Monatliches Archiv: Juli 2012

Kloster Heiligkreuztal

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Um 1140 lebte in dem Dorf Altheim eine Beginengesellschaft, wegen ihres Habits auch “Graue Schwestern” genannt. Das “Grosse vollständige Reallexikon aller Wissenschaften und Künste” von 1733

gibt sogar an, dass dort 60 Nonnen gelebt hätten. Andere Quellen erzählen auch, dass die Frauen unter Kriegswirren gelitten hätten. Deshalb wandte sich diese Gesellschaft  nun an den Abt von Salem, zu der Zeit Eberhard I. von Rohrdorf (1191-1240) und bat um

Aufnahme in den Ordensverband der Zisterzienser. Dieser Bitte wurde 1204 stattgegeben und so kam Heiligkreuztal zu den schwäbischen Zisterzienserinnenklöster, die in kurzer Folge gegründet wurden.

Ausführlicher ist das im Beitrag über Kloster Baindt beschrieben.

Konrad von Markdorf (1227, gefallen 1235 in einer Fehde gegen die Herren von Rhäzüns) verzichte auf seine angestammten Rechten auf ein Hofgut  in dem Ort “Wasserschapf” was auf den Quellreichtum des Ortes hindeutet.Konrad von Markdorf verzichtete auf den

Grund. Die Schwestern kauften 1227 das Gut für 21 Mark Silber von dem Ritter Werner von Altheim.Aber erst eine große finanzielle Schenkung des Grafen Egon von  Grüningen –Landau, der urkundlich nicht genau fassbar ist, ermöglichte dann eine würdige

Unterkunft. Graf Egons Schwester Hailwilgilde wurde erste Äbtissin des Klosters. Sie starb um 1240. Die Herren von Grüningen-Landau nennen sich nach einer Burg, die oberhalb der Donau errichtet wurde und sind eng verwandt mit den Grafen von Württemberg.

Eberhard Ritter von Landau hat die Grafschaft Landau übrigens 1444 samt der Burg für 14409 Gulden an Truchsess Eberhard von Waldburg verkauft. Der Truchsess überließ die Grafschaft dem Kloster, dieses ließ die Burg niederreißen. Aus dieser Grafschaft besaß.

das Kloster noch das Dorf Andelfingen.

Die Stiftungsurkunde ist nicht mehr vorhanden. Die Totenregister des Klosters, aber auch die drei Hirschgeweihe im Klosterwappen weisen auf die Familie Landau hin. Graf Egon soll nun dem Kloster eine Reliquie, nämlich einen Splitter vom Kreuz Jesu geschenkt

haben, die er sich vom Kloster Reichenau verschafft habe. Das sei auch Anlass zur Umbenennung in Heiligkreuztal gewesen sein. Eine andere Herleitung des Namens ist ein Messingkreuz mit einem Christusbild, das bei der Gründung des Klosters von einem

Wildschwein ausgegraben werden sein soll. Beide Reliquien waren um 1800 noch im Kloster vorhanden.

Kommen wir wieder zu den geschichtlich fassbaren Fakten. 1233 nimmt Abt Wilhelm das Kloster in den Zisterzienserorden auf. Zu dieser Zeit war allerdings Gauthier d’Orchies (1219-1236)Abt in Citeaux. In Urkunde 825 des WUB ist der Name entsprechend

in Frater G. abgeändert.

König Heinrich VII.(1222-1242) nimmt das neugegründete  Kloster in einer am 15. Juni 1234 in Nürnberg ausgestellten Urkunde in seinen besonderen Schutz und zwar den Ort selbst und die Personen, mit allem was sie an zeitlichen Gütern

besitzen und er gewährt den Boten des Klosters zum Almosensammeln freies Geleit. Das illustriert auch die guten Beziehungen des Salemer Abtes Eberhard zu den Staufern.

Das finanzielle Wohlergehen des jungen Klosters fördert auch Papst Gregor IX. (1227-1241)  einer am 16.Juni 1237 in Viterbo ausgestellten Urkunde, in der er  die Gläubigen der Erzdiözese Mainz zu Spenden für das Kloster Heiligkreuztal auffordert, wo der Orden der

Zisterzienser eine Kirche und ein Kloster neu errichtet haben “ecclesiam et claustrum inciperint de novo construere” Am 3. März 1238 stellt Papst Gregor eine Urkunde aus, in der den Abt, den Konvent und das Zentralkapitel des Zisterzienserordens beauftragt,

Kloster Heiligkreuztal unter die Obhut des Zisterzienserabtes zu stellen.

1241 schenken die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg dem Kloster einen Hof in Enslingen.

Am 21. Oktober 1242 weiht Bruder Johannes, Bischof und Meister des Predigerordens einen Altar und den Friedhof in Heiligkreuztal. Dies geschieht mit Einwilligung des Bischofs in Konstanz. Gleichzeitig ordnet er die jährliche Weihegedenkfeier mit Ablasserteilung

auf den Sonntag nach dem St. Gallustag (16. Oktober)an.

1243 schenkt Albert,genannt Schedel von Steußlingen seine Besitzungen in Andelfingen den Schwestern in Heiligkreuztal.

Der übernächste Papst Innozenz IV.(1253-1254) nahm das Kloster in einer am 16. Dezember 1247 in Lyon ausgestellten Urkunde in seinen Schutz. Er bestätigte sämtliche Besitzungen des

Kloster, wobei er einige Orte namentlich angibt, wo die Besitzungen liegen, z.B. Altheim, Langenenslingen, Riedlingen,Markdorf usw.Vor allem aber wird das Kloster in all seinen Rechten, Freiheiten und Immunitäten bestätigt. Es unterstand also nicht mehr

der Gewalt des Bischofs und weltlicher Gerichte.Dies geschah in der Amtszeit der zweiten Äbtissin, Bertha Freiin von Justingen, die auf Hailwilgilde gefolgt war. Im Kloster kamen vor allem Adlige aus der näheren Umgebung unter. So erhielt das Kloster auch rasch

bedeutende Schenkungen und blühte auf.

Aber auch Käufe standen statt. So kaufte das Kloster 1251 das Kloster die Besitzungen des Schwigger von Gundelfingen in Dollendorf.

1252 überträgt Ritter Wolfrad der Jüngere von Veringen dem Kloster ihm überlassene Güter in Huseberg.

Der Konventsbau zog sich bis 1256 hin. Am 4. Juli 1256 erfolgte die feierliche Klosterweihe. Diese nahm der Augsburger Bischof Siboto von Seefeld (1227-1247) vor.

