Tägliches Archiv: 24. April 2021

Kloster Rottenmünster

Kloster Rottenmünster

 

                                                                                                                            

 

Kurz nach 1200 lässt sich ein der Muttergottes geweihtes Kloster in Hochmauren belegen, das ist in der Altstadt von Rottweil gelegen. Dort lebte eine Schwesterngemeinschaft unter ihrer Meisterin Williburgis.

Davon spaltete sich eine kleine Frauengruppe ab, die hoffte, in den Zisterzienserorden aufgenommen zu werden. 1211 konnten sie ein kleines Gut südlich von Rottweil erwerben.

“Heinrich und Berthold, Herren von Lupfen, lassen die Vogtei über das Gut Holbeinesbach, welche sie von dem Bischof von Konstanz, und Dieterich von Bodenwag von ihnen zu Lehen getragen, nachdem dieser ihnen gegen eine von den Schwestern in Rottweil erhaltene Abfindungssumme das Lehen aufgesagt, ihrerseits an den Bischof auf.”  WUB Band III., Nr. 650, Seite 126-127 und die nächste Urkunde 

Bischof Konrad von Konstanz überträgt das ihm zuständige Vogtrecht über das Gut Holbeinesbach, womit früher die Herrn von Lupfen belehnt gewesen, dem die Erbauung eines Klosters (Rottenmünster) auf demselben beabsichtigenden Abt von Salem.”

WUB  Band III., Nr. 651, Seite 127 gibt praktisch die Erwerbsgeschichte für den Grund von Kloster Rottenmünster wieder. Das Gut hatte ursprünglich den Chorherren von Konstanz gehört. Die Schwestern gaben das Gut nun an den Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191–1240) weiter.

Dieser hatte neben der Gründung der beiden Tochterklöster Tennenbach (seit 1180/90) und Wettingen (1220/27) sich vor allem für Frauenkloster stark gemacht. Um 1200 waren eine Reihe von Frauenklöstern irregulär gegründet worden. Er machte sich um die Anerkennung der Zisterzienserinnen

verdient. Der Orden tat sich mit der Anerkennung von Frauenklöstern zunächst schwer. Eberhard musste einigen Widerstand überwinden, schaffte dann aber in kurzer Zeit die Aufnahme in den Zisterzienserorden von Kloster Wald (1217), Rottenmünster (1221), Heiligkreuzthal, 1227, Baindt (gegründet 1227, aufgenommen 1240), Heggbach (um 1233) und Gutenzell (1238). Die Klöster wurden nicht dem Generalkapitel direkt unterstellt sondern blieben unter der Aufsicht der Äbte von Salem.

Seinen Sinn für Gleichberechtigung stellte er auch damit unter Beweis, dass er Mathilde von Adelsreute, die Tochter und letzte Nachfahrin des Stifters Guntram von Adelsreute 1192 in der Klosterkirche von Salem bestatten ließ. Für Laien oder Frauen war das gemäß der Ordensregel nicht zulässig.

Für die nicht genehmigte Bestattung wurde Abt Eberhard dann auch  vom Generalkapitel mit sechstägigem Fasten bestraft.

Papst Honorius (1216- 1227) nahm Kloster Rottenmünster am 9. Mai 1224 in seinen Schutz. “  Papst Honorius III. nimmt das Zisterzienser-Nonnenkloster Rottenmünster mit dessen Besitz in seinen Schutz und verleiht ihm näher angegebener Begünstigungen.” WUB Band III., Nr. 676, Seite 152-154

Bei den Begünstigungen wurde aufgeführt, dass die Äbtissin sollte stets unter der Leitung des Abts von Salem oder seines Stellvertreters gewählt, bestätigt und benediziert, wie auch jeder Klosterbeamte nur mit Wissen und Willen desselben angestellt und beeidigt werden, das Kloster sollte frei

von Zehnten  sein, das Recht haben, neue Mitglieder aufzunehmen, Exemtion von  geistlicher und weltlicher Gerichtsbarkeit, von eventuellen Exkommunikationen und Interdikten in der Nachbarschaft genießen, Ablässe auf bestimmte kirchliche Zeiten und für außerordentliche Besuche der Klosterkirche, für Schenkungen und Wohltaten verleihen dürfen. Diese Rechte wurden dem Kloster von den päpstlichen Nachfolgern noch wiederholt, meistens in ganz gleichlautender Form bestätigt, so z. B. von Papst Sixtus IV. (1471-1484) im Jahre 1482 und Julius II. (1503-1513) im Jahre 1506.

