Stift Freckenhorst
Autor: Franz-Karl | Kategorie: Klöster in NRW
Sie ist am
Freckenhorst ist ein Stadtteil von Warendorf. YEs wird 851 erstmals urkundlich erwähnt. Die sogenannte Gründungsurkunde von Stift Freckenhorst. wurde allerdings schon von
dem Historiker Wilhelm Diekamp in Die Gründungslegende und die angebliche Stiftungsurkunde des Klosters Freckenhorst 1884 als Fälschung erkannt.
In der Urkunde heißt es “Das Ehepaar Everword und Geva widmet das Schloss Freckenhorst mit Wald und Gütern zu Otomar (Hoetmar), Fharendorpe (Warendorf), Husen, Foberg (Vohren b. Warendorf) und den Zehnten in der Region Ravenspurg teils für eine Priesterkongregation unter Luitold, teils für ein Nonnenkloster, welches unter Geva und nach ihrem Tode unter Thiatilda stehen soll.” Sie ist im Landesarchiv NRW unter
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 1 abgedruckt und auch dort als Fälschung deklariert. Der in der Urkunde genannte Stifter Everword ist aber eine historische Persönlichkeit.
Der Gründungslegende nach trat er nach Vollzug der Stiftung in das Kloster Fulda ein. Er erscheint in den Fuldaer Traditionsnotizen als Fridewart.
Die Schenkung des Everwards, wie er in dieser Urkunde heißt ist auch in MGH Diplomata auf Seite 113 unter Urkunde 78 abgedruckt. Ludwig der Deutsche (817-876) bestätigte die Schenkung.
Die Urkunde wird in MGH allerdings als verunechtet bezeichnet. Der Inhalt wird aber als stimmend betrachtet.
In der Gründungslegende wird von einem Everward, der edler Herkunft war, und seiner Frau Geva, erzählt, die sich durch Schönheit und Wohltätigkeit auszeichnete
.
Sie waren beide sehr begütert, hatten aber keine Kinder.
Everwards Schweinehirt Freckyo, der dem Ort Freckenhorst den Namen gab, bemerkte eines Nachts ein großes.Licht, was ihn sehr erschreckte. Er traute sich erst am Tage die Stelle zu untersuchen, fand aber nichts.
In der folgenden Nacht kam das Licht noch heller wieder. Er berichtete dies dem Vogt und dem Maier des Edelherren Der Vogt trug die Sache nun seinem Herren vor.
Daraufhin begab sich Everward mit seinen Rittern und Knappen selbst an diese Stelle. Auch er hatte eine Lichterscheinung.
Sie hatte die Gestalt eines Hauses und er konnte einen Mann erkennen, der den Grundriss mit einer Schnur ausmaß.
Er betete die folgende Nacht und schlief sehr spät ein. Da erschien ihm der heilige Petrus und offenbarte ihm, dass er es war und den Grundriss einer Kirche vermessen habe.
Er trug ihm nun auf, die Kirche zu bauen.
Everward beriet sich mit dem Bischof von Münster Liutbert (849-870). Dieser beauftragte Everward, den Wald zu roden, wo die Lichterscheinung war und ließ dort die Fundamente einer Kirche bauen.
Everward teilte sein Vermögen drei Teile, zwei erhielt das neue Kloster Freckenhorst, einen Kloster Fulda, in das er selbst eintrat.
Das neue Kloster Freckenhorst wurde auf den in Westfalen relativ unbekannten Bonifatius geweiht, hatte also denselben Patron wie Kloster Fulda.
Die Legende erklärt das so, dass Bonifatius die Urgroßeltern Everwards bekehrt und getauft habe.
Auch Geva trat ins Kloster ein und erhielt von Bischof Luitbert im neuen
Kloster Freckenhorst den Schleier, wo sie dann lebt.
Von der Legende zur gesicherten historischem Realität.
Die Quellenlage zur frühen Geschichte Freckenhorsts ist sehr schlecht. Alle urkundlichen Belege für die Zeit bis 1161 sind verloren gegangen. Auch die Reihenfolge der Äbtissinnen steht nicht fest.
