Monatliches Archiv: Oktober 2015

Kartause Güterstein

 

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In den nur knapp dreihundert Jahren seines Bestehens hatte das  Kloster Güterstein eine wechselvolle Geschichte. Kardinal Konrad von Urach(um 1180-1227), der auch Generalabt des Zisterzienserordens war,

stiftete im Umkreis seiner Stammburg Hohenurach ein Kloster Zum Stein (ad lapidem). Es sollte ein Zisterzienserkloster sein. Konrads Bruder Johann, Zisterziensermönch in Bebenhausen hatte sich nach 1254

des Projekts angenommen. Die Klostergründung wird in einer am 30. Januar 1254 im Lateran ausgestellten Urkunde von Papst Innozenz IV. gestattet.

“Papst Innozenz IV. gestattet dem Bebenhauser Mönch Rudolf, früheren Grafen von Urach, die von dessen verstorbenem Bruder Bischof Konrad von Porto, damals apostolischem Legaten in Deutschland, begonnene Gründung eines Zisterzienserklosters in Güterstein zu vollenden und mit zweien seiner Ordensbrüder dort den Wohnsitz zu nehmen” (WUB Band V, Seite 50, Urkunde Nr. 1286)

Nach dem Rückzug der Grafen von Urach aus dem Ermstal am Ende der Stauferzeit konnte sich das Projekt aber nie richtig entwickeln. Rund 150 Jahre gibt es keine Quellennachrichten über das Kloster.

Es hatte sich dort aber zu einem nicht bekannten Zeitpunkt eine Marienwallfahrt entwickelt, die eine ständige geistliche Betreuung erforderte. Nach J.D. Memminger, Württembergische Jahrbücher, Jahrgang 1827 S. 353, stand dort eine Wallfahrtskirche,

die 1279 dem Kloster Zwiefalten überlassen wurde. Später richtete dort das Kloster eine rechtlich selbstständige Propstei ein. Zunächst waren dort ein Propst und vier Mönche tätig.Durch Stiftungen der Grafen von Württemberg aber auch durch den regionalen Niederadel entwickelte sich die Propstei sehr rasch. Eberhard der Greiner schenkte der Niederlassung eine einträgliche Pfründe der Pfarrei Dettingen. Die Herren von Steinhilben stifteten Güterstein ein großen Teil ihres Besitzes.

1384/85 wurde der Besitz des Klosters Blaubeuren in Ödenwaldstetten gekauft.1390 kauft die Propstei vom Kloster Allerheiligen in Schaffhausen 6 Lehenshöfe, die es in Bleichstetten besaß, für 210 Gulden. Allerheiligen hatte diesen Besitz 1102 von Eberhard von Metzingen und seiner Gattin Richinza geschenkt bekommen. Sein Sohn Adelbert war seit 1099 Abt des Klosters Allerheiligen.

1439 wurde auf Wunsch der Grafen Ludwig I. und Ulrich V. von Württemberg die bisherige zwiefaltische Propstei in ein Kartäuserkloster umgewandelt. Am 3. Juli 1439 war eine württembergische Abordnung nach Zwiefalten  gekommen und zwar Meister

Heinrich Tegen, studierter Jurist und Kleriker, Stiftsherr und Probst in Sindelfingen und württembergischer Rat, Meister Georg Schienlin, Chorherr in Sindelfingen und dem Vogt in Urach Hans Keppeler. Sie forderten die Übergabe der Propstei Güterstein an die Kartäuser. Zwar wehrte sich Zwiefalten gegen das Ansinnen, aber Abt Johannes III. musste schließlich doch klein beigeben. Zwar hatten die Württemberger Grafen von 1365 die Vogtei über Zwiefalten vertragswidrig teilweise von den Habsburger überlassen

bekommen. De jure hatte Habsburg aber noch immer die Vogtei inne und die Württemberger Grafen befürchteten, dass die Habsburger ihren Machtbereich ausweiten wollten. Dann spielten bei den Reformbewegungen der Zeit die Kartäuser eine wichtige Rolle,

ein Grund für die Grafen Ludwig I. und Ulrich V., die Kartäuser ins Land zu holen. Nach der Landesteilung wurde das Kloster Grablege der in Urach residierenden Grafenfamilie.Die Kartause wurde mit Mönchen aus der Freiburger Kartause Johannisberg besiedelt.

