Monatliches Archiv: April 2023

Kloster Fürstenzell

 

                                                                                                                                  

                                                                                                                    undefined

In Zell im Mündungsdreieck zwischen Donau und Inn erwarb Magister Hartwig von Ruprechting vom Passauer Augustinerchorherrenstift Sankt Nikola 1272 einen Hof.  Er stammte aus Ruprechting bei Aschach in Oberösterreich,das damals zur  Diözese Passau gehörte.

Hartwig war ein Passauer Domherr, Leiter der Domschule und Kaplan von Herzog Otto II. von Bayern (1231-1253) und dessen Sohn Heinrich XIII (ab 1253 Herzog von Bayern und ab 1255 –1290 als Heinrich I. Herzog von Niederbayern und Gründer der

Hauslinie Wittelsbach-Niederbayern

Hartwig war ein Mann, der sich durch Gelehrsamkeit und Frömmigkeit auszeichnete. Er war Verfasser einer Grammatik und zweier Abhandlungen über Jugenderziehung. In Zell gab er mit seinem Hof die Grundausstattung für ein Zisterzienserkloster.

Er verstarb am am 19. April 1284. Er ist in der Klosterkirche von Fürstenzell bestattet. Sein Grabstein ist noch vorhanden. Darauf wird er “Gründer dieses Klosters” genannt.

Der Passauer Domherr Heinrich von Preming, der am 13. Mai 1301 verstorben ist, ergänzten die ungenügende Dotation. Er ist in der Allerheiligenkapelle von Kloster Fürstenzell bestattet.

Magister Hartwig kam mit seinem Klosterprojekt bald an seine finanziellen Grenzen, fand aber in Herzog Heinrich XIII. einen großzügigen Unterstützer, der das neue Kloster großzügig mit Grundstücken und auch Privilegien bedachte,

was ihn zum eigentlichen Klosterstifter machte, was sich ja auch im Namen “Cella principis”, also Fürstenzell widerspiegelt.

Am 26. Februar 1272 stiftete Alram von Rottau seinen Besitz in Dürhaim an das mit Abt und Konvent  von Aldersbach und Magister Hartwig neu gegründete Kloster. “ Alram von Rottau stiftet mit Zustimmung seiner Kinder Richger und Elisabeth
seinen Besitz in Dürham (Duricheim), dem vom Domscholaster Mag. Hertwiggemeinsam mit Abt und Konvent zu Aldersbach neu gegründeten Kloster” Alle Urkunden aus Fond: Kloster Fürstenzell Urkunden (Zisterzienser 1246-1786)

Archivbestände > DE-BayHStA > KUFuerstenzell Urkunde 11

Die Urkunde wurde in Aldersbach ausgestellt. Man kann also davon ausgehen, dass er die Unterstützung von Kloster Aldersbach hatte.

Bischof Diepold von Berg (1172-1190) verlieh den Herren von Rottach 1175 ein heraldisches Wappen. Das ist ihre erste urkundliche Erwähnung. Die Herren von Rottach zählten zu den größten Wohltätern von Kloster Fürstenzell.

Weitere Förderer von Fürstenzell waren die Grafen von Ortenburg und die Poppenberger.

Bischof Petrus von Passau (1265-1280) gestattete am 8. April 1274 ein Zisterzienserkloster zu gründen.

“Peter, Bf. von Passau, gestattet dem Domscholaster Hertwig, in der vonLeopold, Propst des Stiftes St. Nikola, erworbenen curia nebst Kapelle in Zell
ein Zisterzienserkloster zu errichten. Der Platz des Klosters wird von allen Rechten der Pfarrkiche in Irsham eximiert. Das Kloster soll alle Rechte und Freiheiten des Zisterzienserordens genießen.” Urkunde 13

Eine eigentliche Stiftungsurkunde ist im Fond:Kloster Fürstenzell nicht vorhanden.

Das Kloster wurde aus Kloster Aldersbach besiedelt und war damit in der Filiation Aldersbach-Ebrach-Morimond.

Ein Gründerkonvent wie meist bei den Zisterziensern wurde wohl nicht von Aldersbach nach Fürstenzell geschickt.

Im Mai 1275 wurde der Mönch Walther, der aus Kloster Wilhering stammte, zum ersten Abt von Fürstenzell gewählt. Wilhering ist 1185 von Ebrach aus neu besiedelt worden

Abt Walther ließ eine Portenkirche zu Ehren der Heiligen Margarete errichten. Die Portenkirche ist ein typischer Bestandteil mittelalterlicher Klosteranlagen. Dort wurde für Frauen, für weltliche Bedienstete

und für Menschen aus der Umgebung, die die Klausur und die Abteikirche nicht  betreten durften, die Messe gefeiert. Auch das Mutterkloster Aldersbach besaß eine solche Portenkirche.

Walther hatte seine Profess in Aldersbach abgelegt. Er resignierte schon nach zwei Jahren. Er starb 1284

Am 13. Juni 1276 gewährte Herzog Heinrich dem Kloster weitgehende Freiheiten.

“Heinrich Pgf. bei Rhein und Hz. in Bayern, gewährt dem Kloster Fürstenzell,das er [mit-] begründet hat, Immunität und Befreiung von allen Real- und
Personallasten, ungestörten Genuß der Rechte und Freiheiten ihres Ordens gemäß päpstlichen und kaiserlichen Privilegien sowie Vogtfreiheit..” Urkunde 23

Die Vogtfreiheit war eine wesentliche Forderung, die alle Zisterzienserklöster für sich beanspruchten. Diese Urkunde enthielt auch eine beschränkte Gerichtsbarkeit über die Leute und Güter des Klosters.

Die volle Gerichtsbarkeit gewährte Herzog Heinrich 1280.

1277 gewährte Bischof Dietrich II. von Gurk (1253–1278) einen Ablass von 40 Tagen für alle, die am Marienfest das neugegründete Kloster Fürstenzell aufsuchten. (Urkunde 25)

Auch in den Folgejahren gewährten Bischöfe immer wieder Ablässe, so der Passauer Bischof Wichard von Pohlheim(1280-1282) in Urkunde 35.

Wichard machte sich als Förderer der Zisterzienserklöster Heiligenkreuz im Wienerwald und Fürstenzell einen Namen. (Ablässe in  Urkunde 32,35, 42)

Das zog natürlich Besucher an und verschaffte dem Kloster Einnahmen

1279  schenkte Heinrich dem Kloster das Patronat der Kapelle in Haunersdorf (Urkunde 26)

Am 19. August 1279 bekam das Kloster vom Passauer Bischof Petrus den Weinzehnten in Rehberg geschenkt. (Urkunde 27)

König Rudolf I. von Habsburg befreite Kloster Fürstenzell wie andere Klöster in Bayern und Österreich von Maut und anderen Zöllen auf Lebensmittel. (Urkunde  31)

Das war die erste Urkunde eines deutschen Königs für Kloster Fürstenzell.

Zollfreiheit gewährten auch die Brüder Wernhard und Heinrich von Schaunberg für Wein und Lebensmittel aus Österreich. Urkunde 38.

Die erste Papsturkunde für Kloster Fürstenzell stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 1. September 1282 aus. Urkunde 40 “Papst Martin IV. stellt Abt und Konvent des Klosters Fürstenzell mit all ihren
Besitzungen unter apostolischen Schutz.”

Am 4. November 1282 wandelte Graf Diepold von Ortenburg ( +1285) die Mühle von Aspertsham, die Lehen des Rugger von Poppenberge in Eigen um. Dieser schenkte die Mühle dann an Kloster Fürstenzell. (Urkunde 41)

1283 bestätigte Bischof Gottfried von Passau (1282-1285) “ gleich seinen Vorgängern Abt und Konventdes Klosters Fürstenzell Maut-, Zoll- und Abgabenfreiheit für Lebensmittel und andere Bedarfsartikel”. (Urkunde 45)

Abt Hugo Haug stammte aus Straubing. Er war von 1276-1280 Abt in  Wilhering. 1285-1295 war er Abt in Fürstenzell.  Dann wechselte er nach Kloster Aldersbach und war dort Abt vom 8.11.1292-1298. Auf der Rückreise vom Generalkapielt in

Citeaux verstarb  er am 16.10.1308 in Heilsbronn, wo er auch bestattet ist. Er tritt in einigen  Urkunden auf. In der Urkunde vom 1. März 1290  Es geht um einen Gebietstausch durch Abt Wernher II.(1271-1293)vom Kloster Reichenbach am Regen.
Die Äbte Hermann II. von Kloster Ebrach (1290-1306) und Hugo von Fürstenzell  nahmen am 27.01.1295 das vom Passauer Bischof Bernhard von Prambach (1285-1313) gestiftete Kloster Engelszell .

namens des Zisterzienserordens die neue Niederlassung in feierlicher Form in Besitz und führten den neuen Abt Berthold in sein Amt ein.

1294 übertrug das Domkapitel von Passau Kloster Fürstenzell die Verwaltung der Kirche in Höhenstadt, das heute zur Gemeinde Fürstenzell gehört. Urkunde 78

Im Juli 1297 regierte Abt Timo. Er tritt in der Urkunde 84 vom 24. Juni 1297 auf.

Die besondere Aufmerksamkeit des Passauer Bischofs  Bernhard galt dem Zisterzienserorden. Das zeigte sich nicht nur in der oben erwähnten Stiftung des Klosters Engelszell.

Am 13. Mai 1300 gewährte er Kloster Fürstenzell eine Almosensammlung. Urkunde 89 “Bernhard Bischof von Passau, gewährt dem Kloster Fürstenzell Almosensammlung
an sechs Sonntagen in der gesamten Diözese und andere Vergünstigungen,verleiht den Besuchern 40 Tage Ablaß und bestätigt die bestehenden Ablässevon vier Erzbischöfen und 25 Bischöfen.”

Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) am 13.11. 1300 eine weitere Papsturkunde für Fürstenzell aus.Urkunde  91 “Papst Bonifaz VIII. weist den Domdekan zu Passau an, Abt und Konvent des
Klosters Fürstenzell mit ihren Besitzungen gemäß päpstlichen Privilegien zu schützen.”

Im November 1301 war Konrad Abt von Kloster Fürstenzell, wie aus einer Quittung hervorgeht. Urkunde 94

Am 25. Juli 1305 bestätigt Abt Alber eine Stiftung des Purchart von Neuburg. Urkunde 101. Im Sulzbacher Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1875 wird Abt Albert (nicht Alber)

mit dem Todesjahr 1309 genannt. Das Kloster hatte bei der Belagerung der Burg Neuburg schwer zu leiden. Dies Burg wurde im bayrisch-österreichischen Konflikt 1310 zerstört. Abt Albrecht  führte nach der Fehde bei Herzog Otto Klage wegen der erlittenen Verluste, worauf das Kloster eine Entschädigung erhielt. (S. 53)  Schon 1294 gewährte  Otto im Einverständnis mit seinen Brüdern  Ludwig und Stephan “angesichts der Belastungen während der Belagerung von Neuburg (Nevnburch), künftig
jährlich zwei große und acht kleine Talente Salz zoll- und mautfrei durch Burghausen und Schärding zu befördern.” Urkunde 75 vom 25.1.1294.

Schon 1308 erklärten die Grafen Albert und Alram von Hals erklärten namens des Herzogs  von Bayern Pfleger und Schirmer des Besitzes des Klosters Fürstenzell in Hausbach, Pokch, Altham (Alram), Habernagel (Haberzagel) und Aichberg in der Pflege Vilshofen zu sein und das Klostergut wie ihr eigenes Gut vor allen zu schützen. Urkunde 113 vom 14.02.1308. Die Grafen von Hals erhielten 1319 von den niederbayrischen Herzögen Heinrich XIV. Otto IV. und Heinrich XV. für ihre treuen Dienste Teile der ehemaligen Grafschaft Leonsberg überlassen.

Auch Papst Clemens V. (1305-1314) vergab einen  Auftrag Kloster Fürstenzell zu schützen. Abt Wernhard (1289-1317) von Kloster Niederaltaich in Nierbayern sollte “Abt und Konvent des Klosters Fürstenzell im Besitz ihrer Güter zu schützen, bei Verletzung Kirchenstrafen auszusprechen und Zeugen zu verhören.” Urkunde 126 vom 7. 3. 1312.

1313 wird in einer Schenkungsurkunde Konrad als Abt von Kloster Fürstenzhell genannt.Urkunde 135 vom 10.08.1313

Abt Berthold erscheint in einer Urkunde vom 21.3.1316, in der dieser die Fleischbank des Klosters in Passau am Fischmarkt an Wernhardt den Fleischhacker  verleiht. Urkunde 142. Die Urkunde belegt zwei Fakten, 1. dass 1316 Abt Berthold regiert hat und 2. dass

Kloster Fürstenzell in Passau eine Fleischbank hatte.

Auf Abt Berthold muss wohl Petrus von Harbeck gefolgt sein. Er regierte von 1317-1327.

Die erste Urkunde in der auftritt, datiert vom 25.5. 1317, in der es um die Verleihung eines Gutes geht. Urkunde 150

Unter Abt Peter kaufte Kloster Fürstenzell ein Haus in Krems. Der Stadtrat von Krems legte am 15.10.1320 fest, dass auch Kloster Fürstenzell für das Haus in Krems

die übliche Steuer zu zahlen hatte.Urkunde 164

Auch in Passau besaß Kloster Fürstenzell ein Haus, wie aus der Urkunde 185 hervorgeht.

Ludwig IV., besser bekannt als Ludwig der Bayer, war von 1314 bis 1328 deutscher König und danach bis zu seinem Tod 1347 Kaiser.

Er stellte für alle bayrischen Klöster viele Urkunden aus. Fürstenzell erhielt die erste Königsurkunde von Ludwig am 29.12. 1322. Urkunde Nr. 183. Darin “bestätigte (er) dem Kloster Fürstenzell alle Freiheiten, Rechte, Gnaden, Zugeständnisse und Privilegien, die es von Päpsten, Kaisern und Königen, anderen weltlichen oder geistlichen Fürsten und sonstigen Personen erhalten hat, nimmt es mit Leuten, Gütern, Besitzungen und Rechten in seinen und des Reiches Schutz und untersagt, es darin zu beeinträchtigen.

1327 erscheint in den Urkunden von Kloster Fürstenzell Abt Heinrich.

Die Klosterkirche von Fürstenzell wurde zwar erst 1344 fertiggestellt, aber schon im Juli 1327 weihte der Passauer Weibischof Dietrich, Titularbischof von Dionysias, der auch dem Zisterzienserorden angehörte,

zwei Altäre in Fürstenzell, den einen St. Michael und dem Apostel Jacobus maior, den anderen dem Märtyrer St. Achatius und dessen Gefährten sowie St. Maria Magdalena. Aus diesem Anlass verlieh er

einen Ablass von 40 Tag. Urkunde 208

1332 urkundet Konrad als Abt von Fürstenzell.

Am 10.07.1334 weiht Weihbischof Dietrich von Passau mit Erlaubnis des Bischofs von Passau Albert II. von Sachsen-Wittenberg (1320-1342) von neuem, wie es in der Urkunde 230 heißt.

Natürlich wurde wieder ein Ablass von 40 Tagen gewährt.

Ab 1336 erscheint Abt Hartmann in den Fürstenzeller Urkunden (Urkunde 238) Danach wird Rueger als Abt genannt. (1337, Urkunde 237). Er wird bis 1340 genannt.

Am 6.6. 1342 visitierte der Mutterabt Herold von Kloster Aldersbach (1340-1343) das Kloster Fürstenzell und verzeichnete “ die bei Visitation seines Tochterklosters Fürstenzell festgestellten Gelder und Schulden des ehem. Abtes Ruger sowie den Bestand an Wein, Getreide und Tieren.”

Urkunde 252

Am 17.2. 1343 erteilte dem Kloster Fürstenzell Steuerfreiheit für alle kaiserlichen Untertanen, die auf dem Gebiet des Klosters sich aufhalten. Urkunde 1065. Am selben Tag stellte er zwei weitere Urkunden für das Kloster aus.

Mit der Urkunde 1066 bestätigte er die Privilegien des Klosters. In der Urkunde 256 erweiterte er die mautfreie Einfuhr von Salz und Getreide, die die Herzöge Otto,Stephan und Ludwig 1294für die bei der Belagerung der Burg Neuburg

entstanden Schäden erlitten hatten.

Ab 1345 erscheint Abt Heinrich in den Fürstenzeller Urkunden ( 259 und folgende)

Die Urkunde 268 vom 26.12. 1347 stellt Abt Andre aus.

Ab 1350 urkundet Abt Hugo (Urkunde 277 vom 7.3. 1350 und folgende)

Am 13.6. 1356 (Urkunde 288)schließt Abt Ulreich einen Vergleich.

22.5. 1378 weist Papst Urban VI. (1378-1389) den Domdekan von Passau an, Kloster Fürstenzell vor  dem Ritter Zacharias genannt der Hadrer zu schützen.Er hatte 1369 die Burg Irsham erworben, von wo aus er die Umgebung drangsalierte. Urkunde 355

Abt Jakob I. Westendorffer (1380-1397) war nach dem Sulzbacher Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1875, dort Kloster Fürstenzell S. 52    ein “trefflicher  Mann”. Er eröffnete im nahen Dorf Aspersham ein Bad und eine Taverne.

