Monatliches Archiv: Januar 2022

Zisterzienserkloster Langheim

                                                                                     

Am 1. August 1133  wurde Kloster Langheim als drittes Tochterkloster von Kloster Ebrach nach Rein und Heilsbronn gegründet. Als Gründer trat Bischof Otto I. von Bamberg  (1102 –1139 ) auf (zu Bischof Otto siehe Mei Büchle, Kloster Heilsbronn)

Drei Brüder aus dem Ministerialenstand, nämlich ein Hermann, Wolfram und Gundeloh stellten das Gelände zur Verfügung, auf dem das Kloster gegründet werden sollte. Gundeloh ist wohl der Ministeriale, der in  der Urkunde  StABa Kloster Langheim, Urkunden 13 genannt wird.  Bischof Otto gab noch das “predium” Trieb im oberen Maintal  dazu. Gundeloh wurde später mit seiner Gattin in Kloster Langheim bestattet. Das ist das erste bekannte Laienbegräbnis in Langheim.

Trieb wurde später einer der wichtigsten Klosterhöfe Langheims. Das Wort “predium” deutet daraufhin, dass es sich bei der Schenkung nicht um unbebauten Boden handelte.

Abt Adam von Ebrach (1127–1167/69 ) schickte einen gleichnamigen Abt Adam (1132–1180/81 ) nach Langheim. Langheim übernahm auch die Patrone von Kloster Ebrach  Maria, Johannes Evangelist und Nikolaus.

Nach der “Historischen und topographischen Beschreibung des kaiserlichen Hochstifts und Fürstentum Bamberg” von Johann Baptist Roppelt,Nürnberg 1801, S. 218 kaufte Abt Adam von Langheim 1153 vom Kloster Michelfeld in der Oberpfalz mehrere Güter in Tambach und erbaute dort ein Schloss.

1156 bekam das Kloster dort den Zehnten geschenkt und 1158 erwarb es das Dorf Untertambach. Durch weitere Käufe und Schenkungen sowie Tausch entwickelte sich 1180 der Klosterhof Tambach, der im 13. Jahrhundert zum Klosteramt erhoben wurde. Dieses wurde von einem

geistlichen Hofmeister verwaltet. Den Hof nahm der Würzburger Bischof Reginhard von Abenberg (1171-1186) 1180 in seinen Schutz.(StABa, Kloster Langheim, Urkunden 17) Mit dem Schutz von Tambach wurde auf Wunsch von Abt Adam Berthold (um 1110/1115-1180)Graf von Istrien, dem Bruder von Graf Poppo I.(+1148) und Bischof Otto II. betraut.

Zu den frühen Gönnern des Kloster zählte Cuniza, die Frau des Grafen Poppo von Andechs-Plassenburg (um110-1115-1148) die an Langheim zwischen 1137 und 1139 mehrere Güter überließ.

Schon 1144, also gerade 11 Jahre nach der eigenen Gründung, wurde der erste Gründungskonvent nach Kloster Plasny in Westböhmen entsandt. Gegründet wurde das Kloster von Herzog Wladislaw II. (1140-1172)

1147 erfolgte die erste päpstliche Bestätigung durch Papst Eugen III. (1145-1153). Er nahm das Kloster in seinen päpstlichen Schutz, bestätigte die Zehntfreiheit für die Güter im Eigenbau und zählte den Besitz im einzelnen auf.

(F. Geldner Besitz und wirtschaftliche Entwicklung der ehemaligen Cisterzienserabtei Langheim bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, Jahrbuch für fränkische Landesforschung 5, 1939, S. 26)

1152 bekam Kloster Langheim vom Bamberger Bischof Eberhard II. von Otelingen (1146 –1170 )  im Weiler Lindenau (heute ein Ortsteil von Heldburg im Kreis Hildburghausen in Thüringen) zu gemeinsamen Nutzung mit Kloster Ebrach eine Salzquelle. Konrad III.(1138-1152) bestätigte dies mit seiner Urkunde vom 2. Februar 1152. (RI Konrad III. – RI IV,1,2 n. 787). Außerdem bestätigte Papst Eugen III. 1145-1153)diese Schenkung. StABa Langheim 1152 V 16.

1154 scheint die erste Klosterkirche fertiggestellt worden zu sein.

Am 11. Juni 1155 nahm Kaiser Friedrich I. (1152-1190) Kloster Langheim in seinen Schutz.

Ab 1180 wurde die Familie  der Andechs-Meranier zu den großen Gönnern von Kloster Langheim. Langheim wurde neben Diessen am Ammersee zum Hauskloster der Familie. Auch die Grablege wechselte von Diessen nach Langheim.

Abt Adam von Langheim verstarb 1180 oder 1181.  (nach Ussermann  schon 1173 (Episcopatus Bambergensis sub metropoli Moguntina chronologice ac diplomatice illustratus ( 1801 ) S. 362)

Auf ihn folgte Abt Rapoto (1181-1207) (nach Ussermann 1173)

Um 1193 war die mittelalterliche Klosteranlage fertiggestellt.

Im Jahr 1197 bekam Kloster Langheim von dem Ministerialen Gundeloh ein Anwesen in Bamberg  in der Oberen Karolinenstraße 8 geschenkt. Es war zunächst von den drei fränkischen Zisterzen Ebrach, Heilsbronn und Langheim gemeinsam zu nutzen.

Das war der Grundstock zum Langheimer Klosterhof in Bamberg. ( Die Urkunde zur Schenkung: 1154 VI Bamberg, Staatsarchiv- Kloster Langheim Urkunden(Fond) “Bischof Eberhard von Bamberg schenkt den Klöstern Langheim, Heilsbronn und Ebrach einen Hof und eine Kapelle in Bamberg beim St. Jakobs-Tor zur gemeinsamen Nutzung durch die Zisterzienser.

Kloster Langheim erwarb als letzte der fränkischen Zisterzen einen Stadthof in Würzburg. 1287 erhielt Kloster Langheim eine Schenkung, aus der sich der Würzburger Stadthof entwickelte. Neben diesen beiden Höfen errichtete das Kloster noch einen Stadthof in Kulmbach

Der Kulmbacher Amtshof ist wohl aus der Katharinenkapelle entstanden, die im Wohnhaus des Geistlichen Albrecht, dem Schreiber des Grafen Otto VII. von Orlamünde (+ 1340) war. Die Abgabepflichtigen des Klosters gaben dort ihre Abgaben ab. Der Klosterhof oder Mönchshof wie er auch genannt wurde, wurde 1553 wie die gesamte Stadt ein Raub der Flammen. 1691 wurde dort ein Barockbau nach den Plänen des bambergischen Hofbaumeisters Leonhard Dientzenhofer begonnen. Er war eine katholische Oase im protestantischen Kulmbach.

Nicht nur in den Städten mit zentraler Wirtschaftsfunktion wie in Würzburg hatten die Zisterzienser Höfe errichtet, sondern auch  wichtige Wirtschaftshöfe wurden zu Märkten ausgebaut. Kloster Langheim richtete in seinen “Eigen” in Teuschnitz und Leugast Märkte ein.

Allerdings musste sie diese 1380 an den Bischof von Bamberg verkaufen. (s.u.) Die Bischöfe hatten die Ansiedlung der Stadthöfe wohl bewusst gefördert und es war durchaus eine win win Situation für beide. Den aufblühenden Markt der Bischofstädte konnten die Zisterzienser beliefern,

was wiederum en Handelsinteressen der Zisterzienser entgegen kam. Wichtig war für die Klöster auch der Stadthof als günstiger Absatzmarkt, um dort Geld für den Erwerb fehlender Produkte und mehr noch  für den Kauf von Land und die Ablösung von Rechten anderer

zur Abrundung des Besitzkomplexes und zur Konsolidierung der Klosterwirtschaft zu verdienen. Die Ausweitung der Pachtwirtschaft stärkte die Stadthöfe in ihrer Funktion als Verwaltungszentren und als Hebestelle für Geld und Naturalabgaben aus der Stadt oder in der Umgebung.

Mit Bischof Otto II (1177-1196)bestieg das erste Mitglied aus der Familie der Andechs-Meranier den Bamberger Bischofsstuhl. Seine beiden Vorgänger Bischof Eberhard II. (1146 –1 70) und Hermann II.(1170 –1177 ) hatten nur wenig zur Besitzmehrung von Kloster Langheim beigetragen.

Bischof Hermann hatte dem Kloster eine Mühle an der Weismain bei Altenkunststadt geschenkt sowie Güter im Frankenwald. Bischof Otto II. hatte das Kloster eine beträchtliche Mehrung des Besitzes zu verdanken. Nicht umsonst wurde er von Zeitgenossen mit dem dem Beinamen

“der Freigiebige” bedacht

1186 schenkte Bischof Otto die Hälfte des Dorfes Hochstadt am Main. (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 25). Von  dem Edelfreien Eberhard von Reiffenberg  kaufte Kloster Langheim unterstützt durch Rat und Hilfe Ottos die andere Hälfte.

1187 löste Otto Lehensansprüche eines Heinrich von Lautenberg bei einem Wald um Windheim, heute im Landkreis Kronach, ab, so dass eine Schenkung seines Vorgängers jetzt erst rechtskräftig wurde. Er vergrößerte das Gebiet und schenkte noch eine Reihe weiterer Dörfer im Umkreis dazu,

so wie die Einöde Teuschnitz. Dort hatte Abt Rapoto eine Kirche gegründet und neu errichtet. Otto II. erhob die Kirche zur freien Pfarrei.

Erst nach dem Tode Ottos II erhielt Kloster Langheim wieder bedeutendere Schenkungen.

Nach C.A. Schweitzer im Copialbuch der Cistercienser-Abtei Langheim von 1142-1150 im Zweiundzwanzigsten Bericht über das Wirken und den Stand des historischen Vereins zu Bamberg im Jahre 1858/59 nimmt er das Todesjahr von Abt Rapoto das Jahr 1207 an, da er  dort in einer Urkunde

noch als Zeuge auftritt.

1204 sollte ein zweites Filialkloster errichtet werden. Kalhoch von Falkenstein berief Zisterzienser aus Langheim nach Schlägl im Mühlviertel. Unter extremen klimatischen und wirtschaftlichen Bedingungen kam Abt Theoderich mit seinem Gründungskonvent nach Schlägl.

Bischof Wolfger von Erla (Bischof von Passau 1191-1204 Bischof von Passau, bis 1218 Patriarch von Aquileja) bestätigte 1209 Kloster und Abt alle Rechte und Freiheiten. Im Winter 1214/1215 starb Abt Theoderich an Entkräftung. Die Brüder gaben das Kloster auf und kehrten

nach Langheim zurück. Am 9. Juli 1218 übergab Kalhoch von Falkenstein das gestiftete Kloster an die Prämonstratenser aus dem Kloster Mühlhausen in Böhmen. Diese begannen um 1250 mit der Errichtung der heutigen Klosteranlage.

1207 erhielt Kloster Langheim wieder eine wichtige Schenkung. Ein Hildebrand vom Stein schenkte dem Kloster alle seine Güter in Wülfingen, heute ein Stadtteil von Haßfurt. Das waren vor allem Weinberge und es war die erste Erwerbung von Weingütern in Weinfranken (F.Geldner S. 33)

1207 erfolgte der Erwerb von Döringstadt, heute Gemeindeteil von Ebensfeld, zum Teil durch Kauf, zum Teil durch Schenkung (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 32)

In diesem Jahr bestätigte Herzog Otto VII. von Meranien (1205-1234) alle Besitzungen, die seine Eltern Kloster Langheim geschenkt hatten.  (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 31)

Am 21. Juni 1208 nahm der deutsche König Philipp von Schwaben (1198-1208) an der Hochzeit von Herzog Otto I. und Beatrix von Burgund, das war die Enkelin von Friedrich Barbarossa, in Bamberg teil. Diese fand am Hofe des Bischofs von Bamberg Ekbert von

Bamberg (1203-1237) statt. Ekbert, aus dem Hause Andechs-Meranien war der Bruder von Otto VII. Bei dieser Hochzeit wurde Philipp von Otto VII. von Wittelsbach ermordet. Ekbert wurde verdächtigt, von den Plänen gewusst zu haben, was nie bewiesen wurde.

Von 1208-1211 war er in Reichsacht. Durch Vermittlung von Papst Gregor X. (1210-1216) erreichte er eine genauere Untersuchung der Angelegenheit von kirchlicher Seite. Er wurde dann 1211 wieder in sein Amt eingeführt. Herzog Otto war der mächtigste Laienherr der Diözese, sein Bruder Ekbert der Bischof. 1253 hatten die Wittelsbacher die Herzogswürde in Oberbayern erlangt. Der Schwerpunkt der meranischen Interessen rückte in der Folge nach Franken.  Die beiden letzten Meranier wählten die Klosterkirche von Langheim als ihre letzte Ruhestätte. Otto starb zwar in Besancon, wurde aber von dort nach Langheim überführt. Nach der Bestätigung der Schenkungen der Meranier schenkte Otto VII. dem Kloster 1207 das Predium Langenstat (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 36) und 1223 die Dörfer Langenstat und Euben bei Bayreuth.

Schenkungen von Bischof Ekbert gibt es erstmals 1230. Da stiftete er mit Gütern in Wirkheim (heute Burkheim Gemeinde Altenkunststadt und in Jutenrut (heute Geutenreuth bei Weismain) einen Jahrtag für sich.

In Marienweiher übereignete er die dortige Kirche an Kloster Langheim.

Abt Heinrich I. der dritte Langheimer Abt erschien erstmals in einer Urkunde im Jahre 1215. Es ging um einen Gütertausch mit Kloster Fulda.  (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 34)

Die Äbteliste von Cistopedia führt vier Äbte mit dem Namen Heinrich auf, der letzte Heinrich IV. von 1238-1248 C. A. Schweitzer (s.o) führt nur zwei Heinriche auf. Dann folgt bei beiden Abt Ludwig I. (1248-1256)

Am 20.09. 1245 nahm Papst Innozenz IV. (1243-1254) Kloster Langheim in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz.

Otto VIII., der letzte Meranier-Herzog beschenkte Kloster Langheim reichlich. Am 27. Juni 1247 schenkte er dem Kloster  das “Eigen Leugast”, das waren 5 Dörfer im heutigen Marktleugast. (F. Geldner S. 34).

Am 15. Juni 1248 traf Otto seine letzte Verfügung. Er übertrug dem Kloster den Besitz von Mistelfeld. Das hatte durchaus eine strategische Bedeutung, denn dort lag eine Burg, die den Eingang zum oberen Maintal sperren konnte. (F. Geldner S. 34).

4 Tage später starb er. Er wurde im Kloster Langheim bestattet.

F. Geldner führt auf Seite 46 für das Jahr 1249 eine päpstliche Urkunde von Papst Innozenz IV. auf. In dieser Urkunde bestätigt er den Besitz von Kloster Langheim. Ob es eine andere ist wie die oben für den 20.09.1245 erwähnte Urkunde ist, kann ich nicht überprüfen.

Sie müsste auf jeden Fall auf Bitten  von Abt Ludwig ausgestellt worden sein.Ludwig erscheint erstmals in einer Schenkungsurkunde als Zeuge in der Otto VIII. Kloster Banz den ganzen Zehnt in Coburg vermachte.

Geldner sieht als möglichen Grund für die Bitte um die Besitzbestätigung, das Ende des Hauses Meranien und die unsicheren Rechtsverhältniss im Hochstift auch bedingt durch den Meranischen Erbfolgekrieg, der ab 1249 stattfand und erst 10 Jahre später durch einen Vergleich

zwischen den Bambergischen Bischöfen und den meranischen Erben beigelegt wurde.

Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Meranier wurden die Grafen von Truhendingen und die von Orlamünde zu wichtigen Stiftern für Kloster Langheim. Margarete von Andechs – Meranien, die Tochter von Otto VII. hatte in zweiter Ehe um 1240 den Grafen Friedrich von Trüdingen

(+1290) geheiratet und das Erbe in die Ehe mitgebracht. Das Haus Orlamünde war über die Tochter Ottos VII. Beatrix mit dem Hause Andechs-Meranien verwandt. Sie hatte Herrmann II. von Weimar-Orlamünde geheiratet.

Neben einem  Hof in Köttel, heute ein Stadtteil von Lichtenfels,  Gütern in Oberküps bei Staffelstein, wo Langheim schon begütert war, Wattendorf, heute das kleinste Dorf im Landkreis Bamberg. dem Dorf Eichich bei Arnstein vermachten die Truhendinger Kloster Langheim auch im Laufe der Jahrzehnte immer wieder größere Geldbeträge.