Der erste Prior war Heinrich von Grüningen. Auf ihn folgte Konrad von Münchingen, dessen Amtszeit von 1453 bis 1455 unterbrochen war. In dieser Zeit leitete er die Kartause von Johannisberg. 1455 kehrte er nach Güterstein zurück, was die Generalkapitelsakten.

belegen. Seine Amtszeit endete 1478. Er starb 1481. In der Johannisberger Zeit von Konrad war Albert Rot Prior in Güterstein. Albert Rot ist vermutlich identisch mit einem Albertus Niffen, der 1405 in Heidelberg immatrikuliert war und dort 1407 Bakkalaureus wurde.

Er trat in die Kartause von Buxheim ein und kam etwa 1440 nach Güterstein.Von 1453 bis 1455 war er dann dort Prior. Von dort wurde er dann an die neugegründete Kartause nach Ittlingen geschickt. Er starb 1469 vermutlich in Güterstein. 1466 war Albrecht Hummel aus Donzdorf in Güterstein ins Kloster eingetreten. 1469 wurde er Prior in Nördlingen. 1476 wurde er Prior in Güterstein. Von 1495 bis 1497 war er dann noch Prior in Tückelhausen.Er war seit 1479 Ko-Visitator für die niederdeutsche Ordensprovinz der Kartäuser. Generalvisitator war der Erfurter Prior Heinrich Nemritz. 1482 übernahm Hummel dieses Amt. Sein Ko-Visitator war Johannes Göller aus Nördlingen, der ihn 1486 ersetzte. Albrecht Hummel starb 1501.

Die Gütersteiner Prioren spielten eine wichtige Rolle für die Reform der württembergischen Klöster. Am 6. März 1459 erhielten die beiden württembergischen Grafen Eberhard und Ulrich von Papst Pius II. eine  Reformbulle für die württembergischen Klöster. Darin wurde die Visitation der Klöster den Äbten von Hirsau und Zwiefalten und dem Prior von Güterstein übertragen. Als die Bulle ausgefertigt wurde war das Johannes III. für Zwiefalten, für Hirsau Wolfram Maiser von Berg bis 1460 und dann von 1460-1482 Bernhard aus Gernsbach und für Güterstein Konrad von Münchingen ( + 1481) und später Albrecht Hummel aus Donzdorf (+1501). Das ist durchaus bemerkenswert, wenn man denkt, wie stark der Kartäuserorden auf die Abgeschiedenheit ihrer Mönche achteten.Sie waren ja immer in ihrer Zelle untergebracht, hatten einen eigenen kleinen, abgeschiedenen Garten für sich und die Zelle war so konstruiert, dass das Essen ausgeteilt werden konnte, ohne dass der Mönch jemanden zu Gesicht bekam- schön zu sehen in der Kartause Buxheim. Der Prior durfte sein Kloster eigentlich nur verlassen, wenn er sich zum Generalkapitel begeben musste oder sich um die wirtschaftlichen Angelegenheiten seines Klosters kümmern musste oder als Visitator im Dienst des Ordens unterwegs war.

Das zeigt aber drei Dinge, einmal war der Orden in der Auslegung der Regeln sehr flexibel und passte sich an Anforderungen immer gut an.Die Kartäuser waren von den Stiftern wegen ihres Rufes und des Ansehens, dass der Orden in dieser Zeit genoss und dass sich die württembergischen Grafen viel von den Kartäusern für die Reform der Klöster in Württemberg erhofften und die Berufung durch den Papst unterstreicht auch das Ansehen, das die Oberen des Kartäuserordens genossen.