Meine wichtigste Quelle ist Wilhelm Kohl, Das Bistum Münster 3: Das (freiweltliche) Damenstift Freckenhorst (Germania Sacra N. F. 10), Berlin/New York 1975.
Archäologische Befunde belegen, dass das Kloster im 9. oder 10.Jahrhundert wiederholt durch Brand vernichtet worden ist.
Möglicherweise steht das in Verbindung mit den Einfällen der Normannen und der Hunnen.
So wurde 926 das nicht allzu weit entfernte Kloster Herford beim Hunneneinfall zerstört und König Otto I. (936-973)stellte 940 eine Urkunde für Herford aus, in der er die beim Hunneneinfall vernichteten
Privilegien Herfords erneuerte. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 101u / Fürstabtei Herford, Landesarchiv / Urkunden, Nr. 9
Das wichtigste Ereignis der Gründungsjahre war die Reliquientranslation durch Bischof Liutbert, die nach den Xantener Annalen 860 oder 861 stattgefunden haben.
Bischof Liutbert stattete Kloster Freckenhorst mit Reliquien aus. Dabei war auch eine Reliquie des Kirchenpatrons von Freckenhorst,des heiligen Bonifatius.
Die nächste greifbare Nachricht er scheint dann 1085.
Bischof Erpho von Münster (1085-1097) bestimmte die Rechte der Freckenhorster Dienstmannschaft nach dem Vorbild der Rechte der bischöflichen Ministerialen.
(Wilhelm Kohl S.72)
Dies geschah wohl im Rahmen einer umfassenden Reform von Kloster Freckenhorst.
1116 gab es wieder eine Feuerbrunst in Kloster Freckenhorst.Diese ist archäologisch nachgewiesen.
Auch die Corveyer Annalen berichten von diesem Brand.
Es ist unklar, ob der Brand in Zusammenhang mit den Kämpfen der kaiserlichen Partei und der sächsischen Partei stehen.
Der Bischof von Münster Burchard von Holte (auch der Rote) (1098-1118) hatte wegen seiner engen Bindung zu Heinrich V. (1106-1125) auch das Stift Münster in Mitleidenschaft gezogen.
So hatte der sächsische Herzog Lothar (1106-1125, dann als Lothar von Supplinburg bis 1137 deutscher König) 1116 die Burg Bentheim erobert und niedergebrannt.
Der Wiederaufbau des abgebrannten Klosters Freckenhorst und seiner Kirche geschah innerhalb der nächsten 12 Jahre.
Die Kirche steht größtenteils noch heute. Sie soll die Vorgängerin an Pracht und Größe weit übertroffen haben.
1169 wird Widukind von Rheda (* vor 1154-1189) erstmals als Vogt von Freckenhorst erwähnt. Seine Schwest Gertrud war um 1107 Äbtissin von Freckenhorst.
Nach dem Tod von Widukind auf em Kreuzzug von Friedrich Barbarossa geriet sie mit dessen Nachfolger als Vogt von Freckenhorst Bernhard von Lippe.mit dem Widukund befreundet war, in Streit.
Die Auseinandersetzung brachte Dem Kloster schweren Schaden und konnte erst 1193 durch den Bischof Hermann II. (1174-1203) beigelegt werden. (Wilhelm Kohl S.74)
Im Landesarchiv NRW fijndet sich eine Urkunde, in der Bischof Hermann einen Vertrag zwischen der Äbtissin Gertrud und Bernhard zur Lippe bestätigt-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 4. Dies Urkunde ist 1193 ausgestellt und könnte sich darauf beziehen.
Um das Jahr 1226 verstarb in Freckenhorst Abt Meinrich (1185–1226) von Kloster Rastede bei Oldenburg. Er ist in Freckenhorst bestattet.
Vor 1240 wurde das Kloster der Augustinerregel unterworfen. Die genaueren Umstände sind unbekannt.
In der Bischofliste von Münster wird Bischof Ludolf von Holte (1226 –1247) gesagt, dass er 1240 in Freckenhorst die Augustinerregel eingeführt hat, was sein Interesse an der Reform der Frauenklöster belegt.
