Klöster in Frankreich,Schwerpunkt Elsass

Kloster Maursmünster (Marmoutier)

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Das Kloster geht auf iro-schottische Mönche zurück und wurde wohl um 590 von dem Wandermönch Leobard (+um 618), einem Schüler des Kolumban des Jüngeren von Luxeil ( um 542-615 ?) und

dem Frankenkönig Childebert II. (um 570-596) gegründet. Childebert schenkte Leobard eine beträchtliche Menge Land, das damals noch öde lag.

Um 656 gehörte es zum Bistum Metz und wurde mit Königsgut ausgestattet.Es war ein Reichskloster.

Um 728 reformierte Pirmin mehrere elsässische Klöster und gab ihnen die benediktinische Regel. Er galt als Vorgänger des Reichsabtes Benedikt von Aniane (vor 750-821)

In der Zeit war Maurus Abt, der ab 724 greifbar wir und nach dem das Kloster benannt ist. Deshalb gilt er auch als Gründer von Maursmünster.

(Alle Angaben zu den Äbten nach L.G.Glöckler, Die Geschichte des Bistums Straßburg, Straßburg 1880 2. Bd. Maursmünster S.224 ff.)  Abt Maurus verstarb im Jahre 761. Auf ihn folgten die Äbte Reinhard I, Heinrich, Matthias, Christoph

814 setzt Kaiser Ludwig der Fromme (814-840) Benedikt von Aniane als Abt in Maursmünster ein. Benedikt sorgte dafür, dass die benediktinische Regel in allen Klöstern des Reiches galt.

Schon unter Abt Maurus brannte das Kloster ab. 827 brannten Gebäude und Archive zum zweiten Mal. Bei dem Brand ging auch die für das Kloster wichtige Schenkungsurkunde von

Theoderich IV. (nach 711-737) verloren. Abt Celsus fertigte 828 eine Schenkungsurkunde aus dem Gedächtnis an und auch ein Güterverzeichnis der Abtei.

Die heute noch vorhandene Urkunde aus dem 12. Jahrhundert ist wohl eine Fälschung. da sie aber aus der echten Celsus Urkunde abgeschrieben ist, gibt sie doch einen insgesamt stimmenden Überblick über den Güterbesitz von Maursmünster,

Abt Celsus wandte sich an Kaiser Ludwig, der den Bischof von Metz, seinen Halbbruder Drogo (823-855) beauftragte, die Kirche von Maursmünster wieder aufzubauen. Er tat das, unterwarf aber Kloster Maursmünster seiner Oberherrschaft.

Die Lehenshoheit blieb nun bis 1680 bei den Bischöfen von Metz. Die Bischöfe von Metz vergaben aber Grundbesitz der Abtei an den elsässischen Adel, was dazu führte, dass der Besitz der Abtei schmolz. Die Herren von Geroldseck am Wasichen wurden mit der

Klostervogtei belehnt.Otto II. von Geroldseck wurde der erste Vogt von Marmoutier.  Er erbaute die Burg Großgeroldseck wohl auf Klosterbesitz. Die Herren von Geroldseck hatten die Herrschaft Geroldseck bis gegen 1390 inne

Abt Celsus verstarb 853. Der Abtstuhl blieb dann drei Jahre unbesetzt. Es folgt Abt Dietrich I., der 865 verstarb. Sein Nachfolger Alexander I. starb schon ein Jahr später im Jahr 866. Auf ihn folgte Abt Philipp I.

Er verstarb 872. Sein Nachfolger wurde Abt Andreas (+ 890) gefolgt von Abt Wendelin + 893. Dann folgte Abt Landeloch I + 930) der in untenstehender Urkunde erwähnt ist.

Ein Volmarus, Graf zu Saarburg und seine Gattin Bercha erscheinen in einer Urkunde und werden mit dem Vermerk genannt, dass sie Kloster Maursmünster unter Abt Landeloch viel gegeben haben. das ist die urkundliche Erwähnung des 3. Abtes von Maursmünster.

(Jahrbuch der lothringischen Geschichte und Altertumskunde 7. Jahrgang 1895 S. 84)

Abt  Oswald folgte und verstarb 960. Etwas mehr Informationen hat man zu seinem Nachfolger Abt Franz I. Er vergab benachbarten Adeligen Güter der Abtei zum Lehen.

In der Grafschaft Dagsburg stiftetet ein Graf Ludwig von Dagsburg (ca. 940- ca.980) im Jahre 966 in St. Quirin in den Vogesen eine Priorei. Abt Franz schickte dazu eine Kolonie Mönche.

Die Priorei wurde 1052 mit Kloster Maursmünster verbunden. 1052 bestätigte Papst Leo IX. (1049-1054) die Gründung des Klosters St. Quirin.

“Papst Leo IX. bestätigt die Gründung des Klosters St-Quirin (in Lothringen durch seinen Großvater Ludwig von Dagsburg (D. Toul) und dessen Unterstellung unter die Abtei Maursmünster”. Leo IX. – RI III,5,2 n. †949

Abt Franz starb 981 an der Pest.

Auf ihn folgte Abt Landeloch II. Er verstarb im Jahr 1000.

Auf ihn folgte Abt Adelo + 1000, Godin + 1049  und Abt Lambert + 1073.

Auf ihn folgte Abt Richwin. Kloster Maursmünster erlebte nun eine Phase eines wirtschaftlichen Wiederaufschwungs.

Dieser Aufschwung erfolgte in einer für das 12. Jahrhundert typischen Form. Materielle, administrative und spirituelle Faktoren griffen ineinander.

Die Lebensgrundlagen besserten sich durch einen demographischen und wirtschaftlichen Aufschwung. Die Äbte sorgten durch eine Reformierung der Güterverwaltung für eine Mehrung der Erträge.

Dies wurde unterstützt durch eine Neuordnung der Rechte und Pflichten der Abtei  gegenüber ihren Familiaren, Ministerialen und Vögten.

Die vita religiosa wurde gestärkt durch die Impulse der benediktinischen Reformbewegung

Abt Richwin gründete 1115 in Sindelsberg ein Frauenkloster. Dort hatte Sindenus, ein Schüler des Klostergründer Leobards gelebt.

Richwin machte mit Bertha, der magistra des Kloster Sindelberg einen Gütertausch. (Regesten der Bischöfe von Straßburg 406)

Richwin wurde dann Abt in Kloster Neuweiler. In Maursmünster folgte ihm Abt Reinhard II + 1122.

Sein Nachfolger war Abt Adelo II., der aus Kloster Gorze kam. Kloster Gorze hatte mit der Klosterreform von Gorze im 10. und 11. Jahrhundert eine bedeutende Reformbewegung der Klöster begründet

und war für den lothringischen Teil das Zentrum der Reformbewegungen. Im Reich wurde die Reichsabtei St. Maximin in Trier der Motor der Reformbewegung. Nach Abebben der ersten Reformwelle

entstand in Gorze eine junggorzische Reformbewegung, die Teile der alten Reform von Gorze mit Elementen der Reform von Cluny mischte.

Abt Adelo dürfte von dieser zweiten Reformwelle beeinflusst gewesen sein. er schaffte 1117 die dreitägigen Frondienste der servilen Klosterleute ab aus der Einsicht heraus, dass nur die freie Arbeit nutzbringend sei und

ersetzte sie durch mässige Geldabgaben, die dazu dienen sollten, den Boden durch Tagelöhner bebauen zu lassen. Das bewirkte, dass sich alle Klosteruntertanen in gleichen Verhältnissen befanden.

In Maursmünster zeigte sich das auch an den großen Bauprojekten der Abtei.Zwischen 1120 und 1140, also zum großen Teil in der Regierungszeit von Abt Adelo (1122-1132) erfolgte der Bau der romanischen Kirche.

In seiner Regierungszeit war in Metz Stephan von Bar (1120-1163)Bischof in Metz. Er erstattete 1125 der Abtei  Maursmünster verlehnten und entfremdeten Besitz zurück

Er förderte als weltliches Oberhaupt des Klosters Maursmünster dessen wirtschaftlichen Aufschwung.

Auf Abt Adelo folgte Abt Meinhard (1132-1146). Er kam aus Kloster Hirsau. Er veranlasste neben einem Güter-und Einkünfteverzeichnis des Klosters das Hofrecht, eine schriftliche Fixierung der Rechte des Klosters und seiner Hörigen

um ihnen wegen der menschlichen Vergesslichkeit eine dauerhafte Sicherung zu gewährleisten.

In Meinhards Amtszeit fiel auch der Anschluss an die Reformbewegung von St. Blasien. Der Besuch des päpstlichen Legaten Kardinal Theodwin fand 1137 statt.

Theodwin hatte stammte aus Schwaben. Er war  Prior in Maursmünster. Um 1125 wurde er zum Abt von Gorze erhoben. Papst Innozenz II. (1130-1143) erhob ihn 1134 zum Kardinal und päpstlichen Legaten.

1137 besuchte er die Abtei Maursmünster und weihte die Kirche von Sindelsberg.

Abt Meinhard erhielt 1139 vom Straßburger Bischof Gebhard von Urach (1131-1141) ein Stück vom Heiligen Kreuz,das ihm ein Stiftsherr aus Jerusalem verehrt hatte. Dieses Partikel wurde an den Festen Kreuzauffindung und  Kreuzerhöhung in der Abteikirche öffentlich

Bei Waldhof errichte Abt Meinhard eine Wallfahrtskapelle zu Ehren des Heiligen Gallu. Kardinal Theodwin weihte diese Kapelle 1143 bei seinem Elsassbesuch in Gegenwart von Abt Meinhard ein.

verehrt. Unter Abt Meinhard wurde n die Besitzungen der Abtei unter den Schutz des Papstes gestellt.

1144 wurde eine Forstordnung für das Kloster erlassen, die besagte, dass nicht mehr Holz geschlagen werde, als nachwächst. Dies wird gemeinhin als erste Formulierung einer Nachhaltigkeit angesehen.

Abt Meinhard verstarb 1146.

Sein Nachfolger war Abt Anselm (1146-1154). Er stellte für das Kloster Sindelberg eine Urkundensammlung zusammen. Aus seiner Zeit gibt es auch eine Charta, die vieles über die Besitzungen der Abtei enthält.

Auf Abt Anselm folgte Abt Konrad II., der 1163 verstarb. Er schloss einen Vertrag mit dem Klostervogt Otto II. von Geroldseck (*1075-nach 1127)ab. Der Abt war Territorialherr. Der Vogt saß auf Schloss Geroldseck und hielt dreimal jährlich Gericht.

Er wurde unterstützt vom Schultheiss, der die Gerichtsbarkeit in den Dörfern ausübte.Auch setzte er die Heimburger ein, Das waren dörfliche Amtsträger, die das Gemeindevermögen verwalteten und er entschied über die Nutzung der Allmende.

Auch setzte er die Bannwarte, die Förster und dergleichen ein. Den Kriegsdienst besorgten Barone, die Vasallen der Abtei waren. Im Mittelalter waren es 24 Barone. 1620 war die Zahl auf 12 gesunken.

Am 8. Juli 1163 nahm Kaiser Friedrich Barbarossa (1147-1152 König, dann Kaiser bis 1192) Kloster Maursmünster unter Abt Konrad und auf Bitten des Bischofs von Metz  Dietrich III. von Bar (1164 – 1171) mit all seinen Rechten und Besitzungen in seinen Schutz und bestätigt ihm die urkundlichen Verleihungen von seiten Dietrichs und dessen Vorgängers Stephan. Friedrich I. – RI IV,2,2 n. 1212 Beide Kirchenfürsten hatten dem Kloster Privilegien erteilt, die urkundlich belegbar sind.

Auf Abt Konrad folgte Ulrich und dann Abt Werner.

Abt Werner schloss mit dem Hochstift Straßburg einen Gütertausch ab. Das Stift tauschte einen  an der Nordseite des Schlosses  Barr gelegenen Felsen gegen eine Hufe in Gündesheim ein. Das ermöglichte  dem Straßburger Bischof

Rudolf von Rothweil (1162–1179) den Bau von Schloss Hoh-Barr über Saverne, um das Zorntal und den Weg über die Vogesen zu kontrollieren.

Auf Werner folgten die Äbte Otto, Alexander II., Rudolf und Godfried II, über die wir nichts Zuverlässiges wissen. Von Godfried ist das Todesjahr 1253 überliefert.

Auf ihn folgte Abt Johann I. +1288.  Er hatte große Probleme mit den Vögten von Maursmünster. Die Vogtei lag immer noch in Händen der Herren von Geroldseck am Wasichen. Während der Regierung von Abt Johannes war Simon I. von Geroldseck

Vogt von Kloster Maursmünster. Nach Glöckler beraubten die Vögte die Abtei anstatt sie zu schützen. S.230.

Es folgten die Äbte Konrad III. + 1301, Bernard II. + 1323, Johann II.  + 1348, Walraff Baron von Geroldseck + 1379, Oswald II. von Winterthur + 1389, Jakob I. + 1394, Arnold +1407,Johann III: + 1415, Konrad von Steinbach + 1435,.

Abt Konrad ließ die Kapelle zum Heiligen Gallus s.o. 1420 restaurieren.

Abt Caspar I. von Stollhofen + 1458, folgte auf Abt. Konrad. Nächster Abt war Adam Speckmoser + 1463, Reinhard II. Knobloch + 1468.

In dieser Zeit verlegte sich die Abtei Maursmünster auf den Buchdruck. Nach Glöckler S. 230 war Konrad von Schweinheim Mönch in Maursmünster. Er war wie Arnold Pannarz ein Inkunabeldrucker. Beide brachten die

Technik des Buchdrucks mit beweglichen Lettern nach Italien. Papst Sixtus IV. (1471-1484) hatte nach  Glöckler Konrad von Schweinheim nach Rom angefordert.

Unter Abt Dietrich von Kürneck (1446 1517 ) war die Abtei mit 6000 Gulden verschuldet, das sind ungefähr 4.327.378,00 €, und war so verarmt, dass sich niemand mehr als Mönch aufnehmen ließ.

Abt Heinrich von Witten (1517-1519) trat 1517 der Bursfelder Kongregation bei. Abt Johannes Hagen vom Kloster Bursfelde gilt als Gründer der Bursfelder Kongregation. 1446 fand das erste Generalkapitel der neuen Kongregation statt.

1446 fand auch die Anerkennung der Kongregation durch das Konzil von Basel statt. 1500 gehörten der Kongregation 79 Klöster an. In den nächsten drei Jahrzehnten wuchs die Zahl auf 95 an.

Die Klöster verpflichteten sich, die Bursfelder Auslegung der Benediktsregel für den Klosteralltag (Consuetudo) in ihrem Kloster umzusetzen und ebenso die Liturgie und Lebensgewohnheiten Bursfeldes zu übernehmen. Das führte dazu, dass der Abt viele seiner Rechte an die Kongregation abgab und nicht mehr vollkommen eigenmächtig im Kloster walten konnte – so auch etwa bei finanziellen Belangen, wo das Kapitel der der Kongregation ein Einspruchsrecht bei Verkäufen hatte. Im Gegenzug konnte jedes Mitgliedskloster, das in finanzielle oder rechtliche Schwierigkeiten gelangt war, mit der Unterstützung des Generalkapitels rechnen. Ein weiterer Vorteil der Mitgliedschaft war, dass dadurch die Abhängigkeit vom Bischof oder Landesherren, unter der die Benediktinerklöster jahrhundertelang standen, stark reduziert werden konnte. Die jährlich in jedem der Kongregation angehörenden Kloster stattfindenden Visitationen durch Äbte anderer Klöster sollten garantieren, dass der Geist der Reform nicht verfehlt wurde. Den ebenfalls jährlich abgehaltenen Generalkapiteln der Union, an denen alle Äbte der Reformklöster teilnehmen mussten, wurden die Berichte der Visitatoren vorgelegt. Den Beschlüssen der Generalkapitel hatten die Mitgliedsklöster strikt zu folgen.

Abt Heinrich stammte aus der freiherrlich gräflichen Familie Wiiten  am Rhein. Abt Heinrich verstarb schon zwei Jahre nach dem Beitritt zur Kongregation.

Zur Zeit der Reformation herrschte in Lothringen Herzog Anton der Gute (1509-1544). Er war ein Gegner der lutherischen Bewegung und sorgte dafür, dass Lothringen katholisch blieb. So wurde auch Kloster Maursmünster nicht von der Reformation erfasst.

Auf Abt Heinrich folgte Abt Franz II. (1519-1521). Sein Nachfolger wurde  Caspar II. Rieggert von Villingen (1521-1557) Während seiner Regierung brach der Bauernsaufstand auch im Elsass aus.

Erasmus Gerber, ein Handwerker aus Molsheim war eine charismatische Figur, evangelisch gesonnen. Ihm gelang es, die  elsässischen Bauernhaufen zu gemeinsamem Vorgehen unter seiner Führung zu verbinden. Ebenso versuchte er eine feste Organisation der Bauernschaft, die in wöchentlichem Turnus sich beim Heere, das im Kloster Maursmünster lagerte, ablösen sollte. Sein Standort wechselte zwischen Altdorf, Maursmünster, Molsheim und zuletzt der bischöflichen Residenzstadt Zabern.

Abt Caspar wurde von den aufständischen Bauern gefangen genommen, konnte aber entfliehen und entkam nach Saarburg. Die Abtei wurde besetzt, alles zerschlagen, die Reliquien aus ihren Scheinen gerissen und in der Kirche verstreut.

Die Bücher und Manuskripte wurden zum Heizen der Öfen benutzt.. Herzog Anton der Gute stellte sich den Bauern entgegen Am 18. Mai 1525 kam es zur Schlacht bei Zabern, der wohl blutigsten Schlacht des ganzen Bauernkriegs. Bis zu 25.000 Bauern verloren ihr Leben . Erasmus Gerber war gefangen genommen und hingerichtet worden.

Herzog Anton zog nach Maursmünster und konnte eine Brandschatzung im letzten Moment verhindern. Er setzte den Schultheißen von Maursmünster, der den Bauern Treue geschworen hatte, ab. Er ließ die Kirche reinigen und feierte dann das Messopfer.

Er zog weiter nach Scherweiler, wo er den Bauern die letzte Niederlage beibrachte.

Abt Caspar borgte Geld zum Wiederaufbau seines Klosters. Er verstarb 1557

Sein Nachfolger wurde Abt Johann IV.Pistorius (1557-1567). Er restaurierte das Kloster samt Kirche.

Auf ihn folgte  Georg Hutzlin + 1572., gefolgt von Abt Gisbert Agricola + 1585. Er stammte aus Saaralben. Er baute Kloster Sindelberg wieder auf,, das von den Bauern im Bauernkrieg niedergebrannt worden war.

Er hatte auch die Erlaubnis bekommen, andrer Leute ehrliche Kinder ins Kloster aufzunehmen, falls er keine Adligen finde.

Sein Nachfolger wurde Abt Jacob II. Schreyer + 1599.

Auf ihn folgte Abt Friedrich Schwarz + 1633.In seiner Regierungszeit brach der Dreißigjährige Krieg aus. 1618-1648. Obwohl Süddeutschland im Wesentlichen erst nach der Landung der Schweden stark in den Krieg verwickelt wurde,

traf die Anfangsphase  der böhmisch-pfälzische Krieg auch das Elsass. Graf Ernst zu Mansfeld (* 1580-1626) zog schon 1618 nach Prag  zur Unterstützung der evangelischen Stände, die sich gegen die habsburgische Landesherrschaft erhoben hatten.

Ab 1621 stand er im Dienst des geächteten und vertriebenen Pfalzgrafen Friedrich V. (1610-1623). Er sollte ihn im Kampf um sein Stammland die Kurpfalz unterstützen und stand so gegen den Kaiser und seine Verbündeten. Den Winter verbrachte er

mit seinem Heer, das er aus dem Lande leben ließ und mit Kriegsbeute ständig verstärkte, im Elsass. Die mansfeldischen Truppen richteten überall schwere Verheerungen an. Graf Ernst belagerte Zabern und ließ es beschiessen, was zu einer großen Fluchtwelle der Landbevölkerung führte.

Graf Mansfeld nahm die Abtei Maursmünster ein. Dorthin hatten sich die Bauern aus der Umgebung geflüchtet und leisteten verzweifelten Widerstand. Die von der Abtei abhängigen Dörfer wurden geplündert, mehrere in Schutt und Asche gelegt.

Auf Abt Friedrich folgte Abt Jakob III. Diebolder. Er regierte nur von 1633-1638. Sein Nachfolger wurde Abt Wolfgang Lehner + 1678..

Ab 1633 begann die Expansion Frankreichs ins Elsass. Nach und nach übernahm es teils durch Verträge, teils durch Expansion die Landesherrschaft in den meisten elsässischen Regionen. 1635 trat Frankreich offiziell in den Dreißigjährigen Krieg ein.

Frankreich unterstützte den protestantischen Fürsten Bernhard von Weimar (1604-1639). Dieser nahm ab 1638 Teile des Elsass in Besitz, das ihm auch bei den Verhandlungen mi Frankreich zugesagt worden war, in Besutz. Nach seinem Tod 1639 übernahm Frankreich seine Truppen und die von ihm besetzten Gebiete..

Im Westfälischen Frieden von 1648 trat Habsburg alle seine elsässischen Besitzungen und Rechte ab. Ebenso trat Habsburg im Namen des Reiches im Elsass ab.

Nachfolger von Abt Wolfgang wurde Abt Gregor Vogel +1702 Auf ihn folgte Abt Anselm II. Moser. +  1734. Dieser Abt war dem Konvent von der französischen Regierung  vorgesetzt worden. Der Konvent wollte Edmund Herb als Abt.. Dieser wurde aber ins Kloster Ebreuil verbannt..

Unterstütz wurde Abt Anselm vom Straßburger Bischof Armand Gaston Maximilian de Rohan-Soubise (1704-1749) Dieser war vom französischen König Ludwig XIV. als erst 16-jähriger für Amt des Straßburger Bischofs vorgesehen,  um die neue Provinz zu rekatholisieren und den französischen Einfluss

zu stärken.. Außerdem musste die Abtei 84.000 Franken bezahlen. 1734 kehrte Edmund Herb nach Maursmünster zurück und regierte noch bis 1742.

Sein Nachfolger wurde Abt  Placidus Schweighäuser. Er verschaffte der Abtei ein neues Einkommen. In St. Quirin hatte Kloster Maursmünster ein Priorat, das aber im 30.jährigen Krieg

zerstört wurde. Im 17. Jahrhundert wurde es wieder aufgebaut. Abt Placidus betrieb dort eine Glasfabrik, die sehr profitabel arbeitete.  Als das Geschäft blühte, wurde dem Kloster die Fabrik mit Parlamentsbeschluss weg genommen.

Die Abtei widmete sich der Pflege von Kunst und Wissenschaften und sie betreute die umliegenden Dörfer seelsorgerisch.

1789 brach in Frankreich die Revolution aus. In deren weiteren Verlauf wurden 1790 die Klöster aufgehoben, darunter auch Kloster Maursmünster.

Damit endete eine über 1200-jährige Klostergeschichte. Der letzte Abt war der 48-jährige Anselm III. Marschall.

Pöbel drang in die Abtei, schleppte Bücher, Manuskripte und Ornate vor das Kloster und verbrannte alles. Die Güter, Gebäude und Mobiliar wurden als Nationalgut beschlagnahmt und verschachert.

 

                                                                                                                                       ©Office de Tourisme du Pays de Saverne. Photo non contractuelle

09 Apr 2024

Kloster Königsbruck im Heiligen Forst

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                                                                                                                                                                https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ef/Rituale_koenigsbruck.jpg

Die Quellenlage  ist im Netz nicht sonderlich gut. Andrerseits ist Königsbruck doch so ein wichtiges Zisterzienserinnenkloster, dass es sich doch lohnt, das wenige zusammen zu tragen

Es wurde 1140 oder erst 1152 von Herzog Friedrich von Schwaben dem Einäugigen (+1090-1147) gegründet. Friedrich war der Vater von Friedrich I. Barbarossa. Während des 2. Italienzugs von

Heinrich V. (1106-1125) ernannte dieser Friedrich zusammen mit seinem Bruder Konrad zum Reichsverweser für die Zeit seines Italienaufenthaltes 1116-1118. Dies nutzten die Brüder, um ihre Machtposition weiter

auszubauen. Koenigsbruck war die älteste Frauenzisterze Südwestdeutschlands.

Friedrich gründete im Elsass drei Klöster und zwar zusammen mit Peter von Lützelburg Sankt Walburga im heutigen elsässischen Walbourg Ende des 11. Jahrhunderts. Dort ist er zusammen mit seiner zweiten Gemahlin Agnes begraben.

1128  nach Karl Klunzinger Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn, Stuttgart 1854, oder nach der Klostertradition 1133 Kloster Neubourg zusammen mit Graf Renaud de Lutzelbourg (1126 bis nach 1150)

gründete Herzog Friedrich die Zisterzienserabtei Neubourg im Heiligen Forst als Tochter von Kloster Lützel und gegen 1140 oder 1152 Kloster Königsbruck auch im Heiligen Forst. Kloster Königsbruck wurde nach  Ludwig Gabriel Glöckler,

Geschichte des Bistums Strassburgs, Strassburg 1884,S. 480 erst Kloster Lützel, dann Kloster Pairis unterstellt.

Die erste bekannte Schenkung erhielt das Kloster von Herzog Welf VI. (+ 1191) 1153, nämlich eine Wiese

Königsbrück erhielt schon sehr früh eine königliche Schutzurkunde ausgestellt. Anfang Dezember 1187 nahm Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) das Kloster  in seinen Schutz (RI Friedrich I. – RI IV,2,4 n. 3117) und bestätigte seine Besitztümer.

Das war Königsbrück selbst  und Besitzungen in 11 Dörfern in der Nähe von Königsbrück. Nach Glöckler hieß die erste Äbtissin  Adelheid von Vechheim.

Im Januar 1218 schenkte Friedrich II. (1220-1250) Kloster Koenigsbrück den Hof Rothbach. Das Kloster befreite er von allen Zehnten und Diensten RI Friedrich II. – RI V,1,1 n. 927

1222 nahm  Kaiser Friedrich II. Kloster Koenigsbruck in seinen Schutz und befreite es jährlich ein Schiff für alle Zollabgaben auf dem Rhein.

Konrad von Urach, der ab 1217 Abt von Citeaux und Generalabt des Zisterzienserordens war,   war von 1219-1227 Bischof von Porto und Santa Rufina und von 1224-1226 päpstlicher Legat in Deutschland. Als solcher stellte

er Kloster Koenigsbrück eine Urkunde aus, mit der er das Kloster in den Schutz der römischen Kirche nahm. (RI Conrad von Porto und S. Rufina – RI V,2,3 n. 10011)

Am 20. März 1236 nahm König Heinrich (1220-1235) Kloster Koenigsbrück und seine Besitzungen in seinen Schutz. Urkunde 3638 in Regesta chronologico-diplomatica regum atque imperatorum Romanorum inde a …, Frankfurt 1831)

König Heinrich  Herzog von Schwaben und vom Elsass schenkte Kloster Koenigsbruck sein Gütlein und stellte darüber am 13. 11. 1277 eine Urkunde aus, “unter beifügung einer weitläuftigen geschichte dieses gütleins, wobei auch die fünf ersten Äbtissinnen erwähnt werden”

RI Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4090 Glöckler ergänzt dies mit der Angabe, dass ein gottesfürchtiger Mann namens Ulrich das Gütlein ausrodete und es bewohnte. Das war zur Regierungszeit der 5. Äbtissin, die Utta hieß und aus Surburg stammte.

1232 wurde das Kloster Heilsbruck  (bis vor kurzem noch ein Weingut in Edenkoben) gegründet und es wurde mit Nonnen aus Kloster Koenigsbrück besiedelt. Die 1. Äbtissin in Heilsbruck war Kunigunde und kam aus Koenigsbrück.

Am 13. Dezember 1235 forderte Papst Gregor IX. (1227-1241) alle Würdenträger der Mainzer Kirchenprovinz auf Kloster Koenigsbrück gegen alle Unbillen zu schützen (Zeitschrift für die Geschichze des Oberrheins, Bd 14 1862, S. 193)

Am 12 März 1309 stellte König Heinrich VII. (1308-1313) 3 Urkunden für Kloster Koenigsbrück aus. RI (Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 89) In der ersten (Nr. 89) teilte er dem Landvogt Jottfried von Leiningen  mit, dass er Kloster Koenigsbrück “ wegen ihrer beklagenswerten Not”

von allen Steuern und Abgaben befreite. und bezog sich dabei auf das Vorbild König Albrecht I. (1298-1308), der am 17. Oktober 1298 eine solche Urkunde für Kloster Koenigsbruck ausgestellt hatte.

Das lässt annehmen, dass Kloster Koenigsbrück in dieser Zeit wirtschaftliche Probleme hatte. In der nächsten Urkunde (Nr. 90) bestätigte er dem Kloster Weiderechte, die auch König Adolf (1292-1298) am 28. Dezember 1296 so erteilt hatte.

RI Adolf – RI VI,2 n. 792 In der Urkunde Nr. 91 bestätigte König Heinrich VII. das Privileg, das der Stauferkönig Heinrich VI. am 20. März 1226 erteilt hatte.

Auch Kaiser Ludwig der Bayer (1314-1328, ab 1328 Kaiser-1347) befahl am 29. Mai 1330 seinem Landvogt im Elsass Hummel von Lichtenberg und dem Schultheissen von Hagenau, dass sie der Äbtissin und dem Konvent von Koenigsbrück, dass sie die Befreiung von Kriegsssteuer

belassen und berief sich auf die Urkunden von König Albrecht und Kaiser Heinrich VII. (s.o.) Auch die Weiderechte und Eichelmast bestätigte er.  RI (Ludwig – [RI VII] H. 2 n. 92)

Im August 1358 hatte das Kloster wohl Probleme mit der Gemeinde Forstfeld etwa 20 Kilometer von Hagenau entfernt. Der Konvent hatte deswegen bei Kaiser Karl IV. (1347-1378) geklagt,dass er “täglich wegen des Viehtriebs große Gewalt und Unrecht widerfahre”

Mit seiner Urkunde vom 13.8. 1358 befahl er “Bürgermeister, Rat und Bürgerschaft der Stadt Hagenau” das Kloster zu schützen, “als ob es sie selbst anginge” und dafür zu sorgen, dass der entstandene Schaden ersetzt wird. RI Karl IV. – RIplus URH 7 n. 377

Auf dem Konstanzer Konzil war Martin V. (1417-1431) zum neuen Papst gewählt worden. Er beauftragte den Maulbronner Abt Albrecht IV. von Ötisheim (1402-1428) und Abt Bernhard von Kloster Neubourg (1421-1427) die Stifte und Klöster im Pfälzer Gebiet zu besuchen und zu reformieren.

Abt Albrecht reformierte dann das Kloster Koenigsbrück. Jegliches Privateigentum wurde abgeschafft. Der ganze Konvent sollte wieder aus den gemeinsamen Einkünften leben. Auch die Klausur sollte wieder eingehalten werden und das Chorgebet regelmäßig verrichtet werden.

Am 14. September 1426 beschloss das Generalkapitel eine Reform von Kloster Lichtenthal. Nonnen aus dem schon reformierten Kloster Koenigsbrück sollten die Reform in Lichtenthal unterstützen.

1440 wurde Elisabeth Wiest von Koenigsbrück nach Lichtenthal berufen. Sie wurde dort 1447 die erste bürgerliche Äbtissin und war bis 1458 im Amt. Sie richtete in Lichtenthal eine Schreibstube ein. Mit ihr kam wohl Schwester Margaretha aus Koenigsbrück nach Baden.

Sie hatte den Beinamen “Regula”, vielleicht eine Anspielung auf ihre Strenge und ihren Beruf als Schreib-und Lesemeisterin. Nachfolgerin in Lichtenthal wurde Anna Strauler. Sie kam ebenfalls aus Koenigsbrück und regierte in Lichtenthal von 1458-1467.

(sie dazu auch Mei Büchle Kloster Lichtenthal)

1451 war in Koenigsbrück Agnes Äbtissin. Sie gab dem Prior der Wilhelmiten im Kloster Marienthal in Hagenau Johann Wachsmann den Althof bei Marienthal und das Frauenwäldlein zum Lehen. Das hatte das Kloster 1208 als Geschenk von Graf Sigebert II., Graf im Elsass, als Geschenk bekommen.

In den Blütezeiten des Klosters beherbergte die Abtei gut 40 Nonnen und Konversen. Zwischen 1479 und 1489 war Elisabeth von Stauffenberg Äbtissin. In diesen 14 Jahren verzeichnet die Admonter Totenrolle 8 Ordensschwestern, 4 Konversen und 6 Novizinnen, die in diesem Zeitraum

gestorben sind.

Auch künstlerisch wirkte sich die Blüte aus. Der Kodex von Koenigsbrück ist dort 1492 entstanden. Schwester Magdalena von Wickersheim hat ihn im Stil der Andachtsbilder umgesetzt im Rahmen der Liturgie für die Fastenzeit und das um Menschen einzubeziehen, die kein Latein konntenEs ist ein unvollendetes Manuskript-

Im Bauernkrieg sammelten sich die Aufständischem im Hagenauer Forst. Als Führer trat Erasmus Gerber  (+am 17.5. 1525)zum ersten Mal am 13.4.1525 hervor. Ihm gelang es, alle elsässischen Bauernhaufen zu gemeinsamen Vorgehen unter seiner Führung zu einigen. Der Haufe am Hagenauer Forst

nahm sein Hauptquartier im Kloster Neubourg. Es wurde total ausgeplündert und zerstört. Von Neubourg aus wurde auch Kloster Koenigsbrück geplündert. In Geschichte der Reformation im Elsass, und besonders in Strasburg Band 1, Straßburg 1830 wird auf Seite 417 berichtet, dass der Rat

der Stadt Hagenau während des Bauernkriegs 33 Nonnen aus Kloster Koenigsbrück so gut verpflegt hätte, dass keine vom alten Glauben abgefallen sei. Die Kirche wurde entweiht und angezündet. Mobiliar wurde beschädigt, Vieh weggeführt oder geschlachtet.

Allein am Mobiliar und Vieh entstand nach heutiger Kaufkraft gerechnet ein Schaden von etwa 140.000 € (wikipedia fr gibt  unter Koenigsbrück 300 Goldgulden an.

Noch gravierender traf es  die Abtei im 30-jährigen Krieg.  Das Archiv war zwar nach Kloster Lichtenthal in Sicherheit gebracht worden. Die meisten Nonnen waren nach Hagenau geflohen. Einige kamen aber auch in anderen Klöstern unter. Schon 1620 wurde Kloster Koenigsbrück

angezündet und zerstört. Es blieb dann 50 Jahre eine Ruine und wurde erst 1671 wieder aufgebaut.

Im Westfälischen Frieden von 1648 hatte der  deutsche Kaiser Ferdinand III. (1637-1657) alle Rechte, die das  Haus Österreich und das Reich im Oberelsass, das ist der Sundgau, sowie im Unterelsass hatte und die zehn vereinigten Reichsstädte auf ewig an die Krone Frankreichs abgetreten.

Da hier jedoch auch unbestimmte landesherrliche Rechte berührt wurden oder wie weit die französischen Rechte an den abgetretenen Reichsstädten reichte, ließ der Vertragstext offen. Das ließ beiden Seiten Raum für Interpretationen. Der Übergang an Frankreich

verlief also nicht ganz reibungslos. Für Kloster Koenigsbrück bedeutete das, dass es ständig von Truppenbewegungen betroffen wurde. 1673 mussten die Nonnen wieder nach Hagenau flüchten.

In der Schlacht von Türckheim kämpfte eine vereinigte kaiserliche, lothringische und brandenburgische Armee gegen die französische Armee unter Henri de Turenne  (1611-1675). Es war eigentlich eine unbedeutende Schlacht. Turenne behielt die Oberhand, was in der Folge dazu führte,

dass die Alliierten sich aus dem Elsass zurückzogen. Damit wurde das Elsass den Franzosen überlassen. Damit setzte sich Frankreich kampflos in den Besitz des Elsasses. 1697 war die Abtei französisches Territorium. Für die Nonnen änderte sich wenig. Sie blieben reguläre Zisterzienserinnen.

