbeit durch die Umsiedlung de Gaubetriebszelle nach Neustadt in die Räume der Gauleitung, mit Erfolg wie die Zahlen belegen. Zum Jahresende gab es 48 Zellen mit über 1000 organisierten Mitgliedern.

Ein halbes Jahr später gab es 320 Zellen mit 6.698 organisierten Mitgliedern. Eine wichtige Etappe dahin waren die Betriebsratswahlen im März 1931. Diese wurden von der Gauleitung so konzentriert angegangen, als ob es sich um eine Reichstagswahl handelte.

Öffentliche Großveranstaltungen wurden abgehalten. Die Redner waren eigens für die Auseinandersetzung mit den gewerkschaftlichen Gegnern geschult worden. Die NSBO Kandidaten sollten über Kenntnisse verfügen, die es ihnen ermöglichte,

die Aufgabe eines Betriebsrates für alle Arbeitnehmer erfüllen zu können. Er selbst hielt sich bei diesen Veranstaltungen völlig zurück. Es gelang, der breiten Öffentlichkeit den Eindruck zu vermitteln, die NSBO sei eine von der NSDAP unabhängige

und nicht von ihr gesteuerte Organisation. Wieder hatte Bürckel sein politisches Gespür bewiesen, der Partei schon vor 1933 eine neue Zielgruppe zugeführt und sich selbst als fähigen Gauleiter gezeigt und sein persönliches Ansehen beim Führer gesteigert.

Die erste Amtszeit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg endete am 25. April 1932. Brüning hatte vorher versucht, die Amtszeit Hindenburgs verlängern zu lassen. Das aber hätte eine Verfassungsänderung bedurft, zu der eine Zweidrittelmehrheit

notwendig war. Um diese Mehrheit zu bekommen, brauchte Brüning aber die Stimmen der Rechten. DNVP und NSDAP lehnten Brünings Vorschläge ab, obwohl er vor allem Hitler weitreichende Zugeständnisse gemacht hatte. Hitler schlachtete dies sofort aus

und spielte sogar  den Hüter der Verfassung. Eine vom Gesetz vorgesehene Volkswahl musste also abgehalten werden. Ein “Hindenburgausschuss” wurde ins Leben gerufen, der den bisherigen Präsidenten zur erneuten Kandidatur bewegen sollte.

Schließlich erklärte sich Hindenburg bereit, noch einmal zur Wahl anzutreten. Die Harzburger Front war auseinander gebrochen. DNVP und Stahlhelm. Sie wollten Hitler nicht den Sprung ins Präsidentenamt ermöglichen. Sie stellten mit Theodor Duesterberg einen

eigenen Kandidaten auf. Hitler hatte seinen Hut schon in den Ring geworfen. Göring hatte das schon in einer Rede im Sportpalast angekündigt. Allerdings war Hitler zu der Zeit staatenlos, konnte also gar nicht kandidieren. Ein Kunstkniff machte es

möglich. Im Freistaat Braunschweig regierte eine NSDAP-DNVP-Koalition. Der Freistaat ernannte ihn zum Schein zum Gesandten bei der Landesvertretung in Berlin.Das war ein Staatsbeamter und damit war automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft

verbunden. Für die KPD stand Ernst Thälmann zur Wahl. Außerdem trat noch Gustav A.Winter für die Inflationsgeschädigten an.

Die Wahlbeteiligung war mit 86,2 % hoch. im ersten Wahlgang erreichte aber keiner der Kandidaten die notwendige absolute Mehrheit, so dass ein zweiter Wahlgang erforderlich war.

Jetzt genügte die einfache Mehrheit. Hindenburg gewann mit 53,1 %. Hitler kam auf 36,7 % der Stimmen. Das war zwar ein deutlicher Zuwachs gegenüber der Reichstagswahl, 5 Millionen Stimmen mehr. Aber mit der eigenen Propaganda hatte man die Erwartungen so hoch geschraubt, dass das Ergebnis als Niederlage empfunden wurde. In der Pfalz hatte man gegenüber der Reichstagswahl 90.000 stimmen dazu gewonnen. Man war zwar enttäuscht aber doch stolz auf den Zugewinn. Bürckel erklärte seinen Anhängern “Die Schlacht ist aus, der Krieg geht weiter”

Hindenburg hatte seinen Sieg hauptsächlich den Sozialdemokraten und Katholiken zu verdanken, was er als Schmach empfand. Sein Groll richtete sich aber gegen Brüning, der sich im Wahlkampf wie kein anderer für ihn eingesetzt hatte.

Das Reparationsproblem stand kurz vor seiner endgültigen Lösung. In der vom 16. Juni bis 9. Juli tagenden Konferenz  aller betroffenen Staaten hatte man sich auf völlige Streichung der Reparationsschuld Deutschlands geeinigt. Zuvor aber hatte sich Brüning

die Sympathie der Präsidentenberater verscherzt, vor allem, weil er sich nicht als Marionette benutzen lassen wollte. Das war einmal Otto Meissner, der sowohl Mitarbeiter von Friedrich Ebert als auch von Hindenburg war. Er war engster Mitarbeiter

der Präsidenten Ebert und Hindenburg und arbeitete als Staatssekretär im Büro des Reichspräsidenten. Er war aber auch Chef der Präsidialkanzlei des Führers und das von 1933-1945. Dann ist Hindenburgs Sohn Oskar der  in dieser Zeit als Adjutant seines Vaters gearbeitet hat. Tucholsky sagt über ihn. Es sei der “in der Verfassung nicht vorgesehene Sohn des Reichspräsidenten”. Der Stuttgarter Historiker Wolfram Pyta schreibt in seiner umfassenden Hindenburgbiographie allerdings, dass Hindenburg sehr wohl gewusst habe, was er tue und nicht von “einer Kamarilla” gesteuert gewesen sei.

Brüning hatte auf Wunsch vieler Länder, auch Bayerns und Preussens beim Reichspräsidenten ein Verbot der SA und SS erwirkt, die er als Hauptursache der politischen Gewalt sah. Das war der Hauptgrund, der Brüning zu Fall brachte.

Brüning wollte den ostelbischen Gütern im Mai 1932 eine kräftige Finanzspritze zukommen lassen. Allerdings sollte der Staat nicht mehr sanierungsfähige Güter aufkaufen bzw. ersteigern und diese in Bauernstellen für Arbeitslose aufteilen.

Das wurde beim Präsidenten als “Agrarbolschewismus” denunziert. Der Entlassgrund war gefunden. Hindenburg entzog am 29. Mai dem Kanzler das Recht  auf die Anwendung der Notverordnung (Artikel 48 der Weimarer Verfassung).

Brüning musste zurücktreten “hundert Meter vor dem Ziel”, wie er das selbst empfand. Im Vorfeld hatte es Geheimverhandlungen zwischen Schleicher und Hitler gegeben. Hitler hatte zugesagt, eine neue Regierung parlamentarisch zu tolerieren,

wenn das SA-Verbot aufgehoben würde und Neuwahlen durchgeführt wurden. Brüning wurde also entlassen. Am 31. Juli wurden die Wahlen zum 6. Reichstag festgelegt.

Die Zeit für den Wahlkampf war nun äußerst knapp.

Die NSDAP hatte schon gleich nach der Wahl des Reichspräsidenten ihre Taktik geändert. Sie hielt ihre Versammlungen oft in von Linken bevorzugte Kneipen und nahm bewusst gewalttätige Auseinandersetzungen in Kauf. Außerdem spulte sie ein enormes

Auftrittspensum in der Öffentlichkeit ab. Täglich wurden Kundgebungen, Aufmärsche und öffentliche Versammlungen abgehalten. Das vermittelte den Eindruck großer Tatkraft und man konnte daraus den Schluss ziehen, dass die NSDAP in der Lage sein

werde, die großen Probleme, die anstanden, zum Wohle aller lösen zu können. Auch Anlässe, die nicht mit den Wahlen zusammenhingen, wurden benutzt, Aufmerksamkeit zu erregen.

1932 jährte sich zum Beispiel das Hambacher Fest zum 100. Mal. Reichsinnenminister Dr. Josef Wirth plante zum Jubiläum eine große gesamtdeutsche Feier. Die pfälzische Presse organisierte das Fest und wollte es frei von parteipolitischen

Aspekten halten. Festredner war Theodor Heuss, Mitglied des Reichstages von 1924 bis 1928 und 1930-1933. Bürckel sprach von einem demokratischen Rummel. Er erklärte, es sei das Fest eines ersterbenden Systems. Die 1832 beteiligten

Juden, z.B. Ludwig Börne überschüttete er mit antisemitischen Hasstiraden. Verstärkt wurde das durch Berichte in der nationalsozialistischen Presse, die sich gegen die Demokratie überhaupt wandte. Gleichzeitig wurden die Veranstalter des Festes von 1832 zu

Vorkämpfern für ein Drittes Deutschen Reichs hochstilisiert.

Zu schaffen machte der NSDAP das SA und SS-Uniformverbot, das ja Brüning durchgesetzt hatte. Zwar hatte von Papen gemäß den zwischen Schleicher und Hitler abgemachte Aufhebung des Verbotes am 16. Juni 1932 aufgehoben. Nun setzte der Straßenterror wieder ein. Die bayrische Regierung hatte aber gestützt auf ihre Polizeihoheit das Verbot bis  30. September 1932 verlängert. Für die NSDAP wirkte sich das noch verschärfend aus, da die bayrische Regierung alle Aufmärsche und Versammlungen  unter freiem

Himmel verboten hatte und bei Zuwiderhandlung mit Gefängnisstrafe gedroht hatte. Daraufhin erschienen die bayrischen nationalsozialistischen Abgeordneten in Uniform im Landtag. Trotz mehrfacher Aufforderung verließen sie den Saal nicht.

Daraufhin ließ der Landtagspräsident den Saal von der Polizei räumen. Von Papen war nun gezwungen, das Verbot aufzuheben. Bürckel wurde von der Aufhebung des Verbots noch vor der öffentlichen Verkündigung informiert und organisierte sofort

einen Demonstrationszug von mehr als 300 uniformierten SA und SS Männer.Da die Aufhebung noch nicht bekannt war, wurde in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, diese Männer seien bereit, für ihre politische Überzeugung auch ins Gefängnis

zu gehen. Punktsieg für Bürckel.

Am 31. Juli wurde schließlich gewählt. Die Wahlbeteiligung war mit 84,1 %  wieder sehr hoch. Klarer Sieger war die NSDAP. Sie hatte 37,2 % der Stimmen errungen, gegenüber 1930 also nochmals ein Zuwachs von 19 % und auch die Zahl ihrer Abgeordneten

hatte sie mehr als verdoppelt. Statt 107 Sitze erhielt sie nun 230, also 123 Mandate mehr als 1930. In der Pfalz aber hatte die NSDAP ein geradezu triumphales Ergebnis erzielt. Sie erzielte 43, 7 % der Stimmen. Sie war stärkste Partei in der Pfalz, lag aber auch in ganz Süddeutschland an der Spitze. Nur Hessen-Nassau kam mit 43,6% ganz knapp an das Pfälzer Ergebnis. Württemberg erzielte 30,3 %, Baden 36,9 % Franken 39,9 %. Nur im Osten hatten einige Wahlkreise noch besser abgeschnitten. Reichsweit das beste Ergebnis für die NSDAP holte Schleswig-Holstein mit 51,0 %. Bürckel hatte mit diesem Resultat die Gunst Hitlers voll erworben und konnte sich nun ständig der Rückendeckung des Führers sicher sein.

Trotz dieses beeindruckenden Wahlergebnisses reichte es nicht zur Übernahme der Regierungsgewalt. Zur absoluten Mehrheit hatte es für die NSDAP nicht gereicht. Hitler beendete nun die Tolerierung von Papens. Von Schleicher bot Hitler eine Regierungsbeteiligung an. Das lehnte dieser aber ab und forderte eine Neubildung der Regierung unter seiner Führung. Aber nur mit BVP und Zentrum  zusammen hätte Hitler genug Sitze für eine Regierungsbildung gehabt. Einen Reichstagspräsidenten

Hermann Göring trug das Zentrum mit, mehr aber nicht. Auf eine Regierung Hitler ließ sich Hindenburg nicht ein. Das hielt er für nicht verantwortbar. Also ernannte er  nun Franz von Papen zum Reichskanzler. In der einzigen regulären Sitzung des  Reichstags erlitt von Papen zwar eine schwere Niederlage, blieb aber zunächst im Amt. Der Reichstag wurde aufgelöst und Neuwahlen für den 6. November 1932 angesetzt.

In den vorausgegangenen  Wahlkämpfen  hatte sich die NSDAP völlig verausgabt und auch kräftemäßig war man bis an die Grenzen gegangen.

Für den nun folgenden Wahlkampf setzte die Pfälzer NSDAP  eigens hergestellte Tonfilme über Auftritte von Hitler, Göring und Straßer und anderen Parteigrößen ein. Das war ein völlig neues Werbemittel.

Am 6. November 1932 wurde gewählt. Die Wahlbeteiligung lag mit 80,6 % deutlich niedriger als noch im Juli. Die Nationalsozialisten mussten Verluste hinnehmen. Sie verlor 4,2 und erhielt 33,1% was auch einen Verlust von 34 Sitzen gegenüber

den Juliwahlen bedeutete. In der Pfalz hatte es immerhin noch für 42,5 % gereicht. Sie lag also mit nur 1,2 % Verlust deutlich unter dem Reichsschnitt. Nur die KPD und die DNVP konnte Zugewinne erzielen. Bemerkenswert sind die Zugewinne der DNVP . Sie hatte nämlich die Regierung von Papen unterstützt. Man kann das also durchaus auch für eine Zustimmung der Regierung von Papen werten. Allerdings hatte die Wahl keine rechnerisch mehr mögliche Mehrheit von NSDAP, BVP und Zentrum mehr ermöglicht. Nur die klar antiparlamentarischen Parteien NSDAP, KPD und DNVP verfügten zusammen über eine Mehrheit.

Von Schleicher hoffte, den gemäßigten Flügel der NSDAP um Gregor Strasser für eine Regierungsbeteiligung zu gewinnen, was der NSDAP auch innerparteiliche Schwierigkeiten bereitet hätte, zumal da ja der Machtkampf zwischen Strasser und Hitler stattfand.

Auch glaubte er, die freien Gewerkschaften ins Boot holen zu können. So hätte er eine Regierung quer durch alle Lager mit parlamentarischer Mehrheit zustande gebracht. Das Konzept überzeugte von Hindenburg. Er entließ von Papen und beauftragte von

Schleicher mit der Regierungsbildung. Die Gewerkschaften zögerten aber. Von Schleicher hatte Strasser die Vizekanzlerschaft und den Posten des preussischen Ministerpräsidenten. Strasser aber fühlte sich Hitler immer noch verbunden und informierte ihn über

die Gespräche mit von Schleicher. Gleichzeitig beschwor er ihn, von der “Alles oder Nichts” Politik abzugehen und die Vizekanzlerschaft anzunehmen. Dazu fühlte sich aber Hitler zu stark und lehnte ab. Enttäuschte legte Strasser am 8. Dezember alle

Parteiämter nieder und reiste nach Italien ab. Hitler übernahm die meisten Ämter selbst, den Rest teilte er unter Goebbels, Darré und Hess auf. Er rief alle Reichstagsabgeordneten der NSDAP ins Palais des Reichspräsidenten und ließ sich dort ein “Gelöbnis

unwandelbarer Treue zum Führer und Schöpfer der Bewegung” geben. Auch die Gauleiter und Landesinspektoren gaben eine öffentliche Treueerklärung ab. Ein möglicher Putschversuch war so im Vorfeld abgeblockt. Von Schleichers Plan war der zweite wichtige Baustein weggefallen. Strasser zog sich nach dem 30. Januar 1933 ins Privatleben zurück und übernahm bei der Firma Schering Kahlbaum mit Hitlers Genehmigung eine Direktionsstelle in Berlin. Im Zuge des Röhmputsches wurde er aber am 30. Juni 1934

von der Gestapo verschleppt und ermordet.

Im gesamten Reich wurden insgesamt 18 Gautagungen durchgeführt, bei denen die Parteigenossen über die Ereignisse informiert wurden. Die Pfälzer Gautagung fand am 11. Dezember 1932 in Neustadt statt. Hauptredner war Dr. Robert Ley, der am

8. Dezember von Hitler zum Reichsorganisationsleiter der NSDAP ernannt worden war. Für die Pfälzer NSDAP sprachen Willy Schmelcher, der bis 1934 Fraktionsvorsitzender der NSDAP im Stadtrat von Neustadt war, dann Schwitzgebel, der ja schon mit dem Aufbau der SA-Formationen von Bürckel betraut worden war. Dann sprach natürlich auch Bürckel, der sich aber immer wieder auf die Gedanken von Gregor Strasser berief.

Nachdem von Schleicher mit seiner Kabinettsbildung nicht vorwärts kam, hatte von Papen sich zwei Mal mit Hitler getroffen und zwar am 4. und 10.Januar, ohne dass das von Schleicher wusste. Am 15. Januar war die NSDAP in Lippe bei der

Landtagswahl stärkste Kraft geworden. Am 18. Januar sprach von Papen nun mit einem größeren Kreis. Auch Himmler und Röhm waren dabei. Am 28. Januar trat von Schleicher zurück, da seine Verhandlungen zur  Unterstützung seiner Regierung  erfolglos geblieben waren.

Von Hindenburg aber lehnte von Schleichers  Staatsnotstandplan ab. Am 29. Januar einigten sich von Papen und Hitler. Von Papen legte  Hindenburg eine Kabinettsliste vor. Am 30. Januar ernannte der Reichspräsident Hitler zum Reichskanzler.

Unbenannt

Die NSDAP und Hitler waren am Ziel. Zunächst waren nur zwei Nationalsozialisten im Kabinett. Wilhelm Frick war Innenminister und Hermann Göring war Minister ohne Geschäftsbereich. Am 10. Februar hielt Hitler seine erste große öffentliche

Rede, nachdem er zum Reichskanzler ernannt worden war.

“Deutsches Volk! Gib uns vier Jahre Zeit, dann richte und urteile über uns. Deutsches Volk, gib uns vier Jahre, und ich schwöre dir: So wie wir, und so wie ich in dieses Amt eintrat, so will ich dann gehen. Ich tat es nicht um Gehalt und nicht um Lohn, ich tat es um deiner selbst wegen.“

Nach  der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war der Reichstag am 1. Februar aufgelöst worden. Deshalb waren Neuwahlen notwendig geworden, die am 5. März 1933 abgehalten wurden.

Die veränderte Lage hatte auch die Parteikassen wieder prall gefüllt, vor allem die Industrie hatte jetzt finanziert. Bürckel setzte bei seinem jetzigen Wahlkampf auch den Rundfunk als neues wirksames Medium ein. Auch neu in der Gaugeschichte,

er band jetzt die Frauen der Parteigenossen aktiv in den Wahlkampf ein.

Vom 27. auf den 28. Februar brannte der Reichstag. Schon am 4. Februar war Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes des Deutschen Volkes erlassen worden. Sie schränkte die Pressefreiheit und die Versammlungsfreiheit

stark ein und wurde vor allem genutzt, den politischen Gegner der NSDAP zu bekämpfen. Am Tag nach dem Reichstagsbrand wurde die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat erlassen, fast gleichlautend wie die Verordnung

vom 4. Februar. Sie setzte die Bürgerrechte der Weimarer Republik weitgehend außer Kraft. Sie war auch als Reichstagsbrandverordnung bezeichnet worden. Die Strukturen der KPD wurden praktisch zerschlagen. Trotz des rigorosen Einetzens dieses Instrumentes

schaffte die NSDAP die absolute Mehrheit nicht. Die Wahlbeteiligung war mit 88,74 % enorm hoch. Die NSDAP legte nochmals enorm zu, kam aber “nur” auf 43,9 %. Die KPD hatte  4,6 % verloren und kam auf 12,3 %. Wenn man aber bedenkt, welch enormem Terror die KPD ausgesetzt war, ist das gerade unter diesen irregulären Bedingungen ein ganz starkes Ergebnis. In der Pfalz wählten 46,5 % die NSDAP. Einen Sitz gewann man wieder dazu und hatte damit wie bei der Wahl vom Juli 1932 wieder 4 Mandate.

Bürckel hatte wieder mehr Stimmen als im Reichsdurchschnitt eingefahren. In 11 pfälzischen Amtsbezirken war die absolute Mehrheit geschafft worden.Ein total aus dem Rahmen fallendes Ergebnis sei aber auch noch erwähnt. War Darstein bei der Wahl von 1930

“ein rein nationalsozialistisches Dorf” geworden, so wählte das nur wenige Kilometer entfernt gelegene Hauenstein im März 1993 mit 92,6 % aller Stimmen die gemeinsame Liste von BVP und Zentrum. Es war damit reichsweit das höchste Ergebnis einer nicht nationalsozialistischen  Partei. Die NSDAP kam in Hauenstein nur auf 4,8 %.

In Ludwigshafen, der “marxistischen Hochburg” wurden 34,3 % erreicht. Das waren zwar gut 10 % unter dem Reichsdurchschnitt. Aber  Bürckel ließ das natürlich von einem Fackelzug durch Ludwigshafen feiern. Dem aus Parteiorganisation bestehende

Demonstrationszug schlossen sich Beamtenorganisationen, Militärvereine und berittene Landespolizei an (Wettstein S. 141). Auch forderte er “die Auflösung des bayrischen Landtages und sämtlicher Selbstverwaltungskörper und unverzügliche Ausschreibung von

Neuwahlen” (Wettstein ebda). Schließlich entsprächen sie nicht mehr der Mehrheit des bayrischen Volkes. In Bayern ging das sehr schnell, wobei Bayern das letzte Land war, in dem die Landesregierung abgesetzt wurde.

Den Anfang machte Hamburg noch am Abend der Reichstagswahl. Am nächsten Tag folgten  Lübeck Bremen und Hessen. Am 8. Mai waren Württemberg, Baden, Sachsen und Schaumburg-Lippe dran.Am 9. März 1933 übertrug Innenminister Frick die vollziehende Gewalt in Bayern auf Franz Ritter von Epp. Sein Freikorps war schon 1920 an der blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Noch am 9. Mai kamen Adolf Wagner, der Gauleiter von München, Ernst Röhm, Heinrich Himmler und Ritter von Epp den bayrischen Ministerpräsidenten Heinrich Held auf und erklärten ihn für abgesetzt. Am 10. März wurde Ritter von Epp zum Reichskommissar ernannt. Am 15. März legte Held sein Amt nieder und zog sich nach Regensburg ins Privatleben zurück.

Der legislative Teil der “Gleichschaltung der Länder” war mit den beiden Gesetzen vom 31. März und 7. April 1933 abgeschlossen. Nachdem die Länder praktisch ausgeschaltet waren begann die Nazifizierung. In Städten und Dörfern wurden Nationalsozialisten eingesetzt.  Kaiserslautern setzte Bürckel persönlich den ständigen Stellvertreter des Vorstandes der Polizeidirektion Kaiserslautern Dr. Johannes Beck (Personalangabe nach Joachim Lilla: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945) ab. Vermutlich wurde er kurzzeitig in Schutzhaft genommen. Was hatte Bürckel erzürnt? Dr. Beck  hatte bei einer Wahlversammlung am 20. Februar den Gastredner und ehemaligen Reichskanzler Brüning eigenhändig in seinem Dienstwagen

zum Versammlungsort in Kaiserslautern gefahren, was Bürckel zu Rachedrohungen veranlasst hatte, die er nun nur ein paar Wochen später in die Tat umsetzen konnte. Am 10. März wurde auch schon das ein so genanntes Schutzhaft- und Arbeitslager in Neustadt in der ehemaligen Turennekaserne eingerichtet. Es war eines der ersten Lager dieser Art in Deutschland. In Neustadt wird am 10. März Dr. Forthuber seines Amtes als Oberbürgermeister enthoben und in Schutzhaft genommen. Er wurde durch RA Rudolf Hamann ersetzt. Dieser war seit 1927 niedergelassener Rechtsanwalt in Kaiserslautern. Am 1. 3. 1932 war er in die NSDAP eingetreten. Er war dann als Gauredner und Schulungsredner tätig. Von 1932-1935 war er SA-Rechtsberater bei der Brigade 151.

Mit Dr. Forthuber hatte sich Bürckel eine regelrechte Prozessfehde geliefert, die im Jahr 1926 anfing und die sich über Jahre erstreckte (s.o. den Streit um Förster, Redakteur des Eisenhammer.)

Am 17. März ordnete er Säuberungen an. Gleichzeitig forderte er alle jüdischen Bürgermeister und Stadträte auf, ihre Ämter niederzulegen.Und als Drohung schob er nach, dass wer sich weigere, in Schutzhaft und ins Arbeitslager Neustadt gebracht würde.

Natürlich gab es auch in der Pfalz Bücherverbrennungen, schon am 26. März in Kaiserslautern, dann  am 10. Mai 1933 in Landau, am 13. Mai in Oppau, am 14. Mai in Neustadt.Gaukulturwart war Kurt Kölsch.Er hatte seine Lehrerausbildung an der Lehrerbildungsanstalt in Kaiserslautern gemacht. Er hatte Bürckel kennengelernt, war von diesem 1930 in die NSDAP –Rheinpfalz und in den Nationalsozialistischen Lehrerbund eingeführt worden. Schon im Dezember wurde er von Bürckel zum Leiter der Abteilung Rasse und Kultur ernannt. Dann war er Gaukulturwart der Westmark.

Am 21. März wurde das Parlament feierlich eröffnet. Der Tag ist als “Tag von Potsdam” in die Geschichte eingegangen. Die Abgeordneten mit Ausnahme der SPD und KPD nahmen an einem Festakt teil an dem auch der Reichspräsident anwesend war.

Hitler – in Cut und Zylinder !- verneigte sich vor von Hindenburg und gab ihm die Hand. “Der Gefreite und der Feldmarschall”. Goebbels hatte das alles sehr publikumswirksam inszeniert. Selbst das Datum war mit Bedacht gewählt worden.

Am 21. März 1871 hatte sich nämlich der erste deutsche Reichstag konstituiert. Auch der Ort war mit Potsdam sehr bewusst gewählt worden. Potsdam, die Residenzstadt Friedrichs des Großen. Man versuchte also eine Linie zu ziehen von Friedrich

über Bismarck und dann zu Hitler. Am nächsten Tag fand die konstituierende Sitzung des Reichstages in der Krolloper statt, die Ausweichquartier war, weil der Reichstag wegen des Brandes nicht benützt werden konnte.

Am 22. März wurde das erste Konzentrationslager in Dachau in Betrieb genommen. Der nächste Tag aber ebnete den Weg in die Diktatur. Am 23. März wurde nämlich über das “Ermächtigungsgesetz” abgestimmt,

das “Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich”. Hitler wurde ermächtigt, Gesetze zu erlassen ohne Mitwirkung der Legislative. Das galt auch für Verträge mit dem Ausland. Die so beschlossenen Gesetze konnten von der Verfassung

abweichen. Weder ein Reichstagsausschuss noch der Reichsrat konnten Kontrolle ausüben oder nachträglich die Aufhebung beantragen. Das Gesetz sollte 4 Jahre gelten. Die Abgeordneten der KPD waren bereits alle inhaftiert oder wie Innenminister Frick das süffisant kommentierte “durch nützliche Arbeiten in den Konzentrationslagern” am Erscheinen gehindert. Alle 81 Abgeordneten waren entweder inhaftiert, geflohen oder untergetaucht. Auch von den 120 SPD Abgeordneten konnten nur noch 94 an der Abstimmung teilnehmen. Von der SPD waren 26 Abgeordnete entweder in Haft oder geflohen. Während der Abstimmung waren illegal bewaffnete SA und SS Angehörige im Reichstag anwesend. Otto Wels, Reichstagsabgeordneter und SPD-Vorsitzender,

wandte sich in seiner Rede gegen die Annahme des Gesetzes. Es war praktisch die letzte freie Rede im Parlament. Wels stand dann auch im August 1993 prompt auf der ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reiches und erhielt die deutsche Staatsangehörigkeit

aberkannt. Zentrum und BVP hatten für ihre Partei Fraktionszwang für die Abstimmung durchgesetzt und stimmte, wenn auch nach langen innerparteilichen Debatten dem Gesetz zu. Der Reichstag hatte sich damit selbst entmachtet.

Der Terror hatte schon seit dem 10. März in Bayern und der Pfalz eingesetzt. Bis zum 13. März waren schon 2000 Menschen in “Schutzhaft” genommen worden. Im April waren es 5000. (Zahlen nach Matthias Becker in Geschichte von unten.de)

Die Gewalt um den 10. März war auch Bürckel aus dem Ruder gelaufen, so stark dass sich der Münchner Gauleiter Adolf Wagner und bayrische Innenminister gezwungen sieht, einen Funkbefehl absenden zu lassen, der besagt “Eigentum und Freiheit der Person

gegen ungesetzliche Eingriffe durch Dritte zu schützen (bei Wettstein S. 145). Mit der Errichtung des KZ Dachau wurde Heinrich Himmler, der Reichsführer SS zum politischen Polizeikommissar in Bayern ernannt.Das beendete die willkürlichen Verhaftungen von

Regimegegner und solche, sie man dafür ansah nicht, sondern brachte sie lediglich in geordnete Bahnen. Bürckel ordnete nach Rundfunkansprachen von Hitler an, dass die gesamte SA und SS, soweit sie nicht in die Hilfspolizei eingegliedert sind, ihrer gewohnten Tätigkeit wieder nachzugehen hätten. auch sollten wachen vor Bezirksämtern eingezogen werden, Gewerkschaftshäusern wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden und Zeitungsgebäude geräumt werden.

Damit die geplanten Säuberungsmassnahmen im Sinne de Nazis laufen konnten, hatte Reichskommissar Ritter von Epp angeordnet, dass jedem der bayrischen Regierungspräsidenten ein Sonderkommissar der SA beigeordnet wurde. Die ernannte

SA-Chef Ernst Röhm. Für die Pfalz war das Fritz Schwitzgebel, ein wie oben schon gezeigt ein Bürckel loyal ergebener SA-Führer, der natürlich sein volles Vertrauen besass. Bürckel hatte es immer verstanden, alle wichtigen Schaltstellen mit seinen Gefolgsleuten zu

besetzen, was ihm half, seine Macht innerhalb des Apparates zu sichern. An ihm ging nichts vorbei und er behielt sich immer die letzte Entscheidung vor, obwohl laut Röhm der Sonderkommissar der “Herr in seinem Bezirk sein soll, dem sich alles unterordnen soll”

(nach Wettstein S. 150)

Ein weiterer Schritt auf dem Weg in die Gleichschaltung war das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, das Wilhelm Frick gedeckt durch das Ermächtigungsgesetz am 7. April 1933 erließ. Das Gesetz legte fest, dass “Beamte nach Maßgabe

der folgenden Bestimmungen aus dem Amt entlassen werden (können), auch wenn die nach dem geltenden Recht hierfür erforderlichen Voraussetzungen nicht vorliegen.” §1. § 3 sagte, “Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen. Nur Frontkämpfer aus den Jahren 1914-1918 waren davon ausgenommen. Dieses “Frontkämpferprivileg” hatte der Reichspräsident von Hindenburg von Hitler eingefordert. Zum Erstaunen er Nazis erfüllten diese Bedingung eine erstaunliche hohe Zahl

von Beamten so dass noch gut die Hälfte der rund 5000 jüdischen Beamten im Amt bleiben konnten. Erst die Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 schuf die Voraussetzung alle jüdischen Beamten zu entlassen, da sie den Beamtenstatus von

einer neugeschaffenen Reichsbürgerschaft knüpfte. Es gab nun eine gesetzliche Grundlage und bürgerliche Kreise begrüßten, dass die Judenfrage geregelt war, zumal es eine durchaus herrschende Meinung war, dass  ein “übermächtiger Einfluss der jüdischen Fremdkultur” herrsche, und dass es durchaus in Ordnung war, wenn dieser beschnitten wird. Auf Druck der NSDAP wurde der “Arierparagraph” schnell  auf nahezu alle Organisationen, berufsständische Vereinigungen und Verbände ausgedehnt.

Ebenfalls am 7. April wurde das Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft erlassen, allerdings auch mit der Einschränkung des Frontkämpferprivilegs.

Das Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ vom 25. April 1933 begrenzte die Neuzulassung jüdischer Schüler entsprechend dem jüdischen Bevölkerungsanteil auf 1 1/2 % Im September wurde

die Reichskulturkammer gegründet, das bedeutete dass Juden aus der Presse sowie aus künstlerischen und freien Berufen ausgeschlossen wurden.

Am 29. September 1933 folgte das Erbhofgesetz. Der Besitz eines vererbbaren Hofes war nun an arische Abstammung gebunden. In  einem Dreivierteljahr nach der Machtergreifung waren die Juden aus allen beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen

per Gesetz verdrängt worden.

Beim Kampf gegen Warenhäuser in “jüdischem Besitz” war man in der Pfalz schneller als bei der Ausgrenzung der Juden per Gesetz aus dem öffentlichen Leben. Der reichsweite “Judenboykott” ab 1. April 1933 begann in Ludwigshafen schon am 13. März.

die 4 (jüdischen) Kaufhäuser Wronker, Rothschild, Brandt und Tietz mussten ihre Erfrischungsräume, also heute die Restaurants  schließen. Der Ludwigshafener Oberbürgermeister Fritz Ecarius schildert das in einem Brief so

„Die Schließung der Erfrischungsräume der hiesigen Warenhäuser erfolgte nicht auf amtliche Anordnung. Es bestand die Gefahr, dass die Geschäfte dazu durch die erregten Volksmassen gezwungen worden wären. Die Geschäftsinhaber haben dann auf eigenen Antrieb die Erfrischungsräume geschlossen.“ (zitiert bei Matthias Becker in Geschichte von unten.de) Der Ludwigshafener OB war zwar kein Parteigenosse. Er galt als unpolitischer Technokrat und zeigte sich in der Öffentlichkeit immer als loyal gegenüber dem nationalsozialistischen Staat. er wurde erst 1937 in den Ruhestand versetzt, nachdem er sich mit Gauleiter Bürckel über die Einführung der Gasfernversorgung von Ludwigshafen überworfen hatte. Der Boykott wurde in Ludwigshafen nicht nur begonnen, er dauerte auch am längsten. Die Warenhäuser wurden schon 1934 “arisiert” und schon Ende März 1933 durften Hermann und Max Wronker die Geschäftsräume ihres Unternehmens nicht mehr betreten. Der Gründer der Kette wurde Ende 1942 zusammen mit seiner Frau in

Auschwitz ermordet, nachdem sie vom französischen Internierungslager in Gurs nach Auschwitz deportiert worden waren.

Natürlich gab es auch Reibereien mit der katholischen Kirche. Anders als sein Württemberger Kollege Gauleiter Murr (siehe diesen Blog) ging Bürckel den pfälzischen Klerus nicht so direkt an. Murr ließ den Rottenburger Bischof Johannes Baptista Sproll

und mehrere Pfarrer des Landes verweisen. Bürckel bestritt im Jahr 1933 das katholische Priester verhaftet worden seien. Auch Misshandlungen hätten nicht stattgefunden. “Wir greifen keine Religion und keine Priester an , sondern nur Parteimenschen in Uniform”

(zitiert bei Wettstein S. 167) In der Nacht vom 26 auf 27. Juli 1933 war in Rheingönnheim der katholische Priester Wilhelm Caroli überfallen und schwer verletzt worden.  Caroli war von 1928-1933 Schriftleiter des „Katholischen Kirchenblattes“ in Ludwigshafen

und hatte schon seit 1930 sehr kritisch zum Nationalsozialismus Stellung bezogen. Er verstarb übrigens 1942 nach einer halbjährigen Lagerhaft im KZ Dachau. Geradezu zynisch hört es sich an, wenn nach dem Überfall die Gauleitung zur Ergreifung der

Täter eine Belohnung von 500 Reichsmark aussetzte. Als Täter wurden übrigens 3 SA-Männer ermittelt. Diese wurden dann parteiintern gemaßregelt. Die staatsanwaltlichen Ermittlungen wurden aber nach der Verordnung vom 7. August 1933 eingestellt,

weil es sich um ein Vergehen zur Durchsetzung des NS-Staates aus politischer Überzeugung gehandelt habe. (zitiert bei Wettstein S. 167).

Die gespannten Beziehungen der katholischen Kirche hatten sich nach dem Ermächtigungsgesetz etwas entspannt. Zentrum und katholische Kirche waren eng verflochten. Nach dem Ermächtigungsgesetz gab Kardinal Adolf Bertram, der seit 1919 Vorsitzender

der Fuldaer Bischofskonferenz war, seelsorgerliche Anweisungen an die Mitglieder der Bischofskonferenz. Die ablehnende Haltung der kath. Kirche gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung sollte nach der Erklärung Hitlers  korrigiert werden. So hob die Kirche das Verbot von Katholiken in die NSDAP einzutreten stillschweigend auf. Auch der Ausschluss von den Sakramenten und das Uniformverbot bei Gottesdiensten wurde revidiert.

Im Gemeinsamen Hirtenbrief vom 8. Juni 1933 heißt es unter anderem :”daß kein Gemeinwesen ohne Obrigkeit gedeiht,und nur die willige Einfügung in das Volk und die gehorsame Unterordnung unter die rechtmäßige Volksleitung die Wiedererstarkung der

Volkskraft und Volksgröße gewährleisten.” (zitiert bei Hans Müller: Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Dokumente, S. 163)

Schon vorher hatte Adolf Hitler erklärt, wie seine “ nationale Regierung” die Rolle der Konfessionen sah. In seiner Regierungserklärung vom 23.03 1933 sagte er: “Die nationale Regierung sieht in den beiden christlichen Konfessionen wichtigste Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums. Sie wird die zwischen ihnen und den Ländern abgeschlossenen Verträge respektieren; ihre Rechte sollen nicht angetastet werden. Sie erwartet aber und hofft, daß die Arbeit an der nationalen und sittlichen Erhebung unseres Volkes, die sich die Regierung zur Aufgabe gestellt hat, umgekehrt die gleiche Würdigung erfährt. Sie wird allen anderen Konfessionen in objektiver Gerechtigkeit gegenübertreten. “ Etwas überraschend  schloss der Vatikan dann am 22.Juli 1933 das Konkordat

mit der neuen Reichsregierung ab. Die katholische Kirche hoffte damit, die deutschen Bischöfe, ihre Bistümer und die Strukturen und die katholischen Verbände vor dem Zugriff des Regimes bewahren zu können. Der Schutz der Verbände schien dringend erforderlich, zumal der Straßenterror gegen die Verbände zunahm. So musste zum Beispiel der Gesellentag des Kolpingswerkes am 11. Juni 1933 in München nach tätlichen Übergriffen der SA abgebrochen werden.

Die Verhandlungen kamen auf Wunsch der Reichsregierung wieder in Gang. Franz von Papen betont, der in dieser Regierung Vizekanzler war, dass das vor allem seiner Initiative zu verdanken war. Hitler wollte vor allem den Klerus von parteipolitischer

Tätigkeit fernhalten. Am 22.6.1933 hatte Innenminister Frick die SPD mit der Begründung, sie sei “volks-und-staatsfeindlich”, aufgelöst. Am 4. Juli gaben die BVP und am 7. Juli das Zentrum auf Druck ihre Selbstauflösung bekannt. Nun musste der Heilige Stuhl

keine Rücksicht mehr auf den politischen Katholizismus nehmen.Am 8. Juli erfolgte die Paraphierung durch Regierungsvertreter und Vertreter der katholischen Kirche.

Bundesarchiv_Bild_183-R24391,_Konkordatsunterzeichnung_in_Rom

Das Konkordat umfasste 34 Artikel. Es regelte die wechselseitigen Rechte und Pflichten des Deutschen Reiches und der katholischen Kirche im Reichsgebiet und wird noch heute für die Bundesrepublik Deutschland als gültig betrachtet.

“Art. 1 Das Deutsche Reich gewährleistet die Freiheit des Bekenntnisses und der öffentlichen Ausübung der katholischen Religion. Es anerkennt das Recht der katholischen Kirche, innerhalb der Grenzen des für alle geltenden Gesetzes, ihre Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten und im Rahmen ihrer Zuständigkeit für ihre Mitglieder bindende Gesetze und Anordnungen zu erlassen.

Art. 5 Geistliche erhalten den gleichen Schutz des Staates wie Staatsbeamte

Art. 21 Der katholische Religionsunterricht in den Volksschulen, Berufsschulen, Mittelschulen und höheren Lehranstalten ist ordentliches Lehrfach und wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der katholischen Kirche erteilt. … “

(zit. nach: Das Zeitalter der Weltkriege und Revolutionen, herausgegeben von Martin Greschat und Hans-Walter Krumwiede (Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen; V), Neukirchen-Vluyn 1999, 75])

Damit waren für die Kirche wichtige Punkte festgeschrieben. Noch am selben Tag hob Adolf Hitler mit einer Verordnung Zwangsmaßnahmen gegen Geistliche und katholische Organisationen auf und bestätigte so die Hoffnungen, die die katholische

Kirche in den Vertrag gelegt hatte.

Nach der Reichstagswahl vom März hatte auf allen Feldern die “Nazifizierung” begonnen. Schnell richtete sich der Terror gegen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Am 13. März waren dem Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes

aus über 20 Orten gewaltsame Übergriffe und Besetzungen von Gewerkschaftshäusern gemeldet worden. Im März waren noch Betriebswahlen angesetzt worden. Es zeichnete sich eine Niederlage der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation ab.

sie kam nur auf 11,7 % der Stimmen, die freigewerkschaftlichen Listen erzielten 73,4 %. so wurden die Wahlen einfach ausgesetzt.

Der 1. Mai war erstmals zum gesetzlichen Feiertag mit Lohnfortzahlung worden erklärt worden. Am 2. Mai begann die Zerschlagung der Gewerkschaften. Um zehn Uhr wurden reichsweit alle Häuser des ADGB und des  Allgemeinen freien Angestelltenbundes AfA

und ihrer Mitgliedgewerkschaften besetzt. Führende Funktionäre wurden in Schutzhaft genommen. Das Vermögen der Gewerkschaften wurde eingezogen. Die Gewerkschaften waren zerschlagen.

Zurück zu Bürckel. Ludwig Siebert war am 12. April 1933 von Ritter von Epp zum bayrischen Ministerpräsidenten ernannt worden.Beide wollten die bayrischen Gauleiter, vor allem aber Bürckel in die Verwaltungshierarchie einbinden und so eine Einheit zwischen Regierung und Partei herstellen. Ludwig Osthelder hatte erst im September 1932 das Amt des Regierungspräsidenten übernommen. Nach Angriffen aus der NSDAP Bezirkstagsfraktion im Juli 1933 verzichtete er auf eine weitere Geschäftsführung und ließ

am 1. Oktober 1933 in den Einstweiligen Ruhestand versetzen. Siebert bot  nach dem Verzicht Ostfelders Bürckel das Amt des Regierungspräsidenten an. Bürckel lehnte dies umgehend ab, hätte es doch für ihn bedeutet sich den beiden Gauleitern

Adolf Wagner, München zugleich bayrischer Innenminister und Hans Schemm, Oberfranken und zugleich bayrischer Kultusminister unterzuordnen und Weisungen entgegen zu nehmen. Das deckte sich nicht mit seinem Machtbewusstsein, gestärkt durch das

Ansehen, das er bei Hitler genoss. Obwohl ihn auch Ritter von Epp inständig bat, ein Regierungsamt in Bayern anzunehmen. Er konnte sich nur eine eigenverantwortliche Staatsführung im Regierungsbezirk Pfalz vorstellen und war nur bereit, sich dem

Führer unterzuordnen. Am 8. Februar 1934 fand in München eine Gauleitertagung statt, bei der alle Gauleiter aufgefordert wurden, ein Ministeramt zu übernehmen.Nach langen Verhandlungen kam am 10. April das Ergebnis zustande, dass alle Gauleiter

als Sonderbeauftragte der Staatsregierung ernannt wurden, ohne Beamtenstatus und ohne jegliche Verwaltungstätigkeit aber mit Sitz und Stimme. Dem stimmte auch Bürckel zu. Am 24. April 1934 wurden die Gauleiter vereidigt, was Bürckel zunächst nicht

wollte-er habe bereits dem Führer den Treueid geleistet- musste aber dann doch nachgeben. Am 1. Mai übernahm Bürckel dann sein Amt als Sonderbeauftragter in Speyer. Auch hier testete er die Grenzen seiner Macht voll aus. Er schlug dem bayrischen Ministerpräsidenten Siebert Richard Imbt, den Kreisleiter und Bürgermeister von Kaiserlautern als kommissarischen Regierungspräsidenten für die Pfalz vor und ernannte ihn kraft seiner Amtsvollmacht auch gleich. Als er Imbt dann auch zu seinem

Stellvertreter als Sonderbeauftragten ernannte, wurde es dem Innenminister Frick zu viel. Er wies Siebert an, Bürckel sofort Imbt von diesem Posten abzuberufen zu lassen. Und Frick forderte Bürckel ultimativ auf, entweder das Amt des Regierungspräsidenten anzunehmen

oder das des Sonderbeauftragten niederzulegen. Bürckel verzichtete. Er hatte aber doch gewonnen. Das Amt des Regierungspräsidenten wurde nicht mehr besetzt. Stellvertretender Leiter der Kreisregierung wurde Oberregierungsrat Wemmer im Innenministerium. Die Zeit der Interimsverwaltung nutzte er, die Kreisbehörde in eine Parteibehörde umzuwandeln und mit ihm ergebenen Mitarbeitern zu besetzen. Er war dort der unangefochtene Chef. Seinen Weisungen wurde bedingungslos Folge geleistet.

Am 14. Oktober folgte ein Paukenschlag Hitlers. Der Deutsche Reichsrundfunk meldete, dass die deutschen Vertreter die in Genf tagende Abrüstungskonferenz verlassen hatten. Delegationsleiter war Rudolf Nadolny.Deutschland war auch aus dem Völkerbund

ausgetreten. Am Tag zuvor hatte Hitler in einer Kabinettssitzung erklärt, das Kabinett aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben und diese mit einem Volksentscheid zu seiner Friedenspolitik zu verbinden.Wahlen ist eigentlich nicht richtig ausgedrückt, denn seit

dem 14. Juli 1933 gab es in Deutschland keine Parteien mehr außer der NSDAP. An diesem Tag wurde nämlich das “Gesetz gegen die Neubildung von Parteien” erlassen.

“§ 1. In Deutschland besteht als einzige politische Partei die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.” war der erste Paragraph. (Quelle: Reichsgesetzblatt 1933 I S. 479)

Ein enormer Wahlfeldzug wurde trotzdem gestartet mit dem üblichen Szenario, Massenaufmärsche, Apelle, Plakatkrieg. Auch Intellektuelle warben für das “Ja”, so der Philosoph Martin Heidegger, der ohnehin nicht durch Distanz zum Nationalsozialismus aufgefallen ist, aber auch Gerhart Hauptmann, Ferdinand Sauerbruch. Auch die deutschen Bischöfe forderten zum Ja auf.Kardinal hatte in einer Wahlstellungnahme gesagt:”Reichskanzler Adolf Hitler hat das deutsche
Volk zu einer Abstimmung am 12. November aufgerufen,um vor der ganzen Welt den Friedenswillen des deutschen Volkes und seine Zustimmung zu den Friedensreden des Reichskanzlers
zu bekunden. Die deutschen Bischöfe, die von jeher in ihren Predigten und Hirtenbriefen für den Völkerfriedeneingetreten sind, begrüßen dieses öffentliche Bekenntnis zum
Frieden. Darum werden die Katholiken aus vaterländischem und christlichem Geist ihre Stimme für den Völkerfrieden, für die Ehre und Gleichberechtigung des deutschen Volkes erheben.
[…] Die Katholiken bekennen damit aufs neue ihre Treue zu Volk und Vaterland und ihren Dank für die weitschauenden und kraftvollen Bemühungen des Führers, dem deutschen
Volk die Schrecken eines Krieges und die Greuel des Bolschewismus
zu ersparen, die öffentliche Ordnung zu sichern und den Arbeitslosen Arbeit zu beschaffen.“ (in Entwurf III Faulhabers, 6.11.1933, in: Volk, Akten Faulhabers 1, S. 800.)

Bürckel forderte auf zur Abstimmung zu gehen und drohte, wer nicht zur Wahl ginge, würde als Separatist betrachtet. Auf den Einsatz einer großen Zahl von Rednern verzichtete er. Er setzte auf “private Gespräche”. Vor Ort

und in den Betrieben sollten die notwendigen Stimmen gesammelt werden. Auch setzte er auf die “Volksgemeinschaft”, diese beschwor er immer wieder. Am 8. November gab er eine Bekanntmachung heraus, die so nur im Gau Pfalz, nicht

aber in anderen Gauen zu finden war. “sämtlichen Bürgermeistern wird nach der Wahl eine Urkunde, unterzeichnet vom Kreiswahlleiter, ausgehändigt, aus welcher ersichtlich ist, wie die Bürger Gemeinde oder Stadt sich am 12. November zu

Deutschland und seinem Führer bekannten und wieviele sich dem Vaterland versagten” Außerdem hatte er ein Belohnungsangebot als Ansporn ausgearbeitet. “Die prozentuale Leistung am 12. November wird zur Grundlage genommen für die künftige

Nummerierung der Kreise, sodass der beste Kreis die Nummer 1 erhält, der zweitbeste die Nummer 2 usw. Die gleiche Nummerierung wird durchgeführt für die Ortsgruppen und Zellen innerhalb der Kreise.” (zitiert bei Wettstein S. 181)

Natürlich spornte das die Parteigenossen zu höchster Leistung an, den keiner wollte nach der Wahl als Versager gebrandmarkt werden. Damit hatte Bürckel auch über die Grenzen der Pfalz Aufsehen erregt.

Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps unterhielt den ganzen Tag eine Fahrbereitschaft, um Alte, Gebrechliche und Kranke zur Wahl zu bringen. Außerdem wurde auf perfide Art ein Grund gegeben, auf jeden Fall zur Wahl zu gehen.

Es wurde die Anordnung erlassen, dass die Wähler gleich nach der Stimmabgabe ein Wahlabzeichen offen zu tragen hatte. Das wurde ihnen aber erst im Wahllokal zum sofortigen Anstecken ausgehändigt.

Das Ergebnis war dann auch sehr eindeutig. 95,1 % billigten die Außenpolitik mit ihrer Zustimmung und in der gleichzeitigen Reichstagswahl erreichte die allein zur Wahl stehende NSDAP 92,2 %. Bürckel konnte mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Der Gau Pfalz hatte wieder die Spitzenposition eingenommen. In der Pfalz hatten 97,0 % bei der Volksabstimmung mit Ja gestimmt und 96,87 % bei der gleichzeitigen Reichstagswahl für die NSDAP. Neinstimmen wurden keine verzeichnet.

Natürlich war das Ergebnis auch für Adolf Hitler wichtig. Zeigte es doch dem In-und dem Ausland, dass Hitler die große Mehrheit des deutschen Volkes hinter sich wusste.

Ein gravierendes Problem stand aber an. Es war die Rolle, die die SA im Reich spielen sollte. 1921 hatte Adolf Hitler die Gründung eines Wehrverbandes der NSDAP angeordnet. Die Sturmabteilung war eine auf Hitler eingeschworene

Kampforganisation der Partei. 1922 hatte er Hermann Göring, der auch 1922 in die NSDAP eingetreten war, mit der Führung  der im Aufbau befindlichen SA beauftragt. Sie beteiligte sich am gescheiterten Hitlerputsch.

Nach dem Putsch verbot der Chef der Reichswehr Hans von Seeckt die NSDAP aber auch rechtsextreme Wehrverbände. Als Auffangorganisation gründete Ernst Röhm den Frontbann im Mai 1924. schon im September soll er 30.000 Mitglieder

gehabt haben. Hitler wurde Ende 1924 aus der Haft entlassen. Im Februar 1925 wurde die NSDAP neugegründet. Auch die SA wurde wieder aufgestellt, diesmal in die Partei eingegliedert. Nach der Wiedergründung der Partei

war Hitler mit Röhm über die Rolle der SA in Streit geraten. Hitler vertrat jetzt die “Legalitätstaktik”. Da passte die Zusammenarbeit mit paramilitärischen Verbänden nicht mehr ins Konzept. Hitler brauchte keinen Wehrverband mehr,

sondern lediglich einen Saalschutz. Franz Pfeffer von Salomon übernahm auf Wunsch von Hitler den Posten des Obersten SA-Führers (OSAF). Er war Jurist und war am Ende des 1.Weltkrieg  Hauptmann und Bataillonskommandeur. Er entwickelte die bis zum Ende des „Dritten Reichs“ gültige organisatorische und regionale Gliederung der SA und schuf mit vormilitärischer Ausbildung, einheitlichen Uniformen und militärischer Disziplin eine schlagkräftige Parteimiliz. Außerdem unterstanden ihm auch die HJ und der NS-Studentenbund. Provozierende Aufmärsche, zur Schau gestellte Stärke sollte die nationalsozialistische Geschlossenheit zeigen und waren auch ein Instrument der NS-Propaganda. Gewalttätige Übergriffe auf den politischen Gegner, also vor allem Mitglieder

der KPD und SPD zählten zu ihrem Repertoire, aber auch Juden und christliche Gruppen wurden Ziel von Angriffen. Eine weitere Krise zeichnete sich im Vorfeld der Reichstagswahlen von 1930 ab. Aus der SA war die Forderung laut geworden, führenden Mitgliedern einen sicheren Listenplatz bei der Wahl zu  garantieren. Hitler lehnte das ab. Auch Pfeffer von Salomon bejahte die Trennung von SA-Führerschaft und Mandat. Die Berliner SA trat daraufhin in Streik. SA Männer besetzen am von 30. auf 31. August 1930 sogar die Gaugeschäftsstelle und die Redaktionsräume der Gauzeitung der Berliner NSDAP “Der Angriff” unter dem stellvertretenden OSAF Ost Walter Stennes. Es kam zu einer wilden Prügelei zwischen SA und SS-Männern, erst die herbeigerufenen Polizei konnte die Ordnung wieder herstellen. Pfeffer von Salomon trat zurück. Hitler eilte nach Berlin und übernahm selbst den Posten des OSAF .Zum Ausgleich wurde Pfeffer von Salomon bei der Septemberwahl 1932 als Reichstagskandidat aufgestellt. Für die tägliche Arbeit wurde der Posten des Stabschef neu eingerichtet. Hitler besetzt ihn mit seinem alten Kampfgefährten Ernst Röhm, der schon beim Putsch am 9. November 1923 dabei war. Röhm war nach Südamerika gegangen, hatte 1928 als Militärinstruktor  in Bolivien gearbeitet.

Er war 1930 aus Südamerika zurückgekehrt und trat wieder in die NSDAP ein.  Im Januar 1931 trat er den Posten des Staatschef der SA an. Der Konflikt zwischen Stennes und der SA-Führung war aber nicht ausgestanden. Zum einen lehnte er die unter Röhm gerade begonnene Umorganisation der SA ab. Hauptgrund der Ablehnung durch die NSDAP-Spitze war aber die aktionistische Ausrichtung von Stennes und seiner Leute. Mit der Notverordnung vom 28. März 1931 zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen ,

deutete die Regierung an, dass sie in Zukunft energischer gegen politische Gewalt vorgehen wolle. Das gefährdete die Erfolge, die die NSDAP mit der Reichstagswahl von 1930 errungen hatte. Der Umkreis um Stennes warf der “Hitler-Fraktion” vor, sich von den

alten Idealen des Nationalsozialismus abgewandt zu haben. Die SA weigere sich, sich “auf dem Altar der Legalität opfern” zu lassen. (Flugblatt »Pg., S.A.-Kameraden! Nationalsozialisten!«, 8.4.1931, BArch Bln, NS26) Hitler setzt Stennes schließlich ab, worauf es zum

zweiten “Stennes-Putsch” kam. Mehrere hundert SA-Leute besetzten das NSDAP Parteigebäude in der Berliner Hedemannstraße. Stennes wurde dann aus der Partei ausgeschlossen.

 

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Er und seine Gefolgsleute bemühten sich die Nationalsozialistische Kampfbewegung Deutschlands (NSKD)auf zubauen. Aber schon im Dezember hatten Geldnot und schwindende Mitgliederzahlen für das aus der NSKD gesorgt.Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam Stennes im Mai 1933 zunächst in Haft. Aber Göring, der ihn noch aus gemeinsamen Kadettenzeiten in Berlin  kannte,unterstützte ihn. Auf Rat Görings wurde Stennes in China als Mitglied einer deutschen Militärmission Berater Tschiang Kai-scheks . Er befehligte dort die Leibgarde des Nationalistenführers und schulte Polizeioffiziere. (zur weiteren Geschichte von Stennes siehe siehe Spiegel online Eines Tages SA-Führer Stennes Von Hitlers Haudrauf zu Stalins Spion).

Unabhängig von diesen inneren Auseinandersetzungen wuchs die SA beständig und rasch an. Weltwirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP trugen ihren Teil dazu bei. Der Straßenterror nahm zu  und führte 1932 zu und führte 1932 zum SA und Uniformverbot.

(s.o.) Im Vorfeld der Reichstagswahl von 1932 kam es zu 300 Toten und über 1000 Verletzten. Bis Ende 1932 waren  92 SA-Leute bei Saal- und Straßenschlachten ums Leben gekommen.  Am 14. Januar 1930 wurde Horst Wessel, ein SA-Führer, angeschossen.

Am 23. Februar starb er im Krankenhaus. Eigentlich war es um eine private Auseinandersetzung gegangen. Es ging um Streit mit Mietzahlungen in einer Wohnung wo Wessel zur Untermiete wohnte. Goebbels, damals Berliner Gauleiter, griff das unter anderen Vorzeichen auf und nutzte den Tod Wessels zur hemmungslosen Agitation. Er stilisierte ihn zum “Märtyrer” der Bewegung. Er nannte ihn einen “Christussozialisten”, einen, der durch Taten rufe: »Kommt her zu mir, ich will Euch erlösen “
Zitiert nach R. G. Reuth, Goebbels  S. 162. Goebbels gestaltete ein pompöse Trauerfeier, bei der auch Göring, der SA-Führer von Pfeffer sowie Prinz August Wilhelm von Preußen anwesend waren. Nach der Machtübernahme gab es Horst Wessel Plätze.

Das Krankenhaus, in dem er gestorben war, wurde in “Horst Wessel Krankenhaus” umgetauft. Horst Wessel hatte irgendwann zwischen 1927 und 1929 einen Liedtext gedichtet, der zur offiziellen Parteihymne der NSDAP wurde. Nach der Machtübernahme

wurde es auf Anordnung von Innenminister Frick immer im Anschluss an die erste Strophe der Nationalhymne gesungen.

Nach der Machtübernahme war Göring Minister ohne Geschäftsbereich. Außerdem trat er am 30. Januar in die Kommissariatsregierung von Preussen als Innenminister ein. De jure regierte in Preussen zwar immer noch die Regierung Braun.

Von Papen hatte im Juli 1932 nach dem “Preussenschlag” die Regierung Braun abgesetzt. Doch das war vom Staatsgerichtshof für ungültig erklärt worden. Die Notverordnung „Zur Herstellung geordneter Regierungsverhältnisse in Preußen“ vom 6. Februar 1933

übertrug kurzerhand alle der Regierung Braun noch verbliebenen Befugnisse auf die Kommissariatsregierung von Papens. Es gab keine Neuwahlen. Das war ein zweiter Staatsstreich in Preussen. Per Erlass vom 23. Februar 1933 gründete

Göring die “Hilfspolizei”. Sie war 50.000 Mann stark und setzte sich überwiegend aus SA und SS- Einheiten zusammen. In Preussen galt ein Verteilerschlüssel, nach dem jeder 5. Hilfspolizist noch aus den Reihen des Stahlhelms kommen musste.

Die Gründung einer Hilfspolizei empfahl Göring auch für andere Länder. Das preussische Beispiel machte schnell Schule. Braunschweig richtete ihre HiPo schon am 1. März ein, Bayern stellte am 9./10. März eine HiPo auf, Württemberg am 10. März und Hamburg am 15. März. So wurde der Straßenterror gegen politisch Andersdenkende mit staatlichen Vollmachten durchgeführt. Hitler zog zweifachen nutzen aus der SA  in der Zeit unmittelbar nach der Machtübernahme. Seine Gegner konnte er einschüchtern und terrorisieren.

Bei den Konservativen konnte er sich als die Person geben, die als einzige in der Lage war, die SA zu bändigen.Hitlers Macht war im Lauf des Jahres 1933 vor allem dank der SA gesichert. Der Konflikt zwischen SA und Parteiführung, der ja schon von 1930 bis 1932

ausgetragen wurde (s.o.), war ja durch die Machtübernahme nur aufgeschoben, nicht aber gelöst worden. Röhm hatte-wie schon 1925 einmal- eine andere Vorstellung von der Rolle der SA. Ihm schwebte ein “NS-Volksheer” vor. Die Einheiten der Reichswehr sollten

in denen der SA aufgehen und so das NS-Volksheer bilden. Hitler aber brauchte die Reichswehr für seine zukünftigen Kriegspläne. Röhm hatte aber auch innerparteiliche Rivalen, nämlich Göring und Himmler. Es wurde nun der Eindruck erweckt, Röhm wolle zu einem Aufstand anstiften. Gerüchte wurden geschürt, Zitate bewusst gefälscht.

Am 30. Juni 1934 war Röhm zur Kur in Bad Wiessee, begleitet von mehreren SA-Führern. Der SS-Sturmbann Dachau, am 29. November 1934 in SS-Sturmbann Oberbayern umbenannt und Heinrich Himmler zur ausschließlichen Verfügung unterstellt-

verhaftete die SA-Führung am  30. Juni 1934 in Bad Wiessee. Zwischen 150 und 200 Menschen kommen in der “Nacht der langen Messer” ums Leben. Die in Bad Wiessee verhaftete SA-Führung wurde nach München-Stadelheim gebracht und dort erschossen.

Man hatte aber SA-Führer aus allen Teilen nach München zu einer Konferenz beordert. Die meisten kamen mit Nachtschnellzügen in München an, wurden sofort auf dem Bahnhof verhaftet, auch nach Stadelheim gebracht und erschossen. Nur bei Ernst Röhm, immerhin Hitlers Weggefährte zeigte der Führer noch Skrupel. Er sollte einen “ehrenvollen” Abgang erhalten. Er  wurde aufgefordert, Selbstmord zu begehen. Als er das nicht tat, wurde er auch erschossen. Goebbels war während dieser Aktionen auch in München und gab auf ein Zeichen Hitlers aus dem Braunen Haus das Stichwort “Kolibri” telefonisch nach Berlin durch. Daraufhin setzte auch dort die Mordaktion ein. Aber nicht nur die SA-Führung wurde liquidiert. Alte Gegner, Kritiker und Mitwisser wurden ebenfalls aus dem Weg geräumt. auch alte Rechnungen wurden beglichen. So starb Ritter von Kahr, der als bayerischer Generalstaatskommissar Hitler bei seinem Putsch 1923 die Unterstützung versagt hatte. Der ehemalige NSDAP-Organisationsleiter  Georg Strasser wurde am 30. Juni 1934 in Berlin von der Gestapo verhaftet, in das Gestapo-Hauptquartier in Berlin  in der Prinz-Albrecht-Straße  gebracht und dort liquidiert.Sein Tod wurde zunächst als Suizid deklariert. Gut möglich, dass sich Himmler und Göring eines potentiellen Konkurrenten entledigte, bevor diesem ein Come-Back gelang. Getötet wurden auch Regimegegner aus der katholischen Kirche wie Erich Klausener, der den Vorsitz der Katholischen Aktion in Berlin innehatte. Er war Beamter im preussischen Innenministerium.

Schon vor der Machtergreifung war er überzeugter Gegner linker wie rechter Kampforganisationen und hatte eben auch die SA mit den Mitteln der preussischen Polizei entschieden bekämpft. Auch der Münchner Journalist und Archivar Fritz Gerlich zählte zu den Opfern. Gerlich war von 1920-1928 Chefredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten, einer Vorgängerzeitung der Süddeutschen Zeitung. Ab 1930 gab er die Zeitschrift “Illustierter Sonntag’” heraus, die ab 1932 als “Der Gerade Weg” erschien. Verleger war

Erich August Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, der am Rande erwähnt mit dieser Zeitung eine Menge Geld verlor. Gerlich schrieb in der Ausgabe vom 31.Juli 1932 “Nationalsozialismus heißt: Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not”

(Digitalisat der Bayerischen Landesbibliothek)In derselben Ausgabe wird eine Zuschrift veröffentlicht, die sich wie eine Vorwegnahme des weiteren Schicksals von Gerlich liest “Sie erbärmlicher Schmutzfink.Seien sie überzeugt, daß die Stunde bald schlägt,

wo Deutschland von Ihnen und Ihresgleichen befreit wird. Wir werden an Ihnen und Ihrer schwarzen Sippe ein besonderes Exempel statuieren…” Gerlich wurde  am 9. März 1933 von einem SA-Trupp misshandelt, in Schutzhaft genommen und verblieb dort

bis zur Nacht vom 30. Juli, wo er in Dachau erschossen wurde. Von Papen konnte seine Mitarbeiter auch nicht mehr schützen, was seine Machtlosigkeit im Kabinett Hitler illustriert. Edgar Julius Jung wurde wohl in Oranienburg ermordet. Er war

politischer Berater und Redenschreiber von Papens und entwarf die Marburger Rede, die von Papen am 17.Juni 1934 vor Marburger Studenten hielt. Carl Fedor Eduard Herbert von Bose war Oberregierungsrat und Referent von von Papen. Er wurde erschossen, weil ja auch die “Papencique” zerschlagen werden sollte. Auch die Reichswehr hatte tote zu beklagen. So wurde Kurt von Schleicher, der ehemalige Reichskanzler und Ferdinand von Bredow, enger Mitarbeiter und Vertrauter Kurt von Schleichers ermordet.

Hitler hatte allerdings behauptet, von Schleicher und von Bredow hätten Landesverrat betrieben. Das empörte zwar die gesamte Generalität und sie beschwerte sich beim Reichwehrminister von Blomberg. Dieser versprach eine Dokumentation zu den Vorfällen zu liefern. es blieb aber bei dem Versprechen. Der einzige, der Konsequenzen daraus zog, war Generalleutnant Wolfgang Fleck, der seinen Abschied einreichte. Die angespannte Stimmung im Offizierskorps blieb aber und sie veranlasste Hitler zu der

Aussage in einer geschlossenen Versammlung, Untersuchungen hätten ergeben, dass die Generäle von Schleicher und von Bredow irrtümlich erschossen worden seien. Hitler hatte der Reichswehr auch zugesichert, dass sie das militärische Monopol behalten solle.

Trotzdem erhielt die SS schon wenige Monate später die Erlaubnis, eigene bewaffnete Verbände aufzustellen. Am 20. Juli 1934 löste Hitler die SS aus der SA und erhob sie zu einer selbstständigen Organisation im Rahmen der NSDAP. 1934 wurden solche Mordaktionen noch juristisch bemäntelt. Am 3. Juli 1934 erließ die Regierung das Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr. Im einzigen Artikel darin heißt es: “ Die zur Niederschlagung hoch- und landesverräterischer Angriffe am 30. Juni, 1. und 2. Juli 1934 vollzogenen Maßnahmen sind als Staatsnotwehr rechtens.”

Und was war mit Bürckel während des Röhmputsches?  Am Tag der Verhaftung Röhms hatte Bürckel die pfälzischen Bauern  zu einer Versammlung auf dem  “Thingplatz” am Königstuhl auf dem Donnersberg eingeladen.Bei dieser Veranstaltung griff er den landwirtschaftlichen Gaufachberater der NSDAP Ludwig Schickert scharf an. Die beiden hatten wohl schon seit 1932 Probleme miteinander.

Auch Walther Darré war anwesend. Er war am 28. Mai 1934 zum Reichsbauernführer und am 29. Juni, also am Vortag zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft ernannt worden. Dessen agrarpolitische Vorstellungen empfand er als unsozial. Die Politik

Darrés missachtete nach Bürckels Einschätzung die dringenden Belange der Bauern. Bürckel nahm kein Blatt vor den Mund. In einer im Protokoll nicht vorgesehenen Schlussrede wandte er sich direkt an den neuernannten Minister und bat ihn jede unsoziale, die dringenden Bedürfnisse der pfälzischen Bauern missachtende Politik zu unterlassen. Darré war über dieses unprogrammäßige Schlusswort erzürnt und ließ ihm, nachdem er nach Berlin zurückgekehrt war, ausrichten, sein Schlusswort auf dem Donnersberg

habe ihm so gut gefallen, dass er nicht umhin könnte “Gauleiter Bürckel mitzuteilen, dass gerade Georg Strasser erschossen worden ist.” (Wettstein S. 211). Bürckel hatte aus der Säuberung für sich den Schluss gezogen, dass sie sich gegen den Machtanspruch einer

der Sittenlosigkeit und Korruption verfallenen SA-Führung gerichtet hat. In diesem Sinn fiel auch sein Telegramm aus, das er am nächsten Tag an Hitler schickte. “Die Haltung des Gaus Pfalz ist ganz selbstverständlich. Für die durchgeführte Säuberung dankt das ganze pfälzische Volk, aber auch aufrichtig die SA des Gaues Pfalz.Ihr getreuer Bürckel”. Flankiert wurde das in einem Aufruf, der in allen pfälzischen Tageszeitungen veröffentlicht wurde. “Der Führer hat aufgeräumt und uns damit erlöst…” (Wettstein S. 212).

Hindenburg hatte das Vorgehen gegen die SA durchaus forciert. Als Hitler den kranken Präsidenten auf seinem Gut Neudeck besuchte, forderte Hindenburg Hitler auf, endlich “endlich etwas gegen die revolutionären Unruhestifter zu unternehmen”  und er überlegte wohl, das Kriegsrecht zu verhängen. Am 2. August 1934 starb der Reichspräsident Paul von Hindenburg. Der verstorbene Präsident sollte eigentlich auf seinen  ausdrücklichen Wunsch auf Gut Neudeck bestattet werden. Doch die Nazis ließen sich nicht nehmen, daraus eine perfekte Inszenierung nationalsozialistischer Machtausübung zu machen. Der Leichnam war am 7. August zum Tannenberg überführt worden. Am Tag darauf wurde er in einem pompösen Staatsakt beigesetzt von Hitler mit

“Toter Feldherr, geh‘ nun ein in Walhall!“  Schon am am 1. August Gesetz über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs erlassen.

Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:

§ 1

  Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem des Reichskanzlers vereinigt. Infolgedessen gehen die bisherigen Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler über. Er bestimmt seinen Stellvertreter.

§ 2

  Dieses Gesetz tritt mit Wirkung von dem Zeitpunkt des Ablebens des Reichspräsidenten von Hindenburg in Kraft.

Noch am Todestag von Hindenburg lässt Reichswehrminister General von Blomberg alle Soldaten einen Eid auf Hitler ableisten. Der Eid lautete nun “Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“ Dabei hatte der Reichswehrminister gar keine rechtliche Befugnis den Text des Eides zu ändern.

Er lautete bis dahin so: “Ich schwöre der Reichsverfassung und gelobe, daß ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will.“

Von Blomberg erhoffte sich von dieser Änderung der Reichswehr eine starke Position zu sichern. De facto stärkte er aber die Position Hitlers. Auch hatte dies Spätfolgen, die damals natürlich nicht abzusehen waren. Als es um den Widerstand gegen Hitler,

fühlten sich viele Offiziere auch durch den Eid auf Hitler gebunden und das machte den Widerstand für einzelne durchaus auch zu einer Gewissensentscheidung. Die deutsche Bevölkerung sollte die Zusammenlegung der Ämter des Reichspräsidenten und Reichskanzlers in einer Volksabstimmung absegnen, die für den 19. August 1934 angesetzt war. Bürckel war seit 7. August 1934 offizieller Sonderbevollmächtigter der Reichsregierung für die Saarabstimmung im Januar 1935. Schon am 18. Juli hatte Joseph Goebbels

den Pfälzer Gauleiter mit der Durchführung der Saarpropaganda beauftragt. Zwar ging es bei der Volksbefragung am 19. August eigentlich um nichts. Sie diente lediglich der Akklamation. Bürckel aber musste sich beweisen. In allen Wahlen hatte er ja immer

Spitzenergebnisse eingefahren. Und auch jetzt brachte er sein erprobtes Erfolgsrezept. Aufmärsche, Fahnen, Marschmusik und aus den Lautsprechern tönten reden Hitlers oder sonstiger Parteigrößen. Am 14. August fand in Speyer eine Massenkundgebung mit

mehr als 10.000 Teilnehmern statt. Seine Rede ließ er gleichzeitig über Lautsprecher in sämtliche Gemeinden des Kreises übertragen. Er schloss pathetisch “Ich sage, dass ich am Abend des 19. Augusts vor den Führer treten werde mit der Meldung: Mein Führer,

die Kompanie Pfalz steht geschlossen hinter dir! “ (Wettstein S. 214) Seine Prophezeiung  traf ein. Die Pfalz meldete 99,9 %. (Zahl nach Landesgeschichtliches Informationssystem  Hessen).

Das Saargebiet kam nach der Niederlage von 1918 unter die Regierung des Völkerbundes. 1920 wurde es für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt. Für 1935 war vertragsgemäß eine Volksabstimmung vorgesehen, die den künftigen Status des Gebiets festlegen sollte Im Jahr 1931 hatte Bürckel eine Art Patenschaft für die saarländische NSDAP übernommen. Er ordnete Parteiredner für die Partei, aber auch Saalschutz durch SA und SS-Leute aus der Pfalz ab. Er versorgte sie mit Uniformen. Er gab saarländischen Parteigenossen die Möglichkeit, in der Pfalz zu hospitieren. Er kannte die saarländische NSDAP also genau. So war es nur folgerichtig, dass Hitler Bürckel nach der Machtergreifung zum Gauleiter des Gaus Saar ernannte,

ohne aber den amtierenden Gauleiter Karl Brück seines Amtes zu entheben. Er löste den Gau Saar auf und unterstellte die NSDAP seiner Gauleitung mit der Zentrale in Neustadt. Die Regierungskommission, das war die Behörde, die das Saargebiet im

Auftrag des Völkerbundes verwaltete, verabschiedete kurz darauf ein Gesetz, das die Parteien an der Saar zur rechtlichen Eigenständigkeit gegenüber dem Deutschen Reich verpflichtete. Somit konnte Bürckel nicht Gauleiter für die Saar bleiben. Als Strohmann

für Bürckel wurde Alois Spaniol, 1904 im saarländischen Lisdorf geboren, eingesetzt. Die bürgerlich-liberalen Parteien und das katholische Zentrum schlossen sich unter  auf eine Initiative des VölkIinger Industriellen Herrmann Röchling zur ,,Deutschen Front (DF)“ zusammen. Sie trat für den Anschluss des Saargebiets an das Reich ein. Bürgerliche Politiker und Pfarrer dienten als Aushängeschilder. Nach außen wirkte sie wie eine überparteiliche Bewegung. Tatsächlich aber stand sie vollständig unter der Kontrolle

der NSDAP und die Fäden hielt Bürckel in der Hand. Der DF gehörte als Nationalsozialist Jakob Pirro  an. Die Saar-NSDAP wurde am 26. Februar 1934 aufgelöst Neuer Leiter wurde Pirro. Er gilt als Vertrauter Bürckels, der also seine Strategie bei der Personalauswahl, alle Posten mit seinen Vertrauten zu besetzen fortführte.

Bürckel hatte mit der Saarpropaganda zwei Aspekte abzudecken. Zum einen musste er natürlich die Saarländer für die Rückgliederung begeistern. Er musste aber auch die Reichsbevölkerung für die innen-und außenpolitische Bedeutung sensibilisieren.

Für den Kampf um saarländische Stimmen griff er auf seine bewährten Propagandainstrumente zurück. Presse und Film und natürlich wie immer öffentliche Kundgebungen und Versammlungen wurden genutzt. Wichtigstes Propagandamittel wurde aber mehr und mehr der Reichsrundfunk. Für die Reichsdeutschen kreierte er Saarveranstaltungen und Saarausstellungen. In Zweibrücken fand am ersten Aprilwochenende die wohl erste offizielle Saarlandkundgebung statt. Über 70.000 Menschen waren gekommen.

Auch in Mannheim, Mainz und Ludwigshafen fanden große Kundgebungen statt. Sternfahrten zur saarländischen Grenze von Parteiorganisationen wurden organisiert. Aber auch der Sängerbund Westmark oder die NS-Frauenschaft waren eingebunden.

Der Sängerbund hielt in Zweibrücken eine Kundgebung ab und das Gautreffen der NS-Frauenschaft, auch in der Grenzstadt Zweibrücken hatte 10.000 Teilnehmer/Innen.

Bürckel sah aber auch, dass es außer diesem propagandistischen Trommelfeuer wichtig war, auch die katholische Kirche zu gewinnen. Immerhin waren 73 % der saarländischen Bevölkerung Katholiken. Wichtig war ihm eine offizielle Zustimmung der beiden für das Saarland zuständigen Oberhirten Franz Rudolf Bornewasser in Trier und Ludwig Sebastian in Speyer.

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Zwar waren beide Bischöfe national eingestellt und waren deshalb für die Rückgliederung des Saargebiets ins Reich, doch ganz so glatt lief es nicht, wie Bürckel sich das erhofft hatte. Sebastian hatte sich schon 1933 geweigert, einen von Bürckel vorbereiteten Wahlaufruf zu unterschreiben. Er hatte im März 1933 demonstrativ katholische Schutzhäftlinge in Neustadt besucht. Angesichts der ständig zunehmenden Repressalien gegen den Klerus und Ordensleute hatte er sich auch geweigert nach dem Abschluss des Reichskonkordats einen Dankgottesdienst zu feiern. Auch waren die Ausschreitungen in der Pfalz während der Gleichschaltung, die Schutzhaft für pfälzische Geistliche

und die Verfolgung von Mitgliedern des Zentrums und der BVP im Saarland durchaus registriert worden. Bürckel fuhr nun einen geschmeidigeren Kurs. So wies er die pfälzische Kreisregierung im Juni 1934 an, kein Uniformverbot für die katholischen Jugendverbände zu erlassen. Er verbot die Verbreitung des “Mythus des 20. Jahrhunderts” von Rosenberg, der bei der katholischen Kirche seit Anfang 1934 auf dem Index stand. Am 21. Juni 1934 ordnete er für Fronleichnam  für die Pfalz eine allgemeine Arbeitsruhe an.

Fronleichnam war seit dem Feiertagsgesetz vom 27. Februar 1934 kein Feiertag mehr. Außerdem ordnete im “Interesse des Religionsfriedens” behördlichen Schutz für Fronleichnamsprozessionen an. Auch untersagte er , dass in der Pfälzer und saarländischen

Presse antireligiöse und die Kirche verunglimpfenden Artikel veröffentlicht wurden. Gleichzeitig machte er Druck. Er intervenierte sogar beim Vatikan, um die beiden Kirchenfürsten zu veranlassen, ihre bisherige Neutralität aufzugeben.

Am 6. Januar 1935 wurde im Reich und auf Anordnung der fürs Saargebiet zuständigen Bischöfe von Trier und Speyer ein Hirtenbrief verlesen “Am Sonntag, den 13. Januar 1935, wird im Saargebiet die Volksabstimmung stattfinden über die Frage,

ob dieses deutsche Land seine Bewohner in der durch den Versailler Gewaltfrieden aufgezwungenen Trennung vom deutschen Reich verbleiben sollen (zitiert bei Wettstein S. 264)Bei Bischof Sebastian unterblieb die Formulierung vom “Versailler Gewaltfrieden”.

Aber natürlich hat dieser Hirtenbrief das Abstimmungsergebnis beeinflusst. Das Ergebnis war überzeugend. 90,8 % der Wähler entschied sich für das Rückkehr ins Reich. Für den Status quo stimmten 8,8 % und nur 0,4 % votierten für Frankreich.

Bürckel hatte seine Fähigkeit wieder voll unter Beweis gestellt. Hitler gratulierte zu dem Erfolg persönlich am Telefon und einem persönlich an ihn gerichteten Telegramm “Aufrichtigen Dank für Ihre vorbildliche Arbeit” (Wettstein S. 267)

Auch Goebbels, der sich oft über Bürckels “sozialistische Alleingänge” ärgerte oder Dr. Frey, den er mit seiner Personal-und Verwaltungspolitik in der Pfalz oft brüskierte, gratulierten.

Am 30. Januar wurde “Gesetz über die vorläufige Verwaltung des Saarlandes” erlassen. § 1 lautete: “An der Spitze der Verwaltung des Saarlandes steht bis zur Eingliederung in einen Reichsgau der Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes mit dem Amtssitz in Saarbrücken. Der Reichskommissar wird vom Führer und Reichskanzler ernannt”. Bürckel wurde am 11. Februar  zum Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes  ernannt und am 1. März 1935 in Saarbrücken von Dr. Frick in einem Festakt

in das Amt eingesetzt. Fast alle Parteigrößen waren dabei: Hitler, Heß, Goebbels, Himmler, Rosenberg, Darré, Ley. Auch die beiden Bischöfe Bornewasser und Sebastian waren anwesend. In seiner Antrittsrede versprach Bürckel den Bau von 2000 Häusern und

Siedlungen. Zur Rückgliederung des Saarlandes sagte er klar “diese sei keine bayrische,preußische Angelegenheit, sondern allein (eine)deutsche Angelegenheit (Wettstein S.270)Tatsächlich war das Saargebiet  das erste von den Nationalsozialisten geschaffene „führerunmittelbare Territorium“, in dem der Reichskommissar neben seiner Position als oberster Präsentant der Reichsaufsicht zugleich die Funktion eines Regierungschefs ausübte.Für seine Kirchenpolitik anerkannte er die Aufgabe der Kirche. Doch sagte er auch, dass der Nationalsozialismus als Träger des Staates ungehindert seine Aufgaben erfüllen werde. Jeder sollte auf seine Arbeit beschränkt werden.

Wie er das auch in der Pfalz gemacht hatte, besetzte er die führenden Posten mit ihm loyal ergebenen Parteigenossen. Durch Führererlass vom 17. Juni 1936 wurde Bürckel zum Reichskommissar für das Saarland ernannt. Im selben Jahr wurde er

auch Obergruppenführer der SA, das entspricht dem Rang eines Generals.

Noch ein Blick auf das gesamte Reichsgebiet und die weitere Entwicklung des nationalsozialistischen Herrschaftssystem.

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Auf dem Gebiet der Innenpolitik geschah auch Wichtiges

Mit dem “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” vom 7. April 1933 hatte die Ausgrenzung der Juden begonnen.

Die “Nürnberger Gesetze”, die am Abend des 15. September 1935 anlässlich des 7. Reichsparteitag der NSDAP, des “Reichsparteitags der Freiheit”, einstimmig angenommen wurden, schlossen die Juden praktisch aus dem deutschen Volk aus.

Die beiden Gesetze, das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (RGBl. I S. 1146) und das “das Reichsbürgergesetz” (RGBl.I S. 1146) gaben der nationalsozialistischen Rassenideologie ihre juristische Grundlage.

An der Erarbeitung von Vorlagen und Gesetzesentwürfen maßgeblich beteiligt- auch für die “Nürnberger Gesetze” war als Referent im Innenministerium Hans Globke. Er gab auch zusammen mit seinem Vorgesetzten dem Staatssekretär

Wilhelm Stuckart den ersten Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen und deren Ausführungsverordnungen heraus. Er verfasste auch das Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938 , das Juden zur Führung

des zusätzlichen Vornamens Israel für Männer und Sara für Frauen verpflichtete. Er konzipierte auch das J, das Juden in ihre Pässe eingeprägt bekamen, mit.

Hans Globke brachte es trotz dieser Vorgeschichte zum Zeugen der Anklage im Nürnberger Prozess. Unter Adenauer wurde er Ministerialdirigent. Am Schluss brachte er es sogar zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Er war die Schaltstelle im Kanzleramt

und Adenauers engster Vertrauter. Auch über Ordensverleihungen konnte er sich nicht beklagen. Er erhielt das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Auch eine Karriere!

Mit dem Blutschutzgesetz wurde die Eheschließung sowie der außereheliche Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden verboten. Das Reichsbürgergesetz legte fest, dass nur “Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes“ Reichsbürger

sein konnten. Das hatte zur Folge,dass kein Jude mehr ein öffentliches Amt innehaben durften. Jüdische Beamte, die 1933 wegen des “Frontkämpferprivilegs” noch einmal davon gekommen waren, mussten nun bis zum 31. Dezember 1935 ihren Dienst quittieren.

Juden verloren das politische Wahlrecht und durch weitere Verordnungen zum Reichsbürgergesetz wurde jüdischen Ärzten und Rechtsanwälten auch ihre Zulassung entzogen.

Zu Gauleiter Bürckel. Gleich nach 1933 waren Juden aus ihren Geschäften gedrängt worden. Der Weinhandel war traditionell überwiegend von jüdischen Händlern betrieben und die waren planmässig aus dem Geschäft gedrängt worden, oft mit fadenscheinigen Vorwürfen von Weinbetrug und Weinpanscherei. Im Mainzer Karnevalszug von 1936 fuhr sogar ein Motivwagen mit, der den Vorwurf, dass Juden minderwertige Weine als Spitzenweine verkaufe. Dazu kam ein Weinjahrgang, dessen Mengen

das 2 1/2 fache eines normalen Jahrgangs ausmachte. Die Winzer fürchteten einen Preisverfall. Also proklamierte Bürckel “Die Deutsche Weinstrasse”. Sie verlief von Schweigen nach Bockenheim und sollte die schönsten Winzerdörfer der Pfalz verbinden.

Man musste lediglich neu ausschildern. Orte die an der Route lagen durften den Zusatz “an der Weinstraße” sowie Neustadt- bisher an der Haardt nun an der Weinstraße. Am 19.  Oktober 1935 wurde in Bad Dürkheim die Deutsche Weinstraße feierlich eröffnet.

Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden wurden nur zehn Tage vorher in Kenntnis gesetzt. Ursprünglich war geplant mit einer Pfälzerwald Hochstrasse vom Donnersberg bis zum Hohen Derst, der ist oberhalb von Dörrenbach für den Fremdenverkehr

und damit auch für den Wein zu werben. Bürckel war im Juli 1935mit seinem Gefolge in der Schweigener Gaststätte “Zum Bayerischen Jäger”eingekehrt. Dabei kam man auf die Änderung der Pläne. Am Anfang der Weinstraße steht das Deutsche Weintor,

das die provisorische Holzattrappe, die bei der Eröffnung stand, ersetzt hatte. Es gab einen Architektenwettbewerb, den die Architekten August Josef Peter und Karl Mittel aus Landau gewonnen hatten. Die Grundsteinlegung fand am 27. August 1936 statt, der Abschluss der Bauarbeiten wurde nicht einmal zwei Monate später, am 18. Oktober, gefeiert.

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Entlang der Weinstraße sollten 6 Bauwerke entstehen, die zum einen als Kelterstation, zum anderen als Gaststätte mit Ausflugszielcharakter dienen sollten. Gebaut wurde

aber noch 1936 nur der “Saarhof”. Er sollte so heißen, weil die Stadt Saarbrücken die Trägerschaft übernommen hatte. Der Rohbau wurde bei Kriegsbeginn vollendet. dann nahm ihn die Wehrmacht in Beschlag. 1944/45 kaufte die Gemeinde Leinsweiler das Anwesen von der Stadt Saarbrücken. 1951 übernahm es der Landkreis Landau.Heute ist der “Leinsweiler Hof” in Privatbesitz. Parallel zur Errichtung der Weinstraße begründete Bürckel Partnerschaften Pfälzer Winzergemeinschaften mit deutschen Städten. Natürlich überschritt Bürckel damit seinen Kompetenzrahmen, denn Weinbau und Weinwerbung lagen eigentlich im Zuständigkeitsbereich von Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Darré. Aber um Kompetenzen hat Bürckel sich nie gekümmert, zumal wenn er vom Zuständigen keine hohe Meinung hatte. Für die Weinstraße regelte er vieles mit einer Reihe von Erlassen. Aus Vorgärten mussten Reklameschilder, Leuchtstofftransparente, nicht für die Pfalz typische Pflanzen, selbst Gartenzwerge entfernt werden.

Modische Bauweisen, Edelputz und Mosaiken an den Hauswänden waren verboten. Alte Fachwerkhäuser, alte Wirtshausschilder und alte Zäune waren zu erhalten. Bürckel liess die postalische Bezeichnung “an der Weinstrasse” an die Ortsnamen anhängen-

werbewirksam bis heute.

Das Verhältnis des Nationalsozialismus zur Kirche, vor allem zur katholischen, war von Anfang an ziemlich gespannt. Und wie oben gezeigt gab es gleich zu Beginn massive Übergriffe auf Geistliche und vor allem heftige Verfolgung von Zentrumsmitgliedern.

Das Verhältnis entspannte sich nach dem Konkordat ein wenig und unter Gauleiter Bürckel in der Pfalz als es um die Saarabstimmung ging und Bürckel einfach auch die massive Unterstützung der Bischöfe brauchte, um ein möglichst gutes Stimmergebnis im Saarland zu erreichen. Der Speyrer Bischof Sebastian war von Anfang an nicht auf Konfrontation aus.Wie oben gezeigt wurde, verlief die Zeit kurz vor dem Ermächtigungsgesetz sehr turbulent. Auch in der Pfalz waren sehr viele katholische Geistliche in Schutzhaft genommen worden oder wie der Pfarrer von Rheingönnheim Caroli misshandelt worden. Bischof Sebastian willigte in ein Abkommen mit der Gauleitung ein, das katholischen Priestern strengste Zurückhaltung in politischen Fragen auferlegte. Getragen war dies von der

Hoffnung, die Haftentlassung der Pfarrer zu erreichen. Das Hauptziel des Bischofs lag darin, eine geregelte Seelsorge aufrecht zu erhalten. Nach dem für das Regime günstigen Ausgang der Saarabstimmung war man nicht mehr auf Rücksichtnahme auf die Kirche angewiesen. Eine Atempause verschafften nochmals die Olympischen spiel 1936 in Deutschland. Man wollte sich im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit natürlich gut zeigen. Es kam dann Ende 1936/Anfang 1937 zum Frankenholzer Schulstreik. Es ging hier um den Rang von Schulkreuzen und Hitlerbildern. Als der nationalsozialistische Schulleiter Philipp Klein Kreuze durch Hitlerbilder ersetzen ließ, behielten Eltern ihre Kinder daheim. Als die Gestapo gegen die Rädelsführer ermittelte, schlossen sich Bergleute dem Protest mit

einem Bummelstreik an. Darauf wurden 15 Grubenarbeiter fristlos entlassen, 5 Eltern in U-Haft genommen. Gauleiter Bürckel gab nach, ließ die Geldstrafen für die Schulverweigerung aufheben,

veranlasste, dass die Verhafteten entlassen wurden und machte den Platztausch von Hitlerbild und Kreuz rückgängig.  Bischof Sebastian hatte den Vorfall in seiner ganzen Diözese publik gemacht und mit klaren Worten darauf hingewiesen,dass Frankenholz kein Einzelfall sei sondern symptomatisch für die Gesamtentwicklung im Deutschen Reich war. Die Stellungnahme des Bischofs belegte, dass Bürckels Fiktion vom Religionsfrieden in seinem Gau nicht stimmte.Fast gleichzeitig ließ Bürckel eine Abstimmung über die Einführung einer Gemeinschaftsschule im Gau Saarpfalz durchführen und erhielt ein klares Votum für die Gemeinschaftsschulen. Das wieder zeigte, dass die Bereitschaft vieler Katholiken, sich den Forderungen des Nationalsozialismus zu widersetzen, sehr rasch an ihre Grenzern stieß, wenn konkrete Nachteile drohten. Die Abstimmung war am 19. März angesetzt worden und schon am 20. März abgehalten worden. So wurde den Pfarrern die Möglichkeit genommen, dagegen Stellung zu beziehen, z. b. in Predigten.