Weiterer Prioren in Güterstein waren auch Antonius. 1523 war Benedikt Eichel Prior in Güterstein. Zuvor übte er dieses Amt Würzburg und  Astheim, dann Buxheim aus. Seine letzte Station war Güterstein. Thilemann Mosenus war der letzte Gütersteiner Prior. Als das Kloster aufgehoben wurde, ging er nach Buxheim. Dort wurde er ebenfalls Prior. Eichel und Mosenus waren jeweils auch im Definitorium des Ordens vertreten. Es besteht aus acht gewählten Mitgliedern und dem “reverendus Pater”, das ist der Prior der

Großen Kartause und entscheidet über “Personen und Häuser”,wie es heute in den Statuten steht (Buch 4, Kap. 31)

Kartausen haben keine Äbte, sondern nur Prioren., da sich das mit der Demut der Kartäuser nicht verträgt. Der Prior trägt auch kein Zeichen seiner Würde, da das Amt als Bürde und Aufgabe gesehen wird und nicht als Ausdruck seiner Macht. Er ist verpflichtet, in den Grenzen seiner Kartause zu bleiben. Ausnahmen gelten eigentlich nur, wenn er sich zum Generalkapitel begeben muss oder wenn er sich um  wirtschaftliche Angelegenheiten seiner Kartause kümmern muss, die ihn mehr und mehr zwingt, diese zu verlassen.

Er wird gewählt von den Mitgliedern der Kartause, wobei nur die Mönche das Wahlrecht haben. Novizen und Laienbrüder sind ausgeschlossen. Der Kandidat muss seine Profess schon mindestens seit drei Jahren abgelegt haben und ein Mindestalter von 25 Jahren haben.Gewählt werden kann jeder aus jeder Kartause, außer der Prior des Gesamtordens. Der neugewählte Prior muss zur Großen Kartause, wo er bestätigt wird, oder falls das nicht stattfindet durch einen Kandidaten ihrer Wahl ersetzt wird. Der Prior vertritt seine Gemeinschaft während der Sitzung des Generalkapitels. Innerhalb seiner Kartause ist er vor allem für die Disziplin seines Klosters verantwortlich. Er verkörpert die Ordensregel. Der Prior leitet die Novizen an, nimmt die Beichte ab. Deshalb muss er auch Priester sein. Er führt die Mitglieder seiner Gemeinschaft auf ihrem kontemplativen Weg und hilft ihnen Schwierigkeiten zu überwinden. Der Prior muss die Zustimmung zur Profess eines Novizen geben,da nur er die erforderliche Autorität hat, die Reife eines Kandidaten einzuschätzen. Ein wichtiges Instrument des Kartäuserordens ist die Visitation. Jedes Kloster wird in einem Turnus von zwei Jahren vom Visitator und einem Kovisitator besichtigt. Es werden Visitationsprotokolle erstellt, die vor der Sitzung des Generalkapitels an

die Große Kartause geschickt werden. Der Visitator hat zu überprüfen, ob die Normen des Ordens in den Gemeinschaften eingehalten werden eingehalten werden. Bei Regelverstößen kann er Strafen verhängen. Das kann bis zur Absetzung eines Priors gehen.

Auch die Wirtschaftslage eines Klosters wird überprüft. Der Visitator muss auch ein Netzwerk innerhalb seiner Provinz etablieren. Zum Visitator kann jeder Prior aus jeder Gemeinschaft gewählt werden. Wenn ein Kloster den Visitator stellt, strahlt das natürlich

immer auf das einzelne Kloster ab. Güterstein stellte in der relativ kurzen Zeit seines Bestehens drei Visitatoren, oben wurde schon Albrecht Hummel genannt, der das Amt des Visitator für 4 Jahre ausübte. In den Jahren 1523 und 1525 gab es nochmals Visitatoren aus Güterstein, diesmal jeweils für ein Jahr, nämlich erst Benedikt Eichel dann Thilemann Mosenus.

