Benediktinerkloster Lorch
Autor: Franz-Karl | Kategorie: Klöster in Baden-Württemberg
Um 1102 stiftete der Stauferherzog Friedrich I. (um 1060-1105) zusammen mit seiner Frau Agnes von Waiblingen (* Ende 1072 – 1143) und seinen Söhnen Friedrich II. (* 1090 – 1147) und Konrad (* 1093 oder 1094 – 1152) das Kloster Lorsch.
Agnes war die zweite Tochter von Kaiser Heinrich IV. (1056-1105) Nach dem Tod Friedrichs heiratete sie in zweiter Ehe Markgraf Leopold III. von Österreich (1095-1136) Sie wurde so zur Stammmutter der Staufer und der späteren Herzöge von Österreich aus dem Hause Babenberg.
Die Urkunde Band I., Nr. 264, Seite 334-335 im Württembergischen Urkundenbuch, die folgendes beinhaltet: “Herzog Friedrich von Schwaben, seine Gemahlin Agnes und seine Söhne Friederich und Konrad übergeben das Benediktinerkloster Lorch unter ausgedrückten Bestimmungen an den Papst°. wurde oft als “Gründungsurkunde” bezeichnet.
Sie hat sich mittlerweile als Fälschung herausgestellt. Trotzdem kann als sicher davon ausgegangen werden, dass Herzog Friedrich und seine Familie um 1102 Kloster Lorch gestiftet haben.
Es passte auch in die Zeit, denn auch andere Hochadelsfamilien gründeten ebenfalls Klöster.
Kloster Lorch wurde wahrscheinlich an der Stelle eines bestehenden Herrensitzes auf dem heutigen „Klosterberg“ errichtet.
Das neue Kloster hatte Bezüge zur Hirsauer Reform und wurde auch dem Papst unterstellt, wie das bei den Hirsauer Reformklöstern üblich war. Die Vogtei behielten sich die Staufer vor.
Sie sollte, wie es in der “Gründungsurkunde” vorgesehen ist,vom jeweils Ältesten des Hauses Staufen ausgeübt werden.
Der erste Abt von Lorch Harbert (1102?–1124?) ist nur in späteren Überlieferungen fassbar. Er soll Mönch in Kloster Komburg gewesen sein.Dort wirkten Hirsauer Mönche und es zählte zu den Hirsauer Reformklöstern.
Die Stammburg der Staufer auf dem Hohenstaufen, das Herzogtum Schwaben und die Klostervogtei von Lorch waren eng aufeinander bezogen.
Im Dezember 1139 gab König Konrad auf Bitten des Kosters diesem seinen Bruder Herzog Friedrich zum Vogt. (WUB Band II., Nr. 308, Seite 4-5)
König Konrad III., der in der “Gründungsurkunde auch genannt ist, hatte Kloster Lorch zur Grablege der Staufer außersehen.
Konrad wurde entgegen seinen Planungen nicht in Lorch sondern in Bamberg beigesetzt.
Konrads Gemahlin Gertrud (* um 1110-1146) ist in der Klosterkirche von Ebrach bestattet, ebenso wie deren Sohn, Friedrich IV. (Herzog von Schwaben 1152-1167).
Konrad hatte ein besonderes Verhältnis zu Abt Adam (1126–1166 o. 1167) von Kloster Ebrach. Als er am 15. Februar 1152 in Bamberg starb, wollten ihn seine Vertrauten nach Otto von Freising (um 1112-1158)
gemäß seinem Wunsch neben seinem Vater Friedrich I bestatten. Die Mönche von Ebrach behaupteten, Konrad habe in Ebrach neben seiner Gemahlin und seinem Sohn Friedrich IV. bestattet werden wollen.
Aber die Bamberger Geistlichkeit setzte sich durch und so wurde Konrad drei Tage nach seinem Tod im Bamberger Dom beigesetzt.
Aus dieser Zeit verdankte Kloster Lorch Konrad nach glaubhafter Überlieferung eine kostbare Kreuzreliquie. Sie gehörte zu den verehrtesten Reliquien des Mittelalters.
Um die Echtheit der Reliquie zu prüfen, soll der Mönch Nikolaus Vener aus Gmünd ein Stück von der Reliquie abgeschnitten und ins Feuer geworfen haben. Der Span blieb unversehrt. Seit damals, dem
14. Jahrhundert, habe die Kreuzpartikel als echt gegolten, berichtet 1484 der Mönch Wilhelm von Schächingen.
Zur Gründungsausstattung des Klosters gehörte das staufische Hausgut in Lorch und einzelne umliegende Güter um den Hohenstaufen und nördlich der Rems. So gehört Mutlangen wohl dem Kloster Lorch.
Über Fernbesitz verfügte Lorch auf dem Albbuch, einen Besitzkomplex im Amt Hohenlohe auf dem Härtsfeld, den Abt Nikolaus (1462–1477)1471 an die Deutschordenskommende Kapfenburg verkaufte.
Angesichts der Machtstellung seiner Gründer war die Ausstattung des Klosters aber relativ bescheiden. Aber dank der Unterstützung von König Konrad kam das Kloster gut voran.
Am 24. April 1136 nahm Papst Innozenz II. (1130-1143) das Kloster in seinen Schutz und erteilte verschiedene Bestimmungen zu den rechtlichen Verhältnissen des Klosters (WUB Band I., Nr. 303, Seite 383-385)
Di Klosterkirche wurde als typische romanische Pfeilerbasilika über dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes. Kleine rundbogige Fenster gaben dem Mittelschiff und den niedrigen Seitenschiffen Licht. Im Inneren stieg der romanische Chor einige Stufen gegenüber dem Kirchenschiff an. Die Weihe des Hochaltares erbaut und 1139 war sie wohl auch weitgehend vollendet und die Weihe des Hochaltars statt. Jetzt wurde auch der Klosterstifter Friedrich aus der Pfarrkirche im Tal überführt.
Obwohl Kloster Lorch nach den Plänen Konrads die Grablege der Staufer werden sollte sind dort nur zwei hochrangige Mitglieder der Staufer bestattet. Neben dem Klosterstifte Friedrichs ist das nur die 1208 gestorbene Gemahlin von Philipp von Schwaben (1198-1208)
Irene von Byzanz (* 1177 oder 1180/81 –1208). Sie war dir Tochter des byzantinischen Kaisers Isaak II (1185-1195 und nochmals 1203/1204)
Sie stiftete wahrscheinlich en kostbares byzantinisches Reliquiar.
Am 30. März 1147 übernahm Hermann III. von Stahleck, Pfalzgraf bei Rhein (+ 1156) auf Bitten des Abtes Kraft (1135–1162) von Kloster Lorch die Vogtei über das Kloster. In der Urkunde(WUB Band III., Nr. N6, Seite 466-467)
heißt es “des von seinen eigenen Leuten schwer bedrängten Abtes “
Hermann von Stahleck war verheiratet mit Gertrud von Schwaben(ca. 1104-1191), der Tochter Herzog Friedrichs I.
Über Gertrud war er mit König Konrad III. (1138-1152) verschwägert. Die Vogtei war somit auch im Familienbereich der Staufer.
Über die in der Urkunde angesprochen Bedrängung von Abt Kraft konnte ich nichts finden.
A. Laurent schreibt in “Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg BD 2, Mannheim 1867 auf Seite 33 f,dass Abt Kraft (1124-1159) ein würdiger Nachfolger Abt Harberts war.
Abt Harbert war Abt nach Laurent Abt von St. Symphorianus in Metz und gleichzeitig Kloster Laach. Er gab beide Abteien auf und kehrte nach Kloster Comburg zurück. Von dort wurde er zum
Abt von Lorch berufen. Dass Abt Harbert vor seinem Abbatiat Abt in zwei anderen Klöstern war, ist wohl ein Irrtum und auch nicht zu belegen.
Abt Kraft konnte bei seiner Wahl noch nicht ordiniert werden, da er zu jung war. Deswegen wurde die Ordination um zwei Jahre verschoben.