Zwischen 1450 und 1457 ereignete sich in Münster die Stiftsfehde. Das war ein Streit um die Besetzung des Bischofsstuhl in Münster. Als Kandidaten standen sich Walram von Moers und Erich II. von Hoya gegenüber-
Walram hatte sich 1423 um das Amt des Bischofs von Utrecht beworben, war dort aber knapp unterlegen.
Die Äbtissin von Freckenhorst Anna von Plesse (1433-1456) unterstützte die Familie Hoya-
Am 16. August 1451 belegte Walram die Äbtissin mit dem Interdikt
Im August 1452 griffen moersische Truppen Warendorf und Freckenhorst an und verursachten dort großen Schaden. Auch im Folgejahr suchte Walram Freckenhorst wieder heim.
Am 14. Juni 1495 bestätigte Papst Alexander VI. (14992-1503) die Umwandlung von Freckenhorst in ein freiweltliches Stift. (Wilhelm Kohl S. 75)
Die Bulle betreffend die Kleidung der dortigen Stiftsdamen durch Papst Alexander dürfte auch damit in Zusammenhang stehen.
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 321 Sie ist am 19.Juni 1495 ausgestellt.
Äbtissin war in dieser Zeit Maria Gräfin zu Tecklenburg. (1473-1527) Sie trieb den Bau einer neuen Abtei voran.
Als Maria 1527 starb, schloss sich die Familie von Tecklenburg als erste westfälische Grafenfamilie der
lutherischen Lehre an.
Nur wenige Jahre nach der Umwandlung Freckenhorsts in ein freiweltliches Damenstift wurde wurde wie im ganzen Westfalen die Unruhe der Reformation auch in Freckenhorst spürbar.
Die lutherische Lehre fand im Stift viele Anhänger.
Münster war zwischen 1525 und 1533 zum Schauplatz des Täuferreichs geworden. Jan van Leiden (1509-1536) wurde 1534 zum alleinigen Führer der Täufer in Münster.
Der reformatorisch gesinnte Bischof Franz von Waldeck (1532 zum Bischof von Münster ausgerufen) nahm mit Unterstützung hessischer Truppen am 25. Juni 1535 die Stadt Münster wieder ein.
Die meisten Täufer mit Ausnahme der verbliebenen Oberhäupter Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling ,wurden hingerichtet
Die drei Oberhäupter wurden 1536 hingerichtet und zur Abschreckung in eisernen Käfigen an der Lambertikirche aufgehängt und zur Schau gestellt.
Nachfolgerin von Maria Gräfin zu Tecklenburg wurde in Freckenhorst Agnes von Limburg-Styrum (1527-1570). In Freckenhorst genossen vertriebene Wiedertäufer Wohlwollen und Schutz.
Am 24. Juni 1538 forderte Bischof Franz von Waldeck die Äbtissin auf, im Kloster verborgene Wiedertäufer auszuliefern. Diesem Befehl kam sie nicht nach.
Ob sich Agnes auch wiedertäuferischem Gedankengut geöffnet hatte, ist nicht klar. Sicher ist aber,dass sie eine Anhängerin der Reformation wittenbergischer Prägung war.
Die Prozessionen mit dem Heiligen Kreuz ließ Agnes regelmäßig abhalten, bis sie 1556 eingestellt wurden. Ob dies auf Anordnung der Äbtissin geschah, ist nicht eindeutig.
1553 unternahm Herzog Philipp Magnus von Braunschweig (*1527-+ 1553) eine militärische Operation gegen die Stifte Osnabrück, Münster und Minden.
Das Stift Freckenhorst erlitt dabei empfindliche materielle Schäden.
Agnes verstarb am 6. Mai 1570.
Auf sie folgte Äbtissin Margaretha von der Lippe (1570–1578)
Ihr protestantisches Bekenntnis steht außer Zweifel, was nicht verwundert. Nach dem Tod ihres Vaters Simon V. von der Lippe am 17.September 1536 übernahm der hessische Landgraf Philipp (1518-1567)
die Vormundschaft für Margarethe. Nach dem Tod ihrer Mutter Gräfin Magdalene von Mansfeld 1542 kam sie zur Erziehung an den hessischen Hof.
1565 wurde sie zur Äbtissin im Stift Herford gewählt.
