Kloster Frienisberg

 

                                                                           CH-NB - Frienisberg, Kloster, später Amtssitz - Collection Gugelmann - GS-GUGE-NÖTHIGER-F-22.tif

1131 wurde Kloster Frienisberg von Graf Udelhard von Saugern und seiner Gemahlin Adelheid, wie der Stiftungsurkunde von 1131 zu entnehmen ist, gegründet. Der Graf nennt sich “dictus de Seedorf”. Seedorf liegt unterhalb von Frienisberg an der Strasse gegen Aarberg.

In Fontes Rerum Bernensium, Bern 1893, I, S. 20 Urkunde 103 heisst es unter circa 1131 “Graf Udelhard, genannt von Seedorf, gründet mit Zustimmung seiner Frau Adelheid und seiner Mutter Chunza eine Cisterzerabtei zu Frienisberg, und begabt sie mit seinem dortigen

Eigenbesitze, sowie dem See von Seedorf”.

Graf Udelhard hatte noch zwei Töchter, Bertha und Adelheid- Bertha hatte mit einem namentlich nicht bekannten Ehemann einen Sohn Rudolf, der Graf von Thierstein war und Kastvogt von Kloster Frienisberg wurde. Der Kastvogt war der Hauptvogt eines Klosters.

Er übte die Schirmherrschaft aus, hatte die Gerichtsbarkeit inne, überwachte die Verwaltung und war zuständig für die eingehenden Zehnte und sonstigen Abgaben. Der Terminus leitet sich von kaste (= Speicher) her, bei dem die geschuldeten Abgaben zu entrichten waren.

Kloster Frienisberg hieß am Anfang und in lateinischen Urkunden “Aurora”. Es war die zweite Tochtergründung von Kloster Lützel und wurde unter Abt Christian (1131 ?-1175 ?) besiedelt.

Der erste Abt in Frienisberg war Hesso von Üsenberg. Die Herren von Üsenberg waren Vasallen des Bischofs von Basel und im Breisgau und im Markgräflerland ansässig.

Weitere Schenkungen erhielt Kloster Frienisberg 1146  von Egelof von Opelingen zu Nugerol Champreyé und Wavre (zwischen Bieler- und Neuenburgersee). Seinen Bruder und Mitbesitzer Diethelm entschädigt er mit seinen
Besitzungen Raron und Brienz. Das ist die erste urkundliche Erwähnung von Brienz. (Fontes Rerum Bernensium S. 22, Urkunde 420)

1161 verzeichnet das Berner Urkundenbuch ( S. 23, Urkunde 446)den Kauf von Grund in Tennenbach durch Abt Hesso von Üsenberg und 12 Mönchen. Das war die Stiftung von Kloster Tennenbach, die von dem Zähringerherzog Berthold IV. bestätigt wurde. Er hatte den Grundstückkauf auch vermittelt.

Einen genaueren Text bringt das Tennenbacher Urkundenbuch, Wyhl 2009, S. 4)

Abt Hesso hatte seinen Abtstuhl in Frienisberg wohl nicht ganz freiwillig geräumt. Vorausgegangen waren heftige Unruhen im Konvent. Möglicherweise sollte Hesso mit der Klostergründung von Tennenbach ein würdiges Überleben als Abt gesichert werden. Es ist auf jeden Fall

ungewöhnlich, dass der Abt eine Mutterklosters  als Gründungsabt in die neue Gründung geht. Kloster Frienisberg brauchte auf jeden Fall einige Zeit, bis es sich von diesen Ereignissen erholte.

Eine große Schenkung erhielt Kloster Frienisberg 1208 von dem Grafen Rudolf von Thierstein. Er schenkte dem Kloster all seinen Besitz in Allenwyl und Niederwyler, sowie bedeutende Wälder. (Fontes Rerum Bernensium S. 28, Urkunde 499) Auch verkaufte das Kloster Erlach alle seine Rechte

und Besitzungen in diesen Dörfern. (Fontes Rerum Bernensium S. 28, Urkunde 499) Dieser erhebliche Besitzzuwachs mehrte das Ansehen der Abtei. Neben den Kastvögten von Thierstein suchte das Kloster aber weiteren Schutz.