Allerdings nahm der König schon Einfluss. Cordula Sebold, die in dieser Zeit Äbtissin war, unterzeichnete 1693 die Schriftstücke der Inbesitznahme der Abtei. Die Nonnen konnten nun drei Kandidatinnen für das Amt der Äbtissin wählen, von denen

der König eine zur Äbtissin bestimmte. Dieses System wurde ab 1700 eingerichtet. Auch setzte er eine königliche Verwaltung ein, die der  Abtei einzelne  Rechte im Wald bestritt. 1698 veranstaltete die Verwaltung einen öffentlichen Verkauf in einem Wald, der den Nonnen gehörte.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche wieder gebaut unter der Leitung von Peter Thumb (1681-1766). Sie ist allerdings nicht erhalten. Als Meisterwerk Peter Thumbs gilt die Wallfahrtskirche St. Maria in Birnau. Die Kirche in Koenigsbrück war ausgestattet mit einer Orgel, die Andreas Silbermann 1832 erbaute. Nach der französichen Revolution stand sie bis 1818 in Fort Louis. Danach verliert sich ihre Spur.

Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748, in dem 1744 auch im Elsass gekämpft wurde, wurde die Abtei von einem Pandurenregiment besetzt. Das war eine Truppe, die Freiherr Franz von der Trenck auf eigene Kosten aufgestellt hatte und die sich im Erbfolgekrieg

auf Seiten Maria Theresias beteiligte. Sie war wegen ihrer Rauflust und Ausschreitungen berüchtigt. Die Abtei musste die Trupp verköstigen und außerdem eine Brandschatzung von 14.000 Goldgulden bezahlen, das sind nach heutigem Wert gut 4 Millionen €.

Aber die Panduren gaben sich damit nicht zufrieden. Der Konvent blieb verschont, aber sie töteten den Schweinhirten, sie zerstörten die Brücken über die Sauer. Das Kloster verlor seinen Viehbestand wegen einer Viehseuche, die durch die Eroberer eingeschleppt worden war.

Am 14. Juli 1789 wurde in Paris die Bastille erstürmt. Das war der Beginn der Französischen Revolution. Die Standesprivilegien wurden abgeschafft. Die Massnahmen gegen die Kirche verschärften sich. Die Nützlichkeit der Orden wurde in Frage gestellt. Ab dem 28. Oktober 1789

untersagte ein Dekret das Ablegen der Ordensgelübde. Am 2. November 1789 sollten gemäß einem Dekret alle kirchlichen Güter in Staatsbesitz überführt werden. Am 13. Februar 1790 schaffte die Nationalversammlung die Ordensgeistlichkeit ab.

Das bedeutete natürlich auch das Ende der Klöster. Bei der Aufhebung von Koenigsbrück lebten noch 21 Personen im Kloster. (Glöckler S. 481) 1793 wurde das Kloster an Valentin Becker, einen Weinhändler in Roppenheim verkauft, der es als Steinbruch nützte und bis auf die Grundmauern stückweise verkaufte. Nur die Mühle blieb erhalten. Der Wald wurde Staatseigentum. Eine Marienstatue kam nach Leutenheim.

Die letzte Äbtissin Marie Edmonde ging mit dem Konvent nach Lichtenthal. Das Archiv konnte sie mitnehmen.

Heute erinnert nur noch ein Restaurant in Leutenheim an das Kloster. Es nennt sich “L’Auberge du vieux Convent”

 

 

                                                                                                                                                                                                                          

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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24 Sep 2021

Kloster Baumgarten

                                                                                                                                                                                                                    

Die Geschichte von Kloster Baumgarten beginne ich mit dem Bischof von Straßburg Kuno von Michelbach. Er entstammte dem Ortsadel von Michelbach, heute ein Stadtteil von Gaggenau.

Er war Stiftsherr in Straßburg und Speyer. Er bekleidete auch das Amt des Propstes von Goslar.Das dürfte auch die vorletzte Stufe in der Karriereleiter des Kuno gewesen sein.

1100 setzte ihn Kaiser Heinrich IV. (1084-1105) zum Bischof von Straßburg ein. Die von 1049 bis 1194 nachweisbaren Pröpste in Goslar  wurden bis auf eine Ausnahme zu Bischöfen befördert.

Heinrich IV. setzte Kuno mit Stab und Ring ein. Kuno empfing aber nie die Bischofsweihe durch den Papst. Er versuchte zwar, die Anerkennung als Bischof von Papst Paschalis II. (1099-1118)

zu erhalten. Da dieser aber im Investiturstreit der Politik seines Vorgängers Gregor VII. (1073-1085) folgte, erneuerte er 1102 den Bann gegen Heinrich IV.Und so bekam Kuno natürlich die erhoffte

Anerkennung nicht. Kuno agierte, als ob er ei legitimer Bischof wäre. Bis zum Investiturstreit war es ja durchaus die Regel, dass die Herrscher als Laien Bischöfe mit Ring, Stab und Zepter ernannten.

Verbindlich geregelt wurde die Investitur erst mit dem Wormser Konkordat vom 23. November 1122.

Kaiser Heinrich V. (1111-1125) akzeptierte die Investitur eines Bischofs mit Ring und Stab durch den Papst. Der Kaiser verlieh das Schwert als Symbol für die weltlichen Hoheitsrechte, die mit dem Bischofsamt verbunden waren.

Bischof Kuno tritt erstmals in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Heinrich IV. am 15. Februar 1102 auf. Es geht um Güter “die er von Bischof Kuno von Straßburg und dessen Brüdern Eberhard und Werinhard erworben hat, um den benachbarten, von Kaiser Heinrich (III.) dem Domkapitel übertragenen Hof Rotenfels im Ufgau in der Grafschaft Forchheim des Grafen Hermann künftig vor deren Übergriffen zu schützen…” Heinrich IV. – RI III,2,3 n. 1472. Die Urkunde ist auch insofern interessant, weil es die erste urkundliche Erwähnung Michelbachs ist.

1104 hatte Heinrich V. gegen seinen eigenen Vater rebelliert. Auf einer Fürstenversammlung im Dezember  1105 musste Heinrich IV. auf den Thron verzichten. Am 5. Januar 1106 wurde Heinrich V. in Mainz zum König gewählt.

Kuno hatte auch für die Abdankung Heinrichs IV. gestimmt, obwohl er diesem seinen Bischofsstuhl in Straßburg verdankte. Er begleitete Heinrich V. ins Elsass. Heinrich wählte Rouffach als seine Residenz.

Er war auch auf der Romreise Heinrichs V. dabei, wo dieser am 13. April 1111von Papst Paschalis II. zum Kaiser gekrönt wurde. Im September war Kaiser Heinrich auf einer Synode in Straßburg. Bischof Kuno erhielt dort mehrere Privilegien als Dank für die Reisebegleitung.

In seinem Bistum gab es Gegner und Befürworter von Bischof Kuno. Auch der Gegensatz zwischen Papst und Kaiser war immer noch nicht ausgeräumt. Der größte Teil des Kapitels wie auch Bischof Kuno selbst stand auf Seiten des Kaisers, der Klerus stütze den Papst.

Es gab auch einen Brief vom Klerus an den Papst, in dem dieser sich gegen die jahrelangem Unterdrückung durch die vom Kaiser eingesetzten Bischöfe  Otto (1082-1100), Balduin (23.08.1100-30.10.1100 +) und Kuno beschwerte. Über Kuno wurde in dem Brief gesagt, er erfülle

seine bischöflichen Funktionen nicht. Außerdem führe er ein ärgerliches Leben und seinen Bischofsitz habe er durch Simonie bekommen. Er rief den Klerus auf, standhaft zu bleiben und im Guten gegen den Bischof zu verharren.

Papst Paschalis II. starb Anfang 1118. Sein Nachfolger Gelasius II. (1118-1119) wurde am 24.Januar 1118 zum Papst gewählt. Der gebannte Kaiser Heinrich V. war in die Wahl nicht einbezogen worden. Er eilte nach Rom und ließ den Cluniazenser Maurice zum Papst  Gregor VIII. krönen.

Da Gelasius II. schon 1119 starb wurde wieder eine Papstwahl fällig. Zum neuen Papst gewählt wurde am 2. Februar 1119 Calixt II.(1119-1124). Er berief im Oktober 1119 ein Konzil in Reims ein, um sich Unterstützung für die päpstliche Position zu verschaffen.

Heinrich V. sollte sich vor dem Konzil mit Papst Calixt treffen. Er kehrte aber kurz vorher um. Am 30. Oktober 1119 bannte ihn de Papst. Bischof Kuno aber unterwarf sich Papst und Konzil. Er hatte wieder die Seiten gewechselt.

Er war nun in einer recht ungemütlichen  Lage. Der Papst anerkannte ihn nicht, weil er ihm vorwarf, seinen Bischofsitz durch Simonie erkauft zu haben. Beim Kaiser hatte er sich die Sympathien durch seinen Treubruch verscherzt.

Schließlich lehnte sich sein Kapitel gegen ihn auf, weil er Güter des Bistums veräußern wollte, um seine Schulden zu decken. Als Herzog Berthold III. (111-1122)von Zähringen  in der Nähe von Molsheim bei einer Fehde ums Leben kam, passte das ganz gut.

Man beschuldigte ihn des Verbrechens oder zu mindestens der Mitwisserschaft. Kurz danach wurde er abgesetzt. Er floh in das bischöfliche Schloss von Epfig.  Dort starb er am 14. April 1128. Vor seinem Tod hatte er 1125 hatte er am Fuß des Ungersberg

die Abtei Baumgarten gestiftet. Entgegen der Datumsangabe von wikipedia geben Pfarrer Jules Kirschner, Pfarrer in Bernardville in Baumgarten ehemalige Zisterzienserabtei und Wallfahrt zu den 14. Nothelfern, 1925 und Frère Albert Martigny

Baumgarten, abbaye de 1125 à 1525, pèlerinage aux XIV Saints Auxiliaires, 1992 (paroisse de Bernardvillé/Reichsfeld)   beides online zugänglich über Cistopedia org Kloster Baumgarten und dort die Bibliographie an, dass Bischof Kuno kurz nach der

Gründung von Kloster Baumgarten 1125 an der Pest, die damals im Elsass grassierte, gestorben ist. Der kleinere Aufsatz von Jules Kirschner ist in Deutsch und nahezu deckungsgleich mit dem Aufsatz von Albert Martigny in Französich.

Die beiden Aufsätze sind meine Hauptquelle zu “Kloster Bamgarten”.

Bischof Kuno wurde bei seiner Stiftung auch durch den Erzbischof von Mainz Adalbert von Saarbrücken (1111-1137) wie auch aus einer Urkunde hervorgeht: Adalbert ”gestattet und unterstützt die stiftung des kl. Baumgarten durch Bischof Cuno v. Strassburg. “

Adalbert I. (1110-1137) – RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 1550]

Der erste Abt hieß Friedrich. Bischof Kuno erklärte, dass Kloster Baumgarten von allen Abgaben frei sei.

1133 war die Klosterkirche fertiggestellt und wurde am 14. November 1133 von dem Straßburger Bischof Gebhard von Urach (1131–1141) zu Ehren von Maria und Aller Heiligen geweiht. Bischof Gebhard  bestätigte alle dem Kloster erteilten Rechte. Dies geschah  im Beisein von Domprobst

Adelgot und aller Stiftsherren sowie der  Äbte Konrad von Ebersmünster, Reinhard von Marmoutier,  Otto von Altorf  und des Abtes von St. Trudbert im Schwarzwald, Klerikern und Laien. Unter den Laien waren Graf Rudolf und sein Sohn Arnulf von Lenzburg,

Folmer von Hüneburg, Albrecht Vogt von Straßburg und Otto, Bürgermeister von Straßburg und viele mehr.

1148 sandte der Abt von Beaupré mehrere Mönche nach Baumgarten um dort die Reform des Bernhard von Clairvaux (um 1090- 1153) einzuführen.

Auf Bitten von Abt Drogo weihte der Straßburger Bischof Burchard von Michelbach 1141-1162 Kloster und Kirche nochmals. Bischof Burchard war der Neffe von Bischof Kuno, dem Stifter des Klosters. Das Kloster erhielt viele Schenkungen und verfügte bald über einen ansehnlichen Besitz.

1167 bekam es von der Äbtissin Haziga  (um 1159–1172)von Andlau den Sohlenberg geschenkt unter der Bedingung, dass der Abt oder Prior bei den Stiftsdamen Beichte hört und auch ihr Begräbnis halten muss.

Am 23. Dezember 1182 nimmt Papst Lucius II. (1181-1185) Kloster Baumgarten, Abt Konstantin und die Brüder in päpstlichen Schutz, bestätigt den Besitz , die Urkunden der Bischöfe von Straßburg und Toul, sowie des Herzogs Matthäus von Lothringen, bestätigt die Schenkungen

(in der Urkunde) genannter Personen und  befreit sie vom Zehnten bei Eigenbau und für Tierfutter. Lucius III. – RI IV,4,4,1 n. 412

1195 bestätigt Papst Cölestin (1191-1198) die Güter von Baumgarten aufs Neue. Es waren bedeutend mehr als noch Papst Lucius bestätigen musste. Daraufhin nahm Albert II. Graf von Dagsburg (1175-1212) Kloster Baumgarten unter seinen Schutz.

Die wichtigste Erwerbsquelle des Klosters war von Anfang an der Wein. In der Bestätigung von Papst Cölestin werden ausdrücklich die Weinberge von Dambach, von Blienschweiler, Nothalten und Zellweiler bestätigt. Im Verhältnis zu seinem Grundbesitz hatte Kloster Baumgarten

viele Weinberge.

Walfried von Bischofsheim, ein Adliger aus dem Elsass vermachte dem Kloster sein bedeutendes Vermögen an Grundstücken und Gebäuden und beendete sein Leben als Mönch im Kloster Baumgarten.

Auch diese Schenkung umfasste einen großen Anteil an Weinbergen. In dieser Schenkung sind Weinberge in Bischofsheim und dem benachbarten Griesheim.In diesem Dorf, das wohl früher mehr Reben pflanzte als heute, schenkt Walfried 29 Rebgüter, ferner 10 andere bei dem der Abtei benachbarten Kloster Andlau.

Die Zisterzienserregel gestattete, daß auf den Wirtschaftshöfen oder Grangien die Rebe „sorgfältig und mit Fleiß“ kultiviert wurde. Die Statuten Raynalds vom Jahre 1134 verbieten, den im Kloster erzeugten Wein nur maßweise, im Kruge, zu verkaufen, sie gestatten also den Verkauf in größerer Menge, was auf beträchtliche Produktion schließen läßt. Schon 1182 gestattete das Generalkapitel, dass außerhalb der Grangien oder Klöster ein eigenes Haus für den Weinausschank eingerichtet wurde. Mönchen und Konversen aber war der Zugang hier streng untersagt.

Durch ihren rationellen Betrieb des Rebbaues wurden die Zisterzienser für manche Gegenden die eigentlichen Begründer der Rebenkultur. In Eberbach im Rheingau wurde mit dem “Steinberg” wohl einer der ersten heute noch bewirtschafteten Weinberge Deutschlands errichtet. Er wird schon 1211 im
Eberbacher Güterverzeichnis “Oculus memoria” erwähnt.Der Steinberg wurde dem Neuhof zugeordnet, einer Grangie, auf der Vieh gehalten wurde. Der anfallende Viehmist wurde in die Weinberge als Dünger eingebracht. Der Steinberg wurde 1766 von einer 3 Kilometer langen Mauer umgeben, die heute noch besteht und unter Denkmalschutz steht. Eigentlich als Schutz gegen Traubendiebe errichtet schaffte die Mauer auch ein hervorragendes Mikroklima. Die Mönche brachten aus ihrer Heimat die Burgunderrebe mit. Der dort erzeugte Wein-noch heute ein Spitzenwein- der “Steinberger” wurde

hauptsächlich an die Stadthöfe geliefert und dort verkauft. Für den Eberbacher Weinhandel am bedeutendsten war der Kölner Stadthof, der größte Eberbacher Stadthof. Das Kloster profitierte noch zusätzlich durch die Lieferung über den Rhein und die vielen Zollprivilegien, die das Kloster genoss.

Auch die elsässischen Klöster hatten ihre Zollprivilegien auf dem Rhein und konnten somit ihren Wein zollfrei transportieren. Nehmen wir Kloster Maulbronn als nächstes Beispiel. Dort führten die Mönche den Traminer ein und den Terrassenanbau und erzeugten ebenfalls qualitativ hochstehende

Weine. Kloster Bebenhausen hatte in Esslingen und Stuttgart viele Weinberge. Über ihren Stadthof in Ulm beherrschten die Bebenhausener Mönche den Ulmer Weinhandel.

Noch bedeutender als Kloster Baumgarten war im Elsass Kloster Neubourg. Mitte des 14. Jahrhunderts betrieb Kloster Neubourg einen schwunghaften Weinhandel den ganzen Rhein hinunter, was sich anhand vieler Zollbefreiungen deutscher Kaiser und anderer geistlicher und weltlicher Fürsten

erschließen lässt. Letztes Beispiel ist Kloster Pairis. Die dortige Domäne “Zem Kefersberg” in Ammerschwihr wurde unter Abt Heinrich (1306-1338) erworben und die dortige Weinlage Kaefferkopf, die darauf zurückgeht, ist heute eine Alsace-Grand-Cru-Lage.

(zu allen erwähnten Klöstern sie die entsprechenden Blogs in “Mei Büchle”)

Kaiser Heinrich VII. (1308-1313) schenkte dem Kloster 1312 den Eichelberg

Nach 1320 wurde Kloster Baumgarten von Beaupré getrennt und Kloster Neubourg im Heiligen Forst unterstellt.

Im 14. und 15. Jahrhundert ist urkundlich wenig über Kloster Baumgarten zu erfahren. Trotz der Protektion von Päpsten, Kaisern und Bischöfen hatte der Abstieg von Kloster Baumgarten begonnen.

Einen großen Schlusspunkt setzte Abt Nicolaus Wydenbosch oder Weydenbosch (1482–vor 1490 ) oder der Mode der Zeit entsprechend latinisert Nicolaus Salicetus.

Er war Doktor der Freien Künste und der Medizin. Er ist Mitte des 15. Jahrhunderts in Bern geboren. Seinen Doktor hat er 1461 in Paris gemacht. Danach ist er zu einem unbekannten Zeitpunkt entweder in das Zisterzienserkloster Frienisberg oder St. Urban eingetreten.

Er hatte eine Pfründe in St. Vinzenz in Bern,das ist das Münster in Bern. 1478 erhielt er von  Burkard Stoer, Ablasshändler und Propst in Amsoldingen, das ist eine Gemeinde im heutigen  Verwaltungskreis Thun im Kanton Bern, eine Urkunde und eine Dispens, Medizin frei praktizieren zu können.

Generalabt Jean X. de Cirey (1476– 1501) schätzte die Qualitäten des Berner Zisterzienser, aber ihm mißfiel die Art, wie der Gelehrte lebte. Er erinnerte ihn an die strenge Ordensregel und ernannte ihn am 14. November 1482 zum Abt von Baumgarten.

Vom Orden erhielt er den Auftrag, Konvente in Ungarn, Polen, Schweden und Norwegen zu besuchen.

Für die Mutterabtei sollte er  liturgische Bücher ansehen und sie zum Kauf vorschlagen. Das Kapitel beauftragte ihn, verschiedene Statuten des Ordens zusammen zuführen und zu vereinheitlichen, nicht nur das liturgische Leben betreffend sondern auch das mönchische,

um eine gewisse Einheit in den verschiedenen Abteien des Ordens zu schaffen.

Als Gelehrter hatte er ein großes Ansehen im Orden. 1487 beauftragte ihn das Generalkapitel mit dem Druck von liturgischen Büchern für den gesamten Orden. Das belegt, dass es schon 1487 Buchdruck im Kloster Baumgarten gegeben hat.

Er brachte die Finanzen von Baumgarten wieder in Ordnung. Ihren früheren Glanz konnte er zwar nicht mehr schaffen, aber immerhin hat er ihren Absturz verzögert. 1490 wurde er für wichtigere Aufträge freigestellt.

Sein früher Tod setzte seiner Aktivität ein Ende.

Von ihm stammen Werke wie “Antidotarius animae cum vita et passione Sanctae Birgittae”,” Liber meditationum : confessionum. ac orationum deuotarum”

Salicetus hat dem kleinen Konvent einen dauerhaften Glanz verliehen. Ohne ihn würde man kaum über die Abtei sprechen.

Salicetus starb 1493.

Um 1493 hatte es schon erste Bauernunruhen gegeben im Gefolge des Bundschuh. Aufständische aus Epfig und Dambach la ville haben sich zeitweise am Ungersberg versammelt, um einen Aufstand zu organisieren.

Diese ersten Bauernerhebungen wurden aber im Keim erstickt.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren viele Mönche gestorben und Kloster Baumgarten fast ausgestorben. Der Abt von Lucelle Thiébaut Hillweg (1495–1532 ) schickte 1515 neue Mönche nach Baumgarten.

Im Bauernkrieg 1525 versammelten sich die Aufständischen  von Epfig und Dambach wieder. Gegen Pfingsten  plünderten sie bischöfliche Domänen und Gotteshäuser. Sie zogen gegen Baumgarten und verwandelten es in einen Trümmerhaufen.

Das Kloster hatte aufgehört, zu existieren. Mit den Trümmern wurde Benfeld befestigt. Die Einkünfte wurden dem Bischofsstuhl Straßburg eingegliedert, der sie bis zur Französischen Revolution behielt.

Möglicherweise bestand schon vor der Zerstörung von Kloster Baumgarten eine Wallfahrt zu den 14 Nothelfern. 1801 wurde eine kleine Wallfahrtskirche errichtet, in der auch Messen und Taufen stattfanden.

Der Straßburger Bischof  Jean Pierre Saurine (1803-1813) gab 1805 die Erlaubnis, dass dort außer sonntags täglich eine Messe gefeiert wurde. 1897 wurde die Kapelle renoviert. 1898 wurde sie geweiht.

1895 wurde die Abtei Notre Dame von Altbronn als Zisterzienserinnen gegründet. Da die Räumlichkeiten dort zu eng wurden, übersiedelte der Konvent 2009 in das ehemalige Zisterzienserkloster Baumgarten. Der Konvent umfasst

heute 17 Schwestern, die ihren Lebensunterhalt mit liturgischen Gewändern und getrockneten Früchten verdienen. Außerdem betreiben sie eine Pilgerherberge am Jakobsweg mit 12 Zimmern.

                                                                                                                                cisbaumagarten fiche

26 Mai 2021

Zisterzienserkloster Pairis/Elsass

                                                                                                                                                                                                                                     ehemaliges Kloster Pairis

 

Kloster Pairis wurde 1138 von Graf Ulrich, dem Enkel von Gerhard von Lothringen und letztem Graf von Egisheim gegründet. Es wurde als Tochter von Kloster Lützel besiedelt. Zwölf Mönche unter Abt Degenhard kamen nach Pairis.

Der Graf stattete seine neue Gründung mit umfangreichen Gütern, die zwischen dem Lac Blanc und dem Lac Noir lagen, aus. Die Mönche betätigten sich von Beginn an sehr stark landwirtschaftlich.

Ebenso bedeutend war das Skriptorium. Dem Nekrolog kann man entnehmen, dass es in Pairis schon im 13. Jahrhundert eine Schule der Kalligraphie gab. Das belegen auch noch vorhandene handschriftliche Pergamentcodices.

Eine dieser Handschriften aus Pairis enthält  einen Kommentar über das Hohelied,  über das Buch von den Hierarchien der Engel des Pseudo-Dionysius Areopagita, der  aus dem Ende des 12. Jahrhunderts oder Beginn des 13. Jahrhunderts stammt,

Dann gibt es eine Abschrift des Martyrologium Usuardi, ein Evangeliar aus dem 12. Jahrhundert und und ein Missale ordinis sancti Benedicti aus dem 13. Jahrhundert. In der Stadtbibliothek von Colmar befinden sich  ein Psalter aus dem 12. Jahrhunderts mit Neumen,

ein Antiphonar aus dem 13. Jahrhundert mit einer Signatur des Buchmalers Ruccinus und ein Graduale um 1230.

1160 stellte Papst Alexander III. (1159-1181) Kloster Pairis eine Urkunde aus, in der er das Kloster unter seinen Schutz nahm. Die Urkunde befindet sich heute in den Archiven des Departments Haut Rhin in Colmar.

Auch von Kaiser Friedrich Barbarossa (1152-1190) liegt eine Urkunde vor, die die Gründung bestätigt und sie von weltlicher Obrigkeit befreit. Die Schutzvogtei behält der Kaiser. “  Friedrich bestätigt die Gründung des von seinem Vetter, Graf Ulrich von Egisheim, gestifteten Klosters Pairis, nimmt es in seinen Schutz, befreit es von aller weltlichen Obrigkeit und behält die Vogtei sich und dem Reiche vor.” RI IV,2,2 n. 1537a.  Einige Forscher sehen diese Urkunde allerdings als ein Fälschung von Abt Bernardin Buchinger an.

Papst Lucius (1181-1185)stellte  am 12. März 1185  eine Schutzurkunde aus. Er nahm das Kloster unter Abt Weselon in päpstlichen Schutz, bestätigte seinen Besitz und befreite es vom Zehnten bei Eigenbau und für Tierfutter. RI IV,4,4,2 n. 1525.

Es verfügte jetzt  an 17 Orten im Oberelsass über Besitz und Einkommen. Es hatte schon einen Wohlstand erreicht, der den alten Abteien Munster (gegründet um 670) und Murbach (von Pirmin 725 gegründet) gleichkam.

Seit 1168 hatte es die Grangie Buxhof in Mittelwihrvon Ulrich von Eschenbach erhalten, die von Konversen betrieben wurde und wo man sich auf Weinbau spezialisiert hatte.

Der Weiler Chincandal in Katzenthal wurde dem Kloster 1185 von den Grafen von Egisheim geschenkt.

Papst Innozenz III. (1198-1216) rief kurz nach seinem Regierungsantritt zum 4. Kreuzzug auf. Er beauftragte den Abt von Pairis Martin Litz (1200-1207) als Kreuzzugsprediger im Elsass. Er scheint das durchaus mit Erfolg gemacht zu haben. Kreuzzugsteilnehmer waren unter anderem Egenolf von Rappoltstein

(1193-1221) und der Basler Bischof Lütold von Arburg (1191-1213) Abt Martin nahm ebenso am Kreuzzug teil wie einige Mönche aus Pairis, unter ihnen Gunther von Pairis ( + um 1220). Dieser  verfasste die “Historia Constantinopolitana” nach dem Bericht des Abtes Martin

der am Zug teilgenommen hatte. Im Mittelpunkt stehen demgemäß die Erlebnisse des Berichterstatters und die von ihm in Konstantinopel erworbenen Reliquien. Das Werk hat damit eher den Charakter eines Reiseberichts. Es ist eine der Geschichtsquellen des Mittelalters.

Zwar war Jerusalem das offizielle Ziel des Kreuzzuges. Nachdem die Kreuzfahre die dalmatinische Stadt  Zara erobert hatten, um ihre Schulden bei Venedig zu zahlen, das 200 Schiffe zur Überfahrt  bereitgestellt hatte, wendeten sich die Kreuzfahrer nach Konstantinopel,

das 1203 Belagert und 1204 erobert wurde. Es begann eine  dreitätige Plünderungswelle. Jahrhundertealte Kunstschätze wurden geraubt, wertvolle Ikonen und Mosaike zerstört sowie dutzende Reliquien aller Art entwendet und infolgedessen über ganz Europa verstreut.

Viele Einwohner wurden misshandelt, vergewaltigt oder getötet. Das brutale Vorgehen der Kreuzfahrer hat das Verhältnis zwischen orthodoxen und katholischen Christen nachhaltig zerrüttet.

Auch Abt Martin hatte viele Reliquien an sich gebracht, darunter eine Spur vom Blut Christi, ein Stück des Wahren Kreuzes, einen bedeutenden Teil der Gebeine des Hl. Johannes, einen Arm des Hl. Jakobus, einen Fuß des Hl. Kosmas, einen Zahn des Hl. Laurentius sowie Reliquien von weiteren 28 männlichen und 8 weiblichen Heiligen. Er war am 28. Mai von Venedig abgereist und kam nach einem gefahrvollen Weg über Oberitalien am 24. Juni 1204 im Kloster Pairis an. Unterwegs gab es viele bewaffnete Banden, die nur darauf aus waren, die Reisenden zu berauben.

Als Abt Martin so lange abwesend war, hatten die Mönche mit Werner einen anderen Abt gewählt, vielleicht weil sie so lange nichts von Martin gehört hatten oder vermutet hatten, dass er tot sei.

Am 8. Februar 1205 nahm König Philipp von Schwaben (1198-1208) Abt Werner und das Kloster Pairis unter seinen besonderen Schutz. RI V,1,1 n. 98

Die vielen von Martin mitgebrachten Reliquien steigerten natürlich den Ruf und das Prestige der Abtei.

  König Otto IV. (1208-1211 deutscher König, dann bis 1218 Kaiser) nahm 1208 Abt und Kloster Pairis auch in seinen Schutz.RI V,1,1 n. 250. Abt war jetzt Hezelon (1207-1222)

1214 nahm Kaiser Friedrich(1212-1220 König, dann bis 1250 Kaiser)   Kloster Pairis in seinen Schutz und bestätigte ihm den Besitz, den es von Colmarer Bürger gekauft hatte, unter anderem eine Mühle. RI V,1,1 n. 767

In Breisach hatte Kloster Pairis ein Stadthaus

Am 29. November 1214 gestattete Kaiser Friedrich II. Kloster Pairis einmal jährlich  mit einem Schiff den Rhein zollfrei hinab und hinauf zu fahren. RI V,1,1 n. 768

Pairis betrieb ja sehr viel Weinbau und eine kostenfreie Transportmöglichkeit war da natürlich von enormem Vorteil.

Von 1301- 1306 war Philipp von Ratsamhausen Abt von Pairis . Er stammte aus einem elsässischen Geschlecht, das sich nach der Burg Ratsamshausen bei Schlettstadt nannte. Er ist zwischen 1240 und 1245 geboren.

Er trat in den Zisterzienserorden ein. Das genaue Datum ist unbekannt. Der Orden schickte ihn dann nach Paris zum Studium. Dort unterhielten die Zisterzienser ein eigenes Studienhaus, das Collegium S. Bernardi.

Er promovierte in Pairs zum Magister der Theologie. Das genaue Datum ist unbekannt, ebenso wann er wieder nach Pairis zurückkehrte. 1301 wurde er dort zum Abt gewählt. Während seiner Regierungszeit wurde in Pairis

eine Chorkapelle an die Klosterkirche angebaut und in Colmar eine Antoniuskapelle errichtet. Philipp war schon zu seinen Zeiten als Abt ein einflussreicher Berater von König Albrecht I. (1298-1308). In seinem Auftrag reiste er

zusammen mit Bischof Bischof Johann I.  in diplomatischer Mission zu Papst Clemens V. (1305-1319) nach Lyon. Bischof Johann I. war der Kanzler von Albrecht und von 1305-1306 Fürstbischof von Eichstätt und 1306 bis 1328 Bischof von Straßburg.

Papst Clemens V. providierte am 18.02.1306 Abt Philipp ohne Mitwirkung des Domkapitels als Bischof nach Eichstätt und ließ ihm die Bischofsweihe erteilen. Philipp war nicht nur Abt und Bischof. Er war auch ein geistlicher Schriftsteller.

Schon in seiner Studienzeit hatte er einen Kommentar zum Magnificat verfaßt. In seiner Eichstätter Zeit stellte Philipp für  die Viten der Eichstätter Bistumsheiligen Willibald und Walburgis sämtliche Quellen zusammen mit dem Ziel, die Verehrung beider Patrone neu zu beleben. Die Walburgis-Vita widmete er der verwitweten Köngin Agnes von Ungarn (1280–1364), der Tochter König Albrechts. Außerdem verfasste er eine eine Homilie über Lukas 10.38-42 (Jesus mit Martha u. Maria v. Bethanien), ein Kommentar zum 4. Psalm, ein aus zwölf Homilien bestehender Gebetstraktat sowie eine Vaterunser-Auslegung. Vollständig erhalten sind diese Schriften nur in der Bibliothek des Zisterzienserklosters Heilsbronn (heute: Univ.-Bibl. Erlangen).

Nach dem Abt Philipp Bischof in Eichstätt wurde wurde in Pairis Heinrich (1306-1338 zu seinem Nachfolger gewählt.

In seiner Amtszeit wurde die Weinbaudomäne  “Zem Kefersberg” in Ammerschwihr erworben, die noch heute  unter dem Namen “Kafferkopf” bekannt ist. Die erste schriftliche Erwähnung ist in einem Urbar des Kloster Pairis von Mittelwihr aus dem Jahr 1328.

Von 1339-1331 war Johannes von Hattstatt Abt in Pairis.  Er war auch Berater von Kaiser Karl IV. (1355-1378) Am 17. Mai 1354 erhob der Kaiser Abt Johannes zu seinem Kaplan (siehe untere Urkunde).

“Karl IV. erhebt Johann, Abt des Klosters Pairis in der Diözese Basel, zu seinem Rat, Kaplan u.a.m” (  Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 2609] )

Das erklärt auch, dass Kaiser Karl relativ viele Urkunden für Pairis ausstellte, so zwei Privilegienbestätigungen vom 6. Mai 1354 Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 2580] und vom 18. Februar 1370 Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 9124]

Am 5. August 1354 stellte er in Nürnberg eine Urkunde aus , in der er den Bischöfen von Straßburg, das war Johann II. von Lichtenberg (1353-1365), und von Basel, das war Johann II. Senn von Münsingen (1335-1365) sowie dem Vogt von Kaysersberg und dem Rat von Colmar

befahl, das Kloster Pairis zu schützen. (Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 2690] )

Noch unter Abt Johannes wurde das Kloster 1356 im Hundertjährigen Krieg von den Engländer geplündert. Schlimmer war es aber im Jahr 1444, als die Armagnaken das Elsass durchstreiften. Das war eine Söldnertruppe der Herzöge von Orleans.

Dabei wurde Kloster Pairis unter Abt Nicolas von Schweighausen zerstört. Das Mutterkloster Lützel konnte nicht helfend eingreifen, da es selbst in Schwierigkeiten war. Es verzichtete deshalb zugunsten von Kloster Maulbronn auf sein Prioratsrecht.

Generalabt Jean IX. Vion de Gevrey (1440-1458) und das Generalkapitel bestätigten diesen Verzicht am 12. September 1452 unter der Bedingung, dass die Abtei zu einem Priorat umgewandelt wurde. Papst Pius II. (1458-1462) bestätigte die Umwandlung sowie die Einverleibung in

Kloster Maulbronn.Diese sollte in weltlicher und geistiger Beziehung Hilfe leisten. Der Maulbronnern Abt Berthold III. (1445-1462) schickte einige Maulbronner Mönche nach Pairis, setzte dort einen Prior ein. Erließ die Gebäude wieder herstellen und übernahm die Schulden von Pairis.

Kloster Maulbronn wandte für die Gesundung von Pairis etwa 20.000 Gulden auf( nach Karl Klunzinger Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn Stuttgart  1854, S.131), das entspricht knapp 1,5 Millionen €. Kaufkraftmäßig wären es aber knapp drei Millionen.

Wenn man aber die weitere Geschichte der württembergischen Klöster betrachtet, war das eine sehr gute Investition, denn nach der Reformation in Württemberg, die Herzog Ulrich nach 1534 einführte, wurde Kloster Maulbronn nach Pairis verlegt. Nach dem Versuch die württembergischen

Klöster gemäß dem Restitutionsedikt von 1629 wieder einzurichten, kamen nach dem Westfälischen Frieden die letzten Mönche von Bebenhausen in Kloster Pairis unter.

1525 war das Jahr des Bauernkrieges. Im Elsass kam mit 30.000 Bauern die größte Zahl der Aufständischen zusammen. Ihr Führer war Erasmus Gerber aus Molsheim. Am 23. April 1525 sammelte sich ein Bauernhaufen bei Beblenheim. Man beschloss, die Grangie Buxhof in Mittelwihr ,

im Besitz der Abtei Pairis,einzunehmen. Man hatte verabredet, sich in  Saint-Die-des-Vosges wieder zu treffen. Auf dem Weg zum Col du bonhomme kamen sie am Kloster Pairis vorbei, überfielen es und plünderten es.

Das Kloster erholte sich nur sehr mühsam von den Folgen.

Kloster Pairis war ab 1570 eine Kommende. Kardinal Andreas von Österreich (Kardinal von 1576-1600) Markgraf von Burgau, und katholischer “Multifunktionär” hatte von Papst Pius V. (1566-1572)Kloster Maulbronn übertragen bekommen. Er baute gegen Ende des 16. Jahrhunderts das im Bauernkrieg

zerstörte Kloster Pairis wieder auf.