Die Erlaubnis hatte Herzog Friedrich (1375-1392 und 1392 bis zu seinem Tod 1393 Herzog von Bayern-Landshut) gegeben. Urkunde   372

Am 24. VI. 1384 kaufte er von Ritter Zacharia (s.o.) den Burgstall in Hirschstein und die Güter um Irsham. Urkunde 385. Die Burg ließ er schleifen und das Baumaterial zum weiteren Klosterbau verwenden.

Abt Jakob tätigte eine Reihe weiterer Käufe. Er verstarb 1397.

Auf ihn folgte Abt Jaob II. aus Wels (1397-1409)In seiner Amtszeit gab es verschiedene Streitigkeiten, die aber meist auf dem Vergleichsweg beendet wurden.

Ihm hatte auch Herzog Heinrich XVI. (1393-1450) alle Rechte und Freiheiten bestätigt. Urkunde 455 vom 11. 03.1404.

Von 1414 bis 1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Neben 33 Kardinälen, 346 Patriarchen, Erzbischöfen und Bischöfen,  waren auch  546 Vorsteher und Glieder der Mönchsorden in Konstanz vertreten

Für Kloster Fürstenzell war Abt Thomas(1414-1440) anwesend. Abt Thomas erhielt von Abt Christian II. Hochgemut (1415-1429) eine Urkunde präsentiert, in der er

aufgefordert wird, die Vorgänge in Fürstenzell zu untersuchen, aus der Zeit, als das Kloster vakant war und der Bruder Andreas Zullinger, der sich die Amtsgewalt des Abtes angeeignet hatte, eingekerkert werden sollte. Urkunde 486

Aus den online zugänglichen Unterlagen und Quellen lässt sich der Sachverhalt leider nicht klären.

Am 3.4.1416 gibt es auch ein Mandat für den Abt von Kloster Formbach des Konzils, er solle die dem Kloster Fürstenzell entfremdeten Güter zurückgeben. Urkunde 488

Am 21.4. 1420 bekam Abt Thomas und der Konvent des Klosters Fürstenzell die geistliche und weltliche Verwaltung der Pfarrkirche in Höhenstadt samt der Filiale in Irsham und der Kapelle in Essenbach mit der Bedingung, dass alljährlich im Kloster ein Jahrtag für das Domkapitel am 21. April begangen wurde. Urkunde 499

Vermutlich unter Abt Thomas wurde eine Gedenkplatte für den Klosterstifter Hartwig geschaffen.

Sein Nachfolger wurde Abt Achatius Sandhaaas

Am 1.11. 1447 inkorporierte  der Passauer Bischof Leonhard von Laiming (1423 –1451) Kloster Fürstenzell zum Dank für die oftmals erwiesene Gastfreundschaft die St. Georgs Pfarrkirche zu Beutelsbach mit allen Einkünften und Gütern und der Verpflichtung den vom Bischof jeweils eingesetzten Priester aus den Einkünften zu erhalten. Urkunde 598

Von Graf Heinrich V. Graf zu Ortenburg (+1449) kaufte Abt Achatius mehrere Güter. Urkunde607

Am 20.5. 1450 visitierte Abt Johannes III. Pluer (1448-1463)von Kloster Aldersbach Kloster Fürstenzell. Aus diesem Anlass machte er auch Inventur. Er  listete die Einkünfte des Klosters sowie die Ausgaben auf, zusammen mit dem jeweiligen Verwendungszweck, abschließend würde der Viehbestand des Klosters angegeben. Urkunde 611

1453 hatte Kloster Fürstenzell 6 Gulden Kontribution an Kloster Citeaux zu zahlen, das sind etwa 1.256,00 €, wie aus der Urkunde 622 hervorgeht.

Unter Abt Achatius erhielt die Klosterkirche ein Gewölbe.

Abt Achatius starb am 2. Februar 1457 “sub Cura medicorum” ,also in ärztlicher Behandlung. (Sulzbacher Kalender S. 54)

Auf ihn folgte Abt Kilian, der aber bereits 1459 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes I. Schletterer (1459-1496) Die Wahl leitete Abt Johannes von Kloster Aldersbach im Beisein von Abt Erasmus (1456-1465) von Engelzell und Abt Stephan (-1469?) von Kloster Gotteszell.

Die Wahl fand am 7.1.1460 statt. Urkunde 641 Den Wahltermin hatte Abt Johannes auch zur Visitation und Inventur von Kloster Fürstenzell genutzt. Urkunde 642

Zwischen Kloster Imbach und Kloster Fürstenzell gab es einen Rechtsstreit wegen des Weinzehnten von Rehberg, der sich über mehrere Jahre hinzog, und der erst am 11.5. 1472 durch Papst Sixtus IV. (1472-1484) entschieden wurde.

Urkunde 674

Schon am 31.3. 1472 hatten Abt Johannes und Prior Stephan Thoman Bursarnus Generalvollmacht erteilt, das Kloster in allen Rechtsgeschäften zu vertreten.  Urkunde 673

1473 wurde das Kloster zur Abtei erhoben (Ortschronik Fürstenzell)

1476 erhielt Abt Johannes von Papst Sixtus die Pontifikalien verliehen.

In der Regierungszeit von Abt Johannes wurde die Wallfahrtskirche von Höhenstadt, heute ein Ortsteil von Fürstenzell erbaut. Aus dieser Zeit stammt auch das Gnadenbild, eine spätgotische Madonna,genannt Schöne Maria im Turm.

Heute ist es im Rokokoaltar, der sich in der Seitenkapelle befindet.

Am 9. September 1477 visitierte der Aldersbacher  Abt  Georg von Osterhofen (1466-1486) Kloster Fürstenzell.

Abt Johannes ließ um 1490 den Chor der Portenkirche im gotischen Stil neu erbauen.

Abt Johannes verstarb 1496. Sein Nachfolger wurde Abt Pangratius Reicher (1496-1512). Der Aldersbacher Abt Simon  von Kasten (1486-1501) bestätigte die Wahl am  29.5.1496. Urkunde 779.

Abt Pangratius war wohl vorher Prior. In Urkunde 777 vom 24.4.1496 bestätigt Prior Pangratz die Richtigkeit der Aufstellung über die Einnahmen und Ausgaben des Klosters, die Abt Johannes angefertigt hat.

Am 23.06.1496 bestätigte der deutsche König Maximilian I. (1486-1508, ab 1508 Kaiser bis  1519) Kloster Fürstenzell alle Privilegien. Urkunde 780

Einen Monat später, am07.07. 1496 bestätigte Abt Jacob II. (1495-1503) von Kloster Morimond die Wahl von Pangratius zum neuen Abt.

Weihbischof Bernhard Meurl (1496-1526) aus Passau weihte im Mai 1497 den Neubau der Kapelle St. Blasius in Wendelkirchen und die Pfarrkirche zu Höhenstadt mit drei Altären. Aus diesem Anlass verlieh er einen Ablass.

Raimund Peraudi, 1500-1504 päpstlicher Legat in Deutschland, erteilte Abt Pangratius von Fürstenzell die Vollmacht, im Jubeljahr Abläße zu vergeben, außer bei Bigamie, Simonie, Mord u.ä. Urkunde 805 vom9.12.1502

Jubeljahre oder Heilige Jahre  wurden ab 1475 alle 25 Jahre begangen. Papst Paul VI. (1464-1471) hatte 1470  unabänderlich festgesetzt, dass Jubeljahre alle 25 Jahre zu begehen seien. Den Gläubigen wurde bei Erfüllung bestimmter Bedingungen einen vollständigen Ablass („Jubiläumsablass“) gewährt.

Auf Abt Pangratius folgte Gregorius Nadler (1512-1521). Er stammte aus Schärding in Oberösterreich. Er studierte in Wien. Am 01.02. 1498 machte er dort den Baccalaureus artium. Vor er Abt wurde bekleidete er das Abt des Priors in Fürstenzell.

In der Urkunde 816 vom 17.  Mai 1510 bestätigte er die Richtigkeit der Aufstellung über die Einnahmen und Ausgaben des Klosters, die Abt Pangratius angefertigt hat.

Unter Abt Gregor fing 1517 die Reformation an. Aber Reformationsereignissen ist nichts bekannt.

1521 verstarb er. Zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell wurde am 29.8. 1521 Johannes II. Viztumb, Subpleban an der Kirche zu Hohenstat, gewählt.Abt Wolfgang Marius (1514-1544) bestätigte  die Wahl in Urkunde 824

Nach dem Sulzbacher Kalender war er, wie auch sein Nachfolger Laurentius II. (1555-1561) schlechte Wirtschafter (S. 54) Ereignisse aus dem Bauernkrieg, der ja 1525 stattfand, sind unter Abt Johannes II. nicht bekannt.

Die Wahl von Abt Johannes II. wurde am 19.7.1422 (Urkunde 827) von Bruder Anthonius de Monte, Commissarius des Zisterzienserordens für ganz Deutschland, bestätigt.

Abt Johannes II regierte  bis 1540. Abt Wolfgang vom Mutterkloster Aldersbach bestätigte mit der Urkunde  859 vom 16. 2. 1540 die Wahl des Kellermeisters Laurentius zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.

Er stammte  aus Lofelden in Oberösterreich. Die Äbteliste ist wohl nicht ganz klar. Die Biographia Cisterciensis führt Abt Laurentius Perger als Abt von 1555-1561. In den Urkunden wird aber Abt Laurentius bereits 1540 als

Abt bestätigt. In Urkunde 878 vom 16.1.1555 bestätigt aber Abt Bartholomäus Madauer (1552-1577) von Kloster Aldersbach die Wahl des Kellerers Laurentius zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.

Der von Abt Wolfgang in Urkunde 859 wird ebenfalls Kellerer Laurentius genannt . Alexander Erhard nennt in Geschichte und Topographie der Umgebung von Passau, Passau 1903, auf Seite  119 Abt Laurentius I.

Berger von Lofelden in Oberösterreich als 36. Abt von Fürstenfeld und Laurentius II. Kalsinger (Kalschinger) aus Krumau als 37. Abt mit der Regierungszeit 1554-1559.

Kloster Fürstenzell scheint Probleme gehabt zu haben, seinen finanziellen Pflichten nachzukommen. Am 16.9. 1545 bewilligte Herzog Wilhelm IV. von Bayern (1508-1550) den Verkauf von Gütern,

“um die den Klöstern und Stiften von der Landschaft des Fürstentums Bayern auferlegte Steuer bezahlen zu können.” Urkunde 868

Unter Abt Laurentius II. fand nach dem Sulzbacher Kalender 1588 eine Visitation des Klosters durch eine herzogliche Kommission statt. Diese hatte eine Abdankung des Abtes zur Folge.

Das Kloster wurde unter Verwaltung von Kloster Aldersbach gestellt.

Graf Joachim von Ortenburg (1551-1600) war  ein großer Befürworter von Martin Luther. Seine Eltern hatten sich schon 1538 zu Luther bekannt. Graf Joachim führte in der Reichsgrafschaft Ortenburg die Reformation ein.

Die Reichsgrafschaft lag in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kloster Fürstenzell. Die Einführung der Reformation in der Reichsgrafschaft hatte auch große Auswirkungen auf Kloster Fürstenzell. Es  verlor viele Mitglieder des Konvents, die zum protestantischen Glauben übergetreten waren.

Unter dem letzten Verwalter lebten gerade noch drei Konventuale im Kloster.

Am 14. 11. 1566 wurde der bisherige Verwalter Sebastian [Peer] zum neuen Abt des Klosters gewählt. Abt Bartholomäus  bestätigte die Wahl in der Urkunde 891.

Abt Sebastian stammte aus Frontenhausen, Lkr. Dingolfing-Landau.  Ursprünglich war er ein Konventuale in Gotteszell. Von 1562 bis zu seiner Wahl war er Administrator in Fürstenzell. Er starb im Dezember 1570.

Danach war nochmals ein Administrator in Fürstenzell tätig und zwar der Aldersbacher Cellerar Stephan Metzger (Lanio)

Am 9.9. 1573 visitierte Generalabt  Nicolas I. Boucherat (1571–1583 ) Kloster Fürstenzell. Urkunde 895

Abt Stephan bat seinen Vaterabt Bartholomäus um Rückzahlung von 1000 fl, das sind etwa 208.400,00 €., die Aldersbach wohl geliehen bekommen hatte.

Am 22.8. 1580 wurde Willibald (Schissler], Profess zu Aldersbach, zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell gewählt.Abt Andreas II Haydecker, der in Aldersbach von 1578-1586 als Administrator tätig war,

bestätigte die Wahl mit der Urkunde 897  vom 22.8. 1580 . Die Betätigung durch den Orden erfolgte am 25.9. 1581 durch Edmund Acruce, Abt des Klosters Castellione. Urkunde 899.

Am 9.8. 1583 bestätigte Kaiser Rudolf II. (1576–1612) alle Privilegien des Klosters Fürstenzell. Urkunde 900.

Im Dezember 1587 visitierte Abt Johannes IV. Dietmair (1587-1612) von Kloster Aldersbach Fürstenzell Urkunde 905

Eine zweite  Visitation durch den Generalabt Edmond I. de la Croix (1584– 1604 ) Urkunde 907 vom  14.7.1595.

in Urkunde 911 bestätigt Generalabt Edmund die Wahl von Stephan Metzger 1598  die Wahl zum neuen Abt von Kloster Fürstenzell. Auch hier wieder die Unklarheit zum Administrator Stephan Metzger s.o.

Am 3.3. 1605 wird Johannes Deyser (1605-1609) zum Abt von Fürstenzell gewählt. Vaterabt Johannes IV. bestätigte die Wahl in Urkunde 913. Er stammte aus Oberösterreich.

Kloster Fürstenzell wurde am 5.2. 1680 durch  Abt Martin  von Kloster Clairlieu (Clariloci) und Generalkommissar des Zisterzienserordens, visitiert. Urkunde 916

Abt Johannes regierte nur bis 1609. Sein Nachfolger wurde

Jakob III. Brucker (Pontanus)(1609-1634) aus Weilheim. Abt Johannes Dietmair bestätigte die Wahl am 10.09 1609 (Urkunde 918)

1612 erhielt Kloster Fürstenzell die Brauereigerechtigkeit. Ebenfalls 1612 schlug ein Blitz in die Kirche ein und verursachte einen Dachstuhlbrand. Der Turm und die Kirche und auch die Orgel wurden zerstört.

Angeblich blieb nur ein hölzernes  Kruzifix mitten in den Flammen unversehrt.

Schon im September 1595 hatten sich auf Einladung des Generalabtes Edmond de la Croix 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum in Kloster Fürstenfeld getroffen. Diese beschlossen mit den Fürstenfelder Statuten die Grundlagen einer gemeinsamen Reform und konstituierten ein gemeinsames oberdeutsches Generalvikariat. Es dauerte aber bis sich die ins Auge gefasste Kongregation bildete. Seit der Visitation des Generalabtes Nikolaus II. Boucherat  1615/16 in Deutschland, Böhmen und Österreich stand dann die Ordensspitze wieder hinter dem Projekt einer Kongregationsbildung.

Am 13. 5. 1616 visitierte  Nikolaus Boucherat im Rahmen der großen Visitation auch Kloster Fürstenfeld Urkunde 925.

Bei einem Äbtetreffen 1618 wurden erarbeitete Statuten revidiert  und vom Vertreter des Generalabtes approbiert. Am 22. Januar 1619 wurden sie vom Abt von Cîteaux bestätigt. Die Kongregation wurde am 17. Oktober 1624 vom Papst anerkannt.

Auch Kloster Fürstenzell trat der Kongregation bei.

Mit dem Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 begann der Aufstand der protestantischen böhmischen Stände. Daraus entwickelte sich der Dreißigjährige Krieg. Zunächst war es der böhmisch-pfälzische Krieg von 1618-1623, der sich in Böhmen und der Kurpfalz abspielte.

Bayern und damit die bayrischen Klöster waren noch nicht betroffen. Das änderte sich erst mit dem “Schwedischen Krieg” 1630-1635. Der schwedische König Gustav Adolf (1611-1632) landete am 6. Juli 1630 auf Usedom und die Schweden blieben dann rund

20 Jahre in Deutschland, also deutlich länger als die Bezeichnung vermuten lässt. Sie drangen über Magdeburg, Leipzig bald bis nach Franken ein.

Nun war der Krieg auch in Bayern angekommen. 1632 waren die Schweden auch in Fürstenzell. Zu Plünderungen oder Kontributionen gibt es aber keine Quellen.

Auch die Pest wütete rund um Fürstenzell In Irsham musste wie vielerorts ein Pestfriedhof angelegt werden. Im Gefolge der Pest gab es auch eine große Hungersnot.

Auch Abt Jakob fiel der Seuche wohl zum Opfer. Er verstarb im Herbst 1634.