Siboto war 1217 in die Zisterienzerabtei in Kaisheim eingetreten. Und so lässt es sich erklären dass der Konstanzer Bischof Eberhard II. seinem Augsburger Mitbruder, der 1227 Augsburger Bischof geworden war, den Vortritt ließ, obwohl das Kloster in seinem

Sprengel lag. Die Weihe erfolgte zu Ehren der Heiligen Jungfrau und des Kreuzes. Er ordnete die jährliche Feier des Einweihungsfestes an und erteilt für diesen Tag Ablässe.

1257 überlässt  Abt Burkhard von der Reichenau dem Kloster Heiligkreuztal eine Mühle in Altheim gegen einen jährlichen Wachszins.

1263 erhält das Kloster von Anshelm von Justingen und Anselm von Wildenstein eine Schenkung in Neufra.

Im Jahr 1266 baut das Kloster seine Besitzungen in Andelfingen aus und zwar kauft es vom Kapitel der Konstanzer Kirche,dem Dekan und Propst mit Einwilligung Bischof Eberhard einige Höfe um 23 Mark Silber. Außerdem kauft es von Anselm von Justingen dessen

Andelfinger Besitzungen um 5 1/2 Mark Silber. Ob es sich bei Anselm um einen Familienangehörigen der Äbtissin handelt, lässt sich aus der Urkunde nicht ersehen, ist aber nicht von der Hand zu weissen, die Äbtissin ist zu der Zeit Bertha Freiin von Justingen.

1267 erhält das Kloster weitere Güter in Andelfingen. Der Schenkende ist Graf Hartmann von Grüningen. In diesem Jahr werden auch Güter in Wilflingen gekauft und zwar von der Familie von Veringen, von denen das Kloster ja schon 1252 Schenkungen erhalten hat.

1270 ist der gesamte Ort Andelfingen wohl weitgehend im Besitz des Klosters. Graf Hartmann der Ältere hat den Ort mit dem Patronatsrecht mit allem Zubehör für 206 Mark Silber verkauft. Die Kirche in Konstanz wurde mit der Übertragung anderer Lehen für ihre

Lehensrechte in Andelfingen entschädigt.

Auch in Hayingen kam das Kloster zu Gütern.1271 schenkt Ulrich von Gundelfingen genannt von Otterswang Heiligkreuztal einen Hof. 1284 verkauft das Kloster mit Bewilligung seiner Visitatoren und des Abtes von Salems seine Besitzungen in Hayingen an

den Abt und Konvent in Zwiefalten.

1286 kauft das Kloster von Graf Hermann von Veringen dessen Besitzungen in Friedingen mit allem Zubehör und Rechten.

1287 verkaufen die Herren von Grüningen ihre Güter in Binzwangen an das Kloster.

Im Jahr 1299 befiehlt Bischof Heinrich von Konstanz (1293-1306) allen Geistlichen seiner Diözese den besonderen Schutz des Klosters Heiligkreuztal auf Grund der Bulle Gregors IX vom 4. März 1238, deren Wortlaut in die Urkunde aufgenommen ist.

Um 1315 wirkt ein Meister Konrad mit Laienbrüdern in Heiligkreuztal und erbaut eine dreischiffige, flachgedeckte Pfeilerbasilika. Diese wird 1319 von dem Konstanzer Bistumsverweser Johannes VI. geweiht. In der Zeit war der Konstanzer Bischofsstuhl vakant und

erst mit Rudolf II. von Montfort besteigt 1322 wieder ein gewählter Bischof den Stuhl. In Heiligkreuztal war Helena Murzelerin Äbtissin, die von 1312-1326 regierte.

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Eines der bekanntesten Kunstwerke des Klosters aus dieser Zeit ist die Johannesminne, die noch heute in der Kirche steht. Die Schnitzerei aus Nussbaum ist um 1310 von einem seeschwäbischen Meister geschaffen worden und war von einem Konstanzer Künstler

bemalt worden. Die Johannesminne war vor allem in oberschwäbischen Frauenklöstern eines der beliebtesten Andachtsbilder. Es sind aber nur noch wenige erhalten. Zu den weiteren Kostbarkeiten zählt das spätgotische Kruzifix, das aus der Zeit um 1450 stammt

und wohl von Hans Multscher für das Kloster Heiligkreuztal geschaffen wurde (Siehe auch Blog über Hans Multscher).

72_Kruzifix_jpg_240467Dann ist auch das Chorgestühl sehenswert, das 1532 von Michael Zey, einem Schreiner in Riedlingen geschaffen wurde.Es ist mit Menschen und Tierköpfen verziert und ist 1699 auf die Empore versetzt worden.

In dieser Zeit wirkte Veronika von Rietheim. Sie war von 1520-1551 Äbtissin und gab dem Kloster weitgehend sein heutiges Aussehen. Sie wurde 1472 geboren und war die Tochter des Reichsritters Ulrich von Rietheim und der Veronika von Landau.

Sie veranlasste eine Heiligkreuztal-Reimchronik von Bruschius in der auch die Gründerschaft der Grafen von Landau-Grüningen erzählt wird, für die es in den Urkunden keine Bestätigung gibt. Auch die Bilder der Grafen von Landau-Grüningen im Kreuzgang des

Klosters wurden unter ihrer Aufsicht angefertigt. Unter ihrer Ägide wurde das hochgotische Münster erbaut von dem durch den Uracher Steinmetz und Bildhauer Joseph Schmid, der 1520 die Seitenschiffe und 1532 das Hochschiff einwölbte. Kreuzgang, Kapitelsaal

und Refektorium folgten. Im Obergeschoss gab es Raum für Nonnenzellen. 1549 wurde eine Pfisterei mit Staffelgiebeln erbaut. Darin waren Mühle und Bäckerei. Dank ihrer regen Bautätigkeit kann man sie durchaus als zweite Gründerin des Klosters bezeichnen

zumal sie sich auch um die Reformbestrebungen, die in dieser Zeit der Glaubensspaltung in allen beim alten Glauben gebliebenen Klöstern lebendig wurde,verdient machte. Siehe dazu den Beitrag über Kloster Baindt und Heggbach. Reformation und Bauernkrieg

machten ihre  Aufgabe nicht einfacher. Zwar ging ihr Kloster im Gegensatz zu vielen anderen – Gutenzell  wurde geplündert,Salem musste die Bauern des Seehaufens verpflegen,Baindt und Weissenau gingen in Flammen auf- relativ unbeschadet aus

dem Bauernkrieg hervor, aber es musste doch durchgestanden werden. Äbtissin Veronika starb 1551 .