Als Anna von Limburg in Freckenhorst gestorben war, verhandelte eine Abordnung aus Herford über die Bedingungen einer Amtsübernahme in Freckenhorst.
Margarethe verpflichtete sich, die katholische Religion einzuhalten und an den katholischen Zeremonien in Freckenhorst teilzunehmen, wobei jedem Beteiligten klar war, dass sie dies als Protestantin nicht machen würde.
Sie behielt sich das Recht vor, bei Bedarf von Regelungen nach Herford zu reisen.
Als am 30. April 1572 eine Abordnung des Fürstbischofs Von Münster Johann II (1566-1575) zur Visitation anreiste, machte sie von dieser Klausel Gebrauch.
Die Visitation konnte wegen Abwesenheit der Äbtissin nicht stattfinden und wurde auch nie nachgeholt.
Kurz zuvor war Margarethe zur Äbtissin des protestantischen Konvents von Borghorst gewählt worden.
In Freckenhorst hat sie nur wenige Spuren hinterlassen, was auch der Vielzahl ihrer Ämter geschuldet ist.
Die Kirchturmspitze in ihrer heutigen Gestalt stammt wohl aus ihrer Amtszeit.
Sie verstarb am 7. Juni 1578.
Auf sie folgte Metta von Limburg-Styrum (1578–1591)
Sie die Tochter des Grafen Hermann Georg von Limburg-Styrum (1540–1574) und seiner Gattin Maria von Hoya-Bruchhausen (1534–1612)
In ihrer Wahlkapitulation vom 30. August 1578 versprach sie, keine Neuerungen in den geistlichen Gebräuchen einzuführen. Außerdem versprach sie,
sich für keine weiteren Abteien zu bewerben oder solche anzunehmen.
Kurz nach ihrem Amtsantritt ließ sie die Willkommenssteuer ausschreiben. Das war eine von den Landständen zugestanden einmalige Steuer für neugewählte Landesherren.
Aus diesen Einnahmen sollte in Freckenhorst der Schuldenabbau getätigt werden.
Am 27. Juli 1591 erklärte sie mit einem Schriftstück ihren Verzicht als Äbtissin von Freckenhorst. Dieser wurde unter Freistellung von Forderungen an die Äbtissin von den
Kapitularherren angenommen.
Metta heiratete am 4. August 1592 heiratete Metta den protestantischen Grafen Heinrich V. von Holstein-Schaumburg-Sterneberg (1566–1597). Nach dem Tode ihres Mannes übernahm sie die Regierung der reichsfreien Herrschaft Gemen eine während der Zeit des niederländischen Freiheitskampfes recht schwierige Aufgabe. Diese erfüllte sie fast bis zu ihrem Tode und hinterließ den Sohn Jobst Hermann, der unverheiratet verstarb. Nach seinem Tode fiel die Herrschaft Gemen an die Familie von Limburg-Styrum-
Auf Metta folgte Margaretha Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein (1591–1604)
Sie wuchs als Tochter des Grafen Johann Gerhard von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein (1536–1611) und seiner Gattin Margarethe von Daun-Neuweiler (1540–1600) in einer protestantischen Adelsfamilie auf.
In ihrer Wahlkapitulation hatte sie sich verpflichtet, die bisher aufgetretenen Unordnungen in den Gottesdiensten und alle übrigen Versäumnisse abzuschaffen .Sie versprach außerdem, keine weiteren Abteien zu übernehmen.
Sie verpflichtete sich auch, die auf 6250 Goldgulden angewachsene Schuld des Stiftes, das sind etwa 1.823.340,00 €, allmählich abzutragen.
Am 21. Mai 1592 wurde das Stift visitiert. Ziel war, die alten Zeremonien und die ursprüngliche katholische Religion wiederherzustellen.
Der Bischof von Münster Ernst von Bayern (1585 –1612 )bestätigte die Wahl am 2. Oktober 1592 obwohl sie den Glaubenseid wegen ihres protestantischen Bekenntnisses nicht abgelegt hatte.
Zwar hatte sie sich in ihrer Wahlkapitulation verpflichtet, keine weitern Abteien zu übernehmen. Trotzdem wurde sie 1598 zur Äbtissin des Reichstiftes Essen gewählt.