Etwas weniger erhielt Kloster Langheim von den Grafen von Orlamünde. 1279 gründete Graf Otto III. von Weimar-Orlamünde (+ 1285) das Kloster Himmelskron. Aus dem Erbteil seiner Mutter hatte er die Herrschaft Plassenburg erhalten, in der Schloss und Dorf Prtezendorf lag. Dieses schenkte er

zur Gründung eines Zisterzienserinnenklosters. Zum Visitator des Klosters wurde der Abt von Langheim bestimmt. Abt war zu dieser Zeit Hermann ( 1278–1290, 1290 Abt von Ebrach ). Himmelskron wurde das Hauskloster der Orlamünder und damit natürlich bevorzugt mit Spenden bedacht.

Abt  Marsilius regierte von 1262–1278. Er resignierte und ging nach Livland.

1274 stellte Rudolf von Habsburg eine Urkunde für Kloster Langheim aus “befiehlt dem butiglar von Nürnberg das von ihm in schutz genommene kloster Langheim (ord. Cist. nordöstl. Bamberg) zu schirmen. RI Rudolf – RI VI,1 n. 137. Reichsbutigler war Hermann von Stein.Danach hatte das amt des Reichsbutiglers keine Bedeutung mehr.

Das Kloster konnte im 13. und 14. Jahrhundert seinen Besitz stetig ausweiten. Es verfügte insbesondere Streubesitz in rund 300 Ortschaften. Nur die Abteien Banz und Ebrach konnten sich mit Langheim messen.

Allerdings setzte das Bistum Bamberg setzte dem Streben seines Eigenklosters nach Reichsunmittelbarkeit jedoch stets Widerstand entgegen. Probleme scheint es auch so um 1290 gegeben haben. 1288 forderte König Rudolf den Bamberger Bischof Arnold von Solms (1286 –1296) auf,

von der Bedrückung Kloster Langheims abzulassen. (RI  Rudolf – RI VI,1 n. 2204). Papst Nikolaus IV (1288–1292) wird (als littere speciales) erwähnt, der den Propst von Rebdorf, den dieser  beauftragte den Bischof zu ermahnen und zur Entschädigung aufzufordern, widrigenfalls ihn nach Rom vorzuladen.

(Urkundentext) Rebdorf ist ein Augustiner Chorherrenstift im Bistum Eichstätt. Papst Nikolaus verbot auch am 28.11.1289 die Güter des Klosters Langheim ohne Recht zu besetzen oder anderweitig zu schädigen. (Urkunde 1289 II 28 Bamberg, Staatsarchiv – Kloster Langheim Urkunden  (Fond)

Am 28.03. 1289 bestätigte Papst Nikolaus dem Kloster alle Rechte, die es von seinen päpstlichen Vorgängern erhalten hatte. StABa, Kloster Langheim, Urkunden 133

1290 wurde  Hartmann (1290-1303) Abt von Kloster Langheim. Er erhielt als erster Abt von Langheim, das Recht, die bischöflichen Insignien zu tragen.

Kloster Langheim hatte die geistliche Aufsicht über fünf Zisterzienserinnenklöster, die aber alle während der Reformation aufgelöst wurden.

Schon 1232 wurde das Zisterzienerinnenkloster Maidbrunn gegründet. Es wurde nie formell in den Zisterzienserorden inkorporiert aber zunächst dem Abt von Ebrach, später dem Abt von Langheim unterstellt.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten führten dazu, dass dort 1513 ein männliches Priorat von Langheim errichtet wurde und  ein Zisterzienser von Langheim zum Propst von Maidbronn bestellt.  Pröpste aus Langheim, seit 1543 durch den Fürstbischof von Würzburg bestimmt, verwalteten die Liegenschaften, bis Fürstbischof Julius Echter (1573-1617) die Einkünfte einzog und damit unter anderem das Juliusspital und die Universität Würzburg dotierte.

Kloster Sonnefeld wurde 1260 von Heinrich II. von Sonneberg (+ 1288) zunächst in Ebersdorf  bei Coburg gegründet. Es wurde von Kloster Maidbronn besiedelt. 1524 setzten die Nonnen gegen den Willen der letzten Äbtissin Margaretha von Zedtwitz einen lutherischen Prediger ein.

Kloster Sonnefeld war dem Abt von Langheim unterstellt.

Um 1280 stiftete Gottfried von Schlüsselberg (+ 1308) das Kloster Schlüsselelau. 1295 wurde es in den Zisterzienserorden inkorporiert. Der Abt von Ebrach wurde als Visitator bestimmt und später von  dem Abt von Langheim als Visitator abgelöst.

1343 stiftete Kunigundis, die Witwe des Grafen Otto VII. von Orlamünde, das Kloster Himmelsthron. sie nannte es in Erinnerung an Kloster Himmelskron, das ja ebenfalls von den Grafen von Orlamünde gegründet worden war.

Bis auf Maidbronn wurden alle Nonnenklöster, die Kloster Langheim unterstanden, im Zuge der Reformation aufgelöst. Zu Maidbronn s.o.

Von 1304-1306 war Friedrich von Leuchtenberg Abt von Langheim Dann wurde er Abt in Ebrach und war dies, bis er 1328 von Papst Johannes XXII gegen das Wahlrecht des Domkapitels zum Bischof von Eichstätt bestimmt wurde (siehe auch Mei Büchle Kloster Ebrach)

Am 21. Juli 1329 bestätigte Kaiser Ludwig IV. (1314-1347) Kloster Langheim die Blutgerichtsbarkeit in den Besitzungen Teuschnitz und Marktleugast und darüber hinaus die Zentgerichtsbarkeit ohne Blutgerichtsbarkeit in den Gütern Baunach, Seßlach,Ebern, Medlitz, Weismain, Lichtenfels, Woffendorf und Königsfeld. (StABa – Langheim Urkunde 1329 VII 21). Das war in der Regierungszeit von Abt Heinrich VII. Hünerer (1323–1344 )

Am 10. April 1331 nahm Kaiser Ludwig Kloster Langheim in seinen Schutz und befahl “dass sich niemand erlauben möge, des Klosters Besitz, Rechte oder Gerichtsbarkeiten zu verletzen.”  (StABa – Langheim Urkunde 1331 IV 10).

Auch eine Papsturkunde konnte Abt Heinrich für Kloster Langheim erhalten. Am 30.01. 1336 bestätigte Papst Benedikt XII. (1334-1342) Kloster Langheim alle päpstlichen undweltlichen Rechte, Freiheiten und Privilegien. (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 400)

Am 22. Juli 1337 übertrug Kaiser Ludwig dem Kloster Langheim “alle Rechte und Gerichtsrechte an Watzendorf, Neuses an der Eichen, Gossenberg, zwei Höfezu „Hawried“ (Großheirath ?), dann auf einen Hof zu Rossach haben möchten,
sei es Totschlag oder anderes. (StABa – Langheim Urkunde 1337 VIII 22).

Am 30 September erlaubte Kaiser Ludwig dem Kloster “alles Gold, Silber, Messing, Kupfer, Zinn, Blei und dergleichen, das in Marktleugast oder Teuschnitzgefunden wird, zu verarbeiten (und damit auch das Bauen von Bergwerken) (StABa – Langheim Urkunde 1344 XI 30 (a))

Dies hatte durchaus eine wirtschaftliche Bedeutung für das Kloster.

Schon ab 1250 hatte Kloster Langheim den größten Teil seines Besitzzuwachses nicht mehr aus Schenkungen sondern durch Kauf erzielt. Zum Teil mussten auch  Gelder aufgenommen werden, um Ankäufe zu finanzieren. Das erhöhte natürlich die Schuldenlast des Klosters.

1364 spricht Abt Friedrich davon, dass die Schuldenlast des Klosters sehr drückend geworden sei und gibt als Grund dafür die hohen Zahlungen an die päpstliche Kurie an. (Geldner S. 48). Gleichzeitig verschlechterte sich das Verhältnis zu den Bamberger Bischöfen.

Nach 1300 sind kaum mehr Schenkungen der Bamberger Bischöfe  zu verzeichnen. Die Urkunden Ludwigs sind auch so zu sehen, dass das Kloster bestrebt war, seine Rechtssicherheit zu wahren.

Auch die von Kaiser Karl VI. (1346-1378) 26.2.1354 ausgestellte Urkunde geht in diese Richtung. Neben der Inschutznahme standen Besitz,Rechte und Gerichtsbarkeit in der Urkunde. “dass sich niemand erlauben möge, des Klosters Besitz, Rechte oder
Gerichtsbarkeiten zu verletzen”  (StABa – Langheim 1354 II 26). Schon zwei Jahre später folgte eine weiter Urkunde Karls IV.  Er verbot in dieser Urkunde, “dass irgend jemand Vogteirechte über Untertanen des Klosters ausübt oderdiese, außer in Dingen der Blutgerichtsbarkeit, vor ein Zentgericht lädt und bestätigt dem Kloster die volle Gerichtsbarkeit sowie das Bergwerksrecht in Teuschitz (Teuschnitz, Lk Kronach), Leubgast (Marktleugast, Lk Stadtsteinach)und Tambach (Lk Coburg)” (StABa – Langheim 1356 I 18 (a)).

Im Februar 1365 wurde Abt Friedrich II. (wohl zwischen 1363 und 1367) zum kaiserlichen Kaplan Kaiser Karls IV. ernannt. In dieser Urkunde ordnete er auch an, “dass niemand das Kloster oder seine Güter für den Bischof oder das Hochstift Bamberg verletzen oder pfänden soll. (StABa – Langheim 1365 II Die Die Pest suchte ab 1347 Mitteleuropa heim. Bevölkerungsverluste und Wüstungen waren die Folge. Auch das Gebiet von Kloster Langheim war davon betroffen. Dazu kam Misswirtschaft, was dazu führte, dass das Kloster in die Krise geriet.

Kloster Langheim war nicht das einzige Kloster, das im 14. Jahrhundert in Schwierigkeiten geriet. Alle Zisterzienserklöster spürten die Konkurrenz der Bettelorden, die auch zu einem Rückgang der Konversen führte.  Da gleichzeitig eine starke Verteuerung der ländlichen  Arbeitskräfte zu verzeichnen war, wurden die Klöster gezwungen, ihre Wirtschaft umzustellen

Lamprecht von Brunn (1374-1399) war zu dieser Zeit Bischof von Bamberg. Er war ein sehr enger Berater von Kaiser Karl IV. und später Kanzler von dessen Sohn Wenzel (1376-1400).

Abt Heinrich IX. Holzschuher (1280-1282) und der Konvent mussten am 25. August 1380 alle Güter des Klosters dem Bischof übergeben und ihm außerdem versprechen nichts ohne seinen Willen zu tun. er verpflichtete das Kloster zu jährlicher Rechnungslegung. (Einundzwanzigsten Bericht über das Wirken und den Stand des historischen Vereins zu Bamberg im Jahre 1857/58 S. 13). Die  nachgiebige Haltung Abt Heinrichs führte wohl zu Spannungen im Konvent, so das dass er bald resignierte. aber auch sein Nachfolger Friedrich III. Wolf (1382–1390) hatte keinen besseren Stand gegen den Bamberger Bischof. Er musste die Güter Teuschnitz und Leugast an das Bistum Bamberg verkaufen. Der Konvent sollte sich verpflichten, unter dem weltlichen Schirm des Bischofs zu verbleiben.

Abt Friedrich resignierte 1390.

Nikolaus II. Heidenreich (1405–1433 ) war der übernächste Abt. Er trat schon früh ins Kloster Langheim ein. Ihm wurde „ungewöhnliche Gelehrsamkeit und Weltbildung“ nachgesagt. Unter seiner Regierung erholte sich Kloster Langheim wieder. Er konnte die wirtschaftlichen Verhältnisse wieder ordnen

Er legte ein Urbar an, dass die Einkünfte des Kloster genau fixierte.

An dieser Stelle nochmals ein kurzer Blick auf die wirtschaftliche Lage und Ausrichtung des Klosters.  Um 1250 wurde der größte Teil des Klosterbesitzes im Eigenbau genützt.Bis 1400 hatte sich das völlig gewandelt. Eigenwirtschaft wurde nur noch in Langheim selbst und in Trieb,

Hochstadt und Tambach betrieben. die übrigen Grangien waren ausgeliehen oder verpachtet. Das Bestreben, alle zum Leben benötigten Dinge selbst zu erzeugen, war stark zurückgegangen. Im aufblühenden Handel ließ sich nun vieles einfacher durch Kauf erwerben.

Der Weinbau wurde in Langheim zwar gefördert, erreichte aber nie die Bedeutung wie in Mainfranken. Der Hopfenanbau hatte aber durchaus Bedeutung für das Kloster. Schon um die Mitte des 14. Jahrhunderts hatte das Kloster ausgedehnte eigene Pflanzungen. Das Kloster förderte den Anbau gezielt.

Seinen Hintersassen gewährte das Kloster für neuangelegte Hopfenkulturen für die Dauer von 15 Jahren Steuer-und Zehntfreiheit. Die langheimische Brauerei zählte sicher zu den ersten Brauereien Oberfrankens.

Ein wichtiges Standbein war die Fischzucht. In der nächsten Umgebung des Klosters und in Hochstadt und Tambach wurden Fischteiche angelegt. Man ließ sich auch gerne das Fischrecht schenken besonders in der Nähe von Mühlen, die

ebenfalls ein Wirtschaftsfaktor waren. Um 1400 Besaß Kloster Langheim über 20 Mühlen.

Schafhaltung spielte ebenfalls eine Rolle.  In Roth,Oberlangheim und Fankental-Vierzehnheiligen unterhielt das Kloster große Schafshaltungen. Im 15. Jahrhundert wurde die Wolle direkt nach Nürnberg verkauft.

Auch Pferdezucht wurde betrieben. Auch die Ausbeutung von Bodenschätzen spielte eine Rolle. (siehe dazu  oben die Erlaubnis von Kaiser Ludwig)

König Ruprecht von der Pfalz (1400-1410) stellte Abt Nikolaus II. 1408 eine Schutzurkunde aus. RI Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 5532

Darin hieß es “Nimmt das kl. Langheim in seinen und des reiches schirm. Innerhalb der klostermauern hat kein weltlicher richter irgendwelche rechte, sondern alleiniger richter ist der abt oder der orden von Citeaux. Niemand darf im kloster pöne, schatzung oder busse erheben. Der kg. bestätigt alle freiheiten des kl. (rechte, herkomen, privilegia, hantfesten und briefe von kaisern und königen und anderen fürsten). “

Das war eine weitgehende Rücknahme der von Bischof Lamprecht erzwungenen Zugeständnisse. Die Schutzurkunde von Ruprecht  zeigt auch, dass Abt Nikolaus II. Mit den mächtigen gut klar kam.

Er nahm auf dem Konstanzer Konzil 1414-1418 teil. Er war wohl auch bei den Verhandlungen gegen Johannes Hus dabei, der ja in Konstanz als Ketzer verurteilt und verbrannt worden war. Das nahmen die Hussiten in den Hussitenkriegen 1429/30 zum Anlass, Kloster Langheim

anzugreifen, angeblich weil Abt Nikolaus  in Konstanz für den Tod des Johannes Hus gestimmt hatte. Das Kloster wurde 1430 völlig zerstört, aber bald wieder aufgebaut.

1417 stellte der neugewählte Papst Martin V. (1417-1431) noch auf dem Konzil eine umfassende Bestätigung der klösterlichen Privilegien aus.

Am 17. März 1429 stellte Kaiser Sigmund (1411-1437) drei Urkunden für Kloster Langheim aus. RI Sigmund – RI XI,2 n. 7187 und 7187 A und B. In der ersten bestätigte er die Privilegien des Klosters und erteilte ihm das Bergwerkregal (passt zu der Ausbeutung von Bodenschätzen s.o.)

Die zweite Urkunde verbot das Abhalten von Jagden auf dem klostergebiet und die dritte war die wichtigste. Sie kassierte den Schutzbrief von Bischof Lamprecht von Brun und nach Heidenreich, Nicolaus“ in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 250-251 [Online-Version]

erklärte Sigmund Kloster Langheim zum Reichskloster. Diese Privilegien konnten die Nachfolger von Abt Nikolaus II. allerdings nicht halten.

Auch im Orden wurde Nikolaus beachtet. 1422 wurde er vom Generalkapitel der Zisterzienser zum Generalvisitator aller Klöster des deutschen Sprachgebietes ernannt.

Im Auftrag des Generalkapitels visitierte er schon am 31. Mai 1417 das Kloster Leubus. (Waldemar P. Könighaus Die Zisterzienserabtei Leubus in Schlesien von ihrer Gründung bis zum Ende des 15. Jahrhundert

Am 6. Juni 1431 ernannte Kaiser Sigmund Abt Nikolaus zu seinem Kaplan RI Sigmund – RI XI,2 n. 8604. Das war verbunden mit der Verleihung von Zoll-und Steuerfreiheit.

Abt Nikolaus II verstarb 1433.