Anfang des 17. Jahrhunderts ließ Äbtissin Anna Stebenhaber das Münster ausmalen und frühbarock ausstatten. Dann brach der Dreißigjährige Krieg aus. Nach der Schlacht von Rain am Lech wurde Oberschwaben

Kriegsschauplatz. Ulm wurde Stützpunkt der schwedischen Armee. Bis zur Niederlage der Schweden bei Nördlingen hatten schwäbische Städte und Klöster unter schwedischen Überfällen zu leiden. Auch Heiligkreuztal wurde mehrfach von den Schweden überfallen

und ausgeplündert. Der Prager Friede von 1634 brachte zunächst ruhigere Zeiten. Doch kehrte der Krieg 1643 zurück und die Plünderungen setzten aufs neue ein. Heiligkreuztal war auch wieder betroffen. Nach dem Krieg erholte sich das Kloster rasch.

1652 wurde östlich des Konventsbaus ein neues Äbtissinnenhaus errichtet. 1686 entstand eine Apotheke mit Krankenzimmern. Weitere Verwaltungs-und Wirtschaftsgebäude kamen hinzu.

Eine Äbtissin mit langer Amtszeit war Maria Anna von Holzapfel. Sie regierte von 1723-1761. Sie ließ eine Remise errichten, in der die Kutsche der Äbtissin untergebracht war. Durch die Hintertür kam man in den Pferdestall.1744 ließ sie die Bibliothek und das Archiv

im ehemaligen Sommerrefektorium unterbringen.

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In der Kirche ließ sie eine zweite Orgel errichten. Bei Joseph Anton Feuchtmayr (1696-1770)dem  bekannten Stukkateur und Bildhauer des Rokoko gab sie einen stuckmarmornen Altar in Auftrag. Stuckmayr hat ja auch für Salem gearbeitet.

Der Honigschlecker auf der Birnau zählt zu seinen bekanntesten Werken. Der bauliche Zustand zeugte von der wirtschaftlichen Stärke des Klosters. Die Klostermauer war fast zwei km lang und umfasste ein Gelände von etwa 16 ha.

Darin waren Münster, ein Kornhaus, eine Pfisterei mit Mühle, eine Brauerei, ein Bauhof, eine Ziegelei, der “Lange Bau”, der als Viehstall und Scheune diente. Im “Verwaltungsbereich” war ein Amtshaus für den Oberamtmann, ein Gästehaus,

ein Beichtigerhaus für den Nonnenseelsorger und das Äbtissinnenhaus.

Reichsunmittelbar war das Kloster nie geworden. Der Konvent umfasste meist etwa 25 Nonnen, fast alle adliger oder patrizischer Herkunft. Der höchste Stand war 1382 mit 125 Nonnen. Bis zur Säkularisation war es unter österreichischer Landeshoheit.

es gehörte zu Vorderösterreich,hatte Sitz und Stimme bei den Landständen. Die Steuern entrichtete es in die schwäbisch-österreichische Kasse. Zu seinem Herrschaftsgebiet zählten acht Dörfer und Weiler und drei Höfe. (Heiligkreuztal,Andelfingen, Binzwangen,

Friedingen,Ertingen,Waldhausen, Beuren und Hundersingen. Es hatte 3279 Einwohner und übte für Teile seines Herrschaftsgebiets sogar die Blutgerichtsbarkeit aus. Die Vogtei hatten seit 1535 die Grafen bzw. Fürsten von Hohenzollern inne.

Kurz vor dem Ende des Klosters wurde es nochmals in Kriegswirren gestürzt. Die nachrevolutionären Kriege hatten 1796 nochmals Oberschwaben voll erfasst. Im Sommer hatten die Franzosen systematisch zur Ernährung und Bezahlung ihrer Armee

die Gegenden Südwestdeutschlands hemmungslos ausgeplündert. Die kleinen  Staaten des schwäbischen Reichskreise mussten horrende Kontributionen für die Unterhaltung der Rhein-Mosel-Armee aufbringen. Viele Landesbewohner dienten im Landsturm,

einer Art Miliz. Das Land zwischen Oberrhein und Oberschwaben befand sich im offenen Aufstand gegen die Franzosen. Österreichische Truppen lagen bei Ravensburg, der französisch General Moreau lag im September in Bad Buchau. Am 2. Oktober  kam es

dann zur Schlacht bei Biberach. Die Heiligkreuztaler Äbtissin  Maria Bernharda Kohlund war  mit ihren Nonnen auf der Flucht. Nur 8 Jahre später kam dann aber das aus für das Kloster.Die Regensburger Reichsdeputation vom August 1802 beendete 650 Jahre

Klostergeschichte. Am 16.Juli 1804 wurde das Kloster Herzog  Friedrich II. von Württemberg übergeben, der als Friedrich I. 1806 zum König aufstieg. Die 36 Nonnen durften zwar im Kloster bleiben, doch wurde ihr klösterliches Leben zunehmend eingeschränkt.

1809 wurde der Chorgesang unterbunden. Das Kloster verwahrloste. Die letzte Äbtissin verstarb 1822. 1843 verließen die letzten Schwestern Heiligkreuztal 1972 erwirbt die 1948 von Alfred Lange in Aulendorf gegründete Stefanusgemeinschaft  Kloster

Heiligkreuztal.Die Gemeinschaft nahm umfassende Renovierungs-und Umbauarbeiten vor und richtete eine Stätte für religiöse und wissenschaftliche Tagungen ein. Das Land restaurierte das Äußere der ehemaligen Abteikirche.

Heute präsentiert sich in Heiligkreuztal eine bestens erhaltene Vierflügelanlage mit Klosterkirche, den ehemaligen Amtshäusern und Wirtschaftshäusern. Sie spiegelt das Klosterbauschema der Zisterzienser , aber auch den Herrschaftsanspruch der Barockzeit

wider.

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16 Juli 2012

Kloster Baindt

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1240 machte Konrad von Winterstetten eine Schenkung. Daraufhin wurde das Kloster Baindt gebaut. Aber man muss eigentlich ein paar Jahre zurückgehen, nämlich ins Jahr 1237. Da taten sich einige Frauen in

Seefelden am Bodensee, heute eine Teilgemeinde von Unteruhldingen-Mühldorf zusammen. Unter geistlicher Aufsicht und Leitung von Eberhard von Rohrdorf, dem 5. Abt der Zisterzienser Abtei Salem, lebten sie in klösterlicher Gemeinschaft

nach der Regel der Zisterzienser. Werfen wir erst einen Blick auf Eberhard von Rohrdorf. Er ist um 1160 vermutlich in Messkirch geboren. Er war der erste deutschstämmige Abt und der erste Salemer Abt, der nicht aus dem Gründungskonvent des

elsässischen Mutterklosters Lützel stammte. Er war der bedeutendste Abt der Frühzeit des Klosters. Er hatte Frauengemeinschaften im oberschwäbischen Raum unterstützt und sie dem Orden der Zisterzienser zugeführt.