Die Funktion des Priors und der Visitation wurde hier ausführlicher dargestellt, da sie sich doch von anderen Orden unterscheidet, aber für andere Kartausen, z. B. Buxheim natürlich volle Gültigkeit hatte. (siehe dazu Blogbeitrag)

Die neue Kartause sollte auch für das Gedächtnis der Stifter, der “Memoria” sorgen, also für das dauerhafte Totengedenken in Messen und Gebeten für die Stifter. Mit der Stiftung verbunden war eben die Hoffnung verbunden,das ungewisse Los des Gebenden

im Jenseits zum möglichst Positiven zu wenden.  Das Totengedenken für die Klosterangehörigen der Kartäuser war sehr umfassend. So musste nach dem Tod eines Mönches 30 Tage lang eine Messe gelesen werden. Bei dieser Messe sollte jeder Priestermönch

50 Psalmen und jeder Laie 150 Vaterunser beten. Die Statuten legten ausdrücklich fest, dass das auch für Laien gelten sollte. “Nihil pro monacho plus quam per laico”. Der Orden erhielt speziell für das Totengedenken so viele Stiftungen, dass das Totengedenken für

die Stifter bald auch extra in den Statuten festgelegt werden musste. Allmählich konnten  sich außerhalb der Ordensgemeinschaft stehende “extranei” verdiente Wohltäter bald dasselbe Gebetsgedenken verschaffen wie für die Klosterangehörigen.

Besonders intensiv war das Totengedenken, wenn die Wohltäter im Kloster oder sogar in der Kirche bestattet wurde.

Das Kloster war als Grablege für das Grafenhaus vorgesehen. Schneller als das wohl geplant war, musste dieser Aspekt des Stiftungszweckes erfüllt werden.

1443 wurde in Güterstein Ludwigs  neugeborener Sohn Andreas, der kurz nach der Geburt starb, bestattet. aber auch der Vater Ludwig starb früh, nämlich 1450 an der Pest. Auch er fand seine Ruhestätte in der Kartause. Der älteste Sohn, Ludwig II. starb auch sehr jung. Schließlich wurde auch die Gemahlin von Ludwig I. , Mechthild von der Pfalz nach ihrem Tod 1482 an der Seite ihres Mannes bestattet. Auch Prinzessin Anna, die Tochter Herzog Ulrichs,  wurde nach ihrem Pesttod 1530 in Güterstein beigesetzt.

Ludwigs 2. Sohn Eberhard zeigte seine starke Bindung an Güterstein, als er vor seiner Pilgerreise nach Jerusalem im Mai 1468 sein Testament bei den Kartäusern in Güterstein hinterlegte und sich dort vor der Abreise seinen Reisesegen holte.

Die Kartause hatte viele Stiftungen erhalten. Um 1525 wurde das Einkommen des Klosters auf 1400 Gulden geschätzt.Das Kloster durfte zwar selbst keine Seelsorge ausüben. Es hatte aber viele Patronatsrechte inne und konnte so durch die

Besetzung von Pfarrstellen in der Umgebung des Klosters einen großen Einfluss ausüben.

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Werfen wir nun einen Blick auf die Gütersteiner Bibliothek. Ihr Bestand ist im Gütersteiner Bücherkatalog aufgelistet, der sich heut in der Württembergischen Landesbibliothek unter der Signatur Codex theologicus und philosophicus 4°78  befindet.

Der Codex ist wohl von zwei Schreibern während der Amtszeit des ersten Gütersteiner Priors Konrad verfasst worden. Er ist wohl nicht als “klassischer” Bücherkatalog und als Bestandsnachweis verfasst worden, sondern diente wohl eher dazu,

Schenkungen festzuhalten. 13 Personen sind als Schenker aufgeführt. Die Bücherliste wie man sie wohl korrekter nennen sollte verzeichnet Bibelausgaben, Exegese, Predigten und Schultexte. Der Bestand ist vergleichbar mit den Bibliotheken in

Buxheim, Aggsbach und Schnals. Er verzeichnet wohl die Gründungsausstattung des Hauses. Bis zur Auflösung Gütersteins ist er erheblich angewachsen. Bei den Bücherschenkern handelt es sich um Personen mit meist universitärer Bildung, überwiegend

Geistliche.