Der 20. März war der Samstag vor Palmsonntag. Am 21. März aber wurde in allen katholischen Kirchen die päpstliche Enzyklika “Mit brennender Sorge” verlesen. Schon im Januar 1937 hatte Papst Pius XI. die Kardinäle Faulhaber (München und Freising), Bertram (Breslau zugleich Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz),und Schulte(Köln) sowie die Bischöfe Galen (Münster) und Preysing (Berlin) nach Rom gerufen, um mit ihnen zu beraten, wie man der immer feindseliger werdenden Kirchenpolitik in Deutschland begegnen sollte. Ein Brief des Papstes an Adolf Hitler oder eine öffentliche Kundgebung des Papstes gegen den Nationalsozialismus in Form einer Enzyklika wurde besprochen. Der Brief wurde verworfen, die Enzyklika beschlossen.

Kardinalstaatssekretär Pacelli bat Kardinal Faulhaber einen ersten Entwurf zu verfassen. Er arbeitete nur nachts und ohne fremde Hilfe, um die geringste Gefahr oder Indiskretion auszuschließen. Gleichzeitig bereite der Vatikan eine gleichzeitig geplante

Enzyklika gegen den Kommunismus („Divini Redemptoris“) so auffällig vor, daß die NS-Diplomaten nur auf dieses Dokument warteten. Beim Korrekturerlesen kam Faulhaber zu der Meinung, dass sich sein Entwurf vielleicht für einen deutschen Hirtenbrief,keinesfalls aber für ein päpstliches Rundschreiben eigne. Papst Pius XI. und sein Staatssekretär entschieden anders. Pacelli brachte noch geringfügige Änderungen an. Das überarbeitete Manuskript wurde in der Druckerei des Vatikans gedruckt und ging

mit einem diplomatischen Sonderboten an die Nuntiatur nach Berlin. Über Kuriere wurde es direkt an die deutschen Bischöfe übergeben. Der Postweg wurde gemieden.Vertrauenswürdiger Kirchenmitarbeiter transportierten das Papier per Fahrrad und Motorrad in die Pfarrhäuser. Man nutzte Wald- und Feldwege, um kein Aufsehen zu erregen. Die Kopien des geheimen Textes wurden in Beichtstühlen übergeben. Zwar gelangte ein Tag vor der geplanten Verlesung ein Exemplar in die Hände der Gestapo. Aber da war die Zeit zu Beschlagnahme natürlich zu knapp. Der Coup war geglückt. In den 11.500 Gemeinden Deutschlands wurde das Rundschreiben verlesen und 300.000 Kopien verteilt. Es ist diese die einzige päpstliche Enzyklika in deutscher Sprache.

Hitler soll getobt haben, als er am Vorabend der Verlesung von der Enzyklika erfuhr. In der Enzyklika steht zwar weder “Adolf Hitler” noch Nationalsozialismus aber es ist eine klare Lagebeschreibung der katholischen Kirche in Deutschland, wie es in der Überschrift heißt. Nach Abschluss des Konkordats hatten sich die Verstöße gegen die Vereinbarung gehäuft. Kardinalsstaatssekretär Eugenio Pacelli hatte dem Botschafter des Deutschen Reiches am Heiligen Stuhl über 50 diplomatische Protestnoten übergeben-

nun erklärte der Papst “daß in diesen schweren und ereignisvollen Jahren der Nachkonkordatszeit jedes Unserer Worte und jede Unserer Handlungen unter dem Gesetz der Vereinbarungstreue standen.” Und fährt dann fort ”wie von der anderen Seite die Vertragsumdeutung, die Vertragsumgehung, die Vertragsaushöhlung, schließlich die mehr oder minder öffentliche Vertragsverletzung zum ungeschriebenen Gesetz des Handelns gemacht wurden.” Auch zum  zur Rasselehre wird klar Stellung bezogen:

“Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben “ Auch zum Führerkult gibt es deutliche Worte: “Wer in sakrilegischer Verkennung der zwischen Gott und Geschöpf, zwischen dem Gottmenschen und den Menschenkindern klaffenden Wesensunterschiede irgend einen Sterblichen, und wäre er der Größte aller Zeiten, neben Christus zu stellen wagt, oder gar über Ihn und gegen Ihn, der muß sich sagen lassen, daß er ein Wahnprophet ist, auf den das Schriftwort erschütternde Anwendung findet: „Der im Himmel wohnt, lachet ihrer“ (Originaltext auf der Internetseite des Vatikans) Natürlich schlug der NS-Staat sofort zurück. Man antwortete mit Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.Bistumszeitungen, die den Text gedruckt hatten, wurden beschlagnahmt und für drei Monate verboten. Zwölf der an der Vervielfältigung beteiligte Druckereien wurden entschädigungslos enteignet. Katholische Schulen und Klöster wurden geschlossen. Gegen Priester und Ordensleute wurden Prozesse wegen Unterschlagung und Sittlichkeitsprozesse geführt und publizistisch ausgeschlachtet.

Bürckel griff Bischof Sebastian scharf an. Er bezeichnete ihn als Landesverräter und Staatsfeind. Die Gestapo hatte einen Brief des Bischofs an Pacelli abgefangen, geöffnet und fotografiert in dem er über die Bedrückungen der Kirche berichtet hatte..

Am 15. August 1937 sollte in Speyer das goldene Priesterjubiläum des Bischofs gefeiert werden. 25.000 Frauen wollten zu einer “Jubelmesse” nach Speyer kommen. Sonderzüge waren bei der Reichsbahn angefordert und bereits zugesagt worden.

Nun legte Bürckel eine Großkundgebung von Parteiformationen in Speyer auf den 15. August. Die Reichsbahn zog ihre Zusage für die Sonderzüge zurück. Autobusse, die eigentlich den Frauen zur Verfügung stehen sollten, wurden von der Gauleitung

beansprucht. Bischof Sebastian entschied sich deshalb, seinen Ehrentag im Stift Neuburg gemeinsam mit dem Erzbischof von Bamberg und den Bischöfen von Würzburg und Eichstätt in einer stillen Feier zu begehen. Bürckels

Aktion hatte die die Feier des Bischofs zwar verhindert, war aber doch ins Leere gelaufen.

Auf internationaler Ebene war in der Zeit bedeutsam. Im Februar 1936 hatte die Volksfront in Spanien die Wahlen gewonnen. Daraufhin planten Offiziere nahezu öffentlich einen Putsch. Ihre Aktivitäten wurden von der Regierung praktisch ignoriert.

Als am 13. Juli 1936 der monarchistische Oppositionsführer José Calvo Sotelo ermordet wurde, mischten sich immer mehr Gruppen ein. aus dem Putsch war ein Bürgerkrieg geworden. Zwar gab es unter der Ägide des Völkerbundes ein Nichteinmischungskomitee.

Aber die faschistischen Mächte Italien und Deutschland unterstützten die Putschisten offen.Die Sowjetunion unterstütze die Regierung mit Waffen und Beratern. So wurde Spanien zum Übungsfeld für den Systemkonflikt in Europa. Ab November 1936 kämpfte

die Legion Condor mit 12000 Mann, offiziell nur Freiwillige, in Spanien. Ab Frühjahr 1937 waren auch deutsche Seestreitkräfte beteiligt. Am 26. April 1937 wurde die religiöse Hauptstadt des Baskenlandes Gernika unter massgeblicher Beteiligung der

Legion Condor fast vollständig zerstört.

Im November 1937 hatte Hitler die militärische Führungsspitze und Außenminister von Neurath zu einer Konferenz nach Berlin eingeladen. Dabei ging es zunächst um Versorgungsprobleme der Rüstungswirtschaft insbesondere mit Stahl. Doch Hitler wich von der

Tagesordnung ab und gab in einem mehrstündigen Monolog Einblick in seine außenpolitischen Ziele. Hitlers Wehrmachtsadjutant Oberst Friedrich Hoßbach fasste diese Gedankengänge Hitlers stichwortartig in einer Niederschrift zusammen. Diese wurde später als

“Hoßbachprotokoll” bezeichnet und diente später der Anlagevertretung beim Nürnberger Prozess als Beweismittel, dass die Beschuldigten einen Angriffskrieg geführt hätten. Man kannte schon Hitlers Idee vom “Lebensraum”. Nun gab es aber einen konkreten zeitlichen Rahmen. Da wurde auch klar, dass die Tschechoslowakei und Österreich auf der Agenda standen.

Im Juli 1934 putschten in Österreich Nationalsozialisten. Am 25. Juli ermordete der österreichische Nationalsozialist Otto Planetta den österreichischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Im Anschluss an den missglückten Putsch wurden viele Todesurteile verhängt, von denen 13 auch vollstreckt wurden, unter anderem wurde Otto Planetta durch den Strang hingerichtet. Nachfolger von Dollfuß wurde Kurt Schuschnigg, der bisher Justizminister im Kabinett Dollfuß war.

Für Adolf Hitler bedeutete der Putsch eine enorme außenpolitische Belastung, zumal angenommen wurde, dass Deutschland zu mindestens die Finger im Spiel hatte. Am Grenzübergang Zollerschlag wurde ein Kurier festgenommen, der Dokumente bei sich hatte, das”Kollerschlager Dokument” legt den Verdacht nahe. für die österreichische Regierung war es der Beleg, dass der Juliputsch auf reichsdeutschem Boden geplant und von dort aus geleitet wurde. Hitler ging auf völlige Distanz zu den österreichischen Nationalsozialisten. Die österreichische Landesleitung der NSDAP wurde aufgelöst, der Landesinspekteur Theodor Habicht seiner Ämter enthoben. In Berlin hatte zu der Zeit die Saarabstimmung, dann die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und

die Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes Priorität am 7. März 1936. Weitere personelle Konsequenz war, dass Kurt Heinrich Rieth, der deutsche Botschafter in Wien, in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde.Für ihn wurde von Papen als

Außerordentliche Gesandter nach Wien berufen. Die deutsch-österreichische Vereinigung sollte aus den Schlagzeilen verdrängt werden. Die Beziehungen sollten scheinnormalisiert werden.

Das faschistische Italien hatte sich als Schutzmacht Österreichs gesehen und  die wichtigste außenpolitische Stütze Österreichs. Das faschistische Italien war aber bisher die wichtigste außenpolitische Stütze Österreichs. Österreich war für

Italien ein Puffer, der dem Land die gemeinsame Grenze mit Deutschland ersparte.

Das Eingreifen Deutschlands im spanischen Bürgerkrieg hatte auch zu einer Annäherung an Italien geführt, das General Franco ja ebenfalls unterstützte. Am 2. Oktober 1935 begann Italien den Abesinnienkrieg. Der Völkerverbund verhängte Wirtschaftssanktionen.

Berlin unterstütze nun Italien.

Eine Reaktion auf diese Annäherung der beiden faschistischen Mächte war das Abkommen vom 11.Juli 1936 zwischen Österreich und dem Deutschen Reich. Es bestand aus zwei Teilen, dem offiziellen Kommuniqué. Darin anerkannte die deutsche Regierung “die volle Souveränität des Bundesstaates Österreich”.Jede der beiden Regierungen “betrachtet die in dem anderen Land bestehende innenpolitische Gestaltung… als eine innere Angelegenheit des anderen Landes, auf die sie weder mittelbar noch unmittelbar Einfluss nehmen wird.”. Dann wurde noch vereinbart, dass Österreich ihre Politik auf einer Linie halten wird, die der Tatsache entspricht, dass Österreich sich als deutscher Staat bekennt. (Quellensammlung zur österreichischen und deutschen Rechtsgeschichte ,2683)In dem nichtoffiziellen Teil, als Gentlemen Agreement bezeichnet, verpflichtete sich Österreich die seit dem Juliputsch inhaftierten Angehörigen der NSDAP zu amnestieren, einzelne deutsche Zeitungen, den Völkischen Beobachter aber allerdings nicht, wieder zu zu lassen und außerdem “Vertreter der bisherigen sogenannten “nationalen Opposition in Österreich”zur Mitwirkung an der politischen Verantwortung heranzuziehen” (Quellensammlung 2864). Dafür hob Deutschland die “Tausend-Mark-Sperre” auf. Diese wurde am 1.6. 1933 durch die deutsche Reichsregierung als Reaktion auf die Ausweisung des bayrischen Justizministers Hanns Frank erlassen worden. Demnach musste jeder deutsche Staatsbürger, der nach Österreich reisen wollte, vor eine Reise nach Österreich 1000 Reichsmark bezahlen. Der Anteil deutscher Touristen nach Österreich betrug 1932 40 % und dieses Gesetz belastete den österreichischen Fremdenverkehr spürbar.

Edmund Glaisé-Horstenau wurde zum Minister ohne Portefeuille ernannt. Guido Schmidt wurde Staatssekretär des Außenministeriums.

Bei der Tagung im November 1937 war Hitler bei der Skizzierung seiner Außenpolitik auf massive Kritik von Blomberg, Fritsch und Neurath gestoßen. Anfang 1938 tauchten Polizeiakten auf, in denen die Gattin Blombergs als Prostituierte geführt wurde und Fritsch wurde als Homosexueller denunziert. Beide Offiziere wurden daraufhin zum Rücktritt gezwungen. Außenminister von Neurath wurde zum Präsidenten eines nie zusammengetreten Kabinettsrates ernannt und in seinem Amt durch Ribbentrop ersetzt. Das war ein Zeichen, dass Hitler nun gewillt war, die Entwicklung in Österreich nach seinen Vorstellungen voranzutreiben. Auf “Einladung” Hitlers kamen der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 12. Februar 1938 in Begleitung des Staatssekretärs für Äußeres, Guido Schmidt auf den Obersalzberg bei Berchtesgaden. Nach einem zweistündigen Gespräch ohne Zeugen legte ihnen Hitler den Entwurf eines Abkommens vor. Die NSDAP sollte in Österreich wieder zugelassen werden.Arthur Seyss-Inquart sollte Innenminister mit absoluter Polizeigewalt werden. Verhandelt wurde nicht. Es war ein Diktat.Hitler: “ich ändere keinen Beistrich. Sie haben zu unterschreiben, oder alles andere ist zwecklos,…” (AdR, BKA/AA, Staatsurkunden, Deutsches Reich 1938 Februar 12)

Schuschnigg erreichte lediglich eine Gnadenfrist von 3 Tagen, da Ministerernennungen verfassungsrechtlich erst vom Bundespräsidenten gebilligt werden müssten. Er unterschrieb. Aber er setzte eine Volksabstimmung für den 13. März an.

Genau in diesen Tagen war Glaisé-Horstenau auf einer Vortragsreise in Stuttgart. Am 9. März fuhr er zu einem Verwandtenbesuch nach Landau. Dort erfuhr er aus Wien telefonisch von der geplanten Volksbefragung. Bürckel hatte von einem Korrespondenten von

der Anwesenheit von Glaisé-Horstenau erfahren. Bürckel lud ihn zu einem Umtrunk nach schweigen und dann zu einem geselligen Abendessen nach Neustadt ein. Dabei hörten beide eine Rundfunkübertragung von Schuschniggs Rede zu der beabsichtigten Volksbefragung. Bürckel rief umgehend in Berlin an. Dort erreichte er den persönlichen Adjutanten Hitlers in der Reichskanzlei und teilte ihm mit, dass sich Glaisé-Horstenau  gerade bei ihm befand. Beide wurden sofort nach Berlin beordert.

Auf Druck Berlins wurde die Volksabstimmung abgesagt. Schuschnigg trat am 11. März zurück. Seyss-Inquart  wurde vom Bundespräsidenten Miklas zum Bundeskanzler ernannt. Am 12. März marschierte die Wehrmacht ohne Widerstand des Bundesheeres in Österreich ein. “Der Anschluss” war vollzogen. Seyss-Inquart legte dem Präsidenten das Anschlussgesetz zur Unterzeichnung vor. Miklas legte aber seine Amtsgeschäfte nieder. Seine Funktionen gingen der Verfassung gemäß auf den Kanzler über und dieser unterzeichnete.Hitler legte eine Volksbefragung für den 10. April fest, um den Anschluss im nachhinein legitimieren zu lassen. Bürckel war ja in diesen Tagen in unmittelbarer Nähe Hitlers. Er stand beim Führer ja in hohem Ansehen. Zuverlässig hatte er immer hervorragende Wahlergebnisse geliefert und auch die Saarabstimmung problemlos und mit einem Wunschergebnis abgeschlossen. Er wurde von Hitler zum Beauftragten für die Volksabstimmung und für die Reorganisation der NSDAP ernannt.

In der Wiener Zeitung vom 14. März wurde veröffentlicht, dass Hitler Gauleiter Bürckel damit beauftragt hat und “Ich habe Gauleiter Bürckel mit der Vollmacht ausgestattet, alle Maßnahmen zu ergreifen oder anzuordnen, die zur verantwortungsvollen Erfüllung des erteilten Auftrags erforderlich (online in anno.onbc.ac.at) sind.”Schon gleich nach dem Amtsantritt von Ribbentrop hatte dieser den aus Heidelberg stammenden Wilhelm Keppler als Staatssekretär für besondere Aufgaben ins Auswärtige Amt übernommen. Ab 1936 war er Berater Hermann Görings für die Durchführung des Vierjahresplan. Am 16. März wurde im Reichsinnenministerium die “Zentralstelle für die Durchführung der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich” eingerichtet. Innenminister Frick und Göring wollten, dass Keppler dieser Stelle vorstand.

Sie ernannten deshalb Keppler zum “Reichsbeauftragten für Österreich”. Hitler hatte Bürckel ja schon am 13. März mit seiner Aufgabe persönlich beauftragt. Zwar überschnitten sich die Aufgabengebiete der beiden grundsätzlich nicht. Keppler war

für die wirtschaftlichen und politischen Belange zuständig, Bürckel sollte sich mit der Partei und der Vorbereitung der Volksabstimmung befassen.Da sich beide nicht um Zuständigkeitsbereiche kümmerten und beide ehrgeizig waren, waren Interessenkonflikte vorprogrammiert. Bürckel hatte aber schnell die besseren Karten. Er wurde am 23. April von Hitler zum “Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich” ernannt. Die Dienststelle des

Reichsbeauftragten für Österreich wurde dem Reichskommissar untergeordnet. Von Göring und Frick erhielt Keppler nun wenig Rückhalt, da sie beide Hitler mit offener Unterstützung Kepplers nicht brüskieren wollten.

Bürckel war schon am 13. März nach Wien gereist, um dort den Einzug Hitlers vorzubereiten und gleichzeitig erste organisatorische und personelle Maßnahmen für die Volksabstimmung zu treffen. Rund 200.000 Menschen waren am 15. März auf den Heldenplatz gekommen, um Hitler begeistert zu feiern als dieser “den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich” meldete.

Bürckel ging seine Aufgabe mit Elan und von keinerlei Selbstzweifel geplagt an. Es galt zwar 90,8 % aus der Saarabstimmung zu übertreffen, denn in der Heimat des Führers sollte natürlich noch ein weitaus deutlicheres Ergebnis erzielt werden.

Bürckel sah seine Aufgabe als Vertrauensbeweis des Führers, vor allem aber als Chance, sich Gunst und Dankbarkeit Hitlers zu erhalten. Anders als an der Saar hatte er diesmal keine diplomatischen Rücksichten zu nehmen, da dieses Mal kein misstrauischer

Völkerbundsrat zuschaute. Als Dienstsitz wählt er das Parlamentsgebäude aus und ließ es beschlagnahmen, da mit “Der Beschlagnahme des Hauses kein lebenswichtiger Betrieb gestört wird” (zitiert nach Wettstein, S. 379)Politisch gewieft setzte er gleich zu Anfang durch, dass er zwischen Innenminister Frick und ihm ein Abkommen zustande kam,in dem er ausdrücklich als Hitlers politischer Beauftragter anerkannt wurde. In der Praxis bedeutete dies,dass er in Österreich zum obersten Dienstherr geworden war und bis auf

auf Wehrmacht und Polizei über alle staatlichen Stellen und Parteiorganisationen die Kompetenzhoheit besaß und somit die Geschicke Österreichs und vor allem der Stadt Wien beeinflussen konnte.

Am 10. April nun wurde die Volksabstimmung abgehalten. Im “Altreich” stimmten 99,01 Prozent der Deutschen und in Österreich 99,73 Prozent der Österreicher  für den “Anschluss”.

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Vor der Abstimmung lief die nationalsozialistische Propaganda auf Hochtouren. Auch waren rund 8 % der eigentlich Wahl-und Stimmberechtigten schon ausgeschlossen worden. Juden (200.000) und “Mischlinge” (170.000) durften nicht abstimmen. Es herrschte

ein Klima der Angst und viele wagten es gar nicht mehr, anonym in der Wahlkabine abzustimmen sondern machten ihr Kreuz öffentlich vor dem Wahlhelfer, um ja nicht in den Verdacht geraten, mit Nein gestimmt zu haben.

Wie schon in der Pfalz und dem Saarland hatte Bürckel auch in Österreich wichtige Schlüsselstellungen mit ihm loyal ergebenen Mitarbeiter aus der Pfalz besetzt. Parteibeauftragter der Stadt Wien wurde Karl Kleemann, Lehrer wie Bürckel und schon 1926

in die NSDAP eingetreten. Ab 1936 war er Kreisleiter der Stadt Ludwigshafen. Claus Selzner, der in Ludwigshafen bei der IG Farben (heute BASF) die NS-Betriebszelle gegründet hatte und dann Leiter der NSBO der Pfalz war, übernahm die Organisation der DAF in Österreich.Rudolf Röhrig, Stellvertreter  des OSAF für die Pfalz, Fritz Schwitzgebel und ab 1936 Gauschulungsleiter für den Gau Saarpfalz wurde. Carl Caspary wurde über Bürckel hauptamtlich für die SA tätig. Nach der Vereinigung des Saargebiets war er für die

Neuorganisation der SA im Saarland zuständig. dann war er Brigadeführer der SA-Brigade 151 in Saarbrücken. Nach dem Anschluss holte Bürckel ihn nach Wien. Dort leitete er die neugeschaffene SA-Reichsschule. Natürlich kam das bei den Einheimischen Nazis schlecht an, die sich um die Früchte ihrer Mitgliedschaft in der “Kampfzeit” gebracht sahen. An den Kritiken und Unmutsäußerungen störte er sich nicht. Wie schon im Saarland hatte er auch in Österreich nach dem Anschluss eine Aufnahmesperre. Denn wie in der Pfalz nach der Machtergreifung und an der Saar nach der Vereinigung mit dem Reich hatte auch in Österreich ein Zustrom opportunistischer Mitläufer eingesetzt. Bürckels enger Vertrauter und Berater Karl Barth war von 1938 bis 1940 zu ihm abgeordnet worden.

Er hatte ein Memorandum erarbeitet zu einer Neugliederung Österreichs. Nach den Vorstellungen Bürckels sollte eine reichseinheitliche Lösung angestrebt werden. Partikularistische Interessenwahrung der österreichischen Länder sollte vermeiden werden.

Oberstes Zentrum aller staatlichen und kommunalen Amtsgewalt sollte die Partei sein. Die Länder sollten aufgelöst und in Gaue umgewandelt werden. An der Spitze sollte der Gauleiter stehen, der gleichzeitig Reichsstatthalter war und somit als Reichsorgan

die Befehlsgewalt über jede Landesregierung innehatte. Einheimische Parteifunktionäre sollten ins Reich versetzt werden und somit die immer wieder aufflammenden inneren Streitigkeiten in den NS-Klüngeln ausgeschaltet werden. Bürckel hatte die österreichischen Parteigrößen Kaltenbrunner, Globocnic und Klausner in seine Planungen mit einbezogen um ihre Unterstützung zu bekommen.Bürckel gliederte die “Ostmark”, wie Österreich jetzt genannt wurde, in sieben Gaue.

Salzburg, Oberdonau mit der Hauptstadt Linz, Niederdonau mit der Hauptstadt Krems, Wien, Steiermark mit der Hauptstadt Graz, Kärnten mit der Hauptstadt Klagenfurt und Tirol mit der Hauptstadt Innsbruck. Dabei ging Osttirol im Gau Kärnten auf, Vorarlberg

im Gau Tirol. Das Burgenland wurde zwischen Steiermark und Unterdonau aufgeteilt. Bad Aussee wurde Oberdonau zugeteilt. Großwien wurde in einen eigenen Stadtgau umgewandelt. 97 Gemeinden waren eingemeindet worden und Wien war nun fast fünf mal so groß wie vor dem Anschluss. Am 22. Mai 1938 wurden per Führererlass die Gauleiter ernannt. Wenig Begeisterung fand bei Bürckel die Ernennung Globocnics zum Gauleiter von Wien. Die wichtigsten stellen hatte er ohnehin schon mit ihm ergebenen Leuten aus der Pfalz besetzt. Er wurde nur ein halbes Jahr später aus dem Amt entfernt, wo er ein finanzielles und organisatorisches Chaos hinterlassen hatte. In Wien war er maßgeblich für die Enteignung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung verantwortlich.

In Kärnten wurde Hubert Klausner Gauleiter. Er starb am 12. Februar 1939 ganz plötzlich in Wien. Sein Tod gab Anlass zu Gerüchten und Spekulationen, bis hin zu  von einem von Bürckel veranlassten Giftmord durch die SS, wie sein ehemaliger Adjutant

Erwin Aichinger schrieb (siehe dazu Alfred Elste: Kärntens braune Elite, S. 71f ) In Salzburg wurde Friedrich Rainer Gauleiter, der eng mit Globocnic befreundet war. In Oberdonau wurde August Eigruber Gauleiter und in Niederdonau wurde Hugo Jury Gauleiter, was er bis zu Kriegsende blieb. In der Steiermark wurde der junge promovierte Jurist Siegfried Uiberreither Gauleiter. Den Gau Tirol schließlich leitete Franz Hofer. Er schlug 1944 Hitler vor, ein Kerngebiet in den Alpen als letzte Bastion des Reiches zur

Alpenfestung auszubauen. Sämtliche Gauleiter waren Österreicher und unter ihren Stellvertretern nur ein Reichsdeutscher. Bürckels Vorschlag jedem Gauleiter einen reichsdeutschen Stellvertreter beizuordnen, war Hitler nicht gefolgt. Allerdings gab er dem

telegrafischen Ersuchen Bürckels statt, 26 der besten reichsdeutschen Kreisleiter zu Aufsichtszwecken in den Kreis-und Bezirksverbänden auszuleihen. Die Neugliederung Österreichs war weitgehend nach Bürckels Vorstellungen gelaufen, zumal er sich immer

auf den “Führerwillen” berief und somit jeglicher Kritik den Boden entzog.

Am 28. August 1938 richtete Bürckel in Wien die Zentralstelle für jüdische Auswanderung ein. Formell unterstand sie Franz Walter Stahlecker. Aufgebaut und organisiert wurde sie aber von Adolf Eichmann. In Berlin hatte er seit 1935 beim SD in der Abteilung II (Juden) gearbeitet. Nach dem Anschluss wurde er nach Österreich versetzt.Die Zentralstelle war geschaffen worden, um  Auswanderungswilligen die nötigen Papiere auszustellen. Die Dokumente wurden praktisch im Fließbandverfahren erstellt, nicht ohne die Ausreisenden praktisch bis zum völligen Vermögensverlust auszuplündern. Die Behörde arbeitete so effizient, dass sie schnell zum Vorbild für weitere Auswanderungsstellen wurde, so die Reichszentrale in Berlin oder später die Auswanderungsstellen in Prag oder Amsterdam. Heydrich brüstete sich bei einer Konferenz im Reichsluftfahrtministerium kurz nach der Reichskristallnacht, die Zentralstelle in Wien habe in kurzer Zeit immerhin 50 000 Juden aus Österreich herausgebracht, während es im Altreich nur 19 000 Juden waren.

Am 7. November 1938 hatte Herschel Grynszpan in Paris den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath bei einem Attentat getötet. Zu der Zeit war die Führungsspitze der NSDAP in München versammelt, um den 15. Jahrestag des Hitlerputsches zu begehen.

Von München aus erging nun die Weisung zu den seit der Machtübernahme heftigsten antisemitischen Ausschreitungen, die als Reichskristallnacht in die Geschichte eingegangen sind. 91 Tote, 267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte – das war die “offizielle” Bilanz der “berechtigten und verständlichen Empörung des deutschen Volkes“, wie das NS-Regime dazu erklärte. Tatsächlich starben mehr als 1300 Menschen. Über 1400 Synagogen oder Gebetshäuser, das war mehr als die

Hälfte in Deutschland und Österreich wurde stark beschädigt oder ganz zerstört. Am nächsten Tag wurden mehr als 30 000 männliche Juden in Konzentrationslager verschleppt. Das einzige was Göring daran zu kritisieren hatte war, die “volkswirtschaftlich unsinnige Zerstörung von Sachwerten”.

Wie Hitler schon bei der Tagung ausgeführt hatte, die im Hossbachprotokoll beschrieben wurde, stand jetzt die Tschechoslowakei auf seiner Tagesordnung. Schon vor dem Einmarsch in Österreich hatte er in der Reichstagsrede vom 20. Februar 1938 erklärt “

so wird auch das heutige Deutschland seine wenn auch um soviel begrenzteren Interessen zu vertreten und zu wahren wissen. Und zu diesen Interessen des Deutschen Reiches gehört auch der Schutz jener deutschen Volksgenossen, die aus eigenem nicht in der Lage sind, sich an unseren Grenzen das Recht einer allgemeinen menschlichen, politischen und weltanschaulichen Freiheit zu sichern.” Als Hebel in der Tschechoslowakei sollte Konrad Henlein mit seiner Sudetendeutschen Partei SdP (seit 1935, vorher Sudetendeutsche Heimatfront) Am 24. April 1938 stellte Henlein in Karlsbad ein acht-Punkte-Programm vor, ganz im Sinne Hitlers “immer so viel (zu)fordern, dass wir nicht zufrieden gestellt werden können.“

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Henlein forderte die volle Gleichberechtigung der deutschen Minderheit als Volksgruppe, die Feststellung und Anerkennung des deutschen Siedlungsgebiets innerhalb der Tschechoslowakei,den Aufbau einer deutschen Selbstverwaltung mit ausschließlich deutschen Beamten, die Wiedergutmachung der ab 1918 erlittenen wirtschaftlichen Schäden der deutschsprachigen Bewohner und endlich die „volle Freiheit des Bekenntnisses zum deutschen Volkstums und zur deutschen Weltanschauung”.

Der tschechische Premierminister Milan Hodza war bereit dieser Forderung mit dem Entwurf einer neuen Verfassung entgegenzukommen. Der tschechische Präsident Edvard Benes lehnte dies aber ab. Am 21. Mai nahm die Tschechoslowakei

eine Teilmobilmachung vor, die von Großbritannien und Frankreich gebilligt wurde.

Hinter den Kulissen gab es wegen der Sudetenkrise, die ja die Gefahr eines zunächst nur europäischen Krieges befürchten ließ, hektische diplomatische Aktivitäten. Auch Bürckel hatte sich da eingeschaltet. Er hatte geheime Kontakte zur böhmischen Hocharistokratie geknüpft, vor allem zu Max Egon von Hohenlohe-Langenburg. Dieser hatte sich schon vor der Sudetenkrise für eine Gleichstellung der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei eingesetzt. Er hatte hervorragende kontakte

nach allen Seiten. Er bewegte sich ganz ohne offizielle Funktion in den unterschiedlichsten Kreisen, beim britischen Foreign office, beim tschechischen Präsidenten und Ministerpräsidenten aber auch beim Staatsekretär in Berlin. Auch der Wiener Bürgermeister

Neubacher hatte Kontakte nach England und zwar zu dem böhmischen Grafen Alfred Dubsky, der über enge Verbindungen zu Londoner Regierungskreisen verfügte. Über ihn erfuhr Neubacher von deren diplomatischen Schritten zur Lösung der Sudetenkrise.

Neubacher gab seine Informationen dann an Bürckel weiter. Diese deutsch-böhmische Adelsgruppe stand aber auch mit der konservativen, vor allem militärischen Opposition in Kontakt. So blieben dieser die Kontakte Bürckels natürlich nicht verborgen.

Sie hofften, Bürckel für ihre Pläne zur Vermeidung des Krieges zu gewinnen. Es ist alles nichts Näheres bekannt, ob es Kontaktversuche der Militäropposition zu Bürckel gegeben hat. Bürckel hatte in seinen Reden zur Volksabstimmung immer wieder den ehrlichen Friedenswillen des deutschen Reiches betont. Auch als die Sudetenkrise ihrem Höhepunkt zustrebte, betonte Bürckel die feste Entschlossenheit gegen jeden, der den Frieden stören wolle.

In England war Neville Chamberlain seit 1937 Premierminister. Schon sein Vorgänger Ramsay MacDonald begegnete Hitler mit der “Appeasement”-Politik, also einer Beschwichtigungspolitik. Dieses Konzept ein Nachgeben innerhalb bestimmter, als „vernünftig“ geltender Regeln vor und tat gleichzeitig Hitlers Attacken als bloß rhetorisch ab. Auch Edouard Daladier mehrfacher französischer Ministerpräsident, zuletzt wieder von 1938-1940 folgte den Briten mit dieser Politik. Die Tschechoslowakei musste einsehen,

dass sie keinen Bündnispartner mehr hatte, der bereit war, für sie zu kämpfen. Dafür hatte sie einen Nachbarn, der täglich zielstrebig das Feuer weiter schürte. Außerdem schlug Hermann Göring am 1. August dem ungarischen Botschafter vor, Ungarn solle ebenfalls Gebietsforderungen an die Tschechoslowakei stellen und auch Polen wurde ermuntert, dies zu tun.

Am 12. September sagte Hitler in seiner Abschlussrede zum Reichsparteitag. “wenn diese gequälten Kreaturen kein Recht und keine Hilfe selbst finden können, sie beides von uns bekommen können. Die Rechtlosmachung dieser Menschen muss ein Ende nehmen.”

(bezogen auf die Sudetendeutschen)(Aus Max Domarus (Hg)Hitler.Reden und Proklamationen 1932-1942 2 Bde. Neustadt an der Aisch, Bd I, S. 897-906, bes. S. 901). Diese Rede stieß im Sudetenland auf begeisterte Zustimmung, löste aber auch Unruhen aus,

bei denen es Tote gab. Daraufhin erklärte sich Chamberlain bereit, unverzüglich mit Hitler zusammenzutreffen. Obwohl Hitler Chamberlain mehrfach brüskiert. Schon die Tatsache, den Gast nicht an einem Ort in der Mitte zwischen Berchtesgaden und London zu treffen, sondern ihn zwingt, auf den Berghof zu reisen, war eine Zumutung. Dort empfängt er ihn  so, dass er bei der Begrüßung auf der Freitreppe zwei Stufenüber ihm steht, war ein diplomatischer Affront. Als Hitler vorbringt, Benes  wende Gewalt gegen

seine Landsleute im Sudetenland an, er lasse sich das nicht länger bieten und werde diese Frage in kürzester Zeit aus eigener Initiative lösen “so oder so”. Auf diese unverhohlene Drohung von Gewaltanwendung, droht der Gast seinerseits mit der Abreise.

Hitler muss nachgeben und wenigstens grundsätzlich in offenen Verhandlungen einwilligen. Damit war Hitlers Eskalationsstrategie zunächst mal gescheitert. Der geplante Angriff auf die Tschechoslowakei sollte als Reaktion auf vermeintliche antideutsche

Maßnahmen der Prager Regierung kaschiert werden. Lord Walter Runciman  war schon am 8. August als Sonderbotschafter nach Prag geschickt worden um dort den Stand der sudetisch-tschechischen Differenzen zu ermitteln und gegebenenfalls auch zu vermitteln.

Sein Bericht, den er am 21. September abgab, war für die Tschechen nicht sehr gut  “Mein Eindruck ist, dass die tschechische Verwaltung im Sudetengebiet, wenn sie auch in den letzten 20 Jahren nicht aktiv unterdrückend und gewiß nicht “terroristisch” war, dennoch einen solchen Mangel an Takt und Verständnis und so viel kleinliche Intoleranz und Diskriminierung an den Tag legte, dass sich die Unzufriedenheit der deutschen Bevölkerung unvermeidlich zu einem Aufstand fortentwickeln mußte”

Er gibt die Empfehlung ab,die Grenzbezirke mit überwiegend deutscher Bevölkerung unverzüglich von der Tschechoslowakei zu trennen und Deutschland anzugliedern.

Chamberlain hatte Hitler nach dem treffen auf dem Berghof zugesagt, die Frage des Selbstbestimmungsrechts für die Sudetendeutschen sofort mit seinem Kabinett in London zu beraten und dann zu einem zweiten Gespräch nach Deutschland zurückzukommen.

Chamberlain hatte ja kein Mandat der Tschechoslowakei. Er hatte auch noch keine Zustimmung der Tschechen für die Anschlussforderungen Henleins und Hitlers. Hitler sicherte aber zu, die Wehrmacht nicht marschieren zu lassen, so lange die deutsch-britischen Gespräche laufen. Am 19. September forderte die englische und französische Regierung nun auf, Gebiete mit mehr als 50% sudetendeutscher Bevölkerung an das Deutsche Reich zu übergeben. Das lehnte die Tschechoslowakei aber ab. Zwei Stunden später

erklärt Hodza aber, dass die Tschechoslowakei im Falle eines Krieges ohne britische Unterstützung zum nachgeben bereit wäre. Da England und Frankreich klarstellen, den Tschechen beizustehen, falls Deutschland angreift, hat die Tschechoslowakei keine Wahl

und muss nachgeben. Der englisch-französische Plan zur Abtretung der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Gebiete wird akzeptiert, wenn auch “unter Schmerzen”. Der tschechische Staatspräsident Beneš hatte Frankreich noch einen

anderen Vorschlag gemacht, nämlich böhmische Landesteile mit 800-900.000 Sudetendeutschen an Deutschland abzutreten. Im Gegenzug sollten 1,5 bis 2 Millionen Sudetendeutsche aus der Tschechoslowakei nach Deutschland ausgesiedelt werden. Das findet

aber keine Zustimmung. Beneš  sucht nun Hilfe von der Sowjetunion. Da aber Polen und Rumänien keine Durchmarscherlaubnis für die Rote Armee in die Tschechoslowakei geben, ist auch von da keine Hilfe zu erwarten.Dass die Tschechoslowakei am 21. September die Abtretung des Sudetenlands akzeptiert hatte, machte den Weg frei für das zweite Treffen von Chamberlain und Hitler, diesmal in Bad Godesberg vom 22.-24.September. Chamberlain erklärt dass der französisch-britische Plan nur unter großen

Mühen und Druck zustande gekommen ist. Aber statt von Hitler Dank zu ernten sieht sich der englische Premierminister neue Forderungen Hitlers gegenüber. Er verlangt die gleichen Regelungen für die ungarische und die polnische Minderheit sowie die sofortige Besetzung der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Zonen durch die Wehrmacht innerhalb von nur vier Tagen. In die Gespräche hinein wurde, die Nachricht bekannt, die Tschechoslowakei habe mobil gemacht. Chamberlain erklärte dies als tschechische Defensivmassnahme. Hitler interpretierte dies als aggressiven Akt der tschechoslowakischen Staatsführung. Auf deutscher Seite stehen nun sieben Divisionen. Hitler beharrt darauf, dass seine Forderungen bis zum1. Oktober erfüllt werden. Andernfalls so droht er, werde er die Sudetengebiete mit Gewalt besetzen. Dann gibt es plötzlich ein Vermittlungsangebot des italienischen Diktators Mussolini, das Hitler überhaupt nicht zu Pass kommt.Hitler lädt die Staats- und Regierungschefs aus Rom, Paris und London nach München ein.  Hitler sorgt dafür, dass die Tschechoslowakei, um die es ja geht, von den Verhandlungen ausgeschlossen bleibt. Es kommt zum “Münchner Abkommen “von 1938. Es ist keine Vereinbarung zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei sondern der drei Siegermächte des Ersten Weltkriegs. Diese  vereinbaren die Räumung der Sudetenlande mit der Tschechoslowakei. Sie haben ja auch in Saint-Germain-en-Laye die Auflösung der österreichischen Reichshälfte mi dem dort geschlossenen Staatsvertrag nach dem Ende des 1. Weltkriegs die Tschechoslowakei gegründet. Mit dem Abkommen gaben die damaligen Siegermächte ihre Zustimmung zum Anschluss des gesamten Sudetenlandes an das Deutsche Reich.

Teile der Wehrmacht standen zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft Hitler und seinen Kriegsplänen durch aus kritisch gegenüber. Im Laufe der Sudetenkrise bildete sich ein Widerstandskreis an dem Militärs aus dem Heer aber auch Beamte aus dem auswärtigen Amt beteiligt waren. Einer der wichtigsten Planer war der Abwehroffizier Hans Oster. Er hatte schon 1935 begonnen ein Netzwerk von Opponenten des NS-Regimes in Staat, Verwaltung und Sicherheitsorganen zu knüpfen. Auch sein Chef Wilhelm Canaris war an den Plänen für den Umsturz beteiligt. Ranghöchster Militär war Ludwig Beck, Generalstabschef des Heeres. Er hatte nach dem Hossbachprotokoll die Absicht des Führers kritisiert, die Tschechoslowakei so schnell wie möglich anzugreifen. Im August 1938 bat er um Enthebung von seiner Stellung und übergab am 27. August die Dienstgeschäfte an Franz Halder. Alle drei wurden später im Zuge des Attentates vom 20.Juli 1944 getötet, Beck direkt nach dem Attentat, als die ihm zugestandene Selbsttötung nicht glückte, Oster und Canaris kurz vor Kriegsende in Flossenbürg. Bei der “Septemberverschwörung” wurde geplant, dass Hitler am 28. September 1938 gefangen genommen und vor Gericht gestellt werden. Der Plan wurde dann noch so abgeändert, dass Hitler getötet werden sollte. Am 28. September kam aber die überraschende Nachricht von der Münchner Konferenz. Hitler hatte teilgenommen und der friedlichen Lösung der Sudetenfrage zugestimmt. Nicht nur, dass er alle seine Ziele erreicht hatte. Er stand nun auch noch als Wahrer des Friedens da. Die Verschwörer hatten ihre Waffe  Hitlers militärisches Abenteurertum verloren. Die Popularität des Führers hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Verschwörer erholten sich von dieser Wende lange nicht. Nur ein kleiner Kern blieb zusammen. Erst mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg gelang es wieder Staatsstreichpläne zu schmieden, die über ein blosses Attentat hinausgingen. Der Gestapo wurden die Umsturzpläne vom September 1938 erst bekannt, als nach dem 20. Juli

Akten in einer Außenstelle des Amtes Abwehr in Zossen gefunden wurden.

Was hatte Hitler erreicht? Er hatte einen großen Gebietsgewinn erzielt. Er hatte  der Tschechoslowakei das Befestigungssystem abgenommen, neue Industrien gewonnen und Benes ins Exil gezwungen. aber er hatte mehr gewollt. Das Ziel war Prag.

Zwar hatte er in seiner Rede im Sportpalast am 26. September 1938 zwei Tage vor der Münchner Konferenz vollmundig erklärt, was er Chamberlain gesagt habe: “Ich habe ihm weiter versichert und wiederhole es hier, daß es – wenn dieses Problem gelöst ist ist — (gemeint ist das Problem “Sudetenland”)für Deutschland in Europa kein territoriales Problem mehr gibt! “(online in www.ns-archiv.de/krieg/1938 )

Aber  nur drei Wochen später gibt er den Geheimbefehl zur Erledigung der “Resttschechei” Am 1. Oktober besetzen deutsche Truppen das Sudetenland. Vom 2.bis 10. Oktober besetzten polnische Truppen das Olsagebiet. Das ist in etwa das Gebiet des Herzogtums

Teschen im Habsburger Reich. Die Polen leiteten ihren Anspruch aus dem Zusatzabkommen zum Münchner Abkommen ab. “Sobald die Frage der polnischen und ungarischen Minderheiten in der Tschechoslowakei geregelt ist, werden Deutschland und Italien ihrerseits der Tschechoslowakei eine Garantie geben. “ Auch Ungarn machte daraus seine Ansprüche geltend und erhielt durch den Ersten Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938 den die Außenminister des Deutschen Reichs Ribbentrop und Italiens Ciano beschlossen hatten, in der Südslowakei und in der Karpatoukraine, wo eine ungarische Bevölkerungsmehrheit lebte, Gebiete zugesprochen.Berlin arbeitete weiter gezielt an der Destabilisierung der Tschechoslowakei. In der folge der Abtretungen musste die

Regierung den Provinzen Slowakei und Ruthenien eine umfassende Autonomie mit eigenem Parlament und eigener Regierung zugestehen. In der Slowakei war man damit aber nicht zufrieden. Slowakische Extremisten strebten eine Loslösung von der Tschechoslowakei mit totaler Selbstständigkeit an, voll unterstützt von Berlin. In einem Gespräch mit Ďurčanský, 1939-1940 Innen-und Außenminister des Slowakischen Staates sagte Hermann Göring: “Eine Tschechei ohne Slowakei ist uns, noch mehr, restlos

ausgeliefert.”(IMG Internationaler Militärgerichtshof Bd. III S. 171)

Seyss-Inquart schaltete sich ein. Er genoss bei den slowakischen Politikern Sidor, Tiso und Hlinka ein gewisses vertrauen, da er sich bei den Verhandlungen zum Wiener Schiedsspruch erfolgreich für die slowakischen Interessen eingesetzt hatte. Für ihn sprach auch, dass er wie  die slowakischen Politiker  eine katholische, konservative Herkunft hatte. Für Seyss-Inquart war es die Gelegenheit, verlorenen Boden gutzumachen.Aber auch Bürckel  mischte mit.

Am 9. März ließ Hacha, der seit dem Rücktritt von Benes Präsident der Tschechoslowakei war, die Slowakei besetzen. Die Zentralregierung setzte Tiso ab. Neuer slowakischer Regierungschef wurde Sidor. Berlin betrachtete auch nach seiner Absetzung Tiso noch als

legitimen Vertreter. Außerdem lehnte Sidor die Ausrufung der Selbstständigkeit der Slowakei ab.  Nun sollte Tiso den Slowakischen Staat ausrufen. Agenten des SD luden Tiso offiziell ein nach Berlin zu kommen. Auch ein Gespräch mit Hitler wurde in Aussicht gestellt. In Begleitung von Ďurčanský und Keppler traf er am 13. März in Berlin ein. Er hatte sich vorher von der neuen slowakischen Regierung die Zustimmung zur Reise nach Berlin geben lassen. Ribbentrop und Hitler verlangen von Tiso eine unverzügliche Entscheidung ob die Slowakei selbstständig werden wolle. Gleichzeitig informieren sie ihn über den ungarischen Truppenaufmarsch an der Slowakei. Doch auch Tiso will die Selbstständigkeit der Slowokei auf legalem Weg erreichen.

Er hatte schon vor seinem Abflug nach Berlin den slowakischen Landtag für den nächsten Tag einberufen. Tiso ist am nächsten Tag in Pressburg zurück. In einer kurzen Rede informiert er den Landtag über sein Gespräch in Berlin. Die Regierung Sidor tritt zurück.

Tiso erklärt “Kraft des Selbstbestimmungsrecht der Völker erkläre ich hiermit die Unabhängigkeit der Slowokei (nach Benoist-Méchin, Histoire de l’armée allemande Bd. 6, S. 65) Alle Abgeordneten erheben sich zum Zeichen der Zustimmung.

Am 18. März wurde zwischen der Slowakei und dem Deutschen Reich ein “Schutzvertrag” abgeschlossen.

Die Erledigung der  Resttschechei war nun auch rasch über die Bühne gegangen. Schon am 14. März überschreiten deutsche Soldaten die tschechische Grenze und besetzen Mährisch-Ostrau. Hácha war nach Berlin gebeten worden, wobei es so arrangiert worden war,

als ob der Gesprächswunsch von den Tschechen ausgegangen wäre. Es war nun keine Verhandlung die folgte, sondern ein Diktat. Hitler erklärt dem tschechischen Präsidenten, dass er den Befehl gegeben habe, in die Rest-Tschechoslowakei einzurücken und das es nur zwei Möglichkeiten gebe, entweder die tschechische Armee leiste keinen Widerstand, dann würde er der Tschechoslowakei die größtmögliche Autonomie gewähren, mehr als sie im Habsburger Reich gehabt hätte. Falls die Armee widerstand leiste, werde sie mit allen zur Verfügung stehenden Mittel vernichtet werden.Der aus dem Urlaub herbeigerufene Generalfeldmarschall setzt mit der Drohung nach, Prag bombardieren zu lassen. Hácha gibt nach und unterschreibt am frühen morgen eine Erklärung, dass er” das Schicksal des tschechischen Volkes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches legt” (ADAP, Serie D, Bd.IV, Dokument 229)

Bis zum Abend hat die Wehrmacht die Landesteile Böhmen und Mähren besetzt. Am Abend traf Hitler in Prag ein. aus der Tschechoslowakei war das Protektorat Böhmen und Mähren geworden. Zum Reichsprotektor wird Konstantin Freiherr von Neurath bestellt.

Bürckel wurde Chef der Zivilverwaltung in Mähren mit Sitz in Brünn.

Die Zerschlagung der Tschechoslowakei wird international als Bruch des Münchner Abkommens angesehen. England, Frankreich, Polen, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion erkennen die faktische Annexion nicht an. Die USA verhängten ab dem 17. März

1939 einen Strafzoll in Höhe von 25 % auf alle deutschen Importe. Folgenreichste Entscheidung wie sich bald zeigen sollte, war eine Garantieerklärung, die England und Frankreich dem polnischen Staat am 31. März gaben.

Die Angliederung Böhmens und Mährens ohne Krieg, die Untätigkeit der Regierungen in London, Paris und Moskau sieht Hitler als Schwächezeichen und zieht den falschen Schluss, dass sie nicht in der Lage seien, sich zu einer Abwehr durchzuringen. Bestärkt wird er

in seiner Annahme dass die Botschafter Francois-Poncet und Henderson wiederholt militärisches Eingreifen angedroht hatte. Passiert war aber nichts.

Noch einmal fällt ein weiteres Gebiet ans Reich zurück. 1920 war das Memelland abgetrennt worden. Es wurde als Völkerbundsmandat unter französische Verwaltung gestellt. 1923 drangen litauische Soldaten und Freischärler in das Memelgebiet ein und vertrieben 200 französische Soldaten. Die Ständige Botschafterkonferenz der Siegermächte legt Protest ein. Litauen weigerte sich jedoch, das Memelland herauszugeben. Die Siegerstaaten gaben nach und übertrugen am 16. Februar 1923 die Souveränität über das Memelgebiet an Litauen. Der Völkerbund schloss aber nun mit dem Land Litauen die Memelkonvention .Als Anhang gehörte dazu das Memelstatut. Die litauische Regierung ist durch einem Gouverneur im Memelland vertreten. Ohne dass sie befragt wurden, werden die Memelländer Litauer. Ständige Reibereien sind an der Tagesordnung. Nach dem Österreich und das Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen worden waren, wollen auch die Memelländer “heim ins Reich”.

Litauen will sich  nun seinen Anspruch auf das Memelland von Frankreich und England garantieren lassen, erhält die Garantie aber nicht.  Am 31. Oktober 1938 will Litauen die deutsch-litauischen Beziehungen neu zu gestalten und bittet um eine

Erklärung  Deutschlands  zur Unverletzbarkeit des litauischen Staatsgebiets. Da dies praktisch einen Verzicht auf das Memelland bedeutet, kommt diese Erklärung natürlich nicht. Vor weiteren Gesprächen verlangt Deutschland aber erst einmal die

völlige Einhaltung der Autonomie für das Memelland. Am 1. Dezember erklärt Litauen die Bereitschaft, dem Memelgebiet die volle Autonomie zu geben. Im Außenministerium werden zwei Vertragsentwürfe entworfen. Im Entwurf I steht

die Rückkehr des Memellands zu Deutschland  als Gegenleistung einen litauischen Freihafen und Wirtschaftsprivilegien in Memel. Entwurf II sieht nur die volle Autonomie für das Memelland vor. Am 11. Dezember 1938 finden wieder Wahlen statt.

die deutsche Liste erhält 87 % der Stimmen, was man auch als Votum der Bevölkerung für den Anschluss an das reich werten könnte. Am 20. März 19139 reist der litauische Außenminister Urbšys  nach Berlin. Dort wird er von Ribbentrop vor die Wahl

gestellt die Streitfrage gütlich zu lösen. Litauen gibt das Memelland zurück, dafür erhält es einen Freihafen. Falls nicht, haben die Militärs das Wort. Am Tag darauf berät das litauische Kabinett darüber. Am 22. März 1939 schließen Litauen und das Deutsche

Reich darüber einen Vertrag ab.

Heimkehr Memel

 

Danach ging es zielstrebig der nächsten militärischen Auseinandersetzung entgegen. Am 11. April gibt Hitler die “Weisung für die einheitliche Kriegsvorbereitung der Wehrmacht für 1939/40”. Darin ist der Fall Weiss, der die Planung für einen Angriff auf Polen enthielt.

Die englisch-französische Garantieerklärung für Polen, sowie die Weigerung Polens Zugeständnisse in der Korridor- Frage zu machen, nahm Hitler zum Anlass, am 28. April sowohl das englisch-deutsche Flottenabkommen als auch den Nichtangriffspakt mit Polen zu kündigen.

Am 23. Mai 1939 berief er die Oberbefehlshaber der Wehrmacht auf dem Oberberghof ein. Dort erklärte er den versammelten Kommandeuren, dass eine Auseinandersetzung mit Polen unvermeidlich sei und auch worum es vor allem gehe.

“Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie der Lösung des Baltikum- Problems. Lebensmittelversorgung ist nur von dort möglich, wo geringe Besiedelung herrscht. Neben der Fruchtbarkeit wird die deutsche, gründliche Bewirtschaftung die Überschüsse gewaltig steigern. “ (NS-Archiv, 23.05.1939).

Am 23. August 1939 unterzeichneten Ribbentrop und Molotow in Moskau in Anwesenheit Stalins den Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt. Er stand zwar im Widerspruch zu Hitlers bisherigen antibolschewistischen Haltung. Aber er vereitelte

die britisch-französischen Bestrebungen die Sowjetunion in eine Allianz gegen das nationalsozialistische Deutschland einzubinden. Vor allem hielt er ihm den Rücken frei zu einem Überfall auf Polen.

Im Geheimen Zusatzprotokoll wird auch die Aufteilung, Ausbeutung und Unterdrückung Europas durch das nationalsozialistische Deutschland und die stalinistische Sowjetunion aktenkundig gemacht.

“Aus Anlass der Unterzeichnung des Nichtangriffsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken haben die unterzeichneten Bevollmächtigten der beiden Teile in streng vertraulicher Aussprache die Frage der Abgrenzung der beiderseitigen Interessenssphären in Osteuropa erörtert. Diese Aussprache hat zu folgendem Ergebnis geführt:

  1. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung in den zu den baltischen Staaten (Finnland, Estland, Lettland, Litauen) gehörenden Gebieten bildet die nördliche Grenze Litauens zugleich die Grenze der Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR. Hierbei wird das Interesse Litauens am Wilnaer Gebiet beiderseits anerkannt.
  2. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung der zum polnischen Staate gehörenden Gebiete werden die Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR ungefähr durch die Linie der Flüsse Narew, Weichsel und San abgegrenzt.
    Die Frage, ob die beiderseitigen Interessen die Erhaltung eines unabhängigen polnischen Staates erwünscht erscheinen lassen und wie dieser Staat abzugrenzen wäre, kann endgültig erst im Laufe der weiteren politischen Entwicklung geklärt werden.
    In jedem Falle werden beide Regierungen diese Frage im Wege einer freundschaftlichen Verständigung lösen.
  3. Hinsichtlich des Südostens Europas wird von sowjetischer Seite das Interesse an Bessarabien betont. Von deutscher Seite wird das völlige politische Desinteressement an diesen Gebieten erklärt.
  4. Dieses Protokoll wird von beiden Seiten streng geheim behandelt werden.

Moskau, den 23. August 1939.” (NS-Archiv, 23.8.1939)

Ab Ende August inszenieren SS-angehörige als polnische Freischärler getarnt immer wieder Grenzzwischenfälle. Die bekannteste war der angebliche Überfall auf den Sender Gleiwitz. Am 1. September erfolgt der Angriff auf Polen.

Im Reichstag hält Hitler die berühmte Rede:”Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft. Wer selbst sich von den Regeln einer humanen Kriegsführung entfernt, kann von uns nichts anderes erwarten, als dass wir den gleichen Schritt tun. Ich werde diesen Kampf, ganz gleich, gegen wen, so lange führen, bis die Sicherheit des Reiches und bis seine Rechte gewährleistet sind” Er hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass

England und Frankreich “nur mit dem Säbel rasseln” würden. Umso mehr war er erschüttert, als ihm die beiden Westmächte noch am Abend des 1. September eindeutige Ultimaten überreichen ließen und am 3. September den Krieg erklärten.

Allerdings griffen sie noch nicht aktiv in den Krieg ein. An Kopfstärke gemessen Angreifer waren der polnischen Armee gleich. Rüstungstechnisch und an Beweglichkeit war die Wehrmacht aber weit überlegen. Das taktische Konzept war von dem Zusammenspiel von Luftwaffe und Heer bestimmt. Vom ersten Tag an führte die Wehrmacht den Krieg mit grausamer Härte. Schon am 6. Oktober kapitulierten die letzten Truppenteile. Die Sowjetunion und Deutschland teilten Polen unter sich auf, wie sie es in ihrer Zusatzvereinbarung zum Nichtangriffspakt abgemacht hatten. Die deutsch besetzten Gebiete wurden als Danzig-Westpreussen und Wartheland als Reichsgaue in das Deutsche Reich inkorporiert. Was nicht in der sowjetischen Interessensphäre lag, wurde

“Restpolen” in einem Generalgouvernement okkupiert und ausgebeutet.

Im Westen kam es zunächst zum Sitzkrieg oder französisch drôle de guerre. Frankreich startete am 9. September die Saaroffensive und überschritt im Saarland die Grenze. Die Wehrmacht zog sich hinter den Westwall zurück. Frankreich war nicht auf einen

Offensivkrieg vorbereitet und auf deutscher Seite gab es einen Führerbefehl, der untersagte, die Grenze ohne ausdrückliche Genehmigung Hitlers zu überschreiten. Man wollte auf jeden fall einen Zweifrontenkrieg vermeiden.

Am 9. April 1940 begann das Unternehmen “Weserübung”. Das war die Besetzung Norwegens und Dänemarks zum einen um sich die Häfen Norwegens zu sichern, zum andern um eine Seeblockade zu verhindern. Außerdem sollte die Kontrolle der Ostseezugänge

und vor allem die Eisenerzversorgung aus Schweden gesichert werden. Am 10. April 1940 begann der insgesamt 29 mal verschobene Westfeldzug. Am 10. Januar gelangten die Belgier und damit auch die Engländer und Franzosen in Besitz des Plans für einen wichtigen Teil des deutschen Einfalls in Frankreich und der Niederlande. Ein Kurier sollte die Unterlagen zu einer Stabsbesprechung nach Köln bringen. Dort wurde er aufgehalten. Er erhielt ein Angebot in einer Kuriermaschine der Luftwaffe mitzufliegen.

Er nahm es an trotz strengen Verbotes, Geheimsachen auf dem Luftweg zu befördern. Der Pilot verflog sich bei dichtem Nebel und landete in Belgien. Bevor die Akten vernichtet werden konnten, trafen belgische Gendarmen ein. Daraufhin wurde ein völlig

neuer Angriffsplan ausgearbeitet. Erich von Manstein erarbeitete den “Sichelschnittplan” . Statt wie leicht vorauszuberechnen ähnlich wie im Schlieffenplan im 1. Weltkrieg in einer Umfassungsbewegung durch Belgien nach Frankreich vorzustoßen,

änderte er die Angriffsrichtung. Der Angriffsschwerpunkt sollte nun in den Ardennen liegen. Diese bewaldete Bergland schien Frankreich nicht für einen Panzerangriff geeignet zu sein. Entsprechend schwach waren die dort postierten Einheiten.

Das Überraschungsmoment war voll auf deutscher Seite. Zwar gelang es den Belgiern fast alle Brücken zu sprengen. Obwohl das Marschtempo so erheblich eingeschränkt wurde, erreichten die Spitzen der Panzertruppe General Guderians bereits am 12. Mai die Maas. Am 18. Mai war bereits die Kanalküste erreicht. Am 24. Mai wurde Dünkirchen erreicht. Dort war das britische Expeditionskorps. Es konnte aber entkommen, nicht zuletzt wegen des Haltebefehls, den Rundstedt gegeben hatte. 338.000 Mann konnten übergesetzt werden. In Frankreich hinterließ die Evakuierung aber auch ein Gefühl des Im Stich gelassen seins. Der Krieg in Frankreich war rasch zu Ende. Am 14. Juni marschierte die Wehrmacht in Paris ein. Am 22. Juni wurde in Compiegne der Waffenstillstand geschlossen. Hitler machte daraus seinen persönlichen Triumph. Schon der Ort war mit Bedacht ausgewählt. Dort hatte 22 Jahre zuvor Matthias Erzberger die deutsche Kapitulation unterschreiben müssen. Sogar den Waggon in dem das stattgefunden hatte,

hatte Hitler aus dem Museum holen lassen und auf die Gleise stellen lassen. Die “Vorrede” zum Waffenstillstandsabkommen drückt genau dieses aus.

“Wenn zur Entgegennahme dieser Bedingungen der historisch Wald von Compiègne bestimmt wurde,  dann geschah es, um durch diesen Akt einer
wiedergutmachenden Gerechtigkeit — einmal für- immer – eine Erinnerung zu löschen, die für Frankreich kein Ruhmesblatt seiner Geschichte war, vom
deutschen Volke aber als tiefste Schande aller Zeiten, empfunden wurde. (online unter www.zaoerv.de)

Der Sieg über Frankreich wurde vom Nationalsozialismus als dreifacher Triumph empfunden. Einmal war es das Ende eines Ringens über drei Jahrhunderte hinweg. Und Deutschland war schließlich siegreich geblieben. Ludwig XIV. hatte den Kampf

um die Rheinlinie begonnen. Stück um Stück ging in dessen Verlauf für das Deutsche Reich verloren. Dann war es der Sieg “über die abgelegten Ideale” von 1789, über die “Untermenschenrevolution” (Zitat aus Das Schwarze Korps, vom 22.08. 1940)

mit Postulaten der Menschenrechte, der parlamentarischen Regierungsform, der Demokratie, “den sanften Idealen und der brutalen Wirklichkeit” (Eugen Mündler im “Reich” vom 21.7. 1940). Auch über die Urheber und Hüter der Versailler Ordnung wurde triumphiert. Frankreich und England hatten ja den Völkerbund dominiert und dabei die kleinstaatliche Klientel bedient. Im kleinen Kreis wurden nun die Pläne für die Aufteilung Frankreichs erörtert. Burgund stand im Blickpunkt der publizistischen Vordenker.

Gehörte es ihrer Meinung nach zum  “germanischen Kreis” wie die Champagne und Elsass-Lothringen. Himmler hatte in Burgund die deutschen Südtiroler ansiedeln wollen. In Elsass-Lothringen wurde eine Politik der Rückgliederung schon in den ersten

Anordnungen der Militärverwaltung im Jahre 1940 erkennbar. Das Vorgehen wurde gleichermaßen bestimmt durch das Verlangen nach Wiedergutmachung der Inbesitznahme von 1681 und 1918 wie auch dem germanischen Blut-und Rassemythos.

Man führte den Begriff des volksdeutschen Elsass-Lothringer ein, um die alteingesessene Bevölkerung von der 1918 zugewanderten französischen Bevölkerung zu unterscheiden. (zu diesem kurzen Abschnitt der Aufsatz “Nationalsozialistische Europaideologie”

von Paul Kluke in Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte online www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1955_3_2_kluke.pdf)

Zurück zu Bürckel.

Am 2. 8. 1940 unterzeichnete Hitler einen Geheimerlass. Damit ernannte er die Gauleiter Bürckel Westmark und Wagner Baden als Chefs der Zivilverwaltung CdZ in Lothringen bzw. im Elsass.(Institut für Zeitgeschichte Fb 91 Fotokopie) Wie das schon bei Bürckel in Österreich geschehen war, wurden sie einerseits Hitler unmittelbar unterstellt andererseits waren sie an die fachlichen Weisungen der obersten Reichsbehörden gebunden. Dies zeigte, dass Hitler gewillt war, Elsass-Lothringen dem Deutschen Reich einzuverleiben. In einer Besprechung mit den beiden Gauleitern erläuterte Hitler seine Zielvorstellung, dass Elsass-Lothringen in 10 Jahren völlig deutsche Gebiete würden.

Am 2. August 1940 wurde Bürckel in seinen Funktionen als Gauleiter und Reichsstatthalter durch Baldur von Schirach abgelöst. Dieser war vorher Reichsjugendführer. Nach seiner Ernennung zum Gauleiter von Wien wird er Beauftragter der für die Inspektion der

gesamten HJ. Außerdem wird er ab September mit der Kinderlandverschickung beauftragt. Während des Zweiten Weltkriegs waren rund 5 Millionen Kinder und Jugendliche aus den durch Luftangriffen bedrohten Städten evakuiert worden.

In Wien wurde Bürckel keine Träne nach geweint, weder von den Wienern noch von vielen Parteifunktionären. Wie schon öfters gezeigt stieß er öfters auch mit Ministern zusammen, da er von niemanden einen Kompetenzrahmen respektierte,

wenn es um die Durchsetzung seiner Vorstellungen ging. Er konnte sich das leisten, da er bei Hitler in höchstem Ansehen stand und von dort praktisch immer Rückendeckung erhielt. In Wien kam seine joviale Pfälzer Art nicht an. Hinter vorgehaltener

Hand sprach man vom “Bierleiter Gauckel”, womit auch auf seine Affinität zum Alkohol angespielt wurde. Am 10. August wurde er offiziell verabschiedet. Von Heß bekam er ein persönliches Schreiben von Hitler überreicht. Er erhielt zahllose Geschenke.

Der Dr.Ignaz-Seipel-Ring wurde in Josef-Bürckel-Ring umbenannt. Allerdings erhielt er am 27. April 1945 seinen alten Namen zurück.

 

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Ein weiteres Kapitel bleibt mit dem Namen der beiden Gauleiter verbunden, nämlich die Deportation von rund 6500 badischer und pfälzer Juden nach Gurs.  In der Nacht vom 20. auf 21. Oktober 1940 zum Abschluss des Laubhüttenfestes musste sich die

jüdische Bevölkerung reisefertig machen. Sie hatte dazu nur rund 2 Stunden Zeit. Nur 50 Kilo Gepäck und eine Barschaft von 100 Reichsmark durfte mitgenommen werden. In sieben Eisenbahnzügen aus Baden und zwei aus der Pfalz wurden die Deportierten nach

Gurs am Fuß der Pyrenäen deportiert. Organisiert hatte die Züge Adolf Eichmann. Gurs war ursprünglich als Internierungslager für politische Flüchtlinge und Kämpfer im Spanischen Bürgerkrieg eingerichtet worden. Für so viele Menschen war

das Lager ursprünglich natürlich nicht vorgesehen. Entsprechend katastrophal waren die hygienischen Bedingungen. Im Schnitt starben täglich sieben Menschen. Die beiden Gauleiter aber konnten am Abend der Deportation stolz nach Berlin

melden “Mein Gau ist judenfrei”. Ab September 1941 wurde mit den ersten Vergasungen in Auschwitz begonnen. Ab August 1942 wurden die Insassen, die bisher in Gurs überlebt hatten, in die Vernichtunsglager im Osten weiter transportiert und

dort umgebracht.

Vor den letzten Lebensjahren von Bürckel nochmal ein Blick auf das Gesamtgeschehen.

Nachdem Frankreich kapituliert hatte, ging der Krieg trotzdem weiter, weil  Großbritannien das sogenannte Friedensangebot vom 19. Juli 1940 nicht annahm. Mit der Weisung 16 vom 16.Juli 1940 hatte Hitler die Vorbereitung zu einer Landungsoperation

gegen England vorzubereiten, die dann unter dem Namen Unternehmen Seelöwe lief. Die Vorbereitung sollte Mitte August abgeschlossen sein. “Die englische Luftwaffe muss moralisch und tatsaechlich so weit niedergekaempft sein, dass sie keine nennenswerte Angriffskraft dem deutschen Uebergang gegenueber mehr zeigt. “ hieß es in der Weisung. Am 2. Juli begann nun Göring die “Luftschlacht um England”. Zunächst erfolgte eine begrenzte Offensive gegen die Schifffahrt im Ärmelkanal. Ziel war auch, die

RAF durch die Vernichtung ihrer Flugzeuge in der Luft zu schlagen.Aber die deutsche Luftwaffe erlitt  sehr schnell große Verluste. Zwar konnte die Luftwaffe die Luftwaffe die Infrastruktur der britischen Armee schädigen, aber sie schaffte es weder die Lufthoheit zu erringen, noch dauerhaft das britische Potential an Flugzeugen und Piloten dauerhaft auszuschalten.Göring und Hitler hatten sich entschieden, London anzugreifen. Auch die Industriestädte Coventry und Birmingham waren Ziel der Angriffe.

Aber man schaffte es nicht, die Industrie entscheidend zu treffen oder die Bevölkerung zu demoralisieren. Die RAF und ihre Stützpunkte blieben durch die Zielverlagerung aber verschont. Die ohnehin bescheidenen Ressourcen an Menschen und Material wurden weiter zersplittert. Die Luftwaffe war so an keiner Front schlagkräftig genug, um den englischen Widerstand zu brechen. Eine weitere Folge war, dass die ins Auge gefasste Landungsoperation auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste.

Erstmals war es Hitler nicht gelungen, einem Land seinen willen aufzuzwingen.

Dafür dachte er an einen Angriff auf die Sowjetunion. “Lebensraum im Osten”. Schon in “Mein Kampf” hatte er geschrieben: “Damit ziehen wir Nationalsozialisten bewußt einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft. Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Rußland und die ihm untertanen Randstaaten denken” (Adolf Hitler: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band. S. 742.)

So gab er am 18. November 1940 die Weisung Nr. 21 “Fall Barbarossa” heraus

“Die deutsche Wehrmacht muss darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa).

Das Heer wird hierzu alle verfügbaren Verbände einzusetzen haben mit der Einschränkung, dass die besetzten Gebiete gegen Überraschungen gesichert sein müssen.” (online www.1000dokumente.de). Das war er konkrete Angriffsplan.

Italien seit dem Dreimächtepakt, der am 27. September 1940 in Berlin zwischen Italien, Japan und Deutschland geschlossen worden war, Deutschlands Kriegsverbündeter führte seit September 1940 einen Parallelkrieg in Nordafrika und im Mittelmeerraum.

Mit Verspätung startete am 9. September eine italienische Offensive gegen das von Großbritannien besetzte Ägypten. Ziel war es, den Suezkanal unter Kontrolle zu bringen. Nach Anfangserfolgen kam die Offensive ins Stocken und blieb weit hinter den

Erwartungen zurück. Am 28. Oktober begann Italien mit der Invasion in Griechenland. Das verbesserte die Lage in Ägypten natürlich nicht, sondern lenkte lediglich die Aufmerksamkeit ab. Mussolini glaubte an einen raschen Sieg. der Einmarsch entwickelte

sich aber zu einem Fiasko für den Duce. Die griechischen Truppen waren gut organisiert und kannten sich in dem schwierigen Gelände natürlich bestens aus. Die Italiener wurden in nur 14 Tagen über die Grenzen Albaniens zurückgedrängt.

In Nordafrika hatte Großbritannien einen erfolgreichen Gegenangriff zur Rückeroberung gestartet. Dieser verlief so erfolgreich, dass die italienische 10. Armee in Nordafrika fast vollständig aufgerieben wurde. Hitler zögerte lange, weil es natürlich den

geplanten Feldzug gegen Russland beeinträchtigte. Am 11. Januar gab er  mit der Weisung Nr. 22 schließlich den Einsatzbefehl für das Afrikakorps unter General Erwin Rommel. Rommels Meinung stand in krassem Gegensatz zu der des italienischen

Generals Gariboldi, der auf Defensive setzte. Rommel begann am 31. März eigenmächtig den Vormarsch und warf mit seiner Taktik des mobilen Wüstenkriegs die englischen Truppen rasch 800 Kilometer zurück und kam erst bei Tobruk zum Stehen.

Rommels Truppen waren allerdings zu schwach, um Tobruk einzunehmen. Nach schweren Verlusten befahl Rommel, die Eroberung dieser Hafenstadt zunächst zurückzustellen. Da das Afrikakorps mit schweren Versorgungsengpässen zu kämpfen hatte,

konnte man keine weiteren Vorstöße in Richtung Osten machen. Es kam zum Stellungskrieg bei Tobruk/Sollum. Im November begann Großbritannien mit der Operation Crusader. Die Besatzung von Tobruk konnte ausbrechen und es gelang den Engländer,

die deutschen Truppen fast auf ihre Ausgangsstellungen in der Cyrenaika zurückzuwerfen. Von Malta aus hatten britische U-Boote und Flieger die italienischen und deutschen Nachschubwege nach Nordafrika massiv gestört.

Anfang Januar flog nun die Luftflotte 2 Angriffe auf wichtige Knotenpunkte in Malta. Nun lief der Nachschub für eine Zeit wieder störungsfrei und Rommel konnte wieder die Initiative zurückgewinnen. Frisch herangeführte Verstärkungen und die Luftunterstützung ermöglichten ihm den Gegenangriff. Am 26. Mai startete eine neue Offensive mit dem Ziel Tobruk zu erobern. Das gelang am 20. Juni 1942. Die NS-Propaganda feierte diesen Handstreich und Rommel wurde zum Generalfeldmarschall befördert.

Die Panzertruppen kamen bis El Alamein. das ist 100 Kilometer vor Alexandria.Die Stadt sollte genommen werden und der Suezkanal besetzt werden. Hitler plante bereits, nach der Einnahme des Suezkanals weiter nach Vorderasien und bis nach Indien

Bundesarchiv_Bild_101I-786-0327-19,_Nordafrika,_Erwin_Rommel_mit_Offizieren

vorzustoßen und von dort die englischen Kolonien zu bedrohen. Soweit kam es aber nicht. die Engländer hatten vor El Alamein einen Verteidigungsgürtel aufgebaut. Südlich davor war sumpfiges Gelände, so dass der Gürtel nicht umgangen werden konnte.

Versorgungsengpässe waren aufgetreten. Die Offensive blieb stecken. Rommel wollte nun im August die Entscheidung erzwingen. Aber entgegen der Erwartungen war die Nachschubversorgung wesentlich schlechter geworden, da britische U-Boote immer mehr Schiffe versenken konnten. Außerdem war es dem britischen Nachrichtendienst gelungen, wichtige Erkenntnisse aus der Entschlüsselung des verschlüsselten geheimen deutschen Nachrichtenverkehrs zu gewinnen. So kannte die britische Armee bereits

vor dem Angriff der Deutschen die Angriffsschwerpunkte. So war der Widerstand wesentlich stärker. die angestrebten Ziele wurden nicht erreicht und der gewonnene Boden musste wieder aufgegeben werden.

Am 13. August 1942 übernahm Bernhard Montgomery den Oberbefehl über die 8. Armee, die in Nordafrika kämpfte. Am 23. Oktober startete er bei El Alamein den Gegenangriff gegen die Achsenmächte. Die kräftemäßig unterlegenen deutschen und Italiener wurden zum Rückzug nach Libyen gezwungen. Am 8. November 1942 landeten in Marokko und Algerien 100.000 Mann frische Kräfte aus Amerika und Großbritannien. Nun wurde ein Zweifrontenkrieg gegen das Afrikakorps eröffnet. Tobruk fiel am

13. November wieder an die Briten zurück. An der Ostfront (dazu später) war die Lage ebenfalls kritisch geworden das Desaster von Stalingrad bahnte sich an. Das Oberkommando der Wehrmacht konnte deshalb dem Afrikakorps kaum Verstärkung anbieten.

Das Kräfteverhältnis hatte sich inzwischen total verändert. Den Truppen der Achsenmächte standen 500.000 alliierte Soldaten gegenüber. Das waren doppelt soviel. Dazu verfügten die Alliierten über die vierfache Zahl an Panzern und die totale Luftüberlegenheit.

Ende Januar musste Libyen aufgegeben worden. Im März und April wurden die Soldaten der Achsenmächte eingeschlossen. Rommel flog nach Deutschland und schlug Hitler vor, das Afrikakorps nach Europa zurückzuziehen. Hitler blieb stur und verweigerte das wütend.Die Folge 230.000 Mann gerieten in Kriegsgefangenschaft. Die alliierten hatten nun die Kontrolle über den Mittelmeerraum und damit gute Voraussetzungen für die Landung auf Sizilien.

Auch auf dem Balkan hatte das militärische Vorgehen Italiens Hitler zum Eingreifen gezwungen, obwohl seit November 1940 Russland das Ziel war. Im Herbst hatten Italien und Deutschland die Balkanländer umworben. Schon vor dem Krieg waren sie wichtige

Rohstoff-und Nahrungsmittellieferanten. Am 27. Mai 1940 wurde der Öl-Waffen Pakt abgeschlossen. Er sah rumänisches Öl gegen deutsche Waffen vor. Es war vor allem für die deutsche Seite ein profitables Geschäft. Der Pakt legte eine feste Preisrelation für die von  Rumänien zu liefernden Mineralölerzeugnissen und den Waffen, die es dafür bekam fest und zwar unabhängig von den jeweiligen Tagespreisen am Markt. Am 23. November schließlich trat Rumänien dem Dreimächtepakt bei, um sich vor einer sowjetischen

aber auch vor einer deutschen Aggression zu schützen. Bulgarien hatte unter Zar Boris der Deutschen Wehrmacht zunächst ein Durchmarschrecht nach Griechenland eingeräumt. Am 1. März 1941 trat es dem Pakt bei. Am 25. März 1941 trat schließlich

noch das Königreich Jugoslawien bei unter Prinz Paul ein. Allerdings kam es zwei Tage später zu einem probritischen Militärputsch. Hitler akzeptierte den Versuch der neuen Regierung unter General Simovic nicht, zu einer neutralen Politik zurückzukehren und

begann am 6. April 1941 mit dem Angriff auf Jugoslawien. In der Weisung 25 vom 27.3.1941 hört sich das so an “Der Militärputsch in Jugoslawien hat die politische Lage auf dem Balkan geändert. Jugoslawien muss auch dann, wenn es zunächst Loyalitätserklärungen abgibt, als Feind betrachtet und daher so rasch als möglich zerschlagen werden.” Der Angriff auf Griechenland begann zur selben Zeit. Beide Staaten waren ohne Kriegserklärung oder vorheriges Ultimatum angegriffen worden. Insgesamt kämpften 33 Divisionen mit

680.000 Mann auf deutscher Seite. Belgrad wurde schon am 12. April eingenommen. Am 17. April kapitulierten die jugoslawischen Streitkräfte. Jugoslawien wurde in 10 Teile mit unterschiedlichem staatsrechtlichen Status aufgeteilt. Kroatien erklärte sich am 15. April zum unabhängigen Staat Kroatien.Dort etablierte sich ein Vasallenstaat unter Führung der Ustascha, auf Deutsch “Der Aufständische-Kroatische revolutionäre Organisation”. Serbien wurde stark verkleinert und umfasste nur noch ein  viertel der

Gesamtfläche des ehemaligen Jugoslawiens. Etwa 180.000 Serben wurden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland verschleppt.

In Griechenland marschierten die deutschen Truppen unter Generalfeldmarschall List über Bulgarien ein.Auch hier kamen die Truppen rasch vorwärts. Am 20. April ordneten die Briten die Evakuierung ihrer Truppen zunächst nach Kreta und dann nach Ägypten an. Über 50.000 Mann konnten entkommen. Die griechische Armee kapitulierte am 20. April vor dem SS Obergruppenführer Sepp Dietrich und dann nochmals zwei Tage späte, weil die italienische Armee ihre kämpferische Leistung nicht genügend gewürdigt sah,

offiziell gegenüber Deutschland und Italien. Am 27. April wurde Athen eingenommen. Der Feldzug endete am 29. April mit der Einnahme von Kalamata im Süden der Peloponnes. Kreta wurde in der Zeit vom 21. Mai bis 1. Juni in einer äußerst verlustreichen

Luftlandeoperation eingenommen.

Beide Länder waren besiegt. Doch es folgte ein Partisanenkrieg, der von deutscher Seite aus mit unerbittlicher Härte geführt wurde. In Jugoslawien, in Griechenland und auf Kreta beging die Wehrmacht schwere Kriegsverbrechen.

So wurden in Kalvrita im Aroania-Bergmassiv im Dezember über 800 Jungen und Männer in einer 5 Stunden dauernden Massenhinrichtung erschossen. In dieser gesamten Bergregion wurden in den Dezembertagen über 1300 Griechen umgebracht,

28 Dörfer und Klöster wurden niedergebrannt. In Kommeno in Epirus wurden über 300 Dorfbewohner brutal ermordet. In Distomo am Fuße des Parnass-Gebirges kamen über 200 Menschen ums Leben. Obwohl die Einheitsführer, die die Aktionen

angeordnet hatten, bekannt sind, kam es zu keiner Verurteilung. Zwar wurde bei dem Distomo Massakers ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes eingeleitet, dieses aber nach drei Jahren wegen Verjährung wieder eingestellt.

Der Balkanfeldzug verschob den Angriff auf die Sowjetunion um 4 Wochen. Am 22. Juni 1941 übergibt der deutsche Botschafter Friedrich Werner Graf von der Schulenburg dem sowjetischen Außenminister Molotow ein “Memorandum”.

Darin steht, die Sowjetunion habe den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt durch den Aufmarsch der roten Armee an der Grenze  sowie durch die Annexion Ostpolens und der baltischen Staaten gebrochen. Dieser Bedrohung müsse die Wehrmacht mit allen Machtmitteln entgegentreten. Das Wort “Kriegserklärung” durfte auf Hitlers Befehl nicht verwendet werden. Zu dem Zeitpunkt der Übergabe des Memorandum bombardierte die Luftwaffe sowjetische Städte schon seit drei Stunden.

Juristisch war das Feld schon ab März vorbereitet worden. Am 13. Mai kam der “Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet „Barbarossa“und über besondere Massnahmen der Truppe” heraus. Darin wird festgelegt, dass Straftaten

feindlicher Zivilpersonen der Zuständigkeit von Kriegsgerichten und Standgerichten bis auf weiteres entzogen und dass Freischärler “durch die Truppe im Kampf oder auf der Flucht schonungslos zu erledigen” sind. Gegen Ortschaften

“aus denen die Wehrmacht hinterlistig oder heimtückisch angegriffen wurde” werden unverzüglich kollektive Gewaltmassnahmen durchgeführt, falls ein Täter nicht rasch festgestellt werden kann oder  die Umstände dies nicht zulassen.

Zum Freibrief für Verbrechen wird die durch die Bestimmung “Für Handlungen, die Angehörige der Wehrmacht und des Gefolges gegen feindliche Zivilpersonen begehen, besteht kein Verfolgungszwang, auch dann nicht, wenn die Tat zugleich ein militärisches Verbrechen oder Vergehen ist.”

Die “Aktennotiz über Ergebnis der heutigen Besprechung mit den Staatssekretären über Barbarossa, 2. Mai 1941” lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und wurde  am 26. November 1945 im Nürnberger Prozess von dem amerikanischen Anklagevertreter Sidney S. Alderman verlesen.Er sagte dazu: „Noch niemals ist wohl ein unheilvollerer Satz niedergeschrieben worden, als der Satz in dieser Urkunde” Es geht um die ersten beiden Punkte in diesem Dokument.

“1.) Der Krieg ist nur weiter zu führen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Rußland ernährt wir.

2.) Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.”

Komplettiert wurden diese Bestimmungen mit dem sogenannten Kommissarbefehl vom 6. Juni 1941: “Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare. Im Kampf gegen den Bolschewismus ist mit einem Verhalten des Feindes nach den Grundsätzen der Menschlichkeit oder des Völkerrechts nicht zu rechnen. Insbesondere ist von den politischen Kommissaren aller Art als den eigentlichen Trägern des Widerstandes eine hasserfüllte, grausame und unmenschliche Behandlung unserer Gefangenen zu erwarten. Die Truppe muß sich bewußt sein: 1. In diesem Kampf ist Schonung und völkerrechtliche Rücksichtnahme diesen Elementen gegenüber falsch. Sie sind eine Gefahr für die eigene Sicherheit und die schnelle Befriedung der eroberten Gebiete. 2. Die Urheber barbarisch asiatischer Kampfmethoden sind die politischen Kommissare. Gegen diese muß daher sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe vorgegangen werden. Sie sind daher, wenn im Kampf oder Widerstand ergriffen, grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen. “

(NS-Archiv Dokumente zum Nationalsozialismus –online)

121 Divisionen mit 3 Millionen deutscher Soldaten und weiterer 600.000 aus Italien, Ungarn, Finnland, Rumänien und der Slowakei waren beteiligt. (Zahlen unter anderem bei David Glantz Stumbling Colossus. The Red Army on the Eve of World War. University of Kansas Press, Lawrence 1998, S. 295.) Die Front war 2130 Kilometer lang. Die Heeresgruppe Mitte unter  Generalfeldmarschall von Bock war die stärkste der drei Heeresgruppen. Sie kam auch sehr rasch voran. Am 30. Juni wurde die Grenzstadt Brest-Litowsk eingenommen. Die Kesselschlacht bei Bialystok- Minsk war die erste große Kesselschlacht des Rußlandfeldzugs. An der sowjetischen Westfront standen 46 Divisionen. Elf konnten  ausbrechen.28 Divisionen und 7 Panzerdivisionen mit 325.000 Mann, 1.809 Geschützen und 3.332 Panzern  wurden geschlagen, die Soldaten größtenteils gefangen genommen. Den Kommandanten der Westfront Pawlow machte Stalin für die Niederlage verantwortlich und ließ ihn nach Moskau kommen. dort wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. In der Gegend um Smolensk hatte die Rote Armee eine neue Verteidigungslinie aufgebaut. Smolensk ist etwa 330 Kilometer von Minsk entfernt. Auch hier gelang es der Wehrmacht starke Kräfte einzukesseln.

Über 300.000 Rotarmisten und etwa 3000 Panzer waren eingeschlossen. Zeitweise konnte die Rote Armee den Kessel aufbrechen und zahlreiche Truppen verlegen. Auch in der Schlacht bei Smolensk hatte die Rote Armee enorme Verluste

zu verzeichnen. Vom 10. Juli bis 10. September waren das 760.000 Mann, davon 468.000 gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft geraten, 274.000 verwundet. Aber auch die Wehrmacht hatte enorme Verluste. Und sie hatte auf dem Weg nach

Moskau viel Zeit verloren, denn die rote Armee hatte rund zwei Monate standgehalten. Das bot Zeit und Gelegenheit die Verteidigung von Moskau auszubauen. Die Wehrmacht war jetzt nur noch 400 Kilometer von Moskau entfernt.

Die Heeresgruppe Süd unter Generalfeldmarschall von Rundstedt konnte am 29. Juni bei der Panzerschlacht von Dubno-Luzk-Riwne fast das gesamte Mechanisierte Korps der Roten Armee vernichten. Darauf folgte die Kesselschlacht bei Uman.

Dabei eroberte sie über 300 Panzer und 850 Geschütze unzerstört. 103.000 Mann kapitulierten. Die Einschließungskräfte für den Kessel waren aber relativ schwach, so dass zehntausende Rotarmisten entkommen konnten. Ihre schweren Waffen und

Ausrüstung mussten sie allerdings zurücklassen. Die Heeresgruppe Süd beherrschte nun den Dnepr-Bogen. Das Hinterland der Ukraine war nun offen. Die verlorene Schlacht war der erste Schritt zur Eroberung der Ukraine.

Die deutsche Generalität sah das vorrangige Ziel nun in einer sofortigen Einnahme Moskaus. Es hatte eine wichtige geographische Bedeutung, war Verkehrs und Nachrichtenzentrale und ein wichtiges Industriegebiet und natürlich

politischer Mittelpunkt. Hitler dagegen wollte die für den Ostseeraum, die Ukraine und den Süden lebenswichtigen Resourcen zerstören oder unter deutsche Kontrolle bringen. Hitler lehnte die Vorschläge des Generalstabs rundheraus ab

Er bestand darauf, nach Leningrad im Norden und Kiew im Süden vorzustoßen, setzte sich durch. – und hatte Erfolg. Am 26. September endete die Kesselschlacht von Kiew. Nochmals waren 600.000 Rotarmisten in Gefangenschaft geraten. Über 800

Panzer waren erbeutet worden,über 400 Pak und über 3000 Geschütze. Die Einnahme bereitete allerdings nachträglich noch große Probleme. Es waren viele durch Funk auszulösende Sprengungen vorbereitet worden. Ein solcher Sprengsatz löste am 25. September

einen Großbrand aus, der erst am 29. September unter Kontrolle gebracht werden konnte und für große Verluste der deutschen Verbände in der Stadt sorgte.

Die frappierend schnellen siege, die enorme zahl an Kriegsgefangenen blendete die deutsche Führung. Schon im Juli hielt General Halder den Feldzug für gewonnen.

Die Zeit war aber knapp geworden. Der russische Winter war nicht mehr allzu fern und erfahrungsgemäß kam vor dem ersten Frost eine mehrwöchige Schlammperiode. Am 30. September startete die Offensive unter dem Decknamen Taifun.

Hitler wollte mit diesem Unternehmen vor Einbruch des Winters die russischen Truppen vor Moskau “entscheidend” schlagen.Seine Soldaten sollten “zu dem letzten gewaltigen Hieb, der noch vor dem Einbruch des Winters diesen Gegner zerschmettern soll“

ansetzen und auch die historische Dimension lieferte Hitler in seinem Tagesbefehl am 2. Oktober 1941 verlesen ließ. Sie sollten nicht nur das deutsche Reich sondern ganz Europa vor einer Gefahr schützen„wie sie seit den Zeiten der Hunnen und später der Mongolenstämme entsetzlicher nicht mehr über dem Kontinent schwebte“ und weiter „Dieser Feind besteht nicht aus Soldaten, sondern zum großen Teil nur aus Bestien.“  (zitiert in Die Zeit vom 13. Dezember 1991)

Zwar warnten auch diesmal die Generale eindringlich, dass weder die Ausrüstung ausreichend noch der Nachschub gewährleistet sei. Aber sie beugten sich auch dieses Mal. Und wieder schien der Führer recht zu behalten in den Kesselschlachten von Wjasma und Brjansk wurden nochmals 673.000 sowjetische Soldaten gefangen genommen und über 1300 Panzer erbeutet.

Die Wehrmacht war nun bis an den äußeren Verteidigungsring Moskaus gelangt. Aber nun setzte die Schlammperiode ein. Der Angriff blieb buchstäblich im Schlamm  stecken.

Unbenannt

Der Nachschub war wegen der aufgeweichten Wege und Straßen kaum mehr zu bewältigen und sank von 900 Tonnen täglich auf 20 Tonnen. Erst als im November leichter Frost einsetzte, waren die Straßen wieder befahrbarer. Aber es dauerte dann fast noch

zwei Wochen, bis genug Treibstoff und Munition angeliefert war, um die Offensive fortzusetzen. Nun setzte strenger Frost ein. Die Temperaturen sanken auf – 35 °, aber die deutschen Soldaten hatten immer noch keine Winterkleidung, was hohe Ausfälle

durch Erfrierungen zur Folge hatte. Die schützende Winterkleidung lagerte irgendwo auf polnischen Bahnhöfen. Die Loks, sofern sie überhaupt noch fahren können, müssen Munition, Treibstoff und Proviant an die Front bringen.

Was erstaunlicherweise aber immer noch funktioniert: jeden zweiten Tag ein Güterzug der Deutschen Reichsbahn jüdische Deportierte ins Ghetto nach Minsk!

Die Rote Armee dagegen war seit November vollständig mit warmer Kleidung ausgerüstet. Die Deutschen waren Ende November noch 18 Kilometer von der Stadtgrenze Moskaus entfernt.