1147 kam König Konrad vom zweiten Kreuzzug zurück. Den Rückweg nahm er über Byzanz, wo er die Schwester seiner Gemahlin Gertrud Bertha von Sulzbach (+1160), die mit
Manuel I. (1122–80) dem Kaiser von Byzanz verheiratet war. Vom Patriarchen von Jerusalem Fulko (1146–1157) hatte er viele Reliquien bekommen. Auch vom byzantinischen Kaiserpaar
erbat er sich Reliquien. Nach seiner Rückkehr befahl er Abt Kraft, auf den er große Stücke hielt, nach Regensburg.und übergab ihm Reliquien für Kloster Lorch.
Im Dezember 1239 setzte König Konrad Herzog Friedrich als Vogt ein und bestimmte, dass immer der Älteste des staufischen Geschlechts zum Vogt gewählt werden soll. Konrad III. – RI IV,1,2 n. 162
Nach dem Tod von König Konrad ließ sich Abt Kraft von Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) in Göppingen die Privilegien des von seinen Vorfahren gegründeten Klosters Lorch.
Als König Konrad starb, wurde er gegen seinen Willen im Dom von Bamberg bestattet. “ Konrad wird entgegen den Wünschen seiner Angehörigen, ihn auf eigenem Boden im (staufischen Haus-)Kloster Lorch an der Seite seines Vaters (Herzog Friedrichs I. von Schwaben) zu bestatten, auf Betreiben der Bamberger Geistlichkeit im Bamberger Dom neben dem Grab Kaiser Heinrichs (II.) feierlich beigesetzt.” Konrad III. – RI IV,1,2 n. 790
Besonders bestätigte er Abt Kraft und seine Brüdern das Recht stets den Ältesten des staufischen Hauses als Vogt wählen zu dürfen. Regesta Imperii Friedrich I. – RI IV,2,1 n. 219
Nachfolger von Abt Kraft wurde Abt Heinrich (1159-1194 nach Laurent). Er erscheint am 25. Mai 1181 in einer Urkunde Fridrichs I. für das Prämonstratenserstift Adelsberg als Zeuge RI Friedrich I. – RI IV,2,4 n. 2598
Kaiser Heinrich VI. (1190-1197) am 20. Juni 1193 während eines Aufenthaltes in Göppingen die Verleihung einer Mühle des Kloster Lorch gegen einen Zins von einer halben Mark Silber, das entspricht etwa 109.–€
an Dietrich von Stammheim.. RI Heinrich VI. – RI IV,3 n. 232
Der vierte Abt von Lorch war Friedrich (1194-1227)
Friedrich II. (1212-1250) nahm am 20. Juni 1215 das von seinen Vorfahren gestiftet Kloster in seinen besonderen Schutz, bestätigte seine Privilegien und die Vogtei. RI Friedrich II. – RI V,1,1 n. 804
Am 7. März 1225 nahm Papst Honorius III.(1216-1227) Kloster Lorch in seinen Schutz und und bestätigte insbesondere dessen gegenwärtigen und künftigen rechtsbeständigen Güterbesitz. WUB Band III., Nr. 689, Seite 168-169
Auf Friedrich folgte Abt Konrad (1227-1251)
Kaiser Friedrich II. war 1228-1227 auf dem 5. Kreuzzug in Palästina unterwegs. Das war der einzige Kreuzzug, der friedlich und erfolgreich war. Sein Sohn Heinrich VII. übernahm in dieser Zeit die Regierung in Deutschland.
Am 7. September 1228 stellte er Kloster Lorch in Nördlingen eine Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen besonderen Schutz nahm. Außerdem versprach er, “keinerlei Güter, die er von der Kirche in Lorch besitzt, irgendwie zu veräußern”“und erklärte,
etwa geschehene Veräußerungen für nichtig. WUB Band III., Nr. 748, Seite 235. Laurent schließt daraus, dass die Staufer allmählich begannen, die Klostergüter als ihre eigenen betrachteten und Diese auch verschleuderten. (S. 37)
Heinrich VII. hatte sich 1235 gegen seinen Vater empört und war von diesem abgesetzt worden. Nach dessen Erhebung setzte Friedrich seinen Sohn aus der zweiten Ehe mit Isabella von Brienne (1212-1228) Konrad IV. (!237-1254)
als König des deutschen Reichteil ein. Schwierig wurde es für Konrad, als Heinrich Raspe (1231-1247), Landgraf von Thüringen, bisher ein treuer staufische Gefolgsmann der Staufer, die Seiten wechselte und sich zu Papst Innozenz IV. (1243-1254)
bekannte,Am 22.5. 1246 wurde er zum Gegenkönig gewählt. Heinrich berief für den 25.7. einen Reichstag nach Frankfurt ein. In der Nähe stellte sich Konrad IV. zum Kampf. An der Nidda kam es zum Kampf, den Konrad allerdings verlor, auch weil
ihn verschiedene schwäbische Adlige, wohl von päpstlichem Geld gekauft, den Staufer verräterisch im Stich gelassen hatten. Unter ihnen war auch die Grafen Ulrich I. von Württemberg ,der mit dem Daumen (1241-1265) und sein Bruder Hartmann
(nur bei Lorent genannt, S. 38, möglicherweise Hartmann von Grüningen +1280)
Graf Ulrich wurde wahrscheinlich für seine Dienste von Heinrich Raspe mit der Herrschaft Waldhausen belehnt. Dort lag auch Kloster Lorch und Graf Ulrich leitete daraus seinen Anspruch auf die Vogtei von Kloster Lorch ab. Dass er sie 1250 vor dem Tod Friedrichs II.
innehatte belegen mehrere Urkunden von Papst Innozenz, in denen Graf Ulrich als Schutzvogt genannt wird.
Das lag durchaus im Interesse des Konvents. Denn die Staufer waren nicht mehr die starken Herren und in Kämpfe in Deutschland und auch in Italien verwickelt. Zudem waren sowohl Friedrich als auch Konrad vom Papst mit dem Bann belegt,
für Mönche ein durchaus wichtiges Argument.
Auf Abt Konrad folgte Abt Ulrich (1251-1284) In seiner Regentschaft waren die Verhältnisse von Kloster Lorch wohl nicht besonders gut, was auch aus Papsturkunden hervorgeht.
Papst Alexander IV. (1254-1261) inkorporierte 1259 die Kirche von Welzheim dem Kloster Lorch und gab als Grund an, dass dem Kloster Güter entrissen worden seien und dass die Mönche von den Einkünften nicht mehr leben könnten. (Lorent S. 39)Im gleichen Jahr befahl Alexander dem Abt von Murrhardt Kloster Lorch gegen seine Bedränger und Räuber tapfer beizustehen. (Lorent ebd.)
Die Staufer gaben ihre Ansprüche auf die Vogtei noch nicht auf. Konrad von Staufen, genannt der Wäscher berief sich 1271 auf den Stifterbrief und erhob Ansprüche auf die Vogtei. Der Konvent lehnte dies ab, da Konrads Ahnen nur Seitenverwandte des Stifters waren.
Er bedrängte nun das Kloster. Man einigte sich schließlich auf einen Vergleich. Konrad entsagte nun aller Rechte auf die Abtei.
Unter Abt Ulrich erhielt das Kloster viele Prekarien.. Der Stifter überließ dem Kloster ein Grundstück und behandelte es wie ein Lehen vom Kloster. Er nutzte es, bezahlte aber Abgaben darauf. Nach seinem Tod fiel das Grundstück an das Kloster.
Der Schutz des Grafen von Württemberg war teuer und zeigte sich nicht so wirksam wie vom Konvent erhofft.