Auf ihn folgte Abt Friedrich IV. Hügelein (Heugelein) gen. Goldschmied (1433–1449 ). In seine Regierungszeit fielen die insgesamt 4 Erscheinungen, die der Langheimer Schafhirte Hermann Leicht, wie ihn die Legende hieß, angeblich hatte. Obwohl Abt Friedrich IV. und seine Klostergeistlichen dies

als Erzeugnis der Einbildungskraft des Schäfers einschätzten, wurde an diesem Ort 1447 eine Kapelle erbaut, zumal dort angeblich mehrere Wunder geschehen waren. 1448 weihte sie der Bamberger Fürstbischof Anton von Rotenhan (1431 –1459) am Sontag nach St. Georg zu Ehren

der Seligen Jungfrau und der 14 Nothelfer. Es wurden auch schnell Ablässe verteilt. Schon zur Weihe der Kapelle erteilte Bischof Anton einen Ablass. Kardinallegat Juan de Carjaval (1448) erteilte einen Ablass ebenso wie Papst Nikolaus V. (1447-1455).

Verstärkt wurde der Zulauf der Wallfahrt durch die Errichtung einer Bruderschaft zu den 14 Heiligen, in die sich auch viele fürstliche Personen aufnehmen ließen. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) gelobte eine Wallfahrt nach Vierzehnheiligen, die er 1485 von Nürnberg aus unternahm.

Im Bauernkrieg wurde die Kapelle und die daneben liegende Probstei, die Ökonomiegebäude und das Wirtshaus ausgeraubt und in Brand gesteckt. Später wurde dort die Wallfahrtskirche von Balthasar Neumann errichtet.

Der 28. Abt von Langheim wurde Johann III. von Guttemberg, gen. Dinstleben (1449–1475 ) Es war der letzte Langheimer Abt adeliger Herkunft.

Johann IV. Schad Abt von Langheim (1476–1494 ) hat in Heidelberg studiert und schickte auch Langheimer Mönche zum Studium nach Heidelberg. So zahlte er zum Beispiel 1491 7 Gulden für die Unterbringung von zehn langheimischen Studenten, das sind 1.102,00 €.

Emmeram Teuchler (1494–1510 ) war der 30. Abt von Langheim. In seine Regierungszeit fiel das Graduale Cisterciense, das 1496 von dem Mönch Amandus geschrieben wurde. Auch eine Vita der seligen Euphemia (+1180), der Schwester Mathilde von Andechs (+ 1160)

entstand in seiner Zeit.

Am 9.8. 1497 erhielt Abt Emmeran eine Urkunde von Papst Alexander VI. (1492-1503) ausgestellt. Darin beschirmt er das Kloster Langheim vor Exkommunikation, Suspension und Interdikt und erlaubte Abt Emmeram Teuchler zu Langheim,
gottesdienstliches Gerät zu segnen sowie seinen Mönchen die niederen Weihen zu erteilen. (Urkunde: 1497 VIIII 9 Bamberg, Staatsarchiv – Kloster Langheim Urkunden)

Unter Abt Emmeran war Eberhard von Redwitz aus dem Adelsgeschlecht der Redwitz Konventuale in Langheim. Er wurde 1494 Weihbischof in  Mainz und war dies bis 1504.

Abt Emmeran verstarb 1510.Auf ihn folgte Johann V. Fabri genannt Strauß (1510–1538 ) in seine Regierungszeit fielen zwei gravierende Ereignisse. Das war einmal die Reformation, die nach dem Thesenanschlag Martin Luthers an der Wittenberger Schlosskirche 1517

allmählich einsetzte. Diese ging an keinem der Klöster spurlos vorüber. Sowohl im Mutterkloster Ebrach als auch in Langheim war die Ordensdisziplin desolat. Oft wurde der Mönchshabit nicht mehr getragen. Gottesdienste und kanonische Horen wurden nicht mehr eingehalten.

Die durch die Ordensregeln gebotenen Pflichten wurden nicht mehr eingehalten. Die meisten Mönche hatten Privateigentum. Einige Konventuale verließen den Orden,da sie sich der neuen Lehre zuwandten. Der Langheimer Konventuale Marcus Rost wurde vom Bamberger Rat als Prediger

im Klarissenkloster in Bamberg eingesetzt und von der dortigen Äbtissin ein äußerst schlechtes Zeugnis erhielt. “ Man gab uns einen lutherischen Prediger, einen ausgeloffenen, abtrünnigen meineidigen Mönch von Langheim..”  (in G. Dippold, Das Zisterzienserkloster Langheim

im Zeitalter von Reformation und Gegenreformation in Zeitschrift für bayrische Kirchengeschichte 58 (1989) S. 96) Im Zuge der Reformation verlor Kloster Langheim die Aufsicht über alle ihm unterstellten Frauenklöster sowie elf vom Kloster besetzten Pfarrerstellen.

Das zweite Ereignis, das Langheim traf, war der Bauernaufstand von 1525. Die Aufständischen hatten Kloster Langheim besetzt und forderten, dass es aufgelöst wurde. Kurz vorher hatte ein Teil des Konvents das Kloster verlassen, ihren Habit abgelegt und in ihren Heimatorten Zuflucht genommen.

Abt Johann V. Fabri ging nach Bamberg und nahm dort das Bürgerrecht an. Die Aufständischen brannten das Kloster nieder. Auch die Wallfahrtskapelle Vierzehnheiligen fiel dem Aufstand zum Opfer (s.o.) Nach der Niederschlagung des Aufstandes befahl der Bamberger Bischof

Weigand von Redwitz (1522 –1556) die Rückkehr  ins Kloster. Er ließ das zerstörte Kloster wieder aufbauen und die Kirche und die Altäre wieder erneuern. Diese wurden 1530 wieder geweiht.

Für kurze Zeit konsolidierte sich das Klosterleben wieder. 1537 erhielten sechs Mönche in Langheim geistliche Weihen.

Abt Johann V. verstarb 1538 Sein Nachfolger wurde Konrad I. Haas (1538–1556 ). Er war vorher Amtsverweser in Kulmbach. Die geistliche Situation im Kloster verschlechterte sich wieder. 1540 flohen nachts drei Konventualen aus dem Kloster und setzten sich nach Coburg ab.

Aber auch materiell wurde das Kloster wieder geschädigt. Im Zweiten Markgrafen wurde das Kloster beschädigt, aber auch wieder die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen ebenso wie Kulmbach und damit der Langheimer Amtshof in Kulmbach.

Abt Konrad starb 1556. Sein Nachfolger wurde Friedrich V. Marschalk (1556–1562 ) Er war 1540 zum Priester geweiht worden und war ein Bamberger Bürgersohn. Er war vorher Hofmeister in Tambach. Als Abt war er aber eine totale Fehlbesetzung. Sein Lebenswandel sprach zisterziensischen Idealen Hohn.

Das Konzil von Trient (1545-1563). Das in der Sitzungsperiode von 1562 erlassene Dekret gegen Misstände im Diözesanbereich hatte den Bischöfen eine jährliche Visitation  aller Pfründen erlaubt.

Der Bamberger Bischof  Georg IV. Fuchs von Rügheim (1556 –1561) ging gegen Abt Friedrich V. vor und sein Nachfolger  Veit II. von Würtzburg (1561 –1577) setzte den Abt wegen unmoralischen Lebenswandel und Misswirtschaft 1562 ab. Er hatte auf klösterlichen Pfarreien lutherische geistliche eingesetzt.

An einer Vergrößerung seines Konvents lag ihm nichts. Er hatte keinen Mönch mehr aufgenommen. In einem Bericht an den Bamberger Fiskal, das war ein Vertreter der staatlichen Finanzverwaltung, der vor Gerichten die vermögenswerten (fiskalischen) Rechte des Kaisers oder eines Landesherrn vertrat,  heisst es, er sei “tag und nacht voll, schwermbt, flucht und lestert  Gott.” Ferner sei er “allenthalben mit weibern in unzucht behengt” (G. Dippold, S. 96) Die Verwaltung des Klosterbesitzes wurde zwei Konventualen übergeben. Der Abt wurde zeitweilig gefangen gesetzt. Schließlich setzte Bischof Veit II. setzte Ludwig II. Fuchs  (1562–1572 ) als Nachfolger ein. Außerdem bestand der Bamberger Bischof seither darauf, vor einer Abtswahl die Geld-und Getreidevorräte des Klosters zu visitieren. In der Geschichte des Klosters galt er  als

so unrühmlich,dass er in der Porträtreihe der Äbte im 18. Jahrhundert unterschlagen wurde. Bischof Veit II setzte den neuen Abt am 26. V. 1562 in sein Amt ein und belehnte ihn mit allen dem Kloster Langheim
zustehenden (Hoheits-) Rechten, Spiritualien und Temporalien ( Urkunde: 1562 V 26 Bamberg, Staatsarchiv- Kloster Langheim Urkunden)

Abt Ludwig II. erhielt am 18. 2. 1569 von Kaiser Maximilian II. (1564-1576) wieder eine kaiserliche Urkunde. (StABa – Langheim 1569 II 18.) “Kaiser Maximilian II. bestätigt und bekräftigt für Abt Ludwig II. Fuchs zu
Langheim ein (inseriertes) Privileg Kaiser Ludwigs IV., ausgestellt 1337VIII 22 in Bamberg, worin Letzterer dem Kloster Langheim alle Rechteund Gerichtsrechte, inklusive der Hohen Gerichtsbarkeit, an den Dörfern
Watzendorf, Neuses an der Eichen und Gossenberg und an zwei Höfen bei“Hawried“ (= Großheirath?) sowie an einem Hof bei Rossach überträgt.”

In Tambach erbaute Abt Ludwig ein neues Gebäude, in dem er am 1. Mai 1572 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Magnus Hofmann (1572–1582 )Kurz nach seiner Wahl visitierte Generalabt Nikolas I. Boucherat (1571-1583) Kloster Langheim. Er nannte Abt Magnus einen “vir probum und devotum”Der Abt war entschlossen, die Reformdekrete des Konzils von Trient zu beachten und umzusetzen.Allerdings blieben seine Bemühungen, den Konvent zu vergrößern und zu reformieren, im Ansatz stecken.Schon bei seinem Nachfolger Konrad Holzmann (1584-1592) kam es wieder zu einem Rückfall. Abt Konrad scheint keine entschiedene Haltung gegen den Protestantismus

eingenommen zu haben.

Konrad Holzmann war vor seiner Wahl zum Abt von Langheim auch Hofmeister in Tambach.

Am 10.10. 1585 schloss er mit Bischof Ernst von Mengersdorf  (1583 –1595) einen Vertrag, der die vogteilichen Rechtein den Zehngerichtsbezirken Niesten und Weismain regelte.  (1585 X 10Bamberg, Staatsarchiv – Kloster Langheim Urkunden)

Nachfolger von Abt Konrad wurde Johann Bückling (1592-1608) Er bemühte sich von Beginn seiner Amtszeit, seine wohl durchweg evangelischen Hintersassen zur Konversion zu bewegen. Früher als der Bamberger Bischof  Neidhardt von Thüngen (1591 –1598 )

aber mit dessen Einverständnis begann  er mit einer Gegenreformation nach dem Vorbild des Würzburger Fürstbischof Julius von Echter (1573-1617). Den evangelischen Hintersassen wurde geboten, katholisch zu erden oder das Hochstift zu verlassen.

Allerdings kam eine große Zahl der Aufforderung nicht nach, da sie weder konvertieren noch das Hochstift verlassen wollten. Oft konnten sie auch nicht wie gefordert ihre Güter verkaufen, weil sie in der Kürze der Zeit keinen Käufer finden konnten.

Der Abt hatte sich dabei auf das “ius reformandi”gestützt.

1601 verkaufte Achatz von Giech zu Giechkröttendorf seine Güter in und um  Scheßlitz an Kloster Langheim. In dem ehemaligen Rittergut wurde eine Verwalterstelle für den reichen und umfangreichen Besitz des Klosters in und um Scheßlitz eingerichtet.

Abt Johann verstarb 1608.

Sein Nachfolger wurde Peter II. Schönfelder (1608–1620 ) Er hatte in Rom studiert und dort die Doktorwürde erhalten. Er war wegen seiner Gelehrsamkeit berühmt.

Er stammte aus Weismain und hatte eine Stiftung mit 1250 Gulden Kapital eingerichtet, das sind 196.209,00 €. Daraus sollten arme Studenten aus Weismain unterstützt werden.

In Altenkunst hatte er das Schulhaus und das Pfarrhaus 1610 erbauen lassen. ER kaufte 1610 auch den Langheimer Hof in Bamberg zurück, den sein Vorgänger 1603 verkauft hatte.

Er ließ ihn 1610 neu erbauen.

Die Bruderschaft zu den 14 Heiligen erreichte durch Abt Peter am 27. November 1610 die päpstliche Bestätigung von Papst Paul V. (1605-1621) sowie mehrere Ablässe erhielt, was natürlich der Wallfahrt in Vierzehnheiligen sehr förderlich war.

Abt Peter erlebte noch die beiden ersten Kriegsjahre des Dreissigjährigen Krieges. In den ersten Kriegsjahren hatte Franken nur kurz unter Truppendurchzügen zu leiden, als Herzog Maximilian von Bayern (1597-1651)mit seinen Truppen die Pfalz besetzte

Auf Abt Peter folgte Johann VII. Weiger (Wiegand) (1620–1626 ) Er regierte nu6 Jahre und verstarb 1626. Er wurde in der von ihm errichten Grabkapelle bestattet.

Nur fünf Jahre regierte Erasmus Behm (Böhm) (1626–1631) Auf ihn folgte Nikolaus Eber (1631-1637) Er stammte aus Weismain  war zunächst Konventuale in Langheim und Pfarrer in Merkershausen, ein Ortsteil von Bad Königshofen.

Er unterstützte seinen ebenfalls aus Weismain stammenden Verwandten Mauritius Knauer, den späteren Abt von Langheim. Am 24. April 1631 wurde er zum Abt gewählt von Fürstbischof Johann Georg von Bamberg (1623-1633) mit den Temporalien und Regalien belehnt.

Bald darauf erreichte der Krieg den Obermain. Die Abtei wurde mehrfach von schwedischen Soldaten überfallen und geplündert. Die Mönche mussten flüchten. Zwei Mönche, P. Lorenz Reuß und P. Jodocus Wilmuth, wurden getötet, als sie sich nach Kronach zu retten versuchten.

Andere Mönche kamen auf ihrer Flucht bis nach Österreich. Mauritius Knauer und zwei weitere Konventuale wurden von Abt Nikolaus nach Wien zum Studium geschickt. Er selbst hielt sich zunächst in Abenberg auf. Später flüchtete er weiter, zunächst nach Eichstätt und Ingolstadt.

Im Oktober ging er weiter nach Bamberg und dann nach Kronach. Zuletzt war er in seiner Vaterstadt Weissmain, wo er am am 26. März 1637 starb und in der Pfarrkirche begraben wurde.

Sein Nachfolger wurde Johann VIII. Gagel (1638–1649 ). Er stammte aus Lichtenfels und am 8. Juni 1637 zum Abt gewählt. Die Benediktion fand durch den Fürstbischof Franz von Hatzfeld (1633 –1642 ) zusammen mit den Äbten Johann Pfister (1637-1641) von Kloster Ebrach

und Johann Tierlauf (1637-1641) im  Würzburger Dom statt. Fürstbischof  Franz von Hatzfeld war in Personalunion Bischof von Bamberg und Würzburg.

Auch Abt Johann VII. war zunächst wegen der Schweden ständig auf der Flucht. Bamberg wurde 1632 von den Schweden eingenommen. Die Schlacht bei Nördlingen am 6.9. 1634 führte zur Rückeroberung Süddeutschlands durch das kaiserliche Heer.

1618 hatte Kloster Langheim das Rittergut Giechkröttendorf endgültig erworben. Darauf wurde eine Kapelle errichtet, die Abt Johann 1644 weihte. 1646 führte Abt Johann den Vorsitz bei der Wahl des Abtes Petrus Scherenberger (1646-1658) von Kloster Ebrach

Die letzten drei Kriegsjahre brachten nochmals schwerste Verwüstungen in Süddeutschland mit sich, bis schließlich nach 30 Jahren Krieg der Westfälische Frieden vom 24. Oktober 1648 endlich Friede einkehrte.

Der Krieg hatte tiefe Spuren hinterlassen, Zerstörungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Es gab einen Bevölkerungsrückgang um 30- 40 % vor allem verursacht durch Seuchen. Es gab Verödungen, fallende Agrarpreise und auch eine große Verschuldung des grundbesitzenden Adels

und auch der Klöster.

Abt Johann verstarb am Fest von Peter und Paul 1649 nach dem Pontifikalamt in Vierzehnheiligen. Auf ihn folgte Mauritius Knauer

Mauritius Knauer wurde am 14. März 1613 in Weismain geboren. Sein Vater Moritz war dort Bürgermeister.  Er wurde zunächst vom Ortpfarrer unterrichtet. Von  1628 bis 1629 das Collegium Ernestinum in Bamberg.  Da sich der Vater die Studiengebühren nicht

leisten konnte, unterstützte ihn der damalige Ortspfarrer von Merkershausen und späteren Abt Nikolaus Eber. Wohl aus Dankbarkeit gegen ihn trat er in den Zisterzienserorden ein und nicht in den Jesuitenorden, was ihm seine Lehrer anboten.