So kam es in rascher Folge zu Klostergründungen in Gutenzell, Heggbach, Heiligkreuztal, Wald, Rottenmünster und Baindt. Eberhards Einfluss bei Wald, Rottenmünster und Heggbach war so stark, dass man ihn fast als Mitbegründer

bezeichnen kann. Er vermittelte die Aufnahme der neugegründeten Klöster in den päpstlichen Schutz und die vollberechtigte Integration in den Ordensverband. Dabei hilfreich dürfte es auch gewesen, dass er mit Konrad von Urach verwandt war, der Nachfolger

Bernhards in Clairvaux war und später Abt von Citeaux und zu diesem Zeitpunkt auch schon Generalabt der Zisterzienser war. Er erlangte wie für Wald die Exemtion von der bischöflichen Gewalt, wobei ihm die Verwandtschaft mit dem Konstanzer Bischof Diethelm

von Krenklingen (1189-1206) sicherlich hilfreich war. Die entsprechende Urkunde für Wald ließ er in seiner Abtei schreiben. Eberhard verband religiöse Motive mit Ordensinteressen und politischen Interessen. Er war zeitlebens aktiver und treuer Anhänger der

Staufer, was nicht verwunderlich ist, entstammt er doch einem hochadeligen Familienverband, der zur staufischen Partei in Schwaben zählte. In seinem weiteren Verwandtenkreis waren Graf Gottfried von Helfenstein-Sigmaringen (1210-ca.1240) und dessen Frau

Adelheid, Graf Egino von Urach und Heinrich von Neuffen (1200-1240) mit seinen Söhnen Heinrich und Gottfried und dann natürlich Konrad von Urach (1177/80-1227). Seit der Erbschaft Friedrich Barbarossas war Oberschwaben aus einem welfischen

Herrschaftsgebiet zu einem staufisch beherrschten Raum geworden.Der Zisterzienserorden hatte ja ein besonderes Schutzverhältnis zum Kaiser bzw. König, in das die neuen Frauenabteien eingebunden wurden, was wieder eine weitere Stärkung der

staufischen Herrschaft in Schwaben und damit im  Reich bewirkte. Wenn man die geographische Lage der neuen Klöster betrachtet, lässt sich das sicher so deuten. Baindt befand sich im Zentrum des ursprünglichen welfischen Machtbereichs

zwischen Donau und Bodensee, Heggbach und Gutenzell an dessen nördlichen Rand. Rottenmünster lag vor den Toren der staufischen Stadt Rottweil, die ein alter Vorort des Herzogtums Schwaben war. Wald lag im ehemaligen Herrschaftsbereich der Grafen von

Pfullendorf, der auch über Erbschaft an Friedrich I. gekommen war.

Erste Äbtissin der Seefelder Klostergemeinschaft war Tudecha. Nach sechseinhalb Jahren wurde das Kloster nach Boos bei Saulgau verlegt. 1231 hatten hier Mengener Beginen von dem Edelfreien Adelbert von Bittelschieß und seinen Söhnen für 48 Mark Silber

ein Gut mit Kirche gekauft. Der Kauf wurde unter anderem von Burkhard von Weckenstein bezeugt, der Kloster  Wald gestiftet hatte. Damit laufen die Fäden wieder in  Richtung Salem. Am 20.06.1236 stellt Bischof Gregor IX. (1227-1241) das Kloster unter seinen

besonderen Schutz.Im selben Jahr  erhalten die Äbte von Tennenbach (Rudolf I. von Zähringen) und Wettingen (Konrad)  den Auftrag, das finanziell schlecht gestellte Kloster in Augenschein zu nehmen, es dem Orden anzugliedern und Salem zu unterstellen. Das

Votum der Äbte fiel allerdings nicht sehr günstig aus. Außerdem scheinen die Beginen auch Probleme mit  benachbarten

Edelleuten gehabt zu haben. Auf Vermittlung Salems kam nun Schenk Konrad von Winterstetten ins Spiel, der sich ihrer annahm und versprach ein anderes Kloster zu stiften.

Wer war Konrad Schenk von Winterstetten?

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Konrad war Neffe von Eberhard von Tanne-Waldburg (1170-1234), der als Stammvater des Hauses Waldburg gilt. Beide bekleideten hohe Ämter am staufischen Hof. Eberhard wird erstmals

1225 als Reichstruchsess genannt. Konrad war Schenk. Beide waren von 1220-1225 als Vormünder und Ratgeber König Heinrichs VII. (12111-1242)tätig. Die Beziehungen zu den Staufern waren eng. In der Zeit von 1220-1225 wurden die Reichskleinodien auf der

Waldburg verwahrt. Konrad war an wichtigen politischen Entscheidungen beteiligt. So war er 1223 an den deutsch-dänischen Verhandlungen in Nordhausen beteiligt, als König Waldemar II. (1202-1241) gefangen genommen worden war. Konrad war auch Suevie

procurator und suevie prefectus . Ab 1214 nannte er sich nach der Burg Winterstetten in der Nähe von Biberach. Sicherlich hilfreich für die neue Stiftung war, dass der zuständige Konstanzer Bischof Heinrich von Tanne (1233-1248) ebenfalls aus dem Hause Waldburg

stammte und damit ein enger Verwandter Konrads war.

Konrad  besaß die Hälfte von Baindt als kaiserliches Lehen. Die andere war ihm von den

Grafen Bertold und Konrad zu Heiligenberg verpfändet. Von diesen erwarb er den Weiler Baindt und die Pfarrkirche. Äbtissin war Anna von Frankenberg, die 1232 auf die verstorbene Tudecha gefolgt war.

1240 hatte Propst Wilhelm und der Konvent von Weissenau Schenk Konrad zugesagt, wegen des Weissenauer Hofs in Sulpach gegen seine Klostergründung in Baindt keine Einwände zu machen.