Als Rudolf von Habsburg (1273-1291) 1273 deutscher König geworden war, stellte er am 3. April 1274 folgende Urkunde für das Kloster aus: “ dass die Stiftspfründe von Kloster Altdorfdolf)nimmt das kloster Lorch mit leuten und besitzungen in seinen besonderen schutz, bestätigt demselben alle von kaiser Friedrich und dessen sohn dem römischen könig Heinrich und seinen vorgängern, sowie von Friedrich herzog von Schwaben und Franken erhaltenen privilegien und erklärt, dass dasselbe keinen vogt als ihn oder wen er zu seiner vertretung bestimmen würde, haben solle.” RI Rudolf – RI VI,1 n. 133
Das passte in die Revindikationspolitik Rudolfs. Das war die Rückführung in der späten Stauferzeit dem Reich entfremdeter Güter. Auch wollte Rudolf das alte Herzogtum Schwaben wiederherstellen und ernannte seinen minderjährigen Sohn Rudolf zum Herzog.Das mißfiel Graf Eberhard I dem Erlauchten. Er widersetzte sich dem. Es kam zum offenen Krieg zwischen Eberhard und Rudolf. Das brachte auch Kloster Lorch in die Zwickmühle. Denn das Kloster wollte seinen Besitz um Stuttgart-Münster ausbauen.
Münster ist 1193 erstmals urkundlich erwähnt und zwar als Besitz von Kloster Lorch.
Nachfolger von Abt Ulrich war Abt Gebzo (1284-1296). Unter ihm war die Lage des Klosters noch immer desolat. Der Schuldenstand des Klosters war so hoch, dass der Augsburger Bischof Wolfhard (1288-1302) dem Kloster eine erledigte Pfründe der Stiftskirche in dem
Dorf Lorch überließ. Es half nicht viel weiter. 1290 musste Kloster Lorch seine Weinberge und seine Kelter in Tunzhofen, einem Dorf im heutigen Stadtgebiet von Stuttgart-Nord verkaufen musste.
Eine Stiftung aus dem Jahre 1292 verweist ebenfalls auf die Notsituation von Lorch. Aus Dieser Stiftung sollten die Mönche drei mal in der Woche Braten erhalten.
Graf Eberhard I. hatte sich nach seiner Niederlage König Rudolf unterworfen und konnte seine Güter in Württemberg behalten. (Lorent S. 43)
Als der König 1291 verstarb, wollte Kloster Lorch den Grafen Eberhard wieder als Vogt. Die Vögte neigten aber dazu, von den Klöstern viel zu verlangen wie Wein, Früchte Geld und Frevelsteuer.
Auch wenn die Jäger mit ihren Hunden ins Kloster kamen verursachte das oft hohe Kosten für die Abteien.
In einer Urkunde musste Graf Eberhard erklären, dass er sich als Advokat und Beschützer des Klosters mit den bisherigen Vogteirechten begnügen wolle.
Reibungslos scheint es nicht funktioniert zu haben, denn 1293 musste er eine zweite Urkunde erstellen, in der die Güter mit Namen bezeichnet waren, in denen er Vogteirechte beanspruchen konnte.
Auf Abt Gebzo28) folgte Abt Friedrich II. (1296-1328) Seine Hauptausgabe war ebenfalls für die Mehrung des Klostervermögens zu sorgen.
Papst Bonifaz VII. (1294-1303) befahl 1298 dem Propst von Beutelsbach , Kloster Lorch seine abhanden gekommenen Güter wieder zu beschaffen.
Auf Bitte von Abt Friedrich gestattete der Augsburger Bischof Wolfhard, dass die Stiftspfründe von Kloster Altdorf dem Koster Lorch einverleibt wurden.
1304 überließ König Albrecht (1298-1308) als Oberschirmherr der Abtei Lorch Graf Eberhard für 2000 Mark Silber, das sind etwa 435.428,00 €, die Vogtei der Abtei.
Für die Abtei war das keineswegs ein Vorteil, denn der Graf musste ja schauen, dass die Investition für ihn sich lohnte.
Nachfolger von Abt Friedrich wurde Abt Kuno von Gundelfingen. Er regierte nur von 1329-1330, übte das Amt aber als Pfleger bis 1332 aus.
Papst Johannes XXII. (1316-1334) Musste 1330 dem bereits zurückgetretenen Abt Kuno befehlen, sein Amt als Pfleger weiter zu verwalten.
Allerdings gibt es diesen Abt Kuno bei Lorent nicht. Er führt nur Abt Ulrich II. von 1328-1333.
Kloster Lorch vergrößerte sich in der Regierungszeit von Abt Ulrich durch die in seiner Nähe befindlichen Güter von Kloster Elchingen.
Als Graf Ulrich III von Württemberg (1325-1344) nach Schorndorf kam, machte ihm Abt Ulrich seine Aufwartung und erreichte, dass auch er dem Kloster schriftlich den Schutz zusicherte, den Graf Eberhard III.versprochen und 1322 erneuert hatte
Es scheint Schwierigkeiten mit Vogt Eberhard gegeben zu haben, denn er ließ sich von Kaiser Ludwig IV. (König von 1314-28, dann Kaiser bis 1347) die Königsurkunden von Lorch bestätigen und erklärte außerdem die Zuständigkeit des
Reiches Abt und Pfleger für die Eigenleute des Klosters. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 328. Dadurch wurde Kloster Lorch die Gerichtsbarkeit übertragen, die selbst oder durch ihren erwählten Vogt ausübte.
König Karl IV.(1346-1355 dann Kaiser bis 1378) bestätigte die von König Rudolf ausgestellte Urkunde am 7. Dezember 1347 . Karl IV. – RI VIII n. 471 Urkundenempfänger war da bereits Abt Ludwig von Stubenberg 1360–1371,
Am selben Tag stellte er eine weitere Urkunde aus, dass “ niemand ein Vogtrecht über die Klostergüter ansprechen soll” Karl IV. – RI VIII n. 473
Eine weitere Bitte des Abtes gewährte Karl ebenfalls.Er verfügte, dass die, denen er die erste Bitte zum Kloster Lorch um Kirchen und Pfründe gewährte, nicht als Pfründner von Kloster Lorch angenommen werden mussten, wenn sie nicht geeignet sind.Karl IV. – RI VIII n. 6491
Abt Ludwig bediente sich des fürstlichen Titels “von Gottes Gnaden Abt” Lorent führt ihn von 1333.1360 als zehnten Abt von Lorch . Auf ihn folgt Ludwig von Stubenberg, den er von 1360-1371 datiert, während wikipedia dessen Regierungszeit schon 1333 beginnen lässt.
Abt Ludwig regierte bis 1371 und verstarb 1374.
Unter Ludwig von Stubenberg und seinem Nachfolger Volkart (I.) von Schechingen (1372–1389) scheint das Kloster oft bedrängt worden zu sein. Von seinen Schutzvögten hatte es aber wenig Hilfe zu erwarten.
Sie waren ständig in Fehden mit den Reichsstädten und den Adelsbünden wie den Martinsvögeln und den Schleglern verwickelt.
Das Ziel der Schlegler war mit der Unterstützung König Wenzels (1378-1400) ihre Position zu stärken. Das gemeinsame Interesse mit dem König lag in der Schwächung der Territorialherren und der Stärkung einer Zentralgewalt, unter der auch Niederadelige ihre Rechte sichern konnten.
1376 befahl Kaiser Karl dem Grafen von Württemberg Eberhard II (1344-1392) Kloster mit all seinen Leuten, seine Güter und Zubehörigkeiten zu schützen. Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 8485]
Nachfolger von Abt Volkart I. wurde Abt Volkart (II.) von Woellwarth 1391–1399.
Kloster Lorch war in den nächsten 100 Jahren so etwas wie die Versorgungsanstalt für die Niederadelsfamilien von Schechingen und von Woellwarth geworden. Zwischen 1370 und 1470 stellten sie alle Äbte von Kloster Lorch.
Die Herren von Schechingen hatten ihren Stammsitz in Schechingen nahe Abtsgmund und waren Dienstmannen der Grafen von Württemberg.Sie haben auch kunstgeschichtlich bedeutsamen Grabmale, die noch heute in der Lorcher Klosterkirche zu sehen, hinterlassen.
Abt Volkard III.erhielt von König Wenzel eine Urkunde, in der er sämtliche Freiheiten von Kloster Lorch bestätigte und auch das Verbot, daß, das Reich, den Abt und den Konvent ausgenommen, sich jemand um die Leute des Klosters und die Güter kümmern solle.