Am 17. Mai 1233 nahm Papst Gregor IX. (1227-1241) Kloster Frienisberg in seinen Schutz, bestätigte seinen Besitz und erteilte ihm verschiedene kirchliche Privilegien (Fontes Rerum Bernensium II, S. 40, Urkunde 130)

Er befreite das Kloster vom Zehnten und klammerte sie von der bischöflichen Befehlsgewalt aus. Die Urkunde führte acht von den Mönchen im Eigenbau betriebene Höfe auf. Die auf dem Frienisberg gelegenen Ländereien bildeten ein geschlossenes Gebiet.

Dazu kamen weitere Güter, die vom Kloster in Pacht oder als Lehen genommen wurden.

In Seedorf, Lobsigen und Baggwil und einigen auswärtigen Dörfern hatte das Kloster die niedrige Gerichtsbarkeit inne. 

Im Juli 1246 stifteten die Grafen Hartmann der Ältere (+1264)und Hartmann der Jüngere (1263) von Kyburg auf ihren Besitzungen ein Schwesternhaus, das den Namen Fraubrunnen tragen soll und dem Abt von Frienisberg unterstellt sein soll. (Fontes Rerum Bernensium II, S. 52, Urkunde 274)

Am 20. Januar 1251 zeigte der Basler Bischof Berthold II. von Pfirt (1248-1262) Kloster Frienisberg in das Bürgerrecht von Biel aufgenommen hatte und verpflichtete die Stadt, die Abtei gegen jedermann zu schützen. (Fontes Rerum Bernensium II, S. 57, Urkunde 333).

Am 23. November 1251 nahm Graf Ulrich IV.  von Aarberg (+1276) Kloster Frienisberg in seinen Schutz und nahm es in das Burgrecht von Aarberg auf. (Fontes Rerum Bernensium II, S. 58, Urkunde 344). Dort besaß das Kloster auch ein Haus, welches in den Schutz mit einbezogen wurde.

Schon im September 1263 hatte die Tochter des verstorbenen Grafen Hartmann der Jüngere von Kyburg (+ 3.9. 1263)ihren Besitz in Rapperswil und den Kirchensatz von Rapperswil für 140 Mark Silber verkauft. (Bendicht Frieden, Das Kloster Frienisberg, Bern 1872, S.37)

Am 27. Oktober 1267 verkaufte Graf Rudolf VI. von Thierstein nach 1262) das Dorf und den Kirchensatz von Seedorf, die Dörfer  Baggwyl, Lobsingen, Wayler und Nikodey für 300 Mark halb in Silber, halb in Gold

(Fontes Rerum Bernensium II, S. 83, Urkunde 693).

In dieser Zeit war Ulrich von Frohburg Abt (1256-1271). Er kommt in vielen Urkunden vor. In Zeerleders Urkundenbuch für die Geschichte der Stadt Bern und ihres frühesten Gebietes, Bern 1838 ist er in 15 Urkunden genannt. Er resignierte als Abt von Frienisberg und zog sich als einfacher

Mönch ins Kloster Sankt Urban zurück.

Seine Nachfolger waren Berthold, der nur kurz regierte und dann Rudolf von Hauenstein. Unter ihm wurde das Kloster in das Burgrecht von Solothurn aufgenommen.