Natürlich haben auch Gütersteiner Mönche Bücher geschrieben. So gibt es zwei libelli, die in der Bücherliste genannt werden. Sie haben Traktate des Nikolaus von Dinkelsbühl zum Inhalt. Namentlich ist als Schreiber  Johannes von Messkirch auszumachen.

Von ihm stehen heute zwei Handschriften in der Bayrischen Staatsbibliothek in München. Diese Handschrift scheint in Güterstein sehr geschätzt gewesen zu sein, denn die Mönche nahmen sie nach buxheim mit, als sie Güterstein verlassen mussten.

Ein Großteil der Handschriften die, in Güterstein entstanden sind, stammt aus der Amtszeit Konrads. “Geistlichen Gespräch zwischen einer Fürstin und einer Krämerin” wurde 1447 in Güterstein niedergeschrieben.

Eine weitere wichtige Quelle ist für Güterstein vorhanden, nämlich das Gütersteiner Anniversar, ebenfalls in der Württembergischen Landesbibliothek verwahrt. Diese Handschrift ist ebenfalls nach der Gründung der Kartause Güterstein entstanden und dürfte um 1560-1565 angelegt worden sein, da bis dahin eingetragene Jahrtage in chronologisch falscher Reihung erscheinen und erst dann chronologisch korrekt werden, was den Schluss nahelegt, das ab dem Datum, an dem die Einträge korrekt werden, der terminus post quem liegen muss. Das Ende der Laufzeit liegt wohl im Jahr 1533. Zwei Jahre danach werden die Mönche aus Güterstein vertrieben. Das Anniversar nennt eine Vielzahl von Wohltätern

des Klosters und die beiden Quellen lassen sich gut abgleichen. Das Gütersteiner Anniversar führt die Wohltäter nicht alphabetisch wie z. B. Freiburg auf, sondern nach Ständen (sacerdotes, obiles, laiici). Die Mönche werden nach Prioren, Professmönchen,

Konversen, Redditen und Donaten aufgeführt. Im Gütersteiner Anniversar befinden sich etwa 340 Personen, 80 Kartäuser, 10 Benediktiner und etwa 250 Wohltäter.

Roland Deigendesch wertet diese Quelle in seinem Aufsatz “Memoria bei den Kartäusern-Auswertungsmöglichkeit  kartäuser Memorialquellen am Beispiel des Gütersteiner Anniversars 15-16.Jahrhunderts” (Bücher, Bibliotheken und Schriftkultur der Kartäuser Festgabe zum 65. Geburtstag von Edward Potkowski S. 269-287) aus und zieht Rückschlüsse auf die Größe des Konvents. Er gibt für die Jahre vor 1470 eine Konventsstärke von 19 Mitgliedern an,1471-1500 50 und für die Jahre nach 1501 61.

In Güterstein war auch volkssprachliches Schrifttum entstanden so das 1447 niedergeschriebene“Geistlichen Gespräch zwischen einer Fürstin und einer Krämerin”  Es gibt deutsche Heiligenleben und ein gedrucktes Rosenkranzgebet. Diese Bücher zielten darauf ab, gelehrte theologische Inhalte einem Laienpublikum nahezubringen. In Güterstein hatte auch Johannes Mickel seinen Lebensabend verbracht Der ehemalige Augsburger Benediktiner und Prior trat 1482 in die Kartause Buxheim ein. Er starb 1508 in Güterstein.

Er hatte den Traktat "Alphabetum divini amoris" ins Deutsche übertragen (1493 in Memmingen gedruckt). Ebenfalls seine letzten Lebensjahre verbrachte Dr. med. Thomas Finck in Güterstein. Nach dem Tod seiner Ehefrau trat er 1486 in das Benediktinerkloster Blaubeuren ein. Dort schrieb er das Büchlein über die Sieben Tagzeiten, das vor allem für die Nonnenseelsorge gedacht war. Er war einer der bedeutendsten volkssprachigen Schriftsteller Südwestdeutschlands.Zwischen 1506 und 1505 trat er in den Kartäuserorden ein.1515 vertrat er die Kartause Güterstein in einem Rechtsstreit. Er ist 1523  verstorben.