Das bedeutete, dass der Abt ab jetzt unumschränkter Herr seiner Untertanen war. (Lorent S. 48)
Auf Abt Volkard II. folgte Abt Johannes von Schechingen 1400–1412.
Er erhielt am 11. August 1401 eine Urkunde von König Ruprecht (1400-1410), in der dieser Kloster Lorch in den Reichsschutz nahm und seine Freiheiten bestätigte. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1058
!415 stellte König Sigmund (1411-149 König, dann Kaiser bis 1437) zwei Urkunden aus. In Sigmund – RI XI,1 n. 1537 bestätigte er die Privilegien von Kloster Lorch, in der nächsten 1538 bestätigte er die Urkunde von König Wenzel vom 4. Januar 1398.
Nachfolger von Abt Johannes wurde Abt Wilhelm Schenk von Arberg 1414–1441. Die Schenken von Arberg führten für die Bischöfe von Eichstätt das Schenkenamt auf der Burg Arberg aus, die zur Verwaltung Eichstättischen Güter errichtet worden waren.
Der auf dem Konzil von Basel (1431-1449) gewählte Papst Felix V. (1439-1449) erteilte Abt Wilhelm auf dessen Bitte die Erlaubnis, die bischöflichen Insignien zu tragen
Seine bitte untermauerte er mit dem Verweis auf die vielen Reliquien, die Kloster Lorch besaß und auch auf das dadurch große Ansehen des Klosters. (Lorent S. 49f)
Iaisächlich gab es in Kloster Lorch eine Wallfahrt mit viel Zulauf, die diese Epoche (Lorent ) blühender erscheinen läßt, als sie war.
Der sechzehnte Abt war Volkart (III.) von Schechingen 1443–1461, ein Neffe von Abt Johannes von Schechingen.
Nach dem Tod von Graf Eberhard von Württemberg 1419 regierte seine Frau Henriette von Mömpelgard (+1444) zusammen mit den Räten von Württemberg vormundschaftlich für ihre beiden Söhne Ludwig und Ulrich.
Der Vertrag von Nürtingen vom 25. Januar 1442 beeinhaltete die Teilung der Grafschaft Württemberg in zwei Teile. Kloster Lorch fiel in den Herrschaftsbereich von Graf Ulrich V.
Die Brüder verfolgten bald verschiedene Interessenlagen. Ludwig schloß sich den Reichsstädten an, welche zur Abwehr fürstlicher Uebergriffe und zum Schutze des Friedens sich verbanden, Ulrich V ergriff die Partei der kriegslustigen Fürsten.
Die oberschwäbischen Reichsstädte n Biberach, Buchhorn, Isny, Konstanz, Leutkirch, Lindau, Memmingen, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, St. Gallen, Überlingen. Ulm und Wangen hatten 1376unter der Führung Ulms einen Städtebund gegründet.
1378 führten Ulm, Reutlingen und Esslingen einen Kriegszug in Württemberg durch.I n der Schlacht bei Reutlingen erlitt Graf Ulrich eine herbe Niederlage.
1449 kam es noch zum, Krieg zwischen Esslingen und Graf Ulrich. Esslingen hatte dank kaiserlicher Privilegierung seinen Zoll stark erhöht und ausgedehnt. Im Friedensschlussnahm Esslingen zwar den Zoll zurück, begab sich aber unter den
Schutz des Markgrafen von Baden.
Der Städtekrieg schädigte Kloster Lorch sehr schwer. Kloster Lorch erhielt 1453 einen 100 –tägigen Ablass für alle die zur Wiederherstellung der Klosterkirche beisteuerten. (Lorent S. 50)
Abt war nun Nikolaus Schenk von Arberg 1462–1477.
In vielen Klöstern zeigte sich in dieser Zeit ein deutlicher Niedergang. Oft war die Finanzlage der Klöster ziemlich desolat. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu verzeichnen.
So verpfändeten die Mönche von Komburg liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.
Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.
Aber es gab auch die Reformbestrebungen
Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement
Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und
genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.
Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.
Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster
Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.
Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.
Ein weiteres wichtiges Ereignis war 1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg im Kloster Peterhausen ein. Dort wurde ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti” genommen.
Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.
Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.
Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.
Einen weiteren Anstoß gab Papst Nikolaus V. (1447-1455). Er schickte 1450 Nikolaus von Kues (1401-1464) mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden versehen als päpstlichen Legaten nach Deutschland.
Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. 53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich Nikolaus eidlich versprechen,
binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen.
Eine große Rolle spielte in den Reformbestrebungen vor allem Kloster Melk. (Zur Melker Reform siehe Mei Büchle Benediktinerkloster Blaubeuren)
In Süddeutschland wurden die Klöster Wiblingen und St, Afra Schwerpunkte der Melker Reformbewegung.
Abt Nikolaus führte 1462 in Lorch die Melker Reform ein ob auf Veranlassung von Graf Ulrich V. oder von Abt Nikolaus veranlasst, ist nicht geklärt.
Neben Kloster St. Afra war Wiblingen zum wichtigsten Stützpunkt der Melker Reform in Süddeutschland geworden. In Wiblingen war Abt Ulrich Hablüzel(1432-1473) für den Anschluss an Melk maßgeblich.
1462 vermerkt das Rote Buch, das von dem Lorcher Kanoniker Augustin Selz geschrieben worden ist, dass dann auch der Prior von Kloster Blaubeuren Johannes Schmid wirkte, sowie der Superior von Kloster Wiblingen, Jodokus Winkelmann,der auf Abt Nikolaus folgte.
Aus Elchingen war Kaspar von Elchingen mit anderen Begleitern dabei.
Abt Nikolaus wurde vom Papst noch einmal infuliert.
Nikolaus war auch ein großer Bauherr. Er restaurierte den Chor. Der Kreuzgang , von dem noch Reste stehen., stammt ebenfalls von ihm. Die Bautätigkeit ist auch ein Zeichen von Reformklöstern.
Es gab einen regen Kontakt zwischen Reformklöstern, die nicht nur Konventualen, sondern auch Handschriften und Bauhandwerker austauschten.
Abt Nikolaus ließ auch die Gruften der Hohenstaufer öffnen.
Abt Nikolaus legte sein Amt 1477 nieder und schlug als seinen Nachfolger Jodokus Winkelhofer vor. Er stammte aus Ulm und war als reformgesinnter Ordensmann von Wiblingen nach Lorch geschickt worden, um dort an der Reform mitzuwirken. Vor seiner Wahl
zum Abt verwalteter er das Amt des Großkellers in Lorch. Jodokus war der erste nichtadlige Abtmit stadtbürgerlicher Herkunft in Lorch. Er ließ ein Glocke, die schon bei seinem Vorgänger heruntergefallen war, neu gießen und im größeren Chorturm aufhängen.
Er war nur drei Jahre Abt und verstarb schon 1480.
Auf ihn folgte Abt Georg Kerler (1481–1510) Er entstammte einer Blaubeurer Bäckersfamilie und war von Blaubeuren nach Lorch geschickt worden.
Schon 1477 galt Lorch als zuverlässiges, reformierte Kloster, was sich auch daran zeigt, dass weniger regeltreue Ordensbrüder nach Lorch strafversetzt wurden. So befahl 1477 der Augsburger Bischof
Johann II. von Werdenberg (1469 –1486) Bruder Ulrich Harder aus Ottobeuren dem Konvent einzugliedern.
1482 fand das Provinzialkapirel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg.in Kloster Blaubeuren statt. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.
Das feierliche Hochamt zelebrierte Abt Georg Kerler von Kloster Lorch. Auch das zeigt, dass Lorch bei den Reformklöstern angekommen war.
Die Melker Reform legte ein Schwergewicht auf die Bildung der Mönche und damit erhöhte sich natürlich der Stellenwert der Klosterbibliotheken. Das gilt auch für Lorch.
Das Buch hatte einen hohen Nutzwert für Liturgie, Wissenschaft und Bildung. Die Lorcher Bibliothek war reich ausgestattet, erlitt aber bereits im Bauernkrieg große Verluste.
Heute sind nur geringe Reste erhalten geblieben.