Am 28. Dezember 1240 rief er die Klosterfrauen nach Baindt und übergab ihnen die Güter. Am 21. August 1240 übergaben die beiden Heiligberger Grafen ihr Lehen, das Dorf Baindt samt Kirche und Patronat den von Boos nach Baindt übergesiedelten Schwestern

“sanctimonialibus”  des Zisterzienserordens. Die Übergabe fand zweimal auf öffentlicher Straße statt, einmal vor der Klosterpforte in Salem und dann  nochmals in Altdorf und zwar in Anwesenheit König Konrads IV.

Am 3.1. 1241 weihte der Konstanzer Bischof Heinrich die Kirche und das Kloster in Baindt. Am selben Tag bestätigte der Bischof, dass Schenk Konrad von Winterstetten die Pfarrkirche zu Baindt samt ihrem Wittum, also das unbewegliche Vermögen der Pfarrpfründe

für die Errichtung des Zisterzienserinnenkloster Baindt bestimmt. Nach bischöflichem Spruch sollte er dafür mit der Hälfte eines Gutes im “burgo” Altdorf entschädigt werden.

Am 14. März und 15. Oktober 1241 ließ er die Stiftung durch Friedrich II. und dessen Sohn Konrad bestätigen. Sie unterstellten das Kloster auch dem unmittelbaren Schutz des Reiches.

“genehmigt auf bitte des schenken Conrad von Winterstetten dass dieser das cisterciensernonnenkloster Baindt aus gütern gründe die derselbe vom grafen Heiligenberg kaufte und aus anderen die er vom reiche zu lehen trug, nachdem er diesen gütern andere

vom grafen Gotfrid von Marstetten zu Ursingen erkaufte mittelst aufgabe an könig Conrad und rückempfang derselben zu leben substituirt hat, und nimmt das kloster mit dessen besitzungen in des reiches schutz. “ wie es im Regest 4337 steht.

Im Juli 1241 schloss Schenk Konrad mit Abt Hugo von Weingarten einen Tauschvertrag ab. Kloster Baindt erhielt aus diesem Tausch einen Hof in Holzhäusern sowie den Zehnten in Grünenberg und auf dem Entersberg. Um mögliche spätere Streitereien zwischen

Kloster Baindt und Weingarten auszuschließen, bestätigte Bischof Heinrich diesen Tauschvertrag.

Im Oktober 1241 nimmt König Konrad auf Bitten Konrads von Winterstetten das Kloster nochmals in seinen Schutz und befreit es von jeglicher Vogtei. So erlebte Baindt, der “hortus floridus”, wie es 1478 erstmals genannt wird, gleich zu seiner Gründung eine

Blütezeit.

Schenk Konrad vermachte dem Kloster noch kurz vor seinem Tod die Güter in Wizmannsreuti und Morschweiler. Der Klostergründer verstarb am 24. Februar 1243 auf seinem Schloss in Altenthann.  Er wurde in Baindt bestattet, wo auch seine Gattin Guta von Neuffen

ihre letzte Ruhe fand.

Zu der Zeit war Adelheid von Zusdorf Äbtissin. Sie war 1242 auf Anna von Frankenberg gefolgt. Um 1242 wird auch die Baindter Konventanlage vollendet.

In der Amtszeit Adelheids erfolgen mehrere Stiftungen.  So macht um 1246 Heinrich von Herlazhofen eine Stiftung “zur Abwaschung der Kleider der Schwestern”

1246 übergibt um seines und des Seelenheils seiner Eltern willen und mit Einwilligung seiner Erben Konrad von Zusdorf sein ganzes Gut in Waldhausen dem Kloster Baindt und erhält es dann als Lehen wieder zurück.

Am 12. Oktober 1249 nimmt Papst Innozenz IV. (1243-1254) das Zisterzienserinnenkloster Baindt mit dessen Angehörigen und Besitzungen in seinen Schutz und verleiht ihm zahlreiche Rechte und Begünstigungen.

1255 kaufen Äbtissin Adelheid und der Konvent von Baindt ein Gut in Wänizhofen an der Schussen für 40 Mark Silber.

Im Mai 1257 schenkt Irmengard von Schmalegg dem Kloster Baindt einen Hof in Haidgau. Dies genehmigen die Schenken Heinrich und Konrad von Schmalegg mit Einwilligung ihrer Brüder, die Kanoniker sind. Irmengard ist mit Konrad verheiratet und die

Tochter von Konrad Schenk von Winterstetten, dem Klostergründer.Nach dem Tod ihres Gatten tritt sie ins Kloster Baindt ein, wird dort aber nicht Äbtissin wie in manchen älteren Quellen angegeben. Mit ihrem Gatten hatte sie 6 Söhne und 4 Töchter. Einer

der Söhne ist Ulrich, der sich später von Winterstetten nennt und als Minnesänger bekannt ist.

Am 11. März 1262 nimmt Papst Urban IV. (1262-1264) wie sein Vorgänger Papst Innozenz das Kloster in seinen besonderen Schutz.

Am 3. Dezember 1262 bestätigt Konradin die von seinem Großvater Friedrich (März 1241) und von seinem Vater Konrad (Oktober 1241) erhaltenen Rechte und Freiheiten. Auch billigt er Erwerbungen des Klosters sowohl von denen seiner Vogtei

unterworfenen Kirchen und Klöstern als auch von  seinen Dienstmannen, Bürgern und anderen Leuten.

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Am 29. Oktober 1268 war Konradin in Neapel hingerichtet worden. Damit endete die Dynastie der Staufer. Es folgte das Interregnum, die “schreckliche,die kaiserlose Zeit”. Als Rudolf von Habsburg (1273-1291)zum Kaiser gewählt wurde, war ein Kloster,  das so stark

auf die Staufer ausgerichtet war, natürlich darauf angewiesen, dass es auch mit dem neuen Herrscher gut zurecht kam.  Schon am 28. Juni 1275 nahm Rudolf das Kloster in seinen Schutz und bestätigte ihm” das allen Cisterzienserklöstern gewährte recht zu

erwerbungen von den unter  königlicher vogtei stehenden klöstern und kirchen, sowie die von ministerialen, bürgern oder andern leuten des reiches herrührenden und alle andern besitzungen”.