Die erste Äbtissin war Williburgis (nach leo bw- Wikipedia nennt eine Äbtissin Ida). Der erste Vaterabt war Abt Eberhard von Salem.

Im Juli 1237 nahm Kaiser Friedrich II. (1220-1250) Kloster Rottenmünster in seinen Schutz. Er beauftragte, die nahe gelegene Reichsstadt Rottweil, diesen Schutz in seinem Namen auszuüben. WUB Band III., Nr. 897, Seite 400-401.

Adlige Gönner wie die Herren von Lupfen oder die Grafen von Sulz sorgten für einen guten wirtschaftlichen Start der Abtei.

Als Konradin (1254-1268) in Rottweil war, bestätigte er am 2. August 1262 genehmigte und bestätigte er der Äbtissin und Kloster Rottenmünster alle von seinen Vorfahren erhaltene Rechte. RI Conradin – RI V,1,2 n. 4779

König Rudolf (1273-1291) von Habsburg stellte am 7. Mai 1274 folgende Urkunde für Kloster Rottenmünster aus: “nimmt das Cistercienser-nonnenkloster Rotenmünster mit allen besitzungen in seinen schutz, verspricht die vogtei über dasselbe stets beim reiche zu behalten und befiehlt den amtleuten (ministris) in Rotweil das kloster gegen alle angriffe zu schützen und demselben bei vorfallenden beschwerden..” RI  Rudolf – RI VI,1 n. 157

Nur eine Woche später befahl Rudolf dem Amann und den Bürgern von Rottweil Kloster Rottenmünster, das er in seinen Schutz genommen hat, zu wahren und zu verteidigen und wen einer zum Schutz des Klosters aufgefordert wird, solle er das “unverweilt” tun.

RI Rudolf – RI VI,1 n. 165

Von Heinrich VII. (1308-1313) bekam Kloster Rottenmünster zwei Bestätigungen. Eine wurde am 2. Juni 1309 in Konstanz ausgestellt. Sie bestätigte das Recht der Pürsch und vor allem “und die Freiheit von Steuern und Ab­ga­ben auf Personen, Güter oder ihnen zugehörige Sachen, wie sie jene bisher genossen ha­ben. ) RI  Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 169. Mit der am  6. November in Colmar ausgestellten Urkunde nahm Heinrich VII. das Kloster in seinen besonderen Schutz RI Heinrich VII. – RI VI,4,2 n. 327 er bestätigte die Güter des Klosters und “ und verbietet allen Reichsgetreuen und besonders Schultheiß, Ratsherren und Bürgern von Rottweil, das Kloster irgendwie zu belästigen”. Laut Kommentar zu der Urkunde ist daraus eine Ermahnung an Rottweil zu sehen, der darauf hindeute, dass schon 1309 der von der Stadt Rottweil ausgeübte Schutz sich in sein Gegenteil verkehrte.

Am 31. März 1330 bestätigte Ludwig der Bayer (1328-1347) dem Kloster die Diplome Kaiser Friedrichs II. und Heinrichs VII. RI  Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 78

Am 14. März 1408 stellte König Ruprecht von der Pfalz (1400-1410)Kloster Rottenmünster in Konstanz folgende Urkunde aus : “Nimmt das frauenkloster Rotenmünster in seinen und des reiches schirm und bestätigt dessen privilegien (rechte, friheite und herkomen, privilegia, hantfesten und briefe von römischen kaisern und königen und anderen fürsten und herrn)”. RI Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 5207 Mit der ebenfalls am 14.03. auch in Konstanz ausgestellten Urkunde (n. 5208) bestätigt Ruprecht die von Friedrich II.  1237 ausgestellte Urkunde.

Am 21. Januar 1415 bestätigte König Sigmund (1411-1433, ab 1433-1447 Kaiser) die Privilegien von Kloster Rottenmünster. RI Sigmund – RI XI,1 n. 1395 Am 12. März 1418 übertrug er den Schutz des Reiches für Kloster Rottenmünster auf die Stadt Rottweil. RI Sigmund – RI XI,1 n. 3046.