Wolfgang Gattermaier (1635-1666) wurde am 15.4. 1635 durch Abt Michael (1612-1635) von Aldersbach als neuer Abt von Fürstenzell bestätigt. Urkunde 949. Mit der Folgeurkunde 950 vom 29.9.1635 erkannte der Salemer Abt und

Generalvikar des Zisterzienserordens in Deutschland Thomas I. Wunn (1615–1647 ) ,  die Wahl des Wolfgang Gattermaier an. Vor seiner Wahl war er Prior in Kloster Fürstenzell.

Er stammte aus Obernberg in Oberösterreich. Er war Licentiat der Theologie und nach dem Sulzbacher Kalender “ein sehr gelehrter Mann”.

1647 kamen die Schweden nochmals bis vor Fürstenzell, jedoch blieben Kloster und Kirche von der Plünderung verschont.

Abt Wolfgang war Beisitzer bei der Wahl von Abt Gerhard Hörger am 8. Januar 1651 zum Abt von Kloster Gotteszell. Am 19. März 1651 wurde er zum Abt von Kloster Aldersbach postuliert, lehnte dies aber zunächst ab, weil er

Gotteszell nicht aufgeben wollte. Mit Dispens des Generalabtes Claude Vaussin (1643-1670) leitete er dann beide Abteien.

Abt Wolfgang resignierte 1666 und verstarb 1667.

Zu seinem Nachfolger wurde unter Vorsitz von Abt Gerhard (1651-1669) von Kloster Aldersbach Melchior Korn (1666-1684)  am 12.09. 1666 gewählt. Urkunde 978

Generalabt Claude  Vaussin  bestätigte am 12.5. 1667 Melchior Korn als neuen Abt zu Fürstenzell. Urkunde 981

Melchior wurde 1621 in Bughausen geboren. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Burghausen und studierte ab 1644 in Ingolstadt. Seine Profess legte er wohl 1646 ab.

Unter Abt Melchior begann 1674 der Neubau der Klosteranlagen Baumeister waren wohl Handwerker aus Roveredo im Misox. Ab 1677 wird Carlo Antonio Carlone (1635–1708) aus Scaria genannt.

Abt Melchior starb am 1.11. 1684

Am11.1684 bestätige Abt Engelbert Vischer von Kloster Aldersbach (1683-1705) die Wahl von   Alfons Gattermaier (1684-1691) zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell. Urkunde 1000

Er war ein Bruder des Abts Wolfgang Gattermaier. Generalabt Jean XII. Petit (1670– 1692 ) bestätigte die Wahl von Abt Alfons am 26.4.1684. Urkunde 1001.

Am selben Tag stellte er eine Urkunde aus, in der er ihm die weltliche und geistliche Gewalt über das Kloster Fürstenzell verlieh. Urkinde 1002

Abt Alfons vollendete den Neubau der Klosteranlagen,  den Abt Melchior 1674 begonnen hatte.

Abt Alfons verstarb 1691. Sein Nachfolger wurde Josef Schmittner, aus Braunau (1691–1694) Mit Urkunde 1010 vom  20.5.1691 gab Abt Englbert Vischer (1683-1705) Die Wahl von Josef Schmitner als neuen

Abt von Kloster Fürstenzell bekannt. Am 20. 7. 169e bestätigte Generalabt Jean XII. Petit  die Wahl. Urkunde 1011

Schon 1694 folgte mit Benedikt Arb (1694–1700) der nächste Abt. Abt Engelbert von Kloster Aldersbach bestätigte am 13.10. 1694 die Wahl.

Generalabt Nicolas III. Larcher (1692-1712 ) bestätigte die Wahl am 17.1.1695. Urkunde 1014

Abt Benedikt war vor seiner Wahl Vikar in Beutelsbach. Er resignierte 1700.

Sein Nachfolger wurde Abundus I. Arleth (1700-1707)

Er stammte aus Ingolstadt und war Sohn eines Kantors. Er war Professor der Philosophie. Als er am 26. April 1700 zum Abt gewählt wurde, war er Prior im Kloster Fürstenzell.

Er wurde im Herbst 1701 zusammen mit Emanuel I. Scholz (1700–1733) Abt von Raitenhaslach vom Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation Stephan I. Jung (1698–1725) und Abt von Kloster Salem benediziert.

Abunhdus war kaum Abt, als der Spanische Erbfolgekrieg 1701-1714 begann. Der Krieg war ein dynastischer Erbfolgekrieg, der zwischen den Herrscherhäusern Habsburg und Bourbon um die Nachfolge Karls II. (1665-1700), des letzten Habsburgers auf dem spanischen Thron

Außerdem ging es um das Mächtegleichgewicht in Europa.  Der bayrische Kurfürst Max Emmanuel (1679-1704) Ab 1691 war er Generalstatthalter der spanischen Niederlande. 1701 wechselte er die Fronten und stellte sich auf die französische Seite.

Der Krieg war nun in Bayern angekommen. 1703 besetzte Max Emanuel Schloss Neuburg am Inn, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu Fürstenzell war. Nach seiner Niederlage in der zweiten Schlacht von Höchstädt ging er ins Exil in die Niederlande. Er kehrte erst 1715 nach Bayern zurück und

regierte dann wieder bis zu seinem Tod 1726.

Abt Abundus floh nach Kloster Raitenhaslach, da Fürstenzell besetzt wurde.

Auch hatte das Kloster unter Kriegssteuern und Kontributionen schwer zu leiden. Der Sulzbacher Kalender schreibt sogar, dass das Kloster durch Kriegssteuern so mitgenommen gewesen sei, “ was dem guten Herrn das Herz brach”. (S.54)

Abt Abundus verstarb 1707.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Abundus II. Pugnetti (1707-1727) am 13. November 1707 gewählt. Zu diesem Zeitpunkt lebten 15 Mönche und 3 Konversen im Kloster.

Er wurde 1672 oder 1673 als Sohn  eines geadelten kaiserlichen Artillerieobersten geboren. Abt Abundus war der einzige Fürstenzeller Abt, der dem Adelsstand angehörte.

Bayern war zu der Zeit von kaiserlichen Truppen besetzt. Seine Abkunft könnte bei seiner Wahl eine Rolle gespielt haben. Auch die großen österreichischen Besitzungen

des Klosters haben möglicherweise dafür gesorgt, dass Fürstenzell während seiner Regierungszeit geschont wurde.

Trotz der krisenhaften Zeiten ließ er die große Schwaig erbauen, einen Maierhof nordwestlich des Klosters. Auch dass er dazu Gelder in München aufnehmen musste, hielt ihn nicht vom Bau ab.

Es war eine Vierflügelanlage von 51 x 51 Meter. Er wurde von Antonio Rizzi aus Misox in Graubünden von 1717-1719. Rizzi arbeitete Anfang des 18. Jahrhunderts in Niederbayern.

Auch in Höhenstadt, heute ein Teilort von Fürstenzell und Kurbad ließ er bauen. Dort gab es eine Schwefelquelle auf Klostergrund. Er ließ ein hölzernes Badhaus mit Wasserleitung  errichten, was für langsam wachsenden Zulauf von Heilungssuchenden sorgte.

1724 war er Wunschkandidat von Kurfürst Max Emanuel als Prälatensteuerer für die Landschaft. Das war schon sein zweiter Anlauf. Die Verordneten wählten dafür Abt Corbinian (1707-1739) von Kloster Asbach.

Diese Wahl erregte beim Kurfürsten berechtigtes Missfallen,zumal gegen Abt Corbinian viele Klagen wegen schlechter Wirtschaftsführung und außerdem unklösterlichem Verhalten vorlagen. Um Abt Corbinian nicht weiter zu demontieren, wurde die Wahl zwar nicht

wiederholt. die Landschaft sagte aber zu, Abt Abundus bei der nächsten Wahl zu berücksichtigen. Dies geschah auch bei der Wahl am 31. März 1727. Allerdings verstarb Abt Abundus ein Vierteljahr nach der Wahl im 56. Lebensjahr.

Sein Nachfolger wurde Abt Stephan III. Mayr (1727-1761) Am 15.3.1728 bestätigte Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727– 1748  die Wahl von  Abt Stephan zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell. Urkunde 1032.

Er wurde als Sohn des bürgerlichen Wundarztes am «oberen Bad»geboren.

1709 legte er in Fürstenzell unter dem Namen Stephan ab. 1714 feierte er seine Primiz. 1718 war er Vikar in Höhenstadt.

Über das Leben und wirken  von Abt Stephan ist wenig bekannt. Aber auf seinem Epitaph  wird er unter dem Namen «Magnus  Stephanus» mit «Fundator Alter» und «Restaurator munificus» (zweiter Gründer und freigiebiger Erneuerer) bezeichnet.

Auch seine Regierung wird durch Krieg überschattet. Der Österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748 erfasste auch Niederbayern. Auch Kloster Fürstenzell musste wieder Kriegssteuern entrichten.

Trotzdem unternahm er den Neubau der Klosterkirche und vollendete ihn.

1739 beauftragt Abt Stephan den den Passauer Bildhauer Joseph Matthias Götz ( (1696–1760) als Baumeister für den Kirchenneubau. Abt und Baumeister überwerfen sich aber.

Er trifft den Baumeister Johann Michael Fischer (1692–1766), der sich mit seinen Kirchen in Ingolstadt und Berg am Laim einen Namen gemacht hat. Dieser legt ihm 1740 einen neuen Riss vor und erhält den Bauauftrag.

Er delegiert seinen Palier Martin Wöger (1700–1761) nach Fürstenzell. Dieser erstellt das Chorgewölbe noch im selben Jahr. 1741 erstellt er das Hauptgewölbe. 1742 ruhen die Bauarbeiten wegen des Krieges zwischen

Österreich und Bayern.

Die Stuckaturen übernimmt Johann Baptist Modler (1697–1774) auch schon 1741. Es ist sein erster Auftrag als Stuckateur.

Auch mit Baumeister Fischer überwirft sich der Abt. Dieser zieht  seinen Palier und 6 Maurer ab und lässt die Kirche im Westen unvollendet zurück.

Der Passauer Orgelbauer Philipp Jakob Schmid stellt 1748 die Orgel auf der Westempore fertig.

Abt Stephan war wohl auch ein ausgezeichneter Musiker und wird vom Klosterchronisten als virtuoser Geiger beschrieben.

Am 27. Oktober 1748 weihte der Passauer Bischof Kardinal Joseph Dominikus Graf von Lamberg (1723-1761) die Klosterkirche.

Abt Stephan stirbt 1761.

Sein Nachfolger wurde Abt Otto (1761-1792) als 48. Abt von Kloster Fürstenzell.

Er ist am 12. Juli 1709 Polling als Sohn Sohn des Klosterschneiders bei den Augustinerchorherren von Polling bei Weilheim geboren.

Sein Bruder Clemens war von 1740–1770 Propst des Augustinerchorherrenstift Rottenbuch

Er legte am 1. November 1730 die Profess im Kloster Fürstenzell ab und wurde 1733 zum Priester geweiht. 1758 war er Vikar in Höhenstadt.

Am 11. August 1761 wurde Otto zum Abt gewählt. Generalabt François Trouvé (1748–1797) bestätigte die Wahl des Otto Prasser zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.Urkunde 1053 vom 1.9. 1761

Sein Vorgänger Stephan hatte trotz Kirchenneubau und Kriegszeiten das Kloster schuldenfrei  und eine geordnete Finanzlage hinterlassen.

Otto ließ den Süd-und Westtrakt des Klosters neu bauen. Die Planung der –Architektur, sowie der Doppelturmfassade wird Vinzenz Fischer (1729–1810)Professor an der Architekturschule der Wiener Akademie zugeschrieben.

Neben den Neubauten von Prälatur- und Refektoriumsflügel ließ er die Bibliothek und die Portenkirche umbauen.

Die Einrichtung des Bibliotheksaals besorgte der Bildhauer Joseph Deutschmann (1717–1787) aus Imst. Für die Deckenfresken waren die  Matthäus Günther(1705–1788) und Johann Jakob Zeiler (1708–1783) verantwortlich.

Otto  baute auch den eingefriedeten Prälatengarten westlich des Klosterhofs mit dem «Salettl» genannten Pavillon als Abschluss.

Im Festsaal malt 1773 Bartolomeo Altomonte (1694–1783) aus Warschau die Deckenfresken.

Die Kirchtürme werden mit Kupferkuppeln versehen und die Kirche erhält ein neues Geläut. Die Glocken wurden von Peter Anton Jacomini ( † 1789) aus  Passau gegossen.

Außerhalb des Klosters ließ er in Höhenstadt ein festes Gebäude anstelle des hölzernen Badhauses, das Abt Abundus gebaut hatte, errichten. Dieses bekam schöne Zimmer und einen Speisesaal.

Im Kremstal besaß Kloster Fürstenzell umfangreiche Weingüter. In Imbach in der Nähe von Krems ließ er den Fürstenzellerhof, heute ein Gasthaus errichten.

Auch der Anbau einer Brauerei am Prälaturflügel wird Abt Otto zugeschrieben.

1775 beging Kloster Fürstenzell mit einem großen Fest sein 500-jähriges Bestehen. Der Festsaal war gerade rechtzeitig zum Fest fertig geworden.

15 Äbte und viel Prominenz waren anwesend. Aber auch das “gemeine Volk” nahm am Fest teil.

Ein weiteres Fest beging Abt Otto mit einem persönlichen Feiertag. 1783 beging er sein 50-jähriges Priesterjubiläum.

Er legte nach 31 Jahren Regierungszeit sein Amt 1792 nieder, lebte aber noch 6 Jahre und verstarb am 3. September 1798.

Sein Nachfolgere wurde Edmund Bachmayr (1792–1803) als letzter Abt von Kloster Fürstenzell.

Er wurde am 3. Oktober 1758 als Sohn eines Revierförsters in Außernzell geboren. Er legte 1777 die Profess ab in Kloster Fürstenzell ab und wurde am 29. September 1783 zum Priester geweiht. Von 1791 bis 1792 studierte er Rechte in Ingolstadt und war anschließend Seelsorger in Irsham.

Er wurde am 28. November 1792 zum Abt gewählt und 1793 zum Abt geweiht und infuliert.

Abt Edmund förderte wie seine Vorgänger Wissenschaften und Kirchenmusik. Dafür ließ er mehrere Instrumente anschaffen.

Er war auch ein Schulmann. Er baute ein größeres Schulhaus zur Hebung der Volksschule, die von Kindern aus der näheren und weiteren Umgebung sehr gut besucht war.

1800 begründete eine moderne Industrieschule für Arbeiterinnen mit handwerklicher Ausrichtung.

Auch er war für die Landschaft tätig und  wurde 1795 zum Deputierten des Prälatenstandes bei der Regierung bestellt.

Seit 1797 gehörte er als Nachfolger des Aldersbacher Abtes Otto Doringer (1779-1797) dem Generalstudiendirektorium der Prälaten an.

1803 wurde Kloster Fürstenzell im Zuge der Säkularisation aufgehoben.

Die Familie Wieninger erwarb die Kloster- und Ökonomiegebäude.

Als Schulfachmann ist Ex-Abt Edmund auch weiterhin im Schulbereich tätig. 1804 wurde er zum Oberinspektor der Landschulen im Landgerichtsbezirk Griesbach bestellt.

Danach war er 1807 bis 1814 war er Pfarrprovisor in Haardorf bei Osterhofen. Als solcher bewirkte er, dass in der nahegelegenen Wallfahrtskirche Kreuzberg das Allerheiligste aufbewahrt werden durfte. 1814 zog er als Kommorant nach Deggendorf, wo er am 15. Dezember 1817 starb

Ein Kommorant war ein Geistlicher, der an einem Ort ansässig war, ohne seelsorgerisch tätig zu sein.

1930 übernahm die Deutsche Provinz der Gesellschaft Mariens das ehemalige Kloster Fürstenzell. Die Maristenpatres nahmen 1931 den Lehrbetrieb an der ordenseigenen philosophisch-theologischen Hochschule und 1948 am Gymnasium auf. Ein weiteres Aufgabenfeld der Patres war die Seelsorgetätigkeit in der Pfarrei Fürstenzell und den Nachbarpfarreien. Am 15. August 2009, am Tag des Patroziniums, verabschiedeten sich die Maristen altersbedingt aus der Seelsorge in der Pfarrgemeinde Fürstenzell.

                                                                                                                                                             

16 Apr 2023

Kloster Allerheiligen (Schwarzwald)

                                                                                                                                                                                                             

Der Heilige Norbert von Xanten (*1080/1085-+6. Juni 1134) gründete 1120 einem  abgelegenen Waldtal bei Prémontre ein Kloster. Seine Mitglieder waren Kanoniker. Das sind Kleriker,die sich zu einem

gemeinsamen Leben ohne Privateigentum zusammen geschlossen haben. Grundlage für den Orden ist die Regel des heiligen Augustinus.Durch Norbert von Xanten erhielt die Augustinerregel aber ihre

besondere Ausprägung, weswegen die Prämonstratenser auch oft Norbertiner genannt werden. Die Ordenskleidung ist weiß. Im Mittelpunkt des religiösen Lebens steht die Liturgie. Siebenmal am Tag versammeln sie sich zum

Chorgebet. In der Frühzeit der Prämonstratenser war ihr Leben streng. Um Miiternacht wurde die Matutin gebetet. Im Kloster herrschte ununterbrochenes Stillschweigen.Fleischgenuss gab es nur bei Krankheit.