Zwischen dem 25. März 1275 und dem 24. März 1276 nehmen der Schultheiss, die Räte und die Bürger der Star Solothurn in ihr Burgrecht auf. (Fontes Rerum Bernensium III, S. 105, Urkunde 159)

Abt Rudolf erscheint ebenfalls in vielen Urkunden. Er resignierte in Frienisburg und war von 1296-1302 Abt von Sankt Urban. Er starb 1303. Schon vor ihm war ein Frienisberger Abt auf dem Abtstuhl von Sankt Urban. Julian kommt zwar in Berner Urkunden vor.

aber nur als regierender Abt von Sankt Urban.  In den dortigen Urkunden wird er als “abbas resignatus de aurora (Frienisberg)” geführt. In Sankt Urban war er 1287  als Vorgänger von Rudolf von Hauenstein Abt.

Das Kloster hatte am Ende des 13. Jahrhunderts und Anfang des 14. Jahrhunderts seine Blütezeit erreicht. Es erwarb zwar danach noch umfangreicheren Besitz. Aber Ansehen und Wohlstand nahmen in den zwei Jahrhunderten vor der Reformation

langsam wieder ab. Die Zahl frommer Stiftungen wurde langsam weniger. Viele Adelshäuser hatten sich durch gegenseitige Fehden geschwächt. Die Bedeutung der Stadt Bern nahm beständig zu, was sich nachteilig für das Umland auswirkte und das Kloster bekam

diesen Rückgang eben auch zu spüren.

Begleitet war dieser Einfluss von außen auch durch eine Umgestaltung des Ordensleben. Der Orden war reich geworden, was aber auch eine gewisse Sattheit, Trägheit und Genussucht mit sich brachte.

Ulrich von Lobsigen war von 1317-1330 Abt in Frienisberg. Er erscheint in vielen Urkunden. Ab1332 erscheint er nur noch als sacerdos. Er legte die Abtswürde nieder und war dann Mönch im Kloster Morimond. 1346 lebte er noch

Um die Mitte des 14. Jahrhunderts hatte Bern durch Verträge Teile von Aarburg an sich gebracht. Sie setzte auch einen Vogt nach Aarburg. Sie brachte Kloster Frienisburg dazu, den Berner Vogt Junker Ulrich von Bubenberg (1430-1481), der später  Schultheiß in Bern war,

auch über seine Klostergerichte zu setzen. Die Stadt stellte dem Kloster einen Revers aus, dass das Kloster diese Wahl nur aus Gefälligkeit und ohne jegliche spätere Verbindlichkeit getroffen habe. (Bendicht S. 40)

1379 kam die Herrschaft Aarberg ganz an die Stadt Bern. Ein kluger Kauf der Berner Stadtvertreter beseitigte den aus Berner Sicht bestehenden Misstand, dass die Berner Neuerwerbung wegen der ausgedehnten Gerichtsbarkeit von Kloster Frienisberg

völlig vom Berner Stadtgebiet getrennt war.

1380 verkaufte Abt Otto von Münsingen (1379-1380) der Stadt Bern den Kirchensatz von Seedorf sowie die Dörfer, die das Kloster 1267 von Graf Rudolf IV. erworben hatte für 1600 Gulden, das entspricht 248.548,00 €.

Die Familie Ottos von Münsingen gehörte dem ältesten  Berner Stadtadel an. Die Freien Herren von Münsingen werden in Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts erwähnt. Nach Bendicht S. 114 führte er einen Löwen im Wappen

Der Abt von Lützel Rudolf von Wattweiler (1378-1387) genehmigte diesen Verkauf. Er war der Vorgänger von Abt Otto in Frienisberg. Auch das Haus in Bern bisher im Klosterbesitz wurde mitverkauft. Frienisberg hatte schon 1285 nachweislich ein Haus in Bern. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ging der Klosterhof in der unteren Junkerngasse in den Besitz von Kloster Frienisberg über. Der Stadthof der Zisterzienser hatte eine große ökonomische aber auch politische Bedeutung. So gehörte 1289 der Abt von Frienisberg Heinrich II. (1287-1289) der bernischen Gesandtschaft an,

die nach der Niederlage an der Schlosshalde 1289 die Friedensverhandlungen mit König Rudolf von Habsburg(1273-1291) in Baden führte. Im April 1289 hatte dort der Sohn König Rudolfs, Herzog Rudolf von Schwaben die Berner in einen Hinterhalt gelockt und besiegt.