Die letzte Urkunde, die Sigmund für Kloster Rottenmünster ausstellte, stammt vom 13. April 1434 in Basel. Sigmund “ bestätigt dem Frauenkloster Rottenmünster (Konstanzer Diöz.) alle Privilegien u. s. w., besonders den Spruch d. Mkgr. Friedrich v. Brandenburg zwischen dem
Kl.und der St. Rottweil” RI Sigmund – RI XI,2 n. 10258. Am 15. Mai 1417 entschied Markgraf Friedrich von Brandenburg (1415-1440), dass Kloster Rottenmünster an Rottweil im Allgemeinen keine Steuern, desgleichen für eigene, sowie für Zins- und Gültfrüchte keinen Zoll zu bezahlen, auch die Bußen und Besserungen in dem Kloster allein zu beziehen habe, sowie daß die Frohndienste der Klosterleute in der Stadt aufgehoben sein sollen.

Am 26.11. 1442 in Konstanz und am 22.11. 1473 in Trier erteilte Kaiser Friedrich III.(1440-1473) Kloster Rottenmünster eine Privilegienbestätigung. Am 21.03. 1483 befahl er in Wien der Stadt Rottweil das Kloster zu schützen.Noch eine Reihe von Kaisern stellte Schutzerklärungen für Kloster Rottenmünster aus. Die letzte erfolgte 1794 durch Kaiser Franz II. (1792-1806).

Nun zur chronologischen Geschichte von Kloster Rottenmünster.

Die Meisterin Williburgis scheint die treibende Kraft bei der Entstehung des Klosters gewesen zu sein. Der Bau des Klosters und der Kirche dürfte von 1221-1224 gedauert haben. Die nächste uns bekannte Äbtissin ist Ida, die schon in der kaiserlichen Bestätigung von 1237 genannt ist.

Das Kloster hatte auch bedeutende Schenkungen und Mitgiften eingetretener Nonnen aus dem niederen Adel erhalten. Seit dem 14. Jahrhundert kamen Schenkungen des gehobenen Bürgertums der Reichsstadt Rottweil dazu.

Seit 1359 regierte Äbtissin Anna Boller. Sie stammte aus einer angesehenen Rottweiler Familie. In ihrer Regierungszeit wurde ein personeller Höchststand mit über 100 Schwestern erreicht.

Mit Clemens V. (1305-1314 siedelte der Papst 1309 nach Avignon über. Der Zeitraum von 1309-1376/7 wurde dann auch “babylonische Gefangenschaft der Kirche” genannt.  Gregor XI,  (1370-1378) wurde 1370 zum Papst gewählt. 1376 kehrte der Papst auch unter dem Einfluss der Heiligen Katharina von Siena (1347-1380) wieder nach Rom zurück. Allerdings kam es 1378 zum “Abendländischen Schisma” von 1378-1417 mit konkurrierenden Papstansprüchen In Avignon und Rom.

Bis um 1430 hatte Kloster Rottenmünster einen sehr guten Ruf in Schwaben, wie K.J. Glatz in Das ehemalige Reichstift Rotenmünster in Schwaben, Freiburger Diözesanarchiv, Bd. 6, Freiburg 1871, S. 38, anmerkt. Aber seit dem Exil der Päpste in Avignon hatte die klösterliche Disziplin nachgelassen.  

Auch in Rottenmünster gab es eine Spaltung des Konvents. Etwa 20 Schwestern stellten sich gegen die Äbtissin. Auch der Stadt Rottweil kam die Zwietracht im Kloster nicht ungelegen, im Gegenteil, sie mischte munter mit (Glatz S. 39)

1475 schlichtete Graf Johann von Sulz( 1431–1483 ) zwischen Kloster und Stadt Rottenburg. Die innerklösterliche Auseinandersetzung ging aber weiter. Die Schwestern kündigten der Äbtissin  Beatrix von Enzberg  (bis 1475) den Gehorsam auf. Diese wendete sich an den Vaterabt von Salem