Um 1500 war Augustin Seitz als Schreiber in Lorch tätig.Man kann ihn als als Archivar und Bibliothekar des Klosters bezeichnen Er war auch lange Prior in Lorch.
Von ihm stammt das Rote Buch, benannt nach der Farbe seines Einbandes. Es ist ein Kopialbuch, enthält also Urkundenabschriften aber auch eine Klostergeschichte und ist Zeugnis für die
für die historische Rückbesinnung der Lorcher Mönche auf ihre hochmittelalterlichen Anfänge.
Von Seitz existiert auch noch eine Abschrift der Vita der Heiligen Afra, ein weiteres Kopialbuch sowie eine Stuttgarter Inkunabel, eine Schenkung des Klosters Hirsau.
Von kunstgeschichtlicher Bedeutung sind die Lorcher Chorbücher von 1511/12. An ihrer Entstehung war Laurentius Autenrieth als Schreiber beteiligt.
Er ist 1483 als Sohn eines Müllers in Blaubeuren geboren, Dort besuchte er die Klosterschule und trat dann als Novize in Kloster Blaubeuren ein.
Dort wurde er wohl zum Schreiber ausgebildet. Um 1505 wechselte er in das Kloster Lorch. Dort war er zunächst auch Schreiber,
Ab 1508 war er Kustos, dann Prior. 1525 wurde er Nachfolger von Abt Sebastian.
Abt Georg sorgte ebenfalls für die Verschönerung der Klosterkirche und ließ die Altäre mit Bildtafeln ausstatten. Nach Lorent wurden auch die Hohenstauenbilder auf den Pfeilern entweder gemalt oder restauriert,
Als der päpstliche Nuntius Raimund Péraud (1435-1505) 1489 in Lorch eine Visitation abhielt, beklagten sich die Mönche bei ihm, dass weltliche und geistige Potentaten immer versuchten, etwas aus dem Lorcher Reliquienschatz zu erhalten.
Er verbot nun dem Abt und dem Konvent bei Strafe, daraus etwas abzugeben.
1489 erteilte Papst Innozenz VIII. (1484-1492 ) Gläubigen, die Kloster Lorch an Kirchweih oder anderen Festtagen besuchten einen 100-tägigen Ablass.
1492 erlaubte er Abt und Konvent eine stille Messe auch in Zeiten eines Interdikts abzuhalten.
Als Graf Eberhard im Bart (1457-1496) 1495 von Kaiser Maximilian (1486-1519) 1495 zum Herzog erhoben wurde, schenkte ihm Abt Georg aus diesem Anlass einen silbernen Becher.
Am 5. Juli 1500 bestätigte Maximilian auf Bitten von Abt Georg zwei Urkunden von Friedrich III. von 1442 und 1462. Maximilian I. – RI XIV,3,1 n. 10325
In einer weiteren Urkunde belehnte Maximilian Abt Georg sowie seinen Nachfolger mit dem Blutbann über das Dorf Lorch und gestattet, im Dorf Halsgericht, Stock und Galgen wieder aufzurichten. Der Abt hat bis zum 24. August dem Abt Gregor von Blaubeuren die schuldigen Eide zu leisten und sie auch seinen Amtsleuten abzunehmen, wenn er sie mit dem Blutbann betraut. Maximilian I. – RI XIV,3,1 n. 10326
Es gab einen Streit um das Jagdrecht in den Wäldern von Lorch. Der Zehnthauptmann, den damals noch Graf Eberhard als eine Art Oberherr geschickt hatte, weil die Straßen unsicher waren. wurde vom Abt als Oberherr nicht anerkannt. Als Repressalie
verbot er Abt und Konvent das Jagen in den Wäldern um Lorch.Außerdem forderte er eine Abgabe für das Weidenlassen der Schweine des Klosters. Die fürstliche Kanzlei entschied 1495, dass Abt und Konvent in einem bestimmten Bann jagen durften. Die Abgabe für die
Schweine wurde aufgehoben. Abt Georg musste akzeptieren, dass seine Untertanen und Beamten dem Zehnthauptmann gehorchten.
Auf Abt Georg folgte Abt Sebastian Sitterich (1510–1525) Abt Sebastian stammte aus dem Weingärtnerdorf Untertürkheim. Sein erstes Wappen stellte einen Rebstock dar, was die Vermutung stützt, dass er einer Weingärtnerfamilie entstammte.
Als Graf Ulrich 1511 Herzogin Sabina von Bayern (1492-1564), Tochter von Herzog Albrecht IV. und Kunigunde von Österreich, heiratete, überreichte Abt Sebastian Herzog Ulrich I.von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) als Schutzherr von Lorch anläßlich der Hochzeit
ein Geschenk von 100 Goldgulden, das sind etwa 24.789,00 €.
Auch Sebastian war baufreudig. Er ließ Burg Leineck wiederherstellen, die Abt Wilhelm 1435 von Fritz von Sachsenheim gekauft hatte und die wohl als Sommersitz der Äbte diente. 1435 wird auch erstmals eine Mühle unterhalb der Burg erwähnt.
Abt Sebastian ließ dort auch eine Kapelle errichten, die 1512 geweiht wurde.
Abt Sebastian Sitterich war auch Auftraggeber der Chorbücher von Lorch. Er legte die Inhalte fest, wählte die Künstler aus und sorgte für die Finanzierung der kostspieligen Werke. Als Stifter und Sponsoren sind unzählige Personen in den Handschriften aufgezählt. Allen voran, der Landesherr Herzog Ulrich von Württemberg.Er war zusammen mit seiner Braut Sabina die wichtigsten Stifter. Nur mit ihrer Unterstützung konnte das Kloster die Kosten zum Beispiel für Pergament und Farben aufbringen.
Die Chorhandbücher wurden nach Melker Vorschriften angelegt. Für die Buchmalerei ist Nikolaus Bertschi verantwortlich. Er stammte aus Rorschach und ist als lluminator zwischen 1511 und 1541 in Augsburg belegt.
Er gestaltete die Malereien der Initialen. Die Noten malte Leonhard Wagner, der auch Subprior im Kloster St. Ulrich und Afra war. Er gilt als bedeutendster Kalligraph der Renaissance.
Zum Schreiben der 1.784 Seiten wurden fünf Schreibermönche eingesetzt. Der Mönch Erhard Hauser war ca. 15 Jahre in Kloster Lorch. Er verkaufte 1587 die Lorcher Chorhandbücher 1587 an den Abt von Kloster Neresheim
Melchior Hänlin (1584–1616) und rettete sie somit wohl.
Als Ulrich 1519 aus Württemberg vertrieben wurde, wurde Erzherzog Ferdinand von Österreich als Regent in Württemberg eingesetzt. Er regierte das Herzogtum Württemberg von 1522-1532.
Bei seinem Einzug in Stuttgart wird auch Abt Sebastian im bischöflichen Ornat erwähnt. (Lorent S.58)
Zum Ende seiner Regierung erlebte Abt Sebastian den Bauernkrieg, der Kloster Lorch mit voller Wucht traf.
Schon beim Aufstand des Armen Konrads hatten sich Klosteruntertanen den Aufständischen angeschlossen.
1503 hatte Herzog Ulrich die Regierung in Württemberg übernommen. Seine Prunksucht, aber auch hohe Kriegskosten führten zu einer hohen Verschuldung des Landes.
Herzog Ulrich hatte schon 1512 einen hohen Weinzoll eingeführt. Die Einführung einer Vermögenssteuer scheiterte am Widerspruch der reichen Leute.
Er führte eine Verbrauchssteuer auf Fleisch ein, die das Fleisch erheblich verteuerte. Missernten 1508 und 151 verschlimmerten die Lage des “Gemeinen Mannes” weiter.
Zentrum des Aufstandes wurde Schorndorf. Herzog Ulrich rief einen großen Landtag ein. Im Tübinger Vertrag vom 8. Juli 1514 kam es zu einem Interessenausgleich zwischen dem Herzog und den Landständen.
Dieser fand aber ohne jegliche Beteiligung der Aufständischen statt.