Im Dreissigjährigen Krieg hatte im Herbst 1632 General Horn das Elsass besetzt. Dieser vergab Kloster Pairis als Lehen an  die Familie des schwedischen Obristen Georg Wetzel von Marsilien. Diese verjagte die Geistlichen. Als die Schweden abzogen, hinterließen sie die Abtei als Ruine.

Dann fiel das Recht das Gut zu verleihen an den französischen König Ludwig XIII. (1610-1643) zurück. Dieser gab es dem Zisterzienserorden wieder. Der Maulbronner Abt Bernardin Buchinger, der nach der Restitution des Klosters 1629 1642 in Maulbronn Abt wurde, kehrte nach dem Westfälischen Frieden 1648 in das Priorat Pairis zurück. Der Wiederaufbau der Abtei hatte schon ab 1646 begonnen. 1654 wurde Pairis wieder zur Abtei erhoben. 

Zu  Bernardin Buchinger siehe auch ausführlich in” Mei Büchle Zisterzienserabtei Lützel”. Er wurde   am 16. November 1654 unter dem Vorsitz des Abtes von St. Urban Edmund Schnyder ( 1640–1677) zum Abt des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten und verlassenen Klosters Lützel gewählt und war nun Abt dreier Abteien. Eine davon, Maulbronn, bestand nur noch auf dem Papier, die zweite war Pairis. Abt Bernardin begann mit dem Wiederaufbau von Pairis. Mit dem Westfälischen Frieden war das Elsass an Frankreich gekommen. König Ludwig XIV.(1643-1715) griff als absolutistischer Herrscher durchaus auch in kirchliche Belange ein. So setzte er am 4. Januar 1656 Olivier de Foulongne in Pairis (1656–1691 ) als Abt ein.Olivier stammte aus der Normandie und war vorher der Sekretär und Kapitelnotar des Generalabts der Zisterzienser   Claude Vaussin (1643–1670 ). Da es noch keinen Kapitelsaal gab, wurde Abt Olivier in der Abteikirche kanonisch gewählt.Abt Bernardin vor vollendete Tatsachen gestellt legte sein Amt in Pairis nieder und beschränkte sich auf Lützel. Als Abt Olivier sein Amt antrat, waren die Zeitumstände günstig. Ex begann die Zeit der “Pax gallica”, ein Begriff angelehnt an die Pax romana. Das ist eine Zeit des Inneren Friedens.

Es herrschte Stabilität, Sicherheit und es begann eine Zeit des Wohlstandes. Die Abtei erholte sich von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges und erholte sich auch wirtschaftlich.  Abt Olivier war so  in der Lage, die Gebäude und die Abteikirche renovieren  zu lassen. Er konnte auch

Grundbesitz und Herrschaften einkaufen. Von der Stadt Colmar erwarb er 1688 das Herrschaftsrecht  über den Ort Lapoutroie. Das war verbunden mit dem Patronatsrecht der Pfarreien Lapoutroie, Corbey und Bon-Homme.

Da er schon sehr betagt war, bekam er 1686 mit dem ebenfalls aus der Normandie stammenden Claude de Beauquemare einen Koadjutor. Abt Olivier resignierte 1691 und starb im Folgejahr.

Claude de Beauquemare (1692–1726 ) war vor er Koadjutor wurde Prior der Primarabtei La Ferté und Doktor der Theologie an der Sorbonne.  Nach der Demission seines Vorgängers und dessen Tod am 17. April 1692 wurde er Abt von Pairis.

In seiner Zeit begann die Blütezeit nach dem 30-Jährigen Krieg. Die Abtei verfügte wieder über großen Grundbesitz, hatte allerdings auch hohe Personallasten zu tragen. Am 3. November 1700 kaufte er dem Abt von Murbach

Philipp Eberhard von Löwenstein-Wertheim-Rochefort 1686–1720 die Stelle eines Kirchenrats im Conseil souverain des Elsasses in Colmar ab. Der Kauf wurde am 15. Januar 1701 bestätigt und blieb von da an mit dem Abtstuhl von Pairis verbunden.

Abt Claude starb am 25. März 1726.

Zu seinem Nachfolger wurde Jacques Triboulet (1726–1736 ) am 24. April 1726 gewählt. Wie sein Vorgänger war auch er Doktor der Theologie an der Sorbonne. Vor er zum Abt in Pairis gewählt wurde, war er Prior Abtei Beaupré bei Lunéville in Lothringen.

1729 wurde er Visitator und Vikar der Ordensprovinz Burgund. Er ließ die die Abteigebäude neu errichten. Im Jahr 1735 wurde der Neubau der Abteikirche beschlossen. In diesem Jahr wurde Pairis von Abt Lazare Languet (1729–1736) von Kloster Morimond, der auch

Generalprokurator war, visitiert. Er bestätigte den  guten Zustand von Kloster und Konvent in seinem Visitationsrezess. Den Neubau der Kirche erlebte Abt Jacques nicht mehr. Er starb am 27. April 1736. Zu seinem Nachfolger wurde Mathieu Tribout (1736–1759) gewählt.

Er stammte aus St.Louis bei Breisach. Er war Bakkalaureus der Theologie der Universität Toulouse. Benediziert wurde er am 2. Dezember 1736 von Abt Jacques Gacier d’Auvilliers (1715-1759) aus Neubourg. Neubourg war das Mutterkloster von Maulbronn und damit auch von Pairis.

Er besorgte den Neubau der Abteikirche von Pairis sowie deren Innenausstattung. Sie wurde 1741 fertiggestellt, brannte 12 Jahre später beim großen Brand von Pairis vom 30. Januar 1753 völlig ab. Auch Teile der Konventsgebäude wurden zerstörte. Sie wurden mit der Kirche sofort

wieder aufgebaut. Dafür mussten aber hohe Kredite aufgenommen werden. Dank der guten Wirtschaftslage-und Führung von Pairis war dies aber ohne Probleme möglich. Die Kredite konnten bald wieder getilgt werden.

Als Abt Matthieu am 16. Januar 1759 starb, zählte der Konvent 13 Religiose. Davon stammten 8 aus Colmar.

Zu seinem  Nachfolger wurde François Xavier Bourste (1759–1788) gewählt.  Seine Familie gehörte dem elsässischen Landadel an. Sein Vater François Joseph Bourste war Advokat beim Souveränen Rat des Elsass, Bailli von Heiteren und Wihr-au-Val. Sein Bruder François Joseph

wurde ebenfalls Advokat beim Souveränen Rat des Elsass. Er hatte 1747 seine Profess in Pairis abgelegt.Seine erste Amtszeit war noch stark geprägt von den wirtschaftlichen Folgen des Brandes. Er war nicht einmal imstande, die Wahltaxen zu bezahlen.

Aber zusammen mit mit dem Prokurator Jean Jacques Richart konnte er die wirtschaftliche Lage der Abtei bald konsolidieren. Am 15. Juni 1760 konnte der Basler Bischof Josef Wilhelm Rinck von Baldenstein (1744 –1762) die wiederaufgebaute Kirche wieder .

weihen. 1775 kaufte Kloster Pairis von Jean-Jacques Reiss, Vogt von Ensisheim und von Sainte-Croix-en-Plaine, sein Eigentum ab, das Hôtel de Pairis. Der Verwalter des Klosters Braconnot   ließ von

1778 bis 1782 das Gebäude  durch Ritter de Guebwiller in neo-klassizistischem Stil rekonstruieren. In der französischen Revolution wurde es beschlagnahmt, war dann zunächst Sitz der Verwaltung des Departements, dann von 1810 bis 1866 Sitz der Präfektur, bis es von der Stadt Colmar zurückgekauft wurde, um es als Rathaus zu nutzen.

1787 wurde Abt François Xavier  als Abgeordneter des Klerus in die  Notabelnversammlung gewählt. Nach schwerer Erkrankung verstarb er am 19. November 1788 in Colmar.

Die Abtei hatte hohe Pensionslasten zu tragen und man erwog deshalb nach dem Tod von Abt  François Xavier  keinen Abt mehr zu wählen und die Abtei in das Kapitel von Colmar zu inkorporieren.  Am 17. Februar 1789 wurde Paul Jules Antoine Delort einstimmig zum Abt gewählt.

Vor seiner Wahl war er Cellerar. Kurz nach seiner Wahl reiste er nach Paris, um eine Senkung der enormen Steuerlast zu erreichen, allerdings erfolglos.

Nach der französischen Revolution von 1789 wurde die Abtei und ihre Güter 1791 als Nationalgut verstaatlicht und das Mobiliar verkauft. Die Gebäude wurden 1804 auf Abbruch verkauft. Die letzten zehn Mönche mussten das
Kloster verlassen. Antoine erhielt 1792 einen Reisepass für die Schweiz. Von dort ging er nach nach Worms und Mannheim. 1802 kehrte er nach Frankreich zurück, legte den Treueid auf die Verfassung ab und wurde bischöflicher Kommissar und Ehrendomherr in Straßburg, wo er am 6. August 1805 starb.

1849 kaufte das Krankenhaus von Orbey die verbliebenen  Gebäude und wandelte sie in ein ländliches Hospital um.

  Liste bekannter Äbte nach Wikipedia fr

  • Tegenhard (Degenhardus) 1138-1183
  • Wezelon 1175-1187
  • Werner 1187
  • Martin (Litz) 1200-1207
  • Hezelon 1207-1222
  • Konrad 1232-1239
  • Johannes 1240
  • Arnold 1252-1260
  • Johannes II 1262-1275
  • Berthold (de Rapolzwihr) 1279-1280
  • Ulrich von Turckheim 1280-1283
  • Dietrich 1288-1294
  • Philippe von Rathsamhausen 1301-1306 (wurde Erzbischof von Eichstätt von 1306-1322)
  • Heinrich 1306-1330
  • Hartman 1331
  • Ludwig 1332-1333
  • Johannes von Hattstatt 1339-1361
  • Johannes Uszholtz 1362
  • Ludwig II 1368-1374

               Konrad II 1376-1379

  • Tielman 1381-1388
  • Berthold Halder 1389-1411
  • Nicolas d’Ingwiller 1411-1430
  • Nicolas von  Schweighausen 1430-1447
  • Bernardin Buchinger 1649–1656 (wurde Abt von Lützel 1654–1673)
  • Olivier von Foulongne 1656–1691
  • Claude von Beauquemare 1692-1726
  • Jacques Triboulet 1726-1736
  • Mathieu Tribout 1736-1759
  • François Xavier Bourste 1759-1788
  • Antoine Delort 1789–1791

27 Mrz 2021

Zisterzienserabtei Bellevaux

                                                                                                                                                                           Zisterzienserabtei Bellevaux

 

 

                                                                                                                                                                                                                                       

Im Jahre 1119 wurde Kloster Bellevaux als erstes Tochterkloster von Morimond gegründet, eine der 4 Primarabteien des Zisterziersienrordens.  Es war das erste Zisterzienserkloster in der Freigrafschaft Burgund. In diesem Jahr hatte Papst Calixt II. (1119-1124)

die “Carta Caritatis” angenommen und bestätigt. Das ist das Verfassungsdokument des Zisterzienserordens und regelt die Beziehungen der Zisterzienserklöster. Sie legt fest, dass die Tochterklöster keine finanziellen Abgaben ans das Mutterkloster zu leisten hatten,

im Gegensatz zu den Klöstern der Cluniazenser, wo hohe Abgaben geleistet werden mussten. Sie regelte die Neugründungen, die Visitation, sowie die verbindliche Auslegung der Benediktinerregel durch Kloster Citeaux. Sie legte für den Orden einheitliche Riten und liturgische Bücher fest.

Die Stabilitas Loci, das ist dauerhafte Bindung eines Mönches oder einer Nonne an ein bestimmtes Kloster gehört wie bei allen benediktinisch geprägten Orden ebenfalls zum Regelwerk. Die Carta Caritatis wurde wohl von Stephen Harding, dem dritten Abt von Citeaux verfasst.

Papst Calixt II. hatte nicht nur die Carta Caritasbestätigt, sondern auch den neuen Orden unter seinen Schutz genommen. Er stammte aus Burgund, war der Sohn von Graf Wilhelm von Burgund. Sein Bruder Hugo war ab 1086 Erzbischof von Besancon. Diese Diözese spielte eine wichtige Rolle in der

Entwicklung des Zisterzienserordens.

Gegründet wurde Bellevaux auf Initiative von Pontius aus der Familie La Roche-sur- l’Orgnon. Er wurde auch der erste Abt von Kloster Bellevaux. Er rief Mönche aus Morimond in ein Sumpfgebiet zwischen dem heutigen Chambornay-lès Bellevaux und Cirey um dort mit Zustimmung Erzbischofs von

Besancon Anseric von Montréal (1117-1134) ein Zisterzienserkloster zu gründen. Erzbischof Anseric war ein großer Freund und Förderer der Zisterzienser. In seiner Regierungszeit wurden 9 Zisterzienserklöster in seiner Diözese gegründet.

Er und sein Nachfolger Humbert (1134–1162)erteilten viele Bestätigungen. Auf Bitten der Zisterzienserabteien sorgte er für Bestätigungen alter Güter und  dafür, dass kirchliche Rechtsprechung den Schutz kirchlicher Güter sicherte.

Pontius leitete die Abtei fast  40 Jahre. Er lenkte den Aufschwung und das Aufblühen der Abtei. Er führte sie zu großem Wohlstand. Der Legende nach haben zu seinen Lebzeiten bis zu 500 Mönche in der Abtei gelebt. (nach René Locatelli: L’implantation cistercienne dans le comté de Bourgogne jusqu’au milieu du XIIe siècle Seite 87- auch online verfügbar)

Die Herren von La Roche-sur-l’Ognon waren zwar die ersten Stifter. Aber bald eiferten ihnen viele nach. Der umliegende Adel unterstütze die Gründung schnell auch sehr tatkräftig. Zu den ersten Stiftern zählte auch Richard von Montfaucon.

1124 konnte Bellevaux schon seine erste Tochtergründung vornehmen. Abt Stefan wurde mit seinen Mönchen nach Lützel in der Diözese Basel geschickt. Dort hatten die drei Grafenbrüder Hugues, Amadée und Richard von Montfaucon das Kloster Lützel gestiftet. Es ist genau an der romanisch-germanischen Sprachgrenze gelegen. Die Gründung dieses Klosters bedeutete einen Meilenstein in der Entwicklung der Zisterzienser im deutschsprachigen Raum, was sich an seiner blühenden Filiation zeigt. In nur 7 Jahren erfolgten 7 Tochtergründungen von 1137-1138. die 8. und letzte erfolgte dann 1194.

1131 war Bernhard von Clairvaux in Besancon, wo er einer feierlichen Bestätigung der Güter von Bellevaux und einer Schenkung von Richard von Montfaucon beiwohnte.

1139 bestätigte Papst Innozenz II. (1130-1143) den Besitz der Abtei.

Im September 1143 weihte Erzbischof Humbert die Klosterkirche ein.

Im Jahre 1156 erfolgte die erste kaiserliche Bestätigung Friedrich I. Barbarossa (1155-1190) Urkunde – RI IV,2,1 n. 4022 ausgestellt im Juni in Würzburg 1156.

Die Urkunde wurde für alle burgundischen Zisterzienserklöster ausgestellt und in der Urkunde auf seinen Schwiegervater Rainald III., von Burgund, der 1148 gestorben war und seine Tochter Beatrix verwiesen, mit der Friedrich I. von 1156-1184 verheiratet war.

Beatrix wurde 1178 in Vienne zur burgundischen Königin gekrönt. Sie wie auch ihr Sohn Otto I  († 1200) stifteten für Kloster Bellevaux.

“ Friedrich nimmt die Zisterzienserklöster Bellevaux, La Charité und La Grâce-Dieu , die besonders vom verstorbenen Vater seiner Gemahlin, Kaiserin Beatrix, Graf Rainald (Reginardus) von Burgund, gefördert worden sind, auf Bitten ihrer Äbte Poncius, Petrus und Robert (Ponci Belleuallis, Petre Caritatis, Roberte Rupis Floride) in seinen Schutz und bestätigt ihnen die genannten Besitzungen sowie den Neubruchzehent. Z.: die Erzbischöfe Hillin von Trier, Humbert von Besançon, die Bischöfe Otto von Freising (Frisiensis), Ortlieb (Ordiebus) von Basel, die Herzoge Heinrich von Sachsen, Matthäus von Lothringen, die Grafen Stephan von Burgund (Mâcon) und Theoderich von Mömpelgard (Montbéliard/Montisbeligardi). – Reginaldus canc. vice Arnoldi Mogontini archiep. et aechicanc.

Abt Pons starb im Jahre 1156. 

Der 2. Abt von Bellevaux wurde Burchardus. Er kam aus dem Kloster Balerne, einer Benediktinergründung aus dem Jahr 1107, die sich 1136 als Tochter von Clairvaux dem Zisterzienserorden angeschlossen hatte. Dort war er der erste Zisterzienserabt. Burchardus galt als literarisch begabt, wenngleich sich nicht allzu viel von ihm erhalten hat.

Es ist ein Briefwechsel  mit Bernhard von Clairvaux belegt  “Epistola ad Bernardum Claraevalensum”. Dann hat er wohl das Schlusskapitel zur erhaltenen Vita Prima des Bernhard von Clairvaux verfasst. 1158/9 wechselte Burchardus an das nahe gelegene Kloster Bellevaux über, wo er Abt wurde. Dort verfasste er auch die “Apologia de Barbis”. In den Bibliothekskatalogen von Balerne sind noch 4 Werke von Burchardus registriert. Burchardus starb 1164.

Sein Nachfolger war Bernardus. Er wird 1165 anlässlich einer Schenkung erstmals urkundlich erwähnt. 1174 kam Peter von Tarantaise ein Zisterzienserabt und Erzbischof von Tarantaise im Kloster Bellevaux schwer erkrankt an und starb dort. Er wurde in der Klosterkirche von Bellevaux

bestattet.

Am 9. Dezember nahm Papst Lucius III. (1181-1185) auf Bitten von Abt Bernhard  Kloster Bellevaux in seinen Schutz. Es folgte eine ausführliche Bestätigung des klösterlichen Besitzes, auch gewährte Zinsnachlässe, die alle bestätigt wurden. (RI IV,4,4,1 n. 883)

Am selben Tag stellte Papst Lucius III. eine Urkunde an die Äbte Peter von Cîteaux und Peter von Clairvaux ausgestellt. Darin wird berichtet, dass er durch die Äbte (Bernhard) von Bellevaux und (Gaufrid) von Hautecombe (Bellevallis et Altecumbe abbates) von der Bitte des Ordens erfahren, Erzbischof Peter von Tarantaise zu kanonsieren und weiter, dass er der Bitte gerne nachgekommen wäre “wenn nicht Ungelegenheit von Zeit und Sache es verhindert hätte” (RI IV,4,4,1 n. 880)

Die Heiligsprechung erfolgte dann durch Papst Cölestin III. (1191-1198) am 10. Mai 1191 mit der Urkunde RI IV,4,4,5 n. 32. In der Urkunde wird auf die Urkunde von Papst Lucius Bezug genommen. Seine Gebeine wurden am 11. September 1191 erhoben und Papst Cölestin gewährte

Klosterkirche von Bellevaux das Recht, dass der Heilige in dieser Kirche ruht und er befahl die feierliche Verehrung. Sein Festtag war der 10. Mai, der immer unter einem großen Zulauf von Pilgern gefeiert wurde. Bellevaux war zu einem bedeutenden Wallfahrtsort geworden.

Peter von Tarantaise galt schon zu seinen Lebzeiten als Heiliger. Nach seiner Kanonisation setzte ein regelrechter Kult um seine Reliquien ein und Reliquien waren immer ein gutes Geschäft für Klöster. Es gab Wallfahrten und damit viele Gläubige, die dann durchaus ein Wirtschaftsfaktor waren.

Auch die Stiftungen und Vergabungen mehrten sich und trugen auch zum Wohlstand des Klosters bei.

Eine weitere Schutzurkunde stellt Kaiser Friedrich I. zwischen 1179-1186 aus  und zwar  RI IV,2,4 n. 3046

“Friedrich gibt allen seinen Getreuen bekannt, dass sich die Zisterzienseräbte Peter von Clairvaux und Bernhard von Bellevaux bereit erklärt haben, nach seinem Tod in allen Klöstern des Ordens für ihn das volle Officium wie für einen Abt zu halten, nimmt alle Niederlassungen und Besitzungen des Ordens in seinen Schutz und droht an, gegen jegliche Unterdrückung des Ordens wie gegen eine seiner (des Kaisers) Brüder und Freunde vorzugehen. – “

Die nächsten beiden Äbte Conrad und Guido sind nur einmal Conrad 1186 und Guido zwei mal 1188und 1189 urkundlich nachzuweisen. Abt Wilhelm wird 1190 erwähnt

1189 verlieh Pfalzgraf Otto von Burgund, der Sohn Friedrichs I. Kloster Bellevaux ein weitgehendes Schutzprivileg.

Kloster Bellevaux hatte mehrere Grangien. Zwei davon werden in der Urkunde von Papst Lucius genannt. Eines ist Champoux (de Champors) in der Nähe von Besancon und das andere ist Gut Marloz bei Cirey gelegen, das ganz nahe bei Kloster Bellevaux ist.

Die Grangien waren die Bewirtschaftungsgrundlage eines Zisterzienserklosters. Das waren Gutshöfe, die nicht weiter als eine Tagesreise (zu Fuss) vom Kloster entfernt sein sollten . Die durchschnittliche Größe einer Grangie lag zwischen 500-700 Morgen Land

(Der Morgen entspricht heute etwa 2.500 m²) Die Grangien wurden von Konversen, das sind Laienmönche, bewirtschaftet. Die Stellung der Konversen ist im Codex von Trient festgehalten. (Capitula 20 – 22). Das Verhältnis Konversen zu Mönchen war etwa 3:2

(Kloster Clairvaux- manchmal sogar mehr. Im belgischen Kloster Le Dunes waren es praktisch doppelt so viele Konversen wir Mönche. Die Aufsicht hatte der Grangienmeister, der auch Zellerar war inne. Er bestimmte in der
Regel einen der Konversen als Stellvertreter, der dann die selben Aufgaben wahr nahm wie der Grangienmeister. Deutsche Klöster hatten je nach Kloster zwischen 10 und 20 Grangien.

Maulbronn hatte  20 Grangien, Kaisheim 17 und Eberbach 16.

Jedes Zisterzienserkloster war ein Eigenbetrieb. Aufgrund ihrer Lage waren die Zisterzienserklöster meist von der Außenwelt abgeschieden. Die notwendigen Güter musste jedes Kloster selbst herstellen. So hatten praktisch alle Klöster Mühlen, einen Fruchtspeicher und eine Schmiede.

Das Kloster Bellevaux hatte mehrere Mühlen am Ognon und eine Schmiede in Cirey.

Was die Zisterzienser ebenfalls bestens beherrschten, war die Wasserwirtschaft. In Bellevaux wurde ein bestehender Bach kanalisiert und diente zur Abwasserversorgung. Es wurden aber auch oberirdische Kanäle zur Bewässerung abgezweigt.

Wasser wurde in allen Klöstern zunächst als Trinkwasser und zur Bewässerung genutzt, aber auch zum Betreiben von Mühlen. In Maulbronn steht eine Mühle im Klosterareal, betrieben von einem Bach, der durch das Kloster fließt. Fischzucht spielte eine große Rolle.

Auch da spielen die deutschen Klöster, die alle über Bellevaux in der Filiation verknüpft sind, eine große Rolle. In Schöntal, Bronnbach  und vor allem Maulbronn, das ja ein regelrechtes Teichsystem angelegt hatte, stellte die
Fischzucht nicht nur einen wesentlichen der Ernährung des Klosters sicher. Sie war auch eine gute Erwerbsquelle für das Kloster. Die Zisterzienserklöster brachten für alle Regionen, in denen sie ansässig waren für die landwirtschaftliche Entwicklung einen deutlichen Entwicklungsschub.

Bei den deutschen Klöstern Eberbach, Maulbronn und Bronnbach ist da vor allem der Wein zu nennen. Nicht nur, dass Reben dort eingeführt wurden wie die Burgunderrebe in Eberbach, der Traminer in Maulbronn, auch die Weinbautechnik wurde von den Klöstern vorangetrieben.

Einer der ältesten deutschen Weinberge wurde vom Kloster Eberbach angepflanzt, der Steinberg, auf dem heute noch Wein angebaut wird. In Maulbronn wurde der Terassenweinbau eingeführt. Kloster Bellevaux kann für sich die Einführung des normannischen Cidre-Apfels in der

Freigrafschaft in Anspruch nehmen.

Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurden die Grangien verpachtet. Bellevaux hatte wohl mit demselben Problem wie alle Zisterzienserklöster zu kämpfen. Die Zahl der Konversen ging zurück und es wurde immer schwieriger, das Land in Eigenregie zu bebauen.

Kloster Bellevaux investierte in die Salinen von Lons-le-Saunier und Salins-les-Bains. In >Besancon wurde laut Wikiwand ein Stadthaus errichtet. Ob das mit dem

Hospiz mit Keller in der Rue Battant in Besançon, das Wikipedia  erwähnt, konnte ich nicht genauer eruieren. Ein Hospiz zu betreiben war nicht unbedingt die Regel in Zisterzienserklöstern.

Das 14. Jahrhundert brachte für die ganze Region Schwierigkeiten, Seuchen, Naturkatastrophen und Kriege. Die Pest hatte Mitte des 14. Jahrhunderts Europa erreicht. Der Seuche fielen in Europa etwa ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer.

Auch die Zahl der Mönche in Bellevaux fiel drastisch. 1352 beim Besuch des Mutterabtes von Morimond lebten noch 18 Mönche im Kloster. Die Situation verschlechterte sich aber weiter. Etwas mehr als 140 Jahre später waren es gerade noch 6 Mönche

und man musste die Reliquien von Peter von Tarantaise ausstellen, um Almosen für die Reparatur der Kirche zu sammeln.-

Die Freigrafschaft Burgund war inzwischen an das Haus Habsburg gefallen. Die Heirat Maximilians mit Maria von Burgund, der Tochter von dem burgundischen Herzog Karl dem Kühnen am 19. August 1477 legte den Grundstein dafür. Sie wurde die Großmutter von Karl V.

Dieser schloss am 26. Juni 1548 in Augsburg den Burgundischen Vertrag.Dieser entzog den Burgundischen Kreis, einer der 10 Reichskreise weitgehend der Oberherrschaft des Reiches. Karl V. und sein Sohn Philipp II. waren nun Herrscher von Burgund. In dieser Zeit erholte sich Kloster Bellevaux

auch wieder. Die Äbte wurden zunehmend Kommendaräbte, das heisst, sie wurden nicht mehr vom Konvent gewählt sondern vom König bzw. Herrscher eingesetzt.

Die Kriege zwischen Spanien und Frankreich waren für das Kloster existenzbedrohend.1603 waren nur noch 5 Mönche im Kloster

Jean-Baptiste de Cusance war Kanoniker in Besancon und wurde 1621 Abt von Bellevaux. Er hatte noch mehrere Kirchenämter. So war er Erzdiakon von Besancon, Kämmerer von Papst von Papst Urban VIII. (1623-1644)

1660 wurde Humbert de Precipiano von Philipp IV. von Spanien als Kommendarabt eingesetzt. Er war der letzte von einem spanischen König eingesetzte Abt von Bellevaux. Er hatte in Konstanz Philosophie studiert. Am Jesuitenkolleg in Leuwen das Lizentiat für Recht und den Doktor der Theologie erworben. Er war Erzdiakon und Dekan des Kapitels der Erzdiözese Besancon.

Mit dem Westfälischen Frieden trat das Haus Habsburg die Landgrafschaften Ober-und Unterelsass an Frankreich ab.Frankreich hatte auch die Erzbistümer Metz, Toul und Verdun zugesprochen, die die de facto schon seit 1552 besaß.

Unter Ludwig XVI. weitete seine Herrschaft teils durch Verträge, teils durch Aggression aus.  Im Frieden von Nimwegen musste Spanien 1678 die Freigrafschaft an Frankreich abtreten.

Bellevaux wurde nun französisch. Seine ruhige Spätzeit begann.

Das Kloster war jetzt Kommende.Der Abt lebte oft außerhalb des Klosters , erhielt aus den Einnahmen des Klosters beträchtliche Zahlungen, hatte aber mit dem täglichen Betrieb oder der geistlichen Disziplin der Mönche nichts mehr zu tun. Die Zahl der Mönche belief sich im 18. Jahrhundert auf

vier bis fünf Mönche einschließlich Prior. Sie wurden von Angestellten versorgt

Louis-Albert de Lezay-Marnésia wurde 1731 zum letzten Abt von Bellevaux ernannt. Er ist am 3. Februar 1708 geboren. 1738 wurde er am Kapitel von St. Jean in Lyon Kanoniker. 1759 wurde er Bischof von Evreux. Im Kloster Bellevaux entwickelte er eine umfassende Bautätigkeit und alle noch heute bestehenden Gebäude gehen auf ihn zurück. Er ließ ein Haupt- bzw. Konventsgebäude errichten. Im Wirtschaftsgebäude waren Remisen, Stallungen und eine Fruchtschütte. Es gab ein Waschhaus und einen Weinkeller. Die Bauten sind auf 1762 datiert. 1777 wurden die letzten Bautätigkeiten durchgeführt.

Wegen Krankheit resignierte Abt Louis-Albert de Lezay-Marnésia am 14. Januar 1774.

1789 brach in Frankreich die Revolution aus. Abt Louis-Albert zog sich auf seinen Geburtsort zurück, wo er am 4. Juni 1790 starb.

Im Zuge der Revolution wurde das Kloster aufgehoben. Mobiliar und Gebäude wurden 1791 versteigert. 1795 erwarb es der französische Revolutionsgeneral Jean-Charles Pichegru und bewohnte es.

1817 kaufte Dom Eugène Huvelin (1742–1828)    ein ehemaliger Mönch aus dem Trappistenkloster Sept-Fonts, die ebenfalls wegen der Revolution 1791 aufgelöst worden war. Zusammen mit zwei ehemaligen  Konversen

gründete er dort ein Zisterzienserkloster der strengen Obervanz (Trappisten). Bald kamen drei Postulanten dazu. Er schaffte es auch, die Reliquien des Heiligen Peter von Tarantaise für Kloster Bellevaux zurückzugewinnen.

Nach seinem Tod 1828 hatte die Gemeinschaft 10 oder elf Novizen und neun Religiosen aber keinen Priester mehr. Bellevaux war kurz vor der Julirevolution von 1830 von der wiederbegründeten Abtei Gard/Sept-Fons übernommen, 1837 aber aus Geldnot verkauft. Die Gemeinschaft zog über Val-Sainte-Marie bei Besançon nach Grâce-Dieu und schließlich nach Tamié in Savoyen weiter. Die Abtei existiert heute noch und auch noch die rege Verherung des Heiligen Peter.

Kloster Bellveaux gelangte 1837 in den Besitz derFamilie der Grafen von Ganay. Seit 1957 wurden die Gebäude als Ferienkolonien verwendet und seit 1994 ist es wieder im

Privatbesitz.

Kloster Bellevaux war Mutterabtei von Lucelle (1124), Montheron in der Schweiz (1130) Rosières (1132) und Daphni in Athen (1211)

Kloster Bellevaux hatte 8 Grangien nämlich

Cirey,  Magny, Trevey, Argirey, Valleroy  und Baslières in relativer Nähe zur Abtei und Champoux und Braillans im benachbarten Departement Doubs gelegen

                                                                                                                                                       

 

Die Äbte der Abtei Bellevaux. In Denis de Sainte-Marthe (Hrsg.): Gallia Christiana. In provincias ecclesiasticas distributa, in qua series et historiaJean-Baptiste de Cusance archiepiscoporum, episcoporum et abbatum Franciæ vicinarumque ditionum ab origine ecclesiarum ad nostra tempora deducitur, & probatur ex authenticis instrumentis ad calcem appositis. Band 15: Jean-Barthélemy Hauréau: Provincia Vesuntionensi. Editio altera. Palmé, Paris 1860–1868, Sp. 239–247 [mehrheitlich Abtliste]. online ist die Äbteliste dabei. Außerdem eine kurze Zusammenfassung wann und weshalb die Äbte urkundlich erwähnt sind.

Der Text ist allerdings lateinisch.

Die Liste unten ist in  Wikiwand Abbaye de Notre Dame de Bellevaux. sie weicht allerdings stark von der lateinischen ab, wobei mir die lateinische präziser und besser belegt zu sein scheint. Z. B. wird Jean Rollin (1455-) gar nicht geführt und in anderen mir im Netz zugänglichen Quellen

finde ich keine Erwähnung von Jean Rollin als Abt von Bellevaux.

  • 1119-1156 : Pons de La Roche (Sohn von Pons I de La Roche, Gründer Abtei)

  • 1156-1163 : Burchardus (renommierter Schriftsteller)

  • Bernardus

  • Conradus

  • Guido I

  • Guillelmus I

  • Wecilo

  • Herbertus

  • Odo

  • Simon

  • Humbertus I

  • Stephanus I

  • Petrus I

  • Theodoricus

  • Jordanus

  • Nicolaus

  • Pierre II de Gy

  • Jean de Nant[19]

  • Guido II

  • Johannes II

  • Antonius I

  • Stephanus II

  • Guillaume II de Moûtier

  • 1455-? : Jean Rolin

  • Jacques de Theulley de Pontailler

  • Antonius II de Nant

  • 1530-1546 : Marc Cussenet

  • Jean II de Tartre

  • 1551-? : Pierre III d’Andelot

  • Pierre IV d’Andelot

  • Louis I de Tartre

  • Pierre V d’Albamey

  • 1607-1621 : Philippe Boitouzet

  • 1621-1633 : Jean-Baptiste de Cusance

  • 1633-1660 : Louis II Delatour

  • 1660-1682 : Humbert II de Precipiano

  • 1682-1731 : César de Marnais de la Bastie

  • 1731-1790 : Louis-Albert de Lezay-Marnésia

03 Feb 2021

Kloster Neubourg

                                                                                                                                                         

                                                                                                                                                 Gemeinde Dauendorf Departement Bas-Rhin

 

 

                                                                                                                                                                                                            Abbaye de Neubourg.JPG

Das Gründungsdatum von Kloster Neubourg im Elsass ist nicht ganz gesichert.In der Regel werden zwei Zahlen genannt. 1128 (so z.B. Karl Klunzinger in seiner Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn, Stuttgart 1854,

S. 129) oder 1133 wenn man der Klostertradition folgt. (sie dazu Dr. Lucien Pfleger in seinem Aufsatz “Über das Gründungsjahr der ehemaligen Cistercienserabtei Neuburg im Heiligen Forst in Cisterzienser-Chronik Nr. 201 17. Jahrgang S. 320 ff)

Die beiden Gründer waren der Graf Renaud de Lutzelbourg (1126 bis nach 1150) und Herzog Friedrich II. der Einäugige von Schwaben (1090-1147). Sie gründeten Kloster Neubourg als Tochter der Zisterzienserabtei Lützel und es wurde auch von Lützel besiedelt in der Filiation

von Morimond. Neubourg erhielt viele Schenkungen und blühte bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Es war Mutterkloster des elsässischen Klosters Baumgarten (1148 von Kloster Beupré, in Lothringen besiedelt aber dann Neubourg unterstellt), und der deutschen Klöster

Maulbronn (1138) und Herrenalb (1148).

Der erste Abt war Ulrich, Graf von Neuchatel in Burgund. Er kam wie bei den Zisterziensern üblich mit zwölf Mönchen nach Neubourg, wo er 1130 das neue Kloster besiedelte. Am 21. Dezember 1146 war Abt Ulrich in Straßburg, wo Bernhard

von Clairvaux eine Kreuzzugspredigt hielt. Bernhard befand sich in Begleitung von Ortlieb von Frohburg (1137-1169 und dem 1. Abt von Kloster Salem Frowin (1138-1165), der Bernhard als Dolmetscher diente. Abt Ulrich starb 1147. Papst Eugen III. (1145-1153) bestätigte die Gründung Neubourg schon

1141, also nur 8 Jahre nach  der Besiedelung und noch in der Regierungsdzeit des 1. Abtes.

Auf ihn folgte Berthodus (1147-1156). 1148 schickte er 12 Mönche nach Herrenalb als Gründungskonvent des Klosters Herrenalb, das Graf Bertold III. von Eberstein gestiftet hatte.

Am 1. Januar 1150 wurde am rechten Eingang des Altarraums der erste Gründer von Kloster Neubourg Graf Renaud bestattet. Berthodus starb am 6. März 1156.