Gleichzeitig hatte die Rote Armee aber auch mit den Planungen für eine Gegenoffensive begonnen.Die Planungen wurden durch einen Funkspruch Richard Sorges erleichtert. Sorge hatte am 1. Juni 1941 Stalin vor einem Angriff Deutschlands

gewarnt  “Der Überfall wird am 22. Juni in aller Frühe auf breiter Front erfolgen” (in  Julius Mader Dr. Sorge Report). Stalin glaubte dies aber nicht. Im September informierte Sorge Moskau, dass Japan nicht Russland angreifen würde, sondern

Indochina. Diesmal wurde ihm geglaubt. Daraufhin ließ Stalin 32 ausgeruhte Divisionen aus dem Fernen Osten in den Westen verlegen. Zwar hatte die deutsche Luftabwehr im November Truppenausladungen erkannt.  Die deutsche Führung hatte dies

aber als Gespenstereien betrachtet. Am 16. November startete der erneute Angriff. Aber er traf auf erbitterten russischen Widerstand. Größere Teile der Luftflotte 2 unter Kesselring waren in den Mittelmeerraum verlegt worden, da dort Libyen verloren zu gehen

drohte. Das ermöglichte aber den sowjetischen Luftstreitkräften in wichtigen Abschnitten die Lufthoheit zu erringen.  Die Generale von Bock und Guderian meldeten dem Oberkommando die bedrohliche Lage und auch, dass die Trupp erschöpft war.

Sie wurden aufgefordert, die Offensive mit einem letzten Kraftaufgebot fortzusetzen, zumal man annahm, dass auch auf russischer Seite mit den “letzten Bataillonen” gekämpft wurde. Halder sah die Entscheidung über Sieg oder Niederlage

immer noch als eine Willensfrage. Er war“durchdrungen von dem Gedanken, daß es bei beiden Gegnern um die letzte Kraftanstrengung geht und der härtere Wille recht behält“. (zitiert nach Der Spiegel ).

Im Divisionsbericht der 7. Infanteriedivision heißt es “Die völlige Verausgabung der Truppe und die Notwendigkeit von Ablösungen “ (Zitat in Die Welt vom 22.06.11)Fedor von Bock konstatierte, dass der Zeitpunkt sehr nahe sei,

„in dem die Kraft der Truppe völlig erschöpft ist“ (Zitat ebd.) Eigentlich hätte die Offensive abgebrochen werden müssen, die Truppe in Winterquartiere überführt werden. Stattdessen befahlen Hitler und die Wehrmachtsführung die weitere Offensive.

Diese kam Anfang Dezember zum völligen Erliegen.

Mit der Verteidigung Moskaus war Marschall Schukow betraut worden.Er und Stalin hatten die Nervenstärke, abzuwarten, bis die deutsche Offensive versiegte. Am 5. Dezember begann der Gegenangriff. Eine Million Mann und 700 Panzer

waren angetreten. Die deutsche Führung war völlig überrascht. Die deutschen Linien werden fast überall durchstoßen. Manche Divisionen entkommen nur mit Mühe der Umzingelung. Die deutsche Führung hatte dies zunächst nicht als Großangriff

der Roten Armee erkannt und befahl erst abends, den Angriff auf Moskau abzubrechen und in den Ausgangsstellungen auf Verteidigung überzugehen.

Am 7. Dezember 1941 überfielen aber auch die Japaner den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii. Am 11. Dezember erklären Italien und Deutschland den USA den Krieg. In seiner Rede vor dem Reichstag am 11. Dezember 1941

spricht er zunächst ausschweifend von den militärischen erfolgen Deutschlands. Dann zählt er eine Reihe “Völkerrechtsverletzungen der USA auf, um “Deutschland endlich zum Kriege zu zwingen”. Und dann bringt er es schließlich

auf den Punkt, was tatsächlich zum Krieg führt. “Wir wissen, welche Kraft hinter Roosevelt steht. Es ist jener ewige Jude, der seine Zeit als gekommen erachtet, um das auch an uns zu vollstrecken, was wir in Sowjetrußland alle schaudernd sehen und erleben mußten. Wir haben das jüdische Paradies auf Erden nunmehr kennengelernt. Millionen deutscher Soldaten haben den persönlichen Einblick gewinnen können in ein Land, in dem dieser internationale Jude Mensch und Gut zerstörte und vernichtete. Der Präsident der Vereinigten Staaten mag das vielleicht selbst nicht begreifen. Dann spricht das nur für seine geistige Beschränktheit.” (in Internet Archive Full text of „Adolf Hitler Krieg gegen die USA und Kriegsbericht 1941)

Am 19. Dezember entließ Hitler von Brauchitsch. Er übernahm selbst das Oberbefehl über das Heer. Am Tag zuvor hatte er Haltebefehle erteilt und die Truppen gezwungen “fanatisch” in ihren Stellungen auszuharren. Als Guderian Ende

Dezember entgegen der Haltebefehle seine Truppen eigenmächtig zurücknahm, wurde er seines Kommandos enthoben und zur Führerreserve versetzt, was praktisch einer vorübergehenden Versetzung in den Ruhestand gleichkam.

Am 8. Januar 1942 musste Generaloberst Hoepner seine Truppen zurücknehmen. Sie wären sonst eingekesselt worden. Hitler enthob ihn nicht nur seines Kommandos. Er wurde wegen „Feigheit und Ungehorsam“ unehrenhaft aus der  Wehrmacht ausgestoßen.

Hoepner meinte dazu “ich habe Pflichten, die höher stehen als die Pflichten Ihnen gegenüber und die Pflichten gegenüber dem Führer. Das sind die Pflichten gegenüber der mir anvertrauten Truppe.” (zitiert bei Janusz Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg. Teilband II, Seite 570). Hitler hätte den General eigentlich nicht so einfach entlassen können. Er hätte formaljuristische und beamtenrechtliche Vorschriften einhalten müssen. Am 26. April 1942 erließ der Großdeutsche Reichstag einen Beschluss der den Führer praktisch

von solchen Vorschriften befreit. “Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Führer in der gegenwärtigen Zeit des Krieges, in der das deutsche Volk in einem Kampf um Sein oder Nichtsein steht, das von ihm in Anspruch genommene Recht besitzen muß, alles zu tun, was zur Erringung des Sieges dient oder dazu beiträgt. Der Führer muß daher – ohne an bestehende Rechtsvorschriften gebunden zu sein – in seiner Eigenschaft als Führer der Nation, als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht, als Regierungschef und oberster Inhaber der vollziehenden Gewalt, als oberster Gerichtsherr und als Führer der Partei jederzeit in der Lage sein, nötigenfalls jeden Deutschen – sei er einfacher Soldat oder Offizier, niedriger oder hoher Beamter oder Richter, leitender oder dienender Funktionär der Partei, Arbeiter oder Angestellter – mit allen ihm geeignet erscheinenden Mitteln zur Erfüllung seiner Pflichten anzuhalten und bei Verletzung dieser Pflichten nach gewissenhafter Prüfung ohne Rücksicht auf sogenannte wohlerworbene Rechte mit der ihm gebührenden Sühne zu belegen, ihn im besonderen ohne Einleitung vorgeschriebener Verfahren aus seinem Amte, aus seinem Rang und seiner Stellung zu entfernen.“ (Reichsgesetzblatt 1942 I S.247, )

Hoepner wurde im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 am 21. Juli verhaftet und am 8. August unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und am selben Tag hingerichtet.

Im Russlandfeldzug hatte die Wehrmacht bis dahin 500.000 Mann an Toten und Verwundeten verloren. Dazu kamen weitere 100.000 Mann die durch Erfrierungen ausfielen.1300 Panzer, 2500 Geschütze und über 15.000 Kfz gingen an Material verloren.

Die Wehrmacht konnte aber bis Ende Januar 1942 eine neue Verteidigungslinie aufbauen. Aber die Blitzkriegsstrategie war gescheitert, der Gegner nicht entscheidend geschwächt.

Zurück zu Bürkels letzten Jahren

Bürckel war so etwas wie Hitlers Fachmann für Anschlüsse geworden. Lothringen war die dritte Rückgliederung, die er durchzuführen hatte und auch hier hatte er wieder weitreichende Vollmachten. Aber in Lothringen wurde nicht gleichgeschaltet.

Es ging um die Liquidierung staatsrechtlicher und administrativer Strukturen eines eroberten Landes. Dazu kam die ideologische Umerziehung unter rassistischen Gesichtspunkten.

Die CdZ sollten die gesamte Verwaltung im zivilen Bereich führen. Die unklare Kompetenzdefinition führte wie auch in Österreich rasch zu heftigen Auseinandersetzungen. In einer Besprechung in der Reichskanzlei am 29. September 1940 bekamen die beiden CdZ weitgehend grünes Licht von Hitler. Er legte fest, dass für die gesamte Neuordnung in Elsass und Lothringen allein die beiden Reichsstatthalter Wagner und Bürkel zuständig und verantwortlich seien und dass die Reichsressorts den CdZ keinerlei Weisungen erteilen könnten. Bürckel begann nun in Lothringen eine rücksichtslose Germanisierungspolitik. “Deutschfeindliche Elemente” ließ er ausweisen.So wurden bis November 1940 aus dem Elsass 105.000 Menschen deportiert, aus Lothringen etwa 50.000, darunter alle lothringischen Juden. (Zahlen nach bpb Krieg und Besatzung in Ost- und Westeuropa)Die Transporte erfolgten unter chaotischen Verhältnissen. Die Ausgewiesenen hatten nur ihr Handgepäck dabei. Das unbewegliche Gut, Höfe, Geschäfte und handwerkerbetriebe mussten zurückgelassen werden und worden sofort entschädigungslos eingezogen. Am 21. November 1940 erklärte Bürckel die Ausweisungsaktion offiziell für beendet. Am 9.10 1941 wurde die Gültigkeit des RAD-Gesetzes für Elsass und Lothringen erklärt.

Allerdings entzogen sich viele Lothringer durch Flucht ihrer “Aufbaupflicht”. Daraufhin arbeitete Bürckel mit dem Mittel der Sippenhaft. Noch härter reagierte Bürckel, als Lothringer nach der Einführung der Wehrpflicht desertierten. Deren Angehörige nahm Bürckel

sofort in Sippenhaft, ließ sie umgehend ins Altreich aussiedeln und ihr Vermögen beschlagnahmen. Eine letzte große Aussiedlungsaktion betraf 8000 Menschen. Sie übertraf an Härte und Brutalität alle bisherigen Massnahmen.

Im August 1942 verlieh Bürckel den Lothringern die deutsche Staatsangehörigkeit.

Die Ausweisungspolitik Bürckels war in Regierungs-und Militärkreisen ihrer innen-und auch außenpolitischen Auswirkungen stark umstritten. So meldete sich der Chef der Präsidialkanzlei Otto Meissner, selbst gebürtiger Elsässer kritisch zu Wort.

Heftigster Kritiker war Dr. Best, der vor er Chef der Abteilung Verwaltung im Verwaltungsstab des Militärbefehlshabers Frankreich wurde, Karriere bei der Gestapo gemacht hatte. Er sah in den Ausweisungen eine Belastung des deutsch-französischen Verhältnisses,

die die notwendige Zusammenarbeit nur unnötig erschwerten. Bürckel war von dieser Kritik allerdings total unbeeindruckt. Allerdings mussten sowohl Bürckel als auch Wagner entscheidende Kompetenzen an den Reichsführer SS, der zugleich

Reichskommissar für die Festigung deutschen  Volkstums (RKF) war. Der durchbürokratisierte Apparat Himmlers beschränkte auf dem Gebiet der Volkstumspolitik die autonome Regionalherrschaft der Gauleiter.

Der Gau Westmark war 1940 gebildet worden. Er sollte den Gau Saarpfalz, also das Saarland und die bayrische Pfalz,

sowie das im Frankreichfeldzug eroberte lothringische Departement Moselle umfassen, das als Lothringen ins Reich eingegliedert werden sollte. Der Plan wurde während des 2. Weltkrieges aber nicht umgesetzt.

Es blieb nach außen hin beim alten Namen und bei der zugehörigen Bezeichnung „CdZ“ (Chef der Zivilverwaltung).

Im März 1941 wurde Bürckel von Hitler offiziell zum Reichsstatthalter ernannt.

Ihm un­ter­stand  nun ein 14.000 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßes Ter­ri­to­ri­um mit 2,6 Mil­lio­nen Ein­woh­nern. Das war der Höhepunkt seiner politischen Karriere

Im November 1942 wurde Bürckel zum Reichsverteidigungskommissar der „Westmark“ ernannt.

An dieser Aufgabe scheiterte er spätestens mit der Invasion und dem Vordringen der amerikanischen Truppen.

Dazu kamen Kompetenzschwierigkeiten mit Heinrich Himmler, die sich nach dessen   Er­nen­nung zum In­nen­mi­nis­ter erheblich verschärften.

Während der Schlacht um Lothringen Anfang September 1944 kam es in der Debatte um das militärische Vorgehen zum entscheidenden Zer­würf­nis mit Hit­ler.

Auf Veranlassung von Mar­tin Bor­mann (1900-1945) wur­den Bürck­el dar­auf­hin am 8.9.1944 weit rei­chen­de Kom­pe­ten­zen ent­zo­gen

Die Entsendung des Dienstleiters der Berliner Parteikanzlei Willi Stöhr (1903–1994) als „Bevollmächtigten des Reichsverteidigungskommissars für den Stellungsbau im Gau Westmark“ Anfang September 1944 bedeutete den Beginn der Entmachtung Bürckels.

Josef Bürckel verstarb wenig später am am 28.9.1944  in seinem Haus in Neustadt.

Die offizielle Todesursache war ein „Ver­sa­gen des Kreis­lau­fes“ als Fol­ge ei­ner Darm­er­kran­kung und ei­ner Lun­gen­ent­zün­dung dia­gnos­ti­ziert.

Der plötzliche Tod gab Anlass zu Spekulationen.

Ein Nach­weis für den Ver­dacht, Bürck­el sei von der SS er­mor­det oder zum Selbst­mord ge­zwun­gen wor­den, konn­te je­doch nicht er­bracht wer­den.

12 Nov. 2025

Josef Bürckel Gauleiter und Reichsstatthalter

 

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Am 30. März 1895 wurde Josef Bürckel in Lingenfeld als Sohn des Bäckermeisters Michael Bürckel und dessen Ehefrau Magdalena geboren. Er war das jüngste von vier Kindern. In Lingenfeld

besuchte er die Volksschule. Danach ging er auf die Realschule in Karlsruhe. Von 1909 bis 1914 war er in Speyer an der Lehrerbildungsanstalt. Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajevo der österreichische

Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau seine Frau Sophie Chotek ermordet. Das führte zur Julikrise und mündete in den 1. Weltkrieg, der am 28. Juli begann. In Deutschland befahl Kaiser Wilhelm am 1. August

die Mobilmachung. Am 3. August 1914 rief der Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Speyer seine Schüler auf, freiwillig in die Truppe einzutreten. Die Schule würde dem keine Hindernisse

in den Weg legen, sondern die Anstalt würde sich als Ehre anrechnen, wenn auch ihre Schüler nicht hinter den Gymnasien und Hochschulen zurückstünden. Josef Bürckel war im wehrfähigen Alter und meldete

sich bereits am Mobilmachungstag beim 17b Infanterieregiment freiwillig. Am 3. November 1914 rückte er als Rekrut beim Feldartillerieregiment 12b  ein. Eine erste Not-Abschlussprüfung konnte er wegen seines Heeresdienstes

nicht ablegen. Er legte sie gegen Ende des Jahres 1915 ab. Er bestand mit Erfolg. Wegen eines Herzleidens wurde er am 12. August 1915 in das Kriegslazarett in Péronne (Département Somme) eingeliefert.

Am 4. Dezember 1915 wurde er zum Unteroffizier befördert. Am 17. Mai 1916 wurde er für den Schuldienst zurückgestellt. Er begann seinen Praxisdienst als Schuldienstanwärter an der katholischen Volksschule in Lingenfeld.

Er wurde dann weiter nach Bellheim und dann nach Minfeld versetzt, wo er bis zum Ende des Schulanwärterdienst am 28. Juli 1919 blieb. Danach fand die Prüfung zur Lehreranstellung auf Lebenszeit statt.

Nach seiner Anstellung als Hilfslehrer unterrichtete er bis zum 31. Januar 1920 in Bobenheim – Roxheim. Dann wurde er nach Rodalben versetzt und dort am 1. April 1921 zum Lehrer auf Lebenszeit ernannt.

Er hatte schon am 11. Juni 1920 in Lingenfeld Hilde Spies geheiratet. Zum Zeitpunkt der Eheschließung war sie noch nicht 21.  Am 21. August 1921 kam Josef Artur zur Welt. Josef Artur war während des Krieges Mitglied der Leibstandarde Adolf Hiltler.

Er fiel am 01. August 1944.

Durch Bürckels Anstellung auf Lebenszeit war die materielle Basis für die Familie des Lehrers gesichert. Am 10. März 1925 bekam die Familie nochmals Nachwuchs. Der zweite Sohn Hermann Jakob wurde geboren.

Über Bürckels Familienleben ist sonst nichts bekannt.

Auch zu seinen außerschulischen Aktivitäten, Kontakte zu Kollegen usw. gibt es kaum Informationen. Aber er war Chorleiter im Gesangverein in Rodalben und das lässt darauf schließen, dass er doch einiges Ansehen in Rodalben genoss.

Vermutlich schon 1921 trat er in die NSDAP ein. Es lässt sich nicht nachweisen, ob er in Rodalben schon parteipolitisch tätig war. Er hatte sich aber einseitig positioniert in seiner antiseparatistischen Tätigkeit und war sowohl von deutschen als

auch französischen Behörden verfolgt.

Die separatistische Bewegung setzte in der Pfalz unmittelbar nach Kriegsende ein. Am 11. November 1918 war das  Waffenstillstandsabkommen von Compiègne abgeschlossen worden und ab dem 1. Dezember 1918 besetzte

die französische 8. Armee unter General Augustin Grégoire Arthur Gérard (1857-1926) die Pfalz. Bis zum Ende des Ruhrkampfs unter Reichskanzler Gustav Stresemann waren rund 60.000 Mann in der Pfalz stationiert.

In der Pfalz regten sich nun separatistische Bestrebungen. Sie gingen von bürgerlichen Kräften bis weit in die Zentrumspartei hinein aus. Man hatte Angst vor einer ungewissen Zukunft in einem womöglich bald sozialistischen

Deutschland. auch versprach man sich durch eine Anlehnung an die Sieger bei der Reparationsfrage glimpflicher davon zu kommen. 1919 war in München der bayrische und sozialistische Ministerpräsident ermordet worden.

Ab 1920 rückte Bayern nach rechts und entwickelte sich unter dem Ministerpräsidenten Gustav von Kahr zur nationalistischen “Ordnungszelle” Deutschlands. In München sammelten sich militante Rechtsradikale.

Der innenpolitische Kampf zwischen Bayern und dem Reich erfuhr in dieser Zeit eine scharfe Zuspitzung. Die Pfalz als Teil Bayerns wurde so in die Auseinandersetzung hineingezogen. Auch das ein Grund für die starke separatistische Bewegung.

Das Ende des Ruhrkampfes und die Einführung der Rentenmark und damit  das Stoppen der Inflation entzogen der separatistischen Bewegung schließlich den Boden. Es gab noch zwei gewalttätige Aktionen. Am 5. November 1923 hatte Franz-Josef Heinz in  Speyer die “Autonome Pfalz” ausgerufen und eine Regierung gebildet. Das war wenige Tage vor dem Hitlerputsch in München.Heinz und zwei seiner Mitarbeiter wurden am 9. Januar 1924 in Speyer erschossen. Die Kommandomitglieder stammten aus den rechtsradikalen Kampfbünden in München (Bund Wiking, Bund Oberland, SA). Das Attentat wurde mit Billigung und Geldern der bayrischen Staatsregierung ausgeführt.

Am 17. Oktober fand in Pirmasens der Sturm auf das bayrische Bezirksamt statt. Das Gebäude war in Brand gesteckt worden. 12 Separatisten, die sich in dem Gebäude befunden hatten, kamen ums Leben. Von den Angreifern starben 6 und es gab

zwölf Schwerverletzte. Bei diesem Sturm war Bürckel beteiligt. In Münchweiler und Rodalben war er so etwas wie der geistige Führer des Abwehrkampfes. Am 7. Januar 1924 musste er nach Heidelberg fliehen. Er ging dann weiter nach Niederbayern

Die Regierung von Niederbayern übertrug ihm am 24. März 1924 eine erledigte Hilfslehrerstellung. Mittlerweile war die Separatistenbewegung zusammen gebrochen und Bürckel kehrte am 9. Mai 1924 in die Pfalz zurück und nahm am nächsten Tag seinen Schuldienst in Rodalben wieder auf.

Im März und April war die selbständige Partei NSDAP der Pfalz wiedergegründet worden, nachdem die NSDAP im Juli 1923 von der interalliierten Rheinkommission (IARK) verboten worden war. Man hatte eine eigene Satzung und eigene Mitgliedskarten.

Diese Taktik der Distanzierung von München hatte Erfolg. Am 27. März 1925 erfolgte die Aufhebung des Parteienverbots für die pfälzische NSDAP durch die IARK. Am 13. März 1926 fand der erste Gautag des Jahres in Kaiserslautern statt. Unter der Leitung des Ortsgruppenleiters Richard Mann wurde Bürckel in “demokratischer Versammlung” zum Gauleiter gewählt. Er hatte sich durch ”bahnbrechende Vorarbeit die Anwartschaft” verdient. (zitiert nach Josef Bürckel: Gauleiter Reichsstatthalter Krisenmanager Adolf Hitlers , von Lothar Wettstein S. 68) Am 26. März informierte Bürckel die Reichsleitung von seiner Wahl. Allerdings war Bürckel nicht in den amtlichen Parteiunterlagen als Mitglied geführt. Deshalb forderte die Parteileitung umgehend zur Anmeldung auf. Bürckel meldete sich am 9. April 1926 an und erhielt die Mitgliedsnummer 33979. In einem von der Parteikanzlei verfassten Lebenslauf Bürckels heißt es “Der Aktivist Josef Bürckel entschied sich bereits im Jahre 1921 für den “Aktivisten” Adolf Hitler” (Wettstein S. 69)

Ein publikumswirksames Ereignis hatte Bürckel für den September 1926 geplant.  Es sollte der erste Gauparteitag mit Adolf Hitler als Hauptredner werden. Der bayrische Ministerpräsident Heinrich Held hatte dies aber wegen der zu erwartenden

Auseinandersetzungen verboten. Die Besorgnis war durchaus berechtigt. Bei einer Kundgebung mit Gregor Strasser am 7. September 1926 in Kaiserslautern verhinderte nur beherztes Einschreiten der Polizei ein Blutvergießen. Strasser war in dieser Zeit bis 1928

als Reichspropagandaleiter der NSDAP tätig. Die Auseinandersetzungen mit den politischen Gegner veranlassten Bürckel den Aufbau der pfälzischen SA-Formationen voranzutreiben. Er beauftragte Fritz Schwitzgebel damit, vor allem weil dieser absolut

loyal war. Er war 1926 in die NSDAP eingetreten und wie Bürckel auch Lehrer, allerdings an der Oberrealschule (in Zweibrücken).Das zahlte sich auch für ihn  aus, 1929 war er bereits SA-Standardenführer, das entspricht einem Oberst. Ab 1935 war er Führer der SA-Brigade 51 Saar-Pfalz und wurde schließlich bis zum General befördert. Bürckel hatte in seiner gesamten Laufzeit alle Parteigenossen, die irgendwie Einfluss ausüben konnten, bewusst nach seinen eigenen Kriterien ausgewählt und so sich in seinem

Umfeld eine “Hausmacht” geschaffen.

1926 hatte Bürckel auch “Der Eisenhammer” gegründet und war dessen Herausgeber. Hauptschriftleiter war zunächst Fritz Hess. Es war eine nationalsozialistische Kampfzeitung, die wohl den Stürmer von Julius Streicher zum Vorbild hatte und diesem Pamphlet in nichts nachstand. Populistische Hetze,  Verleumdungen und pauschale Diskriminierungen gehörten zum Instrumentarium des Blattes.Vom 5.5. 1926-30.11. 1932 war Heinrich Förster Schriftleiter. Sowohl Hess, als auch Bürckel und Förster hatten  mehrere Verurteilungen sowohl von deutschen als auch französischen Militärgerichten, meist wegen Verleumdung oder übler Nachrede, Hess auch wegen Angriffen gegen separatistisch eingestellte Beamte und jüdische Richter. Allerdings bereiteten die Prozesse vor allem die von Förster Bürckel allmählich Probleme. Führende Mitglieder aus der pfälzischen NSDAP hatten Förster vorgeworfen, dass sein allzu rüder Ton in den Artikeln immer wieder zu Prozessen führten, die sehr wohl zu vermeiden gewesen wären

und meist verloren gingen. Das verursachte immer höhere Kosten. Der Angriff richtete sich auch direkt gegen Bürckel, da dieser Förster gewähren lasse und nicht einschreite, obwohl dieser seiner Aufgabe als Redakteur nicht gewachsen sei. Damit sei

Bürckel letztlich für das finanzielle Desaster verantwortlich. Nun erklärte Förster um den Monatswechsel Februar/März herum, dass er mit sofortiger Wirkung aus seinem Amt als verantwortlicher Redakteur ausgeschieden sei. Bürckel ernannte Hess als

Stellvertreter in seinem Amt als Gauleiter und erklärte, er lege seinen Posten bis zur Klärung der Vorwürfe nieder. Das war aber kein Rücktritt sondern lediglich ein “Ruhenlassen”. Es blieb so ohne Wirkung. Bürckel fuhr unvermindert mit seiner populistischen

Parteiarbeit fort. In Pirmasens und Neustadt sollten am 20. April pompöse Feiern zu Hitlers Geburtstag stattfinden. Für den 30. April berief er den Gauparteitag nach Landau. Eingeladen waren Hans Dietrich, der für die Nationalsozialistische Freiheitspartei

den Wahlkreis 26 Franken vertrat. Die NSDAP war ja nach dem Hitlerputsch verboten worden war. Dietrich hatte 1928 auch am Eisenhammer mitgearbeitet. Dann Gottfried Feder, der sich ab 1927 zum Wortführer  der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik gemacht hatte. Der dritte geladene Reichstagsabgeordnete war Georg Strasser. Er hatte den revolutionären Sozialismus geprägt, den ja auch Bürckel vertrat. Strasser vertrat allerdings demokratische Grundsätze, die Bürckel radikal ablehnte.

Auch drei bayrische Landtagsabgeordnete waren eingeladen. Auch Hitler sollte an diesem Gauparteitag teilnehmen. Ob das aber nur ein geschickter Werbetrick war, lässt sich nicht feststellen. Denn die ganze Veranstaltung fand gar nicht statt. Der Stadtrat von Landau lehnte es nämlich ab, den Großen Festhallensaal zur Verfügung zu stellen. Das Reichsbanner, die 1924 gegründete “überparteiliche Schutzorganisation der Republik und der Demokratie im Kampf gegen Hakenkreuz und Sowjetstern” wie der SPD-Politiker Otto Hörsing, der sie ins Leben gerufen hatte, sie 1931 charakterisierte kündigte für 1927 ebenfalls eine Maifeier in Landau an. Da waren Zusammenstöße zu erwarten. Bürckel hatte zwar persönlich beim Stadtrat vorgesprochen, hatte aber keinen Erfolg.

Diese Schlappe war aber wohl einkalkuliert. Er schlachtete das auch sofort aus. Vor allem jüdische Stadträte hatten sich gegen die Überlassung der Stadthalle aus. Natürlich setzte Bürckel seine antijüdischen Hasstiraden fort und im Eisenhammer orakelte

er “Auch für Landauer Juden wird kommen der Tag”.

Er forcierte nun die Parteiorganisation. Er Bezirksgruppen, zuerst in Zweibrücken, Neustadt und Kusel und Ludwigshafen, danach in Landau und Frankenthal. Unabhängige propagandistischen Eigeninitiativen wurden von der Gauleitung nicht mehr geduldet.

Jede geplante Aktion und Tätigkeit musste von ihm gebilligt werden. Natürlich führte er den wachsenden Erfolg auf seine straffe Parteiführung zurück

Im Jahr 1927 hatte die NSDAP in der Pfalz ein deutliches Wachstum und auch einen Machtzuwachs verzeichnet.

Am 1. Juli 1927 wurde die Gauleitung von Lambrecht nach Neustadt verlegt. Ein ehrenamtlicher Geschäftsführer wurde eingestellt, der Bürckel entlasten sollte. Ein Untersuchungs-und Schlichtungsausschuss wurde als Parteigericht eingesetzt.

Er ließ sich zwar beraten. Aber die letzte Entscheidung behielt sich Bürckel immer vor. In seinem Gau galt das Führerprinzip auf Gauebene uneingeschränkt. Gehorsam und Unterordnung waren für Bürckel wichtiger als Eigeninitiative.

Die Querelen mit Förster gingen aber auch 1927 weiter. Er hatte sich mit der französischen Besatzungsmacht angelegt. Er wurde mehrfach zu Freiheitsstrafen verurteilt , vor allem aber drohte die Interalliierte Rheinkommission ein

Verbot des Eisenhammer an. Nun musste Bürckel einschreiten. Er schränkte den redaktionellen Verantwortungsbereich Försters stark ein und nahm die propagandistische Leitung des Verlags selbst in die Hand. Als seinen Stellvertreter

setzte er Ernst Ludwig Leyser ein. Dieser hatte NSDAP-Ortsgruppe in Neustadt  und der SA-Sturm-Ortsgruppe Neustadt gegründet. Leyser stand Bürckel, wie alle, die von ihm auf irgendwelche Posten gesetzt wurden, loyal zur Seite.

Das  Jahr 1928 war ein wichtiges Jahr für die NSDAP in der Pfalz. Am 28. Mai 1928 fand die Reichstagswahl statt und bei dieser Wahl trat die pfälzische NSDAP erstmals mit einer eigenen Liste an.

Mit enormem Aufwand startete die Partei. Zahlreiche öffentliche Veranstaltungen, Flugblätter und Tausende von Plakaten brachten aber einen kaum nennenswerten Mitgliederzuwachs. Bürckel erkannte,dass es taktisch falsch

war, sich mit der Propaganda auf die städtische Mittelschicht zu konzentrieren, die ländliche Bevölkerung, auch als Wählerschicht, aber zu vernachlässigen. Das ländlichen Gebiete der Nordpfalz wurden nun in verstärkte Werbeaktionen einbezogen

und diese waren erfolgreich. Bürckel sah sich bestätigt. In den Städten hatte die Partei bereits Fuss gefasst. Sie war in allen Städten vertreten nur in der Kreishauptstadt Speyer noch nicht. Am 10. März 1928 veranstalte Bürckel eine große Veranstaltung in Speyer mit dem

Reichstagsabgeordneten Friedrich. Nur wenige Tage später wurde die Speyrer Ortsgruppe sowie ein SA-Sturm gegründet. Die Ortsgruppe hatte Rudolf Trampler gegründet, der von Joseph Goebbels später am 21. August 1933 zum Landeskulturwart

der Reichspropagandastelle Rheinpfalz ernannt wurde. In den letzten beiden Kriegsjahren bekleideter er das Amt des Oberbürgermeisters von Speyer.

8709-Rudolf Trampler

Am 28. Mai 1928 fand die Reichstagswahl statt. Für die NSDAP verlief sie enttäuschend. Sie hatte 2,6 % der Stimmen erzielt, 0,4  weniger als bei den letzten Wahlen. Sie verlor auch 2 Abgeordnete und hatte im Reichstag jetzt 12 Sitze.

Zugewonnen hatte dagegen die SPD mit 3,8 % Zuwachs und 22 Mandaten mehr. Auch die KPD verzeichnete Gewinne und zwar 1,7 % und 9 Mandate mehr. Noch etwas mehr konnte die Reichspartei des deutschen Mittelstandes dazu gewinnen,

nämlich 2,2% Stimmenzuwachs und 11 Mandate mehr.  Es war eigentlich ein gefährliches Ergebnis, denn die bürgerlichen Parteien schlossen daraus, die NSDAP habe ihren Zenit bereits überschritten. Bürckel konnte aber mit “seinem”

Ergebnis mehr als zufrieden sein. Die NSDAP hatte in der Pfalz 5,7 % der Stimmen geholt, mehr als doppelt soviel wie auf Reichsebene und das Ergebnis der Wahlen von 1924 hatte er verdreifacht. 1924 entfielen auf die NSDAP 1,9 % der Stimmen.

Das machte natürlich Bürckel innerhalb der NSDAP stark. Bei Hitler stand er ohnehin in hohem Ansehen. Die NSDAP erhöhte ihre Werbeanstrengungen in den Bezirken Landau und Bergzabern. Das zahlte sich bereits ein Jahr später bei den Kommunalwahlen aus.

Zwei Monate nach den Wahlen fand auch der erste Gauparteitag in Pirmasens statt. Auch ein publikumswirksamer Marsch von 300 SA-Leuten durch Pirmasens wurde durchgeführt. Die bürgerliche Presse berichtete darüber nichts.

Sie hatte sich ohnehin für “Totschweigen” entschieden. Die weitere Entwicklung zeigt, dass da nicht unbedingt der richtige Weg war.

Bürckel schliff weiter an seiner Parteiorganisation. In seinem Führungskader sorgte er für rhetorisch besonders geschulte Parteiredner. Damit konnte er die Zahl seiner Veranstaltungen steigern. Der Zustrom potentieller Wähler nahm zu.

Er suchte die Auseinandersetzung mit den anderen Parteien auf seine Art. Öffentliche Kundgebungen ließ er oft -und zeitgleich mit Veranstaltungen der anderen Parteien abhalten. Er hoffte so, die Zuhörer für sich zu gewinnen.

Für das Jahr 1929 verlangte er von seinen Parteigenossen bedingungslosen und rücksichtslosen persönlichen Einsatz. Angst vor Straßenkämpfen oder Saalschlachten durfte es nicht geben. Nur dabei sein,

war nicht genug. Nur die KPD postulierte eine ähnliche Hingabe. Logische Folge war, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen hauptsächlich zwischen dem Roten Frontkämpferbund der KPD und der SA stattfanden.

1929  ließ er wieder prominente NS-Parteiführer auftreten. Goebbels sprach am 6. März 1929 erst in Zweibrücken und einige Stunden später in Pirmasens. Gottfried Feder trat drei Tage später in Speyer auf. Der Erfolg zeigte sich rasch.

In der Nordpfalz entstanden neue Ortsgruppen, in Frankenthal erhöhte sich die Mitgliederzahl um 40 %.

Nach den Kommunalwahlen war die Partei fast in allen Gemeinden vertreten. In Landau hatte die Partei erstmals kandidiert und hatte bei ihrer ersten Wahl sofort mit der SPD gleichgezogen.

1930 scheiterte die letzte parlamentarische Regierung der Weimarer Republik im März 1930. Hindenburg ernannte nun den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning, der zunächst mit der Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen

regierte. Als auf Antrag der SPD diese gemäß Artikel 48 in der Weimarer Verfassung das Parlament von seinem Recht Gebrauch machte, die Notverordnung wieder aufzuheben, bat Brüning Hindenburg den Reichstag aufzulösen.

Die Neuwahlen wurden für den 14. September 1930 festgelegt. Bei der NSDAP gab es eine Premiere. Erstmals organisierte Joseph Goebbels den Wahlkampf der Nationalsozialisten zentral. Man verzichtete weitgehend auf antisemitistische Parolen.

Man prangerte den Verfall Deutschlands im “System Weimar” an, beschwor die Volksgemeinschaft. Wichtiges Thema war natürlich die Weltwirtschaftskrise, die als Komplott gegen Deutschland dargestellt wurde. Hitler engagierte sich in diesem Wahlkampf enorm. Zwischen dem 3. August und dem 13.September trat er in mehr als 20 Großveranstaltungen als Hauptredner auf. Für Bürckel war diese Wahl in doppelter Hinsicht bedeutsam. Erstens  wollte er natürlich ein beeindruckendes Ergebnis erzielen. Vor allem aber kandidierte er erstmals in einer Listenverbindung mit dem Wahlkreis Franken erstmals als Abgeordneter für die pfälzische NSDAP, und das mit ausdrücklicher Billigung Hitlers. Hitler unterstützte Bürckel auch persönlich. Auf einer der Großveranstaltungen

trat er am 26. August 1930 in der Eberthalle in Ludwigshafen auf. Das war das erste offizielle Auftreten Hitlers in der Pfalz. Am 30. Juni 1930 war Frankreich aus Mainz und der Pfalz abgezogen, nachdem Deutschland am 21. August 1929 den Youngplan angenommen

hatte, der die deutschen Reparationsverpflichtungen neuregelte. Darin war auch der Abzug Frankreichs festgelegt worden.

Es war ein blutiger Wahlkampf mit Zusammenstößen, Straßenschlachten und auch mit Toten. Am 14. September wurde gewählt, mit einer Wahlbeteiligung von 82,0 %, man vergleiche das mal mit der Wahlbeteiligung von heute!

Die NSDAP erzielte erdrutschartige Erfolge. Sie bekam 18, 3 % der Stimmen, was gegenüber der letzten Wahl einen Zuwachs von 15,7 % der Stimmen bedeutete. Mandate erhielt sie 107, also 95 mehr als 1928 und war hinter der SPD zweitstärkste

Kraft. Die SPD hatte 10 Sitze verloren, war aber mit 143 Sitzen immer noch stärkste Kraft. Nur die KPD (+ 2,5 %) und die Christlich-Nationale Bauern-und Landvolkpartei (+ 1,3 %) konnten Zugewinne erzielen.

Die pfälzische NSDAP lag auch bei dieser Wahl mit 22, 8 % der Stimmen deutlich über dem Reichsschnitt und auch über Bayern, wo die Nationalsozialisten 17,9 % errangen. In der Pfalz hatte die NSDAP sogar die SPD mit 0,4 % hinter sich gelassen

und war die stärkste Kraft geworden. Sie hatte 2, die SPD dagegen nur 1 Mandat errungen. Das 4. Pfälzer Mandat erhielt die Bayrische Volkspartei, die mit 12,8 % knapp vor dem Zentrum  (12,1 %)

Eine Sonderstellung nahm das Dorf Darstein ein. Es war die erste Gemeinde deutschlandweit mit 100 % Stimmen für die NSADAP. Das Dorf hatte bei 156 Einwohnern  106 Wähler. Natürlich bejubelte die nationalsozialistische Presse dieses Ergebnis.

Der Eisenhammer schrieb in seinem Artikel “Ein rein nationalsozialistisches Dorf” Darstein sei Vorbild für das ganze Reich. Als die Nazis an der Macht waren, wurde es zum Ehrendorf der NSDAP ernannt,. 1936 wurde in Köpenick sogar eine Straße nach Darstein benannt. Den “Darsteiner Weg” gibt es heute noch, er überdauerte sogar den Sozialismus. Darstein war übrigens protestantisch, die Konfessionsgrenzen waren damals sehr scharf. In katholischen Gemeinden waren meist halb so hoch wie in protestantischen Gemeinden. Auch die Gemeindegröße spielte eine Rolle. Je kleiner der Ort, desto größer die Chance für die Nationalsozialisten. So hatte sich die Strategie, in ländlichen Gegenden zu agitieren,  als richtig erwiesen.

Neben Bürckel kam Wilhelm Frick für die Pfalz in den Reichstag. Er war 1930 Innenminister in Thüringen und damit der erste nationalsozialistische Minister überhaupt in Deutschland. Er hatte am Hitlerputsch teilgenommen und Hitler

schätzte ihn als “durchgekochten Nationalsozialisten”.

Für Bürckel war die Wahl voll aufgegangen. Seine parteiinternen Gegner verstummten.  Nun war er plötzlich über seinen Gau hinaus bekannt geworden. Er wurde öffentlich wahrgenommen.

Ab 1930 hatte Bürckel außer dem Eisenhammer auch die NSZ-Rheinfront herausgegeben. Sehr schnell wandelte er diese in eine GmbH um, die finanziellen Schwierigkeiten des Eisenhammers, die er ja erlebt hatte, hatten ihn zu diesem Schritt gebracht.

Mit Billigung Hitlers hatte er diese Mitte der 30-iger Jahre in die “Josef-Bürckel-Stiftung “ eingebracht. Sie umfasste ein großes Verlagssystem. Seine Pfälzer Parteigenossen trieb er zur ständigen Abonnentenwerbung an. Außerdem erhielten alle Parteigenossen

die Anweisung, nur in der NSZ-Rheinfront zu inserieren. Außerdem wurden alle Parteigenossen mit Parteiausschluss bedroht, wenn sie eine nicht nationalsozialistische oder neben der NSZ-Rheinfront noch eine Nicht-NS-Zeitung abonniert hatten.

Außerdem war es ihnen verboten, in anderen Zeitungen zu inserieren. Gegen die anderen Pfälzer Presseorgane wurde recht hemdsärmelig vorgegangen. Amtliche Bekanntmachungen oder Anzeigen wurden ohne Rücksicht auf bestehende

Verträge entzogen.Dann wurden oft polemisch-verleumderische Vorwürfe gegen Redakteure und Verlagsleitungen erhoben. Man machte den Zeitungen also das Leben schwer, wo es nur ging. Bald war die NSZ-Rheinfront das auflagenstärkste

Presseorgan der Pfalz. Erstaunlich aber ist, dass sich Bürckel mit seinem Verlag, dessen Reichweite sich weit über die Pfalz hinaus erstreckte, über Metz, Nancy,Riga, Kiew, Athen bis nach Tromsoe, der Zentralisierung der regionalen Parteizeitungen

durch die Parteileitung widersetzen konnte. Max Amann war seit 1933 Präsident der Reichspressekammer, einer Unterabteilung der von Goebbels geleiteten Reichskulturkammer. Er kontrollierte praktisch die gesamte deutsche Presse. In diesem Dreigestirn

um die Macht im Pressewesen war noch Dr. Otto Dietrich, der am 30.April 1933 zum Vorsitzenden des Reichsverbandes der Deutschen Presse gewählt wurde. Goebbels setzte sich erst Ende März 1945, kurz vor seinem Selbstmord endgültig durch.

Bürckel hatte aber die Stellung seines Presseimperiums wahren können.

1927 hatte sich in Berliner Großbetrieben so etwas wie eine nationalsozialistische Arbeitnehmervertretung gebildet, die sich an der betriebsbezogenen Organisationstruktur der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition der KPD orientierte.

1928 wurde daraus die NSBO, die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation. Die sich verschärfende Weltwirtschaftskrise hatte auch die NSBO mehr und mehr in ein sozialistisches Fahrwasser gleiten lassen. Die Reichsleitung der NSDAP

konnte sich daher mit der NSBO zunächst nicht anfreunden. Die Reichstagswahlen vom September 1930 hatten aber gezeigt, dass die NSDAP auch bei Arbeitern immer mehr Anklang fand. Bürckel, der ja ohnehin für die sozialistische Ausrichtung

seiner Partei ähnlich wie Georg Strasser stand, erkannte sofort die Chancen, die sich daraus ergaben. Und wie er einige Jahre zuvor dafür gesorgt hatte, dass sich die NSDAP mit ihrer Werbung auf ländliche Bereiche konzentriert hatte, nahm er nun

die Arbeiterschaft ins Visier.

Ende Januar wurde in Kaiserslautern die “NSBO-Pfaff” gegründet. Pfaff war damals die zweitgrößte Nähmaschinenfabrik in Europa.Die Arbeit übernahm für ihn vor allem Claus Selzer. Er war seit 1930 in Ludwigshafen und dort Ortsgruppen und Kreisleiter

der NSDAP. Ab 1932 war er Reichstagsabgeordneter und 1934 war er Stellvertretender Leiter der NSBO. Seine Karriere beendete er als Generalkommissar von Dnjepropetrowsk, wo er 1944 angeblich an einer Fischvergiftung starb.

Bis Mitte 1931 hatte Selzer bereits 11 NSBO gegründet und mit großem Tempo ging es weiter. Im September gab es bereits 31 Betriebszellen, unter anderem in Ludwigshafen bei der IG Farben, der heutigen BASF.

Organisatorisch vereinfacht wurde die Arbeit durch die Umsiedlung de Gaubetriebszelle nach Neustadt in die Räume der Gauleitung, mit Erfolg wie die Zahlen belegen. Zum Jahresende gab es 48 Zellen mit über 1000 organisierten Mitgliedern.

Ein halbes Jahr später gab es 320 Zellen mit 6.698 organisierten Mitgliedern. Eine wichtige Etappe dahin waren die Betriebsratswahlen im März 1931. Diese wurden von der Gauleitung so konzentriert angegangen, als ob es sich um eine Reichstagswahl handelte.

Öffentliche Großveranstaltungen wurden abgehalten. Die Redner waren eigens für die Auseinandersetzung mit den gewerkschaftlichen Gegnern geschult worden. Die NSBO Kandidaten sollten über Kenntnisse verfügen, die es ihnen ermöglichte,

die Aufgabe eines Betriebsrates für alle Arbeitnehmer erfüllen zu können. Er selbst hielt sich bei diesen Veranstaltungen völlig zurück. Es gelang, der breiten Öffentlichkeit den Eindruck zu vermitteln, die NSBO sei eine von der NSDAP unabhängige

und nicht von ihr gesteuerte Organisation. Wieder hatte Bürckel sein politisches Gespür bewiesen, der Partei schon vor 1933 eine neue Zielgruppe zugeführt und sich selbst als fähigen Gauleiter gezeigt und sein persönliches Ansehen beim Führer gesteigert.

Die erste Amtszeit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg endete am 25. April 1932. Brüning hatte vorher versucht, die Amtszeit Hindenburgs verlängern zu lassen. Das aber hätte eine Verfassungsänderung bedurft, zu der eine Zweidrittelmehrheit

notwendig war. Um diese Mehrheit zu bekommen, brauchte Brüning aber die Stimmen der Rechten. DNVP und NSDAP lehnten Brünings Vorschläge ab, obwohl er vor allem Hitler weitreichende Zugeständnisse gemacht hatte. Hitler schlachtete dies sofort aus

und spielte sogar  den Hüter der Verfassung. Eine vom Gesetz vorgesehene Volkswahl musste also abgehalten werden. Ein “Hindenburgausschuss” wurde ins Leben gerufen, der den bisherigen Präsidenten zur erneuten Kandidatur bewegen sollte.

Schließlich erklärte sich Hindenburg bereit, noch einmal zur Wahl anzutreten. Die Harzburger Front war auseinander gebrochen. DNVP und Stahlhelm. Sie wollten Hitler nicht den Sprung ins Präsidentenamt ermöglichen. Sie stellten mit Theodor Duesterberg einen

eigenen Kandidaten auf. Hitler hatte seinen Hut schon in den Ring geworfen. Göring hatte das schon in einer Rede im Sportpalast angekündigt. Allerdings war Hitler zu der Zeit staatenlos, konnte also gar nicht kandidieren. Ein Kunstkniff machte es

möglich. Im Freistaat Braunschweig regierte eine NSDAP-DNVP-Koalition. Der Freistaat ernannte ihn zum Schein zum Gesandten bei der Landesvertretung in Berlin.Das war ein Staatsbeamter und damit war automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft

verbunden. Für die KPD stand Ernst Thälmann zur Wahl. Außerdem trat noch Gustav A.Winter für die Inflationsgeschädigten an.

Die Wahlbeteiligung war mit 86,2 % hoch. im ersten Wahlgang erreichte aber keiner der Kandidaten die notwendige absolute Mehrheit, so dass ein zweiter Wahlgang erforderlich war.

Jetzt genügte die einfache Mehrheit. Hindenburg gewann mit 53,1 %. Hitler kam auf 36,7 % der Stimmen. Das war zwar ein deutlicher Zuwachs gegenüber der Reichstagswahl, 5 Millionen Stimmen mehr. Aber mit der eigenen Propaganda hatte man die Erwartungen so hoch geschraubt, dass das Ergebnis als Niederlage empfunden wurde. In der Pfalz hatte man gegenüber der Reichstagswahl 90.000 stimmen dazu gewonnen. Man war zwar enttäuscht aber doch stolz auf den Zugewinn. Bürckel erklärte seinen Anhängern “Die Schlacht ist aus, der Krieg geht weiter”

Hindenburg hatte seinen Sieg hauptsächlich den Sozialdemokraten und Katholiken zu verdanken, was er als Schmach empfand. Sein Groll richtete sich aber gegen Brüning, der sich im Wahlkampf wie kein anderer für ihn eingesetzt hatte.

Das Reparationsproblem stand kurz vor seiner endgültigen Lösung. In der vom 16. Juni bis 9. Juli tagenden Konferenz  aller betroffenen Staaten hatte man sich auf völlige Streichung der Reparationsschuld Deutschlands geeinigt. Zuvor aber hatte sich Brüning

die Sympathie der Präsidentenberater verscherzt, vor allem, weil er sich nicht als Marionette benutzen lassen wollte. Das war einmal Otto Meissner, der sowohl Mitarbeiter von Friedrich Ebert als auch von Hindenburg war. Er war engster Mitarbeiter

der Präsidenten Ebert und Hindenburg und arbeitete als Staatssekretär im Büro des Reichspräsidenten. Er war aber auch Chef der Präsidialkanzlei des Führers und das von 1933-1945. Dann ist Hindenburgs Sohn Oskar der  in dieser Zeit als Adjutant seines Vaters gearbeitet hat. Tucholsky sagt über ihn. Es sei der “in der Verfassung nicht vorgesehene Sohn des Reichspräsidenten”. Der Stuttgarter Historiker Wolfram Pyta schreibt in seiner umfassenden Hindenburgbiographie allerdings, dass Hindenburg sehr wohl gewusst habe, was er tue und nicht von “einer Kamarilla” gesteuert gewesen sei.

Brüning hatte auf Wunsch vieler Länder, auch Bayerns und Preussens beim Reichspräsidenten ein Verbot der SA und SS erwirkt, die er als Hauptursache der politischen Gewalt sah. Das war der Hauptgrund, der Brüning zu Fall brachte.

Brüning wollte den ostelbischen Gütern im Mai 1932 eine kräftige Finanzspritze zukommen lassen. Allerdings sollte der Staat nicht mehr sanierungsfähige Güter aufkaufen bzw. ersteigern und diese in Bauernstellen für Arbeitslose aufteilen.

Das wurde beim Präsidenten als “Agrarbolschewismus” denunziert. Der Entlassgrund war gefunden. Hindenburg entzog am 29. Mai dem Kanzler das Recht  auf die Anwendung der Notverordnung (Artikel 48 der Weimarer Verfassung).

Brüning musste zurücktreten “hundert Meter vor dem Ziel”, wie er das selbst empfand. Im Vorfeld hatte es Geheimverhandlungen zwischen Schleicher und Hitler gegeben. Hitler hatte zugesagt, eine neue Regierung parlamentarisch zu tolerieren,

wenn das SA-Verbot aufgehoben würde und Neuwahlen durchgeführt wurden. Brüning wurde also entlassen. Am 31. Juli wurden die Wahlen zum 6. Reichstag festgelegt.

Die Zeit für den Wahlkampf war nun äußerst knapp.

Die NSDAP hatte schon gleich nach der Wahl des Reichspräsidenten ihre Taktik geändert. Sie hielt ihre Versammlungen oft in von Linken bevorzugte Kneipen und nahm bewusst gewalttätige Auseinandersetzungen in Kauf. Außerdem spulte sie ein enormes

Auftrittspensum in der Öffentlichkeit ab. Täglich wurden Kundgebungen, Aufmärsche und öffentliche Versammlungen abgehalten. Das vermittelte den Eindruck großer Tatkraft und man konnte daraus den Schluss ziehen, dass die NSDAP in der Lage sein

werde, die großen Probleme, die anstanden, zum Wohle aller lösen zu können. Auch Anlässe, die nicht mit den Wahlen zusammenhingen, wurden benutzt, Aufmerksamkeit zu erregen.

1932 jährte sich zum Beispiel das Hambacher Fest zum 100. Mal. Reichsinnenminister Dr. Josef Wirth plante zum Jubiläum eine große gesamtdeutsche Feier. Die pfälzische Presse organisierte das Fest und wollte es frei von parteipolitischen

Aspekten halten. Festredner war Theodor Heuss, Mitglied des Reichstages von 1924 bis 1928 und 1930-1933. Bürckel sprach von einem demokratischen Rummel. Er erklärte, es sei das Fest eines ersterbenden Systems. Die 1832 beteiligten

Juden, z.B. Ludwig Börne überschüttete er mit antisemitischen Hasstiraden. Verstärkt wurde das durch Berichte in der nationalsozialistischen Presse, die sich gegen die Demokratie überhaupt wandte. Gleichzeitig wurden die Veranstalter des Festes von 1832 zu

Vorkämpfern für ein Drittes Deutschen Reichs hochstilisiert.

Zu schaffen machte der NSDAP das SA und SS-Uniformverbot, das ja Brüning durchgesetzt hatte. Zwar hatte von Papen gemäß den zwischen Schleicher und Hitler abgemachte Aufhebung des Verbotes am 16. Juni 1932 aufgehoben. Nun setzte der Straßenterror wieder ein. Die bayrische Regierung hatte aber gestützt auf ihre Polizeihoheit das Verbot bis  30. September 1932 verlängert. Für die NSDAP wirkte sich das noch verschärfend aus, da die bayrische Regierung alle Aufmärsche und Versammlungen  unter freiem

Himmel verboten hatte und bei Zuwiderhandlung mit Gefängnisstrafe gedroht hatte. Daraufhin erschienen die bayrischen nationalsozialistischen Abgeordneten in Uniform im Landtag. Trotz mehrfacher Aufforderung verließen sie den Saal nicht.

Daraufhin ließ der Landtagspräsident den Saal von der Polizei räumen. Von Papen war nun gezwungen, das Verbot aufzuheben. Bürckel wurde von der Aufhebung des Verbots noch vor der öffentlichen Verkündigung informiert und organisierte sofort

einen Demonstrationszug von mehr als 300 uniformierten SA und SS Männer.Da die Aufhebung noch nicht bekannt war, wurde in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, diese Männer seien bereit, für ihre politische Überzeugung auch ins Gefängnis

zu gehen. Punktsieg für Bürckel.

Am 31. Juli wurde schließlich gewählt. Die Wahlbeteiligung war mit 84,1 %  wieder sehr hoch. Klarer Sieger war die NSDAP. Sie hatte 37,2 % der Stimmen errungen, gegenüber 1930 also nochmals ein Zuwachs von 19 % und auch die Zahl ihrer Abgeordneten

hatte sie mehr als verdoppelt. Statt 107 Sitze erhielt sie nun 230, also 123 Mandate mehr als 1930. In der Pfalz aber hatte die NSDAP ein geradezu triumphales Ergebnis erzielt. Sie erzielte 43, 7 % der Stimmen. Sie war stärkste Partei in der Pfalz, lag aber auch in ganz Süddeutschland an der Spitze. Nur Hessen-Nassau kam mit 43,6% ganz knapp an das Pfälzer Ergebnis. Württemberg erzielte 30,3 %, Baden 36,9 % Franken 39,9 %. Nur im Osten hatten einige Wahlkreise noch besser abgeschnitten. Reichsweit das beste Ergebnis für die NSDAP holte Schleswig-Holstein mit 51,0 %. Bürckel hatte mit diesem Resultat die Gunst Hitlers voll erworben und konnte sich nun ständig der Rückendeckung des Führers sicher sein.

Trotz dieses beeindruckenden Wahlergebnisses reichte es nicht zur Übernahme der Regierungsgewalt. Zur absoluten Mehrheit hatte es für die NSDAP nicht gereicht. Hitler beendete nun die Tolerierung von Papens. Von Schleicher bot Hitler eine Regierungsbeteiligung an. Das lehnte dieser aber ab und forderte eine Neubildung der Regierung unter seiner Führung. Aber nur mit BVP und Zentrum  zusammen hätte Hitler genug Sitze für eine Regierungsbildung gehabt. Einen Reichstagspräsidenten

Hermann Göring trug das Zentrum mit, mehr aber nicht. Auf eine Regierung Hitler ließ sich Hindenburg nicht ein. Das hielt er für nicht verantwortbar. Also ernannte er  nun Franz von Papen zum Reichskanzler. In der einzigen regulären Sitzung des  Reichstags erlitt von Papen zwar eine schwere Niederlage, blieb aber zunächst im Amt. Der Reichstag wurde aufgelöst und Neuwahlen für den 6. November 1932 angesetzt.

In den vorausgegangenen  Wahlkämpfen  hatte sich die NSDAP völlig verausgabt und auch kräftemäßig war man bis an die Grenzen gegangen.

Für den nun folgenden Wahlkampf setzte die Pfälzer NSDAP  eigens hergestellte Tonfilme über Auftritte von Hitler, Göring und Straßer und anderen Parteigrößen ein. Das war ein völlig neues Werbemittel.

Am 6. November 1932 wurde gewählt. Die Wahlbeteiligung lag mit 80,6 % deutlich niedriger als noch im Juli. Die Nationalsozialisten mussten Verluste hinnehmen. Sie verlor 4,2 und erhielt 33,1% was auch einen Verlust von 34 Sitzen gegenüber

den Juliwahlen bedeutete. In der Pfalz hatte es immerhin noch für 42,5 % gereicht. Sie lag also mit nur 1,2 % Verlust deutlich unter dem Reichsschnitt. Nur die KPD und die DNVP konnte Zugewinne erzielen. Bemerkenswert sind die Zugewinne der DNVP . Sie hatte nämlich die Regierung von Papen unterstützt. Man kann das also durchaus auch für eine Zustimmung der Regierung von Papen werten. Allerdings hatte die Wahl keine rechnerisch mehr mögliche Mehrheit von NSDAP, BVP und Zentrum mehr ermöglicht. Nur die klar antiparlamentarischen Parteien NSDAP, KPD und DNVP verfügten zusammen über eine Mehrheit.

Von Schleicher hoffte, den gemäßigten Flügel der NSDAP um Gregor Strasser für eine Regierungsbeteiligung zu gewinnen, was der NSDAP auch innerparteiliche Schwierigkeiten bereitet hätte, zumal da ja der Machtkampf zwischen Strasser und Hitler stattfand.

Auch glaubte er, die freien Gewerkschaften ins Boot holen zu können. So hätte er eine Regierung quer durch alle Lager mit parlamentarischer Mehrheit zustande gebracht. Das Konzept überzeugte von Hindenburg. Er entließ von Papen und beauftragte von

Schleicher mit der Regierungsbildung. Die Gewerkschaften zögerten aber. Von Schleicher hatte Strasser die Vizekanzlerschaft und den Posten des preussischen Ministerpräsidenten. Strasser aber fühlte sich Hitler immer noch verbunden und informierte ihn über

die Gespräche mit von Schleicher. Gleichzeitig beschwor er ihn, von der “Alles oder Nichts” Politik abzugehen und die Vizekanzlerschaft anzunehmen. Dazu fühlte sich aber Hitler zu stark und lehnte ab. Enttäuschte legte Strasser am 8. Dezember alle

Parteiämter nieder und reiste nach Italien ab. Hitler übernahm die meisten Ämter selbst, den Rest teilte er unter Goebbels, Darré und Hess auf. Er rief alle Reichstagsabgeordneten der NSDAP ins Palais des Reichspräsidenten und ließ sich dort ein “Gelöbnis

unwandelbarer Treue zum Führer und Schöpfer der Bewegung” geben. Auch die Gauleiter und Landesinspektoren gaben eine öffentliche Treueerklärung ab. Ein möglicher Putschversuch war so im Vorfeld abgeblockt. Von Schleichers Plan war der zweite wichtige Baustein weggefallen. Strasser zog sich nach dem 30. Januar 1933 ins Privatleben zurück und übernahm bei der Firma Schering Kahlbaum mit Hitlers Genehmigung eine Direktionsstelle in Berlin. Im Zuge des Röhmputsches wurde er aber am 30. Juni 1934

von der Gestapo verschleppt und ermordet.

Im gesamten Reich wurden insgesamt 18 Gautagungen durchgeführt, bei denen die Parteigenossen über die Ereignisse informiert wurden. Die Pfälzer Gautagung fand am 11. Dezember 1932 in Neustadt statt. Hauptredner war Dr. Robert Ley, der am

8. Dezember von Hitler zum Reichsorganisationsleiter der NSDAP ernannt worden war. Für die Pfälzer NSDAP sprachen Willy Schmelcher, der bis 1934 Fraktionsvorsitzender der NSDAP im Stadtrat von Neustadt war, dann Schwitzgebel, der ja schon mit dem Aufbau der SA-Formationen von Bürckel betraut worden war. Dann sprach natürlich auch Bürckel, der sich aber immer wieder auf die Gedanken von Gregor Strasser berief.

Nachdem von Schleicher mit seiner Kabinettsbildung nicht vorwärts kam, hatte von Papen sich zwei Mal mit Hitler getroffen und zwar am 4. und 10.Januar, ohne dass das von Schleicher wusste. Am 15. Januar war die NSDAP in Lippe bei der

Landtagswahl stärkste Kraft geworden. Am 18. Januar sprach von Papen nun mit einem größeren Kreis. Auch Himmler und Röhm waren dabei. Am 28. Januar trat von Schleicher zurück, da seine Verhandlungen zur  Unterstützung seiner Regierung  erfolglos geblieben waren.

Von Hindenburg aber lehnte von Schleichers  Staatsnotstandplan ab. Am 29. Januar einigten sich von Papen und Hitler. Von Papen legte  Hindenburg eine Kabinettsliste vor. Am 30. Januar ernannte der Reichspräsident Hitler zum Reichskanzler.

Unbenannt

Die NSDAP und Hitler waren am Ziel. Zunächst waren nur zwei Nationalsozialisten im Kabinett. Wilhelm Frick war Innenminister und Hermann Göring war Minister ohne Geschäftsbereich. Am 10. Februar hielt Hitler seine erste große öffentliche

Rede, nachdem er zum Reichskanzler ernannt worden war.

“Deutsches Volk! Gib uns vier Jahre Zeit, dann richte und urteile über uns. Deutsches Volk, gib uns vier Jahre, und ich schwöre dir: So wie wir, und so wie ich in dieses Amt eintrat, so will ich dann gehen. Ich tat es nicht um Gehalt und nicht um Lohn, ich tat es um deiner selbst wegen.“

Nach  der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war der Reichstag am 1. Februar aufgelöst worden. Deshalb waren Neuwahlen notwendig geworden, die am 5. März 1933 abgehalten wurden.

Die veränderte Lage hatte auch die Parteikassen wieder prall gefüllt, vor allem die Industrie hatte jetzt finanziert. Bürckel setzte bei seinem jetzigen Wahlkampf auch den Rundfunk als neues wirksames Medium ein. Auch neu in der Gaugeschichte,

er band jetzt die Frauen der Parteigenossen aktiv in den Wahlkampf ein.

Vom 27. auf den 28. Februar brannte der Reichstag. Schon am 4. Februar war Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes des Deutschen Volkes erlassen worden. Sie schränkte die Pressefreiheit und die Versammlungsfreiheit

stark ein und wurde vor allem genutzt, den politischen Gegner der NSDAP zu bekämpfen. Am Tag nach dem Reichstagsbrand wurde die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat erlassen, fast gleichlautend wie die Verordnung

vom 4. Februar. Sie setzte die Bürgerrechte der Weimarer Republik weitgehend außer Kraft. Sie war auch als Reichstagsbrandverordnung bezeichnet worden. Die Strukturen der KPD wurden praktisch zerschlagen. Trotz des rigorosen Einetzens dieses Instrumentes

schaffte die NSDAP die absolute Mehrheit nicht. Die Wahlbeteiligung war mit 88,74 % enorm hoch. Die NSDAP legte nochmals enorm zu, kam aber “nur” auf 43,9 %. Die KPD hatte  4,6 % verloren und kam auf 12,3 %. Wenn man aber bedenkt, welch enormem Terror die KPD ausgesetzt war, ist das gerade unter diesen irregulären Bedingungen ein ganz starkes Ergebnis. In der Pfalz wählten 46,5 % die NSDAP. Einen Sitz gewann man wieder dazu und hatte damit wie bei der Wahl vom Juli 1932 wieder 4 Mandate.

Bürckel hatte wieder mehr Stimmen als im Reichsdurchschnitt eingefahren. In 11 pfälzischen Amtsbezirken war die absolute Mehrheit geschafft worden.Ein total aus dem Rahmen fallendes Ergebnis sei aber auch noch erwähnt. War Darstein bei der Wahl von 1930

“ein rein nationalsozialistisches Dorf” geworden, so wählte das nur wenige Kilometer entfernt gelegene Hauenstein im März 1993 mit 92,6 % aller Stimmen die gemeinsame Liste von BVP und Zentrum. Es war damit reichsweit das höchste Ergebnis einer nicht nationalsozialistischen  Partei. Die NSDAP kam in Hauenstein nur auf 4,8 %.

In Ludwigshafen, der “marxistischen Hochburg” wurden 34,3 % erreicht. Das waren zwar gut 10 % unter dem Reichsdurchschnitt. Aber  Bürckel ließ das natürlich von einem Fackelzug durch Ludwigshafen feiern. Dem aus Parteiorganisation bestehende

Demonstrationszug schlossen sich Beamtenorganisationen, Militärvereine und berittene Landespolizei an (Wettstein S. 141). Auch forderte er “die Auflösung des bayrischen Landtages und sämtlicher Selbstverwaltungskörper und unverzügliche Ausschreibung von

Neuwahlen” (Wettstein ebda). Schließlich entsprächen sie nicht mehr der Mehrheit des bayrischen Volkes. In Bayern ging das sehr schnell, wobei Bayern das letzte Land war, in dem die Landesregierung abgesetzt wurde.

Den Anfang machte Hamburg noch am Abend der Reichstagswahl. Am nächsten Tag folgten  Lübeck Bremen und Hessen. Am 8. Mai waren Württemberg, Baden, Sachsen und Schaumburg-Lippe dran.Am 9. März 1933 übertrug Innenminister Frick die vollziehende Gewalt in Bayern auf Franz Ritter von Epp. Sein Freikorps war schon 1920 an der blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Noch am 9. Mai kamen Adolf Wagner, der Gauleiter von München, Ernst Röhm, Heinrich Himmler und Ritter von Epp den bayrischen Ministerpräsidenten Heinrich Held auf und erklärten ihn für abgesetzt. Am 10. März wurde Ritter von Epp zum Reichskommissar ernannt. Am 15. März legte Held sein Amt nieder und zog sich nach Regensburg ins Privatleben zurück.

Der legislative Teil der “Gleichschaltung der Länder” war mit den beiden Gesetzen vom 31. März und 7. April 1933 abgeschlossen. Nachdem die Länder praktisch ausgeschaltet waren begann die Nazifizierung. In Städten und Dörfern wurden Nationalsozialisten eingesetzt.  Kaiserslautern setzte Bürckel persönlich den ständigen Stellvertreter des Vorstandes der Polizeidirektion Kaiserslautern Dr. Johannes Beck (Personalangabe nach Joachim Lilla: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945) ab. Vermutlich wurde er kurzzeitig in Schutzhaft genommen. Was hatte Bürckel erzürnt? Dr. Beck  hatte bei einer Wahlversammlung am 20. Februar den Gastredner und ehemaligen Reichskanzler Brüning eigenhändig in seinem Dienstwagen

zum Versammlungsort in Kaiserslautern gefahren, was Bürckel zu Rachedrohungen veranlasst hatte, die er nun nur ein paar Wochen später in die Tat umsetzen konnte. Am 10. März wurde auch schon das ein so genanntes Schutzhaft- und Arbeitslager in Neustadt in der ehemaligen Turennekaserne eingerichtet. Es war eines der ersten Lager dieser Art in Deutschland. In Neustadt wird am 10. März Dr. Forthuber seines Amtes als Oberbürgermeister enthoben und in Schutzhaft genommen. Er wurde durch RA Rudolf Hamann ersetzt. Dieser war seit 1927 niedergelassener Rechtsanwalt in Kaiserslautern. Am 1. 3. 1932 war er in die NSDAP eingetreten. Er war dann als Gauredner und Schulungsredner tätig. Von 1932-1935 war er SA-Rechtsberater bei der Brigade 151.

Mit Dr. Forthuber hatte sich Bürckel eine regelrechte Prozessfehde geliefert, die im Jahr 1926 anfing und die sich über Jahre erstreckte (s.o. den Streit um Förster, Redakteur des Eisenhammer.)

Am 17. März ordnete er Säuberungen an. Gleichzeitig forderte er alle jüdischen Bürgermeister und Stadträte auf, ihre Ämter niederzulegen.Und als Drohung schob er nach, dass wer sich weigere, in Schutzhaft und ins Arbeitslager Neustadt gebracht würde.

Natürlich gab es auch in der Pfalz Bücherverbrennungen, schon am 26. März in Kaiserslautern, dann  am 10. Mai 1933 in Landau, am 13. Mai in Oppau, am 14. Mai in Neustadt.Gaukulturwart war Kurt Kölsch.Er hatte seine Lehrerausbildung an der Lehrerbildungsanstalt in Kaiserslautern gemacht. Er hatte Bürckel kennengelernt, war von diesem 1930 in die NSDAP –Rheinpfalz und in den Nationalsozialistischen Lehrerbund eingeführt worden. Schon im Dezember wurde er von Bürckel zum Leiter der Abteilung Rasse und Kultur ernannt. Dann war er Gaukulturwart der Westmark.

Am 21. März wurde das Parlament feierlich eröffnet. Der Tag ist als “Tag von Potsdam” in die Geschichte eingegangen. Die Abgeordneten mit Ausnahme der SPD und KPD nahmen an einem Festakt teil an dem auch der Reichspräsident anwesend war.

Hitler – in Cut und Zylinder !- verneigte sich vor von Hindenburg und gab ihm die Hand. “Der Gefreite und der Feldmarschall”. Goebbels hatte das alles sehr publikumswirksam inszeniert. Selbst das Datum war mit Bedacht gewählt worden.

Am 21. März 1871 hatte sich nämlich der erste deutsche Reichstag konstituiert. Auch der Ort war mit Potsdam sehr bewusst gewählt worden. Potsdam, die Residenzstadt Friedrichs des Großen. Man versuchte also eine Linie zu ziehen von Friedrich

über Bismarck und dann zu Hitler. Am nächsten Tag fand die konstituierende Sitzung des Reichstages in der Krolloper statt, die Ausweichquartier war, weil der Reichstag wegen des Brandes nicht benützt werden konnte.

Am 22. März wurde das erste Konzentrationslager in Dachau in Betrieb genommen. Der nächste Tag aber ebnete den Weg in die Diktatur. Am 23. März wurde nämlich über das “Ermächtigungsgesetz” abgestimmt,

das “Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich”. Hitler wurde ermächtigt, Gesetze zu erlassen ohne Mitwirkung der Legislative. Das galt auch für Verträge mit dem Ausland. Die so beschlossenen Gesetze konnten von der Verfassung

abweichen. Weder ein Reichstagsausschuss noch der Reichsrat konnten Kontrolle ausüben oder nachträglich die Aufhebung beantragen. Das Gesetz sollte 4 Jahre gelten. Die Abgeordneten der KPD waren bereits alle inhaftiert oder wie Innenminister Frick das süffisant kommentierte “durch nützliche Arbeiten in den Konzentrationslagern” am Erscheinen gehindert. Alle 81 Abgeordneten waren entweder inhaftiert, geflohen oder untergetaucht. Auch von den 120 SPD Abgeordneten konnten nur noch 94 an der Abstimmung teilnehmen. Von der SPD waren 26 Abgeordnete entweder in Haft oder geflohen. Während der Abstimmung waren illegal bewaffnete SA und SS Angehörige im Reichstag anwesend. Otto Wels, Reichstagsabgeordneter und SPD-Vorsitzender,

wandte sich in seiner Rede gegen die Annahme des Gesetzes. Es war praktisch die letzte freie Rede im Parlament. Wels stand dann auch im August 1993 prompt auf der ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reiches und erhielt die deutsche Staatsangehörigkeit

aberkannt. Zentrum und BVP hatten für ihre Partei Fraktionszwang für die Abstimmung durchgesetzt und stimmte, wenn auch nach langen innerparteilichen Debatten dem Gesetz zu. Der Reichstag hatte sich damit selbst entmachtet.

Der Terror hatte schon seit dem 10. März in Bayern und der Pfalz eingesetzt. Bis zum 13. März waren schon 2000 Menschen in “Schutzhaft” genommen worden. Im April waren es 5000. (Zahlen nach Matthias Becker in Geschichte von unten.de)

Die Gewalt um den 10. März war auch Bürckel aus dem Ruder gelaufen, so stark dass sich der Münchner Gauleiter Adolf Wagner und bayrische Innenminister gezwungen sieht, einen Funkbefehl absenden zu lassen, der besagt “Eigentum und Freiheit der Person

gegen ungesetzliche Eingriffe durch Dritte zu schützen (bei Wettstein S. 145). Mit der Errichtung des KZ Dachau wurde Heinrich Himmler, der Reichsführer SS zum politischen Polizeikommissar in Bayern ernannt.Das beendete die willkürlichen Verhaftungen von

Regimegegner und solche, sie man dafür ansah nicht, sondern brachte sie lediglich in geordnete Bahnen. Bürckel ordnete nach Rundfunkansprachen von Hitler an, dass die gesamte SA und SS, soweit sie nicht in die Hilfspolizei eingegliedert sind, ihrer gewohnten Tätigkeit wieder nachzugehen hätten. auch sollten wachen vor Bezirksämtern eingezogen werden, Gewerkschaftshäusern wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden und Zeitungsgebäude geräumt werden.

Damit die geplanten Säuberungsmassnahmen im Sinne de Nazis laufen konnten, hatte Reichskommissar Ritter von Epp angeordnet, dass jedem der bayrischen Regierungspräsidenten ein Sonderkommissar der SA beigeordnet wurde. Die ernannte

SA-Chef Ernst Röhm. Für die Pfalz war das Fritz Schwitzgebel, ein wie oben schon gezeigt ein Bürckel loyal ergebener SA-Führer, der natürlich sein volles Vertrauen besass. Bürckel hatte es immer verstanden, alle wichtigen Schaltstellen mit seinen Gefolgsleuten zu

besetzen, was ihm half, seine Macht innerhalb des Apparates zu sichern. An ihm ging nichts vorbei und er behielt sich immer die letzte Entscheidung vor, obwohl laut Röhm der Sonderkommissar der “Herr in seinem Bezirk sein soll, dem sich alles unterordnen soll”

(nach Wettstein S. 150)

Ein weiterer Schritt auf dem Weg in die Gleichschaltung war das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, das Wilhelm Frick gedeckt durch das Ermächtigungsgesetz am 7. April 1933 erließ. Das Gesetz legte fest, dass “Beamte nach Maßgabe

der folgenden Bestimmungen aus dem Amt entlassen werden (können), auch wenn die nach dem geltenden Recht hierfür erforderlichen Voraussetzungen nicht vorliegen.” §1. § 3 sagte, “Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen. Nur Frontkämpfer aus den Jahren 1914-1918 waren davon ausgenommen. Dieses “Frontkämpferprivileg” hatte der Reichspräsident von Hindenburg von Hitler eingefordert. Zum Erstaunen er Nazis erfüllten diese Bedingung eine erstaunliche hohe Zahl

von Beamten so dass noch gut die Hälfte der rund 5000 jüdischen Beamten im Amt bleiben konnten. Erst die Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 schuf die Voraussetzung alle jüdischen Beamten zu entlassen, da sie den Beamtenstatus von

einer neugeschaffenen Reichsbürgerschaft knüpfte. Es gab nun eine gesetzliche Grundlage und bürgerliche Kreise begrüßten, dass die Judenfrage geregelt war, zumal es eine durchaus herrschende Meinung war, dass  ein “übermächtiger Einfluss der jüdischen Fremdkultur” herrsche, und dass es durchaus in Ordnung war, wenn dieser beschnitten wird. Auf Druck der NSDAP wurde der “Arierparagraph” schnell  auf nahezu alle Organisationen, berufsständische Vereinigungen und Verbände ausgedehnt.

Ebenfalls am 7. April wurde das Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft erlassen, allerdings auch mit der Einschränkung des Frontkämpferprivilegs.

Das Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ vom 25. April 1933 begrenzte die Neuzulassung jüdischer Schüler entsprechend dem jüdischen Bevölkerungsanteil auf 1 1/2 % Im September wurde

die Reichskulturkammer gegründet, das bedeutete dass Juden aus der Presse sowie aus künstlerischen und freien Berufen ausgeschlossen wurden.

Am 29. September 1933 folgte das Erbhofgesetz. Der Besitz eines vererbbaren Hofes war nun an arische Abstammung gebunden. In  einem Dreivierteljahr nach der Machtergreifung waren die Juden aus allen beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen

per Gesetz verdrängt worden.

Beim Kampf gegen Warenhäuser in “jüdischem Besitz” war man in der Pfalz schneller als bei der Ausgrenzung der Juden per Gesetz aus dem öffentlichen Leben. Der reichsweite “Judenboykott” ab 1. April 1933 begann in Ludwigshafen schon am 13. März.

die 4 (jüdischen) Kaufhäuser Wronker, Rothschild, Brandt und Tietz mussten ihre Erfrischungsräume, also heute die Restaurants  schließen. Der Ludwigshafener Oberbürgermeister Fritz Ecarius schildert das in einem Brief so

„Die Schließung der Erfrischungsräume der hiesigen Warenhäuser erfolgte nicht auf amtliche Anordnung. Es bestand die Gefahr, dass die Geschäfte dazu durch die erregten Volksmassen gezwungen worden wären. Die Geschäftsinhaber haben dann auf eigenen Antrieb die Erfrischungsräume geschlossen.“ (zitiert bei Matthias Becker in Geschichte von unten.de) Der Ludwigshafener OB war zwar kein Parteigenosse. Er galt als unpolitischer Technokrat und zeigte sich in der Öffentlichkeit immer als loyal gegenüber dem nationalsozialistischen Staat. er wurde erst 1937 in den Ruhestand versetzt, nachdem er sich mit Gauleiter Bürckel über die Einführung der Gasfernversorgung von Ludwigshafen überworfen hatte. Der Boykott wurde in Ludwigshafen nicht nur begonnen, er dauerte auch am längsten. Die Warenhäuser wurden schon 1934 “arisiert” und schon Ende März 1933 durften Hermann und Max Wronker die Geschäftsräume ihres Unternehmens nicht mehr betreten. Der Gründer der Kette wurde Ende 1942 zusammen mit seiner Frau in

Auschwitz ermordet, nachdem sie vom französischen Internierungslager in Gurs nach Auschwitz deportiert worden waren.

Natürlich gab es auch Reibereien mit der katholischen Kirche. Anders als sein Württemberger Kollege Gauleiter Murr (siehe diesen Blog) ging Bürckel den pfälzischen Klerus nicht so direkt an. Murr ließ den Rottenburger Bischof Johannes Baptista Sproll

und mehrere Pfarrer des Landes verweisen. Bürckel bestritt im Jahr 1933 das katholische Priester verhaftet worden seien. Auch Misshandlungen hätten nicht stattgefunden. “Wir greifen keine Religion und keine Priester an , sondern nur Parteimenschen in Uniform”

(zitiert bei Wettstein S. 167) In der Nacht vom 26 auf 27. Juli 1933 war in Rheingönnheim der katholische Priester Wilhelm Caroli überfallen und schwer verletzt worden.  Caroli war von 1928-1933 Schriftleiter des „Katholischen Kirchenblattes“ in Ludwigshafen

und hatte schon seit 1930 sehr kritisch zum Nationalsozialismus Stellung bezogen. Er verstarb übrigens 1942 nach einer halbjährigen Lagerhaft im KZ Dachau. Geradezu zynisch hört es sich an, wenn nach dem Überfall die Gauleitung zur Ergreifung der

Täter eine Belohnung von 500 Reichsmark aussetzte. Als Täter wurden übrigens 3 SA-Männer ermittelt. Diese wurden dann parteiintern gemaßregelt. Die staatsanwaltlichen Ermittlungen wurden aber nach der Verordnung vom 7. August 1933 eingestellt,

weil es sich um ein Vergehen zur Durchsetzung des NS-Staates aus politischer Überzeugung gehandelt habe. (zitiert bei Wettstein S. 167).

Die gespannten Beziehungen der katholischen Kirche hatten sich nach dem Ermächtigungsgesetz etwas entspannt. Zentrum und katholische Kirche waren eng verflochten. Nach dem Ermächtigungsgesetz gab Kardinal Adolf Bertram, der seit 1919 Vorsitzender

der Fuldaer Bischofskonferenz war, seelsorgerliche Anweisungen an die Mitglieder der Bischofskonferenz. Die ablehnende Haltung der kath. Kirche gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung sollte nach der Erklärung Hitlers  korrigiert werden. So hob die Kirche das Verbot von Katholiken in die NSDAP einzutreten stillschweigend auf. Auch der Ausschluss von den Sakramenten und das Uniformverbot bei Gottesdiensten wurde revidiert.

Im Gemeinsamen Hirtenbrief vom 8. Juni 1933 heißt es unter anderem :”daß kein Gemeinwesen ohne Obrigkeit gedeiht,und nur die willige Einfügung in das Volk und die gehorsame Unterordnung unter die rechtmäßige Volksleitung die Wiedererstarkung der

Volkskraft und Volksgröße gewährleisten.” (zitiert bei Hans Müller: Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Dokumente, S. 163)

Schon vorher hatte Adolf Hitler erklärt, wie seine “ nationale Regierung” die Rolle der Konfessionen sah. In seiner Regierungserklärung vom 23.03 1933 sagte er: “Die nationale Regierung sieht in den beiden christlichen Konfessionen wichtigste Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums. Sie wird die zwischen ihnen und den Ländern abgeschlossenen Verträge respektieren; ihre Rechte sollen nicht angetastet werden. Sie erwartet aber und hofft, daß die Arbeit an der nationalen und sittlichen Erhebung unseres Volkes, die sich die Regierung zur Aufgabe gestellt hat, umgekehrt die gleiche Würdigung erfährt. Sie wird allen anderen Konfessionen in objektiver Gerechtigkeit gegenübertreten. “ Etwas überraschend  schloss der Vatikan dann am 22.Juli 1933 das Konkordat

mit der neuen Reichsregierung ab. Die katholische Kirche hoffte damit, die deutschen Bischöfe, ihre Bistümer und die Strukturen und die katholischen Verbände vor dem Zugriff des Regimes bewahren zu können. Der Schutz der Verbände schien dringend erforderlich, zumal der Straßenterror gegen die Verbände zunahm. So musste zum Beispiel der Gesellentag des Kolpingswerkes am 11. Juni 1933 in München nach tätlichen Übergriffen der SA abgebrochen werden.

Die Verhandlungen kamen auf Wunsch der Reichsregierung wieder in Gang. Franz von Papen betont, der in dieser Regierung Vizekanzler war, dass das vor allem seiner Initiative zu verdanken war. Hitler wollte vor allem den Klerus von parteipolitischer

Tätigkeit fernhalten. Am 22.6.1933 hatte Innenminister Frick die SPD mit der Begründung, sie sei “volks-und-staatsfeindlich”, aufgelöst. Am 4. Juli gaben die BVP und am 7. Juli das Zentrum auf Druck ihre Selbstauflösung bekannt. Nun musste der Heilige Stuhl

keine Rücksicht mehr auf den politischen Katholizismus nehmen.Am 8. Juli erfolgte die Paraphierung durch Regierungsvertreter und Vertreter der katholischen Kirche.

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Das Konkordat umfasste 34 Artikel. Es regelte die wechselseitigen Rechte und Pflichten des Deutschen Reiches und der katholischen Kirche im Reichsgebiet und wird noch heute für die Bundesrepublik Deutschland als gültig betrachtet.

“Art. 1 Das Deutsche Reich gewährleistet die Freiheit des Bekenntnisses und der öffentlichen Ausübung der katholischen Religion. Es anerkennt das Recht der katholischen Kirche, innerhalb der Grenzen des für alle geltenden Gesetzes, ihre Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten und im Rahmen ihrer Zuständigkeit für ihre Mitglieder bindende Gesetze und Anordnungen zu erlassen.

Art. 5 Geistliche erhalten den gleichen Schutz des Staates wie Staatsbeamte

Art. 21 Der katholische Religionsunterricht in den Volksschulen, Berufsschulen, Mittelschulen und höheren Lehranstalten ist ordentliches Lehrfach und wird in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der katholischen Kirche erteilt. … “

(zit. nach: Das Zeitalter der Weltkriege und Revolutionen, herausgegeben von Martin Greschat und Hans-Walter Krumwiede (Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen; V), Neukirchen-Vluyn 1999, 75])

Damit waren für die Kirche wichtige Punkte festgeschrieben. Noch am selben Tag hob Adolf Hitler mit einer Verordnung Zwangsmaßnahmen gegen Geistliche und katholische Organisationen auf und bestätigte so die Hoffnungen, die die katholische

Kirche in den Vertrag gelegt hatte.

Nach der Reichstagswahl vom März hatte auf allen Feldern die “Nazifizierung” begonnen. Schnell richtete sich der Terror gegen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Am 13. März waren dem Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes

aus über 20 Orten gewaltsame Übergriffe und Besetzungen von Gewerkschaftshäusern gemeldet worden. Im März waren noch Betriebswahlen angesetzt worden. Es zeichnete sich eine Niederlage der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation ab.

sie kam nur auf 11,7 % der Stimmen, die freigewerkschaftlichen Listen erzielten 73,4 %. so wurden die Wahlen einfach ausgesetzt.

Der 1. Mai war erstmals zum gesetzlichen Feiertag mit Lohnfortzahlung worden erklärt worden. Am 2. Mai begann die Zerschlagung der Gewerkschaften. Um zehn Uhr wurden reichsweit alle Häuser des ADGB und des  Allgemeinen freien Angestelltenbundes AfA

und ihrer Mitgliedgewerkschaften besetzt. Führende Funktionäre wurden in Schutzhaft genommen. Das Vermögen der Gewerkschaften wurde eingezogen. Die Gewerkschaften waren zerschlagen.

Zurück zu Bürckel. Ludwig Siebert war am 12. April 1933 von Ritter von Epp zum bayrischen Ministerpräsidenten ernannt worden.Beide wollten die bayrischen Gauleiter, vor allem aber Bürckel in die Verwaltungshierarchie einbinden und so eine Einheit zwischen Regierung und Partei herstellen. Ludwig Osthelder hatte erst im September 1932 das Amt des Regierungspräsidenten übernommen. Nach Angriffen aus der NSDAP Bezirkstagsfraktion im Juli 1933 verzichtete er auf eine weitere Geschäftsführung und ließ

am 1. Oktober 1933 in den Einstweiligen Ruhestand versetzen. Siebert bot  nach dem Verzicht Ostfelders Bürckel das Amt des Regierungspräsidenten an. Bürckel lehnte dies umgehend ab, hätte es doch für ihn bedeutet sich den beiden Gauleitern

Adolf Wagner, München zugleich bayrischer Innenminister und Hans Schemm, Oberfranken und zugleich bayrischer Kultusminister unterzuordnen und Weisungen entgegen zu nehmen. Das deckte sich nicht mit seinem Machtbewusstsein, gestärkt durch das

Ansehen, das er bei Hitler genoss. Obwohl ihn auch Ritter von Epp inständig bat, ein Regierungsamt in Bayern anzunehmen. Er konnte sich nur eine eigenverantwortliche Staatsführung im Regierungsbezirk Pfalz vorstellen und war nur bereit, sich dem

Führer unterzuordnen. Am 8. Februar 1934 fand in München eine Gauleitertagung statt, bei der alle Gauleiter aufgefordert wurden, ein Ministeramt zu übernehmen.Nach langen Verhandlungen kam am 10. April das Ergebnis zustande, dass alle Gauleiter

als Sonderbeauftragte der Staatsregierung ernannt wurden, ohne Beamtenstatus und ohne jegliche Verwaltungstätigkeit aber mit Sitz und Stimme. Dem stimmte auch Bürckel zu. Am 24. April 1934 wurden die Gauleiter vereidigt, was Bürckel zunächst nicht

wollte-er habe bereits dem Führer den Treueid geleistet- musste aber dann doch nachgeben. Am 1. Mai übernahm Bürckel dann sein Amt als Sonderbeauftragter in Speyer. Auch hier testete er die Grenzen seiner Macht voll aus. Er schlug dem bayrischen Ministerpräsidenten Siebert Richard Imbt, den Kreisleiter und Bürgermeister von Kaiserlautern als kommissarischen Regierungspräsidenten für die Pfalz vor und ernannte ihn kraft seiner Amtsvollmacht auch gleich. Als er Imbt dann auch zu seinem

Stellvertreter als Sonderbeauftragten ernannte, wurde es dem Innenminister Frick zu viel. Er wies Siebert an, Bürckel sofort Imbt von diesem Posten abzuberufen zu lassen. Und Frick forderte Bürckel ultimativ auf, entweder das Amt des Regierungspräsidenten anzunehmen

oder das des Sonderbeauftragten niederzulegen. Bürckel verzichtete. Er hatte aber doch gewonnen. Das Amt des Regierungspräsidenten wurde nicht mehr besetzt. Stellvertretender Leiter der Kreisregierung wurde Oberregierungsrat Wemmer im Innenministerium. Die Zeit der Interimsverwaltung nutzte er, die Kreisbehörde in eine Parteibehörde umzuwandeln und mit ihm ergebenen Mitarbeitern zu besetzen. Er war dort der unangefochtene Chef. Seinen Weisungen wurde bedingungslos Folge geleistet.

Am 14. Oktober folgte ein Paukenschlag Hitlers. Der Deutsche Reichsrundfunk meldete, dass die deutschen Vertreter die in Genf tagende Abrüstungskonferenz verlassen hatten. Delegationsleiter war Rudolf Nadolny.Deutschland war auch aus dem Völkerbund

ausgetreten. Am Tag zuvor hatte Hitler in einer Kabinettssitzung erklärt, das Kabinett aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben und diese mit einem Volksentscheid zu seiner Friedenspolitik zu verbinden.Wahlen ist eigentlich nicht richtig ausgedrückt, denn seit

dem 14. Juli 1933 gab es in Deutschland keine Parteien mehr außer der NSDAP. An diesem Tag wurde nämlich das “Gesetz gegen die Neubildung von Parteien” erlassen.

“§ 1. In Deutschland besteht als einzige politische Partei die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.” war der erste Paragraph. (Quelle: Reichsgesetzblatt 1933 I S. 479)

Ein enormer Wahlfeldzug wurde trotzdem gestartet mit dem üblichen Szenario, Massenaufmärsche, Apelle, Plakatkrieg. Auch Intellektuelle warben für das “Ja”, so der Philosoph Martin Heidegger, der ohnehin nicht durch Distanz zum Nationalsozialismus aufgefallen ist, aber auch Gerhart Hauptmann, Ferdinand Sauerbruch. Auch die deutschen Bischöfe forderten zum Ja auf.Kardinal hatte in einer Wahlstellungnahme gesagt:”Reichskanzler Adolf Hitler hat das deutsche
Volk zu einer Abstimmung am 12. November aufgerufen,um vor der ganzen Welt den Friedenswillen des deutschen Volkes und seine Zustimmung zu den Friedensreden des Reichskanzlers
zu bekunden. Die deutschen Bischöfe, die von jeher in ihren Predigten und Hirtenbriefen für den Völkerfriedeneingetreten sind, begrüßen dieses öffentliche Bekenntnis zum
Frieden. Darum werden die Katholiken aus vaterländischem und christlichem Geist ihre Stimme für den Völkerfrieden, für die Ehre und Gleichberechtigung des deutschen Volkes erheben.
[…] Die Katholiken bekennen damit aufs neue ihre Treue zu Volk und Vaterland und ihren Dank für die weitschauenden und kraftvollen Bemühungen des Führers, dem deutschen
Volk die Schrecken eines Krieges und die Greuel des Bolschewismus
zu ersparen, die öffentliche Ordnung zu sichern und den Arbeitslosen Arbeit zu beschaffen.“ (in Entwurf III Faulhabers, 6.11.1933, in: Volk, Akten Faulhabers 1, S. 800.)