Als sie sich zur Beisetzung ihres Schwagers Ludwig Günther von Nassau in Arnheim aufhielt, verstarb sie dort am
28. November 1604 verstarb und am 30. November. Sie ist in der Eusebiuskerk in Arnheim beigesetzt.
Zu ihrer Nachfolgerin wurde Elisabeth von der Lippe (* 9. Juli1592 † 19.Juni i1646) gewählt. Wegen der widrigen Verhältnisse übte sie ihr Amt aber nicht aus.
Sie heiratete 1612 und wurde zur Gräfin von Holstein-Schaumburg.
Für sie nahm Elisabeth van Bergh-s’Heerenberg (1605-1614) das Amt wahr. Sie war auch Nachfolgerin von Margaretha Elisabeth in Essen. Außerdem war sie Äbtissin in Nottuln und eben Freckenhorst.
Sie war die Speerspitze der Gegenreformation in Essen.
1605 und 1613 wurde Freckenhorst visitiert. Die Akten ergeben kein gutes Bild. Sitten und das religiöse Leben waren im Verfall.
Elisabeth verstarb plötzlich am 12. Januar 1614 im Alter von 33 Jahren in Essen.
Zu ihrer Nachfolgerin wurde Agnes von Limburg-Bronkhorst-Styrum (* 18. September 1563 2. Januar 1645 )am 1.März 1614 vom Kapitel zur Äbtissin von Freckenhorst gewählt
Bei der Wahl war sie schon 50 und Äbtissin der Abteien Elten, Vreden und Borghorst.
Am 13. März 1614 unterzeichnete sie die Wahlkapitulation.
Am 19 März 1614 wurde sie von Fürstbischof Ferdinand von Bayern(1612 –1650 ) von Münster konfirmiert.
Auf Grund ihrer familiären Verbindungen hatte sie Beziehungen sowohl im protestantischen als auch im katholischen Lager.
Dies kam ihr vor allem im Dreißigjährigen ‘Krieg zu Gute. Sie konnte immer wieder Raubzüge in ihrem Einflussbereich verhindern.
Obwohl sie in ihrer Wahlkapitulation zugesagt hatte, so viel Zeit wie möglich in Freckenhorst zu verbringen, wurde das vor allem durch den Krieg verhindert.
Sie residierte überwiegend in Vreden.
Sie erkor ihre 1603 geborene Nichte Elisabeth Juliana von Limburg zur Coadjutorin mit dem Recht zur Nachfolge. 1619 legte sie diese ihre Wahl Papst Paul V. (1605-1621)
zur Bestätigung vor. Dieser beauftragte am 28. Juli 1619 Fürstbischof Ferdinand die Angelegenheit zu prüfen Er verwies auf die verwandtschaftlichen Beziehungen der Beiden in die Generalstaaten
und das dieser Draht zur Protestantischen Seite der katholischen Sache in Elten und Vreden möglicherweise nützlich sein könne.
Gräfin Juliana wurde dann als Coadjutorin und Nachfolgerin bestimmt.
1630 erfolgte dies auch für Freckenhorst. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209 / Stift Freckenhorst / Akten, Nr. 0 – I 1d
Sie verstarb aber schon vor Äbtissin Agnes am 19. November 1641.
Agnes stiftete 1619 das Vredener Hungertuch. Laut Widmungsinschrift hatte sie das persönlich „zu Ehren der Passion unseres Herrn angefertigt“.
Agnes verstarb am 2.ö Januar 1645 in Vreden und ist dort in der Stiftkirche bestattet.
Agnes Maria von Limburg-Styrum (1645–1646) war eine Großnichte der verstorbenen Äbtissin. Bei der Wahl erhielt sie zehn Stimmen ,
ihre Konkurrentin Claudia Seraphica von Wolkenstein-Rodeneck neun Stimmen.
Die Familie Wolkenstein-Rodeneck war eine Südtiroler Grafenfamilie, die 1564 in den Freiherrenstand und 1628 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.
Es war eine Seitenlinie der Wolkenstein-Trostburg und geht auf den Dichter Oswald von Wolkenstein (um 1377–1445) zurück.