Johannes I. Stantenat (1471–1494 ) und verlangte eine Untersuchung  der Klosterhändel und Bestrafung der ungehorsamen Schwestern. Das erreichte sie zwar, trat aber im selben Jahr trotzdem zurück.  Ihren Nachfolgerin Agnes von Wehingen bewilligte der resignierten Äbtissin alle einer Äbtissin gebührend Rechte, Wohnung im Kloster und Pension. Unter ihren Nachfolgerinnen Clara und Engla scheint wieder Ruhe eingekehrt zu sein. Die Streitigkeiten zwischen der Stadt Rottweil und Kloster Rottenmünster brachen bald wieder aus. 1498 traf die vorderösterreichische Regierung einen Entscheid, dem sich die 1498 regierende Äbtissin Adelheid von Rotenstein(bis 1502) unterwarf, nicht aber die Stadt Rottweil. Diese machte zur Bedingung, dass die Äbtissin sich in das Bürgerrecht von Rottweil aufnehmen ließ. Auch diesem stimmte Adelheid zu, obwohl es ihr keine realen Vorteile brachte,

aber ihrer Unabhängigkeit schaden könnte. Nach dem Tod von Äbtissin Adelheid wurde Anna von Rotenstein unter Vorsitz von Abt Johann von Fridingen (1493–1534 ) von Bebenhausen gewählt. Er leitete die Wahl im Auftrag des Salemer Abtes Johannes II. Scharpfer (1494–1510 ).

Auf den Thesenanschlag Luthers in Wittenberg am 31. Oktober 1517 folgte in Deutschland die Reformation. In der Stadt Rottweil fand diese kaum Widerhall. Der Reformationseifer der Rottweiler wurde vielleicht auch etwas gedämpft durch die Drohung Kaiser Karls V. (1519-1556)

das Reichskammergericht aus Rottweil zu verlegen, falls sich an den religiösen Verhältnissen der Stadt etwas ändere. Da Rottweil katholisch blieb, kam auch Kloster Rottenmünster unbeschadet durch die Reformation.

1521 erschien Kloster Rottenmünster in den Reichsmatrikeln. Es war mit neun Fußsoldaten und einem Betrag von 20-30 Gulden veranschlagt. Für das Reichskammergericht musste das Kloster 30-50 Reichstaler bezahlen.

Als Mitglied des Schwäbischen  Kreises nahm es die 50. Stelle ein.

Als Herzog Ulrich von Württemberg im Zuge des Bauernkrieges versuchte, sein Land wieder zu erobern, übernachtete er am 14. März 1525 im Kloster. Er musste aber in der Nacht noch fliehe, da Schweizer Soldaten, die in Rottweil lagen, ihn in Gewahrsam zu nehmen.

Unter Äbtissin Dorothea Schnezer musste das Kloster 12 Jauchert (das entspricht 12 Ar) Felder an die Stadt Rottweil verkaufen, da das Kloster in Not geraten war.
Die Äbtissin Barbara Volmar aus Rottweil regierte von 1565-1595. Sie war fromm, klug und eine energische Haushälterin. Sie hob die geistige Ausrichtung des Klosters. Sie erneuerte die Kirche und versah sie mit neuen
Altären. Der Konstanzer Weihbischof Balthasar Wurer (1574-1606) weihte 1590 den Altar für die heilige Ottilie,Katharina und  Barbara.

Auf Äbtissin Barbara folgte 1595 Anna Hettinger. Sie war eine würdige Nachfolgerin und war 16 Jahre im Amt. Auf sie folgte Kunegunde Fehr aus Luzern, auch sie eine umsichtige Äbtissin und gute Wirtschafterin.  Aber sie hatte bald die Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges

zu ertragen.

Da es Anfang des 17. Jahrhunderts immer wieder Schwierigkeiten mit der Reichsstadt Rottweil gab, legte Äbtissin Kunigunde bei Kaiser Matthias II.(1612-1619) Beschwerde ein. Dieser erklärte am 12. Februar 1619, dass Kloster Rottenmünster unter seinem und des Reiches Schutz stehe

und ernannte Erzherzog Leopold (+1632 )Regent von Tirol und Vorderösterreich zum Konservator und Exekutor von Kloster Rottenmünster. Als Kaiser Matthias kurz danach verstarb, unternahm die Stadt einen groben Vorstoß ins Kloster unter dem Vorwand, da ihr die Gerichtsbarkeit

zustehe, müsse sie unter den  Armen, an die gerade Almosen verteilt wurden, einige Verdächtige festnehmen. Die Klausur wurde verletzt und auch Klosterknechte niedergeschlagen. Das Kloster verwahrte sich beim Bischof von Konstanz Jakob Fugger (1604- 1626)

und bei Kaiser Ferdinand II. (1619-1637). Der Bischof exkommunizierte die Stadt Rottweil. Die Stadt anerkannte die Entscheidungsbefugnis von Kaiser Ferdinand nicht an. Dieser entzog der Stadt daraufhin das Recht auf freie Pirsch. Dem Kloster erteilte er am 5. August 1623 die hohe Gerichtsbarkeit.