Bürckel forderte auf zur Abstimmung zu gehen und drohte, wer nicht zur Wahl ginge, würde als Separatist betrachtet. Auf den Einsatz einer großen Zahl von Rednern verzichtete er. Er setzte auf “private Gespräche”. Vor Ort

und in den Betrieben sollten die notwendigen Stimmen gesammelt werden. Auch setzte er auf die “Volksgemeinschaft”, diese beschwor er immer wieder. Am 8. November gab er eine Bekanntmachung heraus, die so nur im Gau Pfalz, nicht

aber in anderen Gauen zu finden war. “sämtlichen Bürgermeistern wird nach der Wahl eine Urkunde, unterzeichnet vom Kreiswahlleiter, ausgehändigt, aus welcher ersichtlich ist, wie die Bürger Gemeinde oder Stadt sich am 12. November zu

Deutschland und seinem Führer bekannten und wieviele sich dem Vaterland versagten” Außerdem hatte er ein Belohnungsangebot als Ansporn ausgearbeitet. “Die prozentuale Leistung am 12. November wird zur Grundlage genommen für die künftige

Nummerierung der Kreise, sodass der beste Kreis die Nummer 1 erhält, der zweitbeste die Nummer 2 usw. Die gleiche Nummerierung wird durchgeführt für die Ortsgruppen und Zellen innerhalb der Kreise.” (zitiert bei Wettstein S. 181)

Natürlich spornte das die Parteigenossen zu höchster Leistung an, den keiner wollte nach der Wahl als Versager gebrandmarkt werden. Damit hatte Bürckel auch über die Grenzen der Pfalz Aufsehen erregt.

Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps unterhielt den ganzen Tag eine Fahrbereitschaft, um Alte, Gebrechliche und Kranke zur Wahl zu bringen. Außerdem wurde auf perfide Art ein Grund gegeben, auf jeden Fall zur Wahl zu gehen.

Es wurde die Anordnung erlassen, dass die Wähler gleich nach der Stimmabgabe ein Wahlabzeichen offen zu tragen hatte. Das wurde ihnen aber erst im Wahllokal zum sofortigen Anstecken ausgehändigt.

Das Ergebnis war dann auch sehr eindeutig. 95,1 % billigten die Außenpolitik mit ihrer Zustimmung und in der gleichzeitigen Reichstagswahl erreichte die allein zur Wahl stehende NSDAP 92,2 %. Bürckel konnte mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Der Gau Pfalz hatte wieder die Spitzenposition eingenommen. In der Pfalz hatten 97,0 % bei der Volksabstimmung mit Ja gestimmt und 96,87 % bei der gleichzeitigen Reichstagswahl für die NSDAP. Neinstimmen wurden keine verzeichnet.

Natürlich war das Ergebnis auch für Adolf Hitler wichtig. Zeigte es doch dem In-und dem Ausland, dass Hitler die große Mehrheit des deutschen Volkes hinter sich wusste.

Ein gravierendes Problem stand aber an. Es war die Rolle, die die SA im Reich spielen sollte. 1921 hatte Adolf Hitler die Gründung eines Wehrverbandes der NSDAP angeordnet. Die Sturmabteilung war eine auf Hitler eingeschworene

Kampforganisation der Partei. 1922 hatte er Hermann Göring, der auch 1922 in die NSDAP eingetreten war, mit der Führung  der im Aufbau befindlichen SA beauftragt. Sie beteiligte sich am gescheiterten Hitlerputsch.

Nach dem Putsch verbot der Chef der Reichswehr Hans von Seeckt die NSDAP aber auch rechtsextreme Wehrverbände. Als Auffangorganisation gründete Ernst Röhm den Frontbann im Mai 1924. schon im September soll er 30.000 Mitglieder

gehabt haben. Hitler wurde Ende 1924 aus der Haft entlassen. Im Februar 1925 wurde die NSDAP neugegründet. Auch die SA wurde wieder aufgestellt, diesmal in die Partei eingegliedert. Nach der Wiedergründung der Partei

war Hitler mit Röhm über die Rolle der SA in Streit geraten. Hitler vertrat jetzt die “Legalitätstaktik”. Da passte die Zusammenarbeit mit paramilitärischen Verbänden nicht mehr ins Konzept. Hitler brauchte keinen Wehrverband mehr,

sondern lediglich einen Saalschutz. Franz Pfeffer von Salomon übernahm auf Wunsch von Hitler den Posten des Obersten SA-Führers (OSAF). Er war Jurist und war am Ende des 1.Weltkrieg  Hauptmann und Bataillonskommandeur. Er entwickelte die bis zum Ende des „Dritten Reichs“ gültige organisatorische und regionale Gliederung der SA und schuf mit vormilitärischer Ausbildung, einheitlichen Uniformen und militärischer Disziplin eine schlagkräftige Parteimiliz. Außerdem unterstanden ihm auch die HJ und der NS-Studentenbund. Provozierende Aufmärsche, zur Schau gestellte Stärke sollte die nationalsozialistische Geschlossenheit zeigen und waren auch ein Instrument der NS-Propaganda. Gewalttätige Übergriffe auf den politischen Gegner, also vor allem Mitglieder

der KPD und SPD zählten zu ihrem Repertoire, aber auch Juden und christliche Gruppen wurden Ziel von Angriffen. Eine weitere Krise zeichnete sich im Vorfeld der Reichstagswahlen von 1930 ab. Aus der SA war die Forderung laut geworden, führenden Mitgliedern einen sicheren Listenplatz bei der Wahl zu  garantieren. Hitler lehnte das ab. Auch Pfeffer von Salomon bejahte die Trennung von SA-Führerschaft und Mandat. Die Berliner SA trat daraufhin in Streik. SA Männer besetzen am von 30. auf 31. August 1930 sogar die Gaugeschäftsstelle und die Redaktionsräume der Gauzeitung der Berliner NSDAP “Der Angriff” unter dem stellvertretenden OSAF Ost Walter Stennes. Es kam zu einer wilden Prügelei zwischen SA und SS-Männern, erst die herbeigerufenen Polizei konnte die Ordnung wieder herstellen. Pfeffer von Salomon trat zurück. Hitler eilte nach Berlin und übernahm selbst den Posten des OSAF .Zum Ausgleich wurde Pfeffer von Salomon bei der Septemberwahl 1932 als Reichstagskandidat aufgestellt. Für die tägliche Arbeit wurde der Posten des Stabschef neu eingerichtet. Hitler besetzt ihn mit seinem alten Kampfgefährten Ernst Röhm, der schon beim Putsch am 9. November 1923 dabei war. Röhm war nach Südamerika gegangen, hatte 1928 als Militärinstruktor  in Bolivien gearbeitet.

Er war 1930 aus Südamerika zurückgekehrt und trat wieder in die NSDAP ein.  Im Januar 1931 trat er den Posten des Staatschef der SA an. Der Konflikt zwischen Stennes und der SA-Führung war aber nicht ausgestanden. Zum einen lehnte er die unter Röhm gerade begonnene Umorganisation der SA ab. Hauptgrund der Ablehnung durch die NSDAP-Spitze war aber die aktionistische Ausrichtung von Stennes und seiner Leute. Mit der Notverordnung vom 28. März 1931 zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen ,

deutete die Regierung an, dass sie in Zukunft energischer gegen politische Gewalt vorgehen wolle. Das gefährdete die Erfolge, die die NSDAP mit der Reichstagswahl von 1930 errungen hatte. Der Umkreis um Stennes warf der “Hitler-Fraktion” vor, sich von den

alten Idealen des Nationalsozialismus abgewandt zu haben. Die SA weigere sich, sich “auf dem Altar der Legalität opfern” zu lassen. (Flugblatt »Pg., S.A.-Kameraden! Nationalsozialisten!«, 8.4.1931, BArch Bln, NS26) Hitler setzt Stennes schließlich ab, worauf es zum

zweiten “Stennes-Putsch” kam. Mehrere hundert SA-Leute besetzten das NSDAP Parteigebäude in der Berliner Hedemannstraße. Stennes wurde dann aus der Partei ausgeschlossen.

 

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Er und seine Gefolgsleute bemühten sich die Nationalsozialistische Kampfbewegung Deutschlands (NSKD)auf zubauen. Aber schon im Dezember hatten Geldnot und schwindende Mitgliederzahlen für das aus der NSKD gesorgt.Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam Stennes im Mai 1933 zunächst in Haft. Aber Göring, der ihn noch aus gemeinsamen Kadettenzeiten in Berlin  kannte,unterstützte ihn. Auf Rat Görings wurde Stennes in China als Mitglied einer deutschen Militärmission Berater Tschiang Kai-scheks . Er befehligte dort die Leibgarde des Nationalistenführers und schulte Polizeioffiziere. (zur weiteren Geschichte von Stennes siehe siehe Spiegel online Eines Tages SA-Führer Stennes Von Hitlers Haudrauf zu Stalins Spion).

Unabhängig von diesen inneren Auseinandersetzungen wuchs die SA beständig und rasch an. Weltwirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP trugen ihren Teil dazu bei. Der Straßenterror nahm zu  und führte 1932 zu und führte 1932 zum SA und Uniformverbot.

(s.o.) Im Vorfeld der Reichstagswahl von 1932 kam es zu 300 Toten und über 1000 Verletzten. Bis Ende 1932 waren  92 SA-Leute bei Saal- und Straßenschlachten ums Leben gekommen.  Am 14. Januar 1930 wurde Horst Wessel, ein SA-Führer, angeschossen.

Am 23. Februar starb er im Krankenhaus. Eigentlich war es um eine private Auseinandersetzung gegangen. Es ging um Streit mit Mietzahlungen in einer Wohnung wo Wessel zur Untermiete wohnte. Goebbels, damals Berliner Gauleiter, griff das unter anderen Vorzeichen auf und nutzte den Tod Wessels zur hemmungslosen Agitation. Er stilisierte ihn zum “Märtyrer” der Bewegung. Er nannte ihn einen “Christussozialisten”, einen, der durch Taten rufe: »Kommt her zu mir, ich will Euch erlösen “
Zitiert nach R. G. Reuth, Goebbels  S. 162. Goebbels gestaltete ein pompöse Trauerfeier, bei der auch Göring, der SA-Führer von Pfeffer sowie Prinz August Wilhelm von Preußen anwesend waren. Nach der Machtübernahme gab es Horst Wessel Plätze.

Das Krankenhaus, in dem er gestorben war, wurde in “Horst Wessel Krankenhaus” umgetauft. Horst Wessel hatte irgendwann zwischen 1927 und 1929 einen Liedtext gedichtet, der zur offiziellen Parteihymne der NSDAP wurde. Nach der Machtübernahme

wurde es auf Anordnung von Innenminister Frick immer im Anschluss an die erste Strophe der Nationalhymne gesungen.

Nach der Machtübernahme war Göring Minister ohne Geschäftsbereich. Außerdem trat er am 30. Januar in die Kommissariatsregierung von Preussen als Innenminister ein. De jure regierte in Preussen zwar immer noch die Regierung Braun.

Von Papen hatte im Juli 1932 nach dem “Preussenschlag” die Regierung Braun abgesetzt. Doch das war vom Staatsgerichtshof für ungültig erklärt worden. Die Notverordnung „Zur Herstellung geordneter Regierungsverhältnisse in Preußen“ vom 6. Februar 1933

übertrug kurzerhand alle der Regierung Braun noch verbliebenen Befugnisse auf die Kommissariatsregierung von Papens. Es gab keine Neuwahlen. Das war ein zweiter Staatsstreich in Preussen. Per Erlass vom 23. Februar 1933 gründete

Göring die “Hilfspolizei”. Sie war 50.000 Mann stark und setzte sich überwiegend aus SA und SS- Einheiten zusammen. In Preussen galt ein Verteilerschlüssel, nach dem jeder 5. Hilfspolizist noch aus den Reihen des Stahlhelms kommen musste.

Die Gründung einer Hilfspolizei empfahl Göring auch für andere Länder. Das preussische Beispiel machte schnell Schule. Braunschweig richtete ihre HiPo schon am 1. März ein, Bayern stellte am 9./10. März eine HiPo auf, Württemberg am 10. März und Hamburg am 15. März. So wurde der Straßenterror gegen politisch Andersdenkende mit staatlichen Vollmachten durchgeführt. Hitler zog zweifachen nutzen aus der SA  in der Zeit unmittelbar nach der Machtübernahme. Seine Gegner konnte er einschüchtern und terrorisieren.

Bei den Konservativen konnte er sich als die Person geben, die als einzige in der Lage war, die SA zu bändigen.Hitlers Macht war im Lauf des Jahres 1933 vor allem dank der SA gesichert. Der Konflikt zwischen SA und Parteiführung, der ja schon von 1930 bis 1932

ausgetragen wurde (s.o.), war ja durch die Machtübernahme nur aufgeschoben, nicht aber gelöst worden. Röhm hatte-wie schon 1925 einmal- eine andere Vorstellung von der Rolle der SA. Ihm schwebte ein “NS-Volksheer” vor. Die Einheiten der Reichswehr sollten

in denen der SA aufgehen und so das NS-Volksheer bilden. Hitler aber brauchte die Reichswehr für seine zukünftigen Kriegspläne. Röhm hatte aber auch innerparteiliche Rivalen, nämlich Göring und Himmler. Es wurde nun der Eindruck erweckt, Röhm wolle zu einem Aufstand anstiften. Gerüchte wurden geschürt, Zitate bewusst gefälscht.

Am 30. Juni 1934 war Röhm zur Kur in Bad Wiessee, begleitet von mehreren SA-Führern. Der SS-Sturmbann Dachau, am 29. November 1934 in SS-Sturmbann Oberbayern umbenannt und Heinrich Himmler zur ausschließlichen Verfügung unterstellt-

verhaftete die SA-Führung am  30. Juni 1934 in Bad Wiessee. Zwischen 150 und 200 Menschen kommen in der “Nacht der langen Messer” ums Leben. Die in Bad Wiessee verhaftete SA-Führung wurde nach München-Stadelheim gebracht und dort erschossen.

Man hatte aber SA-Führer aus allen Teilen nach München zu einer Konferenz beordert. Die meisten kamen mit Nachtschnellzügen in München an, wurden sofort auf dem Bahnhof verhaftet, auch nach Stadelheim gebracht und erschossen. Nur bei Ernst Röhm, immerhin Hitlers Weggefährte zeigte der Führer noch Skrupel. Er sollte einen “ehrenvollen” Abgang erhalten. Er  wurde aufgefordert, Selbstmord zu begehen. Als er das nicht tat, wurde er auch erschossen. Goebbels war während dieser Aktionen auch in München und gab auf ein Zeichen Hitlers aus dem Braunen Haus das Stichwort “Kolibri” telefonisch nach Berlin durch. Daraufhin setzte auch dort die Mordaktion ein. Aber nicht nur die SA-Führung wurde liquidiert. Alte Gegner, Kritiker und Mitwisser wurden ebenfalls aus dem Weg geräumt. auch alte Rechnungen wurden beglichen. So starb Ritter von Kahr, der als bayerischer Generalstaatskommissar Hitler bei seinem Putsch 1923 die Unterstützung versagt hatte. Der ehemalige NSDAP-Organisationsleiter  Georg Strasser wurde am 30. Juni 1934 in Berlin von der Gestapo verhaftet, in das Gestapo-Hauptquartier in Berlin  in der Prinz-Albrecht-Straße  gebracht und dort liquidiert.Sein Tod wurde zunächst als Suizid deklariert. Gut möglich, dass sich Himmler und Göring eines potentiellen Konkurrenten entledigte, bevor diesem ein Come-Back gelang. Getötet wurden auch Regimegegner aus der katholischen Kirche wie Erich Klausener, der den Vorsitz der Katholischen Aktion in Berlin innehatte. Er war Beamter im preussischen Innenministerium.

Schon vor der Machtergreifung war er überzeugter Gegner linker wie rechter Kampforganisationen und hatte eben auch die SA mit den Mitteln der preussischen Polizei entschieden bekämpft. Auch der Münchner Journalist und Archivar Fritz Gerlich zählte zu den Opfern. Gerlich war von 1920-1928 Chefredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten, einer Vorgängerzeitung der Süddeutschen Zeitung. Ab 1930 gab er die Zeitschrift “Illustierter Sonntag’” heraus, die ab 1932 als “Der Gerade Weg” erschien. Verleger war

Erich August Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, der am Rande erwähnt mit dieser Zeitung eine Menge Geld verlor. Gerlich schrieb in der Ausgabe vom 31.Juli 1932 “Nationalsozialismus heißt: Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not”

(Digitalisat der Bayerischen Landesbibliothek)In derselben Ausgabe wird eine Zuschrift veröffentlicht, die sich wie eine Vorwegnahme des weiteren Schicksals von Gerlich liest “Sie erbärmlicher Schmutzfink.Seien sie überzeugt, daß die Stunde bald schlägt,

wo Deutschland von Ihnen und Ihresgleichen befreit wird. Wir werden an Ihnen und Ihrer schwarzen Sippe ein besonderes Exempel statuieren…” Gerlich wurde  am 9. März 1933 von einem SA-Trupp misshandelt, in Schutzhaft genommen und verblieb dort

bis zur Nacht vom 30. Juli, wo er in Dachau erschossen wurde. Von Papen konnte seine Mitarbeiter auch nicht mehr schützen, was seine Machtlosigkeit im Kabinett Hitler illustriert. Edgar Julius Jung wurde wohl in Oranienburg ermordet. Er war

politischer Berater und Redenschreiber von Papens und entwarf die Marburger Rede, die von Papen am 17.Juni 1934 vor Marburger Studenten hielt. Carl Fedor Eduard Herbert von Bose war Oberregierungsrat und Referent von von Papen. Er wurde erschossen, weil ja auch die “Papencique” zerschlagen werden sollte. Auch die Reichswehr hatte tote zu beklagen. So wurde Kurt von Schleicher, der ehemalige Reichskanzler und Ferdinand von Bredow, enger Mitarbeiter und Vertrauter Kurt von Schleichers ermordet.

Hitler hatte allerdings behauptet, von Schleicher und von Bredow hätten Landesverrat betrieben. Das empörte zwar die gesamte Generalität und sie beschwerte sich beim Reichwehrminister von Blomberg. Dieser versprach eine Dokumentation zu den Vorfällen zu liefern. es blieb aber bei dem Versprechen. Der einzige, der Konsequenzen daraus zog, war Generalleutnant Wolfgang Fleck, der seinen Abschied einreichte. Die angespannte Stimmung im Offizierskorps blieb aber und sie veranlasste Hitler zu der

Aussage in einer geschlossenen Versammlung, Untersuchungen hätten ergeben, dass die Generäle von Schleicher und von Bredow irrtümlich erschossen worden seien. Hitler hatte der Reichswehr auch zugesichert, dass sie das militärische Monopol behalten solle.

Trotzdem erhielt die SS schon wenige Monate später die Erlaubnis, eigene bewaffnete Verbände aufzustellen. Am 20. Juli 1934 löste Hitler die SS aus der SA und erhob sie zu einer selbstständigen Organisation im Rahmen der NSDAP. 1934 wurden solche Mordaktionen noch juristisch bemäntelt. Am 3. Juli 1934 erließ die Regierung das Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr. Im einzigen Artikel darin heißt es: “ Die zur Niederschlagung hoch- und landesverräterischer Angriffe am 30. Juni, 1. und 2. Juli 1934 vollzogenen Maßnahmen sind als Staatsnotwehr rechtens.”

Und was war mit Bürckel während des Röhmputsches?  Am Tag der Verhaftung Röhms hatte Bürckel die pfälzischen Bauern  zu einer Versammlung auf dem  “Thingplatz” am Königstuhl auf dem Donnersberg eingeladen.Bei dieser Veranstaltung griff er den landwirtschaftlichen Gaufachberater der NSDAP Ludwig Schickert scharf an. Die beiden hatten wohl schon seit 1932 Probleme miteinander.

Auch Walther Darré war anwesend. Er war am 28. Mai 1934 zum Reichsbauernführer und am 29. Juni, also am Vortag zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft ernannt worden. Dessen agrarpolitische Vorstellungen empfand er als unsozial. Die Politik

Darrés missachtete nach Bürckels Einschätzung die dringenden Belange der Bauern. Bürckel nahm kein Blatt vor den Mund. In einer im Protokoll nicht vorgesehenen Schlussrede wandte er sich direkt an den neuernannten Minister und bat ihn jede unsoziale, die dringenden Bedürfnisse der pfälzischen Bauern missachtende Politik zu unterlassen. Darré war über dieses unprogrammäßige Schlusswort erzürnt und ließ ihm, nachdem er nach Berlin zurückgekehrt war, ausrichten, sein Schlusswort auf dem Donnersberg

habe ihm so gut gefallen, dass er nicht umhin könnte “Gauleiter Bürckel mitzuteilen, dass gerade Georg Strasser erschossen worden ist.” (Wettstein S. 211). Bürckel hatte aus der Säuberung für sich den Schluss gezogen, dass sie sich gegen den Machtanspruch einer

der Sittenlosigkeit und Korruption verfallenen SA-Führung gerichtet hat. In diesem Sinn fiel auch sein Telegramm aus, das er am nächsten Tag an Hitler schickte. “Die Haltung des Gaus Pfalz ist ganz selbstverständlich. Für die durchgeführte Säuberung dankt das ganze pfälzische Volk, aber auch aufrichtig die SA des Gaues Pfalz.Ihr getreuer Bürckel”. Flankiert wurde das in einem Aufruf, der in allen pfälzischen Tageszeitungen veröffentlicht wurde. “Der Führer hat aufgeräumt und uns damit erlöst…” (Wettstein S. 212).

Hindenburg hatte das Vorgehen gegen die SA durchaus forciert. Als Hitler den kranken Präsidenten auf seinem Gut Neudeck besuchte, forderte Hindenburg Hitler auf, endlich “endlich etwas gegen die revolutionären Unruhestifter zu unternehmen”  und er überlegte wohl, das Kriegsrecht zu verhängen. Am 2. August 1934 starb der Reichspräsident Paul von Hindenburg. Der verstorbene Präsident sollte eigentlich auf seinen  ausdrücklichen Wunsch auf Gut Neudeck bestattet werden. Doch die Nazis ließen sich nicht nehmen, daraus eine perfekte Inszenierung nationalsozialistischer Machtausübung zu machen. Der Leichnam war am 7. August zum Tannenberg überführt worden. Am Tag darauf wurde er in einem pompösen Staatsakt beigesetzt von Hitler mit

“Toter Feldherr, geh‘ nun ein in Walhall!“  Schon am am 1. August Gesetz über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs erlassen.

Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:

§ 1

  Das Amt des Reichspräsidenten wird mit dem des Reichskanzlers vereinigt. Infolgedessen gehen die bisherigen Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler über. Er bestimmt seinen Stellvertreter.

§ 2

  Dieses Gesetz tritt mit Wirkung von dem Zeitpunkt des Ablebens des Reichspräsidenten von Hindenburg in Kraft.

Noch am Todestag von Hindenburg lässt Reichswehrminister General von Blomberg alle Soldaten einen Eid auf Hitler ableisten. Der Eid lautete nun “Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“ Dabei hatte der Reichswehrminister gar keine rechtliche Befugnis den Text des Eides zu ändern.

Er lautete bis dahin so: “Ich schwöre der Reichsverfassung und gelobe, daß ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will.“

Von Blomberg erhoffte sich von dieser Änderung der Reichswehr eine starke Position zu sichern. De facto stärkte er aber die Position Hitlers. Auch hatte dies Spätfolgen, die damals natürlich nicht abzusehen waren. Als es um den Widerstand gegen Hitler,

fühlten sich viele Offiziere auch durch den Eid auf Hitler gebunden und das machte den Widerstand für einzelne durchaus auch zu einer Gewissensentscheidung. Die deutsche Bevölkerung sollte die Zusammenlegung der Ämter des Reichspräsidenten und Reichskanzlers in einer Volksabstimmung absegnen, die für den 19. August 1934 angesetzt war. Bürckel war seit 7. August 1934 offizieller Sonderbevollmächtigter der Reichsregierung für die Saarabstimmung im Januar 1935. Schon am 18. Juli hatte Joseph Goebbels

den Pfälzer Gauleiter mit der Durchführung der Saarpropaganda beauftragt. Zwar ging es bei der Volksbefragung am 19. August eigentlich um nichts. Sie diente lediglich der Akklamation. Bürckel aber musste sich beweisen. In allen Wahlen hatte er ja immer

Spitzenergebnisse eingefahren. Und auch jetzt brachte er sein erprobtes Erfolgsrezept. Aufmärsche, Fahnen, Marschmusik und aus den Lautsprechern tönten reden Hitlers oder sonstiger Parteigrößen. Am 14. August fand in Speyer eine Massenkundgebung mit

mehr als 10.000 Teilnehmern statt. Seine Rede ließ er gleichzeitig über Lautsprecher in sämtliche Gemeinden des Kreises übertragen. Er schloss pathetisch “Ich sage, dass ich am Abend des 19. Augusts vor den Führer treten werde mit der Meldung: Mein Führer,

die Kompanie Pfalz steht geschlossen hinter dir! “ (Wettstein S. 214) Seine Prophezeiung  traf ein. Die Pfalz meldete 99,9 %. (Zahl nach Landesgeschichtliches Informationssystem  Hessen).

Das Saargebiet kam nach der Niederlage von 1918 unter die Regierung des Völkerbundes. 1920 wurde es für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt. Für 1935 war vertragsgemäß eine Volksabstimmung vorgesehen, die den künftigen Status des Gebiets festlegen sollte Im Jahr 1931 hatte Bürckel eine Art Patenschaft für die saarländische NSDAP übernommen. Er ordnete Parteiredner für die Partei, aber auch Saalschutz durch SA und SS-Leute aus der Pfalz ab. Er versorgte sie mit Uniformen. Er gab saarländischen Parteigenossen die Möglichkeit, in der Pfalz zu hospitieren. Er kannte die saarländische NSDAP also genau. So war es nur folgerichtig, dass Hitler Bürckel nach der Machtergreifung zum Gauleiter des Gaus Saar ernannte,

ohne aber den amtierenden Gauleiter Karl Brück seines Amtes zu entheben. Er löste den Gau Saar auf und unterstellte die NSDAP seiner Gauleitung mit der Zentrale in Neustadt. Die Regierungskommission, das war die Behörde, die das Saargebiet im

Auftrag des Völkerbundes verwaltete, verabschiedete kurz darauf ein Gesetz, das die Parteien an der Saar zur rechtlichen Eigenständigkeit gegenüber dem Deutschen Reich verpflichtete. Somit konnte Bürckel nicht Gauleiter für die Saar bleiben. Als Strohmann

für Bürckel wurde Alois Spaniol, 1904 im saarländischen Lisdorf geboren, eingesetzt. Die bürgerlich-liberalen Parteien und das katholische Zentrum schlossen sich unter  auf eine Initiative des VölkIinger Industriellen Herrmann Röchling zur ,,Deutschen Front (DF)“ zusammen. Sie trat für den Anschluss des Saargebiets an das Reich ein. Bürgerliche Politiker und Pfarrer dienten als Aushängeschilder. Nach außen wirkte sie wie eine überparteiliche Bewegung. Tatsächlich aber stand sie vollständig unter der Kontrolle

der NSDAP und die Fäden hielt Bürckel in der Hand. Der DF gehörte als Nationalsozialist Jakob Pirro  an. Die Saar-NSDAP wurde am 26. Februar 1934 aufgelöst Neuer Leiter wurde Pirro. Er gilt als Vertrauter Bürckels, der also seine Strategie bei der Personalauswahl, alle Posten mit seinen Vertrauten zu besetzen fortführte.

Bürckel hatte mit der Saarpropaganda zwei Aspekte abzudecken. Zum einen musste er natürlich die Saarländer für die Rückgliederung begeistern. Er musste aber auch die Reichsbevölkerung für die innen-und außenpolitische Bedeutung sensibilisieren.

Für den Kampf um saarländische Stimmen griff er auf seine bewährten Propagandainstrumente zurück. Presse und Film und natürlich wie immer öffentliche Kundgebungen und Versammlungen wurden genutzt. Wichtigstes Propagandamittel wurde aber mehr und mehr der Reichsrundfunk. Für die Reichsdeutschen kreierte er Saarveranstaltungen und Saarausstellungen. In Zweibrücken fand am ersten Aprilwochenende die wohl erste offizielle Saarlandkundgebung statt. Über 70.000 Menschen waren gekommen.

Auch in Mannheim, Mainz und Ludwigshafen fanden große Kundgebungen statt. Sternfahrten zur saarländischen Grenze von Parteiorganisationen wurden organisiert. Aber auch der Sängerbund Westmark oder die NS-Frauenschaft waren eingebunden.

Der Sängerbund hielt in Zweibrücken eine Kundgebung ab und das Gautreffen der NS-Frauenschaft, auch in der Grenzstadt Zweibrücken hatte 10.000 Teilnehmer/Innen.

Bürckel sah aber auch, dass es außer diesem propagandistischen Trommelfeuer wichtig war, auch die katholische Kirche zu gewinnen. Immerhin waren 73 % der saarländischen Bevölkerung Katholiken. Wichtig war ihm eine offizielle Zustimmung der beiden für das Saarland zuständigen Oberhirten Franz Rudolf Bornewasser in Trier und Ludwig Sebastian in Speyer.

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Zwar waren beide Bischöfe national eingestellt und waren deshalb für die Rückgliederung des Saargebiets ins Reich, doch ganz so glatt lief es nicht, wie Bürckel sich das erhofft hatte. Sebastian hatte sich schon 1933 geweigert, einen von Bürckel vorbereiteten Wahlaufruf zu unterschreiben. Er hatte im März 1933 demonstrativ katholische Schutzhäftlinge in Neustadt besucht. Angesichts der ständig zunehmenden Repressalien gegen den Klerus und Ordensleute hatte er sich auch geweigert nach dem Abschluss des Reichskonkordats einen Dankgottesdienst zu feiern. Auch waren die Ausschreitungen in der Pfalz während der Gleichschaltung, die Schutzhaft für pfälzische Geistliche

und die Verfolgung von Mitgliedern des Zentrums und der BVP im Saarland durchaus registriert worden. Bürckel fuhr nun einen geschmeidigeren Kurs. So wies er die pfälzische Kreisregierung im Juni 1934 an, kein Uniformverbot für die katholischen Jugendverbände zu erlassen. Er verbot die Verbreitung des “Mythus des 20. Jahrhunderts” von Rosenberg, der bei der katholischen Kirche seit Anfang 1934 auf dem Index stand. Am 21. Juni 1934 ordnete er für Fronleichnam  für die Pfalz eine allgemeine Arbeitsruhe an.

Fronleichnam war seit dem Feiertagsgesetz vom 27. Februar 1934 kein Feiertag mehr. Außerdem ordnete im “Interesse des Religionsfriedens” behördlichen Schutz für Fronleichnamsprozessionen an. Auch untersagte er , dass in der Pfälzer und saarländischen

Presse antireligiöse und die Kirche verunglimpfenden Artikel veröffentlicht wurden. Gleichzeitig machte er Druck. Er intervenierte sogar beim Vatikan, um die beiden Kirchenfürsten zu veranlassen, ihre bisherige Neutralität aufzugeben.

Am 6. Januar 1935 wurde im Reich und auf Anordnung der fürs Saargebiet zuständigen Bischöfe von Trier und Speyer ein Hirtenbrief verlesen “Am Sonntag, den 13. Januar 1935, wird im Saargebiet die Volksabstimmung stattfinden über die Frage,

ob dieses deutsche Land seine Bewohner in der durch den Versailler Gewaltfrieden aufgezwungenen Trennung vom deutschen Reich verbleiben sollen (zitiert bei Wettstein S. 264)Bei Bischof Sebastian unterblieb die Formulierung vom “Versailler Gewaltfrieden”.

Aber natürlich hat dieser Hirtenbrief das Abstimmungsergebnis beeinflusst. Das Ergebnis war überzeugend. 90,8 % der Wähler entschied sich für das Rückkehr ins Reich. Für den Status quo stimmten 8,8 % und nur 0,4 % votierten für Frankreich.

Bürckel hatte seine Fähigkeit wieder voll unter Beweis gestellt. Hitler gratulierte zu dem Erfolg persönlich am Telefon und einem persönlich an ihn gerichteten Telegramm “Aufrichtigen Dank für Ihre vorbildliche Arbeit” (Wettstein S. 267)

Auch Goebbels, der sich oft über Bürckels “sozialistische Alleingänge” ärgerte oder Dr. Frey, den er mit seiner Personal-und Verwaltungspolitik in der Pfalz oft brüskierte, gratulierten.

Am 30. Januar wurde “Gesetz über die vorläufige Verwaltung des Saarlandes” erlassen. § 1 lautete: “An der Spitze der Verwaltung des Saarlandes steht bis zur Eingliederung in einen Reichsgau der Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes mit dem Amtssitz in Saarbrücken. Der Reichskommissar wird vom Führer und Reichskanzler ernannt”. Bürckel wurde am 11. Februar  zum Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes  ernannt und am 1. März 1935 in Saarbrücken von Dr. Frick in einem Festakt

in das Amt eingesetzt. Fast alle Parteigrößen waren dabei: Hitler, Heß, Goebbels, Himmler, Rosenberg, Darré, Ley. Auch die beiden Bischöfe Bornewasser und Sebastian waren anwesend. In seiner Antrittsrede versprach Bürckel den Bau von 2000 Häusern und

Siedlungen. Zur Rückgliederung des Saarlandes sagte er klar “diese sei keine bayrische,preußische Angelegenheit, sondern allein (eine)deutsche Angelegenheit (Wettstein S.270)Tatsächlich war das Saargebiet  das erste von den Nationalsozialisten geschaffene „führerunmittelbare Territorium“, in dem der Reichskommissar neben seiner Position als oberster Präsentant der Reichsaufsicht zugleich die Funktion eines Regierungschefs ausübte.Für seine Kirchenpolitik anerkannte er die Aufgabe der Kirche. Doch sagte er auch, dass der Nationalsozialismus als Träger des Staates ungehindert seine Aufgaben erfüllen werde. Jeder sollte auf seine Arbeit beschränkt werden.

Wie er das auch in der Pfalz gemacht hatte, besetzte er die führenden Posten mit ihm loyal ergebenen Parteigenossen. Durch Führererlass vom 17. Juni 1936 wurde Bürckel zum Reichskommissar für das Saarland ernannt. Im selben Jahr wurde er

auch Obergruppenführer der SA, das entspricht dem Rang eines Generals.

Noch ein Blick auf das gesamte Reichsgebiet und die weitere Entwicklung des nationalsozialistischen Herrschaftssystem.

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Auf dem Gebiet der Innenpolitik geschah auch Wichtiges

Mit dem “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” vom 7. April 1933 hatte die Ausgrenzung der Juden begonnen.

Die “Nürnberger Gesetze”, die am Abend des 15. September 1935 anlässlich des 7. Reichsparteitag der NSDAP, des “Reichsparteitags der Freiheit”, einstimmig angenommen wurden, schlossen die Juden praktisch aus dem deutschen Volk aus.

Die beiden Gesetze, das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (RGBl. I S. 1146) und das “das Reichsbürgergesetz” (RGBl.I S. 1146) gaben der nationalsozialistischen Rassenideologie ihre juristische Grundlage.

An der Erarbeitung von Vorlagen und Gesetzesentwürfen maßgeblich beteiligt- auch für die “Nürnberger Gesetze” war als Referent im Innenministerium Hans Globke. Er gab auch zusammen mit seinem Vorgesetzten dem Staatssekretär

Wilhelm Stuckart den ersten Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen und deren Ausführungsverordnungen heraus. Er verfasste auch das Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938 , das Juden zur Führung

des zusätzlichen Vornamens Israel für Männer und Sara für Frauen verpflichtete. Er konzipierte auch das J, das Juden in ihre Pässe eingeprägt bekamen, mit.

Hans Globke brachte es trotz dieser Vorgeschichte zum Zeugen der Anklage im Nürnberger Prozess. Unter Adenauer wurde er Ministerialdirigent. Am Schluss brachte er es sogar zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Er war die Schaltstelle im Kanzleramt

und Adenauers engster Vertrauter. Auch über Ordensverleihungen konnte er sich nicht beklagen. Er erhielt das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Auch eine Karriere!

Mit dem Blutschutzgesetz wurde die Eheschließung sowie der außereheliche Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden verboten. Das Reichsbürgergesetz legte fest, dass nur “Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes“ Reichsbürger

sein konnten. Das hatte zur Folge,dass kein Jude mehr ein öffentliches Amt innehaben durften. Jüdische Beamte, die 1933 wegen des “Frontkämpferprivilegs” noch einmal davon gekommen waren, mussten nun bis zum 31. Dezember 1935 ihren Dienst quittieren.

Juden verloren das politische Wahlrecht und durch weitere Verordnungen zum Reichsbürgergesetz wurde jüdischen Ärzten und Rechtsanwälten auch ihre Zulassung entzogen.

Zu Gauleiter Bürckel. Gleich nach 1933 waren Juden aus ihren Geschäften gedrängt worden. Der Weinhandel war traditionell überwiegend von jüdischen Händlern betrieben und die waren planmässig aus dem Geschäft gedrängt worden, oft mit fadenscheinigen Vorwürfen von Weinbetrug und Weinpanscherei. Im Mainzer Karnevalszug von 1936 fuhr sogar ein Motivwagen mit, der den Vorwurf, dass Juden minderwertige Weine als Spitzenweine verkaufe. Dazu kam ein Weinjahrgang, dessen Mengen

das 2 1/2 fache eines normalen Jahrgangs ausmachte. Die Winzer fürchteten einen Preisverfall. Also proklamierte Bürckel “Die Deutsche Weinstrasse”. Sie verlief von Schweigen nach Bockenheim und sollte die schönsten Winzerdörfer der Pfalz verbinden.

Man musste lediglich neu ausschildern. Orte die an der Route lagen durften den Zusatz “an der Weinstraße” sowie Neustadt- bisher an der Haardt nun an der Weinstraße. Am 19.  Oktober 1935 wurde in Bad Dürkheim die Deutsche Weinstraße feierlich eröffnet.

Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden wurden nur zehn Tage vorher in Kenntnis gesetzt. Ursprünglich war geplant mit einer Pfälzerwald Hochstrasse vom Donnersberg bis zum Hohen Derst, der ist oberhalb von Dörrenbach für den Fremdenverkehr

und damit auch für den Wein zu werben. Bürckel war im Juli 1935mit seinem Gefolge in der Schweigener Gaststätte “Zum Bayerischen Jäger”eingekehrt. Dabei kam man auf die Änderung der Pläne. Am Anfang der Weinstraße steht das Deutsche Weintor,

das die provisorische Holzattrappe, die bei der Eröffnung stand, ersetzt hatte. Es gab einen Architektenwettbewerb, den die Architekten August Josef Peter und Karl Mittel aus Landau gewonnen hatten. Die Grundsteinlegung fand am 27. August 1936 statt, der Abschluss der Bauarbeiten wurde nicht einmal zwei Monate später, am 18. Oktober, gefeiert.

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Entlang der Weinstraße sollten 6 Bauwerke entstehen, die zum einen als Kelterstation, zum anderen als Gaststätte mit Ausflugszielcharakter dienen sollten. Gebaut wurde

aber noch 1936 nur der “Saarhof”. Er sollte so heißen, weil die Stadt Saarbrücken die Trägerschaft übernommen hatte. Der Rohbau wurde bei Kriegsbeginn vollendet. dann nahm ihn die Wehrmacht in Beschlag. 1944/45 kaufte die Gemeinde Leinsweiler das Anwesen von der Stadt Saarbrücken. 1951 übernahm es der Landkreis Landau.Heute ist der “Leinsweiler Hof” in Privatbesitz. Parallel zur Errichtung der Weinstraße begründete Bürckel Partnerschaften Pfälzer Winzergemeinschaften mit deutschen Städten. Natürlich überschritt Bürckel damit seinen Kompetenzrahmen, denn Weinbau und Weinwerbung lagen eigentlich im Zuständigkeitsbereich von Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Darré. Aber um Kompetenzen hat Bürckel sich nie gekümmert, zumal wenn er vom Zuständigen keine hohe Meinung hatte. Für die Weinstraße regelte er vieles mit einer Reihe von Erlassen. Aus Vorgärten mussten Reklameschilder, Leuchtstofftransparente, nicht für die Pfalz typische Pflanzen, selbst Gartenzwerge entfernt werden.

Modische Bauweisen, Edelputz und Mosaiken an den Hauswänden waren verboten. Alte Fachwerkhäuser, alte Wirtshausschilder und alte Zäune waren zu erhalten. Bürckel liess die postalische Bezeichnung “an der Weinstrasse” an die Ortsnamen anhängen-

werbewirksam bis heute.

Das Verhältnis des Nationalsozialismus zur Kirche, vor allem zur katholischen, war von Anfang an ziemlich gespannt. Und wie oben gezeigt gab es gleich zu Beginn massive Übergriffe auf Geistliche und vor allem heftige Verfolgung von Zentrumsmitgliedern.

Das Verhältnis entspannte sich nach dem Konkordat ein wenig und unter Gauleiter Bürckel in der Pfalz als es um die Saarabstimmung ging und Bürckel einfach auch die massive Unterstützung der Bischöfe brauchte, um ein möglichst gutes Stimmergebnis im Saarland zu erreichen. Der Speyrer Bischof Sebastian war von Anfang an nicht auf Konfrontation aus.Wie oben gezeigt wurde, verlief die Zeit kurz vor dem Ermächtigungsgesetz sehr turbulent. Auch in der Pfalz waren sehr viele katholische Geistliche in Schutzhaft genommen worden oder wie der Pfarrer von Rheingönnheim Caroli misshandelt worden. Bischof Sebastian willigte in ein Abkommen mit der Gauleitung ein, das katholischen Priestern strengste Zurückhaltung in politischen Fragen auferlegte. Getragen war dies von der

Hoffnung, die Haftentlassung der Pfarrer zu erreichen. Das Hauptziel des Bischofs lag darin, eine geregelte Seelsorge aufrecht zu erhalten. Nach dem für das Regime günstigen Ausgang der Saarabstimmung war man nicht mehr auf Rücksichtnahme auf die Kirche angewiesen. Eine Atempause verschafften nochmals die Olympischen spiel 1936 in Deutschland. Man wollte sich im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit natürlich gut zeigen. Es kam dann Ende 1936/Anfang 1937 zum Frankenholzer Schulstreik. Es ging hier um den Rang von Schulkreuzen und Hitlerbildern. Als der nationalsozialistische Schulleiter Philipp Klein Kreuze durch Hitlerbilder ersetzen ließ, behielten Eltern ihre Kinder daheim. Als die Gestapo gegen die Rädelsführer ermittelte, schlossen sich Bergleute dem Protest mit

einem Bummelstreik an. Darauf wurden 15 Grubenarbeiter fristlos entlassen, 5 Eltern in U-Haft genommen. Gauleiter Bürckel gab nach, ließ die Geldstrafen für die Schulverweigerung aufheben,

veranlasste, dass die Verhafteten entlassen wurden und machte den Platztausch von Hitlerbild und Kreuz rückgängig.  Bischof Sebastian hatte den Vorfall in seiner ganzen Diözese publik gemacht und mit klaren Worten darauf hingewiesen,dass Frankenholz kein Einzelfall sei sondern symptomatisch für die Gesamtentwicklung im Deutschen Reich war. Die Stellungnahme des Bischofs belegte, dass Bürckels Fiktion vom Religionsfrieden in seinem Gau nicht stimmte.Fast gleichzeitig ließ Bürckel eine Abstimmung über die Einführung einer Gemeinschaftsschule im Gau Saarpfalz durchführen und erhielt ein klares Votum für die Gemeinschaftsschulen. Das wieder zeigte, dass die Bereitschaft vieler Katholiken, sich den Forderungen des Nationalsozialismus zu widersetzen, sehr rasch an ihre Grenzern stieß, wenn konkrete Nachteile drohten. Die Abstimmung war am 19. März angesetzt worden und schon am 20. März abgehalten worden. So wurde den Pfarrern die Möglichkeit genommen, dagegen Stellung zu beziehen, z. b. in Predigten.

Der 20. März war der Samstag vor Palmsonntag. Am 21. März aber wurde in allen katholischen Kirchen die päpstliche Enzyklika “Mit brennender Sorge” verlesen. Schon im Januar 1937 hatte Papst Pius XI. die Kardinäle Faulhaber (München und Freising), Bertram (Breslau zugleich Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz),und Schulte(Köln) sowie die Bischöfe Galen (Münster) und Preysing (Berlin) nach Rom gerufen, um mit ihnen zu beraten, wie man der immer feindseliger werdenden Kirchenpolitik in Deutschland begegnen sollte. Ein Brief des Papstes an Adolf Hitler oder eine öffentliche Kundgebung des Papstes gegen den Nationalsozialismus in Form einer Enzyklika wurde besprochen. Der Brief wurde verworfen, die Enzyklika beschlossen.

Kardinalstaatssekretär Pacelli bat Kardinal Faulhaber einen ersten Entwurf zu verfassen. Er arbeitete nur nachts und ohne fremde Hilfe, um die geringste Gefahr oder Indiskretion auszuschließen. Gleichzeitig bereite der Vatikan eine gleichzeitig geplante

Enzyklika gegen den Kommunismus („Divini Redemptoris“) so auffällig vor, daß die NS-Diplomaten nur auf dieses Dokument warteten. Beim Korrekturerlesen kam Faulhaber zu der Meinung, dass sich sein Entwurf vielleicht für einen deutschen Hirtenbrief,keinesfalls aber für ein päpstliches Rundschreiben eigne. Papst Pius XI. und sein Staatssekretär entschieden anders. Pacelli brachte noch geringfügige Änderungen an. Das überarbeitete Manuskript wurde in der Druckerei des Vatikans gedruckt und ging

mit einem diplomatischen Sonderboten an die Nuntiatur nach Berlin. Über Kuriere wurde es direkt an die deutschen Bischöfe übergeben. Der Postweg wurde gemieden.Vertrauenswürdiger Kirchenmitarbeiter transportierten das Papier per Fahrrad und Motorrad in die Pfarrhäuser. Man nutzte Wald- und Feldwege, um kein Aufsehen zu erregen. Die Kopien des geheimen Textes wurden in Beichtstühlen übergeben. Zwar gelangte ein Tag vor der geplanten Verlesung ein Exemplar in die Hände der Gestapo. Aber da war die Zeit zu Beschlagnahme natürlich zu knapp. Der Coup war geglückt. In den 11.500 Gemeinden Deutschlands wurde das Rundschreiben verlesen und 300.000 Kopien verteilt. Es ist diese die einzige päpstliche Enzyklika in deutscher Sprache.

Hitler soll getobt haben, als er am Vorabend der Verlesung von der Enzyklika erfuhr. In der Enzyklika steht zwar weder “Adolf Hitler” noch Nationalsozialismus aber es ist eine klare Lagebeschreibung der katholischen Kirche in Deutschland, wie es in der Überschrift heißt. Nach Abschluss des Konkordats hatten sich die Verstöße gegen die Vereinbarung gehäuft. Kardinalsstaatssekretär Eugenio Pacelli hatte dem Botschafter des Deutschen Reiches am Heiligen Stuhl über 50 diplomatische Protestnoten übergeben-

nun erklärte der Papst “daß in diesen schweren und ereignisvollen Jahren der Nachkonkordatszeit jedes Unserer Worte und jede Unserer Handlungen unter dem Gesetz der Vereinbarungstreue standen.” Und fährt dann fort ”wie von der anderen Seite die Vertragsumdeutung, die Vertragsumgehung, die Vertragsaushöhlung, schließlich die mehr oder minder öffentliche Vertragsverletzung zum ungeschriebenen Gesetz des Handelns gemacht wurden.” Auch zum  zur Rasselehre wird klar Stellung bezogen:

“Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben “ Auch zum Führerkult gibt es deutliche Worte: “Wer in sakrilegischer Verkennung der zwischen Gott und Geschöpf, zwischen dem Gottmenschen und den Menschenkindern klaffenden Wesensunterschiede irgend einen Sterblichen, und wäre er der Größte aller Zeiten, neben Christus zu stellen wagt, oder gar über Ihn und gegen Ihn, der muß sich sagen lassen, daß er ein Wahnprophet ist, auf den das Schriftwort erschütternde Anwendung findet: „Der im Himmel wohnt, lachet ihrer“ (Originaltext auf der Internetseite des Vatikans) Natürlich schlug der NS-Staat sofort zurück. Man antwortete mit Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.Bistumszeitungen, die den Text gedruckt hatten, wurden beschlagnahmt und für drei Monate verboten. Zwölf der an der Vervielfältigung beteiligte Druckereien wurden entschädigungslos enteignet. Katholische Schulen und Klöster wurden geschlossen. Gegen Priester und Ordensleute wurden Prozesse wegen Unterschlagung und Sittlichkeitsprozesse geführt und publizistisch ausgeschlachtet.

Bürckel griff Bischof Sebastian scharf an. Er bezeichnete ihn als Landesverräter und Staatsfeind. Die Gestapo hatte einen Brief des Bischofs an Pacelli abgefangen, geöffnet und fotografiert in dem er über die Bedrückungen der Kirche berichtet hatte..

Am 15. August 1937 sollte in Speyer das goldene Priesterjubiläum des Bischofs gefeiert werden. 25.000 Frauen wollten zu einer “Jubelmesse” nach Speyer kommen. Sonderzüge waren bei der Reichsbahn angefordert und bereits zugesagt worden.

Nun legte Bürckel eine Großkundgebung von Parteiformationen in Speyer auf den 15. August. Die Reichsbahn zog ihre Zusage für die Sonderzüge zurück. Autobusse, die eigentlich den Frauen zur Verfügung stehen sollten, wurden von der Gauleitung

beansprucht. Bischof Sebastian entschied sich deshalb, seinen Ehrentag im Stift Neuburg gemeinsam mit dem Erzbischof von Bamberg und den Bischöfen von Würzburg und Eichstätt in einer stillen Feier zu begehen. Bürckels

Aktion hatte die die Feier des Bischofs zwar verhindert, war aber doch ins Leere gelaufen.

Auf internationaler Ebene war in der Zeit bedeutsam. Im Februar 1936 hatte die Volksfront in Spanien die Wahlen gewonnen. Daraufhin planten Offiziere nahezu öffentlich einen Putsch. Ihre Aktivitäten wurden von der Regierung praktisch ignoriert.

Als am 13. Juli 1936 der monarchistische Oppositionsführer José Calvo Sotelo ermordet wurde, mischten sich immer mehr Gruppen ein. aus dem Putsch war ein Bürgerkrieg geworden. Zwar gab es unter der Ägide des Völkerbundes ein Nichteinmischungskomitee.

Aber die faschistischen Mächte Italien und Deutschland unterstützten die Putschisten offen.Die Sowjetunion unterstütze die Regierung mit Waffen und Beratern. So wurde Spanien zum Übungsfeld für den Systemkonflikt in Europa. Ab November 1936 kämpfte

die Legion Condor mit 12000 Mann, offiziell nur Freiwillige, in Spanien. Ab Frühjahr 1937 waren auch deutsche Seestreitkräfte beteiligt. Am 26. April 1937 wurde die religiöse Hauptstadt des Baskenlandes Gernika unter massgeblicher Beteiligung der

Legion Condor fast vollständig zerstört.

Im November 1937 hatte Hitler die militärische Führungsspitze und Außenminister von Neurath zu einer Konferenz nach Berlin eingeladen. Dabei ging es zunächst um Versorgungsprobleme der Rüstungswirtschaft insbesondere mit Stahl. Doch Hitler wich von der

Tagesordnung ab und gab in einem mehrstündigen Monolog Einblick in seine außenpolitischen Ziele. Hitlers Wehrmachtsadjutant Oberst Friedrich Hoßbach fasste diese Gedankengänge Hitlers stichwortartig in einer Niederschrift zusammen. Diese wurde später als

“Hoßbachprotokoll” bezeichnet und diente später der Anlagevertretung beim Nürnberger Prozess als Beweismittel, dass die Beschuldigten einen Angriffskrieg geführt hätten. Man kannte schon Hitlers Idee vom “Lebensraum”. Nun gab es aber einen konkreten zeitlichen Rahmen. Da wurde auch klar, dass die Tschechoslowakei und Österreich auf der Agenda standen.

Im Juli 1934 putschten in Österreich Nationalsozialisten. Am 25. Juli ermordete der österreichische Nationalsozialist Otto Planetta den österreichischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Im Anschluss an den missglückten Putsch wurden viele Todesurteile verhängt, von denen 13 auch vollstreckt wurden, unter anderem wurde Otto Planetta durch den Strang hingerichtet. Nachfolger von Dollfuß wurde Kurt Schuschnigg, der bisher Justizminister im Kabinett Dollfuß war.

Für Adolf Hitler bedeutete der Putsch eine enorme außenpolitische Belastung, zumal angenommen wurde, dass Deutschland zu mindestens die Finger im Spiel hatte. Am Grenzübergang Zollerschlag wurde ein Kurier festgenommen, der Dokumente bei sich hatte, das”Kollerschlager Dokument” legt den Verdacht nahe. für die österreichische Regierung war es der Beleg, dass der Juliputsch auf reichsdeutschem Boden geplant und von dort aus geleitet wurde. Hitler ging auf völlige Distanz zu den österreichischen Nationalsozialisten. Die österreichische Landesleitung der NSDAP wurde aufgelöst, der Landesinspekteur Theodor Habicht seiner Ämter enthoben. In Berlin hatte zu der Zeit die Saarabstimmung, dann die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und

die Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes Priorität am 7. März 1936. Weitere personelle Konsequenz war, dass Kurt Heinrich Rieth, der deutsche Botschafter in Wien, in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde.Für ihn wurde von Papen als

Außerordentliche Gesandter nach Wien berufen. Die deutsch-österreichische Vereinigung sollte aus den Schlagzeilen verdrängt werden. Die Beziehungen sollten scheinnormalisiert werden.

Das faschistische Italien hatte sich als Schutzmacht Österreichs gesehen und  die wichtigste außenpolitische Stütze Österreichs. Das faschistische Italien war aber bisher die wichtigste außenpolitische Stütze Österreichs. Österreich war für

Italien ein Puffer, der dem Land die gemeinsame Grenze mit Deutschland ersparte.

Das Eingreifen Deutschlands im spanischen Bürgerkrieg hatte auch zu einer Annäherung an Italien geführt, das General Franco ja ebenfalls unterstützte. Am 2. Oktober 1935 begann Italien den Abesinnienkrieg. Der Völkerverbund verhängte Wirtschaftssanktionen.

Berlin unterstütze nun Italien.

Eine Reaktion auf diese Annäherung der beiden faschistischen Mächte war das Abkommen vom 11.Juli 1936 zwischen Österreich und dem Deutschen Reich. Es bestand aus zwei Teilen, dem offiziellen Kommuniqué. Darin anerkannte die deutsche Regierung “die volle Souveränität des Bundesstaates Österreich”.Jede der beiden Regierungen “betrachtet die in dem anderen Land bestehende innenpolitische Gestaltung… als eine innere Angelegenheit des anderen Landes, auf die sie weder mittelbar noch unmittelbar Einfluss nehmen wird.”. Dann wurde noch vereinbart, dass Österreich ihre Politik auf einer Linie halten wird, die der Tatsache entspricht, dass Österreich sich als deutscher Staat bekennt. (Quellensammlung zur österreichischen und deutschen Rechtsgeschichte ,2683)In dem nichtoffiziellen Teil, als Gentlemen Agreement bezeichnet, verpflichtete sich Österreich die seit dem Juliputsch inhaftierten Angehörigen der NSDAP zu amnestieren, einzelne deutsche Zeitungen, den Völkischen Beobachter aber allerdings nicht, wieder zu zu lassen und außerdem “Vertreter der bisherigen sogenannten “nationalen Opposition in Österreich”zur Mitwirkung an der politischen Verantwortung heranzuziehen” (Quellensammlung 2864). Dafür hob Deutschland die “Tausend-Mark-Sperre” auf. Diese wurde am 1.6. 1933 durch die deutsche Reichsregierung als Reaktion auf die Ausweisung des bayrischen Justizministers Hanns Frank erlassen worden. Demnach musste jeder deutsche Staatsbürger, der nach Österreich reisen wollte, vor eine Reise nach Österreich 1000 Reichsmark bezahlen. Der Anteil deutscher Touristen nach Österreich betrug 1932 40 % und dieses Gesetz belastete den österreichischen Fremdenverkehr spürbar.

Edmund Glaisé-Horstenau wurde zum Minister ohne Portefeuille ernannt. Guido Schmidt wurde Staatssekretär des Außenministeriums.

Bei der Tagung im November 1937 war Hitler bei der Skizzierung seiner Außenpolitik auf massive Kritik von Blomberg, Fritsch und Neurath gestoßen. Anfang 1938 tauchten Polizeiakten auf, in denen die Gattin Blombergs als Prostituierte geführt wurde und Fritsch wurde als Homosexueller denunziert. Beide Offiziere wurden daraufhin zum Rücktritt gezwungen. Außenminister von Neurath wurde zum Präsidenten eines nie zusammengetreten Kabinettsrates ernannt und in seinem Amt durch Ribbentrop ersetzt. Das war ein Zeichen, dass Hitler nun gewillt war, die Entwicklung in Österreich nach seinen Vorstellungen voranzutreiben. Auf “Einladung” Hitlers kamen der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 12. Februar 1938 in Begleitung des Staatssekretärs für Äußeres, Guido Schmidt auf den Obersalzberg bei Berchtesgaden. Nach einem zweistündigen Gespräch ohne Zeugen legte ihnen Hitler den Entwurf eines Abkommens vor. Die NSDAP sollte in Österreich wieder zugelassen werden.Arthur Seyss-Inquart sollte Innenminister mit absoluter Polizeigewalt werden. Verhandelt wurde nicht. Es war ein Diktat.Hitler: “ich ändere keinen Beistrich. Sie haben zu unterschreiben, oder alles andere ist zwecklos,…” (AdR, BKA/AA, Staatsurkunden, Deutsches Reich 1938 Februar 12)

Schuschnigg erreichte lediglich eine Gnadenfrist von 3 Tagen, da Ministerernennungen verfassungsrechtlich erst vom Bundespräsidenten gebilligt werden müssten. Er unterschrieb. Aber er setzte eine Volksabstimmung für den 13. März an.

Genau in diesen Tagen war Glaisé-Horstenau auf einer Vortragsreise in Stuttgart. Am 9. März fuhr er zu einem Verwandtenbesuch nach Landau. Dort erfuhr er aus Wien telefonisch von der geplanten Volksbefragung. Bürckel hatte von einem Korrespondenten von

der Anwesenheit von Glaisé-Horstenau erfahren. Bürckel lud ihn zu einem Umtrunk nach schweigen und dann zu einem geselligen Abendessen nach Neustadt ein. Dabei hörten beide eine Rundfunkübertragung von Schuschniggs Rede zu der beabsichtigten Volksbefragung. Bürckel rief umgehend in Berlin an. Dort erreichte er den persönlichen Adjutanten Hitlers in der Reichskanzlei und teilte ihm mit, dass sich Glaisé-Horstenau  gerade bei ihm befand. Beide wurden sofort nach Berlin beordert.

Auf Druck Berlins wurde die Volksabstimmung abgesagt. Schuschnigg trat am 11. März zurück. Seyss-Inquart  wurde vom Bundespräsidenten Miklas zum Bundeskanzler ernannt. Am 12. März marschierte die Wehrmacht ohne Widerstand des Bundesheeres in Österreich ein. “Der Anschluss” war vollzogen. Seyss-Inquart legte dem Präsidenten das Anschlussgesetz zur Unterzeichnung vor. Miklas legte aber seine Amtsgeschäfte nieder. Seine Funktionen gingen der Verfassung gemäß auf den Kanzler über und dieser unterzeichnete.Hitler legte eine Volksbefragung für den 10. April fest, um den Anschluss im nachhinein legitimieren zu lassen. Bürckel war ja in diesen Tagen in unmittelbarer Nähe Hitlers. Er stand beim Führer ja in hohem Ansehen. Zuverlässig hatte er immer hervorragende Wahlergebnisse geliefert und auch die Saarabstimmung problemlos und mit einem Wunschergebnis abgeschlossen. Er wurde von Hitler zum Beauftragten für die Volksabstimmung und für die Reorganisation der NSDAP ernannt.

In der Wiener Zeitung vom 14. März wurde veröffentlicht, dass Hitler Gauleiter Bürckel damit beauftragt hat und “Ich habe Gauleiter Bürckel mit der Vollmacht ausgestattet, alle Maßnahmen zu ergreifen oder anzuordnen, die zur verantwortungsvollen Erfüllung des erteilten Auftrags erforderlich (online in anno.onbc.ac.at) sind.”Schon gleich nach dem Amtsantritt von Ribbentrop hatte dieser den aus Heidelberg stammenden Wilhelm Keppler als Staatssekretär für besondere Aufgaben ins Auswärtige Amt übernommen. Ab 1936 war er Berater Hermann Görings für die Durchführung des Vierjahresplan. Am 16. März wurde im Reichsinnenministerium die “Zentralstelle für die Durchführung der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich” eingerichtet. Innenminister Frick und Göring wollten, dass Keppler dieser Stelle vorstand.

Sie ernannten deshalb Keppler zum “Reichsbeauftragten für Österreich”. Hitler hatte Bürckel ja schon am 13. März mit seiner Aufgabe persönlich beauftragt. Zwar überschnitten sich die Aufgabengebiete der beiden grundsätzlich nicht. Keppler war

für die wirtschaftlichen und politischen Belange zuständig, Bürckel sollte sich mit der Partei und der Vorbereitung der Volksabstimmung befassen.Da sich beide nicht um Zuständigkeitsbereiche kümmerten und beide ehrgeizig waren, waren Interessenkonflikte vorprogrammiert. Bürckel hatte aber schnell die besseren Karten. Er wurde am 23. April von Hitler zum “Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich” ernannt. Die Dienststelle des

Reichsbeauftragten für Österreich wurde dem Reichskommissar untergeordnet. Von Göring und Frick erhielt Keppler nun wenig Rückhalt, da sie beide Hitler mit offener Unterstützung Kepplers nicht brüskieren wollten.

Bürckel war schon am 13. März nach Wien gereist, um dort den Einzug Hitlers vorzubereiten und gleichzeitig erste organisatorische und personelle Maßnahmen für die Volksabstimmung zu treffen. Rund 200.000 Menschen waren am 15. März auf den Heldenplatz gekommen, um Hitler begeistert zu feiern als dieser “den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich” meldete.

Bürckel ging seine Aufgabe mit Elan und von keinerlei Selbstzweifel geplagt an. Es galt zwar 90,8 % aus der Saarabstimmung zu übertreffen, denn in der Heimat des Führers sollte natürlich noch ein weitaus deutlicheres Ergebnis erzielt werden.

Bürckel sah seine Aufgabe als Vertrauensbeweis des Führers, vor allem aber als Chance, sich Gunst und Dankbarkeit Hitlers zu erhalten. Anders als an der Saar hatte er diesmal keine diplomatischen Rücksichten zu nehmen, da dieses Mal kein misstrauischer

Völkerbundsrat zuschaute. Als Dienstsitz wählt er das Parlamentsgebäude aus und ließ es beschlagnahmen, da mit “Der Beschlagnahme des Hauses kein lebenswichtiger Betrieb gestört wird” (zitiert nach Wettstein, S. 379)Politisch gewieft setzte er gleich zu Anfang durch, dass er zwischen Innenminister Frick und ihm ein Abkommen zustande kam,in dem er ausdrücklich als Hitlers politischer Beauftragter anerkannt wurde. In der Praxis bedeutete dies,dass er in Österreich zum obersten Dienstherr geworden war und bis auf

auf Wehrmacht und Polizei über alle staatlichen Stellen und Parteiorganisationen die Kompetenzhoheit besaß und somit die Geschicke Österreichs und vor allem der Stadt Wien beeinflussen konnte.

Am 10. April nun wurde die Volksabstimmung abgehalten. Im “Altreich” stimmten 99,01 Prozent der Deutschen und in Österreich 99,73 Prozent der Österreicher  für den “Anschluss”.

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Vor der Abstimmung lief die nationalsozialistische Propaganda auf Hochtouren. Auch waren rund 8 % der eigentlich Wahl-und Stimmberechtigten schon ausgeschlossen worden. Juden (200.000) und “Mischlinge” (170.000) durften nicht abstimmen. Es herrschte

ein Klima der Angst und viele wagten es gar nicht mehr, anonym in der Wahlkabine abzustimmen sondern machten ihr Kreuz öffentlich vor dem Wahlhelfer, um ja nicht in den Verdacht geraten, mit Nein gestimmt zu haben.

Wie schon in der Pfalz und dem Saarland hatte Bürckel auch in Österreich wichtige Schlüsselstellungen mit ihm loyal ergebenen Mitarbeiter aus der Pfalz besetzt. Parteibeauftragter der Stadt Wien wurde Karl Kleemann, Lehrer wie Bürckel und schon 1926

in die NSDAP eingetreten. Ab 1936 war er Kreisleiter der Stadt Ludwigshafen. Claus Selzner, der in Ludwigshafen bei der IG Farben (heute BASF) die NS-Betriebszelle gegründet hatte und dann Leiter der NSBO der Pfalz war, übernahm die Organisation der DAF in Österreich.Rudolf Röhrig, Stellvertreter  des OSAF für die Pfalz, Fritz Schwitzgebel und ab 1936 Gauschulungsleiter für den Gau Saarpfalz wurde. Carl Caspary wurde über Bürckel hauptamtlich für die SA tätig. Nach der Vereinigung des Saargebiets war er für die

Neuorganisation der SA im Saarland zuständig. dann war er Brigadeführer der SA-Brigade 151 in Saarbrücken. Nach dem Anschluss holte Bürckel ihn nach Wien. Dort leitete er die neugeschaffene SA-Reichsschule. Natürlich kam das bei den Einheimischen Nazis schlecht an, die sich um die Früchte ihrer Mitgliedschaft in der “Kampfzeit” gebracht sahen. An den Kritiken und Unmutsäußerungen störte er sich nicht. Wie schon im Saarland hatte er auch in Österreich nach dem Anschluss eine Aufnahmesperre. Denn wie in der Pfalz nach der Machtergreifung und an der Saar nach der Vereinigung mit dem Reich hatte auch in Österreich ein Zustrom opportunistischer Mitläufer eingesetzt. Bürckels enger Vertrauter und Berater Karl Barth war von 1938 bis 1940 zu ihm abgeordnet worden.

Er hatte ein Memorandum erarbeitet zu einer Neugliederung Österreichs. Nach den Vorstellungen Bürckels sollte eine reichseinheitliche Lösung angestrebt werden. Partikularistische Interessenwahrung der österreichischen Länder sollte vermeiden werden.

Oberstes Zentrum aller staatlichen und kommunalen Amtsgewalt sollte die Partei sein. Die Länder sollten aufgelöst und in Gaue umgewandelt werden. An der Spitze sollte der Gauleiter stehen, der gleichzeitig Reichsstatthalter war und somit als Reichsorgan

die Befehlsgewalt über jede Landesregierung innehatte. Einheimische Parteifunktionäre sollten ins Reich versetzt werden und somit die immer wieder aufflammenden inneren Streitigkeiten in den NS-Klüngeln ausgeschaltet werden. Bürckel hatte die österreichischen Parteigrößen Kaltenbrunner, Globocnic und Klausner in seine Planungen mit einbezogen um ihre Unterstützung zu bekommen.Bürckel gliederte die “Ostmark”, wie Österreich jetzt genannt wurde, in sieben Gaue.

Salzburg, Oberdonau mit der Hauptstadt Linz, Niederdonau mit der Hauptstadt Krems, Wien, Steiermark mit der Hauptstadt Graz, Kärnten mit der Hauptstadt Klagenfurt und Tirol mit der Hauptstadt Innsbruck. Dabei ging Osttirol im Gau Kärnten auf, Vorarlberg

im Gau Tirol. Das Burgenland wurde zwischen Steiermark und Unterdonau aufgeteilt. Bad Aussee wurde Oberdonau zugeteilt. Großwien wurde in einen eigenen Stadtgau umgewandelt. 97 Gemeinden waren eingemeindet worden und Wien war nun fast fünf mal so groß wie vor dem Anschluss. Am 22. Mai 1938 wurden per Führererlass die Gauleiter ernannt. Wenig Begeisterung fand bei Bürckel die Ernennung Globocnics zum Gauleiter von Wien. Die wichtigsten stellen hatte er ohnehin schon mit ihm ergebenen Leuten aus der Pfalz besetzt. Er wurde nur ein halbes Jahr später aus dem Amt entfernt, wo er ein finanzielles und organisatorisches Chaos hinterlassen hatte. In Wien war er maßgeblich für die Enteignung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung verantwortlich.

In Kärnten wurde Hubert Klausner Gauleiter. Er starb am 12. Februar 1939 ganz plötzlich in Wien. Sein Tod gab Anlass zu Gerüchten und Spekulationen, bis hin zu  von einem von Bürckel veranlassten Giftmord durch die SS, wie sein ehemaliger Adjutant

Erwin Aichinger schrieb (siehe dazu Alfred Elste: Kärntens braune Elite, S. 71f ) In Salzburg wurde Friedrich Rainer Gauleiter, der eng mit Globocnic befreundet war. In Oberdonau wurde August Eigruber Gauleiter und in Niederdonau wurde Hugo Jury Gauleiter, was er bis zu Kriegsende blieb. In der Steiermark wurde der junge promovierte Jurist Siegfried Uiberreither Gauleiter. Den Gau Tirol schließlich leitete Franz Hofer. Er schlug 1944 Hitler vor, ein Kerngebiet in den Alpen als letzte Bastion des Reiches zur

Alpenfestung auszubauen. Sämtliche Gauleiter waren Österreicher und unter ihren Stellvertretern nur ein Reichsdeutscher. Bürckels Vorschlag jedem Gauleiter einen reichsdeutschen Stellvertreter beizuordnen, war Hitler nicht gefolgt. Allerdings gab er dem

telegrafischen Ersuchen Bürckels statt, 26 der besten reichsdeutschen Kreisleiter zu Aufsichtszwecken in den Kreis-und Bezirksverbänden auszuleihen. Die Neugliederung Österreichs war weitgehend nach Bürckels Vorstellungen gelaufen, zumal er sich immer

auf den “Führerwillen” berief und somit jeglicher Kritik den Boden entzog.

Am 28. August 1938 richtete Bürckel in Wien die Zentralstelle für jüdische Auswanderung ein. Formell unterstand sie Franz Walter Stahlecker. Aufgebaut und organisiert wurde sie aber von Adolf Eichmann. In Berlin hatte er seit 1935 beim SD in der Abteilung II (Juden) gearbeitet. Nach dem Anschluss wurde er nach Österreich versetzt.Die Zentralstelle war geschaffen worden, um  Auswanderungswilligen die nötigen Papiere auszustellen. Die Dokumente wurden praktisch im Fließbandverfahren erstellt, nicht ohne die Ausreisenden praktisch bis zum völligen Vermögensverlust auszuplündern. Die Behörde arbeitete so effizient, dass sie schnell zum Vorbild für weitere Auswanderungsstellen wurde, so die Reichszentrale in Berlin oder später die Auswanderungsstellen in Prag oder Amsterdam. Heydrich brüstete sich bei einer Konferenz im Reichsluftfahrtministerium kurz nach der Reichskristallnacht, die Zentralstelle in Wien habe in kurzer Zeit immerhin 50 000 Juden aus Österreich herausgebracht, während es im Altreich nur 19 000 Juden waren.

Am 7. November 1938 hatte Herschel Grynszpan in Paris den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath bei einem Attentat getötet. Zu der Zeit war die Führungsspitze der NSDAP in München versammelt, um den 15. Jahrestag des Hitlerputsches zu begehen.

Von München aus erging nun die Weisung zu den seit der Machtübernahme heftigsten antisemitischen Ausschreitungen, die als Reichskristallnacht in die Geschichte eingegangen sind. 91 Tote, 267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte – das war die “offizielle” Bilanz der “berechtigten und verständlichen Empörung des deutschen Volkes“, wie das NS-Regime dazu erklärte. Tatsächlich starben mehr als 1300 Menschen. Über 1400 Synagogen oder Gebetshäuser, das war mehr als die

Hälfte in Deutschland und Österreich wurde stark beschädigt oder ganz zerstört. Am nächsten Tag wurden mehr als 30 000 männliche Juden in Konzentrationslager verschleppt. Das einzige was Göring daran zu kritisieren hatte war, die “volkswirtschaftlich unsinnige Zerstörung von Sachwerten”.

Wie Hitler schon bei der Tagung ausgeführt hatte, die im Hossbachprotokoll beschrieben wurde, stand jetzt die Tschechoslowakei auf seiner Tagesordnung. Schon vor dem Einmarsch in Österreich hatte er in der Reichstagsrede vom 20. Februar 1938 erklärt “

so wird auch das heutige Deutschland seine wenn auch um soviel begrenzteren Interessen zu vertreten und zu wahren wissen. Und zu diesen Interessen des Deutschen Reiches gehört auch der Schutz jener deutschen Volksgenossen, die aus eigenem nicht in der Lage sind, sich an unseren Grenzen das Recht einer allgemeinen menschlichen, politischen und weltanschaulichen Freiheit zu sichern.” Als Hebel in der Tschechoslowakei sollte Konrad Henlein mit seiner Sudetendeutschen Partei SdP (seit 1935, vorher Sudetendeutsche Heimatfront) Am 24. April 1938 stellte Henlein in Karlsbad ein acht-Punkte-Programm vor, ganz im Sinne Hitlers “immer so viel (zu)fordern, dass wir nicht zufrieden gestellt werden können.“

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Henlein forderte die volle Gleichberechtigung der deutschen Minderheit als Volksgruppe, die Feststellung und Anerkennung des deutschen Siedlungsgebiets innerhalb der Tschechoslowakei,den Aufbau einer deutschen Selbstverwaltung mit ausschließlich deutschen Beamten, die Wiedergutmachung der ab 1918 erlittenen wirtschaftlichen Schäden der deutschsprachigen Bewohner und endlich die „volle Freiheit des Bekenntnisses zum deutschen Volkstums und zur deutschen Weltanschauung”.

Der tschechische Premierminister Milan Hodza war bereit dieser Forderung mit dem Entwurf einer neuen Verfassung entgegenzukommen. Der tschechische Präsident Edvard Benes lehnte dies aber ab. Am 21. Mai nahm die Tschechoslowakei

eine Teilmobilmachung vor, die von Großbritannien und Frankreich gebilligt wurde.

Hinter den Kulissen gab es wegen der Sudetenkrise, die ja die Gefahr eines zunächst nur europäischen Krieges befürchten ließ, hektische diplomatische Aktivitäten. Auch Bürckel hatte sich da eingeschaltet. Er hatte geheime Kontakte zur böhmischen Hocharistokratie geknüpft, vor allem zu Max Egon von Hohenlohe-Langenburg. Dieser hatte sich schon vor der Sudetenkrise für eine Gleichstellung der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei eingesetzt. Er hatte hervorragende kontakte

nach allen Seiten. Er bewegte sich ganz ohne offizielle Funktion in den unterschiedlichsten Kreisen, beim britischen Foreign office, beim tschechischen Präsidenten und Ministerpräsidenten aber auch beim Staatsekretär in Berlin. Auch der Wiener Bürgermeister

Neubacher hatte Kontakte nach England und zwar zu dem böhmischen Grafen Alfred Dubsky, der über enge Verbindungen zu Londoner Regierungskreisen verfügte. Über ihn erfuhr Neubacher von deren diplomatischen Schritten zur Lösung der Sudetenkrise.

Neubacher gab seine Informationen dann an Bürckel weiter. Diese deutsch-böhmische Adelsgruppe stand aber auch mit der konservativen, vor allem militärischen Opposition in Kontakt. So blieben dieser die Kontakte Bürckels natürlich nicht verborgen.

Sie hofften, Bürckel für ihre Pläne zur Vermeidung des Krieges zu gewinnen. Es ist alles nichts Näheres bekannt, ob es Kontaktversuche der Militäropposition zu Bürckel gegeben hat. Bürckel hatte in seinen Reden zur Volksabstimmung immer wieder den ehrlichen Friedenswillen des deutschen Reiches betont. Auch als die Sudetenkrise ihrem Höhepunkt zustrebte, betonte Bürckel die feste Entschlossenheit gegen jeden, der den Frieden stören wolle.

In England war Neville Chamberlain seit 1937 Premierminister. Schon sein Vorgänger Ramsay MacDonald begegnete Hitler mit der “Appeasement”-Politik, also einer Beschwichtigungspolitik. Dieses Konzept ein Nachgeben innerhalb bestimmter, als „vernünftig“ geltender Regeln vor und tat gleichzeitig Hitlers Attacken als bloß rhetorisch ab. Auch Edouard Daladier mehrfacher französischer Ministerpräsident, zuletzt wieder von 1938-1940 folgte den Briten mit dieser Politik. Die Tschechoslowakei musste einsehen,

dass sie keinen Bündnispartner mehr hatte, der bereit war, für sie zu kämpfen. Dafür hatte sie einen Nachbarn, der täglich zielstrebig das Feuer weiter schürte. Außerdem schlug Hermann Göring am 1. August dem ungarischen Botschafter vor, Ungarn solle ebenfalls Gebietsforderungen an die Tschechoslowakei stellen und auch Polen wurde ermuntert, dies zu tun.

Am 12. September sagte Hitler in seiner Abschlussrede zum Reichsparteitag. “wenn diese gequälten Kreaturen kein Recht und keine Hilfe selbst finden können, sie beides von uns bekommen können. Die Rechtlosmachung dieser Menschen muss ein Ende nehmen.”

(bezogen auf die Sudetendeutschen)(Aus Max Domarus (Hg)Hitler.Reden und Proklamationen 1932-1942 2 Bde. Neustadt an der Aisch, Bd I, S. 897-906, bes. S. 901). Diese Rede stieß im Sudetenland auf begeisterte Zustimmung, löste aber auch Unruhen aus,

bei denen es Tote gab. Daraufhin erklärte sich Chamberlain bereit, unverzüglich mit Hitler zusammenzutreffen. Obwohl Hitler Chamberlain mehrfach brüskiert. Schon die Tatsache, den Gast nicht an einem Ort in der Mitte zwischen Berchtesgaden und London zu treffen, sondern ihn zwingt, auf den Berghof zu reisen, war eine Zumutung. Dort empfängt er ihn  so, dass er bei der Begrüßung auf der Freitreppe zwei Stufenüber ihm steht, war ein diplomatischer Affront. Als Hitler vorbringt, Benes  wende Gewalt gegen

seine Landsleute im Sudetenland an, er lasse sich das nicht länger bieten und werde diese Frage in kürzester Zeit aus eigener Initiative lösen “so oder so”. Auf diese unverhohlene Drohung von Gewaltanwendung, droht der Gast seinerseits mit der Abreise.

Hitler muss nachgeben und wenigstens grundsätzlich in offenen Verhandlungen einwilligen. Damit war Hitlers Eskalationsstrategie zunächst mal gescheitert. Der geplante Angriff auf die Tschechoslowakei sollte als Reaktion auf vermeintliche antideutsche

Maßnahmen der Prager Regierung kaschiert werden. Lord Walter Runciman  war schon am 8. August als Sonderbotschafter nach Prag geschickt worden um dort den Stand der sudetisch-tschechischen Differenzen zu ermitteln und gegebenenfalls auch zu vermitteln.

Sein Bericht, den er am 21. September abgab, war für die Tschechen nicht sehr gut  “Mein Eindruck ist, dass die tschechische Verwaltung im Sudetengebiet, wenn sie auch in den letzten 20 Jahren nicht aktiv unterdrückend und gewiß nicht “terroristisch” war, dennoch einen solchen Mangel an Takt und Verständnis und so viel kleinliche Intoleranz und Diskriminierung an den Tag legte, dass sich die Unzufriedenheit der deutschen Bevölkerung unvermeidlich zu einem Aufstand fortentwickeln mußte”

Er gibt die Empfehlung ab,die Grenzbezirke mit überwiegend deutscher Bevölkerung unverzüglich von der Tschechoslowakei zu trennen und Deutschland anzugliedern.

Chamberlain hatte Hitler nach dem treffen auf dem Berghof zugesagt, die Frage des Selbstbestimmungsrechts für die Sudetendeutschen sofort mit seinem Kabinett in London zu beraten und dann zu einem zweiten Gespräch nach Deutschland zurückzukommen.

Chamberlain hatte ja kein Mandat der Tschechoslowakei. Er hatte auch noch keine Zustimmung der Tschechen für die Anschlussforderungen Henleins und Hitlers. Hitler sicherte aber zu, die Wehrmacht nicht marschieren zu lassen, so lange die deutsch-britischen Gespräche laufen. Am 19. September forderte die englische und französische Regierung nun auf, Gebiete mit mehr als 50% sudetendeutscher Bevölkerung an das Deutsche Reich zu übergeben. Das lehnte die Tschechoslowakei aber ab. Zwei Stunden später

erklärt Hodza aber, dass die Tschechoslowakei im Falle eines Krieges ohne britische Unterstützung zum nachgeben bereit wäre. Da England und Frankreich klarstellen, den Tschechen beizustehen, falls Deutschland angreift, hat die Tschechoslowakei keine Wahl

und muss nachgeben. Der englisch-französische Plan zur Abtretung der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Gebiete wird akzeptiert, wenn auch “unter Schmerzen”. Der tschechische Staatspräsident Beneš hatte Frankreich noch einen

anderen Vorschlag gemacht, nämlich böhmische Landesteile mit 800-900.000 Sudetendeutschen an Deutschland abzutreten. Im Gegenzug sollten 1,5 bis 2 Millionen Sudetendeutsche aus der Tschechoslowakei nach Deutschland ausgesiedelt werden. Das findet

aber keine Zustimmung. Beneš  sucht nun Hilfe von der Sowjetunion. Da aber Polen und Rumänien keine Durchmarscherlaubnis für die Rote Armee in die Tschechoslowakei geben, ist auch von da keine Hilfe zu erwarten.Dass die Tschechoslowakei am 21. September die Abtretung des Sudetenlands akzeptiert hatte, machte den Weg frei für das zweite Treffen von Chamberlain und Hitler, diesmal in Bad Godesberg vom 22.-24.September. Chamberlain erklärt dass der französisch-britische Plan nur unter großen

Mühen und Druck zustande gekommen ist. Aber statt von Hitler Dank zu ernten sieht sich der englische Premierminister neue Forderungen Hitlers gegenüber. Er verlangt die gleichen Regelungen für die ungarische und die polnische Minderheit sowie die sofortige Besetzung der mehrheitlich von Sudetendeutschen bewohnten Zonen durch die Wehrmacht innerhalb von nur vier Tagen. In die Gespräche hinein wurde, die Nachricht bekannt, die Tschechoslowakei habe mobil gemacht. Chamberlain erklärte dies als tschechische Defensivmassnahme. Hitler interpretierte dies als aggressiven Akt der tschechoslowakischen Staatsführung. Auf deutscher Seite stehen nun sieben Divisionen. Hitler beharrt darauf, dass seine Forderungen bis zum1. Oktober erfüllt werden. Andernfalls so droht er, werde er die Sudetengebiete mit Gewalt besetzen. Dann gibt es plötzlich ein Vermittlungsangebot des italienischen Diktators Mussolini, das Hitler überhaupt nicht zu Pass kommt.Hitler lädt die Staats- und Regierungschefs aus Rom, Paris und London nach München ein.  Hitler sorgt dafür, dass die Tschechoslowakei, um die es ja geht, von den Verhandlungen ausgeschlossen bleibt. Es kommt zum “Münchner Abkommen “von 1938. Es ist keine Vereinbarung zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei sondern der drei Siegermächte des Ersten Weltkriegs. Diese  vereinbaren die Räumung der Sudetenlande mit der Tschechoslowakei. Sie haben ja auch in Saint-Germain-en-Laye die Auflösung der österreichischen Reichshälfte mi dem dort geschlossenen Staatsvertrag nach dem Ende des 1. Weltkriegs die Tschechoslowakei gegründet. Mit dem Abkommen gaben die damaligen Siegermächte ihre Zustimmung zum Anschluss des gesamten Sudetenlandes an das Deutsche Reich.

Teile der Wehrmacht standen zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft Hitler und seinen Kriegsplänen durch aus kritisch gegenüber. Im Laufe der Sudetenkrise bildete sich ein Widerstandskreis an dem Militärs aus dem Heer aber auch Beamte aus dem auswärtigen Amt beteiligt waren. Einer der wichtigsten Planer war der Abwehroffizier Hans Oster. Er hatte schon 1935 begonnen ein Netzwerk von Opponenten des NS-Regimes in Staat, Verwaltung und Sicherheitsorganen zu knüpfen. Auch sein Chef Wilhelm Canaris war an den Plänen für den Umsturz beteiligt. Ranghöchster Militär war Ludwig Beck, Generalstabschef des Heeres. Er hatte nach dem Hossbachprotokoll die Absicht des Führers kritisiert, die Tschechoslowakei so schnell wie möglich anzugreifen. Im August 1938 bat er um Enthebung von seiner Stellung und übergab am 27. August die Dienstgeschäfte an Franz Halder. Alle drei wurden später im Zuge des Attentates vom 20.Juli 1944 getötet, Beck direkt nach dem Attentat, als die ihm zugestandene Selbsttötung nicht glückte, Oster und Canaris kurz vor Kriegsende in Flossenbürg. Bei der “Septemberverschwörung” wurde geplant, dass Hitler am 28. September 1938 gefangen genommen und vor Gericht gestellt werden. Der Plan wurde dann noch so abgeändert, dass Hitler getötet werden sollte. Am 28. September kam aber die überraschende Nachricht von der Münchner Konferenz. Hitler hatte teilgenommen und der friedlichen Lösung der Sudetenfrage zugestimmt. Nicht nur, dass er alle seine Ziele erreicht hatte. Er stand nun auch noch als Wahrer des Friedens da. Die Verschwörer hatten ihre Waffe  Hitlers militärisches Abenteurertum verloren. Die Popularität des Führers hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Verschwörer erholten sich von dieser Wende lange nicht. Nur ein kleiner Kern blieb zusammen. Erst mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg gelang es wieder Staatsstreichpläne zu schmieden, die über ein blosses Attentat hinausgingen. Der Gestapo wurden die Umsturzpläne vom September 1938 erst bekannt, als nach dem 20. Juli

Akten in einer Außenstelle des Amtes Abwehr in Zossen gefunden wurden.

Was hatte Hitler erreicht? Er hatte einen großen Gebietsgewinn erzielt. Er hatte  der Tschechoslowakei das Befestigungssystem abgenommen, neue Industrien gewonnen und Benes ins Exil gezwungen. aber er hatte mehr gewollt. Das Ziel war Prag.

Zwar hatte er in seiner Rede im Sportpalast am 26. September 1938 zwei Tage vor der Münchner Konferenz vollmundig erklärt, was er Chamberlain gesagt habe: “Ich habe ihm weiter versichert und wiederhole es hier, daß es – wenn dieses Problem gelöst ist ist — (gemeint ist das Problem “Sudetenland”)für Deutschland in Europa kein territoriales Problem mehr gibt! “(online in www.ns-archiv.de/krieg/1938 )

Aber  nur drei Wochen später gibt er den Geheimbefehl zur Erledigung der “Resttschechei” Am 1. Oktober besetzen deutsche Truppen das Sudetenland. Vom 2.bis 10. Oktober besetzten polnische Truppen das Olsagebiet. Das ist in etwa das Gebiet des Herzogtums

Teschen im Habsburger Reich. Die Polen leiteten ihren Anspruch aus dem Zusatzabkommen zum Münchner Abkommen ab. “Sobald die Frage der polnischen und ungarischen Minderheiten in der Tschechoslowakei geregelt ist, werden Deutschland und Italien ihrerseits der Tschechoslowakei eine Garantie geben. “ Auch Ungarn machte daraus seine Ansprüche geltend und erhielt durch den Ersten Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938 den die Außenminister des Deutschen Reichs Ribbentrop und Italiens Ciano beschlossen hatten, in der Südslowakei und in der Karpatoukraine, wo eine ungarische Bevölkerungsmehrheit lebte, Gebiete zugesprochen.Berlin arbeitete weiter gezielt an der Destabilisierung der Tschechoslowakei. In der folge der Abtretungen musste die

Regierung den Provinzen Slowakei und Ruthenien eine umfassende Autonomie mit eigenem Parlament und eigener Regierung zugestehen. In der Slowakei war man damit aber nicht zufrieden. Slowakische Extremisten strebten eine Loslösung von der Tschechoslowakei mit totaler Selbstständigkeit an, voll unterstützt von Berlin. In einem Gespräch mit Ďurčanský, 1939-1940 Innen-und Außenminister des Slowakischen Staates sagte Hermann Göring: “Eine Tschechei ohne Slowakei ist uns, noch mehr, restlos

ausgeliefert.”(IMG Internationaler Militärgerichtshof Bd. III S. 171)

Seyss-Inquart schaltete sich ein. Er genoss bei den slowakischen Politikern Sidor, Tiso und Hlinka ein gewisses vertrauen, da er sich bei den Verhandlungen zum Wiener Schiedsspruch erfolgreich für die slowakischen Interessen eingesetzt hatte. Für ihn sprach auch, dass er wie  die slowakischen Politiker  eine katholische, konservative Herkunft hatte. Für Seyss-Inquart war es die Gelegenheit, verlorenen Boden gutzumachen.Aber auch Bürckel  mischte mit.

Am 9. März ließ Hacha, der seit dem Rücktritt von Benes Präsident der Tschechoslowakei war, die Slowakei besetzen. Die Zentralregierung setzte Tiso ab. Neuer slowakischer Regierungschef wurde Sidor. Berlin betrachtete auch nach seiner Absetzung Tiso noch als

legitimen Vertreter. Außerdem lehnte Sidor die Ausrufung der Selbstständigkeit der Slowakei ab.  Nun sollte Tiso den Slowakischen Staat ausrufen. Agenten des SD luden Tiso offiziell ein nach Berlin zu kommen. Auch ein Gespräch mit Hitler wurde in Aussicht gestellt. In Begleitung von Ďurčanský und Keppler traf er am 13. März in Berlin ein. Er hatte sich vorher von der neuen slowakischen Regierung die Zustimmung zur Reise nach Berlin geben lassen. Ribbentrop und Hitler verlangen von Tiso eine unverzügliche Entscheidung ob die Slowakei selbstständig werden wolle. Gleichzeitig informieren sie ihn über den ungarischen Truppenaufmarsch an der Slowakei. Doch auch Tiso will die Selbstständigkeit der Slowokei auf legalem Weg erreichen.

Er hatte schon vor seinem Abflug nach Berlin den slowakischen Landtag für den nächsten Tag einberufen. Tiso ist am nächsten Tag in Pressburg zurück. In einer kurzen Rede informiert er den Landtag über sein Gespräch in Berlin. Die Regierung Sidor tritt zurück.

Tiso erklärt “Kraft des Selbstbestimmungsrecht der Völker erkläre ich hiermit die Unabhängigkeit der Slowokei (nach Benoist-Méchin, Histoire de l’armée allemande Bd. 6, S. 65) Alle Abgeordneten erheben sich zum Zeichen der Zustimmung.

Am 18. März wurde zwischen der Slowakei und dem Deutschen Reich ein “Schutzvertrag” abgeschlossen.

Die Erledigung der  Resttschechei war nun auch rasch über die Bühne gegangen. Schon am 14. März überschreiten deutsche Soldaten die tschechische Grenze und besetzen Mährisch-Ostrau. Hácha war nach Berlin gebeten worden, wobei es so arrangiert worden war,

als ob der Gesprächswunsch von den Tschechen ausgegangen wäre. Es war nun keine Verhandlung die folgte, sondern ein Diktat. Hitler erklärt dem tschechischen Präsidenten, dass er den Befehl gegeben habe, in die Rest-Tschechoslowakei einzurücken und das es nur zwei Möglichkeiten gebe, entweder die tschechische Armee leiste keinen Widerstand, dann würde er der Tschechoslowakei die größtmögliche Autonomie gewähren, mehr als sie im Habsburger Reich gehabt hätte. Falls die Armee widerstand leiste, werde sie mit allen zur Verfügung stehenden Mittel vernichtet werden.Der aus dem Urlaub herbeigerufene Generalfeldmarschall setzt mit der Drohung nach, Prag bombardieren zu lassen. Hácha gibt nach und unterschreibt am frühen morgen eine Erklärung, dass er” das Schicksal des tschechischen Volkes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches legt” (ADAP, Serie D, Bd.IV, Dokument 229)

Bis zum Abend hat die Wehrmacht die Landesteile Böhmen und Mähren besetzt. Am Abend traf Hitler in Prag ein. aus der Tschechoslowakei war das Protektorat Böhmen und Mähren geworden. Zum Reichsprotektor wird Konstantin Freiherr von Neurath bestellt.