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Oben wurde auf den guten Draht hingewiesen, den Eberhard im Barte zu Kloster Güterstein hatte. Aber kirchenpolitisch setzte er etwas andere Akzente. 1477 holte er die Brüder vom Gemeinsamen Leben nach Württemberg. Die Kartäuser betrieben ja keine Seelsorge, die Brüder vom gemeinsamen Leben sehr wohl. Sie sollten seelsorgerlich auf das Volk einwirken. 1477 gründete Eberhard auch die Universität Tübingen. Er verlegte das Chorherrenstift in Sindelfingen nach Tübingen. Acht der zehn ehemaligen Stiftsherren lehrten dann an der Universität Tübingen, darunter Johannes Vergenhans nach humanistischer Sitte nannte er sich Johannes Nauclerus. Er war der erste Rektor der Tübinger Universität.

In Urach übertrag Eberhard die Kirche St. Amandus an die die Brüder vom Gemeinsamen Leben. Probst wurde 1479 Gabriel Biel,vorher Probst des Brüderhauses St. Markus in Butzbach. Biel war Gründungsmitglied der Universität Tübingen und übernahm dort den

Lehrstuhl der via moderna.Ebenfalls aus Butzbach kam Wendelin Steinbach nach Urach. Er war ein Schüler von Biel, promovierte in Tübingen zum Doktor der Theologie. Er war sechs mal Rektor der Uni Tübingen und Beichtvater Herzog Eberhards.

Dies alles führte dazu, dass Güterstein nicht mehr die so bestimmende Rolle im kirchlichen Leben Württembergs und bei den Reformen der württembergischen Klöster spielte. Innerhalb des Kartäuserordens hatte das Kloster aber nach wie vor eine bedeutende Stellung inne.

Vor der Reformation hatte 20 Religiosenzellen und nochmals 10 für Laienbrüder. Wie oben gezeigt stellte Güterstein immer wieder  Visitatoren und war auch im Definitorenkollegium vertreten.

1534 wurde in Württemberg die Reformation eingeführt und als Folge davon 1535 die Mönche aus Güterstein vertrieben. 17 gingen nach Buxheim, unter ihnen Thilemann Mosenus, der dann in Buxheim Prior wurde. Zurückgeblieben waren nur wenige kranke Knechte und der Prokurator Johannes Frey, der für die Gütersteiner Klosterökonomie zuständig war. Dieser trat zum lutherischen Glauben über. 1538 wurde er erster evangelischer Pfarrer in Metzingen.

Nach dem Sieg Kaiser Karls V. über den Schmalkaldischen Bund und dem danach stattfindenden Reichstag 1548 in Augsburg schien es kurze Zeit so, als ob das Kloster zu neuem Leben erweckt werden könne. Restitutionsversuche 1550/51 blieben ohne Erfolg.

Kloster Zwiefalten und  der Visitator der niederdeutschen Kartäuserpovinz Dietrich Loher verhandelten zäh mit dem württembergischen Herzog Christoph um eine Rückgabe und um Entschädigungen. Dieser ließ aber gleichzeitig vollendete Tatsachen schaffen.

Die Kartause wurde bis auf die Grundmauern abgetragen. Die Gebeine von Christophs Vorfahren, soweit sie noch aufzufinden waren,sowie die Grabmahle wurden nach Tübingen in die Stiftskirche verbracht. So befindet sich dort heute das Grabbild Mechthilds

von der Pfalz, das Hans Multscher zugeschrieben wird. Nur noch ein Gedenkstein erinnert an das Kloster

1710-1715 ließ HerzogEberhard Ludwig durch den Ulmer Glockengießer Theodosius Ernst ein bemerkenswertes Wasserhebewerk zur Versorgung des Gestütshofes St. Johann errichten, was durchaus ein Vorläufer der Albwasserversorgung ist.

In Urach hat sich noch ein Pfleghof der Kartause erhalten.

Kloster Güterstein

10 Okt 2015