1624 tauchten erstmals Truppen in der Nähe des Klosters auf. Der Generalfeldzeugmeister und kaiserlicher Feldmarschall (+ 1634) Hannibal von Schauenburg war in die nahegelegene Herrschaft Hohenberg eingerückt, zog aber bald weiter. Die Äbtissin benachrichtigte sofort den Prior des

Benediktinerinnenklosters Amtenhausen Georg Gaisser, der von 1627-1655 Abt in Villingen war. Er besuchte Kloster Rottenmünster am 11. Juni 1625 und gab den Nonnen Verhaltensregeln. Anfangs der 30-iger Jahre verlagerte sich das Kriegsgeschehen mehr und mehr nach Süddeutschland.

In Rottweil besaß das Kloster ein Gebäude, die Schaffnerei. Dorthin zog sich die Äbtissin mit dem Konvent zurück. Am 12. Oktober 1632 wurde Kloster Rottenmünster von württembergischen Truppen völlig ausgeplündert. Äbtissin Kunegunde starb 1633. Auf sie folgte die aus Rottweil stammende

Anna Spreter. Sie verstarb aber schon ein Vierteljahr später. Ihr Nachfolgerin wurde Margaretha Mayl, ebenfalls aus Rottweil. Als die Gegend wieder von Soldaten frei war, kehrten die Schwestern wieder ins Kloster zurück. Die Lebensmittel mussten aus Rottweil bezogen werden.

Die Schlacht von Nördlingen am 27. August 1634 hatte zwar einen Sieg über die Schweden gebracht. Die Lage von Rottweil und damit auch von Rottenmünster aber hatte sich nicht gebessert. Rottweil war von Truppen und Fremden so überfüllt, dass wer als Flüchtling dort unterkommen wollte, ungeheures Schutzgeld bezahlen musste. Im Januar 1638 trafen sich  die Äbte von Salem Thomas Wunn (1615–1647) und Alpirsbach  Alphons Kleinhans (1638-1648 aufgrund des Restitutionsedikt)  in Kloster Rottenmünster, um sich von dem kläglichen
Zustand des Klosters zu überzeugen und den Schwestern einen Rat zu erteilen. Sie verfügten eine vorläufige Auflösung des Konvents. Diese Verfügung teilten sie auch Georg Gaisser in Villingen mit. Ein großer Teil der Schwestern wurde entlassen, bis der Friede wieder hergestellt sei.Viele gingen in die Schweiz. Auch der Beichtvater des Klosters, der Konventuale Scheideck aus Salem ging wieder zurück nach Salem. Die Verbliebenen und die Äbtissin mussten wieder in Rottweil unterkommen.

1643 belagerte der Schwedische General Rosen die Stadt Rottweil. Kaum war er abgezogen, rückte der französische Marschall Jean Baptiste Budes von Guébriant ebenfalls auf Rottweil vor, um es einzunehmen, da Kardinal Mazarin die Devise ausgegeben hatte:„Rottweil ist das Tor zu Schwaben“.

Guébriant hatte sein Hauptquartier im Kloster Rottenmünster. Im Juli belagerte er Rottweil zunächst erfolglos. Bei der 2. Belagerung zerschmetterte ihm eine Kugel den Ellenbogen. Er ließ sich von Rottenmünster aus ins Dominikanerkloster Rottweil bringen, wo er an Wundbrand starb.

Da die Bayern, die Rottweil übergeben hatten, wieder nachrückten, zogen die Franzosen wieder ab. Damit die
Bayern im Kloster Rottenmünster keinen sicheren Aufenthalt finden konnten, zündeten die Franzosen beim Abzug das Kloster an allen vier Ecken ab und machten es zum Schutthaufen. Das war das 2. Mal seit der Gründung des Klosters, dass Rottenmünster brannte.