Die Klosteruntertanen kehrten wieder unter den Gehorsam Abt Sebastians zurück. Sie leistete einen Eid, nichts mehr gegen das Kloster zu unternehmen und sich ohne Erlaubnis des Abtes zu entfernen. Sie zahlten die Abgaben vermehrt um eine Geldstrafe.
Die Lebenssituation hatte sich nicht gewandelt
1524 hatte sich die Lage wieder zugespitzt. Am Hochrhein und in den benachbarten Landschaften schlossen sich die ersten Bauernhaufen zusammen.
Am 14. Februar versammelten sich der Allgäuer Haufen, der Seehaufen und der Baltringer Haufen und beschlossen und verabschiedeten dort die “Zwölf Artikel”.
In Gaildorf bildete sich der Gaildorfer oder der gemeine helle Haufen. Er trat sehr gewaltsam auf. Er verbrannte Klöster und Schlösser. Er zwang Bauern zum Mitzug und Adlige zum Eintritt in den Hellen Haufen, so zum Beispiel den Schenk von Limpurg.
Erst plünderte der Haufen Kloster Murrhard und zog dann vor Kloster Lorch weiter. Am 26. April stand der Haufen vor Kloster Lorch. Abt Sebastian erbat sich zwar Hilfe beim Obervogt von Schorndorf. Dieser sah sich aber nicht in der Lage zu helfen.
Das Kloster konnte sich ein paar Tage halten. Durch Verrat konnten die Bauern aber eindringen. Das Kloster wurde dann geplündert, alle Privilegien und Freiheitsbriefe vernichtet und die Bibliothek weitgehend zerstört.
Reliquien wurden vernichtet oder geraubt.Dann wurde das Kloster in Brand gesetzt und die Mönche vertrieben. Die Bauern hatten ihr Hauptquartier fünf Tage in Lorch. Dann zogen sie auf Burg Hohenstaufen weiter, die sie dann ebenfalls zerstörten.
Abt Sebastian wurde aber bei dem Einfall der Bauern nicht auf dem Altar erschlagen, wie immer wieder erzählt wird, such bei Lorent steht das. Der Abt verstarb in der zweiten Jahreshälfte 1525, vielleicht am 7. Dezember 1525.
Zu seinem Nachfolger wurde Abt Laurentius Autenrieth (1525–1548 )(† 1549), am 29.Dezember 1525 gewählt.
Er ist um 1483 als Sohn eine Müllers in Blaubeuren geboren.Um 1500 trat er als Novize in Kloster Blaubeuren ein. 1505 wechselte er nach Lorch. 1508 oder davor war er Kustos in Lorch.
In Blaubeuren war er wohl zum Schreiber ausgebildet worden In dieser Funktion arbeitete an den Lorcher Chorhandbüchern mit.
1520 hatte er ein Schreibmusterbuch entworfen, das sich jetzt wie die Lorscher Chorhandbücher in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart befindet.
Vor 1519 wurde er Prior in Lorch.i
Er ließ das im Bauernkrieg zerstörte Kloster 1530/31 wieder instand setzen.
Herzog Ulrich kehrte 1534 mit Hilfe des Landgrafen von Hessen Philipp (1518-1567) nach Württemberg zurück. Dieser besiegte Erzherzog Ferdinand am 13. Mai 1534 in der Schlacht bei Lauffen.
Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde Ulrich wieder als Regent in Württemberg eingesetzt. Er musste die strittige Wahl Ferdinands zum deutschen König anerkennen.
Ferdinand behielt darüber hinaus formell den Titel des Herzogs von Württemberg, gab aber das Herzogtum als Afterlehen an Ulrich weiter. Dieses Afterlehensverhältnis stellte eine erhebliche Degradierung von Ulrichs Fürstenwürde dar. Ferdinand behielt sich weiterhin das Recht vor, das Lehen wieder einzuziehen, falls der Herzog oder seine Nachkommen gegen das Haus Österreich vorgehen sollten. Außerdem sicherte der Vertrag Ferdinand das Recht, nach Aussterben des Mannesstammes im Haus Württemberg, die Neubesetzung des Herzogtums alleine zu bestimmen.
Herzog Ulrich führte umgehend die Reformation in Württemberg ein.
Die Klöster und geistlichen Korporationen wurden säkularisiert, so dass sich das Herzogtum Württemberg bedeutend .Allerdings wurde das Kirchengut als eigene Vermögensmasse behandelt und selbständig verwaltet.
Aber Gebietszuwachs und Vermögenszuwachs waren aus Sicht Ulrichs sicher auch Gründe, die für die Einführung der Reformation sprachen.
Der Vogt von Kloster Lorch war zu dieser Zeit der württembergische Obervogt von Schorndorf.Friedrich Freiherr von Schwarzenberg (1498 – 1561). Dieser wurde von Herzog Ulrich beauftragt,,
den Lorcher Mönchen zu erklären,dass Mönche, die sich nicht zur lutherischen Religion bekennen wollten, sich nach Maulbronn zu begeben hätten.
Kloster Maulbronn wurde eine Einrichtung für Mönche, die nicht aus den Konventen austreten wollten. Sie sollten mit Betten und Büchern ins Kloster Maulbronn gehen und dort zu einem gemeinsamen Haushalt zusammengefasst werden.
Wer nicht auf diesen Vorschlag eingehen wollte, sollte mit einem Leibgeding von 40 Gulden, das sind etwa 11.391,00 €, entlassen werden.
Der einzige Mönch, der freiwillig aus dem Kloster austrat war Gabriel Schulmeister. Er war später evangelischer Pfarrer in Hochdorf.Kloster Murrhardt und Kloster Lorch wehrten sich im Unterschied zu anderen Prälaturen energisch.
Sie verteidigten in der 2. Jahreshälfte von 1532 ihren Besitz, ihre Privilegien, ihren katholischen Glauben und ihre Ordenstraditionen.
Am 30. Dezember 1535 wurden 14 Mönche aus dem Kloster vertrieben. Der Abt mit 3 Mönchen durften in der Funktion als Verwalter im Kloster verbleiben.
Die Beschlagnahme der Klöster und ihres Vermögens bescherte dem Herzogtum eine Einnahmequelle, die seine Einkünfte um etwa ein Drittel erhöhten.
Im Januar 1536 kamen herzogliche Büchsemacher, zerschlugen die Glocken und führten alles Metall, dessen sie habhaft werden konnten, weg.
Der Sieg über den Schmalkaldischen Bund am 26. März 1247 bei Mühlberg beendete den Schmalkaldischen Krieg und brachten Kaiser Karl V. (1519-1556) seine religionspolitischen Ziele im Reich durchzusetzen.
Auf dem Reichstag von Augsburg 1548 legte er eine Verordnung zur Abstimmung vor, die als “Augsburger Interim” in die Geschichte eingegangen ist.
In Württemberg wurden die Klöster restituiert. Im Herbst 1548 kehrten die Lorcher Konventualen in ihr Kloster zurück.
Im Beisein der Äbte von Murrhardt Thomas Carlin (1548 –1552 ) und Hirsau Johannes III. Schultheiß, (1525–1556) wurde Benedikt Rebstock (1548–1563). Er war der letzte katholische Abt in Lorch.Vor er zum Abt gewählt wurde, war er ab 1535
Verwalter in Stuttgart und in Münster.
Seine Regierung war aber nur ein Zwischenspiel. Der Passauer Vertrag vom 2. August 1552 hob das Interim wieder auf und Der Augsburger Religionsfrieden vom 08- August 1555, dessen wichtigstes Resultat kurzgefaßt “cuius regio, eius religio” besagte,
dass der jeweilige Regent die Religion seines Landes bestimmen sollte. In Württemberg war Herzog Ulrich 1550 verstorben und sein Sohn Christoph trat seine Nachfolge an. Christoph, ein überzeugter Protestant, setzte die Reformation fort.
Am 9.1.1556 erließ er die Klosterordnung.Diese bewirkte die endgültige Reformierung der württembergischen Köster In Lorsch richtete er 1556 eine grammatische Klosterschule ein.Die Klosterschüler, später Seminaristen genannt, sollten auf den Dienst in der neuen Kirche vorbereitet werden.