Alle waren zur Handarbeit verpflichtet, auch die Priester.

Eine Klostergemeinschaft wurde Kanonie genannt. Ähnlich wie die Zisterzienser waren die Prämonstratenser zentralistisch angelegt. Der Generalabt saß in Prémontre. In seinen Händen lag die Leitung des Ordens.

Äbte und Pröpste mussten immer wieder nach Prémontre kommen, wo über Ordensangelegenheiten und Ordensbräuche beraten wurde. Die Klöster einzelner Gebiete waren zu einer Zirkarie zusammengefasst. Ursprünglich deckte sich dass

mit einer Diözese. Es gab das Amt des Zirkators. Dieser visitierte die Klöster bestimmter Gebiete im Auftrag des Generalabtes von Zeit zu Zeit. Die Klöster hielten enge Bindungen zu dem Kloster, von dem aus sie jeweils gegründet wurden. Es nannte sich dann dessen filia.

Der Orden war weitgehend von den Bischöfen und weltlichen Herren unabhängig.

1126 bestätigte Papst Honorius II. (1124-1130) den Orden der „Chorherren des heiligen Augustinus nach den Gebräuchen der Kirche von Prémontré“.

Die asketische Persönlichkeit Norberts und sein Ruf als charismatischer Reform-und Bußprediger verschafften dem jungen Orden einen großen Zulauf und es kam zu vielen Klostergründungen in Frankreich, England und Deutschland.

Uta von Schauenburg (um 1115/20-1196/99) war die jüngere Tochter des Pfalzgrafen Gottfried bei Rhein aus dem Hause der Grafen von Calw und der Luitgard von Zähringen.

Ihre Großeltern sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits hatten als Klostergründer gewirkt. Ihr Urgroßvater Adalbert II. von Calw (+1099) hatte Kloster Hirsau um 1050 neu gebaut und um 1059 das Stift Sindelfingen gegründet.

Ihr Großvater mütterlicherseits Herzog Berthold II. von Zähringen (+1111) gründete 1093 das Kloster St. Peter im Schwarzwald.

Utas Vater Gottfried hatte keine männlichen Nachkommen, hatte aber reiche Besitztümer. Dazu ging ihre Schwester eine nicht standesgemäße Ehe ein. Uta  war also eine ganz gute Partie.

In jungen Jahren heiratete Uta Welf VI. (*1115-1191),Markgraf von Tuscien, dem sie schon als Sechsjährige versprochen war. Die Ehe war wohl nicht glücklich. Ihr entstammte ein Sohn, Welf VII, der allerdings schon 1167 auf dem Feldzug Friedrich Barbarossas gegen den Papst verstarb.

Auch Welf VI. war als Klostergründer tätigt. Er gründete 1147 das Prämonstratenserkloster Steingaden, in dem sein Sohn und später auch er beerdigt sind.

Herzog Welf starb 1191. Kurz danach gründete seine Witwe Uta das Prämonstratenserkloster Allerheiligen bei Oppenau. Die Klostertradition nimmt 1192 als Gründungsjahr an.

Allerheiligen war eine singuläre Erscheinung. Es ist die späteste und einzige prämonstratensische Klostergründung im rechtsrheinischen Oberrheingebiet.

Die “Gründungsurkunde” ist im Original verlorengegangen. Die weiteren Abschriften beruhen alle auf einem Vidimus aus dem Jahr 1441. Der Text enthält eine Besitzliste mit den Ausstattungsgütern des Klosters, die vor allem im Renchtal lagen, und erwähnt als zentralen Besitz das Patronatsrecht über die Kirche in Nussbach.

Die Gründungsurkunde besagt, dass Allerheiligen von der Cella Herbipolim gegründet worden ist. Dort wurde unter Mitwirkung von Norbert von Xanten 1128 ein Doppelkloster der Prämonstratenser gegründet. Das Totenbuch von Allerheiligen verzeichnet tatsächlich drei Kanoniker

aus Zell. Zwar erklärte Abt Oswald Lorchert (1747-1785) von Oberzell in seinem Schreiben vom 30. Januar  1757, dass Kloster Allerheiligen nie als Tochter von Kloster Oberzell betrachtet worden sei.

Der Propst des Klosters Marchtal Theoderich  von Wittenhausen (1243-1251) verzichtete nach den Annalen Kloster Marchtals auf das Recht auf das Patronat von Kloster Allerheiligen. Es ist anzunehmen, dass  auch Kanoniker aus Marchtal gekommen sind, um an der Gründung teilzunehmen.

Es war bei den Prämonstratensern nicht unüblich, dass sich der Konvent eines neuen Klosters aus Mitgliedern verschiedener Klöstern zusammensetzte.

“Uta, Herzogin von Schauenburg, gründet zur Ehre Gottes und aller Heiligen ein Kloster am Nordwasser (Nortwazzer) beim Büttenstein (Butenstein) nach der Augustinerregel und den Statuten des Prämonstratenserordens, bestimmt die Grenzen des Klostergebiets und stattet dasselbe aus mit näher beschriebenen Gütern zu Rinken (Rincun), Ramsbach (Ramesbach), Hesselbach (Haselbach) und Elisweier (Elliswilre), sowie den vierten Teil des Fischwassers Bustrich (Bustric); außerdem bestätigt sie dem Kloster das Patronatsrecht der Kirche in Nußbach (Nuzbach) und bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen zu Kirche und Bistum Straßburg gehören soll wie das Kloster Oberzell zu Würzburg, von wo aus das Kloster gegründet wurde. GAL Findbuch 34 Nr. 139

Neben der Festlegung des Besitzes kamen auch rechtliche Bestimmungen dazu. Als Mitglied  des Prämonstratenserordens sollte Allerheiligen jegliche Freiheit haben, die irgendein Kloster dieses Ordens besitzt. Es sollte frei sein von Abgaben. Es sollte keinen Vogt  über sich haben und kein Landesherr

sollte das Kloster zu irgendwelchen Leistungen heranziehen.

Uta hatte in der Gründungsurkunde bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen dem Orden der Prämonstratenser angehören sollte. Zum einen genossen die Prämonstratenser zu Utas Zeiten wegen ihres vorbildlichen, strengen Lebens einen guten Ruf.

Möglicherweise hat auch mitgespielt, dass ihr Gatte Welf VI., der in der Bestätigungsurkunde Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) von 1218 neben Uta als Gründer genannt wird, 1247 das Prämonstratenserkloster Steingaden gegründet hat. Es bestanden also

Beziehungen zum Prämonstratenserorden.

Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) stellte  in Ehnheim  eine Bestätigungsurkunde für Kloster Allerheiligen aus. Sie ist ohne Zeitangabe. Aber Heinrich hielt sich 1196 in Ehnheim auf, wie aus anderen Quellen bekannt ist. Das lässt den Schluss zu, dass Allerheiligen zwischen 1191 und 1196 gegründet worden ist. Bei der Ausfertigung müssen Männer mitgewirkt haben, die mit den Örtlichkeiten und den Besitzverhältnissen im Renchtal vertraut waren. Außerdem müssen sie die Privilegien und Gepflogenheiten der Prämonstratenser und auch ihre Klöster gekannt haben.

Das Könnte Manegold gewesen, der ehemalige Beichtvater Welfs VI., der ins Kloster Steingaden eingetreten ist und dann in Marchtal Propst (1191-1204) geworden ist.

Am 9. April 1200 bestätigte König Philipp von Schwaben (1198-1208) die Vogtfreiheit des Klosters. Philipp – RI V,1,1 n. 46

Die erste päpstliche Schutzurkunde stellte Papst Innozenz III. (1198-1216) am 5. Februar 1204 in Anagni aus. In dieser Urkunde wird nicht nur Uta als Stifterin genannt, sondern auch ihr Mann Welf IV. und die beiden Zähringer Hugo von Ulmburg (+1203) und Berthold IV. (1152-1186).

Zum 1. Propst wählte der Konvent Gerungus (1196-1217) Wahrscheinlich wurde er von Marchtal nach Allerheiligen geschickt. Er stammte wohl aus einem schwäbischen Ministerialengeschlecht, in dem der seltene Name Gerungus gängig war. Im LThK Bd 1 im Artikel Allerheiligen wird ein Gerungus von Schauenburg als Gründerpropst genannt (S. 406). Als Gründerpropst hatte Gerung die Aufgabe, die baulichen Voraussetzungen für klösterliches Leben zu schaffen. Das war in dieser abgelegenen Lage nicht einfach. Wege mussten gebaut werden, Sümpfe trockengelegt und Wasserleitungen

angelegt werden. Die Baumeister der Klosterkirche von Allerheiligen sind unbekannt, aber sie standen wohl in Beziehung zur Straßburger Münsterbauhütte. Der Bau wurde unter Propst Gerung begonnen. Chor, Vierung und Querschiff entstanden in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts

und das Langhaus zu Beginn des 14. Jahrhunderts vollendet.

Bereits 1217 wurde Allerheiligen direkt der Mutterabtei in Prémontré unterstellt.

Nachfolger von Propst Gerungus wurde Walther von Westernach. Er war von 1209-1214 Propst in Marchtal gewesen. Wegen innerer Schwierigkeiten hatte er dieses Amt 1214 niedergelegt. 1217 wurde er vom Abt in Prémontré Gervais d’Angles (1209-1220) zum Propst von

Allerheiligen ernannt.

Auch Propst Walther sorgte für die rechtliche Absicherung des Klosters. Im Januar 1218 nahm Kaiser Friedrich II.(1210 König ab 1220-1250 Kaiser)das Kloster Allerheiligen, seine Insassen und seine Güter in seinen besonderen Schutz.(GLA 33 Nr.49) Eine weitere Schutzurkunde stellte Friedrich II. 1224.

Auch sein Sohn Heinrich stellte dem Kloster 1224 eine Schutzurkunde aus.

Am 15. Januar 1223 nahm Papst Honorius III. (1216-1227) Propst und Konvent des Kloster Allerheiligen in seinen Schutz und bestätigte den Klosterbesitz ins besondere die Kirchen in Nußbach und Urloffen. (GLA E Nr.48)

Schon 1220 hatte der Straßburger Bischof Heinrich II. von Veringen (1202-1223) die Freiheiten und Besitzungen des Klosters bestätigt. (GAL 33 Nr.56)

Die Einkünfte aus Schenkungen waren noch sehr gering. Die finanziellen Belastungen, die das Kloster durch den Klosterbau zu tragen hatte waren aber sehr hoch. Wohl deshalb schickte Propst Walter Ordensbrüder aus, um Geld zu sammeln.

Das war natürlich nicht ungefährlich. König Heinrich VII. (1220-1235) stellte dem Kloster am15. April 1227 in Hagenau eine Schutzurkunde aus. “nimmt die zelle Allerheiligen in seinen besondern schutz, und gebietet seinen dienstmannen clerikern und amtleuten deren almosensammler liebreich aufzunehmen”. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4054

Allerheiligen hatte das Patronatsrecht über Nußbach. Propst Walther bat nun Papst Honorius, die Pfarrei nach dem Tode des gegenwärtigen Pfarrers die Pfarrei dem Stift einverleiben zu dürfen. Papst Honorius beauftragte Bischof Heinrich von Straßburg, dies zu überprüfen.

Nachdem er sich von der Armut des Ortes überzeugt hatte, stimmten er und das Domkapitel 1225 der Einverleibung zu. Dabei wurden die Einkünfte der Pfarrei Nußbach, Oppenau und Oberkirch festgesetzt.Allerheiligen hatte nur die Verpflichtung,  künftig anzustellende Pfarrer

dem Archidiakon als Vertreter des Bischofs vorzustellen.

Am 6. Juni 1228  bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) dem Propst und Konvent des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald die diesem vom Bischof von Straßburg übergebene Kirche zu Nußbach (GLA E Nr.56)

Nachfolger von Propst Walther wurde Probst Heinrich (1233-1262).

1239 kaufte er von Gräfin Adelheid von Freiburg (+1248) den Hof in Nussbach mit dem Patronatsrecht der Pfarrei 34 Nr. 680. Allerdings erhob der Markgraf Hermann VI. von Baden (1243-1247) Ansprüche auf die Vogtei über Nussbach und andere Forderungen.

Der Propst war nicht bereit auf die Ansprüche des Klosters zu verzichten. Daraufhin nahm der Markgraf den Prost und seine Kanoniker gefangen.

Ein Schiedsspruch des Straßburger Bischofs Konrad V. von Eberstein (1237-1245)und seines Dompropstes entschied den Streit zu Gunsten des Klosters Allerheiligen. Der Bischof stellte fest, dass der Markgraf aufgrund der erhaltenen Privilegien des Klosters

keinerlei Rechte auf die Vogtei habe. Der Markgraf musste auf alle seine Forderungen verzichten und eine Buße von 200 Pfund zahlen.(GLA  34 Nr. 837)

Kloster Allerheiligen genoss inzwischen einen sehr guten Ruf. 1238 war das schon 764 gestiftete Kloster Lorsch dem Erzbistum Mainz und seinem Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230-1249) zur Reform unterstellt. Die dortigen Benediktiner widersetzten sich der Reform und mussten Lorsch verlassen. Sie wurden zunächst durch Zisterzienser aus Kloster Eberbach ersetzt. Diese konnten sich in Lorsch allerdings auch nicht halten. Erzbischof Siegfried rief dann 1248 Prämonstratenser aus Kloster Allerheiligen nach Lorsch. Lorsch hatte nun den Status einer Propstei.

Lorsch betrachtete sich als “Tochter” Allerheiligens.

Schon 1189 waren Prämonstratenser aus Allerheiligen im elsässischen Hagenau. Die dortige St. Niklaskirche wurde vorher auch das Prämonstratenserkloster genannt. (Topograhia Alsatia: Hagenau 22).

Die Bettelmönche von Allerheiligen in Straßburg wurden 1297 ebenfalls Prämonstratenser.

Der Marchtaler Propst Dietrich von Wittenhausen (1243-1261) verzichtete auf die Paternatsrechte von Kloster Marchtal. Seit 1320 wird Allerheiligen in der Zirkarie Wadgassen geführt.

Am 28. Juni 1259 stellte Papst Alexander IV. (1254-1261) Kloster Allerheiligen wohl aus gegebenem Anlass eine Schutzurkunde aus, in der er dem Klerus der Mainzer Kirchenprovinz befahl, das Kloster Allerheiligen im Schwarzwald gegen

dessen Bedränger zu schützen. (GLA E Nr.247)

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Konrad von Schauenburg (1262-1289). Er hatte das Vertrauen des Straßburger Bischofs Konrad III. von Lichtenberg (1273-1299). Dieser gestattete am 2. Mai 1281 Propst und Konvent auf der vakant gewordenen

Kirche von Oppenau, für die das Kloster Patronats-und Präsentationsrechte hatte, einen Konventualen des Klosters präsentieren zu dürfen, der die Pfarrstelle zusammen mit einem Amtskollegen versehen solle. (34 Nr. 1238)

Einen guten Draht scheint Propst Konrad auch zu Papst Martin IV. (1281-1285) gehabt zu haben. Denn der Papst stellte dem Kloster in den nur vier Jahren seines Pontifikats 6 Urkunden aus. Am 15. März 1284 nahm er das Kloster in seinen Schutz und bestätigte dessen Zehnten, Güter und sonstigen Besitzungen. (GLA E Nr. 282) Auch im März 1284 bestätigte Papst Martin IV. die Schenkung des Straßburger Bürgers Friedrich Westermann und seiner Frau eines Hofes in Sasbach. (GLA E Nr. 283)

Eine interessante Urkunde war die, die der Papst am 2. März 1284 ausstellte. “Papst Martin IV. bewilligt dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Anrecht auf die Güter, die die Brüder des Klosters rechtmäßig erworben haben würden, falls sie in der Welt geblieben wären, ausgenommen Lehen.

( GLA E Nr.284) Noch im März bewilligte der Papst dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Recht, gewisse Privilegien und Indulgenzen, die zeitweise aus Unkenntnis in Vergessenheit geraten waren, wieder zu gebrauchen. (E Nr.285)

Im April 1284 verhinderte er mit einer Urkunde, dass jemand ohne rechtlichen Grund sich der Angehörigen und Güter des Klosters bemächtigt und diese unterschlägt, bis seine unbegründeten Forderungen erfüllt sind. (E Nr.286)

Unter Konrad wuchs auch das Ansehen der Klosterkirche in der Bevölkerung. Bischof Johannes von Litauen, ein Deutschordensherr und aus einem Bistum Litauen vertriebenen Bischof, der dann in mehreren südlichen Bistümern der Kirchenprovinz Mainz tätig war-in Konstanz ist er von 1282-1290 nachweisbar- erteilte der Klosterkirche einen 14-tätigen Ablass. (GLA 34 Nr. 105)

1297 gewährten mehrere Bischöfe ebenfalls einen 40-tägigen Ablass. Das erhöhte natürlich den Zulauf, das Spendenaufkommen der Pilger aber auch letztwillige Verfügungen, eine gute Einnahmequelle für das Kloster. (34 Nr. 106)

Nachfolger von Propst Konrad wurde Propst Henrich II. (1290-1319). Auch in seiner Regierungszeit entwickelten sich die Besitzverhältnisse Allerheiligens günstig.