Sie ist am 14. September 1627 ist sie in Innsbruck als Tochter von Fortunat Graf von Wolkenstein-Rodeneck und Johanna Gräfin von Königsegg-Rothenfels geboren.
Der Wahlleiter, Domdechant Bernhard von Mallinckrodt (1591-1664)
, weigerte sich, ein Wahlprotokoll zu veröffentlichen. Er ließ auch keinen Notar zur Beurkundung der Wahl zu.
Er ersuchte Fürstbischof Ferdinand, die unterlegene Claudia Seraphica als gewählte Äbtissin zu bestätigen. Die Gründe dafür lagen wohl im jugendlichen Altar von Agnes Maria.
Sie war erst 13. Ein weiterer Grund war ihre lutherische Konfession.
Drei Tage nach der Wahl “besetzte” Claudia Seraphica die Abtei, um die bischöfliche Bestätigung zu erzwingen.Tatsächlich unterzeichnete Fürstbischof Ferdinand die Provision,. Dagegen legte Agnes Maria Widerspruch ein. Sie verstarb im Frühjahr 1646 mit 15 Jahren.
Papst Innozenz X. (1644-1655) ernannte mit seiner Bulle vom 30.September 1645 Fabio Chigli (1639-1649 päpstlicher Nuntius in Deutschland und von 1655-1667 als Alexander VII.Papst) und die Domdechanten von Münster und Köln zu senen Kommissaren,
um Claudia Seraphica in Besitz der Abtei Freckenhorst zu bringen. Fabio Chigli war Förderer von Claudia Seraphica.
Fabio Chigi hielt sich zu den Friedensverhandlungen in Münster auf, ebenso wie Claudias Cousin Georg Ulrich von Wolkenstein-Rodeneck, der als Gesandter Österreichs in Münster war.
Claudia legte den Glaubenseid gegenüber dem Paps ab. Am 24. März 1646 unterschrieb sie die Wahlkapitulation und war damit auch formal Äbtissin von Freckenhorst.
Ihr Hauptwohnsitz war Freckenhorst. Sie war Pröpstin in Vreden und 1648 wurde sie auch zur Äbtissin von Stift Heerse ernannt.
Sie war auch Küsterin im Reichsstift Essen. und hatte Präbenden in St. Ursula in Köln und in Vreden.
Unter Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen hatte die Festigung des katholischen Glauben im Bistum Münster begonnen. Er setzte die Beschlüsse des Konzils von Trient durch.
Auch Äbtissin Claudia Seraphica setzte sich deutlich für die Verbesserung des Kirchenwesens ein-
Fürstbischof von Galen war am 10. Oktober 1660 in Freckenhorst zu Gast und hielt eine Firmung ab.
Claudia sorgte für die Erhaltung der Bausubstanz in Freckenhorst und die Ausstattung der Abtei.
Die Petrikapelle wurde restauriert und ein neuer Marienaltar errichtet.
Im März 1688 erkrankte Claudia Seraphica schwer und verstarb am 21. Juli 1688 in Vreden, wo sie auch bestattet ist.
Sie war die letzte Äbtissin mit gräflicher Abstammung in Freckenhorst.
Am 16. September 1688 wurde Hedwig Christina Gertrud von Korff zu Sutthausen zu ihrer Nachfolgerin gewählt.
Sie war die Tochter des Rudolf Dietrich von Korff zu Sutthausen und Anna Rotgera Sophia von Eickel.
Sie wurde wurde zum ersten Mal am 16. September 1670 urkundlich erwähnt . Bis zu ihretr Wahl als Äbtissin war sie als Amtsjungfer, das ist ein Klosteramt, tätig.
Nach ihrer Wahl leistete sie am 18. November 1688. Am Tag darauf unterzeichnete sie die Wahlkapitulation.
1691 ließ Hedwig Christina die Petrikapelle restaurieren.
1695 stiftete sie silberne Altargarnitur aus sechs hohen Kerzenkandelabern. Auch ein 125 cm großes Kreuz wurde von ihr gestiftet.
1694 gründete sie die Todesangst Brüderschaft. Die Todesangstbrüderschaften wurden von den Jesuiten gegründet und hatten im 18. Jahrhundert ihre Blütezeit. Ihr Ziel war es,
für einen gnädigen Tod für sich und seine Mitbrüder (Schwestern) für einen gnädigen Tod zu beten.