Der 3. Abt war Neudung (1156-1178).In einer Urkunde vom Februar 1156 nahm Kaiser Friedrich I. Kloster Neuburg in seinen Schutz, bestätigte ihm seinen namentlich aufgeführten Besitz und die Weide-und Holzrechte im Heiligen Forst, den Zehnten und den Neubruchzehnten. Die Urkundenzeugen waren bis auf den Herzog von Schwaben dieselben, die auch bei der Einweihung der Klosterkirche anwesend waren. ( RI IV,2,1 n. 3888)

Dieses Recht bestätigten alle Nachfolger bis hin zu König Heinrich VII.(1308-1313), Urkunde ausgestellt in Speyer am 1. März 1309 (RI VI,4,1 n. 64)

1158 wurde die Klosterkirche von Neubourg durch den Bischof von Troyes Hugo I. (bis 1075) geweiht. Das muss eine sehr große Veranstaltung gewesen sein, denn auch die Bischöfe von Mainz Arnold von

Selenhofen (1153-1160), Worms Konrad von Steinach (1150-1171), Straßburg Burchard von Michelbach (1141-1162)und der Basler Bischof Ortlieb waren zugegen. Vom Adel war en Herzog Matthias von Lothringen (1141-1176), Friedrich IV. Herzog von Schwaben

(1152-1167), Heinrich III. Herzog von Sachsen (1142-1180) und Graf Hugo X von Dagsburg (1137-1178) und viele andere anwesend.

Abt Neudung starb am 6. Mai 1178.

Auf ihn folgte Abt Hugo (1178-1190). In seiner Regierungszeit wurden der Abtei viele Schenkungen gemacht. Er starb am 26. Mai 1190.

Der 5. Abt in Neubourg wurde Erenbart (1190-1193). Bis zu seiner Wahl in Neubourg war er Abt in Maulbronn.In Maulbronn wird allerdings ein Abt Eggehard als Maulbronner und späterer Abt von Neubourg angeführt und zwar von 1257 bis Februar 1268.Dem Kloster Maulbronn waren viele Schenkungen gemacht worden, wobei oft die Gottesverehrung von Abt Eggehard als Schenkungsgrund angeben worden ist.

Abt Erenbart starb am 30. Juni 1193.

Der 6. Abt von Neubourg war Godefridus (1193-1196). In seiner Regierungszeit wurde die Schenkung der Kapelle von Pfaffenbrunn bestätigt. Godefridus starb am 4. August 1196.

Sein Nachfolger war Abt Peter (1196-1214). Nach der Neuburger Klostertradition war Peter  zunächst Kanoniker am Cassius-Stift in Bonn. Der Bonner Historiker Aloys Schulte vermutet in ihm den Trierer Dekan und kaiserlichen Pronotar Petrus,von dem die Gesta sanctorum Villariensium berichten, dass er mit mehreren andern 1188  in das Kloster Himmerod eintrat. Wenn er dieser kaiserliche Pronotar war, dann erklärt sich auch die gut staufische Stellung, die Abt Peter im Konflikt zwischen Philipp von Schwaben und Papst Innozenz eingenommen hat. Das würde auch die Tatsache erklären, dass alle Kaiserurkunden dieser Zeit für das Kloster Neubourg  im Kloster selbst ausgefertigt worden sind. Die kaiserliche Kanzlei untersiegelte nur noch. Abt Peter musste bei seiner Wahl als Abt von Neubourg wohl über Kloster Himmerod hinaus  bekannt gewesen sein. Weshalb sonst sollte ihn ein fremder Konvent, der von Himmerod doch relativ weit entfernt war und in keinerlei Filiationsverhältnis zu Neubourg stand, nach dem Tod von Abt Godefridus  er zum Abt von Neubourg gewählt haben . In einer am 8. Juli 1196 in Besancon ausgestellten Urkunde nimmt  Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) Kloster

Neubourg in seinen Schutz, gewährt mit Ausnahme der Schafweide die Weiderechte des Klosters sowie Holzrechte im Heiligen Forst. Außerdem bestätigt er den Besitz des Klosters. Die Inschutznahme geschah auf Bitten von Abt Peter. Diese Urkunde für Neubourg ist die erste urkundliche Erwähnung von Peter als Abt.RI IV,3 n. 530

Als Heinrich VI. 1197 starb, kam es zur Doppelwahl. die staufischen Parteigänger wählten Heinrichs Bruder Philipp von Schwaben, die Welfen den Sohn von Heinrich dem Löwen Otto IV. zum König. Abt Peter positionierte sich klar auf der Seite der Staufer.

Das zahlte sich schnell und mehrfach aus. Am 3. April wurden Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde von Papst Innozenz heilig gesprochen. 1201 wurden die Gebeine der beiden feierlich im Bamberger Dom bestattet. Auch Abt Peter war bei dieser Erhebung dabei. Bei diesem Anlass

wurden dem Abt und damit Kloster Neubourg ein Großteil der Reliquie geschenkt, eine große Vergünstigung für ein Zisterzienserkloster.

Am 3. Juni 1201 bestätigt Philipp von Schwaben in Hagenau die Besitzungen und Güter der Abtei Neuburg. Außerdem gestattet er ihr Weide und Holzung im Heiligen Wald. RI V,1,1 n. 55

Nicht nur der Königsthron war doppelt besetzt. Auch in Mainz bahnte sich nach nur 35 Jahren ein zweites Schisma an. Bei der Wahl des Mainzer Erzbischofs 1200 wählte eine Mehrheit den staufertreuen Wormser Bischof Leopold II. von Schönfeld (1200-1208) zum Mainzer Erzbischof. Eine welfische Minderheit wählte den Mainzer Propst an St.Peter Siegfried II. von Eppstein. Philipp von Schwaben belehnte sofort nach der Wahl Leopold II. von Schönfeld  mit den Regalien. Der Papst unterstützte den welfischen Kandidaten und Mainz hatte zwei Erzbischöfe. Innozenz III. hatte schon bei der Königswahl zugunsten Ottos Partei ergriffen, der ihm im Gegenzug Schutz versprach. Im Reich konnte sich Philipp ab 1203 zunehmend militärisch durchsetzen. Der Papst nahm deshalb mit Philipp Verhandlungen auf. Auch an einem Schisma in Mainz konnte ihm nicht gelegen sein. 1203 schickte er

Abt Peter zusammen mit dem Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191–1240) zu Philipp von Schwaben. Eberhard war ebenfalls ein treuer Gefolgsmann des Schwabenherzogs. Sie sollten auf ihn einwirken, damit dieser den mittlerweile vom Papst abgesetzten und gebannten Mainzer Erzbischof

Leopold nicht weiter unterstütze. Das wäre auch ein Schritt zur Versöhnung zwischen Papst und Philipp gewesen. Dieser lenkte aber nicht ein. Auch eine zweite Mission der beiden Äbte in dieser Sache im Juni 1205 blieb erfolglos. Dass er trotz der beiden Fehlschläge mit weiteren päpstlichen Missionen betraut wurde, zeigt das Ansehen, das er beim Papst genoss.

1208 bestätigte Papst Innozenz Kloster Neubourg seine Privilegien.

Seine letzte Mission hatte er zusammen mit dem Abt von Pairis   Hezelon (1207–1222) am 11. April 1213.

1213  erhält Peter zusammen mit dem Salemer Abt Eberhard  von Papst Innozenz III. den Auftrag, in Mainz  als päpstlicher Legat für den Kreuzzug zu predigen soll.

Eine der ersten Urkunden, die Friedrich II. für ein deutsches Kloster ausstellte, war eine Schenkung und Bestätigung des Allodialguts Harthausen. (Urkunde 186 in Koch, Walter: Die Urkunden Friedrichs II., Bd.: 2, 1212 – 1217, Hannover, 2007, S.34)

Abt Peter hatte in seiner Regierungszeit den Besitzstand der Abtei gesteigert. die Bestätigungsbulle von Innozenz zählt 19 Grangien auf. Selbst eine Burg ließ Abt Peter erbauen und zwar Neuwindstein in der Nähe von Niederbonn les Bains.

Abt Peter war wohl der bedeutendste Abt in der Geschichte von Kloster Neubourg. Kurz vor seinem Tod resignierte er. Er starb am 7. Oktober 1214.

Der 8. Abt von Neubourg war Albero (1214-1242). 1219 betätigte Kaiser Friedrich II. die Privilegien und Freiheiten für Kloster Neubourg. Auch zwei päpstliche Schutzurkunden gibt es für das Kloster, beide durch Papst Gregor IX. (1227-1247). Darin stellt er den Konvent, die Güter und die Lehensleute

des Klosters unter den Schutz des Heiligen Stuhls. Albero starb am 23. Dezember 1242.

Auf ihn folgte Abt Godefridus II. Er war Abt von 1242-1248. 1245 wurde das Zisterzienserinnenkloster Lichtenthal gegründet. Es wurde 1248 unter die Paternität von Kloster Neubourg gestellt. (Siehe dazu Mei Büchle, Kloster Lichtenthal).

Abt Godefridus II. starb am 26. Januar 1248.

Der 10. Abt war Hugo II. von 1248 bis1252. In seiner Regierung stellt Konrad IV. dem Kloster im April 1251 bei Hagenau eine Urkunde aus. (RI V,1,2)

“befreit wegen des seelenheiles seines verstorbenen vaters des römischen kaiser Friedrich das kloster zu Neuenburg Cistercienserordens von einem iährlichen zins, welchen dasselbe für äcker, belegen zwischen seiner burg Suvelnheim und dem walde und zwischen den gewässern Brumbach und Eberbach, seiner curie zu zahlen hatte, und verbietet seinen schultheissen zu Hagenau das kloster am ruhigen und freien besitze iener äcker zu belästigen. “

Abt Hugo starb am 12. Februar 1252.

Auf ihn folgte Abt Godefridus III, der von 1252 bis 1280 regierte. Er brachte es also auf die bisher längste Regierungszeit. Für ihn gibt Louis Voutrey in” L’Abbaye de Neubourg en Alsace” in Revue d’Alsace 1, 1860 S. 42-48 und 65-80 an, dass Konrad IV. 1262 die Privilegien von Neuburg bestätigt.

Allerdings verstarb dieser bereits 1254 verstorben. Die obige Urkunden ist in den Regesta imperii abgedruckt. Er berichtet weiter von einer großen Synode mit dem Straßburger Bischof Heinrich von Geroldseck nach dem Sankt Martins Fest von 1263, das wäre also nach dem 11. November 1263.

Über die online verfügbaren Quellen kann ich das nicht überprüfen. Laut Voutrey hat im Jahr 1279 im Elsass eine schreckliche Hungersnot stattgefunden.

Abt Godefridus starb am 17. Mai 1280.

Ortlieb wurde nach dem Tod von Godefridus einstimmig zum neuen Abt von Neuburg gewählt. Aus seiner Regierungszeit liegen in den Regesta imperii 3 Urkunden vor

“Die äbte von Neuburg (nordwestl. Hagenau), {Maulbronn} und Herrenalb schreiben an königin Anna über die bedrängnisse, welche sie durch die fehde zwischen dem markgrafen Hermann d. j. von Baden und dem grafen Simon von Zweibrücken zu erdulden haben, senden einen boten und bitten sie, von könig Rudolf die absendung von schreiben und befehlen zum schutze ihrer klöster zu erwirken.” (Dazu die Bemerkung in RI Die fehde zwischen Baden und Zweibrücken muss zu ende 1280 und in den ersten monaten von 1281 gewütet haben, denn am 25. mai 1281 wurde sie beigelegt (Fester Reg. der Markgr. v. Baden n. 529, 530). Vorliegendes schreiben fallt vor den 16. febr. 1281, den todestag der königin, oder höchstens die allernächste zeit darnach, bevor man den tod derselben am Rhein erfahren hatte.)(RI VI,1 n. 1260)

Es hat dann doch 8 Jahre gedauert bis der neue Herrscher Rudolf von Habsburg (1273-1293) eine Schutzurkunde für Kloster Neuburg ausstellte.
Am 22. November 1281 wurde sie ausgefertigt.“nimmt das Zisterzienserkloster Neuburg in seinen besonderen Schutz, bestätigt ihm das Weide- und Beholzungsrecht im Heiligen Forst und genannte Besitzungen.” (RI VI,1 n. 1417B)

Am 9. April 1291 stellte Rudolf eine weitere Urkunde für Neuburg aus, in der er verbietet, dass man sich das Vogteirecht anmasse, besonders nicht über alte Güter, die  dann aufgezählt werden. (RI VI,1 n. 2438)

Abt Ortlieb starb am 21. April 1292. Sein Nachfolger wurde Rudolf (1292-1309)

1298 erhielt er vom Straßburger Dompropst Friedrich von Lichtenberg und vom Straßburger Bischof Konrad von Lichtenberg die Einkünfte und die Patronage von Oberndorff. Konrad hatte in seiner Zeit als Bischof mit Synoden und Visitation für Reform in den Klöstern seiner Diözese gesorgt.

Auch um die wirtschaftliche Lage von Kirchen und Klöstern hat er sic gekümmert. Nach dem Tod seines Bruders folgte ihm Friedrich im Amt des Straßburger Bischofs nach. Er befreite das Kloster von jeglicher Schikane, die ihm auferlegt werden könnte.

Abt Rudolf starb am 6 Juni 1309.

Der nächste Abt wurde Konrad (1309-1316). Abt Konrad, noch kurz im Amt erhielt von dem König aus dem Haus der Luxemburger Heinrich VII. (1308-1313), der auch grade zwei Monate im Amt war- er wurde nach seiner Wahl am 27.11.1308 6. Januar 1309 in Aachen zum deutschen König

gekrönt- am 1. März 1309 in Speyer folgende Urkunde ausgestellt:

“König Heinrich nimmt nach dem Vorbild seiner verewigten Vorgänger, der Kaiser (divorum augu­sto­rum) Heinrich [VI.], Otto [IV.] und Friedrich [II.] und der Könige Heinrich [(VII.)], Rudolf [I.] und Albrecht [I.], auf Bitten von Abt Konrad und Konvent das von Graf Rein­hold von Lützelburg und Herzog Friedrich [II.] von Schwaben gegründete (quod a quon­dam Ry­nol­do comite de Lvtzelmburg et Friderico duce Sweuorum fundatum dicitur) Zister­zien­ser­klo­ster Neuburg (monasterium de Niwemburg Cysterciensis ordinis) mit allen beweg­lichen und unbe­weg­lichen Gütern, die es jetzt rechtmäßig besitzt oder in Zukunft erwerben wird, in sei­nen und des Reiches besonderen Schutz. Er erlaubt allen seinen Mini­ste­rialen oder mit seinen Eigen­gü­tern belehnten Lehensleuten, sich oder ihre Güter in Ge­sundheit oder auf dem Kran­ken­bett (sanus aut in lecto egritudinis decubans) ohne ge­son­derte herr­scherliche Erlaubnis der Zisterze zu tradieren. Darüber hinaus erlaubt er ihr, ihr Vieh mit Ausnahme der Schafe im Heiligen Forst (in Sacra Silva) zu weiden. Außerdem gesteht er dem Kloster das benötigte Brenn­holz zu; für die Beschaffung von Bauholz ist die Zu­stim­mung des be­tref­fenden könig­lichen Amtsträgers notwendig. Ferner bestätigt er die päpst­lichen Gnadenerweise an den Zister­zien­serorden nun auch speziell diesem Kloster. Die derzeitigen Besitzungen der Zisterze werden na­ment­lich ge­nannt: die Höfe Geboldsheim (Geboldishusen), Laubach (Lon­bach), Vel­ba­cher Hof (Willenbach), Pfaffenbronn (Phaffenbrunne), Hohenscheit (Hoen­scheit), Souff­len­heim (Suvelnheim), Hegeney (Hekenheim), Harthausen (Harthusen), Gereuth (Ge­rvte), Bergbieten (Butenheim), Münchshof (Adel­mans­wilre), Roth­bach, Dauendorf (Dochin­dorf), Hüttendorf (Hittendorf), Don­nenheim (Dum­minheim), Lach (Lachen) und Krautwiller (Katz­wilre), alle formelhaft mit ihren Pertinenzen. “(RI VI,4,1 n. 64) Neben der Inschutznahme und der Bestätigung der Privilegien wurden der derzeitige Besitz des Klosters genannt.

Im Jahr 1315 wütetet in Europa eine große Hungersnot von der unteranderem Deutschland, Frankreich und die Niederlande betroffen war. An vielen Orten mussten die Friedhöfe erweitert werden. Ganze Dörfer starben aus und wurden zur Wüstungen. Der Hungersnot fielen mehrere Millionen

Menschen zum Opfer.

Abt Konrad starb am 7. Juli 1316.

Sein Nachfolger wurde Friedrich (1316-1328). 1316 erhielt Neubourg die Einkünfte und die Patronage der Kirche von Rottbach und 1327 die Einkünfte und Patronage der Kirche von Ettendorff.

Abt Friedrich starb am 2. September 1328. Auf ihn folgte als 16. Abt Otto (1328-1331). Am 31. Juli 1330 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer (Kaiser von 1328-1347) 4 Urkunden seiner Vorgänger zwei von Heinrich VII., eine in der um die Präzisierung des Weiderechtes im Heiligen Forst ging

und eine mit der Inschutznahme (s.o), eine von König Rudolf über das Vogteirecht (s.o), sowie eine von Albrecht I. vom 12. Februar 1299, in der er Zollfreiheit auf dem Rhein gewährt.

Die Urkunden sind in den Regesta imperii [RI VII] H. 4 n. 51 bis N 54 Abt Otto starb am 7. November 1331.

Sein Nachfolger Abt Berthold regierte nur zwei Jahre. Er kam bei einer Gewalttat in der Nachbarschaft des Konvents ums Leben. Bauern aus zwei Nachbardörfern töteten ihn. Die Mörder wurden mit dem Tode bestraft. Die Dörfer mussten Sühnegelder bezahlen. Die Komplizen mussten nach Rom wallfahren und ohne Erlaubnis des Abtes durften sie nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren. Die übrigen männlichen Dorfbewohner über 20 mussten barfüßig und barhäuptig mit einer Kerze in der Hand nach Straßburg gehen und vor den Portalen der Kathedrale Abbitte leisten.

Der Mord geschah am 3. Januar 1333.

Der 18. Abt wird Werner (1333-1348). 1336 bestätigt ihm Papst Benedikt XII. (1334-1342)- vor seiner Wahl zum Papst, Abt des Zisterzienserklosters Fontfroide bei Narbonne- die Privilegien von Kloster Neubourg.

1337 schenkte  Heinrich von Haldingen, Vogt von Hagenau dem Kloster das Dorf Uhlwiller mit Nieder-Altdorf. Das Dorf Uhlwiller war der Schauplatz des Mordes an Abt Berthold.

Pfalzgraf Ruprecht I. (1329-1390) Kurfürst von der Pfalz und der Mainzer Erzbischof Heinrich III. von Virneburg (1328-1353) verleihen der Abtei 1339  Zollfreiheit auf dem Rhein.

Abt Werner starb am 30. Dezember 1348.

Auf ihn folgte Abt Dietrich von Kindsweiler (1348-1357). 1353 bestätigte ihm Papst Innozenz VI. (1352-1362) die Privilegien von Kloster Neubourg.

Der Abt starb am 28. April 1357. Der 20. Abt war Johannes (1357-1362) Am Sonntag vor dem Fest des Heiligen Matthias (24.Februar) im Jahr 1362 legten die Einwohner der Dörfer Uhlwiller, Nieder-Altdorf und Daugendorf Abt Johann einen Eid ab.

Er starb am 19. Juni 1362. Auf ihn folgte Abt Godefridus IV.. Er war zwar ein guter Ökonom und konnte der Abtei noch Güter erwerben. Seine Regierungszeit war aber bereits von den Auswirkungen des 100-jährigen Kriegs betroffen. 1365 fielen die Engländer unter König Eduard III. im Elsass ein.

40.000 schlugen ihr Lager in der Nähe von Neubourg auf. Die Mönche wurden mit Gewalt vertrieben. Die Abtei wurde in Brand gesteckt und völlig zerstört. Die Grangien und Domänen des Klosters erlitten dasselbe Schicksal. (Vautrey, Louis: L´abbaye de Neubourg en Alsace. In: Revue d´Alsace, 1 S 65 ff. )

Nah dem Krieg kam der Hunger, der sechs Jahre lang alle Provinzen heimsuchte.

Abt Godefrid starb am 29. September 1375. Auch sein Nachfolger Drutmann war von den Folgen des Krieges betroffen. 1378 wurde sein Kloster geplündert. 1378 war der Mutterabt aus Kloster Lützel Johannes (1362 – 1379 ) zu Besuch in Neubourg. Er genehmigte den Verkauf der

Grangie an Kloster St. Walburga, das ebenfalls von Herzog Friedrich II. von Schwaben gegründet worden ist und dem er und seine Ehefrau Judith von Bayern, die Eltern Friedrich Barbarossas bestattet sind. Auch Ulrich von Vinstingen, Landvogt im Unterelsass, und Volmar von Wickersheim,

Vogt von Hagenau stimmten dem Verkauf zu. Abt Godefrid starb am 18. August 1402.

Auf ihn folgte Abt Albert (1402-1421 Nach Louis Voutrey in” L’Abbaye de Neubourg en Alsace” S. 71 bekam die Abtei  1405 vom Abt von Baumgarten als kaiserlicher Kommissar die Einkünfte der Beguinen von Esbach. Kaiser Sigismund bestätigte auf Bitten  von Abt Albert die Privilegien

von Neubourg.  Abt Albert verstarb am 18. Oktober 1421.

Sein Nachfolger Abt Bernhard (1421-1427) konnte die Vermögenslage des Klosters wieder etwas stabilisieren. Der 23. Abt war Johann Ganser (1427-1442). Er erwarb mehrere Besitztümer für den Konvent. Papst Martin V. hatte für 1431 ein Konzil in Basel einberufen, starb aber kurz vor dessen

Eröffnung. Sein Nachfolger Papst Eugen IV. hatte das Konzil, da es nicht in seinem Machtbereich stattfand, mit der Bulle Quoniam alto wieder aufgelöst und alternativ eine Versammlung nach Bologna einberufen. Die in Basel anwesenden Kirchenvertreter tagten aber weiter. Papst Eugen IV erkannte dann aber am 15.Dezember1433 die Rechtmäßigkeit des Konzils an, vor es 1437 nach Ferrara verlegt wurde. Abt Johann nahm an dem Basler Konzil teil.

Am 8. April 1434 bestätigte Kaiser Siegmund dem Kloster Neubourg alle Privilegien und Besitzungen. RI XI,2 n. 102333

Abt Johann starb am 30. November 1442. Auf ihn folgte Rudolf Kühlin (1442-1465).Seine Regierung war überschattet von Krieg und Unglück. Nach dem Ende des 100-jährigen Krieges marschierten französische Truppen unter dem Thronfolger Ludwig, dem Sohn Heinrichs VII. nach Lothringen und ins Elsass.

Sie bezogen hier ihr Winterquartier und forderten die Unterwerfung von Metz und Straßburg. Sie stießen bis auf Basel vor. Auf ihrem Zug verwüstetet sie das Elsass. Kaum waren die Zerstörungen beseitigt, traf ein Blitzschlag das Kloster und legte es in Schutt und Asche. Giovanni Kardinal Castiglione

(1453–1460), päpstlicher Legat im Elsass, gewährte einen Ablass von 100 Tagen für Spenden für das heimgesuchte Kloster. Abt Rudolf starb am 30. März 1465.

Der 27. Neuburger Abt war Kaspar (1465-1478). Er verschleuderte die Güter der Abtei. Als Ludwig von Lichtenberg starb,ließ sein Bruder Jakob eine eindrucksvolle Beerdigungsfeier zelebrieren.Die Lichtenberg waren eine Adelsfamilie, die im ausgehenden Mittelalter die Vorherrschaft im Elsass um Straßburg und Hagenau hatte. 8 Äbte aus Klöstern, die dem Hause liochtenberg verbunden waren, zelebrierten die Totenmesse, unter ihnen auch Abt Kaspar.

Auf ihn folgte Abt Theobald (1478-1492) Unter seiner Regierung wurde das Kloster 1487 erneut von einem Blitzschlag betroffen. Die Kirche, der Glockenturm, das Kloster, die Schlafsäle, das Refektorium fielen dem Unglück zum Opfer. Der Straßburger Bischof Albrecht von Pfalz-Mosbach (1478 bis 1506)

gestattete Abt Theobald nach dem Weggang oder Tod des Priors von Daugendorf diese Pfarrei mit einem Priester seiner Wahl zu besetzen und die Einkünfte der Pfarrei zu verwalten. Abt Theobald starb am 18. September 1492.

Zu seinem Nachfolger wurde der der Cellerar Etienne gewählt. Er war Abt bis 1502. Sein Nachfolger Rudolf Metsch hatte wieder eine ganze Serie von Unglücksfällen zu ertragen. Er wurde 1502 als Prior zum Abt gewählt. das Jahr 1503 war zunächst von
Wetterkapriolen gezeichnet. Einem äußerst strengen Winter folgte ein sehr heißer Sommer. Der Hunger war deutlich spürbar. Dann kam die Pest. 1507 war ein vernichtender Hagelschlag zu verzeichnen.

1525 brach der Bauernkrieg aus. Er hatte auch das Elsass voll erfasst. Dort war es Erasmus Gerber aus Molsheim gelungen alle elsässischen Bauernhaufen unter einer Führung zu vereinigen und unter seiner Führung zu gemeinsamen Vorgehen zwischen Altdorf, Maursmünster, Molsheim  zu versammeln.

Eine halbe Wegstunde vom Kloster Neubourg lagerte etwa 30.000 aufständische Bauern. Sie teilten sich in drei Abteilungen. Eine errichtete am 14. April 1525 ihr Hauptquartier im Kloster. Die Mönche wurden verjagt, die Kirche gestürmt, die Hostien auf dem Boden verstreut, die Bilder zerstört oder verbrannt, die Altäre besudelt und dann umgestürzt. Die Bibliothek mit vielen wertvollen Handschriften ging ebenso in flammen auf wie das Archiv.Das Kloster wurde erst geplündert und dann zerstört. Die Klosterkirche wurde erst 12 Jahre später nämlich am 24. Mai 1537 wieder geweiht und das Kloster war wieder hergestellt.

1529 beunruhigte eine ansteckende Krankheit die Gegend, die man “sudor anglicus” (das englische Schwitzen) nannte. In Straßburg war die Reformation angekommen. Ein Bildersturm hatte stattgefunden und 1529 hatte der Magistrat die katholische Messe in Straßburg untersagt. Die Städte Straßburg, Konstanz, Lindau und Memmingen hatten sich zur ”Confessio tetrapolitana”, zum Vierstädtebekenntnis zusammengeschlossen.

Abt Rudolf starb am 13. Januar 1533 unter schweren Schmerzen.

Johannes Ulin (1533-1543) war der 31. Abt von Kloster Neubourg. Zu Beginn seiner Regierungszeit wurde die Klosterkirche nach den Zerstörungen im Bauernkrieg wieder geweiht. Erbaute auch zwei Mühlen wieder auf, die ebenfalls zerstört worden waren.

Die Wahl von Abt Theobald Vogelmann (1543-1550) fand unter Vorsitz des Abtes von Lützel, Nicolas Rosenberg (1542-1566) statt. Er kümmerte sich wohl auch um die bereits aufgehobenen Tochterklöster Maulbronn und Herrenalb, wo bei beiden während des Interims versucht worden war, die beiden

Klöster wieder mit Zisteriensern zu besiedeln. Er führte den
Vorsitz bei der Wahl des letzten Abtes in Maulbronn Johannes 1547.  Abt Theobald besuchte auch das gleichfalls restituierte Kloster Herrenalb. Er starb am 27. Februar 1550. Die Wahl seines Nachfolgers erfolgte ebenfalls im Beisein von Abt Nicolas. Der zum Nachfolger gewählte Abt

Ludwig verstarb aber nachdem er nur 32 Wochen im Amt war.

Abt Peter Druttmann war Keller des Klosters Neubourg, als er auch unter Vorsitz des Lützeler Abtes Nicolas zum Abt des Klosters Neubourg gewählt wurde. Er wurde in Straßburg benediziert und starb am 7. August 1552 in Hagenau

Abt Hans Pellio war Abt in Neubourg von 1552-1565. Zum Jahreswechsel 1554/1555 gab es einen extrem strengen Winter. Nah dem Tauwetter gab es ein großes Hochwasser an Rhein und Donau und verwüstete dort die Orte. Ein Jahr später grassierte die Pest in Straßburg und den umliegenden Orten.

1557 vertrieb Herzog Christoph von Württemberg (1550-1568) nach dem Tod von Abt Heinrich die Mönche von Maulbronn aus dem dortigen Konvent. Einige von ihnen kamen in Neubourg unter.

Erasmus Schenk von Limpurg war von 1541 bis 1568 Bischof von Straßburg. Er war auch Erbauer des Palais Rohan in Ettenheim. Er veranstalte Diözesansynoden 1549 und 1560 in Saverne. An der Synode von 1560 war auch Abt Hans zugegen. Sie enthielt ein umfangreiches Reformprogramm, das wie der Versuch einer Gegenreformation erschien.  Abt Hans starb am 22. März 1565.

Sein Nachfolger war Abt Hans Werlin (1565-1592). Er galt als großer Redner. Für den Konvent erwarb er mehrere Besitzungen. Auch  ließ er mehrere Bauten errichten. im Konvent achtete er auf die Disziplin seiner Mönche.

1565 waren mit Jacques Andrés ein lutherischer Prediger und 1566 mit Theodor Béze ein calvinistischer Prediger in Hagenau, die viele Anhänger gewannen.

Im selben Jahr musste er sich energisch gegen den Grafen von Wessenburg zur Wehr setzen, der ungerechtfertiger Weise Güter der Abtei zurückhielt.

Auch die Ansprüche des Straßburger Bischofs Erasmus Schenk von Limpurg musste er abweisen, der den Konvent visitieren wollte.

1570 wurde er vom Generalkapitel beauftragt, das Kloster Königsbruck zu visitieren.

1590 war er vom Mutterabt Beat Bapst (1583 – 1597 ) beauftragt worden, sich nach Stürzelbronn zu begeben, um den dortigen Abt zur freiwilligen Resignation zu bringen.

Abt Hans Werlin starb am 9. April 1592.

Der 37. Abt Hans Faber regierte von 1592 bis 1597. 1593 visitierte Generalabt Edmond I. de la Croix (1584-1604) Kloster Neubourg. Nachdem er in seiner ganzen Regierungszeit den Konvent

sehr schlecht verwaltet hatte, resignierte er im Jahr 1597.

Auf ihn folgte Abt Alexander Metzger. 1598 schickte Abt Petrus II. Miller (1593–1614 )aus Salem, der auch Generalvikar des Ordens für Deutschland war, drei Konventuale aus Salem nach Neubourg.

Luc Keller wurde Prior, Joachim List stellvertretender Prior und Sebastian Pfeiffer Novizenmeister.

1607 kam auf Bitten von Abt Alexander der Vaterabt aus Lützel Johannes Hanser (1605 – 1625 ) nach Neubourg, um eine große Meinungsverschiedenheit im Konvent zu bereinigen.

1618 wurde die oberdeutsche Zisterzienskongregation verabredet und erste Statuten beschlossen. Generalabt Nicolas II. Boucherat (1604-1625) trieb das Vorhaben voran. In Deutschland war Abt Thomas I. Wunn (1615–1647) von Salem

Motor der Kongregation und auch deren 1. Generalvikar. 1624 wurde die Kongregation endgültig gegründet und sowohl vom Generalabt als auch vom Papst Urban VIII. (1623-1644) anerkannt.

Abt Alexander resignierte 1621.

Die Neuwahl des Abtes von Neubourg sorgte allerdings für Misshelligkeiten. Denn der Salemer Abt Thomas Wunn saß der Wahl vor. Der Abt von Lützel Johannes Hauser war allerdings der Meinung,

dass der Salemer Abt ein Recht usurpiert habe, das Kloster Lützel zustehe. Der Generalabt beorderte daraufhin den neugewählten Abt von Neubourg Adolf Braun und den Salemer Abt Thomas nach Lützel,

um die Differenzen auszuräumen. Abt Adolf (1621-1636) hatte wie viele seiner Vorgänger wieder eine sehr schmerzhafte Zeit zu überstehen. 1618 war der Dreißigjährige Krieg ausgebrochen.

Ab 1621 war auch das Elsass vom Krieg betroffen. Graf Erich von Mansfeld war 1621 mit 30.000 Mann ins Elsass eingedrungen und brachte den Krieg dorthin. Er verwüstete bevorzugt Klöster und Kirchen.

1624 plünderte und zerstörte er Hagenau und Neubourg. 1628 wurde die Kirche und der Friedhof wieder geweiht. Nach dem Abzug von Manfelds kamen die Schweden.

1628 befanden sich Ferdinand II.(1619-1637) und die Habsburger auf dem Höhepunkt ihrer Macht während des 30-jährigen Krieges. Ferdinand II. konnte es sich sogar leisten, am 6. März 1629 ohne Einverständnis der

evangelischen Reichsstände das Restitutionsedikt zu erlassen. Dadurch sollte der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden. Das Generalkapitel drängte nun den Abt

von Neubourg, sich an der Wiederherstellung der Konvente von Baumgarten und Herrenalb zu beteiligen. Das hätte allerdings die Kräfte der Abtei sehr stark beansprucht. Der Abt von Salem versuchte Kloster Herrenalb wieder zu beleben. Allerdings ohne Erfolg.

1629 besuchte der Abt von Lützel Laurent Lorillard  (1625-1648) das Kloster Neubourg.

Am 2. Februar 1632 verwüsteten die Schweden das Kloster. Auf ihrem Abzug verschleppten sie 3 Mönche. Auf die Schweden folgten die Franzosen.

Am 5. Januar 1633 vertrieben die Kaiserlichen die Schweden aus Hagenau. 1635 plünderten die Kaiserlichen das Kloster.

Mit dem Krieg war die Pest gekommen. Dann kam eine große Hungersnot, die schlimmste, die das Elsass bisher erlebt hatte. Um das Unglück voll zu machen, bemächtigte sich der Landvogt von Hagenau der Güter des Klosters, die diesem

noch verblieben waren. Auch verkaufte er Lebensmittel an die Mönche, das allerdings nach Zeugnis von Abt Adolf  zu solch überhöhten Preisen, dass im Konvent oft das Brot fehlte. Um zu überleben waren die Mönche auf Almosen der Gläubigen angewiesen.

Abt Adolf brach unter der Last solcher Prüfungen zusammen. Er starb am 9. Juli 1636.

Auf ihn folgte Abt Peter Volvius (1636-1642). Er war kein strenger Abt. Er wollte lieber geliebt als gefürchtet werden. Nach 6 Regierungsjahren resignierte er 1642. Er starb am 23. März 1650.

Der 41. Abt war Bernard Kleibeinsen (1642-1652). Er war leider ein sehr schlechter Ökonom, was natürlich in diesen vor allem auch wirtschaftlich desolaten Zeiten für die Abtei nicht vorteilhaft war. Er resignierte 1652.

Das Ende des  Dreißigjährigen Kriegs brachte nicht nur Frieden in die vom Krieg heimgesuchte Gegend. Die Hälfte der elsässischen Bevölkerung kam ums Leben. Viele Gebiete waren regelrecht entvölkert.

Im Westfälischen Frieden 1648 trat Habsburg seine elsässischen Rechte und Besitzungen komplett ab. Auch im Namen des Reiches trat Habsburg  alle Rechte des Reiches im Elsass ab.

Schon 1633 hatte Frankreich Protektionsverträge mit einigen elsässischen Territorien abgeschlossen und diese dann militärisch besetzt. 1638 hatte Bernhard von Weimar weite Teile des Elsasses erobert. Er wollte diese

als eigene Herrschaft innerhalb des Reiches. Nach seinem Tod 1639 übernahm Frankreich jedoch seine Truppen und die von ihm besetzten Gebiete. Zwischen 1633 und 1679 übernahm das Königreich Frankreich

entweder durch Verträge oder im Zuge der Reunionspolitik mit Gewalt.

Für die beiden verbliebenen elsässischen Zisterzienserklöster Lützel und Neubourg bedeutete das, dass sie jetzt unter französischer Herrschaft kamen. Ihre Tochtergründungen waren aber überwiegend im Deutschen Reich.

Das gab bald Probleme mit der Visitation und der Paternalität. So ließen die badischen Markgrafen zum Beispiel das zentral in ihrem Machtbereich gelegene Kloster Lichtenthal nicht mehr vom Neubourger Abt visitieren.

Zurück zur Klostergeschichte von Neubourg.