Bischof Konrad III von Lichtenberg gestattete dem Propst und Konvent von Allerheiligen, die Kirchen von Oppenau und Oberkirch, die bisher von Professen des Klosters versehen worden waren, mit Weltpriestern zu besetzen. Im 13. Jahrhundert hatte das Kloster versucht, möglichst

Chorherren als Priester einzusetzen. Aber gelegentlich scheint es doch an seine Grenzen gekommen zu sein.

Unterstützung fand das Kloster vor allem durch den Renchtaler Adel so die Herren von Bach, die Herren von Neuenstein, die bei Lautenbach ansässig waren, die Herren von Schauenburg, Winterbach und Staufenberg, aber auch die Grafen von Freiburg und Fürstenberg, die alle in der Gegend begütert waren. Viele der Adligen ließen sich auf dem Klosterfriedhof beerdigen, was in der Regel auch mit Spenden honoriert wurde.

Auch Geistliche waren unter den Stiftern, so zum Beispiel Propst Heinrich aus dem Stift Honau bei Schwindratzheim, der dem Kloster Höfe, Äcker und Wiesen sowie Zinsen in Ebersweier (GLA 34 Nr.423), Zusenhofen und Willstätt schenkte.

Eine besonders umfangreiche Schenkung erhielt das Kloster von der Witwe Junta Knierin aus Renchen, die den Knabenhof in Fautenbach, den Schultheißenhof in Densbach und ihr Haus in Oberkirch, in dem sie wohnte für sich, ihren verstorbenen Mann Heinrich

und ihren Sohn Albert als Seelgerät.

Das war nicht die einzige Erwerbung in Oberkirch. Zwischen 1200 und 1300 erwarb oder erhielt als Schenkung Kloster Allerheiligen über 13 Häuser und Hofstätten, manchmal Scheunen und Gärten. Daneben erwarb es mehrfach große Wiesengrundstücke. Es bekam Einkünfte

aus Gülten und Zinsen geschenkt. So war es nur logisch, dass das Kloster in Oberkirch bald die Propstei errichtete. Von dort aus wurden die Einkünfte des Klosters verwaltet. Der Verwalter war der Pater Oberkeller, der wie der Propst bzw. später der Abt in der “Propstei Allerheiligen”

residierte. In Oberkirch besaß das Kloster die Kirche,das Propsteigebäude, ein sogenanntes Pitanzhaus, das war ein Mönchsspeisehaus, eine Badstube, eine Mühle, eine Weinkelter und einen Klosterkeller.

Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 waren große Teile Oberkirchs niedergebrannt. Das Kloster errichtete dann einen steinernen Neubau, das Propsteigebäude. Dieses brannte aber 1797  auch völlig ab, wurde aber umgehend durch einen schlichten klassizistischen Neubau ersetzt.

An seinem nicht mehr genutzten Eingang ist heute noch das Wappen des Klosters und des letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

1319 tauschte Propst Heinrich die dem Kloster gehörige Burg Friedberg bei Oppenau (GLA 34 Nr. 148) gegen Weingärten am Tanzberg bei Tiergarten die dem Bischof von Straßburg und dem Domkapitel Straßburg gehörten.

Die Straßburger Bischöfe konnten durch diesen Taus ihre Machtstellung im Renchtal weiter ausbauen.

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Johannes Rohart von Neuenstein (1319-1350) Die Familie Rohart von Neuenstein stellte knapp 100 Jahre einen weiteren Propst in Allerheiligen.

Graf Heinrich II. von Fürstenberg (+1337) verkaufte 1327 den “unteren” Hof in Nussbach sowie die Patronatsrechte die er an der Kirche in Nussbach hatte für 200 Mark Straßburger Silber, das sind etwa 30.433,00 €. (GLA 34 Nr. 869)

1348 erwarb Kloster Allerheiligen Besitzungen bei Renchen von Kloster Schuttern. (GLA 34 Nr.99)  von Abt Isenbertus (1337–1350) für 150 Pfund Straßburger Pfennige, das sind etwa 2.135,00 €

Am 4. Januar 1348 verzichtete Kaiser Karl IV. (1346-1356 König, dann Kaiser- 1378)  zugunsten des Bistums Straßburg auf das Recht der ersten Bitten in den Klöstern Ebersheimmünster, Altdorf, St. Arbogast, Ittenweiler, Truttenhausen, Obersteig, Steig bei Zabern nebst der Klause dabei, Allerheiligen im Schwarzwald, St. Stephan, St. Johann. (34 Nr.150) Das Recht der ersten Bitte bedeutete, dass der Kaiser anlässlich seiner Krönung das Recht hatte, an jedem Stift im Heiligen Römischen Reich die erste Pfründe zu besetzen.

7. Propst von Allerheiligen wurde Eberhart (1350-1362) Der Straßburger Bischof Berthold II. von Buchegg (1328 –1353) fügte dem bestehenden Ablass in Allerheiligen nochmals 40 Tage hinzu.

Der 8. Propst war Friedrich von Schaffhausen (1362-1369) Unter ihm wurden dem Kloster  Häuser, Höfe, Güter zu Höfen, Bernhardshofen, Achern und Gamshurst unter Vorbehalt des Nießbrauches auf Lebenszeit vermacht ( Kappelrodeck 34 Nr.676 vom 11. Mai 1369) und Niederachern vermacht.

Nachfolger von Propst Friedrich war Hartlieb von Ramstein (1369-1386)

Der Straßburger Bischof Johann III. von Luxemburg-Ligny (1366-1371) gewährte 1370 für die Ursulakapelle in der Nähe des Stiftes am Sonntag nach Fronleichnam ebenfalls einen Ablass von 40 Tagen.

Das Schwergewicht der Prämonstratenser lag auf der Seelsorge. Deshalb bewirtschaftete das Kloster nur wenige Güter selbst. Im wesentlichen beschränkte sich das auf den eigentlichen Klosterbereich. Die entfernter liegenden Güter wurden von Konversen bewirtschaftet.

Meist waren sie aber als Zeit-oder Erblehen an Bauernverpachtet. Die Einnahmen des –Stifts waren gering. sie beliefen sich auf etwa 100 Mark Silber jährlich, das sind etwa 15.217,00 €.

Eine wichtige Einnahmequelle waren die Patronate. Am 22. August 1361 inkorporierte Bischof Konrad Kloster Allerheiligen die Pfarrkirche von Appenweier, deren Patronat das Kloster schon vorher innehatte. (GLA 34 Nr. 300)

Kloster Allerheiligen führte getrennte Kassen. Einnahmen bestimmter Güter gehörten dem Propst, zum Beispiel die von Nussbach. Diese verwaltete die Kämmerei. Die Einnahmen für die Chorherren verwaltete die Pietanz. Diese erhielt häufig Stiftungen,um die Kost der

Konventualen aufzubessern zum Beispiel am Todestag des Stifters.

Dann gab es noch das Messamt, das die Messtiftungen betreute. Ein Amt verwaltete das Siechenhaus. Dann gab es noch die Küsterei. Diese  kam für alles auf, was für die Messe notwendig war. Es war das einzige Amt, das genügend Einnahmen hatte, um Geld gegen Zins auszuleihen.

Nachfolger von Propst Hartlieb war Propst Johann von Milnheim (1386-1408). 1395 scheint das Kloster aber gut bei Kasse gewesen zu sein, denn der Straßburger Bischof Wilhelm II. von Diest (1394-1439), der ständig in Geldnot war, verpfändete die beiden bei Oberkirch gelegenen Burgen Ullenburg und Fürsteneck für 500 Goldgulden, das sind etwa 84.938,00 €. (Das alte Bethaus zu Allerheiligen zu Straßburg im Elsass, Straßburg 1879, S. 34)

Nachfolger von Propst Johann wurde Kumanus Lederholz (1408-1428) Er dankte 1428 ab.

In den 30-iger Jahren des 15. Jahrhunderts gab es immer wieder lokale kriegerische Auseinandersetzungen wie zum Beispiel die “Schauenburger Fehde” von 1432. Friedrich Bock von Schauenburg fiel zusammen mit seinem Nachbarn Bechthold von Schauenburg in die Vogtei ein, um Schulden der verstorbenen Gräfin Elisabeth von Württemberg  einzutreiben. Württemberg verbündete sich  mit der Stadt Straßburg und belagerte die Schauenburg, was beträchtliche Zerstörungen verursachte. Sie endete von 1433 mit dem Burgfrieden von Schauenburg.

Außerdem gab es zwischen 1430 und 1440 zehn Jahre lang Wetteranomalien, die zu erheblichen Missernten führten und anschließenden Hungersnöten, die zwischen 1437 und 1440 in ganz Europa zu Hundertausenden von Toten sorgte.

Das verursachte auch Kloster Allerheiligen enorme Einbußen an seinen Einkünften und sorgte für eine Verarmung des Klosters. Dadurch bahnte sich in Allerheiligen und auch in anderen Prämonstratenserklöstern eine Entwicklung an, die sicherlich nicht im Sinne des Ordensgründer Norbert von Xanten war. Einzelne Kanoniker behielten oft einen Teil ihres eingebrachten Gutes für sich, um sich einen angemessenen Lebensunterhalt zu sichern. Andere schufen sich ein privates Vermögen, dass sie durch Kauf von Liegenschaften und Erwerb von Zinsen zu mehren suchten.

Propst Berthold Schoup von Winterlingen (1408-1436) (In das Kloster Allerheiligen von K. G. Fecht Karlsruhe 1872, daraus stammen die Angaben zu den anderen Pröpsten nur als 1411 vorkommen erwähnt) hinterließ 1469 ein Vermögen, das nach Abzug der Schulden an das Kloster noch

3.573 Dukaten, das sind immerhin etwa 699.370,00 €, betrug. Das wurde dann zwischen Propst und Kanonikern aufgeteilt. Der Probst erhielt 1.028 Dukaten, also etwa 201.218,00 €, die Kanoniker  2.545 Dukaten also etwa 498.152,00 €.

Abt Johannes IX (1436-1443) gestattete, dass dieses Geld zwischen Propst und Konvent geteilt wurde. (GLA 34 Nr.6)

Beide einigten sich darauf, das Geld anzulegen und von den zinsen dringend notwendige Reparaturarbeiten zu bezahlen.

Auf ihn folgte  Rülmann Dedinger (1436-1462). Er versprach am 3. August 1448 dem Straßburger Bischof Ruprecht von Pfalz-Simmern (1440-1478) die Zahlung eines jährlichen Schirmgeldes von 20 Dukaten, das sind etwa 3.971,00 €. (GLA 34 Nr.50)

Mit dem Abweichen vom ursprünglichen Armutsideal ging natürlich auch ein Niedergang der Klosterzucht einher, der wohl über längere Zeit anhielt und durchaus auch Begehrlichkeiten weckte. Landes-und Stadtherren suchten ihre Machtstellung zu erweitern. Dafür war auch Geld nötig.

Steuerquellen boten sich an wie die  Gabella, eine indirekte Steuer, die in Frankreich zum Beispiel als Salzsteuer erhoben wurde. Die Tallia war eine Steuer, die vom Landesherrn auf Grund und Boden erhoben wurde.

Die Prämonstratenser hatten ja Abgabenfreiheut garantiert und so wandten sie sich 1417 ans Konstanzer Konzil (1414-1418). Dieses bestätigte die Privilegien von Kloster Allerheiligen und untersagte bei strengen Kirchenstrafen, dass das Kloster zu einer dieser Steuer herangezogen wurde.

(GLA 34 Nr.151 vom  4. Juni 1417)

13. Propst wurde Andreas Rohart von Neuenstein (1462-1478)

Das gravierendste Ereignis für Kloster Allerheiligen war der Brand im Jahre 1470.

Am Dienstag nach Lätare brach ein Brand in der Klosterküche aus. Wegen des schlechten baulichen Zustands der Gebäude griff er rasch auf die Klosterkirche über, zerstörte sie und das anschließende Klausurgebäude.

Der Konvent kam laut Klosterchronik für einige Zeit im elterlichen Gut des Propstes unter.

Propst Andreas begann sofort mit dem Neubau. Wer mit dem Wiederaufbau beauftragt war, ist unbekannt. Die noch brauchbaren Mauern wurden wiederverwendet. Das Langhaus wurde als spätgotische Halle erneuert, Mittel-und Seitenschiffe wurden eingewölbt. Die Vorhalle wurde

verbreitert. Auch der Kreuzgang wurde neugestaltet.

Der Nachfolger von Propst Andreas Georg Federle (1474-1477) führte den Neubau zu Ende. Seine  Wahl  wurde Bischof Ruprecht am 17. September 1474 durch Propst Johannes vom Prämonstratenserkloster Hagenau angezeigt (GLA 34 Nr. 59)

In Lautenbach gab es  eine kleine Kapelle. Dort war ein als wundertätig bezeichnetes Bild Mariens zu sehen, zu dem sich eine Wallfahrt entwickelte und das immer größeren Zustrom erfuhr.Bauern und vor allem der örtliche Adel, darunter vor allem die Schauenburg, begannen 1471

mit dem Bau der Kirche Mariä Krönung, um dem anwachsenden Pilgerstrom einen angemessenen Gebetsraum zu schaffen aber auch als Grablege für den lokalen Adel.

Baumeister Hans Hertwig aus Bergzabern, der eine Wanderbauhütte unterhielt, hatte den Bau begonnen. Von ihm stammt auch das Netzgewölbe. Nachdem die Ortenauer Reichsritterschaft den Bau finanziell nicht mehr stemmen konnte, sprang Kloster Allerheiligen

unter seinem Propst Johannes Magistri (1477-1492) , eigentlich Hans Schulmeister, der seinen Namen der Zeitmode entsprechend latinisiert hatte, 1480 ein. Er hatte dazu das Einverständnis von Bischof Albrecht von Pfalz-Mosbach (1478-1506) . Er wollte

den Bau “notabiliter et speciose” (bemerkenswert und prächtig) ausführen lassen.

Mit dem Baumeister hatte es allerdings Schwierigkeiten gegeben. Baumeister Hans Hertwig hatte die Voranschläge zweimal überschritten, bzw. zu viel Geld aufgenommen und verschwand dann aus Lautenbach. Propst Johannes Magistri musste ihn 1481 und 1482 gerichtlich zwingen, den Bau

wenigstens gebrauchsfertig zu machen. (34 Nr. 723 und 724) Mitsiegler der Urkunde 724 ist Hans von Neuenstein. Das war der Bruder des verstorbenen Propstes Andreas Rohart von Neuenstein.

Bischof Albrecht weihte die Kirche 1483 noch unvollendet ein

Glanzstück der Kirche sind neben dem Netzgewölbe der dreiteilige Hochaltar. Der Künstler ist unbekannt, gehört aber wohl der Straßburgischen Schule an und wird kunstgeschichtlich als Meister des Lautenbacher Altar geführt.

Besonders wertvoll sind auch die Glasfenster, die aus der Werkstatt des Peter Hemmel von Andlau (um 1420-1506) stammen. Peter Hemmel von Andlau zählt zum zum Vollendetsten, was die Glasmalerei hervorgebracht hat.

1480 durfte mit Erlaubnis von Bischof Albrecht ein Opferstock in Lautenbach aufgestellt werden. Die  Opfergelder sollten zur Fertigstellung der Kirche verwendet werden und nach deren Fertigstellung zwischen Kloster Allerheiligen

und Lautenbach im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel geteilt werden. (GLA 34 Nr. 740)

1491 hob Bischof Albrecht die nicht mehr bewohnte Klause Oberdorf bei Oberkirche auf und übertrug deren sämtliche Güter, Besitzungen, Einkünfte und Rechte auf die neuerbaute Kirche zu Lautenbach (34 Nr. 726)

Der Übertragung der Klause von Oberdorf stimmte auch Papst Innozenz VIII. (1484-1492) zu. (GLA 34 Nr. 727)

Nachdem die Kirche in Lauterbach fertig war, gab es Strömungen im Konvent,das Kloster nach Lauterbach überzusiedeln. Propst Johannes trug diese Überlegung auch dem Generalkapitel in Prémontre vor. Diese entschied, dass Kloster nicht verlegt werden dürfe.

Der Konvent legte 1484 einstimmig dafür, dass man in Allerheiligen blieb. Außerdem wurde bestimmt, dass jeder Neueintretende schwören müsse, nie einer Verlegung nach Lauterbach oder einem anderen Ort zu zustimmen. dieses wurde sogar urkundlich festgelegt.