Er trat 1630 in Langheim ein. Als die Schweden in Langheim einfielen, schickte ihn Abt Nikolaus zusammen mit zwei Konventualen in das Kloster Heiligkreuz im Wienerwald. 1636 wurde er an der Wiener Schottenkirche zum Diakon geweiht. Dann

schrieb er sich an der Universität Wien ein. Er studierte Philosophie, Theologie, Mathematik, Astrologie. 1639 wurde er zum Magister promoviert. Im September 1640 wurde er im Stephansdom zum Priester geweiht. Neben seinem Studium ordnete er

das Heiligkreuzer Stiftsarchiv, das sich damals ebenfalls in Wien befand. Er war dann noch vier Jahre in inkorporierten Pfarren des Stiftes Heiligenkreuz tätig.

1644 kehre er nach Langheim zurück. 1645 wurde er Subprior und 1646 Prior. Der Bamberger Fürstbischof Melchior Otto Voit von Salzburg (1642-1653) wollte das stark vom Krieg betroffene Kloster Langheim unterstützen und gab ihm die Pfarrei Weismain.

Dort war Mauritius bis 1650.

Fürstbischof Melchior Otto erweiterte im November 1647 das Jesuitenkolleg in Bamberg um die Fakultäten Philosophie und Theologie zur Academia Ottoniana. Sie wurde benannt nach dem Heiligen Otto Bischof von Bamberg, der auch der Namenspatron des Fürstbischofs war.

Der 14. November 1647 gilt als Gründungstag der Universität Bamberg, die von Friedrich Karl von Schönborn (1729 -1746) Fürstbischof von Bamberg und Würzburg zur Vier-Fakultäten Universität ausgebaut wurde. Am 2. September 1648 wurde Mauritius zum ersten

Doktor der Theologie der neugeschaffenen Lehranstalt promoviert.

Nach dem Tod von Abt Johann wurde Mauritius Knauer (1649-1664) einen Monat später unter Vorsitz des Ebracher Vaterabtes Petrus Scherenberger  zum Nachfolger gewählt. Die fürstbischöflichen Kommissare waren bei der Wahl anwesend. Sie versuchten die Wahl zu beeinflussen.

Sie hatten auch selbst Stimmen abgegeben. Aber Mauritius wurde mit nur drei Gegenstimmen zum Abt gewählt. Am 29. Juli 1649 von Fürstbischof Melchior Otto investiert.

Schon  Bischof Veit II. hatte seit der Absetzung von Abt Friedrich V. darauf bestanden, vor der Abtswahl, die Geld-und Getreidebeständes des Klosters zu kotrollieren. Bischof Melchior Otto verlangte für die fürstbischöfliche Bestätigung der Wahl noch deutlich mehr.

Abt Mauritius musste jährlich über den Vermögensstand des Klosters berichten, durfte  ohne bischöfliche Genehmigung nichts  bauen und ohne sein Wissen keinen Mönch auf eine auswärtige Hochschule schicken. Außerdem sollte an allen Klostergebäuden das Wappen des Bischofs angebracht werden.

Abt Mauritius war aber durchaus streitbar. Er weigerte sich, die Hoheit des Bischofs anzuerkennen, da er auf der angenommenen oder wirklichen  Reichsunmittelbarkeit bestand. Immerhin hatte Kaiser Sigmund am 17. März 1429 zum Reichskloster erklärt. (s.o.)

Das Provinzialkapitel der oberdeutschen Zisterzienserkongregation forderte den Bischof auf, die Rechte Langheims zu respektieren und drohte mit einer Klage beim Kaiser.

Er ließ sich von dem Ebracher Abt in Ebrach infulieren. In Schesslitz hielt er im bischöflichen Ornat eine Messe und ließ sich von seinen Schesslitzer Untertanen huldigen .

Der Abt wurde vom Bischof nach Bamberg einbestellt und als der Abt nicht erschien, ließ der Bischof das Kloster militärisch besetzen. Der Abt reiste nach Prag und erwirkte dort bei Kaiser Ferdinand III. (1637-1557) ein Reskript gegen den Bischof. Das war eine schriftliche Antwort des Kaisers auf eine Eingabe öffentlicher oder privater Personen und war so etwas wie eine dienstliche Weisung. Als der Abt zurückkam, wurde er vom Bischof 9 Wochen und 5 Tage in Bamberg inhaftiert. Als sich dann aber auch der Vaterabt auf die Seite des Bischofs stellte,

musste Abt Mauritius nachgeben und  den Bischof 1652 als Landesfürsten und Protektor anerkennen.Der Bischof scheint durchaus an einer Aussöhnung interessiert gewesen zu sein. Er war in Forchheim von einer schweren Krankheit befallen worden.

Abt Mauritius besaß großes Interesse an Mathematik, Astronomie – er baute eine eigene kleine Sternwarte – und Medizin. Er hatte fünf Jahre zuvor den Bischof von einer Krankheit geheilt, die von allen damit befassten Ärzten für unheilbar gehalten worden war. (Roppelt S. 380)

Er rief dann Abt Mauritiusnach Forchheim. Bevor dieser aber dort eintraf, verstarb der Bischof.

Als sein Nachfolger Fürstbischof Philipp Valentin Voit von Rieneck (1653 –1672 ) das Schloss Kronach neu befestigt ließ, legte Abt Mauritius im bischöflichen Ornat den Grundstein. (Roppelt ebda)

Abt Mauritius war ein guter Verwalter. Es gelang ihm, die Schäden aus dem 30jährigen Krieg zu beseitigen. Den Besitz des Kloster konnte er gegenüber dem Hochstift behaupten und durch Käufe sogar weiter vergrößern.

Er belebte die Wallfahrt nach Vierzehnheiligen. 1653 ließ er neues Gebet- und Mirakelbuch für die Wallfahrer drucken .

In Stublang, heute ein Teilort von Staffelstein, ließ er in der dortigen Oberen Mühle einen Eisenhammer errichten, in dem das Eisenerz aus dem nahe gelegenen Uetzinger Bergwerk verhüttet und anschließend zu Blech verarbeitet wurde.

Besonders bekannt gemacht hat ihn das Verfassen des  “100 jährigen Kalenders”, den er aber „Calendarium Oeconomicum practicum perpetuum, das ist beständiger Hauskalender“ nannte. Dieser Kalender belegt zwei Dinge, einmal seine

Kenntnisse und sein Interesse an Naturwissenschaft und auch seinen Einsatz für die ökonomischen Belange seines Klosters. Gedacht war der Kalender nämlich für die Landwirtschaft seines Klosters, nach wie vor eine wichtige Stütze der

Klostereinnahmen. Der Kalender geht zurück auf seine  meteorologischem und astronomischen Beobachtungen. Dem Kalender liegt die Vorstellung zu Grunde, daß die sieben Ptolemäischen Planeten – Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond – der Reihe nach das Wetter je eines Jahres bestimmen. Das ergibt einen Zyklus von sieben Jahren, der sich wiederholt. Allerdings betonte er, das Ausnahmen und Verschiebungen im Ablauf des Zyklus möglich seien. Abt Mauritius dachte nie an eine Veröffentlichung. Aber sehr geschäftstüchtige Herausgeber haben

dafür gesorgt, dass der 100 –jährige Kalender das beliebteste und wohl am meisten gelesene meteorologische Volksbuch im deutschen Sprachraum wurde. Allerdings gab es Lesefehler, willkürliche Auslassungen und Missverständnisse.

So wurde der Kalender auch zum verspotteten Zeugnis des Aberglaubens gemacht.

Abt Mauritius verstarb am 9. November 1664 an den Folgen eines Schlaganfalles.

Sein Nachfolger wurde Alberich Semmelmann (1664–1677 ) aus Kronau. Vorher war er Hofmeister in Tambach. Ähnlich wie sein Amtsvorgänger wurde Abt Alberich inhaftiert. Der letzte Landtag der Bamberger Landstände, der auch Mitbestimmungsrecht zum Staatshaushalt hatte, fand unter Fürstbischof

Philipp Valentin Albert Voit von Riemeck (1653-1672) 1654 statt. In der Folge gelang es ihm, den Einfluss der Landstände auf das Finanzwesen des Hochstifts auszuschalten. Sein Amtsnachfolger Peter Philipp von Dernbach (1672-1683) unterdrückte die Versuche

einen Landtag einzuberufen, um das Recht der Stände auf Steuerbewilligung auszuüben. Er vermutete die Äbte von Michelsberg Roman Knauer (1667-1689), Abt Alberich von Langheim sowie Otto de la Bourde (1664–1677) von Kloster Banz als Urheber dieser Bestrebungen.

Bischof Peter Philipp reagierte scharf. Er bezeichnete die Prälaten als Rebellen und nahm den Michelberger Abt 19 Wochen in Arrest, zeitweilig auch den Langheimer Abt und den Prior von Kloster Banz.

In seiner Regierungszeit trug Abt Alberich  dazu bei, dass Kloster Langheim schuldenfrei  wurde.

Auf ihn folgte Thomas Wagner (1677–1689) als 46. Abt. Bischof Peter Philipp von Dernbach investierte den gewählten Abt am  3.2. 1677 und belehnte ihn mit allen dem Kloster Langheim zustehenden (Hoheits-) Rechten, Spiritualien und Temporalien. (DE-StABa – Langheim 1677 II 3)

Wegen kriegsähnlicher Einfälle des Bamberger Militärs beschwerte sich Abt Thomas beim Papst. Daraufhin ließ der Bischof den Abt verhaften und ließ ihn erst nach dessen Widerruf wieder frei. Nun Flüchtete der Abt in den Langheimer Klosterhof nach Kulmbach außerhalb des Bamberger Machtbereichs.

Schon Abt Mauritius war ein Verfechter der Reichsunmittelbarkeit Langheims. Der Konflikt mit den Bamberger Bischöfen eskalierte aber unter Abt Thomas. Der Finanzbedarf der Bischöfe war groß. Außerdem warten sie hochadeliger Herkunft und sie traten als absolutistische Herrscher auf.

Zwar sammelten die Langheimer Äbte die Rechtsgutachten  der römischen Kurie und des Kaiserhofes zugunsten Langheims.

1685 unterbreitete Abt Thomas dem Bischof seine Beschwerden gegen die bischöflichen Finanzbehörden und untermauerte dies mit Belegen der römischen Kurie. “Dominicus Maria Cursius, apostolischer Protonotar, bestätigt die dem Kloster Langheim erteilten Privilegien, speziell die Exemtion des Klosters von derJurisdiktion der Bamberger Bischöfe.” (StABa – Langheim 1685 II 9) Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683 –1693 ) setzte daraufhin eine Kommission ein, die die umstrittene Frage nach dem Gründer klären sollte.

Für Bamberg war Bischof Otto der Gründer, während das Kloster das Haus Andechs-Meranien als Gründer  ansah. In einer umfangreichen Druckschrift fasste Kloster Langheim die Ablehnung der Bambertgischen Stellungnahme zusammen und reichte diese beim Reichhofrat ein.

Das Kloster  argumentierte, dass alle Zisterzienserklöster immediat seien unter apostolischem Schutz stünden, von der bischöflichen Ordinariatsgewalt aber exemt und von Abgaben befreit seien.

Da Bischof Marquard Sebastian darin eine Frage sah, die auch landesherrliche Rechte beträfe, bat er den bayrischen Kurfürsten Max Emanuel (1679-1726) um Mitteilung, wie dieser in seinem Land mit den Temporalien verfahre, besonders bei den vor 1152 errichteten und vom Heiligen Stuhl

approbierten Abteien.

Abt Thomas erlebte den Ausgang aber nicht mehr. Er verstarb 1689. Neben seiner Auseinandersetzung mit dem Bamberger Bischof war Abt Thomas auch als Bauherr tätig.

Der Langheimer Klosterbaumeister Jakob Blös  (vor 1640–1685) baut den östlichen Konventflügel und das Noviziat.

Als Abt Thomas verstorben war, ließ Bischof Marquard Sebastian  während der Abtswahl das Kloster wieder besetzen. Gewählt wurde Candidus Bergmann aus Oberlangheim. Vor seiner Wahl war er Lektor für Philosophie und Theologie im Kloster und wurde Hofmeister in Tambach.

Erschüttert und wohl auch eingeschüchtert durch die Gewalt und den Eingriff in die klösterlichen Rechte wollte die Candidus die Wahl nicht annehmen. Seine Wahl hatte er (nach Jäck) seiner ausgezeichneten Gelehrsamkeit zu verdanken.

Er gab dem Drängen seiner Mitbrüder schließlich nach und wurde 12. November 1689 durch Fürstbischof Marquard Sebastian als Abt bestätigt und mit den Temporalien belehnt.

Abt Candidus konnte sein Amt aber nicht sehr lange ausüben. Am 22. Juni 1690 erlitt er auf dem Weg nach Vierzehnheiligen einen Schlaganfall, an dem er verstarb.

Um 1700 besaß das Kloster immer noch abgabenpflichtige Höfe in rund 230 Orten. Das war auch eine solide Basis für die Bautätigkeit der nachfolgenden Äbte.

Sein Nachfolger von Abt Candidus wurde Gallus Knauer (1690–1728). Er stammte wie sein Onkel Mauritius aus Weissmain. Er war ein Sohn des Weismainer Stadtschreibers und Notars Ambrosius Knauer .

Er besuchte das Bamberger Gymnasium, schloss seine Ausbildung mit Auszeichnung ab und trat in das Kloster Langheim ein. Er studierte Philosophie und schloss nach drei Jahren mit dem  Bakkalaureat ab und erhielt auch die Magisterwürde.

Er war Verwalter des Langheimer Hofes in Schmachtgenberg, heute ein Ortsteil von Zeil am Main. Der Langheimer Hof in Schmachtenberg bestand von 1656-1803. Gallus versorgte von Schmachtenberg aus auch die Pfarrei Zeil.

Am 13. Juli 1690 wurde er in Anwesenheit des   Ebracher Abts und Visitator des Zisterzienserordens Ludwig Ludwig (1686  -1696) zum Abt gewählt. Bei der Wahl hatten die fürstbischöflichen Kommissare mehrere Neuerungen vorgenommen,

die wieder tief in die Rechte des Klosters eingriffen. So musste der neue Abt dem Fürstbischof jährlich die Rechnungsbücher vorlegen, ihm anzeigen, wenn er das Bistum verließ oder der Ordensvisitator das Kloster besuchte.

Abt Gallus wurde am 15.07. 1690 von Bischof Marquard Sebastian  investiert und mit den dem Kloster zu stehende Rechten und den Temporalien belehnt. (Bamberg, Staatsarchiv -Kloster Langheim Urkunden 1690 VII 15)

Zunächst wehrte sich das Kloster und der Ordensvisitator vergeblich gegen die neuen Vorgaben. Die Beschränkungen wurden aber am 2. April 1691 durch kaiserliches Reskript wieder aufgehoben. Kaiser war Leopold I. (1698- 1705)

Am 6.11. 1693 bestätigte der Apostolische Gesandte Carolus de Marinis Abt und Kloster Langheim Rechte und Freiheiten (StABa – Langheim 1693 XI 6)

1693 wurde  Lothar Franz von Schönborn (1693 –1729 ) Bischof in Bamberg. Er war wie alle Bischöfe von Schönborn von dem “Bauwurmb “ befallen, wie das Volk von Bruchsal über seinen Neffen Damian Hugo von Schönborn (1721-1743), den Fürstbischof von Bruchsal sagte.

Abt Gallus teilte mit ihm die Baufreude und er hatte ein sehr entspanntes Verhältnis zum Fürstbischof.

In Kulmbach ließ er nach den Plänen von Leonhard Dientzenhofer (1660-1707)(siehe Mei Büchle Kloster Ebrach, Kloster Schöntal) den Langheimer Amtshof errichten. Bis zur Fertigstellung dauerte es  aber gut vier Jahre, was auch durch das Misstrauen durch den Markgrafen und den markgräflichen Hofbaumeister verursacht wurde. Dieser, Bourdin de la Fond, besichtigte die Baustelle und erachtete den Prälatenbau als eine Gefahr für die Stadt und die Plassenburg. Es ging vor allem um die dicken Mauern. Auch der Felsenkeller mit einem verzweigten Gängesystem zur Wassergewinnung, das  weit unter die markgräfliche Plassenburg reichte,sorgte für Zwistigkeiten mit dem Markgrafen.

In Trieb, das ja zu den Gründungsgütern von Kloster Langheim gehörte, ließ Abt Gallus 1692/93 ebenfalls von Leonhard Dientzenhofer den zumindest in Bayern einmaligen  Rundbau Naßanger als Vieh- und Ökonomiehaus aber auch als Altenheil des Abtes errichten.