Bürckel wurde Chef der Zivilverwaltung in Mähren mit Sitz in Brünn.

Die Zerschlagung der Tschechoslowakei wird international als Bruch des Münchner Abkommens angesehen. England, Frankreich, Polen, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion erkennen die faktische Annexion nicht an. Die USA verhängten ab dem 17. März

1939 einen Strafzoll in Höhe von 25 % auf alle deutschen Importe. Folgenreichste Entscheidung wie sich bald zeigen sollte, war eine Garantieerklärung, die England und Frankreich dem polnischen Staat am 31. März gaben.

Die Angliederung Böhmens und Mährens ohne Krieg, die Untätigkeit der Regierungen in London, Paris und Moskau sieht Hitler als Schwächezeichen und zieht den falschen Schluss, dass sie nicht in der Lage seien, sich zu einer Abwehr durchzuringen. Bestärkt wird er

in seiner Annahme dass die Botschafter Francois-Poncet und Henderson wiederholt militärisches Eingreifen angedroht hatte. Passiert war aber nichts.

Noch einmal fällt ein weiteres Gebiet ans Reich zurück. 1920 war das Memelland abgetrennt worden. Es wurde als Völkerbundsmandat unter französische Verwaltung gestellt. 1923 drangen litauische Soldaten und Freischärler in das Memelgebiet ein und vertrieben 200 französische Soldaten. Die Ständige Botschafterkonferenz der Siegermächte legt Protest ein. Litauen weigerte sich jedoch, das Memelland herauszugeben. Die Siegerstaaten gaben nach und übertrugen am 16. Februar 1923 die Souveränität über das Memelgebiet an Litauen. Der Völkerbund schloss aber nun mit dem Land Litauen die Memelkonvention .Als Anhang gehörte dazu das Memelstatut. Die litauische Regierung ist durch einem Gouverneur im Memelland vertreten. Ohne dass sie befragt wurden, werden die Memelländer Litauer. Ständige Reibereien sind an der Tagesordnung. Nach dem Österreich und das Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen worden waren, wollen auch die Memelländer “heim ins Reich”.

Litauen will sich  nun seinen Anspruch auf das Memelland von Frankreich und England garantieren lassen, erhält die Garantie aber nicht.  Am 31. Oktober 1938 will Litauen die deutsch-litauischen Beziehungen neu zu gestalten und bittet um eine

Erklärung  Deutschlands  zur Unverletzbarkeit des litauischen Staatsgebiets. Da dies praktisch einen Verzicht auf das Memelland bedeutet, kommt diese Erklärung natürlich nicht. Vor weiteren Gesprächen verlangt Deutschland aber erst einmal die

völlige Einhaltung der Autonomie für das Memelland. Am 1. Dezember erklärt Litauen die Bereitschaft, dem Memelgebiet die volle Autonomie zu geben. Im Außenministerium werden zwei Vertragsentwürfe entworfen. Im Entwurf I steht

die Rückkehr des Memellands zu Deutschland  als Gegenleistung einen litauischen Freihafen und Wirtschaftsprivilegien in Memel. Entwurf II sieht nur die volle Autonomie für das Memelland vor. Am 11. Dezember 1938 finden wieder Wahlen statt.

die deutsche Liste erhält 87 % der Stimmen, was man auch als Votum der Bevölkerung für den Anschluss an das reich werten könnte. Am 20. März 19139 reist der litauische Außenminister Urbšys  nach Berlin. Dort wird er von Ribbentrop vor die Wahl

gestellt die Streitfrage gütlich zu lösen. Litauen gibt das Memelland zurück, dafür erhält es einen Freihafen. Falls nicht, haben die Militärs das Wort. Am Tag darauf berät das litauische Kabinett darüber. Am 22. März 1939 schließen Litauen und das Deutsche

Reich darüber einen Vertrag ab.

Heimkehr Memel

 

Danach ging es zielstrebig der nächsten militärischen Auseinandersetzung entgegen. Am 11. April gibt Hitler die “Weisung für die einheitliche Kriegsvorbereitung der Wehrmacht für 1939/40”. Darin ist der Fall Weiss, der die Planung für einen Angriff auf Polen enthielt.

Die englisch-französische Garantieerklärung für Polen, sowie die Weigerung Polens Zugeständnisse in der Korridor- Frage zu machen, nahm Hitler zum Anlass, am 28. April sowohl das englisch-deutsche Flottenabkommen als auch den Nichtangriffspakt mit Polen zu kündigen.

Am 23. Mai 1939 berief er die Oberbefehlshaber der Wehrmacht auf dem Oberberghof ein. Dort erklärte er den versammelten Kommandeuren, dass eine Auseinandersetzung mit Polen unvermeidlich sei und auch worum es vor allem gehe.

“Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie der Lösung des Baltikum- Problems. Lebensmittelversorgung ist nur von dort möglich, wo geringe Besiedelung herrscht. Neben der Fruchtbarkeit wird die deutsche, gründliche Bewirtschaftung die Überschüsse gewaltig steigern. “ (NS-Archiv, 23.05.1939).

Am 23. August 1939 unterzeichneten Ribbentrop und Molotow in Moskau in Anwesenheit Stalins den Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt. Er stand zwar im Widerspruch zu Hitlers bisherigen antibolschewistischen Haltung. Aber er vereitelte

die britisch-französischen Bestrebungen die Sowjetunion in eine Allianz gegen das nationalsozialistische Deutschland einzubinden. Vor allem hielt er ihm den Rücken frei zu einem Überfall auf Polen.

Im Geheimen Zusatzprotokoll wird auch die Aufteilung, Ausbeutung und Unterdrückung Europas durch das nationalsozialistische Deutschland und die stalinistische Sowjetunion aktenkundig gemacht.

“Aus Anlass der Unterzeichnung des Nichtangriffsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken haben die unterzeichneten Bevollmächtigten der beiden Teile in streng vertraulicher Aussprache die Frage der Abgrenzung der beiderseitigen Interessenssphären in Osteuropa erörtert. Diese Aussprache hat zu folgendem Ergebnis geführt:

  1. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung in den zu den baltischen Staaten (Finnland, Estland, Lettland, Litauen) gehörenden Gebieten bildet die nördliche Grenze Litauens zugleich die Grenze der Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR. Hierbei wird das Interesse Litauens am Wilnaer Gebiet beiderseits anerkannt.
  2. Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung der zum polnischen Staate gehörenden Gebiete werden die Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR ungefähr durch die Linie der Flüsse Narew, Weichsel und San abgegrenzt.
    Die Frage, ob die beiderseitigen Interessen die Erhaltung eines unabhängigen polnischen Staates erwünscht erscheinen lassen und wie dieser Staat abzugrenzen wäre, kann endgültig erst im Laufe der weiteren politischen Entwicklung geklärt werden.
    In jedem Falle werden beide Regierungen diese Frage im Wege einer freundschaftlichen Verständigung lösen.
  3. Hinsichtlich des Südostens Europas wird von sowjetischer Seite das Interesse an Bessarabien betont. Von deutscher Seite wird das völlige politische Desinteressement an diesen Gebieten erklärt.
  4. Dieses Protokoll wird von beiden Seiten streng geheim behandelt werden.

Moskau, den 23. August 1939.” (NS-Archiv, 23.8.1939)

Ab Ende August inszenieren SS-angehörige als polnische Freischärler getarnt immer wieder Grenzzwischenfälle. Die bekannteste war der angebliche Überfall auf den Sender Gleiwitz. Am 1. September erfolgt der Angriff auf Polen.

Im Reichstag hält Hitler die berühmte Rede:”Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft. Wer selbst sich von den Regeln einer humanen Kriegsführung entfernt, kann von uns nichts anderes erwarten, als dass wir den gleichen Schritt tun. Ich werde diesen Kampf, ganz gleich, gegen wen, so lange führen, bis die Sicherheit des Reiches und bis seine Rechte gewährleistet sind” Er hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass

England und Frankreich “nur mit dem Säbel rasseln” würden. Umso mehr war er erschüttert, als ihm die beiden Westmächte noch am Abend des 1. September eindeutige Ultimaten überreichen ließen und am 3. September den Krieg erklärten.

Allerdings griffen sie noch nicht aktiv in den Krieg ein. An Kopfstärke gemessen Angreifer waren der polnischen Armee gleich. Rüstungstechnisch und an Beweglichkeit war die Wehrmacht aber weit überlegen. Das taktische Konzept war von dem Zusammenspiel von Luftwaffe und Heer bestimmt. Vom ersten Tag an führte die Wehrmacht den Krieg mit grausamer Härte. Schon am 6. Oktober kapitulierten die letzten Truppenteile. Die Sowjetunion und Deutschland teilten Polen unter sich auf, wie sie es in ihrer Zusatzvereinbarung zum Nichtangriffspakt abgemacht hatten. Die deutsch besetzten Gebiete wurden als Danzig-Westpreussen und Wartheland als Reichsgaue in das Deutsche Reich inkorporiert. Was nicht in der sowjetischen Interessensphäre lag, wurde

“Restpolen” in einem Generalgouvernement okkupiert und ausgebeutet.

Im Westen kam es zunächst zum Sitzkrieg oder französisch drôle de guerre. Frankreich startete am 9. September die Saaroffensive und überschritt im Saarland die Grenze. Die Wehrmacht zog sich hinter den Westwall zurück. Frankreich war nicht auf einen

Offensivkrieg vorbereitet und auf deutscher Seite gab es einen Führerbefehl, der untersagte, die Grenze ohne ausdrückliche Genehmigung Hitlers zu überschreiten. Man wollte auf jeden fall einen Zweifrontenkrieg vermeiden.

Am 9. April 1940 begann das Unternehmen “Weserübung”. Das war die Besetzung Norwegens und Dänemarks zum einen um sich die Häfen Norwegens zu sichern, zum andern um eine Seeblockade zu verhindern. Außerdem sollte die Kontrolle der Ostseezugänge

und vor allem die Eisenerzversorgung aus Schweden gesichert werden. Am 10. April 1940 begann der insgesamt 29 mal verschobene Westfeldzug. Am 10. Januar gelangten die Belgier und damit auch die Engländer und Franzosen in Besitz des Plans für einen wichtigen Teil des deutschen Einfalls in Frankreich und der Niederlande. Ein Kurier sollte die Unterlagen zu einer Stabsbesprechung nach Köln bringen. Dort wurde er aufgehalten. Er erhielt ein Angebot in einer Kuriermaschine der Luftwaffe mitzufliegen.

Er nahm es an trotz strengen Verbotes, Geheimsachen auf dem Luftweg zu befördern. Der Pilot verflog sich bei dichtem Nebel und landete in Belgien. Bevor die Akten vernichtet werden konnten, trafen belgische Gendarmen ein. Daraufhin wurde ein völlig

neuer Angriffsplan ausgearbeitet. Erich von Manstein erarbeitete den “Sichelschnittplan” . Statt wie leicht vorauszuberechnen ähnlich wie im Schlieffenplan im 1. Weltkrieg in einer Umfassungsbewegung durch Belgien nach Frankreich vorzustoßen,

änderte er die Angriffsrichtung. Der Angriffsschwerpunkt sollte nun in den Ardennen liegen. Diese bewaldete Bergland schien Frankreich nicht für einen Panzerangriff geeignet zu sein. Entsprechend schwach waren die dort postierten Einheiten.

Das Überraschungsmoment war voll auf deutscher Seite. Zwar gelang es den Belgiern fast alle Brücken zu sprengen. Obwohl das Marschtempo so erheblich eingeschränkt wurde, erreichten die Spitzen der Panzertruppe General Guderians bereits am 12. Mai die Maas. Am 18. Mai war bereits die Kanalküste erreicht. Am 24. Mai wurde Dünkirchen erreicht. Dort war das britische Expeditionskorps. Es konnte aber entkommen, nicht zuletzt wegen des Haltebefehls, den Rundstedt gegeben hatte. 338.000 Mann konnten übergesetzt werden. In Frankreich hinterließ die Evakuierung aber auch ein Gefühl des Im Stich gelassen seins. Der Krieg in Frankreich war rasch zu Ende. Am 14. Juni marschierte die Wehrmacht in Paris ein. Am 22. Juni wurde in Compiegne der Waffenstillstand geschlossen. Hitler machte daraus seinen persönlichen Triumph. Schon der Ort war mit Bedacht ausgewählt. Dort hatte 22 Jahre zuvor Matthias Erzberger die deutsche Kapitulation unterschreiben müssen. Sogar den Waggon in dem das stattgefunden hatte,

hatte Hitler aus dem Museum holen lassen und auf die Gleise stellen lassen. Die “Vorrede” zum Waffenstillstandsabkommen drückt genau dieses aus.

“Wenn zur Entgegennahme dieser Bedingungen der historisch Wald von Compiègne bestimmt wurde,  dann geschah es, um durch diesen Akt einer
wiedergutmachenden Gerechtigkeit — einmal für- immer – eine Erinnerung zu löschen, die für Frankreich kein Ruhmesblatt seiner Geschichte war, vom
deutschen Volke aber als tiefste Schande aller Zeiten, empfunden wurde. (online unter www.zaoerv.de)

Der Sieg über Frankreich wurde vom Nationalsozialismus als dreifacher Triumph empfunden. Einmal war es das Ende eines Ringens über drei Jahrhunderte hinweg. Und Deutschland war schließlich siegreich geblieben. Ludwig XIV. hatte den Kampf

um die Rheinlinie begonnen. Stück um Stück ging in dessen Verlauf für das Deutsche Reich verloren. Dann war es der Sieg “über die abgelegten Ideale” von 1789, über die “Untermenschenrevolution” (Zitat aus Das Schwarze Korps, vom 22.08. 1940)

mit Postulaten der Menschenrechte, der parlamentarischen Regierungsform, der Demokratie, “den sanften Idealen und der brutalen Wirklichkeit” (Eugen Mündler im “Reich” vom 21.7. 1940). Auch über die Urheber und Hüter der Versailler Ordnung wurde triumphiert. Frankreich und England hatten ja den Völkerbund dominiert und dabei die kleinstaatliche Klientel bedient. Im kleinen Kreis wurden nun die Pläne für die Aufteilung Frankreichs erörtert. Burgund stand im Blickpunkt der publizistischen Vordenker.

Gehörte es ihrer Meinung nach zum  “germanischen Kreis” wie die Champagne und Elsass-Lothringen. Himmler hatte in Burgund die deutschen Südtiroler ansiedeln wollen. In Elsass-Lothringen wurde eine Politik der Rückgliederung schon in den ersten

Anordnungen der Militärverwaltung im Jahre 1940 erkennbar. Das Vorgehen wurde gleichermaßen bestimmt durch das Verlangen nach Wiedergutmachung der Inbesitznahme von 1681 und 1918 wie auch dem germanischen Blut-und Rassemythos.

Man führte den Begriff des volksdeutschen Elsass-Lothringer ein, um die alteingesessene Bevölkerung von der 1918 zugewanderten französischen Bevölkerung zu unterscheiden. (zu diesem kurzen Abschnitt der Aufsatz “Nationalsozialistische Europaideologie”

von Paul Kluke in Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte online www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1955_3_2_kluke.pdf)

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Am 2. 8. 1940 unterzeichnete Hitler einen Geheimerlass. Damit ernannte er die Gauleiter Bürckel Westmark und Wagner Baden als Chefs der Zivilverwaltung CdZ in Lothringen bzw. im Elsass.(Institut für Zeitgeschichte Fb 91 Fotokopie) Wie das schon bei Bürckel in Österreich geschehen war, wurden sie einerseits Hitler unmittelbar unterstellt andererseits waren sie an die fachlichen Weisungen der obersten Reichsbehörden gebunden. Dies zeigte, dass Hitler gewillt war, Elsass-Lothringen dem Deutschen Reich einzuverleiben. In einer Besprechung mit den beiden Gauleitern erläuterte Hitler seine Zielvorstellung, dass Elsass-Lothringen in 10 Jahren völlig deutsche Gebiete würden.

Am 2. August 1940 wurde Bürckel in seinen Funktionen als Gauleiter und Reichsstatthalter durch Baldur von Schirach abgelöst. Dieser war vorher Reichsjugendführer. Nach seiner Ernennung zum Gauleiter von Wien wird er Beauftragter der für die Inspektion der

gesamten HJ. Außerdem wird er ab September mit der Kinderlandverschickung beauftragt. Während des Zweiten Weltkriegs waren rund 5 Millionen Kinder und Jugendliche aus den durch Luftangriffen bedrohten Städten evakuiert worden.

In Wien wurde Bürckel keine Träne nach geweint, weder von den Wienern noch von vielen Parteifunktionären. Wie schon öfters gezeigt stieß er öfters auch mit Ministern zusammen, da er von niemanden einen Kompetenzrahmen respektierte,

wenn es um die Durchsetzung seiner Vorstellungen ging. Er konnte sich das leisten, da er bei Hitler in höchstem Ansehen stand und von dort praktisch immer Rückendeckung erhielt. In Wien kam seine joviale Pfälzer Art nicht an. Hinter vorgehaltener

Hand sprach man vom “Bierleiter Gauckel”, womit auch auf seine Affinität zum Alkohol angespielt wurde. Am 10. August wurde er offiziell verabschiedet. Von Heß bekam er ein persönliches Schreiben von Hitler überreicht. Er erhielt zahllose Geschenke.

Der Dr.Ignaz-Seipel-Ring wurde in Josef-Bürckel-Ring umbenannt. Allerdings erhielt er am 27. April 1945 seinen alten Namen zurück.

 

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Ein weiteres Kapitel bleibt mit dem Namen der beiden Gauleiter verbunden, nämlich die Deportation von rund 6500 badischer und pfälzer Juden nach Gurs.  In der Nacht vom 20. auf 21. Oktober 1940 zum Abschluss des Laubhüttenfestes musste sich die

jüdische Bevölkerung reisefertig machen. Sie hatte dazu nur rund 2 Stunden Zeit. Nur 50 Kilo Gepäck und eine Barschaft von 100 Reichsmark durfte mitgenommen werden. In sieben Eisenbahnzügen aus Baden und zwei aus der Pfalz wurden die Deportierten nach

Gurs am Fuß der Pyrenäen deportiert. Organisiert hatte die Züge Adolf Eichmann. Gurs war ursprünglich als Internierungslager für politische Flüchtlinge und Kämpfer im Spanischen Bürgerkrieg eingerichtet worden. Für so viele Menschen war

das Lager ursprünglich natürlich nicht vorgesehen. Entsprechend katastrophal waren die hygienischen Bedingungen. Im Schnitt starben täglich sieben Menschen. Die beiden Gauleiter aber konnten am Abend der Deportation stolz nach Berlin

melden “Mein Gau ist judenfrei”. Ab September 1941 wurde mit den ersten Vergasungen in Auschwitz begonnen. Ab August 1942 wurden die Insassen, die bisher in Gurs überlebt hatten, in die Vernichtunsglager im Osten weiter transportiert und

dort umgebracht.

Vor den letzten Lebensjahren von Bürckel nochmal ein Blick auf das Gesamtgeschehen.

Nachdem Frankreich kapituliert hatte, ging der Krieg trotzdem weiter, weil  Großbritannien das sogenannte Friedensangebot vom 19. Juli 1940 nicht annahm. Mit der Weisung 16 vom 16.Juli 1940 hatte Hitler die Vorbereitung zu einer Landungsoperation

gegen England vorzubereiten, die dann unter dem Namen Unternehmen Seelöwe lief. Die Vorbereitung sollte Mitte August abgeschlossen sein. “Die englische Luftwaffe muss moralisch und tatsaechlich so weit niedergekaempft sein, dass sie keine nennenswerte Angriffskraft dem deutschen Uebergang gegenueber mehr zeigt. “ hieß es in der Weisung. Am 2. Juli begann nun Göring die “Luftschlacht um England”. Zunächst erfolgte eine begrenzte Offensive gegen die Schifffahrt im Ärmelkanal. Ziel war auch, die

RAF durch die Vernichtung ihrer Flugzeuge in der Luft zu schlagen.Aber die deutsche Luftwaffe erlitt  sehr schnell große Verluste. Zwar konnte die Luftwaffe die Luftwaffe die Infrastruktur der britischen Armee schädigen, aber sie schaffte es weder die Lufthoheit zu erringen, noch dauerhaft das britische Potential an Flugzeugen und Piloten dauerhaft auszuschalten.Göring und Hitler hatten sich entschieden, London anzugreifen. Auch die Industriestädte Coventry und Birmingham waren Ziel der Angriffe.

Aber man schaffte es nicht, die Industrie entscheidend zu treffen oder die Bevölkerung zu demoralisieren. Die RAF und ihre Stützpunkte blieben durch die Zielverlagerung aber verschont. Die ohnehin bescheidenen Ressourcen an Menschen und Material wurden weiter zersplittert. Die Luftwaffe war so an keiner Front schlagkräftig genug, um den englischen Widerstand zu brechen. Eine weitere Folge war, dass die ins Auge gefasste Landungsoperation auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste.

Erstmals war es Hitler nicht gelungen, einem Land seinen willen aufzuzwingen.

Dafür dachte er an einen Angriff auf die Sowjetunion. “Lebensraum im Osten”. Schon in “Mein Kampf” hatte er geschrieben: “Damit ziehen wir Nationalsozialisten bewußt einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft. Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Rußland und die ihm untertanen Randstaaten denken” (Adolf Hitler: Mein Kampf. Zwei Bände in einem Band. S. 742.)

So gab er am 18. November 1940 die Weisung Nr. 21 “Fall Barbarossa” heraus

“Die deutsche Wehrmacht muss darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa).

Das Heer wird hierzu alle verfügbaren Verbände einzusetzen haben mit der Einschränkung, dass die besetzten Gebiete gegen Überraschungen gesichert sein müssen.” (online www.1000dokumente.de). Das war er konkrete Angriffsplan.

Italien seit dem Dreimächtepakt, der am 27. September 1940 in Berlin zwischen Italien, Japan und Deutschland geschlossen worden war, Deutschlands Kriegsverbündeter führte seit September 1940 einen Parallelkrieg in Nordafrika und im Mittelmeerraum.

Mit Verspätung startete am 9. September eine italienische Offensive gegen das von Großbritannien besetzte Ägypten. Ziel war es, den Suezkanal unter Kontrolle zu bringen. Nach Anfangserfolgen kam die Offensive ins Stocken und blieb weit hinter den

Erwartungen zurück. Am 28. Oktober begann Italien mit der Invasion in Griechenland. Das verbesserte die Lage in Ägypten natürlich nicht, sondern lenkte lediglich die Aufmerksamkeit ab. Mussolini glaubte an einen raschen Sieg. der Einmarsch entwickelte

sich aber zu einem Fiasko für den Duce. Die griechischen Truppen waren gut organisiert und kannten sich in dem schwierigen Gelände natürlich bestens aus. Die Italiener wurden in nur 14 Tagen über die Grenzen Albaniens zurückgedrängt.

In Nordafrika hatte Großbritannien einen erfolgreichen Gegenangriff zur Rückeroberung gestartet. Dieser verlief so erfolgreich, dass die italienische 10. Armee in Nordafrika fast vollständig aufgerieben wurde. Hitler zögerte lange, weil es natürlich den

geplanten Feldzug gegen Russland beeinträchtigte. Am 11. Januar gab er  mit der Weisung Nr. 22 schließlich den Einsatzbefehl für das Afrikakorps unter General Erwin Rommel. Rommels Meinung stand in krassem Gegensatz zu der des italienischen

Generals Gariboldi, der auf Defensive setzte. Rommel begann am 31. März eigenmächtig den Vormarsch und warf mit seiner Taktik des mobilen Wüstenkriegs die englischen Truppen rasch 800 Kilometer zurück und kam erst bei Tobruk zum Stehen.

Rommels Truppen waren allerdings zu schwach, um Tobruk einzunehmen. Nach schweren Verlusten befahl Rommel, die Eroberung dieser Hafenstadt zunächst zurückzustellen. Da das Afrikakorps mit schweren Versorgungsengpässen zu kämpfen hatte,

konnte man keine weiteren Vorstöße in Richtung Osten machen. Es kam zum Stellungskrieg bei Tobruk/Sollum. Im November begann Großbritannien mit der Operation Crusader. Die Besatzung von Tobruk konnte ausbrechen und es gelang den Engländer,

die deutschen Truppen fast auf ihre Ausgangsstellungen in der Cyrenaika zurückzuwerfen. Von Malta aus hatten britische U-Boote und Flieger die italienischen und deutschen Nachschubwege nach Nordafrika massiv gestört.

Anfang Januar flog nun die Luftflotte 2 Angriffe auf wichtige Knotenpunkte in Malta. Nun lief der Nachschub für eine Zeit wieder störungsfrei und Rommel konnte wieder die Initiative zurückgewinnen. Frisch herangeführte Verstärkungen und die Luftunterstützung ermöglichten ihm den Gegenangriff. Am 26. Mai startete eine neue Offensive mit dem Ziel Tobruk zu erobern. Das gelang am 20. Juni 1942. Die NS-Propaganda feierte diesen Handstreich und Rommel wurde zum Generalfeldmarschall befördert.

Die Panzertruppen kamen bis El Alamein. das ist 100 Kilometer vor Alexandria.Die Stadt sollte genommen werden und der Suezkanal besetzt werden. Hitler plante bereits, nach der Einnahme des Suezkanals weiter nach Vorderasien und bis nach Indien

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vorzustoßen und von dort die englischen Kolonien zu bedrohen. Soweit kam es aber nicht. die Engländer hatten vor El Alamein einen Verteidigungsgürtel aufgebaut. Südlich davor war sumpfiges Gelände, so dass der Gürtel nicht umgangen werden konnte.

Versorgungsengpässe waren aufgetreten. Die Offensive blieb stecken. Rommel wollte nun im August die Entscheidung erzwingen. Aber entgegen der Erwartungen war die Nachschubversorgung wesentlich schlechter geworden, da britische U-Boote immer mehr Schiffe versenken konnten. Außerdem war es dem britischen Nachrichtendienst gelungen, wichtige Erkenntnisse aus der Entschlüsselung des verschlüsselten geheimen deutschen Nachrichtenverkehrs zu gewinnen. So kannte die britische Armee bereits

vor dem Angriff der Deutschen die Angriffsschwerpunkte. So war der Widerstand wesentlich stärker. die angestrebten Ziele wurden nicht erreicht und der gewonnene Boden musste wieder aufgegeben werden.

Am 13. August 1942 übernahm Bernhard Montgomery den Oberbefehl über die 8. Armee, die in Nordafrika kämpfte. Am 23. Oktober startete er bei El Alamein den Gegenangriff gegen die Achsenmächte. Die kräftemäßig unterlegenen deutschen und Italiener wurden zum Rückzug nach Libyen gezwungen. Am 8. November 1942 landeten in Marokko und Algerien 100.000 Mann frische Kräfte aus Amerika und Großbritannien. Nun wurde ein Zweifrontenkrieg gegen das Afrikakorps eröffnet. Tobruk fiel am

13. November wieder an die Briten zurück. An der Ostfront (dazu später) war die Lage ebenfalls kritisch geworden das Desaster von Stalingrad bahnte sich an. Das Oberkommando der Wehrmacht konnte deshalb dem Afrikakorps kaum Verstärkung anbieten.

Das Kräfteverhältnis hatte sich inzwischen total verändert. Den Truppen der Achsenmächte standen 500.000 alliierte Soldaten gegenüber. Das waren doppelt soviel. Dazu verfügten die Alliierten über die vierfache Zahl an Panzern und die totale Luftüberlegenheit.

Ende Januar musste Libyen aufgegeben worden. Im März und April wurden die Soldaten der Achsenmächte eingeschlossen. Rommel flog nach Deutschland und schlug Hitler vor, das Afrikakorps nach Europa zurückzuziehen. Hitler blieb stur und verweigerte das wütend.Die Folge 230.000 Mann gerieten in Kriegsgefangenschaft. Die alliierten hatten nun die Kontrolle über den Mittelmeerraum und damit gute Voraussetzungen für die Landung auf Sizilien.

Auch auf dem Balkan hatte das militärische Vorgehen Italiens Hitler zum Eingreifen gezwungen, obwohl seit November 1940 Russland das Ziel war. Im Herbst hatten Italien und Deutschland die Balkanländer umworben. Schon vor dem Krieg waren sie wichtige

Rohstoff-und Nahrungsmittellieferanten. Am 27. Mai 1940 wurde der Öl-Waffen Pakt abgeschlossen. Er sah rumänisches Öl gegen deutsche Waffen vor. Es war vor allem für die deutsche Seite ein profitables Geschäft. Der Pakt legte eine feste Preisrelation für die von  Rumänien zu liefernden Mineralölerzeugnissen und den Waffen, die es dafür bekam fest und zwar unabhängig von den jeweiligen Tagespreisen am Markt. Am 23. November schließlich trat Rumänien dem Dreimächtepakt bei, um sich vor einer sowjetischen

aber auch vor einer deutschen Aggression zu schützen. Bulgarien hatte unter Zar Boris der Deutschen Wehrmacht zunächst ein Durchmarschrecht nach Griechenland eingeräumt. Am 1. März 1941 trat es dem Pakt bei. Am 25. März 1941 trat schließlich

noch das Königreich Jugoslawien bei unter Prinz Paul ein. Allerdings kam es zwei Tage später zu einem probritischen Militärputsch. Hitler akzeptierte den Versuch der neuen Regierung unter General Simovic nicht, zu einer neutralen Politik zurückzukehren und

begann am 6. April 1941 mit dem Angriff auf Jugoslawien. In der Weisung 25 vom 27.3.1941 hört sich das so an “Der Militärputsch in Jugoslawien hat die politische Lage auf dem Balkan geändert. Jugoslawien muss auch dann, wenn es zunächst Loyalitätserklärungen abgibt, als Feind betrachtet und daher so rasch als möglich zerschlagen werden.” Der Angriff auf Griechenland begann zur selben Zeit. Beide Staaten waren ohne Kriegserklärung oder vorheriges Ultimatum angegriffen worden. Insgesamt kämpften 33 Divisionen mit

680.000 Mann auf deutscher Seite. Belgrad wurde schon am 12. April eingenommen. Am 17. April kapitulierten die jugoslawischen Streitkräfte. Jugoslawien wurde in 10 Teile mit unterschiedlichem staatsrechtlichen Status aufgeteilt. Kroatien erklärte sich am 15. April zum unabhängigen Staat Kroatien.Dort etablierte sich ein Vasallenstaat unter Führung der Ustascha, auf Deutsch “Der Aufständische-Kroatische revolutionäre Organisation”. Serbien wurde stark verkleinert und umfasste nur noch ein  viertel der

Gesamtfläche des ehemaligen Jugoslawiens. Etwa 180.000 Serben wurden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland verschleppt.

In Griechenland marschierten die deutschen Truppen unter Generalfeldmarschall List über Bulgarien ein.Auch hier kamen die Truppen rasch vorwärts. Am 20. April ordneten die Briten die Evakuierung ihrer Truppen zunächst nach Kreta und dann nach Ägypten an. Über 50.000 Mann konnten entkommen. Die griechische Armee kapitulierte am 20. April vor dem SS Obergruppenführer Sepp Dietrich und dann nochmals zwei Tage späte, weil die italienische Armee ihre kämpferische Leistung nicht genügend gewürdigt sah,

offiziell gegenüber Deutschland und Italien. Am 27. April wurde Athen eingenommen. Der Feldzug endete am 29. April mit der Einnahme von Kalamata im Süden der Peloponnes. Kreta wurde in der Zeit vom 21. Mai bis 1. Juni in einer äußerst verlustreichen

Luftlandeoperation eingenommen.

Beide Länder waren besiegt. Doch es folgte ein Partisanenkrieg, der von deutscher Seite aus mit unerbittlicher Härte geführt wurde. In Jugoslawien, in Griechenland und auf Kreta beging die Wehrmacht schwere Kriegsverbrechen.

So wurden in Kalvrita im Aroania-Bergmassiv im Dezember über 800 Jungen und Männer in einer 5 Stunden dauernden Massenhinrichtung erschossen. In dieser gesamten Bergregion wurden in den Dezembertagen über 1300 Griechen umgebracht,

28 Dörfer und Klöster wurden niedergebrannt. In Kommeno in Epirus wurden über 300 Dorfbewohner brutal ermordet. In Distomo am Fuße des Parnass-Gebirges kamen über 200 Menschen ums Leben. Obwohl die Einheitsführer, die die Aktionen

angeordnet hatten, bekannt sind, kam es zu keiner Verurteilung. Zwar wurde bei dem Distomo Massakers ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes eingeleitet, dieses aber nach drei Jahren wegen Verjährung wieder eingestellt.

Der Balkanfeldzug verschob den Angriff auf die Sowjetunion um 4 Wochen. Am 22. Juni 1941 übergibt der deutsche Botschafter Friedrich Werner Graf von der Schulenburg dem sowjetischen Außenminister Molotow ein “Memorandum”.

Darin steht, die Sowjetunion habe den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt durch den Aufmarsch der roten Armee an der Grenze  sowie durch die Annexion Ostpolens und der baltischen Staaten gebrochen. Dieser Bedrohung müsse die Wehrmacht mit allen Machtmitteln entgegentreten. Das Wort “Kriegserklärung” durfte auf Hitlers Befehl nicht verwendet werden. Zu dem Zeitpunkt der Übergabe des Memorandum bombardierte die Luftwaffe sowjetische Städte schon seit drei Stunden.

Juristisch war das Feld schon ab März vorbereitet worden. Am 13. Mai kam der “Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet „Barbarossa“und über besondere Massnahmen der Truppe” heraus. Darin wird festgelegt, dass Straftaten

feindlicher Zivilpersonen der Zuständigkeit von Kriegsgerichten und Standgerichten bis auf weiteres entzogen und dass Freischärler “durch die Truppe im Kampf oder auf der Flucht schonungslos zu erledigen” sind. Gegen Ortschaften

“aus denen die Wehrmacht hinterlistig oder heimtückisch angegriffen wurde” werden unverzüglich kollektive Gewaltmassnahmen durchgeführt, falls ein Täter nicht rasch festgestellt werden kann oder  die Umstände dies nicht zulassen.

Zum Freibrief für Verbrechen wird die durch die Bestimmung “Für Handlungen, die Angehörige der Wehrmacht und des Gefolges gegen feindliche Zivilpersonen begehen, besteht kein Verfolgungszwang, auch dann nicht, wenn die Tat zugleich ein militärisches Verbrechen oder Vergehen ist.”

Die “Aktennotiz über Ergebnis der heutigen Besprechung mit den Staatssekretären über Barbarossa, 2. Mai 1941” lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und wurde  am 26. November 1945 im Nürnberger Prozess von dem amerikanischen Anklagevertreter Sidney S. Alderman verlesen.Er sagte dazu: „Noch niemals ist wohl ein unheilvollerer Satz niedergeschrieben worden, als der Satz in dieser Urkunde” Es geht um die ersten beiden Punkte in diesem Dokument.

“1.) Der Krieg ist nur weiter zu führen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Rußland ernährt wir.

2.) Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.”

Komplettiert wurden diese Bestimmungen mit dem sogenannten Kommissarbefehl vom 6. Juni 1941: “Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare. Im Kampf gegen den Bolschewismus ist mit einem Verhalten des Feindes nach den Grundsätzen der Menschlichkeit oder des Völkerrechts nicht zu rechnen. Insbesondere ist von den politischen Kommissaren aller Art als den eigentlichen Trägern des Widerstandes eine hasserfüllte, grausame und unmenschliche Behandlung unserer Gefangenen zu erwarten. Die Truppe muß sich bewußt sein: 1. In diesem Kampf ist Schonung und völkerrechtliche Rücksichtnahme diesen Elementen gegenüber falsch. Sie sind eine Gefahr für die eigene Sicherheit und die schnelle Befriedung der eroberten Gebiete. 2. Die Urheber barbarisch asiatischer Kampfmethoden sind die politischen Kommissare. Gegen diese muß daher sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe vorgegangen werden. Sie sind daher, wenn im Kampf oder Widerstand ergriffen, grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen. “

(NS-Archiv Dokumente zum Nationalsozialismus –online)

121 Divisionen mit 3 Millionen deutscher Soldaten und weiterer 600.000 aus Italien, Ungarn, Finnland, Rumänien und der Slowakei waren beteiligt. (Zahlen unter anderem bei David Glantz Stumbling Colossus. The Red Army on the Eve of World War. University of Kansas Press, Lawrence 1998, S. 295.) Die Front war 2130 Kilometer lang. Die Heeresgruppe Mitte unter  Generalfeldmarschall von Bock war die stärkste der drei Heeresgruppen. Sie kam auch sehr rasch voran. Am 30. Juni wurde die Grenzstadt Brest-Litowsk eingenommen. Die Kesselschlacht bei Bialystok- Minsk war die erste große Kesselschlacht des Rußlandfeldzugs. An der sowjetischen Westfront standen 46 Divisionen. Elf konnten  ausbrechen.28 Divisionen und 7 Panzerdivisionen mit 325.000 Mann, 1.809 Geschützen und 3.332 Panzern  wurden geschlagen, die Soldaten größtenteils gefangen genommen. Den Kommandanten der Westfront Pawlow machte Stalin für die Niederlage verantwortlich und ließ ihn nach Moskau kommen. dort wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. In der Gegend um Smolensk hatte die Rote Armee eine neue Verteidigungslinie aufgebaut. Smolensk ist etwa 330 Kilometer von Minsk entfernt. Auch hier gelang es der Wehrmacht starke Kräfte einzukesseln.

Über 300.000 Rotarmisten und etwa 3000 Panzer waren eingeschlossen. Zeitweise konnte die Rote Armee den Kessel aufbrechen und zahlreiche Truppen verlegen. Auch in der Schlacht bei Smolensk hatte die Rote Armee enorme Verluste

zu verzeichnen. Vom 10. Juli bis 10. September waren das 760.000 Mann, davon 468.000 gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft geraten, 274.000 verwundet. Aber auch die Wehrmacht hatte enorme Verluste. Und sie hatte auf dem Weg nach

Moskau viel Zeit verloren, denn die rote Armee hatte rund zwei Monate standgehalten. Das bot Zeit und Gelegenheit die Verteidigung von Moskau auszubauen. Die Wehrmacht war jetzt nur noch 400 Kilometer von Moskau entfernt.

Die Heeresgruppe Süd unter Generalfeldmarschall von Rundstedt konnte am 29. Juni bei der Panzerschlacht von Dubno-Luzk-Riwne fast das gesamte Mechanisierte Korps der Roten Armee vernichten. Darauf folgte die Kesselschlacht bei Uman.

Dabei eroberte sie über 300 Panzer und 850 Geschütze unzerstört. 103.000 Mann kapitulierten. Die Einschließungskräfte für den Kessel waren aber relativ schwach, so dass zehntausende Rotarmisten entkommen konnten. Ihre schweren Waffen und

Ausrüstung mussten sie allerdings zurücklassen. Die Heeresgruppe Süd beherrschte nun den Dnepr-Bogen. Das Hinterland der Ukraine war nun offen. Die verlorene Schlacht war der erste Schritt zur Eroberung der Ukraine.

Die deutsche Generalität sah das vorrangige Ziel nun in einer sofortigen Einnahme Moskaus. Es hatte eine wichtige geographische Bedeutung, war Verkehrs und Nachrichtenzentrale und ein wichtiges Industriegebiet und natürlich

politischer Mittelpunkt. Hitler dagegen wollte die für den Ostseeraum, die Ukraine und den Süden lebenswichtigen Resourcen zerstören oder unter deutsche Kontrolle bringen. Hitler lehnte die Vorschläge des Generalstabs rundheraus ab

Er bestand darauf, nach Leningrad im Norden und Kiew im Süden vorzustoßen, setzte sich durch. – und hatte Erfolg. Am 26. September endete die Kesselschlacht von Kiew. Nochmals waren 600.000 Rotarmisten in Gefangenschaft geraten. Über 800

Panzer waren erbeutet worden,über 400 Pak und über 3000 Geschütze. Die Einnahme bereitete allerdings nachträglich noch große Probleme. Es waren viele durch Funk auszulösende Sprengungen vorbereitet worden. Ein solcher Sprengsatz löste am 25. September

einen Großbrand aus, der erst am 29. September unter Kontrolle gebracht werden konnte und für große Verluste der deutschen Verbände in der Stadt sorgte.

Die frappierend schnellen siege, die enorme zahl an Kriegsgefangenen blendete die deutsche Führung. Schon im Juli hielt General Halder den Feldzug für gewonnen.

Die Zeit war aber knapp geworden. Der russische Winter war nicht mehr allzu fern und erfahrungsgemäß kam vor dem ersten Frost eine mehrwöchige Schlammperiode. Am 30. September startete die Offensive unter dem Decknamen Taifun.

Hitler wollte mit diesem Unternehmen vor Einbruch des Winters die russischen Truppen vor Moskau “entscheidend” schlagen.Seine Soldaten sollten “zu dem letzten gewaltigen Hieb, der noch vor dem Einbruch des Winters diesen Gegner zerschmettern soll“

ansetzen und auch die historische Dimension lieferte Hitler in seinem Tagesbefehl am 2. Oktober 1941 verlesen ließ. Sie sollten nicht nur das deutsche Reich sondern ganz Europa vor einer Gefahr schützen„wie sie seit den Zeiten der Hunnen und später der Mongolenstämme entsetzlicher nicht mehr über dem Kontinent schwebte“ und weiter „Dieser Feind besteht nicht aus Soldaten, sondern zum großen Teil nur aus Bestien.“  (zitiert in Die Zeit vom 13. Dezember 1991)

Zwar warnten auch diesmal die Generale eindringlich, dass weder die Ausrüstung ausreichend noch der Nachschub gewährleistet sei. Aber sie beugten sich auch dieses Mal. Und wieder schien der Führer recht zu behalten in den Kesselschlachten von Wjasma und Brjansk wurden nochmals 673.000 sowjetische Soldaten gefangen genommen und über 1300 Panzer erbeutet.

Die Wehrmacht war nun bis an den äußeren Verteidigungsring Moskaus gelangt. Aber nun setzte die Schlammperiode ein. Der Angriff blieb buchstäblich im Schlamm  stecken.

Unbenannt

Der Nachschub war wegen der aufgeweichten Wege und Straßen kaum mehr zu bewältigen und sank von 900 Tonnen täglich auf 20 Tonnen. Erst als im November leichter Frost einsetzte, waren die Straßen wieder befahrbarer. Aber es dauerte dann fast noch

zwei Wochen, bis genug Treibstoff und Munition angeliefert war, um die Offensive fortzusetzen. Nun setzte strenger Frost ein. Die Temperaturen sanken auf – 35 °, aber die deutschen Soldaten hatten immer noch keine Winterkleidung, was hohe Ausfälle

durch Erfrierungen zur Folge hatte. Die schützende Winterkleidung lagerte irgendwo auf polnischen Bahnhöfen. Die Loks, sofern sie überhaupt noch fahren können, müssen Munition, Treibstoff und Proviant an die Front bringen.

Was erstaunlicherweise aber immer noch funktioniert: jeden zweiten Tag ein Güterzug der Deutschen Reichsbahn jüdische Deportierte ins Ghetto nach Minsk!

Die Rote Armee dagegen war seit November vollständig mit warmer Kleidung ausgerüstet. Die Deutschen waren Ende November noch 18 Kilometer von der Stadtgrenze Moskaus entfernt.

Gleichzeitig hatte die Rote Armee aber auch mit den Planungen für eine Gegenoffensive begonnen.Die Planungen wurden durch einen Funkspruch Richard Sorges erleichtert. Sorge hatte am 1. Juni 1941 Stalin vor einem Angriff Deutschlands

gewarnt  “Der Überfall wird am 22. Juni in aller Frühe auf breiter Front erfolgen” (in  Julius Mader Dr. Sorge Report). Stalin glaubte dies aber nicht. Im September informierte Sorge Moskau, dass Japan nicht Russland angreifen würde, sondern

Indochina. Diesmal wurde ihm geglaubt. Daraufhin ließ Stalin 32 ausgeruhte Divisionen aus dem Fernen Osten in den Westen verlegen. Zwar hatte die deutsche Luftabwehr im November Truppenausladungen erkannt.  Die deutsche Führung hatte dies

aber als Gespenstereien betrachtet. Am 16. November startete der erneute Angriff. Aber er traf auf erbitterten russischen Widerstand. Größere Teile der Luftflotte 2 unter Kesselring waren in den Mittelmeerraum verlegt worden, da dort Libyen verloren zu gehen

drohte. Das ermöglichte aber den sowjetischen Luftstreitkräften in wichtigen Abschnitten die Lufthoheit zu erringen.  Die Generale von Bock und Guderian meldeten dem Oberkommando die bedrohliche Lage und auch, dass die Trupp erschöpft war.

Sie wurden aufgefordert, die Offensive mit einem letzten Kraftaufgebot fortzusetzen, zumal man annahm, dass auch auf russischer Seite mit den “letzten Bataillonen” gekämpft wurde. Halder sah die Entscheidung über Sieg oder Niederlage

immer noch als eine Willensfrage. Er war“durchdrungen von dem Gedanken, daß es bei beiden Gegnern um die letzte Kraftanstrengung geht und der härtere Wille recht behält“. (zitiert nach Der Spiegel ).

Im Divisionsbericht der 7. Infanteriedivision heißt es “Die völlige Verausgabung der Truppe und die Notwendigkeit von Ablösungen “ (Zitat in Die Welt vom 22.06.11)Fedor von Bock konstatierte, dass der Zeitpunkt sehr nahe sei,

„in dem die Kraft der Truppe völlig erschöpft ist“ (Zitat ebd.) Eigentlich hätte die Offensive abgebrochen werden müssen, die Truppe in Winterquartiere überführt werden. Stattdessen befahlen Hitler und die Wehrmachtsführung die weitere Offensive.

Diese kam Anfang Dezember zum völligen Erliegen.

Mit der Verteidigung Moskaus war Marschall Schukow betraut worden.Er und Stalin hatten die Nervenstärke, abzuwarten, bis die deutsche Offensive versiegte. Am 5. Dezember begann der Gegenangriff. Eine Million Mann und 700 Panzer

waren angetreten. Die deutsche Führung war völlig überrascht. Die deutschen Linien werden fast überall durchstoßen. Manche Divisionen entkommen nur mit Mühe der Umzingelung. Die deutsche Führung hatte dies zunächst nicht als Großangriff

der Roten Armee erkannt und befahl erst abends, den Angriff auf Moskau abzubrechen und in den Ausgangsstellungen auf Verteidigung überzugehen.

Am 7. Dezember 1941 überfielen aber auch die Japaner den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii. Am 11. Dezember erklären Italien und Deutschland den USA den Krieg. In seiner Rede vor dem Reichstag am 11. Dezember 1941

spricht er zunächst ausschweifend von den militärischen erfolgen Deutschlands. Dann zählt er eine Reihe “Völkerrechtsverletzungen der USA auf, um “Deutschland endlich zum Kriege zu zwingen”. Und dann bringt er es schließlich

auf den Punkt, was tatsächlich zum Krieg führt. “Wir wissen, welche Kraft hinter Roosevelt steht. Es ist jener ewige Jude, der seine Zeit als gekommen erachtet, um das auch an uns zu vollstrecken, was wir in Sowjetrußland alle schaudernd sehen und erleben mußten. Wir haben das jüdische Paradies auf Erden nunmehr kennengelernt. Millionen deutscher Soldaten haben den persönlichen Einblick gewinnen können in ein Land, in dem dieser internationale Jude Mensch und Gut zerstörte und vernichtete. Der Präsident der Vereinigten Staaten mag das vielleicht selbst nicht begreifen. Dann spricht das nur für seine geistige Beschränktheit.” (in Internet Archive Full text of „Adolf Hitler Krieg gegen die USA und Kriegsbericht 1941)

Am 19. Dezember entließ Hitler von Brauchitsch. Er übernahm selbst das Oberbefehl über das Heer. Am Tag zuvor hatte er Haltebefehle erteilt und die Truppen gezwungen “fanatisch” in ihren Stellungen auszuharren. Als Guderian Ende

Dezember entgegen der Haltebefehle seine Truppen eigenmächtig zurücknahm, wurde er seines Kommandos enthoben und zur Führerreserve versetzt, was praktisch einer vorübergehenden Versetzung in den Ruhestand gleichkam.

Am 8. Januar 1942 musste Generaloberst Hoepner seine Truppen zurücknehmen. Sie wären sonst eingekesselt worden. Hitler enthob ihn nicht nur seines Kommandos. Er wurde wegen „Feigheit und Ungehorsam“ unehrenhaft aus der  Wehrmacht ausgestoßen.

Hoepner meinte dazu “ich habe Pflichten, die höher stehen als die Pflichten Ihnen gegenüber und die Pflichten gegenüber dem Führer. Das sind die Pflichten gegenüber der mir anvertrauten Truppe.” (zitiert bei Janusz Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg. Teilband II, Seite 570). Hitler hätte den General eigentlich nicht so einfach entlassen können. Er hätte formaljuristische und beamtenrechtliche Vorschriften einhalten müssen. Am 26. April 1942 erließ der Großdeutsche Reichstag einen Beschluss der den Führer praktisch

von solchen Vorschriften befreit. “Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Führer in der gegenwärtigen Zeit des Krieges, in der das deutsche Volk in einem Kampf um Sein oder Nichtsein steht, das von ihm in Anspruch genommene Recht besitzen muß, alles zu tun, was zur Erringung des Sieges dient oder dazu beiträgt. Der Führer muß daher – ohne an bestehende Rechtsvorschriften gebunden zu sein – in seiner Eigenschaft als Führer der Nation, als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht, als Regierungschef und oberster Inhaber der vollziehenden Gewalt, als oberster Gerichtsherr und als Führer der Partei jederzeit in der Lage sein, nötigenfalls jeden Deutschen – sei er einfacher Soldat oder Offizier, niedriger oder hoher Beamter oder Richter, leitender oder dienender Funktionär der Partei, Arbeiter oder Angestellter – mit allen ihm geeignet erscheinenden Mitteln zur Erfüllung seiner Pflichten anzuhalten und bei Verletzung dieser Pflichten nach gewissenhafter Prüfung ohne Rücksicht auf sogenannte wohlerworbene Rechte mit der ihm gebührenden Sühne zu belegen, ihn im besonderen ohne Einleitung vorgeschriebener Verfahren aus seinem Amte, aus seinem Rang und seiner Stellung zu entfernen.“ (Reichsgesetzblatt 1942 I S.247, )

Hoepner wurde im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 am 21. Juli verhaftet und am 8. August unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und am selben Tag hingerichtet.

Im Russlandfeldzug hatte die Wehrmacht bis dahin 500.000 Mann an Toten und Verwundeten verloren. Dazu kamen weitere 100.000 Mann die durch Erfrierungen ausfielen.1300 Panzer, 2500 Geschütze und über 15.000 Kfz gingen an Material verloren.

Die Wehrmacht konnte aber bis Ende Januar 1942 eine neue Verteidigungslinie aufbauen. Aber die Blitzkriegsstrategie war gescheitert, der Gegner nicht entscheidend geschwächt.

Zurück zu Bürkels letzten Jahren

Bürckel war so etwas wie Hitlers Fachmann für Anschlüsse geworden. Lothringen war die dritte Rückgliederung, die er durchzuführen hatte und auch hier hatte er wieder weitreichende Vollmachten. Aber in Lothringen wurde nicht gleichgeschaltet.

Es ging um die Liquidierung staatsrechtlicher und administrativer Strukturen eines eroberten Landes. Dazu kam die ideologische Umerziehung unter rassistischen Gesichtspunkten.

Die CdZ sollten die gesamte Verwaltung im zivilen Bereich führen. Die unklare Kompetenzdefinition führte wie auch in Österreich rasch zu heftigen Auseinandersetzungen. In einer Besprechung in der Reichskanzlei am 29. September 1940 bekamen die beiden CdZ weitgehend grünes Licht von Hitler. Er legte fest, dass für die gesamte Neuordnung in Elsass und Lothringen allein die beiden Reichsstatthalter Wagner und Bürkel zuständig und verantwortlich seien und dass die Reichsressorts den CdZ keinerlei Weisungen erteilen könnten. Bürckel begann nun in Lothringen eine rücksichtslose Germanisierungspolitik. “Deutschfeindliche Elemente” ließ er ausweisen.So wurden bis November 1940 aus dem Elsass 105.000 Menschen deportiert, aus Lothringen etwa 50.000, darunter alle lothringischen Juden. (Zahlen nach bpb Krieg und Besatzung in Ost- und Westeuropa)Die Transporte erfolgten unter chaotischen Verhältnissen. Die Ausgewiesenen hatten nur ihr Handgepäck dabei. Das unbewegliche Gut, Höfe, Geschäfte und handwerkerbetriebe mussten zurückgelassen werden und worden sofort entschädigungslos eingezogen. Am 21. November 1940 erklärte Bürckel die Ausweisungsaktion offiziell für beendet. Am 9.10 1941 wurde die Gültigkeit des RAD-Gesetzes für Elsass und Lothringen erklärt.

Allerdings entzogen sich viele Lothringer durch Flucht ihrer “Aufbaupflicht”. Daraufhin arbeitete Bürckel mit dem Mittel der Sippenhaft. Noch härter reagierte Bürckel, als Lothringer nach der Einführung der Wehrpflicht desertierten. Deren Angehörige nahm Bürckel

sofort in Sippenhaft, ließ sie umgehend ins Altreich aussiedeln und ihr Vermögen beschlagnahmen. Eine letzte große Aussiedlungsaktion betraf 8000 Menschen. Sie übertraf an Härte und Brutalität alle bisherigen Massnahmen.

Im August 1942 verlieh Bürckel den Lothringern die deutsche Staatsangehörigkeit.

Die Ausweisungspolitik Bürckels war in Regierungs-und Militärkreisen ihrer innen-und auch außenpolitischen Auswirkungen stark umstritten. So meldete sich der Chef der Präsidialkanzlei Otto Meissner, selbst gebürtiger Elsässer kritisch zu Wort.

Heftigster Kritiker war Dr. Best, der vor er Chef der Abteilung Verwaltung im Verwaltungsstab des Militärbefehlshabers Frankreich wurde, Karriere bei der Gestapo gemacht hatte. Er sah in den Ausweisungen eine Belastung des deutsch-französischen Verhältnisses,

die die notwendige Zusammenarbeit nur unnötig erschwerten. Bürckel war von dieser Kritik allerdings total unbeeindruckt. Allerdings mussten sowohl Bürckel als auch Wagner entscheidende Kompetenzen an den Reichsführer SS, der zugleich

Reichskommissar für die Festigung deutschen  Volkstums (RKF) war. Der durchbürokratisierte Apparat Himmlers beschränkte auf dem Gebiet der Volkstumspolitik die autonome Regionalherrschaft der Gauleiter.

Der Gau Westmark war 1940 gebildet worden. Er sollte den Gau Saarpfalz, also das Saarland und die bayrische Pfalz,

sowie das im Frankreichfeldzug eroberte lothringische Departement Moselle umfassen, das als Lothringen ins Reich eingegliedert werden sollte. Der Plan wurde während des 2. Weltkrieges aber nicht umgesetzt.

Es blieb nach außen hin beim alten Namen und bei der zugehörigen Bezeichnung „CdZ“ (Chef der Zivilverwaltung).

Im März 1941 wurde Bürckel von Hitler offiziell zum Reichsstatthalter ernannt.

Ihm un­ter­stand  nun ein 14.000 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßes Ter­ri­to­ri­um mit 2,6 Mil­lio­nen Ein­woh­nern. Das war der Höhepunkt seiner politischen Karriere

Im November 1942 wurde Bürckel zum Reichsverteidigungskommissar der „Westmark“ ernannt.

An dieser Aufgabe scheiterte er spätestens mit der Invasion und dem Vordringen der amerikanischen Truppen.

Dazu kamen Kompetenzschwierigkeiten mit Heinrich Himmler, die sich nach dessen   Er­nen­nung zum In­nen­mi­nis­ter erheblich verschärften.

Während der Schlacht um Lothringen Anfang September 1944 kam es in der Debatte um das militärische Vorgehen zum entscheidenden Zer­würf­nis mit Hit­ler.

Auf Veranlassung von Mar­tin Bor­mann (1900-1945) wur­den Bürck­el dar­auf­hin am 8.9.1944 weit rei­chen­de Kom­pe­ten­zen ent­zo­gen

Die Entsendung des Dienstleiters der Berliner Parteikanzlei Willi Stöhr (1903–1994) als „Bevollmächtigten des Reichsverteidigungskommissars für den Stellungsbau im Gau Westmark“ Anfang September 1944 bedeutete den Beginn der Entmachtung Bürckels.

Josef Bürckel verstarb wenig später am am 28.9.1944  in seinem Haus in Neustadt.

Die offizielle Todesursache war ein „Ver­sa­gen des Kreis­lau­fes“ als Fol­ge ei­ner Darm­er­kran­kung und ei­ner Lun­gen­ent­zün­dung dia­gnos­ti­ziert.

Der plötzliche Tod gab Anlass zu Spekulationen.

Ein Nach­weis für den Ver­dacht, Bürck­el sei von der SS er­mor­det oder zum Selbst­mord ge­zwun­gen wor­den, konn­te je­doch nicht er­bracht wer­den.

11 Nov. 2025

Kloster Kastl

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Das Kloster Sankt Petrus in Kastl in der Oberpfalz wurde wahrscheinlich 1103 nach der Klostertradition schon 1098 durch durch Markgraf Diepold III. von Vohburg ((* 1075- 1146) und

Graf Berengar von Sulzbach (vor *1080-1125) und  Graf Friedrich von Habsberg-Kastl (+11.11.1103) sowie sein Sohn Graf Otto von Habsberg-Kastl (um 1080-  wohl 1125), der Stiftung von Kastl vollendete.

Markgraf Diepold stammte aus dem Haus der  Diepoldinger-Rapotonen und Markgraf im Nordgau. Er gründete 1188 auch das Benediktinerkloster Reichenbach am Regen im Landkreis Cham und

1133 das Zisterzienserkloster Waldsassen.

Graf Berengar  entstammte dem Adelsgeschlecht der Grafen von Sulzbach . Er war Teil der Führungsgruppe des kirchlichen Reformkreises, die sich im 11. Jahrhundert bildete, die sich direkt

an die Cluniazensische Klosterreform anschloss.

Er gründete die Stifte Berchtesgaden ( 1102 erstmals urkundlich erwähnt) , zwischen 1107-1109 das Augustinerchorherrenstift St. Margareth in Baumburg und eben Kastl.

Graf Berengar und Graf Otto waren auch verwandtschaftlich miteinander verbunden und auch Otto gehörten zu diesem Reformkreis.

An der Klostergründung war auch Bischof  Gebhard III. (1084-1110)  von Konstanz beteiligt. Er war der Bruder von Gräfin Luitgard, der Gemahlin von Markgraf Diepold III.

Er war ein entschiedener Gegner von Kaiser Heinrich IV. (König von 1056-1084, dann Kaiser bis 1105)

Gebhard war  1086 im Investiturstreit abgesetzt worden.

Papst Urban II.(1088-1099) ernannte Gebhard 1089 zum päpstlichen Legaten für Deutschland.

Schon 1086 hatte er sich an das Reformkloster Hirsau und dessen Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1o91) gewandt, weil sich auch im Kloster Petershausen der Verfall

des Ordensgeistes zeigte. Abt Wilhelm  war der Vater der Hirsauer Reform.

Gebhard reformierte Kloster Peterhausen und setzte dabei zwei Äbte ab.

Wilhelm von Hirsau sandte seinen Prior Theoderich nach Petershausen.

Dort war er Abt von 1086 bis 1100.

In Peterhausen war er die ideale Besetzung für den Abtstuhl.

Er war auch ein vertrauter Freund von Bischof Gebhard.

Von 1104-1108 war er auch Abt in Kloster Kastl

Theoderich war der Sohn des Grafen Kuno von Wülfingen und einer Leibeigenen namens Berta

Er war erst Mönch in St. Ulrich und Afra in Augsburg, dann Prior in Hirsau

Wegen des Investiturstreites musste er aber von 1103 bis 1105 Peterhausen verlassen  und suchte mit einem Teil seiner Mönche Zuflucht in dem neu

gegründeten Kloster Kastl und bildete so den Gründungskonvent des Klosters.

Die erste Urkunde für das Kloster stellte Papst Paschalis II. (1099-1118) am 12. Mai 1102 aus.

“Papst Paschalis II gestattet den Grafen Peringer, Friedrich und dessen Sohn Otto sowie der Gräfin Leukarda, auf ihrem Eigengut „apud Castellum“ zu Ehren des hl. Apostels Petrus ein Kloster zu errichten und nimmt dieses Kloster in Eigentum und Schutz des hl. Petrus. Er bestätigt alle gegenwärtigen und zukünftigen Besitzungen des Klosters und gewährt freie Abt- und Vogtwahl sowie Besetzungsrecht für die Eigenkirchen.” STAAM, Kloster Kastl Urkunden 2

Die Urkunde enthielt  vor allem die freie Abt-und Vogtwahl, die den Klöstern der Hirsauer Reform wichtig waren.  Papst Paschalis nahm das Kloster in seinen Schutz und als Eigentum St. Peters.

Es war also praktisch päpstliches Eigenkloster. Dafür musste das Kloster alle drei Jahre drei Goldbyzantiner, das sind nach heutigem Goldwert (23.09.2025) 1.375 €, zahlen

Auch die Wahl des Stiftpatrons Sankt Peter war in Hirsauer Klöstern üblich.

Vor allem Otto und dessen Vater Friedrich beschenkten das Kloster reich.

Das führte dazu, dass das Kloster gleich einen großen Zulauf hatte.

Abt Theoderich begann mit dem Bau der Basilika.

Nach der Thronbesteigung von Heinrich V. (1106-1125) konnte Theoderich in sein Heimatkloster Peterhausen zurückkehren

Er ernannte Altmann (ca. 1108–1128) zum Abt von Kastl.

Schon 1118 wurde von Kastl aus das Kloster Reichenbach am Ragen gegründet.

Auch hier waren Markgraf Diepold III. von Vohburg und seiner Mutter Liutgard die Stifter.

Der erste Abt Witigo, (1118–1119,)kam mit Mönchen aus dem Kloster Kastl.

Auch Plankstetten, das 1129 gegründet wurde, wurde wohl von Mönchen aus Kastl besiedelt.

Kloster Auhausen, das schon 1136 in einer Privilegienurkunde von Papst Innozenz II. (1130-1143) erwähnt wird,

hatte als erste Mönche solche aus Kastl.

1129 wurde der  Chor  der Klosterkirche. von Kastl fertiggestellt.

Die Weihe vollzog der Eichstätter Bischof  Gebhard II. von Grögling (1126-1149).

Auf Abt Altmann folgte Abt Ortwin (ca. 1128–1137). Er wurde möglicherweise schon 1123 Abt von Kastl Er verstarb am  13.September 1137.

Seit 1139 tritt Graf Gebhard von Kreglingen( als Vogt von Kloster Kastl auf Er starb vor 1188.  Er schenkte dem Kloster einen Hof oder Gut Eppenhofen.

Der Ort ist nicht zu ermitteln. Die Schenkung muss zwischen 1157 und 1188 erfolgt sein.

Auf ihn folgte Abt Otto (1138–1160).

Er war persönlich in Rom.

Am 11. April 1139 stellte dort Papst Innozenz II.l auf Bitten Ottos eine Schutzurkunde aus, in der auch die Urkunde von Papst Paschalis bestätigte.

Er bestätigte auch den Klosterbesitz, der einzeln aufgezählt wurde.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 4

Am 29. März 1159  schenkte Heinrich II. von Österreich genannt Jasomirgott  (1156-1177)  Kloster Kastl eine Reihe von Gütern.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 5

Da es eine Reihe von Gütern war, sorgte diese Schenkung auch für einen wirtschaftlichen Aufschwung des Klosters

In der Urkunde steht “das  von seinen Voreltern ererbte Gut Habechsperch (Habsberg)” – (oder lateinisch parentes übersetzt mit Voreltern)

Das ist wohl einfacher als Verwandt zu sehen. Herzog Heinrich war ein Onkel des Hauptstifters Friedrich von Habsberg-Kastl.

Nach Dr. Karl Bosl war Abt Otto zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde bereits tot. (Bosl Das Nordgau Kloster Kastl, Regensburg 1939, S.64)

Nachfolger Ottos wurde Abt Gebold (1160–1172)

Lange konnte sich das Stit der Schenkung  nicht freuen. Ehemalige Habsbergische Ministerialen missgönnten dem Kloster die reichen Schenkungen.

Auf Bitten von Abt Gebold stellte Heinrich II.  am 2. April 1162 einen Schutzbrief aus, in dem er sich sehr energisch für den Schutz der Schenkung einsetzt.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 6

Am 2. Juni 1165 nahm Kaiser Friedrich I. (1155-1190) Kloster Kastl in seinen Schutz. Diese Urkunde wurde wohl ebenfalls  durch das Einwirken Herzog Heinrichs,

der auch Onkel von Friedrich Barbarossa war, ausgestellt. Besonder betont werden die Schenkungen Heinrichs.

“Kaiser Friedrich (I) nimmt zu seinem und seiner Voreltern Seelenheil Abt Gebold von Castell, seine Kirche, Brüder, Familie und sämtlichen Güter, besonders die Güter, die sein Onkel väterlicherseits, Herzog Heinrich von Oesterreich, dem Kloster schenkte, namentlich die Güter, die Alersbach(1) genannt werden, in seinen besonderen kaiserlichen Schutz und verbietet bei einer Strafe von 20 Pfund Gold, je zur Hälfte an seinen Fiskus und das Kloster zahlbar, jedem Bischof und weltlichen Grossen, das Kloster irgendwie zu bedrücken”

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 7

Nachfolger von Abt Gepold wurde Abt Konrad I. von Kösching (1172–1189)

Das Patronat der Kirche von Geroldsee lag seit 1175 beim Kloster Kastl.

Darüber entbrannte ein Streit zwischen 1216 und 122, der erst 121 durch vom Papst bestimmte Schiedsrichter zu Gunsten von Kastl entschieden wurde.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 12

Die Kirche von Kloster Kastl wurde zwischen 1182 und 1195 fertiggestellt.

Die Grafen von Hirschberg hatten 1188 mit der Grafschaft Sulzbach auch die Kastl’sche Erbvogtei übernommen .

Der Hauptsitz der Vogtei lag in der Bischofstadt Eichstätt.

Die oft notwendigen Verhandlungen mit den Bischöfen und auch die Rechtsgeschäfte mit den Vögten machten immer wieder Aufenthalte in Eichstätt nötig.

Das Kloster erhielt 1189 die Schenkung eines Hauses in Eichstätt.

Der Domherr Folkmar schenkte dem Kloster sein Haus über der Brücke in Eichstätt unter der Bedingung , dass an seinem Jahrtag jedem Domherrn ein schönes Weizenbrot sowie zur Verteilung an alle Domherrn 2 Urnen Wein geben müssen.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 10

Nachfolger von Abt Konrad wurde Abt Rupert (1189–1205)

Auch in Regensbrg besaß das Kloster ein Haus. Seit 1245 überließ  der Regensburger Domdekan Heinrich Seman das Kastlerhaus in der Pruckstraße . (Bosl, S. 69)

Abt Gebhard von Rieden (1205–1222) weigerte sich nach einer Sulzbacher Chronik einem Familienmitglied der Scharfenberger , der wohl in Italien gestorben war,

auf Kosten des Klosters nach Kastl zu bringen und ihn dort auf Grund einer Freiheit zu bestatteten.

Die Scharfenberger hatten ihren Stammsitz auf der Burg Scharfenberg. Sie ist abgegangen und von ihr existiert nur noch

der Burgstall Schaufenberg in in der Gemeinde Ursensollen im Oberpfälzer Landkreis Amberg-Sulzbach

Auf die Weigerung hin überfielen die Scharfenberger das Kloster und beschädigten es schwer.

Die Folge war auch, dass sich der Abt um königlichen Schutz bemühte. Gebhard erhielt von Kaiser Friedrich II. (1212-1250) am 24. Mai 1219 in Würzburg

folgende Urkundeausgestellt: “König Friedrich II. nimmt auf Bitte des Abtes Gebehard das Kloster Castell mit allen Besitzungen und Unfreien in seinen und des Reiches besonderen Schutz und verspricht die Vogtei über dieses Kloster allezeit in den Händen des Reiches zu behalten und sie weder teilweise noch ganz zu verleihen, zu verpfänden noch sonst irgendwie zu entfremden, wie dies im Privileg des Papstes Innozenz II. näher ausgeführt ist. Als seinen Stellvertreter wird er einen Vogt bestimmen, den er allerdings auf Wunsch des Abtes wieder absetzen würde.”

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 14. Abt Gebhard war vermutlich persönlich in Würzburg, um die Urkunde zu erhalten.

Sein Nachfolger Abt  Wernhard (1222–1238) schenkte dem Kloster Güter, die er selbst erworben hatte.Dafür sollte

Dafür sollte an Allerheiligen eine Festmesse für ihn gehalten werden. Die Einkünfte aus den Gütern sollten zum

Teil den Konventualen zukommen, zum Teil für die Lichter in der ‘Kirche und ein weiterer Teil an den Almosenmeister zur Verteilung an Arme. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 16

Wichtiger aber war, er ließ durch Papst Gregor IX. (1227- 12141) die päpstlichen Schutzurkunden Kastls erneuern. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 17

Die Urkunde wurde am 22. Mai 1235 in Perugia ausgestellt.

Burg Scharfenberg wurde durch die Schutzvögte des Klosters, die Markgrafen von Vohnburg zerstört. Die Trümmer der Burg wurden zur Reparatur des Kloster verwendet.

Der Eichstätter Bischof Hartwig von Grögling-Dollnstein (1196-1223) weihte die wiederaufgebaute Kirche.

1244 entstand ein heftiger Streit zwischen den Grafen von Hirschberg und den Grafen von Hohenfels um die Vogtei von Kloster Kastl.

Das Gebiet von Kastl war Kriegsgebiet geworden. Zahlreicher Kastler Klosterbesitz war im Zuge dieser Auseinandersetzung zerstört worden.

Diese Auseinandersetzungen war darüber hinaus eingebunden, in den Konflikt zwischen Kaiser Friedrich II. und Papst Gregor VII.

Das Kloster versuchte in diesem Streit neutral zu bleiben, wurde aber oft gebrandschatzt und musste zur Befriedigung seiner Peiniger Schulden machen.

Beinahe wurde es auch in den finanziellen Ruin des letzten Hirchberger Grafen Gebhard VII. (um 1261-1305) hineingezogen.

Er hatte viel Geld bei Regensburger Juden aufgenommen.

Von 1275-1291 war Friedrich II. von Haintal Abt von Kloster Kastl.

In seiner Zeit fand die Erhebung der Gebeine der Klostergründer sowie von Abt Altmann statt.

Abt Friedrich dankte 1291 ab.

!293 war das Kloster nicht in der Lage, selbst einen Abt zu finden.Vermutlich auf Empfehlung und Veranlassung des Bischofs von Eichstätt Reinboto von Meilenhart (1279 –1297 ) wurde

Albert (1293–1306) zum Abt von Kastl gewählt. Er war von 1286–1293 Abt in Plankstetten, einem bischöflichen Eigenkloster.

Die Grafen von Hirschberg waren auch dort Vögte.

Abt Albert sollte das Kloster reformieren. Die Mönche wehrten sich gegen ihn und verjagten ihn. Anführer scheint der Prior Karl gewesen sein.

Er tritt i einer Urkunde vom 9. Oktober 1295 auf. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 24

Es ist übrigens die erste eigentliche Verleihungsurkunde des Klosters.

Ein Rüdiger erhält ein gut in Neumarkt in Erbpacht und einen Naturalzins.

Bischof Reinboto scheint wohl die weltliche Macht gegen die revoltierenden Mönche in Anspruch genommen zu haben und damit Erfolg gehabt zum haben.

Denn am 25. Februar 1797 urkundet Abt Albert wieder. es geht um eine Gebetsverbrüderung mit Kloster Heidenheim. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 24

Diese Geschehnisse zeigen aber auch, dass die Klosterzucht stark gesunken war.

Prior und Konvent hatten dabei die Zustimmung des Klostervogtes Gebhard und setzten sich über Exkommunikation und Interdikt des Bischofs hinweg.

Gebhard war mit Gräfin Sophie von Öttingen verheiratet.

Die Mutter Gebhards war  Herzogin Sophie von Bayern. Als sich abzeichnete, dass Gebhard VII. ohne männliche Nachkommen bleiben würde,

machte Herzog Ludwig von Bayern (1274-1319) Ansprüche auf Gebharsds Erbe geltend wegen einer engen Verwandtschaft mit.

Dieser hatte aber bereits in zwei Testamenten das Bistum Eichstätt als Erben seiner Grafschaft Hirschberg eingesetzt.

In einem letzten Testament von 1304 setzte er ausdrücklich Bischof Konrad II. von Pfeffenhausen (1297 –1305) als Erben ein.

Nach dem Tod Gebhards am am 4. März 1305 entbrannte der Kampf ums Erbe zwischen Bayern und dem Bischof von Eichstätt.

Er wurde am 19. Oktober 1305, durch einen in Gaimersheim geschlossenen Vergleich beendet.

Da es auch um Vogteirechte ging, war Kloster Kastl davon auch betroffen.

Schon 1301 hatte Kloster Kastl von Gebhard  seine Kirchensätze in Dietkirchen und die dortige Vogtei und die Vogtei Eschenfelden, seinen Besitz in Lauterhofen mit Gericht und Vogtei,

seinen  Besitz in Mühlhausen und Umelsdorf, außerdem eine Mühle und einen Meierhof geschenkt.

Außerdem befreite Gebhard das Kloster von der Vogtei und aller Gewalt, die er dort hatte.

Das Testament wurde 1305 rechtskräftig.

Albrecht I. (1298-1308) bestätigte am 9.März 1305 dem persönlich in Nürnberg erschienen  erschienen Abtes Albert die Urkunden Friedrichs I. und des II.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 34

Als wirtschaftliches Teilunternehmen von Kloster Kastl wurde das domus hospitalis,der Spital in den Blickpunkt. Abt Albert  förderte den Ausbau und er fand Spender.

Ritter Marquard, der in der Urkunde 24 erscheint,übergab dieses Gut als Grundstück und gab dazu  90 Pfund Heller, das sind etwa 12.516,00 €.

Er  bestellte  Marquard zum Spitalverwalter auf Lebenszeit. In dieser Urkunde wird auch festgelegt, dass der Abt einen neuen Spitalverwalter nur mit Zustimmung des Konvents bestimmen kann.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 31

Albert musste 1306 resignieren. Das belegt, dass sich das klösterliche Leben noch nicht erholt hatte.

Auf ihn folgte Abt Syboto (1306–1322)

Dieser scheint seine besondere Fürsorge dem Spital gewidmet haben.1316 schenkte Konrad der Vierling Güter an das Spital und gab Anweisungen, wie diese zu verwenden waren.

Er war Konventuale in Kastl, hatte aber Eigengüter. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 51

Am 4. April 1318 übergab Abt Syboto dem Spital ein Gut in Pettenhofen, heute Bezirk Neumarkt. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 55

Am 16. Oktober 1320 erhielt das Spital von Friedrich dem Truchsess ein Gut  in Gebertshofen, auch Bezirk Neumarkt. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 56

Auch Gebetsverbrüderungen mit anderen Klöstern gab es unter Abt Syboto, so 1310 mit Kloster Prüll, heute im Stadtgebiet von Regensburg STAAM, Kloster Kastl Urkunden 41

und 1311 mit Kloster Wülzburg. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 43

1314 wurde Ludwig IV. (der Bayer) zum König gewählt. 1328 (-1347) war er Kaiser.

Er wurde zu einem der bedeutendsten Förderer von Kloster Kastl.

Am 29. Mai 1315 bestätigte er dem persönlich erschienen Abt Syboto in Nürnberg den Schutzbrief von König Albert vom.  09.03.1305 STAAM, Kloster Kastl Urkunden 50

Am 20. Dezember 1315 verzichtetet er auf alle Rechte an den Gütern zu Oberndorf, die dem Kloster gehören und die er ohne Recht seinem Vitztum (Statthalter) verliehen hatte.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 50/a*

Am 19. März m13 22 dankte Abt Syboto ab.

Auf ihn folgte Abt Hermann (1323–1356)

Die bayrischen Herzöge hatten eine rücksichtslos Territorialpolitik betrieben. Aber auch Kloster Kastl hatte einen wirtschaftlichen und politischen Ausdehnungsdrang.

Der neue Abt musste nun mit den Wittelsbachern ein freundschaftliches, nachbarliches Verhältnis zu finden.

Abt Hermann fand gute äußere Bedingungen.  Mit der Wahl Ludwigs war es ja auch zum Thronstreit zwischen Ludwig und dem Habsburger Friedrich dem Schönen(1314-1325) gekommen.

Ludwig war in dieser Zeit auf Bundesgenossen angewiesen. Die norgauische Ritterschaft wäre sicher ein solcher wertvoller Partner gewesen.

Auf diese hatte der Abt von Kastl einen großen Einfluss.

Ludwig gestaltete nun Kloster Kastl als Stützpunkt seiner Königsmacht aus und versuchte, den Abt als Parteigenossen zu gewinnen.

In der Schlacht bei Gammelsdorf 1313 tat sich der Feldhauptmann der Reichstadt  Nürnberg hervor. er hatte auch sehr enge Beziehungen zu Kastl und ist dort bestattet.

Den wichtigsten Sieg errang Ludwig am 28. September 1322 bei Mühldorf.

Am 8. Januar 1323 ließ Abt Hermann ein Dankfest für den Sieg in der Klosterkirche von Kastl feiern.

Ludwigs Dank ließ nicht lange auf sich warten.

Er gewährte Kloster Kastl das Recht, im Markt Kastl einen Wochenmarkt nach Amberger Recht abzuhalten. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 62

Hermann ging auch viele Verbrüderungen ein.

Am 27.Januar 1324 besiegelte er mit Abt Bohuslaw von Kloster Kladrau in Böhmen in in der Stadt Kladruby im Westen Tschechiens.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 65

Gebetsbrüderschaften hatte er auch mit dem Frauenkloster Niederaltaich,, ebenso 1326 mit dem Zisterzienserinnenklostr Seligenpforten unter der 1315 erwählten Äbtissin Anna von Uttenhofen 

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 72, 1327 mit der Benediktinerabtei  Metten unter Abt Albert II. der Egker ( 1319–1348) STAAM, Kloster Kastl Urkunden 73

und 1334 mit  dem Prämonstratenserkloster Speinshart unter Propst Propst Volquinus II.( 1332–1349). STAAM, Kloster Kastl Urkunden 114

Es gab sogar eine Gebetsverbrüderung direkt mit dem Orden der Prämonstratenser. 1333 nahm   Jean III. de Châtillon (1333-1339), Generalabt der Prämonstratenser in Premontre

Kloster Kastl in die Gebetsverbrüderung des Ordens  auf. “Johannes, Abt der Prämonstratenser, und das Generalkapitel der Äbte dieses Ordens nehmen Abt und Konvent zu Kastel in ihre Gebetsverbrüderung auf wegen der besonderen Zuneigung,

welche diese dem Orden und besonders dem Kloster Spainsh(art) zeigten”. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 83

Abt Hermann war auch ein wichtiger Wirtschaftsorganisator. Schon zu Beginn seiner Amtszeit um 1325 ließ er das liber Testamentarum erstellen, das ist das älteste Kastler Urbar.

Das gesamte Besitztum wurde erfasst und schriftlich aufgezeichnet. Damit waren zur Kontrolle seiner Grundherrschaft alle Abgaben und Dienste der Hintersassen des Klosters erfasst.

Er beauftragte auch einen seiner Mönche, die bereits vorhandene lateinische Chronik in deutsche Verse zu übertragen,  die „Kastler Reimchronik“ genannt.

Sie stellt weniger das Kloster und seine Geschichte in den Vordergrund sondern die Verdienste der Stifter und ihrer erlauchten Verwandten. Damit beabsichtigte der Abt vielleicht auch

die lebhafteste Anteilnahme des Kaisers an den Geschicken des Klosters zu erwecken.

Abt Hermann entwickelte sich immer mehr zum politischen Ratgeber des Kaisers.

1330 empfahl er seinen Vettern den Pfalzgrafen Rudolf (+1353)und Ruprecht (1325-1398) Kloster Kastl zu  besonderem Schutz. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 75/a

Das war nach dem Ausvertrag von Pavia am 4. August 1329. Durch diesen Vertrag kam Kloster Kastl zum pfälzischen Kuranteil. Die obige Ukrunde kannn auch als Sorge um Kloster Kastl gesehen werden,

da Ludwig  den Pfalzgrafen das Kloster ihrem ausdrücklichen Schutz anempfahl.

Zwischen Kaiser und Abt bestand wohl eine richtige Freundschaft, was sich z. B. auch darin zeigt, dass Abt Hermann Ludwig nach Italien begleitete und er dabei war, als Ludwig am 31. Mai 1327 in Mailand

die lombardische Königskrone erhielt und am 27. Januar 1328 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde.

In seiner Regierungszeit kümmerte sich Hermann auch um das Siechenhaus..

Am 16. Oktober 1323  bestimmte der Eichstätter Bischof Marquard I. von Hagel (1322-1324), dass das Siechenhaus  vom Fuß des Berges, wohin es Marquard verlegt hatte, mit Zustimmung des Abtes

wegen Kriegsgefahr wieder an seinen Gründungsort zurückverlegt wurde. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 64

Am 3. November tauschte Abt Hermann  Güter in Lengenthal und die Vogtei in Albertshofen gegen eine Mühle und einen Hof “in dem Tal” für das Siechhaus. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 75

Am 4. April 1347 bekam das Kloster den Frankenhof im Bezirk Sulzbach für das Siechenhaus. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 118

Kaiser Ludwig verstarb am 11.Oktober 1347 in Puch.

Der Übergang zu seinem Nachfolger Karl IV. 1346-1355 König, dann Kaiser-1378) verlief nicht reibungslos. Vor allem die Wittelsbacher versuchten Karls Anerkennung als König zu verhindern.

Am 23. November1354 bestätigte Pfalzgraf Ruprecht der Älter (1329-1390) Abt Hermann und dem Konvent alle Freiheiten, die sie von seinem Onkel, dem Grafen von Hirschberg, seinem Vater

Pfalzgraf Rudolf (+ 1319) und seinem Vetter Kaiser Ludwig erhalten hatte.STAAM, Kloster Kastl Urkunden 137

Abt Hermann verstarb am 27. Januar 1356. Auf ihn folgte Abt Konrad IV. Lotterbeck (1356–1378)

Wie sein Vorgänger betrieb Abt  Konrad eine Politik der Besitzsicherung und Besitzerweiterung.

1372 eignete ihm Pfalzgraf Ruprecht der Ältere (1353-1390) einen Hof bei Winzenhofen an, den Konrad von Wernher der Chegelhaymer, der ihn von Ruprecht als Lehen hatte, gekauft hat. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 194

Er trieb die Erweiterung des Kastler Wirtschaftsraumes mit einem Kostenaufwand von 1433 Pfund Heller, das sind etwa 205.557,00 €  voran.

Diese Summe bereithalten konnte er nur, weil wie bei seinem Vorgänger ein genauer Wirtschaftsplan im Urbar der Wirtschaftspolitik zu Grunde lag.

Der wirtschaftliche Erfolg schlug sich auch im Ansehen des Klosters nieder.

Papst Gregor XI, (1370-1378) am 16. Dezember 1374 dem jeweiligen Abt von Kastl das Recht, die Pontifikalien zu tragen, was interessanter Weise mit dem Einkommen des Klosters verbunden war.

3000 Dukaten, das sind etwa 1.129.329,00 €., Jahreseinkommen waren Voraussetzung. Abt Konrad hatte das Recht auf Lebenszeit erhalten. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 203

Konrad war Abt bis 1378.

Otto II. Nortweiner (1378–1399)

Er ist 1368 und 1370 als Prior in Kastl nachgewiesen, und 1374-1376 als Spitalmeister . 1378 wurde er Abt in Kastl.

Unter ihm begann die Kastler Klosterreform. Es war die älteste  der benediktinischen Reformbewegungen im Spätmittelalter.

Melk folgte ab 1418 und dann Bursfelde ab 1430.

Papst Benedikt XII. (1334-1342) reformierte die kirchliche Ämterbesetzung, die Verwaltung der Kirche und vor allem das Mönchtum.

Für die einzelnen Orden erließ er Reformbullen. für die Zisterzienser 1335 Fulgens sicut stella, 1336 für die Benediktiner Summa Magistri.

Kloster Kastl, wirtschaftlich gesund, hatte sich Mitte des 14. Jahrhunderts vorbildlich entwickelt.

Man war offen für Reformideen, die vor allem in Böhmen Fuß fassten.

Die Augustinerchorherren im böhmischen Raudnitz entwickelte

n sich zu einem Reformzentrum und strahlten auch auf die Benediktiner aus.

Das 992 gegründete Benediktinerkloster Brevnov hatte bei den Benediktinern eine Vorreiterrolle.

Aber auch Kladrov wurde wichtig. Die Gründer von Kladrov waren mit den Gründern von Kastl verwandt und seit 1324 bestand eine Gebetsbrüderschaft zwischen Kastl und Kladrov (s.o.)

Die Mönche Franz „aus Böhmen“ und Johannes von Kastl (gest. nach 1426),hatten  beide  enge Beziehungen zur Universität in Prag.

Johannes  1388 den Grad eines Baccalaureus.

Er verfasste eine Reihe von Schriften. Er verstand sich als Sammler und Kompilator überlieferter Werke.

Seine wichtigste Schrift war De adhaerendo Deo.

Nach seinem Studium war er wohl 199 Prior in Kastl.

1417 war er mit der Einführung der Kastler Reform in Kloster Weihenstephan bei Freising beauftragt.

1390 war Franz von Kastl nach Rom und von dort zum italienischen Reformkloster Subiaco , wo schon Benedikt drei Jahre als Eremit gelebt hatte.

Er klärte dort monastische Fragen. Sein dortiger Aufenthalt hatte

hatte höchstwahrscheinlich auch besondere Bedeutung für die Entstehung der grundlegenden Texte der Kastler Reformbewegung.

Unter Abt Otto wurden die grundlegenden Dokumente für die Umsetzung der Kastler Reform zusammengestellt.

Er wurde unterstützt von dem Vogt von Kloster Kastl Rupprecht von der Pfalz (1398-1400)

Die erste Fassung der Consetudines entstand 1390/91. Wichtigster Mitarbeiter war neben Franz von Kastl Johannes von Kastl.

Sie betonte die Regeltreue und die Eigenverantwortung und sie verwies auf die päpstlichen

Reformgesetze.

1394 wurde Kloster Reichenbach als erstes Kloster reformiert. Aus Kloster Kastl wurde Johannes I. Strelnvelser(1394–1417 ) als Reformabt eingesetzt. Reichenbach wurde ein weiteres Reformzentrum, von dem aus viel, Klöster reformiert wurden.

Abt Johannes baute Kloster Reichenbach im gotischen Stil um. Außrdem wurden Befestigungsanlagen errichtet, die 1428 und 1433 die Eroberung durch die Hussiten verhinderten

Unter Abt Georg I. Sandauer (1397-1410 wurde Kloster Sankt Mang in Füssen reformiert.

1417 war Johannes von Kastl mit der Einführung der Reform in Kloster Weihenstephan betraut.

1440 berief Abt Eglolf Blarer in St. Gallen Reformmönche aus Kastl in sein Kloster.

Vorher waren Reformmönche aus Hersfeld, das der Bursfelder Kongregation angehörte.

Da diese aber auch den Abt auch den Abt zu ihrer strengen Ordnung zu verpflichten suchten, ersetzte er sie durch Mönche aus Kloster Kastl.

1452 wurde die Reform in Kloster St. Emmeran eingeführt. Zunächst waren dort wohl Reichenbacher Mönche. Sie scheinen aber keinen Erfolg gehabt zu haben, denn 1452 wurde die Reform von Mönchen aus Kastl durchgeführt.

1451 hatte Nikolaus von Kues eine Visititationdurch den Prior des Stiftes Melk in St. Emmeran durchführen lassen. Die Melker Reform ließ sich in St. Emmeran nicht durchführen.

Der neu eingesetzte Abt Johannes Tegernpeck (1452 ‒ 1458), der aus dem Kloster Michelsberg bei Bamberg stammte, führte die Kastler Reform durch. (monasterium net Fond Kloster St. Emmeram Regensburg Urkunden (0794-1800)

Die Mitglieder der Kastler Reform waren nicht in eine straffe Organisation übernommen. Sie übernahmen die Reformgrundsätze.

Veranlasst wurde die Reform durch weltliche und geistliche Territorialherren, Vögte, Diözesanbischöfe und reformoffene Äbte

Das Konstanzer Konzil 1414-1418, sowie das Provinzialkapitel der benediktinischen Ordensprovinz Mainz-Bamberg in der Abtei Petershausen gab den Benediktinerklöster einen starken Reformimpuls

Für Kastl bedeutete es einen zweiten Schritt in der Entwicklung der Kastler Reformtexte (Einschübe kleinerer Textabschnitte).

1395 saß Otto auch im Landesrat der Oberen Pfalz des Pfalzgrafen Ruprecht.

1389 suchte er sich ein Nutzungsrecht zur Fischzucht auf einem Weiher zu sichern.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 264. Das war für ein reformiertes Kloster wichtig, denn der Fleichgenuss sollte ja zurückgedrängt werden.

Unterstützung fand Otto auch bei Pfalzgraf Ruprecht. Dieser gab ihm zum Tausch einen Weiher an der Laber, dazu noch zwei Höfe. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 312

1390 scheint das Kloster auch in der Erzverarbeitung tätig gewesen zu sein. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 267

Abt Otto resignierte 1399 und verstarb 1400.

Auf ihn folgte Abt Georg Kemnather (1399–1434).

Otto war der Wegbereiter der Kastler Reform. Abt Georg setzte diese fort.

Er suchte auch die Territorialpolitik seiner Vorgänger durch Güterkauf zu vervollständigen.

Abt Georg soll Mitglied der Prager Akademie gewesen sein. ,

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ließ Abt Georg  das gotische Gewölbe in der Klosterkirche einziehen

Als Pfalzgraf verlieh König Ruprecht Kloster Kastl  Rechte für den Umgang mit Eigenleuten des Klosters. Sollte einer der Eigenleute auf pfälzischem Boden eine Untat begehen, mit der er den Hals verwirkt, so dürfen die pfälzischen Amtleute den Täter gefangen nehmen.

Über deren Habe hatte aber Abt zu entscheiden. Die pfälzischen Amtleute dürfen Klosterleute mit Fron und Scharwerk nur dann behelligen, wenn die obersten Amtleute (Vitztum und Landschreiber) dessen bedürfen. Schreibt der Pfalzgraf für sein Land eine „gemain gewalt

steur” aus, so kann das Kloster die angesetzte Summe durch seine eigenen Amtleute erheben und abliefern.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 326

1407 gab Ruprecht,inzwischen König, Kloster Kastl das Fischrecht in der Laber von der Stelle, wo sie in den Weiher zu Weikenhofen fließt bis nach Allershofen. (Bosl S. 120)

1410 gab Pfalzgraf Johann (1410-1453), der Sohn König Ruprechts, die Laber von dem Weiher zu Weikenhofen bis zu der Furt unterhalb von Dietkirchen Kloster Kastl zu eigen. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 367

1405 zerstörte ein Sturm den Damm des Weihers, so das der ganze Weiher auslief. Der untere Weiher überschwemmte das Dorf Frickenhofen und andere Dörfer und Mühlen.

Für die Ausbesserung und Wiederherstellung mussten insgesamt 2088 Gulden, das sind etwa 816.366,00 € , aufgebracht werden. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 370

  1422 dehnte Abt Georg seine Aktivitäten auch auf die Diözese Würzburg aus.

Er kaufte von der Äbtissin Anna II. von Bickenbach (erwähnt genannt 1422-1435) vom Benediktinerinnen Kloster Kitzingen den Wein-und Getreidezehnten von Rötelsee für 1831 für 1831 Gulden, das sind etwa 719.705,00 € . STAAM, Kloster Kastl Urkunden 406/*

Rötelsee, heute Rödelsee ist eine vom Weinbau geprägte Gemeinde im Landkreis Kitzingen

Möglicherweise hat der Ertrag der Kastler Weinberge auf dem Kager an der Donau nicht mehr ausgereicht.