1275 stirbt Äbtissin Adelheid wohl schon vor dem Mai. Denn am 8. Mai tritt ihre Nachfolgerin,  Tudecha II. in einer Kaufurkunde auf. Abt Heinrich II. (1270-1279) und der Konvent von Weissenau verkaufen “um ihrer Schulden willen der Äbtissin Tudecha ihren Hof in

Sulpach um 220 Mark Silber. Diesem Verkauf stimmten auch der Roter Abt Berchtold und sein Konvent sowie der Konstanzer Bischof Rudolf I. von Habsburg Laufenburg (1274-1293) zu, wobei die Zustimmung des Roter Abts wohl früher folgte, denn in der mir

vorliegenden Roter Abtsliste wird dieser nur bis 1273 geführt. Der Weissenauer Abt versichert übrigens, dass er das  Geld voll erhalten habe und zum “Bedarf unseres Kloster nützlich ausgegeben habe (in usus nostri monasteri utliter expendisse). Der Kauf wird durch

eine Schuldverschreibung am selben Tag an den Juden Isaak, Sohn des Leo finanziert, der in Schaffhausen  saß. Auch mussten sie die Hilfe von Kloster Weingarten in Anspruch nehmen und verkauften diesem ihre Güter in Eggenreute. 1278 musste dann aber

Weingarten die Restschuld von 51 Mark Silber übernehmen von dem Juden König in Schaffhausen und erhielt dafür von Baindt Güter in Altdorf und Witzmannsreute.

Tudecha regierte nur 4 Jahre. Aus sie folgte Guta I. von Gundelfingen. Sie war wohl die Tochter des Ulrich von Gundelfingen genannt von Otterswang.

1275 und 1320 wurden Hochaltäre errichtet der von 1320 wird am 14.02 von Bischofvikar Recrehensis geweiht wird. 1309 erhielt die Abtei ein frühgotisches Chorgestühl.

1293 richtete das Kloster eine Grangie in Bürgberg ein, also einen wirtschaftlichen Außenbetrieb der Zisterzienser im  Mittelalter, der in Zisterzienserinnenklöstern meist von Konversen bewirtschaftet wurde. Konversen kamen meist aus dem bäuerlichen Umfeld.

Sie mussten wie die Mönchen ein Gelöbnis ablegen, ohne Vollmönch werden zu können. Das band sie ans Kloster, bot ihnen aber lebenslange Versorgung und Sicherheit.

Am 28. Mai erteilte König Heinrich VII., der erste Luxemburger (1308-1313) Holzrechte im Altdorfer Wald. “Äbtissin und Konvent des Zisterzienserinnenklosters Baindt in der Diö­zese Konstanz, seinen Frommen (.. abbatisse et conventui de Bunde, Cystercien. ordinis,

Con­stancien. dyocesis, dilectis devotis nostris), sich aus seinem und des Reiches Forst, ge­nannt »Altdorferwald« (de nemoribus nostris et imperii dictis ›Altdorferwalt‹), mit Holz zum Bauen, Heizen und für ihre und ihrer Höfe Um­zäu­nun­gen zu versorgen und dort

dreihundert Schweine zu weiden. “ Kurze Zeit später erhielt das Kloster von Heinrich die Zollfreiheit gewährt. “

König Heinrich begnadet die Nonnen des Zisterzienserinnenklosters Baindt (religiosas et in Christo nobis dilectas sanctimoniales monasterii in Bunde [!] ordinis Cystercien.) mit dem Ver­bot, daß die Eigen­leute des Klosters (homines proprietatis titulo predicto

monasterio per­ti­nen­tes) von seinen und des Reiches Städten als Bürger (in concives) aufgenommen werden und dort Bürgerrechte er­hal­ten; darüber hinaus befreit er die Nonnen von der Zahlung jegli­chen Zolls und Un­gelds (a solucone [!] thelonii cuiuslibet et ungelti

de rebus suis quibuslibet fa­cien­da)”

Am 30.4. 1215 bestätigte Philipp der Schöne (von 1314-1330 Gegenkönig des Heiligen Römischen Reiches) alle Rechte des Kloster Baindt, auch die Holzrechte im Altdorfer Wald sowie das Recht, dort 300 Schweine zu mästen.

1347 wird Europa von der ersten Pestwelle überrollt. 1349 war die Pest in Süddeutschland ausgebrochen. Man nimmt an, dass in Deutschland jeder 10. Einwohner der Seuche zum Opfer fiel. Das Kloster Baindt wurde auch heftig betroffen. Ein Teil der Konventualinnen

starb. Um 1350 wurde das große Pestkreuz errichtet.

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Von dieser ersten Pestwelle scheint sich das Kloster aber rasch erholt zu haben. Schon 1355 wurde die Priorin Elisabeth von Gundelfingen mit 12 Schwestern nach Oberösterreich entsandt. Dort übernahm sie die neugegründete Abtei

Mariensaal in Schlierbach. Eberhard V. von Walsee hatte das Kloster in diesem Jahr gestiftet. Sein Großvater Eberhard III. (+1288) war ein  Gefolgsmann Rudolfs von Habsburg. Mit ihm schlug seine Familie im Südosten Wurzeln. Er war

mit Adelheid von Waldburg (+1275) verheiratet. Seine Söhne und deren Nachkommen standen bald an der Spitze des Habsburger Hofadels.Aus dieser engen Verwandtschaft heraus ist auch die Beziehung zu Baindt klar.

Am 22. Februar wurde von Eberhard V. und seiner Frau Anna die Stiftungsurkunde ausgestellt. Er war zu der Zeit Landeshauptmann ob der Enns. Einen Tag später gab  Bischof Gottfried von Weißeneck (1342-1362) seine Einwilligung zu der Stiftung.

Herzog Albrecht II übernahm im April 1355 den Schutz des Klosters und die Vogtei. Das Kloster bestand bis 1620 als Frauenkloster und wurde dann von Zisterziensermönchen übernommen. Im Stift steht heute noch die Schlierbacher Madonna (um 1320),

die die Schwestern alter Tradition folgend aus Baindt mitgebracht hatten. Dies geschah in der Amtszeit von Hiltrudis von Königsegg (1345-1358), die ja schon in der schlimmen Pestzeit regiert hatte, aber auch diese Tochtergründung miterleben konnte.

Am 18.10.1374 wurde die Pfarrkirche in Boos dem Kloster Baindt inkorporiert. 1376 wurde Baindt reichsunmittelbar, war aber der Reichsabtei Salem unterstellt.

Am 5. April 1376 stellt Karl IV. (1355-1378)  in Nürnberg eine Urkunde aus in der er “empfängt in des reichs beschirmniss abt und convent von Roth, Weissenau, Schussenried, Weingarten, Baindt, Buchau, sämmtlich in Constanzer diöces, sammt gütern und rechten,

freit sie von allen beschwernissen, wie sie von seinen reichsvorfahren gefreit sind, und gebietet allen reichsständen namentlich in Oberschwaben, deren güter und habe zu schützen.” Anna IV Humpis (1375 –1383) war wohl die erste Baindter Fürstäbtissin und

Mitglied im  Reichsprälatenstand.  1522 war die Abtei im Reichsmatrikelverzeichnis aufgeführt und hatte ebenso wie Heggbach und Gutenzell 5 Fußsoldaten zu stellen.