(GLA 34 Nr. 159)

Von den 12 abstimmenden Konventsmitgliedern tragen drei latinisierte Namen, nämlich Johannes Magistri, Jacobus Fabri und Conradus Sutori. Daraus kann man schließen, dass der Humanismus in Allerheiligen angekommen ist.

Der 16. Propst war Peter Burkhard (1492-1514)

Propst Peter ließ im Eingang der Kirche eine Lorettokapelle errichten. Er ließ sich auch in der Kirche von Lauterbach beerdigen.

Nachfolger von Propst Peter wurde Propst Heinrich Fehl (1514-1531 abgedankt).

Die Regierungszeit von Propst Heinrich wurde vor allem durch zwei Ereignisse geprägt.

1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche von Wittenberg angeschlagen haben. Daraus entwickelte sich, von Luther zunächst gar nicht so geplant, die Reformation. Allerheiligen überstand die Reformationszeit nur knapp,

aber es ging nicht wie die meisten benachbarten klösterlichen Gemeinschaften unter, wie zum Beispiel Alpirsbach, Reichenbach oder Kniebis oder wie praktisch alle Klöster in Württemberg, die nachdem Herzog Ulrich (1498-1519 und wieder 1534-1550) 1534 die Reformation

in Württemberg eingeführt hatte,alle aufgelöst wurden.

Das zweite Ereignis war der Bauernkrieg von 1525, der sich ja auch auf die reformatorische Forderung bezog. Die Bauern waren durch die Reformation zum eigenen kritischen Nachdenken und Handeln ermutigt worden. Sie stellten die Ständegesellschaft in Frage und

forderten eine größere Mitsprachemöglichkeit.

Im April 1525 ließ das Domkapitel Straßburg unter Führung des Domdechanten Sigmund von Hohenlohe (1511-1534) die Verhältnisse der Bauern in der Ortenau überprüfen. Brieflich ließen die Bauern des Gerichts Oberkirch Forderungen vorbringen.

Revolutionäre Forderungen traten eigentlich nicht zu Tage. Aber am 25. April 1525 erfolgte der Sturm auf das Kloster Schwarzach durch die Bauern des unteren Hanauerlandes. Dieses wurde dabei erheblich zerstört. Unter Jerg von Wimpfen marschierten sie weiter vor Oberkirch.

Der Klosterhof in Oberkirch wurde zerstört, dann die Kirchen in Oberkirch, Lauterbach und Allerheiligen wurden geplündert. Das Archiv von Kloster Allerheiligen war schon vorher auf der Schauenburg in Sicherheit gebracht worden.

Markgraf Philipp von Baden (1515-1534), der von 1524 bis 1527 auch kaiserlicher Statthalter im Reichsregiment war, handelte zusammen mit Vertretern der Stadt Straßburg am 29.05. 1525 den Vertrag  von Renchen mit der Bauernschaft aus. Es wurde vereinbart,

dass Propst und Konvent ihre Güter samt Zinsen behielten. Die Bauern geben die Ornate und den Kirchenschmuck der drei Kirchen zurück, sowie Hausrat und Urkunden soweit sie vorhanden waren. Der Propst verzichtete auf Dinge, die entwendet worden waren und er verpflichtete sich

innerhalb von 14 Tagen 100 Dukaten, das sind etwa 19.478,00 €, zu zahlen. Urkunde 34 Nr. 121. Die Urkunde wurde am 29. Mai 1525 ausgestellt.

Das Kloster scheint eine relativ intakte Beziehung zu seinen Bauern gehabt zu haben. Denn unter den Aufständischen befanden sich keine Renchtäler Bauern.

In Straßburg fasste die Reformation schnell Fuß. Die bedeutendsten Straßburger Drucker verbreiteten reformatorische Abhandlungen und evangelische Streitschriften. Der Straßburger Domdechant Sigmund von Hohenlohe bekannte sich 1524 zur Reformation und berief

Kaspar Hedio(1494-1522) zum Münsterprediger. 1529 schaffte der Magistrat die Messe ab. Auch einen Bildersturm gab es.

Die Chorherren von Allerheiligen blieben ihrem alten Glauben und ihren Ordensgelübden treu. Es ist kein Name eines Ausgetretenen bekannt.

Propst Heinrich trat 1531 zurück. Abt Johannes XIII. von Kloster Prémontré beauftragte den Abt von Kloster Adelberg, die Resignation von Propst Heinrich entgegenzunehmen, und die Wahlhandlungen für die Wahl des neuen Propstes einzuleiten (34 Nr. 161)

Der 18. Propst war Propst Jakob von Hornberg aus Horb, der aber schon nach 4 Jahren 1535 wieder abdankte. Sein Nachfolger  Matthäus (1535-1542) verstarb nach sieben Regierungsjahren. Auf ihn folgte Propst Gregorius Ruest, der 1550 starb.

Sein Nachfolger wurde Propst Petrus Müller (1550-1562) aus Ullenburg.  Seine Wahl wurde Bischof Erasmus Schenk von Limburg (1541-1568)  vom Konvent am 2. September 1550 angezeigt. (GLA 33 Nr.61) Der Konvent bat gleichzeitig um Bestätigung des neuen Propstes. In seiner Regierungszeit traf das Kloster zum zweiten Mal ein Brandunglück. 1555 wurden durch einen Brand das Innere der Klosterkirche und die Klostergebäude zerstört.

Propst Petrus ließ die Kirche und den Turm wiederherstellen. Die Ausbesserungsarbeiten an den Klostergebäuden dauerte aber. Aus Geldmangel konnten die Arbeiten erst durch den dritten Nachfolger von Propst Petrus 1589 abgeschlossen werden.

Auf Propst Petrus folgte 1562 Martin Rothermel,der 1565 abdankte. Seine Wahl wurde Bischof Erasmus am 16. August 1562 angezeigt. (33 Nr. 62) Als er abdankte wurde mit Martin Daucher (1565-1572)sein Nachfolger gewählt. Am 3. April 1565 wurde darüber ein Notariatsinstrument erstellt. (33 Nr. 64)

Propst Martin verstarb 1572. Sein Nachfolger wurde Propst Jodokus Sebald (1572-1589) Er erst konnte die nach dem Brand notwendig gewordenen Reparaturarbeiten 1589 beenden.

Die Urkunde 33 Nr. 24 vom 24. September 1572 ist wieder das Notariatsinstrument zur Wahl des Jodokus.

Auf Propst Jodokus folgte Propst Heinrich Schmid (1589-1594) Der Straßburger Bischof Johann IV (1568-1592) von Manderscheid-Blankenheim bestätigte die Wahl am 22. Januar 1590. (GLA 33 Nr. 70)

Bischof Johann war ein entschiedener Anhänger der alten Lehre. Mit seinem  Tod kam es zum Straßburger Bischofskrieg. Im Domkapitel stand sich ein katholisches und ein protestantisches Lager für die Besetzung des Straßburger Bischofstuhl gegenüber.

Das Domkapitel bestand aus 12 Protestanten und sieben Katholiken. Auch die Stadt Straßburg hatte eine protestantische Mehrheit. Die protestantische Partei wählte den 15-jährigen Markgrafen  Johann Georg von Brandenburg (1577-1624) Sohn des Kurfürsten Johann Friedrich

von Brandenburg (1546-1608). Von 1592-1604 und nannte sich Administrator des Bistums Straßburg. Nach der Wahl waren die katholischen Kanoniker nach Saverne geflohen und hatten dort Herzog Karl von Lothringen, seit 1578 Bischof von Metz und seit 1589 Kardinal

1592 zum Bischof von Straßburg gewählt. Es kam dann zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen beiden Parteien. 1593 kam es nicht zuletzt durch Vermittlung des französischen Königs Heinrich IV. (1589-1610) zu einem Kompromiss.

7 Bezirke gingen an Karl, darunter Saverne, 6 an Johann Georg, darunter Oberkirch und Ettenheim. Schon vor seinem Amtsantritt hatte Johann Georg schwören müssen, dass er die religiösen Verhältnisse in seinen Ämtern nicht ändert.

Allerheiligen erhielt von ihm 1593 die Zusage, dass die Chorherren bei der Ausübung des Gottesdienstes in der alten Weise nicht behindert würden. Die Verwaltung der Güter des Klosters sollte ebenfalls bei den Chorherren verbleiben.

Die Verwaltung der Ämter Ettenheim und Oberkirch überließ Johann Georg Ernst Graf von Mansfeld, Domkapitular in Straßburg und überzeugter Lutheraner.

Die Räte des Johann Georgs hatten trotz der Zusicherungen anderes mit Kloster Allerheiligen vor. Sie wollten das Stift aussterben lassen und das Anwesen in einen Obstgarten umwandeln.

Sie schlossen die Klosterschule und untersagten die Aufnahme neuer Novizen. Außerdem bedrängten sie die verbliebenen Chorherren, deren Zahl auf drei geschrumpft war.

Nach dem Tod von Propst Heinrich 1594 wurde mit Jakob Jehle (1594-1597) ein neuer Propst gewählt. Doch Markgraf Johann Georg versagte ihm wegen angeblicher Exzesse die Bestätigung. Die markgräflichen Beamten

verlangten von dem neugewählten Propst, er solle auf alles, was dem Kloster gehöre verzichten und ihnen die Schlüssel und Siegel übergeben. Er weigerte sich, wurde daraufhin gefangen genommen. Er wurde auf das Schloss Dachstein bei Molsheim gebracht.

Das war das letzte, was man von ihm gehört hatte. in Allerheiligen wird Jakob Jehle als Märtyrer verehrt.

Nun schalteten sich die Äbte der Zirkarie Schwaben ein, um Kloster Allerheiligen beizustehen. Sie wandten sich an ihren böhmischen Ordensbruder Johannes Lohel (vom 1586  Abt von Kloster Strahov in Böhmen und ab 1587 Generalvikar für die Zirkarien Böhmen, Mähren, Ungarn,

Österreich und die angrenzenden Lande). Er hatte hervorragende Kontakte zu Papst und Kaiser. Er war immer wieder zu Hilfeleistungen für andere Klöster gerufen worden so auch hier über Schussenried nach Allerheiligen.

Abt Johannes gelang es auch, Kaiser Rudolf II. (1576-1612) für die Interessen Allerheiligens zu gewinnen. 1595 wandte sich der Kaiser in einem Schreiben an Markgraf Johann Georg und forderte diesen auf, das Kloster und seine Verwaltung

wieder an die Kanoniker abzugeben. (GLA 80/59 Schreiben vom 27.11.1595) Das Schreiben blieb allerdings ohne Wirkung. Deshalb erließ er 1559 ein kaiserliches Mandat. Darin wurde Markgraf Johann Georg erneut aufgefordert, das Kloster und die Verwaltung an die Kanoniker abzutreten. Außerdem sollte er für die Rückgabe der entwendeten Wertsachenwie Kleinodien, Silbergeschirr und Bargeld Sorge zu tragen.Bei Zuwiderhandlung war eine Geldstrafe von 50 Pfund angedroht. (GLA 80/59 Schreiben vom 10.07.1599)

Abt Johannes setzte Johannes Schüssler, den Prior von Kloster Strahov als Propst von Allerheiligen ein.

Am 12. Juli 1600 legte Kloster Allerheiligen dem Domdechanten Gerhard Truchsess als Detentor des Hauses zum Reibeisen in Straßburg das kaiserliche Dekret vom 27. März 1600 vor, das die Restitution des Hauses betraf. (34 Nr.1738) Detentor, das ist der Vermieter oder Verpächter.

Gebhard Truchsess war von 1577 bis 1583 Erzbischof von Köln und trat dann zum Protestantismus über. 1589 zog er nach Straßburg. Er starb 1681 in Straßburg.

Kloster Allerheiligen erhielt das Haus zum Reibeisen zurück und verpachtete es 1602 an den Stadtgerichtsprokurator und Notar in Straßburg Jakob Krauch. ( 34 Nr. 1739)

Das wichtigste Ergebnis das Propst Johannes erzielt hatte, war der Vertrag, den er am 30. September 1600 in Willstätt mit den Bevollmächtigten des Markgrafen Johann Georg,

dem brandenburgischen Hofrichter Hans Philipp von Kuppenheim und Hartwich von Stiten. (34 Nr.162) schloss. Das Kloster verpflichtete sich,  dem Markgrafen jährlich 100 Viertel Roggen ,50 Viertel Hafer sowie 5 Fuder Wein

zu liefern. Das Fuder war ein regional verschiedenes Hohlmaß für Ein. In Baden war ein Fuder 1500 Liter.

Um die rechtlichen Verhältnisse abzusichern ließ Propst Johannes die wichtigsten Dokumente des Klosters, vor allem die Schenkungs- und Kaufurkunden in Kopialbüchern abschreiben.

Er mußte schon 1601 sein Amt niederlegen, vermutlich weil er nicht kanonisch gewählt war. Er starb im Jahr seiner Abdankung.Das Kloster war nun wieder in Händen des Ordens.

Aber Konvent war noch sehr klein. Die Pröpste kamen aus anderen Klöstern. Auch die Tatsache, dass die Pröbste ihr Amt rasch niederlegten zeigt, dass sie in ihrem Amt nicht unbehelligt waren.

Propst Martin Dietrich ging nach nur wenigen Monaten in sein Heimatkloster Sorent in Unteritalien zurück.

Auch die Klosterzucht lag noch im Argen. Das zeigte sich vor allem bei dem nächsten Probst Paulus Klein (1601-1613). Er wurde vom Abt des Klosters Ursberg Johannes III. Sausenthaler (1595-1617)

zusammen mit  vier Fratres oder Laienbrüdern nach Allerheiligen geschickt.

Finanziell unterstützt wurde  Johann Georg durch Herzog Friedrich von Württemberg (1593-1608). Das kam seinen Interessen entgegen, die er in Riquewihr und Mömpelgard hatte.

In der Regierungszeit von Propst Paulus verzichte Markgraf Johann Georg im Vertrag von Hagenau auf seine Rechte am Bistum Straßburg. Er erhielt eine Geldsumme, die sich zusammen mit der Deckung der Schulden auf 380.000 fl.,

das sind etwa 74.339.959,00 €. Der Vater von Johann Georg Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg übertrug ihm noch einige in Schlesien gelegene Pfandschaften sowie das Herzogtum Jägerndorf.

Der katholische Bischof Karl von Lothringen erhielt gegen diese Geldzahlung sowie weitgehende Wahlversprechen den Bischofstuhl zugesichert.

Bischof Karl von Lothringen verstarb 1607 an einem Rückenmarksleiden, das ihn seit 1591 quälte im Alter von 40 Jahren.

Auch diesen Betrag streckte Herzog Friedrich vor und erhielt dafür das Amt Oberkirch abgetreten. Der Vertrag wurde am 22. November 1604 abgeschlossen.

Die Württembergische Pfandherrschaft war zunächst nur für 30 Jahre vorgesehen, dauerte aber mit einer Unterbrechung von 1636-1649 bis 1665

Kloster Allerheiligen wurde 1648 ebenfalls pfandweise übergeben und blieb auch bis 1665 in der Württembergischen Pfandherrschaft.

Propst Paulus führte ein sehr unklösterliches Leben. Er war ständig vom Stift abwesend, verschleuderte Klosterbesitz und erregte sogar mit Wilddiebereien Anstoß

Die Reformbestrebungen des Konzils von Konvent erfassten den Prämonstratenserorden. Der Generalabt von Prémontré François II. de Longpré (1596-1613) schickte mehrere Male

Servais de Lairuelz nach Allerheiligen. Dieser war 1580 in das Prämonstratenserkloster St. Paul in Verdun eingetreten. Dann studierte er an der Jesuitenuniversität  in Pont-à- Mouson und an der Sorbonne in Paris.

Er begann an der Reform seines Ordens zu arbeiten. Er legte wieder Wert auf die Grundlagen mönchischen Lebens, die Einhaltung des Keuschheitsgelübdes, Gütergemeinschaft statt Privateigentum usw.

1597 wurde er Generalvikar des Ordens. Er visitierte Prämonstratenserklöster in Deutschland, Österreich und Belgien. Seine Reform begann in Belgien mit  der Reform von Lothringen, der  um 1600 etwa 40 Klöster angehörten.

Servais de Lairuelz konnte schließlich Propst Paulus zur Abdankung bewegen. Er legte sein Amt 1613 nieder.Das Klosterleben wurde im Sinne der Ordensregel wieder hergestellt.

Seine Aufforderung zur jährlichen Gelübdeerneuerung wurde in Allerheiligen befolgt. Jährliche Visitationen,Schule und Hausstudium,Einkehrtage und Kolloquia für auswärts tätige Kanoniker,

Besuch der Provinzialkapitel und Generalkapitel, phliosophische und theologische Ausbildung des Nachwuchses an der Universität Pont-à-Mouson und Hausstudien in den Schulen von Marchtal und Rot

sorgten für die Einhaltung der strengen Disziplin und sorgten letztendlich für die Erhebung Allerheiligens zur Abtei.

Sein Nachfolger wurde Lorenz Scheffler (1613-1639),der aus Hagenau stammte. Mit ihm begann der Wiederaufstieg von Kloster Allerheiligen.