Warum Kitzingen verkauft hat, ist ziemlich klar. Kitzingen war hochverschuldet. Es musste Teile seiner Erwerbungen an den Bischof von Würzburg abtreten.

1431 kaufte er von Anton von Rotenhan (1425 bis zu seiner Wahl zum Bischof von Würzburg) Dompropst von Würzburg  und vom Domkapitel von Würzburg

ihren Getreide- und Weinzehnten zu Ipfhofen, Fröschstockheim und Rotelsee, dann Heu- und anderen kleinen Zehnten zu Fröschstockheim und Rotelsee, dann einen Hof mit Kelter in Iphofen

dann ein Achtel der “Vestenberger” Kelter (heute Vestenbergsgreuth) für 5.400 Gulden, das sind etwa 2.122.561,00 €.   STAAM, Kloster Kastl Urkunden 432/*

Der Kauf wurde am 16.Dezember 1431 getätigt. Am 2. Januar 1432 gab der Würzburger Bischof Johann II. von Brunn (1411 –1440 ) seine Zustimmung .   STAAM, Kloster Kastl Urkunden 433/*

Das zeugt von der Finanzkraft des Klosters.

1429 konnte Kloster Kastl für den Regensburger Bischof Konrad VII. von Soest (1428 –1437 ) für eine Schuld von 1000 ungarischen Gulden bürgen. Der Wert des ungarischen Guldens lag über dem Florentiner Gulden.

(Bosl S. 124)

Eine Geldverlegenheit des Pfalzgrafen  Johann konnte er ausnützen um sich im Einverständnis mit dessen Ehefrau Beatrix von Bayern-München (1403-1447) für 6000 Rheinische Gulden, das sind etwa 2.044.594,00 €,

Schloss Pfaffenhofen, den Markt Lauterhofen und die hohe Gerichtsbarkeit in den beiden Bezirken sowie in den Gerichten Litzlohe und Utzenhofen verpfänden zu lassen. (Bosl S. 124)

Am 9. September 1433  verkaufte Pfalzgraf Johann  die verpfändeten Güter. Sein Sohn Christoph von der Pfalz (1416 –1448) sowie die Ehefrau Beatrix gaben dazu ihre Zustimmung. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 439

Da Pfalzgraf Johann aber bereits am 14. März 1433 starb, ging es bei dieser Urkunde wohl eher um die Zustimmung der beiden Erben.

König Ruprecht von der Pfalz starb am 18. Mai 1410. Sein Nachfolger war König Sigismund (1411-1433, dann Kaiser bis 1437) Er setzt sich bei der Königswahl zunächst mit 3: 4 Stimmen gegen seinen Cousin

Jobst von Mähren durch.

Am 1. Oktober 1410 stellten die übrigen Kurfürsten jedoch fest, dass die brandenburgische Stimme Jobst von Mähren zustehe, da Sigismund ihm die Markgrafschaft Brandenburg 1387 mit allen Rechten – einschließlich der Kurstimme – verpfändet hatte. Dadurch kehrte sich das Stimmenverhältnis um, und die Krone ging an Jobst. Er starb aber   schon am 18. Januar 1411 aus ungeklärter Ursache . Sigismund wurde nun am 21. Juli 1411 zum deutschen König gewählt.

Nach dem Tod Ruprechts erfolgte die dritte Landesteilung der Pfalz waren die Veste Tresswitz und Kloster Kastl vergessen worden.

Am 29 Februar 1413 bestätigte König Sigmund “dem Abt Georg und dem Konvent des Klosters Castel, das zum Reich gehört, alle Rechte und Freiheiten, besonders das Gericht in dem Markt und Burggeding des Klosters, und nimmt alle Güter und Leute des Klosters in des Reiches Schutz.

  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 375/b*

Man könnte aus dem Urkundentext schließen, dass sich Kastl als Reichsabtei betrachten durfte.

Eine Woche später, am 5. Dezember setzte er Pfalzgraf Ludwig als Vogt von Kloster Kastl ein. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 375/c*

Abt Georg hatte seine Prior  Konrad Schechs, der von 1413-1424 Abt in Kloster Ensdorf war, um dort die Kastler Reform durchzusetzen,mit den Privilegien des Stifts nach

Heidelberg geschickt. Dort wurde er sehr verächtlich behandelt und erfuhr nur, dass Ludwig der Vogt von Kastl sei.

Nach dem Tod Ruprechts erfolgte die dritte Landesteilung der Pfalz waren die Veste Tresswitz und Kloster Kastl vergessen worden.

Die beiden Brüder Pfalzgraf Ludwig und  versuchten nun ihre Herrschaftsrechte in Kastl auszuüben. Als sie sich nicht einigen konnte, ritt Abt Georg kurzentschlossen

nach Lodi, wo sich König Sigismund aufhielt und  erhielt obige Urkunden.

1417 einigten sich die beiden Brüder schließlich.

Am 8. Juni 1431 bestätigte Sigismund die Urkunde vom 29. Februar 1413,. Er erklärte die Teilung der Vogtei für ungültig und übergab die Vogtei an Pfalzgraf Ludwig.

Sigmund – RI XI,2 n. 8610

Am 9. Juli 1434 stellte Sigismund 3 Urkunden für Kloster Kastl aus. In der ersten Sigmund – RI XI,2 n. 10572 bestätigte er alle rechte des Klosters, mit  der zweiten 10573 bestätigte er seine Urkunde vom 8.6. 1431

In der dritten Sigmund – RI XI,2 n. 10574 gestattete er den Blutbann der Halsgerichte von Kastl und Pfaffenhofen.

Sein Privileg von 1431 erneuerte er nochmals 1437 in Eger. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 443

Dass Kloster Kastl sich drei Bestätigungen in nur 6 Jahren ausstellen ließ, zeigt wie hart das Kloster gwgewn die Landesherren kämpfte.

Auch päpstlichen Schutz nahm das Kloster in Anspruch. Papst Martin V. (1417-1435) beauftragte kurz nach seiner Wahl die Domdekane von Bamberg, Würzburg und Augsburg

die Benediktinerklöster im Bistum Eichstätt, namentlich genannt Kloster Kastl gegen “gegen ungerechte Bedrückung, vor allem durch Abgaben, zu schützen”. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 391/a*

Abt Georg verstarb am  Lambertitag ( 17. Septewmber) 1344. Er war sicher einer der bedeutendsten Äbte von Kloster Kastl.

Er hat die von seinem Vorgänger begonnene Reform fortgeführt und praktisch beendet. Am Ende waren über 20 Klöster der Reform gefolgt.

 

Reichenbach
1394-ca. 1500

Sankt Mang in Füssen
1397/1410-1630

Abdinghof b. Paderborn
1410 ?

Ensdorf
1413-ca. 1500

Weihenstephan
1418-?

Michelsberg bei Bamberg
1420/30 u. 1450-1452

Prüll bei Regensburg
1425-?

Michelfeld
1436-1500 ?

Sankt Gallen
1439-1442

Prüfening
1442-1468

Weltenburg
1441-?

Veilsdorf
1446-1477
1452-1520
Weltenburg
1410/12-?

Mallersdorf
1413-1476

Sankt Emmeram in Regensburg
1417 ?

Sankt Ägidius in Nürnberg
1418-1521

Prüfening
1423-? und 1486-?

Frauenzell
1424-1529

Metten
1492-1519 ?

Biburg
1505-1510

Heilig Kreuz in Donauwörth
1439/40-1521

Mönchröden
1446-1485

Münsterschwarzach
1450/60 ?

Neresheim
1481/1496 ?

Niederaltaich
1485 ?
Ottobeuren
1447 ?

Sankt Mang in Füssen
1458-1630

Plankstetten
1458-
Weißenohe
1438- ?

Michelsberg

Reformzentren waren Reichenbach, das auch das erste Kloster war, in dem die Reform eingeführt wurde, Sankt Ägidius in Nürnberg und Heilig Kreuz in Donauwörth.

Am längsten hatte die Reform in Donauwörth (bis 1521)und St. Mang(bis 1630) Bestand

Der Reformkreis von Kastl kannte keine Verbandsstruktur mit Generalkapitel und Visitationen.

Über die Zugehörigkeit zum Reformkreis entschied allein der jeweilige Abt und seine Klostergemeinschaft..

Man bildete keine Kongregation. Das trug zu einem raschen Verfall der Reformbewegung bei.

Es gab drei Versuche, die Reformbewegungen von Kastl, Melk und Bursfelde zu vereinigen. In einem ersten Versuch war Abt Jakob von #Idstein vom Mainzer Kloster St. Jakob zusammen mit Adria de Brielis, der die liturgischen Texte der Bursfelder Kongregation

verfasst hatte, Unterhändler für Bursfelde. Aber die Verhandlungen zwischen Kastl, Melk und Bursfelde scheiterten.

Einen zweiten Versuch unternahm der Eichstätter Bischof  Wilhelm von Reichenau (1464-1496) unternahm im Auftrag von Papst Innozenz VIII: (1484-1492) 1491 einen weiteren Versuch.

Dass auch dieser Versuch scheiterte, lag wohl auch daran, dass Bursfelde eine Kongregation war, in der die Äbte der Mitgliedsklöster wohl viele ihrer Kompetenzen hätten abgeben müssen.

Kastl und Melk empfanden die obsrevantia Bursfeldensium als zu hart , Bursfelde wiederum ist nicht bereit gewesen, zu den schlafferen, weniger strengen Gewohnheiten von Kloster Kastl und Melk zurück zu gehen.

Auch ein letzter Einigungsversuch scheiterte.

.Das Kastler Territorium war frei von allen weltlichen und geistlichen Gerichten. Innerhalb des Kastler Territoriums hatte der Abt das jus collectandi, also das Besteuerungsrecht.

Kastl nahm an Reichstagen teil und wurde in den Reichsmatrikeln von 1431,1467,1471 und 1481 veranlagt.

Seit 1480 war es ein landständisches Stift und in den letzten Jahren vor seiner Auflösung stand es ganz unter landesherrlicher Administration.

Auch die finanzielle Bilanz von Abt Georg war hervorragend. Bis zu seinem Tod hatte er mit dem Kloster einen Wertzuwachs von 30000 fl, das sind etwa 12.119.884,00 € erreicht.

An Barmitteln waren 1000 rheinische Gulden, das sind etwa 350.241,00 €, vorhanden

Nachfolger wurde Abt Jakob Pflugler (1434–1455)

Er war Priester in Niederkastl.

Zu Beginn seiner Regierungszeit  wütete um Kastl die Pest und raffte einen großen Teil der Bevölkerung hinweg.

1436 forderte das Konzil von Basel (1431-1449) die Äbte von St. Stephan in Würzburg und St. Jacob in Ensdorf sowie den Offizial von Eichstätt auf, Kloster Kastl aus Anfordern

gegen Entfremdung von Gütern und Rechten des Klosters mit Strafgewalt zu schützen. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 449/a*

1436 übte Kloster Kastl das Hochgericht von Pfaffenhofen aus. Abt Jakob setzte dort Ulrich Liebenecker zu Zant als Pfleger ein. Dieser machte seine Ansprüche aus dieser Tätigkeit

gegenüber Abt Jakob geltend.STAAM, Kloster Kastl Urkunden 448S

Am 9. Juli 1437 setzte Kaiser Sigismund den Pfalzgrafen und Kurfürst Ludwig zum Vogt von Kastl ein.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 451/a*

Eine wichtige Erwerbung konnte Kloster Kastl mit dem Landsassengut Enzenried machen. Es bekam das Gut als Schenkung des Heinrich Syger gegen eine ewige Messe,  eine Herrenpfründe,

das ist eine durch Vermögenseinbringung in eine klösterliche Stiftung oder ein Spital erkaufte Altersversorgung, im Kloster, und das Begräbnis sowie einen Jahrtag für sich, seine Frau und seinen Sohn.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 457

Allerdings ging die Schenkung nicht reibungslos vor sich,. Sein Onkel Ulrich Draswitzer gab an, Heinrich Syger ihm das Gut versprochen habe.

Abt Jakob ließ sich die Schenkung vom päpstlichen Legaten Nikolaus von Kues bestätigen.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 460

Am 3. Februar 1439 erklärt Pfalzgraf Johann, dass die Ansprüche des Ulrich Draswitzer auf die Güter des Heinrich Syger abgewiesen sind.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 463

Auch den Besitz der Propstei Hedingen musste Abt Jakob verteidigen. Der Propst von Berchtesgaden Johann II. Praun (1432 –1446) war der Ansicht, dass die Propstei Berchtesgaden Wiederkaufsrecht

bei der Propstei Hedingen habe. Schon  1423 gab  der Offizial der Diözese Eichstätt Johannes Prochssel seine Zustimmung zum Verkauf der Propstei Hebingen und gab gleichzeitig allen Geistlichen der Bistümer Salzburg, Regensburg und Eichstätt

und besonders den Bischöfen dieser Diözesen (alle namentlich genannt) den Auftrag, das Kloster Castell im Besitz dieser Güter zu schützen. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 411

Es war zum Streit zwischen  Propst johann und Abt Jakob gekommen, der am 23. September 1443 durch den Eichstätter Bischof Albrecht II. von Hohenrechberg (1429 –1445) wie folgt entschieden wurde.

Der Verkauf von 1423 wurde für unwiderruflich erklärt. Kloster Kastl hatte zu den bereits bezahlten 4600 f., das sind etwa 1.869.771,00 €, noch eine Zahlung von 1270 fl, das sind etwa 516.219,00 € zu

leisten und für diese Zahlung auch eine Sicherheit zu stellen. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 484/a*

Erzbischof Friedrich IV. Truchsess von Emmerberg (1441–1452 ) gab am  21.ö Januar 1443 seine Zustimmung zum Vergleich zwischen Kloster Kastl und der Propstei Berchtesgaden.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 485/a* Damit war der Rechtsstreit abgeschlossen.

1446 übertrug Abt Jakob die Vogtei über seine Güter in zu Hochdorf, Seifridshof, Enczenreuth und Heumaden. an den Landgrafen Leopold von Leuchtenberg (1382-1463).

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 495

Dasa Konzil von Basel verlieh Abt Jakob am 30. August 1440  das Recht, Altartücher und Bischofsgewänder zu weihen sowie die niederen Weihen zu erteilen.

In der Urkunde wird erwähnt, dass das Kloster über 40 Mönche zählt. Die Begründung für die erteilte Gnade ist auch sehr interessant.

Es wird hervorgehoben, dass das Kloster “seit über 60 Jahren die Ordensregel strenger als sonst üblich befolgt”   STAAM, Kloster Kastl Urkunden 473

Unter Abt Jakob  brach im Siechhaus der Konventualen eine Feuersbrunst aus,  der viele Bücher und Altertümer zum Opfer fielen.

Abt  Jabob regierte bis 1455. Auf ihn folgte Abt Christoph von Berngau (1455–1459), der nur kurz regierte.

Sein Nachfolger war Leonhard I. Beching gen. Krapp (1459–1490), nach Bosl der letzte bedeutende Abt von Kloster Kastl (S.132)

Bei seinem Amtsantritt ließ er eine Bestandsaufnahme im Kloster vornehmen, was seinen wirtschaftlichen Sinn belegt.

Es waren 15 Priester, 4 Diakone, ein Subdiakon und 4 Konversen im Kloster. Das war gegenüber der Basler Urkunde (s.o.) schon ein deutlicher Rückgang in rund 20

Jahren, Denn dort wurden über 40 Mönche angegeben.

Es waren 3080 Gulden , das sind etwa 1.265.333,00 €, Bargeld vorhanden.

An Bier waren 11 Fuder, das sind etwa 10.350 Liter, vorhanden, Wein 9 Fuder , das sind etwa 8470 Liter vorhanden. Schmalz wurde mit 13 Zentnern angegeben.

(Bosl S. 132)

Abt Leonhard scheint sehr gut gewirtschaftet zu haben. So konnte er 1464 bei der Stadt Nürnberg 6000 Gulden, das sind etwa 2.464.935,00 €.a  , in “Ewiggeldbriefen”anlegen.

Diese entsprechen unseren heutigen Renten-oder Pfandbriefen, bei denen es aber kein Kündigungsrecht gab,anlegen.

1472 bürgte Kloster Kastl  für den Pfalzgrafen Friedrich I. (1451-1476) für eine Summe von 1500 Gulden, das sind etwa 616.234,00 €.  STAAM, Kloster Kastl Urkunden 546

Noch 1519 lieh das Kloster unter Abt Johannes I. dem Pfalzgrafen Ludwig  V.(1508-1544) 3000 Gulden, das sind etwa 1.232.468,00 € (Bosl S.133)

Das zeigt zum einen dass das Kloster immer noch finanzkräftig war, zum andern aber auch, dass es sehr abhängig von seinen Landesherren war, weil es sich solchem Ersuchen nicht entziehen konnte..

1464 brachte Abt Leonhard ein Haus in Amberg, das der Pfleger zu Hersbruck Konrad Pollinger von Kloster Kastl übernommen hatte, wieder in Klosterbesitz

Abt Leonhard war auch Landrat und brauchte deshalb am Sitz der Regierung in Amberg ein Absteigequartier. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 533

Abt Leonhard war in Amberg auch gelegentlich Patient bei Dr. Hartmann Schedel, der 1477 Stadtarzt in Amberg war. Bekannt ist Schedel weniger wegen seiner Tätigkeit als Arzt.

Er war führendes Mitglied des Nürnberger Humanistenkreises. Sein bekanntes Werk ist die nach ihm benannte Weltchronik.

Am 18. August1481 verlieh Pfalzgraf Phlipp (1476-1508) auf Widerruf das Fischrecht in der Laber. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 570

1484 gab es in Kastl eine große Feuersbrunst, bei der 53 Wohnhäuser, eine große Zahl von Getreidestadel und Stallungen dem Feuer zum Opfer fielen.

Die Häuser waren alle mit Stroh gedeckt und so war Funkenflug immer eine große Gefahr.

Abt Leonhard besaß wohl ein besonderes Vertrauen der Amberger Regierung,

Abt Leonhard verstarb 1490.

Auf ihn folgte Abt Ulrich Prethaler (1490–1493/94)

1492  nahm Papst Alexander VI. (1492-1503) Kloster Kastl  mit allen Gütern, Rechten und Untertanen in den Schutz des hl. Petrus und bestätigte alle Privilegien.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 593

1494 weigerte sich Abt Ulrich  wegen seines geistlichen Standes vor den Landrichter in Amberg zitieren zu lassen. Der Fall gehöre vor ein geistliches Gericht.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 597Es war einfach der Versuch, die Reichsunmittelbarkeit des Kloster zu wahren.

Abt Ulrich war wohl ein sehr schlechter Haushälter.

Aber das Kloster war inzwischen vollends zum Landstand herabgesunken.Abt Ulrich regierte nur drei Jahre.

Auf ihn folgte Abt Johannes I. Lang (1493/94–1524)

Der Niedergang des Klosters hatte unter Abt Jakob Pflügler begonnen. Beschleunigt wurde er aber durch äußere Einflüsse.

Vor allem der Landshuter Erbfolgekrieg traf das Kloster schwer.

Herzog Georg der Reiche (1479-1503) und seine Frau  Hedwig (1479-1502), Tochter des polnischen Königs Kasimir  (1440-1492) hatten keine männlichen Nachkommen.

Entgegen den Wittelsbacher Hausverträgen, die eine gegenseitige Erbfolge beim Fehlen von männlichen Nachkommen vorsahen,  vererbte er am m19. September 1496

sein Herzogtum testamentarisch an seine Tochter Elisabeth. Dies wurde kurz danach an  Ruprecht von der Pfalz (1481-1504) verheiratet.

Georgs Münchner Cousin Albrecht erfuhr von diesem Vertragsbruch.

Er brachte mit seinem Verhallten nicht  nur seinen Cousin, sondern auch die meisten Reichsfürsten  und König Maximilian (1486-1519) gegen sich auf.

Beide Seiten trafen nun Kriegsvorbereitungen.

Auf dem Totenbett setzte er 1503 seinen Schwiegersohn Ruprecht zum Statthalter ein.

Da dieser und seine Ehefrau Elisabeth Georg Kurs fortsetzte, kam es 1504 zum Krieg.

Ruprecht hatte gegen die Herzöge Albrecht und Wolfgang von Bayern mehrere Tausend Mann aus Böhmen zu Hilfe gerufen.

Die Reichsstadt Nürnberg stand auf der Seite der Herzöge Albrecht und Wolfgang.

Eine Abteilung der kaiserlichen Partei unternahm einen Überfall auf Markt und Kloster Kastl.

Der Markt wurde halb abgebrannt.

Abt Johannes musste 200 Gulden, das sind etwa 82.165,00 € Brandschatzung bezahlen.

Verwüstet wurde auch Schloss und Amt Pfaffenhofen.

1508 nahm Kurfürst Ludwig V. (!508-1544) Kloster Kastl nach dem Vorbild seiner Vorgänger in seinen Schutz und bestätigt alle Freiheiten, Güter und Rechte des Klosters.

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 622

1518  bestätigte Karl V. (1519-1556) die Privilegien von Kloster Kastl. Gleichzeitig verlangte er für jemanden aus seinem Umfeld ein Herrenpfründe.

Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz  (1482-1556 konnte dieses Verlangen  in einem Schreiben an den Vitztum in Amberg mit der Begründung ablehnen,

dass dieser Brauch in der Pfalz nicht auf Fürstenklöster, das sind landständische Klöster, sondern nur auf Reichsabteien zutreffe.

Eine klare Einordnung des Landesherren den Status von Kloster Kastl betreffend also. (Bosl S. 137)

Der Bauernkrieg scheint Kloster Kastl verschont zu haben.

1519 begannen die Bauarbeiten zur Marktkirche von Kastl. Bauherr war Abt Johannes.

Abt Johannes regierte bis 1524.

Sein Nachfolger war Abt Johannes II. Winter (1524–1539).

Mit ihm lag der Konvent im Streit und beschwerte sich bei der Regierung in Amberg.

Der Konvent warf dem Abt Mätressenwirtschaft vor.

Auch sonst scheint es mit der Klosterzucht nicht mehr gut bestellt gewesen zu sein. Die jungen Mönche führten kein geistliches Leben mehr und nahmen nicht am Chorgebet teil

Stattdessen gaben sie sich lieber der Jagd hin.Abt Johannes dankte 1539 ab.

Die Regierung setzte zwei Verwalter ein,  Johann Sailer aus Sulzbach und Leonhard Winkler aus Amberg. (Bosl S. 144)

Bei der Abdankung von Abt Johannes II. hatte Kloster Kastl 4650 Gulden, das sind etwa 1.927.430,00 €.

Sein Nachfolger wurde Abt Leonhard II. Münzer von Hegling (1530–1538/39)

Die beiden Äbte Johannes II und Leonhard scheinen sehr schlechte Verwalter gewesen zu sein.

Nach dem Tod Abt Leonhards weigerten sich Prior und Konvent in einem Schreiben an Kurfürst Ludwig und  Pfalzgraf Friedrich für die Schulden Abt Leonhards

einzustehen. (Bosl S.146)

Nach dem Tod dieser beiden Äbte war Kloster Kastl nicht mehr in der Lage,  die für die Abtbenediktion in Eichstätt notwendige Summe aufzubringen.

Die Geldeinnahmen des Klosters waren beträchtlich gesunken 1530 betrugen sie z. B. nur noch  im Großen Amt 318 Gulden, das sind etwa 133.960,00 €

und im Kleinen Amt 212 Gulden, das sind etwa 89.306,00 €. An Zinsen wurden 24 Gulden das sind etwa 10.110,00 €, eingenommen.

Nach dem Tod von Abt Leonhard setzte die Amberger Regierung wieder zwei Verwalter ein, Philipp Kemnather aus Hohenkemnath und

Prior Johannes Menger, der dann zum Abt gewählt wurde. Er dann Abt von 1539 bis  1554.

Am 20.07.1542 brannte Kloster Kastl 1542 völlig nieder.

1550 schlug der Blitz in den Klosterkirchturm.

Der 2. Markgräflerkrieg zog auch Kloster Kastl in Mitleidenschaft.

Markgraf Albrrecht Alcibiades von Brandenburg –Kulmbach (1541-1554) kämpfte im 2. Markgräflerkrieg vor allem gegen seine fränkischen Nachbarn sowie gegen die fränkischen

Hochstifte Würzburg und Bamberg.

1552 erschien Jobst von Dalbeck vor Kloster Kastl, nachdem er zuvor Amberg und Sulzbach gebrandschatzt hatte.

Von Abt Johannes verlangte er 2000 Gulden , das sind etwa 829.002,00 €

1552 wurde auf Kosten des Klosters das Rathaus in Kastl gebaut.

Durch den Kölner Spruch von Kaiser Maximilian vom 30.07. 1505  war der Landshuter Erbfolgekrieg beendet worden.

Für die Söhne des verstorbenen Pfalzgrafen Ruprecht Ottheinrich (1522-1559) und Philipp (1522-1548) war das Herzogtum Pfalz- Neuburg gegründet worden.

Bei der Teilung von 1535 kam Sulzbach an Herzog Philipp, der es an seinen Bruder Ottheinrich abtrat.

1542 trat Ottheinrich zum lutherischen Glauben über und befahl dessen Einführung am 23.06. 1542 in seinen Landen.

1554 endete die Regierung von Abt Johann.

Sein Nachfolger und letzter Abt von Kloster Kastl wurde Abt Michael Hanauer (1554–1560)

Am 29. 1546 erschien eine kurpfälzische Kommission in Kastl, um dort Ott-Heinrichs luthersiche Kirchenordnung einzuführen.Abt Michael hatte zwar Einspruch erhoben aber erfolglos.

Außerdem hatte die Kommission eine Bestandsaufnahme der Bibliothek und des Kirchengeschmeides durchzuführen. Bargeld war keines vorhanden, stattdessen war von den großen

Schulden des Klosters die Rede. Allerdings hatten die Pfalzgrafen auch ihren Teil zum Schuldenstand beigetragen.

An Gold und Silber wurden 1051 Gulden, das sind etwa 431.496,00 €, beschlagnahmt.

Der Grundbesitz des Klosters umfasste 93 ganze Höfe, 26 halbe Höfe und Huben, 2 Höflein, 214 Güter, 51 Güti, 1 1 Mühlen und 156 Häuser ( mit denen im Markt ).

Im Kloster waren noch 6 Konventualen unter ihnen, der spätere Verwalter Kaspar Euvelstetter.

1557 zog Abt Michael seinen Habit aus. Das Kloster hatte aufgehört zu existieren.

Mit einer letzten Urkunde am 5.2. 1560 befreite Abt Michael Bürger von Kastl vom Lehensgeld, das bei Kaus und Verkauf von Häusern und Gütern beim Abt hinterlegt werden musste.

Er wollte damit Fremde anregen, sich im Markt Kastl niederzulassen. STAAM, Kloster Kastl Urkunden 718

Abt Michael verstarb am 15. August 1560 im Alter von 60 Jahren.

Die eigentliche Auflösung von Kastl erfolgte 1563 durch die Auflösung der Haus-und Hofhaltung,

Am 22. 10. 1625 wurde in Pfaffenhofen und zugleich im Markt Kastl mit Georg Schwaiger, wieder ein katholischer Pfarrer eingesetzt., Die calvinistischen Geistlichen werden vertrieben.

1628 wurde das “Fürstentum Obere Pfalz” wieder dem bayrischen Staatsverband eingegliedert. Landesherr war Maximilian I (1597-1651)

Der schwedische Oberst Wilhelm von Kratzenstein fiel 1632 in Kastl und Pfaffenhofen ein  und belagerte beide Orte mit zwei Kompanien Kroaten.

Dies plünderten und brannten alles nieder. In Kastl  wurden die Altäre größtenteils zerstört oder mitgenommen. Die Burg Pfaffenhofen wurde fast völlig zerstört.

1633 brachte der schwedische Kommandant _Haßfeld in Neumarkt Lauterhofen, Pfaffenhofen, Kastl und Velburg in seine Gewalt.

1638 wurde in der Oberpfalz die katholische Religion wieder eingeführt.

1627 wurde den Jesuiten in Kastl die Seelsorge übertragen

1629 wurde der Pfarrsitz von Pfaffenhofe nach Kastl verlegt, da der Pfarrhof in Pfaffenhofen abgebrannt war.

Am 20 September 1631 befahl Papst Urban VIII. (1623-1634) auf Bitten Maximilians dem Offizial zu Regensburg, das ehemalige Benediktinerkloster Kastl dem von Maximilian zu errichtenden Jesuitenkolleg und Seminar zu Amberg zu inkorporieren..

STAAM, Kloster Kastl Urkunden 792

Am 9. Januar 1636  wies Kurfürst Maximilian das ´den Jesuiten das aufgehobene Kloster Kastl als Residenz an.

Reibungslos verlief der Übergang zu den neuen Herren nicht.

Als Maximilian die Oberpfalz “zum Eigentum” überwiesen worden war, stellte er die dortige Bevölkerung vor die Wahl Bekehrung oder Auswanderung-

Beraten durch Jesuiten errichtete er das “Kirchliche Polizeiregiment Bayern”

Mit der Regierung der Jesuiten warn Bürgermeister und Rat vom Markt Kastl nicht einverstanden. Sie nahmen dem Magistrat seine vom Landesherren verliehenen Privilegien.

Das passte aber ohnehin  Maximilian verwässerte das Mitbestimmungsrecht der Bairischen Landstände.

Nach den Landtagen von 1605 und 1612 gab es keine allgemeinen Landtage mehr. Es gab nur noch einen Ausschuss zur Steuerbewilligung.

Die Rechte der Bürger wurden zu Gunsten des Staates beschnitten.

Die Handlungsweise der Jesuiten wurde als die eine morgenländischen Despoten gegenüber seinem Sklaven empfunden.

Der Magistrat sah sich zu einer Klage gegen die kurfürstliche Regierung in Amberg gezwungen. Dieser wurde erst 1682 entschieden und gab dem Magistrat seine Rechte wieder.

Obwohl den Jesuiten nachgesagt wird, dass sie keine Kirchen renovieren, erfolgte eine Renovierung der Kastler Kirche und eine barocke Neuausstattung der Klosterkirche.

Am 21. Juli 1773 hatte Papst Clemens XIV. (1769-1774) mit Bulle den Jesuitenorden aufgehoben. Damit hörte natürlich die Herrschaft der Jesuiten in Amberg und Kastl auf.

Kastl fiel bis 1781 wieder unter landesherrliche Verwaltung.

Kurfürst Karl Theodor (1742-1799) übergab im März 1782 die Jesuitengüter in der Oberpfalz an den Johanniter und Malteserorden. Dem Markt Kastl wurde zwar versprochen, m dass alles beim Alten bliebe.

Aber auch die Malteserbeamten griffen, wie schon die Jesuiten in die magistralen Belange Kastl ein. Allerdings wehrte sich der Rat nicht mehr dagegen.

Die Malteser errichteten in der Klosterkirche den frühklassizistischen Hochaltar .

1808 wurde Kloster Kastl säkularisiert. Das Vermögen des Klosters  und der Grundbesitz  ging an das Königreich Baiern über. Die Klosterkirche wurde Pfarrkirche.

Das Landgericht Pfaffenhofen, der Vorläufer der heutigen Landratsämter wurde nach umfangreichen Reparaturen der ehemaligen Klostergebäude nach Kastl verlegt.

1958 wurde ein ungarisches Gymnasium mit etwa 200 Schülern in Kastl eingerichtet.

21 Okt. 2025

Zisterzienserkloster Heisterbach

                                                                 

                           Abteikirche Heisterbach (Stahlstich von 1844)

 

Ein junger Mönch im Kloster Heisterbach
Lustwandelt an des Gartens fernstem Ort;
Der Ewigkeit sinnt still und tief er nach
Und forscht dabei in Gottes heil’gem Wort.
     Er liest, was Petrus, der Apostel, sprach:
„Dem Herren ist ein Tag wie tausend Jahr’,
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag,“ –
Doch wie er sinnt, es wird ihm nimmer klar.

[240]

     Und er verliert sich zweifelnd in den Wald;
Was um ihn vorgeht, hört und sieht er nicht; –
Erst wie die fromme Vesperglocke schallt,
Gemahnt es ihn der ernsten Klosterpflicht.
     Im Lauf erreichet er den Garten schnell;
Ein Unbekannter öffnet ihm das Thor.
Er stutzt, – doch sieh, schon glänzt die Kirche hell,
Und draus ertönt der Brüder heil’ger Chor.
     Nach seinem Stuhle eilend, tritt er ein, –
Doch wunderbar – ein Andrer sitzet dort;
Er überblickt der Mönche lange Reih’n –,
Nur Unbekannte findet er am Ort.
     Der Staunende wird angestaunt ringsum;
Man fragt nach Namen, fragt nach dem Begehr;
Er sagt’s – dann murmelt man durch’s Heiligthum:
Dreihundert Jahre hieß so Niemand mehr.“
     „Der Letzte dieses Namens,“ tönt es dann,
„Er war ein Zweifler und verschwand im Wald;
Man gab den Namen Keinem mehr fortan!“
Er hört das Wort; es überläuft ihn kalt.
     Er nennet nun den Abt und nennt das Jahr;
Man nimmt das alte Klosterbuch zur Hand;
Da wird ein großes Gotteswunder klar:
Er ist’s, der drei Jahrhunderte verschwand.
     Ha, welche Lösung! Plötzlich graut sein Haar;
Er sinkt dahin und ist dem Tod geweiht,
Und sterbend mahnt er seiner Brüder Schaar:
„Gott ist erhaben über Ort und Zeit.
     Was er verhüllt, macht nur ein Wunder klar –
Drum grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach!
Ich weiß: ihm ist ein Tag wie tausend Jahr,
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag.“

Wolfgang Müller von Königswinter.

Das ist wohl das Bekannteste zu Kloster Heisterbach. Kommen wir aber zur Geschichte von Kloster Heisterbach

Der Kölner Erzbischof Philipp I. von Heinsberg (1167 –1191 ) veranlasste den Abt von Kloster Himmerod Hermann I. (1188–1196 )einen Gründungskonvent zu entsenden.

  Am 22. März 1189 kamen zwölf  Mönche  mit ihrem Abt Hermann auf den Petersberg im Siebengebirge. Dort war noch Liegenschaften eines eingegangenen Augustiner-Chorherren-Stiftes.

Erzbischof Philipp hatte diese dem Zisterzienserordens zur Gründung eines Klosters angeboten.

Der erste Abt Hermann von Marienstatt ist 1150 im Rheinland geboren.

Er war Kanoniker am Stift St. Cassius und Florentius in Bonn.

Vermutlich 1175 trat er in die Zisterzienserabtei Himmerod ein.

Am 22. März 1189 übernahmen die Zisterziensermönche aus Himmerod  das ehemalige Augustinerchorherrenstift.

Wegen der ungünstigen Lage begann der Konvent das Kloster schon 1192 in das Tal unterhalb des Petersberg zu verlegen und gründeten dort das Kloster Heisterbach.

1193 erfolgte schon die erste päpstliche Schutzurkunde. Papst Coelstin III. (1191-1198) nahm am 10. Juni 1193 Abt Hermann und den Konvent in päpstlichen Schutz und bestätigte seinen Besitz in Meckenheim und Bonn. Cölestin III. – RI IV,4,4,5 n. 844

1202 war der Umzug abgeschlossen.

Schon 1196 kehrte der Gründerabt Hermann in sein Mutterkloster Himmerod zurück und wurde dort Abt. Er plante die Gründung der Abtei Marienstatt, die 1212 in Neunkirchen im Westerwald erfolgte. Eine Stiftung des

Kölner  Burggrafen Eberhard von Aremberg  und seiner Gemahlin Adelheid von Molsberg machte dies möglich.

In Heisterbach übernahm Gevard den Abtstuhl. Er war zusammen mit Abt Hermann im Gründungskonvent dabei.

Er war Kanoniker im Stift Mariengraden in Köln. In Himmerod trat er in den Zisterzienserorden ein.

In seiner Regierungszeit wurde mit dem Bau der Abteikirche in Heisterbach begonnen.

In kirchlichen Kreisen genoss er hohes Ansehen. Papst Innozenz III. (1198-1216) schaltete ihn  1199 im Streit um die Kölner Dompropstei als Vermittler ein.

1201 traf er mit dem päpstlichen  Legaten Guido von Praeneste (+ 1206) zusammen, der die Anerkennung Ottos IV(1198-1218) zum deutschen König betreiben sollte.

1203 vermittelte er in Päpstlichen Auftrag zwischen den Grafen von Sayn und denen von Landsberg.

1198 war Gevard mit Caesarius von Heisterbach unterwegs nach Köln. Diese Begegnung war ausschlaggebend dafür, dass Caesarius in das Kloster Heisterbach eintrat.

1197 gab es eine große Hungersnot und Gevard tat alles, was in seinen Kräften stand, zu helfen. An einem Tag wurden an der Klosterpforte 1500 Essensrationen ausgegeben

Abt Gevard verstarb am 15. Feb. 1208 .

Sein Nachfolger wurde Heinrich I. von Heisterbach (1208-1244)

Er ist zwischen 1175 und  1180 in Walberberg, einem Stadtteil von Bornheim am Rhein geboren.

Er stammte aus einem Rittergeschlecht im Köln-Bonner  Raum.

Seine erst Ausbildung erhielt er in der Schule des Bonner Casiusstiftes. Dort wurde er auch Kanoniker.

Nach Caesarius soll er eine Zeit lang in Paris studiert haben.

Sein Eintritt in das Kloster Heisterbach wurde zunächst von seinen Angehörigen verhindert.

Abt Gevard ernannte ihn zum Prior. 1208 wurde er Gevards Nachfolger.

Der Trierer Erzbischof Johann I. (1189 bis 1212 ) weihte ihn zum Abt. Der eigentlich zuständige Kölner Erzbischof  Bruno IV. (1205-1208) war am 26. August 1206 von Philipp von Schwaben (1198-1208)

gefangen genommen und über ein Jahr bis 1207 auf dem Trifels und in Alt-Ems in Vorarlberg festgesetzt gewesen. Nach seiner Freilassung war er noch nicht in Köln eingetroffen.

Die Kölner Prioren gaben deshalb das Einverständnis , dass der Trierer Erzbischof die Weihe vornahm.

Geistig selbst sehr rege und interessiert förderte er das geistige Niveau seines Klosters nach Kräften.Auch Caesarius von Heisterbach, der inzwischen Mönch in Heisterbach war, wurde  von ihm

gefördert.  Caesarius hatte ein Talent mit Menschen umzugehen und wurde deshalb von Abt Heinrich zum Novizenmeister ernannt. Außerdem begleitete er ihn auf vielen Reisen.

Auch sein schriftstellerisches Talent förderte der Abt nach Kräften.

Caesarius ist um 1180 in oder bei Köln geboren. Er besuchte die Stiftsschule St. Andreas und der Domschule in Köln.

1198 oder 99 trat er in das Kloster Heisterbach ein.

Er schrieb Legenden und Wundergeschichten. Er verfasste zwischen 1226 und 1237 eine Biographie des ermordeten Erzbischofs  Engelbert von Köln.

Sie gilt wegen der dramatischen aber zuverlässigen Schilderung der Ermordung des Kölner Erzbischofs  als eine der hervorragendsten Biographien des Mittelalters.

1236/37 entstand die Vita S. Elisabethae, die Biographie der Heiligen Elisabeth, eine Lebensbeschreibung mit eher erbaulichem Charakter.

Sein Hauptwerk ist eine für die Novizen bestimmte geistliche  Anekdotensammlung. Sie ist  eine wertvolle Quelle für die Sitten- und Kulturgeschichte seiner Zeit.

Die Libri VIII miraculorum sind vom Inhalt ähnlich aber nicht in Dialogform wie der Dialogus miraculorum geschrieben.

In der Klosterhierarche stieg Caesarius zum Prior auf.

Auch ein weiterer Mönch war in Heisterbach schriftstellerisch tätig. Das war Caesarius von Milendonk.

Er war von 1212–1216 Abt von Kloster Prüm, legte dort seine Abtwürde nieder und trat als einfacher Mönch in das Kloster Heisterbach ein.

Dort verfasste er eine kommentierte Abschrift des Prümer Urbars, also des Güterverzeichnisses der Abtei Prüm aus dem 9. Jahrhundert Er widmete sie seinem Nachfolger Abt Friedrich I. von Fels (1220–1245)

Diese Abschrift ist ein guter Beleg für die Schreibkultur in Heisterbach zur Zeit des Abtes Heinrich.

Diese Abschrift befindet sich heute im Landeshauptarchiv Koblenz, das Original ist verschollen.

Abt Heinrich hatte gute Beziehungen zu den Päpsten Päpste Innozenz III., Honorius III. (1216-1217) und Gregor IX (1227-1241) und Kaiser Friedrich II.(1212-1250)

Eine erster Urkunde stellte Friedrich 1217aus Da benachrichtigte er seine Burgmannen in  Werd, heute Kaiserswerth, Stadteil von Düsseldorf  und seit 1174 Zollstelle für den Rheinzoll,

dass er dass “er dem kloster Heisterbach gestattet habe mit seinem schiff belastet mit wein oder andern producten und bedürfnissen des klosters zollfrei bei Werd vorbei zu fahren”  Friedrich II. – RI V,1,1 n. 914

Papst Honorius beauftragte Abt Heinrich  1223 an der Wahl des Köllner Domscholaster Thomas Olivier zum Bischof von Paderborn (1225-1227) mitzuwirken.

1224 erhielt er den Auftrag zusammen mit dem Bonner Domscholasters Gerung  als Vorbereitung des Kreuzzuges von Friedrich II. Kreuzzugspredigten zu halten.

1225 hielt er in Limburg eine solche Predigt.

1225 erschien er auf dem Hoftag n Frankfurt, wohin er zusammen mit Abt Gottfried von Altenberg (1225–1238 (?)  die Leiche des ermordeten Kölner Erzbischofs Engelbert (+1225) brachte und Anklage gegen die Mörder erhob.

1234 war er wieder auf dem Hoftag in Köln und trat als Bürge in einem Prozess auf, in dem Graf Heinrich III, von Sayn (1185-1247) der Ketzerei verdächtigt wurde.

1236 war Abt Heinrich wieder in Kontakt mit Kaiser Friedrich und bat um eine Schutzurkunde für Kloster Heisterbach.

In Wiesbaden stellte  er dem Kloster eine Urkunde aus “nimmt abt und convent des klosters Heisterbach auf deren bitten in seinen besondern schutz.”

Friedrich II. – RI V,1,1 n. 2165

1212 kam Hermann von Marienstatt, der schon 1189 als Grünungsabt nach Heisterbach gekommen war.

1196 ging er in sein Mutterkloster Himmerod zurück und wurde dort  bis ca. 1198 Abt.

Der Gründungskonvent für Marienstatt wurde von Abt  Heinrich nach Marienstatt geschickt.

Dieses war also ein Tochterkloster von Heisterbach.

Heisterbach waren außerdem die Frauenklöster  Burbach(zu mindestens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts . 1241 wird Abt Heinrich als Visitator genannt)

Burtscheid (vor 1000 als Benediktinerinnenkloster gegründet, 1220 aufgelöst und dann von Zisterzienserinnen besiedelt, erst Kloster Heisterbach unterstellt, ab dem 14. Jahrhundert Himmerod)

Kloster Marienborn in Zülpich-Hoven (1188 gegründet erst Heisterbach unterstellt,später Altenberg)

Kloster Schweinheim wurde 1238 gegründet und war Heisterbach unterstellt.

Kloster Walberberg wurde 1197 von Kloster Hoven aus gegründet und war Clairvaux unterstellt. Wegen der räumlichen Entfernung nahm der Abt von Heisterbach in der Regel die Visitationen vor.

In den Niederlanden hatte das Kloster Yesse einen ähnlichen Status wie Walberberg. Es wurde 1215 gegründet und war Clairvaux unterstellt. Die Visitationen nahm der Abt von Heisterbach vor.

Das Kloster Nazareth in den Niederlanden wurde ebenfalls von Heisterbach visitiert. Beide Klöster wurden 1215 gegründet und 1580 zerstört.

In Heinrichs Abbatiat wurden Kloster-und Kirchenbau fortgesetzt. Die Klosterkirche wurde 1237 geweiht

Sie war 88 Meter lang und 44 Meter breit und wurde in ihren Ausmaßen nur vom Kölner Dom übertroffen.

Unter Abt Heinrich erlebte Kloster Heisterbach seinem größte Blüte seiner ganzen Geschichte.

Er verstarb am 11. Nov. 1244 in Heisterbach.

Auch Caesarius von Heisterbach verstarb um 1244.

4. Abt von Heisterbach wurde Gerhard (1244–1261 )

In seinem Beisein und dem des Abtes von Marienstatt hatte Graf Heinrich III. von Sayn (+1. Januar 1247) sein Testament aufsetzen lassen.

Seine Witwe Mechthild von Sayn (um 1203-1291  beauftragte 1247 gemäß dem Testament den Kardinallegaten Petrus von St. Georg zum goldenen Vließ   , das von der Gräfin von Sayn gestiftete Augustinerinnenkloster Pax Dei dem Zisterzienserorden einzuverleiben.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0568 / Zissendorf, Urkunden AA 0568, Nr. 1

Das Kloster Zissendorf wurde 1247 gegründet.

1248 nahm der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden (1238 –1261 ) das Kloster in seinen Schutz.

Graf Heinrich von Sayn wollte in seinem Testament, dass in Blankenburg  ein Hospital zum Unterhalt von 13 Armen errichtet werden sollte.

Seine Witwe ordnete 1253 an, dass dieses bei dem schon bestehenden  Hospital in Heisterbach errichtet wurde.

Sie schenkte dazu die Kirche in Neustadt, eine Mühle, bei Linz und einen Weingarten in Linz. H. Höfer, Regesten zur Geschichte der Abtei Heisterbach, S.23)

Das um 1230 gegründete Zisterzienserinnenkloster Grau-Rheindorf unterstand 1256 Kloster Heisterbach (H. Höfer S. 24)

Auf Abt Gerhard folgte Abt Christian I. (1261–1266)

Er tritt erstmals in einer Verkaufsurkunde auf, in der er und der Konvent von Heisterbach dem Deutschen Orden ein Haus in Köln verkaufen H. Höfer S. 24)

Der Abtei ging es nicht mehr so gut.

Im Auftrag des Abtes brachte ein Mönch eine Bibel und mehrere theologische Werke  dem Magister Andreas, Scholaster in St.Severin in Köln um diese für   27 3/4 Kölner Mark, das sind etwa 7.473,00 €, zu versetzen.

Sein Bruder  Magister  Johannes, Kanoniker an St.Gereon in Köln als Testamentsvollstrecker  gab die Bücher an Heisterbach zurück und stiftete außerdem einen Weinberg bei Honnef, der jährlich 3 Ohm, das sind etwa 430 Liter Ertrag brachte

Daraus sollte für ihn und seinen Bruder ein Jahresgedächtnis finanziert werden.

AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1 Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Am 5. August 1266 beauftragte der Kölner Erzbischof Engelbert II., von Falkenburg (1261 –1274 ) den Abt von Heisterbach in Kloster Herchen die Seelsorge zu übernehmen.

AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1 Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Auf Abt Christian folgte Abt Heinrich II. von Willich (1267–1269 ) Er war möglicherweise Mönch in Himmerod vor er in Heisterbach Abt wurde.

Ob er sein Amt niederlegte oder ob er abgewählt wurde ist nicht bekannt. Er erscheint später wieder in Himmerod und wird dort als ehemaliger Abt von Heisterbach als Zeuge  erwähnt.

Der nächste Abt Alexander regiert auch nur ein Jahr. Das lässt darauf schließen, dass es dem Kloster nicht mehr gut ging.

Dann folgte Abt Ekbert I. (1273–1278)

1270 verhängte das Generalkapitel  das Interdikt über Heisterbach.Abt und Geschäftsträger wurden suspendiert.

Das Generalkapitel beauftragte die Äbte  von Himmerod und von Marienstatt, mit den Gläubigern zu verhandeln. Erst wenn eine Lösung erreicht sei, sollen Abt und Geschäftsträger wieder eingesetzt werden.

Der Verfall von Klosterzucht und Ordnung zeigte sich bald auch an den unterstellten Zisterzienserinnenklöstern.

1273 untersagte das Generalkapitel Abt Ekbert, bei seiner Aufsicht unterstellten Nonnen Visitationen vorzunehmen.

Die Abtei stand nicht mehr in gutem Ruf. In den Niederlanden stand sie in dem Verdacht, sich auf Schmuggel zu verstehen und Zollstätten zu umgehen wisse.

Auf der anderen Seite trugen vor allem die unteren Schichten zum Erhalt der Abtei bei.

Die Witwe des Burggrafen von Wolkenburg erließ Kloster Heisterbach die Schuldforderungen.

Abt Nikolaus II. (1303)  hatte mit Zustimmung des Abtes  Johannes III. (1290–1310 ) die Besitzungen seines Hauses in Sinzig, Haus, Hof und Ackerland für 449 Kölner Mark, das sind etwa 119.827,00 € ,

zur Deckung der angehäuften Schulden verkauft. (Dr. Schmitz, die Abtei Heisterbach S. 154 ff)

Ein weiteres Mittel zur Gesundung war die Wallfahrt verbunden mit Ablässen. Die Heisterbacher Kirmes war war ein Ereignis, das Scharen von Pilgern  anzog.

Der Kölner Weihbischof  Johann von Konstanz (1308-1321) in Vertretung des Kölner Erzbischofs Heinrich II., von Virneburg (1304 –1332) genehmigte aus Bitten des Konvents die Vorverlegung der Kirmes vom

18. Oktober, das war die Zeit der Weinlese, auf den Sonntag nach Johanni. Wer die Klosterkirche besuchte, erhielt zudem einen Ablass von 50 Tagen.

Außerdem war eine alte Kapelle abgerissen worden. 1312 war der Rohbau fertig. Eine Reihe von Bischöfen   verliehen allen Gläubigen, die dorthin wallfahrteten

und Geld für Unterhalt , Ausbau, Licht und Schmuck für die Abtei spendeten eine Ablass von 40 Tagen.

Gerardus, der Sakristan von Citeaux war 1316 als Vertreter des Generalabtes zur Visitation min Heisterbach. Er berichtete von der Wallfahrt ans Generalkapitel und Heisterbach

erhielt die Erlaubnis, am Kirchweifest auch Frauen n die Kirche zu lassen, wobei die Klausur natürlich eingehalten werden musste.

Regest: Der Generalabt Gwilhermus von Citeaux bestätigt dem Abt und der Abtei Heisterbach im Auftrag des Generalkapitels für immer die früher erteilte Erlaubnis, am Kirchweihfest von Non zu Non Frauen den Eintritt in die Kirche zu gestatten, damit nicht, wie es früher geschehen ist, adelige und mächtige Frauen gewaltsam die Kirche betreten; jedoch bleibt das frühere Verbot, die Wohnung des Konvents: Schlafsaal, Umgang, Speisesaal und Küche zu betreten, bestehen. Er gestattet der Abtei, zur größeren Sicherheit die Bestätigung dieser Vergünstigung beim apostolischen Stuhl nachzusuchen.

AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1

Da nun auch keine Mißstände mehr gemeldet wurden. erhielt Heisterbach die Erlaubnis, die päpstliche Bestätigung für die Wallfahrt zu erbitten.

Das Kloster hatte nun 100 Wallfahrtstage im Jahr.

Aber nicht nur ein Strom von Wallfahrern kam nun ins Kloster. Auch die Zahl der Vermächtnisse steigerte sich.

Abt Anselm (1332–1357 ) zahlte 1336 die letzten Schulden des Klosters

Auch der Reliquienschatz des Klosters mehrte sich wieder.

1305 schenkte der Schneider Heinrich von Druishayn seine Güter an Kloster Heisterbach und trat als Konverse in das Kloster ein.

Abt Johannes I.  (1305–1316 ) übertrug 1305 diesem Konversen den Hof Rott zur Bebauung.AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1

1310 ließ der Abt die Zinsen aus einem längst verkauften Hof Molenberg ab jetzt auf ihren Hof in Walberberg zahlen. AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1

Nachdem Kloster Heiserbach sich wieder erholt hatte,

erbrachte das Kloster auch  freiwillige Leistungen.

Abt Anselm baute dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich (132-1349)

auf eigene Kosten ein 16 Fuß langes Stück der Stadtmauer von Rheinbach,

obwohl Heisterbach in dieser Zeit noch keinerlei Güter in der Stadt hatte.

Er stellte dem Kloster dafür diese Urkunde aus

„Der Kölner Erzbischof Walram von Jülich bekundet, dass Abt und Konvent von Heisterbach zur Befestigung seiner Stadt und Burg Rheinbach freiwillig auf eigene Kosten eine 16 Ruten lange Mauer haben bauen lassen, obwohl sie noch keine Güter in der Stadt besitzen. Für die Zukunft sollen sie deshalb von Schatz und Bede, sowie von allen Leistungen zur Befestigung der Stadt befreit sein. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 79

Auch der Heilige Stuhl bemühte sich, das Kloster krisenfest zu machen.

Papst Benedikt XII. (1334-1342) bestätigte am 28. Januar 1338 Abt und Konvent alle

Privilegien und Freiheiten, de seine Vorgänger der Abtei verliehen hatten

und ebenso die Privilegien, die ihr von Königen, Fürsten und anderen Gläubigen verliehen worden sind. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 73

Das war in der Regierungszeit von Abt Anselm.

Am 24.November 1389 half Papst Bonifaz IX. (1389-1404) Kloster Heisterbach entfremdete Güter wieder zu erlangen.

„Papst Bonifaz IX. beauftragt auf Bitten der Abtei Heisterbach den Dekan von St. Maria ad Gradus in Köln die der Abtei widerrechtlich entzogenen Güter auf gesetzmäßigem Wege wieder in deren Besitz zu bringen und die Widersacher, sowie diejenigen, die ihr Zeugnis verweigern, mit kirchlichen Strafen zu belegen. „

AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 113

Abt war zu der Zeit Rüdiger von Plittersdorf (1377-1411)

Abt Rüdiger  nahm am 3. März 1402 von Abt Johann von Hanenberg (1382-1420) vom Kloster Altenberg  den Hof Kackenest bei Königswinter am Fuße des Petersberg für 100 Mark, das sind  etwa 26.219,00 €, jährlichen Zins in Erbpacht. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 125

Am 7. September 1465  gestattete Abt Johannes Schlebusch (1462–1467 ) von Kloster Altenberg Kloster Heisterbach unter Abt Heinrich IV. (1459-1475)  diesen Zins durch eine Einmalzahlung von 450rheinischen

Goldgulden, das sind etwa 135.793,00 €, abzulösen. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 186

Im Jahr 1357 setzte Abt Johannes V. (1356/57–1366/67 ) von Kloster Himmerod als Vaterabt und Visitator unter Berufung auf die Vorschrift von Papst Benedikt XII. (1334-1342)und legte die Zahl der Geistlichen und Konversen den Mitteln des Klosters entsprechend fest. Für Heisterbach durften das nicht mehr als 39 Mönche und 15 Konversen sein.

AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 100 Urkunde vom 7. November 1357

Abt war Johannes III. (1357-1364)

Allerdings folgte Kloster Heisterbach dem Beispiel der benachbarten Benediktinerabtei Siegburg.

Diese hatte 90 Konventualen. Davon waren aber 40 in anderen Klöstern untergebracht.

Heisterbach brachte seine überschüssigen Konventualen zwar nicht in anderen Klöstern unter

Seine überzähligen Konventualen wurden in rheinische vornehmlich Kölner Pfarrer-und

Kaplanstellen untergebracht.

Auch Kloster Kamp und Altenberg handhabten dies so.

1393 war Abt Konrad von Morimond in Heisterbach. (Er erscheint nicht auf der Liste

der Äbte von Morimond in der Biographia Cisterciensis. Aber auf einer 1393 in Wien ausgestellten Urkunde,in der Abt Konrad als Vorsitzender genannt wird. Sächsisches Staatsarchiv 10001 Ältere Urkunden, Nr. 04840 )

Er stellte diesen den Ordensregeln widersprechenden Missstand ab und gebot allen Äbten der entsprechenden Klöstern, vor allem aber Abt Rüdiger, das sofortige Zurückziehen der auswärtigen Mönche.

Außerdem befahl er renitente Mönche zu ergreifen und einsperren zu lassen.

Es war wohl auch so, dass Mönche anderer Orden in Heisterbach lebten. So war Peter vom Deutschen Haus vom Oberkloster in Neuss in Heisterbach.

Der Kölner Erzbischof Friedrich III., von Saarwerden (1370 –1414 ) hatte Peter, der in Neuss Propst war, die Umgestaltung des reformbedürftigen Oberklosters empfohlen.

In Deventer hatte Geert Groote (1340-1384) Eine Bruderschaft gegründet. Die Mitglieder sollten nach der Augustinerregel wie die Augustinerchorherren leben.

Erzbischof Friedrich hatte Peter vom Oberkloster den Anschluss  Geert Grotes Brüder vom Gemeinsamen ‘Leben empfohlen.

Peter vom Deutschen Haus resigniertem im Oberkloster m1401 und ging nach Heisterbach. Dort starb er 1414.
Heisterbach wurden neue Klöster unterstellt.Das war Kloster Schweinheim heute ein Stadtteil von Euskirchen und St. Jöri in Kinzweiler.

In Zeiten des Schismas hielt sich Heisterbach zurück. Es war keine ‘Freundin der Päpste und der der Politik der Kurie.

Vom Konzile von Basel erhielt es 1437 die große Schutzurkunde. (Dr. Ferdinand Schmitz, ‘Die Abtei Heisterbach in Beiträge zur Geschichte des Niederrheins

Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins 14-16, S. 167)

Die Abtei erlangte weiteren Wohlstand. so konnte sie es sich auch leisten, dem Kölner Erzbischof Dietrich von Mörs (1414-1463), der ständig unter Geldnot litt, immer wieder in finanzieller Verlegenheit zu helfen.

Am 23. April 1415 kaufte Abt Christian II. (1412–1448) für 1000 Gulden, das sind etwa 301.761,00 €, den Hof in Flerzheim und den halben Grevenhof in Oberdollendorf. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 133

Am 3. April 1440 befreite sich Abt Christian II.  für 605 Gulden, das sind etwa 182.566,00 €., von allen Diensten, die auf dem Hof zu Plittersdorf zu leisten waren. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 158

Am 16 August 1445 löste Abt Christian II.   sämtliche Fuhr-und Spanndienste, die die Abtei auf dem Cruffterhof bei Godesberg und auf dem Hof in Oedorf zu leisten hatte für 1700 Rheinische Gulden,

das sind etwa 512.995,00 €  , ab. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 164

Innerhalb von 40 Jahren hatte die Abtei den Klosterbesitz um  8 große Höfe vermehrt.

Das Kloster besaß jetzt nahezu 50 Höfe.

Die Kehrseite war aber, dass am Niederrhein kaum eine Fehde ausbrechen konnte, ohne dass irgendwo ein Abteigut geschädigt wurde.

Der “Neusser Krieg” (1474/75) zog vor allem die auf der rechten Rheinseite gelegenen Güter der Abtei in Mitleidenschaft.

Der Kölner Erzbischof Ruprecht von der Pfalz (1463 –1478 ), Nachfolger von Dietrich von Mörs, hatte in seiner Auseinandersetzung mit seinen Landständen

Beim Herzog von Burgund Karl dem Kühnen (1465-1477) Unterstützung gesucht.

Karl der kühne nahm das zum Anlass , seinen Machtbereich zu Lasten des Erzstiftes auszuweiten.Kaiser Friedrich III. (1440-1493) hatte den Reichskrieg ausgerufen.

Für die Güter der Abtei bedeutete das Schanzarbeiten und Einquartierungen des kaiserlichen Heeres.Das war in der Regierungszeit der Äbte Heinrich IV. (1459–1475 ) und Wilhelm II. (1475–1511 )

Die Stadt Köln hatte nach dem Neusser Krieg von Kaiser Friedrich III. um sie für ihre im Dienste des Reiches gebrachten Opfer zu entschädigen, einen Rheinzoll erhalten aber mit der Bestimmung “Der Abt von Heisterbach fährt frei”.

(Schmitz S. 170 f.) Es scheint ohnehin, dass die Abtei wenn irgend möglich Zollstellen weitgehend vermieden hat. Obwohl si eine der größten Weinproduzenten am Mittelrhein war, hat sie kaum Zoll für Wein entrichtet.

Abt Wilhelm II. hat mit dem Rat der Stadt Köln einen Vertrag über die Lieferung von Hausteinen aus dem Heisterbacher Steinbruch am  Stenzelberg geschlossen.

Auch um die Kriegsfolgen für Heisterbach zu mildern inkorporierte Papst Sixtus IV. (1471-1484) Kloster Heisterbach die Pfarrkirche in Flerzheim.

Auf Abt Wilhelm folgte Abt Peter Heidermann von Drolshagen (1511–1535 )

1514 führte Abt Peter den Vorsitz bei der Wahl der Äbtissin von Kloster Burtscheid Maria van Gulpen-Bernau (1514–1540 )

Zwar hatte Martin Luther 1517 mit seinem Thesenanschlag in Wittenberg 1517 die Reformation ausgelöst.

Kloster Heisterbach blieb davon unberührt. Auch als der Kölner Erzbischof Hermann von Wied (1515-1547) sich an den Straßburger Reformator Martin Bucer (1491-1551) annäherte und in Köln eine Reform durchführen wollte,

hatte das in Heisterbach keine Auswirkung. Auch unter Abt Peters Nachfolger Abt Johann von der Leyen (1535–1558?/1560? ) ändert sich nichts.

Doch erstmals wird auch Heisterbach von den Wirren der Reformationszeit erfasst.

Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1541-1541 befehdete im 2.Markgrafenkrieg (1552-55) die rheinischen Kurfürst-Erzbischöfe Sebastian von Heusenstamm(1545-1555) von Mainz und Johann V. von Isenburg (1547-1556) von Trier.

Bei seinem Einfall ins Trierische flüchteten die Mönche von Kloster Himmerod mit ihrem Abt Matthias II. Morsch (1542–1558 ) nach Heisterbach und fanden dort Aufnahme.

Kurz zuvor hatte sich Kloster Heisterbach von Abt Wilhelm Stoploch von Hittorf (1538–1560) von Kloster Altenberg und Subkonservator des Zisterzienserordens seine alte Immunität gegen Exkommunikation bestätigen lassen.

Von 1560-1566 war Johannes Krechen  Abt von Heisterbach. Er hatte aber eine nachlässige Amtsführung ebenso wie sein Cellerar, was dazu führte, dass das Kloster so verschuldet war, dass das Generalkapitel einschritt.

Auf Wunsch des Mutterabtes von Himmerod Johann VIII. von Briedel (1558-1571) wurde 1566 Johannes von St. Vith (Johann Vitensis)(1566–1597 ) zum Abt von Heisterbach gewählt. Er war Cellerar in Himmerod.

Nach DR.  Schmitz war er erfahren und hochgebildet.(S. 175)

1577 war in Köln Georg Truchsess von Waldburg (1577-1583) zum Kölner Erzbischof gewählt worden. Am 19. Dezember 1582 sagte er sich öffentlich von der katholischen Kirche los,wollte aber seinen Titel als Erzbischof behalten.

Am 1. April 1583 exkommunizierte ihn Papst Gregor XIII. (1572-1585)

Das Domkapitel wählte seinen früheren Gegenkandidaten Ernst von Bayern zum Gegen-Erzbischof von Köln. Damit sicherte sich das Domkapitel bayrisch-spanische Truppenunterstützung.

Georg Truchsess mobilisierte seine Truppen. Es kam zum Truchsessenkrieg. (1583-1588)

Am 11. Juli 1583 drangen Truppen in das Kloster Heisterbach ein. Sie verschleppten zwei Mönche und  Abt Johannes. Was aus den Mönchen geworden ist, ist unbekannt. Abt Johannes wurde

auf das Schloss Godesberg gebracht und dort monatelang gefangengehalten. Das Kloster wurde geplündert.

Abt Johannes wurde  durch Herzog Ferdinand von Bayern (1550-1608), dem Bruder des Kölner Erzbischofs Ernst von Bayern (1583 –1612 ) im Dezember 1583 befreit.

Die Abtei verpfändete ihren ganzen Besitz in der Kölner Witsch-und Follengasse.

Martin Schenk von Nideggen (um 1540–1589), ein Heerführer verdingte sich dort wo er am besten bezahlt wurde.

1585 schloss er mit Truchsess Georg von Waldburg einen Vertrag . Er wurde von dem abgesetzten Kölner Erzbischof zum kurkölnischen  Feldmarschall bestellt.

Vom 22. auf 23 . Dezember nahm er Bonn ein und ließ es plündern. Seine Requisitionen in den umliegenden Dörfern verschonten auch die Klosterhöfe

in Oberkassel, Plittersdorf, Crucht, Dottendorf, Meckenheim, Walberberg und auch die Herrschaften Flerzheim und Neunkirchen nicht.

Kael von Croy, Herzog von Chimay (1560-1602) stand seit 1584 auf spanischer Seite und diente in ihrem Heer.

1588 wurde er dem Kurfürsten von Köln Ernst von Bayern zu Hilfe gesandt. Er entsetzte Bonn.

Am 22. Mai 1588 kam eine Schar von Chimays Söldnern vor Kloster Heisterbach an.

Der Abt hatte Karl von Croy zwar Wein und Hafer geschickt.

Die zuchtlosen Soldaten plünderten und schleppten weg, was fortzubringen war. Von Kirche,, Abtei, Konventshaus und Refektorium wurden die Dächer herabgerissen und dann das Kloster in Brand gesteckt.

Der Schaden wurde auf 100.000 Taler geschätzt.

Die Schäden konnten erst unter Abt Johann Buschmann (1597–1628)

beseitigt werden. Die  Instandsetzung der Kirche zog sich bis 1659 hin.

Der Zisterziensermönch und Historiker Caspar Jongelinus († 1669) schreibt in seinem Werk Notitiae abbatiarum Ordinis Cisterciensis per orbem universum über die Zerstörung von Kloster Heisterbach.

Abt Johannes starb am 24. August 1597

Sein Nachfolger wurde Abt Johann Buschmann (1597-1628)

Er stammte aus Düren . Er wurde 1597 zum Abt von Kloster Heisterbach gewählt.

Bei seiner Wahl waren Kommissare des Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg anwesend

Er hatte die Gebäude als Ruine übernommen und stellte sie wieder her.

Abt Claude I. Masson (1591–1620 ) von Kloster Morimond  besuchte als General der deutschen Ordensprovinz der Zisterzienser das zerstörte Kloster Heisterbach.

Die Wiederherstellung der zerstörten Abtei hatte wahrscheinlich schon begonnen.

1602  wandelte er in Dottendorf die Kurmut, das war eine Abgabe, die mit Pferden oder Rindern zu bezahlen war, in feste Geldsätze um.

AA 0147 / Bonn, St. Cassius, Urkunden AA 0147, Nr. 605 Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Abt Johannes unterzeichnete auch das Protokoll des Altenberger Abtes Bartholomäus Anstel (1591–1614), der den Vorsitz bei der Ahl des Abtes  Carolus Reineri (1612–1622)

Auch die Wahl des  Abtes von Kamp Laurentius Bever (1622-1636) anstelle des resignierten Abtes  Carolous Reineri, die Abt Peter Rodenkirchen (1614-16267) von Kloster Altenberg leitete , nahm er teil.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland  AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 994

Er tilgte die drückende Schuldenlast. Auch stellte er die Klosterzucht wieder her.

1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus. Zunächst hatte er keine Auswirkungen auf Kloster Heisterbach

Abt Johannes starb am  4. Mai 1628 im Kloster Burbach, wo er auch begraben wurde.Die Auf ihn folgte Abt Franz Schaeffer (1628–1661 )

Er ist 1582 in Kessenich bei Bonn geboren.

Er legte  1606 seine Profess in Heisterbach ab.

1609 wurde er zum Priester geweiht.

Im Mai 1628 wurde er zum 35. Abt von Heisterbach gewählt.

Er hatte während des 30-jährigen Krieges die umliegenden Pfarrstellen immer mit Heisterbacher Mönchen besetzt.

Wolf Heinrich von Baudissin (1579-1646) war 1528 in schwedische Dienste getreten. Unter Gustav Adolf (1549-1632) befehligte4

er die schwedische Kavallerie. Nach Gustav Adolfs Tod führte er eine Armee von 8000 Fußsoldaten und 2800 Reitern von Frankfurt über den Westerwald ins Rheinland.

Er sollte die neutralen rheinischen Fürstentümer vom Kriegseintritt auf katholischer Seite abschrecken. Darüber hinaus bot das bis dahin vom Krieg verschonte Rheinland gute Aussichten für die Erhebung von Kontributionen,

die für die Finanzierung der Söldnertruppen benötigt wurden.

Die schwedischen Truppen plünderten  Andernach, Linz, Remagen, Apollinarisberg r Oberwinter, Nonnenwert, Vilich und Schwarz-Rheindorf r besetzten alles Land bis hinter Sieg.

Nachdem sie Bis Mülheim gekommen waren, kehrten sie zurück.

Das Rheingebiet hatte nun Kontributionen zu zahlen und ständige Einquartierungen zu erdulden.

Die Heisterbacher Drittelsbauern in Linz hießen so, weil sie ein Drittel des Wachstums  als Pachtzins zu zahlen hatten. Sie wandten sich an den Abt, um Ersatz für die Zahlungen  erhalten

und als sie dort abgewiesen wurden an den Kölner Kurfürst Ferdinand von Bayern (1612 –1650 ). Dieser entschied, dass die Bauern welche Weinberge in Erbpacht anbauten, die Kontributionen zu zahlen

hatten, da sie ja die Landessteuern auf diese Weinberge entrichteten Außerdem wurde entschieden, dass sie die Rückstände bis 1635 zahlen mussten.

1647 verkaufte Abt Franz dem Kölner Generalvikar Dr. Dr. Laurentius Pellionis  Obligation von 25 Reichstalern jährlich und erhielt dafür 300 Reichstaler, das sind etwa 733.204,00 €.

Mit dem erhaltenen Kapital sollten “allerhand Kriegstributionen und Lasten” (Dr Schmitz S.183) gedeckt werden.

Am 24. Oktober 1648 wurde in Münster und Osnabrück der Westfälische Friede geschlossen.

Für den kirchlichen Bereich wurde das Jahr 1624 zum Normaljahr erklärt.

Der evangelische und katholische Besitzstand so bleiben oder wiederhergestellt werden sollte, wie er am 1. Januar 1624 gewesen war.

Der Friede trat aber nicht augenblicklich ein. Die Umsetzung der Friedensbestimmungen dauerte fast 2 Jahre.

Der Abt von Heisterbach war aus seiner Verbannung zurückgekehrt.

1649 plünderten weimarische und lothringische Truppen Kloster Himmerod.

Abt Friedrich Brandt (1647–1654 ) und seine Konventualen mussten  auf einige Zeit nach Heisterbach und andere Klöster.

In Thüringen fiel 1650 das Kloster Georgstal, das schon vorher zerstört worden war, an die Protestanten.

Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) von Citeaux Kloster Georgental mit Kloster Heisterbach und übertrug alle Rechte und Privilegien auf das Kloster Heisterbach.

Di Äbte von Kloster Heisterbach hatten ab jetzt die Pontifikalien.

1655 legten die Mönche von Himmerod und Heisterbach ihre schwarze Cuculle ab und trugen ab jetzt weiße Ordenskleidung-

In Himmerod und Heisterbach wurden Lehrstühle für Philosophie und Theologie eingerichtet.

Auch der Weltklerus unterstützte die junge Blüte der Wissenschaft in Klöstern.

Der Kanoniker Bartholomäus Wasserfass in Köln  sowie Johannes Frauenburg, Pfarrer in Niederdollendorf  vermachten ihr Bibliothek dem Kloster Heisterbach, Pfarrer Frauenberg auch seine Möbel

und 600 Reichstaler, das sind etwa 1.466.409,00 €,, an Bargeld.

Abt Franz resignierte am 2. September 1661. Er verstarb am 4. Dezember 1666 mit 84 Jahren.

1654 hatte Kloster Heisterbach 42 Mönche. Ihre Zahl wuchs bis 1672 auf 52.

Auf Abt Franz folgte Abt Gottfried Broichhausen (1661–1688 )

Er ist am 17. Februar 1650 in Grevenbroichn geboren.

1667 legte er in Heisterbach seine Profess ab.

Seine Priesterweihe war 1641.

Er wurde  am 2. September 1661 zum 36. Abt des Klosters Heisterbach gewählt.

Vor seiner Wahl war er Pfarrer in Flerzheim.

1664 assistierte er bei der Wahl des Abtes Johannes VII Hoen  (1664–1672) von Kloster Kamp,

die unter Vorsitz des Abtes Gottfried Gammersbach (1662-1679) von Kloster Altenberg stattfand.

Kloster Heisterbach war seit  1246 in Bonn vom Rheinzoll befreit. Das Kloster hatte den Zollbeamten jährlich ein Essen gegeben und dazu den Zöllnern noch einen Goldgulden, das sind etwa 306,00 €.

Im Januar 1666 loste Abt Gottfried das Essen durch die Zahlung eines Goldguldens ab. Die Zöllner erhielten jetzt also 2 Goldgulden, die am Feste Mariae Reinigung (2.Februar ) ausbezahlt wurden.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 298

Der Friede währte nicht lange. 1672 erklärte der französische König Ludwig XIV. (1643-1715) Holland den Krieg und der Holländische Krieg (1672-1678) begann.

1672 wurde Wilhelm III. von Oranien (1650-1702) Statthalter der Niederlande. Dieser verbündete sich sofort mit Spanien und dem deutschen  Kaiser Leopold I.  (1658-1705)

1673 erklärten Spanien und Deutschland Frankreich den Krieg.

Da der Kölner Kurfürst Maximilian Heinrich von Bayern (1650 –1688 ) mit Ludwig XIV. verbündet war wurde das Rheinland  vom  Krieg betroffen.

1688 starb Kurfürst Maximilian. Wilhelm Egon von Fürstenberg (1688) wurde  erwählter Koadjutor.

Auch Joseph Clemens von Bayern (1688 –1723) wollte Kölner Erzbischof werden. Es kam zum Kölner Bistumsstreit.

Ludwig XIV. unterstützte Wilhelm Egon von Fürstenberg.

Schon 1689 hatte Karl von Lothringen als kaiserlicher Feldherr Mainz zurück erobert. Er zog weiter nach Bonn und eroberte dieses auch 1689, was den bayrischen Konkurrenten um den

Kölner Bischofsitz natürlich stärkte.

1672 zog der Marschall von Frankreich Turenne (1611-1675) von Essen kommend rheinaufwäts. Er nahm sein Quartier in Erpel, heute Landkreis Neuwied.

In Königswinter, Honnef, Unkel und Erpel wurde den Bauern das Vieh aus den Scheunen getrieben, die Weinberge zerstört.

Die Truppen leerten ihre Weinkeller und zerstörten die Fässer.

Die kaiserlichen Truppen bezogen ihr Winterquartier in der Nähe von Bonn. Der kaiserliche Generalstab war in Godesberg. Hohe Militärs hatten ihr Quartier in der Umgebung. Auch in Heisterbach waren Militärs einquartiert.

In der ganzen Eifel waren die Dörfer mit Truppen gefüllt.  Die Bevölkerung musste die Truppen ernähren und für das Pferdefutter sorgen.

Die Drittelbauern  von Heisterbach bedankten sich bei der Abtei, dass sie freiwillig ein Viertel der fälligen Kontributionen übernommen hatte.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 305

1679 wurde der Friede von Nijmwegen geschlossen der den Holländischen Krieg beendete.

Heisterbach hatte der Stadt einen einmaligen Zuschuss von 80 Reichstalern, das sind etwa 195.521,00 € geschenkt. Dafür bedankte sich der  Kölner Kommissar Bernhard Schülgen.

As dieser Zeit schuldete Kloster Heisterbach noch einige Hundert Reichstaler an Kontributionen.

Kloster Heisterbach musste sich erheblich verschulden.

Abt Gottfried resignierte 1688 und starb am 17. Februar 1694, im Alter von 78 Jahren

In seiner Amtszeit legten nur drei Mönche ihre Profess ab.

Nachfolger Gottfrieds wurde Abt Robert Küpper (1688–1692 )

Er stammte aus Bonn und wurde 1678, 1685 und 1688 urkundlich als Pfarrer in Flerzheim erwähnt.

Am 29. Juli 1688 wurde er zum Abt von Heisterbach gewählt.

Während des Pfälzer Erbfolgekriegs  gingen einige Dörfer in der Nähe von Heisterbach in Flammen auf und mit ihnen viel Klostergut.

1689 wurden die Archivalien von Heisterbach nach Bonn gebracht. Bei der Beschießung der Stadt erlitten diese aber große Verluste.

1692 wurde er zum Kanonikus gewählt  Er trat am 25. August 1692 als Abt zurück.

Er war als Lektor in Himmerod tätig.

Er starb am  21. Januar 1701 und starb infolge Asthmas. Er wurde in Himmerod begraben.

Nach dem Rücktritt von Abt Robert wurde Nivard Wirotte (1692–1704 ) zum 38. Abt von Heisterbach gewählt.

Er ist 1647 in Köln geboren.

Er trat 1666 in das Kloster Heisterbach ein. Unter Abt Broichhausen legte er seine Profess ab und wurde 1672 zum Priester geweiht.

Er war Beichtvater im Kloster Gnadental.

Noch am Tag des Rücktritts seines Vorgängers wurde er am 25. August 1692 zum neuen Abt gewählt.

Am 3. Juni 1695 assistierte er Abt Johann Jakob Lohe (1686–1707) Abt von Altenberg bei der Wahl des Abtes von Kamp Edmund a Richterich (1695–1705)

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1011

1701 hatte Kurfürst Joseph Clemens von Bayern (1688 –1723) mit dem Wiederaufbau der Stadt begonnen.

Abt Nivard trat dazu  ein Grundstück zur Anlegung der Neugasse ab. Der Kurfürst zahlte dafür 800 Reichstaler, das sind 1.955.212,00 €.

Außerdem wurde die Freiheit  von bürgerlichen Lasten für den übrigen Teil der abteilichen Gütern gewährt, soweit sie von Konventualen bewohnt waren.

(Dr.Schmitz S. 189)

1703 wurde Bonn noch einmal belagert und beschossen. Dabei wurde auch die Abtei Heisterbach geplündert.

Abt Nivard  begann noch mit einer Reform des Klosters. Er konnte sie aber nicht mehr abschließen.

Er verstarb am 29. August 1704, nachdem er einen Schlaganfall erlitten hatte.

Sein Nachfolger wurde Abt Ferdinand Hartmann (1704–1728 )

Er wurde 1654 in Mehlem, heute ein  von Bonn, geboren.

1674 legte er in Heisterbach unter Abt Broichhausen seine Profess ab.

1677 wurde er zum Priester geweiht.

Er war dann nacheinander Sakristan, Novizenmeister, Küchenmeister, Prior und Kellermeister.

Am 10. September 1704 wurde er zum 39. Abt gewählt.

Unter Assistenz des Marienstatter Abtes Benedikt Bach (1688-1720) wurde er benediziert.

Mit der Verwirklichung der ‘Reform, die sein Vorgänger begonnen hatte, zögerter lange.

Auch der Generalabt Nicolas III. Larcher (1692– 1712 ) von Citeaux, der dem Vorhaben günstig gesinnt war, riet ihm zu klugem Vorgehen.

1708 erlebte er bei der Einführung des Abtes Jean-Chrysostome Mintard (1708-1734) in Düsseltal die Regel des Benedikt in ihrer ursprünglichen Form.

Alle Fäden des klösterlichen Betriebes liefen in der Hand des Abtes zusammen.

Sie umfasste strenge Regeln für den Verkehr der Mönche mit der Außenwelt, die Erziehung und das Studium der Novizen, die Krankenfürsorge u.a.

Die Heisterbacher Mönche wehrten sich, verlangten beim Generalkapitel und beim Heiligen Stuhl die Absetzung von Abt Ferdinand.

1710 befasste sich die Kongregation für die Bischöfe und Ordensleute mit der Angelegenheit.

Der Apostolische Legat Giovanni Battista Bussi (1706-1712) bestätigte die neue Observanz , die für alle Mönche für verbindlich erklärt wurde außer für die,

die nicht ausdrücklich ihre Profess auf die alte Observanz abgelegt hatten.

Die Auseinandersetzung um die Reform hatte sechs Jahre gedauert. Aber der Abt hatte sich durchgesetzt.

Das wirkte sich sehr segensreich aus.

Die Abtei erholte sich auch wirtschaftlich. Es wurden nicht nur die Schäden  der letzten Kriege behoben, die Schulden getilgt.

Abt  Ferdinand machte Neuerwerbungen und  was zunächst nur notdürftig repariert worden war, wurde jetzt von Grund auf erneuert.

Die Ökomiegebäude des Küchenhofes wurden 1723  gebaut.

1717 kaufte Abt Ferdinand  die Hälfte der Burg Leubsdorf von  Wolfgang Wilhelm Freiherrn von Bolandt  für 1300 Reichsthaler, das sind etwa 3.204.609,00 €.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 338

5 Jahre später erwarb er die andere Hälfte der Burg von den Erben des Freiherren von Cortenbach für 1400 Reichstaler, das sind etwa 3.451.117,00 €.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 344

1726 kaufte er den Hof zu Widdig von   Graf Maximilian Heinrich zu Velbrück für  6000 Reichstaler, das sind etwa 14.790.501,00 €,.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 348

Zu Jahresbeginn 1728 wurde Abt Ferdinand zum Kanoniker gewählt. Er trat von seinem Amt als Abt zurück.

Er starb am 18. Mai 1731 und wurde in Heisterbach bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Adam Pangh (1728 )

Er ist  1679 in Aachen geboren.

Seine Profess legte er 1699 in Heisterbach ab.

1704 wurde er zum Priester geweiht.

Von 1708 bis 1728 war er Pfarrer in Neustadt Wied.

Im März 1728 wurde er zum Abt gewählt, verstarb aber vor seiner Benediktion.

Sein Nachfolger wurde Abt Engelbert Schmitz (1728–1747 )

Er ist 1682 in Oberdrees Rheinbach geboren.

Seine Profess legte er 1706 in Heisterbach ab. 1710 wurde er zum Priester geweiht.

Im April 1728 wurde er zum 41. Abt von Heisterbach gewählt.

Seine Weihe nahm der Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf (1724-1752)  unter Assistenz des Abtes Michael Rütgers (170-1738) aus Deutz

und Abt Alberich Bergh (1720–1735 ) von Kloster Marienstatt am 4. Juli 1728 vor.

1731 wurde er Generalvikar der sächsischen, westfälischen und rheinischen Ordensprovinz.

Er baute 1733 die Kapelle auf dem Petersberg, die 1764 eingeweiht wurde.

1743 kaufte er den Hof Frankenforst bei Stieldorf von Freiherrn von Martial für 4000 Reichstaler, das sind etwa 9.860.334,00 €.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, anstelle eines älteren Vorgängerbaus auf dem Petersberg die heutige barocke Wallfahrtskapelle

Er starb am 27. Dezember 1747.

Sein Nachfolger wurde Abt Augustin Mengelberg (1748–1763 )

Er ist am 10. November1710  in Linz am Rhein geboren.

Er trat in das Kloster Heisterbach ein und legte dort 1730 seine Profess ab.

1734 wurde er zum Priester geweiht.

Er war Lektor der Theologie am Kloster Heisterbach.

Am 8. Januar 1748 wurde er und von Weibischof zum Abt gewählt und vom Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf am 25. März 1748 benediziert.

Es assistierten der Abt von Altenberg Johannes Hoerdt (1739–1779 ) und dem Abt von Marienstatt Petrus Emons (1735–1751)

1750 ließ er 1750 das barocke Torhaus des Klosters errichten. Darin befand sich auch di9e Wohnung des Pförtners.

Es ist das einzige noch erhaltene Klostergebäude Heisterbachs. Wahrscheinlich ließ er auch das Klosterbebiet ummauern.

Am 12. März 1751 führte er den Vorsitz bei der  Wahl des Marienstatter Abtes Bernhard II. Colonia (1751-1777)

1751 ließ er den Lettner zwischen Mönchschor und Laienraum erneuern Das reichverzierte schmiedeiserne Gitter befindet sich  heute im Museum Schnütgen in Köln.

Am 7. Oktober 1755 ließ  Abt Augustin vom Kloster Marienstatt 3000 Reichstaler, das sind etwa 7.268.836,00 €. und stellte darüber einen Schuldschein aus.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 352

Nicht nur die Erwerbungen, die getätigt worden waren und  die Bauten im Kloster, auch das Luxusleben einzelner Äbte, auch die Pracht mit denen sie sich umgaben,

hatte die Klosterfinanzen geschwächt.

Am 23. Juni 1764 schlug Ferdinand von Braunschweig – Wolfenbüttel (1721—1792)  die Franzosen bei Krefeld im Sieben jährigen Krieg (1756-176e)

Die nachfolgenden hannoverschen Truppen plünderten Heisterbach und nahmen  Prior Weber als Geisel mit und wollten eine Kontribution

von 20.000 Reichstalern, das sind etwa 47.616.143,00 €, erpressen. Der Prior kam erst nach dem Friedensscluß 1763 wieder frei.

1760 übernahm die Abte das Haus “Zur Totenlade” in der Brudergasse in Bonn des verstorbenen  Johann Otten und schloss einen Vertrag mit der Witwe zur Auszahlung der

lebenslangen Nutzung und verpflichtete sich zur Zahlung eines Reichstalers, das sind etwa 2.423,00 € wöchentlich sowie eines Malters Korn

Landesarchiv NRW Abteilung RheinlandAA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 353

1763 ließ er auf dem Petersberg anstelle eines älteren Vorgängerbaus die heutige barocke Wallfahrtskapelle bauen

Abt Augustin starb am 8. September 1763.

Auf ihn folgte Abt Hermann Kneusgen (1763–1767 )

Er ist am 26.6.1712(Datum nach homepage Uedorf) geboren. Er stammte aus Hersel, heute ein Teilort von Bornheim

Sein Vater Thomas Kneusgen war dort Pächter.

1754 wird Hermann als Pfarrer in Neukirchen an der Sürst erwähnt.

Am 26. September 1763  wurde er zum 43. Heisterbacher Abt gewählt.

Er wurde von Vaterabt Robert Hentges (1752-1782) von Kloster Himmerod bestätigt.

Unter Assistenz der Äbte Martin Fabritius (1757–1773 ) von Kloster Kamp und Johannes Hoerdt von Kloster Altenberg wurde er

am 4. Dezember 1763 durch Weibischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf benediziert.

Zwischen 1763 und 1763 ließ er in Königswinter den Heisterbacher Hof errichten.

Er war das Gästehaus der Abtei und auch die Äbte wohnten zeitweilig darin.

Am 21. April 1764 weihte er die Wallfahrtskapelle auf dem Petersberg.

Abt Hermann reiste einmal zu,m Generalkapitel nach Citeaux,

Ein Zeitgenosse schildert Abt Hermann  als großen, starken Mann, der aber durch seine Leidenschaften, durch Jähzorn und Trunksucht seinen Tod beschleunigt habe (Urkundenbuch 32).

Er starb nach drei Monaten Krankheit am 22. Dezember 1767.

Auf ihn folgte Abt Andreas Kruchen (1768–1796 )

Er ist am 27. März 1731 in Giesenkirchen  im Herzogtum Jülich geboren.

Am 26. Mai 1754 die Profess ab und wurde im selben Monat zum Priester geweiht.

Vor seiner Wahl zum Abt war er Pfarrer und Prior des Zisterzienserinnenklosters Graurheindorf.

Am 25. Januar 1768 wurde er um vorletzten  Heisterbcher Abt gewählt.

Der Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf benedizierte ihn in Köln unter Assistenz der Äbte Johannes Hoerdt von Altenberg und Bernhard Colonia (1751–1770 ) von Marienstatt

Am 14. Juli 1470 war er bei der Wahl von Edmund Leser (1770-1768) in Marienstatt zum Coadjutor von Abt Bernhard Colonia mit  dem Recht zur Nachfolge anwesend.

1770 herrschte beständig Unwetter. Ein furchtbarer Hagelschlag vernichte die ganze Ernte, was zu einer großen Hungersnot führte.  Viel Menschen starben.

Abt Andreas ließ an der Klosterpforte Brot verteilen. Bis zu 5000 Hungernde sollen täglich gespeist worden sein.

Am 5. September 1773 assistierte er mit Abt Johannes Hoerdt im Kloster Kamp bei der Benediktion des Abtes Dionysius Genger (1773–1778)

1766 grassierte eine Rinderpest, die auch den klösterlichen Viehbestand dezimierte.

Am 21. April 1776 besuchte der Kölner  Kurfürst Maximilian Friedrich(1761 –1784 ) von Königsegg-Rotenfels mit seinem Hofstaat Kloster Heisterbach.

1782 leitete er in Kloster Himmerod die Wahl des Abtes Anselm von Pidoll (1782-1802.)

Mit dem Sturm auf die Bastille begann am 14.Juli 1789 die französische Revolution aus.

1792 begann der erste Koalitionskrieg 1792-1797, der schnell auch auf Deutschland Auswirkungen hatte.

1790 wurde in Frankreich eine Zivilverfassung des Klerus erlassen. Der kirchliche Besitz wurde verstaatlicht.1791wurde Kloster Citeaux aufgelöst enteignet und an Spekulanten verkauft.

Der letzte Abt von Citeaux und damit Generalbt des Ordens Francois Trouvé begab sich zu Verwandten nach vosne in der Nähe von Dijon, wo er am 25. April 1797 starb.

und an Spekulanten verkauft. Auch die Klostergeschichte von Morimond endete 1791

Der letzte Abt von Kloster Morimond Antoine Remy Chautan de Vercly (1778-1790) begab sich 1791 ins Exil nach Deutschland.

Er war erst im Kloster Marienfeld und dann im Kloster Reifenstein im Landkreis Eichsfeld in Thüringen.

Nach 8 Jahren im Exil kehrte er 1799mnjach Frankreich zurück.

Er starb am 16. Januar 1823 in Borny

Ende 1793 kontrollierte die französische Rhein-Moselarmee die linksrheinische pfälzische Rheinseite bis auf die Festung Mainz.

Damit verlor Kloster Heisterbach seine linksrheinischen Besitzungen.

1794 rückten die französischen Truppen über den Rhein ins Trierische ein. Die Mönche von Himmerod flüchteten und fanden Aufnahme in Heisterbach.

Der österreichischer Generalfeldmarschall Karl von Clerfayt kämpfte im Bergischen.

1795 plünderten die Franzosen Kloster Heisterbach.

Abt Andreas starb 1796. Sein genaues Todesdatum ist nicht überliefert.

Auf ihn folgte als letzter Abt Edmund Verhoven (1796–1803 ).

Er ist am 26. April 1740   in Perl an der Mosel geboren.

1759 trat er in das Kloster Heisterbach ein.

1766 war er Sakristan.

1696 wurde er zum Abt des hochverschuldeten Kloster Heisterbach gewählt.

Infuliert wurde er am 25. März 1800 in der Kölner Hauskapelle durch Weihbischof Clemens August von Merle (1797 –1810 )

Es assistierten der Abt von Groß St. Martin Melchior Syberti OSB (1794-1802 u8nd Abt Josef Greef (1796-1803)von Altenberg infuliert.

Am 9. Februar 1801 wurde der Friede von Lunéville geschlossen.  Er regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet. 63.000 km2 Land.

Den Fürstentümern wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss, der am 29. Februar 1803 in Regensburg gefasst wurde, setzte fest, dass die weltlichen Fürsten für ihre linksrheinischen Gebietsverluste an Frankreich abgefunden werden sollten. Die Abfindungen sollten geschehen durch die Säkularisation kirchlicher Herrschaftsgebiete.  Das hatte zur folge, dass insgesamt 2 Kurfürstentümer, 9 Hochstifte,  44 Reichsabteien und 45 Reichsstädte aufgelöst wurden.

Die Regierung von Berg verbot allen Klöstern ihres Landes die Aufnahme von Novizen.