Schon zu ihren Lebzeiten ließ die Äbtissin ein Epitaph errichten, das sich in der Freckenhorster Stiftskirche befindet.
Hedwig Christina verstarb am 22. September 1721.
Ihre Nachfolgerin wurde Clara Francisca Antonetta von Westerholt zu Lembeck.
Sie ist 1694 geboren und war die Tochter des Dietrich Konrad von Westerholt zu Lembeck (1658–1702) und seiner Gattin Maria Theodora von Waldbott zu Bassenheim.Das war eine westfälische Adelsfamilie.
Sie war schon seit dem 19. März 1719 Äbtissin von Langenhorst, einem Stadtteil von Ochtrup.
Am 9. Dezember 1721 vom Konvent zur Äbtissin in Freckenhorst gewählt. Die Wahl erfolgte einstimmig- Es fehlte nur die Stimme der suspendierten Kapitularin Johanna Katharina von Winkelhausen,
die seit 1713 (-1738)Äbtissin von Heerse war.Diese leitete einen Prozess ein, der viel Geld kostete und bis 1726 ging.
Am 20. Dezember 1721 unterzeichnete die neue Äbtissin am 8. Januar 1722 die Wahlkapitulation, die unter anderem eine jährliche Residenzpflicht in Freckenhorst von mindestens Monaten auferlegte.
Der Ordinarius erteilte seine Bestätigung am 8. Januar 1722 .
Der feierliche Einzug fand allerdings erheblich später statt, nämlich erst am 5. November 1743.
Der Hauptgrund für die Verzögerung lag wohl in der Baufälligkeit lag wohl in der Baufälligkeit, des Gebäudes, das Äbtissin Maria von Tecklenburg um 1500 errichten lassen hatte.
Der kurfürstlich-kölnische Architekt und Hofbaumeister C.F. Nagel (1699-1764) erstellte en Gutachten, aus dem hervorging, dass das Gebäude so baufällig war, dass man darin seines Lebens nicht mehr sicher sei.
Er veranschlagte Kosten von 6000 Reichstalern, das sind etwa 6.031.260,00 €, für den Neubau eines Hauses unter möglichster Verwendung der Grundmauern und Fundamente.
Das hätte eine Kapitalaufnahme in dieser Höhe bedeutet, die das Kapitel aber verweigerte.
Nun wandte sich die Äbtissin an Fürstbischof Clemens August von Bayern (1719—1761) mit der Bitte um Genehmigung. Sie begründete ihren Antrag damit, dass die Reparatur bisher 4000 Reichstaler verschlungen habe, das
Gebäude aber trotzdem baufällig sei. Der Fürstbischof drängte das Kapitel auf Zustimmung, die das Kapitel am 18. Juni1738 schließlich erteilte, mit der Auflage, dass die Verbindlichkeiten innerhalb von 12 Jahren zu tilgen seien.
Es gelang aber nicht, die Schulden vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) zu tilgen.
Nun mussten auch noch die Kriegskosten aufgebracht werden.Da nicht klar war, ob die Äbtissin oder der Konvent die Kriegskosten zu tragen hatte, kam es zu einem Prozess, den die Äbtissin verlor.
Dem Konvent wurden eine Reihe von Abteigütern zugesprochen, was die die finanzielle Lage der Abtei weiter verschlechterte.Es kam zu einem weiteren Prozess, bei dem ein Vergleich geschlossen wurden
Der Äbtissin wurden jährliche Einnahmen von 700 Reichtalern zugebilligt, das sind etwa 703.647,00 €. Die Kriegskontributionen übernahm der Konvent statt wie bisher die Abtei.
Die Unstimmigkeiten hatten dazu geführt, dass die Äbtissin häufiger von Freckenhorst weg war, als es ihr die Wahlkapitulation erlaubte.
Sie verstarb am 18. September 1763 in Langenhorst im Alter von 69 Jahren.
Sie hinterließ eine erhebliche Schuldenlast.