Der Nachfolger von Abt Bernard Kleibeinsen, Michael Stromeyer ein regelrechter Glücksfall für die Abtei. Er kam von Kloster Salem und war einfacher Mönch. Er verfügte über ein profundes wirtschaftliches Wissen und war sehr tatkräftig.

Der Konvent lebte von dem, was die Bauern erwirtschafteten. Er schaffte es, Stück für Stück die Güter der Abtei wieder zu erhalten. Obwohl der Konvent noch arm war, achtete er auf  vorschriftsmäßige  monastische Disziplin.

Der Konvent konnte wieder atmen und fand allmählich aus dem elenden Zustand heraus. Die Ruinen verschwanden und der Konvent fand allmählich zu altem Glanz zurück.

1656 leitete  er zusammen mit Abt Hugo Buchstetter (1651-1664 )aus Tennenbach die Wahl der Äbtissin Beatrice in Andlau.

Er starb an Altersschwäche am 11.August 1669

Auf ihn folgte als 43. Abt Bernard Tuperch (1669-1685). Er war schon Kojadjutor von Abt Michael. In dieser Eigenschaft nahm er auch am Kapitel der Äbte der elsässisch-schweizerischen Provinz der Oberdeutschen Zisterzienserkonkregation teil, die

am 15. Februar 1667 stattfand. Er starb am 27. Januar 1685.

Der nächste Abt kam aus dem lothringischen Kloster Stürzelbronn im Bitscher Land. Abt Charles Berenger (1685-1692) war dort Prior. Er wurde durch Abt Edmont Quiquerez (1673 – 1677 ) aus Kloster Lützel in sein Amt eingeführt.

Seine Wahl wurde am 27. Juli 1685 durch den Generalabt Jean Petit (1670-1692) bestätigt.

Abt Charles starb am 14. August 1692.

Der 45. Abt Jean Vireau (1692-1715) kam aus Paris. Die Profess hatte er in Citeaux abgelegt. Er war Abt von Villers-Bettnach in  Lothringen. Das ist etwa 22 Kilometer von Metz entfernt.

Abt Jean wurde aus  zwei Kandidaten ausgewählt und vom französischen König Ludwig XIV. (1643-1715) zum Abt von Neubourg bestimmt. Der König setzte auch in anderen Klöster Äbte ein und die Ordensoberen konnten die Wahl nur

noch bestätigen. Der Lützeler Vaterabt Peter Tanner (1677-1702) bestätigte diese Nominierung also.

In seiner Regierungszeit wurde Charles Perrin, der seine Profess in Neubourg abgelegt hatte und dort Großkeller war, zum Abt von Eußertal gewählt. Er starb dort 1724 und wurde in
Neubourg vor dem Chorgestühl beerdigt.

Abt Jean regierte 21 Jahre in Neubourg in sehr schwierigen Zeiten. Die Menschenlebt in ständiger Kriegsbedrohung. Der pfälzisch Erbfolgekrieg, der spanische und der österreichische Erbfolgekrieg folgten unmittelbar aufeinander

und es bestand immer die Gefahr mit betroffen zu sein. Dazu kamen immer wieder Naturkatastrophen, Hungersnöte und Überbevölkerung, die ähnlich wie die Pfälzer viele Elsässer immer wieder zur Auswanderung zwangen.

Zwischen 1671 und 1711 flohen viele Wiedertäufer aus der Schweiz ins Elsass. Straßburg wurde zum Zentrum der Wiedertäuferbewegung.

Abt Jean Virau starb am 21. Oktober 1715 im Alter von 64 Jahren.

Sein Nachfolger Jacques Gacier d’Auvilliers wurde wieder am 23. Dezember 1715 vom Konvent gewählt. Die Wahl erfolgte unter Vorsitz des Abtes von Lützel  Nicolas Delfis (1708-1751). Sie war einstimig und wurde von Generalabt

Edmond II. Perrot (1712-1727) bestätigt. Abt Jacques hatte an der Sorbonne studiert und mit dem Doktor abgeschlossen. Er war Priester im Kloster Neubourg. Er hatte eine sehr gute Beziehung zu König Stanislaus I. Leszczyński, der ihn oft in Neubourg besuchte.

Seine Tochter Maria, die im August 1725 den französischen König Ludwig XV. heiratete, unterhielt einen Briefwechsel mit Abt Jacques. Sie schenkte reiche Schmuckstücke für die Klosterkirche von Neubourg. Auch der Straßburger Bischof François Armand Auguste von Rohan-Soubise (1747-1756)

zählte den Abt zu seinen Freunden. Er hatte gute Beziehungen zum Adel, der sein Wissen und seine Tugend schätzte.

Im Konvent legte er großen Wert auf Disziplin. Am Kloster blühte die Wissenschaft. Er schickte mehrere Mönche nach Paris, die dort den Doktortitel erwarben. Er kümmerte sich auch stark um die wirtschaftlichen Belange des Klosters.

Die Kirche wurde komplett renoviert, der Konvent neu aufgebaut. Mühlen wurden wieder errichtet. Er gilt als zweiter Gründer des Klosters. Er bereicherte die Bibliothek mit kostbaren und raren Büchern.

Er kaufte in Straßburg ein Haus. Im Orden war er Generalvikar für Lothringen.

Auch Abt Jacques blieb von Turbulenzen nicht verschont. 1744 verwüsteten die Österreicher das Elsass. Beteiligt war auch das Pandurenkorps des Oberst Franz von der Trenck. Als er eintraf, wurde Kloster Neubourg verpflichtet, ihm 100 Livres und seinen Offizieren 25 Livres

zu zahlen. Der Gesamtschaden, den das Kloster  erlitt, belief sich auf 140.000 Livres und verschlang die Einnahmen des Kloster für drei Jahre.

Abt Jacques starb am 19. November 1759 im Alter von 81 Jahren. Er wurde in der Mitte des Altarraumes der Klosterkirche von Neubourg bestattet.

Sein Nachfolger als 47. und letzter Abt von Neubourg wurde Joseph Specht. Er wurde am 11. Februar 1760 in Anwesenheit des Mutterabtes Grégoire Girardin (1751-1790) des vorletzten Abtes von Lützel gewählt

Im Mai 1760 wurde er im Beisein der Äbte von Pairis  Xavier Burst und Sankt Urban Augustin Müller eingesegnet.

Abt Joseph war seinen Konventualen ein echter Vater und er wurde von ihnen  verehrt und geliebt wegen seiner Güte und Milde.

Am 14. Juli 1789 brach in Frankreich die Revolution aus. Ziel war auch die Abschaffung von Standesprivilegien. Es ging auch um die Abschaffung des Zehnten. Als erste kirchliche Institution gerieten die Orden ins Visier. Am 29. Oktober 1789 wurde per Dekret das Ablegen von Ordensgelübden

verboten und am 13. Februar 1790 schaffte die Nationalversammlung die Ordensgeistlichkeit ab. Nur noch Frauenklöster, die in der Krankenpflege und im Schulwesen tätig waren, durften bestehen bleiben,Das bedeutet natürlich auch das Aus für den Zisterzierzienserorden in Frankreich.

Viel Mönche gingen ins Ausland und kamen dort bei den Klöstern ihres Ordens unter.

In Neubourg wurden die Mönche vertrieben, die Gebäude zerstört. Nur noch eine kleine spitzbogige Kapelle im Kirchhof blieb übrig.

Damit endete eine Abtei, die im Mittelalter zu einer der reichsten im Elsass zählte.

21 Jan 2021

Zisterzienserabtei Lützel (Lucelle)

                                                          Modell der Klosterkirche und einiger anderer Klostergebäude

Die ehemalige Zisterzienserabtei Lützel direkt an der  Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz Département Haut-Rhin und Kanton Jura ist charakterisiert durch eine absolute Grenzlage

in mehrfacher Hinsicht. In geographischer Sicht ist das Juragebirge an der Grenze zum Oberrheingraben. Es liegt nur wenige Meter unterhalb der Wasserscheide Rhone-Rhein.

Durch den kleinen Klosterstaat, ja durch das Klostergelände selbst zogen sich Landesgrenzen. Nacheinander hatten die Grafen von Pfirt, Österreich und Frankreich dort landesherrliche Rechte inne.

Lützel lag am Anfang in unbestimmter Grenzlage zwischen dem Sundgau, dem Sornegau und Ajoie (Elsgau). Dann lag es an einer Bistumsgrenze nämlich zwischen den Zuständigkeitsgebieten vom

Bistum Basel und vom Bistum Besancon. Und schließlich lag es auch noch an einer Sprachgrenze. 3 der sieben umliegenden Dorfterritorien gehörten zum germanischen Sprachraum 4 zum romanischen.

Der Konvent war immer zweisprachig. Aber auch die für das Kloster tätigen Bauern, Handwerker und Arbeiter kamen aus beiden Sprachregionen.

So hatte Lützel durch die geographische Lage und die Zweisprachigkeit eine wichtige Vermittlerrolle zwischen der Mutterabtei Citeaux und den Filialklöstern vor allem im oberdeutschen Raum.

Lützel wurde die älteste Zisterzienserabtei auf deutschem Boden. Bernhard von Clairvaux legte am 25. März 1123 den Grundstein zum Kirchenbau. Das Kloster zählte zu den bedeutenderen und einfluß-

reichsten Abteien des Ordens. Sechzig Mönchsklöster wurden von Lützel aus zum Teil verwaltet oder doch besetzt, darunter Abteien in Dänemark, Polen und Litauen

Wichtig wurde Lützel und Pairis im  Elsass, das Anfang des 17. Jahrhunderts von Lützel übernommen wurde, vor allem für die württembergischen Klöster,

die 1534 mit der Einführung der Reformation  in Württemberg aufgelöst wurden.

Die Brüder Hugues, Amadée und Richard von Montfaucon erhielten von ihrem Onkel Berthold von Neuenburg, der als Bischof von Basel 1123 erstmals erwähnt wird, in diesem Jahr Land für die Gründung eines Klosters abgetreten.

Im Jahr 1123 oder 1124 stifteten sie das Zisterzienserkloster Lützel. Die Gründungsurkunde ist nicht mehr vorhanden. Im Anniversarienverzeichnis Lützels aus dem 15. Jahrhundert

finden sich sowohl der 25. März 1123 als auch der 6. April 1124 als Gründungsdatum. Richard von Montfaucon war auch an der Gründung von Belleveau 1119 beteiligt. Es war das erste Kloster des Zisterzienserordens in der Franche-Comté und das erste Tochterkloster von Morimond. Es muss eine sehr stürmische Entwicklung gehabt haben, denn mit Lützel folgte die erste Tochtergründung nur 4 Jahre später. Wie bei den Zisterziensern üblich kam der erste Abt und der Gründungskonvent aus dem Mutterkloster Belleveau.

 

Stephan regierte von 1124–1131? Das erste Tochterkloster von Lützel, Neubourg im Elsass wurde noch unter Abt Stephan gegründet. Von dort aus erfolgte die Gründung der Töchter Maulbronn und Herrenalb.

Bischof Berthold von Neuenburg legte sein Amt als Basler Bischof 1133 nieder und zog sich in das Kloster Lützel zurück. Die Bischöfe von Basel und Besancon bestätigten 1136 die Besitztümer der Abtei.

Am 18. März 1139 bestätigte Papst Innozenz II (1130-1143)auf Bitten von Bischof Ortlieb von Basel (1137-1164) die Besitztümer von Kloster Lützel. Der Basler Bischof setzte sich auch bei König Konrad für das Kloster Lützel ein. Er förderte die Klostergründung Lützel, dessen Besitz er schon 1136 bestätigt hatte (s.o.). Auch ließ er dem Kloster Schenkungen zukommen. Am 28. Mai 1139 stellte König Konrad III.(1138-1152)folgende Urkunde aus. ” bestätigt auf Bitten Bischof Ortliebs von Basel nach dem Vorbild Erzbischof Humberts von Besançon und Bischof Alberos von Basel Abt Christian und den Mönchen des Zisterzienserklosters Lützel (Lucela) die von den Edlen Hugo von Charmoille (Calmillis), Amideus von Neuchâtel und Richard von Montfauçon vorgenommene Gründung des Klosters sowie die durch Bischof Bertolf von Basel in Übereinkunft mit dessen Kapitel vollzogene Übergabe des Ortes Lützel an die Mönche und den Besitz des Klosters, namentlich Lützel und andere genannte Güter” (RI  IV, 1,2 N.135)

Am 17. Juli 1147 bestätigte Papst Eugen III., der erste Zisterzienserpapst, ebenfalls die Besitztümer des Klosters und nahm es unter seinen Schutz. Diese Urkunde wurde nur auf Bitten von Abt Christoph ausgestellt.

Die Tochterklöster von Lützel wurden bis auf die erste(Kloster Neubourg) und die letzte Gründung 1194, das Kloster St. Urban im Tal der Rot im Kanton Luzern, alle in der Regierungszeit von Abt Christian (1131 ? – 1175 ?) gegründet.

1131 wurde das Kloster Frienisberg im Kanton Bern gegründet. 1133 folgte Kloster Kaisheim in  Bayrisch Schwaben. Der Gründungsabt Udalrich (Ulrich I.) 1133–1155 kam mit seinem Konvent natürlich aus Lützel.

1134 entstand das Tochterkloster Lieu-Croissant in der Franche-Comté, etwa 25 Kilometer südwestlich von Montbéliard. 1137/38 entstand das Kloster Salem im Linzgau in Baden-Württemberg. Der Gründungsabt war Frowinus (1138–1165)

1138 wurde Kloster Pairis im Elsass nahe Kaysersberg gegründet, das letzte in der Regierungszeit  von Abt Christian.

Auch Zisterzienserinnenklöster waren dem Kloster unterstellt. Von einigen Autoren werden sie als Filiationen von Lützel angesehen. Es handelt sich aber nicht um Gründungen, die von Lützel ausgingen.

Kloster Marienau vor den Stadtmauern Breisachs dürfte schon um 1150 gegründet worden sein. Da der Stiftungsbrief nicht mehr erhalten ist, kann das Gründungsdatum nicht mehr genau bestimmt werden. Das erste gesicherte Datum für Marienau ist das Jahr 1265, als Bischof Heinrich von Basel, der Stadtherr Breisachs, die Aufnahme des Konvents in den Zisterzienserorden beantragte.

Das Kloster Michelfelden, heute ein Ortsteil der Stadt Saint-Louis bei Basel wurde 1265 gegründet. Bischof Heinrich von Neuenburg verlegte es 1267 nach Blotzheim und bestand dort bis 1450 und wurde ab 1442 als Priorat geführt.

Das Kloster Olsberg im Kanton Aargau wurde 1236 gegründet. Es wurde in den Zisterzienserorden aufgenommen und der Abtei Lützel unterstellt. Das Kloster hatte bis 1751 die Paternitätsrechte inne. Dann gingen sie auf die Abtei Salem über.Es ist eines der ältesten Zisterzienserinnenklöster der Schweiz. 1234 verlieh Papst Gregor IX. dem Konvent das grosse Zisterzienserprivileg. Allerdings  setzte im 15. Jahrhundert ein wirtschaftlicher und moralischer Zerfall  ein. 1427 wurde das Kloster bei einem Brand zerstört. Der Bauernkrieg und die Reformation vollendeten diesen Zerfallsprozess. Die Äbtissin Agnes Küffer und der grösste Teil des Konvents verliessen das Kloster, das 1535-58 verwaist war. Auf Betreiben von Erzherzog Ferdinand  II. (seit 1564 Herrscher der Vorlande das waren die habsburgischen Besitzungen  westlich des Arlbergs und des Fernpasses unter Einschluss der schweizerischen, schwäbischen., breisgauischen und elsässischen Herrschaften) wurde die Äbtissin Katharina von Hersberg (1558-86) berufen. Sie sollte das Kloster wiederbeleben. Aber weder sie, noch ihre Nachfolgerinnen setzten die Bestimmungen des tridentinischen Konzils bezüglich des Verzichts auf persönlichen Eigentums und der Einhaltung der Klausur durch. Auch wirtschaftlich gelang der Aufschwung nicht.

Darüberhinaus wurde das Kloster im dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt. Dazu kamen sinkende Einnahmen aus Zinsen und Zehnten. die Paternität ging 1751 von Lützel auf Kloster Salem über und 1753 an Kloster Tennenbach.

1790 wandelte Joseph II. das Frauenkloster per Dekret in ein weltliches Damenstift um.

Das Kloster Rathausen bei Ebikon im Kanton Luzern wurde 1245 als Beginengemeinschaft gegründet. 1251 wurde von Bischof Eberhard (1248 –1274)von Konstanz die Erlaubnis erteilt, dem Zisterienserorden beizutreten. Er nannte den Ort „Domus Consilii“, Haus vom (guten) Rat, oder eben Rathausen. 1260 oder 1261 wurde es dem Orden inkorpiert und Kloster Lützel unterstellt. Abt Werner (1257 – 1268) trat die Rechte aber schon 1266 an St. Urban ab, das ja viel näher bei Rathausen lag

Kurz vor 1450 wurde Kloster Engental in Muttenz gegründet. 1450 befasste sich das Generalkapitel von Citeaux auf Antrag von Abt Nicolas Amberg (1443 – 1466) das neugegründete Kloster Engental, im Kanton Basel ihm zu unterstellen und die Privilegien des Ordens auf dieses auszudehnen.  Der Orden gab dem Antrag zwar statt, entsprach der Bitte aber erst 10 Jahre später. Es bestand allerdings nicht allzu lange. Im Bauernkrieg wurde das Kloster überfallen und geplündert. Die Nonnen flohen ins Klösterli nach Dittlingen. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1534 aufgehoben.

Den Einfluss von Kloster Lützel zeigte sich unter anderem 1180. Abt Archenfried (1179 – 1181 ) unterstellte 1180 das  1161 von dem Tochterkloster Frienisberg  gegründete Kloster Tennenbach dem Lützeler Tochterkloster Salem.

Sein übernächster Nachfolger war Konrad von Ratolsdorf dem heutigen Radolfsdorf. In seiner Regierungszeit wurde 1194 das Kloster St. Urban gegründet. Der von Abt Konrad in St. Urban eingesetzte Abt Konrad von Biederthan (1196-1212) wird als Verwandter Konrads von Ratolsdorf bezeichnet. Die Verwandschaft wird zudem durch das gemeinsame Wappen – in Gold ein schwarzer Balken – belegt.

Am 21. Juli  1180 nahm  Papst Alexander III das Kloster in seinen Schutz und bestätigte seine Güter und Rechte.Um 1180 übernahmen die Habsburger die Schutzvogtei vom König für Kloster Lützel.

Zu der Zeit war Albrecht III. Graf von Habsburg. Er war Parteigänger der Staufer, Vogt von Murbach, Muri und Säckingen. Er war Landgraf im Oberelsass. Seine Gemahlin Ita war die Cousine von Friedrich Barbarossa.

Am 31. Oktober 1187 stellte Papst Gregor VIII. auf Bitten von Abt Wetzel (1185 – 1191 ?) eine sehr ausführliche Urkunde aus, mit der er das Kloster in seinen Schutz nahm und es vom Zehnten für Neubrüche bei Eigenbau und für Tierfutter befreite und auch für die Mönche Verfügungen traf. “Gregor VIII. nimmt Abt Wizelus und die Brüder des Klosters von Lucelle/Lützel (Wizelo abbati monasterii de Lucela eiusque fratribus) (D. Basel) auf deren Bitten in den päpstlichen Schutz, bestätigt die Benediktinerregel und die Institution der Zisterzienser sowie genannte Besitzungen, befreit sie vom Zehnten für Neubrüche bei Eigenbau und für Tierfutter, gewährt das Aufnahmerecht, verbietet, nach abgelegter Profeß das Kloster unerlaubt zu verlassen, und gestattet, gegen ihre Mönche und Konversen vorzugehen, wenn sie andernorts aufgenommen werden, verbietet die Vergabe und Entfremdung von Kirchenbesitz ohne Zustimmung des Kapitels und erklärt derartige Maßnahmen für ungültig, verbietet, daß ein Mönch oder Konverse ohne Erlaubnis des Abts und des Kapitels Bürgschaft leistet oder Kredit aufnimmt außer bei offensichtlichem Nutzen und entbindet den Konvent von der Haftung, wenn solche Geschäfte ohne ihn getätigt wurden, gestattet das Zeugnisrecht der Brüder in Zivil- und Kriminalfällen, untersagt wie seine Vorgänger, daß ein Bischof oder sonst jemand sie zu Synoden und vor Gericht zwingt oder daß sie vor ein weltliches Gericht gezogen werden, verbietet gemäß den Statuten des Zisterzienserordens und ihren Privilegien, daß sich jemand in die reguläre Wahl oder Absetzung des Abts einmischt, berechtigt den Abt, falls der Bischof sich nach dreimaligem angemessenem Ersuchen weigert, ihn zu benedizieren, die Weihe der eigenen Novizen vorzunehmen und sein Amt zu führen, bis der Bischof einlenkt, setzt fest, daß der Bischof sich bei der Entgegennahme des Gelübdes mit den Formen und Gebräuchen zufriedengibt, die innerhalb ihres Ordens üblich sind, gestattet, über den geschuldeten Gehorsam und die Freiheit des Ordens hinausgehende Forderungen des Bischofs und weltlicher Großer mit apostolischer Autorität zurückzuweisen, setzt fest, daß diesbezügliche gegen sie gerichtete bischöfliche Sentenzen ungültig sein sollen, gebietet Frieden und untersagt Verbrechen in ihren Klausuren und Grangien.” (RI IV,4,4,3 n. 1314) Eine fast gleichlautende Urkunde stellte Papst Cölestin III. am 8. Juni 1194 in Rom aus. (RI IV, 4,4,5 n. 1129). Bei der Abtswahl oder Einmischung in eine Wahl ist sie aber detaillierter. Die Urkunde wurde für den Nachfolger von Abt Wetzel Abt Konrad  (1190 ? – 1221) ausgestellt in dessen Regierungszeit St. Urban gegründet wurde.

1194 wurde die Abtei von der bischöflichen Gewalt befreit.

Von 1221-1240 war Berthold von Urach Abt in Lützel. Vorher war  er Abt in Tennenbach (1207-1221) Von Lützel wechselte er 1240 auf den Abtsstuhl von Salem, der Tochter von Kloster Lützel. Bernhard war der Bruder von Konrad von Urach,der erst Abt in dem Zisterzienserkloster Villers (1208 oder 1209)war. Von dort wechselte er nach Clairvaux 1214-1216 und wurde schließlich 1217 Generalabt von Citeaux, also oberster Repräsentant des Zisterzienserordens. Seine kirchliche Karriere ging weiter. 1219 wurde er zum Kardinalbischof von Porto und Santa Rufina geweiht. Er war dann als päpstlicher Legat in Frankreich (1220–1223), Spanien und Deutschland (1224–1226)tätig.

Die Regierungszeit von Abt Berthold war auch durch innerfamiliäre Auseinandersetzungen gekennzeichnet. : “Berthold, der achte Abt von Lützel, [186] Berthold, Sohn des älteren Egon, des Grafen von Urach, genannt

mit dem Bart, von der Tochter Bertholds, des letzten Zähringergrafen geboren, deutscher Bruder des Abtes Konrad, zunächst von Weiler (Villers/Brabant), dann Zisterzienser, darauf Bischof von Porto und S.R.E. (Sanctae Romanae Ecclesiae)

(Sancta Rufina Ecclesie) Kardinal, Blutsverwandter des Kaisers Friedrichs II. und Friedrichs, des Grafen von Pfirt, Schwager und daher Graf von Pfirt genannt war in der Jugend Mönch (Professe) im Kloster

Lützel des heiligen Zisterzienserordens, so sehr hat er sich unter ihm lobenswert verhalten, daß er nach dem Tod Konrads dort als achter Abt eingesetzt wurde. Im Jahr 1222, als Heinrich, der Sohn Friedrichs II., beim Nürnberger Reichstag ? auf Wunsch seines Vaters, des Kaisers, zum Römischen König gemacht wurde und in Aachen gekrönt wurde, wurden große Schäden angerichtet in Teilen des Elsaß und im Sundgau vom Straßburger

Bischof, der gegen den König rebellierte. Der Führer seines Heeres war Albert, Graf von Habsburg, später Landgraf im Elsaß, der häufig mit Gewalt in die Besitzungen Lützels einfiel und viel Beute machte. Auf Seiten

Heinrichs war Ludwig, Graf von Pfirt, ein kriegerischer und mutiger Mann, der, weil er Berthold, seinem Onkel, nicht wohlgesonnen war wegen des Streites, der zwischen seinem Vater und dem Abt wegen des Erbes, das

Berthold nach dem Testament gehörte, einschritt, die Lützeler Länder entvölkerte, alle möglichen Sachen wegführte, so daß er dem Berthold durch seine Bewaffneten soviel Schaden antat, daß dieser im ersten Jahr seiner

Regierung als Abt gezwungen war, mit seinem Konvent nach Altkirch zu fliehen und dort einige Jahre zu bleiben. Daher begann die Zahl (der Mönche) wegen der Schäden mehr und mehr zu schwinden, da mehrere

anderswohin Gewanderte nicht mehr zurückkehrten. Die Sache brachte er inzwischen vor Papst Honorius, der(dies) sehr verärgert und ernst dem Erzbischof von Besançon und seinen Suffranganen (untergeordneten

Bischöfen) schrieb und verlangte, daß sie jene, die Besitzungen, Sachen oder Häuser der vorgenannten Brüder ungebührlicher Weise weggenommen hatten oder unrechterweise das zurückhielten, was ihnen testamentarisch

hinterlassen worden war, entweder in ihren kirchlichen Sittenentscheidungen veröffentlichen oder, wenn sie versuchen würden, Zehntzahlungen zu erzwingen, nach vorangehender Ermahnung öffentlich, mit

angezündeten Kerzen, mit dem Urteil der Exkommunikation belegen sollten, die Dörfer aber, in welchen Güter der genannten Brüder zurückgehalten würden, solange sie dort seien, dem Interdikt unterliegen sollten.

Gegeben Lateran, an den 8. Kalenden des Mai, im 8. Jahr seines Pontifikats”

Nachdem er das päpstliche Mandat gesehen, hatte ließ Ludwig eine Weile davon ab, und nach öfteren Rückfällen wurde er von Heinrich, dem Bischof von Basel, aus Sorge angeklagt, daß er sie ab jetzt nicht mehr

belästigen solle. Im Jahre 1223 übergab Richard, der Graf von Montbeliard, – völlig anders als Ludwig –mit seinen Söhnen Theoderich (Dietrich), Amadeus, und Richard den Ort Delle und Tayllecourt mit Hörigen,

Ländereien, Wiesen, Weiden, Wäldern und aller Zugehörde in die Hände des Abtes Berthold, der über seine Schwester sein Neffe war, der Kirche von Lützel und den Brüdern, die dort Gott und der Seligen (Jungfrau)

Maria dienen, zu freiem Eigen mit Lob und Zustimmung Gerards, des Erzbischofs von Besançon. Die Urkunde dieser Schenkung, mit dem Siegel des vorgenannten Grafen bekräftigt, wird bis heute im Original im Archiv von Lützel aufbewahrt. In diesem Ort stehen uns die vollen Rechte zu. (sinngemäß) Es ist glaubhaft, daß, als die Irrlehre (Reformation ?) in die Grafschaft Montbeliard eindrang, die Kraft dieses Rechts entfernt wurde. Der Graf Richard starb am 17. Juni und wurde im Kloster Lützel beerdigt. Berthold genoß diese Länder und die anderen, welche er gekauft hatte in Larg, Friderstorf und das Haus in Mülhausen, welche er mit dem Haus in Altkirch, das sein Vorgänger Konrad erbaut hatte, und mit den Gütern in Lumschwiler, die dem gleichen Kloster

gegeben worden waren, ruhig mit den übrigen Besitzungen des Klosters (und) stellte sie unter den Schutz des  Heiligen Stuhls. Er bestätigte ihn in allen Rechten und Freiheiten seiner Vorgänger von Königen, Fürsten und

sonstigen Christgläubigen und gestattete darüber hinaus, wenn das ganze Land unter dem Interdikt stehe, daß nichtsdestoweniger für uns in unserem Kloster mit Ausnahme der Exkommunizierten und Gebannten Gottesdienst gefeiert werden dürfe.

Text aus dem Lateran durch die Hand des Magisters Guido, des Notars des H. Papstes, datiert an den 7. Iden des März, unterschrieben von dem Papst selbst mit 11 Kardinälen, unter ihnen der Hl. Konrad (Graf von Urach),

der Bischof von Porto, der deutsche Bruder des Berthold, auf dessen Bitten dieses Privileg erlangt wurde im 8. Jahr seines Pontifikats, im Jahre des Herrn 1224. “ (Tennenbacher Urkundenbuch S.54)

Übersetzung: Michael Saave, OStR., Historiker, Binzen; ) (Beide Texte im Tennebacher Urkundenbuch online unter Cistopedia dort Bibliographie Kloster Tennenbach)

Am  20.12. 1224 stellt König Heinrich VII.  bei Basel Abt Berthold und dem Kloster eine Urkunde aus, die in diesem Zusammenhang steht: “bestätigt dem abt Bertold von Lützel die stiftung seines klosters durch Bertolf bischof von Basel und die von Montfaucon, und will dass demselben seine genannten besitzungen unverkümmert verbleiben.” (RI,V,1,2, n. 3949) Die Vorgeschichte zu dieser Urkunde ebenfalls im Tennenbacher Urkundenbuch mit der Übersetzung von Herrn Saave:

“Im gleichen Jahr (1224) wandte sich Berthold an Heinrich, den röm. König, seinen Blutsverwandten, bei den Herren Basels anwesend, damit er das, was die Kaiser Konrad und Friedrich der Kirche Lützels an

Privilegien eingeräumt hätten, bestätige und forderte ihn dringend auf, sie mit ihren Besitzungen in seinen Schutz aufzunehmen. Der König stimmte seinem Ansuchen gerne zu, bestätigte die Gründung (Ausstattung ?) des

Ortes, nahm sie unter seinen königlichen Schirm, und stärkte sie mit weiteren Privilegien, so daß niemand von uns Zehnten, Zoll oder Wegegeld oder andere Zahlungen von uns erheben konnte. Er belegte es mit dem

königlichen Bann, unseren Besitz wegzubringen, zurückzuhalten oder zu vermindern und entschied, ihn mit 5o Pfund Gold zu vermehren. Urkunde, mit dem Zeichen des Königs signiert, 13. Kal. des Juni und in Gegenwart

(der Erzbischöfe und Bischöfe, und Adligen 🙂 Engelbert von Köln, Dietrich von Trier, Sigfrid von Augsburg,Gerhard, Graf von Tische, Landgraf Rudolf und Albert, seinem Sohn, Friedrich, des Grafen von Pfirt, dem

Schwager des Abtes Berthold und dessen Söhnen Ulrich und Ludwig, den Grafen Ludwig und Hermann von Froburg, dem Vorsteher der Basler Kirche, Bischofs Heinrich usw. “

Um 1200 stand Lützel auf dem Höhepunkt seines monastischen Lebens. Es zählte rund 200 Mönche. Das spiegelte sich ja auch in der raschen Folge seiner Tochtergründungen wider.

Im 12. Jahrhundert war das Kloster noch Teil der elsässischen Grafschaft Pfirt. Die Grafen von Pfirt scheinen kaum in den Herrschaftsbereich des Klosters eingegriffen zu haben. Graf Ulrich II. von  Pfirt, der 1216 Landvogt im Elsass war, befreite das Kloster im Jahr 1259

von allen gräflichen Steuern. Auch die Befreiung war noch Teil des Erbschaftsvergleichs von Abt Berthold und seinen Geschwister. Dazu ebenfalls das Tennenbacher Urkundenbuch (S.57):

“Im gleichen Jahr 1225 kamen der Abt Berthold und der Graf Friedrich, der Mann seiner Schwester, wegen der Erbschaft seiner Schwester überein, die von der Herzögen von Zähringen herkam, und über die schon eine

Zeitlang Streit zwischen ihnen geherrscht hatte. Heinrich, der röm König, schlug folgende Verteilung zum unsterblichen Ruhm des Klosters Lützel und dem ewigen Lob Bertholds vor, daß Ludwig und seine Erben das

gesamte Gebiet von Pfirt behielten, außer jenem, welche sie dem Haus Lützel schon gegeben hätten oder in Zukunft abtreten würden. Berthold aber und die ihm nachfolgenden Äbte von Lützel, die seit alters her aller

Rechte und Gnaden des hochberühmten Geschlechts von Pfirt teilhaftig seien, würden im gesamten Gebiet von Pfirt von folgenden Verpflichtungen (bzw. Rechten) ausgenommen: nämlich, den Zehnten zu leisten, den Neu-

bruchzehnten von erworbenem und zu erwerbendem Land im Gebiet von Pfirt, das Weiden jedwelcher Tiere, die Jagd auf Wildtiere, Vögel, Fische, das Land umgraben, Bauten darauf zu errichten, Münzen zu schlagen, die

Adelszeichen zu erhöhen mit offenen und geschlossenen Helmen als Helmzier nach der Sitte des Reiches, das Recht, Zoll, Wegegelt und Ungelt zu erhalten, sie selbst aber seien von allen diesen Beschwerden im gesamten

Gebiet von Pfirt ausgenommen. Sie hätten das Recht, öffentliche Notare zu bestellen und die von unehelicher Geburt zu legitimieren und andere Vorrechte. Vom Grafen selbst und seinem Sohn Ulrich versprachen das

Vorgenannte und die Urkunde wurde ausgefertigt und mit dem Siegel des Abtes Berthold bestätigt in Anwesenheit vieler Mönche, Adeliger und würdigen Männern des Glaubens. Geschehen zu Altkirch. Aus dieser

schriftlichen Festlegung der Eintracht leuchten die Regalien und die königlichen Freiheiten, die Berthold im Haus Lützel vom hochberühmten Geschlecht der Grafen von Pfirt übergeben worden

sind, vor denen hervor, die schon früher von den Fürsten übergeben wurden. Ihr Territorium war äußerst groß, fast alles, was heute in

Vorderösterreich als Bezirk verwaltet wird, z.B. Thann, Sennheim, Altkirch, Delle, Belfort, Pfirt usw. und weil sie immer eine vielköpfige Familie hatten, hatten sie verschiedenen Wohnsitze, v.a. in der Burg Pfirt, wo der Hl.

Papst Leo IV., als er allein das Elsaß durchwanderte, die Kapelle der Hl. Märtyrerin Katharina und eine andere in Sundersdorf für den Hl. Martin v. Tour habe weihen lassen, andere (aus der Familie) wohnten in Altkirch und Thann.”

Der 10. Abt von Lützel Theobald (oder Thyemo) (1238 – 1257) stammte aus der Familie der Freiherren von Ramstein. Er nahm am 1. Konzil von Lyon (28.06.-17.7.1245) teil.Er wurde auch vom Generalkapitel beauftragt, in den oberdeutschen Zisterzienserklöstern Verbesserungen einzuführen.

König Rudolf stellte dem Kloster im März 1283 eine Schutzurkunde aus. “in castris) befiehlt allen getreuen und rittern (cunctis fidelibus, militibus nostris), das kloster der hl. Maria zu Lützel (ord. Cist. südwestl. Basel) welches er in seinen besondern schutz genommen hat, zu schirmen und in keiner weise zu schädigen. (RI VI, 1 n. 1771)

Johannes (Demetrius) war der 17.Abt (1303 – 1319) von Lützel. Er stammte aus Basel. Er Doktor des kanonischen Rechts. Er verfasste eine Abhandlung über das Klosterleben und verschiedene Predigten. In Ensisheim ließ er eine Marienkapelle bauen.

Im 13. Jahrhundert machte sich ein neuer Herrschaftsfaktor bemerkbar: Geld. Ein Großteil des nur von Abgaben lebenden Adel kam in Geldnot.Die durch ihre Besitztümer am Oberrhein reich gewordenen Bischöfe von Basel hatten Geld genug und kauften nun Herrschaften und Rechtstitel auf und bauten so ihre Macht aus. 1270 kam die Ajoie und 1271 der Sornegau an das Fürstbistum Basel. 1271 verkaufte Graf Ulrich II. von Pfirt seine Allodien,darunter die Burg Pfirt, an den Basler Bischof Heinrich v. Neuchâtel (1262–74), und erhielt sie von diesem als Lehen zurück.Geldbedarf dürfte bei dieser Aktion wohl auch das wichtigste Motiv gewesen sein. Bischof Heinrich organisierte das neu erworbene Gebiet mit dem neuen Hauptort Délémont als Herrschaft Délémont . Dabei soll das Flüsschen Lützel als Grenze festgelegt worden sein. Das hatte zur Folge, dass das Klosterterritorium und sogar der befestigte Klosterbezirk hoheitsrechtlich in zwei Teile geschieden wurde. Beim Bau von Konventsgebäuden wurde ein neues Bett für die Lützel angelegt. Auch wurde die Lützel aufgestaut und als Fischteich genutzt. Der See existiert noch heute und ist mit seiner Umgebung Naturschutzgebiet.