Die Lorcher Schule wurde aber schon 1583 in das ehemalige Kloster Adelsberg verlegt.
!560 legte Abt Benedikt und der Konvent bei der Reichsstadt Gmünd 6000 Gulden, das sind etwa 1.712.828,00 €, an.
Darüber gibt es im Staatsarchiv Ludwigsburg folgende Urkunde B 177 S Bü 235
”Streitigkeiten zwischen Württemberg und der Stadt Gmünd wegen des von letzterer Stadt beim Kloster Lorch aufgenommenen Kapitals von 6000 Gulden. (Tatbestand: Im Jahre 1560/61 legen Abt Benedikt Rebstock und der Konvent zu Lorch 6000 Gulden bei der Reichsstadt Gmünd an. Nach dem Tode dieses Abts wird die Reformation durchgeführt und die sechs letzten vertriebenen Konventualen begeben sich in den Schutz des Kardinal-Bischofs Otto von Augsburg, der im Namen seiner Schutzbefohlenen 1565 mit Gmünd einen Vertrag abschließt, dass ihnen die Stadt jenes Kapital in 3 Jahresraten von je 2000 Gulden zurückzahlen soll. Der Herzog von Württemberg erhebt nun seinerseits für den neuen evangelischen Abt von Lorch Ansprüche auf jene 6000 Gulden Gmünd gegenüber. In Folge davon kommt es zu einem Prozess vor dem kaiserlichen Kammergericht, das eine Kommission einsetzt.)”
Abt Benedikt ist am 16. Mai 1563 gestorben
Die letzten Mönche waren Prior Michael Reichenbach, zugleich Pfleger des Klosters Münster,Erhard Hauser und Christian Wolfhart.Prior Reichenbach war zu der Zeit 30 Jahre alt und etwa 14 Jahre im Kloster. Erhard Hauser war ca 25 und ebenfalls etwa 14 Jahre im Kloster
1581 war er Pfarrer in Wißgoldingen. Christian Wolfhard war 1563 ca. 22 Jahre alt und war 12 Jahre im Kloster, da ist wohl die Klosterschulzeit mitgerechnet. Er war 1581 Pfarrer in Bühlerzell.Zusammen mit Erhard Hauser verkaufte er die Lorcher Chorhandbücher an den Abt von Kloster Neresheim.
1565 schenkten die vertriebenen Konventualen Kardinal Otto von Augsburg (1543-1573), in dessen Schutz sie sich begeben hatten für sein Kollgegium, die spätere Universität Dillingen 6000 Gulden für eine jährliche Pension von 100 Gulden, das sind etwa 28.491,00 €. Es handelt sich wohl m die
in der Urkunde erwähnten 6000 Gulden.
Gleich nach dem Tod von Abt Benedikt erschien eine Kommission in Lorch, bestehend aus dem Kirchenratssekretär Johann Winter und dem Schorndorfer Untervogt Sixt Veselin. sie inventierten den Klosterbesitz und notierten 12.000 fl an Bargeld, das sind etwa 3.418.864,00 €.
Außerdem hatte der Abt eine namhafte Zahl von Ornaten hinterlassen, sowie Silbergeschirr, Kelche und Kleinodien. Zurecht attestierten ihm die Kommissare eine “spärige” Haushaltsführung.
Die Abtei war noch sehr reich an Grundbesitz Sie besaß etwa 800 Lehensgüter, mehr als 3000 Morgen Wald,das sind etwa 94.560 Hektar und hatte 14 Zollstätten.
Die drei Mönche richteten an den Herzog das Gesuch, einen von ihnen zum Abt zu wählen.
Mit dem Verweis auf den Augsburger Religionsfrieden wurde aber am 19.Juni 1563 Georg Udal als erster evangelischer Abt in sein Amt eingeführt.
Er studierte mit einem Stipendium an der Universiträt Tübingen und wurde dort am 14.06. 1441 immatrikuliert. Er war erst Pfarrerin Markgröningen, dann in Suttgart und vo0n 1551-1556 wieder in Markgröningen.
Von 1556-1563 war er Pfarrer in Bietigheim. 1563 wurde er Generalsuperintendent. 1559 unterzeichnete er die große Kirchenordnung.1563 wurde er Abt in Lorch.
Er war verheiratet und hatte eine Tochter und einen Sohn.
Der evangelische Abt war Vorstand der Klosterschule und des gesamten Klosterhaushaltes. außerdem war er zumindest nominell für die gesamten Klosterbesitzungen verantwortlich.
Die Verwaltung besorgte aber ein herzoglicher Beamter.
Der evangelische Abt besaß wie sein katholischer Vorgänger die Landstandschaft und wurde zu den Landtagen einberufen. Außerdem war der Lorcher Abt seit Udal einer der vier Generalsuperintentenden.
Diese hatten mit dem Kirchenrat die notwendigen Beschlüsse zu fassen.
Abt Georg verstarb am 16.11. 1576.
Auf ihn folgte Abt Magister Abel Weinlin (Vinarius) (1577–1602)
Er ist 1530 in Hausbergen geboren. Am 31.5. 1551 wurde er in Tübingen immatrikuliert. Er war Pfarrer in Hagelloch.
Von 1577- 1602 war er Abt von Lorch und 1577 wurde er auch Generalsuperintendent.Er war zwei mal verheiratet und hatte insgesamt 13 Kinder.
Er verstarb am 27.02. 1606 in Herrenberg.
1584 wurde die Klosterschule auf Befehl von Herzog Ludwig (1568-1593) wieder aufgehoben und mit der Schule von Adelsberg zusammengelegt.
Das geschah wohl auf der schlechten wirtschaftlichen Lage des Klosters. Wie oben ausgeführr wurde das Klostergut zwar als Eigengut verwaltet. Die Herzöge achteten aber sehr darauf, dass Gewinn erwirtschaftet wurde.
Dieser stellte einen wesentlichen Teil des württembergischen Haushaltes dar.
Während der Regierungszeit von Abt Abel wurden auf Befehl Herzog Friedrichs I. (1593-1608) wurden mehrere Hohenstaufengräber geöffnet Dabei sollen mehrere Kostbarkeiten gefunden worden sein, auch die sterblichen Überreste von Philipp
und seiner Gattin Irene gefunden. Die Gräber wurden dann wieder geschlossen. Crusius berichtet in seinem Diarium davon.
Nachfolger von Abt Abel wurde Magister Jakob Magirus.
Er ist am 12.10.1562 in Stuttgart geboren. Am 04.05.1580 wurde er in Tübingen immatrikuliert. Seinen Magistergraf erreichte er dort am 14. August 1582. Er war dann Repetent am Tübinger Stift.
1588 wurde er Diakon in Bietigheim. Dann wechselte er an die Stiftskirche nach Stuttgart, wo er Oberdiakon wurde.
1^602 wurde er zum Abt von Lorch berufen, was er bis zu seinem Tod, was er bis zu seinem Tod 1624.blieb. 1588 heiratete er Hedwig Andreae (1571–1614), die Tochter des Reformators Jakob Andreae.
Mit ihr hatte er 7 Kinder, von denen zwei früh starben
Er dichte mehrere Kirchenlieder, von den 3 in das Stuttgarter Gesangbuch aufgenommen wurden, Seine “Ettliche christliche Gebett und Dancksagung in hochbeschwehrlichen Nöten und Anfechtungenj” erschien in zwei Auflagen.
Jakob Magirus verstarb am 2.6. 1624 in Lorch.
Melchior Nicolai (1625–1627) wurde sein Nachfolger. Er ist am 14. Dezember 1578 als Sohn des Gerichtsverwandten Melchior geboren. Als Gerichtsverwandter wurde jemand bezeichnet, der zu einem bestimmten Gericht gehörte.
Wegen seiner Begabung wurde er zum Theologiestudium bestimmt. Nach seinem Studium wurde er Vikar in Adelsberg bei Andreas Osiander, der einflußreichste Prediger und Sprecher der evangelischen Seite auf dem Religionsgespräch im März 1525 war.