Er war mit Wassergraben und dicken Mauern versehen und sollte auch als Fluchtburg bei Übergriffen des Bamberger Fürstbischofs dienen. Solche Übergriffe hatte ja seit Abt Mauritius praktisch jeder Langheimer Abt erduldet.

In Langheim erbaute Dientzenhofer, seit 1690 von Lothar Franz von Schönborn zum bambergischen Hofbaumeister ernannt worden, von 1691 bis 1704  den vorgelagerten, dreigeschossigen Südflügel der «Alten Abtei».

Die Planung Dientzenhofers für Langheim ist nicht mehr vorhanden. Sie dürfte aber alle nachfolgenden Arbeiten beeinflusst haben.

Kontributionen, die im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) von Kloster Langheim zu zahlen waren, sowie Unsicherheit beenden die Bautätigkeit Dientzenhofers in Langheim.

Am 30 Mai 1696 fand nach dem Tod des Ebracher Abtes Ludwig Ludwig unter Vorsitz von Abt Gallus in Ebrach die Wahl des Nachfolgers Candidus Pfister (1696–1702) statt. (StAW – EbrachOCist 1696 Mai 30)

Ab 1697 ließ er in Tambach (s.o), das im Dreißigjährigen Krieg fast völlig zerstört worden war, den Ostflügel des Tambacher Schlosses, ein mächtiges Barockschloss neu errichten und außerdem das stattliche Backhaus, das 1700 abgebrannt war.

Ende des 17. Jahrhunderts unternahm Gallus eine kostspielige längere Reise nach Rom. Von dort brachte er architektonische Anregungen für den Bau des Schlosses in Trieb mit.

1723 ließ er an der Kirche in Altenkunstadt einen Chor anbauen und 1724 das Schiff der Kirche in Isling vergößern

1727 ließ er die zerstörte alte Hofmeisterei zusammen mit einer Hauskapelle nach den Plänen des Coburger Baumeister und Hofmaurer Johann Georg Brückner neu errichten.

Im Torhäuschen des Schlosses befindet sich das Epitaph von Abt Gallus.

37 Jahre hat Abt Gallus regiert. Trotz seiner regen Bautätigkeit ersparte er große Geldsummen und Naturalvorräte. 1691 konnte er dem Markgrafen Christian Ernst zu Brandenburg-Kulmbach (1655-1712) gegen Verpfändung des ehemaligen Klosters Himmelkron,

damals Jagdschloss des Markgrafen ein Darlehen von 15.000 Taler geben, das entspricht 2.391.769,00 €.

In Verhandlungen war er durchaus flexibel. Aber die Rechte der Abtei gegen das Fürstbistum Bamberg und der Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach  vertrat er aber entschlossen, wenn es um offene Rechtsverletzungen ging. So bewilligte er die ungerechtfertigten Ansprüche des Bambergischen Vikariats auf die Opfergelder von Vierzehnheiligen, Isling und Altenkunstadt. Den Rechtsstreit mit Bamberg, den sein Vorgänger begonnen hatte, versuchte Abt Gallus durch gütlichen Vergleich zu beenden.

1701 durfte Abt Gallus den Wallfahrtsbuch, das sein Onkel 1653 herausgegeben hatte, den „Frankenthalischen Lustgarten“ (Wallfahrtsführer) wieder auflegen. Dagegen hatte sich das Vikariat Wien gewehrt. Außerdem gestattete Kaiser Leopold I. es nur dem Abt und dem Kloster

Nachdrucke anfertigen zu lassen und diese zu verkaufen. Die Erlaubnis war zunächst auf zwölf Jahre befristet (StABa – Langheim 1701 VIII 4) Kaiser Karl VI. (1711-1740) bestätigte dies am 21.10. 1727 und verlängerte die Erlaubnis um weitere 12 Jahre

StABa – Langheim 1727 X 21)

1702 erhielt er das Recht, von Langheimischen Untertanen in Kulmbach steuern zu erheben und 1703 verweigerte er die Mitwirkung bei Schanzarbeiten an der Festung Plassenburg.

Abt Gallus starb am 3. Februar 1728  und wurde in der Abteikirche bestattet.

Nach dem Tod von Abt Gallus ließ Bischof Lothar Franz von Schönborn  Kloster Langheim für neun Tage militärisch besetzen. Martin Wolf (1728- 1734) wurde am 4. März 1728 zum Abt von Langheim gewählt. Er war der einzige Abt, der nicht aus der unmittelbaren Nähe

des Klosters stammte, sondern aus Neumarkt in der Oberpfalz. Er wurde am 10. März 1728 von Franz Konrad Graf von Stadion dem Statthalter des Fürstbischofs investiert. Die Wahl wurde am 8. 5. 1728 durch Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727–1748 )

bestätigt. ( Bamberg, Staatsarchiv – Kloster Langheim Urkunden 1728 V 8)

Die Belehnung mit den Temporalien erfolgte am 5. Juni 1728.

Nach Langheim berief Abt Martin kurz nach seiner Wahl Weimarer Landbaumeister Gottfried Heinrich Krohne (1703–1756) nach Langheim. Dort errichtete die “Neue Abtei”, auch Fürstentrakt genannt.

1730 baute Krohne am auch am Süd- und Westflügel der Konventbauten.

Langheim hatte enge Beziehungen zur Residenzstadt Coburg. Der Tambacher Klosterhof lag vor den Toren Coburgs. Das Schloss in Trieb wurde ja von seinem Vorgänger Brückner errichtet (s.o.)

In Trieb ließ Abt Martin 1733 das von Abt Gallus errichtete Schloss erweitern.

Abt Martin Wolf starb am 3. Januar 1734. Zu seinem Nachfolger wurde am 26. Januar 1734 Stephan Mösinger  aus Haßfurt  unter der Leitung von Abt Wilhelm Söllner (1714–1741 ) gewählt. (StABa – Langheim 1734 I26)

Schon die Wahlen  letzten Äbte Langheims wurden immer von militärischen Drohgebärden der Fürstbischöfe von Bamberg begleitet. Das war auch bei Abt Stephan nicht anders. Fürstbischof war inzwischen Friedrich Karl von Schönborn (1674–1746) , der Neffe von

Lothar Franz von Schönborn. Dieser investierte Abt Stephan am 25. Februar 1734 und belehnte ihn mit den Kloster Langheim zustehenden Hoheitsrechten und Temporalien.

Abt Stephan wurde am 19. März 1697 als Sohn des Müllers Johann Mössinger geboren. Er immatrikulierte sich 1713 an der Universität Würzburg und studierte als “pauper” gebührenfrei Philosophie.

1717 trat er unter Abt Gallus in das Kloster Langheim ein. 1718 legte er seine Profess ab und wurde 1722 zum Priester geweiht. 1728 wurde er Subprior und dann Novizenmeister. Ab 1731 war er Lektor für Philosophie und Theologie an der Hauslehranstalt.

Der Fürstbischof war von seinem Onkel 1703/1704 als kurmainzischer Gesandter an den Kaiserhof nach Wien geschickt worden. 1705 war er auch mit Protektion seines Onkels von Kaiser Joseph I. (1705-1711) 1705 zum Reichsvizekanzler ernannt worden.

1729 wurde er in Bamberg Nachfolger  des 1729 verstorbenen Lothar Franz. Ein knappes halbes Jahr später wurde er auch in Würzburg zum Bischof gewählt.

Abt Stephan assistierte mit dem Abt von Kloster Michaelsberg Anselm Geisendorfer (1724-1743) bei der Weihe  des Bamberger Weihbischofs von Hahn zum Bischof von Arad, die Fürstbischof Friedrich Karl vornahm. Weibischof von Hahn war am 27. März 1723 von

Papst Clemens XII (1730-1740) zum Titularbischof von Arad ernannt worden. Fürstbischof Friedrich Carl ernannte ihn zum Weihbischof von Bamberg und auch zum Generalvikar.

Ob die Teilnahme an der Weihe auch als Versuch der Entkrampfung des Verhältnisses zwischen Bistum und Kloster zu sehen ist, kann ich nicht beurteilen.

Fürstbischof Friedrich Karl machte aber klar, dass er gegen die von Langheim beanspruchte Reichsunmittelbarkeit ist, war aber zu Verhandlungen bereit. Die Reichsunmittelbarkeit bestand zwar de jure, aber die realen Machtverhältnisse waren eben anders. Abt

Stephan sah das so, akzeptierte es und verzichtete auf die Reichsunmittelbarkeit endgültig.  Man verhandelte und Fürstbischof Friedrich Karl schloss am 20.Juni 1741 folgenden Rezess mit dem Kloster: “Langheim  erkennt den Bischof als  Ordinarius in spiritualibus und als

Landesherrn in temporalibus  an. Bei der Abtswahl darf ein bischöflicher Vertreter teilnehmen. Der gewählte Abt hat die Benediktion durch den Fürstbischof oder seinen Weihbischof zu empfangen.” In einem Nebenrezess wurde die Vogteilichkeit

des Kloster über seine Lehen geregelt. Die Landeshoheit und die Blutgerichtsbarkeit bleiben beim Hochstift. Abt Stephan und der Konvent bestätigten den Vergleich  am 1. Dezember 1741.

Der Fürstbischof überliess Kloster Langheim ein Drittel der in Vierzehnheiligen eingehenden Opfergelder. Im Gegenzug musste Kloster Langheim die Kirche in Viertzehnheiligen einrichten und unterhalten. Außerdem behielt sich Friedrich Karl das Recht vor, die Baupläne zu genehmigen.

Abt Stephan erhielt außerdem das Recht auf die Hohe Jagd. Das war ihm wohl sehr wichtig, denn es war ein adeliges Statussymbol. Er war wohl begeisterter Jäger und hatte eine Sammlung von 35 unterschiedlichen Gewehren und 10 Paar Pistolen.

Seine Stellung gegenüber dem adeligen Herrscher als gleichwertig demonstrierte durchaus selbstbewusst. So fuhr er er am Bamberger Hof mit sechsspännigem Kutsche  vor, mit drei Bedienten zu Pferd und drei Bedienten zu Fuß.

Auch die Vorliebe für repräsentative Bauten teilte er mit dem Bamberger Fürstbischof. Allerdings standen ihnen ganz unterschiedliche Etats zur Verfügung.

Abt Stephan konnte jährlich um die 5000 fränkische Gulden aufbringe, das sind etwa 805.995,00 €. Der Fürstbischof gab allein für die Würzburger Residenz das Zehnfache aus.

Von seinem Vorgänger Abt Martin übernahm er den Baumeister Krohne, der ab 1728 die Neue Abtei gebaut hatte. Er erstellte nun die Konventflügel neu. 1742 sind die Bauten fertig und demonstrieren mit ihrer repräsentativen und residenzähnlichen

Architektur schon einen fürstenähnlichen Anspruch.

Auch in Bamberg  ließ Abt Stephan bauen. Dort erhielt der Langheimer Hof einen neuen Nordflügel.

Über Fürstbischof Friedrich Karl kommt er mit mit dem fürstlich würzburgischen Ingenieur-Hauptmann Balthasar Neumann in Kontakt. Von Lothar Franz von Schönborn stark gefördert war er jetzt für dessen Neffen Friedrich Karl tätig.

Beim Bau der Würzburger Residenz hatte er die planerische Leitung inne, die laufende Ausführungsplanung und die Organisation der Baustelle.

1741 lieferte Balthasar Neumann dem Langheimer Abt einen Plan für einen Kirchenneubau in Langheim. Aber es bleibt  beim Projekt, denn Fürstbischof Friedrich Karl wollte den Bau einer Wallfahrtskirche in Vierzehheiligen. Das war ja 1741 im

Zusammenhang mit der teilweisen  Überlassung der dortigen Opfergelder so vereinbart worden. Für den Fürstbischof eigentlich ein geniales Modell. Er bestimmte die Planung und Langheim musste finanzieren. Das kostete jährlich zwischen 2000

und 4000 Gulden, so dass für Langheimer Baupläne kein Geld mehr übrig war. Es hatte im Vorfeld verschiedene Planungen gegeben. Abt Stephan hatte seinen in Langheim arbeitenden Baumeister Krohne mit der Planung der Wallfahrtskriche Vierzehnheiligen beauftragt.

Die vorgeschlagenen Pläne hatten günstige Kosten versprochen.Deshalb wollte der Abt diese Pläne durchsetzen. Denn er wollte sein Geld vor allem für einen Kirchenneubau in Langheim ausgeben.

Eigenmächtig hatte Fürstbischof Friedrich Karl seinen Hofbaumeister Johann Jakob Michael Küchel (1703–1769) mit einem Projekt für Vierzehnheiligen beauftragt, das 1742 vorlag. Nun lehnte Abt Stephan ab, weil ihm das Projekt nach Küchels Plänen zu teuer sei.

Er hatte inzwischen Balthasar Neumann mit der Planung von Vierzehnheiligen beauftragt. Als die Pläne eintrafen, ließ er diese vom Fürstbischof genehmigen, dachte aber immer noch nicht daran, diese auch durchführen zu lassen.

Er beauftragte Krohne mit der Planung einer Sparversion basierend auf Neumanns Plänen und erteilte ihm sofort den Auftrag zur Durchführung. Nun schickte der Fürstbischof Neumann und Küchel auf eine Inspektionsreise nach Vierzehnheiligen.

Abt Stephan ließ  nun Baumeister Krohne fallen um sein Gesicht zu wahren. Der Fürstbischof übernahm  nun die Regie und überzeugte Neumann von der Neuplanung, wobei der begonnene Grundriss Krohnes übernommen werden sollte.

Sein Neubauprojekt in Langheim musste der Abt zurückstellen. Trotz der verpfuschten Planung zu Baubeginn entstand neben ein weiteres Meisterwerk von Balthasar Neunmann. Zentral war nun der Gnadenaltar. 14 Säulen tragen nun symbolisch für die 14 Nothelfer

das Gebäude. Die Kirche passt sich sich der Landschaft an, ist auf Fernsicht angelegt und eine Antwort auf die Fassade des gegenüberliegenden Kloster Banz.

Meisterlich ergänzt wird die Kirche durch die Stukkaturen des Wessobrunners Johann Michael Feichtmayr (1696–1772) und seiner Werkstatt. Sie waren sein letztes großes Werk. die Malereien besorgte Joseph Ignaz Appiani (1706–1785)  Der Maler stammte aus Porto Ceresio war seit 1745 kurmainzischer

Hofmaler.

Keiner der am Bau von Vierzehnheiligen Beteiligten erlebte die Fertigstellung der Wallfahrtskirche.

Am 23.04. 1743 hatten Abt Stephan und Fürstbischof Friedrich Karl den Grundstein gelegt. Der Fürstbischof starb 1747. Abt Stephan starb 1751 und  Balthasar Neumann starb 1753. Maurermeisters Thomas Nissler aus Staffelstein erstellte die Gewölbe und war auch für die

die Zweiturmfassade. Der Rohbau wurde 1763 fertiggestellt. Am 16. 09. 1772 wurde die Kirche nach 29-jähriger Bauzeit wurde die Kirche geweiht. Gekostet hatte die Kirche  130.000 fränkische Gulden, das wären heute gut über 20 Millionen Euro.

Abt Stephan starb am 3. September 1751 im Alter von 54 Jahren.

Er hinterließ eine gut verwalte Klosterherrschaft und diese war trotz reger Bautätigkeit schuldenfrei.

Sein Nachfolger wurde Abt Malachias Limmer (1751–1774 ) Er wurde am 12. April 1712 als Sohn des Hochstiftvogts Johannes Limmer  in Kronach geboren. Er besuchte ab 1724 das Gymnasium in Bamberg. 1731 trat er in das Kloster Langheim ein und legte ein Jahr später die Gelübde ab.

Nach der Priesterweihe schickte ihn Abt Stephan 1736 zum Jurastudium nach Bamberg. Nach seinem Jurastudium wurde er Kanzleidirektor der Abtei Langheim, das war das höchste weltliche Amt des Klosters.

Am 16. September 1751 wurde er   mit 34 von 60 Stimmen zum Abt gewählt.  Fürstbischof Johann Philipp Anton zu Frankenstein (1746-1753) investierte Abt Malachias 1752. Bei der Wahl hatte Weihbischof Heinrich Joseph von Nitschke (1749-1778) als Wahlkommissar fungiert.

Als Diplomat war Abt Malachias so geschickt wie sein Vorgänger. Er konnte die bischöflichen Einmischungen neutralisieren. Die Reibereien zwischen Bistum und Kloster nahmen ab.

Er konnte sich auf die wirtschaftliche Führung seiner Abtei konzentrieren. Er kümmerte sich um die Ausbildung seiner Konventualen. Einige schickte er auch auf die Universität nach Prag.

Er stattete auch die Klosterbibliothek aus.