Abt Edmund hatte die Verhandlungen von Kloster Heisterbach zu führen. Er musste auf Anforderung des Richters des Amtes Löwenburg ein genaues Verzeichnis der in der Abtei befindlichen Personen, deren Unterhaltsmittel und Tätigkeit aufstellen.

Brustkreuz und Ring durfte er behalten. Der Wert wurde ihm aber von der Pension abgezogen.

Bei der Bestandsaufnahme von Einnahmen und Ausgaben ergab sich für Kloster Heisterbach, dass dieses nur noch  über 2012 Reichstaler, das sind etwa 5.002.139,00 €, an jährlichen Einnahmen verfügte.

Zwei Landesdirektoren waren mit der Klosterreform betraut. Nach ihrem Vorschlag vom 29. März 1803 sollten die 4 Bergischen Abteien Siegburg, Altenberg, Heisterbach und Düsselthal aufgehoben werden.

Die 4 Äbte und die Mönche sollten in den Pensionstand versetzt werden. Sämtliche Konventualen sollten min die Abtei Altenberg gebracht werden.

Man wählte Altenberg, weil sich dort die Gräber der ehemaligen Landesherren befanden.

Der bisherige Abt von Kloster Düsselthal Joseph Protsch (1777-1803) als Oberhaupt vorgesetzt.Joseph Protzsch deshalb  „weil er streng sei und geeignet, Ausschweifungen zu verhuten“. (Dr. Schmitz S. 19)

Für Abt Edmund wurde eine Pensio0n von 450 Reichstaler, das sind 1.118.769,00 €, ausgesetzt, für die  beiden Senioren Ludwig Haag und Aegidius Weimer  je 150, das sind etwa 372.923,00 €. für die übrigen Mönche 140

Reichstaler,  das sind etwa 348.061,00  €.

Es sollte den Mönchen aber frei gestellt sein, ob sie nach Altenberg gingen. Falls sie aber außerhalb von Altwnberg leben wollten, wurde ihnen von der Pension 40 Reichstaler, das sind etwa 99.446,00 €, abgezogen.

Am 12. September 1803 wurde Kloster Heisterbach durch kurfürstliche Verordnung aufgehoben. Im November verließen die letzten 13 Mönche und ihr Abt das Kloster.

Die Alte Abtei wurde 1805 an Adam Käufer aus Niederollenbach verkauft, die Klosterkirche am 30. Januar 1809 an den Unternehmer Piautaz auf Abbruch  für 3870 Reichstaler, das sind 9.621.411,00 €.

Das Material sollte für den Bau des Nordkanals verwendet werden.

Am 4. Dezember 1810 ersteigerten  die Kölner Baumeister Sylvester Hockeshoven und Joseph Reiner Baudevin die restlichen Klostergebäude.

Im Frühjahr 1810 begann der Abbruch der Kirche durch Sprengung.

Die Niederlage Napoleons und sein Ende beendete auch das Kanalbauprojekt. Es kam nicht zustande.

Von der Kirche steht nur noch der Chor und vom Kloster ist nur das Torgebäude erhalten.

 

 

                                                                                        

21 Sep. 2025

Zisterzienserkloster Altenberg

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Graf Adolf II. von Berg (* in den Jahren nach 1090,urkundlich 1115–1160.+ zwischen 1160-1170) war der Bauherr von Schloss Burg an der Wupper. Die alte Stammburg der Grafen von Berg, die Burg Berge

beim heutigen Odenthal-Altenberg, schenkte er dem Orden der Zisterzienser. Er hatte zwei Brüder, Everhard (* spätestens um 1100- † zwischen 1145 und 1152) und  Bruno II. von Berg (*um 1100-1137),

der von 1131-1137 Erzbischof von Köln war.

Everhard war 1129 Mönch im Kloster Morimond in Burgund.  Er war 1143 Abt im Kloster Georgenthal bei Gotha. Er hatte wohl einen großen Einfluss auf seinen Bruder bei der Schenkung von Burg Berge an die Zisterzienser.

Am 25. August 1133 kam der Gründungskonvent  mit 12 Mönchen angeführt von Berno, dem ersten Abt aus Kloster Morimond. Es wurde nur 10 Jahre nach der Gründung von Kloster Kamp, das ebenfalls von Morimond aus gegründet wurde  Zu Kloster Kamp hatte Altenberg zeit seines Bestehens immer beste Beziehungen.Die Äbte vertraten sich im Bedarfsfall gegenseitig. In Notlagen und Konflikten halfen sich die Abteien gegenseitig.

Nach Vincenz Jacob von Zuccalmaglio, Das Kloster Altenberg im Dhünthale, Elberfeld 1851,S.9 stammte aus einem berühmten französischen Adelsgeschlecht und war, wie einige behaupten mit Bernard von Clairvaux verwandt, auf jeden Fall von diesem hochgeschätzt.

Die eigentliche Stiftungsurkunde von 1133 ist verloren gegangen. Aegidius Müller  hat die Beiträge zur Geschichte der Cisterzienserabtei Altenberg, Bensberg 1882 nach den Urkunden verfasst. Im Anhang ab Seite 65. sind eine Reihe von Urkunden abgedruckt.

Die erste Urkunde von Altenberg stammt aus dem Jahre 1139 (Müller S. 9.) Darauf gibt es eine Notiz, die auf die Stiftungsurkunde verweist.

Das neue Kloster wurde bald von der Burg ins Tal  direkt an die Dhün verlegt. Das war damals nicht ungewöhnlich. Es bot einfach bessere Bedingungen für die zisterziensische Lebensweise. Außerdem ließ sich am neuen Ort der Klosterbau einfacher nach dem zisterziensischen

Idealplan errichten.

Sie begannen mit dem neuen Bau, legten Fischteiche an. Fische waren wichtig für die Ernährung, da gesunden Mönchen Fleischgenuss verboten war. Es wurden Äcker errichtet, eine Kornmühle gebaut.

Das Kloster war nun autark und konnte sich selbst versorgen.

Kloster Altenberg florierte, was man auch an der Zahl der Tochtergründungen sehen kann. Fünf Klöster wurden von Altenberg aus errichtet.

Die erste Tochter war Mariental bei Helmstedt. Das Kloster wurde 1138, also nur 5 Jahre nach der eigenen Gründung durch durch Pfalzgraf Friedrich II. von Sommerschenburg (um 1100-1162) gegründet.

Der Gründungsabt Bodo kam aus Kloster Amelungsborn im Landkreis Holzminden, das eine Gründung von Kloster Kamp war. Wahrscheinlich kam Abt Bodo von Kamp nach Amelungsborn.

Der Gründungskonvent kam aus Altenberg. Um ein Tochterkloster gründen zu können,musste das Mutterkloster ja über 12 Mönche verfügen, die es in die neue Gründung schicken konnte.

Eine dreischiffige romanische  Pfeilerbasilika wurde schon 1145 erbaut.

Die Abtei muss also schon gut ausgestattet gewesen sein.

Erzbischof Arnold I. von Köln (1137-1151)bestätigte, dass sein Vorgänger Bruno II.dem Kloster einen Weinberg bei Bacharach und einen Hof in Buchheim, heute ein Ortsteil von Köln geschenkt habe.

Er selbst habe einen Weinberg bei Rhens genannt Petersberg geschenkt, sowie Ländereien bei Blatzheim, heute ein Stadtteil von Kerpen .  Auch einen Hof in Westfalen schenkte er. Papst Innozenz II.

die Schenkung Arnolds am 26. Februar 1139. Er bestätigte in dieser Urkunde außerdem einen Weinberg bei Würzburg und einen in Dransdorf, heute ein Stadtteil von Bonn.

Auf der Rückseite dieser Urkunde ist noch vermerkt, dass Erzbischof Arnold die Kirche von Altenberg am 7. November 1145 weihte.

Urkundlich ist auch belegt, dass Berno zwei Häuser in Köln erwarb.

Noch zu Lebzeiten von Abt Berno wurde 1143 die zweite Tochter gegründet.

In Lekno in Polen in der Landgemeinde Wągrowiec gründete der polnische Edle Zbilut das Kloster.

Es war ein sogenanntes kölnisches Kloster, d.h. es wurden nur Kölner in den Konvent aufgenommen.

Abt Berno verstarb am 12. April 1151.

Sein Nachfolger wurde Abt Dudelin (1151-1155). Dudelin war ebenfalls mit dem Eröffnungskonvent von Kloster Morimond gekommen.  Er war ein Cousin von Abt Berno.

Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior von Kloster Altenberg.

Er sorgte dafür, dass die Besitzungen und Rechte des Klosters rechtlich abgesichert waren.

Er erwirkte eine Bestätigungsurkunde von Papst Eugen III. (1145-1153) mit Datum 1. Oktober 1151. Die Besitzungen wurden einzeln aufgeführt. Die Güter des Klosters urden als geschützt bezeichnet . Niemand dürfe diese wegnehmen, zurückhalten oder mindern.

Der Abt dürfe nur bei großer und offenbarer Notwendigkeit vor Gericht geladen werden. Müller S. 65 ff.

Sein Nachfolger wurde Abt Hermann.(1155-1162) 1158 nahm der Kölner Erzbischof Friedrich II. von Berg (1156 –1158 ) Kloster Altenberg in seinen Schutz und bestätigte dessen Besitzungen.Müller S.61.

Am 26. Februar 1139 nimmt Papst Innozenz II. (1130-1143 Kloster Altenberg in seinen Schutz und bestätigte seine Besitzungen. (D.J. Becker, Das Kloster Altenberg und der St. Petersackerhof bei Niederheimbach in

Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Köln 1910,S.141) Bestätigt wurde auch das Weinberg bei Bacharach, das den Grundstock es Altenberger Hofes in Niederheimbach darstellte.

1160 teilte Graf Adolf II seine Grafschaft und übergab sie seinen Söhnen Everhard (* um 1130-1180) und Engelbert I. (* unbekannt + 1189). Er selbst trat als Konverse in das von ihm gestiftete Kloster ein.

Er verstarb  wahrscheinlich am 12. Oktober 1170

Auf Abt Hermann folgte Abt Rixo (1162-1173),der urkundlich nicht belegt ist.

Vincenz Jacob von Zuccalmaglio sagt von ihm, dass Adolf II von Berg als Mönch in Altenberg starb und dass dieser neben seiner Gemahlin Adelheid in Altenberg bestattet wurde.

1171 wurde mit Zinna das vierte Tochterkloster gegründet. Kloster Altenberg hatte in dieser Zeit einen enormen Zustrom an Novizen und war auch deshalb in der Lage in einem kurzen Zeitraum so viele Töchterklöster zu gründen.

Damit ein Kloster eine Tochter gründen durfte, musste es mindestens 60 Mönche haben.

Gründer war Bischof Wichmann von Seeburg-Querfurt (* vor   1116-1192). Er war von 1149-1154 Bischof von Naumburg und von 1154-1192 Erzbischof von Magdeburg .

Der erste Abt von Zinna hieß Ritzo. Er ist wohl identisch mit dem obigen Abt Rixo.  Er wurde von Altenberg ausgesandt und kam wohl beim Wendeneinfall 1179 ums Leben.

Bischof Wichmann hatte mit Absicht ‘Zisterziensermönche für seine Gründung gerufen, da diese einen hervorragenden Ruf als Kolonisatoren hatten.

Das Kloster entwickelte sich zunächst nicht so wie gewünscht.

Hinter der Klostergründung steckte wohl die politische Absicht Bischof Wichmanns die  Südausdehnung der Herrschaft der Askanier einen Riegel vorzuschieben.

Auf ihn folgte  Abt Benno 1173 (Wikipedia nennt einen Abt Bodo) Vincenz Jacob vermerkt, dass in seiner Regierungszeit das Kloster durch den “raublustigen Adel” (S.11) geschädigt wurde.

Vor allem die Grafen von Arnsberg sollen immer wieder Meierhöfe des Klosters verheert worden sein.  Aber durch reiche Schenkungen anderer Gönner hielt sich der Schaden in Grenzen.

1175 gründete Herzog  Miezko III. (1173–1177) das Kloster Lad. Das war das dritte Tochterkloster von Altenberg und wie Kloster Lekno ein “kölnisches” Kloster

Schon 1140 gründete  Graf Poppo I. von Reichenbach (+ 1156) auf der Aulesburg im Kellerwald beim ‘Dorf  Löhlbach ein Benediktinerkloster.. Er und sein Schwiegersohn  Volkwin II. von Schwalenberg (1125-1177/78)

übergaben das Kloster 1150 an die Zisterzienserabtei Kamp. Aber drei Konvente von Kamp versuchten vergeblich, das  Kloster an dieser Stelle auf eine tragfähige Basis zu stellen.

Nach Klärung aller rechtlichen  Fragen gründete Kloster Altenburg das Kloster 1188 als vierte Tochter neu.

Im Jahr 1201 erwarb der Konvent durch Kauf- und Tauschverträge den gesamten Haus- und Grundbesitz des Dorfs Haina

. Das Dorf wurde aufgelöst und von den Mönchen in ein bewirtschaftetes Klostergut umgewandelt.1215 wurde das Kloster Aulesburg nach Haina verlegt.

Der erste Abt war Gottschalk (1196–1201) Er kam aus Kloster Altenberg.

Nachfolger von Abt Benno wurde Abt Goswin (1179-1202)s

Die erste Urkunde, die Abt Goswin erhielt, ist von dem Würzburger Bischof Reginhard von Abenberg (1171 –1186 ) ausgestellt und betrifft das Gut Lützelnfeld im Bistum Würzburg.

Der Würzburger Dompropst  Gottfried II. (1192 –1196) behauptete, dass das Gut ihm zehntpflichtig sei. Reginhard beurkundete nun, dass Abt Goswin den Propst abgefunden habe, um allen zukünftigen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen.

1183 zog Graf Poppo I. von Wertheim (1147-1212) ins Gelobte Land und kam in Altenberg vorbei. Bei dieser Gelegenheit gewährte er der Abtei Zollfreiheit in seiner Grafschaft.(Müller S. 6)

Papst Lucius III. (1181-1185) bestätigte die Schenkung eines Hofes Isenkroidt heute im Kreis Jülich. Lucius III. – RI IV,4,4,2 n. 1881

Graf Otto I. von Geldern (*um 1150-1207) und seine Gemahlin Richardis waren 1188 in eine geistliche Verbrüderung der Abtei aufgenommen worden und verliehen der Abtei Zollfreiheit auf ihrem Gebiet.

Am 26.Juli 1192 nahm Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) wie schon sein Vater Friedrich Barbarossa das Kloster mit all seinem Besitz in seinen Schutz und bestimmt, dass es außer ihm keinen Vogt haben  soll.

Heinrich VI. – RI IV,3 n. 236 Die Urkunde Friedrichs ist allerdings verloren.

Am 18.Oktober 1195 befreite Kaiser Heinrich VI. Kloster Altenberg von allen Zöllen für ihre Erzeugnisse zu Lande und zu Wasser. Heinrich VI. – RI IV,3 n. 475

Der Mainzer Erzbischof Konrad I. von Wittelsbach (1183- 1200 ) erteilte dem Kloster ebenfalls Zollfreiheit für sein Gebiet(Müller S.  6 f.)

Abt Goswin erwarb auch bedeutende Reliquien von Gefährtinnen der Heiligen Ursula von Köln. (4. Jahrhundert n.C.)

Abt Goswin soll am 28. November  1202 gestorben sein.

Seine Nachfolger waren  Arnold (1202–1203) und  Richolf / Richolt (1203–1216 ) Möglicherweise wurde er zwischen 205 und 1207 vom Generalkapitel abgesetzt.

Sein Todesdatum ist nicht bekannt.

Am 17. Okober1202  nahm König Philipp (1198+1208) den Abt von Altenberg und all seine Mönche und Konversen mit allen Gütern in seinen Schutz .

Außerdem gewährte er Zollfreiheit für die Zufuhr von Lebensmitteln auf dem Rhein. Philipp – RI V,1,1 n. 71

1203 bestätigte der Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein (1200-1230) der Abtei Zollfreiheit auf dem Rhein und den besondere Schutz für all ihre jetzigen und zukünftigen Güter auf dem Gebiet seiner Diözese.

Zu Altenberg hatte Erzbischof Siegfried ein besonderes Verhältnis. Am Anfang seiner Regierung gab es ein Schisma und Siegfried musste nach Köln fliehen , weil er von Philipp von Schwaben vertrieben worden war.

In Kloster Altenberg fand er Zuflucht und musste dann nach Rom weiter. Während seiner Zeit in Rom nahm ihn der Altenberger Abt beim Papst wärmstens in Schutz. Nach dem König Philipp in Bamberg ermordet worden war, konnte

Erzbischof wieder auf seinen Mainzer Stuhl zurückkehren. (Müller S. 9) Kloster Altenberg hatte sich im Thronstreit zwischen Philipp und Otto eindeutig auf die Seite Ottos gestellt.

Auf Abt Richolt folgte Abt Hermann (1216–1225 (?)  Er muss allerdings schon früher im Amt gewesen sein, denn

  am 29. März 1207 bestätigte Papst Innozent III. (1198-1216) Zehntfreiheit für alle Güter, die die Mönche selbst bebauten. (Müller S. 8). Diese Bulle erwirkte aber Abt Hermann.

Bei Graf Adolf III. von Berg (* spätestens 1175-1218)  erlangte er die Steuerfreiheit für die Abtei Altenberg.

Am 9. März 1213 bestätigte Kaiser Otto IV. (1208-1211 König und bis 1218 Kaiser) in Kaiserswerth alle Privilegien der Abtei sowie die Zollfreiheit, (Müller S.10)

Am  2. August 1215 nahm König Friedrich II. (1212-1220 König, dann Kaiser bis 1250)in Neuss  die Abtei Altenberg in seinen besonderen Schutz und verlieh ihr “ihr wegen der ehrbarkeit zucht und strenge durch welche sie sich auszeichnet, zollfreiheit für alle güter welche deren mönche auf Rhein und Main verführen” Friedrich II. – RI V,1,1 n. 823

Abt Hermann soll am 7. November 1226 gestorben sein.

Sein Nachfolger wurde Abt Gottfried (1225–1238 (?)

Er war vorher Prior in Altenberg.Von ihm ist zu vermerken, dass er die Leiche des  1225 auf der Rückreise von Soest ermordeten Kölner Erzbischof Engelbert I. (1218-1225) aus dem Hause Berg

Zusammen mit dem Abt von Heisterbach Heinrich I. (1208–1244) über Altenberg nach Köln begleitete. Der Leichnam wurde in Kloster Altenberg auf die Bestattung vorbereitet und dann nach Köln gebracht. Das Herz Engelhards aber wurde im Altenberger Dom bestattet.

Im September 1235 bestätigte Kaiser Friedrich II. die Zollfreiheit von Kloster Altenberg, die schon König Heinrich VI. gewährt hatte. (s.o.) Friedrich II. – RI V,1,1 n. 2115

Am 30. Januar 1237 bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) Kloster Altenberg seinen Besitz,wobei alle Besitzungen im Einzelnen aufgezählt wurden.

Am 8. November 1237 forderte er den Erzbischof von Trier Balduin von Luxemburg (1307 bis 1354 )die Besitzungen der Abtei Altenberg in seiner Diözese zu schützen.

Am 20. November 1237 forderte er alle Bischöfe und Erzbischöfe auf, in deren Diözesen die Abtei Altenberg Besitzungen hatte, diese dort gelegenen Besitzungen zu schützen. (Müller S. 12)

Der Todestag Abt Gottfrieds ist nach Müller der 25. Dezember 1238.

Nachfolger war nach wikipedia Abt Philipp, der in der Äbteliste nicht aufgeführt ist, aber  posthum in einer Urkunde von Abt Bruno erwähnt ist.

Die Biographia Cisterciensis führt nach Abt Gottfried Abt Bruno-1250.

Am 25. August 1245 forderte Papst Innozenz IV. (1243-1254) die Erzbischöfe von Köln Konrad I., von Hochstaden (1238 –1261) und Trier Balduin auf, die Mönche von Altenberg und ihre Besitzungen zu schützen. (Müller S.17)

Auch im Jahr 1245, am 30. November 1245 bestätigte König Konrad IV. (1237-1254)Abt Bruno und dem Konvent von Altenberg die früheren Zollprivilegien. Conrad IV. – RI V,1,2 n. 4502

Die Äbtelisten von wikipedia und der Biographia Cisterciensis weichen nun voneinander ab.

Bei wikipedia folgt auf Bruno ein Abt  Everhard ? (1242–1250 (?), der urkundlich nicht nachzuweisen ist und dessen Existenz bezweifelt wird.

Müller führt Abt Eberhard auch auf (S.18) In der Biographia erscheint Eberhard gar nicht.

Von 1250-1264 regierte Abt Giselher. Er war vorher Cellerar in Kloster Hardehausen. In seine Regierungszeit fällt die Grundsteinlegung vom Altenberger Dom.

Am 21 November 1252 bestätigte König Wilhelm von Holland (1248-1254 römisch deutscher Gegenkönig und von 154-1256 König) die Privilegien von Kloster Altenberg. (Müller S. 18)

Am 3. Mai 1259 (oder 1255) legten  Graf Adolf IV. von Berg  (1220-1259) und Sein Bruder  Walram von Limburg (1247-1279) den Grundstein zum Dom  in Anwesenheit

des Kölner Erzbischofs Konrad I., von Hochstaden (1238 –1261 ). Dieser legte auch den Grundstein zum Kölner Dom am 15. August 1248.

Ende des 12. Jahrhunderts zählte die Abtei  107  Priestermönche und 138 Laienbrüder.

Zwar war 1149 die erste Kirche gebaut worden. Aber eine größere Kirche war wohl erforderlich geworden.

1287 wurde der Chor geweiht. es dauerte allerdings bis 1347, bis die Gesamtweihe stattfinden konnte.

Auch Richard von Cornwall hatte sich nach dem Tod Wilhelms von Holland1258  zum deutschen König wählen lassen. Er konnte sich aber nicht durchsetzen.

Nach einem zweiten Zug nach Deutschland 1260 kehrte er wieder nach England zurück.

Am 8. Januar 1260 bestätigte er die Zollprivilegien von Kloster Altenberg. (Müller S. 20)

Nachfolger von Abt Giselher wurde Abt  Dietrich (1265–1276) Sein Todesdatum ist nicht bekannt. Möglicherweise hatte er resigniert.

Er versuchte vor allem, die im Bau befindliche Klosterkirche zu vollenden.

Er erwirkte am 21. November 1267 vom Kölner Domkapitel eine Aufforderung an alle Klostervorstände  und Pfarrgeistliche der Erzdiözese eine Aufforderung zum Einsammeln von Geld für die Altenberger Kirche (Müller S.21)

Kloster Altenberg betrieb auch eine Rheinfähre bei Mülheim . Das belegt eine Urkunde vom Dezember 1268, die Graf Adolf V. von Berg (1262-1296) ausstellte und in der er die Fähre von allen Lasten und Steuern befreite.

In dieser Zeit erhielt das Kloster auch eine Zollfreiheit bestätigt. Graf Eberhard I. von Katzenellbogen (+ 1311) verlieh der Abtei die Rheinzollfreiheit für alle Güter, die die Abtei beim Schloss Rheinfels flussauf-oder abwärts transportierte, (Müller S. 22)

Schon kurz nach seiner Wahl nahm  König Rudolf von Habsburg (1273-1291)am 2. November 1273 in Köln  die Abtei Altenberg in seinen Schutz, bestätigte alle von Kaiser Friedrich und dessen Vorgängern gemachte Verleihungen  und

gewährte ihr Zollfreiheit zu Boppard, Kaiserswerth und sonst auf dem Rhein. Rudolf – RI VI,1 n. 27

Auf Abt Dietrich folgte Abt Otto von Höningen (1276–1280) Vor seiner Wahl war er Prior und Cellerar.

Am 9. April 1277 genehmigte der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (1275 –1297 )die Umwandlung von Kloster Mechtern im heutigen Köln-Ehrenfeld in ein Zisterzienserinnenkloster.

Das Kloster  wurde wegen “Zuchtlosigkeit und Verschwendung“  aufgelöst und in ein Zisterienserinnenkloster  umgewandelt. Die geistliche Leitung wurde dem jeweiligen Abt von Kloster Altenberg übertragen.

Am  April 1277 zogen dreizehn Zisterzienserinnen und eine Äbtissin aus  Kloster Benden, das eine unmittelbare Tochter von Kloster Altenberg war und 1266 Kloster Altenberg inkorporiert wurde.

In Altenberg regierte zu dieser Zeit Abt Otto.Abt Otto verstarb 1280.

Sein Nachfolger wurde Abt Marsilius (1280–1289 )

Am  1. März 1280 bestätigte Papst Nikolaus III. (1277-1280) die Privilegien der Abtei und nahm Altenberg unter seinen besonderen Schutz. (Müller S. 24.f. Müller schreibt zwar Nikolaus IV,, dieser regierte aber von1288 1291

Ich unterstelle einfach einen Schreibfehler, denn Nikolauss III. regierte bis 1280)

Unter Abt Marsilius  wurde der Chorbau der neuen Kirche vollendet und 1287 durch Bischof Hermann von Samland (1275-1276) geweiht.

Abt Masilius soll 1289 gestorben sein.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich (de Libra?) (1289–1302)

Am 23. August 1292 bestätigte König Adolf von Nassau (1292-1298) Abt und Konvent von Kloster Altenberg die Urkunde König Rudolfs vom 2. November 1273 und bestätigte damit die Privilegien Altenbergs sowie die Zollfreiheit auf dem Rhein.

Adolf – RI VI,2 n. 66
Der Bau der Kirche war ja noch nicht beendet. Das Kloster erhielt aber viele Ablassverleihungen und Ablässe waren ja immer mit Spenden verbunden, eine gute Einnahmequelle also.

Am 13. Mai 1281 erließen die Bischöfe von Minden Wittekind II. (1369 –1383 ), Münster Everhard von Diest (1275-1301) und Hildesheim Siegfried II. von Querfurt (1279 –1310 ) Ablassbriefe für diejenigen, die die Kirche besuchten und ein Almosen zur Vollendung der Kirche hinterließen.

Auch Bischof Heinrich von Samland hatte bei der ‘Weihe Ablassbriefe ausgestellt.

Abt Heinrich erlangte in Rom Ablassverleihungen von 45 Bischöfen  zum Bau der Kirche.

Am 26. August 1298 bestätigte König Albrecht I. (1298-1308) die Privilegien von Kloster Altenberg. (Müller S. 27)

Abt Heinrich soll am 27. August 1303 gestorben sein.

Auf ihn folgte Abt Jakob I. (1303–1312 ). Er versuchte, wie alle seine Vorgänger, die  Verhältnisse der Abtei zu verbessern. Von Graf Wilhelm I von Berg  und seiner Gemahlin Irmgard von Kleve (+ 1319) erreichte er die Befreiung von der Herbstbede. Das war eine Steuer, die im

Herbstmonat an den Grundherrn zu entrichten war. (Müller S. 28)

Am 31. Dezember 1309 bestätigte König Heinrich VII. (1308-1313, ab Juli1312 Kaiser) die Urkunde König Adolfs von Nassau, die wiederum eine Bestätigung der Urkunde König Rudolfs vom 2. November 1273 war.

Heinrich VII. – RI VI,4,2 n. 359

Am 9. August befreite der Kölner Erzbischof Heinrich II., von Virneburg (1304 –1332  )die Abtei von allen Zöllen in Bonn und Andernach für alle Materialien um Bau des  Kloster. (Müller S. 28)

Abt Jakob verstarb 1312.

Auf ihn folgte Abt Johannes, der aber nur zwei Jahre regierte und möglicherweise vorzeitig resignierte.

Sein Nachfolger Abt Dietrich regierte von 1314.1320.

Graf Adolf VI. von Berg (1308-1348) wiederholte am 7.November 1316 die Befreiung von der Herbstbede durch seinen Vorgänger Graf Wilhelm. )Müller S. 29)

In der Regierungszeit des Grafen Adolf gab es viele Überschwemmungen, Missernten und auch Pestepidemien.

Außerdem litt die Bevölkerung und auch das Land  durch die Auseinandersetzungen zwischen dem Habsburger Friedrich dem Schönen (1314-1322) und dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern (1314-1341)

nach der Doppelwahl im Jahre 1314. Die Auseinandersetzungen wurden erst nach der Schlacht bei Mühldorf von 1322 beendet, in der Ludwig besiegte und Friedrich gefangennahm. Graf Adolf war ein

Parteigänger Ludwigs.

Nach Müller soll Abt Dietrich 1328 gestorben sein.

Sein Nachfolger Abt  Reinhard (von Höningen?) (1320–1330 ) regierte aber wohl schon seit 1320.

Am 23. Mai 1324 war ein heftiges Unwetter, in dessen Folge das Dhünntal überschwemmt wurde. Auch die Kirche und das Kloster standen unter Wasser. Zehn Klosterinsassen kamen ums Leben.

Abt Reinhard verstarb am  30. April 1325.

Sein Nachfolger wurde Abt Philipp vom Spiegel (1330–1335 )An Palmsonntag 1326 wurde der Dreikönigsaltar in Kloster Altenberg sowie zwei Glocken geweiht.

Die Weihe vollzog Kuno., Bischof von Megara. Er 1324 Weihbischof von Hildesheim, 1326 von Köln, 1329 wieder in Hildesheim und 1337 in Lüttich.

Am 6. Juni 1339 widmete er Kloster Altenberg. Seinen Lebensabend verbrachte er dort und verstarb  in Altenberg, wo er auch bestattet ist.

1334 erwarb Abt Philipp zwei Häuser in Köln in der Goldgasse. Da Altenberg in unmittelbarer Nähe in der Johannisstraße Besitztum hatte, wurde dieser zusammengelegt.

(Müller S. 30, wikipedia schreibt den Erwerb allerdings Abt Johann von Schrenberg zu)

So entstand der Altenberger Hof in Köln.

Schon 1268 hatte Kloster Altenberg das Recht erhalten, zwischen Mülheim und der kurkölnischen Uferseite eine Fährverbindung zu betreiben.

Graf Adolf von Berg V. befreite die Fähre im Dezember 1268 von allen Lasten und Steuern (Müller S.22)

Die Mönche konnten mit der Fähre ihren Hof in Köln einfacher erreichen und das Kloster hatte eine zusätzliche Einnahmequelle.

Der Altenberger Hof wurde als Handelsniederlassung und Organisationsmittelpunkt der wichtigste Stadthof für Kloster Altenberg.

Bis zum 15. Jahrhundert diente er auch dem Hause Berg als Residenz und Verhandlungsort.

Der Hof hatte  im Laufe der Zeit hochherrschaftliches Format.

So fand hier die Eheschließung von Herzog Wilhelm III. von Berg (1475-1511) und seiner zweiten Gemahlin Sybille von Brandenburg (+ 1524) statt.Die Trauung vollzog Abt

Arnold von Monnickendam (1467–1490 )

Altenberg besaß Häuser in 17 Städten.Stadthöfe hatte es neben dem größten in Köln, in Bonn, Poppelsdorf, Koblenz, Boppart, Kaiserswerth und Neuss

1210 betrieb es 12 Grangien in Lützelfeld,Bacharach, Rhens, Horchheim, Sürth, Forsterhof, Bochheim, Schönrath, Isenkroidt, Widdauen, Brück
und Mickel. Diese hatten eine durchschnittliche Größe von 150 Hektar, was für damalige Verhältnisse außerordentlich groß war.

Die Grangien in Bacharach, Rhens, Horchheim waren Weingüter.

Abt Philipp verstarb im Frühjahr 1339.

Abt Hermann von Horchheim (1338–1346)wird von wikipedia und Müller geführt.

Am 25. September 1345 befreite Graf Eberhard IV. von Katzenellenbogen (+1354) die Abtei Altenberg vom Zoll zu Boppard. Die Mönche schlossen ihn dafür in ihr Gebet ein.

Graf Adolf VI. von Berg (1308-1348) die Abgaben für die Fischerei im Rhein.

Abt Hermann verstarb am 13. Dezember 1346.

Auf ihn folgte Abt Ludwig (von Esch?) (1346–1362) und dann

Abt  Pilgrim von Syberg (1362–1367) . Er stammte aus der Kölner Patrizierfamilie von Syberg.

Er kaufte 1363 den Solinger Fronhof. Dazu gehörten das Haupthaus, eine Backstube, eine Scheune, ein Schuppen und ein Malzhaus sowie insgesamt 61 Morgen Land.

Der Fronhof gilt als früheste Form eines örtlichen Verwaltungs- und Machtzentrums in der Stadt Solingen.

Am 10. August 1349 bestätigte Karl IV. (1346-1355 König dann Kaiser.1378) der Abtei die Zollfreiheiten auf dem Rhein bei Boppard und Kaiserswerth. Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 1355]

1342 erwarb die Abtei ein Haus in Neuss.

Am 3. Januar 1354 bestätigte der Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau (1346-1353 (1346–1353 )  die Befreiung der Abtei von Zöllen in seinem Gebiet und am 19. Juli 1354 befreite der Trierer Erzbischof

Boemund II. von Saarbrücken (1354 bis 1362) die Weine von Altenberg von Zöllen in Boppard und Koblenz. 1364 verstarb in Kloster Altenberg Daniel von Wichtrich.. Er wurde  1342 von Papst Benedikt XII (1334-1342) zum Bischof von Verden ernannt-

Er wurde in Kloster Altenberg bestattet.

Auf Abt  Pilgrim  folgte Abt Wilhelm (1366–1370 ) Er ist urkundlich nicht nachzuweisen.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann von Schalverenberg (1370–1380). Er erwarb drei Höfe in der Nähe von Altenberg.

In seiner Regierungszeit hielt sich Bischof Wikbold von Kulm im Altenberger Hof in Köln auf. Von 1363-1381 war er Bischof von Kulm.

1375 wurde er von dem kulmischen Ritter Hans von Kruschin in Kulmsee überfallen und nach Dobrin entführt. Vermutlich deshalb

die Verwaltung seiner Diözese dem Domkapitel und begab sich nach Köln.  Er hielt sich im Altenberger Hof auf. Durch seine Stiftungen ermöglichte er die Fertigstellung des Altenberger Domes.

Er stiftete 4070 Rheinische Dukaten, das sind etwa 1.337.350,00 €.  Im Auftrag des Kölner Erzbischofs Friedrich III., von Saarwerden (1370 –1414 ) weihte er den Altenberger Dom.

Bischof Wikbold verstarb am 21. Juli 1398 oder 1400 und wurde im Altenberger Dom beigesetzt.

Nachfolger von Abt Johannes wurde Abt Andreas von Monheim (1380–1382 (?) Er  stammte aus Köln

Am 25. März 1381 bestätigte der Mainzer Erzbischof Adolf I. von Nassau (1381 –1390) die Zollprivilegien von Altenberg.

Unter Abt Andreas wurde auch das Westfenster des Domes vollendet das Bischof Wikbold mit 400 Rheinischen Gulden, das sind etwa 131.435,00 €,  finanziert hatte.

Nach Müller verstarb Abt Andreas am 5. Dezember 1382 (S. 37)

Auf ihn folgte Abt Johann von Hanenberg  (1382–1420) Er vertauschte  mehrfach Güter, die nicht so günstig lagen bzw. weiter entfernt gegen nahe der Abtei gelegene Güter.

Unter ihm wurde auch die päpstlich gebotene Gottestracht eingeführt. Das ist eine Prozession, ähnlich der Fronleichnamsprozession, in der das Allerheiligste unter einem Baldachin  getragen wird.

Unter ihm scheint es Probleme mit der Verwaltung der Klostergüter gegeben zu haben. Papst Innozenz VII. (1404-1406) beauftragte am 3. Dezember 1404 den Kölner Dompropst Johann von Straubing-Holland (1389 -1418? )

die Abtei Altenberg, die wegen Nichtzahlung von Schulden ins Interdikt geraten war, zu absolvieren und die Vermögensverhältnisse der Abtei zu ordnen.

Angeblich waren an den Schwierigkeiten ständige Fehden und auch die hohen Steuern, die  der junge Herzog Adolf von Berg (1408-1437) in der Auseinandersetzung mit seinem Vater Wilhelm von Berg (1380-1408) von der Abtei erhob.

1407 verpfändete sie einen teil ihres Hofes in Köln an Herzog Adolf.

Abt Johann verstarb 1420. Dass das Kloster sich wieder hocharbeiten konnte, hatte es vor allem seinem Bursar und späteren Abt  Johannes Rente (1430–1440) zu verdanken.

Er zeichnete sich durch kluge Wirtschaftsführung aus, setzte aber auch  sein erhebliches Privatvermögen für die Belange der Abtei ein.

Er soll 8000 Gulden , das sind immerhin etwa 2.649.072,00 €.  aufgewendet haben.

Auf Abt Johann folgte folgte Abt Heinrich von (Kaisers-)Wert (1420–1430 ). Abt Johann verstarb im Jahre 1420.

Abt Heinrich verstarb am 24. August 1430. (Müller S.42)

Als Abt folgte nun Johannes Rente. Die Äbtechronik lobt ihn wegen seiner „Vorsorge und ausgezeichnete Erfahrung im Bereich der weltlichen Güter“.

Er ließ eine Steinbrücke über die Dhünn und einen Schutzdeich bauen.

Er ließ die Friedhofsmauer bis zur Kalkpforte errichten.

Im Brauhaus ließ er eine Bierpfanne anlegen.

Die Kirche stattete er mit einer Orgel aus und ließ dort eine Uhr anbringen.

Abt Johannes war der letzte der Äbte, denen noch eine Erweiterung des klösterlichen Grundbesitzes in größerem Umfang gelang.

1432 kaufte er Güter in Mauenheim, heute der kleinste Stadtteil von Köln im Kölner Stadtbezirk Nippes.

1433 kaufte er das Gut Kalenberg in Mechenich im Kreis Euskirchen.

Am 10.August 1434  bestätigte der Mainzer Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach (1434 –1459)  die Zollbefreiung Altenbergs in seinem Gebiet.

1437 erwarb er die Herrlichkeit Riehl, heute ein Stadtteil von Köln.  Die Altenberger Äbte nannten sich nun Herren von Riehl.

Diese Bezeichnung nahmen sie auch in ihr Siegel auf,

Abt Johannes Rente resignierte 1440.

Auch als Altabt war er noch gelegentlich für das Kloster tätig.

Er verstarb am 5. Januar 1447.

Nachfolger von Abt Johannes wurde  Johann von Küdinghoven (1440–1462 )Urkundlich ist er nur vom 02 Mai 1440 bis 7. September 1458 bezeugt.

Er war sehr gelehrt. Seine sorge galt der Bibliothek. Er schickte 5 Altenberger Mönche an die Universität Heidelberg.

Er ließ das bronzene Evangelienpult gießen. Dieses zählt zu wertvollsten Kunstschätzen der Klosterkirche.

Zu mindestens während seiner letzten Abtsjahre  leitete der Bursar Wilhelm von Körrenzig für Abt Johannes die Geschäfte der Abtei

Unter seiner Wirtschaftsführung geriet Altenberg in große Schwierigkeiten.

!458 legte er aber ein sehr sorgfältiges Heberegister der Abteigüter an.

Auf Abt Johann von Küdinghofen folgte Abt Johannes Schlebusch (1462–1467 )

Er studierte in Heidelberg.. Sein Lehrer dort war Dr. theol Arnold von Monnickendam, sein Nachfolger in Altenberg.

Die  Wahl von Abt Johannes erfolgte unter dem Vorsitz von Vaterabt Thomas de Luxembourg (1462–1466 ) von Kloster Morimond.

Sie wurde erst 1463 urkundlich bestätigt, dem neuen Brauch zufolge vom Generalkapitel.

Gemeinsam mit seinem Prior Peter de Haga beteiligte er sich am vom Generalkapitel ausdrücklich verbotenen Reliquienhandel nach den Niederlanden.

1466 brachte er solche seines eigenen Klosters in die Abtei Egmond, dem ältesten Kloster der Niederlande.

Abt Johannes stand völlig unter dem Einfluss seines Bursars Wilhelm von Körrenzig.Sein Heidelberger Lehrer, jetzt Abt von Kloster Lehnin  (etwa t1456-1467)

machte ihm deshalb schwerste Vorwürfe.

Wegen seiner Wirtschaftsführung leitete Vaterabt Guillaume II. de Mège(1466–1471 ) 1467 ein Amtsenthebungsverfahren gegen Johannes ein. Das geschah sicher nicht ohne Zutun

des Herzogs von Jülich-Berg  Gerhard (1437-1475). Abt Guillaume zog auch die Äbte von Kloster Kamp  Heinrich IV. (1452–1483), von Kloster Marienfeld Arnold von Bevern (1452–1483) und von Kloster Eberbach

Abt Richwin, von Lorch (1456-1471). Abt Johannes wurde abgesetzt. Er prozessierte zwei Jahre dagegen, aber erfolglos. Er erhielt eine Jahrespension von 50 Gulden, das sind etwa 16.597,00 €.

Er wurde Beichtvater im Kloster Fröndenberg, dessen Äbtissin ihm vom gemeinsamen Reliquienhandel verbunden war.

Auch Bursar Wilhelm verlor seine Stellung.Um 1470 erscheint er als Domherr zu Werden (Kaiserswerth. Er war wohl aus dem Zisterzienserorden ausgetreten.

Zur Reform der gesunkenen Klosterzucht wurden zwei Mönche aus Kamp für einige Zeit nach Altenberg geschickt.

Nachfolger von Abt Johannes Schlebusch wurde Abt Arnold von Monnickendam (1467–1490)

Er ist nicht vor 1401 geboren.

Er trat in das Kloster Neuenkamp in der heutigen Stadt Franzburg in Mecklenburg-Vorpommern ein und legte dort auch seine Profess ab.

1434 wurde er in Rostock immatrikuliert  Dort wurde er Baccalaureus an der Artistenfakultät.

Zwei Jahre später ging er an die Universität Köln und machte dort seinen Magister. Später als Angehöriger der Abtei Heisterbach machte er in Köln den Dr. theol.

1454 kam er als Professor der Theologie an das Ordensseminar St. Jakob in Heidelberg. Er war auch als Dozent an der Universität Heidelberg tätig.

Er geriet in den Streit zwischen den damals Heidelberg beherrschenden Nominalisten und den Realisten. Die Universitätsversammlung wollte ihn sogar von allen Handlungen

als Mitglied des Lehrkörpers suspendieren und nur der Vermittlung hochgestellter Persönlichkeiten verdankte er die Rehabitilierung.

1454 beauftragt ihn das Zentralkomitee zusammen mit dem Äbten von Kloster Himmerod Peter II. Hund (1449–1468 ) und Kloster Heisterbach Dietrich III. (1448–1457 ) mit

der Vorbereitung eines Ordenskolleg an der Universität Köln. Dies kam aber nicht zustande.

1456 wurde er Abt in Kloster Lehnin und war das bis 1467. Wegen seiner Wirtschaftsführung geriet er in Streit mit seinem Konvent und führte diesen so leidenschaftlich, dass sich auch die Äbte

der benachbarten Klöster Zinna , Chorin und Himmelspforte Moritz II. (1452 –1468), Tobias (1454-1464) (Äbte von Himmelspforte habe ich online nicht gefunden)

Auch Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg (1440-1470) schaltete sich ein und wandte sich an die Äbte von Heilsbronn Ulrich Kötzler (1433–1462 ) und Ebrach Burkard II. Scheel (1455–1474) als Kommissare für Deutschland.

Das Generalkapitel gab daraufhin den Äbten von Altzelle Anton Schröter(1448-1471) und Walkenried

den Auftrag, die Angelegenheit, zu untersuchen und zu entscheiden.Abt Arnold verließ Kloster Lehnin, vielleicht weil seine Lage dort unhaltbar geworden war, vielleicht auch weil  Gräfin Sophia von Jülich-Berg (1456-1473),

die für ihren erkrankten Gemahl Herzog Gerhard VIII. von Jülich-Berg , der um 1456 in geistige Umnachtung fiel, die Regierungsgeschäfte für ihren erstgeborenen Sohn Wilhelm VIII. (+1511) führte, in Erwägung für den Abtstuhl von Altenberg

zu ziehen. Er war ihr von ihrer Schwägerin Dorothea, einer Schwägerin des Kurfürsten Friedrich II von Brandenburg, empfohlen worden.

Er wurde am  6. August 1467 unter Vorsitz des Vaterabtes Guillaume zum Abt von Altenberg gewählt.

EAs dauerte allerdings bis 1479, bis er vom Generalkapitel bestätigt wurde, da sein abgesetzter Vorgänger Abt Johannes gegen seine Absetzung gerichtlich vorgegangen war.

Anders als in Lehnin fand  er in Altenberg gleich Gehorsam. Seine Maßnahmen kamen dem aber auch entgegen.

Er baute das Winterrefektorium aus, das beheizbar war.

Unter ihm hörte die Selbstbewirtschaftung der Klosterhöfe auf. Die Mönche sollten sich jetzt verstärkt um die Wissenschaft kümmern. Deshalb wurde auch die Bibliothek ausgebaut.

Im Orden schätzte man seine Aktivität und seien Gelehrsamkeit sehr schnell. Schon 1471 erhielt er als principalis executor den Auftrag,die in Köln sich ohne Erlaubnis ihrer Oberen herumtreibende Mönche,

nötigenfalls unter Zuhilfenahme der weltlichen Obrigkeit festzunehmen und in ihre Klöster zurückzuschaffen.

Von 1473 bis 1475war er als Vertreter der deutschen Zisterzienserklöster in Rom bei Papst Sixtus IV. (1471-1484) wo die Ordensgesandtschaft über die Aufrechterhaltung der Ordensfreiheiten verhandelte.

Seine Abhandlung über das Unwesen der Kommende, die auch im Druck erschienen ist, überreichte er dem Papst persönlich.

Über viele Jahre hinweg war er Kommissar des Ordens für ganz Deutschland und visitierte viele Klöster.

Am 31. Mai 1478 visitierte er Kloster Kamp. Dabei untersagte er jegliche Veräußerung von Reliquien.+1524)

Ein sehr gutes Verhältnis hatte zum herzoglichen Hof in Düsseldorf. Er nahm die  Trauung von  Wilhelm  III. von Jülich-Berg (1475-1511) mit Sybilla von Brandenburg (+ 1524), der Nichte seines früheren Landesherren Kurfürst Friedrich II. vor

Die Hochzeit fand in Köln statt. Es war ein großes gesellschaftliches Ereignis. Geladen waren zahlreiche Erzbischöfe, Bischöfe und Prälaten, der Erzherzog von Österreich, der Herzog von Burgund, der Kurfürst von Brandenburg, der Markgraf von Baden, mehr als 50 Grafen und zahllose Edelleute.

Er baute das Sakramentenhäuschen an der linken Seite des Hochaltars. Außerdem ließ er das Refektorium erbauen.

Er verstarb am 7. März 1490 und wurde als erster Abt im Altenberger Dom beigesetzt.

Auf ihn folgte Abt Bartholomäus Frinck  (1490–1496) Er wurde unter Vorsitz des Abtes Heinrich V. (1483–1499) von Kloster Kamp gewählt.

Vor seiner Wahl war er Bursar. Unter seiner Wirtschaftsführung ging die finanzielle Gesundung des Klosters weiter. Das zeigt sich auch, dass er in seiner kurzen Regierungszeit  eine beachtliche

Bautätigkeit zeigte.Er baute ein neues Krankenhaus neben dem Dormitorium mit Badestube für Kranke.

Am 31 August bestätigte Landgraf Wilhelm I. von Hessen (1471-1493 die Zollfreiheit der Abtei bei Boppard und St. Goar.

Der hessische Landgraf bat ihn auch im Altenberger Tochterkloster Hayna , die Reform durchzuführen.

Abt und Konvent beschwerten sich bei Papst Alexander VI. (1492-1503), dass die Stadt Köln ihren Hof in Riehl zerstört und dort alle ihre vernichtet hätte. Der Papst beauftragte die Dekane der Domkirche

und der Marienkirche in Utrecht, sowie den Dekan der Florinskirche in Koblenz für de Wiedererstattung zu sorgen.

Abt Frinck verstarb im Jahr 1496.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich Rouffer (1496–1517)

Er trat sein Amt 1496 an. Über seine Wahl ist nichts bekannt.

1472 war er Kaplan des Abtes Arnold.

1480 war er Verwalter auf dem Petersackerhof

Später war er Siechenmeister im Kloster und später Pfarrer in Solingen und zwar der erste aus dem Zisterzienserorden.

Von den Mainzer Erzbischöfen bekam er 1506 und 1509 die Zollfreiheit Altenbergs bestätigt.

Wegen seines Reformeifers war er bei Herzog Wilhelm von Jülich-Berg sehr gut angeschrieben. Was für das Kloster wichtig war, er fasste alle von ihm und seinen Vorgängern verliehenen Vergünstigungen

in einem Sammelprivileg zusammen und bestätigte sie erneut. (Müller s. 47, hier sind die Privilegien auch im einzelnen aufgelistet)

Das geschah am 4. Mai 1511. Der Herzog verstarb am 6. September 1511.

Herzogin Sybilla übergab der Abteinach dem Tod Herzog Wilhelms 1100 Mark, das sind ungefähr 803.435,00 €., für eine tägliche Seelenmesse.

Abt Heinrichs wichtigste Leistung war die Schuldentilgung.

Er vollendete den Umbau des Kreuzgangs, schmückte die Kirche aus und sorgte für eine angemessene Aufbewahrung der Reliquien des Klosters.

1514 ernannte ihn Generalabt Jacques III. (1501-1516) von Citeaux zum Generalkommissar des Ordens für Niederdeutschland.
Abt  Heinrich verstarb am 26. August 1517.

Auf ihn folgte Abt Gerhard von Nuwenburg  (1517–1524)

Er wurde 1517 unter Vorsitz des Abtes von Kloster Kamp Johannes IV Middels (1504–1524)zum neuen Altenburger Abt gewählt.

Seine Kandidatur war von Herzog Johann von Jülich-Kleve-Berg (1511-1539) empfohlen worden.

1493 war er Prior in Haina

Gerhard wurde 1497 an der theologischen Fakultät der Universitäöt Köln immatrikuliert.Dort schloss er mit dem Doktor theol. ab.

Sei 1501 war er Prior in Altenberg und dort seit 1512 Bursar

Am15. September 1520 ernannte ihn Generalabt Guillaume V. du Boissey (1517-1521

zum Generalkommissar des Orden für Niederdeutschland.

1521 wurde er Dekan seiner Fakultät

Abt Gebhard starb am 2.April 1524

Martin Luther hat mit seinem Thesenanschlag 1517 die Reformation ausgelöst.

Kloster Altenberg blieb katholisch und wurde ein Stützte des alten Glaubens

Allerdings wurden drei Tochterklöster protestantisch.

In Hessen setzte Landgraf Philipp (15181567) begann 1526 mit der Einführung der

Reformation in Hessen. 1533 löste er die Abtei auf. Er stiftete dort eines der vier Hohen

Hospitäler für die arme Landbevölkerung. Haina war eines der beiden Männerhospitäler

Das Tochterkloster Zinna, das 1170 gegründet worden war, lag nur etwa 45 Kilometer von Wittenberg entfernt. Durch die Nähe zu Wittenberg  wirkte sich die Reformation natürlich sehr früh auf Kloster

Zinna aus. Die vorletzten beiden Äbte Heinrich Greve  (1539 –1540 ) und Mattheus Kagel (1540 –1548 ) wurden wegen ihrer Nähe zur Lutherschen Lehre abgesetzt.

Mit dem letzten Abt Valerian (1548 –1553 ) endete das mönchische Leben in Zinna. Die Besitzungen des Klosters fielen als  Amt Rüdersdorf an das Kurfürstentum Brandenburg.

Das Kloster Mariental, das 1138 bei Helmstedt gegründet worden war, beendete seine zisterziensische Klostergeschichte 1569. Schon  seit 1542 war dort bis 1773

eine evangelische Klosterschule und ein Lehrerseminar. Beides wurde 1775 nach Helmstedt verlegt.

Probleme hatte Altenberg auch in Solingen. Dort hatte das Kloster die Seelsorge inne.

1560 gestattete Herzog  Wilhelm V.(1539–1592)in der Solinger Pfarrkirche das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu reichen Abt Wilhelm Stoploch protestierte zwar dagegen. Aber Solingen war evangelisch geworden.

Nachfolger von Abt Gebhard wurde Abt Andreas Boelgen (1524-1536)

Seine Wahl fand vor dem 23. April 1534 statt. Vor seiner Wahl war er Bursar und Hofmeister des Petersackerhofes. Dann war er 27 Jahre lang Pfarrer in Solingen.

1529 führte er den Vorsitz  bei der Wahl des Abtes Johannes V. (1529–1563) in Kloster Kamp. Im selben Jahr ernannte ihn Generalabt Guillaume VI. Le Fauconnier (1521-1540) zum Generalvikar.

Von Abt Andreas stammt auch die zweite Fassung des   Altenberger Reliquienverzeichnis.

Er war ein großer Marienverehrer.Er ließ die baufällige Marienkapelle weitgehend aus eigen Mittel restaurieren. Er stiftete den Marienleuchter im Chor, die Madonna von Altenberg.

Er verstarb am 4. April 1536.

Auf ihn folgte Abt Matthias Gleen  (1536–1538).

Er wurde bei seiner Wahl von den anwesenden Äbten gezwungen die Wahl anzunehmen. Vor seiner Wahl war er Cellerar. Er regierte nur kurz und verstarb am 11. Juni 1538.

Sein Nachfolger wurde Abt Wilhelm Stoploch von Hittorf (1538–1560 )

Seine Wahl fand am 18.Juni 1538 statt.Er wurde als erster und nach ihm alle Äbte nur noch vom Vaterabt und nicht mehr vom Generalkapitel bestätigt.

Vor seiner Wahl war er Hofverwalter in Horchheim,dann Küchenmeister und zuletzt Prior.

Er sorgte sich um die wissenschaftliche Hebung seines Konventes. So schickte er vier Mönche zum Studium nach Köln.

Er war ein umsichtiger Verwalter.

1543 griff Kaiser Karl V. die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg  im Dritten Geldrischen Erbfolgekrieg an. Ein Hintergrund war das Interesse aus den Niederlanden am Herzogtum Geldern das durch Erbe an Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg gefallen war.

Eine Heeresabteilung des Kaisers lag im Kloster Altenberg im Quartier und nahm beim Abzug 20 Pferde,mehrere Rinder und Schafe und raubte eine Menge Wein und Früchte.

Die folgenden Jahre waren Hungerjahre und das Land wurde von Räuberbanden überschwemmt. Die Mönche mussten sich bewaffnen und gegen die Räuber vorgehen

1548 erhielt er gemeinsam mit dem Abt von Kamp Johannes V. den Auftrag  durch Verhandlungen mit Kaiser Karl V. (1520-1555),  bestimmte Klöster des Ordens den Lutheranern wieder zu entreißen.

1551 wurde er zum Subkonservator des Ordens bestellt.

Er war bemüht, die alte Ordnung wieder herzustellen, wie er auch in Solingen (s.o.) bewies.

Er verstarb am 1. Juni 1560.

Auf ihn folgte Abt Winand Dutzmann (1560–1568)

Er stammte aus  Rommerskirchen, Kreis Grevenbroich.

Er trat in das Kloster Haina ein und legte dort seine Profess ab.Nach der Aufhebung Hainas wurde er 1538 in Altenberg übernommen und war hier Kantor.

1542 wurde er als Priestermönch an der Universität Köln immatrikuliert.

1558/59 war er Präfekt und Pastor im Nonnenkloster Hoven, Ortsteil von Zülpich.

1565 bestellte ihn das Generalkapitel zum Syndikus für alle Prozesse ihn Germanien. Außerdem wurde er zusammen mit dem Abt von Himmerod Johann von Briedei(1558–1571 ) mit der Visitation der Klöster  im Rheingebiet.

Einen Konflikt mit seinem Konvent wegen der Rechnungslegung entschied das Generalkapitel 1567 zu seinen Gunsten.

Er gehörte zu den besonders ausgewählten Vertretern der Geistlichkeit, mit den Herzog Wilhelm am 26. Oktober 1566 über seine Steuerforderungen verhandeln wollte.

Abt Winand starb Anfang 1568.

Auf ihn folgte Abt Gottfried (Schnavel) von Sundorf (1568–1581 )

Seine Eltern waren die Kölner Eheleute Jürgen Schnavel und Agnes zum Falken.

Er war bereits 1553 im Konvent.

Vor seiner Wahl war er Beichtvater im Nonnenkloster Kentorp in Hamm.

Wahrscheinlich war er als Abt von Herzog Wilhelm V. empfohlen worden, bei dem er auch später in hohem Ansehen stand. Viele Adlige, die beim Herzog in Ungnade gefallen waren, baten den Abt um seine Vermittlung.

Seine Wahl fand am 22. Februar 1568 statt. Er wurde ausnahmsweise von Generalabt Jérôme de la Souchière (1564– 1571 ) von Citeaux  am 17. Juli 1568 bestätigt, da dieser anlässlich einer Visitation in Altenberg war.

In zahlreichen Fällen erfreute er sich landesherrlicher Unterstützung.

1576 verbürgten sich 27 Herren aus den vier herzoglichen Ländern bei der Postulation des Münsteraner Bischofs Johann Wilhelm von Jülich-Kleve (1574 –1585) für die Einhaltung der Wahlkapitulation.

Abt Gottfrid erscheint an zweiter Stelle hinter dem Werdener Abt Heinrich Duden (1573–1601 )

In Koblenz stieß er den Altenberger Besitz und seine dortigen linksrheinischen  Güter aus nüchternen Erwägungen ab.

1577 wütete in Köln die Pest. Kloster Altenberg beherbergte in dieser Zeit den päpstlichen Nunius in Köln Bartolomeo Portia ( 1576 – 1578 ).  Dieser zeigte seien Dankbarkeit für die gewährte Gastfreundschaft.

Im August 1577 war Herzog Wilhelm samt seinem Hoflager zu Gast in Kloster Altenberg

Abt Gotfried verstarb am 8. Juli 1581.

Sein Nachfolger wurde Abt Peter Neuenar (Neuwenhar) (1581–1591 )

Er war der Sohn des vermögenden Weinhändlers Peter Neuenar, Sein Vater war im Kirchspiel St. Jakob Zugleich mit Hermann Weinsberg Kirchmeister .

Dieser war ein Kölner Ratsherr und Chronist, Dieser berichtet auch von der Wahl Peter Neuenars (Hans Moser, Die Zisterzienserabtei Altenberg, Berlin 1965, S. 168) Demnach hatte er seine Wahl hauptsächlich der Empfehlung des Herzogs zu verdanken,

denn nach Weinsberg hatte Peter Neuenar weniger Stimmen erhalten als sein Gegenkandidat Gerlach Kattenbach. Abt Peter wurde jung ins Kloster Altenberg gegeben. Er war dort 1577 Kaplan des Abts., danach Cellerar.

Nach seiner Wahl nahm er im Kloster selbstherrlich Veränderungen vor. Wegen seiner Strenge bei der Handhabung der Klosterzucht lebte er mit seinem Konvent in Unfrieden und hielt sich die meiste Zeit am

Altenberger Hof in Köln auf.

Auf die Bibliothek verwandte er viel Sorgfalt. Er soll dort den großen Christopherus sowie die hölzernen Apostel anfertigen lassen haben.

1585 erhielt er  von Generalabt Edmond I. de la Croix (1584–1604 ) zusammen mit dem Prior von  Bottenbroich Wilhelm Paggius (1561–1598,), #das hochverschuldete

Kloster Sion  in Köln –Altstadt-Süd zu sanieren.

1577 wurde in Köln Georg Truchsess von Waldburg –Trauchburg  zum Nachfolger  von Salentin von Isenburg .

Am 19, Dezember 1582 sagte er sich öffentlich von der katholischen Kirche los und trat zu reformierten Kirche über. Kurz danach heiratete er. Er wollte aber Erzbischof bleiben.

Das löste den Truchsessenkrieg (oder Kölner Krieg ) 1583-1588 aus, der auch Kloster Altenberg schwer traf.

Söldner des Pfalzgrafen Kasimir (1583-1592)plünderten im  Kloster. Sie griffen sich junge Mönche und gaben sie nur gegen hohes  Lösegeld frei.

Die Güter der Abtei wurden von Freund und Feind in gleicher Weise heimgesucht. Die Abtei  musste zur Beseitigung der Schäden Darlehen aufnehmen, die die Abtei noch lange Zeit belasteten.

Dort verstarb er am 23. April 1591.

Er starb wohl im Unfrieden, denn nach seinem Tod soll man  nicht ein mal ein Vaterunser  für ihn  auf der  Kanzel für ihn  beten lassen haben.

Sein Nachfolger ließ ihn aber mit großem Gepränge nach Altenberg überführen.

Er hinterließ dem Kloster Weinberge in Niederkassel. Er stiftete sein Jahresgedächtnis, das im Kloster abgehalten werden sollte.

Auf ihn folgte Abt Bartholomäus (von) Anstel (1591–1614).

Er bäuerlicher Herkunft und stammte aus dem Dorf Anstel im Kreis Grevenbroich.

1579 war er Subdiakon und dann Kaplan in Solingen und Küchenmeister.

!589 war er Pater in Kentrup

Vor seiner Wahl war er Prior.

Bei seiner Wahl am  8. Mai 1591 waren landesherrliche Kommissare anwesend.

Seine Bestätigung erfolgte am 30. Oktober 1581 durch den apostolischen Nuntius Ottavio Mirto Frangipani (1587-1596) in Köln.

Da die Gefahren auf der Landstraße eine Reise zum Generalkapitel nach Citeaux unmöglich machte, nahm der Nuntius die Bestätigung vor.

Er hatte immer noch mit den Belastungen aus dem Köllner Krieg zu kämpfen und war mehrfach  gezwungen, Darlehen aufzunehmen.

Gegenüber den Reformierten in Solingen war er sehr nachgiebig und machte ihnen in der Handhabung des Gottesdienstes erhebliche Zugeständnisse.

Zwei mal übertrug er auf Druck des Düsseldorfer Hofes die Solinger Pfarrkirche nichtkatholischen Predigern.

Um das Kloster vor räuberischen Rotten zu schützen ließ er sich 1599 von Herzog Johann Wilhelm  von Jülich-Berg (1592-1609) eine Salvaguardia, das ist ein Schutzbrief,

ausstellen. Aus Dankbarkeit stiftete er zu dessen zweiter Hochzeit am 20. Juni 1599 mit  Herzogin Antonie von Lothringen (1568-1610) ein Fuder, das sind etwa 890 Liter, Wein

vom Petersacker.

Als Herzog Johann Wilhelm am 25. März 1609 ohne männliche Nachkommen starb, kam es zum Erbfolgestreit.

Abt Bartholomäus versuchte zwischen den Parteien zu lavieren,konnte es aber keiner der beiden Parteien recht machen.

In Solingen brach sogar ein Aufstand gegen ihn aus. Das Generalkapitel erteilte ihm eine Rüge.

1613 schloss er einen Vergleich mit der Gemeinde, der für ihn aber eine Niederlage war.

Vom Vaterabt von Morimond und vom Generalabt von Citeaux erhielt er mehrfach Aufträge, die die Sanierung der Frauenklöster betrafen.

Besonders kümmerte er sich um Sion und  Als Verwalter war er umsichtig und ordnungsliebend.

In seiner Amtszeit erhielt das Kloster erhebliche Geldstiftungen.

Er ließ ein neues Siechenhaus bauen. Die baufällig gewordenen Zellen des Dormitoriums ließ er mit festem Mauerwerk wieder herstellen. Dazu steuerte er erhebliche Eigenmittel auf.

Mit seinem Konvent lebte er in gutem Einvernehmen.

Er verstarb am 26. April 1614.

Sein Nachfolger wurde Abt Peter Rodenkirchen (1614–1627 )

Er stammte aus Köln. 1598 war er Pfarrer in Solingen.

Von 1600-1614 war er Prior in Altenberg.

Am 3. Mai 1614 wurde er einstimmig zum Abt von Altenberg gewählt. Es war die letzte Wahl, bei der landesherrliche Kommissare anwesend waren.

Gerühmt wird seine Klugheit und auch seine Leutseligkeit. An seiner Gesellschaft fanden geistliche und weltliche Vornehme Gefallen. Er genoss sogar

“ bei Häretikern Verehrung” (Moser S.171). Er war sehr wohltätig und verteilte zwei mal in der Woche eigenhändig Almosen an Arme.

In kirchlicher H9insicht war er weit entschiedener als sein Vorgänger. Ein bisschen einfacher war es für ihn, denn der Landesherr  Wolfgang Wilhelm von Pfalz –Neuburg (1614-1653)

war 1613 zum Katholizismus übergetreten..

Er stellte sich aber auch gut mit Adam Graf von Schwarzenberg, dem Statthalter der brandenburgischen Herrschaft und damit der anderen Partei im Erbstreit.

Von ihm erwirkte er sich gleich zu Beginn seiner Regierungszeit einen Schutzbrief für ‘Kloster Altenberg.

1618 erteilte das Generalkapitel ihm und dem Abt von Heisterbach Johann Buschmann (1597–1628) den Auftrag, die wirtschaftlichen Verhältnisse von Kloster Kamp zu überprüfen und dem Kloster, falls nötig zu gestatten.

Güter zu veräußern.

Das nach dem Tod des Kamper Altabtes Gotfrids II Draek (1584–1612) Angebot Abt in Kamp zu werden, lehnte er hartnäckig ab.

1618 war der 30-jährige Krieg ausgebrochen. Das Kloster selbst blieb weitgehend verschont.

Einige Besitzungen hatten allerdings zu leiden. Auch wurden mehrere Mönche gefangen genommen.

Beeinträchtigungen erlitt das Kloster erst in der Regierungszeit des nächsten Abtes.

Abt Peter verstarb am 10. Juni 1627.

Auf ihn folgte Abt Melchior von Mondorf (1627–1643)

Er war ein Neffe seines Vorgängers.

Am 27. Oktober 1594 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert.

Seine Profess legte er erst 1603 in Kloster Altenberg ab.

In Altenberg war er Lektor und Küchenmeister.

Dann war er Beichtvater bei den Nonnen in Kentrup und Hoven (hier elf Jahre lang. Dort stellte ihm die Äbtissin zum Abschied 1621 1in sehr lobendes Zeugnis aus.

Vor seiner Wahl war er dann Cellerar und Küchenmeister.

Am 12. Juli  1627 fand die Neuwahl des Abtes in größter Hast statt, um die Teilnahme eines landesherrlichen Kommissars zu vermeiden.

Am 12. Juli 1627 wurde er bestätigt und am 12. Oktober 1627  von  Antonio Albergati, der von 1610-1621 Apostolischer Nuntius in Köln war,geweiht.

1628 nahm er am Generalkapitel teil

1629 wurde die Abtei von einem holländischen Streifkorps geplündert.

Sie drohten das Kloster in Brand zu stecken, falls nicht 1170 Reichstaler, das sind etwa 1.305.231 €. bezahlt würden.

Abt Melchior hatte schon vorher die wertvollsten Sachen nach Köln bringen lassen.

Die Kriegsfolgen zeigten sich. Gutshöfe gingen in Flammen auf.

Um Geld zu beschaffen,musste das Kloster zahlreiche Häuser in Köln verkaufen. Darlehen mussten aufgenommen werden.

Aus Angst vor einem Überfall der Schweden fand ihm Jahre 1634  die Visitation des Klosters im Klosterhof in Köln stat.

1636 bestellte ihn der päpstliche Nuntius in Köln Martino Alfieri  (1634-1639) zum Visitator aller Zisterzienserklöster in Niederdeutschland.

1637 erhielt Abt Melchior von Papst Urban VIII. (1628-1644) für sich persönlich die Pontifikalien verliehen.

1638 übertrug ihm Abt  Claude Largentier vom Kloster Clairvaux seine Befugnisse über die Klöster seiner Filiationskette in Niederdeutschland.

1639  machte Abt Claude II. Briffault (1620–1662 ) von Kloster Morimond für die Klöster seiner Filiationskette dasselbe.

Da Abt Melchior bereits hinfällig war, beauftragten beide, Johannes Blanckenberg, der als Abt von Kloster Amelungsborn postuliert war,

Abt Melchior zu unterstützen.

1637 lebte auch Gaspar Jongelinus in Kloster Altenberg. Dort war er zu Studien. Durch das Restitutionsedikt von 1629 wurden einige Abteien wieder hergestellt. Gaspar war zunächst1640  Abt des restituierten Kloster Disibodenberg

und dann von Kloster Eußerthal unterhalb vom Trifels in Rheinland-Pfalz. Wichtig war er aber als Historiker des Zisterzienserordens. Er schrieb  das zehnbändige Werk

Notitiae abbatiarum Ordinis Cisterciensis per orbem universum, das 1640 in Köln verlegt wurde. In diesem Werk werden Ursprung und Entwicklung einiger Zisterzienserklöster dargestellt.

Abt Melchior starb am 20. April 1643 in Köln im Altenberger Hof angeblich im Alter von 93 Jahren.

Bei seinem Tod war die Klosterkasse leer, das Kloster vor allem  wegen der Kriegsfolgen mit Schulden belastet.

Nachfolger Abt Melchiors wurde Abt Johannes Blanckenberg (1643–1662)

Er ist 1605 in Köln als Sohn des  Dr.jur.Walram Blankenburg, der erster Schöffe am Kurfürstliches Hofgericht.

Johann trat in das Kloster Altenberg ein und legte dort 1628 seine Profess ab. Mit dem späteren Generalabt Jean XII. Petit (1670-1692’)

Sein Hauptstudienplatz aber war Köln. Dort promovierte er am 8. Februar 1639 zum Dr. theol..

1641 wurde er vom Orden zum Abt von Kloster Amelungsborn im Landkreis Holzminden postuliert und im gleichen Jahr geweiht.

Er erhielt auch persönlich die Pontifikalien. die dann seit 1648 als Kloster Haina dem Kloster Altenberg einverleibt wurde, den Altenberger Äbten grundsätzlich zustanden.

Schon 1642 vertrat er Abt Melchior in dessen Funktion als Generalvikar.

Nach dem Tod Abt Melchiors wurde Johannes am 23. April 1643 unter Vorsitz des Heisterbacher Abtes  Franz Schaeffer (1628–1661 ) zum Abt von Altenberg gewählt.

Vaterabt Claude II. Briffaultvon Kloster Morimond bestätigte ihn am 23. Juni 1643.

Die ersten Regierungsjahre von Johannes waren noch überschattet durch den Dreißigjährigen Krieg.

Er legte 1643 unter dem Titel “Notatenbuch” Aufzeichnungen an,  die über Begebenheiten und das Leben in der Abtei berichten.

Diese persönlichen Notizen des Abtes zeigten, wie es den Mönchen ging, welche Kosten auf das Kloster zukamen.

1647 ließ er die große Orgel aus dem Spätmittelalter auf eigene Kosten reparieren. Sie erhielt sicher auch einen mbarocken Prospekt.

Auch kurz nach dem Frieden war die Lage sehr unsicher und er wagte es 1651 noch nicht, zum Generalkapitel zu reisen.

Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit ließ er im Chor Umbauten vornehmen, bei denen  längst verschollene Reliquien zu Tage traten.

Viele verschenkte er, um seinem Kloster Freunde zu erhalten oder zu gewinnen.

Eine persönliche Freundschaft verband ihn mit dem Apostolischen Nuntius in Köln. Fabius Chigi (1639-1651, der auch Vertreter des Papstes bei den Friedensverhandlungen

in Münster war.Von 1655-1667 war er als Alexander VII. Papst.

1654 und 1656 war er Rektor der Universität Köln.

Er war bis zu seinem Tod Generalvikar in Niederdeutschland.

In dieser Eigenschaften verlieh er 1651 den Äbten von Bredelar Absalon Heuck (1640-1669), Marienfeld Jodocus Caesem (1646-1661) und von Hardehausen Johannes X. Scherenbeck (1635-1657)

das Recht, die Mitra zu tragen.

Er konsolidierte die finanzielle Lage des Klosters, weil es ihm gelang,viele Güter und Gerechtsame des Klosters wieder zu erhalten.

Sein wichtigster Erfolg war , dass er den Orden  in Niedersachsen und Mitteldeutschland wieder zum Leben erwecken konnte, wo viele Gebietge an die Lutheraner verloren gegangen waren.

Auf vielen Reisen  knüpfte er wieder Fäden, wo die Klöster dort die Verbindung zum Orden verloren hatten.

Auf einer dritten Visitationsreise starb er in Derneburg am 8. Juli 1662.

Sein Nachfolger wurde Abt Gottfried Gummersbach (1662–1679)

Er ist um 1600 in Köln geboren.

1626 war er Vicecustos, 1633 war er Cellererar.

In dieser Eigenschaft wurde er 1650 von einer niederländischen Streifschar von der Klosterpforte weg nach Orsoy am Niederrhein verschleppt.

Am 27. Juni 1662 wurde er unter Vorsitz des Heisterbacher Abtes Gottfried Broichhausen (1661–1688) mit Stimmenmehrheit zukm neuen Abt gewählt.

An der Wahl nahmen 32 oder 34 Mönche teil. vier Novizen und vier Konversen. Bei der Wahl von Abt Johannes waren es 28 oder 29 Mönche und  zwei Konversen.

Das zeigt, dass Kloser sich wieder etwas erholt hatte. 1626 waren 26 Mönche,  7Novizen und 3 Konversen gemeldet.

Abt Gottfried wurde am 10. September 1662 bestätigt und am  29. Oktober 1662 geweiht.

Bis zu seinem Tod war er Progeneral des Ordens für Niederdeutschland.

Die friedlichen Zeiten waren 1672 für das Kloster schon wieder zu Ende.

Der französischen König Ludwig XIV. (1643-1715) ließ mit  120.000 Mann  die Grenzen zu den Vereinigten Niederlanden überschreiten.

Henri de Turenne, Marschall von Frankreich, (1611-1679) befehligte die französische Armee

gegen die kaiserlichen und die Brandenburger am Niederrhein

Zwar kaufte sich die Abtei von vielen lästigen Einquartierungen los.

Die Soldaten plünderten und misshandelten nicht nur auf den Maierhöfen, sondern auch in der Abtei.

Die Durchmärsche dauerten bis 1679.

1674 und 1675 musste sich Altenberg auch an den von den Österreichern ausgeschriebenen Kontributionen beteiligen.

1666 und 1667 wütete am Niederrhein eine Infektionskrankheit, der viele Menschen zum Opfer fielen.

Sein Bericht über den Stand der Ordensklöster in Niederdeutschland wird 1672 beim Generalkapitel verlesen, da er wie alle Äbte dieses Gebietes wegen des Krieges nicht nach Citeaux reisen konnte.

In den Zisterzienserinnenklöstern Hoven und Benninghausen musste er als Progeneral einschreiten, da es dort mit der Klosterzucht nicht zum besten stand. Allerdings verschweigt er das in seinen Aufzeichnungen, die er, wie sein Vorgänger auch führte.

In der Verwaltung von Kloster Altenberg war er glücklich und umsichtig.

Abt Gottfried verstarb am 30. Oktober 1679 im Altenberger Hof in Köln.

Sein Nachfolger wurde Abt Aegidius Siepen (1679-1686)

Er war Kölner und trat 1655 in das Kloster Altenberg ein.

Am 16. Mai 1653 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert.

Dort erwarb er den Grad eines Licentiatenj der Theologie.

Im Kloster war er Lektor und zuletzt Prior.

Am 4. November 1679 wurde er zum neuen Abt gewählt. Die Bestätigung erfolgte am 1. Dezember.

Am 28. Januar 1680 weihte ihn der Apostolische Nuntius in Köln Fabio Guinigi (1676 – 1680)

1683 und wieder 1686 wurde ihm das Generalvikariat für Niederdeutschland übertragen.

Darin sah er wohl seine Hauptaufgabe.

Auf dem Generalkapitel von 1683 war er ein besonders aktiver Teilnehmer.

Er gehörte auch zu den aus der Linie Morimond genommenen Definitoren.

Er berichtete persönlich über den Stand der Ordenshäuser in seiner Provinz.

Er beantragte, darin ein Kloster mit der besonderen Vorbereitung von Novizen und Professen zu beauftragen. Das Generalkapitel wies ihn an, selbst ein solches zu bestimmen.

Auf dem Generalkapitel trat er für eine straffe Geschäftsordnung ein, um zeitraubende Streitigkeiten und Proteste zu vermeiden

Er bekam den Auftrag, wegen Verletzung der Ordensfreiheit bei den Klöstern Eberbach und Schönthal durch den Erzbischof von Mainz  Anselm Franz von Ingelheim (1679 –1695 )

mit diesem zu verhandeln.

In dem völlig zerrütteten Zisterzienserinnenkloster Fürstenberg in Xanten sollte er für Ordnung sorgen.

Auf seine Veranlassung intervenierte der Päpstliche Nsconti (1680-1687) beim Erzbischof von Bamberg Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683-1693), damit dieser

Kloster Langheim nicht mit Steuern belästige.

Gemeinsam mit dem Abt des belgischen Zisterzienserkloster Aulne Emmanuel de Noville (1682-1708) erhielt er den Auftrag, alle zisterziensischen Ordenshäuser der Diözese
Lüttich und der Länder zwischen Rhein und Maas zu visitieren und in den Nonnenklöstern auf eine strengere Beachtung der Klausur zu drängen.

1685 war er bei Kardinal d’Estrees (!671-1714), um den Zwist zwischen Generalabt Jean XII. Petit und den Äbten der vier Primarabteien  Morimond, Abt Benoît-Henri Duchesne (1683–1703 ),

La Ferté Abt Claude III Petit  (1677-1710), Pontigny Abt Jacques Le Bourgeois de La Varende (1671–1687) und Clairvaux Abt Pierre IV. Bouchu (1676-1718)  beizulegen.

1686 gab ihm das Generalkapitel zusammen mit dem Abt von Kloster Himmerod Robert Bootz (1685–1730 en Aiuftrag, das in seinemm geistlichen und weltlichen Stand in Unordnung geratene Kloster

Heisterbach und seine Töchterklöster binnen Monatsfrist zu visitieren und zu reformieren.

Abt Aegidius verstarb am 17. Dezember 1686 im Alter von nur 50 Jahren.

Die Abtei hinterließ er schuldenfrei.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann Jakob Lohe (1686–1707)

Er stammte aus Mülheim. Sein Vater war Zollerheber.

Unter den Altenberger Mönchen waren zwei seiner Verwandten. Anton Lobe starb 1669 als Abt von Kloster Marienrode und Heinrich Lobe, der 1691 verstarb.

Am 26. Mai 1653 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert und 1653 in das Kloster Altenberg aufgenommen.

1683 war er Weinmeister

1684 war er Kaplan im Kloster Kentrup

Er wurde am  23. Dezember 1686 zum Abt gewählt und am 15. Januar 1687 bestätigt.

Schon 1683 hatte Johann Jakob beim amtierenden Abt Aegidius beantragt, die baulichen Alters-und Kriegsschäden an der Klosterkirche reparieren zu lassen.

Er entfaltete eine reiche Bautätigkeit. Er setzte die Klostergebäudewieder in Stand und  besonders eine neue Prälatur im Barockstil errichten und setzte ebenso die Gutshöfe wieder in Stand.

Sein Vorgänger konzentrierte sich auf den gesamten Orden und das Generalkapitel. Abt Johann Jakob konzentrierte sich auf Kloster Altenberg und dessen Tochterklöster.

16 89 beauftragte Abt Johann Jakob  den Konventualen Johannes Henning, seinen späteren Nachfolger, mit der Ordnung des Alltenberger Archivs.

Er sollte im Zuge seiner Arbeit  nicht nur eine neue Systematik einführen, sondern auch mehrere Kopiate anlegen.

1693 ließ er aus Angst vor einer Gefangennahme durch die Franzosen, die im Kloster Hoven nötige Wahl der Äbtissin im Altenberger Hof in
Köln durchführen. Die vorgesehen Visitation im Folgejahr nahm ein Stellvertreter vor.

1699 kaufte er den kurkölnischen Rittersitzes Dirmerzheim, heute ein Stadtteil von Erftstadt. So konnte er den Titel eines Herrn zu Dirmerzheim führen. Außerdem erwarb er

Sitz und Stimme beim Kölner Landtag.

Am Generalkapitel von 1699 nahm er nicht persönlich teil. Er wollte dort die Paternität über die Klöster Derneburg und Marienrode.

Das wurde aber abgelehnt.

Im gleichen Jahr entzog ihm Generalabt Nicolas III. Larcher (1692-1712) die Jurisdiktion über Wölingerode und St. Agnes, teilte dies aber dem Abt gar nicht mit.

Abt Johann Jakob verstarb am 25. März 1707 im Altenberger Hof in Köln.

Auf ihn folgte Abt Johannes Henning (1707–1729)

Er  stammte aus Köln und war noch unter Abt Gottfried in das Kloster Altenberg eingetreten.

Am 5. Mai 1673 ließ er sich in Köln immatrikulieren und erwarb dort den Baccalaureus der Theologie.

Dann war er längere Zeit Beichtvater im Kloster Benden, im heutigen Ortsteil Heide  von Brühl.

Abt Johann Jakob machte ihn zum Archivar der Abtei.  Er gab ihm in jahrelanger Arbeit die Form, die das Archiv bei der Säkularisation hatte.

Von 1699 ab war er bis zu seiner Wahl Prior in Altenberg.

Am 31. März 1707 wurde er zum Abt von Altenberg gewählt und am  29. April 1707 von

Vaterabt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan (1703–1729 ) von Kloster Morimond bestätigt.

Die Weihe erfolgte durch den Kölner Weihbischof Johann Werner von Veyder (1703 –1723 ).

Um seine Wahl entstand ein Konflikt mit Kurfürst Johann Wilhelm (Jan Wellem)(1690-1716)

Aber trotz der vom Kurfürsten angeordneten Zwangsmaßnahmen ließ er sich nicht zur Preisgabe der Ordensfreiheiten bewegen.

Auch gegenüber Generalabt Nicolas III. Larcher blieb er hart und verfocht erfolgreich das Recht seines Klosters auf die Paternität von  Woltingerode.

Er erhielt persönlich die Befugnise des Vaterabts für Kloster  Graurheindorf, das ist ein Ortsteil von Bonn Altenbergs für Wein in Boppard und Engers und für Schiefer auf der Mosel.

Am 23. November  1718 bestätigte dies der Trier Erzbischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1716 bis 1729 ) wieder.Abt Johannes war ein guter Wirtschafter.

So konnte er seinem Landesvater ein Darlehen von  4000 Reichstalern, das sind 10.019.523,00 € geben und konnte si9ch damit die Dienstfreiheit  des

Hofes  Isenkroidt auf 30 Jahre erkaufen.

Abt Johannes verstarb 18. August 1720 in Altenberg .

Sein Nachfolger war Abt Paul Eiskirchen (1720–1723)

Er stammte aus Köln

Am 22.April 1679 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert.

Am 30. Mai 1680 trat er in das Kloster Altenberg ein. Dort legte er am  15. Juni 1681 seine Profess ab.

Er war Pfarrer in Hoven, Beichtvater in St.Apern und Küchenmeister in Altenberg.

Am 27. August 1720 wurde er zum Abt gewählt und am 30. Oktober 1720 von Vaterabt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan bestätigt.

Am 3. November 1720 wurde er in der Jesuitenkirche in Köln vom Apostolischen Nuntius Girolamo Archinto (1712-1720) geweiht.

Er war schon alt, als er die Abtswürde annahm. Gelobt wurde seine Frömmigkeit.

Er regierte nur kurz und war während seiner ganzen Amtszeit leidend.

Er verstarb 5. März 1723 im Altenberger Hof .

Auf ihn folgte Abt Johann Gottfried Engels (1723–1739)

Er stammte aus einer Kölner Patrizierfamilie  war der Sohn des Dr. med. Nicolaus Engels.

Am 13. Mai 1589 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert

1691 trat er in das Kloster Altenberg ein und erhielt am 5. Juni 1691 von Abt Johann Jakob die vier niederen Weihen.

1702 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Priors Quentell nach Kentrup geschickt. Dort war er bis mindestens 1704.

Später war er Präfekt des Altenberger Hofes in Köln und dann 15 Jahre lang Cellerar.

Das bereitete in bestens auf die Verwaltung des Klosters vor.

Er wurde am 11. März 1723 einstimmig zum Altenberger Abt gewählt.

Am 23 März 1723 bestätigte ihn Vaterabt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan von Kloster Morimond.

Der Kölner Weihbischof Johann Werner von Veyder  weihte ihn in seiner Hauskapelle.

Die Regierungszeit von    Abt Johann Gottfried war glücklich und von keinen Kriegsereignissen getrübt.

Dem Kloster ging es wirtschaftlich sehr gut  Das Kloster erzielte stattliche Einkünfte In Naturalien und darüber hinaus

einen finanziellen Gewinn von 150.000 Goldmark, das sind

Abt Johann Gottfried konnte interessante Immobilien erwerben, so Rittersitz Stamshof bei Glensch .

Die Altenberger Äbte nannten sich nun Herren in Riehl, Dirzheim und Glesch.Die Weinberge in Oberkassel stieß er ab.

Das Kloster war jetzt so reich, dass es Kapital an andere Klöster verleihen konnte, so allein an die Abtei Siegburg 25.000 Reichstaler.

Es erzielte stattliche Einkünfte an Naturalien. Außerdem erzielte es einen finanziellen Gewinn von 150.000 Goldmark, das sind etwa 3.295.907.979,00 €.

Grundbesitz zu erweitern war seit dem 16. Jahrhundert durch landesherrliche Verfügung untersagt.

Kurfürst  Clemens August I. (1723-1761) führte das 1728/29 für Köln ein. Das Geld musste also gut angelegt werden.

Man kaufte daher Wertpapiere oder Schuldverschreibungen oder vergab Kredite.

Unter den Äbten Johannes Henning und Hoerdt liehen sich die Landesherren oder der Kurfürst Geld in Altenberg.

Abt Johann Gottfried verstarb am 9. September 1739   im Alter von 68 Jahren.

Sein Nachfolger wurde Abt  Johannes Hoerdt (1739–1779 )

Er ist am  20. September 1704 mit dem Taufnamen Johann Matthias Hürt in Köln geboren.

Seine Eltern waren Eberhard Hürt und  Margaretha Rangelrath . Seine Schwester Agnes war († 29. Nov. 1769)

Äbtissin im Altenberger Tochterkloster Benden.

Er trat in Kloster Altenberg ein und legte dort am 16. Juli 1722 seine Profess ab.

Am 27. Dezember 1722 erhielt er die niederen Weihen.

9 Jahre war er Lektor in Altenberg.

Am 14. Juni 1730  wurde er zur Approbation als Beichtvater angemeldet.

Dann war er einige Monate Kaplan in Kentrup.

Nach dem plötzlichen Tod des Abtes Johann Gottfried wurde er mit seinem Prior nach Altenberg berufen.

Am 14. September 1739 wurde er mit m35 Jahren zum Abt gewählt.

Es nahmen wohl 38 Mönche an der Wahl teil.

Beim der Wahl hatte er eine Wahlkapitulation zu unterzeichnen.

So musste er sich verpflichten, für ein hinreichende Ausstattung der Mönche zu sorgen, eine angemessene Versorgung der Kranken gewährleisten,

zusichern, das Abtsiegel unter Verschluss zu halten  und drei Schlüssel dem Konvent zu überlassen,  damit der Abt das Siegel nicht ohne Zustimmung des Konvents gebrauchen konnte.

Am 22. September 1739 wurde der neue Abt bestätigt.

Am 25 Oktober 1739 weihte ihn der Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf (1723-1770) in der Altenberger Klosterkirche.

Er sehr jung zum Abt gewählt worden. Seine Amtsführung bewies aber, dass das in ihn gesetzte Vertrauen berechtigt war.

Zwar fand von 1756 bis 1763 der Siebenjährige Krieg statt. Aber Kloster Altenberg wurde wenig in Mitleidenschaft gezogen.

Nur 1760, da fand in der Nähe die Schlacht von Kamp statt, wurde Abt Johannes von Truppen der Alliierten aus dem Kloster geholt und nach Hagen gebracht.

Er sollte wohl mit seiner Person für Kontributionszahlungen bürgen.

Das Kloster erlebte eine glückliche Zeit.

Abt Johannes im Kloster und auf den abteilichen Höfen wurde sehr viel gebaut.

Südöstlich des Dormitoriums wurde ein größeres Gebäude errichtet, das das  Priorat und das Krankenhaus aufnehmen sollte.

Beauftragt wurden der Maurermeister Simon Sprenger und der Zimmermeister Johann Lüdgen,

die den Bau zwischen 1775 und 1777 ausführten.

Finanziell ging es dem Kloster gut. Es konnte anderen ‘Klöstern erhebliche Darlehen geben.

Aus seinem Privatvermögen machte er eine Stiftung

Er hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Generalabt François Trouvé (1748-1797), der ihn schätzte und viel auf seine Meinung gab.

Großes Ansehen genoss er auch beim Apostolischen Nuntius Carlo Antonio Giuseppe Bellisomi (1775-1785)

Abt Johannes verstarb 6. Februar 1779 im Altenberger Hof in Köln.

 Auf ihn folgte Abt Franz Cramer (1779–1796)

Er stammte aus Burg an der Wupper.. Sein Onkel Christian Cremer verstarb 1788 als Mönch im Kloster Altenberg

Er hatte wohl für seine Aufnahme in das Kloster Altenberg gesorgt.

Am 7. Juli 1754 lebte Franz in Kloster Altenberg seine Profess ab.

1758 wurde er zum Subdiakonat und 159 zum Diakonat angemeldet.

Am 18. Dezember 1759 rurde er zum Priester geweiht, 10 Monate vorher als er das legitime Alter erreicht hatte.

Am 1. Juni 1780 ernannte ihn der Kölner Erzbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (16761-1784) zum Wirklichen Geheimrat.

Er war zehn Jahre Priester am adligen Frauenstift Hoven. Dort herrschte kein vorbildliches Klosterleben. Immer wieder wurde in den Visitationsberichten die Klosterzucht angemahnt.

1793 wurde die Äbtissin Gertrudis von Brackel wegen Verfehlungen gegen die Klosterzucht für 12 Jahre von ihrem Amt suspendiert.

Franz wurde am 13. Februar 1779  zum Abt gewählt,  am 27. Februar 1779 von Vaterabt Antoine Chautan (1778–1791 ) von Morimond   und am 11. März nochmals von Generalabt François Trouvé.

Am 11. April 1179 weihte ihn der Kölner Weihbischof Karl Aloys von Königsegg-Aulendorf (1770 –1796 ) zum Abt.

Gegenüber dem Landesherren und dem Generalabt wahrt er die Freiheit seines Klosters.

Im Innern lockerte er die Klosterzucht . Beim Generalabt erreichte er die Dispens vom Fleischverzicht im Advent.

Beim ‘Nuntius erreichte er Erleichterungen in der Fastenzeit.

Er neigte zu persönlicher Prachtentfaltung. Er hielt sich meist am Altenberger Hof in Köln  auf.

Dort standen 17 Pferde und sieben Kutschen für ihn bereit. Er hielt sich 8 Lakaien.

Er  hatte eine Tabatierensammlung, das sind Schnupftabakdosen aus Porzellan, die sehr teuer war.

Seine Mönche beklagten sich, dass er ihnen nicht das Nötigste zukommen lasse. Er sorge nicht für die Kranken

und kümmere sich nicht um die Studien der Jüngeren. Für die Bibliothek habe er keinerlei Aufwendungen gemacht

und niemals  eine ordnungsgemäße Rechnung abgelegt.

Es kam zu regelrechtem Aufstand gegen ihn.

Der Konvent  wandte sich an den Nuntius.

Papst Pius VI. (1775-1799) dispensierte ihn mit Breve vom 28. August 1795 von seinen Aufgaben als Abt.

Er erreichte aber, dass ihm die Abtswürde und die Pontifikalien erlassen wurden. Außerdem wurden ihm 2000 Reichstaler Jahrespension

gewährt.  Der Konvent war mit dieser Regelung nicht einverstanden. Abt Franz wagte aber nicht  auf dieser Regelung zu bestehen.

Er dankte am 30. März 1796 ab. Er begnügte sich mit einer Pension von 1500 Reichstalern und erhielt eine Wohnung in einem abteilichen _Haus in Köln zugewiesen.