1437 wurde der Abtei Baindt wie auch Gutenzell von Kaiser Sigismund die niedere Gerichtsbarkeit erteilt. Die Folgejahre scheinen ohne gravierende Ereignisse verlaufen zu sein.

Ein  einschneidendes Ereignis, nicht nur für das Kloster Baindt sondern mit Sicherheit für ganz Süddeutschland war der Bauernkrieg 1525. Das Verhältnis zwischen Abtei und Dorf scheint zu diesem Zeitpunkt nicht mehr das beste gewesen zu sein.

Kurz vor der Vertrag von Weingarten geschlossen wurde (17.04.1525), brannten die Baindter Bauern das Kloster nieder. Anna VII. (1520-1529) war zu der Zeit Äbtissin. Sie ließ aber das Kloster umgehend wieder aufbauen  1529 waren die Gebäude erneuert und 1560

erhielt die Kirche ein spätgotisches Deckengewölbe.

Die Reformation scheint in Baindt weniger Probleme bereitet haben als anderswo. Vielleicht hat sich da die Nähe zum Kloster Weingarten ausgewirkt, in dem mit Abt Gerwig Blarer einer der führenden Köpfe der Gegenreformation tätig war.

Zwei Ereignisse erzwangen eine Reform des Zisterzienserordens. Das eine war die Reformation, die auch viele Zisterzienserklöster erfasste. Das andere war das Konzil von Trient (in vier Sitzungsperioden von 1545 und 1563) Die Filiationskette, das verbindende

Element der Zisterzienserklöster war an vielen Stellen unterbrochen. Nun trat an ihre Stelle wie auch vom Tridentinum gefordert an ihre Stelle Generalvikariate oder Provinzen. Ihnen standen vom Generalkapitel des Ordens ernannte Generalvikare vor.

Das bedeutet eine Beschneidung der Kontrollrechte der Äbte der Primarabteien und eine Ausrichtung der Klöster auf einheitliche Ziele. Im Kloster Fürstenfeld im heutigen Fürstenfeldbruck versammelten sich vom 14. September bis 20. September 1595

17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum auf Einladung des Generalabtes Edmond de la Croix (1584-1604). In den Fürstenfelder Statuten wurden die Grundlagen einer Reform festgelegt. Zum ersten Generalvikar wurde der Salemer Abt Petrus Müller (1593-1615)

ernannt. Auch in der Folgezeit war immer der Salemer Abt Generalvikar der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation, die 1624 gegründet wurde und auch noch Elsässer und Schweizer Klöster umfasste.

Die oberdeutsche Kongregation war in vier Provinzen gegliedert. In der schwäbischen Provinz waren Salem, Kaisheim, Schöntal und Stams in Tirol. Natürlich gehörten die Nonnenklöster, die ihren

Vaterabteien unterstellt waren, automatisch dazu, so auch Baindt. Papst Urban VIII. (1623-1644) bestätigte die Kongregation am 10.07.1624. Für die Nonnenklöster blieb das System der Vateräbte aufrecht erhalten. Dabei wurde einmal jährliche Visitation durch den

Vaterabt  und alle 4 Jahre durch den Provinzvikar festgelegt. Schon 1573 hatte Nicolas I. Bucherat die deutschen Klöster visitiert und dabei eine strenge Klosterreform gefordert. Gemeinsamer Tisch und strenge Klausur, eigentlich alte zisterziensische Lebensregeln

sollten wieder beachtet werden. Äbtissin Elisabeth IV.Hartmann (1598-1625)führte dies 1607 auch wieder für Baindt ein. 1606 schloss die Äbtissin einen Vertrag mit dem Erbtruchsess Heinrich von Waldburg wegen der beiderseitigen Ansprüche des Klosters in den

erbtruchsessichen Landen. Das Kloster konnte die Lehen mit eigenen Leuten besetzen und diese mit Ehrschatz, Handlohn,Weglöse, Zinsen und Gülten belegen und sonstige Leibeigenschaftsabgaben erheben. Lehensbrief und Reverse mussten vom Truchsessen

oder dessen Beamten besiegelt werden. Für alle übrigen Fälle, hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Bußen, Schlaghändel, Gebot und Verbot, forstliche und alle übrige Obrigkeit war die Herrschaft Waldburg zuständig. Frondienste beanspruchte sie in dem bisher

üblichen Maß.

1622 ließ Äbtissin Elisabeth den Langbau erstellen und die Klostermühle umbauen. Das deutet auf wieder prosperierende Verhältnisse. Dann aber suchte der Dreißigjährige Krieg das Land heim.

Unbenannt

Am 14./15. April 1632 verlor Tilly die Schlacht bei  Rain am Lech. Ulm wurde Stützpunkt der schwedischen Armee. Im Mai überfallen erstmals schwedische Truppen Kloster Baindt. Die meisten Klosterfrauen fliehen. Nach der Schlacht bei Rain hatte  Aldringen  den

Oberbefehl über die Truppen der Liga erhalten. 1633 richtete er sein Hauptquartier in Ravensburg ein.Gegen den Befehl Wallensteins vereinigte er sich Am 29. September 1633  in der Nähe von Ravensburg mit den Truppen des Herzogs von Feria. Das heißt ganz in

der Nähe von Baindt lagen  über 10.000 Soldaten. Am 3. Oktober entsetzten sie das von General Horn belagerte Konstanz und am 20. Oktober Breisach. Die Erfolge der beiden habsburgischen Truppenteile verwundern, wenn man weiß, wie heruntergekommen und

ausgehungert diese Truppen waren. Die Schlacht von Nördlingen am 6. September 1634 sah die kaiserlichen Truppen als Sieger über die Schweden und ihre protestantischen deutschen Verbündeten. Das führte in der Folge zum Prager Frieden und

brachte zunächst mal wieder ruhiger Zeiten für Oberschwaben und damit auch für Kloster Baindt. Allerdings war wieder einmal die Pest ausgebrochen, zum zweiten Mal in Baindt. Innerhalb von kurzer Zeit starben 7 Mitglieder des Konvents. Da ein Großteil der

Klosterfrauen ja schon bei dem schwedischen Überfall geflohen waren, war das natürlich ein weiterer gravierender Aderlass. Und der Krieg dauerte ja noch weitere 13 lange und schwere Jahre. 1643 war er wieder mit voller Wucht nach Oberschwaben

zurückgekehrt. Das Kloster wurde dreimal ausgeplündert und war ohne Vieh. Das Kloster wurde wieder größtenteils zerstört. 4 Äbtissinnen hatten das Kloster während des Krieges regiert. Auf Äbtissin Elisabeth war Juliana Rembold gefolgt (1625-1630).