In Langheim errichtete er östlichen Krankenflügel. Seine wichtigste Aufgabe war die Vollendung der Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen. Gegen die aufkommende Mode des französischen Klassizismus der Aufklärung verpflichtete er den Stukkateur Johann Michael Feichtmayr und den

Auch der Siebenjährige Krieg (1756-1763) belastete das Kloster schwer. 1758 waren die Preussen in Franken eingefallen, vor allem um Kontributionen und Nahrungsmittel zu erpressen. Kloster Langheim war zwar nicht von einem Truppeneinmarsch betroffen, aber es musste enorme Kontributionen aufbringen. Der Bau von Vierzehnheiligen aber lief weiter.

den Maler Joseph Ignaz Appiani. Nur zwei Jahre nach der Weihe starb Abt Malachias mit 61 auf dem Langheimer Schloss Trieb.

Sein Nachfolger wurde Johann Nepomuk Pitius (1774–1791 ). Er wurde am 2. Juni 1744 in Bamberg geboren. Sein Vater war Buchbinder und wohl nicht sonderlich wohlhabend. Er trat 1761 in das Kloster Langheim ein.

Am 24. Oktober 1762 legte er seine Ordensgelübde ab.

Er studierte Mathematik und Philosophie an der Bamberger Universität. 1770 wurde er zum Priester geweiht. Mit seinem späteren Nachfolger Candidus Hemmerlein studierte er von 1771 bis 1773 in Prag Rechtswissenschaften.

Dieses Fach lehrte er auch einige Monate im Kloster

Nach dem Tod von Abt Malachias wurde er wegen seiner Beredsamkeit und seiner Beredsamkeit (Zehnter Bericht über das Bestehen und Wirken des historischen Vereins zu Bamberg, Bamberg  1847, S. 23) am

31. Januar 1774 unter Vorsitz des Ebracher Abts Wilhelm II. Roßhirt (1773–1791) zum Abt gewählt. (StABa – Langheim 1774 I 31) Am 16. März 1774 belehnte Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1757-1779) mit allen dem Kloster zustehenden Rechten,

Spiritualien und Temporalien. (StABa – Langheim 1774 III 16) Der Fürstbischof setzte dabei dem gewählten Abt ein erstmals verwendetes rotes Birett mit goldenem Knopf auf. (Dieter J. Weiß, Das exemte Bistum Bamberg 4: Die Bamberger Bischöfe von 1693 bis 1802 (Germania Sacra. Dritte Folge 12),

Berlin/Boston 2016 S.286).

1780-1786 ließ er in Schloss Tambach den Westtrakt und Mitteltrakt erbauen. Zwischen 1789 und 1792 entstanden in Langheim  die Konsulensie und der Ostpavillon.

Außerdem beschaffte Abt Johann ein Astrolabium sowie elektrische Apparate auf seinen Reisen nach Paris und Augsburg.

Abt Johann wurde vom Bamberger Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal am 3. April 1787 Gehorsam gegenüber dem Vaterabt befohlen, nach dem dieser gegen ein Verbot des Abtes Wilhelm Ankäufe zu tätigen und Bauten zu erstellen verstoßen hatte. Am 22. Juli 1787  suspendierte ihn der Bischof von seinem Amt. Allerdings belegen die Zahlen die Vorwürfe nicht.  So umfasste der Konvent 1792 59 Konventuale und drei Konversen. Zwar waren mit 17000 Fränkischen Gulden 1792 die höchsten Bauausgaben in einem Jahr getätigt worden,

das sind etwa 2.715.363,00 € Aber trotz der Baumassnahmen betrugen die Überschüsse 8000 fränkische Gulden,also etwa 1.277.818,00 €, also knapp die Hälfte der ausgaben für Baumassnahmen.

Es scheint dass durch ungeschickte Amtsführung des Abtes ein Geist der Unruhe im Kloster aufgekommen ist, der zu Vorwürfen führte und letztlich in der Suspendierung gipfelte. Bis zum Tod von Abt Johann am 5. Mai 1791 hatte ein Triumvirat des Konvents die Leitung der Abtei inne.

Die Neuwahl des neuen und letzten Abts von Langheim fand am 25. Mai 1791 unter Vorsitz des Ebracher Vaterabtes Eugen Montag (1791-1803) statt. (StABa – Langheim 1791 V 25) Gewählt wurde Candidus Hemmerlein. Er gehörte dem Triumvirat an, dass die Verwaltungsgeschäfte des Klosters führte.

Die Wahl wurde am 1. Juli 1791 von dem Salemer Abt Robert Schlecht (1778–1802) im Namen des Zisterzienserordens bestätigt. (StABa – Langheim 1791 VII 1)

Candidus Hemmerlein wurde am 30. Juni 1743 als Sohn armer Eltern in Kronach geboren.  Er war ein Verwandter des Langheimer Abtes Malachias Limmer. Seinen ersten Unterricht erhielt vom Kronacher Rektor. Dann besuchte er das Gymnasium in Bamberg.

1761 trat er in die Zisterzienserabtei Langheim ein. 1762 legte er seine Profess ab. Danach absolvierte er dort von 1763 bis 1768 unter der Leitung des Novizenmeisters und Professors Willibald Schlecht den philosophischen und theologischen Lehrkurs und feierte am 8. Dezember 1767 seine Primiz.

Dann studierte er zusammen mit seinem Vorgänger Johann Nepomuk Pitius auch Rechtswissenschaften in Prag.

Nach seiner Rückkehr aus Prag wurde er Kanzleidirektor in Langheim. In diesem Amt führte er eine genaue Buch- und Aktenführung ein.

Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal  investierte Abt Candidus am 22. November 1791 und belehnte ihn mit allen dem Kloster Langheim zustehenden  Rechten, Spiritualien und Temporalien. (StABa – Langheim 1791 XI 22)

Der Bamberger Weihbischof Johann Adam Behr (1778-1805) wies in einer Eingabe an den Erzbischof auf den Ungehorsam des suspendierten Langheimer Abtes hin. (Weiß, S. 352).

Abt Candidus konnte die Unruhe, die im Konvent unter seinem Vorgänger aufgetreten war abbauen und die Spannungen, die in der Klostergemeinschaft aufgetreten waren ausgleichen. Er machte verhaltene Zugeständnisse, die der ursprünglichen Strenge des Zisterzienserordens

eigentlich widersprachen. Er kam damit auch dem Zeitgeist näher, der bessere Lebensbedingungen und mehr Wissen anstrebte. Er war eine integrierende Persönlichkeit, bestimmt vom Geist der gemäßigten Aufklärung. Er besaß die Eigenschaft, die Talente seiner

Untergebenen zu erkennen und diese zu fördern. Zwei Mönche ließ er Rechtswissenschaft an der Universität Würzburg studieren und diese dann im Kloster dieses Fach unterrichten. Zugunsten des Studiums kürzte er den Chorgesang.

Er ließ die Ländereien des Klosters vermessen und genaue Karten anlegen, auch um seit Jahrzehnten bestehende Grenzstreitigkeiten beizulegen.

Franken und damit auch Kloster Langheim waren von den Koalitionskriegen betroffen, die 1792 (1. Koalitionskrieg) und 1799-1802 (2. Koalitionskrieg).Langheim musste Truppendurchzüge, Plünderungen, Kontributionen und auch Zerstörungen erdulden.

Aber dieses konnte er durch gute ‘Wirtschaftsführung, wobei er sich auch von unrentablen Gütern trennte ausgleichen, so dass er sogar noch einen neuen Konventsbau errichten lassen. Für die Bibliothek hatte er Bücher angeschafft.

Mit großem Kostenaufwand legte er ein Kunst- und Naturalienkabinett und  eine Münzsammlung an. Dies wurde nach der Säkularisation zerstreut.

Der neue Konventsbau brannte aber in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai 1802 vollständig aus. Gleich nach dem Brand, der die Prälatur,den Konventbau, die wertvolle Bibliothek sowie einen Teil der Kirche zerstört hatte, begann er mit dem Wiederaufbau.

Aber dann kam mit der Säkularisation 1803 das Ende des Klosters. Am 10. Mai 1803 erließ der bayrische Kurfürst Kurfürsten Maximilian IV. Joseph (1799-1825) einen Aufhebungsbeschluss. Das Kloster wurde verstaatlicht, die verwertbaren Besitztümer der Abtei verkauft und die brandgeschädigten Gebäude samt der Kirche wurden abgerissen.

Abt Candidus erhielt den Langheimer Hof in Bamberg sowie Schloss Trieb. Eine gute häusliche Einrichtung beide mit zwei Wagen und vier Pferden wurden ihm gestellt, außerdem ein Keller voll Wein. Er erhielt den Höchstsatz, der nach dem Reichsdeputationshauptschluss vorgesehen war. Darüberhinaus durfte er seine Pektoralien (Brustkreuze) und Ringe behalten. Seine Pension betrug 8000 Gulden, das entspricht immerhin etwa 164.900 Euro.

Den größten Teil seiner Pension verbrachte er aber, wie man aus seinen Abrechnungen ersehen kann zur Unterstützung bedürftiger ehemaliger Klosteruntertanen und Konventualen.

Auf seinen Bamberger Wohnsitz verzichtete er. Er nahm sich stattdessen eine Wohnung in Lichtenfels, wo er am 19. März 1814 verstarb.

Er ist in der Pfarrkirche von Lichtenfels bestattet.

                                                                                                                                                                                                                     Bad Staffelstein - Vierzehnheiligen

29 Jan 2022

Kloster Wald

 

                                                                                                                                                                                                                                           

Der staufische Ministeriale Burkard von Weckenstein, (+ nach 1241)kaufte  das Gut Wald, eine schon vor 1208 bestehende Siedlung, für 55 Mark Silber. Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von 24.721,00 €. Er beabsichtigte für seine beiden Schwestern Judinta und Ita ein Kloster zu gründen.

Der Kaufvertrag wurde am 1. April 1212 im Hafen von Uhldingen abgeschlossen. Alle Daten stammen aus dem Stiftungsbrief des Konstanzer Bischofs Konrad II. von Tegerfelden (1209-1233) Der Stiftungsbrief wurde zwischen 1227 und 1233 ausgestellt und ist im Freiburger Diözesan Archiv 12. 1878 S. 187 –188 veröffentlicht.

Schon in den Kauf war der Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191-1240 Abt ) eingebunden. Er genehmigte den Platz für die Klostergründung. Er erwirkte die päpstlichen Privilegien und er er übermittelte das Inkorporationsverlangen der Frauen an das Generalkapitel.Er kann mit Berechtigung

durchaus als Mitbegründer von Kloster Wald betrachtet werden.

Abt Eberhard war ein überzeugter Parteigänger der Staufer. In seinem Amt konnte er religiöse Motive mit Ordensinteressen

und politische Absichten verknüpfen. Dabei half ihm auch sein familiärer Hintergrund. Er stammte aus einer bedeutenden hochadligen Familie. Er war verwandt mit Konrad von Urach (1177/80-1227), der 1217/1218 Abt von Citeaux war.

Dann war er Kardinal von Porto und Santa Rufina. Außerdem war er päpstlicher Legat. Auch mit dem Konstanzer Bischof Diethelm von Krenkingen (1189-1206) war  Abt Eberhard verwandt. Er war bei den Staufern und beim Papst hochgeschätzt.

Er hat wohl für die damalige Zeit  einen ausgeprägten Sinn für Recht und Gerechtigkeit. Das half ihm auch, bei der Anerkennung der Zisterzienserinnen Pionierarbeit zu leisten. Er hatte maßgeblichen Einfluss auf die Gründung  aller sechs
oberschwäbischen Frauenzisterzen. Die rasche Gründung von Kloster Wald (1212), Rottenmünster (1221), Heiligkreuztal (1227), Baindt (1227), Heggbach (1233) und Gutenzell (1238) deckte sich mit dem staufischen Konzept eines staufischen Herzogtums

Schwaben. Der Tod Welfs VII. (um 1140-1167) hatte dafür gesorgt, dass die umfangreichen Hoheitsrechte und Besitzungen nördlich des Bodensees und bis zum Lechrain an die im Reich und im Herzogtum Schwaben an die Staufer überging.

Auch die geographische Verteilung der oberschwäbischen Zisterzen unterstreicht dieses Konzept eines staufischen Herzogtums. Heggbach und Gutenzell liegen an der nordöstlichen Peripherie des ehemaligen welfischen Machtbereichs, Baindt befand sich im Zentrum. Rottenmünster war vor den Toren der staufischen Stadt Rottweil und Wald im ehemaligen Herrschaftsbereich der Grafen von Pfullendorf, den Rudolf von Pfullendorf bei seinem Tod 1181 ebenfalls an Friedrich I. vererbt hatte. Die Vogtei (advocatia) Wald befand sich daraufhin in staufischer Hand.

(Zu allen oberschwäbischen Frauenklöster sie die entsprechenden Beiträge in “Mei Büchle”)

Kurz nach dem Kauf wurde das Gut an die Schwestern von Burkhard von Weckenstein übergeben. Das Generalkapitel der Zisterzienser unterstellte das “Haus in Wald “ dem Kloster Salem als Tochter und übertrug ihm das Visitationsrecht. Auch Papst Honorius III. (1216-1227) unterstützte das Aufnahmebegehren der Schwestern von Kloster Wald. Judinta wurde als Äbtissin und Ita als Priorin eingesetzt. 1215  hatte Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster und Konvent in seinen Schutz genommen.

Am 15. Juli 1216 nahm Friedrich II. (1212-1250) in Überlingen Kloster Wald in seien Schutz und bestätigte die in de Urkunde genannten Besitzungen. RI V,1,1 n. 870 Als Zeuge in der Urkunde tritt auch der Salemer Abt Eberhard auf, der ja sowohl die päpstlichen Schutzurkunden wie der Staufer vermittelt hatte. In einer auf dasselbe Datum zurückdatierten Urkunde nahm auch Friedrichs Sohn HeirichVII. (1220-1235) Kloster Wald in seinen Schutz auf in einer wörtlich mit der Urkunde seines Vaters übereinstimmenden Urkunde das Kloster in seinen Schutz auf. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 3845

Dieses Schutzversprechen war ein Mittel, den Einfluss der Staufer auf das Kloster zu sichern und deckte sich mit der Vorstellung des Zisterzienserordens, seine vogtlosen Klöster der generellen königlichen Vogtei zu unterstellen und so den Schutz der Klöster zu sichern.

1217 verlieh Papst Honorius dem Kloster das große Zisterzienserprivileg. Möglicherweise in Verbindung mit der Verleihung dieses Privilegs wurde Kloster Wald in den Zisterzienserorden aufgenommen.Außerdem trug der Papst dem Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein (1200-1230)

den Schutz des jungen Klosters auf. Eine weitere Urkunde stellte Papst Gregor IX. (1227-1241) 1233 aus. Er beauftragte den Dekan von Konstanz, entfremdete Güter wieder in den Klosterbesitz zurückzuführen.

Man kann davon ausgehen, dass Abt Eberhard von Rohrdorf die päpstlichen Privilegien erwirkt hat.

Die Stiftungsurkunde des Klosters erwähnt auch die Exemtion des Klosters von der bischöflich konstanzischen Ordinariatsgewalt , die die Voraussetzung für die Ordensaufnahme war.

Auch die fünf anderen oberschwäbischen Zisterzen waren von der bischöflichen Gewalt befreit. Die Konstanzer Bischöfe konnten sich der zisterzienserfreundlichen Politik der Staufer  in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts schlecht entgegen stellen.

Eine letzte staufische Urkunde stellte Konrad IV. (1237-1254) im August 1240 für Kloster Wald aus. Conrad IV. – RI V,1,2 n. 4430. Darin befreite er sie Besitzungen des Klosters in Überlingen von allen Steuern und Abgaben.

1247 wurde Trudlindis von Liebestein, die in Kloster Wald Subpriorin war, zusammen mit 5 Mitschwestern in das von der Markgräfin Irmingard von Baden (um 1200-1260) neugegründete Kloster Lichtenthal berufen.Sie wurde dort 1247 erste Äbtissin.

und regierte in Lichtenthal bis zu ihrer Resignation 1249. Das hatte zum einen ganz praktische Gründe, denn die Markgrafen von Baden besaßen ihre Stammgüter noch am Bodensee und in Oberschwaben. Zum andern standen die Nonnen von Kloster Wald aber

im Ruf besonderer Frömmigkeit. Auch die zweite und die vierte Äbtissin in Lichtenthal kamen aus Kloster Wald. Mechthildis von Liebenstein folgte auf Trudlindis, als diese wegen Krankheit ihr Amt niederlegte. Die vierte Lichtenthaler Äbtissin war bei den 5 Schwestern dabei, die aus Kloster Wald kamen.

Nach dem Untergang der Staufer bestätigte Rudolf von Habsburg (1273-1291) die Urkunde von Friedrich II. am 1. Juli 1275 Rudolf – RI VI,1 n. 398. Da zu dieser Zeit Mathilde von Hohenberg Äbtissin war, kam das dem Kloster sicher entgegen, denn  Mathilde war die Schwester von

Gertrud von Hohenberg, der Gattin von König Rudolf. Nach seiner Krönung 1273 nannte sie sich Anna.