Er schickte einige jüngere Ordensbrüder zum Studium nach Pont-à- Mouson , unter ihnen den langjährigen Prior Georg Hempfer (+ 28.3. 1648)

Georg Hempfer hat mehrere theologische und geschichtliche Werke verfasst, die allerdings nicht gedruckt wurden. Außerdem hat er bis zu seinem  Todesjahr eine Klosterchronik verfasst, die aber verloren ist.

Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 war das Fanal zum Böhmischen Ständeaufstand und gilt als Auslöser des Dreißigjährigen Krieges.

In diesem Krieg hatte die Ortenau und Kloster Allerheiligen schwer zu leiden. Es waren nicht so sehr die großen Schlachten, die das Leid verursachten.

Die marodierenden Bande, die umherzogen  und die sich alles nahmen, was ess-und trinkbar war, waren das Problem. Im Laufe des Krieges wurde die Bevölkerung um die Hälfte

reduziert.

Probst Lorenz musste ein sehr beeindruckender Mensch gewesen sein. Er schaffte es immer wieder, plündernde Soldaten von weiterem Vorgehen abzuhalten und größeren Schaden vom Kloster abzuwenden.

Zwar blieb das Kloster von Brandschatzungen und größeren Plünderungen verschont. Aber in Folge der Verödung des Landes und des Bevölkerungsschwundes gingen die Zehntzahlungen und die Abgaben stark zurück und machten dem Kloster zu schaffen.

1638 wurden in der Kirche von Oberkirch beim Einfall der Schweden und Franzosen auch einige Chorherren von Allerheiligen getötet.

Hilfreich für Allerheiligen war, dass 1637 Kardinal Richelieu in Frankreich 1637  die Leitung des Prämonstratenserordens in die Hand genommen hatte. Er stellte dem Kloster eine Schutzwache,

die, als das Kloster von einem Überfall bedroht war, Schlimmeres abwendete.

Gefährlich wurde es nochmals als plündernde Schweden durch die Täler der Ortenau zogen.

Propst Lorenz verstarb 1639.

Zu seinem Nachfolger wurde Probst Norbert Hodapp (1639- 1653) gewählt.

1641 setze er das von Probst Johannes Schüssler begonnene Kopialbuch fort, das alle seine Nachfolger weiterführten

1643 stellte Probst Norbert das in der Reformation aufgehobene Kloster Hagenau wieder her.

1649 wurde die Herrschaft Oberkirch durch Verkündung vom Altan des Rathauses in Oberkirch vom den Schweden geleisteten Eid entbunden und huldigte dem Herzog von Württemberg als Pfandherren.

Der Probst und die Konventualen von Allerheiligen huldigten im Klosterhof von Oberkirch.

1652 stellte Probst Norbert Dr. Johann Küffer, den Leibarzt von Herzog Eberhard III. (1633-1674) von Württemberg als Klosterarzt in Allerheiligen an und fixierte seine Pflichten schriftlich.

Probst Norbert verstarb 1653

Auf ihn folgte Anastasius Schlecht (1653-1657 , dann Abt bis 1691). In diesem Jahr dankte er mit 81 ab und verstarb 1695 im Alter von 85 Jahren. Er stammte aus Oberkirch.

1657 erhob das Generalkapitel in Prémontré zur Abtei. (GLA 34 Nr.165) Der bisherige Probst wurde der 1. Abt von Kloster Allerheiligen. Ein Abt empfing anders als der Probst seine Weihe durch den zuständigen Diözesanbischof.

Bei der Ausübung seiner liturgischen Tätigkeiten durfte er die Pontifikalien, also Mitra, Ring und Stab tragen.

Vor seiner Wahl zum Propst war er Generalvikar der schwäbischen Zirkarie.

Auch 1657 hatte das Generalkapitel Allerheiligen das Jus Paternitas für die Propstei Hagenau zugesprochen. 1670 bekräftigte das schwäbische Provinzialkapitel seinen Anspruch auf Hagenau gegenüber den Ansprüchen des

Abtes von Kloster Steinfeld in der Eifel und der Zirkarie Wadgassen. Als Hagenau 1717 französisch geworden war, wurde es  vom Generalkapitel der Zirkarie Champagne zugewiesen.

Bis ins erste Drittel des 17. Jahrhunderts wählte das Provinzkapitel die Visitatoren für die Schwäbische Zitkarie und der Generalabt betätigte diese dann.

Als Augustin I. Le Scellier (1645-1666) beendete nach seinem Amtsantritt die langsam gewachsene Macht der Schwäbischen Zirkarie. 1654 überprüfte er die Beschlüsse der letzten 5 Provinzialkapitel von 1639-1653 und kassierte mehrere von ihnen.

Die Visitatoren und deren Visitationsbezirke wurde nun auf dem Generalkapitel festgelegt.

1657 wurde Abt Anastasius mit der Visitation Bellelay, Corneux, Wadgassen und Hagenau beauftragt.

Allerheiligen war so eine Art Brückenstation, wenn die Äbte zum Generalkapitel nach Prémontré reisten. Die Reisezeit von Allerheiligen nach Prémontré dauerte etwa 13 Tage.

1658 bestellte Abt Anastasius bei dem Rottweiler Maler Christoph Kraft (+1680) 2 Altarbilder.

1661 kaufte Augustin Arzet (1656-1666) von Kloster Schussenried bei Abt Anastasius eine gebrauchte Orgel, die ihm dieser quasi  unter Brüdern für 300 fl verkaufte, das sind etwa 59.878,00 €.

1688 feierte Abt Anastasius sein Goldenes Priesterjubiläum. Aus diesem Grund fand das Provinzkapitel der Zirkarie Schwaben in Allerheiligen statt.

1689 trafen wieder einmal kriegerische Ereignisse das Kloster.

1685 starb mit dem Kurfürsten Karl II. von der Pfalz die pfälzische Linie der Wittelsbacher aus. Karls Schwester Liselotte von der Pfalz (1652-1722)war mit Philippe von Orléans, dem Bruder des französischen König Ludwigs XIV. (1643-1715) verheiratet.

Ludwig machte im Namen seiner Schwägerin Erbansprüche gelten und fiel 1688 in das Deutsche Reich ein. Da Kaiser Leopold I. (1658-1705) im Osten gegen das Osmanische Reich Krieg führte, standen in Deutschland wenige Soldaten zur Verfügung und das

Deutsch Reich wurde am Anfang förmlich überrollt. Vor allem die Kurpfalz und die angrenzenden Gebiete wurden verwüstet. Es galt die Parole „Brûlez le Patinat!” – „Verbrennt die Pfalz!“. Fast alle festen Orte, Burgen und Schlösser wurden durch die Soldaten

Ludwigs XIV planmäßig in Schutt und Asche gelegt. Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) endete erst mit dem Frieden von Rijswijk  im Oktober 1697.

1689 wurde Kloster Allerheiligen geplündert und kam damit noch relativ glimpflich davon. Offenburg und Oberkirch wurden in Schutt und Asche gelegt.

Abt Anastasius dankte am 21. März 1691. Er verstarb 1695 85-jährig.

In seiner Regierungszeit beginnend wurden die wirtschaftlichen  Verhältnisse geordnet. Abt Engelbert konnte auch die Schulden zahlen, die durch Einquartierungen und Kontributionen verursacht waren.1718 war das Kloster weitgehend schuldenfrei.

Das zeigte sich auch an der Zahl der Konventualen.Hatte das Stift 1600 gerade noch 3 Konventualen. So lebten  1653 wieder 13 Konventuale im Kloster und die Zahl stieg kontinuierlich weiter über 19 1709 und 23 im Jahr 1743. Bei der Säkularisation 1803  waren es wieder 29 Chorherren.

Sein Nachfolger wurde Albert Schleck (1691-1700) Er dankte 1700 ab.

Sein Nachfolger wurde Josef Seitz, der von 1700-1705 regierte und 1705 verstarb,

Auf ihn folgte Abt Engelbert Mathis (1705-1709) (34 Nr.167 Urkunde vom 20. Oktober 1705) Vor seiner Wahl war er  von 1698-1705  Pfarrer in Ebersweier. Der Straßburger Bischof Armand I. Gaston (1704-1749) bestätigte ihn am 9. April 1706 und gestattete ihm

wegen der gefährlichen Kriegszeiten seine Weihe von einem anderen katholischen Bischof oder dem Abt eines linksrheinischen Benediktinerkloster zu empfangen (34 Nr.168)

Bis zur Ausstellung der Konfirmationsurkunde durfte Abt Engelbert keine Weihe und keine Jurisdiktion ausüben

Hatte es schon erste Reibereien mit dem ersten Straßburger Bischof aus der Familie Rohan Armand-Gaston de Rohan-Soubise, Landgraf von Unterelsass, Großalmosenier von Frankreich und möglicherweise auch Verwandter König Ludwigs XIV., so verschärften sich die Streitigkeiten in der Folge immer mehr. Die französischen Bischofe aus der Familie Rohan waren geprägt vom absolutistischen französischen Hof. Sie Konnten nicht Deutsch und hatten kein Verhältnis zum im Reichsgebiet geltenden Recht.Meist lebten sie in Paris. Auch hatten die Bischöfe in Frankreich eine starke Stellung.

Dazu kam,dass es dem Kloster wirtschaftlich besser ging, was natürlich auch die Begehrlichkeiten der Bischöfe förderte.

Auch die Schule in Allerheiligen nahm wieder einen Aufschwung. Erstmals erwähnt wurde sie in einem Schreiben von Probst Jakob Jehle an Markgraf Johann Georg im Jahr 1594. Dessen Räte ließen die Schule schließen.

Schon 1653 hatte Abt Konrad II. Kneer (1637-1660)von Kloster Marchtal den Plan, in Munderkingen ein gemeinsames Studium und ein Gymnasium einzurichten. Die Äbte der Schwäbischen Zirkarie lehnten dies aber ab und begründeten die

Ablehnung auch mit der Notlage nach dem Krieg.

So konzentrierte sich Kloster Allerheiligen auf seine Klosterschule, die aus der Klosterschule hervorgegangen war, die wohl schon im Mittelalter bestand. Das Gymnasium war eine Internatsschule. Es wurde von etwa 50 Schülern besucht. Wohlhabendere Schüller hatten ein Kostgeld zu entrichten. Unbemittelte wurden umsonst unterrichtet.Die Schüler kamen überwiegend aus Mittelbaden aber auch aus den angrenzenden Gebieten. Die Schule von Allerheiligen hatte einen sehr guten Ruf.Der Straßburger Weihbischof Johann Franz Riccius (1739-1756 )

schrieb 1748 an  Abt Lorenz : “der gute Ruf Eures Klosters und der Eifer im Jugendunterricht bewirken, dass mehrere unserer Geistlichen sich bei Euch aufzuhalten verlangen” (Fecht, S.49 Anmerkung)

Das Kloster schickte aber auch Konventuale aus Allerheiligen zum Studium an die  Klosterschulen nach Marchtal oder Rot. 1647 wurde ein Konventuale an die Universität Pont-à-Mouson entsandt und 1652 studierten  drei Konventuale in Marchtal Philosophie bei dem Dominikaner Dominicus Aurnhammer(+1660).

Am Gymnasium in Allerheiligen unterrichteten bis zur Säkularisation drei Patres. In der Freizeit wurden die Schüler von einem Präfekten betreut.

Hauptlehrfach war Latein. Weitere Fächer waren Griechisch und Hebräisch, aber auch die lebenden Fremdsprachen Englisch Französisch und Italienisch. Mathematik und Erdkunde wurde ebenfalls unterrichtet.

Der Tagesablauf war streng geregelt.Unterricht in der Regel vormittags und nachmittags,Vorbereitung für den Gottesdienst, religiöse Unterweisung aber auch Freizeit.

Die Schüler bewohnten ein eigenes Haus aßen gemeinsam und schliefen gemeinsam in einem Schlafsaal. Jeder Schüler hatte ein kleines Stück Garten zu bearbeiten.

Höhepunkt des Schullebens war ein Theaterstück meist mit religiösem Inhalt.

Zu den bekannten Schülern zählte Adalbert Eisenmann,der Kapitular in Allerheiligen war und später Lehrer für Mathematik in Pais wurde. Er hatte 1776 unter dem Ordensnamen Adrain seine Profess abgelegt und wurde 1783 zum Priester geweiht. Franz –Xaver Merk wurde in Heidelberg Theologieprofessor. Auch Josef Ignatz Peter (1789-1872) war Schüler in Allerheiligen. Er hatte 1848/49 an der badischen Revolution teilgenommen.

Die Äbte achteten darauf, dass die klostereigenen Höfe gut verwaltet wurden. In den Erblehensverträgen war neben der Höhe den Abgaben auch festgelegt, dass die Häuser der Anwesen in Ordnung gehalten wurden,

die Felder regelmäßig gedüngt wurden und der Bestand an Obstbäumen gewahrt wurde.

Nachfolger von Abt Engelbert wurde Isfried Breßle (1709-1718) Das Notariatsinstrument zur Wahl von Abt Isfried wurde am 5. Februar 1709 erstellt (GLA 34 Nr.169)

Am 15. September 1713 ermächtigte Alexander Borgia, Abt von Trinitatis, apostolischer Notar und Generalauditor und apostolischer Administrator der Nuntiatur in Köln, den Abt Isfried von Allerheiligen, die in dem Dekanat Ottersweier sich vorfindenden profanierten und entweihten Altären wieder zu weihen. (GLA 34 Nr.112)

Die  Gesundheitsvorsorge scheint  im Kloster Allerheiligen einen guten Stellenwert eingenommen zu haben. Hatte schon Probst Norbert 1642 einen renommierten Klosterarzt angestellt, so schloss  Abt Isfried 1715 mit dem Offenburger Physikus Dr. Miedinger einen Vertrag nach dem dieser zwei mal im Jahr nach Oberkirch und Allerheiligen kommen  und dort die üblichen Aderlässe anzuordnen. Für den Fall dass er außer Reihe kommen musste, war ein gesondertes Honorar vereinbart. (Fecht S. 50)

Abt Isfried verstarb 1718. Zu seinem Nachfolger wurde Abt Joachim Bahr (1718-1747) gewählt. Abt Joachim stammte aus Hechingen.

Eine Klosterhandschrift des 18. Jahrhunderts (zit. nach Kraus 1983) schreibt über Abt Joachim „Er war ein Mann von gefälligem und heiterem Wesen, … wegen seiner guten Sitten und frommen Lebens sehr beliebt, ein Vorbild im Studieren und Beten und den geistlichen Übungen für unsere Gemeinschaft”.

Das Notariatsinstrument über die Wahl Abt Joachims wurde am 14. Juli 1718 erstellt.(GAL 34 Nr.178)

Am 6. Februar 1722 trafen der Abt mit seine Rebleuten folgendes Abkommen:

Das Kloster Allerheiligen am Schwarzwald trifft mit seinen sämtlichen Rebleuten einen Accord und eine Abrede, unter welchen Bedingungen es dieselben auf 8 Jahre lang auf allen ihm gehörigen Rebhöfen angenommen, doch dem Kloster wie auch jedem Rebmann insbesondere oder sämtlichen Rebleuten insgemein den willkürlichen Aberwandel im 4. Jahre vorbehalten. (GAL 34 N.103 ) Aberwandel bedeutet das Recht auf Änderung der Abrechnung.

Am 25. Mai 1728 schloss der Konvent von Allerheiligen mit dem Franziskanerorden und  Joseph Maria Baldrati de Ravenna (1725-1731), General des Franziskanerordens eine Gebetsgemeinschaft. (GAL 34 Nr.113)

Die Spannungen verstärkten sich unter Abt Joachim. 1731 wollte einer der bischöflichen Beamten von Bauern auf klostereigenem Gütern Steuer erheben. Sie verweigerten die Zahlung mit Hinweis auf die Privilegien des Klosters.

Darauf hin ließ er unter Anwendung von Gewalt ihre Häuser verbrennen. Der Konvent wandte sich daraufhin an das kaiserliche Hofgericht in Wien. Der Fall war dort bis 1742 anhängig. In diesem Jahr erklärten sich Joachim und der Konvent

bereit, den Straßburger Bischof Armand I. den Titel eines  “dominus territorialis”, also Landesherren zuzugestehen, wenn er seinerseits die Privilegien Allerheiligens anerkenne.   Der Generalabt in Prémontré Bruno Bécourt (1741-1757) wurde darüber in einem Schreiben informiert. (GLA 84/62)

Die Räte des Bischofs nahmen zwar das Schreiben in Empfang, aber bestätigten es nicht.

Abt Joachim verstarb 1747. 1746 wurde Lorenz Schlecht (1746-1752)zum neuen Abt von  Allerheiligen gewählt. Am 28. Mai 1746 wurde das Notariatsinstrument zur Wahl erstellt. (GAL 34 Nr. 171) Die Wahl von Abt Lorenz wurde am 18. Juli 1746 vom Weibischof

und Generalvikar von Straßburg Johann Franz Riccius  betätigt. (GAL  34 Nr. 172) Gleichzeig gestattete dieser, dass Abt August Dornblüth (1746-1775) vom Benediktinerkloster Ettenheim die Weihe von Abt Lorenz vornahm.