Äbtissin Margaretha machte einen bescheidenen Neubau und beschränkte sich auf  die notwendigsten Gebäude.

Das Klosterleben von Rottenmünster hatte während des Dreißijährigen Krieges sehr gelitten. Nach K.J. Glatz, Pfarrer und Historiker von Kloster Rottenmünster, ist dafür vor allem Äbtissin Margaretha verantwortlich. Sie kommt in seiner Beurteilung sehr schlecht weg. Sie war “eine herrische, hochfahrende eigensinnige Frau” (S. 47). Auch unterhielt sie “anstößigen Umgang” (S. 48) mit dem Junker von Graneck, den ihr der Abt von Salem zwar untersagt hatte. Aber sie kehrte sich nicht daran.  Sie dankte freiwillig ab, wurde aber 11. Januar 1650 “ex delicta infamiae”, also Ehrlosigkeit abgesetzt, wie aus dem Salemer Äbtissinnenverzeichnis hervorgeht ( S. 48 Anmerkung 2).

Sie hatte aber immer noch eine starke Anhängerschaft im Konvent, was dazu führte, dass ihre Nachfolgerin Bernharda Kuen aus Rottweil bald resignierte. Auf sie folgte Susanna von Pflummern. Sie war die Tochter des Biberacher Bürgermeisters Heinrich von Pflummern (1542-1622).

Sie regierte auch nicht allzu lange und gab ihr Amt 1658 schon wieder ab. Ihre Nachfolgerin war Ursula Scherler, Tochter des Hofgerichtsassessors Dr. Scherler aus Rottweil. Sie hatte nach Glatz “unerschütterliches Gottvertrauen und bewunderswerthe Ausdauer” (S. 49)

Nach dem Brand von 1643 stellte sie  das Kloster wieder her. In drei Jahren wurde die Kirche wieder aufgebaut. Am 27. Juli 1664 weihte sie der Konstanzer Bischof Franz Johann Vogt von Altensumerau und Prasberg (1645-1689).

Die Kirche wurde von den Vorarlberger  Baumeistern Michael Beer, Michael Thumb und Peter Willi erbaut.

Am 13. April 1665 wurde der Grundstein zum neuen Kloster gelegt und konnte am 20. Januar 1669 nach vierjähriger Bauzeit bezogen werden. Sie sorgte aber auch für eine solide ökonomische Grundlage. Der klösterliche Geist, die Disziplin und die Frömmigkeit kehrte ebenfalls wieder zurück.

Äbtissin Ursula starb am 14. April 1687.

Am 23. April 1687 wurde Maria Williburg einstimmig zu ihrer Nachfolgerin gewählt. 1671 war Liselotte von der Pfalz, die Tochter des Kurfürsten  Karl I. Ludwig von der Pfalz (der Sohn des „Winterkönigs”)mit Philipp von Orléans, dem Bruder Ludwigs XIV. verheiratet worden. Den Erbanspruchs

Liselottes, der im Heiratsvertrag nur unzureichend umschrieben war,nahm Ludwig XIV. zum Anlass in die linksrheinischen Gebiete und die Pfalz einzumarschieren. Es gehörte zur Taktik, süddeutschen Reichsständen übermäßig hohe Kontributionsforderungen zu und  bei Zahlungsverweigerung mit Einmarsch, Brandschatzung und Geiselnahme zu drohen. Ab dem 23. Oktober 1688 stießen französische Truppen ins Gebiet von Villingen und Rottweil vor. In Rottweil hatten sie Kontributionen erhoben und marschierten dann ab. In der Nacht vom 26. November 1688 kehrten sie nochmals für eine Nacht zurück und nahmen ihr Nachtquartier in Rottweil und Rottenmünster. 1688 hatte sich der Konvent wegen der Kriegsgefahr nach Rottweil begeben.Dann blieb das Kloster bis zum Spanischen Erbfolgekrieg von 1701-1714 verschont. Da traf es Süddeutschland ab 1702 wieder. 1704, 1707 und 1713

mussten die Nonnen wieder ihr Kloster verlassen. Der Friede von Rastatt 1714 bannte dann die Kriegsgefahr bis zu den Revolutionskriegen, die ab 1792 einsetzten.