König Albrecht I. (1298-1308) befreite 1299 die beiden Häuser von Kloster Wald in Pfullendorf und Überlingen von der Steuer. Äbtissin war in der Zeit Elisabeth von Hohenfels (1296-1303). Am 19. März 1310 erneuerte König  Heinrich VII. (1308-1313) diese Steuerbefreiung. Heinrich VII. – RI VI,4,2 n. 398

Äbtissin war Mechthild von Hasenstein (107-1311) Kloster Wald hatte drei Stadthöfe. Der größte und wichtigste war der in Überlingen. Er wurde im 13. Jahrhundert erworben, wobei das genaue Datum nicht bekannt ist. Neben den oben genannten Steuerbefreiungen erhielt Kloster Wald schon eine

erste  Steuerbefreiung für den Stadthof im Jahre 1240. Geleitet wurde der Stadthof von einem Verwalter oder Amtmann. Seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts war es ein Überlinger Stadtbürger mit klösterlichem Beamtenstatus. Der Stadthof in Überlingen hatte eine doppelte Funktion.

Einmal war er der Verwaltungsmittelpunkt für die um Überlingen gelegenen Weinberge des Klosters und die Besitzungen eines um den Bodensee gelegenen klösterlichen Besitzkomplex. Zum anderen war er der wichtigste Handelsplatz, von dem das Kloster seine landwirtschaftlichen Produkte und
seinen Wein auf den städtischen Markt brachte. Der Stadthof von Pfullendorf wurde auch im 13. Jahrhundert erworben. Mit der Steuerbefreiung von König Albrecht I. von 1299 ist der Stadthof zum ersten Mal belegt. Er erreichte aber nie die Bedeutung wie der Stadthof in Überlingen. Im Bauernkrieg und im  30-jährigen Krieg  flüchtete sich der Konvent nach Pfullendorf und es wurden klösterliche Wertgegenstände dorthin gebracht. Auch in Konstanz ist ein Haus von Kloster Wald schon 1244 belegt. Es hatte aber nicht die Funktionen wie die Stadthöfe in Überlingen und Pfullendorf sondern diente Äbtissin oder Konventsmitgliedern als Quartier, wenn diese in Konstanz waren. Weitere Funktionen sind nicht bekannt.

Ein kurzer Blick auf die Wirtschaft von Kloster Wald.

Das wohl wichtigste Handelsgut war der Wein.  Seit 1240 besass das Kloster Weinberge in Überlingen, sowie später  in Goldbach (heute ein Stadtteil von Überlingen), in Sipplingen, in Bermatingen, in Allensbach am Untersee und auf der Reichenau.

Eine Jahresabrechnung aus dem Jahre 1784 weist Weineinnahmen in Höhe von 2.891 Goldgulden auf, was 456.098,00 € entspricht.

Ein weiterer Wirtschaftszweig war die Fischzucht. 1784 bewirtschaftete Kloster Wald 12 Weiher mit einer Gesamtfläche von 4.877 Aar, das sind 487.700 m².  Das ergab einen ertrag von 560 Goldgulden, also etwa 88.348,00.

Natürlich ging bei beiden Beträgen noch der Eigenbedarf ab. Aber unterm Strich verblieb doch ein beachtlicher Betrag. (Die Jahresabrechnung bei Maren Kuhn- Rehfus, Das Ziesterzienserinnenkloster Wald, Berlin 1992. S. 356 f.)

Kloster Wald ist spät gegründet worden. Zu dem Zeitpunkt waren dir grundherrschaftlichen rechte schon fest gelegt. Das Kloster lag in altbesiedeltem Land und so hatte es Mühe den zisterziensischen Eigenbewirtschaftung zu realisieren. Es betrieb sechs  Eigenbauhöfe,

von denen drei in der Papsturkunde von 1215 bestätigt waren. Der Begriff Grangie taucht in den Quellen nicht auf. sie werden als curtes bzw. curiae bezeichnet. Die Eigenbauhöfe wurden von Konversen bewirtschaftet.

Das Schwergewicht der Waldschen klösterlichen beruhte wohl von Anfang an auf der Leihe- und Zinswirtschaft.

Schon seit dem 13. Jahrhundert hatte das Kloster daran gearbeitet, einen geographisch konzentrierten Besitzkomplex zu schaffen. Wenige Jahrzehnte nach 1500 war das Ziel erreicht. Kloster Wald verfügte nun über einen geschlossenes Herrschaftsgebiet,

das aus 18 Weilern und Einzelhöfen bestand. Im 18. Jahrhundert kam  noch eine neugegründete Glashütte dazu, die sich zu einer Siedlung entwickelte.

In seinem  Herrschaftsbereich hatte Kloster Wald umfangreiche Zehntrechte erworben und sich dort alle Pfarrkirchen inkorporieren lassen. wie bei allen Zisterzienserklöstern waren die Patronatsrechte eine bedeutende Einnahmequelle.

Patronatsrechte besass Kloster Wald in Dieterskrichen, Glashütte, Göggingen, Hippetsweiler,Igelswies, Kappel, Rengetsweiler und Walberseiler. In Walpersweiler gab es die Wallfahrt zum Geschossenen Bild. In Igelswies ist um 1513 eine Wallfahrt entstanden,die laut Zimmerscher Chronik

viel Geld abgeworfen hat. (Maren Kuhn-Rehfus, S. 428).

Im 13. Jahrhundert war der Konvent eindeutig vom ministerialen Adel beherrscht. Die Konventualinnen richteten ihren Lebensstil am Vorbild des Adels aus. Persönliche Armut wurde schon im14. Jahrhundert, Vita communis und Klausur spätestens im 16. Jahrhundert nicht mehr beachtet, vielmehr führte der Konvent ein eher stiftsähnliches Leben. Den Reformbestrebungen des Ordens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts widersetzte sich der Walder Konvent – gemeinsam mit den übrigen unter salemischer Paternität stehenden Frauenabteien Oberschwabens.

Im 14. Jahrhundert kam Kloster Wald unter die Vogte der Herrschaft Sigmaringen. Der genaue Zeitpunkt ist nicht festzumachen. Das Vogteiverhältnis bildete sich erst in der Zeit nach 1323 aus, als Sigmaringen noch zu Württemberg gehörte.

Nach der Urkunde von Heinrich VII.dauerte fast 300 Jahre, bis Kloster Wald wieder ein Königsdiplom erhielt. Erst Maximilian I. (1486-1508 König, ab 1508-1519 Kaiser stellte am 15. April 1496 dem Kloster in Worms wieder einen Schutz-und Schirmbrief aus. (Maren Kuhn-Rehfus, S. 73)

1474 erließ Äbtissin Anna von Reischach (1464–1496 ) eine Gerichtssatzung für die Untertanen in der Herrschaft Wald. Das Kloster besaß in der Herrschaft die Niedergerichtsbarkeit und hatte die Ortsherrschaft inne. Äbtissin Anna war die Tochter von Konrad von Reischach, der bei Papst

Clemens VII. (1378-1394, Gegenpapst zu Urban VI.) in Avignon im Dienst war.

Im Bauernkrieg erlitt das Kloster offensichtlich keine Schäden. Es war zwar kurz von einem Bauernhaufen besetzt, der versuchte, die Herausgabe von  Wertgegenständen und Lebensmitteln zu erzwingen. Die Wertgegenstände waren aber bereits in die Reichsstadt Pfullendorf geflüchtet worden.

Über den 1488 auf Veranlassung von Friedrich III.(1440-1493) gegründete Schwäbischen Bund hatte das Haus Habsburg einen starken Einfluss auf Oberschwaben.Nur wenige Adelige im oberschwäbischen Raum wurden evangelisch, denn das
hätte einen  einen offenen Konflikt mit dem habsburgischen Kaiser bedeutet. Auch die bedeutenden Adelsgeschlechter wie die Fürstenberger, die schwäbischen Hohenzollern und die Truchsessen von Waldburg standen fast durchgehend eng zum
Kaiserhof und damit zum Katholizismus. Besondere Unterstützung erhielt die katholische Sache von den Reichsklöstern, die im oberschwäbischen Raum mit Weingarten, Salem, Ochsenhausen und Marchtal über großen politischen wie wirtschaft-
lichen Einfluss verfügten. Salem war ja das Mutterkloster von Wald. So verwundert es nicht, dass die Reformation so gut wie spurlos an Kloster Wald vorüberging.

Eine Reaktion auf den Bauernkrieg war wahrscheinlich die Erneuerung der Gerichtssatzung durch Äbtissin Anna von Rotenstein (1505 und 1529-vor 1557). Das klösterliche Herrschaftsgebiet wurde fünf Gerichts- und Verwaltungsbezirke eingeteilt. Im Jahr 1533 ließ Anna die Artikel der Waldischen Gerichtssatzung in eine berichtigte ´Form zusammenfassen und schriftlich niederlegen. Sie veranlasste auch den Umbau des Westflügels, des um 1500 entstandenen Westflügel des Klosterbaus.

Äbtissin Anna verstarb am 31. März 1557.

Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg war der bauliche Zustand von Kloster Wald so schlecht, dass der Salemer Abt Petrus II. Miller (auch Müller) (1593–1614 ) 1606 in einem Schreiben an die Bursiererin Helena von Graben empfahl, ihre Erbschaft für die Reparatur
des Schlafhauses sowie der Kirche und des Kreuzganges zu verwenden. (Maren Kuhn- Rehfus S.51)

Sehr viel härter als der Bauernkrieg traf Kloster Wald der Dreißigjährige  Krieg der seit 1630 auch Oberschwaben stark in Mitleidenschaft zog. Die Schweden besetzten erst Ulm und von dort aus schließlich ganz Oberschwaben. 1632 waren Biberach und Ravensburg in schwedischer Hand. Die Reichsstädte waren zwar offiziell dem Kaiser unterstellt. De facto aber waren die Schweden die Herren. In Biberach war im Wechsel von den Kaiserlichen, dann von den Schweden besetzt und das wechselte wieder. 1632 hatte sich Kloster Wald König Gustav Adolf (1611-1632) unterworfen und erhielt dafür eine

Salva Guardia, das ist ein Schutzbrief, der den Angriff auf Gebäude und Siedlungen untersagte.

Im Klostergebiet von Wald wurde die Landwirtschaft und der Weinbau vernichtet. Das war die Grundlage der klösterlichen Ökonomie und somit war diese Einnahmequelle verloren. König Gustav Adolf wurde in der Schlacht bei Lützen (16. November 1632) verwundet und starb an den Folgen dieser Verwundung. Der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna übernahm die politische Führung. Am 23. April 1633 schloss er den Heilbronner Bund. Das war ein Bündnis protestantischer Reichsfürsten unter schwedischer Führung. Für Württemberg nahmen in Heilbronn Herzog Julius Friedrich von Württemberg, der als Vormund für seinen Neffen Eberhard III. von Württemberg von 1631-1633 in Württemberg regierte,teil. Auch Eberhard III. Er regierte  nach 1633, musste aber nach der Niederlage der Schweden in der Schlacht bei Nördlingen am 06.09. 1634 fliehen und ging ins Exil nach Stuttgart.

1633 schenkte Axel Oxenstierna Kloster Wald zusammen mit den Grafschaften Sigmaringen und Veringen dem Herzog von Württemberg. Die Niederlage bei Nördlingen machte diese Schenkung hinfällig.

1635 grassierte im Klostergebiet von Wald die Pest. 1636 herrschte eine große Hungersnot. Der Konvent musste mehrere Male das Kloster  verlassen und begab sich nach Konstanz, Überlingen,Pfullendorf, Meßkirch und Münsterlingen. Es gab immer wieder Einquartierungen, Plünderungen und

Kontributionen. 1647 wurde für Oberschwaben das schlimmste Kriegsjahr. Es war auch der Höhepunkt der Zerstörungen in Oberschwaben. Ravensburg wurde niedergebrannt, Schloss Wolfegg, Schloss Altshausen, aber auch viele kleine Dörfer.

In einer Reihe von Friedensverträgen zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 wurde der Krieg mit dem “Westfälischen Frieden” abgeschlossen.

In Kloster Wald wurden im Krieg die Klostergebäude zwar nicht ganz vernichtet aber doch schwer beschädigt. Die Schäden zusammen mit dem Verlust der Glocken wurden auf 3000 Goldgulden geschätzt, das entspricht 472.006,00 €.  (Maren Kuhn- Rehfus S.51)

Das Kloster wurde während des Krieges von insgesamt 3 Äbtissinnen regiert.

Margarethe von Werdenstein (1557–1638) wurde am 17. April 1600 gewählt und regierte bis 1636. Auf sie folgte Gertrud Giel von Gielsberg (1636–1641). Maria Margarethe Schenk von Castell (1641–1660) erlebte das Kriegsende und den Neubeginn nach dem Krieg.

Der Krieg hatte Notverkäufe notwendig gemacht, aber Kloster Wald erholte sich von den Kriegsfolgen erstaunlich rasch. Ein wirtschaftlicher Aufschwung auch unterstützt durch einen starken Anstieg der Getreidepreise ermöglichte sogar einen  Neubau der Kirche und eines Teils der
Klostergebäude in den 80er und 90er Jahren des 17. Jahrhunderts. 1680  brannte das Kloster.Teile des Ost- und Südflügels der mittelalterlichen Klosteranlage wurden  zerstört. Äbtissin Maria Jakobe beauftragt den Vorarlberger Jodok Beer mit dem Wiederaufbau.  Die Klosterkirche überstand den Brand wurde aber wenig später für baufällig erklärt. Jodok Beer (1650-1688) aus der Vorarlberger Architektenfamilie war als Baumeister bei den Klosterbauten von Wald beschäftigt.

Kurz vor seinem Tod wurde ein Bauverding für den Neubau der Klosterkirche abgeschlossen. Sein jüngerer Bruder Franz Beer I ((1659–1722)) baute die Klosterkirche nach dem Tod seines Bruders 1688. In dem Bauverding mit Jodok Beer ist der Bauplan bereist fixiert worden, so dass Jodok als geistiger Vater des Planes gilt. Bezahlt wurde der Bau teils in bar, teils in Naturalien. Das Bargeld hatte sich Kloster Wald von verschiedenen geistlichen Institutionen wie dem Kloster Sankt Gallen und dem Deutschordenslandkomtur von Altshausen erbeten aber auch mit dem Bargeld,
das die Novizinnen mitbrachten.

Die Bauarbeiten  begannen unter Äbtissin Maria Salome von Bernhausen (1660-1681) Sie erlebte auch noch den Klosterbrand. Mehrere Familienmitglieder aus dem Hause Bernhausen waren Nonnen im Kloster Wald. Bernhausen ist heute ein Ortsteil von Filderstadt.

Die Nachfolgerin von Äbtissin Maria Salome wurde 1681 Maria Jakobe von Bodman (1681-1709) Sie schloss den Bauvertrag mit Jodok Beer ab. Sie war die Tochter  des kaiserlichen Hauptmanns Johann Sigismund von Bodman zu Wiechs und Steisslingen. Ihr Bruder Johann Rupert Siegmund war von 1678–1728 Fürstabt in Kempten. Zwei ihrer Schwestern waren Nonnen in Heiligkreuzthal und Rottenmünster.

Maria Jakobe war erste Bauäbtissin der Barockzeit in Wald. Trotz der Belastung durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) konnte sie dieses Bauvorhaben durchführen.

Äbtissin Maria Jakobe war zwar schon 1681 zur Äbtissin gewählt worden. Sie wurde aber erst 1701 von dem Salemer Abt Stephan I. Jung (1698–1725) benediziert.

Kloster Wald lebte in einem verfassungsrechtlichen Schwebzustand zwischen Landsässigkeit und Reichsfreiheit. Die Grafen von Zollern, die in Sigmaringen herrschten, hatten die Grafschaft Sigmaringen 1535 als habsburgisches Lehen erhalten. Sigmaringen versuchte ständig, die

Territorialgewalt über das waldische Klostergebiet auszudehnen. Zwar wurden im 16. und 17. Jahrhundert mehrere Verträge geschlossen, die die beiderseitigen Zuständigkeiten regelten. Äbtissin Maria Jakobe erreichte aber in zehnjährigen Verhandlungen

und einem langjährigen Prozess in Innsbruck 1692 die Territorialfreiheit Wald gegen die Ansprüche von Hohenzollern-Sigmaringen. 1701 wurde der Vergleich bestätigt.