Der Urenkel von Graf Ulrich II. von Pfirt Ulrich III. von Pfirt erreichte 1318 beim Bischof von Basel Gerhard von Wippingen (1309- 1325) für seine Töchter die Lehnserbfolge. Seine Tochter Johanna ( 1351) heiratete 1324 Hzg. Albrecht II. (d. Weisen) von Habsburg. Die Schwester Ursula entsagte zugunsten der beiden ihren Rechten auf die Gfsch. Pfirt (1336) und auf die Herrschaft Rougemont (1350) durch die Heirat fiel Pfirt an Österreich.Habsburg hat anders als die Grafen von Pfirt seine landesherrlichen Rechte wahrgenommen.

Lützel kann jetzt als landsässiges Kloster Österreichs angesehen werden, also direkt den Habsburgern unterstehend.

Herzog Albrecht stellte am 21. Februar 1326 eine Urkunde aus und berief sich dabei auf das Vorbild seiner Vorgänger der Grafen von Pfirt. “Hzg. Albrecht befreit das Kloster Lützel, das er, dem Beispiel seiner Vorgänger der Grafen von Pfirt folgend, fördern will, von Zoll und Ungeld in allen Dörfern, Städten und Burgen in seiner Herrschaft Pfirt, so daß die Mönche des Klosters fürderhin bei Kauf und Verkauf aller fahrenden und liegenden Güter sich dieser Freiheit erfreuen sollen und nimmt das Kloster in seinen Schutz.” (Regesta Habsburgica 3 n.1648 in Regesta Imperii online)

 

Die erste Grangie des Klosters war Scholis. Diese und das Grundstück auf dem sich das Kloster befand, war eine Schenkung der Grafen von Montfaucon. Lützel hatte 17 Grangien, die von Konversen bewirtschaftet wurden. Lützel hatte Streubesitz in über 150 Orten.

Seinen Besitz verdankte Lützel zunächst zahlreichen Schenkungen. Später kamen auch Käufe und Tauschgeschäfte dazu. Stadthöfe unterhielt das Kloster in Altkirch, Basel, Cernay und Moulhouse, Ferrete und Rouffach und in Pruntrut (Porrentruy) Sie erfüllten die Anforderungen der Zisterzienser an ihre städtischen Pfleghöfe. Diese sollten nicht mehr als drei bis vier Tagesreisen vom Kloster entfernt sein. In der Regel wurden sie von Konversen geleitet. Zum Stadthof in Altkirch siehe Abt Berthold. Der Stadthof von Pruntrut hatte möglicherweise ein besonderes Gewicht. Denn das Bistum Basel hatte während der Reformation die Stadt Basel verlassen und seine Ämter um Lützel herum angesiedelt. Der Bischof und die Hauptverwaltung hat ihren Sitz nun ständig in Pruntrut.

1340 hatte ein Erdbeben die romanische Kirche stark beschädigt.  Abt Rudolf von Wiggenheim (1340 – 1349 )  ließ eine hochgotischer Basilika mit Querschiff bauen, die  1348 eingeweiht wurde . Sie kann aufgrund von Ausgrabungen und einer Planaufnahme von 1750 rekonstruiert werden. Nachfolger von Abt Rudolf wurde Abt Johannes III.(1349-1362) Er war bis 1325 Dompropst in Basel vor er1325 in das Kloster Lützel eintrat. Er stammte aus der Familie der Grafen von Hasenburg, deren Burg nicht weit von Kloster Lützel entfernt war.

Am 13. Februar 1370 stellte Karl IV. eine Urkunde aus: “nimmt abt und convent von Lützel (Lucella) sammt ihrem kloster, dessen gebiet, land und herrlichkeit in einer umfassenden urk. in seinen schutz.” ( RI VIII n.4820)

1375 kamen die  Gugler, das waren Söldnertruppen des Enguerrand VII. de Coucy, der den Erbanspruch seiner Mutter Katharina von Habsburg († 1349), Tochter Herzog Leopolds I. von Österreich, gewaltsam durchsetzen wollte. Auf ihrem Zug durch den Aargau kamen sie auch in das elsässische Grenzkloster und verwüsteten es. Der Name Gugler leitet sich wohl von der Form ihrer Kopfbedeckungen ab.Nicht nur durch die Zerstörung der Gugler erlebte die Abtei eine tiefe Krise. Das war die Regierungszeit von

Abt Heinrich Stockhelm (1397 – 1408) Das beschreibt Bernhardin Walch  O. Cist. in seiner Lützler Chronik so:

“Als der Frieden zwischen dem Herzog und dem Bischof, zwar ohne Waffen, nicht aber ohne Zerstörung der Felder, die dem Kloster Lützel mit einem erlittenen Schaden von zweitausend Pfund angetan wurden, geschlossen war, kamen einige der Mönche nach der Ernte, andere um den Herbst herum nach Lützel zurück. Einige, die geringes Vertrauen in die von Heinrich zu bewahrende Klosterdisziplin hatten, suchten den Aufenthalt in Zisterzienser – und Bellavalle-Klöstern, in burgundischen Klöstern, nicht wenige in „Pomerium“ (Abtei Baumgarten,besiedelt durch Beaupre/Lothringen) in der Diözese Straßburg. Heinrich war selten mit den Brüdern im Kloster, daher trat eine Abgewöhnung der Regelobservanz und ein Nachlassen der alten Zisterziensergesetze (allmählich) ein. Die Abstinenz von Fleisch, die bisher strengstens befolgt worden war, und die Verwaltung wurden nachlässiger, anstelle der Konversen in den Grangien und anderen Wirtschaftsgebäuden wurden weltliche (Personen) gesetzt, in den entfernten Pfarreien wurden die Mönche durch Weltgeistliche ersetzt. Inzwischen wuchs die Substanz des Klosters nicht; als das Kloster in geistlicher und weltlicher Hinsicht Mangel litt, begann es stark Not zu leiden. Heinrich verkleinert seine Substanz in seinen ? Tagen, verkaufte

Besitzungen, verpfändete sowohl schließlich auch Geweihtes der Kirche und Altargefäße (Kelche), und, wie unten gesagt werden wird, verschonte er sie nicht.”

(Übersetzung: Michael Saave Historiker, seine Mutter Lydia Saave u. d. Lateinlehrerin s. Tochter Fr. Schrader, Binzen 15.3.2006) (abgedruckt im Tennenbacher Urkundenbuch s.o.)

Abt Conrad Holzacker (1409 – 1443)stammte aus einer Basler Patrizierfamilie.Er war 1416 vom Generalkapitel zum offiziellen Konzilsabgeordneten für das Konstanzer Konzil bestimmt worden. Er war dann auch bei der Papstwahl vom 8. –11. November 1417 dabei, als Kardinal Otto Colonna zum neuen Papst gewählt, der sich dann Martin V. nannte. Über das Konstanzer Konzil berichtete Pater Bernhardin Walch. Abt Conrad nahm auch am Basler Konzil als Delegierter teil. Er verfasste die Akten des Konstanzer Konzils.Außerdem schrieb er eine Abhandlung über klösterliche Missbräuche. In seiner Regierungszeit restaurierte er das Kloster Lützel.Er war der erste Abt aus Lützel der im Zisterzienserorden  Generalvikar für Deutschland wurde. Dieses Amt blieb dann rund 200 Jahre bei den Äbten von Lützel. Papst Martin V. erteilte ihm das Recht Inful und Stab zu tragen. Sein Amtsnachfolger wurde Nicolas Amberg  (1443 – 1466 ) Auch er stammte aus Basel. Er war Vizekanzler von Kaiser Friedrich III. (1452-1493). Er nahm ebenfalls am Konzil von Basel(1431–1449) teil. Er verfasste die Akten des Basler Konzils.Außerdem schrieb er mehrere geschichtliche Bücher, einmal  eine Geschichte der Abtei Lützel von den Anfängen bis zum Jahr 1448 mit dem Titel Fasciculus Antiqitatum Lucellensis. diese widmete er Papst Nokolaus V. und Kaiser Friedrich III, dann eine Chronik des Bistums Basel und des Oberelsass.

Von 1466 – 1471 war Johannes Stantenat Abt in Lützel. 1471 wurde er zum Abt von Salem gewählt. Dort regierte er bis 1494. Wichtigstes künstlerisches Zeugnis seiner Salemer Regierungszeit ist das zwei bändige Salemer Abtbrevier, das er in Auftrag gegeben hatte.

Auf ihn folgte Ludwig Jäger, der aus Bregenz stammte und zunächst Mönch in Herrenalb war. Danach war er Professor der Theologie in Bologna. In Lützel war er von 1471 bis 1495 Abt. Er schrieb eine Abhandlung über das Amt und die Eigenschaften der Visitatoren im Zisterzienserorden sowie über die Art und Weise, die Visitation auf eine nützliche weise zu gestalten. Auch schrieb er alle Ereignisse seiner Regierungszeit auf.

1499 fand zwischen den Eidgenossen und Österreich der “Schwabenkrieg” statt, so die Bezeichnung bei den Eidgenossen. Bei ihren rechtsrheinischen Gegnern wird er “Schweizerkrieg” genannt. Der Krieg wurde äusserst grausam geführt.

Die Eidgenossen unternahmen zahlreiche räuberische Streifzüge, die ihre Verheerungen im Solothurner Schwarzbubenland,im österreichischen Sundgau und Fricktal anrichteten.

Basel erklärte  gegenüber beiden Parteien für neutral und hielt diese Haltung während des ganzen Krieges  durch und liess sich weder durch Versprechungen noch durch Drohungen davon abbringen. Am Ende profitierten alle davon.

Der ganze Lebensmittelhandel zwischen dem österreichischen Eisass und den eidgenössischen Landen lief über Basel und liess sich – zum Vorteil von allen – während des Krieges nur aufrecht erhalten, wenn die Stadt neutral blieb.

Und es kam dann auch  zu Friedensverhandlungen in der neutral gebliebenen Stadt Basel. Ein auf den 22. September datierter Friedensvertrag kam zustande

Kloster Lützel aber war bei einem dieser Raubzüge nach der Schlacht bei Dornach  verwüstet worden. Abt war in dieser Zeit Theobald (Thiébaut) Hillweg (1495 – 1532)aus Thann.  Er ließ die Kirche wieder aufbauen, aber es sollte nicht das einzige derartige Erlebnis für Abt Theobald bleiben. 1524 wurde die Kirche durch Blitzschlag und anschließenden Brand beschädigt. Im Folgejahr überfielen aufrührerische Bauern beim Bauernkrieg Kloster Lützel und plünderten es und steckten es in Brand. Gebäude, aber auch wertvolle Manuskripte gingen verloren.

Im Lützeltal auf dem Gebiet der Gemeinde Pleigne im Schweizer Kanton  Jura lag die Löwenburg mit zugehörigem Territorium. Sie war im Besitz der Basler Adelsfamilie Münch. Aus Geldnot verhandelte die Familie Münch 1523 mit dem Kloster Lützel über einen Verkauf. 1526 kaufte Abt Theobald von den Familienmitgliedern Hans Thüring II., Jakob I. und Matthias II.  die Herrschaft Löwenburg. Die Rechtslage in Löwenburg war allerdings schwierig, denn die Familie Münch hatte die Herrschaft Löwenburg als Lehen von Österreich. Oberster Lehensherr war aber der Fürstbischof von Basel. Beim Verkauf hatte Österreich auf seine Rechte verzichtet und anerkannte dabei die alleinige Lehensherrlichkeit des Fürstbistums. Das Kloster versuchte das zu umgehen, indem es Löwenburg in in seinen klösterlichen Immunitätsbezirk einzuverleiben. Das führte dann zu Schwierigkeiten, als das Fürstbistum ab 1580 seine Landesherrschaft ausübte und Steuern erhob und die Gerichtsbarkeit wahrnahm. Das Kloster erhob dagegen Protest. Mit dem Kauf war ein etwa zehn Quadratkilometer großes geschlossenes Gebiet an das Kloster gekommen.

Nach den Zerstörungen im Bauernkrieg ließ Abt Theobald ein drittes Mal aufbauen. Auch wurde ein neuer Glockenturm errichtet und die Abtei bekam neue Glocken.

Der Rat der Stadt Basel erlaubte zwar den Anhängern der neuen Lehre die freie Religionsausübung. Aber erst ein Bildersturm an Fasnacht 1529, der sich zu großen Unruhen auswuchs, führte dazu, dass der Rat die
Reformation einführte. Abt Theobald zeigte sich auch hier sehr unerschrocken. Zur Zeit des Bildersturms war er gerade in Basel. Mitten unter einem aufgewühlten Volkshaufen riss er Leuten, die ein Marienbild verbrennen wollten, dieses aus den Händen und trug es eigenhändig aus dem Gewühl und ließ es nach Lützel bringen. Er war ebenfalls Generalvikar der Zisterzienser für Deutschland. Wie sein Vorgänger schrieb auch er die Geschichte seiner Amtsführung bis ins Jahr 1532. In diesem Jahr resignierte er.

(zu Abt Theobald siehe unten Fr.X Schwartz  S. 11, 20 u. 21)

Sein Amtsnachfolger war Heinrich Sapper (1532 – 1542) aus Ensisheim. Zunächst war er Großkeller, dann Prior. 1532 wurde er zum Abt gewählt. Er setzte sich vor allem gegen das Fortschreiten der Reformation ein. Kaiser Ferdinand I. (1558 bis 1564 ), den er persönlich kannte, bestätigte Kloster Lützel alle Privilegien, die es bisher erhalten hatte. Abt Heinrich starb 1542 an einem Schlaganfall.

Auf ihn folgte Abt Nicolas Rosenberg (1542 – 1566 ), der wie Abt Theobald aus Thann stammte. In Müllheim bestand seit 1255 ein Frauenkloster, das nach den Regeln der Zisterzienser leben sollte. 1486 wurde das Frauenkloster in ein Mönchspriorat des Zisterzienserordens umgewandelt. Als letzte Äbtissin vor der Umwandlung ist Elisabeth von Bruck belegt. Das Priorat wurde Kloster Lützel unterstellt. Abt Nicolas verkaufte das Priorat 1544 an den protestantischen Amtmann Ludwig Wolf von Habsperg zu Badenweiler.

Der nächste Abt war Rudolf III. Kuchenmann von 1566 bis 1573. Er ließ die Abtswohnung im Kloster wieder herstellen. Außerdem erwarb er in Moulhouse, wo das Kloster ja schon einen Stadthof hatte, ein Haus.

1573 führte  Nikolaus Boucherat, der Generalabt von Citeaux im Rahmen seiner großen Vistiationsreise im deutschsprachigen Raum (Schweiz, Schwaben und angrenzende Gebiete) eine Visitation in Lützel durch. Er fand den Abt eingeschlossen 27 Mönche vor, 6 Novizen und zwei Knaben, die Novizen werden wollten. Er fand einiges zu tadeln, hoffte aber, dass der Abt seine Pflicht tun werde. Allerdings wendete sich die vorderösterreichische Regierung in Ensisheim nach Innsbruck wegen einer zusammen mit dem Zisterzienser-Orden durchzuführender Visitation “denn der Abt habe unehrbare Weibspersonen in Kloster und hielte ganz ärgerlich, üppig, schändlich und verschwenderisch Haus.” (Gfrörer in Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Neue Folge Bans X, Karlsruhe 1895, S. 482 ff.) 1580 wollte dann der päpstliche Nuntius der Bischof von Vercelli, Franz Bonomi, päpstlicher Nuntius  in der Schweiz und Graubünden, im Auftrage des bei Ferdinand beglaubigten Nuntius Felicianus Ninguarda, des Bischofs von Scala, eine Prüfung vornehmen. Da zeigte sich Abt Johannes Kleiber  so ungehorsam, dass sich Nuntius Ningnardi an Erzherzog Ferdinand selbst wenden musste „dass er ihn zum Gehorsam anhalte“(ebda)

Auf Johannes Kleiber (1574–1583) folgte Beat Bapst (1583 – 1597). Als Generalvikar wanderte er nach Fr.X Schwartz “Die Geschichte der berühmten Cictercienser Abtei Lützel” , Rixheim 1871, “durchwanderte ganz Deutschland” ,um die Zisterzienserklöster zu besuchen. Auf dieser Reise sammelte er eine Menge Dokumente über die Geschichte und Gründung der jeweiligen Häuser. (Seite 22) 1579 verbündete sich Fürstbischof Jakob Christoph Blarer von Wartensee (1575- 1608 ) mit den sieben katholischen Orten der Alten Eidgenossenschaft als Gegengewicht zum Einfluss des reformierten Bern im Südjura. Abt Beat sah darin allerdings die Gefahr in mögliche kriegerische Verwicklungen in dem neu erworbenen Territorium Löwenburg hineingezogen zu werden. Deshalb ließ er das Gut Löwenburg befestigen. Es entstand nun ein neuer Bering mit vorgelagertem Graben. Der Eingang wurde mit einem mächtigen Torturm bewehrt. Für diese Bautätigkeit nutzte man die Ruine der nahen Löwenburg als Steinbruch. Das betrachtete der Fürstbischof allerdings als Eingriff in seine landesherrlichen Rechte. Er protestierte scharf gegen die Befestigung des Guts. Abt Beat ließ 1586 die Abteikirche mit sehr schönen Gemälden ausstatten. Außerdem wurde das grobe Steinpflaster in Chor und Schiff mit neuem Bodenbelag versehen. 1597 war er wieder in Löwenburg und wollte dort die Bauarbeiten besichtigen. Dazu stieg er auf ein Gerüst, von dem er abstürzte und dabei zu Tode kam. Die Bauarbeiten, gegen die der Fürstbischof so heftig protestiert hatte, wurden unmittelbar nach dem Tod des Abtes eingestellt.

Auf Abt Beat folgte Christoph Birr (1597–1605) Abt Christoph schien die Oberhoheit des Basler Bischofs anzuerkennen. Er setzte die Bauarbeiten in Löwenburg auch nicht mehr fort. Der Konflikt zwischen Bischof und Kloster endete.  Abt Christoph ließ einen Hochaltar errichten, der wegen seiner Höhe und Schönheit gerühmt wurde. Er wurde nach Schwartz (S.12) seines Amtes enthoben, weil “sagen die Chroniker von Lützel” seine Wahl nicht auf rechtlichem Weg zu Stande gekommen sei. In dem oben erwähnten Aufsatz  von Gförer wird Christoph Birr   als der schlechteste Abt von Kloster  Lützel bezeichnet. Die Amtsenthebung aus welchem Grund auch immer passt zu der Einschätzung Gfrörers. Zu Abt Christophs Nachfolger wurde Johannes Hanser (1605 – 1625) im Beisein von Generalabt Nikolaus Boucherat gewählt. Von ihm wurde er auch in sein Amt eingeführt. Er sorgte dafür, dass die Disziplin im Kloster wieder eingehalten wurde. Er ließ einen kleinen Glockenturm auf die Kirche setzen. Die Kirche wurde mit einer neuen Orgel ausgestattet. Er stand sowohl bei Erzherzog Leopold von Österreich als auch bei Kaiser Ferdinand II. in hohem Ansehen. In seiner Regierungszeit gab es zwei wichtige und weitwirkende Ereignisse. Das eine war der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618, der Lützel zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht tangierte. Das zweite war die Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation. Das Konzil von Trient (zwischen 1545 und 1563) hatte sich in seiner dritten Tagungsperiode 1562-63 auch mit der Reform der Orden befasst. Es wurden Normen für die Aufnahme neuer Mitglieder festgelegt, Bestimmungen zum Noviziat. Privateigentum wurde verboten. Die Orden sollten Kongregationen in einer Provinz gründen und falls nicht genügend Klöster in einer Provinz waren, in zwei oder drei Provinzen. Eine regelmäßige Visitation sollte stattfinden. Für die Zisterzienser bedeutete dies, dass die Äbte der Primarabteien in ihren Kontrollrechten beschnitten wurden. Der Generalabtes Edmond de la Croix (1584–1604) wollte für den oberdeutschen Raum ein die einzelnen Territorien übergreifendes Generalvikariat schaffen. Auf seine Einladung versammelten sich im Kloster Fürstenfeld und gründeten ein oberdeutsches Generalvikariat. Schließlich wurde es zu einer Kongregation weiter entwickelt. Die in Fürstenfeld beschlossenen Statuten wurden revidiert und im Januar 1619 vom Generalabt von Citeaux Nicolas II. Boucherat (1604-1625) bestätigt. Zunächst 6 Klöster des oberdeutschen Generalvikariats gründeten die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation. Am 10. Juli 1624 wurde die Kongregation vom Papst bestätigt. Das Generalkapitel hatte die Statuten schon 15. Mai 1623  anerkannt. Am 2. und 3. September 1624 fand in Salem eine Äbteversammlung des oberdeutschen Generalvikariat statt. Dabei wurde die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation gegründet. Das Haupt der Kongregation war üblicherweise der Abt von Salem. Am 2. Oktober 1624 wurde die Kongregation vom Abt von Cîteaux und am 17. Oktober 1624 vom Papst anerkannt.  Zur Schweizer‑, Elsässisch‑, Breisgauische Provinz zählte Lützel mit den Frauenklöstern Königsbrück und Olsberg; Neuburg; Hauterive mit den Frauenklöstern Maigrauge und Fille‑Dieu; Päris; Tennenbach mit den Frauenklöstern Güntersthal, Wonnenthal, Lichtenthal und Friedenweiler;  St. Urban mit den Frauenklöstern Rathausen und Eschenbach; Wettingen mit den Frauenklöstern Frauenthal, Magdenau, Kalchrain, Feldbach, Tänikon, Wurmsbach und Gnadenthal. Der Abt von Lützel war in der Regel Generalvikar der Schweizer-Ellsässich-Breisgauischen Provinz.

Die militärischen  Erfolge Tillys und Wallenstein führten dazu, dass sich vor allem die süddeutschen Zisterzen bemühten, eine Restitution besonders der württembergischen Klöster zu erreichen. Besonders  Kaisheim unter Abt Johann VII. Beck 1608–1626 und seinem Nachfolger Jakob Mosbach 1626–1637 betrieb die Restitutionsbemühungen. Abt Jakob wurde im April/Mai 1628 deshalb beim Kaiser vorstellig. Am 6./16. Dezember 1628 erteilte Abt Petrus von Cheaux  den Äbten Thomas  von  Salem  und Laurent von Lützel die Generalvollmacht für die weiteren Restitutionsverhandlungen.  Am 6. März 1629 erließ Kaiser Ferdinand II. das Restitutionsedikt. Das war eine Verordnung, mit der ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden sollte. Vor allem der Salemer Abt Thomas Wunn  (1615–1647), der auch der Motor bei der Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation war, setzte sich für die Restitution der württembergischen Klöster ein, auch mit erheblichen Geldmitteln. So soll Salem nach der eigenen Überlieferung 250.000 Gulden für Bebenhausen, Herrenalb und Königsbronn während des gesamten Zeitraums bis zum Westfälischen Frieden aufgewendet haben. Die Restitution ging allerdings nicht reibungslos vor sich, da Württemberg immer wieder Einsprüche gegen das Restitutionsedikt vorbrachte. Erst im August 1630 rückten kaiserliche Truppen  unter Oberst Ossa gegen Württemberg zur Exekution vor. Nun beschloss, das Kapitel von Salem, die Klöster Bebenhausen, Herrenalb und Königsbronn zu übernehmen. Der Sieg Gustav Adolfs bei Breitenfeld  am 17./27. September 1631 führte allerdings zumRückzug der kaiserlichen Truppen. Die Lage für die kleinen katholischen Konvente war sehr schwierig geworden.Die Prälaten der württembergischen Abteien und die Mönche wurden im Januar 1632 wieder in den Konvent von Salem eingeordnet. Zwar veränderte die Niederlage der Schweden bei Nördlingen die Lage wieder. Die wiedereingesetzten Äbte konnten sich auf Dauer nicht halten. Der westfälische Frieden sah die Rückgabe aller Klöster vor, die am 1. Januar 1624 evangelisch waren. Damit waren die Restitutionsbemühungen endgültig gescheitert.

Zurück zu Abt Johannes. Er hatte die Klosterbibliothek gut ausgestattet. Er starb 1625. Sein Nachfolger wurde Laurent Lorillard (1625 – 1648 ) Er stammte aus Porrentruy (Pruntrut) Er war gelehrter Theologe. Er richtete in Lützel und auch anderen Klöstern Lehrkurse für Theologie und Philosophie ein. Die Bibliothek bereicherte er mit neuen Ausgaben der Kirchenväter. Die Restitutionsbemühungen unterstütze er tatkräftig. Nicht nur dass ihn der Generalabt von Citeaux zusammen mit dem Salemer Abt mit der Generalvollmacht für die Restitutionsverhandlungen betraut hatte, er schickte auch Mönche in Klöster, die restituiert werden sollten, so nach Maulbronn aber auch nach Sachsen ins Kloster Michaelstein  1629 und Riddagshausenbei Braunschweig  und in die Klöster Eusserthal und Ottersberg in der Pfalz. Ende 1632 war der Krieg auch in Lützel angelangt.Schwedische Truppen fielen in den Breisgau und ins Elsass ein. Am 24. November 1632 mussten der Abt und Konvent, der damals aus 53 Mönchen bestand, fliehen. Die Mönche suchten Schutz in Löwenburg das unter dem Schutz der Eidgenossenschaft lag oder in eidgenössischen Abteien. Abt Laurent kam schließlich in dem Priorat Kleinlützel unter, wo er mit einem Mönch die letzten 12 Kriegsjahre verbrachte. Er verfasste Buchauszüge aus den Heiligen Vätern mit dem Titel  Insignia florigera ex patribus collecta mit 6 Bänden und eines mit 12 Bänden Loci communes aus den Schriften Bernhards. 1638 besetzten Truppen von Bernhard von Weimar das Kloster Lützel. Verantwortlich für das Schicksal von Kloster Lützel war der bernische General Johann Ludwig von Erlach, der ins Lager des schwedischen Heerführers Bernhard von Weimar gewechselt war und der seinen Söldnertruppen den Befehl zur Zerstörung erteilte. Das Kloster wurde geplündert. Altäre und Säulen zerschlagen, Bilder vernichtet.

Selbst die vergoldete Spitze des Kirchturms wurde heruntergerissen, weil die Plünderer glaubten, sie sei aus purem Gold oder enthielte Wertgegenstände. Abt Laurent verstarb 1648.

Wichtigstes Ereignis aber war, dass nach dreißig Jahren Krieg endlich Frieden geschlossen wurde, der “Westfälische Friede” in den Städten Münster und Osnabrück, wo seit 1645 verhandelt worden war. In der kirchlichen Frage bestätigte er den Passauer Vertrag vom 2.August 1552 und den Augsburger Religionsfrieden vom 25. September 1555. Für das Restitutionsedikt von 1629 wurde 1624 als Normaljahr genommen . Der evangelische und katholische Besitzstand sollte bleiben oder wiederhergestellt werden sollte, wie er am 1. Januar 1624 gewesen war. Damit hatten sich die Bemühungen der oberdeutschen Zisterzienserkongregation erledigt, die Klöster in Württemberg zurück zu erlangen, denn sie waren ja alle im Zuge der Reformation aufgehoben worden. Territorial hatte Frankreich

die Bistümer und Städte Metz, Toul und Verdun zugesprochen bekommen. Der Kaiser und das Haus Österreich traten alle Rechte, die sie im Ober-und Unterelsass, im Sundgau und in der Landvogtei der zehn vereinigten Reichsstädte im Elsass inne gehabt haben, “auf ewig” an die Krone Frankreichs ab.Damit galt Lützel jetzt als Abtei des französischen Königreichs.

Am 4. Juni 1648 wurde Norbert Ganbach (1648 – 1654 ) zum Abt von Lützel gewählt. Nur sieben wahlberechtigte Mönche waren beim Wahlakt anwesend.  Aber viele hatten Vollmachten der abwesenden Konventsmitglieder. Der Konvent war ja immer noch weit verstreut. Von Abt Edmund Schnider aus dem Tochterkloster St. Urban wurde er geweiht. Er zog 1650 von Kleinlützel nach Löwenburg. Dort stellte er den Chorgottesdienst wieder her. Die Mönche kehrten allmählich zurück und sogar Novizen konnten wieder aufgenommen werden. Er starb  am 2. November 1654.

Bernhardin Buchinger wurde am 22. Januar 1606 in Kientzheim im Elsass  als Christian Buchinger geboren. Sein Vater war dort Bürgermeister.Von 1613 bis 1616 besuchte er die „Schola trivialis“ (Volksschule). 1616  kam er als Neunjähriger in die Klosterschule von Pairis, ein Priorat der  zu der Zeit aufgehobenen Abtei Maulbronn. Von dort gaben ihn die Zisterzienser weiter an das Jesuitenkolleg nach Ensisheim, weil er für Pairis zu eifrig und wissensdurstig war. Dort blieb er von 1618 bis 1623. Am 25. März 1623  wurde er Novize in Kloster Lützel und nahm den Ordensnamen Bernardinus an. Unter Abt Johannes legte er am Ostersonntag 1624 seine Profess ab. Er studierte an der Hauslehranstalt und versah gleichzeitig das Amt des Bibliothekars. 1630 wurde er zum Priester geweiht. Er wurde Sekretär von Abt Laurent.

Er war dann auch Archivar, Küchenmeister und Großkeller und außerdem war er leitender Minister. Großkeller war er 12 Jahre lang und das in der schweren Zeit des 30-jährigen Kriegs. Sein Amt als Küchenmeister schlug sich auch in einem Kochbuch nieder, das er verfasste. „ Buchinger, Bernhard: Koch-Buch, So wol Für Geistliche als auch Weltliche grosse und geringe Haußhaltungen, wie bey denen täglich vielLeut am füglichsten abgespeiset werden : Darinn Vber dieAchthunderterley Fleisch, Wildprett, Geflügel, Fisch, Eyer, und Garten-Speisen, auch die manier und weiß selbige zubereiten, Neben andern nutzlichen Haußhaltung-Stücklein, zu finden und begrieffen seynd /Durch Einen Geistlichen Kuchen-Meister deß Gottshauses Lützel beschrieben und practicirt.” Ein Druck erschien 1671 in Molsheimb . Es enthält Geflügel, Fleisch-und Eierspeisen und vor allem viele Fischrezepte, die als “Flussgemüse” nicht unter die strengen Fastengebote der Zisterzienser fielen. Das Kochbuch beinhaltet außerdem Tipps, wie Fisch durch Rauch oder mit Salz haltbar gemacht werden kann. Buchingers Kochbuch mit teuren Gewürzen und Zutaten erinnert oft eher an eine wohlhabende weltliche Küche und ist ein Ausdruck barocker Tafel-und Gaumenfreuden.1634 wurde ihm der Abtsstuhl von Riddagshausen angeboten. Den schlug er allerdings aus. Auch mit Rücksicht auf sein Gehorsamsgelübde konnte er die Wahl zum Abt von Maulbronn, der 1570 säkularisierten, infolge des Restitutionsedikts Kaiser Ferdinands II. von 1629 aber wiederhergestellten Abtei,  nicht mehr ablehnen. Er trat sein Amt am 30. September 1642 an. Zum Abt geweiht wurde er durch den Abt von Kaisheim Georg Müller (1637–1667) beim Provinzkapitel in Schöntal. Da Abt Laurent krank war, hatte er viele Funktionen an Bernhardin abgegeben. Als Vaterabt war er auch für mehrere Frauenklöster wie z. B. Olsberg, Königsbrück und Lichtental zuständig. In Olsberg weihte er er die Äbtissin Katharina Kohler, in Lichtental leitete am 6. Dezember 1642 die Wahl der Äbtisssin

Eva Regina Springauf. Auch in Männerklöstern hatte er Einfluss. So  installierte er in Eußerthal Gaspar Jongelincx. Er war auch für Disibodenberg und Hauterive zuständig.

1643 wurde Pairis wieder dem Orden zurückgegeben, das ja ein Priorat von Maulbronn war. Er setzte seine Verbindungen ein, um die restituierte Abtei dem Orden zu erhalten. 1646 reiste er an den französischen Hof. Das sicherte das Kloster allerdings nicht unbedingt. Es gab nur ständige Übergriffe der französischen Besatzung aus der nahen Festung Philippsburg, die sei 1644 französisch war, über die sich Eberhard III. sowohl am französischen Hof als auch bei den Ständen beschwerte, allerdings ohne Erfolg.

Nach dem Friedensschluss von 1648 fiel Maulbronn an Württemberg zurück und wurde evangelisch. Abt Bernhardin verließ Maulbronn am 14.Oktober 1648, kam dann nochmals kurz zurück und nahm dann alle Dokumente und Kostbarkeiten mit, derer er habhaft werden konnte. Am 25. November 1648 verließ er Maulbronn endgültig und für immer. Über Colmar ging er nach Baden in die Schweiz. Die Urkunden gab er nicht mehr zurück, da er auf dem Reichstag in Regensburg den Versuch machen wollte, doch noch die Abtei zurück zu erhalten. In Pairis  schreckte er auch nicht vor Fälschungen zurück, um den Fortbestand der Abtei zu sichern. Als gelernter Bibliothekar hatte er ja das Know How. Auch in Lützel machte er das, um durch die kaiserliche Bestätigung von Privilegien Rechtssicherheit zu erreichen. Unter Papst innozenz X. (1644 bis 1655) wurde Pairis 1654 wieder zur Abtei erhoben. Es zeugt für das Selbtbewusstsein Abt Bernardins, dass er sich mit Dominus Motmann einen eigenen Vertreter beim heiligen Stuhl hielt, obwohl er eigentlich durch den Generalprokurator des Gesamtordens vertreten werden sollte.Seine drei wichtigen Aufgaben erfüllte dieser  zur vollsten Zufriedenheit des Abtes: erstens die päpstliche Bestätigung Buchingers als Abt von Maulbronn und Pairis, zweitens die Bestätigung der weitreichenden Commissio recuperandi Monasteria ab Haereticis detenta (Auftrag, Abteien wieder zu erlangen, die von Ketzern vorenthalten werden)und drittens die Bestätigung der Vollmacht zur Benediktion von Äbten und Äbtissinnen.  1654 bot ihm der Mainzer Kurfürst Johann Philipp von Schönborn (1647- 1673) an, die Rheingauer Zisterzienser-Abtei Eberbach zu übernehmen. Mit dem Tod von Abt Norbert war in Lützel wieder eine Abtswahl notwendig. Diese fand in Löwenburg am 16. November 1654 unter dem Vorsitz des Abtes Edmund Schnyder von St. Urban  statt. Zum Abt des zerstörten und verlassenen Klosters Lützel wurde Bernardin Buchinger gewählt. Dieser war nun Abt dreier Abteien. Das Konzil von Trient hatte den Besitz mehrerer Abteien nicht mehr erlaubt. Eine der drei, Maulbronn, bestand nur noch auf dem Papier. Der Generalabt von Citeaux Claude Vaussin (1645-1670) hatte Bernhardin eine Übergangsfrist von zwei Jahren eingeräumt.Pairis gab er ab, als der französische König Ludwig XIV. Anfang Januar den Sekretär des Generalabtes,Olivier de Foulogne, zum Abt von Pairis ernannte und dieser mit einem Erlaubnisschreiben des Generalabtes versehen wurde. Er hatte schon nach seiner Wahl zum Abt von Lützel entschieden, die zerstörte Abtei wieder aufzubauen. Am 23. März 1657  übersiedelte der Konvent vom Hofgut Löwenburg wieder nach Lützel, wo schon ein Konventsgebäude errichtet worden war. 12 Mönche waren wieder nach Lützel zurückgekehrt. Die Zahl stieg schnell auf 34 an. Die Residenz in Löwenburg behielt er selbst und leitete von dort den personellen und materiellen Wiederaufbau. Das hatte den Vorteil,dass Bernhardin zwar seine Politik nach Paris ausrichtete aber seine Residenz Löwenburg lag ja auf dem Gebiet des Fürstbistums Basel. Er untersuchte alle in der Bibliothek befindlichen Rechtstitel und Dokumente und wie oben angeführt bediente er sich durchaus auch Fälschungen, um die Interessen der Abtei zu wahren bzw. Verlorenes wieder zu gewinnen. Er kümmerte sich um die Landwirtschaft im Kloster und die Grangien, da die Vermögenslage und Wirtschaftskraft nach den Kriegsjahren und den Zerstörungen ja stark gelitten hatte. Er versuchte, eine Glasmacherindustrie zu etablieren. Auch versuchte er das menschliche Zusammenleben wieder zu stärken. Die Grundregeln des Zusammenlebens hatten im Krieg doch sehr gelitten. Als Patronatsherr der Klosterpfarreien erließ er eine „Christliche Ordnung“ . Mit Basel erneuerte er  am 24. November 1655 den Bürgerrechtsvertrag. Ebenfalls 1655 schloss er mit Solothurn einen Vertrag. Dieser musste allerdings wegen des Widerstands des französischen Königs widerrufen werden. Die Stadt Mühlhausen verlieh 1655 den Mönchen das Bürgerrecht.Auch in der französischen Politik war er aktiv. 1657 wurde er zum zum Mitglied des elsässischen Staatsrates (Conseil souverain d’Alsace) in Neubreisach ernannt. Er nahm ein Jahr später an der Eröffnung des Parlaments teil. Er war Mitglied und Vorsitzender der Assemblé des Prélats im Elsass und spielte so eine wichtige Rolle im politischen Leben seiner Zeit. 1671 zollte er dem Alter Tribut und ließ sich auf eigenen Wunsch mit Edmond Quiquerez einen Koadjutor zur Seite stellen. Er hatte den Wiederaufbau von Lützel geleistet, zahllose Visitationsreisen unternommen. Daneben hatte er eine reichhaltige schriftstellerische Tätigkeit vorzuweisen. Er hatte eine große Chronik seiner Abtei verfasst, die sich aber auch mit der Landesgeschichte und auch der Geschichte des Bistums Basel befasste. Eine Zusammenstellung seiner Werke ist auch in der Biographia Cisterciensis, dort Bernardin Buchinger abgedruckt. Er starb am 5. Januar 1673 auf seiner Residenz in Löwenburg. In der Abteikirche von Lützel wurde er am nächsten Tag vor dem Hauptaltar bestattet. Auf seinem Grabmal stand sein Wahlspruch “Immer der gleiche, im Glück und im Unglücke”

Mit Edmond Quiquerez wurde sein Koadjutor zum Abt(1673–1677) gewählt. Er ist in Delle, das in der Nähe von Montbeliard an der Grenze zur Schweiz liegt, geboren. Er trat in das Zisterzienserstift zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Wiener Neustadt,  das kurz Neukloster genannt wird, ein.