Nach der Fehde zwischen Freiburg und Bern wandelte der Konvent von Frienisberg sein altes Burgrecht mit Bern in eine Schirmvogtei um.  Dafür musste das Kloster drei Männerharnisch und einen Hauptharnisch bereitstellen.

Der Nachfolger von Otto  war Abt Humpis. Er stammte wohl aus der Ravensburger Familie Humpis, die zusammen mit der Familie Mötteli aus Buchhorn und der Familie Muntprat die Große Ravensburger Handelsgesellschaft gegründet hatten.Von ihm gibt es eine vidimierte Übersetzung

einer Urkunde für Kloster Interlaken vom 26. Dezember 1399 (Berns Geschichtsquellen 6. Band, Bern 1891 S. 143) Er war Abt von 1399-1407. Sein Todestag ist der 21. Februar und ist im Regest 617 von Fraubrunnen vermerkt.

Auf Abt Humpis folgte Abt Peter II. von Münsingen von 1408-1426. Er stammte wie Abt Otto ebenfalls aus der Familie von Münsingen.

Das 14. und vor allem das 15. Jahrhundert sind gekennzeichnet durch eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten. Es ging meist um Markbereinigungen oder um die Nutzung der Eichelmast in Wäldern für Schweine.

Auch bei Unglücksfällen oder auch bei Unternehmungen zum Nutzen der Allgemeinheit sprangen die Klöster ein. So soll sich Kloster Frienisberg an den Kosten der Kirchhofsmauer, die in Bern von 1324-1528 errichtet worden ist, mit einer großen Summe beteiligt haben (Jahn, Berner Chronik S. 174)

Zu einer Brücke über die Aare bei Aarberg steuerte Kloster Frienisberg 30 Buchen bei. 1491 und 1493 half das Kloster bei weggeschwemmten brücken mit Holz aus. (Bendicht S. 43)

1362 schlossen die Schweizer Klöster Frienisberg, Erlach, Bellelay, St. André und das Kloster auf der Insel ordensübergreifend eine Art Genossenschaft für die gegenseitige Unterstützung armer Ordensbrüder und überhaupt der Armen.

Die Ordensdisziplin liess im 15. Jahrhundert spürbar nach 1493 wurden in Kloster Frienisberg einzelne Mönche wegen Schuldenmachens ermahnt und mit Ausweisung bedroht.

Die Regierung von Bern sah sich gezwungen, jedem Kloster einen Vogt zu verordnen, um einer völligen Verlotterung vorzubeugen.

Am 7. Februar 1528 erschien das Reformationsmandat, das in bernischen Landen alle Klöster aufhob.

Der letzte Abt von Kloster Frienisberg war  Urs Hirsiger (1513-1528). Due Stadt Bern bot ihm zwar eine Stelle als Vogt an, falls er reformiere. Das lehnte er aber ab. Mit den verbliebenen Mönchen begab er sich ins Kloster Hauterive im heutigen Kanton Fribourg. Dort resignierte er als Abt

von Frienisberg. Da der Orden hoffte, dass das Kloster an den Orden zurückgegeben wird, wählte man Hug von Burgdorf als nominellen Abt. Als dieser 1544 starb, gab der Orden seine Ansprüche auf.

In Frienisberg hatte die Stadt Bern einen Vogt eingesetzt. Die Klosterkirche wurde 1534 abgebrochen. Die ehemaligen Klostergebäude wurden Amtssitz der bernischen Vogtei, die bis 1789 bestand. Ein Teil der Gebäude wurde als Spital genutzt.

1834 wurde eine Taubstummenanstalt eingerichtet, die 1889 in das heutige wohn-und Pflegeheim umgebaut wurde.

                                                                                                                                                                              Vom «Seelandblick» an den Lyssbach • Wanderung ...

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