Die Bauarbeiten an der Kirche waren 1701 abgeschlossen. Geweiht wurde sie aber erst im November 1709 durch den Konstanzer Weihbischof Konrad Ferdinand Geist von Wildegg (1692-1722).  Die Weihe erlebte Maria Jakobe nicht mehr. Sie starb

am 28.Februar 1709. Auf den Grundmauern der mittelalterlichen Kirche ein sechsachsiges Langhaus mit einer tief heruntergezogenen massiven Stichkappentonne.Neu ist lediglich der eingezogene, helle Chor-Anbau mit ebenfalls massivem Gewölbe. Im Westabschluss des Schiffes ist ein Turm eingebaut, dessen unterer Teil noch mittelalterlich ist. Wäre es ein Neubau, würde er Franz Beer nicht zur Ehre gereichen. Da dieser statischen Vorgaben folgen musste, wirkt der Innenraum gedrückt. Aber 50 Jahre später  wurden Stuck und Ausstattung dieses Kirchenumbaus

durch das beeindruckende Rokokokleid ersetzt.

Nachfolgerin von  Äbtissin Maria Jakobe wurde Maria Antonia Constantina von Falkenstein (1709–1739). Die Familienverhältnisse der neuen Äbtissin waren ähnlich wie die ihrer Vorgängerin geprägt durch Klosterkarrieren ihrer Geschwister. Das war für die adeligen Konventualinnen eher die Regel

als die Ausnahme. Für die männlichen Familienmitglieder war der Nepotismus eine Überlebensstrategie. Bei weiblichen Familienmitgliedern wurde die Eheverbindung zu vermögenden Adelsfamilien gesucht. Wenn das nicht möglich war, waren sie für das Klosterleben bestimmt.

Mehrere Schwestern der Äbtissin Maria Salome waren Nonnen in Kloster Wald. Je eine Schwester von  Maria Jakobe war Nonne in Heiligkreuzthal und Rottenmünster. Ein Bruder (s.o.) war Fürstabt von Kempten, ein weiterer Bruder war unter dem Klosternamen Martin Prior in Hofen.

5 Schwester von Maria Antonia Constantina  waren Nonnen,ihr Bruder Marquard Franz Leopold ist von 1709−1717 Landkomtur des Deutschen Ordens in Altshausen. Ihr zweiter Bruder Ignaz Franz Dominik ist der Schwager von  Maria Jakobe . Ihr dritter Bruder Euseb Anton Adalbert (1671−1739) war Stiftsdekan in Kempten. Er wurde von Fürstabt Rupert Siegmund von  als sein Nachfolger bestimmt. Der Konvent von Kempten verweigerte wegen dieses offenen Nepotismus die Wahl.  Darauf wurde er 1730 Bischof von Csanád nach Temeschwar in Ungarn. Der Bischofsstuhl wurde ihm

von Graf Claudius Florimund Mercy (1666-1734), einem Vetter aus mütterlichem Stamm vermittelt.  Als Kemptener Stiftsdekan schenkte er 1701 Kloster Wald die Reliquien des Katakombenheiligen Dioskorus. Die feierliche Aufstellung in der neuen Kirche wurde mit der gleichzeitigen Benediktion der Äbtissin Jakobe von Bodman verbunden.

Maria Antonia Constantina  wurde 1709 zur Äbtissin gewählt. 1711 wurde sie vom Salemer  Abt Stephan I. benediziert.

Sie beauftragte 1721 den Elchinger Baumeister  Christian Wiedemann (1678-1739)und dessen Bruder Johann Georg (1681-1743), die  ihr vom Elchinger Abt Cölestin Riederer (1706–1740) empfohlen wurden. Die beiden bauten den Konventflügel, das neue Abteigebäude und den Gastflügel. Es entstand eineneue Barockanlage. Sie kostet 35 200 Gulden an Bargeld, das entspricht 6.415.609,00 €. Das Kloster konnte diesen stattlichen Betrag ohne Verschuldung stemmen, was einer wirtschaftlichen Blüte zu verdanken war aber auch der guten Verwaltung des 1704−1731 amtierenden Oberamtsmanns Johann Jakob Mayer

1737 legte Maria Antonia vor ihrem Bruder Euseb Anton Albert ihre zweite Profess ab und nahm ihren zweiten Klosternamen Constantina an.

Sie starb am 24. Dezember 1739 .

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Dioskora von Thurn und Valsassina (1739-1772) . Sie wurde zwei Tage nach dem Tod ihrer Vorgängerin zur Äbtissin gewählt.

Ihr Vater Gallus Anton von Thurn und Valsassina (1667–1741) war Hofmarschall der Fürstabtei St. Gallen. Die Familie ihrer Mutter war eine alte Adelsfamilie aus Graubünden, zunächst im dienste der Bischöfe von Chur und seit dem 16. Jahrhundert ebenfalls in Diensten des St. Galler Fürstabtes.

Maria Dioskora legte  am 11. September 1718 ihre Profess in Kloster Wald ab. Nach ihrer Wahl zur Äbtissin benedizierte sie der Salemer Abt Konstantin Miller (1725–1745) am 9. April 1741 in Salem. Beim Eid, den die Äbtissinen bei der Benediktion  ablegen  müssen,

stellte sie ihr Selbstbewusstsein unter Beweis. Sie unterließ die ausdrückliche Anerkennung der salemischen Obrigkeit in geistlichen und zeitlichen Dingen. Ihre Regierungszeit war durch zwei Leistungen gekennzeichnet. Das war einmal die Lösung aus der Paternität von Salem

und die Rokokoausstattung von Kloster Wald. Dadurch ging sie auch als dritte Bauäbtissin in die Geschichte von Kloster Wald ein.

1746 wurde in Salem  Anselm II. Schwab 1746–1778 als Salemer Abt gewählt. Er pochte auf die salemische Paternität und zwang  Äbtissin Maria Dioskora 1750 zum vollständigen Wiederholen des Gehorsamseides. 1752 ließ er sie nach siebentägiger Visitation des Klosters 

lateinische Schreiben an den Ordensgeneral in Cîteaux und an den päpstlichen Nuntius unterschreiben. Das war ihre vorbehaltlose Unterwerfung. Erst als sie eine Übersetzung aus Citeaux erhielt, wusste sie,  was sie unterschrieben hatte. Sie setzte sich zur Wehr und mit

Hilfe ihres Bruders und des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen erreicht sie in Cîteaux eine Untersuchung durch den Orden. Dieser stellte sich auf die Seite der Walder Äbtissin und und löste das Paternitätsverhältnis mit Salem auf. Als Reaktion legte Abt Anselm II. der Paternitätsrechte

aller Frauenklöster nieder. Nun nutzten aber auch die Reichsabteien Gutenzell unter Äbtissin Maria Barbara Dominica von Gall zu Waldhof (1707-1759) und Heggbach unter Äbtissin Maria Aleydis Zech (1742-1773) die Gelegenheit, um wie Kloster Wald unter die neue Paternität von Kaisheim zu gelangen.

Nur Heggbach kehrte auf persönliches Werben von Abt Anselm wieder unter die Paternität von Salem zurück. Gutenzell verblieb bis zur Säkularisation bei Kaisheim und Wald wählte 1762 als neues Vaterkloster Kloster Tennenbach, nachdem sic h Maria Dioskora in diesem Jahr auch mit

Kloster Kaisheim überworfen hatte.

Der junge Vorarlberger Stuckateur Johann Jakob Schwarzmann war in Pfullendorf gerade noch mit der Vollendung seines Erstlingswerks in der Stadtpfarrkirche St. Jakob beschäftigt. Da Kloster Wald einen Stadthof in Pfullendorf besaß, Hatte die Äbtissin sicher Gelegenheit,dieses Werk kennenzulernen und es hat sie überzeugt. Sie schloss einen Vertrag mit Schwarzmann für die Stuckierung. Dieser beinhaltete vom Kloster das gesamte Arbeitsmaterial, volle Verpflegung einschließlich Tischwein für sich und seine Mitarbeiter sowie 400 Goldgulden Bargeld. Das entspricht 63.204,00 €

Schwarzmann begann seine Arbeit 1752. Der Wandermaler Johann Melchior Eggmann aus Rorschach hatte den Auftrag zu einem Freskenzyklus erhalten, verließ aber 1753 aus nicht bekannten Gründen die Baustelle fluchtartig.

Maria Dioskora  ersetzte ihn  durch den Sigmaringer Hofmaler Andreas Meinrad von Ow (1712-1792) mit der Fertigstellung der Fassarbeiten durch den Bregenzer Fassmaler Johann Michael Schmadel war die Neugestaltung der Klosterkirche beendet.

1768 musste sich Kloster Wald der österreichischen Territorialhoheit unterwerfen. Es wurde dem Oberamt der Landgrafschaft Nellenburg in Stockach unterstellt. Das Kloster hatte jetzt den Charakter eines schwäbisch-österreichischen Landstandes. Die Äbtissin war nun

Mitglied des schwäbisch-österreichischen Prälatenstandes.
Der Österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748 hatte die Schwächen der Habsburgermonarchie offengelegt und Reformen dringend  notwendig gemacht. Eine moderne, leistungsfähige Staatsbürokratie war das Ziel. Eine Vereinheitlichung der Gesetzeslage wurde angestrebt.

Die „Constitutio Criminalis Theresiana“, ein verbindliches Strafgesetzbuch für die Gesamtmonarchie wurde geschaffen. Der Bereich der Religion war ebenfalls ein wichtiges Gebiet der Reformen. Der Einfluss der katholischen Kirche auf das Staatswesen wurde  zurück gedrängt. Die von Maria Theresia verstärkte Aufsicht des Staates über die Kirche bedeutete die Beschränkung der päpstlichen Autorität auf theologische Belange, während die Organisation der kirchlichen Strukturen unter staatliche Aufsicht kam. Ihr Nachfolger Joseph II. vollendete die Reformschritte im Josephinischen Staatskirchentum.

Äbtissin Maria Dioskora verstarb am 14. Januar 1772. Ihr Tod wurde zunächst nur dem Tennenbacher Vaterabt Maurus Berier (1765-1782) mitgeteilt. Der Salemer Abt erfuhr aber schnell von dem Ableben der Walder Äbtissin und forderte für die zukünftigen Äbtissinnen

wieder die Paternität Salems. Der Konvent verweigerte dies aber dauerhaft.

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Edmunda von Kolb (1772–1799). Sie wurde  am 20. Februar 1772  zur Äbtissin gewählt.

Im Zuge der Reformen von Maria Theresia und Joseph II. (1765-1790) wurde die frei Novizenaufnahme beschnitten und die Aufnahmevoraussetzungen erschwert. Das  wurde vom Kloster als bedrückend empfunden. Gefährlich wurde die Situation für das Kloster,

als Joseph II. 1782 die beschaulichen Konvente, die Bettelorden, die wirtschaftlich schwachen Klöster unddiejenigen mit schlechter Disziplin aufhob.  Der nellenburgische Oberamtsrat Karl Anton Kraft von Festenburg auf Frohnberg schlug in einem Gutachten 

zur Aufhebung der Klöster vom selben Jahr vor, Wald in ein weltliches Stift für Töchter des Status honoratioris umzuwandeln. Eine Hofresolution von 1786 aus Wien sicherte aber den fünf in Vorderösterreich gelegenen Frauenklöstern Günterstal, Wonnental,

Wald, Heiligkreuztal und Urspring den weiteren ungeschmälerten Bestand zu.

1785 wurde Äbtissin Edmunda vorübergehend die Wirtschaftsverwaltung des Klosters entzogen und einem landesfürstlichen Administrator übertragen, nachdem ihr Bruder Josef Ernst von Kolb, Pfarrer der Klosterpfarrei Dietershofen, sie wegen Verschwendung, Misswirtschaft und Unterdrückung der Klosteruntertanen bei der Regierung angezeigt hatte.

Im September 1789 verlangte  die Regierung in Freiburg von den Frauenklöstern Konventslisten mit Angaben über Anzahl und Namen der Nonnen
Die Ängste der Klosteraufhebung lebten wieder auf.  Beim Regierungsantritt von Kaiser Leopold II. (1790-1792) trafen sich die Äbtissinnen Maria Edmunda von Kolb von Wald, Maria Josefa de Wivier  (1761–1793)von Heiligkreuztal
und Maria Hildegard Reichlin von Meldegg (1767-1797)von Urspring und ihren Oberamtmännern am 4. Mai 1790 zu einer mehrtägigen Konferenz in Heiligkreuzthal. Sie verfassten eine Bittschrift, die von Abt Martin Gerbert (1764-1793) von St. Blasien

gebilligt und unterstütz wurde. Der Druck verstärkte sich noch, als das Zisterzienserinnenkloster Olsberg in der Schweiz in ein weltliches Damenstift umgewandelt wurde.

Aber ein Hofdekret vom 22. April 1791 verfügte schließlich, die vorländischen Frauenklöster Wald, Heiligkreuztal, Günterstal, Wonnental und Urspring in ihrem gegenwärtigen Stand zu belassen und sie nur auf eigenen
Wunsch in weltliche Stifte umzuwandeln.

Äbtissin Edmunda verstarb am 22. Januar 1799.

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Johanna Baptista von Zweyer auf Hoenbach (1799-1807) als letzte Äbtissin von Kloster Wald.

Am 6. August 1806 legte Kaiser Franz II. (1792-106) die deutsche Kaiserkrone und das Reichsregiment nieder. Damit war das Deutsche Reich erloschen. Schon vorher hatten sowohl Baden als auch Württemberg versucht, Kloster Wald in Besitz zu nehmen.

Am 16. Dezember 1805  hatte Baden die waldischen Güter in Überlingen und – nach Mutmaßung des Klosters – auch diejenigen in Bermatingen, Markdorf und Allensbach sowie die Höfe in Sohl, Rast und
Sahlenbach in Besitz genommen. Die Inbesitznahme von Kloster Wald konnte durch die Waldschen Beamten mit dem Hinweis auf die französische Anordnung, daß kein Teil Vorderösterreichs ohne Zustimmung
Frankreichs von irgendjemandem in Besitz genommen werden dürfe verhindert werden.

König Friedrich I. von Württemberg (1806-1816) ordnete am 1. Januar 1806 die Besitzergreifung von Herrschaft und Kloster Wald an und berief sich auf den Brünner Vertrag vom 11.12.1805 und den Frieden von Pressburg vom 26.12. 1805, wo der Rest von Vorderösterreich an

Baden und Württemberg aufgeteilt wurde. Die Rheinbundakte vom 12. Juli 180sprach schließlich Kloster undHerrschaft Wald dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen zu.

Der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen trat in die Verpflichtungen WaIds gegenüber dessen Gläubigern und Pensionären ein Anrecht auf Pensionen hatten die Ordensangehörigen, sofern sie säkularisiert wurden,
und zwar auf eine eine ihren bisherigen Einkünften, ihrer Würde und ihrem Alter angemessene lebenslängliche Pension. Der von Fürst Anton Alois  (1785-1831) ernannte  Hof- und Regierungsrat Karl Honorat von Huber zum Zivilkommissar für Wald

schloss am 25. September 1806 den Pensionsvertrag ab. Demnach erhielt die Äbtissin erhielt jährlich 1500 Gulden (= 237.843,00 € ), die Priorin 300 Gulden (= 47.569,00 €), jede Konventualin 240 Gulden ( =  38.055,00 €) und jede Laienschwester 200 Gulden ( = 31.712,00 €) . Die Beträge wurden
vierteljährlich ausbezahlt.  Dazu erhielt jede Konventualin noch Holz und Dinkel.

Der Pensionsbezug erlosch mitdem Todestag eines jeden Konventsmitglieds. Jedoch erhielt der Konvent ein Quartal der Geldpension noch ausbezahlt, um davon die Kosten für
Beerdigung und Leichenmahl, Gottesdienste und Jahrtage für die Verstorbene zu bezahlen.

Äbtissin Maria Johanna Baptista  starb 1807. Maria Josefa von Würz à Rudenz wurde 1807 zur Priorin gewählt. Sie starb 1851. Bei der Auflösung des Klosters bestand  der Konvent aus 20 Nonnen, neun Laienschwestern und drei Novizinnen.

Laienschwester Maria Dioskora Batsch starb 1853 und Konventualin Maria Anna Bühler verließ im selben Jahr das Kloster und zog nach Konstanz, wo sie 1858 starb.

Nach der Säkularisation wurde das Amt Wald eingerichtet. Es wurde 1850 zum Preußischen Oberamt Wald und blieb bis 1862 bestehen. 1833 erfolgte im Abteitrakt des Klosters der Einbau des Amtsgefängnisses.

Eine weitere Zweckentfremdung gab es im Dritten Reich. Ein Teil wurde als Arbeitslager des RAD eingerichtet. 1945 richteten die französischen Besatzungstruppen ein Lager für verschleppte Personen in Wald ein.

1946  gründeten Benediktinerinnen von der Heiligen Lioba (Freiburg-Günterstal) eine Frauenschule, die sich später zum Gymnasium, der „Heimschule Kloster Wald“ entwickelte. 1961 erwarb der Orden den fürstlichen Teil und 1967 den staatlichen Teil des Klostergebäudes.

 

                                                                                                                                                                                                           St Berhard Kirche Kloster Wald

01 Jan 2022