Zu der Zeit war dort Robert Notz (1649–1663) Abt. Dieser stammte aus Kloster Lützel. Quiquerez wurde in Neukloster Novizenmeister und Prior. 1660 ging er nach Lützel. In Lutterbach im Elsass hatte das Kloster 1304 eine Pfarrkirche von der Abtei Murbach übernommen, die es bis zur französischen Revolution innehatte.Von 1664 bis 1665 war Quiquerez  Gemeindepfarrer. Im Tochterkloster von Lützel, Lieu-Croissant in der Franche-Comté, war er Prior, bis er a1. September 1671 zum Koadjutor des Abtes Bernardin  bestimmt wurde. Zwar wurde seine Wahl von einigen Konventualen angefochten, aber Generalvikar Edmund Schnyder von St. Urban  bestätigte die Wahl. Auch er war Mitglied des Conseil souverain d’Alsace. Im Mai 1673 traf Ludwig XIV. in Breisach mit Maria Theresia zusammen. Abt Edmond war dort ebenfalls anwesend, nahm am Gottesdienst teil, sang dabei das Salve Regina und erteilte den königlichen Herrschaften den Segen. Einen ebenso großen Auftritt hatte er in Basel, als er dort am Sonntag nach Himmelfahrt

vor katholischen Soldaten der Eidgenossenschaft, die in Basel zur Verteidigung gegen Turenne lagen, eine Messe las. Dies war seit der Reformation in Basel 1529 nicht mehr geschehen. 1675 wurde Kloster Lützel von Truppen des französischen Kavalleriegenerals Joseph de Pons-Guimera Baron de Montclair überfallen, wobei diese weder die an der Abtei angebrachten Wappen des Königs noch die von Turenne beachteten.

Schon die Wahl von Abt Edmond war ja von Differenzen geprägt. Diese konnte er in seiner Regierungszeit nicht ausräumen. Der Generalvikar, das war jetzt seit 5. Juli 1677  Abt Nikolaus Göldlin vom Kloster  Wettingen, drängte ihn zum Rücktritt. Am 31. Januar 1677 resignierte er. Er starb noch im selben Jahr. Sein Nachfolger wurde Pierre Tanner. Er ist am 2. Aug. 1634 Colmar geboren. 1655 trat er in das Kloster Lützel ein. Am 2. Februar 1656 legte er unter Abt Bernardin seine Profess ab.In Dole und Dijon studierte er Theologie und Philsophie. 1660 wurde er zum Priester geweiht. In Lützel war er zunächst Cellerar, später Prior. Von 1673 bis 1677 war er Prior in Blotzheim, dann in Saint-Apollinaire. Er schloss sich der Oppositionspartei, die sich gegen Abt Edmond gebildet hatte,an. Nach einigen Intrigen gegen Abt Edmond wurde er am 1. Februar 1677  zum Abt gewählt und am nächsten Tag  geweiht. Abt Pierre plante und unternahm in seiner Regierungszeit gravierende Veränderungen für sein Kloster, die später im Konvent auch zu Zwistigkeiten führten. Im 17. Jahrhundert wurde im Kloster mit der Industrialisierung begonnen. Schon unter Abt Bernardin ließen sich auf dessen Betreiben Glasmacher in St. Peter nieder. 1681 hatte die Abtei ein königliches Patent für eine Eisenhütte erhalten. Davon wurde eine auf elsässischer auf dem Weg nach Löwenburg betrieben, eine zweite in Winckel. Das zum Betrieb notwendige Erz sollte auf der fürstbischöflicher Seite gewonnen werden. Damit geriet die Abtei in Konflikt mit dem Fürstbischof, denn dieser betrachtete den Bergbau als Teil seiner Landeshoheit. Er ließ die Bergleute, die für das Kloster arbeiteten, vertreiben und die Arbeiten einstellen. Der Konflikt weitete sich noch stärker aus, denn das Fürstbistum hatte die Hilfe der mit ihm verbündeten katholischen Orte der Eidgenossenschaft angefordert. Frankreich akzeptierte nun die Rechte des Fürstbischofs und die Eisenhütten konnten den Betrieb aufnehmen. Weitere Probleme tauchten auf, denn für die Eisenverarbeitungen waren Waldrodungen zur Gewinnung von Brennholz nötig. Dagegen wurden Prozesse geführt.

Schon 1682 hatte Abt Pierre einen Klosterneubau  geplant. Er sollte die nach dem Krieg nur notdürftig wiederhergestellten Konventsbauten ersetzen. 1685 verdingte er dazu Etienne Avogadio aus Breisach. Dieser stammte wahrscheinlich aus Savoyen Über ihn ist nichts weiter bekannt. Möglicherweise war er  unter Vauban am Festungsbau von Neuf-Brisach beteiligt. Aber es kam schnell zu einem Zerwürfnis zwischen Abt und Baumeister, das nicht mehr gütlich zu regeln war. Es folgte ein langer Prozess, dessen Ende beide Kontrahenten nicht mehr erlebten. Der Bau kam über die Fundamente nicht mehr hinaus und wurde erst von Abt Pierres Nachfolger beendet werden, nachdem die Erben von Etienne Avogadio  1704 abgefunden wurden. Die Abtei musste 11 200 Livres bezahlen, das entspricht 5.500 Gulden. Diese hohe Summe erklärt sich wohl nur mit bereits weitgehend begonnenen Bauarbeiten. 1687 kaufte er einen Wald in Nonnenbruch im Bann Wittelheim. Auf den erhöhten Brennholzbedarf der Abtei wurde ja bereits hingewiesen.
1690 ließ er die St.-Peters-Mühle (Neumühle) an der Einmündung des Bösenbach in den Fluss Lützel erbauen. Eine weitere Mühle  wurde in St. Appolinaire errichtet, die der Propstei auch als Speicher diente. Außerdem gründete er mehrere Höfe.

In der Abtei waren nun verschiedene Handwerksbetriebe wie Glaserei, Ziegelei, Schmiede-Giesserei sowie eine Gerberei,ansässig, deren Produkte weitherum bekannt waren.

1699 wurde die Abtei wieder von einem Unglück betroffen. Die Abtei samt Bibliothek und auch kostbare Ornate wurden ein Raub der Flammen. Bei dem Brand kam auch ein Laienbruder zu Tode. Da die Abtei nun unbewohnbar war, mussten Abt und Konvent ins Priorat Blotzheim ausweichen. Dort verstarb Abt Pierre  am 14. März 1702. In der Kapelle des Priorats wurde er begraben. Nach dem Tod des Abtes zeigte sich, dass Frankreich sich vermehrt in die Belange der ehemals deutschen Abteien auf nun französischem Hoheitsgebiet einmischte. Nicht genehme Äbte wurden einfach ab gelehnt. So blieb die Abtei Lützel 10 Monate ohne Abt.  Antoine Reynold war nun ein Kandidat, der dem französischen König genehm war. Er war in das Zisterzienserkloster Hauterive eingetreten.

In Hauterive hatten die Stadt und der Rat Fribourg einen starken Einfluss. Am 4. November 1700 wurde Antoine Reynold dort gegen den Widerstand des Rats der Stadt Fribourg zum Abt gewählt. Er war Sohn Sohn des Grossrats und französischen Brigadekommandanten Jean-Antoine de Reynold (1611–1684). Sein Bruder Franz war Generalleutnant im französischen Heer, Ritter der königlichen Orden und Generaloberst der Schweizer und Bündner Truppen. Der Vorbehalt der Stadt Fribourg gegen Abt

Antoine lag wohl hauptsächlich in der Nähe der Familie zum französischen Königshof. Er war zwar am 28. Juni 1701 von Papst Clemens XI. bestätigt und am 2. Oktober 1701 von Nuntius Piazza in der Kirche des Zisterzienserinnenklosters Rathausen zum Abt geweiht worden. Die Stadt Freiburg erkannte  aber seine Wahl nicht an. Am 8. Februar 1703 suspendierte sie ihn erneut von der Amtsausübung. Kurz nach seiner Wahl war er vom Generalabt von Citeaux Nicolas III. Larcher ( 1692–1712) zum Generalvikar der Ordensprovinz Schweiz-Elsass-Breisgau bestellt worden. In dieser Eigenschaft leitete er am 28. März 1703 die Neuwahl des Abtes für den immer noch offenen Stuhl in Lützel. Mit Unterstützung seines Bruders Franz und des Fürstbischofs von Basel Wilhelm Jakob Rinck von Baldenstein (1693- 1705) wurde Antoine gegen den vom Konvent favorisierten Kandidaten den Prokurator Léon de la Brèche zum Abt gewählt. Dieser  war dem König nicht genehm. Was ihm in Fribourg zum Nachteil gereicht hatte,  half ihm nun in Lützel.

Ludwig XIV. bestätigte ihn 7. April 1703.  Gleichzeitig belastete er die Abtei mit jährlichen 3.000 Gulden zur Versorgung des Kölner und Straßburger Kanonikers Ernst von Manderscheid. Da dieser erst 1721 starb, hatte sie die Pensionskosten immerhin 18 Jahre zu tragen.

Abt Antoine nahm aber gleich seine Aufgaben in Angriff. Die Kirche hatte den Brand 1699 zwar überstanden, war aber stark verrusst. Nach deren Wiederherstellung folgte der Neubau des Konventsgebäudes, den Abt Pierre begonnen hatte nach den Plänen des damaligen Baumeisters Etienne Avogadio. Verantwortlich waren jetzt Mathis Reitemann und Bernard Reinel aus Colmar. Es entstand eine dreigeschossige Flügelanlage. Der Südflügel ist über 100 Meter lang. Die Fertigstellung erlebte Abt Antoine nicht mehr, denn er starb schon  am 17. März 1708 nach fünfjähriger Regierungszeit etwa 64 Jahre alt. Abt Antoine reorganisierte die Klosterökonomie, war ein guter Haushälter und konnte alle Schulden wieder abtragen, die sein Vorgänger gemacht hatte. Auch konnte er alle Prozesse beenden, die sein Vorgänger geführt hatte, die meisten auf Vergleichsbasis. Er verbesserte die Ordensdisziplin und die innere Ordnung des Konvents.

Lucelle1776-2

Auch die Nachfolge von Abt Antoine verlief nicht ohne Machdemonstration Ludwigs XIV. Er wollte Lützel aus dem Einflussbereich des Fürstbistums Basels und der schweizerisch-elsässisch-breisgauischen Zisterzienserprovinz lösen. Wie schon vor  5 Jahren wählte der Konvent wieder den Prokurator Léon de la Brèche . Und wieder versagte der König die Anerkennung der Wahl sofort. Nach 8 Monaten wurde eine neue Wahl angesetzt. Allerdings durften  Mönche aus dem Fürstbistum Basel und aus der Eidgenossenschaft nicht mehr teilnehmen. Am 20. November 1708 wurde Nicolas Delfils zum 44sten Abt von Lützel gewählt. Bei seiner Wahl war er erst 25 Jahre alt. Geboren wurde er am 11. Februar 1683 als Jean Nicolas in Vaufrey in der Franche Comté. Er studierte am Jesuitenkolleg von Pruntrut . 1703 trat er ins Kloster Lützel ein und legte dort 1704 seine Profess ab. Er führte jetzt nur noch den Namen Nicolas. Er baute auf dem begonnenen Reformkurs seines Vorgängers zur Stärkung der Abtei auf. Er förderte die internen Studien im Kloster. Zum Unterricht holte er Professoren aus Tochterabteien, die dann in Lützel lehrten. Bis 1721 lehrte in Lützel Robert Balthasar als Professor für Theologie, der 1726 Abt von St.Urban wurde. Bis 1728 ist dies Raphael Köndig aus Salem. Er war Professor der Theologie und des kanonischen Rechts. Im Totenbuch der Abtei Salem steht über ihn, dass “er in allem,was man wissen muss, ein sehr berühmt”  (in omni scibili clarissimus) war (in Zeitschrift für den Oberrhein Neue Folge Bd. 14 S. 374)

Seine Reformbemühungen werden von den Konventsmitgliedern unterstützt, auch von dem unterlegenen Kandidaten. Der Konvent wuchs und stieg von 40 auf 55 Mitglieder. Zwar war die Abtei nun unter französischer Herrschaft, blieb aber auf den süddeutschen Raum orientiert, was sich auch an den Neuzugängen zeigte. Viele  stammten aus dem Gebiet des Fürstbistums Basel. Auch der französische König konnte die Bindungen noch nicht kappen. Abt Nicolas wurde 1728 Generalvikar der schweizerisch-elsässisch-breisgauischen Zisterzienserprovinz . Als Generalvikar reiste er 1738 ans Generalkapitel in Cîteaux. Nicht nur für den Konvent war seine Regierungszeit fruchtbar. Er zeichnete sich auch als Bauabt aus. Zwar hatte sein Vorgänger den Klosterneubau begonnen und auch die Kirche wieder hergestellt. Aber ihre Neuaustattung ist das Verdienst von Abt Nicolas. Dazu wurden Künstler des süddeutschen Barock herangezogen. Mit Judas Thaddäus Sichelbein (1684–1758) der Fassmaler und Altarbauer war, arbeitete ein Künstler aus Wangen. Sechs Altäre, das Chorgestühl, das Chorgitter und die grosse Orgel mit 40 Registern werden zwischen 1712 und 1728 erstellt. Außerdem legte er östlich der Abtei einen Barockgarten an.

Seine Regierungszeit kann als die glücklichste Zeit für die Abtei angesehen werden. Er starb am 6. November 1751 starb mit 68 Jahren, nachdem er 43 Jahre regiert hatte.

1746 wurde Grégoire Girardin zum Koadjutor für Abt Nicolas gewählt. Abt Nicolas hatte Pater Grégoire dafür bestimmt, damit er ihn von den Amtsgeschäften entlaste.

Grégoire Girardin  ist 24. Feb. 1709 in Delle geboren. 1726 wurde er Novize in Lützel. Im Kloster Salem hatte er Theologie studiert.1733 wurde er zum Priester geweiht. In Lützel war er zunächst Archivar und von 1735 bis 1740 gleichzeitig Seelsorger in Winkel im Sundgau. 1740 wurde er Novizenmeister, 1741 Cellerar und 1741 Rektor in Blotzheim, wo Lützel ein Priorat hatte. Wie vorher angemerkt wurde er 1746 Koadjutor von Abt Nicolas. 175 wurde er dessen Nachfolger. Auch er wurde wie die meisten seiner Vorgänger Generalvikar der schweizerisch-elsässisch-breisgauischen Zisterzienserprovinz . Mit französischer Vermittlung konnte Abt Gregoire 1778 einen Vertrag mit dem Fürstbistum Basel abschließen, in dem die Abtei die fürstbischöfliche Landesherrschaft in Löwenburg anerkannte. Im Gegenzug wurden Kloster Lützel wirtschaftliche Privilegien eingeräumt. Damit wurden Jahrhunderte alte Unstimmigkeiten beigelegt. Eine letzte aussenpolitische Aktion des Klosters war die letzte Erneuerung des Städtebundes zwischen Basel und Lüttich. 781 erhielt Abt Grégoire mit Benoit Noblat einen Koadjutor zur Seite gestellt.

Mit dem Sturm auf die Bastille brach am 14. Juli 1789 in Frankreich die Revolution aus. Ende Oktober 1789 hob die Assemblée Constituante in Paris die Ablegung der klösterlichen Gelübde auf. Mit dem Dekret vom 2. November 1789 wurden auch die Besitztümer der Abtei Lützel beschlagnahmt und zu nationalem Eigentum erklärt. Am 7. April 1790 wurde die Abtei durch den französischen Staat säkularisiert. Dieses Ereignis überlebte Abt Grégoire um 2 Tage. Er starb am 9. April 1790 in Lützel. Zwei Tage nach dem Tod seines Vorgängers wurde  Benoît Noblat als Abt eingesetzt. Er wurde am 28. April von Abt Ambros Glutz vom Kloster St. Urban geweiht.Am 15. Mai 1790 wurde ein Verzeichnis der beschlagnahmten Güter erstellt. Abt Benoît  konnte das Kloster eigentlich nur noch abwickeln. 1791 wurden die früheren Besitztümer des Klosters vom Staat verkauft. Das Kloster wurde im Herbst 1792 geschlossen und am 2. Oktober 1792 mussten der Abt und die letzte Mönche Kloster Lützel verlassen.

Damit endeten fast 670 Jahre  Geschichte einer der bedeutendsten Zisterzienserabteien im oberdeutschen Sprachraum.

Abt Benoît ging zunächst nach St. Urban, dann noch Koster Salem und zuletzt Courtavon zu seiner Familie. Dort starb er am 7. Dezember 1802. Auf dem dortigen Gemeindefriedhof ist er beigesetzt.

17 Feb 2019

Kloster Weissenburg im Speyergau

Unbenannt

Das Kloster Weissenburg ist um 660 gegründet worden. Das Jahr seiner Gründung ist aber nicht überliefert  und auch für den Gründer gibt es zwei   Überlieferungsstränge.                                                                                                                                                                                                                                  

Man geht heute davon aus, dass Bischof Dragobodo von Speyer der Gründer des Klosters im heutigen Unterelsass ist und nicht König Dagobert I., der ja ebenfalls als Gründer “gehandelt”  wird.                       

Die älteste erhalten Urkunde ist eine Todesfallschenkung am 24. Februar 661. Ein Bonifacius schenkt dem Kloster St. Peter Güter seines verstorbenen Sohnes Gundebald. Darin heißt es,

dass Bischof Dragobert das Kloster gebaut hat (que ipse pontifex construxit). Der Ort, in dem die Güter liegen (Gairoaldo), ist vermutlich, Gerolsheim das nordwestlich von Frankenthal ist.

Der zweite Überlieferungsstrang gibt Dagobert I. als Gründer an. Allerdings liegt dieser Annahme eine zweifellos gefälschte Urkunde zugrunde. Die königliche Gründung wurde vom Kloster wohl

vor allem angegeben, um den Status einer Reichsabtei gegenüber bischöflichen Ansprüchen, also speyrischen Ansprüchen zu verteidigen. Das gilt dann auch vor allem für die Urkunde Kaiser Heinrichs.

Otto II. stellt dem Kloster am 25 Oktober 967 in Verona eine Urkunde aus und “ bestätigt dem Kloster Weissenburg unter seinem Abt Geilo über dessen Vorsprache und die Bitte seiner Mönche gleichwie seine Vorgänger Pippin, Ludwig und alle übrigen die namentlich angeführten Grenzen seiner Mark, die ihm einst der erstgenannte König übertragen hatte, und verleiht ihm die Immunität “ (Otto II. – RI II,2 n. 591) Diese Urkunde macht es wahrscheinlich,

dass Kloster Weissenburg während der Regierungszeit eines Königs Dagobert zu mindestens mit nomineller Genehmigung des Königs geschehen ist. (Heinrich Wagner in ARCHIVFÜR MITTELRHEINISCHE KIRCHENGESCHICHTE NEBST BERICHTEN ZUR KIRCHLICHEN DENKMALPFLEGE IM AUFTRAG DER GESELLSCHAFT FÜR MITTELRHEINISCHE KIRCHENGESCHICHTE IN VERBINDUNG MIT H. AM ERICH „M. -L. CRONE „J.MÖTSCH „W. SEIBRICH R. E. SCHWERDTFEGER . W. WEBER HERAUSGEGEBEN VON FRIEDHELM JÜRGENSMEIER 55. JAHRGANG 2003  )

In einer Urkunde, die Heinrich IV. am 11. Februar 1102 ausstellt, wird Dagobert als Gründer genannt.  Urkunde 473  MG Diplomata Heinrich IV. “Heinrich stellt anläßlich der vor ihn zu Mainz gebrachten Klage des Abtes Stephan

von Weissenburg über die Übergriffe der Vögte nach Vernehmung der Hörigen des   Klosters die Rechte des Vogtes entsprechend der Bestimmung König Dagoberts fest . Speyer 1102 Februar 11 . “

Zwei fränkische Adelsgeschlechter, nämlich das Geschlecht der Theodarde, dem auch Dagobert angehörte und das der Chrodoine bestimmte die Anfangszeit Weißenburgs entscheidend mit. Diese Adelssippe war auch in Thüringen begütert.

Dazu passt, dass das Erfurter St. Peterskloster zu Beginn des 8. Jahrhunderts von Weißenburg besiedelt worden ist. Beide Klöster haben mit St. Peter dasselbe Patrozinium und beide haben auch die Dagobert-Tradition gemeinsam. Nur führt Erfurt

seine Anfänge nicht auf den ersten, sondern auf den dritten Dagobert zurück.

In Weißenburg wurde zunächst die “Regula mixta” befolgt. Das ist eine Kombination aus der Columban-Regel und der Benedikt-Regel, so wie sie in Luxeuil gepflegt wurde. Dort hatte der spätere Trierer Bischof Numerian unter dem Abt Waldebert

die Satzungen des Columban durch die Benediktregel ergänzt. In diesem Umfeld bewegte sich auch der Speyrer Bischof Dragedo. Auch der erste bekannte Stifter für Kloster Weißenburg, nämlich der oben genannte Bonifacius, hatte Beziehungen

zu den fränkischen Bischöfen, die die Verbreitung dieser Regula mixta in den von ihnen gegründeten Klöstern verfolgten.

Um 820 begann nun Pirmin im südwestdeutschen Raum zu wirken. In den vom ihm gegründeten, bzw. reformierten Klöstern  führte er die Regel des Heiligen Benedikt ohne die Zusätze Columbans ein. Von Kloster Hornbach aus sei er oft in Weißenburg

gewesen und habe den dortigen Mönchen die “norma sancti Benedicti” vorgetragen. In einer Traditionsnotiz des Kloster Weissenburg, die Kaspar Zeuss in seinen Traditiones et possesionesque Wizzenburgenses Nr. 193 überliefert, tritt ein Dekan Gerbert

als Zeuge auf. Die Stellung des Dekan in der Konventsstruktur als zweiter nach dem Abt entspricht der Struktur, die Pirmin nach der Vermutung Hallingers (Kassius, Gorze-Kluny) eingerichtet hat. Weissenburg wurde auch schon sehr früh in die Verbrüderung

der Reichenau aufgenommen. Alles zusammengenommen spricht schon dafür, dass die Pirminsche Reform, so wie die Vita Pirmins es berichtet, in Weissenburg angekommen ist.  Auch die elsässische Herzogsfamilie der Etichonen,  die Pirmin bei

seinen Reformen stark unterstützte, begann sich nun für Weissenburg zu interessieren. So gibt es eine 730 Schenkung des Herzogs Liutfrieds für das Kloster. Bis 737 gab es viele Mönche in Weissenburg, die sich bei ihrem Eintritt ins Kloster das Zurückbehalten

von Eigenbesitz vorbehalten hatten. Das war aber vom 5-bis 8. Jahrhundert weitverbreitet. Hallinger nennt diese Mönche “Halbkonversen”. Von 737 datiert nun die letzte Nachricht von zurückbehaltenem Eigenbesitz eines Weißenburger Mönchs (Zeuss Nr. 241).

Das zeigt, dass sich die Pirminsche Forderung auch nach völligem Eigentumsverzicht beim Eintritt ins Kloster in Weißenburg durchgesetzt hat.

Der fränkische Historiker und Theologe Kaspar Brusch schreibt 1551 seine Monasteriorum Germaniae praecipuorum ac maxime illustrium centuria prima, also seine Chronik deutscher Klöster, in der auch das Kloster Weissenburg abgehandelt wird. Darin

ist auch eine Äbteliste, die allerdings für die vor Dragobodo regierendenden Äbte wohl eher fiktiv ist. Sein erster Abt ist Principius, der übrigens auch in der Speyrer Bischofsliste unmittelbar vor Dragobodo steht.

Die Äbte Ehrwald und Ratfried werden mehrmals bei Zeuss im Zusammenhang mit Schenkungen von Mönchen bei ihrem Eintritt ins Kloster erwähnt. Über Ratfried gibt es auch ein Urkunde, die das Landesarchiv Baden-Württemberg verwahrt (Bestand

Baden-Baden Stadt, Bestellsignatur  37. Nr. 270). Am 1. August 712 vergabt Dagobert, König der Franken an Ratfried, Abt zu Weissenburg, die Bäder im Oosgau. Bernhard, der in Bruschs Abtliste als übernächster Abt auf Dragobodo folgt, war gleichzeitig

Bischof von Worms. In dieser Zeit muß die Verfügungsgewalt über das Kloster auf den König übergegangen sein. Schon ein einfacher Gütertausch, den die Abtei 820 vornehmen wollte, bedurfte der ausdrücklichen Genehmigung des Königs. (Zeuss Nr. 69).

Das war unter Abt Bernhard, der zugleich Bischof von Worms war. Von 743-759 war David Abt und in Personalunion Bischof von Speyer. Er nahm an der letzten bonifatianischen Reformsynode 747 in Mainz teil. Bei dieser Synode wurde Mainz Erzbistum und

Papst Zacharias bestätigte 748, dass Mainz vor den Bistümern Tongern,Köln, Worms, Speyer und Utrecht den Vorrang hat. Während Davids Amtszeit verstarben Pirmin in Hornbach und Philipp von Zell, der in der Diözese Speyer als Heiliger

verehrt wird. Auf David folgte Ermbert,  in Personalunion Bischof in Worms. König Pippin erteilt im Jahre 764 wahrscheinlich bei dem in diesem Jahr abgehaltenen Reichstag in Worms der dortigen Basilika St. Peter und Paul die Immunität.

In einer Urkunde Ottos II., die am 25. Oktober 927 in Verona ausgestellt wurde (DD O II Nr. 15 S. 22-23), verleiht Otto dem Kloster Weissenburg die Immunität. In dieser Urkunde wird berichtet, dass auch Pippin dem Kloster die Immunität verliehen hatte.

Ermbert hatte für das Kloster Weissenburg eine große Zahl von Urkunden ausgestellt, alle bei Zeuss abgedruckt. Ermbert gehörte auch zu den fränkischen Bischöfen, die von Karl und Karlmann zur von Papst Stephan III. nach Rom einberufenen Synode

abgeordnet wurden. Die Synode fand vom 12.-14. April 769 in der Lateranbasilika statt. Erst der übernächste Abt, Bischof Bernhar von Worms ist quellenmäßig wieder belegt. Er reist im Auftrage Kaiser Karls im Jahr 809 zusammen mit Abt Adelhard vom

Kloster Corbie zur Synode nach Rom. Nicht nur Bischöfe aus den benachbarten Diözesen waren Äbte in Weissenburg. Es ging auch umgekehrt. Basinus,der Nachfolger Davids auf dem Speyrer Bischofsstuhl, war zuvor Diakon in Weissenburg. Er ist dort

durch zwei Traditionsnotizen belegt. (Zeuss Nr.149 und 221). Er war auch mit dem Laienbischof Milo in Trier verwandt. Auch der spätere Bischof Benedikt in Speyer (814-829) war zuvor Mönch in Weissenburg. Seine Teilnahme an der Synode von Mainz

ist in Concilia aevi Karolini Teil 2 604 zu ersehen. Zu Zeiten Ermberts musste im Kloster Weissenburg eine große monastische Disziplin bestanden haben. Aber auch eine kulturelle Höhe lässt sich ersehen. Um 772 schrieben Weissenburger Mönche

den Codex Weißenburgensis, der sich heute in Wolfenbüttel befindet.

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Als der Wormser Bischof Bernhar in Weissenburg als Abt regierte, wirkte Benedikt von Aniane als Reichsklosterreformer unter Ludwig dem Frommen. Die Aachener Reichssynode von 816 machte die benediktinische Regel für alle

im Frankenreich lebenden Mönche verbindlich. Wie weit er das Kloster Weissenburg schon reformiert hat, ist angesichts der schwierigen Quellenlage nicht genau zu sagen. Aber wie Benedikt von Aniane das vorgesehen hat, hat Bernhar schon einen

Unterabt eingesetzt. (Zeuss Nr. 171,173,177). Bernhar hatte als Nachfolger Folkwich (826-832), der aus dem Weissenburger Konvent stammte, designiert. Der Kaiser bestätigte diesen in Worms und Weissenburg.  Auch der Weissenburger Konvent

hieß diese Wahl gut. Unter ihm gibt es einen (Unter-)Abt Ratfried (Zeuss Nr. 51). Nun gibt es auch einen Praepositus, der als zweiter nach dem Abt an der Spitze der Brüder steht. (Zeuss 172). Das entspricht dem neuen Regelverständnis, der

diesem den Vorzug vor dem Dekan als durch die Benediktregel vorgesehenen höchstem Klosteramt gegeben hat. Auch die karolingische Klostergesetzgebung scheint sich in dieser Zeit in Weissenburg voll durchgesetzt zu haben.

830 sind im Kloster erstmals Vögte erwähnt. Diese Einrichtung hatte schon Karl der Große schon als obligatorisch erklärt. Der erste, der namentlich genannt wird,  ist ein Gebold (Zeuss 198,251).

833 bis 839 war Grimald Abt von Weissenburg.Er war erst an der Klosterschule in Reichenau. Ab 824 war er an der Hofkapelle Ludwigs tätig. 833 bekam er die Abtei Weissenburg übertragen. Ab demselben Jahr war er auch Kanzler unter Ludwig dem Deutschen.

Über seine erste Tätigkeit wird im Weissenburger Klosterbuch nur gesagt, dass er nach einem Klosterbrand die Kirche wieder größer aufgebaut hatte. (Mooyer Nekrologium des Kloster Weißenburg in Archiv des Historischen Vereins für

Unterfranken und Aschaffenburg, Nr. 13. S. 53). Auch wissen wir, dass er ein Privileg für das Kloster erwarb.“bestätigt dem kloster Weissenburg auf bitte des abts Grimold die von seinem vorgänger Dagobert (M. G. DD. Merov. 41 vgl. Zeuss Trad. 266 no 278) geschenkten und dann an königliche vasallen zu lehen gegebenen warmen bäder im Ufgau. “ ( Ludwig der Deutsche – RI I n. 1417 ) Ludwig schenkte Grimald auch Güter in Oberschwaben, wie sein Sohn Ludwig der Deutsche in einer am 30.September 835 in Worms ausgestellten Urkunde . „bestätigt abt Grimald, seinem obersten kanzler, laut der vorgelegten schenkungsurkunde seines vaters k. Ludwig (deperd.) den von diesem übertragenen besitz in den villen Altheim, Riedlingen, Waldhausen und Ostheim im Apphagau in Alamannien als freies eigen. 

(Regesta Imperii, I,1, Karolinger Regesten 751-918, Nr. 1351) Sonst wissen wir nichts über das Wirken Grimalds in Weissenburg.

Diese Schenkung war wohl Anlass für den Erwerb weiterer Besitzungen im für Weissenburg doch weit entfernten Oberschwaben. Diese werden in den Traditiones et possesionesque Wizzenburgenses Nr. 27 Waldsee, 28 Reute,  30 Holtzheim (= Oberholzheim bei Laupheim) 31 Baustetten und 32 Laupheim genannt. Dass Kloster Weissenburg tatsächlich Besitzungen in Oberschwaben hatte, die sonst unbekannt sind sprechen neben der Erwähnung der Hunneneinfälle auch das Patrozinium Peter und Paul. Die Weissenburger Klosterheiligen sind auch in Laupheim, Oberholzheim, Reute und Waldsee zu finden. Für diese oberschwäbischen Orte ist die Nennung in den Tradiriones vom Jahr 926 auch die erste urkundliche Erwähnung. Nur Laupheim wurde in einer St. Gallener Urkunde schon 778 genannt.

 

Nach innerdynastischen Auseinandersetzungen unter den Karolingern setzte Ludwig der Fromme Grimald als Weissenburger Abt 839 ab und übergab die Abtei an Erzbischof Otgar von Mainz. Es war der erste Bischof, der nicht mehr aus dem Kreis der Bonifatiusschüler hervorging. Er stammte aus dem Kreis der  Reformer um Ludwig dem Frommen. Er stand in enger Verbindung zur Reichenau. Als Mainzer Erzbischof unterstütze er auch Einhard, den Biographen Karls,  beim Ausbau seiner Abtei Seligenstadt.

Unter Otgar war nach wie der seit 819 bezeugte Unterabt Gerhoh tätig. Grimald war aber von Ludwig dem Deutschen schon 841 als Abt in St. Gallen eingesetzt worden. Als Otgar 847 starb, wurde Grimald wieder als Abt in Weissenburg eingesetzt. Außerdem war

er dann auch noch Abt eines dritten Klosters, wahrscheinlich Ellwangen. 870 zog sich Grimald von allen Ämtern , er war ja auch noch Erzkaplan, nach St. Gallen zurück, wo er 872 starb.

Die berühmteste Persönlichkeit aus dem frühen Kloster war Otfrid. Er ist wohl in den 20-iger Jahren des 9. Jahrhunderts geboren und wurde schon als Kind als puer oblatus nach Weissenburg gegeben. Er wurde später Mönch und Priester im Kloster.

Seine Priesterweihe erhielt er um 830. Er war auch einige Zeit im Kloster Fulda, wo Rabanus Maurus Abt war und immer noch an der berühmten Klosterschule unterrichtete. Er lehrte dort vor allem die zu der Zeit blühende Praxis der allegorischen Bibelauslegung.

Nach Otfrids Zeit in Fulda war er möglicherweise eine Zeit Schreiber in der Hofkapelle König Ludwigs. In Weissenburg wirkte er als Schreiber, Lehrer und Bibliothekar. Er ist dort ab etwa 845 nachweisbar (z.B. Zeuss 204). Die Bibliothek nahm in den folgenden

zwei Jahrzehnten einen beachtlichen Aufschwung, was nach dem Urteil der Forschung vor allem Otfrid zu verdanken ist. Sicher hatte auch Grimald in seiner zweiten Abtszeit seinen Anteil daran. Er war ja auch Abt von St. Gallen und die Sankt Gallener

Bibliothek hatte in der Regierungszeit Grimalds einen großen Zuwachs erlebt. Aus Fulda und Mainz kamen exegetische Werke vor allem von Raban nach Weissenburg. Und dann hat er selbst viel beigetragen. Acht oder neun Handschriften

gehen wohl auf ihn zurück. Sein Hauptwerk ist das Evangelienbuch. Otfrid hat einen wichtigen Beitrag zur althochdeutschen Literatur geleistet. Das Evangelienbuch ist die erste Großdichtung in deutscher Sprache. Otfrid hat eine Versform

entwickelt, die für die deutsche Dichtung des Mittelalters bestimmend wird und der deutsche Standardvers bleibt. Er schreibt eine Literaturtheorie mit dem erklärten Ziel,die fränkisch-deutsche Literatursprache zu etablieren.

