Personen der Geschichte

Schmid von Sulmingen

 

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Die genauen Lebensdaten von Ulrich (oder Huldrich) Schmid aus Sulmingen sind nicht bekannt. Sicher ist, dass er 1496/1497 wohl als Leibeigener des Klosters Heggbach von seinem Vater die Schmiede in Sulmingen übernahm. Er war in eine stürmische Zeit geboren worden. Unter den Bauern gärte es. Die spürbaren Belastungen des Feudalsystems noch verstärkt durch Missernten, die für die Jahre vor 1525 nachgewiesen sind,  führten zu zahlreichen Klagen der Bauern. 1524 konnten die Bauern einen “Untertanenvertrag” mit ihrer Herrschaft, dem Kloster Heggbach, aushandeln. Alle “Fall-Lehen”, dort konnte im Todesfall der Hof nicht vererbt werden, sondern fiel an den Grundherren zurück, wurden in Erb-Lehen umgewandelt. Im Wirtshaus saßen die Baltringer Bauern zusammen und berieten,

“wie sie ire Sachen wellent anfahen” Die Bauern fordern den Sulminger Schmid auf, ihr Anführer zu werden, denn  er galt als fromm gutherzig und auch redekundig.

Die Baltringer trafen sich regelmäßig zu Zusammenkünften im Baltringer Ried. Diese Zusammenkünfte haben sich schnell bei der Obrigkeit herumgesprochen.

Der Schwäbische Bund, der Zusammenschluss von weltlichen und geistlichen Fürsten, Adeligen und Reichsstädten nahm Kontakt mit dem Baltringer Haufen auf.

Verhandlungspartner war der Ulmer Bürgermeister Neidhart. Er forderte die Bauern auf, ihre Beschwerden nieder zu schreiben. Mitte Februar 1525 übergaben die Bauern mehr als 300 Beschwerdeschriften. Beschwerden über die Leibeigenschaft standen an erster Stelle, dann sollte Zins und Gült gemindert werden und die Abgaben bei der Hofübergabe sollten abgeschafft werden. Außerdem wollten sie weniger Belastung bei Frondiensten. Der Baltringer Haufe hatte mittlerweile einen Schreiber und zwar den Kürschnergesellen Sebastian Lotzer aus Memmingen. Nicht umsonst hatte sich Schmid nach Memmingen orientiert. Die Stadt stellte sich früh auf die Seite der Bauern. Dort wirkte auch der Prediger Christoph Schappeler, der der Reformation beim Rat und der Bürgerschaft zum Durchbruch verhalf. Er war Anhänger von Zwingli. In Memmingen trafen sich in den Kramerzunftstuben 50 Vertreter von drei Bauernhaufen, dem Allgäuer Haufen, dem Baltringer Haufen und dem Seehaufen. Die Allgäuer wollten “dapfer mit dem Schwert” durchdringen. Die Baltringer hofften immer noch auf einen friedlichen Ausgleich mit den Herren. Nach komplizierten Verhandlungen einigte man sich schließlich auf die Verabschiedung von zwei Papieren. Das erste kam unter dem schlagwörtlichen Titel “Zwölf Artikel” rasch in Umlauf wurde in 20 Auflagen gedruckt und als Flugschriften massenhaft verbreitet. Im Schlussartikel wurden alle Einzelforderungen dem Urteil der Heiligen Schrift unterworfen. So war dies zugleich ein Reformprogramm und der Versuch,  dies in die  reformatorische Bewegung zu integrieren. Die Idee der Orientierung am Göttlichen Recht stammt von Zwingli. Als die Vertreter vom Schwäbischen Bund dann  Schmid dann fragten, wie er sich das vorstelle, da Gott wohl kaum vom Himmel herabsteige, antwortete er, dass gelehrte Männer aus ihrer Bibelkenntnis heraus entscheiden sollten, was Göttliches Recht sei. Dann wurde auch die “Christliche Vereinigung“ gegründet, der Zusammenschluss der Bauernhaufen. Dies wurde dem Schwäbischen Bund mit einem höflichen Schreiben mitgeteilt und nochmals ausdrücklich versichert, keine Gewalt anzuwenden.Diesem mäßigenden Einfluss Schmids wird es auch zugeschrieben, dass das Kloster Heggbach nicht zerstört wurde. Die Adelsvertreter im Schwäbischen Bund hatten sich aber bereits für die Gewalt entschieden, allen voran Georg Truchsess von Waldburg, der “Bauernjörg” . Herzog Ulrich von Württemberg lag im Kampf mit dem Bund. Er wollte sein Herzogtum zurückgewinnen verlor aber die militärische Auseinandersetzung gegen gegen das Bundesheer unter Führung des Truchsessen. So besserte sich die Lage für den Bund ständig. Nacheinander wurden die Bauern in blutigen Schlachten niedergemetzelt. Bei der Schlacht von Leipheim kamen mindestens 1000 Bauern vom Baltringer Haufen ums Leben. Bauernführer, deren man habhaft werden konnte, wurden hingerichtet. Ulrich Schmid, Sebastian Lotzer und Christoph Schappeler konnten mit ihren Familien in die Schweiz fliehen und so ihr Leben retten. Schmid kehrte nicht mehr unter die Heggbacher Herrschaft zurück.Sein weiterer Verbleib ist unbekannt. Er ist vermutlich vor 1541 gestorben. Lotzers Spuren verlieren sich in Sankt Gallen.

Die Memminger Artikel gelten als erste Niederschrift von Menschen und Freiheitsrechten in Europa.

Das Andenken Ulrich Schmids wird heute noch gewahrt zum Beispiel in dem heimatgeschichtlichen Verein “Baltringer Haufen”, der beim Sulminger Dorffest, beim Biberacher Schützenfest oder beim Laupheimer Heimatfest auftritt.

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07 Feb 2011