Ihre Nachfolgerin wurde Francisca Lucia von Korff zu Harkotten und Störmede (1763–1799). Sie ist 1722 geboren und wuchs
als Tochter des Wilhelm Friedrich Anton von Korff zu Harkotten (* 1688, † 1727) und seiner Gattin Katharina Bernhardina Francisca von Westphalen auf.
Die Familie Korff ist ein altes westfälisches Adelsgeschlecht und gehört zu den ältesten landsässigen Adelsfamilien im Münsterland
Am 5. März 1729 in den Besitz einer Präbende in Freckenhorst.
Am 18. Oktober 1763 wurde sie einstimmig zur Äbtissin gewählt. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 706
Die Bestätigung durch Bischof .Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1762 – 1784) kam zehn Tage später.
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 707
Sie unterzeichnete die Wahlkapitulation, die gegenüber den vorherigen einige Neuerungen beinhaltete.
Es wurde geregelt, an wen die dimittierenden Präbenden fallen sollte.
Wegen der hohen Schulden der Abtei sollte Francisca Lucia prüfen, ob der Freckenhorster Hof in Münster verkauft werden sollte, der zudem baufällig war.Mit Rücksicht auf die zerrütteten Finanzen verzichte die Äbtissin
zunächst vorläufig und schließlich endgültig auf die feierliche Einfahrt
Die Äbtissin bemühte sich, die drückende Schuldenlast zu verringern. Sie besetzte nicht mehr alle frei werdenden Präbenden und hatte so am Schluss ihrer Amtszeit 4 Pfründe eingespart.
Auch die Bautätigkeit hielt sich wegen der Finanzlage in engen Grenzen.
1793 nahm sie 22 vor der Revolution in Frankreich geflüchtete französische Priester auf und übernahm die Kosten für den Messwein.
vor der Konsekration, am 29. März 1847.
Bis 1793 war Therese-Louise von Haxthausen, Mutter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1843) Stiftsdame in Freckenhorst.
Francisca Lucia machte eine Reihe von Stiftungen zu gottesdienstlichen Zwecken.
1795 rettetete sie das Stiftsarchiv vor dem heranrückenden französischen Heer.
Sie verstarb am 4. Februar 1799 nach dreitägiger Krankheit im Alter von 77 Jahren.
Ihre Nachfolgerin wurde als letzte Äbtissin von Freckenhorst Anna Franziska von Ketteler.
Sie wurde am 18. April 1755 als Tochter des Goswin Lubbert von Ketteler zu Harkotten (* 1719, † 1775) und seiner Gemahlin Bernhardina Dorothea von Korff, einer Schwester der vorhergehenden Äbtissin des Stifts Freckenhorst geboren.
Sie wurde am 2. April 1799 zur Äbtissin gewählt. Die Bestätigung durch Bischof Maximilian Franz von Österreich (1784 –1801) erfolgte am 15. Mai 1799.
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 753
Nach nur drei Amtsjahren zeichnete sich das Ende von Stift Freckenhorst ab.
Am 3. August 1802 nahm der König von Preussen Friedrich Wilhelm III. (1797-1840) das Oberstift Münster, zu dem auch Freckenhorst gehörte, in Besitz.
Am 23. Februar 1803 wurde das Hochstift Münster aufgehoben und die Einziehung der Klöster und Stifte dem neuen Landesherren anheimgestellt.
Das Stift Freckenhorst gehörte seit 1808 dem Großherzogtum Berg. Das Stift Freckenhorst wurde als Versorgungsanstalt für bedürftige adlige Damen aller Konfessionen beibehalten. Am 11.August 1811verfügte die Regierung des Großherzogtums Berg die endgültige Aufhebung des Damenstiftes.
Die Einkünfte der Äbtissin hatten bis dahin jährlich 21.260 fr. belaufen. Sie erhielt eine Pension und zog sich nach Münster zurück.
Dort starb sie am 14. April 1835 im 80. Lebensjahr und ist auf dem Lambertikirchof beerdigt.
Noch erhalten ist die Stiftskirche und der Taufstein aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Auch das Grab der Geva ist noch erhalten mit der ältesten niederdeutschen Inschrift.
Das Geläut der Stiftskirche ist der vier vollständig erhaltenen alten Stiftsgeläute Westfalens.
13 Juni 2025