1722 wurde der Kapitelsaal mit einer Decke aus Föhrenholz gebaut.

Unter Äbtissin Maria 18 Konventfrauen und vier Schwestern im Kloster. Sie starb im Jahr 1725.

1771 schloss Äbtissin Magdalena mit der Stadt Rottweil einen Vertrag,der den über Jahrhunderte hinweg immer wieder aufgetreten Schwierigkeiten ein Ende machte und bis zur aufhebung des klosters Ruhe brachte.

1796 wurden Rottweil und Kloster Rottenmünster Kriegsschauplatz. Der französische Generalmajor Vandamme (1770-1830) schlug am 18. Oktober 1796 die Österreicher in der Nähe des Klosters. Im Frühjahr 1799 waren die Franzosen wieder da, dieses Mal mit ihren Generalen Soult und St. Cyr.

3 Monate später wurden sie wieder von den Österreichern verdrängt. Im Sommer 1800 wurde zwischen dem französischen General Moreau und dem österreichischen Feldzeugmeister Kray ein Waffenstillstand geschlossen. Der Schwäbische Kreis musste eine

Kriegskontribution von 6 Millionen Livres (= Pfund, das war eine französische Einheit der Silberwährung. 24 Livres entsprachen einem Louis d’Or und dieser wurde  zur Zeit des Rheinbundes mit 9 Gulden bewertet. )Auf Kloster Rottenmünster entfielen 3.000 Gulden (um 1700 hatte ein Gulden eine Kaufkraft, die etwa 50 € entsprach, das wären also etwa 1,5 Millionen € gewesen).

Der Frieden von Lunéville am 9. Februar 1801 regelte die rechtliche Eingliederung der seit 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französischen Staatsgebiet.Den Fürstentümern des Heiligen römischen Reiches wurde Entschädigung zugesagt. Diese erfolgte durch die Säkularisation

geistlicher Herrschaften. Das wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 umgesetzt. Für Rottenmünster bedeutete das, dass das Kloster Ende November 1802 aufgehoben wurde. Am 23. November 1802 nahmen 50 württembergische Soldaten das Kloster in Besitz.

Zwei Drittel des Inventars wurden weggenommen. Silber für mehr als 6.000 Gulden, meist liturgische Geräte kamen in die staatliche Münze nach Ludwigsburg.  Bei der Auflösung bestand  der Konvent aus 25 Chorfrauen, vier Novizinnen und 14 Laienschwestern. sie erhielten die Erlaubnis, das

Kloster zu verlassen und ihre Heimat zurückzukehren. Aber bis auf eine Chorfrau blieben alle zusammen. Sie bemühten sich vor Ort Klausur und ihr klösterliches Leben aufrecht zu erhalten. Die letzte Äbtissin Juliana Mayer, die am 16. September 1796 zur Äbtissin gewählt worden war, starb

1826. Die letzte noch lebende Schwester verließ das Kloster 1850.

Die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal erwarben 1895 vom württembergischen Staat das ehemalige säkularisierte Zisterzienserinnenkloster Rottenmünster. Sie bauten es um und ergänzten es durch Neubauten.

Heute hat das Haus mehr als 1200 Mitarbeiter und betreibt mit 476 Betten eine Einrichtung für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Abhängigkeitserkrankungen, Gerontopsychiatrie und Neurologie

 

 

 

Liste der Äbtissinnen

  • 1237 Ida
  • 1290 Adelheid von Grieningen
  • 1328 Katharina von Triberg
  • 1343 Adelheid Diepolt
  • 1351 Anna Boller
  • 1388 Katharina Gieringer
  • 1419 Brigitta Kopp

seit 1442 Reichsäbtissinen

  • 1436 Elisabeth (Bletz) von Rothenstein
  • bis 1475 Beatrix von Enzberg
  • 1650–1658 Susanna von Pflummern
  • 1658–1687 Ursula Scherlin
  • 1687–1725 Maria Williburg Frey
  • 1725–1733 Magdalena Schneider
  • 1733–1748 Barbara von Pflummern
  • 1748–1762 Thesselina Eberle
  • 1762–1777 Magdalena Mayr
  • 1777–1796 Maria Barbara Barxel
  • 1796–1802 Maria Juliana Maier

24 Apr 2021