Als dieses im Zuge der Beschlagnahme geistlichen Vermögens in Köln durch die französische Verwaltung eingezogen wurde,

Siedelte er in das Haus Feldbrücken bei Neuss über.

Dort verstarb er  am 1. Juli 1799

Sein Nachfolger und letzter Abt von Altenberg wurde  Joseph Greef (1796–1803)

Er ist am 30. November 1744 in Köln geboren. Mit 10 Jahren war er schon verwaist und kam in die Obhut seines Onkels.

Er besuchte das Jesuitengymnasium in Köln.

1762 trat er in das Kloster Altenberg ein. Am 29.  September 1763 legte er dort seine Profess ab.

Am 1. März 1766 wurde er zum Subdiakonat angemeldet, am  31.März 1767 zum Diakonat und am  14. Dezember 1767 zur Priesterweihe angemeldet.

Im Jahr 1767 erfolgte seine Approbation zum Beichtvater.

Er war dann Pfarrer in Hoven und Kentrup.

1780 wurde er als Prior zu den Schwestern nach Apern versetzt.

Seine Wahl zum Abt fand am 16. April 1796 statt. Die Zisterzienseräbte von Düsseltal  Josef Portsch, (1777–1803 ), Kamp Bernardus Wiegels  (1785–1802) und

Heisterbach Edmund Verhoven (1796–1803 )hatten wegen der Kriegswirren die Reise zur Wahl nach Altenberg abgelehnt.

Abt Abt Gottfried Schwingeler (1786-1804) vom Kloster Deutz in Köln leitete die Wahl schließlich. Im 2. Wahlgang wurde  Joseph zum letzten Abt von Altenberg gewählt.

Bestätigt wurde er von Freiherr Robertz als Kommissär des päpstlichen Nuntius schon am 18. April 1796.

Der Osnabrücker Weihbischof Karl Klemens von Gruben (1795 –1824 )  weihte in in aller Stille in der Klosterkirche von Apern.

Abt Joseph war auf äußerste Sparsamkeit bedacht. Er beseitigte sofort den Dienertross seines Vorgängers, genauso die Kuchen und die Pferde.Er behielt nur eine Chaise für sich.

Er speiste an der Konventstafel

Er hatte auch eine Wahlkapitulation unterschrieben, die aber mit den Ordensstatuten und den Abtsrechten nicht vereinbar waren.

Es kam zum Streit und der Kölner Erzbischof und der päpstliche Nuntius erklärten die Kapitulation für nichtig.In den weiteren Verhandlungen setzte

sich der Konvent aber weitgehend durch.

Der Schwere seiner Aufgabe war er nicht gewachsen. Er war viel zu nachgiebig.

Auch gegen handgreifliche Ungerechtigkeit setzte er sich nicht zur Wehr.

Als die Franzosen dem Herzogtum eine Kontribution auferlegte,

Die Regierung legte diese auf alle Stände um. Durch die Anwendung eines falschen Schlüssels musste Altenberg mehr als ein Drittel der Summe zahlen, die eigentlich der gesamte Klerus von Berg zu tragen hatte.

Abt Joseph nahm das hin.

Das ging so bis zur Aufhebung der Abtei. Die Beamten, die mit der Aufhebung der Abtei beschäftigt waren, hatten in ihm einen willfährigen und entgegenkommenden Verhandlungspartner.

1803 wurde die Abtei  infolge des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.02.1803 aufgehoben.

Die verbliebenen 22 Mönch e verließen das Kloster am 30. November 1803. Abt Joseph folgte am 01.12.

Die Mönche erhielten eine Pension. 13 der Mönche gingen in die Pfarrseelsorge.

Abt Joseph erhielt eine Pension von 650 Reichstalern, das sind  etwa 14.365 €

Er ging zunächst nach Düsseldorf, dann nach Mülheim, kehrte aber bald in seine Heimatstadt Köln zurück.

Dort verstarb er am 26. März 1814 und wurde auf dem Friedhof Moraten bestattet.

Kirche und Klosteranlage fielen zunächst an den bayrischen König Maximilian Joseph I (1806- 1825)

Dieser verkaufte sie an an den Kölner Weinhändler Johann Heinrich Pleunissen für 26.415 Reichstaler.

Die Chemiker Johann Gottfried Wöllner und Friedrich Mannes pachteten das Gelände und richteten dort eine Chemiefabrik ein.

Es kam dort zu einer Explosion und anschließendem Brand. Klosterkirche und Klostergebäude wurden schwer beschädigt und verfielen schließlich.

1834 wurden erste Sicherungsmaßnahmen ergriffen.

Durch eine Schenkung ging die Kirchenruine an den preussischen Staat über.

Der preußische König Friedrich Wilhelm III.(1796-1840) unterstützte die Restaurierung maßgeblich mit der Auflage, dass die Kirche als Simultankirche genutzt wird.

Ab 1922 wurde das Gelände der früheren Abtei vom Katholischen Jungmännerverband gepachtet und mit dem Dom zum Zentrum für kirchliche Jugendarbeit.

 

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31 Aug. 2025

Benediktiner Kloster Bursfelde

 

                                                                                                                                                                                         

Graf Heinrich der Fette bzw. der Reiche (sein lateinischer Beiname Crassus hat diese doppelte Bedeutung) ((* um 1055; † vor dem 10. April 1101) gründete 1093 Bursfelde als

Grablege der Northeimer Grafenfamilie. Unterstütz wurde er dabei durch den Mainzer Erzbischof Ruthard (1088 –1109)

Heinrich war der älteste Sohn des Herzogs Otto von Bayern (um 1020-11.1.1083) und der Richenza von Schwaben (um 1025- März vor 1083)

Bursfelde wurde mit Mönchen aus Corvey besiedelt- In Corvey hatten die Grafen von Northeim wie auch in Bursfelde die Vogtei inne.

Ruthard bestätigte am 15. Juli 1093 das Eigentum des neuen Klosters.

“Erzbischof Ruthard von Mainz bestätigt das auf dem Grundeigentum des Magdeburger Domherrn Liudolf von Werder durch den Grafen Heinrich, den Sohn des Herzogs Otto (von Northeim), gegründete Kloster in Miminde an der Weser (Bursfelde) mit allen Rechten und Besitzungen auf der Synode von Heiligenstadt. “  NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 1

Die Urkunde ist allerdings wohl eine Fälschung

Kloster Bursfelde liegt an der Einmündung der Nieme in die Weser. Nicht weit davon liegt die Bramburg, erstmals 1224 erwähnt.

Sie wurde sehr wahrscheinlich vom Corveyer  Abt Widukind von Spiegel (1189-1205) zum Schutz der Corveyer Besitzungen rund um Hemel gegründet und konnte auch den Schutz von Kloster Bursfelde übernehmen.

Kloster Corvey war bereits an den Erneuerungsbestrebungen von Cluny und Hirsau orientiert .

So verband die Gründung von Bursfelde durch Graf Heinrich neben dynastischen Interessen auch Reformbestrebungen.

Durch Unterstützung Erzbischofs Ruthard , der ebenfalls von der Hirsauer Reform beeinflusst war und auch Klöster nach den Hirsauer Reformvorschriften gründete, erhielt Bursfelde die freie Abtswahl zugestanden.

Die freie Vogtswahl behielten sich die Gründer aber vor.

Heinrich verlieh Bursfelde Münz-und Marktrecht. Das zeigt, dass die Klostergründung auch dem Ausbau der Territorialmacht Heinrichs von Northeim diente.

Heinrich wurde 1101 in Friesland erschlagen und am 10. 04. in Bursfelde bestattet.

Die Gemahlin Graf Heinrichs Gertrud die Jüngere von Braunschweig (* um 1060 – 1117)stiftetet 1115 das Kloster St. Aegidien in Braunschweig, das dem Abt von Bursfelde unterstellt wurde.

Der erste Abt in Bursfelde war Heinrich (um 1117)

Heinrichs Tochter Richenza  ((* um 1087-89 –1141), die 1100 Lothar von Supplinburg(1125 König und von 1133-1137 Kaiser) geheiratet hatte und so zur deutschen Kaiserin aufstieg. ließ nach 1135 den großen Ostchor in Bursfelde errichten.

1144 ging die Abtei Bursfelde in den Besitz Heinrichs des Löwen (1142-1180 Herzog von Sachsen) über, nachdem Siegfried IV.  von Boyneburg ((* um 1095 – 1144). ein Enkel des Klostergründers, ohne männliche Erben gestorben war.

Heinrich der Löwe beschränkte seine Herrschaft über Kloster Bursfelde auf die Schutzherrschaft und die Gerichtsbarkeit.

Er bestätigte am 23.07. 1144  die von seinem Urgroßvater Heinrich verliehenen Rechte. NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 6.

Mit Datum vom 09.01.1152  ist im Niederländischen Landesarchiv die Urkunde von Papst Eugen III. (1145-1153) , in der dieser Abt Nithard dem Kloster Bursfelde alle jetzigen und künftigen Besitzungen bestätigt.

NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 7 . Allerdings hat sich auch diese Urkunde als Fälschung erwiesen.

Um 1200 hatte Kloster Bursfelde großen Grundbesitz. Es hatte vierzehn Höfe, die allerdings weit verstreut waren.. Der Besitzschwerpunkt lag aber um Bursfelde.

Eigen bewirtschaftet war aber nur das Gut Bursfelde. Der Rest  wurde durch Fronhofverbände bewirtschaftet.

In der Zeit von 1150-1420 ist die Überlieferung sehr gering. Auch wikipedia und wikiwand führt nur zwei Äbte auf, eben Heinrich als ersten Abt und Nithard um 1150 als 2.

Wilhelm Görges  führt in Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten der Vorzeit, Braunschweig 1843, in seinem Artikel über Bursfelde S.138 ff aber einen Abt Almericus als ersten Abt und dann erst Heinrich als zweiten auf.

Almericus eröffnete in Bursfelde eine Schule, die bald einen guten Ruf genoss..

Er führt Heinrich als 2. Abt, der das Aegidienkloster in Braunschweig weihte und dann auch die Aufsicht über das Kloster erhielt.

Laut Görges wurde Heinrich später Abt in St. Mauritius  in Minden und dann Bischof von Minden (1140-1153). In der Bischofsliste von Minden wird er als Mönch, nicht als Abt von Kloster Bursfelde geführt.

Er führt weiter einen Abt Marquardus auf, der zu Zeiten des Herzogs Otto dem Kind (1204-1252)regierte. Görges vermerkt dazu, dass Otto 1233 die Vogteigüter von Bursfelde an das Erzstift Mainz übergab.

Im NLA ist in dieser Zeit eine Güterübertragung an Bursfelde durch Erzbischof Siegfried II. (1200-1230) beurkundet. NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 14

Görges erwähnt dann wieder Abt Heinrich II. (+ 1344) Von ihm vermerkt er, dass er der Trunksucht und sonstigen Lastern ergeben war. (S.456).

Die Zustände auch in Bursfelde waren haarsträubend: Die Mönche teilten den Klosterbesitz unter sich auf und sollen sich sogar  Mätressen gehalten haben. Die Klosterkirche diente zeitweise als Warenlager für durchziehende Händler.

Sein Nachfolger Johann II. (+1339) hatte  wenig Geschick in der Bewirtschaftung des Klosters.

Der wirtschaftliche Niedergang ging weiter. Abt Albert von Bodenstein gab sein Amt 1430 altershalber auf. Das Kloster war so verarmt, dass die Mönche das Kloster verließen und am Schluss nur noch einer mit einer Kuh im Kloster lebte.

Eine Änderung erfolgte mit Johannes von Münden , wie er nach seiner Vaterstadt auch genannt wurde oder Johannes Dederot. 1413 war er an der Universität Erfurt immatrikuliert.

Er trat in das Benediktinerkloster Noirtheim ein. Dort wurde er Novizenmeister. In Streitigkeiten seines  Konvent musste  er nach Rom reisen. Dort kam er mit der italienischen Klosterreform, vielleicht Abt Barbo von Justina in Padua, in Kontakt.

Dieser schuf eine reformierte Observanz, die rasch von anderen Klöstern adaptiert wurde. Bald erfolgte der Zusammenschluss zu einer neuen Kongregation, der Cassinensischen Kongregation.  Barbo wurde ihr erster Präses. Die Kongregation wurde

von Papst Martin V.(1417-1431) anerkannt.

Abt Barbo wurde ihr erster Abtpräses.

Johannes Dederot wurde am  21. Juli 1430 zum Abt von Kloster Klus gewählt. Dort begann er seine Reformideen zu verwirklichen.

1433 wählte man ihn zum Abt von Kloster Bursfelde. Er behielt beide Abteien in Personalunion.

1434 begab er sich zu Abt Johannes Rode von Kloster St. Matthias in Trier, der dort mit der Klosterreform begonnen hatte.

Eckpfeiler seiner Reform war der Verzicht auf jegliches Privateigentum und die Konzentration auf den feierlichen Gottesdienst und das gemeinsame Zusammenleben.

Auf Bitten Abt Dederots schickte ihm Abt Johannes Rode vier Reformmönche, zwei für Kloster Klus und zwei für Kloster Bursfelde.

Abt Johannes Dederto verstarb  am  6.2.1439 in Kloster Bursfelde an der Pest.

Er hatte Kloster Bursfelde praktisch reanimiert. Er hatte dem Kloster neues moralisches Leben gegeben, es aber auch wieder zu wirtschaftlichem Erfolg geführt.

Er hatte die Neuordnung der monastischen Lebensweise in seinen Klöstern eingeführt und diese in den Statuten festgelegt.

Der Verfall der Klöster hatte schon während des Abendländischen Schismas (1378–1417) und verstärkt durch die Pest begonnen.

Die Reformkonzile von Konstanz (1414.-1418) und Basel 1431-1449) setzten auf Neue Frömmigkeit (devotio moderna)

Dem schlossen sic auch die Benediktiner an.

Schon Papst Benedikt XII. (1334-1342) hatte mit seinen Reformbullen, für die Benediktiner Summi magistri (1336) Anstöße zur Reform gegeben.

Die Konzilsväter  des Konstanzer Konzils beriefen  1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Im deutschen Sprachraum bildeten sich drei Reformzentren der Benediktiner, Kloster Melk an der Donau, Kastl in der Oberpfalz und dann Kloster Bursfelde.

Nachdem Johannes Dederot gestorben war, wurde Johannes  von Hagen sein Nachfolger.

Er war Kanoniker am Magdalenstift in Hildesheim. Er trat wohl 1438 in Kloster Bursfelde ein.

Im Kloster sorgte er um 1450 für die Ausmalung der Westkirche.Die Ostkirche erhielt gotische Maßwerkfenster.

Er baute die Bursfelder Kongregation tatkräftig aus. Unter ihm traten die Klöster Reinhausen(1442 od. 1443) und Huysburg (1444) als 3. und 4. Kloster der Reform bei.

Zu der von seinem Vorgänger in den Statuten festgelegte Reform der monasitischen Lebensweise trat  nun eine Vereinheitlichung der Liturgie. Diese genehmigte das Konzil von Basel 1445.

1446  gestattete Konzilslegat  Louis  Aleman (1423-1450 Erzbischof von Arles, und 1449 Legat in Deutschland von Papst Nikolaus V. ) der Kongregation die  Abhaltung jährlicher Generalkapitel.

Das erste fand im Mai 1446 in Bursfelde statt.

1451 bestätigte Kardinal Nikolaus von Kues (1401-1464) die Privilkegien der Kongregation. Nikolaus war 1450 zum päpstlichen
Legaten für Deutschland ernannt worden und mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen-und Klosterreform in Deutschland ausgestattet worden.

Von 1450 bis 1452 unternahm er eine Legationsreise in Deutschland. Dabei nahm er im Mai 1451 am Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg in Würzburg teil.

Bei diesem Kapitel waren 53 Äbte anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen.

Nikolaus hatte eher allgemeine Reformziele im Auge. Auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten, die sich in Kastl, Melk und Bursfelde herausgebildet hatten, legte er sich nicht fest.

Der Klosterreform schlossen sich rasch weitere Klöster an.

1468 wurde das   letzte von Johannes von Hagen  geleitete Generalkapitel in Erfurt abgehalten. Da waren schon 26 Klöster dabei, 19 durch ihre Äbte und 7 durch Prokuratoren  vertreten.

Neun weiter Klöster baten um Aufnahme.

Die Generalkapitel hatten einen sehr segensreichen Einfluss auf die Mitgliedklöster.  Die Rezesse sind ab 1458 erhalten. NLA WO, 11 Alt Gand, Fb. 2 Nr. 233

Johann von Hagen verstarb am11. 8.1468.

Die Reformzentren Melk und Bursfelde  unterschieden sich deutlich in der Observanz . Melk strebte Uniformität  um jeden Preis nicht an.

Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordneten Kontrollorgane.

Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wussten.

In Bursfelde verpflichtete sich der Abt jedes Mitgliedskloster, die Bursfelder Auslegung der Benediktsregel für den Klosteralltag (Consuetudo) in seinem Kloster umzusetzen und also die Liturgie und Lebensgewohnheiten Bursfeldes zu übernehmen.

Das bedeutete, dass der Abt viele seiner Rechte an die Kongregation abgab. Er konnte nicht mehr vollkommen eigenmächtig im Kloster walten.

Im finanziellen Bereich hatte das Kapitel der Kongregation ein Einspruchsrecht bei Verkäufen.

Die Vorteile waren für die Klöster, dass sie, wenn sie in finanzielle oder rechtliche Schwierigkeiten gerieten,  vom Generalkapitel Unterstützung erhielten.

Auch dass  die Abhängigkeit vom Bischof oder Landesherrn, unter der die Benediktinerklöster jahrhundertelang standen, deutlich reduziert werden konnte.

In jedem Kloster wurden jährliche Visitationen durch Äbte anderer Klöster sollten sicher stellen, dass der Geist der Reform nicht verfehlt wurde.

Jährlich fand das Generalkapitel statt. Teilnahme war für alle Äbte Pflicht.

Die Beschlüsse des Generalkapitels  mussten von den Mitgliedern der Kongregation strikt befolgt werden.

Präsident der Kongregation war immer der Abt von Bursfelde und dies auf Lebenszeit.

Das sorgte aber schon für ein Überforderung der Bursfelder Äbte durch die große Zahl ihrer Verpflichtungen.

Die Kongregation wuchs rasch. 1455 zählte sie 12 Mitglieder, 1460 schon 23 Klöster.

Es schossen sich nun zunehmend bedeutende Klöster an.  1458 St. Matthias in Trier, dessen Abt Johannes Rode Abt Johannes Dederot  1434 im Anfang seiner Reform unterstützt hatte.Ebenfalls 1458 kam Kloster Hirsau

unter Abt Wolfram Maiser von Berg, (1428–1460) dazu.

1469 sandte der Trier Erzbischof Johann I. von Baden(1456-1503)  den Prior der Trierer Reichsabtei St. Maximin (nach anderen Quellen aus dem Trierer Kloster St. Maria ad Martyres) nach Maria Laach. Dieser wurde dort Abt, reformierte das Kloster

und trat der Bursfelder Kongregation bei.

1505 folgte Kloster Corvey.(siehe dazu Mei Büchle Kloster Corvey)

1510 waren alle 10 Benediktinerklöster Westfalens Mitglieder der Bursfelder Kongregation.

Bis zur Reformation umfasste die Kongregation 95 Klöster.

1459 bestätigte Papst Pius II. (1458-1504)(vor seiner Wahl zum Papst Aeneas Silvio Piccolomini) die Anerkennung der Kongregation durch das Konzil von Basel und gewährte ihr weitere Privilegien.

1461 beauftragte er die Kongregation formell mit der Reformierung aller Benediktinerklöster in Deutschland.

Auf Abt Johannes von Hagen folgte in Bursfelde Abt Theoderich von Homborch (1469–1485)

Von ihm gibt es ein Exercitienbuch, das “Exercitium novicorum”

Die Reform hatte auch eine soziale Umschichtung zur Folge. Klöster dienten bisher oft als Versorgungsinstitute  für nachgeborene Adelskinder.

Ein auf Armut und Sparsamkeit ausgerichtetes Kloster erfüllte diesen Zweck natürlich nicht mehr. Das schlägt sich auch in den Mönchslisten nieder.

Um 1500 finden sich fast ausnahmslos bürgerliche Namen in den Listen der Kongregation.

Ein weiterer Aspekt  ist die Art der Verbreitung der Reformideen. Seit 1435 wurden ausgewählte Mönche einzeln oder in kleinen Gruppen in Klöster gesandt, die sich der Reform anschlossen.

Die ausgesandten Mönche sollten durch Vorleben und Anschauung  in ihren Gastklöstern dien Neuerungen den dortigen Mönchen exemplarisch vor Augen führen.

Kloster Bursfelde vergrößerte sich kaum, obwohl es großen Zulauf hatte, was eben an diesen Entsendungen in kleine Klöster lag.

Darin lag auch der Schwerpunkt des Wirkens von Kloster Bursfelde.

Von 1485 bis 1502 war Johannes Westphal, auch Johannes Bursfeldensis genannt, Abt von Kloster Bursfelde.

Er stammte aus Bremen. Er war ein frommer, gelehrter, beredter Mann.

Im Auftrag von Abt Johannes hatte Abt Johannes Trithemius (1493-.1506 Abt von Kloster Sponheim) das Werk  „De triplici regione claustralium“ , das eine Zusammenstellung der geistlichen Überzeugungen der Bursfelder Union darstellte überarbeitet und 1497 dem Generalkapitel der

Union vorgestellt.  Er verpflichtete seinen Hausdrucker Peter Friedberg(Drucker in Mainz von  1494-1498)  für den Druck.

1000 Exemplare wurden an die Klöster der Union verteilt. Das Generalkapitel hatte festgelegt, dass jeweils zehn Exemplare zum Preis von einem Gulden, das sind etwa 287,00 €. , vertrieben werden sollten.

Abt Johannes hatte an dem Buch mitgeschrieben.

Als Johannes Trithemius  im Auftrag des Hirsauer Abtes Johannes II. Hanssmann ( 1503–1524 )

eine Chronik so wie Jahrbücher des Klosters Hrsau verfasste, bedauerte er, dass die Unionsverhandlungen zwischen Kastl, Melk und Bursfekde gescheitertz waren.

Die Kongregation ernannte zusammen mit Abt  Jakob von Idstein vom Kloster St. Jakob in Mainz   Adrian de Brielis, der schon die liturgischen Texte für die Kongregation erarbeitet hatte

zu Unterhändlern, die mit den Klöstern Kastl und Melk Gespräche führen sollten, um eine Vereinigung der drei benediktinischen Observanzen zu erreichen.

Es wurde noch zwei mal versucht.

Der Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau (1464-1496) hatte diese 1491

im Auftrag von Papst Innozenz VIII: (1484-1492) versucht. Die Einigung  scheiterte. Trithemius sah den Grund dass eine

Einheit der Gebräuche nicht erreicht wurde, dass Kastl und Melk die obsrevantia Bursfeldensium als zu hart empfanden. Bursfelde wiederum sei nicht bereit gewesen, zu den schlafferen, weniger strengen Gewohnheiten von Kloster Kastl und Melk zurück zu gehen.

Die Bursfelder Reformideale duldeten keine Kompromisse, weil sie nach der in Bursfelde vertretenen Meinung mit der Regel Benedikts weit mehr übereinstimmten, als die Gebräuche von Kastl und Melk. Trithemius sah sich auch durch seine tägliche Erfahrung bestätigt.

Die Bursfelder Observanz wachse von Tag zu Tag, während die Kaslter und Melker Observanz äglich abnehme. Er sah in Bursfelde ein höheres Maß an Regeltreue.

Ein weiterer Unionsversuch wurde 1502 in Nürnberg unternommen. Doch auch dieser war erfolglos.

Siehe dazu Gemeinsam Leben, Spiritualität , Lebens-und Verfassungsformen klösterlicher Gemeinschaften in Kirche und Gesellschaft des Mittelalters, Münster 2013.S. 572

Abt Johann Westphal  verstarb am 21. Mai 1502.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich Ohm (1502–1534)

Er und sein Nachfolger bauten Bursfelde zum Mittelpunkt der Kongregation aus.

1517  hatte Martin Luther mit seinem Thesenanschlag in Wittenberg die Reformation ausgelöst.

Die Bursfelder Kongregation zeigte sich gegenüber der neuen Lehre verschlossen,

Schon 1518 gab es erste Forderungen nach Zurückweisung der Anhänger der reformatorischen Bewegung durch das Generalkapitel.

1525 entfiel das Generalkapitel wegen des Bauernkrieges.

1529 wurde die neue Lehre abgelehnt.

Abt  Heinrich Ohm stammte aus Ascha bei Hardegsen.

Er versuchte, das Vordringen der Reformation im Bereich der Bursfelder Kongregation zu verhindern.

Eine wichtige Rolle spielte dabei vor allem der Abt von Clus  Konrad Hissing (1505-1541). Er war viermal Mitpräsident der Kongregation.

Allerdings machte die vordringende Reformation den drei Calenbergischen Klöstern Reinhausen, Noirtheim und Bursfelde schwer zu schaffen. Die Messgelder und die Solgebühren, das sind Gebühren für Taufen,

kirchliche Eheschließungen und Beerdigungen gingen zurück. Zudem verweigerten in den Klosterherrschaften Zahlungspflichtige immer öfters ihre Abgaben oder fällige Zinszahlungen auf ausgeliehenes Geld.

Landesherren legten erdrückende Steuern auf. In Bursfelde kam erschwerend hinzu,, dass der Landgraf von Hessen die dortigen Besitzungen von Kloster Bursfelde alle eingezogen hatte.

Am meisten zu schaffen machte allen Klöstern das sogenannte “Auslaufen” der Mönche. Viele Mönche verließen ihre Klöster aus religiöser Überzeugung, manchmal auch aus dem Entschluss

sich von einer verlorenen  Sache zu verabschieden. Nachwuchs gab es kaum noch. Die drei Calenberger Benediktinerklöster hatten in den dreißiger Jahren nur noch fünf bis ach Mönche,

Abt Heinrich Ohm verstarb 1534.

Von Kloster Reinhausen wechselte Reiner, der dort von 1526 bis 1534 Abt war, nach Bursfelde und übernahm dort die Nachfolge von Abt Heinrich.

Er wurde auch Präsident der Bursfelder Kongregation.

Abt Reiner verstarb 1539

Von den wenigen Mönchen, die noch in Bursfelde waren, wurde Johann Rappe zum Nachfolger gewählt.

Die Kongregation wählte ihn aber nicht zu ihrem Präsidenten sondern den Abt von  Clus Konrad Hissing, (1505-1541),, der schon vier mal als Mitpräsident amtiert hatte.

Möglicherweise spielte bei dieser Abkehr von Bursfelde  der sich schon abzeichnende Umschwung der konfessionellen Verhältnisse eine Rolle.

Ein Wendepunk wurde erreicht , als Herzogin Elisabeth von Calenberg-Göttingen (1510-1558) die Herrschaft für ihren unmündigen Sohn Erich II übernahm.

Elisabeth war 1534 Martin Luther erstmals persönlich begegnet und stand ab jetzt in regelmäßigem Briefkontakt mit ihm.

1538 bekannte sie sich öffentlich zum lutherischen Glauben. Sie informierte auch den hessischen Landgrafen Philipp (1518-1567) von diesem Schritt.

Dieser schickte ihr den evangelischen Pfarrer und Reformator Antonius Corvinus (1501-1551) nach Münden, wo sie residierte.

Diesen ernannte sie zum Superintendenten  des Herzogtums Braunschweig-Calenberg.

1542 wurde die Calenberger Kirchenordnung erlassen. Dann fand eine gründliche Kirchenvisitation statt.

Abt  Johann  kooperierte bei diesen Visitationen und erreichte damit zu mindestens, dass die Mönche in Bursfelde in ihrem Kloster bleiben konnten,ihre Stundengebete verrichten konnten,

vielleicht auch Messen lesen.

Das Kloster musste auf eigene Kosten  die New Deutsche Biblia, locos communes philippi , das ist die erste Dogmatik der evangelischen Kirche von Philipp Melanchthon , das ist die evangelische Verteidigungsschrift gegen die

die Confutatio Augustana, also eine Gegenschrift zu der Confessio Augustan,als die katholischen Argumente, kaufen.

Am 2. November 1542 wurde die evangelische Umgestaltung der Klöster geregelt.  Kurz vor dieser Visitation war Abt Johann doch zum Präsidenten der

Kongregation gewählt worden. Er stand damit also einer unbeugsamen altgläubischen Institution vor.

Abt Johann Rappe (1539-1562), der 1539 Nachfolger von Abt Reiner  geworden war. Er blieb ab 1542 nur noch unter Vorbehalt der Bursfelder Kongregation.

Dem Kloster war die Aufnahme von Novizen jetzt untersagt.

1546 übernahm Elisabeths Sohn die Regierung im Herzogtum Braunschweig-Calenberg.

1547 wendete  er sich dem katholischen Glauben zu, auch weil er sich dadurch Chancen am (Katholischen) Kaiserhof versprach.

1548 schloss er sich dem Augsburger Interim  1548. 1555 wurde es durch den Augsburger Religionsfrieden aufgehoben.

Herzog Erich  ließ 1548 sogar den Reformator Corvinus verhaften.

Abt Rappe, der dem Kloster immer noch vorstand, machte die Reformation in Bursfelde  wieder rückgängig.

Trotz seiner Hinwendung zum katholischen Glauben trug Herzog Eugen  zur Schwächung des Klosterlebens bei. Er besteuerte klösterliches Vermögen,

belastete es mit Schulden , verpfändete Klostergüter und Domänen. Heimfallende Präbenden verlieh er an weltliche Diener und deren Familien.

Es fehlten jegliche reformkatholischen Impulse. Dazu kam die häufige Abwesenheit Erichs.

Das alles verhalf dem evangelischen Bekenntnis im Fürstentum entscheidend  zur Durchsetzung.

1553 endete Kloster Reinhausen  durch einen fürstlichen Gewaltakt. Der Abt war verhaftet worden. Von den zwei noch verbliebenen Mönchen begab sich einer nach Bursfelde. Der letzte

Reinhäuser Mönch soll das Kloster 1574 verlassen haben.

Die Bursfelder Kongregation gab ihren Anspruch auf Reinhausen nicht auf, hatte aber keine Möglichkeit, diesen durch zu setzten.

Beim Generalkapitel in Werden an der Ruhr  wurde der 1553 in Reinhausen verhaftete Abt, der nach seiner Freilassung nicht mehr nach Reinhausen zurückgekehrt war, in die Union aufgenommen.

Dieser schwor auch seinen Gehorsamseid auf die Union.

Abt Johannes Rappe  verstarb 1562.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Johannes Frencken (oder  Frenkin) (1568-1578) gewählt.

Sein Mutterkloster war das westfälische Kloster Liesborn, das seit 1464/65 Mitglied der Bursfelder Kongregatioin war.

Die Finanzlage des Klosters war katastrophal.  Abt Johannes fand bei seiner Wahl 3000 fl, das sind etwa 953.186,00 €. , an Schulden vor.

Seinen Verpflichtungen in der Union konnte er nur mit der finanziellen Hilfe seines Mutterklosters nachkommen.

Er war sehr viel in Geschäften der Union unterwegs, was die Bursfelder Mönche beklagten.

1566 wurde das Bursfelder Vorwerk Imbse, heute Ortsteil der Gemeinde Niemetal, verkauft.

In diesem Jahr wollte er auch die Präsidentschaft der Union aus Gesundheitsgründen aber auch wegen der materiellen Nöte niederlegen.

Die anderen Äbte baten ihn aber, auszuharren und bewilligten finanzielle Hilfe,

1574 wurde Bursfelde von einer Brandkatastrophe betroffen. Der Schaden betrug 2000 fl., das sind etwa 635.457,00 €. .

Im Jahre 1576, zwei Jahre vor seinem Tod beklagte Abt Johannes zwei Jahre mit Missernten.

Beim Tod von Abt Johannes lebten noch 5 Mönche in Bursfelde.

Gemäß den Statuten der Bursfelder Kongregation hatten die benachbarten Benediktinerklöster den neuen Bursfelder Abt bestimmt. Sie hatten sich für

Andreas von Lüderitz, der Prior im Peterskloster in Erfurt war, ausgesprochen. E war auch maßgeblich an der Hilfe für Bursfelde unter Abt Johannes Frencken beteiligt.

Für Abt Andreas sprach, dass er ökonomisch versiert war.

Er wurde am 5. Dezember 1578 vom Mainzer Erzbischof Daniel Brendel von Homburg (1555 – 1582 ) bestätigt.

Die finanzielle Lage des Klosters war desolat. Er wandte sich an die Mündener Regierung. Er wurde hingehalten und seine Bemühungen blieben letztlich erfolglos.Sein frustrierender Briefwechsel mit der Mündener

Regierung brachten ihn wohl zu dem Schluss , Bursfelde zu verlassen. 1580 hatte er  wichtige Papiere des Klosters und das Archiv wohl nach Hilwartshausen gebracht, einem damals noch strikt katholischen Frauenstift.

Ende 1581 resignierte er und ließ sich nicht mehr umstimmen und kehrte nach Erfurt zurück. E1584 wurde er in Erfurt Abt. Er verstarb 1598.

Die Krise in Bursfelde brachte das Ende der Vorort-Rolle in der Bursfelder Kongregation.

1584 verstarb der Calenberger Landesherr Erich II.

Das Herzogtum Calenberg-Göttingen ging an an Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1528-1589). Er war einer der bedeutendsten evangelischen Fürsten Niedersachsens.

Die landesherrlichen Visitationen wurde von den bedeutenden lutherischen Theologen, die sie durchführten, brachten für die verbliebenen Mönchen einige tiefgreifende Änderungen,

“ceremonias idolatrias”, also götzendienstliche Zeremonien, sollten abgeschafft Werden (Hans Otte, Evangelisches Klosterleben, Hannover 2015, S.119ff), dieses Zitat S. 147)

Den Mönchen wurde das Ave Maria und die Anrufung der Heiligen verboten. Der Abt musste sein Skapulier ablegen.

Das Kloster sollte noch nicht aufgehoben werden. Dabei haben wohl auch finanztaktische Gründe eine Rolle gespielt.

Die Ablösung der Schuldenlast wäre ein Minusgeschäft geworden. Auch war das Problem der von  der Landgrafschaft sequestierten bursfeldischen Besitzungen ja nicht gelöst.

Auf Abt Andreas folgte Abt Melchior Böddeker (1581/1585–1601)

1572 verließ der seit 1572  amtierende und letzter Abt von Kloster St. Blasius in Northeim das Kloster und begab sich ins Exil nach Hildesheim. Er war der letzte Northeimer Professmönch.

Er verstarb in Hildesheim..

1591 bekam die Regierung in Wolfenbüttel die Urkunden des Klosters ausgehändigt.Das markierte das faktische Ende des Klosters.

Natürlich hatte das Geschehen die Bursfelder Union stark tangiert. Viele Mitgliedsklöster waren evangelisch geworden oder ganz aufgehoben.

Von 1582 bis 1596 fanden keine Kapitel mehr statt. Dann trafen sich  Äbte der Union in St. Jakob in Mainz.

Den Vorsitz der Union hatte Abt Georg Röder (1575-1601) von Kloster Marienmünster.Der Union war wohl nicht ganz klar, wie sie sich zu  Abt Melchior Bodekker stellen sollte.

Dieser hatte sich 1588 für lutherisch konform erklärt, die Beziehungen zur Union aber nie abreißen lassen.

Er nahm an der Tagung von 1599 nicht teil schickte aber 5 Goldstücke nach Mainz

Die versammelten Äbte beauftragten den Präsidenten Abt Georg mit Abt Melchior zu kommunizieren, “damit jeden schwache Stimme aus Bursfelde gehört werde”.(Hans Otto S. 149).

1600 stellte die Union fest, dass die administrative Präsidentschaft für Bursfelde nicht mehr möglich sei,

Abt Melchior verstarb 1601, ob als Katholik ist unklar. Eine Totenehrung gestand ihm die Union auf jeden Fall nicht zu.

Zur Vorbereitung der Neuwahl sandte die Wolfenbütteler Regierung die mittlerweile evangelischen Äbte von Kloster Ringelheim Heinrich Wirsche (1570- 1613) und Clus.

In Bursfelde lebten noch drei Katholiken. Wie Wolfenbüttler Kommission schlug  Johann Pumme (1602–1611),  da er Landekind sei und außerdem evangelisch.

Der neue Abt wurde auf eine auf den 3. Januar 1602 datierte Wahlkapitulation verpflichtet worden. Er musste ein Treuegelöbnis auf den Fürsten abgeben und war auf die

Wolfenbütteler Kirchenordnung verpflichtet worden. Außerdem solle er niemanden ins Kloster einschleichen lassen, der mit Papsttum, Calvinismus oder anderen irrigen Lehren vergiftet sei.

Danach wurden nur noch Geistliche oder Persönlichkeiten aus der Landeskirche aufgestellt.

Damit hatte das katholische Leben in Bursfelde aufgehört.

Die Union sah aber Kloster Bursfelde weiterhin als Eigentum an, was in der Restitutionszeit 1629-1631 nochmals wichtig wurde.

Kloster Bursfelde war kein katholisches Kloster mehr. Die Kongregation lebte aber weiter.

Die Klöster waren alle in die in die Einteilung  der an den Kirchenprovinzen Provinzialkapitel Mainz-Bamberg, Magdeburg-Bremen und Köln –Trier

zusammen geschlossen worden, um die Ausbreitung einer stärker an der Benediktinerregel orientierten Observanz zu unterstützen.

Die ersten Bursfelder Mitgliedsklöster gehörten dem Provinzialkapitel Mainz-Bamberg an.

Cismar im Herzogtum Hostein war das erste Kloster aus dem Provinzkapitel  Magdeburg-Bremen.

1455 gehörten bereits 12 Klöster der Burfelder Kongregation an.Mit dem Beitritt 1455 von Kloster Groß St. Martin in Köln, St. Marien bei Trier und Kloster St. Matthias in Trier.

Die Kongregation suchte nun auch den Weg zur liturgischen Einheit.

Der herausragende Liturgiker war der oben erwähnte Adrian de Brielies.war  von 1458-1478 Beauftragter der Bursfelder Kongregation für die Reform der liturgischen Bücher .

Schon als Konventuale der Abtei St. Jakob bei Mainz beschäftigte er sich intensiv mit der Verbesserung von liturgischen Texten und setzte dies auch als Abt von Schönau bei Nassau fort.

Die Kongregation hatte zwar im Abt von Bursfelde einen Präsidenten.

Sie hatte aber  keinen konstanten  Sitz ihres obersten Gesetzgebungs- und Verwaltungsogans und keinen verfassungsgemäßen Hauptort.

Die Zahl der Mitglieder nahm ständig zu.  1498 waren es 68 und 1500 schon 79 Klöster.

Das Wachstum setzte sich fort bis zum Beginn der Reformation, wo man knapp 100 Klöster zählte.

Die Abtei St. Peter in Erfurt trat als Hauptaustragungsort der Kapitel immer mehr in den Vordergrund. Bursfelde war doch etwas abgelegen und schwer zu erreichen,

so dass hier immer weniger Kapitel stattfanden.

In Erfurt fanden zwischen 1463 und 1499 19 von 35 Kapitel statt.

Auch die Rechtsdokumente wie Privilegien und Ablässe des Verbandes wurden nicht in Bursfelde sondern in Erfurt gelagert.

Ab den 1460-iger Jahren fand eine Regionalisierung der Kongregation statt.

Das wurde aus verwaltungstechnischen und logistischen Gründen einfach notwendig.

Die Klöster hatten weinen jährlichen Beitrag zu entrichten.Da Abt  Melchior 1599 5 Goldgulden nach Mainz schickte, kann man annehemen, dass Bursfelde 5 Gulden zu zahlen hatte.

1525 zählte die Kongregation 95 Mitgliedsklöster.

Dann aber zeigten sich die Auswirkungen der Reformation. Viele Klöster vor allem in  Kursachsen und in Hessen waren verwüstet oder zerstört oder die Landesherren hatten sie zur Annahme der neuen Lehrebewegt.

Zu vielen Klöstern hatte der Verband den Kontakt verloren.

Zwischen 1520 und 1530 verlor die Kongregation 34 Klöster.

Dazu kam noch ein intensiv geführter Streit wegen des Fleischverzehr, den die Benediktregel untersagt. Dieser Streit schwächte den Verband und er verlor seine innere Geschlossenheit.

Zwischen 1534 und 1543 gingen 13 weitere Klöster verloren, darunter die Gründungsabteien Bursfelde und Reinhausen.

Das zeigte sich auch an dem Kapitelstagungen. 1544 – 1546  versammelten sich in Groß St. Martin 18 Äbte. Vier kamen aus Sachsen.

1544 wurde Heinrich von Vreden (um 15479 Abt von Kloster Deutz zum Präsidenten gewählt.

Das war bei der Kapitelstagung in Groß St. Martin..

Sein Nachfolger wurde Hermann III von Laer, von 1532-1567 Abt von Kloster Brauweiler.

Zwei Jahre später waren keine sächsischen Klöster mehr vertreten.

Der Verband hatte eine Ost-Westverlagerung erfahren. Die Versammlungen wurden zunehmend von Äbten der Kirchenprovinzen Köln und Trier dominiert.

Nur noch etwa 30 Klöster nahmen am Leben der Kongregation teil. Der Besuch der weiterhin stattfindenden Kapitel schwankte zwischen 6 und 19 Teilnehmern

Ein Hauptproblem traf alle Klöster im gleichen Maße – Geld und Personalmangel.

1600 beschloss das Kapitel dass das Amt des Präsidenten auf Lebenszeit gelten soll und übertrug es Abt Georg (1575-16501)von Marienmünster, der schon auf den Kapiteln von 1596-99 den Vorsitz innehatte.

Er verstarb am w2. Oktober 1602.

Auf ihn folgte Abt Leonhard Ruben (1596-1609) von Kloster Abdinghof

Unter ihm nahm die Kongregation wieder einen Aufschwung.

1507 wurde das Bursfelder Brevier  verfasst. Papst Paul V. (1605–1621) approbierte es zwar nicht, Das Brevier war aber bis 1649 in Gebrauch.

Abt Leonhard verstarb am 15. Oktober 1609 an einem Schlaganfall.

Ich denke, dass Heinrich Spichernagel, Abt von St. Pantoleon in Köln sein Nachfolger wurde..

Er wurde in St. Pantaleon Abt. wie aus der Urkunde Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0001 / Kurköln, Urkunden AA 0001, Nr. 4933 hervor geht.

An der Universität Köln hatte die Bursfelder Kongregation ein Seminar eingerichtet, für das der Kölner Nuntius Antonio Albergati, der dort seit 1610 Nuntius des Papstes Paul V. war, am

18. Juni 1616 Statuten erließ.Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0546 / Werden, Akten AA 0546, Nr. 3 – 11.

Zeitweiliger Subregens des Seminars war der spätere Präsident der Bursfelder Kongregation (1654-1667) Heinrich Dücker.

Abt Heinrich hatte wohl einen guten Draht zu Papst Paul V. aber auch zu Kaiser Ferdinand II.

Auch war er nach  Paulus Volk (Historisches Jahrbuch, Bd 57 Köln 1937, dort  Abt Leonard Co1chon von Seligenstadt (1625-1653)
und sein BriefwechseL S. 367) ein Verwaltungsgenie.

>Am 23. Mai 1618 gab der zweiten Prager Fenstersturz den Anlass zum 30 – jährigen Krieg.

1620 wurde in der Kurpfalz gekämpft. Im Frühjahr 15622 kämpften die protestantischen Heerführer Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599-1626), Ernst von Mansfeld (1580-1626) und

Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach (1573-1638) und erlitten nacheinander vernichtende Niederlagen.

Der Sieg Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) über die protestantischen Fürsten markierte den Höhepunkt der kaiserlichen Macht im Reich.

Er konnte es sich sogar leisten, 1629 das Restitutionsedikt zu erlassen.

Dieses sah die Rückerstattung aller seit 1555 von protestantischen Fürsten eingezogenen geistlichen Besitztümer vor.

Natürlich versuchte Präsident Heinrich die verloren gegangenen Klöster zu restituieren, zumal die Kongregation ihre Besitzansprüche  in keinem Kloster aufgegeben hatte. Aber weder er noch sein Nachfolger hatten Erfolg.

1629 fand außerdem in Regensburg ein Reichstag statt. Heinrich Spichernagel reiste nicht nach Regensburg , da er schon alt war und die Reise doch weit. Aber er schickte zwei Vertreter. Es war wieder einmal geplant, die drei Obervanzen zusammen zu fassen.

Die Kongregation hatte sich bestens vorbereitet und Abt Heinrich hatte seine Vertreter bestens instruiert. 1631 wurde zwar der Beschluss gefasst, die Observanzen zu vereinigen.

Gegner dieser Reform schafften es aber, dies so abzublocken, dass es zwar beschlossen aber nicht realisiert wurde.

Am 6. 0kt0ber 1629 erreichte er, dass Papst Urban VIII. (1623-1644) folgende Bulle ausstellte “Papst Urban VIII. macht bekannt, daß der derzeitige Präsident der Bursfelder Kongregation, Abt Heinrich, erklärt hat, zum Gedeihen der Kongregation sei es notwendig, mit apostolischer Autorität die Abhaltung eines jährlichen Generalkapitels zu verfügen. Der Papst gewährt diese Bitte und bedroht alle Äbte, die zu dem jährlichen Kapitel nicht erscheinen, mit kirchlichen Zensuren “

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0544 / Werden, Urkunden AA 0544, Nr. 2789

Am 8.04. 1636 stellte Kaiser Ferdinand II. den Klöster der Bursfelder Kongregation eine Schutzurkunde aus. “Kaiser Ferdinand II. nimmt auf Bitte von Heinrich Spichernagel, Abt von St. Pantaleon in Köln und Präsident der Bursfelder Kongregation, alle Klöster dieser Kongregation, namentlich aber die Klöster Corvey, Marienmünster, Minden und St. Michaelis in Hildesheim in seinen und des Reichs Schutz.”  Charter A VIII 32/1 in monasterium net.

Allerdings hatte die natürlich so gut wie keine Wirkung.

Nachdem Abt Heinrich verstorben war, wurde Abt Leonhard Colchon sein Nachfolger als Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er stammte aus Lüttich.

Er trat 1610 in das belgische Kloster Saint Trond (Sint-Truidewn) ein, das erst 1603 der Bursfeldr Kongregation beigetreten war.

Er studierte dort Philosophie und Theologie und wurde 1616 zum Priester geweiht.

1617 wurde er an der  Kölner Universität immatrikuliert und lebte im Studienhaus der Bursfelder Kongregation. Dort wurde er bald Subregens.

Der Seligenstadter Abt Martin Krays(+03.11. 1625) erbat ihn 1622 als Lektor für seinen Mönchnachwuchs in Philosophie und Theologie.

In Seligenstadt wurde er bald zum Prior gewählt.

Nach dem Tod von Abt Martin Krays wurde er am 21.11.1625 einstimmig zum Abt von Seligenstadt gewählt.

Nach dem Restitutionsedikt wurde er Restitutionskommissar der Bursfelder Kongregation.

Er arbeitete nun rastlos am Rückerwerb protestantisch gewordener Klöster.

Mehrmals  musste er Kloster Seligenstadt wegen der Kriegswirren verlassen. Das belegt, wie wenig hilfreich z. B. die Inschutznahme durch Kaiser Ferdinand war. Meist fand er Zuflucht in seinem Professkloster in Lüttich.

Seinen Bemühungen verdankte auch Kloster Fulda den Anschluss an die Bursfelder Kongregation.

1631 trat Kloster Fulda unter Abt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632) der Bursfelder Kongregation bei)

Als Heinrich Spichernagel verstarb,  wurde er beim Generalkapitel in Maria Laach zum Präsidenten der Biursfelder Kongregation als Nachfolger von Abt Heinrich gewählt.

Das kann durchaus auch als Anerkennung seiner Tätigkeit als Restitutionskommissar gewertet werden.

Aus seiner Präsidentschaft ist seine Korrespondenz  mit über 4200 Briefen erhalten.

1648 kehrte endlich Frieden ein

Bei den Friedensverhandlungen war Prior Adam Adami, Prior  von Kloster Murrhardt.

Er ist 1610 in Mülheim geboren. In Köln studierte er Humaniora, das galt in der Antike als die Grundlage der Bildung und war Lehr-und Prüfungsfach und Philosophie.

1627 machte er seinen Baccalaureus. Mit 18 wurde er Benediktiner in der Abtei Brauweiler.

Dort verfertigte er eine vollständige Geschichte der Bursfelder Kongregation.

1633 wurde er zum Priester geweiht und zum Präses des Benediktinerseminars in Köln ernannt.

1637 wurde er Prior in St.Jakob in Mainz und dann in Murrhardt in der restituierten  Abtei St. Januarius. Ich vermute, dass er von Heinrich Spichernagel, dem damaligen Präsidenten der Bursfelder Union von Mainz nach Murrhard

transferiert wurde, denn Spichernagel hatte dort auch Emmerich Fünkler, vorher von 1628 bis 1635 Abt in St. Marien in Stade, als Abt in Murrhard eingesetzt.

Adam Adami wurde am 15.September 1645 als  Beauftragter und Sachwalter aller restituierten Äbte, Äbtissin und Pröpste  zu den Verhandlungen nach Münster geschickt.

Er galt als geschickter Diplomat. Nach Münster war er nicht nur von den schwäbischen Klöstern, sondern auch als Gesandter des Corveyer Reichsabtes Arnold IV. von Waldois (1638 – 1661 )

geschickt worden. Seine Bemühungen für die 17 schwäbischen Klöster und 5 Stifte blieben allerdings ohne Erfolg. Sie wurden alle Herzog Eugen III. von Württemberg  (1633-1674) zugeschlagen.

Dieser hatte die Unterstützung Schwedens, Frankreichs und der protestantischen Reichsstände

Adamis Karriere als Diplomat war nicht zu Ende. Von 1650 bis 1651 war er Gesandter des Kölner Erzbischofs Maximilian Heinrich von Bayern(1650-1688) in Rom. 1652 wurde er dessen Weihbischof in Hildesheim.

Er starb am 19. Februar 1663 in Hildesheim.

Zurück zu Leonhard Colchon.

Kloster Seligenstadt  hatte im Dreißigjährigen Krieg schwer gelitten. Obwohl die Bürger von Seligenstadt Kontributionszahlungen  an die Schweden  geleistet hatten, plünderten abziehende Soldaten _Stadt und Abtei.

Zwischen 1637 und 1641 waren die Schweden nochmals in Seligenstadt. Das Kloster wurde aufgehoben, die Mönche interniert.

Nach dem Krieg kümmerte sich Abt Leonhard unter großen Opfern um neue Bücher in der Bibliothek, die praktisch ausgeraubt worden war.

Er holte wohl auch Siedler aus seiner wallonischen Heimat nach Seligenstadt, um die während des Krieges stark dezimierte Bevölkerung wieder zu mehren.

Leonhard Colchon starb am 30. November 1653 an einem Schlaganfall.

1654 fand in Werden das erste Generalkapitel der Bursfelder Kongregation nach dem Dreißigjährigen Krieg statt.

Dort wurde auch mit Abt mit Heinrich Dücker der Nachfolger von Abt Leonhard Colcon gewählt.

Heinrich Dücker ist 1597 in Werden geboren

Er studierte in Köln Theologie und war dort auch Subregens des Seminars der Bursfelder Kongregation in Köln.

Er wurde Priester und 1629 Pfarrer der St. Luciuskirche in Werden.

Dann wurde er Prior der Abtei Werden. 1646 wurde er zum Abt von Kloster Werden gewählt.

Der Kölner Weibischof  Georg Pauli-Stravius (1640 –1661 ) weihte ihn  zum Abt und Kaiser   Ferdinand III. (1636-1657) belehnte ihn mit den Regalien.

Er muss ein sehr guter und umsichtiger Wirtschafter gewesen sein Er konsolidierte die Abtei wirtschaftlich. Er kaufte kurz nach dem Krieg  verloren gegangene oder verpfändete Besitzungen des

Kloster zurück. Er kaufte Weinberge in Rheinbrohl.

Der Kurfürst von Brandenburg  Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1640–1688 ), der “Große Kurfürst”, verpfändete ihm 1649 Mühlen für 5500 Reichstaler, das sind  etwa 928.887 €

und am 3.Juli 1649 die Gerichtsbarkeit für 8000 Reichstaler, das sind etwa 1.351.097 €, auf 20 Jahre

Die Zahl der Klostereintritte stieg an

Seit 1649 war er Definitor in der Bursfelder Kongregation.

Auch nach Kriegsende bestanden weiter Gefahren. Aber Abt Heinrich nahm trotzdem an allen Kapiteln teil und wurde deshalb als Vorbild für andere Äbte gesehen.

Am 1.September 1649 wurde er in den Coetus der Äbte, das ist die Abtsversammlung, aufgenommen.

Ab 16z53 war bis zu seinem Tod auch der erste Direktor der erste Direktor des Rheinischen Reichsprälatenkollegs auf dem Reichstag.

Am 30. August 1654 fand das Generalkapitel in Werden statt. Dabei wurde Abt Heinrich als Nachfolger von Leonhard Colchon zum Präsidenten der Kongregation gewählt.

Er gilt als einer der bedeutendsten Präsidenten der Kongregation.

Er förderte Studierende. Ebenso machte er sich als Förderer der Wissenschaften und das nicht nur an seinem Heimatkloster, sondern auch für die Kongregation

Am 19. Juni 1667 starb er an den Folgen eines Schlaganfalls.

Von 1685 bis 1703 War Abt Ambrosius Steingens von St. Vitus in Gladbach Präsident der Bursfelder Kongregation.

Am 18. Juni 1696 wurde Florenz von dem Velde  Abt von Kloster Corvey gewählt Von Kaiser Leopold I. (1658-1705) erhielt er 1696 die Regalien und war damit offiziell Reichsfürst.

Papst Innozenz  XII. (1691-.1700) bestätigte ihn 1697.

Er wurde zum bedeutendsten Abt der Barockzeit von Kloster Corvey.

Er pflegte ein enges Verhältnis zu  Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg zu Wolfenbüttel(1704-17134). 1709i konvertierte er heimlich und 1710 öffentlich zum katholischen Glauben.Das hat wohl kaum was mit der guten

Beziehung zu einem katholischen Abt zu tun. Er machte sich Hoffnungen auf das Kurfürstentum Köln und das Hochstift Hildesheim, deren Landesherr Erzbischof Joseph Clemens von Bayern (1688-1723)

sich zu diesem Zeitpunkt in der Reichsacht befand.

Von 1704-1714 war Florenz  Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er starb am  4. Februar 1714 in Corvey.

Sein Nachfolger im Präsidentenamt wurde Coelestin von Geismar Er war1706–1718 Abt von  Kloster Werden

und von 1714.´-1718 Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er stammte aus Warburg. Er ist am 1. November 1666 geboren,

1682 trat er ins Kloster Werden ein. Am 22. Februar 1684 legte er seine Profess ab.

1691 wurde er zum Priester geweiht. Er durchlief verschieden Klosterämter, war erst Kellner, 1692 Lektor der Philosophie,

1694 Novizenmeister und auch Subprior. 1703 wurde er Prior und am 11. Januar 1706 wurde er zum Abt von Werden gewählt.

Seine Regierungszeit als Abt wurde stark erschwert durch Friedrich I. von Preussen (Kurfürst 1688-1701, dann König bis 1713).

Dieser wollte die Abtei Werden  dem Königreich einverleiben. 1712 besetzte er sie 16 Monate lang militärisch.

Der Abt wurde verjagt.

König Friedrich verstarb am 25. Februar 1713.

Durch einen Beschluss des Reichsrat in Wien wurde vom 14. Januar 1714 wurde Abr Coelestin Kloster und die Stadt Werden

zurückgegeben.

Am 17. Juni 1714 wurde in Kloster Groß St. Martin das Jahreskapitel der Bursfelder Kongregation abgehalten.

Bei diesem Kapitel wurde Coelestin zum Präsidenten der Bursfelder Kongregation gewählt.

Er blieb das bis zu seinem Tod. Er starb am 30. Dezember 1718 an der Wassersucht.

  Sein Nachfolger als Präsident wurde Maximilian von Horrich, der von 1719–1721 Präsident der Bursfelder Kongregation war.

Er ist 1662 in Pesch geboren. Er war seit  1714 bis 1721 Abt in Kloster Corvey nd wurde am 20.08. 1714 von Papst Clemens XI. (1700-1721) bestätigt.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1292

In Corvey war im Dreißigjährigen Krieg die Bibliothek schwer geschädigt und fast völlig ausgeraubt worden.

Abt Maximilian baute die Bibliothek völlig neu auf und schaffte Bücher aus aller Welt an.

Auf einer Auktion in Bremen konnte er viele Bände der von den Schweden in Kloster Strahov in Prag geraubten Bibliothek für Kloster Corvey erwerben.

In Corvey ließ er die Allee von Höxter nach Corvey anlegen.

1719 folgte er Abt Coelestin als Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er verstarb 1721.

Sein Nachfolger wurde Pantaleon II. Bruns

!709 wurde er Abt von Kloster Abdinghof und blieb das bis zu seinem Tod 1727.

1721 wurde Pantaleon Bruns von Papst Clemens XI. zum Titularbischof von Thyatira und Paderborner Weihbischof ernann

Am 14. Juni 1722 wurde er zum Präsidenjten der Bursfelder Kongregation gewählt und blieb das ebenfalls bis zu seinem Tod.

Bis 1725  amtierte er als Apostolischer Administrator für den  noch nicht ordinierten Fürstbischofs von Paderborn, Clemens August I. von Bayern (1725-1761)

Pantaleon Bruns verstarb am 15. Dezember 1727 in Paderborn.

Servatius van den Berg, war von1725 – 1750 Abt von Kloster St. Vitus in Gladbach 1749 ließ er dort die Klosterkirche mit einer barocken Haube versehen.

Von 1728-1750 folgte er auf Pantaleon Bruns als Präsident der Bursfelder Kongregation.

Bernhard Bierbaum wurde 1780 Abt von  Kloster Werden .letzter Präsident und im selben Jahr  letzter Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er war am 22. Oktober 1747  in das Kloster Werden eingetreten. Am 3. November 1748 die Profeß ab 

Im   November 1753 wurde er zum Priester geweiht.

1757 wurde er in das Werdener Schwesterkloster St. Ludger in Helmstedt gesant. dort wurde er am 19. März 1775 zum Propst ernannt.

Am  16. April 1780 wurde er zum Abt von Werder gewählt. Im selben Jahr wurde er zum Präsident der Bursfelder Kongregaiion erwählt.

In Werden und auch Helmstedt führte er viele Bauprojekte durch.

Für das Kloster erwarb er  3000 Bände des Richters Weise aus Moers, die sogenannte Weisesche Bibliothek

Im Juli 1789 brach in Frankreich die Revolution aus. In deren Folge kam es zu den Revolutionskriegen.

Die französischen Revolutionsarmeen besetzten  im Spätherbst 1794 das linke Rheinufer.

Kaiser Franz II. (1792-1806) hatte im Rastatter Kongress (1797-1799) in einer Zusatzvereinbarung versprochen, sich für die Abtretung des linken Rheinufers einzusetzen.

Das hatte Auswirkungen auf Kloster Werden.

1797 erschien sechzig französische Kavalleristen vor dem Kloster und verlangte 400.000 Francs Brandschatzung. Das Kloster gab, was es hatte, um Plünderung und Brandschatzung zu vermeiden.

Außerdem wurden 6 Konventuale als Geißeln nach Düsseldorf gebracht Ein halbes Jahr später wurden 50 Kürassiere ins Kloster einquartiert, bis die Forderung erfüllt war.

Weiter Konventuale waren als Geiseln verschleppt worden. Abt Bernhard hatte sich nach Helmstadt geflüchtet. Er hatte einen Unterhändler zum Kongress nach Rastatt geschickt.

Das scheint wohl gut ausgegangen zu sein. Abt Bernhard wurde auch so benachrichtigt. Aber er verstarb am 16. März 1798. Bernhard war der letzte Präsident der Bursfelder Kongregation.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 gingen der Kongregation die letzten Klöster verloren und  sie stellte ihre Existenz endgültig ein.

  

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19 Juli 2025

Stift Freckenhorst

 

Sie ist am

                                                                                                                                                                                                  

Freckenhorst ist ein Stadtteil von Warendorf. YEs wird 851 erstmals urkundlich erwähnt. Die sogenannte Gründungsurkunde von Stift Freckenhorst. wurde allerdings schon von

dem Historiker Wilhelm Diekamp in Die Gründungslegende und die angebliche Stiftungsurkunde des Klosters Freckenhorst 1884 als Fälschung erkannt.

In der Urkunde heißt es “Das Ehepaar Everword und Geva widmet das Schloss Freckenhorst mit Wald und Gütern zu Otomar (Hoetmar), Fharendorpe (Warendorf), Husen, Foberg (Vohren b. Warendorf) und den Zehnten in der Region Ravenspurg teils für eine Priesterkongregation unter Luitold, teils für ein Nonnenkloster, welches unter Geva und nach ihrem Tode unter Thiatilda stehen soll.” Sie ist im Landesarchiv NRW unter

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 1 abgedruckt und auch dort als Fälschung deklariert. Der in der Urkunde genannte Stifter Everword ist aber eine historische Persönlichkeit.

Der Gründungslegende nach trat er nach Vollzug der Stiftung in das Kloster Fulda ein. Er erscheint in den Fuldaer Traditionsnotizen als Fridewart.

Die Schenkung des Everwards, wie er in dieser Urkunde heißt ist auch in MGH Diplomata auf Seite 113 unter Urkunde 78 abgedruckt. Ludwig der Deutsche (817-876) bestätigte die Schenkung.

Die Urkunde wird in MGH allerdings als verunechtet bezeichnet. Der Inhalt wird aber als stimmend betrachtet.

In der Gründungslegende wird von einem Everward, der edler Herkunft war, und seiner Frau Geva, erzählt, die sich durch Schönheit und Wohltätigkeit auszeichnete

.

Sie waren beide sehr begütert, hatten aber keine Kinder.

Everwards Schweinehirt Freckyo, der dem Ort Freckenhorst den Namen gab, bemerkte eines Nachts ein großes.Licht, was ihn sehr erschreckte. Er traute sich erst am Tage die Stelle zu untersuchen, fand aber nichts.

In der folgenden  Nacht kam das Licht noch heller wieder. Er berichtete dies dem Vogt und dem Maier des Edelherren Der Vogt trug die Sache  nun seinem Herren vor.

Daraufhin begab sich Everward mit seinen Rittern und Knappen selbst an diese Stelle. Auch er hatte eine Lichterscheinung.

Sie hatte die  Gestalt eines Hauses und er konnte einen Mann erkennen, der den Grundriss mit einer Schnur ausmaß.

Er betete die folgende Nacht und schlief sehr spät ein. Da erschien ihm der heilige Petrus und offenbarte ihm, dass er es war und den Grundriss einer Kirche vermessen habe.

Er trug ihm nun auf, die Kirche zu bauen.

Everward beriet sich mit dem Bischof von Münster Liutbert (849-870). Dieser beauftragte Everward, den Wald zu roden, wo die Lichterscheinung war und ließ dort die Fundamente einer Kirche bauen.

Everward teilte sein Vermögen drei Teile, zwei erhielt das neue Kloster Freckenhorst, einen Kloster Fulda, in das er selbst eintrat.

Das neue Kloster Freckenhorst wurde auf den in Westfalen relativ unbekannten Bonifatius geweiht, hatte also denselben Patron wie Kloster Fulda.

Die Legende erklärt das so, dass Bonifatius die Urgroßeltern Everwards bekehrt und getauft habe.

Auch Geva trat ins Kloster ein und erhielt von Bischof Luitbert im neuen

Kloster Freckenhorst den Schleier, wo sie dann lebt.

Von der Legende zur gesicherten historischem Realität.

Die Quellenlage  zur frühen Geschichte Freckenhorsts ist sehr schlecht. Alle urkundlichen Belege für die Zeit bis 1161 sind verloren gegangen. Auch die Reihenfolge der Äbtissinnen steht nicht fest.

Meine wichtigste Quelle ist Wilhelm Kohl, Das Bistum Münster 3: Das (freiweltliche) Damenstift Freckenhorst (Germania Sacra N. F. 10), Berlin/New York 1975.

Archäologische Befunde belegen, dass das Kloster im 9. oder 10.Jahrhundert  wiederholt durch Brand vernichtet worden ist.

Möglicherweise steht das in Verbindung mit den Einfällen der Normannen und der Hunnen.

So wurde 926 das nicht allzu weit entfernte Kloster Herford beim Hunneneinfall zerstört und  König Otto I. (936-973)stellte 940 eine Urkunde für Herford aus, in der er die beim Hunneneinfall vernichteten

Privilegien Herfords erneuerte.  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 101u / Fürstabtei Herford, Landesarchiv / Urkunden, Nr. 9

Das wichtigste Ereignis der Gründungsjahre war die Reliquientranslation durch Bischof Liutbert, die nach den Xantener Annalen 860 oder 861 stattgefunden haben.

Bischof Liutbert stattete Kloster Freckenhorst mit Reliquien aus. Dabei war auch eine Reliquie des Kirchenpatrons von Freckenhorst,des heiligen Bonifatius.

Die nächste greifbare Nachricht er scheint dann  1085.

Bischof Erpho von Münster (1085-1097) bestimmte die Rechte der Freckenhorster Dienstmannschaft nach dem Vorbild der Rechte der bischöflichen Ministerialen.

(Wilhelm Kohl  S.72)

Dies geschah wohl im Rahmen einer umfassenden Reform von Kloster Freckenhorst.

1116 gab es wieder eine Feuerbrunst in Kloster Freckenhorst.Diese ist archäologisch nachgewiesen.

Auch die Corveyer Annalen berichten von diesem Brand.

Es ist unklar, ob der Brand in Zusammenhang mit den Kämpfen der kaiserlichen Partei und der sächsischen Partei stehen.

Der Bischof von Münster  Burchard von Holte (auch der Rote) (1098-1118) hatte wegen seiner engen Bindung zu Heinrich V. (1106-1125) auch das Stift Münster in Mitleidenschaft gezogen.

So hatte der sächsische Herzog Lothar (1106-1125, dann als Lothar von Supplinburg bis 1137 deutscher König)  1116 die Burg Bentheim erobert und niedergebrannt.

Der Wiederaufbau des abgebrannten Klosters Freckenhorst und seiner Kirche geschah innerhalb der nächsten 12 Jahre.

Die Kirche steht größtenteils noch heute. Sie soll die Vorgängerin an Pracht und Größe weit übertroffen haben.

1169 wird Widukind von Rheda (* vor 1154-1189) erstmals als Vogt von Freckenhorst erwähnt. Seine Schwest Gertrud war um 1107 Äbtissin von Freckenhorst.

Nach dem Tod von Widukind auf em Kreuzzug von Friedrich Barbarossa geriet sie mit dessen Nachfolger als Vogt von Freckenhorst Bernhard von Lippe.mit dem Widukund befreundet war, in Streit.

Die Auseinandersetzung brachte Dem Kloster schweren Schaden und konnte erst 1193 durch den Bischof Hermann II. (1174-1203) beigelegt werden. (Wilhelm Kohl S.74)

Im Landesarchiv NRW fijndet sich eine Urkunde, in der Bischof Hermann einen Vertrag zwischen der Äbtissin Gertrud und Bernhard zur Lippe bestätigt-

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 4. Dies Urkunde ist 1193 ausgestellt und könnte sich darauf beziehen.

Um das Jahr 1226 verstarb in Freckenhorst Abt Meinrich (1185–1226) von Kloster Rastede bei Oldenburg. Er ist in Freckenhorst bestattet.

Vor 1240 wurde das Kloster der Augustinerregel unterworfen. Die genaueren Umstände sind unbekannt.

In der Bischofliste von Münster wird Bischof Ludolf von Holte (1226 –1247) gesagt, dass er 1240 in Freckenhorst die Augustinerregel eingeführt hat, was sein Interesse an der Reform der Frauenklöster belegt.

Zwischen 1450 und 1457 ereignete sich in Münster die Stiftsfehde. Das war ein Streit um die Besetzung des Bischofsstuhl in Münster. Als Kandidaten standen sich Walram von Moers und Erich II. von Hoya gegenüber-

Walram hatte sich 1423 um das Amt des Bischofs von Utrecht beworben, war dort aber knapp unterlegen.

Die Äbtissin von Freckenhorst Anna von Plesse (1433-1456) unterstützte die Familie Hoya-

Am 16. August 1451 belegte Walram die Äbtissin mit dem Interdikt

Im August 1452 griffen moersische Truppen Warendorf und Freckenhorst an und verursachten dort großen Schaden. Auch im Folgejahr suchte Walram Freckenhorst wieder heim.

Am 14. Juni 1495 bestätigte Papst Alexander VI. (14992-1503) die Umwandlung von Freckenhorst in ein freiweltliches Stift. (Wilhelm Kohl S. 75)

Die Bulle betreffend die Kleidung der dortigen Stiftsdamen durch Papst Alexander dürfte auch damit in Zusammenhang stehen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 321 Sie ist am 19.Juni 1495 ausgestellt.

Äbtissin war in dieser Zeit Maria Gräfin zu Tecklenburg. (1473-1527) Sie trieb den Bau einer neuen Abtei voran.

Als Maria 1527 starb, schloss sich die Familie von Tecklenburg als erste westfälische Grafenfamilie der

lutherischen Lehre an.

Nur wenige Jahre  nach der Umwandlung Freckenhorsts in ein freiweltliches Damenstift wurde wurde wie im ganzen Westfalen die Unruhe der Reformation auch in Freckenhorst spürbar.

Die lutherische Lehre fand im Stift viele Anhänger.

Münster war zwischen 1525 und 1533 zum Schauplatz des Täuferreichs geworden. Jan van Leiden (1509-1536) wurde 1534 zum alleinigen Führer der Täufer in Münster.

Der reformatorisch gesinnte Bischof Franz von Waldeck (1532 zum Bischof von Münster ausgerufen) nahm mit Unterstützung hessischer Truppen am 25. Juni 1535 die Stadt Münster wieder ein.

Die meisten Täufer mit Ausnahme der verbliebenen Oberhäupter Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling ,wurden hingerichtet

Die drei Oberhäupter wurden 1536 hingerichtet und zur Abschreckung in eisernen Käfigen an der Lambertikirche aufgehängt und zur Schau gestellt.

Nachfolgerin von  Maria Gräfin zu Tecklenburg wurde in Freckenhorst Agnes von Limburg-Styrum (1527-1570). In Freckenhorst genossen  vertriebene Wiedertäufer Wohlwollen und Schutz.

Am 24. Juni 1538 forderte Bischof Franz von Waldeck die Äbtissin auf, im Kloster verborgene Wiedertäufer auszuliefern. Diesem Befehl kam sie nicht nach.

Ob sich Agnes auch wiedertäuferischem Gedankengut geöffnet hatte, ist nicht klar. Sicher ist aber,dass sie eine Anhängerin der Reformation wittenbergischer Prägung war.

Die Prozessionen mit dem Heiligen Kreuz ließ  Agnes regelmäßig abhalten, bis sie 1556 eingestellt wurden. Ob dies auf Anordnung der Äbtissin geschah, ist nicht eindeutig.

1553 unternahm Herzog Philipp Magnus von Braunschweig (*1527-+ 1553) eine militärische Operation gegen die Stifte Osnabrück, Münster und Minden.

Das Stift Freckenhorst erlitt dabei empfindliche materielle Schäden.

Agnes verstarb am 6. Mai 1570.

Auf sie folgte Äbtissin Margaretha von der Lippe (1570–1578)

Ihr protestantisches Bekenntnis steht außer Zweifel, was nicht verwundert. Nach dem Tod ihres Vaters Simon V. von der Lippe am 17.September 1536 übernahm der hessische Landgraf Philipp (1518-1567)

die Vormundschaft für Margarethe. Nach dem Tod ihrer Mutter Gräfin Magdalene von Mansfeld 1542 kam sie zur Erziehung an den hessischen Hof.

1565 wurde sie zur Äbtissin im Stift Herford gewählt.

Als Anna von Limburg in Freckenhorst gestorben war, verhandelte eine Abordnung aus Herford über die Bedingungen einer Amtsübernahme in Freckenhorst.

Margarethe verpflichtete sich, die katholische Religion einzuhalten und an den katholischen Zeremonien in Freckenhorst teilzunehmen, wobei jedem Beteiligten klar war, dass sie dies als Protestantin nicht machen  würde.

Sie behielt sich das Recht vor, bei Bedarf von Regelungen nach Herford zu reisen.

Als am 30. April 1572 eine Abordnung des Fürstbischofs Von Münster Johann II (1566-1575) zur Visitation anreiste, machte sie von dieser Klausel Gebrauch.

Die Visitation konnte wegen Abwesenheit der Äbtissin nicht stattfinden  und wurde auch nie nachgeholt.

Kurz zuvor war Margarethe  zur Äbtissin des protestantischen Konvents von Borghorst gewählt worden.

In Freckenhorst hat sie nur wenige Spuren hinterlassen, was auch der Vielzahl ihrer Ämter geschuldet ist.

Die Kirchturmspitze in ihrer heutigen Gestalt stammt wohl aus ihrer Amtszeit.

Sie verstarb am 7. Juni 1578.

Auf sie folgte Metta von Limburg-Styrum (1578–1591)

Sie die Tochter des Grafen Hermann Georg von Limburg-Styrum (1540–1574)  und seiner Gattin Maria von Hoya-Bruchhausen (1534–1612)

In ihrer Wahlkapitulation vom 30. August 1578 versprach sie, keine Neuerungen in den geistlichen Gebräuchen einzuführen. Außerdem versprach sie,

sich für keine weiteren Abteien zu bewerben oder solche anzunehmen.

Kurz nach ihrem Amtsantritt ließ sie die Willkommenssteuer ausschreiben. Das war eine von den Landständen zugestanden einmalige Steuer für neugewählte Landesherren.

Aus diesen Einnahmen sollte in Freckenhorst der Schuldenabbau getätigt werden.

Am 27. Juli 1591 erklärte sie mit einem Schriftstück ihren Verzicht als Äbtissin von Freckenhorst. Dieser wurde unter Freistellung von Forderungen an die Äbtissin von den

Kapitularherren angenommen.

Metta heiratete  am  4. August 1592 heiratete Metta den protestantischen Grafen Heinrich V. von Holstein-Schaumburg-Sterneberg (1566–1597). Nach dem Tode ihres Mannes übernahm sie die Regierung der reichsfreien Herrschaft Gemen eine während der Zeit des niederländischen Freiheitskampfes  recht schwierige Aufgabe. Diese erfüllte sie fast bis zu ihrem Tode und hinterließ den Sohn Jobst Hermann, der unverheiratet verstarb. Nach seinem Tode fiel die Herrschaft Gemen an die Familie von Limburg-Styrum-

Auf Metta folgte Margaretha Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein (1591–1604)

Sie wuchs als Tochter des Grafen Johann Gerhard von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein (1536–1611) und seiner Gattin Margarethe von Daun-Neuweiler (1540–1600) in einer protestantischen Adelsfamilie auf.

In ihrer Wahlkapitulation hatte sie sich verpflichtet, die bisher aufgetretenen Unordnungen in den Gottesdiensten und alle übrigen Versäumnisse abzuschaffen .Sie versprach außerdem, keine weiteren Abteien zu übernehmen.

Sie verpflichtete sich auch, die auf  6250 Goldgulden angewachsene Schuld des Stiftes, das sind etwa 1.823.340,00 €, allmählich abzutragen.

Am 21. Mai 1592 wurde das Stift visitiert. Ziel war, die alten Zeremonien und die ursprüngliche katholische Religion wiederherzustellen.

Der Bischof von Münster Ernst von Bayern (1585 –1612 )bestätigte die Wahl am 2. Oktober 1592  obwohl sie den Glaubenseid wegen ihres protestantischen Bekenntnisses nicht abgelegt hatte.

Zwar hatte sie sich in ihrer Wahlkapitulation verpflichtet, keine weitern Abteien zu übernehmen. Trotzdem wurde sie 1598 zur Äbtissin des Reichstiftes Essen gewählt.

Als sie sich zur Beisetzung ihres Schwagers Ludwig Günther von Nassau in Arnheim aufhielt, verstarb sie dort am

28. November 1604 verstarb und am 30. November. Sie ist  in der Eusebiuskerk in Arnheim beigesetzt.

Zu ihrer Nachfolgerin wurde Elisabeth von der Lippe (* 9. Juli1592 † 19.Juni i1646) gewählt. Wegen der widrigen Verhältnisse übte sie ihr Amt aber nicht aus.

Sie heiratete 1612 und wurde zur  Gräfin von Holstein-Schaumburg.

Für sie nahm Elisabeth van Bergh-s’Heerenberg (1605-1614) das Amt wahr. Sie war auch Nachfolgerin von Margaretha Elisabeth  in Essen. Außerdem war sie Äbtissin in Nottuln und eben Freckenhorst.

Sie war die Speerspitze der Gegenreformation in Essen.

1605 und 1613 wurde Freckenhorst visitiert. Die Akten ergeben kein gutes Bild. Sitten und das religiöse Leben waren im Verfall.

Elisabeth  verstarb plötzlich  am 12. Januar 1614 im Alter von 33 Jahren in Essen.

Zu ihrer Nachfolgerin wurde Agnes von Limburg-Bronkhorst-Styrum (* 18. September 1563  2. Januar 1645 )am 1.März 1614 vom Kapitel zur Äbtissin von Freckenhorst gewählt

Bei der Wahl war sie schon  50 und Äbtissin der Abteien Elten, Vreden und Borghorst.

Am 13. März 1614 unterzeichnete sie die Wahlkapitulation.

Am 19 März 1614 wurde sie von Fürstbischof Ferdinand von Bayern(1612 –1650 ) von Münster konfirmiert.

Auf Grund ihrer familiären Verbindungen hatte sie Beziehungen sowohl im protestantischen als auch im katholischen Lager.

Dies kam ihr vor allem im Dreißigjährigen ‘Krieg zu Gute. Sie konnte immer wieder Raubzüge in ihrem Einflussbereich verhindern.

Obwohl sie in ihrer Wahlkapitulation zugesagt hatte, so viel Zeit wie möglich in Freckenhorst zu verbringen, wurde das vor allem durch den Krieg verhindert.

Sie residierte überwiegend in Vreden.

Sie erkor  ihre 1603 geborene  Nichte Elisabeth Juliana von Limburg zur Coadjutorin mit dem Recht zur Nachfolge. 1619 legte sie diese ihre Wahl  Papst Paul V. (1605-1621)

zur Bestätigung vor. Dieser beauftragte am  28. Juli 1619 Fürstbischof Ferdinand die Angelegenheit zu prüfen Er verwies auf die verwandtschaftlichen Beziehungen der Beiden in die Generalstaaten

und das dieser Draht zur Protestantischen Seite der katholischen Sache in Elten und Vreden möglicherweise nützlich sein könne.

Gräfin Juliana wurde dann als Coadjutorin  und Nachfolgerin bestimmt.

1630 erfolgte dies auch für Freckenhorst. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209 / Stift Freckenhorst / Akten, Nr. 0 – I 1d

Sie verstarb aber schon vor  Äbtissin Agnes am 19. November 1641.

Agnes stiftete 1619 das Vredener Hungertuch. Laut Widmungsinschrift hatte sie das persönlich „zu Ehren der Passion unseres Herrn angefertigt“.

Agnes verstarb am 2.ö Januar 1645 in Vreden und ist dort in der Stiftkirche bestattet.

Agnes Maria von Limburg-Styrum (1645–1646) war eine Großnichte der verstorbenen Äbtissin. Bei der Wahl erhielt sie zehn  Stimmen ,

ihre Konkurrentin Claudia Seraphica von Wolkenstein-Rodeneck neun Stimmen.

Die Familie Wolkenstein-Rodeneck war eine Südtiroler Grafenfamilie, die 1564 in den Freiherrenstand und 1628 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.

Es war eine Seitenlinie der Wolkenstein-Trostburg und geht auf den Dichter Oswald von Wolkenstein (um 1377–1445) zurück.

Sie ist am 14. September 1627 ist sie in Innsbruck als Tochter von Fortunat Graf von Wolkenstein-Rodeneck und Johanna Gräfin von Königsegg-Rothenfels geboren.

Der Wahlleiter, Domdechant Bernhard von Mallinckrodt (1591-1664)

, weigerte sich, ein Wahlprotokoll zu veröffentlichen. Er ließ auch keinen Notar zur Beurkundung der Wahl zu.

Er ersuchte Fürstbischof Ferdinand, die unterlegene Claudia Seraphica als gewählte Äbtissin zu bestätigen. Die Gründe dafür lagen wohl im jugendlichen Altar von Agnes Maria.

Sie war erst 13. Ein weiterer Grund war ihre lutherische Konfession.

Drei Tage nach der Wahl “besetzte”  Claudia Seraphica  die Abtei, um die bischöfliche Bestätigung zu erzwingen.Tatsächlich unterzeichnete Fürstbischof Ferdinand die Provision,. Dagegen legte Agnes Maria Widerspruch ein. Sie verstarb im Frühjahr 1646 mit 15 Jahren.

Papst Innozenz X. (1644-1655) ernannte mit seiner Bulle vom 30.September 1645 Fabio Chigli (1639-1649 päpstlicher Nuntius in Deutschland und von 1655-1667 als Alexander  VII.Papst) und die Domdechanten von Münster und Köln zu senen Kommissaren,

um Claudia Seraphica in Besitz der Abtei Freckenhorst zu bringen. Fabio Chigli war Förderer von Claudia Seraphica.

Fabio Chigi hielt sich zu den Friedensverhandlungen in Münster auf, ebenso wie Claudias Cousin Georg Ulrich von Wolkenstein-Rodeneck, der als Gesandter Österreichs in Münster war.

Claudia legte den Glaubenseid gegenüber dem Paps ab. Am 24. März 1646 unterschrieb sie die Wahlkapitulation und war damit auch formal Äbtissin von Freckenhorst.

Ihr Hauptwohnsitz war Freckenhorst. Sie war Pröpstin in Vreden und 1648 wurde sie auch zur Äbtissin von Stift Heerse ernannt.

Sie war auch Küsterin im Reichsstift Essen. und hatte Präbenden in St. Ursula in Köln und in Vreden.

Unter Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen hatte die Festigung des katholischen Glauben im Bistum Münster begonnen. Er setzte die Beschlüsse des Konzils von Trient durch.

Auch Äbtissin Claudia Seraphica setzte sich deutlich für die Verbesserung des Kirchenwesens ein-

Fürstbischof von Galen war am 10. Oktober 1660 in Freckenhorst  zu Gast und hielt eine Firmung ab.

Claudia sorgte für die Erhaltung der Bausubstanz in Freckenhorst und die Ausstattung der Abtei.

Die Petrikapelle wurde restauriert und ein neuer Marienaltar errichtet.

Im März 1688 erkrankte Claudia Seraphica schwer und verstarb am 21. Juli 1688 in Vreden, wo sie auch bestattet ist.

Sie war die letzte Äbtissin mit gräflicher Abstammung in Freckenhorst.

Am 16. September 1688 wurde Hedwig Christina Gertrud von Korff zu Sutthausen zu ihrer Nachfolgerin gewählt.

Sie war die Tochter des Rudolf Dietrich von Korff zu Sutthausen und Anna Rotgera Sophia von Eickel.

Sie wurde wurde zum ersten Mal am 16. September 1670 urkundlich erwähnt . Bis zu ihretr Wahl als Äbtissin war sie als Amtsjungfer, das  ist ein Klosteramt, tätig.

Nach ihrer Wahl leistete sie am 18. November 1688. Am Tag darauf unterzeichnete sie die Wahlkapitulation.

1691 ließ Hedwig Christina die Petrikapelle restaurieren.

1695 stiftete sie silberne Altargarnitur aus sechs hohen  Kerzenkandelabern. Auch  ein 125 cm großes Kreuz wurde von ihr gestiftet.

1694 gründete sie die Todesangst Brüderschaft.  Die Todesangstbrüderschaften wurden von den Jesuiten gegründet und hatten im 18. Jahrhundert ihre Blütezeit. Ihr Ziel war es,

für einen gnädigen Tod für sich und seine Mitbrüder (Schwestern) für einen gnädigen Tod zu beten.

Schon zu ihren Lebzeiten ließ die Äbtissin ein Epitaph errichten, das sich in der Freckenhorster Stiftskirche befindet.

Hedwig Christina verstarb  am 22. September 1721.

Ihre Nachfolgerin wurde Clara Francisca Antonetta von Westerholt zu Lembeck.

Sie ist 1694 geboren und war die Tochter des Dietrich Konrad von Westerholt zu Lembeck (1658–1702) und seiner Gattin Maria Theodora von Waldbott zu Bassenheim.Das war eine westfälische Adelsfamilie.

Sie war schon seit dem 19. März 1719 Äbtissin von Langenhorst, einem Stadtteil von Ochtrup.

Am 9. Dezember 1721 vom Konvent zur Äbtissin in Freckenhorst gewählt. Die Wahl erfolgte einstimmig- Es fehlte nur die Stimme der suspendierten Kapitularin Johanna Katharina von Winkelhausen,

die seit 1713 (-1738)Äbtissin von Heerse war.Diese leitete einen Prozess ein, der viel Geld kostete und bis 1726 ging.

Am 20. Dezember 1721 unterzeichnete die neue Äbtissin am 8. Januar 1722  die Wahlkapitulation, die unter anderem eine jährliche Residenzpflicht in Freckenhorst von mindestens  Monaten auferlegte.

Der Ordinarius erteilte seine Bestätigung  am 8. Januar 1722 .

Der feierliche Einzug fand allerdings erheblich später statt, nämlich erst am 5. November 1743.

Der Hauptgrund für die Verzögerung lag wohl in der Baufälligkeit lag wohl in der Baufälligkeit, des Gebäudes, das Äbtissin Maria von Tecklenburg um 1500 errichten lassen hatte.

Der kurfürstlich-kölnische Architekt und Hofbaumeister C.F. Nagel (1699-1764) erstellte en Gutachten, aus dem hervorging, dass das Gebäude so baufällig war, dass man darin seines Lebens nicht mehr sicher sei.

Er veranschlagte Kosten von 6000 Reichstalern, das sind  etwa 6.031.260,00 €, für den Neubau eines Hauses unter möglichster Verwendung der Grundmauern und Fundamente.

Das hätte eine Kapitalaufnahme in dieser Höhe bedeutet, die das Kapitel aber verweigerte.

Nun wandte sich die Äbtissin an Fürstbischof Clemens August von Bayern (1719—1761) mit der Bitte um Genehmigung. Sie begründete ihren Antrag damit, dass die Reparatur bisher 4000 Reichstaler verschlungen habe, das

Gebäude aber trotzdem baufällig sei. Der Fürstbischof drängte das Kapitel auf Zustimmung, die das Kapitel am 18. Juni1738 schließlich erteilte, mit der Auflage, dass die Verbindlichkeiten innerhalb von 12 Jahren zu tilgen seien.

Es gelang aber nicht, die Schulden vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) zu tilgen.

Nun mussten auch noch die Kriegskosten aufgebracht werden.Da nicht klar war, ob die Äbtissin oder der Konvent die Kriegskosten zu tragen hatte, kam es zu einem Prozess, den die Äbtissin verlor.

Dem Konvent wurden eine Reihe von Abteigütern zugesprochen, was die die finanzielle Lage der Abtei weiter verschlechterte.Es kam zu einem weiteren Prozess, bei dem ein Vergleich geschlossen wurden

Der Äbtissin wurden jährliche Einnahmen von 700 Reichtalern zugebilligt, das sind etwa 703.647,00 €. Die Kriegskontributionen übernahm der Konvent statt wie bisher die Abtei.

Die Unstimmigkeiten hatten dazu geführt, dass die Äbtissin häufiger von Freckenhorst weg war, als es ihr die Wahlkapitulation erlaubte.

Sie verstarb am 18. September 1763 in Langenhorst im Alter von 69 Jahren.

Sie hinterließ eine erhebliche Schuldenlast.

Ihre Nachfolgerin wurde Francisca Lucia von Korff zu Harkotten und Störmede (1763–1799). Sie ist 1722  geboren und wuchs

als Tochter des Wilhelm Friedrich Anton von Korff zu Harkotten (* 1688, † 1727) und seiner Gattin Katharina Bernhardina Francisca von Westphalen auf.

Die Familie Korff ist ein altes westfälisches Adelsgeschlecht und gehört zu den ältesten landsässigen Adelsfamilien im Münsterland

Am 5. März 1729 in den Besitz einer Präbende in Freckenhorst.

Am 18. Oktober 1763 wurde sie einstimmig zur Äbtissin gewählt. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 706

Die Bestätigung durch Bischof .Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1762 – 1784) kam zehn Tage später.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 707

Sie unterzeichnete die Wahlkapitulation, die gegenüber den vorherigen einige Neuerungen beinhaltete.

Es wurde geregelt, an wen die dimittierenden Präbenden fallen sollte.

Wegen der hohen Schulden der Abtei sollte Francisca Lucia prüfen, ob der Freckenhorster Hof in Münster verkauft werden sollte, der zudem baufällig war.Mit Rücksicht auf die zerrütteten Finanzen verzichte die Äbtissin

zunächst vorläufig und schließlich endgültig auf die feierliche Einfahrt

Die Äbtissin bemühte sich, die drückende Schuldenlast zu verringern. Sie besetzte nicht mehr alle frei werdenden Präbenden und hatte so am Schluss ihrer Amtszeit 4 Pfründe eingespart.

Auch die Bautätigkeit hielt sich wegen der Finanzlage in engen Grenzen.

1793 nahm sie 22 vor der Revolution in Frankreich geflüchtete französische Priester auf und übernahm die Kosten für den Messwein.

vor der Konsekration, am 29. März 1847.

Bis 1793 war Therese-Louise von Haxthausen, Mutter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1843) Stiftsdame in Freckenhorst.

Francisca Lucia machte eine Reihe von Stiftungen zu gottesdienstlichen Zwecken.

1795 rettetete sie das Stiftsarchiv vor dem heranrückenden französischen Heer.

Sie verstarb am 4. Februar 1799 nach dreitägiger Krankheit im Alter von 77 Jahren.

Ihre Nachfolgerin wurde als letzte Äbtissin von Freckenhorst Anna Franziska von Ketteler.

Sie wurde am 18. April 1755 als Tochter des Goswin Lubbert von Ketteler zu Harkotten (* 1719, † 1775) und seiner Gemahlin Bernhardina Dorothea von Korff, einer Schwester der vorhergehenden Äbtissin des Stifts Freckenhorst geboren.

Sie wurde am 2. April 1799 zur Äbtissin gewählt. Die Bestätigung durch Bischof Maximilian Franz von Österreich (1784 –1801) erfolgte am 15. Mai 1799.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 753

Nach nur drei Amtsjahren zeichnete sich das Ende von Stift Freckenhorst ab.

Am  3. August 1802 nahm der König von Preussen Friedrich Wilhelm III. (1797-1840) das Oberstift Münster, zu dem auch Freckenhorst gehörte, in Besitz.

Am 23. Februar 1803 wurde das Hochstift Münster aufgehoben und die Einziehung der Klöster und Stifte dem neuen Landesherren anheimgestellt.

Das Stift Freckenhorst gehörte seit 1808 dem Großherzogtum Berg. Das Stift Freckenhorst wurde als Versorgungsanstalt für bedürftige adlige Damen aller Konfessionen beibehalten. Am 11.August 1811verfügte die Regierung des Großherzogtums Berg die endgültige Aufhebung des Damenstiftes.

Die Einkünfte der Äbtissin hatten bis dahin jährlich 21.260 fr. belaufen. Sie  erhielt eine Pension und zog sich nach Münster zurück.

Dort starb sie am 14. April 1835 im 80. Lebensjahr und ist auf dem Lambertikirchof beerdigt.

Noch erhalten ist die Stiftskirche und der Taufstein aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Auch das Grab der Geva ist noch erhalten mit der ältesten niederdeutschen Inschrift.

Das Geläut der Stiftskirche ist  der vier vollständig erhaltenen alten Stiftsgeläute Westfalens.

                                                                                                       

13 Juni 2025