Er reformierte auch Nürnberg und später von Kurfürst Ottheinrichs von der Pfalz (1502–1559) mit der Reformation des Fürstentums Pfalz-Neuburg betraut.
1619 wurde er als ußerordentlicher Professor für Theologie an die Universität berufen.Anfangs hatte er dort einen schweren Stand. Man beschuldigte ihn sogar „grober Calvinianischer und Nestorianischer Irrthumben“.
Die Zwistigkeiten kamen auch dem streng orthodoxen Herzogs Johann Friedrich (1608-1628) zu Ohren. Dieser wollte ihn sogar auf die Prälatur von Anhausen versetzen.
Auf Fürbitte des Senats nahm der Herzog dies schließlich zurück. 1625 wurde er als Prälat nach Lorch befördert.
1618 war der Dreißigjährige Krieg ausgeberochen. Auf Kloster Lorch hatte das zunächst keine Auswirkungen.
Aber 1626 hatte Wallenstein Ernst von Mansfeld besiegt 1627 hatte er ganz Norddeutschland besetzt. Die protestantische Sache schien verloren.
Kaiser Ferdinand II.(1619-1627) befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er konnte es sich sogar leisten, am m 6. März 1629 das “Restitutionsedikt” zu erlassen.
Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.
Das gegen Reichsrecht verstoßende Edikt hatte für Württemberg gravierende Folgen. 1630 wurden durch kaiserliche Kommissionen zahlreiche Klöster rekatholisiert.
Württemberg verlor rund ein Drittel seines gesamten Territoriums.
Abt Melchior musste 1629 seinen Abtsstuhl in Lorch räumen.
Kaiser Ferdinand übergab Kloster Lorch dem Abt von St. Blasien Blasius II. Münzer (1625–1638) Als Abt und Administrator wurde Friedrich Kohler (1634–1639)
Das Resitutionsedikt hatte nicht lange Bestand. Die Landung des schwedischen Königs Gustav Adolf (1611-1632) und sein Eintritt in den Krieg sowie seine raschen Erfolge
änderten die Lage sehr schnell. Im Prager Frieden vom 30. Mai 1635 musste Kaiser Ferdinand das Edikt für 40 Jahre aussetzen.
Im Westfälischen Frieden 1648 wurde das Edikt wieder aufgehoben und der Konfessionsstand von 1624 als verbindliche Norm festgeschrieben.
In Lorch wurden noch zwei weitere Äbte geführt, Vincentius Haug (1639–1641) und Placidus Rauber (1641–1648),die aber praktisch keine Funktion mehr hatten.
Der evangelische Abt Melchior wurde 1631 wieder Professor in Tübingen 1632 war er dort Rektor und 1639 Vizekanzler.
1649 wurde er Konsistorialrat und Probst in Stuttgart. Dort verstarb er am 13. August 1669.
Evangelischer Nachfolger von Abt Melchior wurde Abt Jakob vom Grab (1627–1630)
Er ist am 24.10. 1583 geboren, wurde am 2. 12.1601 in Tübingen immatrikuliert und studierte dort.
Dann war er Repetent in Tübingen, danach in Backnang und in der Stiftskirche in Stuttgart.
1627 wurde er zum Abt von Lorch berufen.
Am 17 August 1630 rückte der kaiserliche Kriegskommissar Wolf Rudolf Freiherr von Ossa [1574-16.9.1639 ) mit 30 Reitern in Lorch ein und besetzte das Kloster.
Die Bürgerschaft von Lorch entband er von ihrem Treueid gegenüber dem Haus Württemberg-
Abt Jakob wurde Stiftsprediger in Tübingen. Von 1632-1637 war er Konsistorialrat in Stuttgart.Er verstarb am 25.7.1637 an der Pest.
Als Nachfolger von Abt Johann wurde Johann Jakob Albich (1633–1634) zum evangelischen Abt von Lorch bestellt.
Er ist am 7.9.1578 in Tübingen geboren- Er wurde am 27.8.1597 in Tübingen imatrikuliert und studierte dort. 1605 wurde er Pfarrer in Öschelbronn. Unter ihm wurde dort der Neubau der zu klein gewordenen Kirche begonnen.
1624-1630 war er vermutlich Propst in Herrenberg.1630-1634 war er Abt von Kloster Korch und Generalsuperintendetn in Adelberg
Nach der Schlacht von Nördlingen am 6.September 1634, als die Schweden unter Bernhard von Sachsen Weimar (1604-1639) und General Gustav Horn (1592-1657) eine vernichtende Niederlage erlitten,
musste Abt Johann Jakob Kloster Lorch wieder verlassen und es den katholischen Mönchen überlassen. Diese wurden 1643 durch einen Überfall der Protestanten verlassen und verloren auch immer wieder Mönche durch Seuchen.
Abt Johann Jakob verstarb am 27.6.1637 in Straßburg
1648 im Westfälischen Frieden kam Kloster Lorch wieder definitiv an Württemberg.
Der Verwalter von St. Blasien Placidus Rauber, wollte zuerst Kloster Lorch nicht abgeben, weil das nach seiner Aussage nur der Abt von St. Blasien machen könne.
Placidus Rauber und die verbliebenen Mönche verließen dann aber das Kloster,wobei sie die noch vorhandenen Reliquien und Dokumente mit nahmen.
Ihre Ansprüche auf Kloster Lorch gaben sie aber nicht auf.
Mit Magister Wendel Bilfinger( 1651–1661) wurde wieder ein evangelischer Abt in Lorche ernannt.
Er ist am 17.9.1591 Leonberg geboren und studierte 1611 in Tübingen. Er war ab 1636 Pfarrer in Nürtingen und dann Abt in Lorch. Er starb am 11.4.1661 in Nürtingen
Es folgten nun 13 evangelische Äbte.
Johann Jakob Müller 1662–1669
Johann Christian Hengheer 1669–1671
Christoph Wölfflin 1671–1680
Joachim Martini 1683–1697
Georg Burkhard Knebel 1699–1703
Michael Förtsch 1703–1705
Johann Wendel Bilfinger 1707–1713
Christoph Zeller 1713–1727
Christian Matthäus Pfaff 1727–1756
Jeremias Friedrich Reuß 1757–1777
Christian Friedrich Sartorius 1777–1785
Johann Friedrich LeBret 1786–1805
Christian Friedrich Schnurrer 1806
Seit 1727 war der Kanzler der Universität Tübingen Abt von Kloster Lorch-. Diese bezogen die Abtei nicht mehr.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden die Klosterräume weltlichen Zwecken zugeführt. Sie wurden von Verwaltern des früheren Klostergutes bewohnt.
Außerdem wohnten die Förster dort.
Das Klosteramt wurde mit der Erhebung Württembergs zum Königreich 1806 aufgelöst.
Im späten 18. Jahrhundert wurde Lorch zu einem staufergeschichtlichen Erinnerungsort.
Ende des 19. Jahrhunderts begann man mi Restaurierungen der Klostergebäude und brachte Erinnerungstafeln an.
Ende1932 hatte die evangelische Württembergische Landeskirche die Räume des Klosters für eine Evangelische Bauernschule zur Verfügung gestellt. Ab Herbst 1934 verbot der NS-Staat der Kirche die Nutzung der Räume, löste die Bauernschule auf und richtete stattdessen eine nationalsozialistische Bauernhochschule ein. Sie wurde vom Reichsnährstand finanziert, lehrte die Blut-und-Boden-Ideologie und bestand bis 1945.
Ab 1937 wurde die Klosterkirche zu einer „Staufer-Gedenkstätte und … Stätte für nationalsozialistische Feierstunden“ erklärt. Feiern der NSDAP und der SS wurden hier abgehalten, ebenso nationalsozialistische „Eheweihen“, „Jugendweihen“ und ab 1940 auch „Heldenfeiern“ für gefallene Soldaten. Gemeinsames Leitbild dieser Feiern war die Verherrlichung der Staufer, in deren Tradition sich die Nationalsozialisten
Seit 1947 betreibt ein evangelisches Hilfswerk ein Altenpflegeheim im Kloster.
05 Jan. 2025