Abt Lorenz verstarb 1752. Zu seinem Nachfolger wurde Karl Pulcher (1756-1766)

Schon im Juni 1749 hatte es auf dem Straßburger Bischofstuhl einen Wechsel gegeben. Armand II. François Auguste de Rohan-Soubise (1749-1756) war auf Armand I. gefolgt. Er war der Großneffe seines Vorgängers.

Nach der Wahl von Abt Karl erreichte der Streit zwischen Kloster Allerheiligen und den Straßburger Bischöfen seinen Höhepunkt.

Abt Karl teilte Bischof Armand II. seine Wahl mit und bat ihn, drei Benediktineräbten zu gestatten, ihm die Abtsweihe zu erteilen. Darauf antwortete der Bischof, dies nur zu gestatten, wenn der Konvent von Allerheiligen sich

verpflichte, ihm den Tod des Abtes und den Tag der Abtswahl zu melden, bei den Vorbesprechungen zur Wahl einen bischöflichen Kommissar zuzulassen und die Wahlurkunde zur Prüfung vorzulegen.

Natürlich lehnte der Konvent dies ab, da sie gegen die Privilegien  des Prämonstratenserordens im allgemeinen, insbesondere aber gegen die von Allerheiligen seien. Der Bischof reagierte und verweigerte die Ausstellung der Konfirmationsurkunde.

Er erteilte auch die Genehmigung zur Abtsweihe nicht. Der Generalvikar erhöhte den Druck weiter, indem er den vom Kloster  vorgesehen Pater für die Pfarrei Nussbach nicht investierte, Die Kanoniker durften nun weder im Kloster noch in den Pfarreien

die Beichte hören. Das Kloster hatte inzwischen einen Zulauf von 10.000 Gläubigen im Jahr, die zur Beichte kamen, also auch durchaus eine beachtliche Einnahmequelle. Dem Kloster wurde die Seelsorge in den Pfarreien entzogen und dafür

Kapuziner aus der Ortenau eingesetzt. Allerheiligen sollte diesen jährlich 200 fl, das sind etwa 41.821,00 €.

Abt Karl gab nicht klein bei, sondern nahm den Kampf auf. Er wandte sich zunächst an den Generalvikar der Schwäbischen Zirkarie Joseph Seitz, Abt von Kloster Ursberg und Generalvikar von 1746-1771.Dieser war ihm eine gute Stütze.

An Kaiserin Maria Theresia (1745 –1780) wandte er sich und natürlich an den Generalabt Bruno Bécourt, dem in Ordensangelegenheiten die letzte Entscheidung zustand. Als alle Bemühungen um die Rücknahme der Beschlüsse vergeblich waren,

blieb ihm als letzte Instanz Papst Benedikt XIV (1740-1758). Er legte eine Protestation in Rom ein. (GAL 34 Nr. 173)

Der Regestentext: “ Kloster Allerheiligen legt in seinen Streitigkeiten mit dem Bistum Straßburg eine Protestation ein und ruft die Entscheidung des päpstlichen Stuhles an. Mit dem Vermerk über die erfolgte Insinuation der Protestation vom 12. Februar. Das Stück bezieht sich ohne Zweifel auf die Streitigkeiten des Klosters mit dem Bistum, wegen der von dem Bistum über das Kloster beanspruchten Hoheitsrechte und wegen der Besetzung der Pfarreien mit Klostergeistlichen. 11. Februar 1757”

Auf dem Straßburger Bischofstuhl hatte es erneut eine Änderung gegeben. Armand II. war am 28. Juni 1756 verstorben. Auf ihn folgte Louis César Constantin de Rohan-Guéméné (1756-1779), der 3. Straßburger Bischof in Folge aus dem Hause Rohan.

Der neue Bischof lenkte ein. Durch Vermittlung vo Generalabt Bruno Bécourt kam ein Vertrag mit Bischof Louis César Constantin  zustande, der am 22. Juni 1757 in Saverne unterzeichnet wurde. (GAL 34 Nr.174)

Der Regestentext ist wie folgt:  “Vertrag zwischen dem Bischof Ludwig Konstantin von Straßburg und dem Kloster Allerheiligen, durch den das Kloster den Bischof als Landesherrn und Ordinarius anerkennt und die dem Bischofe bezüglich der Abtswahlen

zustehenden Rechte festgestellt werden. 22. Juni 1757”

Mit der Unterzeichnung waren die Schwierigkeiten ausgeräumt und die Wahlbestätigung durch den Straßburger Bischof erfolgte einen Tag später. (GAL 34 Nr. 175). In dieser Urkunde wurde auch das Recht bestätigt, die Abtsweihe vom Abt von Gengenbach zu empfangen.

Dieser, Benedikt Rischer (1743–1763) nahm die Weihe vor. Die übrigen Maßnahmen wurden auch zurückgenommen.

Abt Karl verstarb 1760. Fecht wird bei den folgenden Äbten etwas ungenau. Er führt als 40. Abt Isfried Christ an, gibt aber nur eine Jahreszahl an, nämlich 1777. Dann folgt bei ihm als 41. Abt folgt bei ihm Abt Felix aber auch nur mit der Zeitangabe 1783.

Sturm nennt im Württembergischen Glockenbuch Abt Felix Kemmerle mit den Jahreszahlen 1766-1797

Am 17. Mai 1762 ernannte und investierte der Gengenbacher Abt Benedikt Rischer den Prior von Allerheiligen und Professor des kanonischen Rechts Leopold Schweinhueber zum Apostolischen Notar. (GAL 34 Nr.76)

Hugo Schneider schreibt in der Geschichte des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald dass Abt Felix 1773 die Gebeine der Katakombenheiligen KLemens und Bonifatius nach Allerheiligen überführen. Das zog weitere Pilger an.

An hohen Festtagen strömten über 2000 Pilger nach Allerheiligen.

Auch Allerheiligen war dem Barock gegenüber aufgeschlossen.  Aber die beschränkten räumlichen und finanziellen Verhältnisse der Abtei, aber auch der sparsame Sinn der Äbte verhinderten einen Neubau der Klosterkirche.

Nach den oben erwähnten Altarbilder, die Abt Anastasius 1658 anschaffte, ließ Abt Karl Pulser 1756 den Josefsaltar errichten und gab ein neues Chorgitter in Auftrag. (GLA 84 Nr. 49)

Abt Felix Kemmerle ließ neue Seitenaltäre aufstellen.

Der Streit mit dem Straßburger Bischof Louis César Constantin  flammte 1772-1773 wieder auf. Er hatte vor seinem Amtsantritt als Bischof kanonisches Recht an der Sorbonne studiert. 1720 trat er dem Ritterorden der Malteser bei. Er wurde Kapitän

der Flotte des Malteserordens. 1756 wurde er zum Straßburger Bischof gewählt. Am königlichen Hof in Versailles setzte er sich für die Belange der Elsässer ein.  Auch um die Kirchenzucht in  seinem Bistum nahm er sich an.

Ähnlich wie Kaiser Joseph II. (1765-1790) orientierte er sic h in seiner Regierungszeit an aufklärerischen Idee. Joseph II. beendete unter anderem die jahrhundertealte Tradition der Wallfahrten, verbot die Marianischen Vereine, schaffte Feiertage ab, ließ Votivtafeln entfernen, hob Klöster auf und entweihte Kirchen. Bischof Louis erließ 1772 aus “landesfürstlicher Macht” eine Verordnung gegen die Klöster seines Bistums (GLA 84/66) Darin untersagte er Klöstern den Erwerb von Häusern oder anderen Liegenschaften. Er befahl ihnen, durch Verpfändung erworbene Güter zu verkaufen.

Außerdem bestimmte er, dass u Abgaben verpflichtete Güter zu Steuern herangezogen wurden. Dies alles bereitete dem Kloster keine Schwierigkeiten,  da das Kloster dies schon immer befolgt hatte. Bischof Louis verbot aber geistlichen Häusern auch, Erbschaften

an zutreten. Bei den beschränkten Einkünften des Klosters war dieses aber auf Erbschaften angewiesen. Abt Felix schlug dem Bischof deshalb vor, eine Höhe der Erbschaft auf 2000 fl. zu begrenzen, das sind etwa 418.215,00 €. Höhere Summen kämen bei der Armut

der Bevölkerung ohnehin nicht vor.  Wenn der Bischof diese Bestimmung nicht zurücknähme, sehe er die wirtschaftliche Existenz seines Klosters bedroht, aber auch der bischöflichen Untertanen, die im Stift arbeiteten. Der Bischof ging darauf nicht ein,

weil die Verordnung dem allgemeinen Wohl diene und auf den Maximen der Vernunft gegründet sei. Wie der Streit endete, ist nicht bekannt.

Bischof Louis César Constantine verstarb am 11. März 1779. Sein Nachfolger wurde sein Neffe Louis René Édouard de Rohan-Guéméné (1779-1803)

Mit ihm hatte Kloster Allerheilige n wieder ein besseres Verhältnis.

In der Nacht vom 7. auf 8. September 1779 fiel das bischöfliche Schloss in Saverne einem Brand zum  Opfer.

1783 forderte Generalvikar Johannes Franz Angelus d’Eymar Abt Felix auf, das Geld des Klosters beim Fürstbischof gegen Zins anzulegen, damit dieser das abgebrannte Schloss wieder aufbauen konnte (GLA 84/67). Der Wunsch wurde vermutlich nicht erfüllt.

Im Juli 1489 brach in Frankreich die Revolution aus.

Bischof Louis René Édouard floh in die rechtsrheinischen Besitzungen des Bistums und residierte zunächst bis 1796 als Landesherr in Ettenheim. Um seine Finanzen aufzubessern, versuchte er 1792 sich Kloster Allerheiligen einzuverleiben, was ihm aber nicht gelang.

Die Folgen der Revolution waren nun auch in Allerheiligen zu spüren. In Frankreich mussten die Geistlichen einen Eid auf die Verfassung ablegen, was viele verweigerten. Sie verließen das Land und suchten in den rechtsrheinischen Klöstern Untersachlupf.

Allerheiligen nahm von 1794-1796 12 Studenten des Theologischen Seminars von Straßburg mit ihrem Dozenten Bruno Franz Leopold Liebermann 1759-1844). Dieser lehrte dann in Allerheiligen Kirchenrecht und Dogmatik.

1828 wurde er Generalvikar in Straßburg.

Abt Felix verstarb 1797. Sein  Nachfolger wurde Abt Wilhelm Fischer (1797-1801) als letzter Abt von Allerheiligen. Er stammte aus Oberkirch, wo er am 06. Februar 1741 geboren wurde.

Von 1793-1796 war er Seelsorger in Ebersweier.

Das Kloster hatte stark unter den Auswirkungen der Koalitionskriege zu leiden. Verpflegungen, Einquartierungen, Kontributionen und Erpressungen zwangen 1798 Abt Wilhelm zum Verkauf von Silber und Wertgegenständen, um die größte Not zu überstehen.

1797 brannte in Oberkirch der Klosterhof völlig ab,  der aber unverzüglich in derselben schlichten klassizistischen Form wieder aufgebaut wurde.Am nicht mehr genutzten Eingang mit Außentreppe ist das Doppelwappen des Klosters Allerheiligen und seines letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

Heute befindet sich dort die Altstadtschule.

Dem Beispiel der französischen Revolution folgend zogen 1789 Bauern aus  Renchen, Ulm, Waldulm und Kappelrodeck bewaffnet gegen Allerheiligen und bedrohten es.

Der Friede von  Lunéville vom 9. Februar 1801 regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet.

Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reichs wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 war die rechtliche Grundlage zur Säkularisation.

Am 29.11. 1802 wurde Kloster Allerheiligen nach 600-jährigem Bestehen durch den Markgrafen (1771-1803)und späteren Kurfürsten Karl Friedrich von Baden (1803-1806) aufgehoben.

Als das Kloster aufgehoben  wurde, zählte der Konvent 29 Mitglieder. Alle Kanoniker mussten Kloster Allerheilgen verlassen. Alle Patres, die nicht in der Seelsorge verwendet konnten, siedelten in das Rektoratshaus nach Lautenbach über.

Das Rektoratshaus ist an die Wallfahrtskirche angebaut und ist heute das Pfarrhaus.

Die staatliche Behörde setzte für die Patres die Rente fest, und zwar für den Abt 3000 fl pro Jahr, das entspricht immerhin 619.682 € p.a., für die über 60 –jährigen Konventualen  500 fl, das sind etwa 102.902 €, für die unter 60

Jahren 450 fl., das sind etwa 92.952 €.

Wirtschaftlich stand das Kloster gut da. Allein der Waldbesitz umfasste 4500 Jauchert, das sind etwa 1490 Hektar und erwirtschaftete jährlich 2.400 fl., das sind etwa 495.746,00 €.

Die jährlichen Erträge der 30 Maier-und Rebhöfe wurden auf 7.500 fl geschätzt, das sind etwa 1.549.206,00 €.

Die jährlichen Gesamteinkünfte des Klosters wurden bei der Säkularisation auf 28.000 fl. geschätzt. Davon gingen nach Übernahme des badischen Staates an Pensionen und Pfarrergehältern 13.400 fl. ab, durchaus ein Geschäft für den badischen Staat also.

Das Kloster hatte 30.000fl zu 5% Gelder an Bedürftige verliehen, die alle zurückgefordert wurden. An Bargeld war bei Übernahme noch 5000 fl. vorhanden, also etwa 1.032.804,00 €.

Besondere Werte und Kunstschätze gab es in Allerheiligen nicht. Das Silbergeschirr sowie wertvolle Gemälde wurden der Hofökonomie in Karlsruhe übergeben. Monstranzen und Kelch gingen an die Wallfahrtskirche in Lautenbach und die Katholische Kirchenkommission in Bruchsal.

Das Klosterarchiv kam nach Karlsruhe., die Bibliothek zum Teil  an die Universitätsbibliothek nach Heidelberg zum Teil an die Hofbibliothek  nach Karlsruhe. Auch die Patres konnten aus einem Restbestand Bücher für sich nehmen.

Die Abtsinsignien kaufte Abt Wilhelm. Er lebte von 1803-1818 im Rektoratshaus in Lauterbach. Ihm war schon 1803 jegliche weltliche Administration unter sagt worden.

Er  verstarb am 02. Mai 1824 in Oberkirch .

Am 04.1805 wurde der Haushalt versteigert, ebenso sie Meier-und Rebhöfe.

Das Kloster sollte eigentlich in eine Korrektionsanstalt, das ist eine Besserungsanstalt für Kleriker verwandelt werden.

Am 6. Juni 1804 schlug nachts während eines Gewitters der Blitz in die Turmspitze ein. Das Schindeldach brannte ab,  ebenso das Dach und das obere Stockwerk des anschließenden Klausurgebäudes. Erhalten blieben die Altäre, die Kanzel und die Orgel.

Vom Feuer verschont blieben die Prälatur und die anderen Gebäude. Der Plan für die Besserungsanstalt war hinfällig geworden.

Der Fabrikant Brenneisen aus Iffezheim plante in Allerheiligen eine Wollspinnerei einzurichten. Wegen der abseitigen Lage und den schlechten Zufahrtsmöglichkeiten aber auch wegen des Unvermögens von Brenneisen musste das Vorhaben trotz

hoher Förderung durch Baden 1806 aufgegeben werden. Es fand sich keine weitere Verwendungsmöglichkeit für die Gebäude und es kümmerte sich auch niemand um sie. Deshalb wurden sie 1816 auf Abbruch versteigert.

1840 wurden die Allerheiligen  Wasserfälle (auch ButtensteinerWasserfälle) touristisch erschlossen. Im Zuge der Romantik zog die Ruine weitere Besucher an.

1853 besuchte Karl Baedecker, Verleger, Autor und Begründer der Baedecker Reiseführer die Abtei-Ruine und beschrieb sie, was sie bekannter machte und die Besucherzahl steigerte.

Aufgrund der Erwähnung kam auch Mark Twain 1878 auf seiner Europareise nach Allerheiligen, beschrieb in seinem Buch “A Tramp Abroad” Ruine und Hotel.

“Die Schlucht zu unseren Füßen – genannt Allerheiligen – bot am Ende ihres grasbewachsenen Bodens gerade genug Platz für ein abgeschieden von der Welt mit ihren Belästigungen gelegenes, gemütliches, entzückendes Menschennest, und folglich hatten die Mönche der alten Zeit nicht verpasst, es zu entdecken. Hier waren die braunen und anmutigen Ruinen ihrer Kirche und ihres Konvents, die bewiesen, dass auch die Priester vor siebenhundert Jahren bereits den gleichen guten Riecher hatten, die besten Winkel und Ecken eines Landes aufzuspüren, wie heute.“

Heute befindet sich ein Hotel in Allerheiligen, ein Landschulheim und eine religiöse Tagungsstätte des Caritasverbandes Mainz und ein Tagungszentrum der EOS Erlebnispädagogik Freiburg

                                                                   undefined

01 Apr 2023