Ihre Nachfolgerin war Katharina III. Rueff. Erst Äbtissin Barbara I. Weglin (1644-1653) durfte den Frieden, der 1648 in Münster geschlossen wurde, erleben.

1649 wurde das Ordensleben wieder aufgenommen und auch mit der Wiederherstellung des Klosters begonnen. 1675 wird ein neuer frühbarocker Hochaltar aufgestellt. Der Salemer Vaterabt Anselm I. (1664-1680) weihte diesen am 02.07. 1675.

Äbtissin ist in dieser Zeit Barbara II. Sauther (1672-1688) Zwei Jahre später wird ein Nebenaltar zu Ehren des Heiligen Joseph geweiht. 1688 herrschte schon wieder Krieg im Lande. Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697). Im ersten  Kriegsjahr

wurde auch in Südwestdeutschland gekämpft, vor allem in der Pfalz und der Kurpfalz. Er erreichte Oberschwaben und den Bodensee aber nicht mehr, reichte jedoch aus, um die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. So fliehen die Baindter

Konventualinnen in Richtung Bodensee.

Die Barockisierung der Abtei geht weiter. Um 1700 wird der Nonnenchor auf die Westempore verlegt. 1705 weiht der Salemer Abt Stephan I. Jung (1698-1725) eine Barockglocke für die Pfarrkirche St. Johannes.

In der Abteikirche wird 1720 ein neues Gestühl und eine Tragekanzel eingebaut. Von 1724-1729 wird die Kirche weiter barock ausgestaltet. Das Kloster erhält ein neues Gästehaus,das Äbtissin Maria Magdalena von Dürrheim (1723-1751) 1729 erbauen  lässt.

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Doch nicht nur bei der barocken Ausgestaltung der Kirche, die 1742 weitergeführt und 1764 unter der Äbtissin Cäcilia Seitz (1751-1768) 1764 schließlich abgeschlossen wurde, erwarb sie sich Verdienste. Auch auf der politischen Ebene hatte sie Meriten.

Der Habsburger Karl VI. (1711-1740) erneuerte 1735 die 1437 gewährte niedere Gerichtsbarkeit. Schon 1741, also in den Anfangsjahren von Maria Theresia (1740-1780)wurde diese Privileg erneuert.

1742 wurde die Orgel erneuert.

Am 18.7. 1743 werden die beiden Katakombenheiligen Donatus und Bonifatius übertragen. Zwischen dem 16.und 19. Jahrhundert wurden in Rom. Viele Gebeine aus den Katakomben entfernt. Es ist dabei nicht sicher, ob es sich um Christen oder gar um

Märtyrer handelt. Den Gebeinen wurde posthum ein Name zugeordnet und ein schwunghafter Handel vor allem in die deutschsprachigen Gebiete nördlich der Alpen getrieben. Dieser Handel kam erst um 1860 zum Erliegen. So hat auch Gutenzell seine

Katakombenheiligen, nämlich die heilige Märtyrerin Juliana, Schussenried, Rot an der Rot aber auch normale Pfarrkirchen wie Biberach oder Wolfegg und Kisslegg.

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Am 15.10.1743 wird der neue Choraltar und das Pestkreuz von Abt Konstantin Miller (1725-1745) geweiht. Aber auch auf wirtschaftlichem Gebiet geht es weiter. 1746 wird das Wasch-und Schlachthaus gebaut. Das war noch unter Äbtissin Magdalena.

Ihre Nachfolgerin Cäcilia lässt 1766 das klösterliche Bräuhaus errichten.  1763 werden 3 neue Glocken gegossen  und die Klostermauer erweitert. Ein Jahr später wird der Chorraum stuckiert und 1760 wird durch Abt Anselm II. (1746-1778),

dem Erbauer der Birnau, ein Altar mit einem Geißelheiland geweiht. Noch zwei weitere Altarweihen erlebt das Kloster, nämlich 1777 und 1780.

1788 erwirbt Baindt unter Äbtissin Bernarda von Markdorf (1768-1802) vom Augustinerstift in Waldsee dessen Weingärten in Markdorf, was nicht weiter wundert, den sie stammte ja aus der Familie von Markdorf.

Am 15.01. 1797 wird mit 37 Konventualinnen die seit langem höchste Zahl erreicht.

Am 25.02. 1802 weihte Abt Kaspar Oexle (1802-1804) die letzte Äbtissin Xaveria Lohmiller, die 1836 verstarb.

Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25.Februar 1803 regelte die Entschädigung für die durch den Friedensvertrag  von Lunéville 1801  an Frankreich abgetretenen  linksrheinischen Güter deutscher Fürsten. Dies geschah durch die Säkularisation der

geistlichen Herrschaften. Das bedeutet das Ende der Klöster in Süddeutschland. Graf von der Leyden, der in Hohengeroldseck in der Gemeinde Seelbach in der Ortenau ansässig war, nahm das Kloster in Besitz. Von ihm ging es an das Haus Aspermont-Linden

und 1812 ging es schließlich in Privatbesitz über. Die Abteikirche wurde 1817 zur Pfarrkirche erklärt. 1841 wurde mit dem Abriss der Klausurgebäude begonnen. Nur der Ostanbau des Südflügels, das Gästehaus und das um 1600 errichte Amtshaus blieben bestehen

1850 starb die letzte Baindter Klosterfrau.

Die Gebeine des Klostergründers wurden 1842 in die Kirche übertragen und im Südschiff beigesetzt.

1903 wurden Teile des Gebäude, vor allem das Gästehaus von den Franziskanerinnen in Heiligenbronn übernommen und zum  Kinderasyl ausgebaut. Als Kinderheim St. Josef wurde es bis 1980 geführt. 1980 wurde dort eine Heimsonderschule

für Sehbehinderte und Blinde gegründet. Auch ein kleiner Schwesternkonvent im Haus St. Menas besteht noch. Dort werden auch Gäste und Pilger aufgenommen und zu Gespräch und Gebete eingeladen. So wird doch noch eine über 750 dauernde Klostertradition

fortgeführt.

08 Juli 2012