Zu seinen weiteren Handschriftenzählen  Bibelhandschriften mit lateinischen Kommentierungen Otfrids zu den Büchern Jesaja, Jeremia, den Zwölfprophetenbüchern, den Evangelien, der Offenbarung des Johannes und der Apostelgeschichte.

Außerdem hat er deutsche Worterklärungen zu einem Grammatikbuch für den Unterricht geschrieben. Sein Evangelienbuch widmete er König Ludwig dem Deutschen, Erzbischof Liutbert von Mainz, sozusagen seinem Dienstherrn und Bischof

Salomo von Konstanz, der ja in der Zeit von Otfrids Aufenthalt Mönch und Lehrer an der Klosterschule Fulda war und ihn dort auch unterrichtet hatte. Die Daten seiner Adressaten geben auch einen zeitlichen Rahmen für den Abschluss

des Evangelienbuchs. Liutbert trat sein Amt in Mainz 863 an und Bischof Salomo starb 871. In dieser Zeitspanne muss also das Evangelienbuch, die umfangreichste Dichtung der Karolingerzeit, entstanden sein.

Otfrid

950 besuchte Otto I. Kloster Weissenburg, wohl von Speyer aus. Am 26. Februar stellt er eine Urkunde für das Kloster aus “restituirt dem kloster Weissenburg um der daselbst von ihm angerufenen fürbitte der h. Petrus und Paulus willen (184a) auf bitte seiner tochter Luitgard und seines bruders Brun die durch verlehnung seit lange widerrechtlich entzogenen zinsleute und verbietet deren fernere entfremdung”.(Otto I. – RI II,1 n. 185)

Das war kurz vor der Zeit von Adalbert, der ab 966 Abt in Weissenburg wurde. Er ist um 910 in Lothringen geboren. Um 958 trat er in das Reformkloster St. Maximin in Trier ein. Als  Großfürstin Olga von Kiew Otto I. um Missionare

bat, wurde Adalbert auf Rat des Erzbischof Wilhelm von Mainz 961 als Missionsbischof nach Russland geschickt. Das Unternehmen verlief nicht sehr glücklich. Adalbert entrann nur knapp dem Tode und kam schon 962 wieder zurück. Er war dann

in der Kanzlei Ottos II. tätig. 966 setzte ihn Otto I. als Abt in Weissenburg ein. 968 ernannte ihn Otto auf der Synode von Ravenna zum 1. Erzbischof von Magdeburg. Er blieb aber Abt von Weissenburg. In seinen ersten beiden Jahren als Weissenburger

Abt setzte er die Chronik Reginos von Prüm fort. Reginos Chronik hatte mit dem Jahr 908 geendet. Otto schenkte der Kirche des Heiligen Moriz zu Magdeburg das Kloster Weissenburg  mit dem Vorbehalt des Rechtes der freien Wahl für die Mönche (DO I, 365).

In dieser Urkunde wird auf die Königsunmittelbarkeit Bezug genommen “nostro juri propria”

973 erbittet dann Adalbert für seine Abtei die neuerliche Gleichstellung in ihrer “libertas” mit den Klöstern Fulda, Reichenau und Prüm. Otto II. bestätigt dies mit der Urkunde ausgestellt am 27. Juni 973 in Worms.

Adalbert verstarb 981.

Auf Adalbert folgte Sandrad. 963 wird er als Cellerar von Kloster St. Maximin in Trier erwähnt. Er hatte enge Kontakte zum ottonischen Kaiserhaus und visitierte in seinem Auftrag das Kloster Sankt Gallen. Er war auch der Beichtvater von Kaiserin Adelheid.

Er hatte maßgeblichen Anteil an der Gründung des Gladbacher Klosters St. Vitus. Ab 979 war er Abt von Ellwangen und 981 soll er auf Fürsprache Kaiserin Adelheids die Abtei Weissenburg erhalten haben. In seiner Regierungszeit fand der sogenannte “Salische Kirchenraub” statt. Es war kein eigentlicher Raub, sondern eine von Kaiser und Führungselite abgesegnete Besitzumverteilung. Leidtragende war aber die Abtei Weissenburg. Herzog Otto, der aus dem Geschlecht der Salier stammte, hatte zugunsten des

Luitpoldinger Heinrich das Herzogtum Kärnten abtreten müssen. Otto fiel nun in Weissenburg ein. Wahrscheinlich wurde das Kloster gezwungen, einen Teil seiner Besitzungen an Otto als Lehen zu vergeben. Das Kloster sah das als Raub an, die Führungselite

als  gerechtfertigte Umverteilung von Reichsgut. 985 kehrte Sandrad in das Kloster St. Vitus in Gladbach zurück. Es ist durchaus möglich, dass dies im Zuge des “Kirchenraubs” geschah.

In der Äbteliste von Brusch ist von 1002-1032 Abt Luithard verzeichnet, mit dem Vermerk das 1004 das Kloster abbrannte. Er bekommt von Kaiser Heinrich am 15. Januar 1003 die von Pippin erteilte Immunität bestätigt siehe Heinrich II. – RI II,4 n. 1526

Abt Arnold ist wieder klarer fassbar. Arnold von Falkenberg ist 1038 Abt von Weissenburg und Propst in Limburg. 1051 wurde er Abt von Corvey und wechselte 1053 nach Lorsch, vor er 1054 Bischof in Speyer (bis 1056) wurde.

Samuel, der nächste Abt,  ist erstmals in einer Urkunde  als Teilnehmer als eines Fürstengerichts unter Heinrich III. nachgewiesen und zwar vom 30. Juni 1056 (MGH  H III Nr. 372 B)Hier wurde über Rechte von St. Maximin in Trier verhandelt.

Er sorgte für die wirtschaftliche Konsolidierung der Abtei. Er kümmerte sich auch um den Ausbau und die Ausstattung der Abtei. Er ließ den heute noch bestehenden romanischen Turm der Klosterkirche errichten (laut Bauinschrift).

Auch ließ er die Abtskapelle St. Willibrord, die sogenannte Peter und Paulskapelle erbauen.

Die Einkünfte der Abtei sicherte er durch genaue vertragliche Abmachungen. (Zeuss,  Nr. 302, 304, 306, 307) 1067 bestätigte Heinrich IV. dem Kloster seine Mark und seine Immunität. (MGH H IV Nr. 195).

Die Abtei war durch vier Festungen in allen Himmelsrichtungen geschützt und zwar St. Remig im Osten, in der Gegend von Steinfeld, Vier Türme oder St. Panthaleon im Süden auf einem Berghügel gegen Steinselz hin gelegen,

St. German gegen Westen und St. Paul im Norden. Nach Michael Frey  (Versuch einer geographisch- historisch- statistischen Beschreibung  des königlich bayrischen Rheinkreises, Band 1, Speyer 1836, über Weissenburg ab Seite 461)

soll Abt Salomon um  1055 St. Panthaleon, St. Paul und German erbaut haben. Außerdem ließ er eine  zu klein gewordene Kirche in Niederschlettbach, heute zur Verbandgemeinde Dahn gehörend, durch den Neubau einer

Laurentiuskirche ersetzen. Das Patrozinium der Vorgängerkirche, das auch auf den Neubau überging, lässt darauf schließen, dass die erste Kirche nach 955 dem Heiligen Laurentius geweiht wurde.  Denn Kaiser Otto hatte am Laurentiustag

955 die Schlacht auf dem Lechfeld gewonnen. Nach diesem Sieg wurde Laurentius besonders verehrt. Die neue Kirche mit Apsidenchor war mehr als dreimal so groß wie der Vorgängerbau. Sie wurde am 13. Mai 1068 geweiht, wie aus einer Inschrift in der Taufkapelle hervorgeht. Die Weihe wurde von Bischof Ezzo von Osnabrück vorgenommen, einem Bischof, der in der Slawenmission in Wagrien in Ostholstein tätig war und der Heinrich IV. nahestand. Auch Samuel war ein treuer Gefolgsmann des Kaisers.

Er bekam auch die Abtei Murbach und Münster im Gregoriental übertragen.Er war 42 Jahre Abt in Weissenburg und starb 1097. Samuels Nachfolger wird Abt Stephan. 1111 ist er auch Abt in Limburg und Klingenmünster. In einer Urkunde von Heinrich IV.

vom 4. März 1103 in Speyer ausgestellt, in der er die Zelle St. Stephan auf dem Heiligenberg in seinen Schutz nimmt, tritt der Weissenburger Abt als Zeuge auf.(Heinrich IV. 2: 1077-1106 (DD H IV) 477).

Noch unter den Saliern wurde die Vogtei über Weissenburg und dem Hochstift Speyer der Familie der Staufer übertragen. Dies geschah noch in den letzten Regierungsjahren von Herzog Friedrich I. von Schwaben (um 1050-1105). Die Vogtei verblieb bis

unter Friedrich I. Barbarossa bei den Staufern.

Abt Kuno tritt in einer in Speyer am 28. Januar 1229 ausgestellten Urkunde als Zeuge (Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4127) In der es um einen Streit zwischen Kloster Eusserthal und seinen Bauern in Godramstein geht. Nach Frey  regierte

er “26 Jahre sehr löblich”, starb im September 1248 und ist im Kreuzgang begraben. Abt Friedrich regierte von 1251 bis 1262 und hat nach Frey mit der Ummauerung der Stadt Weissenburg begonnen. Auf Abt Friedrich folgte

Abt Edelin.  Er regierte bis 1293. Er war angeblich der 45. Abt. Er hatte die Stadtbefestigung weiter geführt und er baute im Kloster und dessen Umgebung viel. Außerdem ließ er den Grundbesitz des Klosters erfassen. Er versuchte den Verlust

von Klostergütern zu stoppen und verlorengegangene wieder  zurück zu gewinnen. Dieses Besitzverzeichnis, der Codex Edelinus, wird im Landesarchiv Speyer aufbewahrt.

Rudolf von Habsburg war oft in Weissenburg. In seiner Regierungszeit war zum ersten Mal 1273 dort. Sein letzter Aufenthalt ist 1289 nachgewiesen. Er stellte in Weissenburg gut 20 Urkunden aus.

Am 12. 4. 1275 eine für Weissenburg selbst und zwar entschied er in einer Streitsache zwischen Abt Edelin und dem Konvent einerseits und den Bürgern Weissenburgs andrerseits.

“entscheidet als gekorner schiedsrichter neben dem wildgrafen Emicho und Gottfried v. Weissenburg in einer umfassenden urkunde die vielfachen zwistigkeiten zwischen Edelin abt von Weissenburg (principem nostrum) und dem convent daselbst auf der einen, und den bürgern dieser stadt auf der andern seite, insbesondere in betreff von ungelt und weinverkauf, rathmannswahl, hauptrecht, hauptzins, buteteil, almende, waldrechte, muntad und austrag von streitigkeiten, münze und bann. Von abt und convent und stadt mitbesiegelt “(Rudolf – RI VI,1 n. 360 ) Unter Rudolf gab es auch Streitigkeiten um rechte im Mundatwald. Ebenfalls 1275 fällte Rudolf einen Schiedsspruch, in dem Regelungen für den Holzeinschlag, das Ahndungsrecht des Abtes bei

Überschreitung der Waldordnung, das Einsetzen der Waldhüter, der Waldweide usw. festgelegt werden. (nach Landesforsten Rheinland-Pfalz zum Forsthaus Erzgrube).

Am 17. November 1292 erklärt Adolf in einer Urkunde, dass ihm die Bürger von Weissenburg einen Treueid geschworen hätten. Der Treueid gegenüber dem Abt von Weissenburg auf Grund dessen Eigenherrlichkeit dürfe aber alle Rechte, Freiheiten,, Leute und Güter des Klosters nicht beeinträchtigen. (Die Regesten des Kaiserreichs unter Adolf von Nassau 1292-1298, Nr.127)

Abt Wilhelm I. war Nachfolger Edelins. Er regierte 8 Jahre. Von ihm ist urkundlich eine Übertragung der Stadt Kuppenheim überliefert.

“Abt Wilhelm und Konvent von Weißenburg Benediktinerordens beurkunden, dass Markgraf Friedrich von Baden ihrem Kloster seine Stadt Kuppenheim übertragen (civitatem sive oppidum in Cupenheim ad eum iure proprietatis pertinentem nobis resignavit et – – transtulit) und von ihnen zu Lehen genommen hat. Sie geben deshalb, weil dadurch ihr Kloster schadlos gehalten ist, ihre Zustimmung zum Verkauf des Dorfes Malsch, das ihnen gehört hat und Lehen des Markgrafen ist, und bestätigen diesen Verkauf durch den Markgrafen an Kloster Herrenalb. (Württembergisches Urkundenbuch Band XI., Nr. 5131, Seite 142)

Abt Egidius regierte von 1301-1312. Er weilte wohl auch am Kaiserhof. König Albrecht hatte das Weissenburger Gerichtsstandprivileg ( es ging um die Rechtsstellung der Stadt)am 25. Juli 1310 bestätigt. Abt Egidius erhielt ein Diplom im Lager vor Brescia.

Abt Johannes I. von Frankenstein hatte wieder eine längere Regierungszeit vorzuweisen und zwar von 1322-1337. Er starb am 3. November diesen Jahres und regierte wie es bei Frey heißt “löblich”. In seiner Regierungszeit gab es einen  Vorfall, bei dem zwei Klosterherren erschlagen wurden. Dokumentiert ist das in einer Urkunde Ludwig des Bayern vom 6. August 1333. “Ks. Ludwig erklärt, daß er Abt Johannes, Dekan und Konvent des Benediktinerklosters Weißenburg [im Elsaß] mit der Stadt und der Bürgerschaft von Weißenburg wegen des Auflaufs und der Zwietracht, besonders der zwei erschlagenen Herren des Klosters und der Verletzung der Klosterfreiheit folgendermaßen lieplich vnd friuntlich verglichen hat: (1) Beide Parteien sollen wieder gute Freunde sein und sich wegen dieser Vorkommnisse gegen eynander verzigen ewiclich; (2) das Kloster hat Rudolf Boppelmann und die Stadt den .. von Fleckenstein, Deutschordenskomtur zu Weißenburg, als Ratmänner gestellt, denen er seinen Kanzler [Hermann von Lichtenberg, Bischof von Würzburg,] als dritten [Mann] hinzugefügt hat, die die besserunge schichen vnd machen sollen; den von diesen ausgesprochenen bund vnd pen sollen sie sich unterziehen; weitere, einstimmig oder mehrheitlich gefasste Beschlüsse der Ratmänner, die ihnen urkundlich mitgeteilt werden1, sollen von den Parteien eingehalten werden; (3) sollte einer der Herren [des Klosters] die Sühne verletzen, so haben die drei [Ratmänner] dem Abt und seiner Partei zu sagen, was sie unverzüglich tun sollen; hingegen hat der sich widersetzende Bürger den Befehlen der Ratmänner zu folgen; (4) sowohl Abt als auch Stadt sollen gegebenenfalls einen Ersatzmann für einen ausgefallenen Schiedsrichter stellen; (5) den Bau der wende soll sein Kanzler besichtigen und darüber entscheiden. — Geben […] ze Franchenfurt an vritag vor Laurentii 1333” (Regg. Ludwig d. B. H. 4 – n. 87).

Am 23. Juni 1330 verleiht Kaiser Ludwig Abt Johannes von Weissenburg die Regalien. “Ks. Ludwig (1) verleiht Johannes, Abt des Benediktinerklosters Weißenburg [im Elsaß], alle Regalien, Lehen, Temporalien, Ehren, Nutzen und Vergünstigungen, die dem Abt und seinem Kloster aufgrund Recht oder alter Gewohnheit zustehen, (2) bestätigt alle Freiheiten, Immunitäten, Befreiungen, Gnaden, Zugeständnisse, Gaben und Privilegien, die dem Empfänger, dessen Vorgängern und dem Kloster von ihm und seinen Vorgängern im Reich verliehen wurden, und (3) gebietet allen Königen, Herzögen, Markgrafen, Grafen, Baronen, Adeligen sowie allen Getreuen des Reiches, Städten, Grafschaften, Gemeinschaften, Kollegien und jedem einzelnen unter Androhung einer Pön in Höhe von 20 Pfund reinen Golds, die je zur Hälfte der kaiserlichen Kammer bzw. dem Geschädigten zufallen soll, die Beachtung seines Privilegs.

Das bedeutet, dass Weissenburg damit Reichsabtei war. Sie erschien auch in den Reichsmatrikeln. Das war ein Verzeichnis der

Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches und gab an, wieviele Truppen für die Reichsarmee zu stellen waren. In den Reichsmatrikeln von 1422 ist die Abtei aufgeführt. In den Reichsmatrikeln aufgeführt zu sein, wird als Indiz für die

Reichsunmittelbarkeit angesehen.

Auch sein Nachfolger Eberhard Graf zu Saarbrücken regierte sehr lang, nämlich 43 Jahre von 1337 bis 1381

Ludwig der Bayer hatte ihm  am 24. November 1339 in Speyer eine Urkunde ausgestellt,

“Ks. Ludwig befiehlt den Städten Hagenau, Selz und Landau [in der Pfalz], Abt Eberhard von Weißenburg [im Elsaß] in seinen Rechten zu schützen.” (Ludwig – [RI VII] H. 4 n. 167) und wichtiger für denselben

Tag gibt es eine Urkunde, in er Ludwig Abt Eberhard die Regalien verleiht.(abgedruckt in Schöpflin Alsatia Diplomatica,2 S.168). Auf Eberhard folgte Hugo von Nothfelden von 1381 bis 1402. Von ihm wurde die Lehensburg St. Remy erbaut. Sie wurde im Bauernkrieg zerstört und heute gibt es nur noch Mauerreste am Boden bei Altenburg.

Sein Nachfolger war Johannes II, Graf zu Veldenz. Er regierte insgesamt 32 Jahre von 1402 bis zu seinem Tod im Jahr 1432. Er hatte auch am Konstanzer Konzil teilgenommen.

Gegen Ende seiner Amtszeit erklärte Sigmund dem Abt Johann gegenüber, dass die Stadt Weissenburg reichsunmittelbar ist und ”erlaubt ihr einen Stadtzoll auf Wein, Brod, Fleisch u. s. w. zu erheben.” (Sigmund – RI XI,2 n. 8336)

Schon 1354 hatte Kaiser Karl IV. “den räthen und gemeinden der reichsstädte des Elsasses Hagenau, Weissenburg, Colmar, Schletstadt, Ehenheim, Rossheim, Mühlhausen, Kaisersberg, Türkheim und Münster, sich zusammen zu verbinden gegen männiglich mit ausnahme seiner, des reichs, seines landvogts und anderer seiner amtleute, sich einander zu rathen und zu helfen, wie das nun näher in dieser wichtigen urkunde bestimmt wird” (Karl IV. – RI VIII n. 1918). Das war dann der Zehnstädtebund (Dekapolis)

Dieser Bund wurde von einem kaiserlichen Landvogt verwaltet. .

1423 hatte Sigmund die Landvogtei Elsass an den Kurfürsten Ludwig Pfalzgraf am Rhein für 50.000 Gulden verpfändet.(Friedrich III. – Chmel n. 39 )

Das ist das Szenario, in dem sich dann die “Weissenburger Stiftsfehde” unter dem übernächsten Abt abspielt.

Auf Abt Johannes  folgte Philipp Schenk von Erbach. Er war von 1434 bis 1467 Abt und ist im Kreuzgang bestattet. Philipp ist uns wieder urkundlich dokumentiert. Am 7. Juli 1441 bestätigt König Friedrich III.  “Abt Philipp, dessen Nachfolgern sowie dem Kloster zu Weißenburg im Elsaß alle ihre von römischen Kaisern und Königen erworbenen Privilegien und Rechte.”( Friedrich III. – [RI XIII] H. 17 n. 8). 4 Tage später bestätigt er dem Abt, dass er die Regalien zunächst zwei Monate unbelehnt innehaben soll und danach von ihm empfangen soll. (Friedrich III. – [RI XIII] H. 17 n. 9). Wegen einer Streitsache mit der Stadt Weissenburg lädt ihn Friedrich ein Jahr später zum Rechtstag nach Frankfurt. (14. Januar 1442 Friedrich III. – [RI XIII] H. 17 n. 15)Es geht hierbei wohl um eine Huldigung und Gehorsam, die die Stadt dem Abt nach seiner Meinung schulde.

Abt Philipp war kein Ausbund an Tugend. Er hatte mehrere Kinder und verschuldete das Kloster mit über 30.000 Gulden (Adam Walther: Vaterländische Geschichte des Elsasses von der frühesten Zeit bis
zur Revolution 1789, Band II, Straßburg 1851, S.264.)

Auf Abt Philipp folgte Jakob Freiherr von Bruck. Er regierte 4 Jahre von 1467-1472. Auch er wurde im Kreuzgang bestattet. Unter ihm war Graf Anton von Leiningen Probst in der Propstei zu den Vier Türmen. Die Bestallungsurkunde des Abtes war noch

nicht aus Rom eingetroffen. Da griff der pfälzische Kurfürst Friedrich I. der Siegreiche(1425-1476) ein. An ihn war ja die Landvogtei verpfändet.

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Zum einen hegte er eine große Abneigung gegen  den Grafen von Leiningen-Hardenburg (siehe  Adam Walther), den Bruder von Propst Antonius. Auch wollte er einige Burgen, die der Abtei gehörten unter seine Kontrolle bringen.

Am 7. Januar 1469 erschienen der Vogt von Heidelberg sowie der Vogt von Germersheim in Begleitung von Abt Jakob von Mainz und 4 Mönchen. Außerdem waren 24 Bauern vom Amt Kleeburg dabei. Diese besetzten alle Klosterpforten.

Der Abt musste die Klosterschüssel abgeben. Auch die Schatzkammer des Klosters wurde besetzt. Die Reform des Klosters sollte praktisch erzwungen worden. Ganz so einfach ging es aber doch nicht.Der Abt berief sich auf Urkunden,

die ihm der Pfalzgraf ausgestellt habe und ihm darin zugesagt habe,die hergebrachten Freiheiten zu schützen und zu schirmen. Man sagte dem Abt nun, er solle sich nach Heidelberg begeben und dort dem Grafen die Sache vortragen.

Darauf ließ sich der Abt nicht ein. Darauf bemächtigten sich die kurpfälzischen Beamten der Burg St. Paul, einer der vier weissenburgischen Befestigungen zum Schutz der Abtei. Die Weissenburger stellten sich allmählich auf Seiten des

Abtes. Sie sahen, dass das Vorgehen des Vogtes und Kurfürsten eigentlich nicht rechtens war. Dieser  blieb aber weiter  dem eingeschlagenen  Weg. Abt und Propst entkamen. Vorher hatten sie noch Wertsachen und Urkunden auf Burg

Drachenfels bringen lassen können. Das Entkommen der beiden lag nicht im Plan des Kurfürsten. Den er wollte sie eigentlich zur Resignation zwingen. Die Feindseligkeiten setzten ihn aber der Gefahr aus, mit kirchlichem Bann belegt zu werden.

Es kam zu allgemeinen Unruhen. Die zehn Reichsstädte hatten sich mittlerweile auf Betreiben Weissenburgs in Straßburg versammelt. Der Rat der Städte sandte eine Botschaft an den Kurfürsten nach Heidelberg. Dieser sah verhängte aber

im Gegenzug eine Strafe von 3000 Gulden über Weissenburg. Das wieder verweigerte der Rat der Stadt. Mittlerweile war Erntezeit und die Erntearbeiter wurden von Bewaffneten geschützt. Der Kurfürst hatte mittlerweile einen

italienischen Rechtsgelehrten an den päpstlichen Hof nach Rom gesandt, um dort Anklage gegen den Abt und Probst zu erheben. Aber auch Abt Jakob hatte einen  Vertreter dorthin gesandt, seinen Kaplan, einen Mönch namens

Stephan Widtman. Der schien die Sache des Klosters aber gut vertreten zu haben, denn der Abt des Kloster Gottesaue wurde zum päpstlichen Bevollmächtigen ernannt und beauftragt, auf gerichtlichem Wege, notfalls mit geistlichem und

weltlichen Bann so lange gegen den Kurfürsten vor zugehen, bis das Kloster wieder zu seinem Vermögen und seinen Einkünften gelangt sei. Auch an den Kaiser, der Abt Jakob ja als Reichsfürsten belehnt hatte, wandte sich der

vertriebene Abt. Dort war Peter Brentz aus Ugelnheim für die Sache tätig und auch er war erfolgreich. Der Kaiser befahl allen Lehensleuten des Stifts, dass sie ihr Lehen nur von Abt Jakob empfangen sollen.

Außerdem befasst er sich zweimal direkt mit dem Abt. Am 31 07.1469 “gebietet Weissenburg i. E. den vertriebenen Abt Jakob von Bruck wieder einzusetzen” (Friedrich III. in RR Literaturbeleg) und am 08.01. 1470 heißt es an den Kurfürsten

“gebietet  Pfalzgf. Friedrich bei Rhein, Abt Jakob und Propst Anton von Weissenburg

 

 

 

im Besitz ihres Klosters zu lassen, sowie ihnen ihren Besitz usw. auszufolgen (Friedrich III. in RR Deperditum)

Am 24.1469 gingen die päpstliche und kaiserliche Entscheidung dem Stadtrat zu. Es war allerdings nicht ganz einfach, die Anordnungen in die Tat um zu setzen, den der Kurfürst hielt ja alle Wege nach Weissenburg besetzt. Der Abt war ja bei seinem

Lehensmann, dem Markgrafen von Baden in der Stadt Baden untergekommen. Ein dort ansässiger Bürger, der aus Weissenburg stammte, brachte den Abt nun als Frau verkleidet auf einem Karren nach Weissenburg. Der Abt gelangte unerkannt in die Stadt

und kam dort zunächst im Augustinerkloster unter. Am 1. November holte ihn der Stadtrat dann dort ab und er wurde feierlich wieder in sein Amt eingesetzt. Der Kurfürst befahl darauf,  dass dem Stift keinerlei Zinsen mehr zu bezahlen seien, sondern alles

in St. Paul, das der Kurfürst ja besetzt hielt, abzuliefern sei. Am 27. November begann der Kurfürst die Stadt zu belagern. Für die Stadt kam das ziemlich unerwartet, den ihr Gegner war ja ihr Landvogt und hatte ihnen  ja Schutz und Schirm geschworen.

Weissenburg wandte sich sofort an den Zehnstädtebund. Die Reichsstädte waren zusammen gekommen, hatten aber nur einen zehntägigen Waffenstillstand erreicht.

Der Kurfürst hatte sein Quartier in St. Panthaleon genommen,das im Zuge dieser Aktion stark beschädigt wurde. Bei weiteren Vermittlungsversuche blieb der Kurfürst unnachgiebig und er provozierte weiter, so ließ er bei Schweigen Kastanienbäume schälen.

Das schaukelte sich weiter hoch. Dörfer wurden angezündet, die Mühle bei St. Remig zerstört. Erst im Februar gab der Kurfürst schließlich nach. 71 Tage hatte er die Stadt belagert. Er versprach, den Abt und seinen Propst in ihren kirchlichen Würden zu

belassen. Doch schon zwei Monate später wurde erneut gekämpft. Der Kaiser hatte Herzog Ludwig von Baiern, Graf zu Veldenz zu seinem Feldhauptmann ernannt und er rief zum Krieg gegen den Kurfürsten auf. Der Propst von Gottesaue sprach

den Bann über den Kurfürsten, den Vogt von Germersheim und einige weiter Beamte aus, auch gegen Dörfer, die sich feindselig gegen den Abt gezeigt hatten. Dagegen erließ der Kurfürst eine Appellation, der sich auch der Speyrer Bischof

Matthias anschloss. Er gebot seinen weltlichen Priestern, vor allem denen, die vom Kloster unabhängig waren, sich nicht an den Bann zu kehren. Die Elsässer Städte, die zur Landvogtei gehörten, waren diesem immer noch ergeben, zumal er ihnen sagte,

daß,  alle gegen ihn unternommenen Massnahmen ohne Wissen des Kaisers und gegen seinen Willen unternommen worden seien. Sie wandten sich nun an den Kaiser gegen den ergangenen Spruch. Es wurde trotzdem heftig gekämpft.

Von Weissenburg aus wurden über dreißig dreißig Dörfer des Kurfürsten oder seiner Anhänger gebrandschatzt. Am 6.November erließ der Kaiser folgende Anordnung “entbindet das Stift Weissenburg i.E. auf ein Jahr von allen Zahlungen und gibt ihm Pfalzgf. Ludwig von Veldenz als Schirmer” (Friedrich III in RR Literaturbeleg). Der neu ernannte Landvogt leistete am 28. März 1471 seinen Eid als Oberlandvogt in Hagenau. Als Kurfürst Friedrich von seiner Absetzung erfuhr, wandte er sich an den Kaiser

und machte sein Recht geltend, die Vogtei zu behalten, da sie ja der Kaiser (Sigmund) an ihn verpfändet habe. Die Reichsstädte im Elsass außer Weissenburg und Hagenau, setzten sich beim Kaiser ein, dass der Kurfürst die Landvogtei behalten kann.

Da das Verhältnis zwischen Kurfürst und Kaiser sehr angespannt war, beließ er Herzog Ludwig als Landvogt.Die Anhänger des Kurfürsten waren aber schon in das Gebiet des Herzogs eingefallen  und hatten es mehrfach verwüstet. Herzog Ludwig,

sah sich genötigt, um Frieden nach zu kommen-ohne Wissen des Kaisers. Im Frieden von Heidelberg gab er am 2. September 1472 sein Amt als Landvogt auf. Straßburg vermittelte zwischen Kurfürst und Kaiser und so konnte Friedrich wieder seine Rechte als

Landvogt erlangen und behielt diese bis zu seinem Tod 1476.

Abt Jakob starb am 10. August 1472. Kaiser Friedrich übertrug am 3. Oktober 1472 den Schutz der Abtei dem Rat der Stadt Straßburg.

Heinrich war Abt von 1475 bis 1496. Unter ihm schloss sich das Kloster 1482 der Bursfelder Kongregation an. Er starb auf der Rückreise vom Papst in Florenz 1496. Der Sponheimer Abt Johannes Trithemius war in den Jahren 1488 –1502

vom Generalkapitel der Bursfelder Kongregation mehrfach mit der Visitation linksrheinischer Klöster und der Diözese Speyer beauftragt worden. In dieser Funktion war er auch für das Kloster Weissenburg zuständig. Er zeigte als

Bibliophiler auch Interesse für die Weissenburger Klosterbibliothek und so gelangte er auch zu einer Kenntnis von Otfridhandschriften. Seine detaillierte Kenntnis des Evangelienbuchs läßt darauf schließen, er vor 1494 eine Otfridhandschrift kennen musste.

Auf Heinrich folgte Wilhelm II, der nur 4 Jahre regierte. Unter seinem Nachfolger Rüdiger Fischer wurde das Kloster in ein weltliches Kollegiatsstift umgewandelt.

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In die Zeit Abt Heinrichs fällt auch die Fehde, die Hans von Trotha oder Hans von Trapp, wie er in der Pfalz und im Elsass genannt wird, hatte. Die Burg Berwartstein war 1347 an Kloster Weissenburg gekommen. 1453 hatte das Kloster Kurfürst

Friedrich das Öffnungsrecht für die Burg eingeräumt. 1480 gab Philipp der Aufrichtige, der Neffe und Adoptivsohn von Friedrich dem Siegreichen, seinem Gefolgsmann Hans von Trotha  die  Burg Berwarstein. Dagegen protestierte das Kloster,

denn es sah sich weiter als Eigentümer von  Berwartstein an. Ein Jahr später übergab Philipp auch das “Zubehör” von Berwartstein an Hans vom Trotha. Natürlich protestierte das Kloster auch dagegen. Daraufhin ließ der Burgherr auf Berwartstein

kurzerhand die Wieslauter aufstauen, worauf Weissenburg auf dem Trockenen sass. Nach dem zu erwartenden Protest des Abtes ließ der Ritter den Damm aufreißen, was zu einer erheblichen Überschwemmung und Zerstörung in Weissenburg

führte. Abt Heinrich beschwerte sich beim Papst und dieser, Alexander VI. sprach am 8. Juli 1493 den Bann über den Kurfürsten und Hans von Trotha aus, der inzwischen das Amt des Marschalls beim Kurfürsten begleitete,

Auch vor den König war die Sache gelangt. Dieser befahl dem Ritter bis Mai 1494 alle Feindseligkeiten gegen das Kloster einzustellen. Als das nichts fruchtete, wurde er zum nächsten Gerichtstag im September 1494 nach Köln einbestellt.

Der Ritter ließ sich nicht beeindrucken, auch nicht als die Reichsacht gegen ihn ausgesprochen wurde. Insgesamt 4 Verhandlungen vor den Reichstagen verliefen ergebnislos. Das Problem löste sich erst 1503, nämlich

als Hans von Trotha am 26. Oktober starb, übrigens im kirchlichen Bann. Die Sanktionen gegen ihn wurden erst zwei Jahre nach seinem Tod aufgehoben. Er ist in der St. Annakapelle von Niederschlettenbach bestattet.

Das Kloster Weissenburg war einst als Missionskloster gegründet worden. Es hatte über 260 Eigenkirchen, war im heutigen Rheinland-Pfalz, Baden und Elsass reich begütert.Als es in ein Kollegiatsstift umgewandelt wurde, war es völlig verarmt,

besaß gerade noch drei klostereigene Höfe, nämlich einen in Steinfeld, einen in Schweighofen und den Koppelhof. Mehrere Ursachen hatten zu dem Niedergang beigetrage. Die ersten Verluste brachte schon der “Salische Kirchenraub”.

Im 14. Jahrhundert waren es viele Auseinandersetzungen mit der Stadt Weissenburg. Dazu kamen zum Ende des 15. Jahrhunderts die kostenträchtigen Auseinandersetzungen mit dem Pfälzer Kurfürsten.

Vor allem der Übergang von der Eigenbewirtschaftung der Klostergüter zur Vergabe als Lehen, brachte die größten Verluste, denn die Lehensnehmer betrachteten dies mehr und mehr als Eigengut .

Auch der Anfang des 16. Jahrhunderts brachte weitere Verluste. 1511 erheben sich die Bauern gegen ihre geistlichen Herren in Weissenburg, Altenstadt, Schleithal und Seebach. Der Zehnstädtebund geht gegen diese Aufstände vor.

Kurz vorher war auf der rechtsrheinischen Seite im Fürstbistum eine Verschwörung unter Joss Fritz verraten und so vereitelt.Auch in den Reichsritteraufstand unter Franz von Sickingen ist Weissenburg verwickelt.

Dabei wurden die beiden Festungen St. Paul und St. German zerstört.Im Großen Bauernkrieg von 1525 wurde die Festung Vier Türme zerstört. Das Kollegiatstift auf dem Stephansberg wurde verheert und sämtliche Zinsbücher verbrannt.

Das Kloster selbst musste harte Bedingungen eingehen, kam aber sonst unzerstört davon.

1524 genehmigte  Papst Clemens VII die Umwandlung in ein Kanonikerstift. An die Stelle eines Abtes setzte er einen Probst, einen Dekan und einen Custos und 12 Kanoniker. 1525 gelang noch die Inkorporation des Klosters Sankt Walburg im Hagenauer Forst, nachdem der

dortige Abt verstorben war. Abt Rüdiger Fischer starb 1545. Ihm folgte der Speyrer Bischof Philipp von Flörsheim nach. Kaiser Karl V. und Papst Paul III. genehmigten die Vereinigung der Propstei Weissenburg mit dem Hochstift

Speyer. Man erhoffte sich im Zeitalter der konfessionellen Spaltung für beide Einrichtungen eine notwendige Stärkung.

Martin Bucer predigte 1522 ein halbes Jahr in Weissenburg. Ab 1533 war Weissenburg weitgehend zum neuen Glauben übergetreten. Die Glaubenskriege der Folgezeit machten Stadt und Region schwer zu schaffen.

Im Laufe des 30-jährigen Krieges gerieten weite Teile des Elsasses unter französische Herrschaft. Die verschiedenen Friedensschlüsse bis 1714 bestätigten die französischen Eroberungen.

Während der französischen Revolution wurde das Stift aufgelöst.

Unbenannt

26 Aug 2014